GAGA GOT TALENT
A STAR IS BORN Dass Bradley Cooper einen überzeugenden Weltraum-Waschbären einsprechen kann, hat er zuletzt als Rocket Racoon in den Marvel-Comicverfilmungen bewiesen. Vom Kinderschwimmbecken steigt der Schauspieler jetzt aber gleich auf den Zehn-Meter-Sprungturm und hat sich für seine erste Arbeit auf dem Regiestuhl einen legendären Filmstoff auserkoren: Die erste Version von «A Star Is Born» wurde 1938 für acht Oscars nominiert, es folgten zwei Remakes mit den legendären Performern Judy Garland und James Mason (1954) sowie Barbara Streisand und Kris Kristofferson (1976) in den Hauptrollen – für beide Streifen hagelte es jeweils erneut Award-Nominationen und Kritikerlob. Kein Wunder: Die Story ist zeitlos und das Popcorn schmeckt gleich noch ein bisschen salziger, wenn dem Publikum die Tränen vor Rührung in den Knabberbecher tropfen. Trotz einiger Anpassungen hält sich deshalb auch der Regie-Neuling und Hauptdarsteller an den Grundplot: Jack Maine (Cooper) besteht aus 70% Gin und 30% Tinnitus – eine gefährliche Mischung für einen gefeierten Rockstar, der mit seinem Erfolg und der Vergangenheit hadert. In einer Drag-Bar
trifft er auf die stimmgewaltige Hobby-Songwriterin und Sängerin Ally (Lady Gaga), die ihre Träume von einer grossen Musik-Karriere eigentlich bereits begraben hat. Hingerissen von ihrem Talent nimmt sie Jack erst mit auf die Bühne, dann auf Tour – und schliesslich auch ins Bett. Bald überflügelt Ally ihren Mentor und Lover in Sachen Erfolg und während sie sich vom Produzenten Rez (Rafi Gavron) zur synthetischen Pop-Sensation trimmen lässt, dreht sich Jacks alkoholbedingte Abwärtsspirale trotz Unterstützung durch seinen Bruder Bobby (Sam Elliott) und Jugendfreund Noodles (Dave Chappelle) immer schneller nach unten. Bradley Cooper ist mit seiner Version von «A Star Is Born» ein definitives Stück Classic Rock straight outta Hollywood gelungen – Kitsch und Klischee sind zwar allgegenwärtig, doch spielt der Film eben auch all die richtigen Töne, um das Publikum zu betören. Diese Magie entwickelt sich insbesondere durch das brillant aufspielende Leinwandpaar: Lady Gaga meistert ihre erste Filmhauptrolle mit Bravour und überzeugt auch in Szenen abseits von Klavier und Mikrofonständer. Cooper wiederum musste für seinen Part erst das Gitarrenspiel und Singen lernen, um auch auf der Bühne als Saiten niedelndes Genie durchzugehen und mit der mehrfachen Grammy-Gewinnerin mitzuhalten. Und so sind die eingängigen Duette sowie die dabei spürbare Chemie zwischen den beiden Stars auch die unbestrittenen Highlights von «A Star Is Born». Sie helfen auch über einige Makel hinweg – etwa, wenn der Film in seiner zweiten Hälfte einige Längen aufweist, gleichzeitig aber auch allzu viel Handlung hineinquetschen will und dabei der Aufstieg von Ally in den Musik-Olymp scheinbar per Fingerschnippen zu gelingen scheint. Doch selbst wenn Bradley Cooper als Regisseur noch nicht jeden Takt perfekt zu setzen vermag, so gelingt ihm mit «A Star Is Born» doch ein echter Trommelwirbel der Gefühle. Gerne erwarten wir eine Zugabe. Regie: Bradley Cooper WWWWwwwvvv Ab 4.10. im Kino
#160 | OKTOBER 2018
Aller Anfang ist schwer? Für sein Regiedebüt wagt sich Bradley Cooper mal eben an die Neuverfilmung eines Hollywood-Klassikers und schmachtet darin mit Lady Gaga um die Wette. (rec)
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