RCKSTR Mag. #163

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Das letzte Printmagazin der Welt

163# FEBRUAR 2019

Lauren Sanderson

Von der Motivational Speakerin zur ganz grossen Pop-Hoffnung Ausserdem:

t Two Stripes lve Ve n de d un ko yo Ki y yle Ha l, ta en Interviews mit Rudim st) Der Skandalfall Relotius erreicht unser Magazin (glauben wir zuminde Und warum plรถtzlich alle unsere Freunde Skiferien in Thailand machen ; rckstr.ch CHF 5.- EURO 4.50



Michael Rechsteiner (rec) REDAKTIONSPRAKTIKUM

«

Sie verschwanden vor langer Zeit von allen Strassen und der rote Stier jagte dicht hinter ihnen und verwischte ihre Spuren. – Zitat aus «Das letzte Einhorn», 1982

Marietta Gerber (mge) SCHREIBENDE IN DIESER AUSGABE Christian K.L. Fischer (fis) Jessica Fall (jes) Jessica Jurassica (jj) Lea Hofer (lea) Luisa Bider (bibi) Manuel Maissen (vlct) Neil Werndli (nei) Rainer Etzweiler (rez) Schimun Krausz (shy) GRAFIK & LAYOUT Patrick Campolongo KORREKTORAT

VERKAUF Rainer Etzweiler Zoé Zimmermann Samuel Rudolf von Rohr PROPAGANDA & EVENTS Jessica Fall Thierry Klaus Yuki Hubmann Zoé Zimmermann DISTRIBUTION Pit «Chemtrails» Kägi TEAM ROTKREUZ Martin Schiess

Dasselbe Schicksal wie die verstörend sexy Einhörner im Film hat ja unlängst auch das Printmedium-Geschäft ereilt. (Wobei wir im Gegensatz zum Cartoon nicht die ganze Schuld auf Red Bull schieben wollen.) Ist also ganz schön einsam geworden im Blätterwald, weshalb wir uns den neuen Titel als «Das letzte Printmagazin der Welt» verliehen haben. Noch trifft der vielleicht nicht komplett zu – wir liefern uns aktuell noch ein Rennen mit dem FACES, der New York Times sowie einem Fachblatt übers Stricken mit saisonalen Mustervorlagen – doch wenn uns die Netflix-Doku über das desaströse Fyre Festival etwas beigebracht hat, dann dass gute Vorbereitung entscheidend ist. (Ausserdem werden wir Evian-Flaschen nie wieder mit den gleichen Augen sehen.) Begleitet wird der zukünftige Spitzname mit ein paar redaktionellen Neuerungen. Einige Rubriken wurden auf einem Holzfloss in den See geschoben und dann per brennendem Pfeil in Flammen gesteckt, dafür haben wir uns neuen und hoffentlich ebenso charmanten Schwachsinn ausgedacht. Themengebiete wie Kulinarisches, Reisen und Mode werden wieder prominenter behandelt und das Budget für Bewertungssterne wurde radikal halbiert. Noch sind unsere Umbauarbeiten vom Heftli nicht komplett abgeschlossen, ganz im Gegensatz zu jenen für unsere neue geschmeidige Website – unbedingt besuchen, die Ladezeiten sind auch nicht mehr so lange, dass man sich währenddessen einen Ramen-Snack aufheizen kann. Jetzt aber wünschen wir dir spassiges Durchstöbern der neuen Ausgabe. Oder um noch einmal inspirierende Worte aus «Das letzte Einhorn» zu schütteln: «Sie wird sich an dein Herz erinnern, wenn Menschen Märchen sind, in Büchern geschrieben von Kaninchen.» (...Hä!? Ernsthaft, hätten wir am Weihnachtstag, wenn der Film jeweils auf RTL2 läuft, nicht bereits eine halbe Flasche Prosecco intus, käme uns der Streifen wahrscheinlich ganz schön bescheuert vor.) Herzli, Michael

Henna Matter TEAM WÄDENSWIL Monika Bestel Walti Bestel Katrin Widmer PROMOGIRLS Dario, Elise, Giuliano, Laurin, Lucy, Melanie, Meret, Rahel, Räff, Rika, Sabrina, Stephanie, Stéphie und Tobi

ANZEIGEN Rainer Etzweiler Zoé Zimmermann Samuel Rudolf von Rohr TEL +41 43 333 09 04 GESCHÄFTSFÜHRER FAX +41 43 333 09 06 rockstar@rockstar.ch Joel Meier www.rock star.ch

VERLAG Youngcom AG Blegistrasse 1 CH-6343 Rotkreuz

REDAKTIONSADRESSE RCKSTR Mag. Sihlhallenstrasse 19 CH-8004 Zürich TEL +41 43 333 09 05 FAX +41 43 333 09 06 redaktion@rockstar.ch

Mediadaten, Infos und AGBs: www.youngcom.ch

DRUCK Die Wattenscheider Medienvertriebs GmbH D-44867 Bochum

ERSCHEINT 11 x JÄHRLICH AUFLAGE 50’000 Ex. LESER 115’000 (MACH 2012-2)

VERTRIEB Youngcom AG Passive Attack GmbH Modul Kultwerbung

JAHRESABO CHF 69.abo@rock star.ch ABOVERWALTUNG Zoé Zimmermann

(auch SMS) per Postkarte an und Verlosungen sind alle Personen. Teilnahme an allen Verlosungen Teilnahmebe rechtigt an Wettbewerb en, Preisausschr eibungen sind nur für den internen Gebrauch bestimmt. 8004 Zürich möglich. Kontakt- oder persönliche Angaben RCKSTR Mag., Wettbewerb «Betreff», Sihlhallenstr asse 19, können nicht umgetausch t, Sachpreise en. anzuschreib SMS Zusammenh ang per Post, E-Mail oder RCKSTR Mag. behält sich vor, die Teilnehmer auch in anderem Verwendung des Inhaltes nur mit ist ausgeschlos sen. Es wird keine Korresponde nz geführt. Jegliche zurückgegeb en oder in bar ausbezahlt werden. Der Rechtsweg /Angebote übernimmt der Versprechen irrtümliche und Druckfehler ert eingesandte Dokumente, schriftlicher Genehmigun g des Herausgebe rs. Für unaufgeford © 2017 RCKSTR Mag. ist eine eingetragen e Marke der Youngcom AG Verlag keine Haftung. Member-Ang ebote so lange Vorrat.

#159 | SEPTEMBER 2018

REDAKTIONSLEITUNG

EDITORIAL

«

IMPRESSUM

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| FEBRUAR 20 63 19 #1

RCKSTR Mag.

INHALT

SEITE

48 SEITE

22

«Lesbian Jesus» kommt nach Zürich – Hayleyluja!

(Zu?) Perfekter Pop mit grandioser Gästeliste

Hayley Kiyoko

#159 | SEPTEMBER 2018

Rudimental

SEITE

18

4 SEITE

34 Die beste Barkeeperin der Schweiz über ihr Handwerk Mixology

SEITE

36

Unser aktueller Lieblingsnewcomer im grossen Interview

Die US-Serien-Sensation auch im Zürcher Nachtleben

Lauren Sanderson

Pose

PLUS

Möglicherweise von Claas Relotius oder auch nicht

Wo bleibt das nächste gute «Star Wars»-Game?

Unsere HochglanzSEITE Reportage

42

14

Liam Neeson treibt es endgültig zu bunt (im Schnee)

38

Die neue Platte von Modeselektor (und weitere) im Review

26

Was taugt die neue Netflix-Serie «Russian Doll»?

40

Du weisst nicht wohin mit dir? Unsere Ausgeh-Tipps! SEITE

32

48

Die ersten Highlights vom m4music im Überblick

54

Unsere Urlaubsgewohnheiten sind im Wandel

Aww! So kannst auch du dich wie ein Petfluencer kleiden

Skiferien? Ab nach Thailand!

Und Jessica Jurassica hat uns auch noch was zu sagen

30 12

Wir trinken uns durch die Geschichte der St. Galler Band Velvet Two Stripes SEITE

24

W Jetzt Greenfield-Ticket kaufen & gratis RCKSTR-Member werden!

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www.heimatkult.ch GIBT ES BEI:

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Die einzig Schwiizer Zigi.


RaNdoM

M R Ü T S E G HIRN o s t i e Z r e t z t Was uns in le ing g f p o K n e d h alles durc

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at Wenn sich nach gerade mal einem Mon Ongsdes Nichtbestellens unser Lieblin ten line-Essensdienst mit einer besorg und Mail plus Gutschein-Code meldet wir vielten soll wissen will, ob alles okay ist, lassen. leicht mal wieder öfters das Haus ver

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Wir wünschen «Roma» zwar alles Gut e bei der Oscar-Verleihung. Aber das Beste, was momentan bei Netflix läuft, ist «Catwalk», ein e Doku über Rassenkatzen-Schönheitsettb ewerbe in Kanada und wir suchen uns jetzt selber ein majestätisches Büsi, mit dem wir am 30. März an die Katzenausstellung Oberglatt fah ren und gewinnen können.

Es gibt neu eine 7’000 Dollar teure Toilette, in der Amazons Alexa eingebaut ist. Auf Wunsch spielt sie Musik, beheizt den Sitzdeckel und löst die Spülung aus. Arme Alexa. Wir dachten bisher, die Leute an den Paketlaufbändern hätten den beschissensten Job bei Amazon.


Warum können die Playmobil-Figuren im kommenden «Playmobil: The Movie» (ab Augst im Kino) ihre Ellbogen bewegen? Haben die Filmproduzenten jemals eine Playmobil-Figur gesehen!? Wir brauchen ein Mindestmass an Realismus in unserem Playmobil-Film, verdammt! Also eigentlich brauchen wir ja überhaupt keinen Playmobil-Film, selbst wenn Daniel Radcliffe in diesem Schund eine der Figuren spricht.

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Die Charity-Plattform Omaze verlost eine Reise, auf der man mit Emma Stone und Haim für ein Meet & Gre et zum Spice Girls Konzert nach London fliegt. Wir haben plötzlich heavy Minderwertigkeitskomplexe, was die Gewinne bei unseren Newsletter-Wettbewerben betrifft. (Trotzdem anmeld en: rockstar.ch/win!)

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Ist Jastina Doreen jetzt eigentlich ihren Miss-Schweiz-Titel los, weil sich ihr Team vor der Wahl heimlich mit den Russen getroffen hat oder was?

«Tinder» heisst rückwärts «Red nit» und genau das wollen wir vier von fünf Dates jeweils nach den ersten zehn Minuten ins Gesicht rufen. (Keine Ahnung, war um wir dazu einen Basler Dialekt verwenden.)


RaNdoM

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«Hi, hier spricht Stormy Daniels. Alles Gute zum 50. Hochzeitstag!»

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Im März wird RCKSTR 15 Jahre alt und was wünscht sich ein Teenie zum Geburtstag mehr als ein Shoutout vom Lieblingspromi? Und damit meinen wir jetzt nicht den Sänger von Pegasus, der jeden Tag an unserem Büro vorbeigeht und durchs Fenster guckt und trotzdem nie reinkommt (Noah, echt jetzt, was machst du bloss an der abgefucktesten Strasse im Zürcher Kreis 4, schau wenigstens endlich mal auf einen Kaffee rein!). Unser Blick schweift vielmehr nach Hollywood und durch das Start-up Cameo lassen sich neuerdings Stars buchen, die für eine Gebühr ein persönliches Gruss-Video aufzeichnen – meist während sie mit wackelndem Handy auf dem Weg zu Whole Foods sind oder so. Das Angebot der Nebenverdienstler/innen liest sich wie ein echtes «Who is who (of who‘s that again?)». Wir haben uns begeistert/entsetzt durch das Artist-Roster auf der Website cameo.com geklickt und schon mal eine Vorauswahl getroffen. (rec)

s Wesley Snipe ; $500 1999-Wir wären vor Aufregung fast die Wände hoch beim Gedanken, dass uns für gerade mal 500 Dollar Blade persönlich viel Glück zur Lehrabschlussprüfung wünscht. 2019-Wir hoffen einfach, dass Snipes den Betrag auch ordentlich versteuert und nicht wieder im Knast landet.

Snooki ; $300 Wir sind uns ziemlich sicher, dass man es als «Wohltätige Zuwendungen» von den Steuern abziehen kann, wenn man die ExCast von «Jersey Shore» beschäftigt. Wobei $300 sportlich sind für jemanden, dessen einziger Punkt im CV lautet «Ich war sooo besoffen vor der Kamera».


Tut uns leid, wenn dir jetzt der Refrain zu «Friday» für den Rest des Tages nicht mehr aus dem Kopf geht. Und es ist nicht vollkommen ausgeschlossen, dass Becca ihr Honorar dazu verwendet, Songs für all die restlichen Wochentage zu produzieren. Uh-oh.

ls Stormy Danie ; $666

130‘000 Dollar Schweigegeld soll Stormy Daniels von Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen erhalten haben, damit sie sich über ihre angebliche Affäre mit dem POTUS ausschweigt. Genützt hat es nix und mit 666 Dollar ist es scheinbar ohnehin viel günstiger, sie zum Reden zu bringen.

Backpack Kid ; $40

Oh. Hey. Der Goof, der den verdammten Floss-Dance erfunden hat. Selbstverständlich wollen wir jedem ans Schienbein treten, der sich an dem Move versucht. Aber vielleicht steckt BPK die Kohle in eine anständige Ausbildung, damit er nicht endet wie das Star Wars Kid.

t Hosico the Ca ; $50

Einen vollen Fuffi für das Video einer fetten Instagram-Katze, die wahrscheinlich nicht mal «Happy Birthday» miauen kann? So gut haben wir unser Geld nicht mehr angelegt, seit wir damals eine Luxus-Cabana fürs Fyre Festival reserviert haben.

Mandi Macias ; $1

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Rebecca Black ; $40

9 Wir haben zwar noch nie einen Song von, äh, Sängerin Mandi Macias gehört, aber wenn das mal kein absolut unschlagbares Schnäppchen ist. Wahrscheinlich holt sie damit knapp mal die Stromkosten wieder rein, die sie fürs Aufladen vom Handy benötigt.

Zach Galligan ; $39.99 Mal davon abgesehen, dass wir grosse Fans der «Gremlins»-Filme sind, entzückt es uns sehr, wie Hauptdarsteller Galligan seinen Preis mit Cent-Betrag festlegt als wäre er ein Stabmixer bei Lidl. Sparfüchse greifen hier sofort zu – in your face, Backpack Kid!


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; CHF 32.95 bei radbag.ch

In Peru ist das Alpaka bekanntlich ein wahrhaftes Allzweck-Tier und Andenvölker laden schon seit dem 15. Jahrhundert ihre Handys an ihnen auf. Jetzt können auch wir das endlich tun und zwar durch diese herzallerliebst aussehende Powerbank.

ALPAKA CHARGER

Was diesen Monat alles mit ins Turnsäckli muss

; CHF 25.- bei foundmi.com

Schlüssel verbummelt? Wonder Woman to the rescue! Die Anhänger mit Bluetooth-Tracker helfen dir, deine verlegten Schätze wieder zu finden und sind erhältlich in zig putzigen Character-Designs (u.a. von DC, Marvel, Harry Potter und Star Wars).

FOUNDMI TRACKERS

BEUTEL BEUTE!

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RaNdoM


; CHF 17.45 bei iwantoneofthose.com

Bis zum Start der nächsten und letzten «Game of Thrones»-Staffel sind es noch einige Drinks hin. Diese lassen sich besonders stilecht kippen mit diesem Flachmann – bedruckt mit dem Motto von Tyrion Lannister (und inoffiziellen Banner-Spruch von RCKSTR).

«GAME OF THRONES»-FLASK

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; CHF 19.90 bei orellfuessli.ch

Wo ist Walter? Wen interessierts! Der bebrillte Streifen-Honk soll sich jetzt mal ausruhen, während wir in diesem famos illustrierten Wimmelbuch nach dem Dude – everybody‘s favorite slacker aus «The Big Lebowski» – Ausschau halten und dabei am White Russian nippen.

«WHERE‘S THE DUDE»

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; CHF 6.90 bei lolipop.ch

In ihrer Heimat Australien sind TimTams nicht bloss ein Schoko-Bisquit-Snack, sondern Staatsreligion. Jetzt sind die Teile auch mit Cappucchino-Geschmack bei uns erhältlich – und locken hungrige Backpack-Touris aus Down Under im Umkreis von 3 Kilometern an.

TIMTAM CAPPUCCINO


KOLUMMNE

JESSICA JURASSICA

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ICH SITZE AUF DEINEM GESICHT

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ch sass mal wieder auf dem Gesicht irgendeines Fuckboys und ich sass da nur, weil er mich angefleht hatte, mich auf sein Gesicht zu setzen. Eigentlich finde ich das gar nicht so wahnsinnig geil, aber ich finde es geil, wenn mich einer so anfleht und dann stöhnend unter mir liegt und dabei so verzweifelt dreinschaut, weil er es so geil findet, dass ich auf seinem Gesicht sitze. Der Fuckboy schaute ein bisschen so aus, als würde er sterben und ich fragte mich, ob man aus Versehen jemandes Genick brechen kann, wenn man sich auf dessen Gesicht setzt. Hinter meinem Bett stapeln sich meine Bücher zu hohen Türmen, das wirkt immer ein wenig bedrohlich, sie drohen auf einen runter zu stürzen, wenn man im Bett liegt und liest oder fickt. Und als ich so auf dem Gesicht dieses Fuckboys sass, hatte ich diese Büchertürme direkt vor mir, die ganze feministische Literatur, Virginie Despentes, Simone de Beauvoir, Laurie Penny und zuoberst das «Scum Manifesto» von Valerie Solanas. Als wir fertig gefickt hatten – ich hatte ihn gewürgt, bis er kam – und nackt nebeneinander im Bett lagen und rauchten, fragte mich der Boy was denn so mein Lieblingsroman sei und ich sagte «Sind wir

«

jetzt hier beim Speed-Dating oder was?». Dann schwiegen wir. Nachdem wir nochmals gefickt und der Fuckboy mich zum Orgasmus gebracht hatte, mit seiner Zunge und zwei Fingern, erzählte ich ihm von Bret Easton Ellis’ Roman «Unter Null», den ich kürzlich gelesen hatte, weil ihn mir einer empfiehl, mit dem ich mal in einer Mittwochnacht am Bahnhof geknutscht und Lines gezogen hatte. Ich erzählte, dass ich mir nicht sicher sei, wie viele Vergewaltigungsszenarien tragbar seien im Namen der Literatur. Dass ich nicht sicher sei, was passiert, wenn Sex nicht mehr Sex, sondern Gewalt ist, im Namen der Literatur. Dass ich nicht sicher sei, wie viel überspitztes Patriarchat sein darf. Im Namen der Literatur. Ich erzählte von Verena Stefans «Häutungen» und ihrer Sprache für Sex und Körper und Unterdrückung und Befreiung. Der Fuckboy lag neben mir, schwieg und rauchte und ich erzählte von Dawills Album «Moringa» und dass Dawill eigentlich eine ganz ok Sprache für Sex habe, trotz des heteronormativen Kontextes, weil der so schön entspannt und spielerisch über Sex rappt und dann hörten wir Dawill und Dawill rappte:

Sitz uf mis gsicht Sitz uf mis gsicht Wieso steisch du dert so um? Sitz doch uf mis gsicht Sitz uf mis gsicht Sitz uf mis gsicht

»

Wenn Jessica Jurassica nicht gerade führende Lifestyle-Influencerin auf dem Gebiet voller Aschenbecher ist, schreibt sie auch für uns. Schono nett von ihr.



STORY

Sein langer Weg nach unten

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Wie ein Handwerker aus Ohio seinem amerikanischen Traum bis auf den Grund des Mittelmeeres nachjagte.

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Billy Lee Dudley, 35, auf der Suche nach dem American Dream.


Auch in der Schweiz veröffentlichten Medien wie die Weltwoche, NZZ am Sonntag und Tageswoche diverse Artikel von Relotius, die sich jetzt als manipuliert oder frei erfunden herausstellen. Was bislang noch niemand wusste: Kurz bevor die Machenschaften des Journalisten aufflogen, bot Claas Relotius auch RCKSTR eine exklusive Geschichte zum Abdruck an.

A

ls Donald Trump am 20. Januar 2017 seine Hand auf die Bibel legte und zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika eingeschworen wurde, warf Billy Lee Dudley seinen Werkzeuggürtel auf die Ladefläche des rostbraunen Pickup-Trucks und nahm Kurs auf Fort Hancock, Texas. Noch ein letztes Mal wühlten die Reifen den Schlamm seiner Heimatstadt Ashville in Ohio auf, wo Billy Lee während den letzten zwölf Jahren den von seinem Vater geerbten Schweisserei-Betrieb geführt hatte. Doch irgendwann wurden im 4‘000-Seelen-Dorf die Aufträge ständig knapper. Und damit auch das Geld. Und damit schliesslich die Hoffnung, den American Dream doch endlich mit beiden Händen packen zu können. Dieses Versprechen von selbstgeschaffenem Reichtum und Glück wird auch den Kindern von Ohio verheissungsvoll in die Wiege gelegt, doch hängt es für Männer wie Billy Lee scheinbar zeitlebens ausser Reichweite – ein unentwegt über der Wiege schwebendes Mobilee, das verlockend seine Kreise dreht bis man die Augen schliesst. Nun aber sah der 42-jährige Blue-Collar-Boy seine Stunde gekommen. Nicht mehr länger in Ohio, das Dudley in seinem Leben bislang nur zweimal verlassen hatte, sondern 1‘600 Meilen weiter südlich an der amerikanisch-mexikanischen Grenze. Die fast 24 Stunden Fahrtzeit bewältigte Billy Lee in einem Stück. Keine Pinkelpause sollte seine bessere Zukunft noch weiter hinauszögern. Ende der Brückenzeit Fort Hancock wurde 1882 nach dem US-Bürgerkrieg vom 10. Kavallerie-Regiment als Posten auf der Route von San Antonio nach El Paso gegründet. Allesamt Kämpfer von afroamerikanischer Herkunft, zählte die Truppe zu den ersten «Buffalo Soldiers» und spielte eine wichtige Rolle im Feldzug gegen den Apachen-Häuptling Victorio. Auch während dem Ersten Weltkrieg kam das in den beigefarbenen Weiten des Grenzlandes gelegene Nest nicht zur Ruhe, als sich (angeblich von deutschen Agenten

Da wir endlich auch mit der Tagi-Magi-Crowd abhängen und beim Weih nachtsessen nicht länger die enttäuschten Blicke unserer Eltern ertragen wollten, nahmen wir das Angebot umgehend an. Die jüngsten Enthüllungen haben uns nun aber dazu veranlasst, den vor liegenden Artikel besonders gründlich durch unser Faktencheck-Team überprüfen zu lassen. Nach ausführlicher und mehrfacher Kontrolle kam die sechsköpfige Taskforce zum Schluss, dass es keinen Grund gibt, den Wahrheitsgehalt dieser Reportage anzuzweifeln und das sich die folgen en. beschrieb Autor vom wie den Ereignisse genau so abgespielt haben,

angestiftete) Guerillas aus Mexiko wiederholt Scharmützel mit US-Truppen lieferten. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich Fort Hancock jedoch zum beliebten Nadelöhr, zwischen dem illegale Einwanderer aus Mexiko relativ unbescholten ihren Weg ins verheissene Land machen konnten: Vier Brücken führen hier über den Rio Grande in die USA und noch bis vor wenigen Jahren kümmerte sich kaum jemand, wenn Männer, Frauen, ganze Familien ihren ersten Schritt in den Norden und damit ein hoffentlich besseres Leben machten. Doch mit der zunehmenden Brutalität der mexikanischen Drogenkartelle waren auch die Ängste der Bewohner in Fort Hancock gewachsen. Wo sich früher nur Brücken befanden, stehen nun auch Mauern. Lückenhaft zwar und oftmals nur aus Maschendraht. Doch ein Mann hatte versprochen, dies zu ändern: In seiner Antrittsrede für die Präsidentschaftskandidatur gelobte Donald Trump einen undurchdringlichen Grenzwall. Doch um diesen auch aus dem Wüstensand stampfen zu können, braucht der POTUS Männer. Männer wie Billy Lee Dudley. Dudleys Grenzerfahrung Zwei Jahre sind inzwischen seit seiner Ankunft in Fort Hancock vergangen und Billy Lee sitzt am Tresen von «Angie‘s Restaurant», seine Ellbogen links und rechts neben einem Teller Rührei vor ihm. An der Wand hängen Bilder von Elvis und Jesus und im Radio proklamiert sich Bruce Springsteen als «Tougher than the Rest». Hier gibt es das beste Frühstück in Fort Hancock, immer heissen Kaffee und warme Worte zur Begrüssung. Er habe sich soweit ganz gut hier eingelebt, meint Dudley. Seine Stimme für das Amt des Präsidenten habe er damals selbstverständlich dem republikanischen Kandidaten gegeben – mit Vorbehalt, wie Dudley schnell hinzufügt. Viele Äusserungen Trumps haben auch ihm sauer aufgestossen, doch ein Versprechen habe all das aufgewogen: Die Aussicht auf Jobs – «new, beautiful, well paying jobs». Und als der Unternehmer aus New York tatsächlich die Wahl für sich entscheiden konnte, war für den Schweisser aus Ohio klar: Bald schon würde bei der südlichen Grenze eine gewaltige Baustelle entstehen, an der auch er fleissig mitverdienen wollte. «Vielleicht war meine Entscheidung damals etwas voreilig», meint Dudley schulterzuckend und lässt eine weitere Gabel Rührei in seinem Mund verschwinden. Denn tatsächlich hat der Mauerbau hier in Fort Hancock noch längst nicht begonnen – oder irgendwo sonst entlang der Landesgrenze. Wieder muss sich Dudley mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten, wieder reicht der Kontostand bis kaum ans Ende vom Monat. Einzig die Wintermonate sind hier unten in Texas etwas erträglicher als im verschneiten Heimatstaat. Doch Billy Lee Dudley ist nicht gewillt, länger zu warten. Und seit einer Begegnung, die der Handwerker jüngst gemacht hat, muss er das womöglich auch schon bald nicht mehr.

Warten auf die Mauer: Grenzübergang in Fort Hancock, Texas.

Fernweh und Aufbruch Es war schon dunkel als Billy Lee Dudley durch Vorstadtstrassen heimwärts ging. Da

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DISCLAIMER:

Ein handfester Skandal schickte in den vergangenen Wochen Schockwellen durch die deutschsprachige Presselandschaft: Dem Spiegel-Redakteur Claas Relotius wurde nachgewiesen, während Jahren zahlreiche seiner preisge krönten Reportagen teilweise oder komplett gefälscht zu haben – unter an Irak. im soldaten IS-Kinder über Bericht rter geschilde h derem ein dramatisc

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STORY

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war ein Wirtshaus, aus dem das Licht noch auf den Gehsteig schien. Er hatte Zeit und ihm war kalt, drum trat er ein. Da sassen Männer mit braunen Augen und mit schwarzem Haar. Und aus der Jukebox erklang Musik die fremd und südlich war. Als man ihn sah, stand einer auf und lud ihn ein: «Griechischer Wein ist so wie das Blut der Erde, komm', schenk dir ein. Und wenn ich dann traurig werde, liegt es daran, dass ich immer träume von daheim, du musst verzeih'n.» (Anm. d. Red.: Der vorangegangene Abschnitt kommt uns zwar irgendwie bekannt vor, wahrscheinlich liegt das aber an der wahnsinnig plastischen Schreibweise des Autors, die einem das Gefühl gibt, dabei gewesen zu sein.) Der Mann stellte sich Billy Lee als Panos vor. Panos kam vor fünfzehn Jahren von Thessaloniki in die USA und machte sich schnell einen Namen als der beste Hundefriseur im amerikanischen Südwesten. Mit seinem eigenen Grosspudel Marathon gewann er dreimal in Folge die Lone Star State Classic Dog Show. Das Preisgeld schickte Panos stets an seine Familie in Griechenland. Auch, um das seit der Finanzkrise wirtschaftlich angeschlagene Baugeschäft seines Schwagers wieder aufzupäppeln. Doch seit einigen Wochen scheint dieser den monetären Zustupf nicht mehr nötig zu haben, wie Panos bei einem Telefonat nach Hause erfahren konnte. Ein fantastischer Grossauftrag habe sich aufgetan, der inzwischen Konstruktionsfirmen im gesamten mediterranen Raum beschäftigen soll. Mehr noch: Das Projekt sei dermassen gross, dass noch immer weitere Handwerker hinzugezogen werden müssen. Handwerker wie Billy Lee Dudley.

Marathon, 7, dreifacher Sieger der Lone Star State Classic Dog Show.

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weitere Muschel aus. Bei seiner Ankunft in Italien wurde der Amerikaner durch Panos‘ Schwager Orion empfangen, von Neapel fuhren sie gemeinsam nach Herakleia Minoa, einer Stadtruine im Süden Siziliens. Einst diente der Ort den Tyrannen von Syrakus als wichtiger Grenzposten, den sie wiederholt gegen Angreifer aus Karthago verteidigen oder zurückerobern mussten. Heute stehen hier zwei Hotels, ein Parkplatz und viele alte Steine. Und – so lernte Billy Lee Dudley schon bald – der Eingang zu einem der grössten und geheimsten Bauprojekte der Welt. «Orion erklärte mir alles auf der Fahrt dorthin», erinnert sich der Mann mit den inzwischen wieder wund gearbeiteten Pranken. «Italiens Regierung beaufsichtigt seit vergangenem Sommer den Bau einer Grenzmauer durch das Mittelmeer, um afrikanische Flüchtlinge aus Europa fernzuhalten.» Entstanden ist der Plan kurz nach der Machtübernahme durch die rechtsnationalistische Lega und dem populistischen Movimento Cinque Stelle im Frühling 2018. Kurz darauf habe sich der italienische Innenminister Matteo Savini mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán zu einer Partie Minigolf in Triest getroffen, wo sich die Idee nach dem achten Loch langsam materialisierte. (Savini gewann die Begegnung mit zwei unter Par.) Kurz darauf begann die Allianz, entsprechende Bauaufträge zu verteilen – an Firmen mit Sitz von Zypern bis Gibraltar. Die übrigen EU-Staaten wurden nicht über das Vorhaben informiert. In einer frühen Version des Projekts hätte Dänemark ebenfalls mit eingebunden werden sollen, um an die riesigen Legostein-Reserven der mitteljütischen Höhenzüge zu kommen. Doch stattdessen wurde ein weitaus verwegeneres Vorgehen ins Auge gefasst. Dreizack-zack! «Anfangs war ich etwas misstrauisch, als mir Emilio als Kollege vorgesetzt wurde. Ich arbeite eigentlich lieber alleine. Und ausserdem ist er zur Hälfte Shrimp.» Inzwischen versteht sich Billy Lee Dudley mit seinem Mitarbeiter aber ausgezeichnet, von einigen sprachlichen Barrieren abgesehen. Zu Beginn sah das noch ganz anders aus. Als der Amerikaner in Herakleia Minoa ankam, wurde ihm von Orion mitgeteilt, dass er zuerst den Goldenen Dreizack von Aloeus in seinen Besitz bringen musste, bevor er mit der Arbeit beginnen könne. «Ich dachte nur: Wozu ein Dreizack? Ich hatte meine eigene Bohrma-

«Ich war misstrauisch, klar», sagt Dudley, als er jetzt von diesem Abend mit Panos erzählt. «Aber was habe ich schon zu verlieren?», fährt er fort und nimmt ein Flugticket aus der Innentasche seiner Flanelljacke: In zwei Tagen geht es für den Mann, der sich nie hätte träumen lassen, jemals einen Fuss auf Boden ausserhalb der Vereinigten Staaten zu setzen, von Houston nach Neapel. Dort wird er alle weiteren Informationen erhalten. Billy Lees American Dream, an den Ufern des Mittelmeeres soll er sich nun endlich erfüllen. Ein Meer macht dicht Acht Wochen später sitzt Billy Lee Dudley am Tresen von «Angelo‘s Friggitoria», seine Ellbogen links und rechts neben einem Teller Muscheln vor ihm. An der Wand hängen Bilder von Al Bano und Jesus und im Radio verspricht Adriano Celentano «Pregherò». «Ich habe mich soweit ganz gut hier eingelebt», meint Dudley und schlürft schulterzuckend eine

Der Goldene Dreizack von Aloeus, Schlüssel zum Volk der Pandalusier.


Der Unterwasser-Deal Jahrhunderte lang lebten die Pandalusier unbemerkt und damit unbescholten auf dem Grund vom Mare Mediterrarum, bis 1953 der französische Meeresforscher und Dokumentarfilmer Jacques-Yves Cousteau während einem Tauchgang für die Dreharbeiten zu seinem später Emilio, 3, schmeckt besonders oscarprämierten Werk «Die schweigende Welt» auf ihre gut an einer Cocktailsauce. Spezies traf. (Eine entsprechende Szene, die das erste Treffen zwischen Mensch und Pandalusier zeigt, wurde aus dem Film geschnitten. Die Produzenten beharrten auf mehr Aufnahmen mit Delfinen, um damit auch ein jüngeres Publikum anzusprechen.) Das Wissen um die Existenz der körperlich enorm ro- nab klappt. Plötzlich krächzt eine heisere Stimme durch das UKW-Raubusten und hochintelligenten Mensch-Shrimp-Hybriden blieb lange nur schen: «Well 'round here baby, I learned you get what you can get...», einigen hohen Kreisen aus Wissenschaft und Politik vorbehalten. (Sowie singt Bruce Springsteen, auch hier noch immer «Tougher than the Rest». Elvis Presley, der 1962 das Lied «Song of the Shrimp» für den Sound- 5'000 Meilen von Zuhause blickt Billy Lee Dudley aus dem Fenster und track zum Film «Girls! Girls! Girls!» aufnahm. Zu diesem Zeitpunkt ahnte denkt über die Frage nach, wie ihn die letzten zwei Jahre seines Lebens noch niemand, dass die Lyrics über eine sprechende Garnelen-Familie verändert haben. «Der letzte Gehaltscheck ist geplatzt. Scheinbar lässt auf einer tatsächlichen Begegnung beruhen, die Elvis während einem Italiens Regierung neuerdings Solarzellen auf den Hausdächern von geBootsausflug vor Capri gemacht hatte.) Erst als sich Matteo Salvini mit ringverdiendender Familien bauen und hat deshalb vorübergehende Lidem Problem konfrontiert sah, dass seine Mauer durchs Mittelmeer bis quiditätsprobleme. Die Idee ist gar nicht mal so schlecht. Vielleicht sogar ganz auf den Meeresboden und damit bis zu 5‘300 Meter in die Tiefe besser als eine Grenzmauer durch das Mittelmeer. Doch das bedeutet gehen musste, beschloss Italiens Regierung, erneut mit den Pandalusiern auch, dass ich momentan genauso pleite bin wie in Ashville. Und in Fort in Kontakt zu treten und eine mögliche Kooperation auszuhandeln. Wie Hancock. Immerhin ist es hier nicht ganz so heiss wie in Texas.» Unbeder Deal aussieht, den Savini, Orbán und König Gorgus II. ausgehandelt kümmert kratzt sich Dudley am Bart. «Aber ich hätte nicht gedacht, dass haben, darüber herrscht höchste Geheimhaltung. Die Rede ist von einem mich der Bau einer Mauer so sehr mit Menschen zusammenbringt, denen Euro-Betrag in zweistelliger Milliardenhöhe – ausbezahlt in besonders ich sonst wohl nie im Leben begegnet wäre. Selbst mit Menschen, die zur schön funkelnden Austernschalen – sowie ein komplettes Fangverbot von Hälfte Shrimp sind. Ich glaube, dass hat mich etwas offener gegenüber Garnelen für die nächsten zehn Jahre. Im Gegenzug beteiligen sich eine dem Fremden gemacht. Meinen Horizont erweitert. Definitiv. Ausserdem geschätzte Anzahl von 8‘500 Pandalusiern beim Grenzmauerbau und esse ich keine Krabben-Cocktails mehr. Das habe ich Emilio versprochen. übernehmen dabei überwiegend die logistisch besonders anspruchsvol- Ehrlich gesagt, haben sie mir ohnehin nie besonders gut geschmeckt.» len Fundamentarbeiten auf dem Meeresgrund. Einer unter ihnen: Emilio. Am Hafen angekommen, nimmt Billy Lee Dudley seinen Werkzeuggürtel Zurück zur Arbeit von der Ladefläche des rostgrünen Pickup-Trucks und sein Blick schweift Billy Lee Dudley bezahlt für den Muschelteller, greift nach dem Dreizack hinaus aufs Meer: «Irgendwie schade, hier eine Mauer hinzustellen.» und nimmt den metallenen Taucherhelm unter seinen Arm. Draussen hupt Emilio bereits ungeduldig aus dem Fahrzeug, mit dem die beiden Er legt den Dreizack über die Schulter, greift nach seiner Lunchbox und jeweils gemeinsam zum Porto Di Napoli fahren. Dort bringt sie ein Un- schlendert zum knallgelben U-Boot, das an der Anlegestelle dem sanften terseeboot hinaus aufs Tyrrhenische Meer. Gemäss Zeitplan sollen im Wellengang trotzt. Klar, eigentlich würde er hier lieber etwas anderes aufJahr 2023 die ersten Teile der Mauer über die Meeresoberfläche ragen, ziehen. Schöne Leuchttürme zum Beispiel, wie er sie schon auf Postkarten danach werden noch zehn zusätzliche Meter aufgestockt. Billy Lee Dud- aus Europa gesehen hat. «Aber ich habe gelernt, zu nehmen, was man ley dreht am Knopf des Autoradios, während Emilio wortlos den Wagen kriegen kann», sagt Billy Ray Dudley und verschliesst die Einstiegsluke. w steuert und mit seinem Fühler den Sonnenschutz auf der Fahrerseite hi-

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schine mitgebracht und war eigentlich sofort bereit zum Einsatz.» Stattdessen hatte sich Billy Lee Dudley dem Karathen zu stellen, einem mystischen Seewesen, das den Dreizack seit Jahrtausenden bewacht. «Es war ein etwa zehnminütiges Gespräch. Das Karathen wollte wissen, wo ich mich beruflich in fünf Jahren sehe und wo ich meine persönlichen Stärken und Schwächen verorte. Ausserdem überprüfte es noch einmal mein Arbeitsvisum», erinnert sich Dudley an sein Treffen mit dem rotglühenden Meeresungeheuer. Noch in seiner Höhle gab das Karathen sein Okay. Mit dem Dreizack in seinem Besitz, hatte Dudley nun endlich Zugang zu den Pandalusiern, einer Spezies, die zur Hälfte Mensch und zur Hälfte Tiefseegarnele ist und seit der Antike in den Tiefen des Mittelmeers lebt. Man vermutet, dass es sich dabei um Nachkommen des untergegangenen Volkes von Atlantis handelt, die irgendwann damit begannen, sich mit Garnelen zu paaren. «Ich habe Emilio einmal gefragt, wie so etwas überhaupt möglich sei. Er meinte bloss, das sei kein Problem, so lange die Frau oben liegt», gibt Dudley zu Protokoll und muschelt dann weiter. (Anm. d. Red.: Einzelne Passagen von diesem Absatz haben uns zugegebenermassen an Szenen in «Aquaman» erinnert. Doch ist es schliesslich durchaus plausibel, dass gewisse Elemente des DC Comics auf wahren Tatsachen beruhen, so wie bekanntlich auch Wonder Woman den Ersten Weltkrieg zugunsten Englands entschieden hat.)

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KEINE PANIK! E (AND TRUST TH G MOTHERFUCKIN UNIVERSE)

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N E R LAU N O S R E D SAN Ein paar Tage vor dem Interview wurde Lauren Sanderson 23 Jahre jung. Und was macht man an einem solchen Wochenende, wenn man als Next Big Thing der Popwelt gehandelt wird und erst vor einem Jahr aus dem verschlafenen Indiana nach L.A. gezogen ist? Netflix und Chill mit der Freundin! Das sind sie also, die coolen Millennials von heute? (fis) «Es war grossartig!», lacht sie. «Ich komme sonst nie zum Relaxen. Wir haben überlegt, ob wir nicht in Clubs gehen sollten – die meisten in meinem Alter würden bei so einem Geburtstag wahrscheinlich durchdrehen wollen – aber dann stellte ich fest, dass ich eigentlich mal nur einfach im Bett rumlungern will.» Ist aber auch kein Wunder, wenn man sich ihr letztes Jahr mal anschaut: Als Lauren 2017 mit ihrer zweiten EP «Spaces» plötzlich auf Platz 1 in den iTunes R&B Charts ging, wurde mit Epic auch das richtige Major-Label auf sie aufmerksam. Seitdem hat sie mir ihrer letzten Veröffentlichung «Don‘t Panic!» und ihrer wachsenden Präsenz in den sozialen Medien Wellen bis zu uns geschlagen. Lauren hat Selbstbewusstsein in rauen Mengen, ein wildes Mitteilungsbedürfnis und den echten Wunsch, für ihre Fans da zu sein und ihnen zu helfen – was bei ihr keine leere Floskel ist. Denn bei den meisten Künstlerinnen und Künstlern findet man, wenn man nach den ersten Videos googelt, meist peinliche Gehversuche in der Musik – doch bei Lauren ist es ein Ted-Talk (siehe Box), den sie mit 18 gehalten hat und in dem sie Eltern davon überzeugen will, ihre Kinder so zu lieben, wie sie sind. Auch, zum Beispiel, wenn sie schwul oder lesbisch sind, so wie Lauren selbst und die mit ihren Eltern und dem Coming-out keine Probleme hatte. «Mein Vater hielt schon immer Motivationsreden, er war stes eine Art Lebenscoach für mich.» Was auch dazu führte, dass sie sich da oben beim Redenschwingen sehr gut fühlte, selbst wenn man ihr die Nervosität anmerkte: «Ich habe immer wieder zu ihm im Publikum gesehen, das allein baute mein Selbstbewusstsein immer wieder auf.»

«

Ich will n e h c s n e M e di nicht nicht . n e r e i r i p s n i

»


Dieser Moment hat dich offensichtlich geprägt. Seit meiner Kindheit hatte ich das Gefühl, dass ich grosse Dinge tun und erreichen würde – in dem Moment in dem ich auf die Bühne ging, wusste ich, das ist genau der Ort, an dem ich sein muss. Von da aus entwickelte sich alles. «Turning my speeches into songs», hast du deine Entscheidung für die Musik mal beschrieben. Das klingt einfacher gesagt als getan: Viertelstündige Reden zu halten, ist dann doch etwas anderes, als sich in Songtexten auszudrücken. Es ist auf jeden Fall schwerer, wenn du grosse Erwartungen hast oder sogar Druck. Aber als ich anfing, habe ich es wirklich nur aus reinem Spass gemacht. Ich war damals nur ein Kind irgendwo auf dem Land, ich lebte nicht in der Stadt oder in einer Szene, ich hatte keine Musikerfreunde, ich hatte ja noch nicht mal ein Aufnahmestudio jemals von innen gesehen. Ich hatte keine Vorstellung davon, wie viel Arbeit es bedeutet, wirklich einen Song zu schreiben. Ich hab einfach nur meine Gefühle und Gedanken umgesetzt. Der Vibe, der Beat, es floss alles einfach aus mir raus. Hast du dir einfach eine Gitarre geschnappt oder ein Programm runtergezogen oder das Keybards in der Ecke eingestöpselt? Ich habe auf YouTube nach Beats gesucht, «J. Cole» oder «G Easy» und «Instrumental» eingetippt und so die rauen, reinen Beats ohne Vocals gefunden. Die habe ich immer und immer wieder abgespielt bis ich darauf etwas geschrieben hatte, von dem ich dachte, dass es gut so ist und womöglich anderen helfen könnte – so wie es die Ted-Talk-Rede vielleicht getan hat. Erst als ich später wirklich in ein Studio ging, begann ich mich ans Piano zu setzen und Dinge von Grund auf selbst zu machen, also meine Gefühle auf einer Produktion auszudrücken, die ich wirklich selbst eingespielt hatte. Waren Acts wie J. Cole am Anfang auch die Vorbilder, an denen du dich orientiert hast? Ja, Rapper haben mich immer inspiriert. Aber auch John Mayer und Bands wie The Neigbourhood und die Arctic Monkeys. Ich wollte immer all diese Genres nehmen und zusammen in einen grossen Rahmen packen. Auf der einen Seite kann Alicia Keys einen

Track in mir getriggert haben, doch dann kommt noch etwas hinzu, was mich bei Tyler, the Creator gekickt hat. Dein Aufstieg hat vor allem mit den sozialen Medien zu tun, aber deine Situation hat sich im letzten Jahr geändert. Du bist jetzt in einer Position, in der Menschen Erwartungen an dich haben: Dass du ihre Feeds regelmässig füllst, dass neue Musik, Videos, neue Fotos kommen. Du musst immer, jeden Tag vorhanden sein. Ja, manchmal spüre ich diesen Druck auch, aber meistens ist es noch immer ganz natürlich und selbstverständlich für mich. Irgendwie scheint es mir gegeben zu sein, dass ich Menschen, die mich sehen, mir folgen, meine Musik hören, Energieschübe gebe und auch Hoffnung. Und der Mensch, der ich in meinem Kern bin, ist auch genau dieser positive Mensch, den sie kennen. Ich bin meistens inspiriert und fast immer motiviert – und so macht es das relativ einfach für mich. Aber klar, auch ich bin manchmal down. Und dann mache ich mir Sorgen, was ich posten soll, denn ich will die Menschen nicht nicht inspirieren, verstehst du? Ich will niemanden runterziehen. Wenn ich gerade nicht die Energie habe, mich selbst aufzubauen, wie soll ich dann anderen helfen können?! In der Musik kannst du ja alles ausdrücken und in einen Kontext packen, in dem du auch die schlechten Gefühle in die Welt bringen kannst – auf den sozialen Medien will scheinbar kaum jemand seine schlechten Momente oder Depressionen teilen. Das ist hundertprozentig so! In der Musik habe ich keine Hemmungen zu sagen, dass ich traurig bin, ich mache mir keine Gedanken darüber, auch meine negativen Emotionen rauszulassen. Musik ist für mich, wie alles durchzuspülen – und gleichzeitig ist es mein Tagebuch. Auf den sozialen Medien, ob in einem Post oder durch ein Foto oder in einer Story, nehmen es die Menschen eins zu eins auf. In der Musik hingegen kann ich ihnen mit dem Beats, der Melodie und der Progression ein Set-Up mitliefern. In der Musik kann ich viel mehr führen. Das erinnert mich doch gleich an einen Post in deinem Twitterfeed: «I know it pisses u off to see me winning». An wen ist dieser Mittelfinger denn gerichtet? (lacht) Ja, gutes Beispiel – denn das ist eigentlich ein Post-Malone-Zitat. Das ist auch so eine Sache – wann immer ich Lyrics poste, denkt irgendjemand da draussen, dass ich über ihn oder sie spreche! Aber das war einfach nur ganz allgemein, denn ich weiss, es gibt schon Menschen in meiner Heimatstadt, die an mir gezweifelt haben. Daran, dass ich es durchziehen würde und dass ich glücklich werde, wenn ich meine Träume lebe. Für mich war das also mehr lustig ge-

AndermattLive! 5. & 6. April 2019

RYAN SHERIDAN (IRL)

RITSCHI NICKLESS

ANDREA BIGNASCA ROO PANES (UK)

AMACHER MEETS GERBER

ELIANE

KAUFMANN THE TRAIL

www.andermattlive.ch


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meint. Wenn ich mir vorstelle, dass ich so einem Denken nachgegeben hätte, dann würde ich wohl auch nicht wollen, dass andere Menschen ihren Träumen folgen. «Don‘t Panic!» kam vor einigen Monaten heraus – und es ist ja für dich kein Problem rauszufinden, wie oft deine Fans einzelne Lieder streamen. Du weisst genau, welcher Track besser ankommt und welcher schlechter. Entsteht da ein Feedbackloop bei dir, beeinflusst dich das Wissen, das manches weniger geschätzt wird? Ich bewerte meine Musik selbst gar nicht so hart. Aber ich kann mir vorstellen, dass es für andere Künstlerinnen und Künstler wichtig ist und vor allem für die Labels dahinter. Sie wollen wissen mit welchem Lied sie mehr verdient haben und dann machen sie eben mehr solcher Tracks. Aber ich suche nicht nach den schnellen Millionenstreams, deshalb kann ich mir und meinen Gefühlen und meinem Ausdruck einfach treu bleiben. Aber klar, es ist natürlich wahnsinnig interessant zu sehen, wie die Lieder von «Don‘t Panic!» aufgenommen werden. Und ausgerechnet die langsameren Tracks haben mehr Klicks. Das hat mein Label genauso überrascht wie mich. Sie lassen mich zwar wirklich genau das machen, was ich machen möchte, aber auch sie dachten, dass die Upbe-

at-Sachen erfolgreicher sein würden. Doch nein – tatsächlich sind es die langsamen, akustischen Sachen. Darum war es wohl gar keine schlechte Idee, gleich zwei Versionen der EP rauszubringen – eine «normale» und eine akustische. Ich hatte von Anfang an die Vision, eine akustische Variante zu veröffentlichen. Ich will immer meine verschiedenen Seiten zeigen. Ich habe Songs, die sind sehr R&B-lastig und andere klare, fette Rap-Tracks. Aber es gibt auch den Teil von mir, der eine ganz bodenständige Musikerin ist und die möchte manchmal nur die Stimme und eine Gitarre benutzen. Irgendwie erwartet man nun 2019 grosses von dir. Was wird es werden – eine neue EP, arbeitest du am Album-Debüt? Ich will einfach nur sehr viel Zeit im Studio verbringen. Aber ich habe keine Ahnung, wohin das führen wird. Und es gibt auch keinen Plan ob die Sachen dann für eine EP oder etwas anderes sein werden. Ich möchte aber, dass die ganze Welt ruft: «Wo bleibt das Debütalbum!?» (lacht) Und ich will, dass wenn es soweit ist, das Album bahnbrechend ist. Dass man sich daran erinnert. Und dass sich, wenn es endlich erschienen ist, die Leute noch Jahre danach zuraunen: «Wow, das war der Moment, in dem sich alles änderte!» (lacht). w

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WHEN POP GOES TED

einmal jährlich die TED-Konferenz statt. Lange bevor die TED-Talks, wie wir sie heute kennen, existierten, fand logie-Entwickler mit Designern und 1984 ins Leben gerufen vom Architekten Richard Saul Wurman, der Techno angepasst, versteht man unter den TEDanderen Vordenkern an einen Tisch bringen wollte. Der modernen Zeit Entertainment und Design, aber auch BuTalks heute kurze Videos von Vorträgen zu Themen wie Technologie, findet man auch prominente Stars siness, globale Themen, Kultur, Kunst und Wissenschaft. Und immer wieder YouTube finden kannst. (mge) auf alle aus dem Musikbetrieb, wie folgende drei Beispiele zeigen und die du

Amanda Palmers «The art of asking»

Jahre lang als lebendige Statue. Ja, genau jene Nachdem sie ihr Kunststudium beendet hatte, arbeitete Amanda fünf Hut bewegen. Sie erklärt, was sie dadurch für ihrem in Klimpern beim nur sich und stehen still Tag ganzen Leute, die den neben helfen auch nach Hilfe zu fragen. Sie Nämlich habe. gelernt siness ihr Leben und auch für ihre Karriere im Musik-Bu on bei der sie fast 1.2 Millionen Dollar ding-Akti beschliesst ihre Musik gratis bereitzustellen und startet dafür eine Crowdfun e Musik zu bezahlen, antwortet sie kostenlos ihre für habe, gebracht dazu Leute viele so sie einnimmt. Auf die Frage, wie nur: «Ich habe sie nicht dazu gebracht, ich habe einfach gefragt.»

gloves» Imogen Heaps «Sculpting music with Mi.Muden eigenen Bewegungen Musik komponieren oder

Zuerst einmal; Mi.Mu gloves sind Handschuhe, mit denen man mittels Solokünstlerin und Gründungsmitglied bei Frou auch performen kann, ganz ähnlich wie in der Gamer-Szene. Imogen Heap, «I wasn’t looking for control, I was looking for kelt: mitentwic auch sie hat und he Handschu diese für Idee die Frou, hatte Gadget hat und erzählt ausserdem eine Anekdem mit man iten Möglichke freedom.» Sie zeigt in ihrem TED-Talk, welche dote aus ihrem Leben, in der ihr die Handschuhe das Leben gerettet haben.

music» Mark Ronsons «How sampling transformed Sampling die Musik verändert hat. Beim Sampling wird

Der Musikproduzent, DJ und Labelbetreiber spricht darüber, wie rwendet. Er beginnt und beendet seinen Voreine bereits fertige Tonaufnahme, beispielsweise in einem Song, wiederve ausserdem, wie eine bis heute 547 mal zeigt und nsamplet zusamme en trag, indem er selber verschiedene Aufnahm E. Fresh und Slick Rick, wiederverwendet wurde. gesamplete Tonaufnahme von einem Song aus dem Jahr 1984 von Doug



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Die Band mit der besten Guestlist of Pop

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Ja, die Jungs von Rudimental haben es schon echt gut getroffen – erfolgreich bis dort hinaus und jeder will auf ihren Tracks singen, jeder will für sie unbedingt Stimme und Gesicht hinhalten und die Band selbst kann in Ruhe Erfolg und Geld geniessen, weil kaum einer weiss wie sie eigentlich aussehen. The best of both worlds, sozusagen. (fis)

Seit ihrem Durchbruch mit «Feel the Love» im Jahr 2012 und dem Rudimental-Debüt «Home» ein Jahr später leben sie also den wahren Produzententraum, ohne dabei Personen der Öffentlichkeit geworden zu sein, wie beispielsweise der mittlerweile wohl echt zu bemitleidende Calvin Harris. Niemand erwartet, dass sie sich wie Influencer verhalten, niemand geht ihnen auf den Senkel, in dem er ihnen Kamera oder Handy ins Gesicht hält – und so haben die Member von Rudimental alle Zeit der Welt, das zu machen, was sie wollen. Piers Aggett, Amir Amor, Kesi Dryden und Leon «DJ Locksmith» Rolle sind glückliche Männer, so weit man das beurteilen kann. Zum Beispiel, wenn sie mit Leuten wie Ed Sheeran, MNEK, Macklemore oder Emelie Sandé zusammenarbeiten. Oder wenn sie einfach schön inkognito in den Clubs der Welt feiern gehen können. «Und wir einfach nur Spass haben!», lacht Kesi Dryden beim Interview dankbar. Es sei ihnen gegönnt! Termine, Termine, Termine Mit solcher Freiheit plus ihrer finanziellen Sicherheit hat man dann auch die Energie und Inspiration, unbehelligt und ohne Druck neue Tracks zu basteln – was Rudimental eigentlich ohne grosse Dramen intern und unter sich ausmachen, wann immer es sie packt. Allerdings kommen dann ja noch diese Vocals hinzu und wenn man sich die überwältigend lange Liste an Gaststimmen auf dem neuen Album «Toast To Our Differences» ansieht – manch einzelner Track kann schon mal drei Features haben – wundert es nicht, dass die grösste Hürde auf dem Weg zur Vollendung des Werkes vor allem das Organisieren und Basteln der passenden Terminpläne ist. «Vieles passiert in unserem Studio – selten bekommen wir auch Tonspuren zugeschickt», erklärt Kesi. «Aber wenn wir wissen, welchen Künstler wir haben wollen, dann müssen wir natürlich erst einmal Kontakt aufnehmen und alles arrangieren, vor allem herausfinden, wann sie kommen können. Und da gibt es keinen klaren Weg oder ein System – bei jedem wird es anders sein, und es sind eben so viele und so verschiedene Typen. Das alles braucht Zeit.» Darum lassen Rudimental die Pläne und Ziele bei einer Albumentwicklung auch relativ offen, sie wissen nur zu gut, dass sie manche Dinge einfach nicht beschleunigen können. Und sie scheinen auch so Zen zu sei, damit umgehen zu können. Die Stimmen müssen stimmen Aber immerhin nimmt es bei ihnen nicht viel Zeit in Anspruch, sich auf diese Stimmen zu einigen, obwohl die Band vor allem immer nach Newcomern sucht, was ihr Projekt schon immer auch zu einer Talentschmiede gemacht hat. «Wir haben meistens schon früh eine Idee, mit wem wir auf welchem Track arbeiten wollen. Unser Musikgeschmack ist sich recht ähnlich. Darum liegen wir auch bei diesen Fragen immer nahe beieinander.» Natürlich finden sich auch bekannte Namen wie Tom Walker oder Rita Ora in dieser Liste und noch dazu sind die Gäste nicht nur Marionetten, sondern werden ausgesucht, damit sie sich einbringen können. «Wir wollen unbedingt, dass sie ihren Charakter mit ins Spiel bringen und nicht nur, dass sie genau das nachmachen, das wir schon auf den Demos entwickelt haben. Wenn sie es persönlich machen, wird es erst real. Sie


Gut Klang will Weile haben Irgendwie hätte es sich bei diesem Entstehungsprozess natürlich auch angeboten, einfach Song um Song rauszuhauen, wann immer er bereit ist, so wie es in der Musikindustrie inzwischen üblich ist. Die erste Single für das neue Album ist mit «Sun Comes Up» auch tatsächlich schon 2017 raus gekommen – und «These Days» liegt ebenfalls schon über ein Jahr zurück. In den modernen digitalen Zeiten und ihren Genres wäre das also weder etwas Ungewöhnliches oder geschäftlich Falsches gewesen. Doch so ein Longplayer hat eben etwas für sich, da sind die Jungs noch ganz alte Schule: «Wir wollen noch immer, dass es ein Album ist. Auch wenn es für andere an Bedeutung verliert – nicht für uns», hält Kesi fest. Da nehmen sie auch gerne in Kauf, dass sich die Veröffentlichung von «Toast To Our Differences» letztlich gut ein halbes Jahr verzögerte – manchmal macht eben auch grosser Aufwand am Ende den entscheidenden difference aus.

THANKS FOR COMING

Unsere 3 Lieblingsfeatures auf «Toast To Our Differences»

Anne-Marie, «Let Me Live» Im vergangenen Jahr erschien ihr gefeiertes Debütalbum «Speak Your Mind», am 2.5. live in der Halle 622 (Zürich) zu sehen.

Raye, «1by1» Von der BBC auf die «Sounds of 2017»Shortlist gesetzt, seither unter anderem im Vorprogramm von Halsey und Rita Ora.

OPEN DANCEFLOOR DANCE-POP.

RUDIMENTAL

TOAST TO OUR DIFFERENCES Ein bisschen mehr Eier hätte man sich schon gewünscht. Denn locker die Hälfte der Tracks sind wie für den schnellen Charterfolg gemeiselt, es ist überwiegend «Soulful Dance Pop», wie es die Band selber nennt – sauber und glasklar abgeliefert. Geht ja auch in Ordnung, denn die Jungs können das eben gut. Aber was so alles möglich wäre, merkt man immer, wenn sie die dreckigen Clubsäue rauslassen und roughen Drum and Bass raushauen. Was bleibt, ist ein opulentes Album. Doch wie immer denkt man, dass bei Rudimental noch mehr drin ist. Wwwvv Für Fans von: Clean Bandit, Netsky, Disclosure

Kojey Radical, «No Pain» Tourte bereits mit den Young Fathers und veröffentlichte drei so wortgewaltige wie gesellschaftskritische EPs.

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sollen ihr besonderes Talent zeigen – deswegen haben wir sie ja ausgesucht.» So kommt es dann auch ganz von selbst und regelrecht zwangsläufig zu dieser bunten Mischung, wie auf «Toast To Our Differences». Da haben wir auf der einen Seite typisch britische Tanzsounds, wie diese spezielle Art von Drum and Bass, die nur von der Insel kommen kann wie «Dark Clouds» und «Summertime», die aber ganz harmonisch mit Songs koexistieren wie «These Days», das genauso klingt, wie housiger Dance-Pop mit Vocals heutzutage zu tönen hat. Wie der Titel eben schon klar macht: Ein Hoch auf die Unterschiede! Rudimental versuchen auch gar nicht erst ein irgendwie stilistisch reines Werk zu basteln. «Wenn wir das Album mit einem Konzept beginnen würden, hätten wir uns schon von Anfang an in eine Ecke getrieben. Wir machen die beste Musik, wenn wir einfach frei sind und keinen Plan haben. Wenn wir einfach in Studio gehen und ,Aufnahme‘ drücken, während wir live jammen.»

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GESCHICHTSSTUNDE MIT DEN

VELVET TWO STRIPES Zu Velvet Two Stripes hat so ziemlich jeder eine Meinung: Sei es nun ein banales «Oh, mit der einen hab ich mal Shots getrunken», das feministische «Sie beweisen, dass Frauen genauso gute Musiker wie Männer sind» oder ein gelangweiltes «Ach, dieser verstaubte Bluesrock ist immer noch nicht tot». Um die St.Gallerinnen ranken sich zudem allerhand Mythen. Zur Feier ihres neuen Albums trafen wir die beiden Schwestern Sophie (Gesang) und Sara (Gitarre) Diggelmann stilgerecht in einem Fumoir und fragten nach der unverblümten Wahrheit – hier liest du die Hochs und Tiefs in der Geschichte von VTS, stets mit der zur Ära passenden Drink-Empfehlung – ganz im Stil ihrer neuen Single «Drinks». (nei)

1. Die Anfänge im Band-Workshop (2009)

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Die Wurzeln von Velvet Two Stripes liegen in einer klassischen Schülerband. Die heutige Sängerin Sophie sass damals am Schlagzeug, ausserdem waren noch einige andere Parteien involviert. «Wir spielten Sachen wie ‹Hotel California›», erinnert sich Sophie. «Man muss halt irgendwo anfangen.» Irgendwann rebellierten die Diggelmann-Schwestern mit der frisch hinzugestossenen Bassistin Franca. «Wir fanden, wir brauchen den Musiklehrer jetzt nicht mehr. Wir wollten unsere eigenen Songs schreiben.»

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Passende Erfrischung: Swizzly und Pesca Frizz («Mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke.»)

2. Die erste eigene Formation (2011) Nachdem sie der früheren Sängerin sowieso schon immer Anweisungen geben musste, übernahm Sophie irgendwann einfach selbst das Mikrofon und stieg hinter dem Schlagzeug hervor. Für die Beats holte man sich einen Drum-Computer, der den frühen VTS-Sound prägte. In einem St.Galler Jugendzentrum spielte das Trio seine erste Show. «Unsere Eltern waren nervöser als wir», erinnern sich die Diggelmanns. Zuhause hatte man keine Ahnung vom Talent der Töchter: «Sie hatten mich noch nie singen gehört und dachten, das würde komplett in die Hose gehen», sagt Sophie. Nach der Show war Papa dann aber so stolz, dass er eine Runde spendierte. Irgendwann legte man sich auf den Namen Velvet Two Stripes fest und ab da ging es steil nach oben. Passende Erfrischung: Weisswein («Wir killten je eine Flasche pro Zugfahrt.»)

3. «Die coolste Band der Schweiz» (2012) Die 20-Minuten-Headline wird auch heute noch gerne zitiert, sobald es um VTS geht. Die blutjungen Rotznasen stürzten sich auf jedes Rock’n’Roll-Klischee und besangen Drogeneskapaden, obwohl Sophie laut eigener Erfahrung damals noch überhaupt keine Erfahrung mit illegalen Substanzen hatte. Die Vorschusslorbeeren in der grössten Schweizer Tageszeitung – damals hatten VTS noch keinen einzigen offiziellen Release – entstand eigentlich aber nur wegen einer nicht ganz ernst gemeinten Bewerbung: «Wir hatten uns bei My Coke Music angemeldet», erzählt die Band. «Allerdings machten wir null Promo für das Voting – weil wir das scheisse fanden.» In der Jury sass jedoch der Musikredaktor des Gratisblatts und überschüttete die drei Ostschweizerinnen in seinem Porträt mit Superlativen. So überspitzt die Headline auch klingen mag: «Ich finde uns immer noch die coolste Band der Schweiz», sagt Sophie. Ausserdem öffnete der Hype die Tür zum Berliner Label Snowhite Records. Passende Erfrischung: XTC und Speed («Immerhin haben wir so getan, als ob.»)


4. Die Berlin-Phase (2013) Das neue Label holte VTS für mehrere Shows in die deutsche Hauptstadt. In ihrer Heimat St. Gallen munkelte man, die drei Musikerinnen würden sowieso nur nach Berlin fahren, um sich abzuschiessen – «was teilweise stimmte...daraus haben wir nie einen Hehl gemacht». Allerdings schweissten die Trips die Band auch zusammen und lieferten weitere Kontroversen für die Medien: Auf ihrer ersten Deutschland-Tour wurde die Band beispielsweise aus einem Hotelzimmer geschmissen, weil sie angeblich im Zimmer randalierten – in Wahrheit wollte Sara nur ein Fenster schliessen, woraufhin dieses in die Brüche ging. «Mit 27 sind wir entweder reich oder tot», liess sich die Frontfrau im Anschluss in der Zeitung zitieren. Mit solchen Stories bauten sich VTS – mehr oder weniger bewusst – einen üblen Ruf auf, der teilweise aber durchaus gerechtfertigt ist: «Ich will nichts schönreden: Wir sind keine Band, die vor der Show Ingwer-Tee trinkt.» Passende Erfrischung: Wodka-Mate («In Zürich gab es das damals noch fast nirgends.»)

5. Das Debütalbum (2014)

Passende Erfrischung: Bier («Viel davon...»)

6. Der Rückzug (2015) «Wir waren nicht enttäuscht», sagt Sara über das Debütalbum. So richtig glücklich fühlte sich mit dem Release offenbar trotzdem niemand. Und plötzlich wurde es still um VTS. Hinter vorgehaltener Hand sprach die Szene von einem Rohrkrepierer – niemand rechnete damit, je wieder von den drei St.Gallerinnen zu hören. «Die Idee, aufzuhören, stand nur ein einziges Mal kurz im Raum. Eigentlich brauchten wir aber wirklich vor allem eine Pause und wollten uns Zeit nehmen», klären die Diggelmanns auf. «Wie früher» jammte das Trio monatelang im Proberaum, bis sie 2017 mit der in Berlin produzierten EP «Got Me Good» aus der Asche stiegen. Passende Erfrischung: Whisky («...aber nie Jack Daniels.»)

7. Das Comeback (Jetzt)

BUKOWSKI-ROCK.

VELVET TWO STRIPES

DEVIL DANCE

Während heute jede Gitarrenband meint, sie müsse mit Synthies und Drum Machines rummurksen, killen Velvet Two Stripes auf «Devil Dance» genau diese elektronischen Stilmittel aus ihrem Setup. In den sagenumwobenen Hansa Studios produzierten sie mit Tim Tautorat, der auch mit Faber arbeitete, ein Album für Lederjacken-Träger, Teilzeit-Alkoholiker und andere Hedonisten. Rabiat, kampfeslustig, aufdringlich – die Zigarette in der einen Hand, die Gitarre in der anderen und die dritte in deiner Fresse.. Wwwwv Für Fans von: Wolfmother, The Runaways, Hole

Nach der Berg-und-Talfahrt, die das Debütalbum und die Verbrüderung mit grossen Geschäftspartnern bedeutete, nabeln sich VTS nun grösstenteils ab. Ein Management gibt es nicht mehr – soweit möglich arbeiten Sophie, Sara und Franca heute auf eigene Faust oder suchten sich für den Release des zweiten Albums «Devil Dance» (siehe Review) vertrauenswürdige Komplizen. «Wir sind tatsächlich erwachsener geworden», sagen die Schwestern einstimmig. Die Liebe zu Whisky und Zigaretten ist trotzdem nicht verblasst. «Darüber werde ich wohl auch mit 60 noch singen.»

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Jahrelang brannten VTS ihre CDs selbst, bastelten Artworks und schmissen ihre Demos bei Konzerten ins Publikum. «Ich hab mal jemandem eine an den Kopf geworfen», erzählt Sophie lachend. Das erste richtige Album wurde mithilfe von Sony dann etwas professioneller unter die Leute gebracht. Der profitorientierte Partner brachte aber auch Probleme: «Die Aufnahmen waren bei der Veröffentlichung bereits anderthalb Jahre alt», sagt Sara. Der Major-Vertrieb habe den Release immer wieder hinausgezögert. Als das Debüt dann erschien, waren VTS bereits an einem völlig anderem Punkt: In der Zwischenzeit hatten sie einen Drummer aus Fleisch und Blut engagiert, ursprünglich weil ihnen ein Booker einen grossen Gig nur unter der Bedingung eines echten Schlagzeugs anbot, dann aber weil sie feststellten, wie viel mehr Energie und Flexibilität Live-Drums im Vergleich zu einem Computer bieten.

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REVIEWS BASS-KOLOSS

MODESELEKTOR

WHO ELSE

zuverleiben. Das gelingt besonders bei bouncy Tracks wie der Single «Flohio» und with a little help from Flohio, die zu den aufstrebenden Rap-Talenten Londons zählt. Daneben sind auch der wunderbar sonderbare Tommy Cash und OVS gefeaturet, Hauptstars bleiben aber die meist knochenhart stampfenden Beats («Prügelknabe») und teils wunderbar wabernden Synthies («One United Power»). Und so fügt sich «Who Else» zu einem intensiven Electro- und Techno-Schmuckstück zusammen, das Abwechslungsreichtum niemals mit Beliebigkeit durcheinanderbringt und uns hoffentlich noch durch so manche Nacht hindurch peitschen wird. (rec) wwwwv Für Fans von: Apparat, Sascha Funke, Ellen Allien

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Wahrscheinlich würde es das Werbebudget etwas überstrapazieren, doch schreit der Albumname förmlich nach einem TV-Spot, bei dem sich ein verschwitzter George Clooney im Tresor Club dem Fernsehpublikum zuwendet und über die pumpenden Beats von Sebastian Szary und Gernot Bronsert ein selbstverständliches «Modeselektor. Who else?» entgegnet. Auch das vierte reguläre Album vom Berliner DJ- und Produzenten-Duo haut rein mit der Power von 10‘000 Kaffee-Kapseln und legt den Finger auf den Puls der deutschen Technound Auch-sonst-Hauptstadt. Den Berliner Beat haben Modeselektor in den vergangenen zwei Jahrzehnten entscheidend mitgeprägt, weiterentwickelt und hinaus in die Welt getragen (so wie sie es übrigens auch demnächst am 21.2. in der Kaserne Basel tun). Sich dabei selbst zu wiederholen bleibt für die Jungs Tabu und so war es auch für «Who Else» oberstes Ziel, dem eigenen Sound neue Facetten ein-

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MITWIPPMASTERARBEITEN

MAGGIE ROGERS

GAINESVILLE-PUNK

WALKMANWAVE

ÜBERYOU

WHITE LIES

NIGHT SHIFTS

FIVE

HEARD IT IN A PAST LIFE

Erst staunte Pharrell, dann die Welt: Das Video, wie der Producer beim Besuch einer Musikschule den Song «Alaska» der damaligen Studentin Maggie Rogers bewunderte, ging viral – die Karriere der Sängerin war lanciert. Ihr mit Spannung erwartetes Debüt löst die hohen Erwartungen teilweise ein: Geschmeidig fabrizierter Dance-Pop mit R&B-Einschlag trägt die glockenhelle Stimme der Amerikanerin, begräbt aber auch die Quirkiness der Künstlerin und macht sie damit etwas gar austauschbar mit Kolleginnen wie Robyn oder Haim – was wiederum nicht die schlechteste Gesellschaft ist. (rec) wwwvv Für Fans von: Halsey, Troye Sivan, Anne-Marie

Drei Jahre nach der fantastischen EP «Frontiers» legen die fünf Strahlemänner aus Zürich mit «Night Shifts» endlich neues Material auf den Tresen und hauen mal eben so einige ihrer besten Songs raus. Dahinter steckt harte Arbeit, die man dem Album auch anhört; genauso hört man aber auch die Freude, mit der Überyou ihre Songs fertigen und spielen. Da ist nichts künstlich, alles kommt von Herzen und geht direkt in die Beine. Ein wirklich erfrischendes Album in einem Genre, in dem fast alles schon gesagt wurde – und den Rest sparen sich Überyou für die nächsten Alben auf. (vlct) wwwwv Für Fans von: Hot Water Music, Nothington, Against Me!

Mit ihrem so hymnischen wie glatt gebügelten Post-Punk standen die White Lies schon immer mit einem Fuss auf Soundtracks, zu denen Donnie Darko sein Fahrrad einen Hügel hochschiebt. Zum zehnjährigen Jubiläum des Debüt-Releases («To Lose My Life...») geloben die Briten auf ihrem, äh, fünften Album «Five» neue musikalische Wege, landen aber scheinbar doch «nur» wieder auf Strassen, neben denen die Kinder von «Stranger Things» ihre Fahrräder einen Hügel hochschieben. Immerhin wird die 80s Pastiche sehr solide aufgetragen und endet nur selten komplett im Kitsch («Kick Me», ugh!). (rec) wwwvv Für Fans von: Editors, The Killers, Echo & the Bunnymen



L E B A L X R A ST

Wie sagten schon die ersten Höhlenmenschen, als sie einen Mammut erlegten: Teamwork, baby! Das gilt auch im Fashion-Bereich, wo 2019 erneut namhafte Labels mit Stars aus Musik und Mode zusammenspannen, um ihren neuen Kollektionen den Extra-Kick zu verleihen. Hier eine Übersicht der spannendsten Kollaborationen in diesem Früjahr. (lea)

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nty Rihanna Savage x Fe

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Nach den starken lektion Verkäufen ihrer ersten Kol Savage Day s ine ent Val e ein t legt RiRi jetz sich für zt set h und x Fenty Lingerie Linie nac a fand ann Rih ne. Sze in den Launch selbst dafür ance aus Bal er die perfekte in ihren Looks schon imm rin liefert stle Kün ere kaum eine and Cool- und Sexyness und en Kollekneu r ihre Mit ab. e Auftritte regelmässig so freizügig ers auf die ond in-Slash-Designerin bes tion versucht die Sänger einzugehen u Fra der en Begebenheiten Vorlieben und körperlich t. Die Kolark e-M sch wä ter Un auf dem wie sonst kaum ein Label l weniger ma und Bodies mit mal mehr, lektion bietet Slips, BHs lektion, Kol der in n ichtige Hemdche yjaSpitze dran. Es gibt durchs in-P Sat und en aps Str er sowie ie herzförmige Nippelaufkleb sow d zum Valentinstag in Rot mas. Alle Teile sind passen an isch het äst orientieren sich Rosatönen gehalten und u lancierte Kampagne mit daz Die ie. -Lin die Vorgänger in allen Körperformen starken Bildern von Frauen annas Message: unterstreicht zudem Rih gals da Body Positivity für alle Bad draussen.

figer il H y m m o T x a y a d n Ze

Zendaya und Tommy einHilfiger machen jetzt gem odel Gigi erm Sup em same Sache. Nachd oration verabschiedet Hadid sich aus der Kollab daya als Markenbothat, holt sich das Haus Zen nächste Modenschau Die l. schafterin und Tommy Gir den. l am 2. März in Paris stattfin des New Yorker Labels sol en ers div auf ch ktli pün nen dazu Alle Teile aus der Linie kön werden auft gek ine onl ekt dir n Länder Channels in mehr als 70 eits in den «See now, buy now». Ber p nzi Pri dem h nac z – gan Designer, ten ers der er my Hilfiger ein den 90er Jahren war Tom Namen sse gro und ten ach ammenbr die Mode und Starkult zus rige jäh 22lektion koppelte. Die wie Aaliyah mit einer Kol st ate Gre he («T n Zendaya Sängerin und Schauspieleri m bei fte dur und ion dit ser Tra Showman») folgt nun die n. ege anl nd Ha ber sel h auc Gestalten der neuen Teile kommende Kollektion Gemäss Zendaya soll die es bereithalten. bunte Muster und 70s Vib ersten Looks die Wir sind gespannt auf treise. Zei n che dis mo dieser


Der amerikanische das Designer Rick Owens und stock ken Bir el Lab en dal deutsche San nde. sru tion ora gehen in die zweite Kollab genen gan ver im tion lek Präsentiert wurde die Kol die gib Week, seit Januar t es Jahr an der Paris Fashion zu eits ber r me Som kommenden stylischen Treter für den die tion lek Kol ten ers der ens in kaufen. Nachdem Rick Ow mt neu interpretiert hat, nim ale and d-S dri Ma und aArizon hen tsc deu des s bekannte Design er sich nun zwei weitere hererdam-Sandale und die Rott Rott die : vor ns Unternehme iert bin kom Reissverschlüsse neu, hiker-Boots. Owens denkt und er and ein ene Wildleder mit Sandtöne sowie verschied für n Ehren, der schon immer me Na nem sei macht damit uns s Wa . hat den tan ges rfe avantgardistischen Entwü gefällt: Sie können nach an den Teilen besonders biniert werden und eigenem Geschmack kom derne wie beeignen sich als ebenso mo kommender in er leit queme Beg den Saison.

liams Chanel x Pharrell Wil

BLOODY OUT

ZEIT, DIESE TRENDS AN DEN NAGEL ZU HÄNGEN.

Chanel und ar? Das war bislang we eet Str gendste vielleicht nicht die nahelie die zweite eits ber ist es Kombination. Doch siker Pharrell mit dem Kollaboration für den Mu r us, welches eigentlich ehe Pariser Haute-Couture-Ha Chanel hat eld erf Lag l Kar ht. ste für traditionelle Eleganz iesen, Zeitgeist geöffnet und bew aber auch immer für den nen. kön ln üge befl g gegenseiti dass Musik und Mode sich urod esigner und der «Happy»-P Zudem pflegen der Star-D e ein h auc n Freundschaft sonder zent nicht nur eine enge tion lek Kol nde me Das soll die kom kreative Verbundenheit. Die ionshaus erneut beweisen. dit Tra dem mit ll von Phare hr hja Frü sowie Accessoires für Kollektion wird Kleidung iv lus exk rz Mä . 29 sen und am und Sommer 2019 umfas nel Cha von e tor ip-S Flagsh zur Eröffnung des neuen sentiert. Ab dem 4. in Seoul in Südkorea prä n in ausApril soll die Kollektion dan ltweit we gewählten Boutiquen n. sei ich erhältl

#DadSneakers

Form Dad Sneakers zeichnen sich durch ihre klobige Sohle und unproportionale r-Kult. aus, ein Mix aus Lauf- und Wanderschuh sowie einem Hauch von 90s-Rave alle anKaum hatte Balenciaga den Triple S Sneaker lanciert, kriegten plötzlich gibt es Zara bei sogar Fila, Dior, Acne, mplex: deren Häuser auch einen Daddy-Ko inzwischen einen bezahlbaren Dad Sneaker. Wir finden: Hausarrest!

#DiorSaddleBag

er zu Der Dior Saddle Bag wurde 2018 im neuen Look wiedergeboren, nachdem the City» Beginn der 2000er von Fashionistas wie Carrie Bradshaw in «Sex in einen durch die Landschaft getragen wurde. Inzwischen hat Instagram der Tasche wurde. promotet rn Influence zig von sie nachdem eigenen Emoji-Sticker verpasst, Zeit, das Pferd zu satteln, denn wir haben uns definitiv daran satt gesehen.

#DisneyMadness

wir Disney hat auch die Modeindustrie längst eingenommen: Ständig begegnen Taschen. Minnie, Mickey, Pluto, Goofy und Donald auf T-Shirts, Hosen, Sneakers oder CoMarken wie Levi‘s, KAPA oder H&M denken sich wohl: Lass uns diese ganzen Geld es mic-Figuren auf alles drucken, was man tragen kann und schauen, wie viel einbringt. Okay, die Kasse hat geklingelt – Zeit, den Kindergeburtstag zu beenden.

#159 | SEPTEMBER 2018

stock n e k ir B x s n e w O k ic R

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SHOPPING

! K C I L K K C I L K ! E S O P WUFF! e Petcon -Influencer. Auf der Hunde-Mess Pet e: näl -Ka dia Me ialSoc ere uns und fotografiert. Das Sie überfluten zurzeit dafür in Szene gesetzt, gestylet ra ext eils jew r ine rbe Vie sen nden von werden die süs nicht nur bei den stylischsten Hu die le, Tei f fün dir en tier sen prä len dürfen. (lea) Resultat: hinreissend! Wir nk in diesen kalten Tagen nicht feh hra rsc ide Kle im dir bei h auc n Instagram, sonder

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#159 | SEPTEMBER 2018

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SKIFAULE SCHWEIZ

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REISEN

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Immer mehr Menschen kehren den immer teurer werdenden Skiferien den Rücken und ziehen mit dem Flugzeug in die Ferne, um am Strand zu fläzen, feiern und surfen. Wie schlimm steht es wirklich um unsere herzallerliebsten Schneesportarten und unsere Skigebiete? von Luisa Bider Es ist Mitte Januar, als ich diesen Artikel schreibe. In den Bergen liegt so viel Schnee wie schon lange nicht mehr, und draussen misst das Thermometer drei Grad. Man würde meinen, es würden gerade alle ihre Handschuhe und langen Unterhosen in ihre Skirucksäcke packen und das Snowboard unter den Arm klemmen, um über das Wochenende nach Engelberg oder Davos oder Zermatt zu fahren. Doch die Realität sieht anders aus. «Anders», das ist in diesem Fall ein riesiger Koffer, den man gerade an den Flughafen schleppt – prall gefüllt mit farbigen Badesachen, Aloe-Vera-Körpermilch und mindestens fünf Romanen, von denen man wieder nur einen lesen wird. Das Reiseziel? Nicht so wichtig, Hauptsache warm. In einer kleinen Instagram-Umfrage mit 77 Teilnehmern gaben 82% der Befragten an, weniger als früher in die Skiferien zu fahren. Die Gründe? In fast allen Fällen «keine Zeit» oder «kein Geld». Ebenfalls einige Male genannt wurde der Grund, die Kälte nicht zu mögen. Bei der Frage nach ihrer letzten Feriendestination flatterte exotische Antwort auf exotische Antwort in die Inbox: Maui, Südafrika, die dominikanische Republik, Israel, Kambodscha, Mexiko. Die drei Schweizer Bergferienorte, die genannt wurden, stachen im überfordernden Exotismus mehr heraus als umgekehrt: Brigels, Pontresina, Wergenstein. Vermutlich weniger bekannt als die ganzen anderen genannten Orte – verkehrte Welt. Vom Kurs abgekommen Blickt man auf die Zahlen der Schweizer Seilbahnen-Statistik (SBS), merkt man, dass die ganze Wintersportbranche leidet, und zwar besonders in den Schweizer Alpen. Obwohl sich die Anzahl Ersteintritte in den Schweizer Skigebieten im Vergleich zum Vorjahr (2016/2017 wurde das niedrigste Niveau der letzten 25 Jahre gemessen) erholt hat und ein klitzekleines Aufatmen in der Tourismusbranche zu verzeichnen ist, sind die

Zeiten alles andere als rosig. Seit 2008 sind die Winter-Verkehrserträge um 20% zurückgegangen, und vor zehn Jahren waren zehn Millionen mehr Ski-Gäste auf den Pisten der Schweiz unterwegs (letzte Saison waren es knapp 20 Millionen). Dabei spielt der starke Franken eine wichtige Rolle: Durch den gesunkenen Eurokurs wurden die Skiferien in der Schweiz für ausländische Gäste deutlich teurer. Noch vor einigen Jahren waren die Hälfte der Skiurlauber in der Schweiz ausländische Gäste, 2017/18 waren es nur noch 36 Prozent. Auch an den rückläufigen Zahlen der Ski- und Snowboardverkäufe merkt man die Flaute: 2017/2018 wurden gerade mal 17'400 Snowboards verkauft – 84 Prozent weniger als 1998, als Snowboarden der Trendsport schlechthin war. «Gäld und ziit hani kei» Für viele sind die teuren Preise für den Skiurlaub Hauptgrund für den Ski-Verdruss: Betrachtet man die Preise für einen Eintritt in ein Schweizer Skigebiet, gerät man denn auch ins Stocken. Der mittlere Preis eines Tages-Skipasses in einem der zehn Top-Skigebiete der Schweiz kostet durchschnittlich 74 Franken und erreicht in den exklusivsten Skigebieten Preise von 92 Franken. Zum Vergleich: Einen Flug nach London kriegt man im Normalfall für rund 70 Franken. Stellt man die Kosten einander gegenüber, kann man schnell nachvollziehen, weshalb sich viele für zweiteres entscheiden würde. Wenn es also die Preise sind, die die Skifahrer aus den Bergen fernhalten, könnte man doch einfach die Kosten herunterschrauben, oder? Das ist leider nicht so einfach. Denn trotz den hohen Kosten schaffen es die Skigebiete kaum, schwarze Zahlen zu schreiben. Die Skigebiet-Unterhaltung ist teuer. Laut der Schweizer Seilbahnen-Statistik kostet ein einziger Tag in einem grossen Skigebiet mittlerweile durchschnittlich 250’000 Franken, davon entfallen bereits


43’000 Franken auf die Beschneiung. Und diese Zahl steigt kontinuierlich: Die Hälfte der Schweizer Skipistenflächen sind künstlich beschneit, und durch den Klimawandel werden es immer mehr. In tiefen Lagen gibt es nur noch halb so viele Schneetage wie in den Jahrzehnten vor 1980, und alle zehn Jahre schrumpft die Schneedecke in den südlichen Alpen durchschnittlich um zwölf Zentimeter. Die Saison wird kürzer, während die Beschneiungskosten steigen. Fernweh statt Tiefschnee Man entflieht den teuren Skibilleten also, indem man ein Flugticket in die Wärme kauft – und treibt damit im Endeffekt die Kosten fürs Ski-Billet nur noch weiter in die Höhe.Trotzdem scheinen die Entwicklungen nicht nur auf klimatische Gründe zurückzuführen zu sein. Auch die wachsende Konkurrenz aufgrund der Globalisierung, der Wirtschaftslage, sowie die demografische und soziologische Entwicklung der Bevölkerung und Trends spielen eine Rolle. Badeferien in warmen Ländern werden durch günstige Flugreisen und All-Inclusive-Ferienpakete immer erschwinglicher, und durch soziale Medien werden wir ständig daran erinnert, dass Glücklich-Sein mit Yoga-Machen an möglichst vielen verschiedenen

Stränden dieser Welt gleichzusetzen ist. Kein Wunder, ist es unser grösster Wunsch, all diese schönen Orte auch zu entdecken. Denn wie es die Facebook-Titelbilder von mindestens zehn deiner Bekannten am besten zusammenfassen: «Travel is the only thing you buy that makes you richer», nicht wahr? «Faule» Ausrede «Wanderlust» ist mittlerweile tief in uns allen verankert, ohne dass wir überhaupt unser eigenes Land kennen. Und ich bin definitiv auch keine Person, die das verurteilen darf: Ich bin vor zwei Jahren das letzte Mal auf dem Snowboard gestanden – und das, obwohl meine Familie in den Bergen ein Haus besitzt. Mein Hauptgrund: Die Faulheit. Die ganze Ausrüstung mühsam in die Berge zu schleppen, nur um für einen Tag wie ein Michelin-Männchen verpackt einen eisigen Hang herunterzurutschen, ist nicht meine Vorstellung von Spass oder Erholung. Da steige ich auch lieber für einen Städtetrip ins Flugzeug – und bekämpfe meine abgrundtiefe Scham gegenüber dem Klima, indem ich in einer Zeitschrift über die Problematik berichte. w

Gegenüberstellung Kosten für 5 Tage (Beispielrechnung) Skiferien (Arosa)

Strandferien (Phi Phi Don, Thailand)

Hin- und Rückfahrt mit dem Zug (Abfahrtsort: Zürich, keine Ermässigung) CHF 112.-

Hin- und Rückflug von Zürich nach Krabi (Thailand)

CHF 670.-

4 Nächte in Ferienwohnung via Airbnb

CHF 531.-

4 Nächte im «Lucky Guest House» in Phi Phi Don CHF 230.-

4 Ski-Tagespässe

CHF 300.-

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4 Mittagessen auf der Piste

CHF 80.-

4 Mittagessen in Phi Phi Don

CHF 20.-

4 Nachtessen im Airbnb

CHF 40.-

4 Nachtessen in Phi Phi Don

CHF 20.-

TOTAL

CHF 1’036.-

TOTAL

CHF 940.-

AB IN DEN EXOTIKSCHNEE RCKSTR, Fachmagazin für Kompromisslösungen, hat drei Vorschläge , um den nächsten Skiurlaub mit der Lust nach fernen Feriendestinationen zu verbinden. (mge) Sierra Nevada, Spanien Das Gute liegt so nah. Um an einem extravaganten Ort dem Wintersport zu frönen, muss man Europa nicht verlassen. Das Skigebiet Sierra Nevada in Südspan ien hat einiges zu bieten, was Schweizer Skigebiete auch haben, doch der Ausblick bei gutem Wetter auf die Mittelmeerküste und sogar bis nach Marokko macht den Untersch ied.

Mount Buller, Australien Für die Hardcore-Schneehaserl unter euch ist der Mount Buller der perfekte Lückebüsser. Wenn bei uns die Saison aufhört, fängt sie dort nämlich erst an und umgekehrt. Das gleichnamige Feriendorf liegt malerisch um die Talstation eingebettet am Berg und bietet alles, was Wintersporttouristen brauchen.

Cerro Castor, Argentinien Das kleine Skigebiet liegt an der unteren Spitze Argentiniens und ist somit das südlichste der Welt. Auch hier liegt der Schnee, wenn bei uns Sommer ist. Es liegt nur 26 km von der grossen Stadt Ushuaia entfernt und ist deshalb mit dem Flugzeug leicht zu erreichen. Die Castor Ski Lodge am Fuss des Bergs bietet 15 Lodges im Chalet-Style. Man kann sich also auch ganz weit weg wie zu Hause fühlen.


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GUSTO

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Wodka Energy hat endlich Pause: Weltweit sorgen kreative Köpfe hinter dem Bartresen für eine Renaissance von hochwertigen Craft Cocktails. Wir haben uns mit der amtierenden Schweizer Meisterin über ihr Handwerk unterhalten. (rec)

Die neue Generation von Craft Cocktails besinnt sich einerseits auf das vor 150 Jahren von zwirbelschnäuzigen Bartresen-Hexern kultivierte Handwerk, passt sich andererseits aber auch dem Geschmack und der Gesinnung einer modernen Kundschaft an: Nachhaltigkeit der Zutaten und Drinks mit geringem oder keinem Alkohol sind Kniffs, die ein heutiger Mixologist genauso im Ärmel haben sollte wie raffiniert selbstgebraute Sirups. Und wenn er oder sie auf einem komplett anderen Level schüttelt und rührt als alle anderen, geht es womöglich auch ans World Class Finale – einem Wettbewerb, bei dem die Welt-Elite der Mixlogy-Szene ihre Besten kürt und für dessen letzte Ausgabe in Berlin Vertreterinnen und Vertreter aus 52 Nationen anreisten. Auch die Schweiz war mit Katalin Bene vertreten: Kannst du dich an den ersten Cocktail erinnern, den du je getrunken hast? Ja, es war ein Mojito. Was hat dich schliesslich dazu veranlasst, eine Karriere als Bartenderin zu verfolgen? Während meinem Studium habe ich als Kellnerin gearbeitet. Dort habe ich die Leidenschaft vom dortigen Barpersonal miterlebt, ihre Liebe zum Detail und Erklärungen dazu, warum sie die Dinge so und nicht anders machen. Es ist aber auch eine Liebe zur Gastfreundlichkeit, die ich schon bei meiner Mutter und Grossmutter erlebt habe, ihre Art, wie sie Gäste in unserem Haus empfingen und dafür gesorgt haben, dass es allen gut geht.

hinter der Bar zusammenwachsen. Wir haben zuletzt einige sehr verrückte und kreative Dinge auf dem Gebiet der Cocktails gesehen. Aber ich denke, wir werden uns wieder auf eine Einfachheit besinnen und den Fokus darauf legen, das beste aus den einzelnen Zutaten herauszuholen. Du bist während deiner Karriere weit gereist und es scheint, als würdest du die auf deinen Reisen gesammelten Erfahrungen und Aromen in dein Handwerk einfliessen lassen. Sollte ein guter Barkeeper auch einer sein, der weit herumgekommen ist? Reisen erlaubt dir zweifellos, den eigenen Horizont zu erweitern und aus deiner Blase auszubrechen. Man lernt viele neue Geschmäcker kennen, neue Zutaten und verschiedene Methoden, diese auf kreative Weise zu verarbeiten. Doch vor allem kennt ein guter Barkeeper seine Limits weiss, wie kreativ er oder sie sich mit Drinks herauswagen kann und realisiert, dass am Ende nicht der Cocktail das wichtigste ist, sondern der Service und die Beziehung zu den Gästen, die sich wohl fühlen müssen. Wenn es den Leuten gut geht, schmeckt auch der Drink automatisch besser. Angenommen, ich will mir in den eigenen vier Wänden eine kleine Haus-Bar für mich und meine Gäste einrichten: Welche Tipps hast du für jemanden, der sich hobbymässig auf das Gebiet von Craft Cocktails wagen will? Ich denke, je weniger Dinge du in deiner Haus-Bar hast, desto besser. Denn dann kannst du dich beim Mixen darauf konzentrieren, das Maximum aus jeder Zutat herauszuholen. In meiner Haus-Bar habe ich lediglich einige Grund-Spirituosen, ausserdem gehe ich regelmässig auf den Markt und schaue mich nach lokalem, saisonalen Obst und Gemüse um, aus dem dann super leckere Drinks entstehen. All dieses teure Bar-Equipment braucht es nicht, denn es ist fantastisch, wie viel man mit einem Shaker, Teesieb, Messer und Mixer hinbekommt. w

Wie hat sich der allgemeine Geschmack der Gäste über die Jahre verändert? Gibt es bestimmte Arten von Alkohol oder Zutaten, die nicht mehr so sehr gefragt sind? Und wohin glaubst du, dass sich diese Renaissance der Cocktail-Kultur als nächstes entwickelt? Als ich vor zwölf Jahren mit dem Job begonnen habe, tranken die Leute ausschliesslich Longdrinks, meist auf der süsslichen Seite. Die Industrie hat sich seither dermassen verbessert und es ist unglaublich zu sehen, was sich weltweit auf dem Gebiet getan hat. Aber diese Fortschritte sind eng verbunden mit unseren Gästen, die immer enger mit den Menschen

VIRGIN-DESTILLATE

Zur Person: Katalin Bene Geboren in Ungarn und aufgewachsen in den gar nicht mal so unheimlichen Gebirgen von Transsilvanien, landete Katalin einen Job in der renommierten Bar The Gibson von London. Inzwischen leitet die 32-Jährige das Voodoo Reyes in Genf und qualifizierte sich im vergangenen Jahr mit einem Sieg in der Schweizer Vorausscheidung für die Cocktail-WM «World Class» in Berlin. Dort begeisterte sie unter anderem mit einem Highball aus Whisky, Honig und Alpenkräutern, schaffte es aber leider nicht bis ins Finale.

0% Alkohol, 100% Gaumensex

wenn man sich Nicht selten fühlt es sich an, als sitze man bei einer Party am Kindertisch, schmecken davon meisten die weil auch, Wohl bestellt. arte Virgin-Sp einen Drink aus der auch im Bereich als habe man ein paar Tüten Capri Sonne ins Glas ausgedrückt. Doch ein paar der Non-Alcoholic-Cocktails wurde in den vergangenen Monaten die Raffinesse Destilleriien alkoholfre von Siegeszug im ere insbesond Level hochgeschraubt, was sich das Fell einer en niederschlägt. Im Geschmack so geschmeidig als würde die Hand über Kater und keinen t garantier en ent-Tropf Null-Proz die en hinterlass Perser-Katze gleiten, englische Untertreffen damit einen Nerv bei der Generation Wellness. Ein Pionier ist das Erbsen und Orannehmen Seedlip, dessen Kreationen unter anderem aus Pimentbeeren, genauso chic Glas im Sieht werden. serviert Tonic mit eise gen gewonnen und beispielsw Sixpack aus. aus wie mit Gin, wirkt sich aber nicht auf das tagsüber hart angezüchtete

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Wer am Wochenende durch die Ausgeh-Hot-Spots von Zürich und anderswo schlendert (schwankt?), kann schon mal den Eindruck gewinnen, dass die beliebteste Bar mittlerweile das Trottoir ist: Immer mehr Convenience Shops verticken bis spät in die Nacht Hochprozentiges zum Tiefpreis, selbst der Coop und die Migros scheffeln mit ihren Tochtergesellschaften kräftig mit. Diesem Guerilla-Guzzlen gegenüber stehen jedoch auch eine immer grössere Anzahl Bars, die das Getränke-Mixen zur gepflegten Wissenschaft erhoben haben. Diese sogenannte Mixology nahm in der Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Anfang und dauerte an bis in die 1950s, wo schliesslich Don Draper in «Mad Men» alles leer soff und daraufhin alle für die nächsten fünfzig Jahre nur noch Caipis und Hugos bestellten.

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LEGENDEN DES LAUFSTEGS

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POSE

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Ryan Murphys («Glee», «American Horror Story») neue Serie wirft ein funkelndes Scheinwerferlicht auf eine Underground-Szene, die in den Ballrooms von Harlem der 80er Jahre entstanden ist – und auch im heutigen Nachtleben Zürichs noch immer für queeren Glamour sorgt. (rec/jes) Ihr Catwalk steht am Abgrund, doch umso furchtloser stolzieren sie über ihn hinweg. Die Belohnung sind keine Model-Verträge oder Fotostrecken in Hochglanz-Magazinen, sondern Respekt und Anerkennung unter ihresgleichen – Dinge, die ihnen die restliche Gesellschaft vehement verweigert. Denn als Schwule und Transsexuelle hispanischer und afroamerikanischer Herkunft werden die Protagonisten der New Yorker Ballroom Culture gleich doppelt marginalisiert. Von ihren leiblichen Familien meist komplett ausgestossen, finden sie in sogenannten «Houses» - angeführt von einer besonders glanzvollen «Mother» - ein neues Daheim, das sie vor den Gefahren da draussen beschützen soll: Armut, Hunger, Obdachlosigkeit, gewalttätige Freier oder HIV, das sich in den 80er Jahren wie ein Schatten über das hedonistische New York gelegt hat. Ihrer tristen Wirklichkeit entflieht die dadurch entstandene Subkultur in wöchentlich stattfindenden Bällen, wo sich die Houses in thematisch festgelegten und aufwendig kostümierten Tanz- und Pose-Darbietungen messen – dem sogenannten Voguing. American Glamour Story Nie klangen die Worte von Oscar Wilde so wahr, wie im Zusammenhang mit eben jener Ballroom Culture: «We are all in the gutter, but some of us are looking at the stars.» Einen besonders faszinierenden Einblick in diese Welt, wo Glanz und Tragik Schulter an Schulterpolster koexistieren, erlaubt der Dokumentarfilm «Paris Is Burning» aus dem Jahr 1990 (unbedingt anschauen!). Auf fiktionale Weise nähert sich nun Erfolgsproduzent Ryan Murphy dem Thema. Vergangenen Sommer feierte seine TV-Serie «Pose» in den USA Premiere, jetzt ist die erste Staffel dank Netflix auch bei uns verfügbar. Im Fokus stehen die Gründung und Mitglieder vom House of Evangelista, angeführt von Transfrau Blanca (Mj Rodriguez), die unter anderem den jungen Tänzer Damon (Ryan Jamaal

Zur Person: Hayden Kryze Hayden stammt aus Bern und ist noch relativ neu im Drag Queen Showbusiness. Nichtsdestotrotz konnte sie unter anderem bereits den Vizetitel beim Heaven Drage Race 2018 erobern und ist als viel gebuchter Act in der ganzen Schweiz unterwegs.


wie das Voguing und typisches Szene-Vokabular einem breiteren Publikum vorgestellt, Ballroom-Houses finden sich längst von Neuseeland bis Frankreich. Und auch in Zürich lebt weiter, was einst vor über 30 Jahren in Harlem geboren wurde. So findet am 16. Februar in der Labor Bar der «Kweer Ball: Snow Ball Edition» statt, mit Posedowns in drei winterlichen Kategorien und einem DJ-Set des Genfer House of Genevegas.

En vogue weltweit In den ersten acht Episoden (eine zweite Staffel wurde bereits bestätigt) formuliert das stylisch inszenierte und aufregend erzählte Drama einen würdigen Liebesbrief an dieses faszinierende Milieu, welches sich inzwischen hochhackigen Schrittes weit über die Grenzen New York Citys hinaus gewagt hat. «RuPaul‘s Drag Race» – eine längst zum Kult gewordene Castingshow, die 2019 in ihr zehntes Sendejahr geht – hat Elemente

In guten Händen Voguing-Acts finden jeweils auch im Rahmen der Partyreihe Disco Biscuit statt, die jeden Donnerstag im Gonzo das Wochenende an der Langstrasse einläutet. Hayden Kryze (siehe Box) ist eine der Performerinnen, die sich regelmässig im Club in Pose werfen. Von der Geschichte der Kunstform hat Hayden unter anderem auch durch «Paris Is Burning» eine Menge gelernt. Ziel ihrer Auftritte sei, dass die Menschen im Publikum mitfühlen und mitfeiern sollen, gleichzeitig bringen Hayden die Darbietungen jedes Mal wieder neue Erkenntnisse, die sie in zukünftige Choreographien einbaut. Auch hält sie sich durch Videos von aktuellen Ballroom Contests und Tanz-Inszenierungen um den ganzen Globus auf dem Laufenden und erweitert damit fortlaufend das eigene Move-Repertoire. Für «Pose» hat Hayden nur lobende Worte, zumal mit Ryan Murphy ein Showrunner am Werk sei, der sich in der Vergangenheit schon häufiger ähnlicher Materie gewidmet hat: «Es ist ein heikles Thema und deshalb ist es sehr erfreulich, dass es in so guten Händen ist.» W

Revolutionäre Ballmusik

Es wundert nicht, dass man mit dem Soundtrack von «Pose» jede geschmackssichere 80s-Party in den Overdrive schickt (Chaka Khan! Grace Jones! Kate Bush!!!). Bereits während ihrer ersten Blütezeit sprossen Elemente der Ballroom Culture in den musikalischen Mainstream über und wurden von Acts wie Madonna oder Malcolm McLaren vom Underground in die Pop-Charts gehievt. Später schauten sich auch Künstlerinnen wie Lady GaGa und Beyoncé immer mal wieder ab, was sich von den improvisierten Catwalks auf die grosse Bühne adaptieren liess. In den Ballrooms wurde aber auch die Entwicklung von Disco zu House rigoros vorangetrieben und der Nährboden für Queer Rap mitbereitet. Die Stars dieses Genres, das Hip-Hop aus einer LGBTQ-Perspektive neu erfindet, sind momentan durchaus umtriebig: Mykki Blancos zweites Album «Stay Close to Music, Stay Close to God» soll in diesem Jahr erscheinen, Kiddy Smile aus Frankreich (Bild) veröffentlichte im vergangenen Sommer seinen Debüt-Longplayer «One Trick Pony» und Zebra Katz lancierte jüngst eine eigene Mode-Kollektion.

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Swain) unter ihre Fittiche nimmt. Gefeiert wurde «Pose» auch aufgrund der Besetzung: Ein Grossteil der Cast besteht aus transsexuellen Akteuren, mit Jose Gutierez Xtravaganza und Sol William Pendavis sind zudem tatsächliche Ikonen der damaligen Ballroom-Szene in Nebenrollen zu sehen. (Und als Bonus gibt es «Dawson‘s Creek»-Cryface James Van Der Beek als koksendes Yuppie-Scheusal.)

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ON

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SCREEN

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«Taken, aber im Schnee»

EINE ACTION-INTERVENTION ZUM START VON «COLD PURSUIT»

LIAM NEESON, WIR MÜSSEN REDEN Bitte verstehe uns nicht falsch, Liam. Wir sind grosse Fans. Wirklich. Du warst Rob Roy, Michael Collins und Oskar Schindler. Wenn das mal keine Weltgeschichte ist. Ebenso warst du Aslan, Priest Vallon, der Vater von diesem doofen Balg in «Love, Actually» und sogar der gottverdammte Darkman! In dem Film hast du zwar die meiste Zeit ausgesehen wie ein Wienerli nach einem besonders verheerenden Hausbrand, trotzdem gehört «Darkman» in jede anständige VHS-Kollektion. Und sei es nur deshalb, um damit Wohnungseinbrecher niederschlagen zu können. Belohnt wurdest du für all das mit Nominierungen für so ziemlich jeden wichtigen Filmpreis und selbst den Order of the British Empire bekamst du umgehängt. Als du dann vor zehn Jahren mit «Taken» deine Karriere noch einmal neu erfunden hast und plötzlich der knurrige Silberschläfen-Asskicker warst, fanden wir das zunächst auch ganz schön aufregend. Hätten wir nur damals schon geahnt, wohin das noch führen würde! Es folgten zwei «Taken»-Fortsetzungen, in denen du so zirka die halbe Balkan-Bevölkerung ausgeknipst hast und dabei die ganze Zeit in die Kamera gucktest, als würdest du jetzt eigentlich viel lieber all die Episoden von «Luther» schauen, die seit Wochen den Speicherplatz auf deiner TV-Box blockieren. Dazwischen bist du durch «Non-Stop» («Taken, aber im Flugzeug»), «The Commuter» («Taken, aber im Zug») und «Run All Night» («Taken, aber ohne Taken im Titel») schlafgewandelt und nimmst inzwischen scheinbar auch sonst jeden Job an, der ein Filmproduzent beim gemeinsamen Mittagessen auf eine Serviette schreibt und dir über den Tisch zuschiebt. Liam, bitte verstehe uns nicht falsch. Du drehst inzwischen so viele Filme, dass wir dich häufiger sehen als unsere eigenen Eltern. Nicht mal im «Lego»-Film ist man vor dir sicher!

Doch jetzt ist das kritische Mass erreicht, Liam. Am 28. Februar kommt dein neuer Film «Cold Pursuit» ins Kino. Darin spielst du einen Schneepflugfahrer, der die Ermordung seines Sohnes durch die Drogenmafia rächen will. Moment, was?! Liam, bitte. Ein Schneepflugfahrer? Du warst mal Zeus! Ein Jedi-Ritter! Du hast Batman trainiert! Nur weil ein paar Norweger die «Mr. Plow»-Folge bei den «Simpsons» gesehen haben und dachten «Das wäre so viel besser mit mehr Toten» und Hollywood dann ein Remake davon drehen wollte, musst du doch nicht gleich lange Unterhosen anziehen und ins nächste Flugzeug hüpfen. Manchmal ist es völlig okay, «Nein» zu sagen und das Telefon wieder aufzuhängen. Oder willst du etwa so enden wie Eric Roberts (siehe nächste Seite)? Selbst Nicolas Cage sieht sich inzwischen deine Filmographie an und denkt «Alter, mach mal Pause». In einem Interview hast du mal verraten, wie sehr du dich für Fliegenfischen begeisterst. Wäre das nicht ein Hobby, mit dem du wieder etwas mehr Zeit verbringen könntest? Und nein, damit meinen wir keinen Film-Pitch à la «Der Besitzer eines Ladens für Angelzubehör muss seinen entführten Enkel aus den Klauen der tschetschenischen Organmafia befreien». Das wäre absolut albern. Oder, na ja, ähem, hättest du etwa Interesse daran? Wir könnten den Streifen «Off the Hook» nennen und Christopher Lambert spielt den Boss der Organdiebesbande. Wir tippen gleich mal ein Treatment dazu ab. Aber danach musst du uns versprechen, dir auch mal wieder etwas Ruhe zu gönnen. Liam. Bitte. Verstehe uns nicht falsch. Du bist wie ein köstliches Glas Baileys. Doch selbst der macht irgendwann Kopfweh, wenn er einem unentwegt mit einem Hochdruck-Schlauch in den Rachen gepumpt wird. (rec)


ERIC ROBERTS!?

IST DAS ETWA...

In seiner Karriere hat Eric Roberts in über 500 Film- sowie TV-Produktionen mitgewirkt und jeden Monat kommen etwa drei weitere hinzu. Bislang hat es kein Medium geschafft, sein komplettes Werk zu würdigen – bis jetzt.

Teil 1 von 503 «DOA: Dead or Alive» (2006)

10 FEB 2019 | ZÜRICH, KAUFLEUTEN

RAZORLIGHT

12 FEB 2019 | ZÜRICH, HALLE 622

PARKWAY DRIVE

15 FEB 2019 | ZÜRICH, DYNAMO

PALAYE ROYALE

16 FEB 2019 | ZÜRICH, DYNAMO

BRIAN FALLON

18 FEB 2019 | ZÜRICH, DYNAMO

THE FAIM

20 FEB 2019 | ZÜRICH, HALLENSTADION

BONEZ MC & RAF CAMORA

22 FEB 2019 | ZÜRICH, VOLKSHAUS

WIZO

23 FEB 2019 | ZÜRICH, HALLENSTADION

TWENTY ONE PILOTS

23 FEB 2019 | ZÜRICH, MASCOTTE

Wir vermuten mal, dass David Carradine lachend das Telefon aufgehängt hat, als ihm die Rolle des Dr. Victor Donovan in der Videospielverfilmung von «Dead or Alive» angeboten wurde. Doch Eric f'n Roberts sagte bloss «Hold my sake» und gibt den Endgegner in einem Film, der mehr Studie zum Thema «Wie sehr wippt der weibliche Busen während einem Kung-Fu-Turnier» ist als ein Martial-Arts-Streifen. Wem die Hollywood-Oeuvres zu «Mortal Kombat» also schon immer etwas zu sehr Arthouse waren: «DOA» is your «COT» (cup of tea) – erst recht, wenn Eric f'n Roberts im Seiden-Pyjama Sidekicks austeilt, als wäre er Chuck Norris vor dem Frühstück. (rec)

UNSERE WERTUNG:

THE LEMONHEADS

25 FEB 2019 | ZÜRICH, KAUFLEUTEN

HAYLEY KIYOKO

26 FEB 2019 | ZÜRICH, VOLKSHAUS

MARSIMOTO

26 FEB 2019 | ZÜRICH, PLAZA

DODIE

27 FEB 2019 | ZÜRICH, HALLENSTADION

OZZY OSBOURNE

Das Power Ranking der besten News Anchors im Schweizer Regional-TV

RON BURGUNDY te mit CUP Wir beginnen unsere brandneue Spar einmal

L: DIESMA , st Nora Zü ser Schaffhau n e h se rn Fe

TOP 5

1. Nora Züst (SHF) 4 2. Kommt bald 3. Kommt bald 4. Kommt bald 5. Kommt bald

einem Naturtalent up north. Zunächst he Erdarf man sich nicht durch die jugendlic n: Es lasse chen täus Züst Nora von g scheinun Nach die sie e mag zwar aussehen, als würd vom oche ektw Proj r eine richten im Rahmen ächlich Schulhaus Buchthalen ablesen. Tats ie ansow bringt sie aber die nötige Seriosität ganz nur sich bt erlau gemessene Ruhe mit und bei se rwei liche tänd vers – her wenige Versprec chöne «Uns wie en Them len tiona emo so hoch ben proTrennung im Hombergerhaus». Dane Wetter das noch auch s hlus phezeit sie im Ansc djacke Win der in te hkäl Arsc bei t view und inter ekend «We die auf dem Dach Anna Rossinelli für bei iten arbe ew, (Wh ». Entertainment Show Trie echt Eine e?) Leut re ande SHF auch noch rieb also, ple Threat im Schaffhauser Newsbet saktualiTage t, äum die mit dem Vorurteil aufr rscheitel Silbe mit s Ü50 von nur täten können en. (rec) werd rt entie präs l nade atten Kraw und

03 MAR 2019 | ZÜRICH, DYNAMO

BETONTOD

07 MAR 2019 | ZÜRICH, HALLENSTADION

POST MALONE

10 MAR 2019 | ZÜRICH, KAUFLEUTEN

MAX GIESINGER

11 MAR 2019 | ZÜRICH, PLAZA

PICTURE THIS

14 MAR 2019 | ZÜRICH, X-TRA

LIL XAN

14 - 16 MAR 2019 | ZÜRICH & LAUSANNE

M4MUSIC FESTIVAL

15 MAR 2019 | ZÜRICH, PAPIERSAAL

MICHAEL SCHULTE

23 MAR 2019 | ZÜRICH, DYNAMO

SKINNY LISTER

23 MAR 2019 | ZÜRICH, MASCOTTE

UMSE

26 MAR 2019 | ZÜRICH, DYNAMO

RIDERS CONNECTION

30 MAR 2019 | ZÜRICH, SAMSUNG HALL

THE BOSSHOSS

12 APR 2019 | ZÜRICH, X-TRA

STICK TO YOUR GUNS

MORE SHOWS & TICKETS: MAINLANDMUSIC.COM


ON

SCREEN

A MILLION WAYS TO DIE IN NYC

RUSSIAN DOLL

#159 | SEPTEMBER 2018

Von Natasha Lyonne, Amy Poehler, Leslye Headland Mit Natasha Lyonne, Chloë Sevigny, Dascha Polanco

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Es vergehen keine zehn Minuten in der ersten Episode von «Russian Doll» und Hauptfigur Nadia (Natasha Lyonne) wird von einem Taxi totgefahren. Was das Ende eines sehr tragischen Kurzfilms hätte sein können, ist aber nur der Auftakt einer achtteiligen Netflix-Serie. Denn nur einen Augenblick später steht Nadia wieder im Badezimmer eines New Yorker Appartements, Harry Nilsson singt «Gotta Get Up» und es wird klar: Oh ja, wir haben es hier mit einer «Und täglich grüsst das Murmeltier»-Situation zu tun – 70s-Schnulzensong zur Wiederbelebung inklusive. Für Nadia beginnt nun nämlich eine so gnadenlose wie immer wieder tödlich endende Dauerschleife, aus der die zunehmend ratloser werdende Programmiererin zu entkommen versucht – und all das auch noch an ihrem Geburtstag. Ist die – ohnehin nicht einschlägigen Substanzen abgeneigte – 36-Jährige etwa nur auf einem schlech-

WHAT A DICK!

VICE

Von Adam McKay Mit Christian Bale, Amy Adams, Steve Carell Erinnert sich noch jemand an eine Zeit, als die Administration im Weissen Haus nicht dem Pausenplatz einer Clownschule glich? Adam McKay («The Big Short») erinnert sich. Ist ja auch gar nicht so lange her, als Dick Cheney zum mächtigsten US-Vizepräsidenten der Geschichte aufstieg und G.W. Bush zur desaströsen Irak-Invasion aufstachelte. Ein kaum wiederzuerkennender Christian Bale brilliert in der Hauptrolle als White Collar Jabba the Hutt, dessen Aufstieg und (Herzan-)Fall «Vice» mit cleveren inszenatorischen Kniffs nachzeichnet. (rec) wwwwv Ab 21. Februar im Kino

ten Trip? Ist es eine von ihrer Mutter irgendwie vererbte Psychose? Oder gab es auf den Netflix-Servern einen Kurzschluss und die Serie kreuzte Datenstränge mit «Black Mirror: Bandersnatch»? (Wir haben keine Ahnung, wie Streaming-Dienste funktionieren.) Hauptdarstellerin und Serien-Co-Erfinderin Natasha Lyonne («Orange Is the New Black») glänzt in der so düster wie stimmig inszenierten Dramedy, deren bingetastische Episoden das Publikum geradezu einladen, selber über die kleinsten Details und ihre Bedeutung im grossen Ganzen nachzubrüten und «Russian Doll» damit zu weitaus mehr als bloss einem «Murmeltier»- oder «Happy Death Day»-Aufguss machen. (rec) wwwwv Ab 1.Februar auf Netflix

«NARCOS» SENIOR EDITION

THE MULE

Von Clint Eastwood Mit Clint Eastwood, Bradley Cooper, Andy Garcia Okay. Halten wir fest: Clint Eastwood (88) Regisseur und Hauptdarsteller zeigt in «The Mule» nicht eine, sondern zwei Szenen, in denen er einen Dreier hat. Alter Teufel, high five! Und dass, obwohl er mittlerweile nur noch aus Zähneknirschen und Hosen, die bis unter die Achseln hochgezogen sind, besteht. Immerhin hatte Clint also seinen Spass bei den Dreharbeiten. Für das Publikum ist die Story über einen Blumenzüchter, der vom mexikanischen Drogenkartell als Kurier eingespannt wird, eher von jener charmanten Langeweile, wie man sie vom Kuchenklatsch mit Oma und Opa kennt. (rec) wwvvv Ab 31. Januar im Kino


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EA GAMES UND STAR WARS:

#159 | SEPTEMBER 2018

The Empire Screws Up

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Glaubt man dem Internet, dann steht Disney-CEO Bob Iger demnächst mit hochgekrempelten Ärmeln bei EA Games im Büro und prügelt dort seine «Star Wars»-Lizenz aus ein paar unfähigen Managern heraus. Der «FIFA»-Konzern hat sich 2013 die exklusiven Rechte an der Versoftung der Franchise gesichert und liefert seit mehr als fünf Jahren eine beispielslose Shitshow an unfertigen Games, habgierigen Geschäftspraktiken und dem möglicherweise dümmsten PR-Move, seit Beyoncés Publizist allen Menschen auf der Welt verbieten wollte dieses eine, schlimme Bild von ihr anzuschauen (you know which one!). (rez) Zuerst das Recap der letzten paar Staffeln von «Schlimmer als Jar Jar Binks»: Als Electronic Arts «Star Wars: Battlefront” ankündigte, waren die Fans einigermassen optimistisch, denn mit EA DICE werkelte ein talentiertes Studio an dem Titel. DICE hat dank jahrelangem Training mit der «Battlefield»-Serie reichlich Erfahrung mit cineastischen Massenschlachten und verfügt dazu über die nötige, personelle Infrastruktur, die so ein Mammutprojekt verlangt. So zumindest der allgemeine Eindruck, der zum Release hin aber von der Realität eingeholt wurde. Technisch zwar beeindruckend ist «Star Wars: Battlefront» ein liebloser Schnellschuss, dem es an einer Story, Weltraum-Action (In. Einem. Star Wars. Game. Jeez!) und vor allem an Umfang fehlt. Besonders zynisch: Gleichzeitig bot EA einen Season Pass für die kommenden Expansion Packs für absurd teure 50 Stutz an. Wer das volle Spielerlebnis wollte, wurde also gleich zweimal über den Tisch gezogen. Der Publisher bemühte sich anschliessend um Schadenskontrolle und versprach das Game in den kommenden Monaten gratis mit weiterem Inhalt zu unterstützen. Dazu kam es zwar, doch selbst Wochen später war «Star Wars: Battlefront» bestenfalls ein passabler Multiplayer-Shooter, der der Franchise in keinster Weise gerecht wurde. «The dark side I sense in you» Am 10. Mai 2016, also keine sechs Monate nach dem ersten Teil, kündigte EA Games «Star Wars: Battlefront 2» an. Käufer des Debüts müssen sie wie Ned Stark gefühlt haben, als King Joffrey seinen Kopf absäbeln liess, nachdem dieser sich ihm gutgläubig hingewendet hatte. Im Vorfeld

gelobte der Publisher Besserung, man habe auf das Feedback gehört, der Season Pass sei Geschichte und «Battlefront 2» soll nun die Spielerfahrung werden, die sich die Fans gewünscht haben. Einmal mehr würde aber die Ernüchterung folgen. Am 4. Oktober 2017 ging die Beta-Version des Games online und erlaubte einer breiten Masse, die Laser-Schwerter vorab zu schwingen. Das Urteil war vernichtend und das zu Recht: Mit der Aussicht, diesmal auf den teuren Season Pass verzichten zu müssen, hatte EA Games «Battlefront 2» mit Mikrotransaktionen vollgepumpt, die den Käufern noch mehr Kohle aus der Tasche ziehen sollten. Für echtes Geld konnten sich die Spieler bessere Ausrüstung für ihren Charakter kaufen und sich so einen unfairen Vorteil gegenüber all jenen verschaffen, die naiverweise der Meinung waren, dass es bei einem Multiplayer-Game um Können geht. EA torpedierte die Grundfeste der Spielmechanik, egalisierte jeglichen kompetitiven Wert und hatte darüber hinaus auch noch die Arroganz, beliebte Figuren der Serie wie Darth Vader hinter einer Paywall wegzusperren. Diese konnte zwar umgangen werden, verlangte vom Spieler aber über 40 Stunden an repetitivem Gameplay. Wer keine Arbeitswoche investieren wollte, um Rebellen zu würgen war – einmal mehr – angeschmiert. All das wäre an sich schon Grund genug gewesen für einen handfesten Skandal, die Kirsche auf der Bullshit-Torte sollten dann aber die Loot-Boxen werden. Loot-Boxen sind eine Sammlung an zufällig zusammengestellten Items, die erspielt oder – man ahnt es – gekauft werden können. An sich keine neue Praktik, im Falle von «Battlefront 2» waren die Gewinnchancen jedoch dermassen mickrig, dass sich in verschiedenen Ländern die Gesetzgeber eingeschaltet haben. Belgien prüft derzeit eine Klage, während EA Games zeitnahe verkündete, dass sie sich im Recht sehen und auch bereit sind, dieses juristisch einzufordern. «Mind what you have learned. Save you it can» «Shitstorm» ist heutzutage ein inflationär gebrauchter Begriff und doch gibt es kaum ein Wort, dass besser beschreiben könnte, was auf EA Games daraufhin niederprasselte. EA versuchte indessen, den Schaden einzudämmen und erklärten in einem offiziellen Presse-Statement, dass die hohen Anforderungen zum Freispielen eines Charakters dem Spieler ein Gefühl von Stolz geben würde. Der Kommentar kam in etwas so gut an, wie ein Anne-Frank-Witz am Set von «Schindler‘s Liste». EA sah sich gezwungen, die Mikrotransaktion auf den Release des Games hin tem-


«That is why you fail» Für zockende «Star Wars»-Fans war es nicht das einzige Debakel, das es zu verkraften galt. Ein weiterer Titel aus der Franchise, der unter der Führung von Amy Hennig (massgeblich verantwortlich für die «Uncharted»-Reihe) entstand und zu dem Zeitpunkt bereits mehrere Jahre in Entwicklung war, wurde im Oktober 2017 eingestampft und das traditionsreiche Studio dahinter wenig später geschlossen. Vom damaligen EA-CEO Patrick Söderlund gab es anschliessend eine Standard-Ansage «kreative Differenzen, blah blah, entsprach nicht unsere Qualitätsansprüchen, blah blah» und den Verweis auf weitere Games, die sich derzeit in Entwicklung befänden. Eines davon – wie am 16. Januar 2019 herauskam, ist – oder viel mehr war – «Project Orca», ein Openworld-Game, über das nicht viel mehr bekannt ist, als dass es das selbe Schicksal wie Amy Hennins Spiel haben sollte. Die offizielle Begründung dieses Mal? Die Entwicklungszeit dauerte zu lange. EA Games‘ Vertrag mit Disney dauert noch bis 2023

und deren Ziel dürfte wohl sein, die Zeit bis dahin mit so vielen Produkten wie möglich zu füllen. «Hope there is» Disney dürfte sich angesichts der spektakulären Misswirtschaft, die EA Games mit der Lizenz betreibt, mittlerweile ernsthaft überlegen, wie man früher aus dem Vertrag kommt und man kann davon ausgehen, dass der Micky-Maus-Brand genug Anwaltspower hätte, um den den Entwickler von der Franchise zu enteignen. Wünschenswerter wäre allerdings, dass EA Games irgendwo in einem längst vergessenen mentalen Hinterzimmer ein letztes bisschen Anstand findet und den Fans endlich das gibt, was sie wollen: Ein gutes «Star Wars»-Game, idealerweise mit einer tollen Geschichten und vor allem in einem fertigen Zustand ohne versteckte Kosten. Für den Moment ruht die Hoffnung dazu auf «Star Wars: Jedi Fallen Order». Das Action-Spiel wird von Respawn entwickelt, das Studio hat mit «Titanfall» bewiesen, dass es grossartige Games produzieren kann – Single- sowie Multiplayer. Vielleicht klappt’s ja dieses Mal, darauf wetten würden wir aber nicht. Oder um mit den Worten Han Solos abzuschliessen «Never tell me the odds.» Und fuck EA Games. W

#159 | SEPTEMBER 2018

porär abzuschalten. Bis die Käufer sämtliche Helden/Bösewichte spielen durften, ohne dafür extra Ferien zu nehmen oder das Haus verpfänden zu müssen, sollten weitere vier Monate vergehen.

ALS DIE GALAXIS NOCH IN ORDNUNG WAR: Unsere 3 «Star Wars»Lieblingsgames, die ihr Geld noch immer wert sind Star Wars: Knights of the 2 Old Republic 1 & (2003/05 für Xbox und PC)

Star Wars II: Rogue Squadron er ad Le e Rogu (2001 für Gamecube)

Star Wars Jedi Knight II: Jedi Outcast (2002 für Xbox, ) Gamecube und PC

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(JUMP-)SCARY REMAKE

RESIDENT EVIL 2

VON CAPCOM • FÜR PS4, XBOX ONE, PC

#159 | SEPTEMBER 2018

Klassischer Survival-Horror mit modernen Annehmlichkeiten und Hochglanzoptik – eine Kombi, so schaurig schön wie das Platzen eines Zombieschädels. (shy)

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Du hörst das Röcheln, schleichst um die Ecke, während du mit dem nur halb geladenen Revolver zielst, erschrickst ob den Schatten, welche die Farbdosen auf dem Regal werfen, merkst dann, dass deine eigene Taschenlampe Schuld daran ist und hast plötzlich den Zombie am Genick, weil du kurz unaufmerksam warst. Die Spannung, die Capcom in «Resident Evil 2» mit lächerlich detaillierter Optik, in Echtzeit generierten Schatten und meisterhaftem Sounddesign erschafft, sucht im Grusel-Genre ihresgleichen. Der Survival-Horror-Titel ist ein komplettes Remake des gleichnamigen 1998er Kultklassikers, für den Entwickler Capcom praktisch alle Kritikfalten des Originals ausgebügelt hat. Statt der fixen Kamera sitzt die neue über der Schulter der Protagonisten Leon und Claire und holt das Grauen näher heran. Allerdings nicht so nahe wie beim Ego-Perspektive-Horror von «Resident Evil 7: Biohazard» vor zwei Jahren, das darum im direkten Vergleich den noch grösseren Schiss-in-der-Hose-Faktor bietet. Das Hantieren mit Gegenständen im stets zu kleinen Inventar – schliesslich ist im Genre der Kampf mit dem Stauraum ebenso nervenaufreibend wie der gegen die Untoten – geht eleganter von der Hand, verschlossene Türen und liegengelassene Items werden auf der Map markiert und die Exorzisten wider Willen steuern sich relativ flüssig, ähnlich wie im Meilenstein «Resident Evil 4».

ÄHNLICHES ERLEBEN Allerdings wirkt es durchaus altbacken (speziell in einem Game, das so modern aussieht), wenn du mangels Dodge-Button unfreiwillig schnell an dir Knabbern lässt, was besonders bei den verhältnismässig flinken Bossgegnern auf den Zeiger geht. Das Balancing stimmt jedoch und wenn du nicht in einem Panikanfall alle Kugeln verballert und sämtliche Heilmittel aufs Mal geschnupft hast, kommst du in der Regel gerade so durch – und so soll’s schliesslich sein. Unschön ist, dass sich Leons und Claires je rund zehnstündige Kampagnen zu oft überschneiden und du dich am Ende zudem jeweils fragst, was zur Hölle die andere Hauptfigur eigentlich in der ganzen Zeit getrieben hat, in der du im und ums Polizeipräsidium von Raccoon City herum saubergemacht hast. Auch der zu zurückhaltend erzählten Geschichte und ihren blassen Akteuren hätte ein 2019er Update gutgetan. Letztendlich konzentrierte sich Capcom jedoch darauf, dem Original Tribut zu zollen und liefert für erneute Durchgänge sogar vergleichbare Boni wie 1998. Zwar leidet der eingangs beschriebene Horror mit jedem weiteren Durchspielen, Spass macht’s aber trotzdem, was zeigt, auf welch hohem Gameplay-Niveau das «Resident Evil 2»-Remake spielt. wwwwv


HIMMELSSTÜRMER

ACE COMBAT 7: SKIES UNKNOWN VON NAMCO BANDAI • FÜR PS4 UND XBOX ONE

ONIMUSHA: WARLORDS REMASTER

VON CAPCOM • FÜR PS4, XBOX ONE, PC

Ein bisschen schade ist es ja schon. Während «Resident Evil 2» auf der Seite nebenan im vollen Remake-Glanz erstrahlt, erhält «Onimusha: Warlords» (2001 auf der PS2 erschienen und ursprünglich als «Resident Evil»-Spin-off geplant – the more you know), nicht viel mehr als eine höhere Auflösung und eine modernisierte Steuerung,. Die, wo wir gerade schon dabei sein, immer noch ein kleines bisschen scheisse ist. Wir wollen aber nicht kleinlich sein, grundsätzlich ist es ja lobenswert, dass Capcom die Franchise aus dem Winterschlaf holt und wir freuen uns darüber, mit dem Samurai Samanosuke erneut auf Zombiejagd gehen zu dürfen. Diese spielt sich im feudalen Japan des. 16. Jahrhunderts ab, wo du nach der entführten Prinzessin Yuki suchst. Yuki wurde vom untoten Feldherren Nobunaga entführt, der

Blut aus ihrem Schädel trinken will, weil ihm das der dreiäugige Dämon Fortinbras so nahegelegt hat. Die Story ist gespickt mit grossartigem Trash, überzeichneten Charakteren und cheesy Dialogen, wie sie nur die frühen 2000er hätten hervorbringen können. Auch das Gameplay ist ein Produkt seiner Zeit; per Schwert und elementarer Magie heizt du deinen Gegnern ein, deren Seelen du hinterher verwendest, um Katana & Co. aufzuwerten. Dazu gibt es genretypische «Hole es von A und bringe es nach B»-Rätsel und ein paar Bosskämpfe. Klingt simpel? Ist es auch. In Zeiten von «Red Dead Redemption 2» und «Assassin‘s Creed Odyssey»-Epen positioniert sich «Onimusha: Warlords Remastered» als das Dschungelcamp unter dem Games: Kurzweillig, ein bisschen doof und nicht sehr hübsch anzuschauen, aber irgendwie halt doch verdammt unterhaltsam. (rez) wwwvv

Der Einfluss von «PUBG» und «Fortnite» ist auch im Jahr 2019 kaum zu überschätzen und so überrascht es nicht allzu sehr, dass Bandai Namcos altehrwürdiger Arcade-Flugsimulator in seiner neusten Ausgabe einen Battle-Royal-Modus spendiert bekommen hat. Dieser funktioniert zwar nicht nach dem klassischen BR-Prinzip, ist aber eine willkommene Ergänzung zum Rund-um-glücklich-Paket, das der Entwickler mit «Ace Combat 7» abliefert. Eine Singleplayer-Kampagne inklusive campy B-Movie-Story? Check. Knallharte Dogfights in schicker Grafik? Check. Ein rollenspielartiges Upgrade-System, das bis zum Ende motiviert? Check, check, check! Kampf-Piloten mit einem starken Magen freuen sich zudem über zusätzliche VR-Missionen, die das Cockpit-Erlebnis so intensiv machen wie nie zuvor. (rez) wwwwv

SCHWACHBRÜSTIGES POPKULTUR-GEHACKE

TRAVIS STRIKES AGAIN: NO MORE HEROES VON GRASSHOPPER MANUFACTURE/NINTENDO • FÜR SWITCH

«Style over substance» lautet das Mantra des japanischen Gaga-Gamedesigners Suda51. Während seine beiden «No More Heroes»-Teile die Balance zwischen diesen beiden Elementen oft hinbekamen, legt sich das Spin-off «Travis Strikes Again» ziemlich auf die Fresse. Der Style stimmt: Travis Touchdown reisst die vierte Wand schneller ein als Deadpool, auf die Fülle an Popkulturreferenzen wäre «Ready Player One» neidisch und bei so viel Absurdität würden sich sogar die «Hot Shots» am Kopf kratzen. Die monotone Hack’n’Slasherei, die in die Länge gezogenen, hässlichen Levels sowie die schnarchigen Gegner, die dir gegen Ende hin zu Dutzenden entgegengeschleudert werden und damit – ebenso spätere Bossfights – für Frusttode sorgen, zeigen allerdings, dass hinter der freaky Fassade wenig Substanz steckt. Immerhin: Der Co-op-Modus macht’s ein klitzekleines bisschen lustiger. (shy) wwvvv

#159 | SEPTEMBER 2018

SAMURAI SURVIVAL

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COMIC

Wah re G es ch ic ht en au s un se re m Bü roal ltag

E p is o d e 1 : Harder, Daddy Oh, hey Bruno!

#159 | SEPTEMBER 2018

Psst! Findest du den neuen Praktikanten auch etwas komisch?

Hey Leute!

Hm, Bruno? Naja, seine Bewerbung stammte noch aus der Zeit, als wir nur über Rockmusik geschrieben haben.

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Ah, das war ich. Nennt mich doch Embryoscum. Bis wann muss ich «Unsere 10 Lieblingslooks von Ariana Grande» fertig haben?

Oi Gang, wer hat sich einen Kaffee gemacht und die Tasse vergessen?

Brauchst du noch Milch?

Nein, ich mag meinen Kaffee wie meinen Metal: Schwarz und in 13 Ländern verboten.

Bis, äh, Mittwoch.

hahaha!

Hach, der Neue scheint gar nicht mal so übel zu sein.

m e a n w h si lceh r a n k im putz

to be f o r t g e s e t z t .. .

Hallo?... Ja, die Infiltrierung war erfolgreich. Sie ahnen nichts. Bald wird RCKSTR untergehen und der Titel vom wirklich letzten Printmagazin der Welt wird unser sein.


THE FESTIVAL FOR MOVIE, GAME, COSPLAY & COMIC FANS.

G5 TIN YEA

!

5

RS!

J u b i l e e S p e ci

a ls

CELEBRA

3.–5.5.2019

FANTASYBASEL.CH


#159 | SEPTEMBER 2018

WOHIN

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HAYLEY KIYOKO r e h l l a c They » s u s e J n «Lesbia

BHs auf der Bühne und Regenbogenfarben wohin man sieht: Konzerte von Hayley Kiyoko sind mehr als das Feiern und Tanzen zu fetten Popsongs. Denn sie hat nicht nur die Musik sondern auch eine Mission im Gepäck: Sei wer du bist, liebe wen du willst! (fis)


Pop-Hymnen als Lebenshilfe Apropos Brennstoff: Vor ihrer neuen «Encore»-Tour durch Europa hat Hayley über Twitter ihre Follower gefragt, welche Songs sie sich für die kommende Setlist wünschen. «Es ist witzig, wie viele Deep Cuts (Songs, abseits der bekannten Hits, Anm d. Red.) gewollt werden!» Klar, diese Nähe durch soziale Medien ist zwar einerseits normal geworden und Fans werden durch so was manchmal einfach zum Teil des Freundeskreises – aber bei Hayley geht es dann doch noch ein bisschen weiter: «Normalerweise treffe ich um die 100 Fans vor jeder Show. Ich bin einfach sehr dankbar für jeden Einzelnen und sie inspirieren mich, dabei zu wachsen.» Was man ihr sogar abnimmt – aber sehen wir den Tatsachen ins Auge: Eigentlich geht das mit dem inspirieren vor allem in die andere Richtung. Denn für viele ist die 27-Jährige zu einem Rollenmodell geworden, jemand zu dem sie aufsehen können und der ihnen dabei hilft, mit dem eigenen Leben irgendwie klar zu kommen. Denn wenn Hayley so lautstark ihre sexuelle Orientierung feiert, macht sie es für alle

WENN HAYLEY SCHON FRAGT:

Diese 3 Songs würden wir gerne beim Gig mitsingen

anderen, die damit vielleicht zu kämpfen haben, leichter und selbstverständlicher. Tanz für Toleranz Gleichzeitig bedeutet es aber auch viel indirekte Verantwortung für sie – einen Moniker wie «Lesbian Jesus» zu tragen, das muss wortwörtlich doch einen schweres Kreuz sein, oder? «Ich bin geschmeichelt von diesem Spitznahmen», sagt sie aber nur. «Ich mache einfach Kunst, die aus Ehrlichkeit kommt. Und wenn diese Wahrheit bei anderen widerhallt und ihnen Trost gibt und sie ermutigt, stolz auf den Menschen zu sein, der sie sind, dann ist das mehr als ich jemals hoffen konnte.» Ganz schön bescheiden wenn man bedenkt, wie sie mit ihren Liedern über die Liebe zu Frauen gleich mal reihenweise Pop-Hymnen in die Welt gesetzt hat, angefangen mit «Girls Like Girls» von ihrer zweiten EP «This Side of Paradise». Auch in ihren Videos feiert der Popstar ihre Vorlieben und ihr Leben und Journalisten beschrieben ihre letzten Auftritte im Herbst überall in Europa auch schon mal als Demonstrationen für LGBTQ-Rechte. Denn Hayley nutzt die Bühne gerne zum lockeren Agitieren, selbst wenn sie dort oben mit Sicherheit nur zu den schon lange Konvertierten predigt. Ist das also ein Ruf zu den Waffen oder doch eher eine Party? «Ich hoffe, dass die Shows eine Feier aller Dinge ist, die diese wunderschöne und gleichzeitig fehlerhafte Reise des Lebens ausmachen. Ob du dich nun glücklich fühlst, verliebt bist, dein Herz gebrochen wurde: Diese Shows sind dein Safe Space, um alles aus dir raus zu lassen. Und das in einer Menschenmenge mit Leuten, die alle glücklich sind, zusammen diesen Moment zu teilen. Das ist das Beste daran – all die Liebe im Raum, egal was die sexuelle Orientierung der Einzelnen im Publikum sein mag.» Und so landen am Ende der Show auch gerne Mal die BHs der Fans auf der Bühne, wie auch bei ihrem letzten Konzert im November in Berlin. Was ist eigentlich aus denen geworden? «Wir haben sie dem Frauenhaus gespendet», klärt die Amerikanerin auf. Was einerseits so absolut nicht Rock‘n‘Roll ist – aber anderseits wahnsinnig Jesus-mässig. Es geht eben um den wahren Glauben bei Hayley Kiyoko – und der heisst nun einmal Liebe. In jeder Hinsicht. w

; Live am 25.2. im Kaufleuten (Zürich)

«Curious» Der Refrain mit dem extra-unwiderstehlichen «Yeah!»: Mit dem Release dieser Single eröffnete die Sängerin 2018 ihren famosen Siegeszug. «What I Need» Duettpartnerin Khelani hat Hayley auf der aktuellen Tour zwar nicht auf dem Beifahrerinnensitz, Pflichtprogramm ist der Sommerhit aber trotzdem. «A Belle To Remember» noch Auch vier Jahre nach Veröffentlichung ihrer ersten EP knallt dieser Song werfen. sche Cola-Fla so frisch rein, als würde man ein Mentos in eine

#159 | SEPTEMBER 2018

S

ie hatte ein ziemlich umwerfendes Jahr 2018 – und bei den MTV Music Video Awards zu gewinnen, war da nur die Kirsche auf der Torte. Noch mehr beeindrucken da schon die Millionenstreams und Videoklickzahlen, die belegen, dass Hayley Kiyoko gekommen ist, um zu bleiben. Besser ist das auch! Denn Propheten sollten sich nicht so schnell vom Acker machen, ganz besonders solche wie Hayley. Wenn die Schauspielerin und Musikerin nun also für einen Gig nach Zürich kommt, dann nicht nur um eingefrostete Hintern sondern auch Hirne aufzutauen. Ihre Auftritte sind mittlerweile ganz besondere Events geworden, bei denen viel mehr passiert, als dass sie nur die Tracks ihres gefeierten Debüts «Expectations» spielt. Und da Hayley vielen auch als Schauspielerin bekannt sein dürfte, ist alles, was da so wild auf der Bühne abgeht, nicht nur Chaos. Ein bisschen ist so ein Auftritt ja immer auch ein Drahtseilakt zwischen Kontrolle und Loslassen: «Ich probe viel und arbeite lange daran eine Show zu kreieren, die das Publikum unterhält und Hoffnung machen soll. Und es gibt mir zumindest auch etwas Kontrolle zu wissen, wie die Show jede Nacht ablaufen soll. Aber wenn ich letztendlich auftrete, ist es immer aufregend und befreiend. Jedes Publikum ist anders und es bringt seine einzigartige Energie und Stimmung mit, dass der Show erst den Brennstoff gibt», verrät sie uns im Interview.

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WOHIN 2.3. Langstrasse (Zürich)

RADAR FESTIVAL

#159 | SEPTEMBER 2018

Wir gingen zwar nicht mit einem Willkommensfrüchtekorb rüber, dennoch freuten wir uns 2018 über unsere neuen Nachbarn: Das Radar Festival trägt ein geballtes Live-Musik-Programm mitten ins Zürichs Ausgeh-Herz, die Langstrasse. Auch in diesem Jahr öffnen dort acht Locations ihre Tore und präsentieren über 25 hoch interessante Indie-Acts, beispielsweise Blond aus Chemnitz (Bild – und was für eins): Das Trio besteht aus den Schwestern der Kraftklub-Jungs Till und Felix sowie einem blinden Multiinstrumentalisten und schrammelt entzückende Rock- und Pop-Bijous. (rec)

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26.2. Plaza (Zürich)

DODIE Sorry, Dido. Dein Comeback in Ehren, aber unser Herz klopft aktuell für Dodie. Die Engländerin begann ihre Karriere, indem sie putzige Coverversionen auf YouTube hochlud, was inzwischen der wohl unoriginellste Satz in einer Künstlerbiografie sein muss. Macht nix, denn der Charme und das Talent der 23-Jährigen sind nicht abzustreiten, wenn man sich fluffige Popsongs wie «In the Middle» zu gutgelauntem Gemüte führt. Ihre aktuelle Tour wird übrigens vom Release von Dodies neuer EP «Human» begleitet. (rec)

7.3. Hallenstadion (Zürich)

POST MALONE Nehmen wir es dem Texaner übel, dass er für seinen Grammy-nominierten Hit «Rockstar» den Titel unseres ehrenwerten Magazins plagiarisiert und mit zwei komplett unnötigen Konsonanten ausgestattet hat? Meh. Dafür ist der hyper-erfolgreiche Rapper einfach zu sympathisch – selbst dass er jüngst seine eigenen fucking Crocs designt hat, können wir ihm nicht übel nehmen. Im Hallenstadion präsentiert der 23-Jährige nun aber sein primäres Talent und performt die Songs seines aktuellen Megasellers «Beerpongs & Bentleys». (rec)


KIFF AARAU 08.02

dAs eFx us 09.02.

HOWLONG WOLF ch 09.02. | 10 Jahre arTnoir

PROMeTHee ch UNHOLd ch THe MONOFONes ch 15.02

MARIUs BeAR ch 17.02

OBsCURA De 22.02

BAsCHI ch JULdeM ch 01.03

ReveRIe WITH dJ LALA us & KT GORIqUe ch 06.03

dANCe WITH THe deAd us 08.03

HAKeN uk 08.03

PALKO!MUsKI ch 15.03

GZA us 15.03

10.1. bis 3.3. Photobastei (Zürich)

RAW POWER In Zürich gilt bereits als Punk, wer sein Sharing-E-Bike umgekippt auf der Strasse liegen lässt. Wesentlich verwegener sind dagegen die Motive der Vernissage «Raw Power» in der Photobastei. Unter einem Dach finden sich dort aktuell 14 Ausstellungen, die das Thema Punk bildgewaltig einkreisen wie ein Polizei-SoKo an der Nachdemo vom 1. Mai. Genre-Götti Iggy Pop wird ebenso mit einer Bilderkollektion bedacht wie der Zürcher Bruno Stettler, welcher die Jugendkultur während über 30 Jahren fotografisch festhielt. Auch werden einige Werke von Streetart-Outlaw Banksy ausgestellt (sein vermeintlich neues Werk an der Fassade der Photobastei stammt dagegen von den Scherzkeksen beim Online-Mag Izzy). Neben den üblichen

Hotspots der Subkultur – wie London, New York und Paris – schweift der Blick aber auch in jene Ecken der Welt, wo die jugendliche Aufmüpfigkeit weitaus grössere Hürden zu überwinden hatte als ein paar enttäuschte Eltern. «Russian Punk» von Sergei Borisov und «Punk auf indonesisch» von Eleni Kougionis verorten den zivilen Ungehorsam auf besonders gefährlichen Pflastern und mit ihrer Kollektion «Chinarchy» (Bild) dokumentierte Journalistin und Fotografin Martina Strul zwischen 2004 und 2008 eindrucksvoll den Punk-Underground Chinas. Eine vielseitige Exhibition, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte – am besten mit dem E-Bike anradeln und das Teil nach der Ankunft knallhart aufs Trottoir schmeissen. (rec)

HeNRy ANd THe WAITeR De 21.03

JOËL RAy ch

22.03

RICKy HARsH ch veLveT TWO sTRIPes ch CATALysT ch 22.03

BARCeLONA GIPsy BALKAN ORCHesTRA inT 23.03

sAy yes dOG Lu/De TickeTs: WWW.sTarTickeT.ch More infos & shoWs: WWW.kiff.ch


WOHIN 22.2. Viertel Klub (Basel)

HAMBURG CALLING Um nicht immer nur die eh schon etablierte elektronische Musik aus der Berliner Szene zu pushen, hat der Viertel Klub die Reihe Hamburg Calling lanciert. In der sollen ausschliesslich Künstler aus der Hafenstadt die Chance bekommen, ihre Skills zu zeigen. Den Anfang macht Christian Löffler (Bild), der seine Musik selbst so beschreibt: «Ich probiere Melancholie mit Euphorie zu kombinieren». Ausserdem legt Stimming auf, dessen Produktionen seit Jahren zu den Favoriten der Sets zahlreicher DJs gehören. (mge)

#159 | SEPTEMBER 2018

18.1. bis 5.5. Kunsthalle (Basel)

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WONG PING:

GOLDEN SHOWER

Trotz drolliger Figuren und knallbunter Kolorierung: Die digitalen Animationen von Wong Ping werden es so schnell nicht ins Kinderprogramm schaffen. Dafür sind seine Motive viel zu anzüglich, die in seiner Kunst behandelten Themen zu ernst. Doch genau aus diesem Spannungszustand bezieht das Werk des 35-Jährigen seinen Reiz. «Golden Shower» ist die erste grosse Ausstellung von Ping ausserhalb seiner Heimat Hongkong und erfrischt die Sinne, ganz so wie es ihr Titel verspr-, äh, lassen wir das lieber. (rec)

23.2. Halle 622 (Zürich)

MDRNTY ZÜRICH

URBAN NATURE TOUR Gehörst du auch zu denen, die gerne mal den Satz «Nein man, ich will noch nicht gehen, ich will noch ein bisschen tanzen.» zitieren, wenn im Club das Licht angeht, weil du es einfach noch voll fühlen würdest, weiterzuraven? Dann ist die Urban Nature Tour vom erfolgreichen Eventlabel MDRNTY die perfekte Party für dich. Dreizehn Stunden am Stück kannst du zum Sound von exquisiten DJs wie Luciano (Bild), der mit den Gästen sogar in seinen Geburtstag reinfeiert, Guti oder Marc Romboy abgehen, so dass dein kürzlich erworbenes Fitness-Abo überflüssig wird. (mge)


16.2. KKL (Luzern)

SWISS MUSIC AWARDS Was Preisverleihungen anbelangt, da kleckert die hiesige Musikszene nicht – sie klotzt. Wortwörtlich: Der Swiss Music Award sieht aus, als hätte er einen Nebenjob als Wurfgeschoss bei Strassenunruhen. Umso hübscher ist hingegen der neue Austragungsort für die zwölfte Ausgabe, welche neu im KKL am Vierwaldstättersee steigt. Zudem haben sich die SMAs noch intensiver der Talentförderung verschrieben und wollen jenen Acts eine grosse Bühne geben, die womöglich schon bald für den Soundtrack der Zukunft sorgen. Auf nationaler Ebene sind das beispielsweise der Walliser Songwriter JulDem, Ausnahmesänger Marius Bear aus dem Appenzell und die welsche Rapperin KT Gorique. Allesamt sind sie in der Kategorie

«SRF 3 Best Talent» nominiert. International sorgt derweil Sängerin Billie Eilish (Bild) momentan für mächtig Furore. Ihr erster CH-Gig in Zürichs Halle 622 war innert kürzester Zeit komplett ausverkauft, Checker-Medien wie die Vogue und der NME prophezeien der gerade mal 17-Jährigen einen kometenhaften Aufstieg als Popstar und Stil-Ikone. (Und auch wir haben sie bereits vor einem Jahr interviewt und waren sehr entzückt von ihrer Art – und Songs wie «Lovely» und «Bellyache» sowieso.) Billie tritt live bei den SMAs auf und wer sich kein Ticket für die Show mehr sichern kann, tanzt wenigstens im eigenen Wohnzimmer mit: Die Veranstaltung wird nämlich zusätzlich live vom Schweizer Fernsehen übertragen. (rec)

live! vvk: starticket.ch oder an der abendkasse (ohne gewähr)!

sonntag 3.2.19

THE GARDENER & THE TREE CH

d sol t ou

dienstag 5.2.19

KHRUANGBIN

USA

mittwoch 6.2.19

THE PAPER KITES AUS

freitag 8.2.19

SEAFRET

UK

samstag 16.2.19

…AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD AUS

samstag 23.2.19

THE LEMONHEADS

USA

dienstag 5.3.19

NIGHT LOVELL

CAN

montag 11.3.19

WILD NOTHING

USA

dienstag 16.3.19

IZAL

ESP

dienstag 23.3.19

UMSE

D

montag 25.3.19

MARIBOU STATE UK

freitag 29.3.19

ADY SULEIMAN

UK

mittwoch 3.4.19

KT TUNSTALL

UK

samstag 13.4.19

JOHN J. PRESLEY samstag 22.6.19

ALL THEM WITCHES

USA

mascotte.ch

UK


WOHIN

Musik in der Theorie und Praxis:

#159 | SEPTEMBER 2018

Das m4music Festival 2019

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Jährlich veranstaltet das Migros-Kulturprozent das Musikfestival m4music um Schweizer Musikern eine Plattform zu bieten und um aktuelle Themen rundum Musik intensiv mit der Öffentlichkeit zu teilen. (mge)

Auch dieses Jahr beschäftigt sich das m4music von allen Seiten mit dem Thema Musik. Vom 14. bis 16. März erhalten Schweizer Künstlerinnen und Künstler einen Platz auf prominenter Bühne. Das Festival erobert den ganzen Schiffbau und den Club Exil in Zürich sowie das RTS in Lausanne. Neben dem eigentlichen Festival mit zahlreichen Acts aus dem In- und Ausland findet die Conference und der Wettbewerb Demotape Clinic statt. Die Conference besteht aus einer Reihe Veranstaltungen, wie zum Beispiel der runde Tisch von SONART – Musikschaffende Schweiz, bei dem sich Profis aus dem Musik-Business austauschen können. Die Apéros von Starticket und PETZI oder der Swiss Music Export Brunch bieten ausserdem den passenden Rahmen, in dem Musikschaffende sich zwanglos austauschen oder Kontakte knüpfen können. Die Demotape Clinic wiederum ist ein Nachwuchswettbewer, bei dem vor allem junge Schweizer Talente in den Kategorien Pop, Rock, Electronic und Urban gefördert werden. Das vielversprechendste Talent erhält ausserdem die Auszeichnung «Demo of the Year». Ebenfalls wird dieses Jahr erneut die Preisverleihung für den «Best Swiss Video Clip» (Jury- und Publikums-Award) ausgerichtet. Doch der ganz grosse Publikumsmagnet ist auch in diesem Jahr das formidable Line-up an Live-Acts. Hier unsere vier Favoriten:

INTERNATIONAL MUSIC Ja, das ist ein Bandname. Genauer: Der einer Indie-Rockband aus Essen, Deutschland. Ihr Debüt-Album «Die besten Jahre» kam im Frühling 2018 raus und wurde von den Kollegen beim Musikexpress zur LP des Jahres gekrönt. Ihre Musik zeichnet sich durch den charmant genuschelten Gesang und ihre Texte durch feinfühlige Komik aus.

GUS DAPPERTON Verträumter Pop ist sein Markenzeichen, mit seinem Style fällt er auf. Dementsprechend gingen Gus‘ Musikvideos zu «I›m Just Snacking» und «Prune, You Talk Funny» auf YouTube viral. Der erst 20-jährige Singer-Songwriter aus New York hat bereits zwei EPs veröffentlicht: «Yellow and Such» (2017) und You Think «You’re a Comic!» (2018).

A-WA Geballte Frauenpower ist bei den drei Schwestern aus Israel angesagt. Ganz unkonventionell mixen sie jemenitische Volksmusik mit Elektro- und Trap-Beats und sorgen damit inzwischen international für Aufsehen, besonders gut nachzusehen im Musikvideo zu «Habib Galbi», wo A-WA arabische Tradition mit Hip-Hop-Kultur vereinen.

WOLFMAN Das Schweizer Pop-Duo, bestehend aus Kate Stoykova und Angelo Repetto, hat 2013 die Demotape Clinic gewonnen, im Oktober 2018 brachten sie ihr drittes Album «Mad Woman» raus. In diesem geht es vor allem um die Kälte in menschlichen Beziehungen. Die Songs von Wolfman sind geprägt von sphärischen Sounds und Electro-Vibes.


19 MAR 2019 X-TRA ZüRICH

TICKETINO.CH | STARTICKET.CH

UND ALLEN BEKANNTEN VVK-STELLEN

GARE DE LION SILOSTRASSE 10, 9500 WIL / WWW.GAREDELION.CH

MI 13.03. PETER BJORN AND JOHN (SWE) INDIE / MIT NEUEM ALBUM «DARKER DAYS»

FR 29.03. MO LOWDA & THE HUMBLE (USA) ROCK, INDIE / MIT NEUEM ALBUM «CREATURES»

SA 30.03. DANKO JONES (CAN) ROCK / SUPPORT: CATALYST (CH)

TICKETS:


Frank Carter and The Rattlesnakes ONLY SWISS SHOW

20.00 DOCKS.CH

TÜR

20.03.19

SHOW

20.30

LIVE

SALZHAUS

09/03

WEVAL

NL

ELECTRONICA/INDIE 20 Uhr/CHF 28.–

21/03

PUTS MARIE CH

EXPERIMENTAL SOUL ROCK 19 Uhr/CHF 25.–

28/03

ONYX

HIPHOP/RAP 19 Uhr/CHF 32.–

US

29/03

CRYSTAL FIGHTERS UK/ES

ELECTRONIC-PSYCH-INDIE-RAVE 19 Uhr/CHF 45.–


SUPERBOWL LIII

CHRIS KARELL + NACNECC LIVEÜBERTRAGUNG AUF GROSSLEINWAND • 3.2. + WALTER NICE 1.2. • FABRIK SESSIONS OPEN CLUB DAY 2.2.

GEORGE

7.2. • SOLO-SHOW

8.2. • CANAL3 SOUNDCHECK

TROPICAL SOUNDS 9.2.

FRISCO DISCO 8.2.

WILLIAM WHITE

MICHALE GRAVES VELVET TWO STRIPES + CATALYST DUO LUNATIC BLISS 15.2. • US, EX-MISFITS

BEST OF 2000 16.2.

MACBETH JOKER STAGE & DISTORTED NOISE PRODUCTION

22.2.

BARRIO LATINO 23.2.

28.2. • COUPE ROMANOFF

1.–2.3. • «VOLLJÄHRIG»

HIT! 2.3.

BEST OF 2010 16.3.

SRF 8×15

FABRIK SESSIONS

NILS BURRI + PETER FINC 8.3.

PUB QUIZ 22.3.

FLOHRUM 16.3. • FLOHMARKT

5.4.

PROGRAMM VORSCHAU 29.3. THROWBACK

PARTY 30.3. OH JUNGE! 10.4. ROGERS DE FOREVER 13.4. KISS THE RAINBOW 20.4. SLAM & HOWIE 21.4. BUNNYWOOD 26.4. CARNAGE FEAST 27.4. LANDRO

13.4. 80S

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#159 | SEPTEMBER 2018

Foto: Claudia Casagranda/Casagranda Foto

Christian K. L. Fische

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Marietta Gerber Wenn Christian K. L. Fischer nicht an seinen Romanen schreibt und sich mal von seiner Playstation loseisen kann oder mal gerade nicht in seiner Geburtsstadt Berlin in irgendwelchen Läden bis in den frühen Morgen versackt, dann ist er meistens frei rumlungernder Musikjournalist und nebenbei noch Chefredakteur seines Magazins SCHALL. Ausserdem versucht er sich gerade mit Intervallfasten. Bisher klappt es ganz gut. Für diese Ausgabe war Christian besonders busy und zwar durch Interviews mit Lauren Sanderson, Rudimental und Hayley Kiyoko.

Volle zwei Monate blieb die Praktikumsstelle bei RCKSTR unbesetzt und es hätte unseren Laden schier in Flammen aufgehen lassen. Never again! Deshalb sind wir umso entzückter, für die nächsten paar Monate Marietta als neues Office- Mikrow ellen-Gspänli willkommen zu heissen. Sie studiert aktuell Journalismus in Zürich und verfasst bereits fleissig Texte für das Magazin und die Website. Ausserdem ist sie Queen of Newsletter und verstreut wöchentlich Wettbewerbspreise übers Land wie Feenstaub über schlafende Kinder.

BRCKSTR Crew

Rainer Etzweiler Für mehrere Monate musste Rainer nicht nur wie üblich den Anzeigenverkauf betreuen, sondern auch noch die Redaktionsleitung – eine Doppelbelastung, die ihn etwa so schnell altern liess, wie den Kerl, der am Ende von «Indiana Jones und der letzte Kreuzzug» vom falschen Gral getrunken hatte. Jetzt kann er die Sache endlich wieder etwas entspannter angehen, redaktionell bleibt er uns aber insbesondere im Gaming-Bereich erhalten. Eine Aufgabe, die sich prima mit Cuddlz von seinem Büsi-Babe Nya verbinden lässt.

Für die neue Fotolovestory High Stakes Dramareihe «BRCKSTR» wurden sämtliche unserer Büromitarbeitenden mit einem eigenen Lego-Figürchen nachempfunden. Um dies zu bewerkstelligen, mussten wir uns einem modernen Body-Scanning-Prozess unterzieh-, okay, nein. Wir haben einfach ein paar Stunden auf firestartoys.com verbraten. Geplant sind drei Staffeln à neun Episoden mit der Option auf eine Spin-off-Comicreihe und einem «Lego: The RCKSTR Movie», wobei die Warner Bros. Filmstudios diesbezüglich noch keinen unserer Anrufe beantwortet haben, ehm.

So. Fertig. Für mehr RCKSTR besuche uns auf: @rckstr_magazine bei Instagram @ROCKSTARmag bei Facebook rockstar.ch in deinem Browser Die nächste Augabe erscheint am 1. MÄRZ ♥

Den Soundtrack von RCKSTR #163 hören:

rockstar.ch/spotify


INTERLAKEN

13.– 15. JUNI 2019

WWW.

GREENFIELDFESTIVAL.CH

SLIPKNOT DIE TOTEN HOSEN AMON AMARTH DROPKICK MURPHYS ELUVEITIE PAPA ROACH FEINE SAHNE FISCHFILET FRANK TURNER & THE SLEEPING SOULS SALTATIO MORTIS HALESTORM ME FIRST & THE GIMME GIMMES ESKIMO CALLBOY THE AMITY AFFLICTION STATE CHAMPS CELLAR DARLING


NAO︱MIGHTY OAKS︱BAS︱TEMPLES HENRY JAMISON︱MALEEK BERRY GUS DAPPERTON︱PETITE NOIR KELVYN COLT︱STEINER & MADLAINA KETTCAR︱A-WA︱BLACK SEA DAHU LARKIN POE︱LONG TALL JEFFERSON MONET192︱INTERNATIONAL MUSIC BLVTH︱ISOLATION BERLIN︱MANILLIO DAGOBERT︱TATUM RUSH︱IKAN HYU JESSIQUOI︱WOLFMAN︱COBEE AND MANY MORE…


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