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sechs+sechzig · 10. Jahrgang · Ausgabe 3/2009
Veranstaltungstipps aus der Region
Hundeliebe kennt kein Alter Seite 4
Herausgeber: Seniorenmagazin sechs+sechzig – Verein zur Förderung des Dialogs der Generationen e.V.
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sechs+sechzig · 10. Jahrgang · Ausgabe 3/2009
I N H A LT
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Ansichtssache
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Wie alt darf das Frauchen sein? Altersdiskriminierung ist zwar verboten, kommt aber immer wieder vor
Lebensläufe
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Als der Großvater ein Gesicht bekam Der Erlanger Schriftsteller Klaus Gasseleder erzählt die Geschichte seines Vorfahren
Jung & Alt
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Kinder freuen sich über »sooo« viele Omas Bewohner von Mehrgenerationenhäusern schildern ihre ersten Erfahrungen
Reise
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Besuch beim Meister des Jugendstils HypoVereinsbank lädt sechs+sechzig-Leser nach München ein
Reise
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Blütenzauber und süßer Wein sechs+sechzig-Leserreise führt auf die Atlantik-Insel Madeira
Innenansichten
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»Ich bin kein WG-Typ« KarstadtQuelle-Manager Peter M. Endres zum Lebensgefühl der Generation 50plus
Große Hilfen
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Der Brandmelder schläft nicht Die Installation von kleinen Sirenen in der Wohnung schafft Sicherheit rund um die Uhr
Trend
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Als die Hausfrauen noch Uniform trugen Die Nürnberger Studentin Janin Abt hat die Geschichte der Kittelschürze erforscht
Portrait
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Der Sprung über die Grenzen Bernd Rödl erschloss als erster Wirtschaftsberater osteuropäisches Terrain
Portrait
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In 824 Tagen um die Welt Erlanger Ehepaar hat bei seiner Radtour durch 40 Länder viel erlebt
Gesundheit
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Dieses Rezept versüßt die Diät Bei der Behandlung von betagten Diabetikern gehen Kliniken neue Wege
Reportage
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Mann geht mit der Mode Aber Frauen haben in der Kleiderfrage meist das letzte Wort
Trend
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Der Mörder spricht fränkisch Krimis mit Regionalbezug befinden sich auf der Erfolgsspur
Experten
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Bei ihr laufen die Fäden zusammen Erika Steinmeyer bewahrt das Erbe der Nürnberger Gobelin-Manufaktur vor dem Vergessen
Lug-ins-Land
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Berühmte und berüchtigte Burgbewohner Neuhaus/Pegnitz ist Ausgangspunkt für Wanderungen auf geschichtsträchtigen Pfaden
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Veranstaltungskalender
Kolumne
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Depp im Web
Das war schick
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Der Paket-Tragegriff
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Impressum
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Magazin
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Leserbriefe
Liebe Leserinnen und Leser,
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Immer mehr Menschen fühlen sich zehn Jahre jünger als sie tatsächlich sind und werden oft auch so eingeschätzt. Das geht aus einer neuen Studie der KarstadtQuelle Versicherungen zum Lebensgefühl der älteren Generation hervor. Wie sich der Vorstandsvorsitzende des Versicherungskonzerns, Peter M. Endres, jung hält und welchen Anspruch er ans Alter hat, verrät er im Interview auf Seite 12. Männer werden modebewusster. sechs+sechzig hat ein Ehepaar beim Einkaufsbummel begleitet (S. 30). Gehen Sie doch wieder mal in eine Buchhandlung. Es lohnt sich. In den vergangenene Wochen sind zahlreiche Franken-Krimis erschienen, die den Leseherbst spannend machen (S. 32). Ein Buch würden auch unsere Weltenbummler Doris und Klaus Höhle gerne schreiben, die mit dem Fahrrad die Erde umradelt haben. Stoff genug haben sie dafür auf ihrer Tour auf jeden Fall gesammelt. Doch sie wollen erst einmal wieder losziehen (S. 22). In ferne Länder führen auch die Leserreisen von sechs+sechzig. Das Magazin hat als nächstes Ziel die Blumeninsel Madeira im Atlantik ausgewählt (S. 11). Kunstinteressierte entführen wir für einen Tag nach München. In der HypoKunsthalle erwartet sie eine exklusive Führung durch die Ausstellung mit Werken von Alfons Mucha (S. 9). Viel Information liefert der Deutsche Fürsorgetag, der vom 10. bis 12. November in Nürnberg stattfindet. Das Magazin sechs+sechzig ist dort mit einem Stand vertreten und zeigt, wie wichtig es ist, sich für ältere Menschen zu engagieren. Denn Diskriminierungen sind im Alltag leider immer noch weit verbreitet (S. 4). Bei alternativen Wohnformen ist einiges in Bewegung. Alt und Jung in unmittelbarer Nachbarschaft – das ist eine Lösung, die immer mehr Anhänger gewinnt. Das hält fit! (S. 8). Gesundheit und Fitness, das wünschen wir Ihnen für den Herbst. Viel Spaß bei der Lektüre. Die Redaktion
Das Titelbild zeigt Sieglinde Salcedo mit ihrem Hund Pablo (siehe Seite 4)
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sechs+sechzig · 10. Jahrgang · Ausgabe 3/2009
Wie alt darf das Frauchen sein? Altersdiskriminierung ist zwar verboten, kommt aber immer wieder vor
Sieglinde Salcedo ist mit ihrem Hund Pablo glücklich. Dass sich Mensch und Tier mögen, ist wichtiger als das Alter des Besitzers.
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igentlich dürfte es sie in Deutschland gar nicht mehr geben, denn von Gesetzes wegen ist sie verboten: die Altersdiskriminierung. Doch die Realität sieht oft anders aus. Banken lehnen mit Hinweis auf das fortgeschrittene Alter der Kunden Kredite ab. Bei Versicherungen kann ein entsprechendes Geburtsdatum ein Ausschlusskriterium sein. Und selbst im Tierheim werden Besucher in der zweiten Lebenshälfte von ihren Wünschen abgedrängt: sie sollen sich nicht für einen Welpen, sondern für ältere Hunde entscheiden. Für Hanne Schweitzer vom Kölner »Büro gegen Altersdiskriminierung« sind solche Fälle nur die Spitze des Eisberges. Seit zehn Jahren kämpft sie gegen die
Benachteiligung von älteren Menschen. Seit Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) im August 2006 haben sich die Ziele des Kölner Vereins zwar eigentlich erledigt ist, doch das Forum auf der Internet-Seite wird weiter betrieben – als Klagemauer. Auch Fälle aus der Region zeigen, dass das Thema noch lange nicht vom Tisch ist. So bekamen die oberfränkischen Rentner Elsbeth (69) und Eberhard Bueb (71) von ihrer Bank eine glatte Absage erteilt, als sie für ihren Enkel eine Ausbildungsversicherung abschließen wollten. Ihr Ansinnen wurde dem Ehepaar, obwohl nicht unvermögend, mit dezentem Hinweis auf ihr Alter verweigert. Der Hinweis auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz nutzt in diesem
Fall nichts. Denn anders als im Berufsleben (hier haben ältere Mitarbeiter rechtliche Möglichkeiten, gegen Benachteiligung vorzugehen) sind dem Kunden bei Problemen mit Banken und Versicherungen die Hände gebunden. Versicherer und Banken genießen Vertragsfreiheit: Sie können selber entscheiden, ob sie mit den Kunden einen Vertrag eingehen und zu welchen Bedingungen. Offiziell gibt es keine festgeschriebenen Altersbeschränkungen für Darlehen. Doch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (Bagso) klagt: Ab Mitte 60 wird ein Kredit zur reinen Glückssache – und zwar unabhängig von Sicherheiten, Einkommen und sonstigem Vermögen. »Bei mir war nicht einmal ein Ratengeschäft im Elektromarkt drin!«, erzählt Vorruheständler
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Joachim Karl aus Neustadt an der Aisch. Zwar hätte der 61-Jährige auch bar zahlen können, doch das günstige Null-ProzentFinanzierungsangebot eines Elektromarktes hatte ihn nach Nürnberg gelockt. Jedoch, den gewünschten Digitalfotoapparat wollte man ihm auf Ratenbasis nicht geben. Nun kaufte er an anderer Stelle und zahlte bar. »Ich bin doch nicht blöd!«, zitiert er den Werbespruch des Unternehmens in Nürnberg. »Ob ein Kredit gewährt wird oder nicht, ist immer eine Einzelfallentscheidung«, versichert Thomas Schlüter vom Bundesverband deutscher Banken (BdB). Die Kritik der Bagso, dass eine Darlehenszusage für Menschen ab 60plus einem glücklichen Lottogewinnen gleicht, will er nicht stehen lassen. Warum es dann sein kann, dass ein zahlungskräftige Kunde wie Joachim Karl nicht einmal 400 Euro Kredit für eine Kamera bekommt? Schlüter weist auf Computerprogramme hinter den Kulissen einzelner Banken hin. Die Kreditinstitute würden beispielsweise mit Elektromärkten oder Möbelhäusern zusammenarbeiten und Kunden mit günstigen Kleinkrediten locken. Sowie die künftigen Kunden ihre Daten abgegeben haben, können sich dank der Software Banken und Händler auf Knopfdruck ein Bild von deren Bonität machen. Im Einzelfall scheitere der Kreditvertrag aber bereits am Alter – noch bevor die übrigen Daten wie Steuerklasse oder Einkommen geprüft werden. Schlüter bestreitet, dass in den Büros der Banken pauschal die rote Karte für ältere Kunden bereit liegt. Sein Tipp: Kreditwürdige Kunden sollten ihre Bank oder Sparkasse wechseln, falls Kredite mit dem Hinweis auf das Alter abgelehnt werden. Das neue Geldinstitut übernehme in der Regel die Wechselformalitäten. Nicht verbraucherfreundlich Dass die Geschäfte mit Versicherungen und Banken den Älteren auf den Nägeln brennen, weiß auch Thorsten Rudnik, Mitglied im Vorstand des Bund der Versicherten, einer gemeinnützigen Verbraucherschutzorganisation. Dennoch warnt er ausgerechnet vor Produkten, die besonders verbraucherfreundlich klingen – den »Seniorenversicherungen«. Der Verband hat Verträge der unterschiedlichsten Gesellschaften bereits unter der Lupe genommen und den Haken ausgerechnet – und dies ist wörtlich zu nehmen – in den kleingedruckten Geschäftsbedingungen der Versicherungs-
pakete gefunden. Die Beiträge für eine Unfallversicherung etwa könnten schon einmal das Dreifache betragen, sobald das Wort »Senior« in den Unterlagen auftauche. Dafür hält sich die Gegenleistung häufig in Grenzen, mahnt Rudnik. So würden in manchen Verträgen zwar eine Haushaltshilfe im Krankheitsfall oder die Unterbringung des Haustieres aufgeführt. Tatsächlich beschränke sich die Leistung der Versicherung aber auf die reine Organisation – das heißt, das Versicherungsunternehmen engagiert die Hilfskraft lediglich oder besorgt einen Platz für das Haustier. Die Kosten für die Hilfe oder die Unterbringung des Tieres hat der Versicherte aber selbst zu tragen. »Schäbig«, kommentiert Thorsten Rudnik dies und bringt derartiges Geschäftsgebaren auf die einfache Formel: Ältere seien die einzige Zielgruppe, die kontinuierlich wächst. Und wo Geld zu holen sei, werde viel Schindluder getrieben. Ein Extrembeispiel: Sterbegeld-Versicherungen, die in den ersten vier Jahren nach Abschluss noch keinen Schutz bieten. Versicherungen prüfen Auch Rudnik hat einen Tipp parat: Versicherungspolicen genau prüfen und auf die typischen Fallen achten. Viele Versicherungen enden mit dem 75. Lebensjahr automatisch; danach werden die Kunden nicht mehr oder nur noch für teures Geld aufgenommen. Andere Verträge werben mit Sonderleistungen, die mit Vorsicht zu genießen sind. Beispiel: Wer bei einem Krankenhausaufenthalt den Diebstahl seiner Geldbörse etwa in Höhe von 150 Euro mitversichert und deshalb jedes Jahr deutlich höhere Beiträge für Haftpflicht und Hausrat bezahlt, sollte nachrechnen, ob sich das wirklich rentiert. Ähnliches gilt für besondere Konditionen für Mitglieder von Seniorenverbänden. Rudnik beobachtet immer wieder, dass Versicherte, um in den Genuss günstiger Beiträge zu kommen, erst in Verbänden Mitglied werden und auch dort Gebühren zahlen – Vorgehensweisen, die sich nicht immer lohnen. Selbst im Tierheim Nürnberg fühlen sich ältere Mitbürger diskriminiert und entmündigt: Welpen und junge Hunde werden nicht an Rentner abgegeben, klagte ein »sechs+sechzig«-Leser gegenüber der Redaktion. »Ein schwieriges Problem«, räumt Tierheimleiter Denny Baruch ein. Seine Erklärung: Ältere Menschen könnten durch junge Hunde, die noch sehr lebhaft sind und einen großen Bewegungsdrang haben,
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leicht überfordert sein – »eine wackelige 70Jährige kann keinen Rottweiler an der Leine führen«, sagt Baruch. Dass Rottweiler oder Dobermänner nicht unbedingt geeignete Hunde für Frauen und Männer älteren Semesters sind, ist einzusehen, doch rechtfertigt das Alter eine pauschale Beurteilung? Tierheimleiter Baruch versichert, im Einzelfall zu entscheiden: Die Regel betreffe eher große Vierbeiner wie Schäferhunde oder Rottweiler. Doch natürlich gebe es auch Leute, die mit 80 Jahren noch rüstig sind und sich dank ihrer Freizeit viel intensiver um ihr Tier kümmern können als Menschen, die mitten im Berufsleben stehen. »Das Tier muss einfach zu dem Menschen passen«, beschwichtigt Baruch. »Und das nicht nur für ein Vierteljahr!« Ulrike Löw Fotos: Michael Matejka
I N F O R M AT I O N Büro gegen Altersdiskriminierung, Hanne Schweitzer, Piusstraße 15, 50823 Köln, Tel. 0221 / 934 50 07 E-Mail: HanneSchweitzer@gmx.net www.altersdiskriminierung.de Bund der Versicherten e.V. Postfach 11 53, 24547 Henstedt-Ulzburg Tel. 04193 / 942 22 Tel. 04193 / 990 40 (speziell für Mitglieder) Mo – Do 9 – 18 Uhr, Fr 9 – 13 Uhr Fax: 0 41 93 / 942 21
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Als der Großvater ein Gesicht bekam Der Erlanger Schriftsteller Klaus Gasseleder erzählt die Geschichte seines Vorfahren
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er in Erlangen lebende Schriftsteller Klaus Gasseleder, geboren 1945 in Schweinfurt, hat bislang hauptsächlich Bücher über Franken veröffentlicht. Weit fort von den heimischen Gefilden führten ihn jedoch die Recherchen für sein neuestes Buch, eine romanhafte Biografie seines gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Bosnien geborenen Großvaters mütterlicherseits. Unsere Region ist schon seit vielen Jahrhunderten ein klassisches »Einwanderungsland«. Hans Max von Aufseß nannte Franken einmal den »weit offenen Innenhof Europas, in den alles Umliegende vielfach eingeströmt ist und sich dort gemengt hat«. Das ist für Klaus Gasseleder eine Sicht der Dinge aus sicherer historischer Distanz. Denn er hat bei der Suche nach den Spuren seines Großvaters erfahren, dass jener Vermengungsprozess für die konkret daran beteiligten Menschen wohl zu allen Zeiten auch mit Opfern und mit viel Leid verbunden war. Abenteuerliches Wanderleben In seinem Buch erzählt er die Geschichte eines Arbeiterjungen vom halborientalischen Balkan, der bereits im Alter von zwölf Jahren durch die pure Not zu einem abenteuerlichen Wanderleben gezwungen wird. In der Folgezeit arbeitet er als Laufbursche, dann als Knecht, Kutscher, Lebensmittelverkäufer, Kantinenwirt und Eisenbahnarbeiter in diversen Gegenden der einstigen österreichisch-ungarischen Monarchie, bis er 1913, mittlerweile 27-jährig, als Fabrikarbeiter bei der Firma »Fichtel & Sachs« in Schweinfurt landet. Klaus Gasseleder gehört zur sogenannten 68-er Generation, die erstmals in Deutschland die Auffassung vertrat, dass es nun Zeit
eine Mappe mit Fotos des Großvaters gab für den Autor den Ausschlag zur Spurensuche.
Klaus Gasseleder hat seinen Großvater hat nicht mehr persönlich kennen gelernt. Dennoch widmete er ihm viel Zeit und schrieb seine Lebensgeschichte auf. sei, die eigene Geschichte in Besitz zu nehmen, die Geschichte der einfachen Leute. Gasseleders Großvater lebte von 1886 bis 1936, also in einer Epoche großer Umwälzungen, deren Auswirkungen bis heute spürbar sind. Es waren die Jahrzehnte, in denen die Industrialisierung die letzten Winkel Europas erreichte. Die Entwicklung neuer Verkehrs- und Kommunikationsmittel veränderte die Lebensumstände und die Mentalität der Menschen. Die »modernen Errungenschaften« beeinflussten die Arbeitsweise ebenso wie das Verhalten nach Feierabend und den häuslichen Alltag. Weltgeschichtliche Veränderungen brachte der 1. Weltkrieg, der auf einen Schlag das gesamte politische Gefüge unseres Kontinents zerstörte. An allen Ecken und Enden entstanden neue Staaten, die ihre oft noch wackeligen Existenzen mit stramm nationalistischer Propaganda zu festigen versuchten. Der Blick zurück ist für Gasseleder eine Form der Sinnsuche. Ein unverkrampfter Rückblick kann nach seiner Meinung helfen, gesellschaftliche Wege und Holzwege zu unterscheiden. In solcher Rückschau wird klar, dass vieles, was Denken und Handeln
unserer direkten Vorfahren einst bestimmte, zu Recht verschwunden ist. Aber ebenso erkennbar wird andererseits, dass die Menschen des frühen Industriezeitalters Wertvorstellungen entwickelten, die auch uns Heutigen noch als moralische Richtschnur dienen können. ein echtes Vorbild Für Klaus Gasseleder ist sein Großvater jedenfalls ein echtes Vorbild: ein Wissensdurstiger und Begeisterungsfähiger, ein durch die damaligen sozialen Umstände oft Benachteiligter, für den aber gerade deshalb die brüderliche Verbundenheit mit Seinesgleichen stets selbstverständlich war. Ein Sozialist und Pazifist, der seinen Idealen auch in der NS-Zeit treu geblieben ist. Biografien von Berühmtheiten sind in der Regel relativ einfach zu schreiben, weil der Lebensweg solcher Leute deutliche Spuren hinterlassen hat. Gasseleder weiß inzwischen, wie viel schwerer die auf den ersten Blick fast spurlos vergangenen Erdentage der sogenannten einfachen Leute zu rekonstruieren sind. Das Ausgangsmaterial für die jetzt vorliegende biografische Erzählung war tatsächlich zunächst äußerst mager. Als
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er die Hinterlassenschaft seiner Mutter ordnete, stieß der Schriftsteller auf eine Mappe, die Fotos, einen Geburtsschein, Tauf- und Heiratsurkunden sowie Zeitungsausschnitte enthielt. Das ungewöhnlichste Dokument war der im fernen Sarajewo ausgestellte Geburtsschein für einen Franc Zurman, Sohn einer ledigen Arbeiterin aus Slowenien, der später der Vater von Gasseleders Mutter werden sollte, also der Großvater des Erlanger Autors. Die Idee für ein Buch lieferte letztlich ein weiteres (umfänglicheres) Schriftstück: ein tabellarischer Lebenslauf, der ohne nennenswerte zeitliche Lücken sämtliche Arbeits- und Lebensstationen des Großvaters Franc Zurman auflistete. Diese Liste nüchterner Daten nahm Gasseleder als Fahrplan in die Vergangenheit. Mit detektivischem Geschick sicherte er Spuren in Österreich, Italien, Bosnien 01_66_95x239_0809_quer:Layout 1
Nicht alle Marken in allen Häusern erhältlich.
und Slowenien. Dennoch blieben am Ende viele seiner Fragen unbeantwortet. »Mein Großvater selbst konnte mir ja nie etwas von sich erzählen, weil er bereits neun Jahre vor meiner Geburt gestorben ist«, berichtet der Familienforscher. »Und auch sonst habe ich nirgendwo mehr jemand angetroffen, der sich an ihn erinnern konnte.« So endete an allen Orten die Suche vor Grabsteinen mit halb verwitterten Inschriften. Schließlich mussten schriftstellerische Vorstellungskraft und liebevolle Einfühlung das Fehlende ersetzen. Im »Prolog« seines Buches wendet sich Klaus Gasseleder direkt an seinen Vorfahr: »Ich will statt deiner erzählen. Ich werde deinen äußeren Lebenslauf und meine Vorstellung davon in einen Rahmen stellen, der von den Zeiten gebildet wird. Von der Zeit, in der du gelebt hast, und von der Zeit, in der ich lebe. Ich rede zu dir, als ob du neben mir säßest und
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mir ab und zu zunicktest, mit einem Nicken, das so viel bedeutete wie: Ja, so könnte es gewesen sein.« Gasseleders Buch ist also keineswegs nur ein Stück personenbezogene Sozialgeschichte, sondern nicht zuletzt auch eine Dokumentation dessen, was im Englischen »a sentimental journey« heißt: eine durch und durch subjektive, emotionale Reise in die Landschaften der Seele. Bernd Zachow; Fotos: Mile Cindric
I N F O R M AT I O N Klaus Gasseleder: Wanderleben Wildleser Verlag, Erlangen, 234 Seiten, 19,80 Euro
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Kinder freuen sich über »sooo« viele Omas Bewohner von Mehrgenerationenhäusern schildern ihre ersten Erfahrungen
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ieber Himmel, wie wird es werden? Alt und Jung unter einem Dach oder jedenfalls in unmittelbarer Nähe. Ruhebedürfnis hier, Kinderlärm dort, Nachbarn mit dem Wunsch nach Kontakt, und ich selber mitten drin. Will ich das wirklich, das Leben in einem Mehrgenerationenhaus? Trotz aller Vorfreude: In manchen Nächten vor dem Bezug ihrer funkelnagelneuen Wohnung werden die meisten Mieter wohl leise Zweifel umgetrieben haben, so gut sie sich ihren Entschluss auch vorher überlegt hatten. Inzwischen ist der Umzug bewältigt - ob in die mit dem Mehrgenerationenhaus vernetzte Wohnanlage in Erlangen-Süd oder ins andersWohnen-Mehrfamilienhaus am Karl-Bröger-Platz in der Nürnberger Südstadt. Alle Bewohner haben einander schon ein wenig beschnuppert und bemerkt, dass die Zuversicht nicht getrogen hat, die sie in ein planvolles Miteinander der Generationen gesetzt haben. Sicher und selbstbestimmt Rita Schreyer, 73, gehört zu den ersten Mietern, die in das Haus an der Görkauer Straße 2 in Erlangen Süd eingezogen sind. Die Wohnanlage, Mitte Juli 2009 vom DiözesanCaritasverband und der Joseph-Stiftung offiziell eingeweiht, entstand in Kooperation mit der Pfarrgemeinde St. Sebald und dem Caritasverband Erlangen unter dem Leitmo-
tiv »In der Heimat wohnen – ein Leben lang. Sicher und selbstbestimmt«. Vernetzt ist der Neubau mit dem angrenzenden katholischen Kindergarten St. Sebald und dem dazwischen liegenden Mehrgenerationenhaus, das die Klammer zwischen beiden Bereichen bildet. Der zweiflügelige Wohnkomplex umfasst 17 Zwei- und Dreizimmerwohnungen und ist durchgängig barrierefrei errichtet. Rita Schreyer ist hochzufrieden, sowohl mit den eigenen vier Wänden als auch mit ihrem Umfeld. Sehr bewusst hat sie sich, ebenso wie ihre Mitbewohner, für dieses Wohnmodell entschieden. So lange es geht, möchte sie autonom und selbstbestimmt leben und dennoch sicher sein, dass sie nicht ausziehen muss, wenn sie später einmal Hilfe oder Pflege braucht. Sie weiß: Ein Seniorenmittagstisch würde das eigene Kochen ersparen; ein ambulanter, frei gewählter Pflegedienst käme ins Haus oder könnte vom nahe gelegenen Caritas-Stützpunkt angefordert werden. Sie schätzt den freundschaftlichen Ton und die hilfsbereite Art der Hausbewohner, die gepflegte ruhige Wohnanlage und zugleich das bunte Leben, das rundherum stattfindet. »Kinderlärm und Kinderlachen machen mir Freude«, sagt die jung gebliebene Dame, die ihr Auto verkauft hat und hier draußen, am Erlangen Stadtrand, viel mit dem Rad unterwegs ist. Fest im Gemeindeleben verankert, ist sie seit je her bereit, sich für
»Kinderlärm macht mir Freude«, sagt Rita Schreyer. In der Wohnanlage am erlanger Stadtrand fühlt sie sich wohl.
andere zu engagieren und will genau das sowohl in ihrem Wohnumfeld als auch im Mehrgenerationenhaus praktizieren. Und einfach dabei sein, wenn etwas los ist, das ihr gefällt. Geboten wird jede Menge für Jung und Alt: »After-Work-Fitness«, Yoga, Seniorensport, Jugendtreff und Jugendevent, »Schnatterclub«, Seniorenclub, Eltern-KindGruppen, Chor und Kinderbasteln. Dazu kommen Feste und Feiern, Partys, Tanz, Oldie-Disco und vieles mehr. Patengroßeltern werden gesucht und vermittelt, Leseomas und -opas eingeteilt – eine Mammutaufgabe für die Person, die alles koordinieren muss. Glücklicherweise hat Christiane Heil, Leiterin des Mehrgenerationenhauses Erlangen, genau die richtigen Voraussetzungen dafür. Sie ist Informatikerin, fit am PC und in allen organisatorischen Belangen. Mit Menschen locker umgehen kann sie auch, und so bringt sie meist erfolgreich alles und alle unter einen Hut. Ihre kleinen und großen »Klienten« machen es ihr leicht, denn wer hier wohnt, spielt, lernt oder sich ganz einfach vergnügt, ist auf »Miteinander« gepolt und nicht zimperlich, auch wenn es einmal hoch her geht. Geschwungener Neubau Derselbe Grundgedanke – ein freundliches, hilfsbereites Miteinander von Menschen mehrerer Generationen – gilt auch im neuen Wohnkomplex am Karl-Bröger-Platz in Nürnberg. Der schön geschwungene Neubau, der als gelungenes Pendant zum denkmalgeschützten Karl-Bröger-Haus dem Platz ein neues Gesicht gibt, ist für die Südstadt schon unter rein städtebaulicher Sicht ein Gewinn. Für die Bewohner, die seit den Sommermonaten nach und nach einziehen, wird er das aller Voraussicht nach auch sein. Die 44 barrierefreien und zum Teil rollstuhlgerechten Ein- bis Vier-ZimmerWohnungen sind an Senioren und Alleinerziehende vergeben, die Kindertagesstätte im Erdgeschoss ist mit Leben erfüllt, und in der Kinderkrippe krähen unter Aufsicht die Kleinsten. Der Alltag hält Einzug im großen Mehrfamilienhaus und wird zeigen, ob sich die hochgesteckten Erwartungen der alten und jungen Mieter erfüllen. Denn andersWohnen ist nicht nur ein Wort. Es setzt ausdrücklich auf die soziale Kompetenz der Bewohner, die als Genossenschaftsmitglieder der andersWohnen eG Rechte und Pflichten übernommen haben. Dazu zählen etwa Selbsthilfe, Selbstbe-
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I N F O R M AT I O N »In der Heimat wohnen – ein Leben lang. Sicher und selbstbestimmt« Wohnmodell der Caritas im Erzbistum Bamberg und der Joseph-Stiftung, kirchliches Wohnungsunternehmen. Görkauer Str. 2, 91058 Erlangen Ansprechpartnerin für den Standort Erlangen ist Hannelore Bils-Klinker, Tel. 09 51/ 91 44-3 09 bei der Joseph-Stiftung Bamberg Mehrgenerationenhaus erlangen Pfarrzentrum St. Sebald Egerland Str. 24, 91058 Erlangen Tel. 0 91 31 / 30 14 94 Ansprechpartnerin ist Christiane Heil Bürozeit Di. und Do. von 10 bis 12 Uhr Verena Grosam mit ihren Kindern enya, Mia und Janick und Mitbewohnerin Herta Juhas finden das Prinzip des »anders Wohnen« einfach genial. stimmung und Selbstverwaltung sowie das Recht auf Mitgestaltung im Hausbetrieb. Die Wohnungen sind teils frei finanziert, teils sozial gefördert, die Genossenschaftsanteile vererbbar (sechs+sechzig berichtete im Wohnen Sonderheft 2007 ausführlich über das Projekt). Herta Juhas und Fred Jantschke sind inzwischen eingezogen und mitten im Praxistest. Der Optimismus der beiden Älteren hat bislang keinerlei Schaden genommen und wird noch übertroffen von der Begeisterung der alleinerziehenden Mütter. Verena Grosam beispielsweise, deren drei Kinder sich über die allgemeine Zuwendung im Haus und »sooo viele Omis« freuen, zählt dazu. »Einfach genial« finden alte und junge Bewohner den Gedanken, einander behilflich zu sein. Was sie alle erfolgreich bewerkstelligen wollen, nennt Christoph Arnold, Vorstandsvorsitzender der andersWohnen eG, offiziell »Versorgungsverbund innerhalb eines familien- und kinderfreundlichen Projekts, das die Lebensqualität des Einzelnen und die Wertevermittlung zwischen den Generationen fördern soll«. Unten, im Parterre, pflegt man im Kindergarten derweil das unkomplizierte Miteinander nicht der Generationen, sondern der Kulturen. Jessica Zimmer leitet das »Humanistische Haus für Kinder am Karl-Bröger-Platz« mit seinem sorgfältigen
pädagogischen Ansatz. Sieben Betreuerinnen kümmern sich um die derzeit etwa 50 Kleinen, die in drei Gruppen aufgeteilt sind. Innerhalb des »Versorgungskonzepts« spielen Kindertagesstätte und Krippe eine wesentliche Rolle: Mütter werden zeitlich entlastet und Ältere, die sich einen direkten Umgang mit Kindern wünschen, mit ehrenamtlichen Aufgaben betraut. Nachwuchs aus der Nachbarschaft gesellt sich zu den »internen« Mädchen und Buben, und die ganze muntere Schar erfüllt das Haus mit dem erwünschten fröhlichen Leben. Eliza und Celina, die zweijährigen Zwillinge von Kerstin Schulz, 31, tragen nach Kräften dazu bei und fühlen sich offenbar bestens aufgehoben. »Noch ein bisschen ungewohnt« ist es für ihre Mutter, die aus der Nordstadt in den Süden umgezogen ist und sich das »andersWohnen« reiflich überlegt hat. Auch sie setzt fest auf ein gutes Miteinander und ist bereit, das Ihre dazu zu tun. »Wir wachsen zusammen« glauben die jungen und alten Bewohner am Karl-BrögerPlatz fest und freuen sich aufeinander. In der Görkauer Straße in Erlangen sieht man das ebenso. Einen Mehrgenerationenkonflikt wird es nicht geben. Brigitte Lemberger Fotos: Michael Matejka
»andersWohnen« Das Nürnberger Wohnprojekt wohnenPlus der Genossenschaft andersWohnen eG Karl-Bröger-Platz, 90459 Nürnberg Kontakt über: andersWohnen e.G. Rennweg 50, 90489 Nürnberg Ansprechpartner sind: Christoph Arnold (Vorsitzender) und Fred Jantschke Tel. 0911 / 597 20 60 Telefax: 0911 / 597 20 61 E-mail: arnold@anderswohnen-eg.de Internet: www.anderswohnen-eg.de, Humanistisches Haus für Kinder am Karl-Bröger-Platz Nürnberg-Steinbühl Karl-Bröger-Str. 4, 90459 Nürnberg Tel. 0911 / 130 80 48, Mobil 0176 / 62 23 55 19 Ansprechpartnerin ist Sozialpädagogin (FH) Jessica Zimmer
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Besuch beim Meister des Jugendstils
Die »Frau mit Margerite« (links, Ausschnitt), ist auf Veloursstoff gedruckt. Rechts die Lithografie »Die Kameliendame, Sarah Bernhardt«.
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eine Werke sind rund hundert Jahre alt und haben doch nichts von ihrer Faszination verloren. Alfons Mucha, Meister des Jugendstils, hat unvergessliche Plakate geschaffen, steht für kunstvoll gestaltete Frauenportraits, die von Blumenornamenten umkränzt sind. Ab 9. Oktober widmet die Hypo-Kulturstiftung in München dem Künstler eine Retrospektive. Exklusiv für Leser des Magazins sechs+sechzig wird eine Fahrt zur Ausstellung angeboten. Am Donnerstag, 22. Oktober, startet eine Busfahrt in die Landeshauptstadt. Die HypoVereinsbank hat ein Tagesprogramm zusammengestellt, das Kunstfreunden einen kundigen Blick auf das Werk des weltberühmten Werbegrafikers und Dekormalers beschert. In München erwarten zwei Kunstexperten die Ausflügler. In zwei Gruppen werden die Gäste durch die umfangreiche
Ausstellung geführt. Es gibt Erläuterungen zu den Arbeiten Muchas und zur Biografie des Künstlers. In der Ausstellung werden großformatige Gemälde, Pastelle, Zeichnungen und Fotografien vorgestellt. Ein Höhepunkt ist die Präsentation der Ausstellung des »Pavillon de l’Homme«, die für die Weltausstellung in Paris im Jahr 1900 geschaffen wurde. Insgesamt 200 Arbeiten sind zu sehen. Abfahrt ist am Nürnberger Busbahnhof. Nach einer kleinen Stärkung beginnt die 90-minütige Führung durch die Ausstellung, die gegen 13.30 Uhr enden soll. Anschließend haben die Teilnehmer Gelegenheit, bis 16 Uhr auf eigene Faust München zu erkunden. Gemeinsam geht es mit dem Bus zurück nach Nürnberg. Petra Nossek-Bock Fotos: Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung
I N F O R M AT I O N Die HypoVereinsbank, die seit Jahren das Magazin sechs+sechzig unterstützt, lädt die Leser zu dieser Fahrt ein. Die Teilnahme ist kostenlos, die Zahl der Teilnehmer begrenzt. Interessierte werden gebeten, sich bis 14. Oktober verbindlich anzumelden bei: sechs+sechzig, Burgschmietstraße 37, 90419 Nürnberg, Tel. 0911/377 76 61 oder Fax 0911/3 77 76 62. Wer selbst hinfahren möchte: Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, Theatinerstraße 8, 80333 München, Tel. 089/22 44 12, www.hypo-kunsthalle.de Die Retrospektive über Alfons Mucha ist bis 24. Januar geöffnet (täglich 10– 20 Uhr, Heiligabend und Silvester geschlossen). Eintrittspreis 9 Euro (Rentner 8 Euro).
© Mucha Trust 2009, VG-Bild-Kunst, Bonn 2009; Foto: Albertina, Wien
© Mucha Trust 2009, VG-Bild-Kunst, Bonn 2009; Foto: Bibliothèque Forney, Paris
HypoVereinsbank lädt sechs+sechzig-Leser nach München zur Alfons-Mucha-Schau ein
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Blütenzauber und süßer Wein sechs+sechzig-Leserreise führt im Frühjahr auf die Atlantik-Insel Madeira
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adeira, die »Blumeninsel« im Atlantischen Ozean, ist wegen ihrer milden Temperaturen, die selbst in den Wintermonaten um die 18 Grad liegen, sehr beliebt. Besonders angetan sind die Besucher von der üppigen Pflanzen- und Blumenpracht. Zwei Meter hohe Weihnachtssterne, wild blühende Paradiesblumen, leuchtende Anturien: Wer aufmerksam die Schönheiten der Insel vulkanischen Ursprungs genießt, dem werden diese Exoten nicht nur im botanischen Garten nördlich der Hauptstadt Funchal auffallen. Die sechs+sechzig-Leserreise führt die Teilnehmer im Februar 2010 zu den Besonderheiten Madeiras, die schon Kaiserin Elisabeth von Österreich zu schätzen wusste. »Sissy« erholte sich hier von ihrem Lungenleiden. Großbritanniens Premierminister Sir Winston Churchill kam gerne, um Motive des Fischerdorfs Câmara de Lobos zu malen. Der deutsche Schauspieler Gustav Gründgens besaß eine Zeitlang ein Haus auf Madeira. Die Liste der Prominenten, die das Eiland, rund 500 Kilometer vom afrikanischen Kontinent entfernt, besucht haben, ist schier endlos. Auf dem Programm der achttägigen Reise stehen eine Reihe von Busfahrten durch die beeindruckende Gebirgslandschaft, vorbei an Adlerfelsen und dem Pico Ariero, mit 1818 Metern Höhe über dem Meeresspiegel der dritthöchste Berg Madeiras. Ein Besuch in einer Kellerei, die den weltbekannten Madeira-Wein herstellt, gehört ebenso zum Angebot wie die Visite in Ribeiro Frio, einem Örtchen, das sich durch seine Forellenzucht einen Namen gemacht hat. Camacha dagegen steht ganz im Zeichen der Korb-
In Sanatana faszinieren malerische Häuser die Besucher.
her früherer Zeiten herrlich wandern. Ein Halbtagesausflug ist einer solchen LevadaTour gewidmet, an der auch weniger geübte Wanderer teilnehmen können. Zeit bleibt ebenso, um am Kieselstrand nahe des Hotels zu entspannen oder am Markt in Funchal (der Name der Hauptstadt bedeutet »Fenchel«) subtropische Früchte zu kosten. Text und Fotos: Elke Graßer-Reitzner
I N F O R M AT I O N Für die achttägige Flugreise ab/bis Nürnberg stehen zwei Termine zur Auswahl: 02. bis 09. Februar 2010, alternativ 16. bis 23. Februar 2010
Auf der Fahrt durch die Gebirgslandschaft der Insel öffnet sich plötzlich der Blick auf den Adlerfelsen. flechterei, Monte lockt mit einem wunderbaren Park. Hier werden die Gäste zu einer Fahrt im Korbschlitten eingeladen. Bei der Tour durch den Westen der Insel ist natürlich auch ein Aufenthalt am Capo Girao eingeplant. Die Felsküste ragt an dieser Stelle rund 600 Meter aus dem Atlantik, das Kap bildet somit die höchste Steilküste Europas. Ein Ausflug führt ins Nonnental (Curral das Freiras): Im Jahr 1566 sind Nonnen aus dem Kloster Santa Clara in Funchal nach einem Angriff französischer Korsaren hierher geflüchtet. Das Dorf liegt in einem kreisrunden »Curral« (Stall), das man lange für einen erloschenen Vulkankrater hielt. Vermutlich handelt es sich aber um ein Erosionsgebilde des ausgewaschenen Tuffsteins. Zu den größten Errungenschaften, die der Mensch nach Madeira gebracht hat, gehört das kunstvoll angelegte Bewässerungssystem, Levadas genannt. Auf einer Länge von 2150 Kilometern durchzieht das Kanalnetz die Insel und bringt glasklares Nass vom wasserreichen Norden und den Quellen im Gebirge zu den trockenen Gegenden des Südens. Bananenplantagen und Gemüsefelder werden damit bewässert, an den Wasserkanälen wird aber auch Strom erzeugt. Entlang der Levadas lässt sich auf den alten Trampelpfaden der Wasser-Aufse-
Im Reisepreis von 1036 Euro pro Person im Doppelzimmer (Einzelzimmerzuschlag: 179 Euro) sind enthalten: – Flug Nürnberg/Funchal und zurück mit Air Berlin – 4-Sterne-Hotel Vila Gale in Santa Cruz – 7 Übernachtungen – 7 Mal Frühstücksbuffet – 7 Mal Abendessen im Hotel – Empfangscocktail – Willkommensgeschenk – Halbtagesausflug Funchal mit Weinprobe – Halbtagesausflug Nonnental inklusive Mittagessen – Ganztagesausflug »Der Osten Madeiras« inklusive Mittagessen – Halbtagesausflug Levada-Wanderung – Transfers und Ausflüge im modernen Reisebus – Deutsch sprechende Reiseleitung vor Ort – Alle laut dem Programm anfallenden Eintrittsgelder – Reisepreis-Sicherungsschein – Reiserücktrittskostenversicherung – Alle Flughafensteuern und -gebühren – Reiseführer – Reisebegleitung des Magazins sechs+sechzig Der Ganztagesausflug »Der Westen Madeiras« inklusive Mittagessen kann für 49 Euro dazugebucht werden. Weitere Informationen und Buchung: Firma ReiseGlück, Waltraud Benaburger, Tilsiter Str. 6c, 90453 Nürnberg Tel. 0911/63 92 28, Fax 0911/63 92 24
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INNeNANSIcHTeN
sechs+sechzig · 10. Jahrgang · Ausgabe 3/2009
»Ich bin kein WG-Typ« KarstadtQuelle-Manager Peter M. Endres zum Lebensgefühl der Generation 50plus
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lle drei Jahre untersuchen KarstadtQuelle Versicherungen die Positionen und Vorstellungen der älteren Bürger. 2009 sind die Ergebnisse unter dem Titel »Die freie Generation« zusammengefasst worden. In einem Gespräch mit dem Magazin sechs+sechzig erläutert der Vorstandsvorsitzende der Karstadt-Quelle Versicherungen, Peter M. Endres (56), die Ergebnisse der breit angelegten Studie. Er gibt Einblick in sein eigenes Lebensgefühl und beschreibt die Konsequenzen für den Konzern. Sechs+sechzig: Wie alt fühlen Sie sich? Peter M. endres: Ich gehe mit dem Alter unverkrampft um. Sechs+sechzig: Deckt sich Ihre Einschätzung mit den Ergebnissen der Studie: Sie besagt, Menschen der Generation 50plus werden mindestens zehn Jahre jünger geschätzt als sie tatsächlich sind. Empfinden Sie dies persönlich sich auch so? endres: Wenn ich an die Generation meiner Eltern zurückdenke: die hat sich auch jung gefühlt. Doch die Wahrnehmung hat sich gewandelt. Die älteren Menschen sind heute mobiler, aktiver und kommunikativer. Ein gutes Beispiel ist der frühere Bundesbildungsminister und langjährige Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi, der unsere Studie vorgestellt hat. Er ist 81 Jahre alt und topfit. Er könnte jederzeit als 70Jähriger durchgehen. Er sagte auf die Frage, »Wen sehen Sie als alt an?«: »Immer diejenigen, die fünf Jahre älter waren als ich. Und das schon, seit ich 20 Jahre alt bin.« Sechs+sechzig: Die heutige »freie Generation« will arbeiten, auch weit über die Rentengrenze hinaus. Trifft das auch auf Sie persönlich zu? endres: Bis zum 65. Lebensjahr zu arbeiten, das ist die Regel. Ich werde dann aber nicht nach Hause gehen und vor dem Fernseher sitzen, sondern erst einmal sehen, wie ich mich fühle. Entsprechend meinen Vorstellungen werde ich mich dann engagieren. Sechs+sechzig: Dürfen Arbeitnehmer bei KarstadtQuelle Versicherungen überhaupt länger arbeiten? endres: Wir sind ein relativ junges Unternehmen. Daher sind erst wenige Mitarbeiter in Rente gegangen. Wir haben zwei Mitarbeiter, ehemalige Topmanager im Ruhestandsalter, die in Teilzeit beschäftigt
Peter M. endres hält sich mit Nordic Walking fit – hier an der Alten Veste in Zirndorf. sind. Sie übernehmen spezielle Aufgaben und kümmern sich um Projekte im zweistelligen Millionenbereich in Spanien, wo eine unserer Tochtergesellschaften sitzt. Sie bringen ihre Erfahrungen ein. Das ist super und sie passen an jeder Ecke. Die beiden sind einmal in der Woche dort. Das ist eine typische Geschichte. Sechs+sechzig: Wie hoch liegt der Anteil der Beschäftigten über 50 Jahre im Unternehmen? endres: Bei 15 Prozent. Das Durchschnittsalter unserer Beschäftigten beträgt rund 38 Jahre. Wir haben auch Arbeitnehmer über 50 eingestellt.
Sechs+sechzig: Die Heraufsetzung des Rentenalters ist umstritten. Bewerten Sie eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit positiv? endres: Nachdem die Bevölkerung im Schnitt älter wird und länger arbeiten möchte, ist es klar, dass der Gesetzgeber darüber nachdenkt. Ich sehe das nicht als Schreckgespenst, aber es darf nicht für alle gleich geregelt werden. Wir haben es doch mit sehr unterschiedlichen Lebenssituationen und Schicksalen zu tun. Es wäre aber schade, wenn die gesamte Erfahrung dieser sehr fitten Generation ausgemustert würde. Dennoch gilt: Die Jugend hat Vorfahrt. Sie ist die Zukunft. Es gibt darüber hinaus genügend Betätigungsfelder für die Generation 60plus.
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Buchtipp
Rätsel um Tante Inge
Sechs+sechzig: »Für ehrenamtliche Tätigkeiten können sich die wenigstens erwärmen«, lautet ein weiteres Ergebnis der Studie. Können Sie sich diesen Trend erklären? endres: Wir sind ein ganzes Leben lang darauf gedrillt, zu arbeiten, und zwar nicht nur des Geldes wegen, sondern auch weil es Spaß macht und sinnvoll ist. Vielleicht findet sich in Zukunft die eine oder andere intelligentere Lösung für engagierte Menschen jenseits der Ruhestandsgrenze.
Vertrauen der Verbraucher in langfristige Vorsorge erschüttert. Wie reagieren KarstadtQuelle Versicherungen auf diese Situation? endres: Wir haben zwei neue Produkte aufgelegt. Einmal eine Kapitallebensversicherung, bei der die Abschlusskosten gedeckelt sind. Das andere ist eine Rentenversicherung gegen Einmalbetrag und mit einer Kostenflatrate.
Sechs+sechzig: Ihr Vertriebsweg ist traditionell das Telefon. Doch das Internet gewinnt auch in der Zielgruppe der Älteren immer Sechs+sechzig: Voraussetzung dafür ist mehr an Bedeutung, wie die Studie bestätigt. jedoch, dass man fit alt wird. Unterstützt das Welche Konsequenzen ziehen Unternehmen die Arbeitneh»Meine Generation Sie daraus? mer in diesem Bemühen? endres: Wir haben festgewird ganz individuelle endres: Beim Essen in der Kantine auf jeden Fall. Es Lösungen für ihr Leben stellt, dass die Kunden sich zunehmend im Internet über wird ein kalorienreduziertes im Alter finden.« die Produkte informieren, Essen angeboten, das auch dort auch abschließen, aber bei speziellen noch sehr gut schmeckt. Jeden Dienstag Fragen doch den Telefonservice nutzen. gibt es einen Apfeltag. Das haben sich die Mitarbeiter gewünscht. Darüber hinaus Sechs+sechzig: Zurück in die Zukunft: gehören Vorträge über gesunde Ernährung, Wie möchten Sie selbst alt werden? In einer Sportangebote wie Rückenschule und Wohngemeinschaft wie der frühere Bremer Yoga zum Programm. Wenn ein Boxkurs Bürgermeister Henning Scherf? gewünscht würde, dann würden wir den endres: Ich bin kein WG-Typ. Ich wohne wohl auch anbieten. Viele kommen mit dem gerne im eigenen Haus und gerne mit meiFahrrad zur Arbeit. Pro gelaufenem oder ner Familie. Deswegen möchte ich, solange geradeltem Kilometer spenden wir 50 Cent es geht, in den eigenen vier Wänden bleian die Madeleine-Schickedanz-Stiftung. ben. Später könnte ich in eine altengerechte Demnächst ist eine Aktion unter dem Motto Wohnung umziehen. Meine Generation wird »Beweg was, beweg dich« geplant. ganz individuelle Lösungen für ihr Leben im Alter finden. Viel individueller als die Sechs+sechzig: Treiben Sie selbst Sport? Generationen zuvor. Die 68-er Generation endres: Ich nutze den Power Plate, mache fühlt sich nicht alt. Sie sucht ebenfalls nach sehr viel Nordic Walking. Ich liebe alles, was neuen Wegen. Weil sich das Lebensgefühl so mit Schnee zu tun hat, und wandere. Meine schnell ändert, erneuern wir die Studie alle Frau ist ebenfalls sehr sportlich. drei Jahre. Sechs+sechzig: Reicht das aus, um das RisiInterview: Petra Nossek-Bock ko, ein Pflegefall zu werden, zu mindern? Foto: Roland Fengler endres: Ja. Ich lasse mich auch jedes Jahr beim Arzt komplett durchchecken. Sich gut zu fühlen, reicht nicht aus. Man muss sich regelmäßig überprüfen lassen. Sechs+sechzig: Es werden, auch von Ihrem Unternehmen, Zusatzversicherungen für den Pflegefall angeboten. Werden die Leistungen daraus überhaupt im größeren Umfang abgerufen? endres: Unter den Menschen über 80 Jahren wird jeder Dritte ein Pflegefall. Das Spektrum reicht von häuslicher Pflege bis zur stationären. Je älter wir werden, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, Pflege zu benötigen. Sechs+sechzig: Die Bankenkrise hat das
Walter, pensionierter Finanzbeamter, Ehemann von »Tante Inge«, 64, versteht die Welt nicht mehr. Warum muss sie jetzt unbedingt weg? Warum braucht sie Zeit für sich selbst? Und warum gibt sie keine konkrete Erklärung? Es ist doch gemütlich im Dortmunder Reihenhaus, findet er. Regelmäßiger Tagesablauf, viel Zeit für die Sportschau und zur Abwechslung ein interessanter Vortragsabend über Krankheiten im Alter. Seine Frau sieht das offenbar anders. Sie packt ihre Koffer und fährt nach Sylt, wo sie ihre Kindheit und Jugend verbracht hat. Hier, an Ort und Stelle, jetzt oder nie, will sie ihr Leben umkrempeln. Wie »Tante Inge« das anstellt, erzählt die erfolgreiche Autorin Dora Heldt mit Tempo und Witz. Sylt-Fans kommen voll auf ihre Kosten: Das turbulente Geschehen spielt sich sozusagen an Originalschauplätzen ab, denn die Autorin kennt die Insel wie ihre Westentasche; sie ist hier geboren. Die reichlich überdrehten Darsteller dieser Sommerkomödie tummeln sich zwischen Westerland und Wenningstedt, Hörnum und List und geben in spritzigen Dialogen ihre Meinung zu Tante Inges Vorhaben zum Besten. Die merkt sehr schnell, dass die lieben Verwandten auf Sylt nicht weniger nervtötend sind als Walter, der in Dortmund zurückgebliebene Gatte. Aber standhaft bleibt sie bei ihren Plänen und glaubt an ihre Chance. Denn, so lässt sie ihre Nichte wissen: »Erwarten Leute in deinem Alter eigentlich, dass wir Älteren einfach still im Sessel sitzen, bis wir zur Seite wegkippen? Glaubt ihr, dass wir mit allem durch sind? Nein, mein Kind, das sind wir noch lange nicht.« Das Rätsel um Tante Inges Geheimnis lässt sich in dieser leichthändig erzählten Geschichte vergnüglich an einem entspannten Lesenachmittag entschlüsseln. Brigitte Lemberger
I N F O R M AT I O N KarstadtQuelle Versicherungen – gehören zu 100 Prozent zur ERGO Versicherungsgruppe AG, ERGO gehört wiederum mehrheitlich (94,7 Prozent) zur Münchener Rückversicherung – das Unternehmen besteht seit 1984 – Mitarbeiter am Standort Fürth: 1.826 (Stand 2008)
Dora Heldt: »Tante Inge haut ab«. TaschenDeutscher Taschen buch Verlag, München 2009, 12,90 Euro. Auch als Hörbuch (CD) erhältlich.
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sechs+sechzig · 10. Jahrgang · Ausgabe 3/2009
Der Brandmelder schläft nicht Die Installation von kleinen Sirenen in der Wohnung schafft Sicherheit rund um die Uhr
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er Schreck ist Rita M. schwer in die Glieder gefahren, als sie nach Hause kam und die Wohnungstür aufgebrochen und das Sicherheitsschloss aufgebohrt vorfand. Ein gelber Zettel hing an der Tür. Darauf erklärte die Feuerwehr, was vorgefallen war: Beißender Brandgeruch hatte sich im Hausflur ausgebreitet, wegen »Gefahr im Verzug« mussten die Einsatzkräfte sich Zutritt zur Wohnung der 73-Jährigen verschaffen. Die Ursache für den Brandgeruch fand die Wehr zwar nicht, aber das Schloss musste dennoch ersetzt werden. Rita M. hatte Glück. Die Versicherung ihres Vermieters übernahm den Schaden. Gute Nachbarschaft ist wichtig So ärgerlich der Vorfall auf den ersten Blick sein mag, so wichtig ist es, bei Brandverdacht Mut aufzubringen und zu handeln. Dass jemand mit Rauchvergiftung in der betreffenden Wohnung liegt, ist nicht auszuschließen. Feuerwehr-Einsätze bei älteren Menschen werden statistisch zwar noch nicht gesondert erfasst, doch hätten sie in den vergangenen Jahren konstant zugenommen, versichert Hans-Peter Reißmann, Pressesprecher und Einsatzleiter der Nürnberger Feuerwehr. Er schätzt ihren derzeitigen Anteil auf etwa 70 Prozent. Krankheit, Demenz und geringere Mobilität machten Ältere zu einem besonders gefährdeten Personenkreis, betont Reißmann. Hinzu kämen die zunehmende Vereinsamung und die fehlende soziale Einbindung, die freilich auch andere Altersgruppen trifft. Eine gute, funktionierende Nachbarschaft ist da umso wichtiger. Auf dem Lande sei das noch selbstverständlich, sagt Reißmann. Da kenne man sich und gebe mehr Acht aufeinander. Dort habe die Feuerwehr weitaus weniger zu tun als im Stadtkern. Wenn ältere Menschen in Gefahr sind, lösen in der Regel soziale Dienste den Notruf aus. Manchmal ist es der Zusteller von »Essen-auf-Rädern« oder ein Verwandter, der vor der versperrten Wohnung steht, im Wissen, dass sich eine hilflose ältere Person darin befindet. Immer häufiger wird die Feuerwehr auch gerufen, wenn ein alter Mensch seinem Leben selbst ein Ende setzen will. Zunehmend geschehe dies auch in Altenheimen, sagt Reißmann. In der Mehrheit der Fälle ist es aber der klassische Brand, zu dem die Feuerwehr ausrücken muss. Die meisten Wohnungsbrände werden durch Unachtsamkeit
Gefahr aus der Mehrfachsteckdose: Die dauernde Überlastung der Leitungen kann zu einer Zeitbombe werden. ausgelöst. Das vergessene Gefäß auf dem Herd, der Bewohner, der bei einer brennenden Kerze oder mit der Zigarette in der Hand eingeschlafen ist, gehören nach wie vor zu den gängigen Gefahrensituationen. Reißmann, der bei Einsätzen dabei ist, hebt die besondere Geistesgegenwart der Älteren gegenüber der jüngeren Generation hervor. »Die alten Herrschaften versuchen oft noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr mit der Situation fertig zu werden, während die Jungen eher ratlos auf die Hilfe von außen warten«, berichtet er. es bleibt wenig Zeit für die Rettung Laut der Statistik des Deutschen Feuerwehr Verbands, dem Fachverband der deutschen Feuerwehren, zählt man in Deutschland durchschnittlich 50 Brandtote pro Monat. Hinzu kommen rund zehn Mal so viele Brandverletzte und ein jährlicher Sachschaden von einer Milliarde Euro allein im
privaten Bereich. Die meisten Brandopfer kommen durch Rauchvergiftung um Leben, davon zwei Drittel Nachts im Schlaf, wenn die Sinne, einschließlich des Geruchssinns, weitgehend ausgeschaltet sind. Der im Rauch enthaltene Giftcocktail kann bereits nach vier Atemzügen zu Bewusstlosigkeit führen. Die Opfer sterben oft an einem Lungenödem oder überleben mit bleibenden gesundheitlichen Schäden. Meist bleibt nur wenig Zeit, um sich aus der Gefahrenzone zu retten. In der Regel sind es nur vier Minuten, weiß Reißmann. Ein Rauchmelder kann bei Feuer Leben retten. In den sechs Bundesländern Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und Saarland ist die Installation von Rauchmeldern inzwischen Pflicht. Hier hat die Zahl der durch Brand verursachten Todesfälle um beeindruckende zwei Drittel abgenommen. Die Geräte, die inzwischen schon mit einer
sechs+sechzig · 10. Jahrgang · Ausgabe 3/2009
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Impressum sechs+sechzig Magazin für selbstbewusste ältere Menschen Jahrgang 10 / Oktober 2009 Herausgeber: Seniorenmagazin sechs+sechzig – Verein zur Förderung des Dialogs der Generationen e.V. Burgschmietstr. 37, 90419 Nürnberg Telefon 0911 / 37 77 661 Fax 0911 / 37 77 662 e-mail: info @sechs-und-sechzig.de Internet: www.sechs-und-sechzig.de Spenden sind steuerlich absetzbar: HypoVereinsbank Nürnberg, Konto 373 54 43, BLZ 760 200 70.
I N F O R M AT I O N empfehlungen für Privathaushalte: – Rauchmelder mit VdS- und DIN EN 14604-Kennzeichnung (von der EU vorgeschriebene Norm). – Löschdecken, gibt es in verschiedenen Größen zu kaufen. – Niemals Wasser in brennendes Bratfett gießen! Das Feuer entweder mit dem Topfdeckel oder mit einer Löschdecke ersticken! – Kunststoffbehälter immer von Öfen und Feuerstellen entfernt aufstellen! – Elektrogeräte so ausschalten, dass kein Strom mehr durch die Kabel fließt, zum Beispiel durch einen Fußleistenschalter oder das Ziehen des Steckers aus der Dose!
In vielen Neubauten ist für den Brandfall bestens vorgesorgt, wie zum Beispiel im Wohnkomplex »andersWohnen«. Fred Jantschke (links) und Monika Benart sind sich mit dem Architekten christoph Arnold einig, dass alles gut geregelt ist. Zehn-Jahres-Batterie und einer ebenso langen Garantie zu haben sind, sollte man möglichst im Elektrofachhandel kaufen, dort, wo man auf gute Beratung zählen kann. Montiert werden sollten sie in Räumen ohne normale Rauch- und Dampfentwicklung, also nicht in der Küche, sondern im Flur, im Schlafzimmer und dort, wo die meisten technischen Geräte wie Fernseher, Stereoanlage oder Computer stehen. Ein wegen Überlastung defektes Kabel oder ein implodierter Fernseher sind Brandursachen, die auch die Nachbarwohnung in Mitleidenschaft ziehen können. Im vergangenen Jahr fuhr die Nürnberger Feuerwehr an die 4600 Einsätze. Die vielseitig ausgebildeten Feuerwehrleute sind schon lange nicht nur bei Bränden gefragt. Bei komplizierten Rettungsaktionen wie bei Verkehrsunfällen, darunter auch solchen mit Gefahrgut, bei Unwetterkatastrophen und anderen Unglücken setzen sie nicht selten ihr eigenes Leben aufs Spiel. Melita Tilley Fotos: NN-Archiv; Michael Matejka
Kontakt zu Nachbarn pflegen und möglichst die Wohnungsschlüssel bei einer Vertrauensperson im Haus oder in der Nachbarschaft hinterlegen. Ohne falsche Scheu die Feuerwehr unter der Rufnummer 112 um Hilfe bitten. Sie leitet den Notruf an den Rettungsdienst weiter. Ab dem Jahr 2010 ist eine Integrierte Leitstelle (ILS) geplant, von der aus sämtliche Feuerwehren und Rettungsdienste in Nürnberg, Fürth und Erlangen sowie in Landkreisen Nürnberger Land, Fürth und Erlangen-Höchstadt unter der Tel.-Nr. 19 222 erreichbar sein werden. Vier wichtigste Angaben bei einem Notruf: Wer ruft an? Was ist passiert? Wo ist es passiert? Wie viele Personen sind verletzt oder in Gefahr? Mehr Info zum vorbeugenden Brandschutz unter der Tel.-Nr. 0911 / 231 60 60. Offene Tür und Infostand zum Brandschutz am 18.10.2009: Feuerwache der Berufsfeuerwehr Reutersbrunner Straße 6 in Nürnberg, Tel. 0911 / 231 60 60.
Produktion: Intergenerationes – Gesellschaft zur Förderung des Dialogs der Generationen mbH Burgschmietstr. 37, 90419 Nürnberg Telefon 0911 / 37 77 272 Fax 0911 / 37 77 662 Redaktion: Petra Nossek-Bock (verantwortlich), Elke Graßer-Reitzner, Rainer Büschel, Georg Klietz Autoren: Günter Dehn, Ute Fürböter, Herbert Heinzelmann, Karin Jungkunz, Brigitte Lemberger, Ulrike Löw, Dr. Wolf R. Scharff, Claudia Schuller, Melita Tilley, Christine Turner, Peter Viebig, Bernd Zachow Fotos: Michael Matejka, Mile Cindric, Roland Fengler, Elke Graßer-Reitzner, Andrea Rudolph Titel: Michael Matejka Koordination: Georg Hopfengärtner Fachliche Beratung: Seniorenamt Nürnberg, Ilona Porsch Druck: Verlag Nürnberger Presse Druckhaus Nürnberg GmbH & Co. Auflage: ca. 223.000 Anzeigenannahme und -betreuung: • Elfriede Mederer (Print- und Onlinewerbung), Tel.+Fax 0911 / 598 05 69 Mobil: 0172 / 89 45 095 E-Mail: elshalom43@gmx.net • Ingrid Ullmann (Printwerbung), Tel.+Fax 0911 / 40 64 99 • Elfi Limpert Mobil: 0170/3 26 62 73 limpert@intergenerationes.de Anzeigen-Dateien an: 66@gillitzer.net Derzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 13 Verantwortlich für den Inhalt der Anzeigen: Wolfgang Gillitzer Gestaltung: www.gillitzer.net Das nächste sechs+sechzig erscheint am 8.12.2009. Anzeigenschluss 13.10.2009. Schirmfrauen: Helene Jungkunz, Ingrid Mielenz, Ursula Wolfring (†) Die vorliegende Ausgabe von sechs+sechzig erscheint mit freundlicher Unterstützung durch:
• Wal Mob lierl@
Durc „Der
Klinikum Nürnberg 7. Dr. Theo Schöller-Symposium für Altersmedizin
Impulse aus der Altersmedizin Donnerstag, 22. Oktober 2009 15.00 bis 18.00 Uhr Marmorsaal Nürnberger Akademie Gewerbemuseumsplatz 2
„Habe ich Parkinson, wenn ich zittere?“ Ltd. Oberarzt Dr. Roland Gerlach Klinik für Neurologie
„Wenn das Essen nicht mehr schmeckt“ Prof. Dr. Dorothee Volkert Stiftungsprofessorin der Dr. Theo und Friedl Schöller-Stiftung Institut für Biomedizin des Alterns
„Ernährungssituation im Pflegeheim“ Dipl. oec. troph. Rebecca Kaiser Institut für Biomedizin des Alterns
www.klinikum-nuernberg.de
Änderungen vorbehalten
„Alzheimer und Demenz erkennen und behandeln“ Gefördert durch die Theo und Friedl Schöller-Stiftung
sechs+sechzig · 10. Jahrgang · Ausgabe 3/2009
Die Eröffnungsveranstaltung der Altenakademie Nürnberg ist jährlich ein besonderes Erlebnis. Heuer ist es am Sonntag, 11. Oktober, wieder soweit, wenn der Veranstaltungsreigen mit der Matinee »Schillers Geliebte – Die Freiheit« beginnt. Sie wird gestaltet von Peter Häberer (Klavier), Anja Weigmann und Peter Großhennig (Texte), die Moderation hat Bernhard Rufflar. Das gesamte AkademieProgramm liegt an diesem Tag aus. Die Matinee findet im Caritas-Pirckheimer-Haus, Königstrasse 64, Saal im 1. Stock (Aufzug) statt. Einlass ist ab 10 Uhr, der Eintritt ist frei. Mittags besteht die Möglichkeit, im CPH-Gästehaus ein DreiGang-Menü einzunehmen. Eine Reservierung ist bis 8. Oktober unter Telefon 0911 / 53 70 10 oder per Mail unter der Adresse altenakademienbg@aol.com möglich.
Foto: Michael Matejka
Die Arbeiterwohlfahrt Nürnberg bietet ab 8. November eine zweiwöchige Informations- und Unterhaltungsreihe an. In dieser Zeit sind der Kabarettist Klaus Karl-Kraus und die Nürnberger Oldiekiste zu Gast. Den Anfang macht die Komödie »Samstag, Sonntag, Montag« von Eduardo de Filippo. Es folgt ein Brunch im Altenheim, der Berührungsängste abbauen hilft, sowie eine Fotoausstellung mit dem Titel »Aktiv im Alter«. Die Awo informiert unter anderem über die neuen gesetzlichen Regelungen zur Patientenverfügung. Ab sofort liegt das Programmheft für die Herbst-Tage 2009 aus. Reservierung ist unter awothek@awo-nbg.de oder telefonisch unter 0911/45 06 0166 möglich. Näheres auch im Internet unter www.awo-nuernberg.de
Neues Studienjahr der Altenakademie
Programm:
Eintritt frei
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Unterhaltung im Herbst
Fotos: Rudi Ott
Oberarzt Dr. Reinhold Waimer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
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Ehrung für Ursula Wolfring Ursula Wolfring, Initiatorin des Nürnberger Stadtsenionrenrates, war eine der Schirmfrauen bei der Gründung des Magazins sechs+sechzig. Sie ist im Jahr 2006 verstorben. Nach ihr ist nun der Neubau im Pflegezentrum Sebastianspital der Stadt Nürnberg benannt worden. 1993 rief Ursula Wolfring die Senioreninitiative Nürnberg ins Leben, um älteren Menschen – unabhängig von politischen oder gesellschaftlichen Gruppen – bürgerschaftliches Engagement und Mitsprache zu ermöglichen. Ein Ziel der Senioreninitiative war die Gründung des Nürnberger Stadtseniorenrates, dessen erste Vorsitzende sie von 1995 bis 2003 war. Vom Gründungsjahr 2000 bis zu ihrem Tod war sie sechs+sechzig eng verbunden. Ursula Wolfring erhielt für ihren sozialen und politischen Einsatz zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Bürgermedaille der Stadt Nürnberg, den Bayerischen Verdienstorden und das Bundesverdienstkreuz. Die Gedenktafel zu ihren Ehren wird im Rahmen einer Feier am 9. Oktober 2009 im Pflegezentrum Sebastianspital enthüllt. Weitere Informationen dazu finden Sie im Internet www.nuernbergstift.de oder unter Telefon 0911 / 215 31-0.
Thema Wohnen auf der consumenta Am 31. Oktober beginnt wieder die Consumenta auf dem Nürnberger Messegelände. Mehr als 800 Aussteller präsentieren bis zum 8. November ihre Produkte und Dienstleistungen. Erstmals gibt es in diesem Jahr einen speziellen Schwerpunkt zum Thema barrierefreies und komfortables Bauen und Wohnen. Das Sonderthema »b_free« richtet sich nicht nur an ein Fachpublikum, sondern bezieht private Bauherren und Investoren mit ein. Ein weiterer Anziehungspunkt, der sich insbesondere an die Generation 50plus wendet, ist der GesundheitsPark. Hier erhalten Interessierte Informationen und Beratung zu Medizin, Forschung, Gesundheit, Wellness, Ernährung und Sport aus erster Hand. Die Messebesucher können außerdem an kostenlosen Gesundheits-Checks teilnehmen.
Gesundheitstag bei der AOK Die AOK Mittelfranken informiert im Rahmen eines Gesundheitstages am 11. November über chronische Krankheiten und Behandlungsprogramme der Kasse. In medizinischen Vorträgen und an Infoständen können sich Versicherte über Hintergründe, Risiken und Therapien informieren. Ein Thema beim Gesundheitstag ist auch der AOK-Curaplan. Dabei handelt es sich um ein Programm für die chronisch kranken Versicherten. Es soll demnach mit einer optimalen und wissenschaftlich abgesicherten Therapie möglichst frühzeitig begonnen werden, um Komplikationen und Folgeschäden zu vermeiden beziehungsweise zu lindern. Infos in den örtlichen Geschäftsstellen.
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Kartenverkauf für Weihnachtsgala Die beliebte Weihnachtsgala des Seniorenamtes der Stadt Nürnberg findet heuer im großen Saal der Meistersingerhalle am Montag, 14. Dezember, und Dienstag, 15. Dezember, statt. Stargäste sind »Die Jungen Tenöre«. Das Trio mit den schmelzenden Stimmen bietet Klassisches und Vorweihnachtlich-Festliches. Karten zu 10, 5 und 4 Euro werden am Dienstag, 10. November, von 8 bis 15.30 Uhr im Seniorentreff Bleiweiß (Hintere Bleiweißstraße 15, Nürnberg) verkauft. Kartenreservierungen können leider nicht entgegengenommen werden. Weitere Informationen beim Seniorenamt unter Telefon 0911 / 231 66 55.
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sechs+sechzig · 10. Jahrgang · Ausgabe 3/2009
Hausführung im Augustinum
Fachtag zum Thema Demenz Menschen mit Demenz leiden unter zunehmender Orientierungslosigkeit. Strukturgebende Elemente bei der Alltagsgestaltung sind von besonderer Bedeutung. Rituale können Betroffenen, ihren Angehörigen und Pflegenden Sicherheit geben. Der vierte Fachtag »Demenz und Sterben« am 27. November 2009 in Nürnberg im Haus »eckstein« widmet sich deshalb dem Thema »Rituale bei demenzkranken Menschen«. Die Diakonie Neuendettelsau, die Alzheimergesellschaft Mittelfranken, das Zentrum für Altersmedizin am Klinikum Nürnberg und die Hospiz-Akademie Nürnberg veranstalten den Fachtag bereits zum vierten Mal. Information und Anmeldung: Akademie für Hospizarbeit und Palliativmedizin Nürnberg gGmbH, Deutschherrnstr. 15-19, 90429 Nürnberg, Telefon: 0911 / 277 44 90, Fax 0911 / 277 44 91, E-Mail: Fachtag@hopizakademienuernberg.de Internet: www.hospizakademienuernberg.de
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TReNDS
sechs+sechzig · 10. Jahrgang · Ausgabe 3/2009
Als die Hausfrauen noch Uniform trugen Die Nürnberger Studentin Janin Abt hat die Geschichte der Kittelschürze erforscht
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er sich gedanklich in die 50er Jahre versetzt, sieht vor seinem inneren Auge vermutlich Resopalmöbel und Wachstuchtischdecken, Dauerwellen und plüschige Pantoffeln. Frauen, die kochen und kneten, putzen und werkeln. Und was haben sie an? Eine Kittelschürze, was sonst? Geblümt, gestreift oder kariert, mit oder ohne Ärmel, gehört sie dazu wie Sonntagsbraten und selbstgebackener Kuchen. Doch ihr Ruf war und ist nicht der beste. Die Kittelschürze gilt als altmodisch, spießig, als Sinnbild des Bestrebens, der Familie fleißig zu dienen und eine gute Hausfrau ohne Ansprüche zu sein. Wer will das heute noch? Junge Frauen ohnehin nicht, aber auch die älteren fahren lieber als moderne Rentnerin von Welt in den Urlaub oder belegen Kreativ- und Wellness-Kurse, statt sich für den Haushalt aufzuopfern. Andererseits muss der Haushalt in Ordnung gehalten werden, ganz kommt niemand ums lästige Putzen und Waschen herum. Und dafür braucht man passende Kleidung, die robust, bequem und praktisch ist. Hat hier die Kittelschürze noch ihr Refugium?
eine Kittelschürze für Barbie? Zu kaufen gibt es die natürlich nicht. eigens für sechs+sechzig hat Leserin Hanne Dehn das Stück angefertigt. Womit bewiesen ist, dass man auch in einem altmodischen Kleidungsstück eine gute Figur machen kann.
Alter und Schönheit Janin Abt (24), die im fünften Semester Pflegemanagement an der Evangelischen Fachhochschule in Nürnberg studiert, hat sich dem Thema zwischen Mode und sozialem Leben zugewandt und eine kleine Studie erstellt. Im Rahmen des Kongresses »Ganz schön alt« zum Thema Alter und Schönheit im Januar 2009 in Nürnberg befasste sie sich mit der »Kittelschürze – ein aussterbendes Merkmal des Alters?« Die Idee dazu kam ihr, als die junge Schwabacherin gebeten wurde, über Alter und Schönheit nachzudenken. Befragt hat sie 50 Frauen im Alter von 40 bis 85 Jahren, von denen sie Dinge wissen wollte wie »Was denken Sie über das Kleidungsstück?«, »Tragen Sie eine Kittelschürze, und wenn ja, bei welcher Tätigkeit? Wenn nein, haben Sie früher eine getragen und warum jetzt nicht mehr?« Janin Abts Resümee: Zum Leben der Älteren gehört sie tendenziell nach wie vor dazu und wird auch heute noch übergezogen; bei den Jüngeren ist sie aus dem Alltag verschwunden. Von den über 60-Jährigen äußerten sich immerhin rund 80 Prozent positiv über den Kittel. Ganz anders bei den unter 60-Jährigen: Sie verwiesen auf ihre
Mütter-Generation, die solche Kleidungsstücke noch getragen hat. Erinnerungen an Omas und Tanten wurden wach. Immer wieder hörte Janin Abt: »Das ist einfach passé, vor allem seit es Waschmaschinen gibt.« Hin und wieder war auch von einem überholten Frauenbild die Rede. Else Kling aus der »Lindenstraße« oder Lia Wöhr als Putzfrau Siebenhals bei den »Hesselbachs«, die stets die Schürze trugen, werden heute allenfalls belächelt. Von solchen Klischees hätten sich Frauen in den 1960er und 1970ern abgrenzen wollen, als die Emanzipation verstärkt auf die Tagesordnung trat. »Denn die Kittelschürze
stand für sie auch für eine bestimmte Moral, eine Keuschheit und Mütterlichkeit, die sie ablegen wollten«, sagt Studentin Abt. Irgendwie schien das gute Stück nicht nur vor Staub, Flecken und Schmutz zu schützen, sondern auch vor »unreinem« Verhalten. Doch genau diese Gedankenwelt wollte man durchbrechen. Zudem: Wer keine jungen Frauen mit Kittelschürzen kennt, möchte auch selbst keine haben. Doch was spricht aus der Sicht der Trägerinnen dafür? »Sie ist einfach praktisch«, sagt Gerti Faber (76) aus Heroldsbach, die man jeden Tag so gekleidet antreffen kann. »Besonders die Taschen mag
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ich sehr, in die ich alles stecken kann, was ich brauche: Taschentücher, Knöpfe, Scheren.« Natürlich spielt auch das Bequeme, die schnell zu öffnende Knopfleiste und die gute Waschbarkeit eine Rolle. Gerti Faber nutzt ihre Schürzen hauptsächlich, um bei der Hausarbeit die Kleidung zu schonen. So wie sie es seit ihrer Kindheit kennt. »Natürlich geht das mit dem Waschen heute einfacher, vielleicht brauchen die jungen Frauen sie deshalb nicht mehr«, vermutet sie. Sie erzählt von damals, als die »große Wäsche« noch eine lange Prozedur war, als alles eingeweicht, im Kessel gekocht, am Waschbrett »gerumpelt« und dann dreimal gespült wurde. »Ich trage meine Kittelschürzen trotzdem, weil ich mich einfach wohl darin fühle. Kleidung ist ja auch viel Gewohnheit«, fügt Gerti Faber hinzu. Eine Haltung, der Theresa Waldner (75) aus Nürnberg widerspricht. »Klar habe ich früher auch so ausgesehen. Aber heute ist mir das viel zu unmodisch. Ich will mich schick kleiden, nicht übertrieben, das wäre albern, aber doch zeitgemäß. Da passt die Kittelschürze einfach nicht mehr ins Bild.« Alte Fotos, auf denen sie noch in der »Hausfrauenuniform« zu sehen ist, bringen sie zum Schmunzeln. Rosa Bambis Janin Abt ist aufgefallen, dass früher auch jüngere Frauen Kittelschürzen trugen. Ihre Mutter hatte im Alter von 30 Jahren beim Hausputz immer eine an, heute trägt sie sie nicht mehr. »Und ich bekam als kleines Mädchen eine süße Mini-Schürze mit rosa Bambis, auf die ich sehr stolz war«, erinnert sich Abt. Ob es damit zusammenhängt, dass sie aus einem kleinen Dorf bei Dessau in Sachsen-Anhalt stammt, wo jeder einen großen Garten und viel Arbeit hatte? »Meine Oma, die leider verstorben ist, kannte ich jedenfalls nur in Kittelschürze.« Als Spezialistin für die Betreuung alter Menschen hat Janin Abt, die vor ihrem Studium Altenpflegerin gelernt hat, noch eine andere Feststellung gemacht: Demenzkranken kann es gut tun, ihnen eine Kittelschürze zu geben, weil sie Erinnerungen an früher weckt. Einmal hat Abt sogar in einem Heim eine entsprechende Modenschau organisiert, die hervorragend ankam. Damit ist die junge Frau mit der OstWest-Biografie in bester Gesellschaft. Die US-Künstlerin Andrea Zittel vermochte vergangenen März mit ihren »Smocks« Berufsgenossinnen wie Damen aus der
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Schickeria von Berlin hellauf zu begeistern. Ihre Ausstellung von handgemachten Kittelschürzen, jede davon ein Unikat, avancierte schnell zum Liebling der Gesellschaft. Freilich sahen die Designer-Stücke etwas anders aus als die Modelle, die man in fränkischen Dörfern, wie etwa bei Gerti Faber in Heroldsbach, antrifft. Manche erinnerten an eine römische Toga, andere an androgyne Kapuzenkleider. Der Schnitt war der gleiche: aus einem einzigen Stück geschneidert, locker herabfallend, figurfreundlich. Und so bodenständig-fröhlich bunt waren sie auch nicht. Doch dafür kosteten sie bis zu 1000 Euro. Auch Star-Couturier Marc Jacobs bearbeitete den Klassiker. Doch er hatte weniger Glück, als er im Jahr 2008 Hollywood-Größen in Kittelschürzen präsentierte. »Scheußlich… guten Gewissens entsorgen«, ätzte die Frauenzeitschrift Amica. Nicht mehr im Programm Bei Quelle, wo so viele Frauen ihr gutes Stück jahrzehntelang kauften, hat man sie nicht mehr im aktuellen Programm, bei Otto auch nicht mehr, zumindest nicht in den gedruckten Haupt-Katalogen. Allein in den letzten fünf Jahren habe sich der Markt halbiert, heißt es bei Quelle. Drei von vier Käuferinnen sind älter als 50 Jahre. Ganz will man aber auf den Klassiker nicht verzichten. Nur muss sich die Kittelkundschaft jetzt aus dem Spezialkatalog »Classics« oder auf Quelle.de im Internet versorgen. Dagegen macht der »Ostprodukte-Versand« im sachsen-anhaltinischen Tangermünde damit ein gutes Geschäft. Bis Größe 60 ist das Ostalgieprodukt aus Dederon, der einstigen DDR-Kunstfaser, zu haben – für 19,50 Euro. Die Firma ist mit dem Absatz zufrieden und registriert auch einige junge Käuferinnen. »Wenn ich in der Shell-Jugendstudie lese, dass Werte wie Familie und Geborgenheit wieder im Kommen sind und Karriere nicht mehr so wichtig genommen wird, kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Kittelschürze ein Comeback erlebt und ihr negatives Image los wird«, urteilt Janin Abt. Claudia Schuller Foto: Michael Matejka
Leserbriefe Betrifft: Karlsruhe hat ein Herz für ältere, Ausgabe 4/2008 In Karlsruhe können Frauen und Männer ab 60 ein verbilligtes Ticket nutzen und das Ticket sogar für 6 Monate gratis bekommen, wenn sie ihren Führerschein abgeben – leider nicht so in der Metropolregion Nürnberg. Der Seniorenrat der Stadt Schwabach hatte schon im Mai 2005 einen entsprechenden Antrag gestellt: »Tausche Führerschein gegen MobiCard« wurde zwar im Verkehrsausschuss angenommen, scheiterte aber im Hauptausschuss. Im Februar 2009 wurde der Antrag erneut gestellt, und auf einer Sitzung der Seniorenräte aus Mittelfranken in Ansbach beschlossen, das Projekt „räumlich“ zu sehen und geschlossen vorzugehen. Was in anderen Städten und Regionen möglich ist, müsste auch in Nürnberg möglich sein. So wurden z.B. im Landkreis Konstanz bisher über 500 Führerscheine gegen eine MobiCard getauscht, ohne dass es den Landkreis einen Euro gekostet hätte. In der Provinz Bozen/Südtirol haben alle ab 70 Jahren freie Fahrt mit Bus und Bahn, ohne den Führerschein abzugeben. Die Vorteile liegen offen auf der Hand: der umweltschädliche Autoverkehr wird reduziert, es werden weniger Parkplätze gebraucht, vorhandene werden öfter frei. Der Verkehr wird entlastet, das Risiko eines Unfalles wird vermindert, die Älteren sparen das Geld für den Unterhalt eines Autos und können sich dafür – gerade auf dem Land – öfter ein Taxi leisten. Mehr Werbung bei den Älteren bringt dem VGN mehr Kunden und damit mehr Geld. Die Seniorenräte der Metropolregion Nürnberg wollen gemeinsam und geschlossen mit dem VGN verhandeln. Auch Ältere haben Anspruch auf volle Teilnahme am gesellschaftlichen Leben; Mobilität ist ein Grundbedürfnis, der öffentliche Personenverkehr gehört zu den Grundaufgaben einer Kommune und ist Teil der Daseinsfürsorge. Günter Franke, Vorsitzender des Seniorenrats der Stadt Schwabach Betrifft: Die Sehnsucht nach Freiheit hört nie auf, Ausgabe 2/2009 Ihr Heft habe ich intensiv durchgelesen. Besonders haben mich die Ausführungen und Fotos der Motorradfamilie Helmut Arnold und Georg Mauderer begeistert. Mir erging es nämlich ähnlich. Ich habe mir erst mit 65 Jahren, also vor fünf Jahren, ebenfalls ein Motorrad zugelegt, eine Harley 1250 Sport. Leider ist dieser Typ in Ihren Ausführungen, wenn ich zwischen den Zeilen lese, nicht besonders gut angekommen, was für mich nicht erklärbar ist. Zu meiner Person: Ich bin im Mai d.J. 70 Jahre alt geworden und bin von Beruf Diplom-Ingenieur mit eigenem Unternehmen in Nürnberg (kleine Zahnradfabrik), in dem ich noch voll berufstätig bin. Ich wohne seit 35 Jahren mit meiner Frau in Erlangen. Aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit habe ich leider nicht so viel Gelegenheit, mein Motorrad einzuspannen – also nur am Wochenende und bei schönem Wetter. Wie bei Familie Arnold auch, ist meine Frau als Sozia dabei. Alexander Berner, Erlangen Die Veröffentlichngen in dieser Rubrik geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. sechs+sechzig behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Leserbriefe bitte an die Redaktion sechs+sechzig, Burgschmietstr. 37, 90419 Nürnberg, Fax 0911/3777662, info@sechs-und-sechzig.de
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Der Sprung über die Grenzen Bernd Rödl erschloss als erster Wirtschaftsberater osteuropäisches Terrain
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ernd Rödl ging es damals nicht anders als vielen jungen Menschen heute, die vor der Berufswahl stehen. Ursprünglich wollte er Geschichte studieren, aber der Sprössling aus einer Ärztefamilie wusste nicht so genau, was er später damit anfangen sollte. So studierte er in Erlangen und München Jura – und sollte eine bemerkenswerte Karriere machen: Bernd Rödl ist Gründer der heute weltweit tätigen Sozietät von Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern und Rechtsanwälten, die seinen Namen trägt und ihren Stammsitz in Nürnberg hat. Nach seiner Promotion zum Dr. jur. 1968 arbeitete er von 1970 bis 1973 als Assistent am Lehrstuhl für öffentliches Recht an der Universität Erlangen-Nürnberg. Gleichzeitig war er bei einem Rechtsanwalt tätig. Den Anlass, sich zusätzlich auf einem anderen Gebiet zu engagieren, gab ein guter Freund und Studienkollege, der ihm erzählte, er würde gerne als Wirtschaftsprüfer tätig sein. Aber als Rechtsanwalt »hatte ich ja kaum eine Ahnung, zum Beispiel von Bilanzwesen«, berichtet Rödl. Und so belegte er damals Kurse an der Volkshochschule, um sich in Wirtschaftssachen weiterzubilden. »Das war schon ein gewisser Kraftakt«, erinnert er sich. Schließlich war er ein junger Anwalt, war verheiratet und hatte drei Kinder. ein Gespür für Marktlücken Im Keller seines Reihenhauses in Großgründlach befand sich sein erstes Büro, und die Schreibarbeiten erledigte für ihn eine Nachbarin. 1974 bekam er die Zulassung als Steuerberater und 1976 die als Wirtschaftsprüfer. Rödl erkannte eine Marktlücke: Ein Rechtsanwalt hatte damals wenig Ahnung von Steuern und Bilanzen, und ein Wirtschaftsprüfer wenig von der Juristerei. So war er zumindest für einige Zeit in Bayern der einzige Rechtsanwalt, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater in einer Person und teilte sich ein Büro mit Kollegen in Räumen an der alten Messe am Nürnberger Stadtpark. Die Bürogemeinschaft hielt nicht lange: »Jeder von uns war der Meinung, alleine besser arbeiten zu können.« Im Jahr 1977 stellte er Diplomkaufleute, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ein. Seine Kanzlei befand sich auf Wachstumskurs. Rödl hatte das Glück, namhafte Mandate zu bekommen, wie zum Beispiel die Neue Spinnerei in Bayreuth. »Im Aufsichtsrat dort saßen wichtige Leute, denen ich dann als Wirtschaftsprüfer empfohlen wur-
Bald steht Sohn christian (links) in der ersten Reihe, denn Vater Bernd Rödl will ihm 2010 die Geschäftsleitung übertragen. de«, erzählt Rödl. Werner Schmidt, damals einer der Gesellschafter der SchmidtBank, erzählte einem Vertreter der Familie Soldan (bekannt durch die em-eukal-Bonbons), Rödl sei mit seinem Sohn in die Schule gegangen. »Und so kam ich zu den Soldans als Wirtschaftsprüfer.« In kurzer Zeit kam ein Mandat nach dem anderen aus der Region hinzu. Der eine Teil der Kundschaft kam aus verschiedenen Unternehmen. Der andere bestand aus Ärzten. In diese Berufssparte habe er »gezielt hineinakquiriert«. Noch heute zählen über 400 Ärzte zu seinen Mandanten. Viele der Mandanten der ersten Stunde nehmen immer noch seine Dienste in Anspruch. Manche schon in der zweiten Generation. Nachdem die Firmen seiner Kunden immer größer wurden und vor allem USamerikanische Kanzleien versuchten, sie als Mandanten abzujagen, gelangte er zu der Überzeugung, »ganzheitlichere« Beratung anbieten zu müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. So entstanden die ersten Auslandsniederlassungen, denn Rödl wollte Firmen, die im Ausland tätig waren, auch dort beratend zur Seite zu stehen. 1988 wurde die erste Niederlassung in der Tschechischen Republik gegründet.
Der Zufall spielte eine Rolle: Ein Kollege, der dort gearbeitet hatte, ebnete den Weg, und Bernd Rödl gründete zusammen mit tschechischen Rechtsanwälten eine Kanzlei in Prag. Die Sache wurde ein Flop, weil die Partner »Kommunisten waren. Und diese wussten nicht, wie man mit unseren Mandanten umging.« Man trennte sich, und die Nürnberger arbeiteten in der Prager Niederlassung weiter. Die Prager Kanzlei gehört heute zu den erfolgreichsten der Rödl & Partner Gruppe. Ein Joint Venture jedenfalls ging Bernd Rödl nicht mehr ein. Aufregend aber sei der erste Schritt in den Ostblock gewesen, gesteht der Chef. »Da standen also die Grenzbeamten mit ihren Kalaschnikows. Als sie in meinen Pass sahen und lasen, dass ich in Karlsbad geboren war, ihre Sprache aber nicht konnte, waren sie sehr verwundert.« Die deutsche Wiedervereinigung hat die Kanzlei ein riesiges Stück weitergebracht. »Wir waren die erste Kanzlei, die in Ostdeutschland Fuß gefasst hat«, sagt Rödl. Viele Mandanten kamen auch von der Treuhandanstalt, die die ehemaligen DDRStaatsbetriebe in private Hände überführte. Die Expansion der Wirtschaftsprüfungskanzlei Rödl erstreckte sich später über
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die einstigen Ostblockstaaten und das Baltikum bis nach Russland. Das Geschäftsmodell war von Anfang an, »dass wir vornehmlich familiengeführte Unternehmen betreuen und diese auch ins Ausland begleiten. In welchem Land auch immer wir eine Kanzlei haben, wir wollen dort keine einheimischen Unternehmen als Mandanten haben, sondern wollen deutsche Unternehmen vor Ort betreuen.« Seine Mitarbeiter hätten nicht nur fundierte Kenntnisse im deutschen Recht, sondern auch im Rechtswesen des betreffenden Landes. Sie würden mit einem eigenen Schulungsprogramm ausgebildet, dem sogenannten Rödl Campus. Keine andere Kanzlei, weder in den USA noch in Frankreich, pflege dieses Geschäftsmodell, sagt Rödl. Kanzleien gibt es mittlerweile in Lateinamerika, Asien und im Nahen Osten. 2250 Mitarbeiter sind an 79 Standorten beschäftigt. Tätigkeitsschwerpunkte sind heute Jahresabschlussprüfungen von Familiengesellschaften, Konzernen und börsennotierten Aktiengesellschaften, Unternehmensplanung und -bewertung, Mittelstandsfinanzierung, Nachfolgeberatung in Familienunternehmen, Umstrukturierung von Unternehmen. Vor einiger Zeit hat der Nürnberger Experte auch eine Änderung im anwaltlichen Berufsrecht durchgesetzt. Er erstritt sich das Recht, seine eigenen Umsatzzahlen bekannt zu geben. Die Familie hat viel zu sagen Der 1943 in Karlsbad geborene Rödl wuchs in Hof auf, ist verheiratet und hat sechs Kinder. Das Geheimnis seines unternehmerischen Erfolges liegt nach seiner Ansicht auch darin, dass Rödl & Partner ein familiengeführtes Unternehmen ist. Und obwohl es noch ein halbes Dutzend geschäftsführender Partner gibt, hält die Familie eine deutliche Mehrheit der Anteile. Den Stab als Vorsitzender der Geschäftsführung wird er Ende 2010 an seinen Sohn Christian übergeben. Dieser hat den Beruf des Vaters gewählt, »ein Glücksfall« wie der Senior betont. Die Entscheidungen würden weiter in Nürnberg fallen, versichert Rödl, an einen Verkauf, auch wenn das vereinzelt von der Konkurrenz kolportiert werde, sei nicht gedacht. Wenn es seine Zeit erlaubt, geht Rödl seinen Hobbys wie Joggen, Bergsteigen und Skifahren nach. In seiner Münchner Studentenzeit hat er Günther Beckstein kennen gelernt, der ebenfalls ein begeisterter Bergsteiger war. »Wir sind dann häufig mit anderen Kommilitonen mit Becksteins Lloyd, der im Volksmund Leukoplastbomber genannte wurde, in die Berge gefahren.« Als Steckenpferde nennt Rödl heute auch Architektur und Kunst. »Und jetzt habe ich in meinen Alter auch noch mit Golf begonnen.« Wolf-R. Scharff Foto: Roland Fengler
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In 824 Tagen um die Welt Das Erlanger Ehepaar hat bei seiner Radtour durch 40 Länder viel erlebt
Doris und Klaus Höhle hatten sich auf ihre Mammut-Tour mit Marathon-Training vorbereitet. Trotzdem verlangte ihnen die Radreise um die Welt viel Disziplin ab.
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igentlich müssten Doris und Klaus Höhle aus Erlangen-Frauenaurach im Guinnessbuch der Rekorde stehen. Denn die 57-Jährige und ihr 69-jähriger Mann sind nachweislich das älteste Ehepaar, dem es gelang, mit dem Rad die Welt zu umrunden. Doch aus dem Eintrag wurde nichts wegen fehlender Formalitäten. Denn sie hätten die Reise vorab als Rekordversuch anmelden müssen. So aber haben der pensionierte Bauleiter und die ehemalige Beamtin außer der Familie nur den engsten Freundeskreis in den kühnen Plan eingeweiht. »Zum Abschied gab es keinen großen Bahnhof, wir hatten auch keine Sponsoren. Denn wir hatten uns überlegt: Wenn es schief geht, wenn wir vielleicht in Österreich schon wieder umdrehen müssen, heißt es womöglich: ›Ach, die zwei alten Deppen sind wieder da‹«, berichten die beiden. Doris Höhle und ihr Ehemann, klein und drahtig, stecken beim Interviewtermin
in Radlerkluft. Im Flur stehen die Räder, jederzeit griffbereit sozusagen. Sie berichten von ihrer bemerkenswerten Leistung: Am 15. März 2006 schwangen sich der damals 66-jährige Klaus Höhle und seine 55-jährige, frisch in den Vorruhestand eingetretene Ehefrau Doris bei eisigen Temperaturen und Schnee auf die voll bepackten, 50 Kilo schweren Fahrräder. In den folgenden zwei Jahren und vier Monaten durchquerten sie 40 Länder. Dabei legten sie 57.093 Kilometer zurück, bewältigten 338.321 Höhenmeter, verbrachten 3.491 Stunden im Sattel, gönnten sich nur 133 Ruhetage und absolvierten 23 Flug-, Schiffs- und Fährtage – macht einen Tagesdurchschnitt von 85,5 Kilometer (ohne Ruhetage). Über die Hälfte der Nächte schlief das Paar im Zelt, und gekocht wurde regelmäßig auf dem kleinen Benzinkocher. »Luxuriöse Abendmahle waren das nicht, aber dafür haben wir beim Essen die Vögel zwitschern gehört«, freut sich Doris Höhle. Seit ihrer
Rückkehr im Juli 2008 nach Frauenaurach regt sie das Überangebot in den Supermärkten auf: »Zweieinhalb Jahre als Radvagabunden unterwegs zu sein, ändert die Lebenseinsichten.« Traum ging in erfüllung Für Klaus Höhle ist mit der Tour ein Jugendtraum in Erfüllung gegangen. Auf den habe er sich erst mit 65 Jahren besonnen, als er alte Leute sah, die tagaus, tagein dieselben Wege entlang gingen. »Man darf nicht nur vom Abenteuer träumen, man muss es auch wahr machen, bevor es zu spät ist«, sagt er. »Halbe Sachen gibt es für Klaus nicht«, ergänzt Doris Höhle. »Er hat noch nie aufgegeben.« Plötzlich sind wieder jene Momente der MammutTour gegenwärtig, in denen sie glaubte, vor Schmerzen nicht mehr weiterzukönnen. »Das Bein tat mir weh, der Arm schlief mir ein. ›Ich komme als Krüppel nach Hause‹, habe ich manchmal gejammert. Doch als wir in Südamerika waren, hat mir gar nichts mehr
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Gymnastik mit Lisa Wilz Übungen für die Gelenke Eine angemessene Bewegung ist wichtig, um die Gelenke gesund zu erhalten. Dabei sind täglich fünf bis zehn Minuten Training wesentlich wirksamer als einmal in der Woche eine Stunde. Die folgenden Übungen fürs Knie sollen helfen, in Bewegung zu bleiben.
gefehlt«, sagt sie triumphierend. Spätestens dort muss Doris Höhle überzeugt gewesen sein von dem Satz, den sie im Gespräch immer wieder fallen lässt: »Vieles ist bloß eine Sache der Überwindung.« Davon kann ihr Gatte ein Lied singen. 1991 startete Klaus Höhle, damals war er 51 Jahre alt, bei einem Volkslauf im Pegnitztal; Kollegen hatten ihn dazu überredet. »Ich kam als Vorletzter ins Ziel – von 159 Teilnehmern!«, verrät er. Danach begann der Bauleiter systematisch zu trainieren. Schon ein Jahr später lief Höhle seinen ersten Marathon. Wiederum ein Jahr später errang er bei seinem ersten Kurztriathlon – 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren, 10 Kilometer Laufen – den zweiten Platz der Altersklasse 50. Heute kann das Mitglied des Erlanger TriathlonDuathlon-Vereins TDM Franken mit Siegermedaillen nur so klimpern. »Sport kann das Leben verändern, er verhilft zu einer besseren Lebensqualität«, sinniert der Rentner. »Es macht einen Unterschied, ob man mit einer gewissen Vitalität alt werden kann oder nicht.« Doris und Klaus Höhle sind seit 34 Jahren verheiratet und haben zwei erwachsene Söhne. Seit ihr Mann in den Ruhestand gewechselt ist, betreibt Doris Höhle ebenfalls aktiv Triathlon. Binnen Jahresfrist gelang ihr der Sprung in den Leistungssport. Auch Doris Höhle gehört dem TDM Franken an und tritt ständig zu Wettkämpfen an. »Man muss im Alter möglichst viel gemeinsam machen, das gibt dem Leben Sinn«, kommentiert ihr Mann. Auf ihrer großen Rad-Reise haben sie auch viel Kurioses erlebt. »Es war in Südafrika«, erzählt Klaus Höhle, »wir befanden uns zwischen Johannesburg und Durban.« Die gigantische Hotelanlage, bis zu der es die beiden an jenem 28. Januar 2007 geschafft hatten, war luxuriös. »Viel zu luxuriös, als dass wir uns darin auch nur eine Nacht hätten leisten können. Also fragten wir bloß nach einem Platz für unser Zelt«, berichten sie. Der fand sich schnell. Doch weil sie so verschwitzt waren, gab man ihnen gleich noch den Schlüssel für ein Appartement. Dort könnten sie duschen, wurde ihnen gesagt. »Natürlich nahmen wir das Angebot gern an. In der Zwischenzeit informierte die Rezeption allerdings den Hotelbesitzer. Der Mann kam, hörte unsere Geschichte und am Ende jenes Tages schliefen wir nicht in unserem Zelt, sondern in der Fürsten-Suite. Kostenlos übrigens«, erzählen sie weiter.
»Der Besitzer der Nobelherberge änderte nach unserem Besuch sein Leben. Der Mann kaufte sich ein Mountainbike und scharte Freunde um sich. Seither unternehmen sie ausgedehnte Touren durchs Land.« Das sei aber kein Einzelfall, sagt Höhle. Ein 66jähriger Grenzer aus Tijuana, einer mexikanischen Stadt an der Grenze zu Kalifornien, schrieb dem Ehepaar eineinhalb Monate, nachdem er ihnen ein Einreisevisum ausgestellt hatte, eine E-Mail. Er habe seinen Dienst quittiert und ein Wohnmobil und ein Mountainbike gekauft. Nun fahre er damit durch die Nationalparks. »Klaus, du hast mich überzeugt«, zitiert der Deutsche den Amerikaner. Alles ist möglich »Wir sind der lebende Beweis, dass man auch in späteren Jahren noch über Energien und Potenziale verfügt. Sie stecken in jedem, man muss sie nur wecken! So mancher wird nach ein paar Wochen Training überrascht sein, was alles möglich ist!«, sagt Klaus Höhle und macht der Generation 50plus Mut. Und Doris Höhle ergänzt: »Man muss bloß dranbleiben. Das ist das ganze Geheimnis!« Irgendwann werde die körperliche Anstrengung zur Gewohnheit! »Es gibt Leute, die sind schon mit 40 alt. Ich werde im November erst 70«, verkündet Klaus Höhle. Er würde gern ein Buch über die Abenteuertour veröffentlichen. »Vielleicht hilft uns jemand, die Tagebucheindrücke lesbar zu machen? Denn erstens kann ich nicht schreiben und zweitens will ich nicht meine besten Jahre am Schreibtisch verplempern.« Die besten Jahre? Klaus und Doris Höhle wälzen schon wieder Atlanten. Über die Strecke sind sie sich bereits einig geworden. »Diesmal radeln wir Richtung China. Das sind bloß 11.000 Kilometer, und das ist in ein paar Monaten machbar.« Text: Ute Fürböter; Fotos: Mile Cindric
I N F O R M AT I O N Weitere Informationen unter: www.hoehles-challenge.de Mehr Eindrücke von der großen Reise nebst Resonanzen gibt das Ehepaar am 3. Dezember 2009 ab 19 Uhr im Begegnungszentrum des Kultur- und Freizeitamtes der Stadt Erlangen in der Fröbelstraße 6 zum Besten.
Die erste Übung eignet sich gut für den Anfang eines Sportprogramms. Gleich am Morgen vor dem Aufstehen, noch flach auf dem Rücken im Bett liegend, heben Sie beide Beine nacheinander an und fahren Sie Fahrrad in der Luft: mindestens 30 Sekunden lang. Die Arme liegen locker neben dem Körper. Atmen Sie gleichmäßig. Diese Übung trainiert nicht nur die Knie, sondern kurbelt die Durchblutung an und wirkt Stauungen entgegen. Es ist also auch ein wunderbares Training für die Venen. Auch bei der nächsten Übung bleiben Sie flach liegen. Heben Sie ein Bein leicht an, ziehen Sie die Fußsohle knapp über dem Boden in Richtung Po, soweit wie es Ihnen möglich ist. Halten Sie die Spannung etwas, strecken Sie das Bein wieder aus, legen Sie den Fuß aber nicht ab, sondern führen ihn gleich noch einmal zum Körper. Wiederholen Sie diese Übung mindestens acht Mal auf jeder Seite. Sie müssen die Anspannung richtig wahrnehmen. Versuchen Sie, die Bewegungen gleichmäßig auszuführen, keinesfalls ruckartig. Zur letzten Übung setzen Sie sich auf einen Stuhl oder Hocker. Die Beine stehen hüftbreit und gebeugt fest auf dem Boden. Die Arme liegen locker auf den Oberschenkeln. Heben Sie ein Bein mit angezogenem Fuß, strecken Sie es in die Waagrechte, halten Sie es kurz. Beugen Sie es wieder, setzen Sie jedoch den Fuß nicht ab. Achten Sie darauf, das Knie beim Abheben nicht ganz durchzudrücken. Wiederholen Sie diese Übung mindestens acht Mal mit jedem Bein. Bis zum nächsten Mal Ihre Lisa Wilz Lisa Wilz, Jahrgang 1941, ist Diplom-Sportlehrerin und leitet seit 1977 die Gymnastikkurse »Älter werden, fit bleiben« an der Volkshochschule Feldkirchen. Zuvor war die gebürtige Wienerin, die in ihrer Heimatstadt Sport studiert hat, als Lehrerin an Schulen in Würzburg, München und Feldkirchen tätig. Ebenso hat sie als Dozentin an der Sportschule Wien gearbeitet.
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GeSUNDHeIT
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Dieses Rezept versüßt die Diät Bei der Behandlung von betagten Diabetikern gehen Kliniken neue Wege dem was, wenn ich über Tumornekrosefaktoren im Blut spreche«, sagt CramerEbner. »Es geht um alltagspraktische Dinge, die Sache soll erfahrbar werden.« Beim Punkt Ernährung, neben Schulung, Bewegung und Medikamenten eine der vier Säulen der Diabetes-Therapie, lässt er seine Teilnehmer aus einem Frühstücksangebot die Dinge heraussuchen, die zu Hause auf den Tisch kommen. »Und dann besprechen wir, was man vielleicht weglassen sollte oder machen Vorschläge. Zum Beispiel, dass man doch mal das weiße Brötchen gegen ein Vollkornbrötchen eintauschen könnte.« Gerhard Seefried, Leitender Oberarzt der geriatrischen Rehabilitation am Nürnberger TheresienkranDr. Ralf cramer-ebner und Diabetes-Assistentin Heike kenhaus, hat die SGS bereits Höhme sprechen im Nürnberger Nordklinikum mit vor eineinhalb Jahren zum Patienten über ernährung. festen Bestandteil in seiner ls der 80-jährige Hermann Krause Abteilung gemacht und bisher mehr als 100 (Name geändert) vor wenigen Patienten geschult. Sieben Mal 45 Minuten Monaten in die geriatrische Tasind für einen Kurs angesetzt, das Tempo gesklinik des Klinikums Nürnberg bestimmen aber die Teilnehmer. »Wir könkam, sah Ralf Cramer-Ebner, nen die Dinge hier auch mal etwas langsaInternist und Diabetologe, ziemlich schwarz mer besprechen«, sagt Seefried. für eine konstruktive Behandlung. Der Schlechte Werte schädigen Nerven Diabetes-Patient sei wenig kooperativ, man könne nicht viel Mitarbeit erwarten, hatten Dass die Geriater die Diabetiker so in den ihn seine ärztlichen Kollegen per Brief über Mittelpunkt stellen, hat seinen Grund. Zum den neuen Fall informiert. einen nimmt die Zahl der Patienten wegen Cramer-Ebner versuchte es trotzdem. Er der steigenden Lebenserwartung ständig zu. ließ Krause an einem neuen Kurs teil»Wir gehen davon aus, dass von den über nehmen, der strukturierten geriatrischen 80-Jährigen jeder Dritte von Diabetes Typ Schulung (SGS). Dabei stellte sich überII, also dem Altersdiabetes, betroffen oder raschenderweise heraus, dass Herr Krause zumindest bedroht ist«, sagt Seefried. Zum durchaus bereit war, sein Leben ein klein anderen ist es die Erkrankung mit den meiswenig umzustellen, vor allem seine Ernähten Folgeschäden für den Patienten. Diese rung. SGS – das Wortungetüm steht für ein Folgeschäden wiederum mindern LebensKonzept, das ältere Menschen mit Diabetes qualität und Unabhängigkeit – gerade das, besser erreichen soll als bisherige Angebote. was alten Menschen wichtig ist. Ziel der Entwickelt hat es die Arbeitsgemeinschaft Schulung ist es somit auch, die Tücken der Diabetes und Geriatrie der Deutschen Geschmerzlosen Krankheit offen zu legen. »Ein sellschaft für Geriatrie. schlecht eingestellter Zucker schädigt unter Schon das Begleitheft zum Kurs zeigt, anderem die Nerven«, nennt Seefried ein wie man es den betagten Patienten leichter Beispiel. Die Patienten spüren Verletzungen machen will. und Druckstellen, vor allem an den FüMedizinische Details, Fremdwörter – all ßen, nicht mehr. Durchblutungsstörungen, das ist gestrichen. »Es bringt doch niemanebenfalls eine Folge des Diabetes, lassen die
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Wunden schlechter heilen, die Infektionsgefahr steigt. Dieser berühmte diabetische Fuß wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit für Bewegungsstörungen und Stürze. Ist im schlimmsten Fall eine Amputation notwendig, ist die Mobilität auf Dauer drastisch eingeschränkt. Auch Inkontinenz, Sehstörungen und Gedächtnisstörungen sowie Herzinfarkt und Schlaganfall drohen den Zuckerkranken. Auf radikale Änderungen im Lebenswandel pochen die Ärzte dennoch nicht, sie kennen ihr Klientel. »Wer sich 70 Jahre nach einem bestimmten Schema ernährt hat, der stellt das nicht mehr komplett um«, weiß Mediziner Seefried. Zu strenge Richtlinien oder gar Verbote hält er gerade beim Thema Essen, das für viele ältere Menschen von enormer Bedeutung ist, für unsinnig. »Wenn wir den Menschen Optionen offen halten, sind sie eher bereit, mal eine Veränderung zu probieren. Wenn ich sage: ›Essen Sie doch einmal die Woche ein Stück Torte, aber vielleicht nicht mehr jeden Tag‹, dann funktioniert das besser, als wenn ich sage: ›Torte müssen Sie aber streichen.‹« Auch die körperlichen und mentalen Einschränkungen der älteren Diabetiker sind ein Thema im Kurs, schließlich richtet sich danach auch die Therapie. Wer mit schlechten Augen, zittrigen Hände oder gar Verwirrtheit zu kämpfen hat, für den ist die regelmäßige Blutzuckermessung oder gar das Setzen einer richtig dosierten Insulinspritze nicht zu schaffen. In solchen Fäl-
Gerhard Seefried klärt in seinem Kurs am Theresienkrankenhaus über die Tücken von Diabetes auf.
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len versuche man eben, den Blutzucker zunächst mit Tabletten unter Kontrolle zu halten, sagt Seefried. Auch wenn dies unter Umständen nicht die medizinisch beste Therapie ist: Für Arzt und Patient ist sie in der Gesamtschau der Umstände aber häufig die alltagstauglichste Variante. 9,80 euro abgezählt Wenn Internist Cramer-Ebner in seinem Kurs Zweifel hat, ob ein Patient den Umgang mit Insulin noch zuverlässig beherrschen kann, lässt er ihn Geld aus einer Geldbörse nehmen und zählen – eine überraschende, aber gängige Arbeitstechnik der Geriater. »Wer 9,80 Euro nicht mehr sicher herausnehmen und abzählen kann, der kommt auch mit dem Insulin-Pen nicht mehr zurecht«, erklärt der 45-Jährige. Die Atmosphäre in den Schulungen ist entspannt, im Dialog kommen viele Dinge zur Sprache, für die beim normalen Arztbesuch keine Zeit bleibt oder die Scheu zu groß ist. So auch im Fall des 80-jährigen Hermann Krause. Der war keineswegs so unkooperativ, wie man Mediziner Cramer-Ebner am Nürnberger Klinikum zuvor gewarnt hatte. Was zunächst nach Verweigerung in Sachen gesunder Lebensführung ausgesehen hatte, war schlicht biographisch bedingt. »In seiner Ehe durfte der Mann so gut wie nicht in die Küche und hat deshalb auch nie kochen und den Umgang mit Lebensmitteln gelernt«, erfuhr Cramer-Ebner im Kurs. »Nach dem Tod seiner Frau war er deshalb hilflos.« Cramer-Ebner beriet ihn, welche Produkte seine Ernährungssituation trotzdem verbessern können, und Hermann Krause nahm die Tipps dankbar an. Für den Arzt ein Riesenerfolg. »Wir wollen die Ressourcen der alten Menschen mit diesen Schulungen nutzen«, sagt Cramer-Ebner. »Das macht doch auch viel mehr Spaß, als immer nur aufs Negative zu schauen.« Christine Thurner Fotos: Michael Matejka; Theresienkrankenhaus
I N F O R M AT I O N An den Schulungen können Patienten teilnehmen, die stationär in der geriatrischen Reha des Nürnberger Theresienkrankenhauses (Tel. 0911/56 99-252), in der Tagesklinik des Klinikums Nürnberg (Tel. 0911/398-3420) oder stationär in einer anderen Abteilung der beiden Krankenhäuser aufgenommen sind. Jüngere und mobile Patienten finden Schulungsangebote außerdem bei qualifizierten Hausärzten und niedergelassenen Diabetologen.
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sechs+sechzig · 10. Jahrgang · Ausgabe 3/2009
Ausgewählte Veranstaltungen Oktober bis Dezember 2009 ausstellungen Meisterwerk und Massenware 16.09.2009 – 22.11.2009, Di–Fr 10–17 Uhr, Sa/So 10–18 Uhr Stadtmuseum Fembohaus Burgstraße 15, Nürnberg Info: 0911 / 231-25 95 Letizia Battaglia – Gegen die Mafia 24.09.2009 – 01.11.2009, Mi – Sa 14 – 20 Uhr, So 12 – 20 Uhr KOMM-Bildungsbereich im KunstKulturQuartier, Königstr. 93, Nürnberg Fotografien von 1976 bis 2009 Info: 0911 / 231-40 00 7. Gostenhofer Atelier- und Werkstatttage 17.10.2009 – 25.10.2009, Do – Fr. 19 – 21 Uhr, Sa 11 – 18 Uhr Nachbarschaftshaus Gostenhof, Adam-Klein-Str. 6, Nürnberg Veranstalter: Gostenhofer KünstlerInnen in Zusammenarbeit mit dem Nachbarschaftshaus Gostenhof. Info: 0911 / 231-70 80 Da sein. Nürnbergs Wandel durch Migration 12.11.2009 – 31.12.2009, Di–Fr 9–17 Uhr, Sa u So 10–18 Uhr Museum Industriekultur Äußere Sulzbacher Str. 60-62, Nbg. Ausstellung der Fotoszene Info: 0911 / 231-38 75 Plakativ Produktwerbung im Plakat 19.11.2009 – 11.04.2010 Germanisches Nationalmuseum Kartäusergasse, Nürnberg Mit 400 Plakaten namhafter Marken Info: 0911 / 13 31-238 „Leise rieselt der Schnee …“ 26.11.2009 – 05.01.2010, 10-17 Uhr Rathaus Wolffscher Bau Rathausplatz 2, Nürnberg Geschichte und Gegenwart des Christkindlesmarktes. Info: 0911 / 231-31 64
Beratung & Vorträge Erbrecht und Testament 13.10., 27.10.2009, 19 Uhr Bucher Straße 123, Nürnberg VA: Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Info/Anmeldung: 09122 / 93 98-16 Alternative Heilmethoden gegen Schlafstörungen 14.10.2009, 15 Uhr AWOthek, Karl-Bröger-Str. 9, Nbg. Vortrag durch Dr. Georg Wiedemann. Info: 0911 / 45 06-01 66 Die vielen Gesichter des Rheumas 27.10.2009, 15.15 – 16.45 Uhr Alten-Akademie Gewerbemuseumsplatz 2, Zi. 3.11, Nürnberg Was kann man gegen Rheuma tun? Referent: Dr. med. Lutz Kriegel Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10 (Mo, Di, Do 13 –15.30 Uhr)
Handyberatung für Senioren 27.10., 25.11.2009, 15 Uhr AWOthek Karl-Bröger-Straße 9, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 45 06 01 66 Lebe Dein Leben 28.10.2009, 14 – 15.30 Uhr Seniorentreff Heilig Geist, KonradGroß-Stube Spitalgasse 22, Nürnberg Der Psychotherapeut Wolfgang Winkel erklärt uns in seinem Vortrag Wege und Irrwege zur Selbstfindung. Info/Anmeldung: 0911 / 231-46 96 Patientenverfügung – was muss ich tun? 29.10.2009, 15 Uhr CVJM Haus Kornmarkt 6, Nürnberg Rechtsanwältin Gabriele FrießSommer spricht zu den rechtlichen Details einer Patientenverfügung. Eintritt frei. Info: 0911 / 20 62 90 Tipps und Tricks fürs Handy 10.11., 24.11.2009, 9.30 –13 Uhr Museum für Kommunikation (im Verkehrsmuseum) Lessingstraße 6, Nürnberg VA: Museum für Kommunikation in Kooperation mit dem Seniorenamt. Info/Anmeldung: 0911 / 231-66 55 Betreuungs-Patientenverfügung 10.11.2009, 17 Uhr Kath. Pfarrei St. Sebald, Arche Ludwigstraße 17, Schwabach Referant Rechtsanwalt W. Spachmüller VA: Kneipp-Verein Schwabach e.V. Info: 09122 / 123 98 Hitler vor dem Weltgericht 12.11.2009, 15 – 16.30 Uhr Alten-Akademie Gewerbemuseumsplatz 2, Fabersaal, Nürnberg Szenische Lesung von Dr. Rochus Castner, Renate und Dieter von Heckel nach Dialogen von Dr. Rochus Castner. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10 (Mo, Di, Do 13 –15.30 Uhr) Die zauberhafte Welt der Zimmerpflanzen 18.11.2009, 14 –15.30 Uhr Seniorentreff Heilig Geist, KonradGroß-Stube Spitalgasse 22, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 231-46 96 Lernen und Älterwerden 25.11.2009, 13.30 –15.00 Uhr Alten-Akademie Gewerbemuseumsplatz 2, Zi. 3.11, Nürnberg Was können Ältere wann besser als Jüngere? Referentin: Gerontologin Johanna Myllymäki-Neuhof. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10 (Mo, Di, Do 13 –15.30 Uhr)
Führungen & Wanderungen Geschichte der Juden in Nürnberg 15.10., 12.11.2009, 14 Uhr Treffpunkt: Haupteingang Sebalduskirche, Nürnberg Ein Spaziergang durch Nürnbergs Geschichte VA: Initiative „Persönliche Stadtansichten“ Info: 0911 / 21 10 730 (Mo. 14 bis 16 Uhr, Mi. 14.30 bis 16.30 Uhr) Führung im Gewand der historischen Agnes Dürer 20.10., 17.11.2009, 15 Uhr Albrecht-Dürer-Haus Albrecht-Dürer-Straße 39, Nürnberg Info: 0911 / 231-25 68 Nürnberger Lebkuchen und Allerlei 21.10.2009, 13.45 –15 Uhr U-Bahn Nordostbahnhof, Ausgang Bessemerstr., OBI-Parkplatz, Nbg. Besichtigung einer alten Museumsbackstube. VA: Seniorentreff Bleiweiß. Info/Anmeldung: 0911 / 231-82 24 Ein Abend mit Mundartdichter Vinzenz Dorn 22.10.2009, 19 Uhr Genossenschaftssaalbau Bauernfeind, kleiner Saal Matthäus-Herrmann-Platz 2, Nbg. Info: 0911 / 48 46 79 Juden in Nürnberg – eine Spurensuche 24.10.2009, 10 - 16 Uhr Treffpunkt: Gedenkstein Essenweinstraße, Nürnberg Die Spaziergänge dauern etwa 1,5 Stunden und beginnen ca. alle 15 Minuten. VA: Altstadtfreunde Nürnberg e.V. Info: 0911 / 24 13 93 Auf dem Erzweg 25.10.2009, TP: 10.30, Abf. 10.48 Uhr N-Hbf. Mittelhalle, Nürnberg Auerbach – Degelsdorf – Michelfeld. Vesper mitnehmen, Schlusseinkehr. VA: Fränkischer Albverein Info: 0911 / 48 46 79 Wanderung bei Burgfarrnbach 01.11.2009, TP: 9.30 Uhr Wanderparkplatz am südlichen Ende der Regelsbacher Straße, Burgfarrnbach Pilzwanderung in den Fürther Stadtwald, ohne Mittagseinkehr. Führung: Isolde Geschka und Roland Fein VA: Naturhistorische Gesellschaft. Info: 0911 / 754 03 69 Theaterführung durch die Kongreßhalle 03.11.2009 Näheres zu Uhrzeit und Treffpunkt erfahren Sie bei der Anmeldung. Kongreßhalle (Ausweichspielstätte Schauspiel), Nürnberg VA: Seniorenamt. Info/Anmeldung: ab 03.09.2009 unter 0911 / 231-66 55
Rundwanderung 07.11.2009, TP: 9.20 Uhr Hbf, Mittelhalle , Nürnberg Von Enderndorf um den Igelbachsee im Fränkisches Seenland. VA: Seniorenzentrum am Tiergärtnertor. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23 Vorführungen in der historischen Druckwerkstatt 08.11., 22.11., 29.11.2009, 14 –17 Uhr Museum Industriekultur Äußere Sulzbacher Str. 60-62, Nbg. Info: 0911 / 231-38 75 Vor den Toren Nürnbergs 14.11.2009, TP: 11.55, Abf. 12.06 Uhr N-Hbf. Mittelhalle, Nürnberg Reichelsdorf – Pillenreuth – Nbg. Finkenbrunn. VA: Fränkischer Albverein Info: 09151 / 81 49 52 Vorführung in der historischen Bleistiftwerkstatt 15.11., 29.11.2009, 14 – 17 Uhr Museum Industriekultur Äußere Sulzbacher Str. 60-62, Nbg. Info: 0911 / 231-38 75 Herbst im Reichswald 21.11.2009, TP 11.45, Abf. 12.03 Uhr N-Hbf. Mittelhalle, Nürnberg Behringersdorf – Heroldsberg VA: Fränkischer Albverein Info: 0911 / 597 61 14 Zum Weihnachtsmarkt nach Regensburg 28.11.2009, Abf. 13 Uhr VdK Ortsverband, Nördliche Ringstr. 17b, Schwabach Tagesfahrt mit DB-Bayernticket, Besichtigung Schloss Thurn und Taxis am Emmeransplatz 7. Info/Anmeldung: 09122 / 60 37 30 Wanderung 06.12.2009, TP: 13.50 Uhr Mittelhalle Hauptbahnhof, Nürnberg Spaziergang durch Schwabach, Weihnachtsmarkt und Lichterschiffchenfahren. VA: Seniorenzentrum am Tiergärtnertor. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23
gesundheit & sport Sozialstation und Tagespflege 10.10.2009, 10 –13 Uhr Das Rosengärtchen-Caritas Sozialstation und Tagespflege Nürnberg Nord e.V., Aachener Str. 4, Nürnberg Dieser Tag der offenen Tür bietet Angehörigen und Betroffenen die Möglichkeit sich mit den Angeboten der Tagespflege Station für alte Menschen mit demenzbedingten Fähigkeitsstörungen und/oder Depressionen kennenzulernen. Info: 0911 / 34 39 40 u. 300 29 85 Tanzen im Sitzen 15.10., 5.11., 19.11., 3.12.2009, 15.30 – 16.30 Uhr Mehrgenerationenhaus Schweinauer Hauptstr. 31, Nürnberg Info: 0911 / 627 91 62
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sechs+sechzig ¡ 10. Jahrgang ¡ Ausgabe 3/2009
Wellness-Walking-Wochenende 16.10.2009 – 18.10.2009 Kneipp-Verein, Schwabach VA: Kneipp-Verein Schwabach e.V. Info: 09187 / 412 74 Kegeln im DJK 27.10.2009, 13 Uhr HuttersbĂźhlstraĂ&#x;e 23, Schwabach AWO-Ortsverband Roth-Schwabach Info: 09122 / 93 41-620 Die Dorn-Methode 28.10.2009, 18 Uhr Nachbarschaftshaus Gostenhof Adam-Klein-Str. 6, NĂźrnberg Eine sanfte Methode, um Wirbel und Gelenke wieder in die richtige Position zu bringen. Kursleiterin: Anna Velisek, Heilpraktikerin. Info: 0911 / 231-70 87 Seniorenschach fĂźr Jedermann 29.10.2009, 14 – 18 Uhr jeden Donnerstag Loni-Ăœbler-Haus Marthastr. 60, NĂźrnberg Tarrasch-Schachclub lädt herzlich dazu ein! Info: 0911 / 83 53 50, Herr Bischof Tanz mit, bleib fit 03.11.2009, 14.30 Uhr AWOthek, Karl-BrĂśger-Str. 9, Nbg. Gruppen- und Volkstänze Info: 0911 / 45 06 01 66 Treffen der Selbsthilfegruppe fĂźr Interstitielle Zystitis 04.11.2009, 19.30 Uhr Regionalzentrum fĂźr Selbsthilfegruppen Frauentorgraben 69, Gruppenraum II, NĂźrnberg Info: 0911 / 642 76 25 Yoga fĂźr Senioren 11.11.2009, 14.30 Uhr AWOthek Karl-BrĂśger-StraĂ&#x;e 9, NĂźrnberg Informationsveranstaltung und Schnupperkurs Info: 0911 / 45 06 01 66
literatur & theater Karl-Valentin-Abend 11.10.2009, 17 Uhr Dehnberger Hoftheater, Dehnberg VarietĂŠ mit Mitgliedern des MĂźnchner Valentin-Karlstadt-Theaters Info: 09123 / 95 44 91 oder www.dehnbergerhoftheater.de Treffpunkt Theater 50plus 28.10.2009, 14.30 Uhr Dokumentationszentrum, Filmsaal Bayernstr.110, NĂźrnberg Szenische Lesung: „Zwischen den VerhĂśren“ bei den NĂźrnberger Prozessen Info: 0911 / 231-66 58 Samstag, Sontag, Montag 08.11.2009, 15.30 Uhr Kongresshalle des Staatstheaters, NĂźrnberg KomĂśdie von Eduardo De Filipo, Veranstalter: AWO, Seniorenamt, Staatstheater und Stadtseniorenrat. Info/Kartenanfrage : 0911 / 231-66 55 Kabarett mit Michael Altinger „Der entscheidende Tor“ 17.11.2009, 20 Uhr Tafelhalle, Ă„uĂ&#x;ere Sulzbacher Str. 62, NĂźrnberg Info: 0911 / 231-40 00
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Musik & unterhaltung Bingo – eine spaĂ&#x;ige Nummernjagd 09.10., 28.10.2009, 14 –16 Uhr Seniorentreff BleiweiĂ&#x; Hintere BleiweiĂ&#x;str. 15, NĂźrnberg Info/Anmeldung: 0911 / 231-82 24 Fränkischer Erntedankfestzug 11.10.2009, ab 11 Uhr Innenstadt, FĂźrth HĂśhepunkt der Fädder Kärwa ist der Erntedankfestzug mit SpielmannszĂźgen und Heimatgruppen, die durch die Stadt FĂźrth ziehen. Info: 0911 / 974-12 11 Fränkisch, lustig & fidel 11.10.2009, 15.30 Uhr Stadthalle /GroĂ&#x;er Saal RosenstraĂ&#x;e 50, FĂźrth Kirchweihnachmittag mit dem Kulturring D und verschiedenen Gruppen des Kärwazuges. VA: Stadt FĂźrth/SeniorenbĂźro. Info: 0911 / 974-17 85 Musikalischer Sparziergang durch Wien 13.10.2009, 14.30 Uhr Pfarrsaal Peter und Paul, Schwabach mit Herrn Bachmann am Klavier. Info: 09122 / 22 12
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Apfelfest – rund um den Apfel 13.10.2009, 14.30 Uhr Evang. Haus Wittelsbacherstr. 4, Schwabach Seniorenkreis St. Martin. Info: 09122 / 826 84 Spieletreff 13.10., 27.10., 10.11., 24.11.2009, 14 –17 Uhr Seniorentreff Heilig Geist, KonradGroĂ&#x;-Stube Spitalgasse 22, NĂźrnberg Die Spielernatur in sich wiederentdecken und bekannte und unbekannte Karten- und Brettspiele spielen. Info: 0911 / 231-46 96 Jazz im GNM 14.10.2009, 19 Uhr Germanisches Nationalmuseum, NĂźrnberg D’oro – goldene Momente VA: Hochschule fĂźr Musik. Eigenkompositionen von und mit Sängerin Dorothea Tausch. Info: 0911 / 13 31-0 Singnachmittag 14.10.2009, 15 Uhr Seniorenzentrum am Tiergärtnertor BurgschmietstraĂ&#x;e 4, NĂźrnberg Gemeinsames Singen mit Musikbegleitung. Info/Anmeldung: 0911 / 21 759-23 Frauen mit Ecken und Kanten 15.10.2009, 20 Uhr Gostner Hoftheater, Hubertussaal Dianastr. 28, NĂźrnberg Revue mit Michaela Domes. Info: 0911 / 26 63 83 Spielen wie die Enkel 15.10., 5.11., 19,11., 3.12.2009, 14 –16 Uhr Seniorentreff BleiweiĂ&#x;, Clubraum Hintere BleiweiĂ&#x;str. 15, NĂźrnberg Spielen Sie mit uns Videospiele! Info/Anmeldung: 0911 / 231-82 24
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Benefizkonzert 16.10.2009, 10.30 Uhr Kirche St. Martha, Königstr. 79, Nürnberg Pianisten aus China und der Hochschule für Musik. Leitung: Prof. Wolfgang Manz VA: Kirche St. Martha, in Kooperation mit der Hans-Sachs-Loge Nürnberg. Info: 0911 / 22 47 30 Tanznachmittag für Seniorinnen und Senioren 17.10., 27.10., 11.11.2009, 14 Uhr Nachbarschaftshaus Gostenhof (großer Saal), Adam-Klein-Str. 6 Nürnberg Info: 0911 / 231-70 80 Kranklach’n is’ g’sund 18.10.2009, 19 Uhr Kleinkunstbühne Galerie Gaswerk Nördliche Ringstraße 9, Schwabach Mit dem Mundart- und Mundwerkakrobaten Sven Bach. Info: 09122 / 93 78-82 2. Sonntagskonzert der Nürnberger Symphoniker 18.10.2009, 16.30 Uhr Serenandenhof, Nürnberg Werke von Grieg, Saint-Saens und Alfvén. Info und Karten: 0911 / 474 01-54 Weinfest mit Tanz 21.10.2009, 15 Uhr AWO-Saal Wittelsbacherstraße 1, Schwabach VA: AWO-Ortsverband RothSchwabach. Info: 09122 / 93 41-620 Klassik im Hinterzimmer – Lied und Oper 25.10.2009, 16.30 Uhr Turmcafé-Hinterzimmer im K4, EG, Nürnberg Gesangsklasse Arno Leicht. Info: 0911 / 231-34 68 Tanztee 25.10., 22.11.2009, 15 Uhr Nachbarschaftshaus Gostenhof (großer Saal), Adam-Klein-Str. 6 Nürnberg Info: 0911 / 231-70 80 Jan Gabarak Group 27.10.2009, 20 Uhr Heinrich-Lades-Halle, Rathausplatz, Erlangen Jazzmusik vom Feinsten Info: 09131 / 874-0
Collegium Nürnberger Mundartdichter 01.11.2009, 14 –16 Uhr Seniorentreff Bleiweiß, Saal Hintere Bleiweißstr. 15, Nürnberg Heitere und besinnliche Kostproben regionaler Mundartdichter. Info/Anmeldung: 0911 / 231-82 24 So schön wie heut‘ – Auf den Spuren des Glücks: 04.11.2009, 14 –16 Uhr Seniorentreff Heilig Geist, KonradGroß-Stube, Spitalgasse 22, Nbg. Konzert mit Liedern aus Klassik, Operette und Film. Info/Anmeldung: 0911 / 231-46 96 Seniorentanz mit Franz Gebhardt 04.11., 2.12.2009, 14 Uhr Tanztreff Weißengarten Theaterstraße 5, Fürth VA: Stadt Fürth/Seniorenbüro Info: 0911 / 974-17 85 Doors Open Concert 04.11.2009, 19.30 Uhr Jazzstudio, Nürnberg Dozentenkonzert der Hochschule für Musik. Info: 0911 / 22 43 84 19. Schweinauer Sänger- und Musikantentreffen 07.11.2009, 19 Uhr St. Wolfgang, Pfarrsaal Friesenstr. 19 a, Nürnberg VA: Schweinauer Stubenmusik Info: 0911 / 66 19 26 Von Abschied und Ankunft 18.11.2009, 12 Uhr Kirche St. Martha, Nürnberg Mittagskonzert mit Liedern von Franz Schubert Texte von Dieter Krabbe. VA: Hochschule für Musik Info: 0911 / 22 47 30 Operetten-Gala 24.11.2009, 15 Uhr Stadttheater Königstraße 116, Fürth Mit dem Gesangverein Stadeln unter der Leitung von Walter Schwarz. VA: Stadt Fürth-Seniorenbüro Info: 0911 / 974-17 85 Trio di Clarone 26.11.2009, 20 Uhr Heinrich-Lades-Halle, Rathausplatz, Erlangen Werke von Mendelssohn-Bartholdy und Robert Schumann Info: 09131 / 874-0
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Sinfoniekonzert 26.11.2009, 19.30 Uhr Meistersingerhalle, Gr. Saal, Münchner Str. 21, Nürnberg Dmitri Schostakowitsch: Festive Ouverture op.96. Markus Trunk: On a clear day (2000). Anton Bruckner: 4 Frühe Orchesterstücke. Antonín Dvoˇrák: Sinfonie Nr. 6 Orchester der Hochschule für Musik. Info: 0911 / 231-40 00 Caféhausmusik 02.12.2009, 14 – 16 Uhr Seniorentreff Heilig Geist, Cafeteria Spitalgasse 22, Nürnberg Ein Nachmittag mit Ludwig Hahmann Info/Anmeldung: 0911 / 231-46 96
sonstiges Offener Treff für Trauernde 10.10., 14.11.2009, 15 – 16.30 Uhr VA: Hospiz-Team e.V. Deutschherrnstr. 15-19, Nürnberg Info: 0911 / 287 73 49 Hausmesse bei Neubauer 14.10.2009 – 17.10.2009, bis 20 Uhr Möbelhaus Neubauer Lorenzerstr. 5, Nürnberg Der Vergleich zwischen Strohsack und modernen, körperangepassten Schlaf- und Liegestätte kann hier bei einem guten Glas Wein gezogen werden. Info: 0911 / 22 52 17 Tag der offenen Tür 16.10.2009, 14 – 17.30 Uhr Seniorentreff Bleiweiß, Saal Hintere Bleiweißstr. 15, Nürnberg Der Seniorentreff der Stadt Nürnberg präsentiert sich und seine Angebote. ab 15 Uhr: bei freiem Eintritt erleben Sie den fränkische Mundartdichter Sven Bach. Info: 0911 / 231-82 24 Tag der offenen Tür 17.10.2009, 10 – 16 Uhr Seniorentreff Heilig Geist, Cafeteria Spitalgasse 22, Nürnberg Der Seniorentreff der Stadt Nürnberg präsentiert sich und seine Angebote. Info: 0911/ 231-46 96 Workshop Kochen für Menschen mit Demenz 17.10.2009, 13 –16 Uhr Stiftung Mittelfränkisches Blindenheim – Seniorenpflegeheim Bielefelder Str. 45, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 39 57 89-0 45 Jahre Seniorenzentrum 22.10.2009, 14 Uhr Seniorenzentrum am Tiergärtnertor Burgschmietstraße 4, Nürnberg Vortrag zum Thema: „Schönheit im Alter“ mit Prof. Frau Dr. StedtlerMach, anschließend Bufett. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23 Senioren-Advent-Feier des CVJM 03.12.2009, 15 Uhr CVJM Haus, Kornmarkt 6, Nürnberg Lieder, Geschichten und eine Meditation zu Plastiken aus Autun von Maria Mauser. Info: 0911 / 20 62 90 Ausflug zum Weihnachtsmarkt nach Seiffen 04.12.2009 Spielzeugdorf Seiffen/Erzgebirge. VA: Kneipp-Verein, Schwabach Info: 09122 / 93 41-620
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Hausmesse 2009 bei Neubauer vom 14. bis 17. Oktober
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Mann geht mit der Mode Aber Frauen haben in der Kleiderfrage meist das letzte Wort will das Sakko verkaufen. Psychologie ist gefragt. »Also«, sagt der Verkäufer mit sanfter Autorität, »also, die Passform muss schon stimmen.« »Siehst du«, sagt sie. »Passt doch«, widerspricht er – trotz der Übermacht. Jetzt zupft auch der Verkäufer vorsichtig am Gatten, lässt ihn dann stehen und sagt im Weggehen: „»Ich bringe Ihnen jetzt mal was ganz anderes.« Wie ein Torero sein rotes Tuch schwenkt er, der jetzt die Regie übernommen hat, eine Jacke aus Tweed, gedeckte Farbe, von links nach rechts und wieder zurück. Er hilft dem Mann in die Jacke. »Die sitzt wie für Sie gemacht.« »Sitzen«, denkt der Mode-Märtyrer, »sitzen wäre jetzt nicht schlecht.« Seine Frau ist drei Schritte zurückgegangen, kneift das linke Auge zusammen. Und sagt erst einmal gar nichts. Dann endlich das erlösende Wort. »Doch! Doch die steht dir gut.« »Dort hinten«, sagt der Verkäufer, »ist der Spiegel.« Der Mann in Tweed schaut hinein und nickt. Der Verkäufer ist inzwischen mit einer wintertauglichen modischen Weste aufgetaucht. »Die können Sie drüberziehen; wenn Sie zum Beispiel ins Theater gehen, so in der Übergangszeit.« Die Weste landet auch auf dem Kassentresen. Die einstellung ändert sich rapide
»Die Frau ist der Spiegel des Mannes«. Das Modebewusstsein der Männer ist gewachsen, doch viele nervt das einkaufen gewaltig.
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n der Anonymität des Modehauses. Eine ganz alltägliche Szene. Ein älteres Paar, gepflegtes Äußeres. Er ist schlank, gleichwohl liebt er seine Hemden etwas weiter geschnitten. »Du brauchst Größe S«, sagt sie. »Das kannst du gut tragen.« »Ich hätte es aber gern etwas bequemer. Nicht so eng anliegend, als ob ich bei den nächsten Schwimm-Meisterschaften antreten will.« »Größe M hängt wie ein Zelt an dir. Und spar dir deine Ironie.« Er nimmt Größe S. Schwieriger wird es nun bei der Wahl des Sakkos. Er schlüpft in ein Jackett. »Du musst dich schon gerade halten!« Sie zupft vorne, dann hinten. Dann noch
einmal am Revers. Er steht starr. Sie lupft die Schulterstücke. Er lässt die Schultern hängen. So bleibt er stehen, während sie bereits wieder die Kleiderständer durchforstet, Jacken von links nach rechts und wieder zurück schiebt. Das sieht gekonnt aus. Sie macht das nicht zum ersten Mal. Der Ehegatte mutiert derweil zum Denkmal, zu einem missmutigen. Jetzt tritt der Verkäufer in der Herrenabteilung auf. Bisher hat er sich diskret im Hintergrund gehalten. Vorsichtig pirscht er sich heran. Er will auf keinen Fall aufdringlich erscheinen. Plumpe Einmischung wäre das Verkehrteste. Aber das Denkmal muss wieder zum Menschen werden. Und: er
»Solche Einkäufe sind eine Herausforderung, eine psychologische«, bekennt der Verkäufer später. Er liebe solche Situationen, sagt er. Der Schluss-Satz seines Auftritts hat es in sich: »Die Frau ist der Spiegel des Mannes.« Chic gekleidet wollen sie natürlich sein, die Männer über sechzig. Immerhin schätzen sich 54 Prozent der 60-bis 69-Jährigen und 44 Prozent der 70- bis 79-Jährigen selbst als modebewusst ein. Es ist nicht so, dass Senioren sich nicht für Neues in der Modebranche interessierten. Im Gegenteil: Nach einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg ist sowohl die Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem als auch das Modebewusstsein in den vergangenen sieben Jahren bei der Generation 50plus rapide gewachsen. Nachdem die meisten Frauen schon seit jeher über ein ausgeprägtes Modebewusstsein verfügen und sie diese Vormachtstellung bis heute gehalten und ausgebaut haben, war es an der Zeit, dass die Männer
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Passt, passt nicht … Helga und Klaus Moosburger wählen gemeinsam die neue Kombination für den Mann aus.
– und sei es erst im reifen Rentenalter – nachzogen. Was den Mann indes nervt, ist die Prozedur des Einkaufens. »Eigentlich weiß meine Frau, was mir steht und was zu mir passt«, gesteht Klaus Moosburger. Wenn der 61-jährige Herpersdorfer gemeinsam mit seiner Frau Helga einkaufen geht und eventuell vom Geschmack der besseren Hälfte abweichende Mode-Vorstellungen entwickelt, kann sich ein kurzes Streitgespräch über seinen Modegeschmack und den von Älteren ganz allgemein ergeben. Nicht als Folge solcher Diskurse, sondern eher wegen der Bequemlichkeit des Ehemannes ist Helga Moosburger dazu übergegangen, ab und an eine Hose oder ein Hemd mit nach Hause zu bringen. Klaus Moosburger ist das gerade recht: »Da kann ich dann in Ruhe anprobieren. Und meistens gefällt mir auch, was mir meine Frau da mitbringt«, versichert er. Wer indes niemanden hat, der mit ihm einkaufen geht oder ihn zu Hause modisch auf Vordermann bringt, dem steht Rike Link zur Seite. Die 31-Jährige Textilwissenschaftlerin und Psychologin führt in Essen die kleine Agentur »style-link«. Sie berät nicht nur in Stilfragen, sondern geht mit Unentschlossenen und modisch Wankelmütigen auch Einkaufen, häufig nachdem vorher zu Hause der Kleiderschrank »durchgecheckt« wurde. Zu ihrer eigenen Überraschung hat sich dieser Check als der Renner ihrer Agentur erwiesen.
Rike Link, auch Dozentin für Mode an der Technischen Universität (TU) Dortmund und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, macht ebenfalls die Erfahrung, dass »die Frauen meistens nicht sehr zufrieden mit der Kleiderwahl ihrer Männer sind«. Rike Link: »Außerdem sind Ehefrauen oft der Meinung, dass sich der Mann zu selten etwas Neues kauft.« Ältere Männer seien oft Traditionalisten, indem sie »dem gewohnten Kleidungsstück treu bleiben«. Das gelte nicht für ältere Frauen. So ging Rike Link mit einer 70-Jährigen einkaufen. »Und sie hat wirklich alles anprobiert und nicht von vorneherein gleich abgeblockt, beispielsweise bei einem farbenfrohen Kleidungsstück.« Last statt Lust Männlichen Senioren, so die Erfahrung der Textilwissenschaftlerin, sei der Klamottenkauf indes mehr eine Last, denn eine Lust. Was womöglich auch darauf zurückzuführen ist, dass der Markt für Ältere ziemlich begrenzt sei. Ältere müssten ungleich länger auf die Suche gehen als die jüngere Generation. Hinter dem Vorhang Gemurmel. Der Vorhang öffnet sich einen Spalt breit. Hindurch schiebt sich eine braungebrannte Männerhand. Sie zieht sich mit einer Hose als Beute wieder zurück in die Umkleidekabine. Während sich der Kunde hinter dem Vorhang in sein Beinkleid zwängt, ist seine Souffleuse, die sich auskennt mit Text
und Textilien, schon wieder auf der Pirsch durch den Kleiderstangen-Wald. Und der Mann steht derweilen in seiner Probier-Hose in Strümpfen ein paar Schritte vor dem Vorhang – und harrt der Hosen, die da noch kommen werden. Zwei Hosen hat sie ergattert, seine Jane im Modedschungel. »Schaut gar nicht so übel aus«, urteilt sie mit Kennerinnenmiene, als sie den Gatten erblickt. Seine Hoffnung, dass er die beiden anderen Hosen gar nicht anprobieren muss, wird zerstört durch die Aufforderung: »Schlupf halt in die da auch mal rein!« Er schnappt sich die beiden anderen Hosen und verschwindet wieder hinter dem Vorhang. Sie setzt sich hin und wartet auf seinen Auftritt. »Die ist etwas bequemer, oben herum«, stellt er fest, als er wieder aus der Umkleidekabine kommt. »Ja, aber die sitzt nicht so gut wie die erste«, meint sie. Zaghafte Frage von ihm: »Geht die nicht beim Waschen noch ein?« »Kaum«, beruhigt sie. Die Erstprobierte wird genommen. Günter Dehn Fotos: Michael Matejka
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Der Mörder spricht fränkisch Krimis mit Regionalbezug befinden sich auf der Erfolgsspur
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ns Nürnberger Polizeipräsidium kommt man als Bürger hauptsächlich, wenn man zum Verdächtigen geworden ist. Jeder weiß aus Kriminalromanen und -filmen, was dann passiert: Verhöre, Gegenüberstellungen, erkennungsdienstliche Behandlung. An einem heißen Samstagabend aber kamen gleich viele Nürnberger – eigentlich viel mehr Nürnbergerinnen – ins Präsidium: Sie hörten zwei Autoren fränkischer Kriminalromane zu. Und sie lauschten einer Diskussion mit diesen beiden, einem Verleger vom Bodensee und einem KrimiFachmann aus Berlin über dieses merkwürdige Erfolgs-Phänomen: den regionalen Kriminalroman, besonders in seiner Gestalt als Frankenkrimi. Den Frankenkrimi gibt es ungefähr seit der Jahrtausendwende. Der Regionalkrimi ist etwa zehn Jahre älter. Die Franken springen eben nicht sofort auf jeden Zug auf. Aber nachdem in der Eifel, in Köln und im Allgäu einheimische Autoren in meist einheimischen Verlagen Geschichten von einheimischen Tätern und Ermittlern mit einheimischem Erfolg veröffentlicht haben, zogen auch die Franken mit großem Elan nach. Inzwischen findet sich in jeder renommierten Buchhandlung eine eigene Abteilung voller Kriminalromane mit Tatorten in Nürnberg, Bamberg, Bad Kissingen oder am Brombachsee. Überwiegend weibliche Leser Deswegen war der wenig gemütliche Raum im Polizeipräsidium, in dem sonst Einsatzbesprechungen stattfinden, an dem wunderschönen Abend brechend voll. Auch der Nürnberger Rundfunkjournalist Dirk Kruse, der nach »Tod im Augustinerhof« mit »Requiem« soeben seinen zweiten Frankenkrimi vorgelegt hat, mischte sich ins überwiegend weibliche und nicht mehr ganz junge Publikum. Er bestätigte: Ja, hier war die Klientel versammelt, die er von seinen öffentlichen Lesungen her kennt. Damen vor allem, Angehörige der Generationen, die noch gern Bücher verschlingen, gehobener Mittel-
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Die Autoren Andreas Reuß (links) und Stefan Fröhling bei einer Lesung. stand, neugierig auf Spannungs-Szenarien in wohlbekannter Umgebung. Wer aber sind die Menschen, die solche Neugier stillen? Wie kommt jemand auf die Idee, einen Krimihelden zu erfinden, der seiner detektivischen Arbeit nicht in New York oder Paris, sondern in Forchheim oder Ansbach nachgeht? Auf dem Podium im Präsidium saß Stefan Fröhling aus Bamberg. Lange hat er journalistisch gearbeitet, war (und ist) Verfasser von Sachbüchern und Hörfunk-Features. Sein Fachressort ist der Kirchenfunk, denn Fröhling hat einmal katholische Theologie studiert, Moraltheologie um genau zu sein. Priester ist er nicht geworden, sonst hätte er nicht geheiratet und einen Schwager bekommen, mit dem er einen Theologen als Detektiv entwickelt hat. Einen Moraltheologen, denn auch Andreas Reuß, der Schwager, hat dieses Fach studiert. Heute lehrt Reuß Religion und Deutsch am Gymnasium, wenn er nicht gerade an einem neuen Fall tüftelt. Soeben ist das vierte Buch mit dem schnüffelnden Akademiker »Dr. Philipp Laubmann« in Arbeit.
Petra Nacke und Elmar Tannert: Rache, Engel! Ars Vivendi Verlag, 14,90 Euro
»Was liegt näher, als Kriminalgeschichten mit einem Moraltheologen zu erzählen?«, fragt Stefan Fröhling. »In seiner Disziplin geht es elementar um Gut und Böse. Und genau darum geht es im Krimi.« Fröhling sitzt mit Milchkaffee und Mandelhörnchen im Cafe Riffelmacher an der Oberen Brücke in Bamberg. Das ist der Ort, an dem in langen Gesprächen mit dem Ko-Autor, seinem Schwager, die »Laubmann«-Geschichten entstehen. Andreas Reuß macht gerade Ferien. Deswegen erzählt Fröhling allein, wie es zu der Detektiv-Figur gekommen ist. Eigentlich wurde sie für eine Fernsehserie ausgedacht. Der Berliner Schaubühnen-Star Udo Samel sollte die Hauptrolle spielen. Exposés für 13 Folgen lagen vor. Aber dann hatte ein Literaturagent dem fränkischen Autoren-Duo empfohlen, den theologischen Detektiv erst einmal in Buchform zu etablieren. Denn er sollte auch Romanheld werden. Und: Verlage würden den Fernsehanstalten nicht so gern Rechte abkaufen. Umgekehrt ginge es leichter. Deshalb agiert »Philipp Laubmann« bisher auf Buchseiten und nicht auf der Mattscheibe.
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In seinem letzten Abenteuer mit dem Titel »Teufelswasser« hat er Morde in den Bädern Kissingens geklärt. Das religiöse Thema dabei, sagt Fröhling, war das gesunde Leben. Im nächsten Buch soll es um feministische Theologie gehen. Schauplatz wird ein Priesterseminar im Steigerwald sein. Doch obwohl der Tatort stets in Franken liegt, haben sich die Autoren Fröhling und Reuß keine Gedanken um den Regionalkrimi gemacht, als im Jahr 2005 ihr erster Roman »Der zerrissene Rosenkranz« erschien. Erst nach ihnen hat mit Friederike Schmöe (unter anderem »Kirchweihmord«) eine weitere Bambergerin die Krimi-Szene betreten. Heute fühlt sich das Gespann Fröhling und Reuß ein wenig ins Regionalschema gezwängt. Doch immerhin verkauft es etwa zwei Drittel seiner Auflagen in der Gegend rings um Bamberg – sogar in evangelischen Gebieten, in denen man sich an Einblicken in die Abgründe des Katholizismus zu erfreuen hofft.
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Bei ihr laufen die Fäden zusammen Erika Steinmeyer bewahrt das Erbe der Nürnberger Gobelin-Manufaktur vor dem Vergessen
erika Steinmeyer hat etliche Wandteppiche nach entwürfen zeitgenössischer Künstler arbeiten lassen.
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rika Steinmeyer treibt eine Frage um. Eine Frage, in der es um den Wert von Kunst geht. »Ist für einen – gut dotierten – Akademiepräsidenten die Massenproduktion und der anschließende Verkauf von Kunststoffhasen (nach Dürer), von Hunden (nach dem von Richard Wagner), von WeihnachtsRauschgoldengeln und Gartenzwergen Ausdruck von beispielgebender künstlerischer Kreativität?« Ihre Antwort fällt deutlich aus. Erika Steinmeyer hält nicht viel von industriell gefertigten Werken, wie sie der Nürnberger Akademiechef Ottmar Hörl gerne im öffentlichen Raum präsentiert. Sie steht für einen anderen Kunstbegriff, bei dem handwerkliches Können die Grundlage für künstlerisches Arbeiten darstellt. Ihre Leidenschaft ist die Bildwirkerei oder das Gobelin-Weben, also das Schaffen und Restaurieren von Tapisserien, kunstvollen Wandteppichen und Textilien. 1923 in Zagreb als Kind österreichischer Eltern geboren, hat Erika Steinmeyer schon sehr früh in Wien, wo sie Kindheit und Schulzeit verlebte, in einem privaten Stickunterricht erste Bekanntschaft mit der Textilkunst gemacht. Damals erlernte sie eine
Fertigkeit, deren Magie sie bis ins hohe Alter begleitet. Nach Kriegsende besuchte sie die Modeschule in Frankfurt/Main, kam später mit ihrem Ehemann nach Nürnberg, der einem Ruf an die Akademie der Bildenden Künste folgte. Sie erlernte an der hiesigen Gobelin-Manufaktur das Weben und Restaurieren von Gobelins. In den 1960-er Jahren war sie künstlerische Leiterin der Manufaktur und realisierte etliche Wandteppiche nach Entwürfen zeitgenössischer Künstler. Noch heute kann man diese Werke in öffentlichen Gebäuden wie dem Rathaus in Hannover, der Nürnberger Meistersingerhalle oder dem Justizgebäude an der Fürther Straße bewundern. Mit ihrem Atelier für textile Kunst hat sie sich in den 70-er Jahren einen Namen in der Fachwelt weit über ihre heutige Heimatstadt hinaus gemacht hat. Blick auf die Hände Die noch immer sportliche Urgroßmutter (schwimmen und Fahrrad fahren) und das Tagesgeschehen aufmerksam verfolgende Kulturschaffende (»Spiegel« lesen) ist beseelt von dem Wunsch, »ihrer« Kunst wieder den Stellenwert zu verschaffen, den die Fertigkeit des Bildwirkens über Jahrhunderte hinweg in Frankreich, in China oder in
Lateinamerika hatte. Und dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund. Denn besonders geärgert hat sie sich über die Aussage eines früheren Museumsdirektors aus Nürnberg, der lapidar feststellte: »Gobelin – das Thema ist mega-out«. Und so tritt sie massiv dafür ein, dass neben aller Modernität nicht die »wichtigsten Instrumente des Menschen, nämlich seine Hände und das, was damit geschaffen werden kann«, verkümmern. Deshalb wehrt sie sich auch gegen Einwände, wie etwa den, man brauche heutzutage doch keine »niedlichen Staubfänger« und textile Dekorationsgegenstände mehr. Sie widerspricht der These von der »Befreiung der Kunst« und sieht es keineswegs als Nostalgie an, wenn man sich mit vergangenen Zeiten, deren Produkte und Künstlern beschäftigt. Und so ist in Erika Steinmeyer über viele Jahre ein Projekt herangereift, für dessen Realisierung sie nun im Alter endlich Zeit gefunden hat: Zusammen mit dem renommierten Produzenten Günter Schwank entstand in dessen Studio in NürnbergSchniegling eine multimediale Diaschau unter dem Titel »Die Kunst des Bildwirkens – Ein Versuch«. Mit beeindruckenden Bildern und fundierten Kommentaren führen die beiden in eine fast vergessene Welt ein, die es verdient hat, wieder aus dem Dornröschenschlaf erweckt zu werden. Traditioneller Männerberuf Beginnend mit Dias aus den Werkstätten »Les Gobelins« im Paris des Ludwig XIV., dem »Sonnenkönig«, zeigt Erika Steinmeyer Tapisserien von Weltruf. Sie wechseln sich ab mit Beispielen moderner Künstler und Designer. Sie beweisen, dass Textilkunst überhaupt nichts mit der landläufigen Meinung von niedlicher Frauenhandarbeit zu tun hat. Denn einst war die Bildwirkerei eigentlich ein Männerberuf, der harten körperlichen Einsatz erforderte. Spuren dieses »Handwerks« lassen sich bis in die Prähistorie verfolgen: Erika Steinmeyer präsentiert Funde aus Syrien, Peru und der Wüste Taklamakan an der zentralasiatischen Seidenstraße. Sie kann anschaulich beweisen, dass es sich bei der Bildwirkerei um eine der frühesten Handfertigkeiten der Menschheit überhaupt handelt – so alt wie das Körbe-Flechten, das Stoffe-Weben und das Töpfern. Sie nimmt die Betrachter mit auf eine Zeitreise durch fremde Kulturen, erklärt ungewöhnliche Zusammenhänge und zeigt, welche Arbeit dahinter steckt,
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expertin Steinmeyer steht vor einem beeindruckenden Gobelin-Teppich, der jetzt im Foyer der Nürnberger Meistersingerhalle zu sehen ist. alte Gobelins zu restaurieren, ihnen wieder Leben und Farbe einzuhauchen. Und da versteht man sie plötzlich, ihre Frage nach der »Jetztkunst« und die Angst, man könne vergessen, wie viel Kostbares die Bildwirkerei hinterlassen hat und welchen Schatz man da hüten und pflegen muss. Ihre große Hoffnung ist es daher, dass wieder mehr junge Künstler Spaß daran finden, ihre Ideen auf handwerkliche Art zu verwirklichen. Sie setzt auf Sponsoren und Mäzene, damit wieder sakrale und profane Tapisserien Räume schmücken und
veredeln. »Mega-in« wird die Kunst des Bildwirkens trotzdem so schnell nicht werden. Das weiß auch Realistin Erika Steinmeyer. Aber dass sie nicht ganz »mega-out« wird, dafür haben sie und Günter Schwank mit ihrem Projekt gesorgt. Karin Jungkunz Fotos: Mile Cindric
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Berühmte und berüchtigte Burgbewohner Neuhaus/Pegnitz ist Ausgangspunkt für Wanderungen auf geschichtsträchtigen Pfaden
Die Burg Veldenstein in Neuhaus wurde 1468 zur Residenzburg mit ihrem heutigen Aussehen ausgebaut.
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er sechs+sechzig-Wander- und Ausflugstipp für den Herbst erfordert ein paar Entscheidungen, bevor man sich auf eine der vielen Strecken rund um Neuhaus an der Pegnitz herum begibt. Denn Neuhaus ist ein Dorado für Liebhaber der Bewegung an der frischen Luft. Will man nur eine kurze Tour gehen oder naturhistorische Denkmäler besichtigen? Oder doch eine anspruchsvolle Route bewältigen? Wandersmann oder Wandersfrau werden in jedem Fall mit einer fränkischen Bilderbuchlandschaft belohnt, ganz gleich, für welchen der Wege sie sich entscheiden. Da ist zum Beispiel die Burg Veldenstein in Neuhaus. Vom Bahnhof aus steigt man etwa einen halben Kilometer den Berg hinauf zum »Hotel Burg Veldenstein«. Man sollte sich die Burganlage unbedingt ansehen, auch wenn man nicht einkehrt. Erstmals urkundlich erwähnt wird das trutzige Bauwerk als »novum castrum« 1269. Seine Geschichte reicht aber wahrscheinlich weiter zurück. So soll bereits um das Jahr 980 der Bischof von Eichstätt den Bau einer Grenzbefestigung auf dem Hügel in Auftrag gegeben haben, um sein Herrschaftsgebiet vor den (heidnischen) Wenden zu schützen.
Danach kommt die Befestigung in den Besitz der Hohenstaufen, und möglicherweise ist Kaiser Friedrich II. Auftraggeber der Burg (Bauzeit 1212-1250). 1468 wird die Burg unter Bischof von Phillip von Henneberg zu einer Residenzburg mit ihren heutigen Ausmaßen ausgebaut. Göring lebte auf Veldenstein Das heutige Aussehen der Burg kommt dem historischen Zustand wahrscheinlich relativ nahe. Zwar haben ein Blitzschlag in den Pulverturm und der darauf folgende Brand 1708 Teile der Burg zerstört. Aber Ende des 19. Jahrhunderts beauftragte der damalige Besitzer, der jüdische Ritter von Epenstein, den Nürnberger Steinmetz Johannes Gröschel, die Burg nach historischem Vorbild zu restaurieren. In der restaurierten Anlage hat ironischerweise die NS-Größe Hermann Göring 1912 im Herrenhaus gelebt. Epensteins Freundschaft mit Heinrich Göring, dem Vater des späteren Nazis, hatte dies möglich gemacht. 1939 ist die Burg von der Witwe Epensteins dann in den Besitz Görings übergegangen. 1945 ging die Burg schließlich in den Besitz des Freistaats über. Von der Burg Veldenstein in Neuhaus führt ein etwa acht Kilometer langer Weg
nach Rupprechtstegen (mit Blaukreuz markiert). Nach etwa einer halben Stunde Gehzeit über eine Hochebene erreicht man das etwa 1100 Jahre alte Velden. Urkundlich wird es erstmals um das Jahr 890 erwähnt. 1275 erhielt der Ort das Markrecht und 1376 das Stadtrecht. Heute jedenfalls erstaunt das kleine Städtchen den Besucher mit einer Reihe von Bauten aus verschiedenen Epochen, die ein interessantes Ortsbild ergeben. Historisch wichtig ist das Scheunenviertel. Die Lagerhäuser in Fachwerkbauweise sind auf Anordnung Kaiser Karls IV. links und rechts der Friedhofstraße außerhalb der Stadtmauer errichtet worden. Das recht gut erhaltene Ensemble dürfte einzigartig in Franken sein. Ebenso markant für Velden ist der Mühltorturm. Er ist der letzte erhaltene Turm von ursprünglich drei Türmen und ist in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet worden. Das zwölf Meter hohe Bauwerk wird von einem mächtigen Krüppelwalmdach abgeschlossen, auf dem ein kleiner, restaurierter Glockenturm sitzt. Über einem Rundbogen, der eine breite Durchfahrt überwölbt, liegen drei Stockwerke, die jeweils unterschiedlich gestaltete, nicht symmetrisch aufeinander bezogene Fenster aufweisen.
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sechs+sechzig · 10. Jahrgang · Ausgabe 3/2009
Velden ist ein kleiner, idyllischer Ort mit vielen historischen Kleinoden, wie etwa dem Pfarrhaus aus dem 18. Jahrhundert.
Markus Reschka betreibt mit seiner Frau ein kleines Restaurant im Rast-Waggon inRupprechtstegen.
Noch innerhalb der Stadtmauern kann man das ehemalige Pflegschloss an der Stadtbefestigung anschauen. Allerdings ist die Besichtigung nur von außen möglich. Seine jetzige Form erhielt das Bauwerk zwischen 1540 und 1543 durch den Nürnberger Werkmeister Jörg Weber. Das dreigeschossige Gebäude mit hohem Halbwalmdach ist immer wieder ergänzt beziehungsweise im Stil der jeweiligen Zeit umgebaut worden. So finden sich heute im Erdgeschoss Kreuzgewölbe, im ersten Obergeschoss Treppen mit barockem Geländer (um 1750), und eine einfache Barockstuckdecke von 1726. Das Haus ist heute in Privatbesitz. Wer noch Zeit, Geduld und Muße mitbringt, dem sei der Besuch der um 1350/70 erbauten Kirche St. Maria mit eingezogenem, kreuzrippengewölbten Chor empfohlen. Oder das evangelisch-lutherische Pfarrhaus nahe der Pegnitz, das 1725 erbaut worden ist. Zum Anwesen gehört ein Teilstück der Stadtmauer mit Wehrgang aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Ein kulinarischer Zwischenstopp in Velden ist nach einer solchen Besichtigungstour kein Problem, denn die Gaststättendichte ist mit 13 Einrichtungen für einen so kleinen Ort erstaunlich hoch. Velden verlässt man wieder durch das Mühltor, um dann einen kleinen Berg zu erklimmen. Oben angekommen, wird man mit einem grandiosen Blick auf den Ort belohnt. Nach einer etwa eineinhalb Stunden dauernden Wanderung in mittelschwierigem Gelände durch das idyllische Kipfental erreicht man Rupprechtstegen. Direkt am Bahnsteig, etwas außerhalb des Ortes, befindet sich der (gastronomische) »Höhepunkt« des leicht verschlafen wirkenden Ortes: der Rast-Waggon Rupprechtstegen. Der gelern-
te Koch Markus Reschka betreibt seit Juli 2008 gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Janine Graupner in einem historischen Eisenbahn-Waggon ein kleines Restaurant mit Garten. Der um 1930 von der Firma Wumag gebaute Waggon war noch bis Anfang der 50er Jahre in Betrieb. Reschka und Graupner haben ihn nach Rupprechtstegen transportiert. Ausgestattet mit Fußbodenheizung und modernem Inventar für 40 Gäste, lässt sich hier der Ausflug bei einer Brotzeit, Bratwürsten, Grillhaxe oder Käse mit Bauernbrot aus dem Holzbackofen beenden. Oder eben beginnen, je nachdem, wie man sich eben entscheidet, denn der Bummelzug hält auch hier. Ein Argument, das für diese Entscheidung spricht: Bei Markus Reschka kann man am Rast-Waggon Fahrräder ausleihen, um so die wunderbare Landschaft fahrend zu genießen. Höhlenwanderung für Geübte Man kann sich aber auch für eine naturhistorische Rund-Wanderung entscheiden. Sie führt unter anderem zur Mysteriengrotte, deren rund zwei Meter breiter Höhleneingang sich zu einer 15 Meter langen, neun Meter breiten und bis zu drei Meter hohen Felshalle hin öffnet. Der Name der Höhle geht auf das gelegentliche Erscheinen einer »Weißen Frau« zurück. Sie soll der Sage nach Gräfin Kunigunde von Leuchtenburg sein, die im 13. Jahrhundert ihre beiden Kinder umgebracht hat. Sie seien ihr bei einer Wiederheirat mit dem Nürnberger Burggrafen Albrecht dem Schönen im Wege gestanden, berichtet die Legende. Diese Tat habe sie nie ruhen lassen, und ihr Geist soll in der Höhle noch heute dort umgehen. Das Zeug für den Mittelpunkt von
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Sagen- und Gespenstergeschichten hätte auch die weitläufige, weit verzweigte Maximiliansgrotte. Die 1.200 Meter lange Höhle ist etagenartig angelegt und besteht aus mehreren Höhlensystemen. Bereits im Jahr 1597 wurde im Auftrag des Kurfürsten Friedrich IV von der Pfalz hier nach Gold gesucht. Nachdem sich dies als Fehlschlag erwiesen hatte, hat der Kurfürst Karstwasser als »Heilwasser« aus der Höhle verkauft, weil er offensichtlich in Geldnöten steckte. Etwa ein Jahrhundert später sollen in der Maximilianshöhle die Überreste gefallener Soldaten, die in der Schlacht bei Krottensee (1703) im Gefolge des Spanischen Erbfolgekrieges getötet worden sind, mit samt ihren Ausrüstungsgegenständen und Waffen »entsorgt« worden sein. Der heutige Eingang zur Höhle ist 1852 geschaffen worden, und die Höhle nach dem Bayerischen König Max II benannt. Hier kann man im »Grottenhof«, dem Gasthaus der Familie Lohner, einkehren. Die Gäste sollten nicht versäumen, den originalen Krottenkäse zu probieren. Rainer Büschel; Fotos: Mile Cindric
I N F O R M AT I O N Vorgeschlagene Wanderung Neuhaus/Pegnitz – Velden – Rupprechtstegen (acht Kilometer, mittelschwer) Wahlweise kann man auch – Velden, links liegen lassend – über Pfaffenhofen, Viehhofen gehen. Die Strecke führt weiter über den Münzinghof und das prähistorische Gräberfeld ins Ankatal bis nach Rupprechtstegen (14 Kilometer, zum Schluss schwieriger Abstieg). Rast-Waggon für Rollstuhlfahrer zugänglich ; moderne sanitäre Anlagen und Fahrradverleih vorhanden. Mo–Fr 11–20 Uhr, Sa/So 11–21 Uhr Am Bahnhof 6, Rupprechtstegen, Telefon 0170 / 127 29 43. Wanderungen von Neuhaus/Pegnitz aus: Es gibt acht Rundwanderwege, die sich untereinander bis auf eine Länge von zwölf Kilometern kombinieren lassen, alle beginnen und enden am Bahnhof. Für Trainierte: die Höhlenwanderung zur Distler- und Mysteriengrotte sowie zur Maximiliangrotte (24 Kilometer, Rundweg 4-5 Stunden).
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en Seinen gibt’s der Herr bekanntlich im Schlaf. Auch mir sind daher hin und wieder Erkenntnisse zuteil geworden, die nicht bloß Mitdeppen, sondern auch vielen Mitmenschen vorenthalten bleiben. Eines Tages, als ich wieder einmal fröhlich dahin schritt und die karge Schönheit der fränkischen Pampa aufsaugte, kam plötzlich ein holographisches Leuchten über mich. Ich kann es nur schwer beschreiben. Auf jeden Fall war ich plötzlich im Besitz der Weltformel. Ich wollte sie mir sofort aufschreiben, hatte aber weder Stift noch Papier parat. Also eilte ich nach Hause und sagte mir dabei die Weltformel dauernd vor. Dummerweise übermannte mich unterwegs ein ganz widerwärtiger Zahnschmerz, der mich daran erinnerte, dass ich schon ein Jahr lang keinen Zahnarzt mehr aufgesucht hatte und deshalb drauf und dran war, meinen Versicherungsbonus zu verspielen. Doch wo hatte ich nur das Bonusheft der Krankenkasse hingelegt? Langer Rede kurzer Sinn: Daheim angelangt, war mir die Weltformel entfallen, und ich verbrachte den Rest des Tages mit Bonusheft-Suchen. Dieser Tage ereilte mich dann aber ein neuerlicher Erkenntnisblitz, und zwar während einer nächtlichen Computersitzung. Ich hatte gerade einen weinerlichen Beitrag über die eklatanten Unterschiede von Männlein und Weiblein und die »daraus resultierende Unterbindung echten Glücks« gelesen und beschlossen, diesem Jammerlappen in einem Kommentar die Meinung zu sagen. Ich schrieb und schrieb und war am Ende der festen Überzeugung, das würde solchem vor Selbstmitleid triefendem Seim ein für alle Mal die Grundlage entziehen. Dem glücklichen Zusammenleben der Geschlechter stünde damit nichts mehr im Wege. Doch leider konnte ich den Kommentar nicht einfach abschicken. Vielmehr wurde ich gebeten, ein seltsam abstraktes Bild zu analysieren. Offenbar eine Art Deppentest: Such das Buchstabi! So heißt der aber nicht, sondern vielmehr: Captcha. »Ah«, dachte ich, »das bedeutet so viel wie: Hast’ des g’rafft?« Aber falsch gedacht, es ist die Abkürzung für: Completely Automated Public Turing test to tell Computers and Humans Apart. Also etwas, wodurch festgestellt werden soll, ob auf der anderen Seite ein Mensch oder bloß ein PC hockt. Vor meinem PC, und das ist mir dadurch erst klar geworden, hockt offenbar kein Mensch. Es ist mir nicht gelungen, die Captchas (ja, ich habe mehrere Versuche unternommen) ordentlich zu dechiffrieren. Jedes Mal war irgend ein Zeichen dabei, das sowohl ein B als auch eine 8, ein R oder ein P, ein I oder eine 1 sein konnte. Oft waren die Zeichen so seltsam ineinander verschoben, dass ich nicht mehr wusste, ob der Querstrich jetzt zum einen Buchstaben gehört oder zum anderen. Nach etlichen Fehlversuchen flog ich jedenfalls raus, und mein Kommentar landete im Orkus. Die unlesbarsten Captchas findet man übrigens immer auf Firmenseiten, dort wo man Beschwerden loswerden kann. Sie scheinen einzig und allein den Grund zu haben, Nörgler und Querulanten so lange zu beschäftigen, bis sie die Lust verloren haben. Natürlich können die Produkte auch nie verbessert werden, wenn man so das Kunden-Feedback abwürgt. Ganz ohne Erkenntnisblitze aus der Parallelwelt bin ich also zu der Überzeugung gelangt, die ich hier für die Nachwelt ein für alle Mal festhalte: Die Gründe für das Unglück der Menschheit sind schlechte Zähne und unlesbare Captchas. Peter Viebig
DAS WAR ScHIcK
sechs+sechzig · 10. Jahrgang · Ausgabe 3/2009
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Der Paket-Tragegriff Sie waren in den 50er, 60er und 70er Jahren der letzte Schrei, heute liegen sie achtlos in Schränken, Schüben, Kellern oder auf Dachböden: Dinge, die einmal richtig »schick« waren. einiges davon ist sogar wieder in Mode. In den Wirtschaftswunderzeiten, als die Konjunktur gehörig auf Trab kam und die Bundesbürger mächtig in Kauflust gerieten, da war sie noch nicht geboren: die stabile Plastiktüte. Wer schwere oder größere Sachen nach Hause bringen wollte, brauchte dennoch nicht zu verzweifeln. Denn der Paket-Tragegriff galt als ideale Lösung für einen leichten Transport. Die neue Trockenhaube, das Kaffeeservice mit Efeuranken, das Puppenhaus: Solche Waren verstauten nette Verkäuferinnen in einem großen Karton, wickelten ihn in Packpapier und ver-
schnürten ihn mächtig. Damit die Schnüre beim Tragen nicht in die Hand schnitten, erhielt der Kunde kleine Holzgriffe als Zugabe, meist mit dem Firmennamen als Aufdruck. Horst Wennemer aus Stein im Landkreis Fürth hat Griffe von Kaufhof und Quelle in einer alten Kiste im Keller gefunden. »Ich vermute ›Nachlass‹ von den Eltern«, sagt er. Die Griffe, aus denen beidseits Drahtschlaufen ragten, wurden in die Kartonschnüre eingehängt, und schon ließ sich der Einkauf bequem heben. Selbst Postboten nutzten die Vorrichtung gerne, wenn sie in
der Weihnachtszeit Päckchen und Pakete in Hülle und Fülle verladen und zu unzähligen Adressaten bringen mussten. Manchmal dienten die Griffe sogar als Spielzeug. Lisa, die Puppe mit dem Echthaar, bekam sie in die Hand, ein langes Band wurde daran geknüpft – und Struppi, der Pudel aus Stoff, hing brav an der PuppenHundeleine.
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