RCKSTR Mag. #163

Page 24

GESCHICHTSSTUNDE MIT DEN

VELVET TWO STRIPES Zu Velvet Two Stripes hat so ziemlich jeder eine Meinung: Sei es nun ein banales «Oh, mit der einen hab ich mal Shots getrunken», das feministische «Sie beweisen, dass Frauen genauso gute Musiker wie Männer sind» oder ein gelangweiltes «Ach, dieser verstaubte Bluesrock ist immer noch nicht tot». Um die St.Gallerinnen ranken sich zudem allerhand Mythen. Zur Feier ihres neuen Albums trafen wir die beiden Schwestern Sophie (Gesang) und Sara (Gitarre) Diggelmann stilgerecht in einem Fumoir und fragten nach der unverblümten Wahrheit – hier liest du die Hochs und Tiefs in der Geschichte von VTS, stets mit der zur Ära passenden Drink-Empfehlung – ganz im Stil ihrer neuen Single «Drinks». (nei)

1. Die Anfänge im Band-Workshop (2009)

#159 | SEPTEMBER 2018

Die Wurzeln von Velvet Two Stripes liegen in einer klassischen Schülerband. Die heutige Sängerin Sophie sass damals am Schlagzeug, ausserdem waren noch einige andere Parteien involviert. «Wir spielten Sachen wie ‹Hotel California›», erinnert sich Sophie. «Man muss halt irgendwo anfangen.» Irgendwann rebellierten die Diggelmann-Schwestern mit der frisch hinzugestossenen Bassistin Franca. «Wir fanden, wir brauchen den Musiklehrer jetzt nicht mehr. Wir wollten unsere eigenen Songs schreiben.»

24

Passende Erfrischung: Swizzly und Pesca Frizz («Mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke.»)

2. Die erste eigene Formation (2011) Nachdem sie der früheren Sängerin sowieso schon immer Anweisungen geben musste, übernahm Sophie irgendwann einfach selbst das Mikrofon und stieg hinter dem Schlagzeug hervor. Für die Beats holte man sich einen Drum-Computer, der den frühen VTS-Sound prägte. In einem St.Galler Jugendzentrum spielte das Trio seine erste Show. «Unsere Eltern waren nervöser als wir», erinnern sich die Diggelmanns. Zuhause hatte man keine Ahnung vom Talent der Töchter: «Sie hatten mich noch nie singen gehört und dachten, das würde komplett in die Hose gehen», sagt Sophie. Nach der Show war Papa dann aber so stolz, dass er eine Runde spendierte. Irgendwann legte man sich auf den Namen Velvet Two Stripes fest und ab da ging es steil nach oben. Passende Erfrischung: Weisswein («Wir killten je eine Flasche pro Zugfahrt.»)

3. «Die coolste Band der Schweiz» (2012) Die 20-Minuten-Headline wird auch heute noch gerne zitiert, sobald es um VTS geht. Die blutjungen Rotznasen stürzten sich auf jedes Rock’n’Roll-Klischee und besangen Drogeneskapaden, obwohl Sophie laut eigener Erfahrung damals noch überhaupt keine Erfahrung mit illegalen Substanzen hatte. Die Vorschusslorbeeren in der grössten Schweizer Tageszeitung – damals hatten VTS noch keinen einzigen offiziellen Release – entstand eigentlich aber nur wegen einer nicht ganz ernst gemeinten Bewerbung: «Wir hatten uns bei My Coke Music angemeldet», erzählt die Band. «Allerdings machten wir null Promo für das Voting – weil wir das scheisse fanden.» In der Jury sass jedoch der Musikredaktor des Gratisblatts und überschüttete die drei Ostschweizerinnen in seinem Porträt mit Superlativen. So überspitzt die Headline auch klingen mag: «Ich finde uns immer noch die coolste Band der Schweiz», sagt Sophie. Ausserdem öffnete der Hype die Tür zum Berliner Label Snowhite Records. Passende Erfrischung: XTC und Speed («Immerhin haben wir so getan, als ob.»)


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.