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Ausgabe 3/2010

Comic-Zeichner entdecken die Alten Seite 18

Veranstaltungstipps aus der Region

Herausgeber: Seniorenmagazin sechs+sechzig – Verein zur FÜrderung des Dialogs der Generationen e.V.


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09.09.2010

13:48 Uhr

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Klinikum Nürnberg

Der Lesezirkel Dörsch – Ihr privates Lesevergnügen

Die ersten 20 Anrufer mit dem Stichwort

8. Dr. Theo Schöller-Symposium für Altersmedizin

„sechs + sechzig” erhalten eine Gratisleseprobe von sechs Titeln frei Haus geliefert!

Der Lesezirkel Dörsch GmbH & Co. KG Rathsbergstraße 33 - 35, 90411 Nürnberg Tel.: 0911/52013-0 Mail: info@doersch.de

Unser Chor braucht Verstärkung. Unsere Eurythmiegruppe lädt zum Mitmachen ein. Wer möchte mit uns gemeinsam sein Alter gestalten?

„Drive im Alter“ Fotos: Rudi Ott

Fahren, Laufen und Lebensfreude Donnerstag, 7. Oktober 2010 15.00 bis 18.00 Uhr Marmorsaal, Nürnberger Akademie Gewerbemuseumsplatz 2

Im

Michael Bauer-Heim Heimerichstr. 7 90419 Nürnberg

Wenn Sie in einem familiären Altenwohnheim leben möchten, mit einer überschaubaren Anzahl von Mitbewohnern, wo sie ihren Alltag selbst gestalten können, dann melden Sie sich bei uns. Wir zeigen Ihnen gern unser Haus Telefon: 0911 993300

Herr Issel

Programm: Ältere Autofahrer – (k)eine Gefahr Prof. Dr. Heinz-Jürgen Kaiser, Institut für Psychogerontologie, Universität Erlangen-Nürnberg

Keine Freude an der Freude, Anhedonie und Lebensfreude Dr. Dr. Günter Niklewski Zentrum für Altersmedizin, Klinikum Nürnberg

Neues, einzigartiges, integriertes Wohnkonzept für Senioren

Imbiss

• Attraktive Seniorenwohnungen

Gehen und Laufen – Mobilität und Beweglichkeit im Alter

• Hotelähnliches Flair • Kauf oder Miete möglich

• Beste Versorgung in allen Pflegestufen durch die Diakonie Mögeldorf

Dr. Bernd Langenstein Institut für Sportmedizin, Klinikum Nürnberg

Eintritt frei

Gefördert durch die Theo und Friedl Schöller-Stiftung

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Ein Marathon nach einem Herzinfarkt? Gesprächsrunde mit Hans Joachim Meye (60, Marathonläufer)

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sechs+sechzig · 11. Jahrgang · Ausgabe 3/2010

I N H A LT

Aktuell

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Wenn die Rente nicht reicht Immer mehr Ruheständler müssen sich ein Zubrot verdienen

Aktuell

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Klassik in der Kirche

Ehrenamt

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Mit Rosso fing alles an Der Verein »Graue Schnauzen« vermittelt betagte Tiere

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Anders Wohnen

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Alt werden, wo andere Urlaub machen Für ein ungewöhnliches Modellprojekt werden Mitstreiter gesucht

Günstig Wohnen

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Hier gibt es günstigen Wohnraum Baugesellschaften reagieren auf den demografischen Wandel

Anregend Wohnen

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Heime haben ein Herz für Hobbies Musikfreunde und Fußballfans kommen auf ihre Kosten

Selbstständig Wohnen

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Freie Auswahl beim Betreuten Wohnen

Portrait

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Stammplatz auf dem Siegertreppchen Sigrid Nowak schwimmt bei Wettbewerben vorne mit

Trend

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Superman und Asterix bekommen Falten Aus billigen Heften entwickelt sich eine eigenständige Literaturgattung

Portrait

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Künstlerischer Neuanfang in Bau 74 Christoph Gerling arbeitet Wand an Wand mit jungen Kreativen

Zeitzeugen

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Schicksalsschläge überspielt er Trotz seiner Kriegsverletzung hat Harald Nüzel die Freude an der Musik behalten.

Ansichtssache

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Angst als ständiger Begleiter Für viele alte Menschen gehört dieses Gefühl zum Alltag

Ansichtssache

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Mit den Jahren kommen die Sinnfragen Seelsorger empfehlen, sich mit der eigenen Endlichkeit zu befassen

Ansichtssache

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»Viele flüchten sich in Illusionen« Gespräch mit dem Psychoanalytiker Dieter Meier

Experten

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Die Tour der flotten Sprüche Nürnberger Stadtführer erklären historische Redensarten und Dialektausdrücke

Ratgeber

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So klappt’s auch mit dem Internet

Service

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Anspruchsvolle Lektüre für den Herbst

Gesundheit

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Eindeutige Warnsignale sind selten Jährlich erkranken 12.800 Menschen an Bauchspeicheldrüsenkrebs

Lug-ins-Land

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Die Pegnitz weist den Weg Geschichtsträchtige Wanderung nach Lauf

Kolumne

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Depp im Web

Das war schick

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Das Brotzeit-Set

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Veranstaltungskalender

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Impressum Magazin Gymnastik mit Lisa Wilz

Liebe Leserinnen und Leser,

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selbst Superman wird alt. Er ist nicht der einzige Comic-Held, an dem die Zeit Spuren hinterlassen hat. Andere ZeichenFiguren wie Emile, unser Titelmodell, sind seinem Erfinder erst als Alter eine Geschichte wert. Emile steht für einen Trend: Die Alten halten Einzug in die Jugendkultur (S. 18). Weniger erfreulich ist dagegen eine andere Entwicklung: Immer mehr Menschen, die endlich ihren Ruhestand genießen möchten, müssen erwerbstätig sein. Was Menschen im Rentenalter auf dem Arbeitsmarkt zählen, davon handelt unser Beitrag über Berufstätige jenseits der 60. Mit diesem Artikel greifen wir die Debatte über die Rente mit 67 Jahren auf (S. 4), die viel von Ängsten geprägt wird. Eine davon ist die Befürchtung Betroffener, nicht genug zum Leben übrig zu haben. Doch wie sieht es mit dem Umgang von anderen Ängsten aus, die ganz elementarer Natur sind? Unsere Autoren Brigitte Lemberger und Herbert Heinzelmann haben sich an ein schwieriges Thema herangewagt und sich mit der Angst im Alter und vor dem eigenen Ende beschäftigt. Zwei Seelsorger und ein Psychologe kommen zu Wort (S. 27). Richtig jung fühlt sich das Team, das vor zehn Jahren das Magazin sechs+sechzig aus der Taufe gehoben hat. Zum Geburtstag hat die HypoVereinsbank ein Benefizkonzert geschenkt: In der Nürnberger Sebalduskirche spielt am 19. Oktober das Bachorchester zwei eindrucksvolle Werke (S. 5). Mit dem Erlös möchten wir das Internet-Angebot des Magazins sechs+sechzig ausbauen und damit den Nutzwert weiter steigern. Wir freuen uns auf eine musikalisch anregende Begegnung mit unseren Lesern. Einen schönen Herbst wünscht die Redaktion

Das Titelbild ist dem Comic »Bäche und Flüsse« von Pascal Rabaté entnommen. Siehe Seite 18.


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AKTUELL

sechs+sechzig · 11. Jahrgang · Ausgabe 3/2010

Wenn die Rente nicht reicht Immer mehr Ruheständler müssen sich ein Zubrot verdienen

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lotter Rentner (65), überaus fit, sucht Job im Sozialdienst, Pförtner, Fahrer oder ähnliches. Bitte keine Angebote für PC-Arbeit oder Vertrieb. Mache fast alles, was seriös und legal ist!« Solche Anzeigen sind heute keine Seltenheit in Zeitungen und im Internet. Denn immer mehr Rentner suchen sich einen 400 Euro-Job als Zusatzverdienst. Nach Auskunft der Bundesagentur für Arbeit ist die Zahl der über 65-Jährigen in Deutschland, die einer nebenberuflichen Tätigkeit nachgehen, von 559 771 im Jahre 2003 auf rund 775 000 im September 2009 gestiegen. In der Stadt Nürnberg erhöhte sich die Zahl der »Senioren-Arbeiter« im gleichen Zeitraum von 4328 auf rund 5600. Im Kreis Nürnberger Land verdienten im Jahr 2003 noch 1234 Ältere dazu, 2009 waren es bereits rund 1700. Die Gewerkschaften sprechen von einer »alarmierenden Entwicklung«. Zu wenig vorgesorgt Der 70-jährige Udo B. aus Erlangen beispielsweise arbeitet als Autowäscher für 400 Euro in einem Fürther Autosalon – zwei Mal in der Woche zu je sieben Stunden. Er braucht ein Zubrot, um seine schmale Rente aufzupeppen. Denn er hat in seinem ehemaligen Beruf als Hausmeister einer kleinen Wohnungsbaugesellschaft zu wenig für den Lebensabend vorgesorgt. Das verschweigt er jedoch lieber. Seinen Mitmenschen gegenüber gibt er sich als fürsorglicher Vater aus. Mit einem Teil des Geldes, so erzählt er gern, unterstütze er finanziell seine Tochter in Neuseeland. Laut Statistik sind die meisten Älteren, deren Rente nicht ausreicht, im Einzelhandel und im Kfz-Bereich tätig, gefolgt von den Branchen Gebäudereinigung, Gesundheitswesen und Gastronomie. 65-jährige Rentner helfen 70-oder 80-jährigen Frauen und Männern, die sich nicht mehr bücken können, beim Heckenschneiden, Pflanzen und anderen Gartenarbeiten. Sie sind auch gesucht als Verkehrszähler oder zum Auffüllen von Regalen in Einkaufsmärkten. Rüstige Rentner werden von Kirchengemeinden als Sargträger umworben. Oder sie werden im Behindertenfahrdienst eingesetzt. Die Betroffenen verschweigen meist, dass sie einen Nebenjob ausüben. Wer es dennoch zugibt, muss sich am Stammtisch oder unter Verwandten oft dumm anreden lassen. »Du brauchst das wohl, hast zu wenig für die Rente getan«, heißt es dann.

Steuerfachwirtin Heike Calaminus vom Lohnsteuerhilfeverein weiß, dass viele Rentner sich schämen, die Grundsicherung in Anspruch zu nehmen und sich lieber etwas dazuverdienen. Die Motive, warum es am Ende eines Erwerbslebens nicht zum Leben reicht, sind unterschiedlich: Wer wegen einer Selbständigkeit nicht kontinuierlich eingezahlt hat, muss mit einer entsprechend niedrigeren Rente rechnen. Ebenso sind Rentner, die ihr Leben lang nur im Niedriglohnbereich arbeiteten, meist auf einen Hinzuverdienst angewiesen. Unter 65-Jährige müssen aufpassen Die rechtliche Situation ist bei Ruheständlern über 65 Jahren unkompliziert: Sie können unbegrenzt dazuverdienen. Das Zubrot – ob als Minijob oder sozialversicherungspflichtiges Einkommen – schmälert nicht die Höhe der eigenen gesetzlichen Rente. Die Nebenbeschäftigung muss auch nicht dem Rentenversicherungsträger gemeldet werden. Anders ist die Lage bei Ruheständlern unter 65 Jahren. Sie müssen aufpassen: Für jüngere Altersrentner gilt seit Januar 2008 eine Zuverdienstgrenze von 400 Euro im Monat. Das Limit darf in zwei Monaten im Jahr allerdings verdoppelt werden auf jeweils 800 Euro. Die Altersrente wird dann

voll weitergezahlt. Wer nur ein wenig mehr verdient, muss dagegen kräftige Abstriche bei seiner Rente in Kauf nehmen. Dann wird pauschal gekürzt, und die Vollrente wird nur noch als Teilrente ausgezahlt. Das kann bitter werden. Arbeit im Rentenalter ist ein Tabuthema. Nicht nur die hinzuverdienenden Senioren wollen lieber unerkannt bleiben, auch die Arbeitgeber sprechen das Thema ungern an. Selbst in Gewerkschaftskreisen ist das Thema umstritten. Winfried B. vom Bezirksseniorenausschuss von ver.di Mittelfranken stößt bei den Versammlungen auf eine Mauer des Schweigens. »Ich habe mal rumgefragt, wer von den Mitgliedern einen 400 Euro-Job ausübt, aber ich bekam keine Antwort. Dabei weiß ich sicher, dass einige von ihnen einer solchen Tätigkeit nachgehen«, berichtet er. Frauen sind von der Rentenmisere besonders betroffen. Denn sie müssen mit mehreren Nachteilen leben: Zum einen verdienen sie immer noch deutlich weniger als Männer. Damit erhalten sie auch eine geringe Rente. Zum anderen arbeiten Frauen durchschnittlich zehn bis 15 Jahre weniger als Männer. Dadurch sinken auch ihre Rentenansprüche gegenüber Männern, die meist eine geschlossene Erwerbsbiografie vor-


AKTUELL

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Klassik in der Kirche Hypo-Vereinsbank und Magazin sechs+sechzig laden zum Benefizkonzert in die Sebalduskirche

weisen. Die Auszeiten kommen vor allem durch Schwangerschaften und die Erziehungszeiten zusammen, Jahre, in denen viele Frauen zu Hause bleiben und sich um die Kinder kümmern. Nicht selten haben Frauen danach Schwierigkeiten, wieder in den Job zu finden. Hinzu kommt, dass hauptsächlich Frauen (80 Prozent) im stark gewachsenen Niedriglohnsektor beschäftigt sind, mit später geringen Rentenansprüchen.

Dirigent Bernhard Buttmann spielt mit dem Bachorchester Beethoven und Tschaikowsky.

Der Nebenjob sichert die Existenz Brigitte M. (66) aus Oberasbach baute gemeinsam mit ihrem Mann eine Dekofirma auf. Sie übernahm dabei die Buchführung und Schreibarbeiten. Leider war sie in der Anfangszeit nicht rentenversichert, weil in der jungen Firma das Geld fehlte. Als die Ehe nach 18 Jahren in die Brüche ging, wurden ihr die beiden Kinder zugesprochen. Sie arbeitete dann 20 Jahre als Altenpflegerin, ging aber wegen eines Burnout-Syndroms und Rückenschmerzen mit 61 Jahren in Rente. Pech für sie, denn kurz vorher hatte die rot-grüne Bundesregierung die Regelung gekippt, wonach Frauen mit 60 Jahren ohne Abzüge in Rente gehen konnten. Aufgrund der neuen Regelung muss sie 17 Prozent Abzüge in Kauf nehmen. Um als Alleinstehende mit rund 800 Euro und einer kleinen Zusatzrente über die Runden zu kommen, arbeitet sie für 400 Euro als Kassiererin in einem Supermarkt. Heidrun H. (66) aus Laufamholz zog nach der Scheidung ihre zwei Kinder groß. Mit 30 Jahren nahm sie ein Studium der Betriebswirtschaft auf. Sie strebte einen festen Job in der Wirtschaft an, was ihr aber nicht gelang. Dann arbeitete sie viele Jahre bei schlechter Bezahlung für Zeitarbeitsfirmen in Nürnberg und Erlangen. Mit 58 Jahren wurde sie arbeitslos, konnte sich aber mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten. Als sie mit 61 in Rente ging, musste sie ebenfalls Abzüge in Kauf nehmen. Zum Glück fand sie vor fünf Jahren einen Minijob als Wirtschafterin bei einer Familie in Stein, wo sie für den 13-jährigen Sohn eine Art »Ersatzoma« geworden ist. Sozialexperten gehen davon aus, dass die finanziellen Probleme von Rentnern in den nächsten Jahren drastisch zunehmen werden. »Viele können sich nur mit einem Nebenjob über Wasser halten, sie sind aber auch die ersten, die bei einer Krise ihre Beschäftigung verlieren«, sagt Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbands VdK. Horst Mayer Cartoon: Sebastian Haug

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s ist ein besonderes Erlebnis, ein so mitreißendes Werk wie das Violinkonzert D-Dur op.61 von Ludwig van Beethoven in einer Kirche zu hören, gepaart mit Tschaikowskys Symphonie Pathétique in h-Moll.« So urteilt der Dirigent des Bachorchesters Nürnberg, Bernhard Buttmann, und findet damit sicher die Zustimmung vieler Freunde klassischer Musik. Deswegen hat der Kirchenmusikdirektor diese Stücke für ein Benefizkonzert in der Nürnberger Sebalduskirche ausgewählt. Die HypoVereinsbank spendet den gesamten Erlös den gemeinnützigen Vereinen Magazin sechs+sechzig und Lebenshilfe Nürnberg. »Feiern und etwas Gutes tun«, unter diesem Motto lädt sechs+sechzig seine Leser zu einem anregenden Abend in das eindrucksvolle Gotteshaus in der Nürnberger Innenstadt. Zum zehnjährigen Bestehen des Magazins hat die HypoVereinsbank als Förderer der ersten Stunde diese Veranstaltung in der stimmungsvollen Umgebung organisiert. Das Magazin sechs+sechzig hat sich zum runden Geburtstag einen neuen Internetauftritt geschenkt, der noch um einige Elemente erweitert werden soll. Das Benefizkonzert soll dazu beitragen, diese Pläne umzusetzen, die zu einem höheren Nutzwert des sechs+sechzig-Online-Angebots für ältere Menschen führen sollen. Gleichzeitig ist das Konzert eine schöne Gelegenheit, sich gemeinsam mit dem Team des Magazins über das Erreichte zu freuen. Die Gäste erwartet ein Violinkonzert mit der Solistin Sinn Yang. Die Künstlerin ist, wie zahlreiche andere

Musiker des Bachorchesters, Mitglied der Nürnberger Philharmoniker. Das Bachorchester wird in großer Besetzung, mit etwa 60 Musikern, auf der Bühne stehen. Beide Stücke sind bekannt, zählen aber keineswegs zu den Ohrwürmern des klassischen Repertoirs. »Beide Werke sind gleichgewichtig, aber gegensätzlich«, charakterisiert Dirigent Buttmann die Auswahl. Ihre Wirkung entfalten sie im Kontext mit den Jahrhunderte alten Kunstwerken der Sebalduskirche und dem außergewöhnlich guten Klangraum.

I N F O R M AT I O N Das Benefizkonzert findet am Dienstag, 19. Oktober, um 19.30 Uhr, in der Nürnberger Sebalduskirche statt. Einlass ist eine Stunde zuvor. Karten zum Preis von 13 Euro, für Schüler und Studenten ermäßigt 8 Euro, gibt es an der Abendkasse. Allerdings ist das Kontingent begrenzt. Deshalb empfiehlt sich eine Reservierung. Dafür ist der Betrag zuzüglich einer Vorverkaufsgebühr von 50 Cent auf das Konto der Unicreditbank AG Nr. 41 50 01 41 3, BLZ 760 200 70, HBV Nürnberg einzuzahlen. Angegeben werden müssen dabei auch der vollständige Name, die Anzahl der Karten und der Vermerk »Konzert 19.10.«. Sollte die maximale Teilnehmerzahl erreicht sein, wird das Geld automatisch zurückgebucht. Die reservierten Karten werden an einem gesonderten Eingang ausgegeben. Eintrittskarten sind auch an den Schaltern der HypoVereinsbank in den Nürnberger Filialen Lorenzer Platz 21, Sulzbacher Str. 46-48 und Filiale Frankenzentrum erhältlich.


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EHRENAMT

sechs+sechzig · 11. Jahrgang · Ausgabe 3/2010

Mit Rosso fing alles an Der Verein »Graue Schnauzen« hat inzwischen mehr als 350 betagte Tiere vermittelt und Schulpsychologin. »Wir arbeiten mit 35 Tierschutzorganisationen in ganz Deutschland zusammen«, sagt Marion Schmelzing. »Alle Hunde, um die wir uns kümmern, sind entweder in einem Tierheim oder bei einer Pflegefamilie untergebracht.« Kein Tier sei jünger als fünf Jahre, denn ab diesem Alter würden sie nur schwer vermittelt: »Vor allem die großen mit kürzerer Lebenserwartung. Die Interessenten gehen lieber zu den Welpen«, bedauert die 45-jährige Schmelzing aus Breitengüßbach in Oberfranken. Bewegte Vergangenheit

Ein Herz für alte Hunde: Bei Marion Schmelzing haben betagte Vierbeiner wie Schäferhund Sanio eine Chance.

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or zwölf Jahren hing der Schäferhundmischling Rosso an der Kette auf einem verlassenen Bauernhof in Oberfranken. Er wäre wohl verhungert, wenn Marion Schmelzing nicht gekommen wäre. Sie brachte das herrenlose Tier zunächst im Tierheim in Oberndorf bei Höchstadt unter. Rosso musste dort nicht lange bleiben. Er fand schnell bei Pater Roland Hinzer, dem heutigen Rektor des Bamberger Theresianums, ein neues Zuhause. Der katholische Priester, der noch keinen Hund besessen hatte, aber nicht länger alleine im Pfarrhaus bleiben wollte, suchte nicht nach einem Wel-

pen, sondern gezielt nach einem älteren Tier mit einem gewissen Grundgehorsam. Rosso war damals sieben: Er sollte noch fünf Jahre lang der treue Gefährte von Pater Hinzer werden. »Graue Schnauzen« heißt heute die Initiative, für die Rossos Schicksal die Initialzündung geliefert hat. Marion Schmelzing hat sie gegründet, und sie und ihre Mitstreiterinnen Dina Schmid und Sigrid Hader-Popp haben inzwischen 350 betagte Vierbeiner ehrenamtlich vermittelt. Die Frauen haben sich über den Tierschutzverein Höchstadt/ Aisch kennen gelernt. Ihre Brötchen verdienen sie als Sekretärin, Geschäftsinhaberin

Ihr eigener Hund Sanio hat ebenfalls eine bewegte Vergangenheit. Schmelzing holte ihn aus dem Tierheim in Kronach. Als er dort hinkam, war er schon nicht mehr der Jüngste. Aufgewachsen ist Sanio einsam in einem Schrebergarten. Später hatte er Schutzdienste zu leisten. Anzahl der Besitzer? Unklar. Vielleicht drei, vielleicht vier. »Das Tier war mager und nervös. Es lief nicht, es kroch«, berichtet Schmelzing über die erste Begegnung. Auch ihr Mann war erschüttert. Doch dann nahmen sie den Hund auf. Tierheim-Hunde binden sich oft extrem schnell: Sanio vertraute seiner neuen Familie binnen einer Woche. Er ist jetzt etwa achteinhalb Jahre alt. Auf der Homepage im Internet des Vereins »Grauen Schnauzen« sind die Vorzüge der älteren Hunde detailliert aufgelistet. Da ist vom meist gefestigten und ruhigeren Wesen die Rede (die Welpen- und Junghundphase ist vorüber), von Souveränität in alltäglichen Situationen (sie kennen in der Regel Bus, Bahn, Büro und Umwelt), von Stubenreinheit und problemlosem Alleinbleiben. »Wir möchten Menschen dafür sensibilisieren, sich die Zeit zu nehmen, ältere Hunde kennenzulernen. Und vielleicht entscheiden sie sich am Ende bewusst für einen Senior«, hofft Marion Schmelzing. Wie notwendig eine Organisation wie die »Grauen Schnauzen« ist, kann Sigrid Hader-Popp Tag für Tag erleben. Mit rund 30 Notfällen täglich wird die 57-Jährige konfrontiert. »Als ich 2002 bei den ›Grauen Schnauzen‹ einstieg, hatte ich zwei Gründe. Zum einen wollte ich etwas für den Tierschutz tun, zum anderen wollte ich meinem Respekt vor dem Alter Ausdruck geben. Kein Lebewesen sollte, wenn es älter wird, wie altes Eisen behandelt werden – Tiere inbegriffen!« Die Schulpsychologin aus Fensdorf ist überzeugt: »Der Wert eines Lebewesens besteht unabhängig vom Alter.«


Impressum sechs+sechzig · 11. Jahrgang · Ausgabe 3/2010

EHRENAMT

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sechs+sechzig Magazin für selbstbewusste ältere Menschen Jahrgang 11 / September 2010 Herausgeber: Seniorenmagazin sechs+sechzig – Verein zur Förderung des Dialogs der Generationen e.V. Burgschmietstr. 37, 90419 Nürnberg Telefon 0911 / 37 77 661 Fax 0911 / 37 77 662 e-mail: info@sechs-und-sechzig.de Internet: www.sechs-und-sechzig.de Spenden sind steuerlich absetzbar: HypoVereinsbank Nürnberg, Konto 373 54 43, BLZ 760 200 70. Produktion: Intergenerationes – Gesellschaft zur Förderung des Dialogs der Generationen mbH Burgschmietstr. 37, 90419 Nürnberg Telefon 0911 / 37 77 272 Fax 0911 / 37 77 662 Redaktion: Petra Nossek-Bock (verantwortlich), Elke Graßer-Reitzner, Rainer Büschel, Georg Klietz Autoren: Günter Dehn, Ute Fürböter, Angela Giese, Herbert Heinzelmann, Karin Jungkunz, Brigitte Lemberger, Horst Mayer, Annika Peißker, Melita Tilley, Peter Viebig, Lisa Wilz Fotos: Mile Cindric, Michael Matejka, Roland Fengler Illustrationen: Sebastian Haug, Christian Schertl Titel: Pascal Rabaté Gestaltung: www.gillitzer.net Koordination: Georg Hopfengärtner Fachliche Beratung: Seniorenamt Nürnberg, Ilona Porsch Druck: Verlag Nürnberger Presse Druckhaus Nürnberg GmbH & Co. Auflage: ca. 223.000 Anzeigenannahme und -betreuung: • Ingrid Ullmann (Print und Online), Tel.+Fax 0911 / 40 64 99

Scheidungsopfer Ben fand bei Pater Roland Hinzer ein neues Zuhause.

Auch wenn ein älterer Hund normalerweise gelassener und verträglicher ist, warnt Sigrid Hader-Popp vor zu viel Euphorie. »Man darf die gesundheitlichen Probleme nicht vergessen und die im Fall des Falles drohenden Tierarztkosten«, gibt sie zu bedenken. Für graue Schnauzen, so hat die Psychologin beobachtet, gibt es drei Gruppen von Interessenten. »Familien entscheiden sich oft für ältere Hunde, weil sie die Flegeljahre schon hinter sich haben. Wo kleine Kinder sind, werden sie ebenfalls bevorzugt. Dazu kommen jene Menschen, die einen ruhigeren Hund brauchen und aus diesem Grund einem älteren Tier eine Chance geben.« Fazit: Alte Leute sind in erster Linie nicht an alten Hunden interessiert. Hader-Popp findet das schade, denn: »Sie könnten ein supergutes Team werden!« Menschliche Altersgrenze? »Keine! Vorausgesetzt, die Lebensumstände passen. Es ist immer ein Wagnis.« »Nur wir Menschen können schlecht Abschied nehmen. Und nur wir haben Angst vor dem Tod«, sagt Dina Schmid. Selbst wenn einem geretteten Hund nur noch ein Jahr Leben in neuer Umgebung vergönnt sei, dann sei das wenigstens ein Jahr lang ein gutes Leben. Die 47-jährige Bambergerin Schmid übernimmt innerhalb der Initiative die Vor- und Nachkontrollen und ist Ansprechpartnerin für Bamberg und Umgebung. Ghismo heißt Dina Schmids

eigener großer alter Vierbeiner. Der Hund ist schon zehn. Schmid räumt ein: »Abschied tut immer weh. Trotzdem: Wir Menschen sind nicht das Maß aller Dinge!« Wenn Menschen sich trennen, dann muss häufig ein Tier darunter leiden. So erging es auch Ben, dessen Herrchen und Frauchen getrennte Wege gingen. Der Golden Retriever passte nicht mehr in das Leben seiner Besitzer. Seit einem Jahr hat aber auch diese »graue Schnauze« ein neues Zuhause gefunden, in dem es ihm wieder richtig gut geht. Ben lebt jetzt bei Pater Roland Hinzer, Rossos ehemaligem Herrchen. Ute Fürböter Fotos: Mile Cindric

I N F O R M AT I O N Initiative »Graue Schnauzen«, Wacholderweg 4, 96149 Breitengüßbach Telefon: (0 95 44) 98 29 94 www.graue-schnauzen.de Spendenkonto: Fonds »Graue Schnauzen«, Raiffeisenbank Stegaurach, BLZ: 770 651 41, Kontonummer: 10 36 59

• Elfi Limpert Mobil: 0170/3 26 62 73 limpert@intergenerationes.de • Carmen Porzelt Tel. 0911 / 500718, Fax 0911 / 5009642 Mobil 0179 / 5263002, mail@porzelt.org Anzeigen-Dateien an: 66@gillitzer.net Derzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 14 Verantwortlich für den Inhalt der Anzeigen: Wolfgang Gillitzer Das nächste sechs+sechzig erscheint am 10.12.2010, Anzeigenschluss 12.11.2010. Schirmfrauen: Helene Jungkunz, Ingrid Mielenz, Ursula Wolfring (†) Die vorliegende Ausgabe von sechs+sechzig erscheint mit freundlicher Unterstützung durch:


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MAGAZIN

Dramatischer Unfall diente als Vorlage für einen Polizeifilm Es kommt selten vor, dass die Polizei einen Film dreht. Wenn aber doch, dann muss ein besonderer Fall vorliegen, so wie bei Maria Sichler: Vor sechs Jahren wurde die damals 64-Jährige als Fußgängerin von einer Autofahrerin – trotz grüner Fußgängerampel – erfasst und schwer verletzt. Ihr Enkel Daniel, der beim Unfall dabei war, konnte sie nicht mehr rechtzeitig warnen. Noch heute quälen ihn die Bilder vom Unfall seiner Oma. Wenig einsichtig zeigte sich die Autofahrerin, die Maria Sichler noch einige Zeit später Vorwürfe machte, dass sie die Polizei gerufen und ihr damit Schwierigkeiten bereitet habe. Das Unfallopfer hatte aber gar keine Chance, die Ordnungshüter zu rufen, da es nach der Kollision das Bewusstsein verloren hatte. Bernhard Funk, Verkehrserzieher der Nürnberger Polizei und Drehbuchautor, hat über den Fall von Maria Sichler den Film »…und Daniel war dabei. Ein Seniorenunfall« gedreht. Der 15-minütige Streifen wird bei Veranstaltungen der Verkehrspolizei gezeigt. Infos: Verkehrspolizeiinspektion Nürnberg, Tel. 0911 / 65 83 14 50.

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Wissenschaft sucht fleißige Sparer

Schweizer Stiftung fördert Kreativität

Warum sparen manche Mensche und andere verprassen ihr Geld? Sind die Zinsen, die man für sein Erspartes bekommt, das entscheidende rationale Motiv? Wissenschaftler am Institut für Psychogerontologie (IPG) der Universität Erlangen-Nürnberg und am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gehen diesen Fragen nach und suchen noch bis Ende Oktober Menschen, die ihnen Rede und Antwort stehen. Dabei möchten die Wissenschaftler unter anderem klären, wie sich der Umgang mit Unsicherheit und Zukunftsrisiken im Laufe des Lebens verändert und in welcher Weise sich dies auf das Sparverhalten auswirkt. Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, wollen die Forscher möglichst viele Menschen für repräsentative Aussagen gewinnen. Wer an der Studie teilnehmen möchte, kann sich im Internet informieren oder sich direkt an die Psychogerontologie in Erlangen wenden. Informationen: www.gerotest.de Prof. Frieder Lang, Tel. 09131/85 26-526 oder Bernd Rager, Tel. -556

Häufig wird Kreativität mit Jugendlichkeit gleichgesetzt. Genau das Gegenteil hat die Schweizer Stiftung »Kreatives Alter« im Sinn. Der Züricher Bankier Hans Vontobel hat die Stiftung vor 20 Jahren ins Leben gerufen. Der inzwischen 90-Jährige zeichnet Menschen aus, die älter als 65 Jahre sind und in den Bereichen Literatur, Musik, Wissenschaft und Theater Ungewöhnliches leisten. Wer in der dritten Lebensphase noch schöpferisch tätig und voller Schaffensdrang ist, kann sich bewerben. Teilnahmeberechtigt sind alle Menschen ab 65 Jahren. Einsendeschluss ist der 30. April 2011. Unterlagen können bestellt werden bei der Stiftung Kreatives Alter, Postfach 2999 , CH-8022 Zürich oder im Internet unter www.stiftung-kreatives-alter.ch Bewerbungsformulare für den Schreibwettbewerb Ü70, der sich an die Jahrgänge 1940 und älter wendet, können bei der Literaturagentur Hermes Baby, Wagnergasse 6, CH-8008 Zürich oder im Internet: www.hermesbayb.ch angefordert werden.


MAGAZIN

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Informationen über Epilepsie im Alter

Kartenverkauf für die Weihnachtsgala

Manchmal spielt der Körper nicht so mit, wie wir uns das vorstellen. Schwierig ist der Umgang damit vor allem dann, wenn das Gehirn betroffen ist, wie etwa bei der EpilepsieErkrankung. Die Krankheit mit ihren unterschiedlichen Ausprägungen kann jeden Menschen treffen, unabhängig vom Alter. Die meisten Arten der Epilepsie können heute so behandelt werden, dass die Mehrzahl der Betroffenen danach anfallsfrei ist. Die »Gemeinschaftsinitiative Epilepsie« will darüber aufklären. Die Initiative organisiert deshalb die kostenlose Informationsveranstaltung »Epilepsie ab 60 … und wie man damit lebt«. 5. Oktober 2010, Saal der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche, Allersbergerstr. 116, Nürnberg, 18–21 Uhr

Kurz vor Weihnachten lädt das Seniorenamt der Stadt Nürnberg zu seiner beliebten Weihnachtsgala am 16. und 17. Dezember in den großen Saal der Meistersingerhalle ein. Im Mittelpunkt der Gala steht der Sänger Marc Marshall, der Lieder aus seinem Album »Nimm dir Zeit« präsentieren wird. Ebenfalls sehens- und hörenswert sind die lyrische Sopranistin Mercedes Guerrero und das Kontrabass-Quartett der Hochschule für Musik. Wer bei der Gala dabei sein will, sollte sich rechtzeitig Karten besorgen. Die gibt es ab dem 9. November 2010 im Seniorentreff Bleiweiß, Hintere Bleiweißstraße 15, 8 bis 15 Uhr. Kartenreservierungen werden nicht angenommen. Informationen beim Nürnberger Seniorenamt: 0911/231 66 55

GesundheitsPark lockt auf der Consumenta

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Ticket gilt au

Am 24. Oktober startet wieder die Consumenta (bis 1. November), bei der sich Verbraucher in elf Hallen über Konsumartikel informieren können. In Halle 6 gibt es einen GesundheitsPark, in dem die Messebesucher kostenlos beraten werden, Ernährungstipps erhalten oder einen Gesundheitscheck durchführen können. Am großen Stand des Klinikums Nürnberg erhält der Besucher interessante Einblicke in modernste Medizin- und OP-Technik und Behandlungsmethoden. Im täglichen Wechsel stellen sich verschiedene Fachbereiche des Klinikums vor. Dazu halten Experten zahlreiche Vorträge, die sich unter anderem mit den Themen Brustkrebs, Nuklearmedizin, Gedächtnisprobleme im Alter, Inkontinenz oder der sogenannten Schaufensterkrankheit befassen. Daneben sind die Bezirkskliniken Mittelfranken mit ihren Einrichtungen und Fachbereichen, aber auch die Diakonie Neuendettelsau und das Bayerische Umwelt- und Gesundheitsministerium und viele weitere Aussteller aus dem Gesundheitsbereich vertreten. Consumenta, NürnbergMesse, 24.10. bis 1.11.2010, täglich von 9.30 bis 18 Uhr

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Die Bahn macht mobil. Seit 175 Jahren.


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Alt werden, wo andere Urlaub machen Für ein ungewöhnliches Modellprojekt in Pottenstein werden Mitstreiter gesucht

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andauf, landab entstehen neue Wohnzentren für Ältere und Mehrgenerationen-Häuser. Der Markt für neue Projekte wächst schnell. Denn jüngste Demographie-Prognosen haben gezeigt: Deutschland altert schneller als erwartet. Im Herzen der Tourismusregion Fränkische Schweiz, wo andere Urlaub machen, ist ein Pilotprojekt der besonderen Art in Planung: Keine Zimmer oder Appartements, sondern eine veritable Siedlung mit 48 Häusern für ältere Menschen wird vorbereitet. Der Blick schweift weit über das grüne Tal: Ist es vorstellbar, das eigene Leben zu verändern, einen Neuanfang im Herzen der Fränkischen Schweiz zu wagen – und das im dritten Lebensabschnitt? Durchaus: Auf Menschen, die sich genau das wünschen, ist das Modellprojekt »Lindenhöfe Elbersberg« eingestellt. Vertriebsleiterin Daje Saadhoff erklärt das Motto: »Umdenken und vorsorgen, bevor andere über mein Leben bestimmen.« Viele gute Gründe Die Paare und Einzelinteressenten, die in Elbersberg – einem Ortsteil von Pottenstein – vorbeikommen, beschreibt Vermarkterin Saadhoff allesamt als aktive Zeitgenossen, mit Lust am Erleben. Ob sie nun 55, 65 oder 80 Jahre alt sind: Sie haben Gründe, für die nächsten Jahre und Jahrzehnte ein anderes Umfeld zu suchen. Den einen sind Haus und Hof zu groß geworden, seitdem die Kinder aus dem Haus sind, die Pflege ist kaum noch zu bewältigen. Bei anderen ist der Partner verstorben, nach der Trauerarbeit zieht die Einsamkeit ins Eigenheim ein. Saadhoff: »Viele halten das nicht aus, sie kommen allein nicht zurecht.« So wollen sie nicht weiterleben, der Mensch braucht Gesellschaft, aber auch Privatsphäre und Eigenständigkeit. Anfragen kommen ebenso von Menschen ab 50, die von einer Wohngemeinschaft mit Freunden träumen. Was alle vereint: Ein Leben in einem Zimmerchen im Seniorenheim erscheint ihnen vollkommen unvorstellbar. Wer jahrzehntelang großzügigen Platz mit etwas Grün drum herum genoss, hat Angst zu verkümmern in einem einzigen privaten Raum. Für die Bedürfnisse dieser Gruppe von Senioren und Behinderten will der Träger Lindenhöfe GmbH »Oma ihr klein Häuschen« bauen lassen – barrierefrei und rollstuhlgerecht, wie das gesamte Areal. Wohngemeinschaften für Ältere gibt es

In Pottenstein sollen nach dem Wunsch von Vertriebsleiterin Daje Saadhoff 48 »Zukunftshäuser« für Senioren entstehen.

bereits in allen Schattierungen. Bayernweit sind es 120 ambulant betreute WGs. Oder Projekte mit Appartements für Menschen, die mehr Privatheit brauchen. Ein Beispiel dafür sind die drei Häuser der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (wbg) in der Dresdner Straße in Nürnberg. In die Siedlung am Nordostbahnhof sind Mieter der Zielgruppe ab 55 Jahren in insgesamt 41 Wohnungen eingezogen. Eine Mietvariante hält auch das Vorhaben in Pottenstein-Elbersberg bereit, aber eben mit einem Haus pro Partei. Auf 20.000 Quadratmetern sollen dort 48 »Zukunftshäuser für Senioren« entstehen. Das Kleinste hat 59 Quadratmeter, das Größte 93, umgeben von einer Parkanlage. Das Besondere ist nicht nur die Größe des Pilotprojektes. »In ganz Deutschland einzigartig«, so die Vertriebsleiterin, sei auch die Anordnung der Häuser: Jeweils vier bis sechs von ihnen

gruppieren sich um einen begrünten Innenhof. Diese Anregung hat die Vertriebsleiterin aus ihrer früheren Heimat im hohen Norden mitgebracht, einem Dorf nahe Emden. Die evangelische Kirche betreibt dort zwei kleine Seniorenhäuser, über Eck angeordnet. Saadhoff: »Den Bewohnern war es wichtig zu wissen: Wenn bis neun Uhr die Jalousien nicht oben waren, guckt jemand nach, was los ist. Es kann ja immer mal etwas passieren.« Die Idee in der Fränkischen Schweiz knüpft daran an, über die Höfe Gemeinschaft zu erzeugen, Sicherheit und Fürsorge. Ein »Kümmerer« ist stets zur Stelle Für die Betreuung ist eine Hausdame da, die mal einen Tee kocht, zum Amt begleitet oder Blumen im Haus gießt, während die Bewohner im Urlaub sind. Um die Grünanlagen sollen sich Profis kümmern. »Für die


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Gymnastik mit Lisa Wilz Ausreichend Bewegung ist für Körper und Geist gleichermaßen wichtig. Die folgenden Übungen kann man gleich morgens im Bett ausführen. Mein Ratschlag: Lieber ein paar wenige Übungen täglich konzentriert machen, als sich ein zu umfangreiches Trainingsprogramm vorzunehmen, das man oftmals nicht einhalten kann.

Gebaut wird die Siedlung in idyllischer Lage erst, wenn sich 20 Käufer für die Modellhäuser gefunden haben. Grundversorgung ist stets ein Kümmerer da«, sagt Kauffrau Saadhoff, die seit 15 Jahren als Maklerin tätig ist. Während dieser Service pauschal abgegolten ist, wird anderes, etwa der Fahrdienst oder individuelle Pflege, je nach Bedarf extra abgerechnet, Für Pflegefälle ist die Bayreuther Caritas mit ins Boot genommen worden. Auch in Pflegestufe drei könne man hier leben. Hier ist immer was los Selbst für Akutfälle ist Hilfe nah: Das Krankenhaus liegt nur acht Kilometer entfernt. Obwohl auf dem Land, sagt Vermarkterin Saadhoff, abgehängt brauche sich hier niemand fühlen. Zumal die Gemeinde Pottenstein »äußerst lebendig« sei und jede Menge Veranstaltungen biete. Quasi jedes Wochenende stehen Aktivitäten auf dem Programm, von Ausflügen über Konzerte in der nahen Teufelshöhle bis Tanz. Bei der Bürgerversammlung im Januar hatte ein Teilnehmer vorgeschlagen: »Ein Dorfladen muss her.« Saadhoff hält das als Ergänzung zu Bäcker und Metzger, die ihre Waren regelmäßig auf Rädern bringen, für eine sinnvolle Idee. In der Scheune des Anwesens sollen Gemeinschaftsräume eingerichtet werden, für Arztsprechstunden, zum Kochen und Feste feiern. Doch abgesehen von der Scheune steht noch nichts auf dem riesigen Gelände. Das erschwert die Vermarktung. Die Bagger, sagt Saadhoff, werden erst anrollen, wenn sich

die Zahl der vorgemerkten Käufer auf 20 verdoppelt. Regionale Firmen würden dann die drei Häuser-Höfe auf die Wiese bauen. »Vorher fangen wir nicht an. Wir wollen keine Dauerbaustelle.« Zusätzlich zur vorgeschriebenen Eigentümerversammlung als Entscheidungsgremium tritt ein Beirat aus den Bewohnern, auch als Bindeglied zur Gemeinde. Dann wäre da noch die Kostenfrage: Je nach Größe zwischen 170.000 und 236.000 Euro kostet ein Haus samt Erschließungskosten und Photovoltaik-Anlage, die Miete beginnt bei 619 Euro. Dazu kommen Nebenkosten plus Betreuungspauschale von 130 Euro für eine Einzelperson und 80 Euro für den Partner. Daje Saadhoff ist sich sicher: »Das ist allemal günstiger als in einem Seniorenwohnheim zu leben. Und dort hat der Bewohner nur ein einziges Privatzimmer.« Angela Giese Foto: Michael Matejka

I N F O R M AT I O N Kontakt: Daje Saadhof Telefon: 09192 / 99 65-56 Fax: 09192 / 99 65-57 www.lindenhoefe.de E-Mail: info@lindenhoefe.de

Sie liegen entspannt auf dem Rücken. Nehmen Sie sich Zeit, tief ein- und auszuatmen. Beugen Sie das linke Bein und umgreifen Sie mit beiden Händen den Unterschenkel. Versuchen Sie, beim Ausatmen das Knie zur Brust zu ziehen. Das rechte Bein bleibt gestreckt und entspannt liegen. In dieser Haltung atmen Sie tief weiter und führen bei jedem Ausatmen das linke Knie näher zur Brust. Anschließend legen Sie das Bein wieder auf die Matratze. Bei dieser Übung verbessert sich Ihre Hüftbeweglichkeit, außerdem spüren Sie eine Dehnung der Gesäßund Oberschenkelmuskulatur. Diesen Ablauf führen Sie mit dem rechten Bein genauso aus. Wichtig ist es, sich für diese Übung Zeit zu nehmen und bewusst und tief zu atmen. Für die nächste Übung, die den Rücken entspannt und durchblutet, bleiben Sie zunächst ebenfalls auf dem Rücken liegen. Umgreifen Sie mit beiden Händen Ihre gebeugten Beine. Es ist nicht ganz einfach, auch jetzt die Knie soweit wie möglich zur Brust zu führen. Bleiben Sie einige Sekunden in dieser Stellung, Sie werden ein angenehmes Gefühl der Dehnung über Ihre Wirbelsäule spüren. Atmen Sie gleichmäßig tief und wippen Sie ein wenig seitlich nach links und rechts. So festigen Sie auch Ihre Bauchmuskulatur. Probieren Sie dieses Training so lange, wie es Ihnen Freude bereitet. Sie werden sich, wenn Sie aufstehen, leicht und locker fühlen und dieses gute Gefühl mit in den Tag nehmen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Training. Ihre Lisa Wilz Lisa Wilz, Jahrgang 1941, ist Diplom-Sportlehrerin und leitet seit 1977 die Gymnastikkurse »Älter werden, fit bleiben« an der Volkshochschule Feldkirchen. Zuvor war die gebürtige Wienerin, die in ihrer Heimatstadt Sport studiert hat, als Lehrerin an Schulen in Würzburg, München und Feldkirchen tätig. Ebenso hat sie als Dozentin an der Sportschule Wien gearbeitet.


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Hier gibt es günstigen Wohnraum Die großen Baugesellschaften der Metropolregion reagieren auf den demografischen Wandel

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o kann ich gut und günstig wohnen, wenn ich einmal alt bin? Ein Wohnstift oder ein Heim ist für viele Ältere unerschwinglich und oft auch unattraktiv. Die meisten Menschen möchten, so lange es geht, in ihrer eigenen Wohnung bleiben. Die großen kirchlichen und kommunalen Wohnungsbaugesellschaften haben es sich zum Ziel gesetzt, seniorengerechten Wohnraum für Leute mit schmalerem Geldbeutel zu schaffen. Peter-Stephan Englert hat genaue Vorstellungen davon, was Frauen und Männer im Alter benötigen, um sich in ihrer Wohnung und ihrem Viertel wohl zu fühlen. Der Geschäftsführer des St. Gundekar-Werks ist verantwortlich für eine der größten sozialen Wohnungsbaugesellschaften Mittelfrankens und verwaltet den Wohnungsbestand der katholischen Kirche in der Diözese Eichstätt. 22 Senioren-Wohnanlagen, meist südlich von Nürnberg gelegen, zählen zu Englerts Zuständigkeitsbereich. Hinzu kommt eine Reihe von Siedlungen aus den Nachkriegs-

gute Grundrisse. Doch bei den Architekten jahrzehnten. Nun gilt es, zumindest Teile war damals eine Eingangslösung beliebt, davon fit zu machen für die Bedürfnisse die einige Stufen bis zur Haustür vorsieht. einer immer älter werdenden Gesellschaft. »Deswegen geht es nicht überall, barrierefrei Gemeinsam mit Ingeborg Müller, Leiterin umzubauen«, bedauert Englert. Durch diese der Wohnungsverwaltung des St. GundekarGestaltungsform konnte man damals den Werks, setzt Geschäftsführer Englert auf eiKeller höher legen und für eine Belüftungsnen moderaten Modernisierungskurs. Denn möglichkeit sorgen. bislang ist ein Teil des Wohnungs-Angebots Wbg-Geschäftsführer Thyroff für Menschen mit geringen hat sich zum Ziel gesetzt, Alterseinkünften er»Die Senioren sind anschwinglich. Das soll nach spruchsvoller geworden.« bis zum Jahr 2020 zwanzig Prozent des städtischen dem Willen von Englert Bestandes energetisch und auch langfristig so bleiben. altengerecht zu sanieren. Wo ein Umbau Günstige Mietpreise um die 4,50 Euro pro nicht in Frage kommt, wird ein Abriss Quadratmeter sind allerdings nur außerhalb erwogen wie am Nordostbahnhof an der der städtischen Zentren möglich. »Aber es Plauener Strasse. Im Jahr 2011 sollen dort gibt sie, und gar nicht so wenige«, versichert neue Wohnungen entstehen, der städteVerwaltungsleiterin Müller. bauliche Wettbewerb ist ausgeschrieben. Ein Weg, dem Bedarf stärker entgegenDie wbg verfügt ebenfalls über Objekte, bei zukommen, ist der Umbau von kleinen denen der Mietpreis um die fünf Euro pro Einzimmer-Wohnungen zu barrierearmen Quadratmeter liegt. Doch die Sanierung Zweizimmer-Wohnungen. Immer mehr wird mindestens ebenso teuer wie ein NeuMenschen möchten in ganz normalen bau, befürchtet Thyroff. Es sei daher »eine Mietwohnungen alt werden, sagt Englert. Hauptherausforderung, Geschäftsmodelle zu Diese Ansicht teilt auch Frank Thyroff, Geentwickeln, die trotzdem zu einem bezahlschäftsführer der Nürnberger baren Preis führen«. Wohnungsbaugesellschaft wbg, einem weiteren großen Kleeblattförmiges Schaubild Wohnungsunternehmen Daran will der 52-Jährige künftig verstärkt für Frauen und Männer mit arbeiten und hat schon einmal einen Plan kleinem und mittlerem Hausentworfen. Auf dem kleeblattförmigen haltsbudget. Die wbg steht Schaubild ist zu sehen, wie das Zusamvor ähnlichen Problemen wie menspiel von altengerechtem Wohnobjekt, ihre Mitbewerber, etwa das technischen Hilfsmitteln, Dienstleistungen Evangelische Siedlungswerk und Ausstattung des Viertels zu einem (ESW), der dritte große AnGenerationen-Wohnmodell führt. Dass Sebieter auf dem Markt. nioren anspruchsvoller geworden sind und Während sich das kathoaußerdem zunehmend zu zweit alt werden, lische St. Gundekar-Werk haben alle Wohnungsbaugesellschaften auf den Weg gemacht hat, längst erkannt. seinen Bestand anzupassen, So decken sich Thyroffs Vorstellungen in stehen die beiden anderen vielen Punkten mit denen von Peter-Stephan Gesellschaften mit dieser Englert. Der Geschäftsführer von St. GundeAufgabe noch am Anfang. kar ist immer wieder mit seiner langjährigen Der ESW-Geschäftsführer Mitarbeiterin Ingeborg Müller unterwegs, Hannes B. Erhardt rechnet um auf Wunsch des jeweiligen örtlichen damit, dass er in drei bis fünf katholischen Pfarrers ein Objekt zu begutJahren neue Wohnungen für achten. Dabei wird auch die Umgebung mit ältere Mieter anbieten kann. betrachtet. »Häufig fehlt es an EinkaufsmögDaneben spielt die altengelichkeiten, und die Verkehrsanbindung ist rechte Sanierung bestehenschlecht«, bemängelt Englert. Das seien aber der Wohnungen ebenfalls Voraussetzungen, um aus einer Immobieine große Rolle. lie eine für Senioren taugliche Anlage zu Das Erscheinungsbild der machen. Deswegen rät er nicht selten von Wohnanlagen aller Betreiber solchen Vorhaben ab. Das St. Gundekar-Werk verwaltet den Wohnungsbestand ähnelt sich. Was in den 60er Gerade auf dem Land sind die Vorbehalte der Diözese Eichstätt. Darunter befinden sich auch zahlund 70er Jahren hochgegegen Altenheime größer als in der Stadt: reiche Wohnungen für Ältere, wie hier in Nürnberg. zogen wurde, hat meistens


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Das Modellprojekt WAL wird von vielen Seiten mit Interesse beobachtet. oberbürgermeister Ulrich Maly und Politikerin Renate Schmidt (5. von links) informierten sich zum Start bei den Bewohnern. Der Familienverbund sei oft sehr eng, und die Angehörigen wollten sich nicht dem Vorwurf aussetzen, sie würden ihre Großeltern abschieben. Deswegen werden die Wohnanlagen manchmal eher zögerlich angenommen. »Auf dem Land sind die Bewohner unsere besten Werbeträger«, weiß Wohnungsvermittlerin Müller. Diese können darüber berichten, dass Begegnungszonen in den Wohnanlagen und Gemeinschaftsräume der Vereinzelung entgegenwirken. Bei den Wohnanlagen in Roth und Hilpoltstein sei dies besonders gut gelungen, findet Müller. Überschüsse werden reinvestiert In den Städten ist die Nachfrage nach preiswerten, altengerechten Wohnungen groß. Gerade baut St. Gundekar eine Anlage in Ingolstadt. Ebenso in Nürnberger Stadtrandgebieten. Geschäftsführer Englert ist ein überzeugter Vertreter der kirchlichen Wohnungswirtschaft und freut sich, dass Überschüsse nicht abgeschöpft werden, sondern in Investitionen münden. Man müsse im Übrigen nicht katholisch sein, um bei St. Gundekar eine Wohnung zu erhalten, versichert Englert. In Zukunft wollen die genannten Wohnungsbaugesellschaften (einschließlich der katholischen Joseph–Stif-

tung, einer Schwesterorganisation des St. Gundekar-Werkes der Erzdiözese Bamberg) stärker zusammenwirken, signalisieren die Entscheidungsträger. Sie können sich etwa vorstellen, Sozialstationen gemeinsam zu errichten oder bereits bestehende den Mietern aller Anbieter zu öffnen. Wbg-Chef Thyroff sieht darin ohnehin eine große Chance. Er plant, mit Sonderkonditionen für die Mieter eine weitere Variante zwischen Heim, Betreutem Wohnen und individueller Versorgung zu schaffen. Neue Wohnformen sind gefragt Das städtische Unternehmen hat bereits 1992 eine große Wohnanlage für »Betreutes Wohnen« in Langwasser eingeweiht. Sie ist meist voll belegt. Doch häufig ziehen die Menschen erst ein, wenn sie eigentlich schon zu gebrechlich dafür seien, bedauert wbg-Sprecher Dieter Barth. Er glaubt, dass der Markt für diese Wohnform zumindest in Nürnberg gesättigt ist. »Der Trend geht entweder dahin, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu bleiben oder zu neuen Wohnformen«, bestätigt auch er. Und mit neuen Formen hat die Wbg schon Erfahrungen gesammelt. Ob WAL (Wohnen in allen Lebensphasen) oder die Alten-WG Olga: Mangelnde Experi-

mentierfreude kann man den städtischen Wohnungsbauern nicht nachsagen. Die Mehrzahl der rund 18.000 Wohnungen im wbg-Bestand werden aber konventionell genutzt, selbst wenn ein Drittel der Bewohner schon heute älter als 60 Jahre ist. Auf alternative Wohnformen wollte sich das ESW in Fürth einstellen. Dort hatte das evangelische Werk 300 Wohnungen gekauft mit dem Ziel, diese altengerecht zu entwickeln. Ein Betreiber sollte ein Mehrgenerationen-Wohnhaus errichten, bekam aber kalte Füße wegen der großen – auch finanziellen – Verantwortung und nahm Abstand. Auch für das ESW gilt in Zukunft: »Kein betreutes Luxuswohnen, sondern bezahlbare Seniorenappartements.« Nach der ESW-Vorstellung sollte dieses Konzept einmal so selbstverständlich werden wie heute die Studenten-Appartements. Petra Nossek-Bock Fotos: Roland Fengler; Michael Matejka


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Heime haben ein Herz für Hobbies Musikfreunde kommen gleichermaßen auf ihre Kosten wie Fußballfans

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ltenheime, Pflegezentren und Seniorenwohnstifte hatten lange Zeit nicht den besten Ruf. Langweilig sei es dort, man sitze nur herum, warte auf die nächste Mahlzeit, und geistig verkümmere man sowieso, hieß es oft. Doch weit gefehlt! In den vergangenen zehn Jahren haben Senioreneinrichtungen einen enormen Wandel erlebt. Heutzutage sprechen sie ihre Bewohner ganzheitlich an, bieten ihnen Sportkurse, Kulturabende, Ausflüge und Vortragsreihen. Ein Blick in einige Einrichtungen der Region beweist, wie umfangreich und originell das Freizeitangebot inzwischen ist. Allein in Nürnberg gibt es derzeit etwa 100 Alten- und Pflegeheime. Zählt man Wohnstifte, Seniorenwohnanlagen, Betreutes Wohnen und Kurzzeitpflege dazu, kommt man auf fast 200 Häuser. Schon diese Konkurrenzsituation erklärt, warum sich Altenheime heute ganz anders darstellen als noch vor ein paar Jahren. »Sie müssen inzwischen wirtschaftlich arbeiten«, sagt Diplom-Sozialpädagogin Veronika Spreng von der Informations- und Beratungsstelle des Seniorenamtes Nürnberg. So sind in den vergangenen Jahren nahezu alle Häuser renoviert worden. Sechs-Bett-Pflegezimmer und Etagenbäder gehören der Vergangenheit an. Heute trifft man auf Einzel- und Doppelzimmer, farbenfrohes Mobiliar, gemütliche Sitzecken, schön angelegte Gärten. Und eben auf jede Menge Freizeitangebote. »Bei fast allen Einrichtungen gehören jahreszeitliche Feste, Vortragsreihen und Musiknachmittage zum Programm«, weiß Spreng. Auch eine Änderung in der Pflegeversicherung vor zwei Jahren hat ihr Übriges getan: Seither stehen demenzkranken Menschen monatlich bis zu 200 Euro für zusätzliche Betreuungsleistungen zu. Die Heime zahlen mit diesem Geld Betreuungsassistenten, die in speziellen Kursen mit den Betroffenen singen, backen, malen oder basteln. Man sieht: Gedächtnistrainings, Beschäftigungstherapie und Sturzprävention sind vielfach zum Standard in Senioreneinrichtungen geworden. Darüber hinaus versuchen viele, sich mit einem eigenen Profil von der Konkurrenz abzusetzen. Veronika Spreng vom Seniorenamt Nürnberg hat ein Credo: »Heutzutage gibt es keine schlechten Einrichtungen mehr, sondern nur den falschen Senior im falschen Haus.« Deshalb hält sie eine ausführliche Beratung für das A und O, bevor jemand in ein Pflegeheim oder ein Wohnstift einzieht. Man müs-

se die Biografie des Einzelnen betrachten und herausfinden, worauf er Wert legt, sagt Spreng. Denn inzwischen ist die Auswahl an sozialen und kulturellen Angeboten und an speziellen Profilen so groß, dass jeder ältere Mensch die für ihn geeignete Einrichtung finden kann – wobei die Freizeitgestaltung nur eines von vielen Kriterien ist. Die folgenden vier Beispiele zeigen, wie groß das Spektrum mittlerweile ist.

Beispiel 1: Konzerte Die Leiterin des Wohnstifts Rathsberg in Erlangen hat ein hehres Ziel: »Unser Kulturprogramm soll eine Bereicherung fürs Erlanger Kulturleben sein«, sagt Karin Thäter. Die Voraussetzungen dafür sind in ihrer Einrichtung gegeben: In dem Haus an der Rathsberger Straße, das 420 Frauen und Männern und 65 Pflegebedürftigen Platz bietet, befindet sich ein voll ausgestatteter Konzertsaal inklusive moderner Licht- und Tontechnik und Künstlergarderoben. In den vergangenen Jahren lauschten die Bewohner hier schon namhaften Künstlern wie Justus Frantz und Will Quadflieg. Im September sind die Nürnberger Philharmoniker zu Gast, im Oktober spielt die Camerata Bamberg »Perlen des Barock«. Alle Konzerte sind öffentlich. An Tagen, an denen der Saal mit knapp 400 Plätzen voll besetzt ist, kommt etwa die Hälfte der Besucher von außerhalb des Hauses. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 19 Uhr, selten dauern sie länger als eine

Steht allen Bewohnern kostenlos zur Verfügung und wird eifrig genutzt: Das Sportzentrum im Vitalis.

Stunde. »Unsere Bewohner sollen die Musik ja genießen und sich nicht beim langen Sitzen quälen«, sagt Bianca Seidl, die Kulturreferentin des Wohnstifts. Wer sich nicht danach fühlt, im Konzertsaal zu sitzen, dem überträgt eine Kamera die Veranstaltungen auf den eigenen Fernseher. Rund 30.000 Euro umfasst der Kulturetat des Wohnstifts. Das Geld spenden die Bewohner; der Besuch der Konzerte ist kostenlos. Wofür das Geld ausgegeben wird – darüber entscheidet Kulturreferentin Seidl zusammen mit vier Hausbewohnern, die dem extra gegründeten Verein »Kulturkreis im Wohnstift Rathsberg« angehören. Auch sonst versucht das »Rathsberg«, seine Bewohner so weit wie möglich in die Freizeitgestaltung einzubinden. Wer sich fit genug fühlt, kann selbst Kurse anbieten. Englische Konversation, Kegeln, Schach, Chor – all das leiten die Senioren in Eigenregie. Schließlich wolle man den Bewohnern nicht alles vorsetzen, so Leiterin Thäter, »sondern sie sollen ihre Interessen weiter aktiv verfolgen«.

Beispiel 2: Spiele »Eine Idee kann gar nicht verrückt genug sein, dass man sie nicht probiert.« Das ist das Motto von Michael Rehnen, Leiter des Seniorenzentrums Phoenix an der Fronmüllerstraße in Fürth. Deswegen überraschen er und sein Personal die 130 Bewohner des Altenwohn- und Pflegeheims immer wieder mit neuen Projekten. Über die Wintermonate zum Beispiel haben alle zusammen eine große Modelleisenbahn-Landschaft aufgebaut. Zweimal wöchentlich wurde im Keller gewerkelt, um Bahnhöfe, Wirtshäuser, eine Post und zahlreiche Figuren entstehen zu lassen. Bei den groben Holzarbeiten halfen auch an Demenz erkrankte Männer mit; »die Fertigkeiten dazu besitzen sie ja noch«, betont Rehnen. Für die »Fiddelarbeit« hingegen waren eher die Frauen zuständig. »Jedes einzelne Fensterchen musste ausgebrochen, verfeinert und aufgeklebt werden – da haben die Damen mehr Geschick«, meint der Einrichtungsleiter. Nun steht die acht Meter lange Modelleisenbahn im Erdgeschoss des Hauses und kann von jedem genutzt werden. Für alle fußballbegeisterten Bewohner hat Michael Rehnen gerade ein neues Projekt angeleiert: eine Kooperation mit der Spielvereinigung Greuther Fürth. Seit der neuen Saison steht in der Trolli-Arena


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Eine selbstgebastelte Modelleisenbahnanlage ruft bei älteren Herren Entzücken hervor.

am Laubenweg eine Senioren-Bank – reserviert für Phoenix-Bewohner, die zu jedem Heimspiel mit einem Bus hingebracht und abgeholt werden. Wenn alles klappt, sollen die Kleeblatt-Spieler auch mal zu einem Fest ins Phoenix kommen und mit den älteren Menschen an der Torwand um Punkte kämpfen. »Unser Freizeitprogramm soll so familienund lebensnah wie möglich sein«, sagt der Einrichtungsleiter. Deswegen müssen seine Mitarbeiter auch schon mal in null Komma nix eine Grillparty organisieren, wenn die Stimmung im Haus danach ist. Auch auf Urlaube müssen die Bewohner hier nicht verzichten: Wer möchte, kann eine Zeit lang in einem der 33 anderen Phoenix-Häuser in Deutschland wohnen. Noch wird das Angebot relativ wenig angenommen, gibt Rehnen zu. Doch es habe dazu geführt, dass von sechs Senioren, die im vergangenen Jahr Urlaub an der Donau machten, drei gleich ins dortige Phoenix-Haus dauerhaft eingezogen sind.

Beispiel 3: Sport Früher war die unterste Etage des Nürnberger Wohnstifts Vitalis an der Fahrradstraße nichts weiter als eine Tiefgarage. Heute befindet sich dort ein Gesundheitszentrum mit einem eigenen Fitness-Center. Eveline Bertsch (73) sitzt gerade auf dem FahrradTrainer, später wird sie ein paar Übungen auf dem Trampolin absolvieren. »Ich habe zwar zwei künstliche Knie, aber mein Arzt hat gesagt, es ist gut, wenn mein ganzer Körper mal durchgeschüttelt wird«, sagt Bertsch. Zwei Mal wöchentlich kommt sie herunter ins Gesundheitszentrum. Klara Tröste und Alfred Meyer besuchen es sogar täglich. »Früher war ich eher faul und habe keinen Sport gemacht. Aber er treibt mich an«, sagt Tröste schmunzelnd und blickt auf Alfred. 140 Bewohner zählt das »Vitalis«, etwa 45 kommen an einem durchschnittlichen Vormittag in den Gesundheitsbereich. Bevor sie das erste Mal auf ein Fitness-Gerät

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steigen, werden sie ausführlich beraten. Und wenn sie 100 Stunden Sport absolviert haben, erhalten sie zehn Euro Prämie. »Unser Hauptanliegen ist es, die Gesundheit unserer Senioren zu erhalten«, sagt Kerstin Schmolke, Event-Managerin im »Vitalis«. »Sie sollen möglichst lange aktiv, fit und selbstständig bleiben.« Deswegen sind die Angestellten auch dazu angehalten, die Bewohner immer wieder zu motivieren und ins Gesundheitszentrum mitzunehmen – egal, wo es zwickt oder zwackt. Bei Beschwerden helfen schließlich die zahlreichen weiteren Geräte im Keller: Lymphdrainagen bekämpfen Wasser in den Beinen, eine Rotlichtdusche beugt Depressionen vor und die Magnetfeldtherapie baut Knochen auf und stärkt die Selbstheilungskräfte. Diese Therapiemöglichkeiten und das Fitness-Studio sind in einem großen, offenen Raum zusammengefasst – mit Absicht: »Die Senioren sollen zusammenkommen und in Gesellschaft sein«, erläutert Schmolke. Auch diese Strategie gehört zum Präventionskonzept. Wie aktiv und fit die Bewohner, die in der Vitalis-Sprache »Freunde« heißen, sind, beweisen sie auch auf anderen Ebenen: Der Senioren-Chor singt neben alten Weisen auch Gospel, Rap und Rock’n’Roll-Songs – und hat es so schon zu einem Auftritt beim Nürnberger Bardentreffen im Jahr 2009 gebracht. Bei Tanzpartys im Haus tritt schon mal ein echter Breakdancer auf, und der Eingangsbereich mutiert zur Lounge, in der Cocktails geschlürft werden und Wasserpfeife geraucht wird. Außerdem wird im »Vitalis« zwei Mal wöchentlich Bowling gespielt – allerdings nicht auf einer Kegelbahn, sondern dank einer Spielkonsole virtuell auf einem Fernseher. Als das Haus im vergangenen Jahr eine Meisterschaft austrug, mussten die Angestellten eine herbe Niederlage gegen ihre »Freunde« einstecken.

Beispiel 4: Modenschau Verrückte Projekte und ausgeflippte Partys passen nicht ins Profil des Pflegezentrums Hephata an der Neumeyerstraße im Nürnberger Stadtteil Schafhof. Vielmehr versucht das Haus der Nürnberger Stadtmission, seinen Freizeitangeboten das besondere Etwas zu verleihen – auch dank ehrenamtlicher Arbeit. So musiziert Stefanie GröschelUnterbäumer, Opernsängerin am NürnberFortsetzung bitte umblättern


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Freie Auswahl beim Betreuten Wohnen

D ger Staatstheater, ein Mal wöchentlich mit den Bewohnern. Im vergangenen Dezember lasen Schüler des Willstätter-Gymnasiums russische Literatur vor. Und auch der Gospelchor oder die Kindergartenkinder der umliegenden Gemeinden sind häufig zu Gast. Zwei Mal jährlich lädt das christliche Heim Mode- und Schuhverkäufer für seine Bewohner ein. Anders als in anderen Einrichtungen wird im »Hephata« daraus ein Ganztags-Ereignis: Vormittags können neue Hosen, Mäntel, Schuhe oder Blusen gekauft werden, nachmittags folgt eine Modenschau. Dafür werfen sich einige Bewohnerinnen in Schale: Sie wählen Outfits aus dem Shop aus und präsentieren diese in der Cafeteria. »Das kommt sehr gut an«, weiß Insa van Oterendorp, Leiterin des Sozialdienstes im »Hephata«. »Unsere Models sind ganz stolz, und manche Bewohner kommen nur zur Modenschau in die Cafeteria.« Das »Hephata« versucht außerdem etwas, womit sich einige Häuser noch schwer tun: bettlägerige Senioren in die Gemeinschaft einzubeziehen. Neben Einzeltherapien direkt am Bett, die auch anderswo Standard sind, sollen die älteren Mitbewohner »unbedingt raus an die frische Luft«, so van Oterendorp. Bisher werden bei gemeinsamen Feiern oder Konzerten bis zu fünf Betten dazugeholt. Künftig sollen für die Bettlägerigen dank der zusätzlichen Betreuungsassistentinnen auch kleine Ausflüge in den Garten oder die Teilnahme an Musikstunden möglich sein. Annika Peißker Fotos: Michael Matejka

I N F O R M AT I O N Unter www.senioren.nuernberg.de findet sich ein Verzeichnis mit allen Einrichtungen im Raum Nürnberg. Bei der Entscheidung helfen kann auch die Teilnahme an einer »Rundfahrt zu Einrichtungen der Altenhilfe«, die das Nürnberger Seniorenamt am 10. und 11. November anbietet, Teilnahmegebühr 12 Euro. Außerdem berät Veronika Spreng bei der Wahl eines geeigneten Hauses. Infos und Anmeldung Telefon 0911 / 231 66 57.

as Angebot an Wohnmöglichkeiten für ältere Menschen hat sich über die Jahre hinweg stark verändert. Zu den erprobten Modellen gehört inzwischen das »Betreute Wohnen« mit all seinen unterschiedlichen Konditionen. Allerdings ist die Bezeichnung nicht geschützt, kritisiert der Nürnberger Stadtseniorenrat. Manchmal werde unter dieser Bezeichnung lediglich ein Appartement angepriesen, dazu eine Telefonnummer, unter der man einen möglichen Pflegeanbieter kontaktieren könne. Häufig gehören aber auch umfassende Versorgung- und Betreuungskonzepte zum Haus. Seniorenrats-Vorsitzender Manfed Hau arbeitet deshalb seit langem darauf hin, dass der Begriff »Betreutes Wohnen« gesetzlich definiert wird. 5086 Wohneinheiten in der Kategorie »Betreutes Wohnen« listet eine aktuelle Übersicht der Regierung von Mittelfranken für die Region auf. Der Schwerpunkt liegt dabei in Nürnberg mit 2360 Wohneinheiten von 36 Betreibern, gefolgt vom Landkreis Nürnberger Land mit 494 Einheiten (neun Anbieter) und dem Landkreis Roth mit 492 Einheiten bei 14 Anbietern. Das Magazin sechs+sechzig hat sich in ganz unterschiedlichen Einrichtungen umgehört. Augustinum Roth, Gabriele Böhmerle, zuständig für Beratung und Verträge: »Schon vor 25 Jahren hat es sich das Augustinum Roth zur Aufgabe gemacht, den Menschen auch im Alter ein selbstbestimmtes und selbstständiges Leben zu ermöglichen und die Versorgung dabei so zu integrieren, dass sie rund um die Uhr gewährleistet ist. Insofern ist unser Wohnkonzept, mit dem man auch im Falle schwerster Pflegebedürftigkeit im Appartement bleiben kann, seit 1985 unverändert. Der gesellschaftliche Wandel zeigt sich aber natürlich auch in unserem Haus. Galt man früher schon mit 75 Jahren als alt, so stehen heute selbst 80-Jährige noch auf dem Tennisplatz, sind aktiv und erwarten völlig zu Recht auch ein entsprechendes Angebot. Seleco, Betreiberin von drei Häusern im Modell des »Service-Wohnens für Senioren« in Nürnberg, Frank Tkatzik, Kommunikations-Chef: »Grundsätzlich kann man von einer guten Angebotssituation im Bereich Seniorenwohnen in Nürnberg sprechen. Der Seniorenwohnpark Neulichtenhof von Seleco ist seit mehr als zehn Jahren bestens etabliert und bei den Bewohnern sehr beliebt. Service- und Pflegleistungen erbringt die Diakonie Neuendettelsau. Die Seleco ist Ansprechpartner für Vermietung und Ver-

kauf der mehrheitlich 2-Zimmer-Wohnungen, die immer wieder frei werden. Im HesperidenPark in St. Johannis ist die Pflege in allen Pflegestufen in der eigenen Wohnung ein Merkmal, das gut bei den älteren Menschen ankommt. 24 Stunden täglich ist eigenes Personal im Haus. Die neueste Seleco-Anlage ist der Seepark Mögeldorf. Er wurde vor wenigen Monaten fertiggestellt, liegt direkt am Wöhrder See in Nürnberg. Hier ist noch nicht alles belegt. Die Service- und Pflegeleistungen stellt die Diakonie Mögeldorf sicher. Haus Patricia, Nürnberg, Klothilde Reich, Leiterin: »Nicht immer passt die Form des Betreuten Wohnens, weil die Pflegebedürftigkeit doch eine intensive Betreuung notwendig macht. Generell muss man sagen, dass in Nürnberg das Angebot gut ist. Unser Haus in der Bärenschanzstraße mit 175 Plätzen gehört zu den größeren Einrichtungen. Ich glaube, dass viele Vorurteile gegenüber den Pflegeheimen inzwischen abgebaut wurden und die Beratung gut ist. Allerdings sieht man die Einrichtungen als rüstiger Rentner mit anderen Augen als dann, wenn man pflegebedürftig ist. Früher gab es mehr Altenheime mit Rüstigenbereichen. Heute leiden etwa 80 Prozent der Bewohner an fortgeschrittener Demenz. Wir haben eine beschützende Abteilung. Hierfür ist die Warteliste lang. Bei der Entscheidung, welches Heim das Richtige ist, spielen verschiedene Faktoren wie die Nähe zu den Angehörigen oder der Wunsch, im vertrauten Viertel zu bleiben, eine große Rolle. Unsere Bewohner stammen hauptsächlich aus Gostenhof.« Petra Nossek-Bock

I N F O R M AT I O N Der PflegeHeimatlas ist zum Preis von 10 Euro erhältlich im Seniorenamt der Stadt Nürnberg, Königstorgraben 11, 2. Stock und beim BürgerInformationsZentrum im Rathaus, Hauptmarkt 18. Er kann bestellt werden unter der Telefonnummer 0911 / 231 66 60 und wird gegen Rechnung zugesandt. Die erwähnte Übersicht über Pflegeeinrichtungen und Betreutes Wohnen in Mittelfranken ist unter folgender Internet-Adresse zu finden: www.regierung.mittelfranken.bayern. de/aufg_abt/abt6/abt60013.htm Ansprechpartner ist: Jürgen Krämer, Telefon 0981 / 53 16 22


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Stammplatz auf dem Siegertreppchen Sigrid Nowak schwimmt mit großer Leidenschaft bei Wettbewerben vorne mit schen Riccione erstmals an der SchwimmWeltmeisterschaft der Masters in der Alterskasse bis 70 Jahren (AK 70) teil. Sie landete allerdings auf dem 13. Platz, weil sie sich auf dem Rundkurs um etliche Meter verschwommen hatte. Bei den Europäischen Meisterschaften der Masters im August 2005 in Stockholm belegte sie den 4. Platz. Es folgten mehrere Titelgewinne: Sie wurde drei Mal Deutsche Meisterin in der AK 70, holte sich etliche bayerische Meisterschaftstitel und belegte beachtliche Plätze bei Schwimm-Wettbewerben. Tägliches Training

Sigrid Nowak will ihre Medaillensammlung im nächsten Jahr weiter vergrößern.

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chwimmen war und ist ihre große Leidenschaft. Sigrid Nowak (72) aus Zirndorf-Bronnamberg hat Medaillen gesammelt in örtlichen und internationalen Wettbewerben wie andere Menschen Briefmarken oder Münzen. Wie viele es insgesamt sind, kann die 72-Jährige auf Anhieb gar nicht sagen, denn die Auszeichnungen, die sie vor allem in höherem Alter erzielte, liegen in mehreren Schubladen im ganzen Haus verteilt. »Ich müsste sie alle erst mal suchen und zählen, aber 30 bis 40 sind es bestimmt«, sagt sie. Die ehemalige Sportlehrerin absolvierte Freischwimmer, Fahrtenschwimmer und Rettungsschwimmer in einem Durchgang. Ihren drei Kindern wollte sie das Schwim-

men selbst beibringen, »aber die wollten nur rumkaspern«. Sie und ihr Mann Helmut beschlossen deshalb, die Kleinen in die Obhut der Schwimmabteilung des TSV 1861 Zirndorf zu geben. Dadurch kam auch Sigrid Nowak mit dem Verein in Berührung, mit dem sie sich bis heute verbunden fühlt. Seit 1975 bringt sie den Kindern beim TSV 1861 das Schwimmen bei, trainiert im Sommer an drei Abenden in der Woche Jugendliche und junge Erwachsene, von denen sich einige unter ihrer Leitung auf TriathlonWettkämpfe vorbereiten. Auch sie selbst setzte sich immer größere Ziele. Nachdem sie im Brustschwimmen und Kraulen bessere Ergebnisse erzielt hatte, nahm sie im Jahr 2004 im italieni-

Ehemann Helmut (78) unterstützt seine Frau bei ihrer späten sportlichen Karriere: »Wer meint, ich würde den ganzen Tag nur Musik hören, der irrt. Wenn meine Frau außer Haus ist, kümmere ich mich um Reparaturen, die technischen Dinge in unserem Haus und erledige den Schriftverkehr.« Dann kommt ein Lob aus dem Mund seiner Frau: »Mein Mann kann auch kochen und macht aus allen Resten etwas.« Eine gemeinsame Leidenschaft, das Motorradfahren, teilten beide 23 Jahre lang. Vor vier Jahren gaben sie es aus Altersgründen auf. Welche Ziele hat sich Sigrid Nowak noch gesteckt? Heuer muss sie erst einmal wegen einer Armverletzung bei den Wettkämpfen pausieren. Sie lässt sich aber nicht klein kriegen: »Ich trainiere täglich im Zirndorfer Schwimmbad, und langsam bekomme ich auch meinen Arm wieder hoch«, erzählt sie. »2011 möchte ich unbedingt wieder bei den internationalen Meisterschaften dabei sein.« Bleibt da noch Zeit für andere Tätigkeiten? »Ich bastle gern, mache meine Hausarbeit und gebe Frauen meines Alters Gymnastikunterricht«, sagt sie. Ihr Mann blickt sie streng an und meint: »Wir sind heuer noch nicht dazu gekommen, ein Glas Wein auf unserer Terrasse zu trinken.« Horst Mayer Foto: Michael Matejka

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Superman und Asterix bekommen Falten Aus billigen Heften entwickelt sich eine eigenständige Literaturgattung

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uperhelden altern nicht? Von wegen! Bereits im Jahr 1996 haben der Zeichner Alex Ross und der Autor Mark Ward in ihrem Comic-Roman »Kingdom Come« einen graubärtigen Superman gezeigt. Der ist in den Ruhestand getreten, sowohl als Reporter wie als Retter der Menschheit und arbeitet auf der Farm seiner verstorbenen Zieheltern. Im Lauf der Geschichte muss er zwar zurück ins Heldengeschäft. Doch jünger wird er nicht mehr. Schon 1938 war Supermans erstes Abenteuer als Comic in den USA erschienen. Damals kam der Held als außerirdisches Baby auf der Erde an. Als realer Mensch wäre er jetzt 72 Jahre alt. So alt können inzwischen die Menschen sein, denen in den 50er Jahren als Jugendliche die ersten Superman-Hefte in deutscher Übersetzung in die Hände gefallen sind. Wahrscheinlich mussten sie diese heimlich lesen, denn ihre Eltern hielten das für Schund und Schmutz. So hatten die Nazis die Comics eingeschätzt und ihre Verbreitung in Deutschland unterbunden. Erst die Nachkriegsgeneration durfte mit Comics aufwachsen. 1951 kam die erste Nummer von »Micky Maus« in der jungen Bundesrepublik auf den Markt. Vier Jahre später startete in der DDR das »Mosaik« mit den Weltreisen der Digedags. Ansonsten mochte man im sozialistischen Teil Deutschlands Comics nicht besonders.

Als Superman 1938 das erste Mal als Comic auf die Welt kam, konnte sich niemand vorstellen, dass sein Baby-Gesicht jemals Falten aufweisen würde. Heute, mit 72, trägt Superman markante Gesichtszüge.

Methusalix war der Parade-Alte im Comic Die damals zu den Heften griffen, gehören inzwischen der Altersgruppe der Großeltern an. Wenn sie ihren Enkeln keine Comics vorlesen, liegt es daran, dass die meisten die Lektüre von Bildergeschichten wahrscheinlich eingestellt haben. Kinderkram! Aber das stimmt nicht. Längst hat sich die Gattung zum Lesestoff für Erwachsene gemausert. Und zunehmend werden die Alten zu Comic-Protagonisten. In ihrem jüngsten Album »Asterix und Obelix feiern Geburtstag« durften sogar die beiden unbesiegbaren Gallier mit Enkelkindern spielen. Ihr Schöpfer Albert Uderzo hat sie probehalber dem normalen Alterungsprozess ausgesetzt. Überhaupt haben Senioren stets eine wichtige Rolle im gallischen Dorf gespielt. Man denke an Methusalix, den Dorfältesten mit seiner attraktiven jungen Frau. Und selbstverständlich gibt es die Respektsperson des weißbärtigen Druiden Miraculix. Keiner der rauffreudigen Gallier hat sich je an ihm vergriffen. Die Großväter

Asterix und Obelix vergreifen sich im neuen Album allerdings an ihrem Zeichner Uderzo, weil er sie altern ließ. Wie so viele in der wirklichen Welt wollen sie den Zahn der Zeit am eigenen Leben nicht akzeptieren. Doch das Altern und seine Probleme werden von Comic-Künstlern inzwischen mit allem Ernst behandelt. In der Serie »Der alltägliche Kampf« erzählt der Franzose Manu Larcenet von den Erlebnissen eines Fotografen, der gerade eine Familie gegründet hat. Als er seine Eltern besucht, nimmt ihn der Vater mit auf eine Parkbank und eröffnet ihm, dass er Alzheimer im fortgeschrittenen Stadium hat. Daraufhin zeichnet Larcenet ein Panorama-Panel über die Breite der Seite. Eingefärbt in stumpfes Rot. Schwarze Spiralen aus dem Rapitographen toben an den Bildrändern. Nur der Sohn ist weiß, nicht ausgemalt, aller Schrecken steht ihm im Gesicht. Das Panel ist stumm. Kein Text,

keine Sprechblase. Ein wortloser Augenblick der Wahrheit. Der Comic-Roman, der die Bildergeschichten als ernstzunehmend durchgesetzt hat, ist »Maus« von Art Spiegelman. Darin erzählt der US-Künstler mit holzschnittartiger Grafik die Geschichte seiner jüdischen Eltern, die Auschwitz überlebten. Die Juden sind als Mäuse gezeichnet, die KZ-Schergen als Katzen. Doch da ist kein Moment von Peinlichkeit. »Maus« ist ein zutiefst realistisches Werk. Außerdem ein Werk über den Generationenkonflikt. Sie verstehen sich nur mühsam – der Zeichner (ebenfalls eine Maus) und sein Vater. Auch in dieser Geschichte ist die Kluft zwischen Alter und Jugend nur mit Anstrengung zu überbrücken. Aber in den Comics bedeutet Alter keineswegs nur Leiden und Konflikt. Vor ein paar Monaten ist im Verlag Reprodukt eine geradezu heitere Verklärung des Rentner-


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Der Zeichner Pascal Rabaté hat die Geschichte des Rentners Emile in einer heiteren, aber auch verklärenden Art dargestellt.

daseins erschienen. Unter dem Titel »Bäche und Flüsse« hat der Franzose Pascal Rabaté eine Graphic Novel getextet und gezeichnet. Eine Geschichte vom Alter, eine Geschichte vom Tod, eine Geschichte von Liebe und Sex unter Menschen mit Falten, ein wenig in der Art von »Wolke 9«, dem Film von Andreas Dresen, der vor zwei Jahren das Thema auf die Leinwand gebracht hat. Die Grafik ist ganz leicht und skizzenhaft. Sie zeigt die Rentner-Freunde Emile und Edmond beim Angeln, beim Plaudern, beim Trinken. Edmond ist Hobbymaler und bildet nackte Frauen ab, Frauen, die er trifft und mit denen er schläft. Als er an einem Infarkt

stirbt, sind seine Kinder entsetzt, als sie von der freien Sexualität erfahren, die ihr Vater gelebt hat. Emile ist traurig, will noch einmal die Stätten seiner Jugend besuchen und dann aus dem Leben scheiden. Aber nach einer exzentrisch-orgiastischen HippieEpisode begegnet ihm Lyse. Und Liebe ist noch möglich. Pascal Rabatés Comic ist weniger angestrengt als Dresens Film. Eine südliche Geschichte von den Freuden, die das Alter lässt. Die Senioren sind endgültig als ComicHelden etabliert. Damit könnten sie zum Lesestoff für eine Generation werden, die der Gattung der Bildergeschichten in Deutsch-

land immer noch skeptisch gegenübersteht, bloß weil die Nazis Angst hatten vor deren Potenzial. Die Opas und Omas müssen sich nun trauen und in der Buchhandlung nach Comics fragen. Herbert Heinzelmann Die Abbildungen sind aus folgenden Bänden entnommen: Mark Waid, Alex Ross. »Kingdom Come – Die Apokalypse«, Carlsen Comic Pascal Rabaté, »Bäche und Flüsse«, Reprodukt R. Goscinny, A. Uderzo, »Asterix & Obelix feiern Geburtstag«, Egmont Der Zaubertrank verleiht Asterix und obelix zwar übernatürliche Kräfte, scheint aber nicht die »ewige Jugend« zu bescheren.


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Ausgewählte Veranstaltungen September bis Dezember 2010 ausstellungen Der Hesselberg – ein „heiliger“ Ort der Täter 23.09. – 7.11.2010, Di-Do 10 –18 Uhr, Mi 10 – 20 Uhr KunstKulturQuartier, Königstr. 93, Nürnberg Ausstellung des KOMM-Bildungsbereich zur Geschichte des Hesselbergs vor allem während der NS-Zeit mit Fotos, Ton- und Filmdokumenten. Info: 0911 / 231 28 53 Sonderausstellung: Faszination Schreiben – 175 Jahre STAEDLER bis 03.10.2010 Di-Fr 9 –17 Uhr, Sa/So 10 – 18 Uhr Museum Industriekultur, Äußere Sulzbacher Straße 60-62, Nürnberg Info: 0911 / 231–38 75 Chào Vietnam 15.10. – 07.11.2010 Di-Fr 17– 20 Uhr, Sa/So 15 – 19 Uhr Nachbarschaftshaus Gostenhof, Adam-Klein-Straße 6, Nürnberg Impressionen aus dem Land mit Werken der vietnamesischen Künstlerin Pham Thi Doan Thanh Info: 0911 / 231-70 80 Das Gleis – Die Logistik des Rassenwahns bis 31.10.2010 Mo-Fr 9 –18 Uhr, Sa/So 10 –18 Uhr Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Bayernstraße 110, Nürnberg Info: 0911 / 231-56 66 ABC und Einmaleins. Lernspiele aus vier Jahrhunderten 12.11. – 20.2.2011 Di-Fr 10 –17 Uhr, Sa /So 10 –18 Uhr, während des Christkindlesmarktes auch Mo 10 –17 Uhr Spielzeugmuseum, Karlstraße 13-15, Nürnberg Info: 0911 / 231-31 64 Wolpertengel 1.12.2010 18.30 Uhr (Ausstellungseröffnung) Öffnungszeiten der Ausstellung: Fr/Sa, 3./4. und 10./11. Dezember, 14 –16 Uhr Scheune, Zirkelschmiedgasse 30, Nürnberg Kernig-rustikale Engel von G. Cabani VA: Altstadtfreunde Nürnberg e.V. Info: 0911 / 24 13 93 Die Strecke des Adlers bis 12.12.2010 Di-Fr 9 –17 Uhr, Sa/So 10 –18 Uhr Museum Industriekultur Äußere Sulzbacher St. 60-62, Nbg. Info: 0911 / 231-38 75 Mythos Burg bis 07.11.2010 Di/Do-So 10 –18 Uhr, Mi 10 – 21 Uhr Germanisches Nationalmuseum, Kartäusergasse 1, Nürnberg Viele nie gezeigte Werke zur Kulturgeschichte der Burgen in Mitteleuropa Info: 0911 / 13 31-0

Henry Moore – Natur und Figur 17.10. – 09.01.2011 Museum Lothar Fischer, Weiherstraße 7a, Neumarkt Druckgrafik u. ausgewählte Plastiken Info: 09181 / 510-348 Sonderausstellung: Planet Eisenbahn bis 27.02.2011 DB Museum, Lessingstr. 6, Nürnberg Die Geschichte des Eisenbahnverkehrs in globaler Perspektive Info: 0911 / 219 58 25 Die 70er Jahre – Zeigeist und Lebensgefühl eines bunten Jahrzehnts 10.10.2010 – 11.09.2011, Mi-So 11–17 Uhr. Sichartstr. 5-25, Lauf a.d. Pegnitz, Das Industriemuseum in Lauf zeigte diese Sonderausstellung Info: 09123 / 99 030 (im Winter ist das Museum nur bis 30. November 2010 geöffnet)

Beratung & Vorträge Pilgern – Auf den Wegen Gottes und auf dem Weg zu sich selbst 05.10.2010, 14.30 Uhr Burgschmietstraße 4, Nürnberg VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nbg. e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23 Erbrecht und Testament 05.10., 12.10.2010, 19 Uhr Angerstraße 5, Schwabach VA: Johanniter-Unfallhilfe e.V., Regionalverband Mittelfranken Info/Anmeldung: 09122 / 93 98-16 Biografie von Mohandas Karamchand (Mahatma) Ghandi 06.10.2010, 15.15 – 16.45 Uhr Gewerbemuseumsplatz 2, Zi 3.11, Nürnberg Referentin: Evi Sommer VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung/Hörerausweis: 0911 / 53 70 10 (Mo, Di, Do 13 –15.30 Uhr) Von Kritik und Selbstkritik 07.10.2010, 15 Uhr CVJM-Haus, Kornmarkt 6, Nürnberg Vortrag von Rainer Dick VA: CVJM Nürnberg e.V. Info: 0911 / 206 90 Rembrandt im neuen Licht 11.10.2010, 13.30 – 15 Uhr Gewerbemuseumsplatz 2, Zi 3.11, Nürnberg Referentin: Julia Grunau VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung/Hörerausweis: 0911 / 53 70 10 (Mo, Di, Do 13 –15.30 Uhr) Handykurs für Einsteiger 12.10.2010, 9.30 – 12.30 Uhr Museum für Kommunikation, Lessingstraße 6, Nürnberg VA: Museum für Kommunikation in Kooperation mit dem Seniorenamt Info/Anmeldung: 0911 / 231-66 55

Handykurs für Einsteiger mit Grundkenntnissen 19.10.2010, 9.30 – 12.30 Uhr Museum für Kommunikation, Lessingstraße 6, Nürnberg VA: Museum für Kommunikation in Kooperation mit dem Seniorenamt Info/Anmeldung: 0911 / 231-66 55 Beratung für »IC – Interstitielle Cystitis« und chronische Blasenentzündung 03.11.2010, 17.30 Uhr Regionalzentrum für Selbsthilfe Plärrer 15, Nürnberg Treffen für Ratsuchende. Info: 0911 / 64 27 625 Hinterlassenschaft & Erbe 03.11.2010, 14.30 Uhr Burgschmietstraße 4, Nürnberg Referent: RA, Ralf Lauchstedt, VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nbg. e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 21 759-23 Geheimnisse der erotischen Küche für Junggebliebene 10.11.2010, 14 – 15.30 Uhr Clubraum 1 im Heilig Geist Spital, Spitalgasse 22, Nürnberg Referentin: Gabriele Kühne Info/Anmeldung: 0911 / 231-46 96 In Würde Altern 11.11.2010, 14 Uhr AWOthek, Karl-Bröger-Straße 9, Nbg. Ein Vortrag zu Menschenrechten für SeniorenInnen Referentin: Frau Martina Mittenhuber, Menschenrechtsbeauftragte der Stadt Nürnberg VA: AWO Kreisverband Nürnberg Info: 0911 / 45 06 01 67 Rechtliche Fragen bei einer Demenzerkrankung 16.11.2010, 14.15 – 15.45 Uhr Tilly-Center, Wallensteinstraße 63, Nürnberg Informationen zu Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, Betreuungsrecht VA: Angehörigenberatung e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 26 61 26 Die Landauersche Zwölfbrüderstiftung und ihre Hausbücher 17.11.2010, 16.30 Uhr Bibliothek Egidienplatz, Egidienplatz 23, Nbg. (TP: Eingangshalle) Der 500. Jahrestag des Bezugs des Zwölfbrüderhauses am Laufer Schlagturm bietet Gelegenheit, Einblick in die Geschichte dieser Stiftung und in das dort über fast 500 Jahre geführte Hausbuch zu nehmen. Bildervortrag von Dr. Christine Sauer VA: Stadtbibliothek Nürnberg Info: 0911 / 231-31 06 od. -27 90 Leistungen der Pflegeversicherung für Demenzkranke Menschen 23.11.2010, 14.15 – 15.45 Uhr Tilly-Center, Wallensteinstraße 63, Nürnberg Voraussetzungen, Antragstellung, Leistungen VA: Angehörigenberatung e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 26 61 26

Die Patientenverfügung – Vorsorge für Alter und Krankheit 27.11.2010, 09.30 – 13 Uhr Bildungszentrum südpunkt, Zi. 2.10 Pillenreuther Straße 147, Nürnberg Wer entscheidet über Sie, wenn Sie Ihren Willen nicht mehr äußern können? Schriftliche Anmeldung mit BZ-Formular oder über Internet erforderlich! Info: 0911 / 231-37 17 Zur Weihnacht Nüsse aus aller Welt 08.12.2010, 13.30 – 15 Uhr Gewerbemuseumsplatz 2, Zi 3.11, Nürnberg Nüsse sind Speicher energiereicher Öle und schon seit prähistorischer Zeit als wertvolle Nahrung bekannt. Referent: Prof. Dr. Karl Knobloch VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung/Hörerausweis: 0911 / 53 70 10 (Mo, Di, Do 13 –15.30 Uhr)

Führungen & Wanderungen Führung durch die Musikbibliothek 30.09., 28.10, 25.11 2010,16.30 Uhr Musikbibliothek, Königstorgraben 3, Nürnberg Sie werden durch Nordbayerns größte öffentliche Fachbibliothek für Musik geführt, in der Sie aus über 15.000 CDs, fast 1.500 DVDs, 22.000 Noten sowie 6.000 Büchern auswählen können. Info: 0911 / 231-31 06 od. -27 90 Das Jakoberviertel 05.10., 09.11.2010, 15 Uhr 07.12.2010, 14 Uhr Treffpunkt: Eingang Kirche St. Jakob (Haltestelle Weißer Turm, U-Bahnlinie 1), Nürnberg Kirchen, Kunst und Baukleinode VA: Initiative Persönliche Stadtansichten Info: 0911 / 211 07 30 (Mo 14–16 Uhr, Mi 14.30–16.30 Uhr) Führung mit Genuss im DB Museum 06.10., 03.11., 01.12.2010, 14.30 Uhr DB Museum, Nürnberg (nur mit Voranmeldung: 01804 / 44 22 33) Info: 0911 / 219 58 28 Mehr als nur Bücher! 14.10., 09.12.2010, 17 Uhr Stadtteilbibliothek im südpunkt, Pillenreuther Straße 147 Mit unserer Führung zeigen wir Ihnen, was die Bibliothek im südpunkt bietet, wie das Ausleihen mit der neuen Technik funktioniert und was es darüber hinaus für Angebote in der Bibliothek gibt. Info: 0911 / 231-31 06 od. -27 90 Titel: Rundwanderweg Hersbruck 18.10.2010; 9.30 Uhr Info-Point Hauptbahnhof VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nbg. e.V., Burgschmietstraße 4 Info/Anmeldung: 0911 / 21 759-23


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Schritt für Schritt – Zur alten Veste im Fürther Stadtwald 19.10.2010, 9.30 –14 Uhr TP: Nbg. Hauptbahnhof, Mittelhalle VA: Seniorentreff Bleiweiß Info/Anmeldung: 0911 / 231-82 24 Führung durch die Bibliothek Egidienplatz 20.10.2010, 16.30 Uhr Bibliothek Egidienplatz, Egidienplatz 23, Nbg. (TP: Lesesaal) Wir zeigen, was sich in den Magazinen der Bibliothek versteckt. Info: 0911 / 231-31 06 od. -27 90 Nürnberger Lebkuchen und Allerlei 21.10.2010, 13.45 – 15 Uhr TP: U-Bahnhof Nordostbahnhof, Ausgang Bessemerstraße Besichtigung einer alten Backstube mit dem einzigen Dampfbackofen in Nürnberg. VA: Seniorentreff Bleiweiß Info/Anmeldung: 0911 / 231-82 24 Nichts bleibt wie es ist? 22.10.2010, 17 Uhr Treffpunkt: Vor der Bar Pforte auf AEG, Muggenhofstr. 135, Nürnberg Stadtspaziergang durch Muggenhof VA: KUF-Kulturbüro Muggenhof in Kooperation mit BauLust e.V. Info: 0911 / 650 94 93 Juden im mittelalterlichen Nürnberg – eine Spurensuche (2. Teil) 23.10.2010, 10 –16 Uhr 13 und 15 Uhr: Sonderführung in deutscher Gebärdensprache Treffpunkt: Hauptmarkt Nürnberg, Nähe Fleischhaus VA: Altstadtfreunde Nürnberg e.V. Info: 0911 / 24 13 93 Pilzwanderung 31.10.2010, 9.30 Uhr Treffpunkt: Fürth, Bushaltestelle Coubertinstraße Wir suchen nach Spätherbstpilzen. VA: Landesbund für Vogelschutz FÜ Info: 0911 / 45 47 37 Das Porträt im Wandel 03.11.2010, 18 Uhr Treffpunkt: Eingangshalle Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg Führung im Germanischen Nationalmuseum. Anmeldung bis 27.10. VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nbg. e.V., Burgschmietstraße 4 Info/Anmeldung: 0911 / 21 759-23

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gesundheit & sport Gedächtnistraining Jd. Donnerstag, 10.30 –11.30 Uhr Ort: Grete-Eppelein-Haus Glogauer Str. 25, Nürnberg Einstieg jederzeit möglich VA: Diakoniestation Langwasser Info/Anmeldung: 0911 / 23 95 68 30

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Gymnastik im Sitzen Jd. Donnerstag, 9 –10 Uhr Ort: Grete-Eppelein-Haus Glogauer Str. 25, Nürnberg Einstieg jederzeit möglich VA: Diakoniestation Langwasser Info/Anmeldung: 0911 / 23 95 68 30 Kegeln im DJK 28.09., 6.10, 19.10 2010, 13 Uhr Huttersbühlstraße 23, Schwabach Neue Kegler erwünscht! VA: AWO-Ortsverband RothSchwabach Info: 09122 / 93 41-620

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Gedächtnis- und Kompetenztraining im Alter 30.09.2010, 15 – 16 Uhr Sophie-Scholl-Saal des Evangelischen Hauses, Schwabach mit Ingrid Ittner-Wolkersdorfer VA: Evang. Pfarramt St. Martin, Schwabach Info/Anmeldung: 09122 / 925 62 00 oder: / 763 44

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Wer rastet der rostet Gedächtnis und Bewegungstraining 04.10.2010 14:30 – 16 Uhr Evangelisches Haus, Wittelsbacherstr. 4, Schwabach mit Ingrid Ittner-Wolkersdorfer VA: Dt. Evang. Frauenbund Schwabach e.V. Info: 09122 / 755 86 Stärkung des Beckenbodens – Ein Ort der Kraft 12.10., 19.10., 26.10., 02.11., 09.11.2010, 17–18.30 Uhr FMGZ e.V., Fürther Straße 154, Nbg. Referentin: Carola Mägdefrau Info: 0911 / 32 82 62 Was der Haut im Winter gut tut 04.11.2010 18.30 Uhr Uniklinik Erlangen – IZMP, Henkestraße 91, Erlangen Pflegetipps für gesunde Haut VA: Hautklinik der Uniklinik Erl. Info: 09131 / 88 42-17

Ardie, Mars & Co. 04.11.2010, 16 Uhr Museum Industriekultur, Äußere Sulzbacher Straße 62, Nürnberg Führung durch das Motorradmuseum im Museum Industriekultur Info: 0911 / 231-38 75

Reiki – Energiearbeit nach alter japanischer Tradition 16.11.2010, 14.30 – 16 Uhr Seniorentreff Bleiweiß, Clubraum Hintere Bleiweißstraße 15, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 231-822

Über den klingenden Wasserfall zum Weihnachtsmarkt nach Lauf 07.12., 10.12.2010, 9.15 –17.30 Uhr TP: Nbg. Hauptbahnhof, Mittelhalle VA: Seniorentreff Bleiweiß Info/Anmeldung: 0911 / 231-82 24

Vortrag zu Sturzprophylaxe 17.11.2010, 14 Uhr AWO, Gartenstraße 9, Nürnberg Referentin: Johanna MyllymäkiNeuhoff, Zentrum für Altersmedizin am Klinikum Nürnberg VA: AWO Kreisverband Nürnberg Info: 0911 / 45 06 01 67

Bilder mit der Seele schauen 08.12.2010, 18 Uhr Treffpunkt: Foyer des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg Leitung: Gabriele Harrassowitz, Museums- und Kirchenpädagogin Anmeldung bis 06.12.! VA: Evangelische Stadtakademie Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 214-21 21

Eigene Zähne bis ins hohe Alter?

WenDo für Seniorinnen 19.11.2010, 26.11, 10 –12 Uhr AURA e.V., Senefelderstr. 11, Nürnberg Informations und Schnuppervormittag zu den WenDo Kursen zur Selbststärkung und Selbstbehauptung Info: 0911 / 28 46 29

Genossenschaft und Treuhandstelle der Nürnberg-Fürther Friedhofsgärtner eG

Gießen und Pflegen Dauergrabpflege Grabneuanlagen Bepflanzungen Westfriedhof: Nordwestring 65 90419 Nürnberg Telefon 0911 / 379752 Telefax 0911 / 338580

Südfriedhof: Julius-Loßmann-Straße 75a 90469 Nürnberg Telefon 0911 / 481455 Telefax 0911 / 4803652

Fürther Friedhof/Nordeingang: Erlanger Straße 103a 90765 Fürth Telefon 0911 / 7879855 Telefax 0911 / 9749735

Internet: www.grabpflege-nuernberg.de e-mail: post@grabpflege-nuernberg.de


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V e r a n s t a lt u n g s k a l e n d e r

literatur & theater „Und auf einmal steht es neben dir ...“ 14.10.2010, 20 Uhr Fenster zur Stadt, Kath. Stadtkirche, Vordere Sterngasse 1, Nürnberg Gelebte Gedichte und Geschichten von Joachim Ringelnatz (mit Pantomime Werner Müller) Info: 0911 / 244 49-412 Wir sind doch nicht zum Vergnügen hier 17.10.2010, 17 Uhr Dehnberger Hoftheater, Dehnberg 14, Lauf Heinz-Erhardt-Revue des Theaters Ansbach, Info/Kartenbestellung: 09123 / 954 49-1 Heitere Nachmittagslesung mit Rudi Herzner 21.10.2010, 14 – 15.30 Uhr Seniorentreff Bleiweiß, Hobbyraum Hintere Bleiweißstraße 15, Nbg. Info: 0911 / 231-82 24

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Literaturcafé – Leben jetzt. Und ewig im Garten Gottes 10.11.2010, 15 Uhr Burgschmietstraße 4, Nürnberg VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nbg. e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23

Seniorentanz 06.10., 03.11., 10.12.2010, 14 Uhr Tanztreff Weissengarten, Theaterstraße 5, Fürth Mit Franz Gebhart VA: Seniorenbüro Fürth Info: 0911 / 974-17 85

„Unter einem guten Stern“ 09.12.2010, 20 Uhr Fenster zur Stadt, Kath. Stadtkirche, Vordere Sterngasse 1, Nürnberg Weggeschichten von kleinen und großen Leuten, Adventliche Lesung mit Pfarrer Roland Huth Info: 0911 / 244 49-412

Ein bunter Melodienstrauß – Herbstkonzert der BleiweißMusikgruppe 09.10.2010, 14 –15.30 Uhr Seniorentreff Bleiweiß, Cafeteria Hintere Bleiweißstraße 15, Nürnberg Info: 0911 / 231-82 24

Musik & unterhaltung Michaelis Kirchweih in Fürth 29.09. bis 13.10.2010 Eine der schönsten Kirchweihen in der malerischen Fürther Innenstadt. 3.10.2010 verkaufsoffener Samstag www.michaeliskirchweih.de

Willkommen im Paradies 23.10.2010, 18.30 Uhr Richard-Wagner-Platz 2, Nürnberg Symbolische Aktion zur Eröffnung des neuen Schauspielhauses im Staatstheater Nürnberg Info: 0911 / 231-66 58

Singnachmittag 29.09., 13.10., 10.11., 01.12.2010 15 Uhr Gemeinsames Singen mit Musikbegleitung Burgschmietstraße 4 VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nbg. e.V., Info/Anmeldung: 0911 / 21 759-23

Treffpunkt Theater 50plus: Das Gostner Hoftheater stellt sich vor! 27.10.2010, 14.30 Uhr Zeitungscafé in der Stadtbibliothek Eingang Peter-Vischer-Straße, Nbg. Zu Gast: Joachim Rader Info: 0911 / 231-66 58

Bingo 29.09.2010, 14 Uhr AWO-Saal Wittelsbacherstraße 1, Schwabach VA: AWO-Ortsverband RothSchwabach Info: 09122 / 93 41-620

Collegium Nürnberger Mundartdichter 07.11.2010, 14 – 16 Uhr Seniorentreff Bleiweiß, Saal Hintere Bleiweißstraße 15, Nürnberg Info/Kartenreservierung: 0911 / 231-82 24

En sol – Musique pour le Roi Soleil 30.09.2010, 19 Uhr Hirschvogelsaal, Tucherschloss Hirschelgasse 9-11, Nürnberg Rebecca Maurer erklärt, warum viele Stücke, die am Hof des Ludwig XIV entstanden sind, in der Tonart g-moll stehen. Dabei nimmt sie in einem Konzertgespräch Bezug auf ein Deckengemälde im Hirsvogelsaal und spielt Werke aus dieser Zeit auf dem Cembalo. Info: 0911 / 231 83 55

Am Kanal – der alte Ludwig-Donau-Main-Kanal 08.11.2010, 15 Uhr Bibliothek im südpunkt, Pillenreuther Str. 147, Nürnberg Texte von Autorinnen der Schreibwerkstatt Wendelstein, die sich auf Spurensuche begeben haben. VA: Bibliothek im südpunkt in Kooperation mit der Schreibwerkstatt Wendelstein Info: 0911 / 231-31 06 od. -27 90

Bingo 01.10.2010, 14 – 16 Uhr Seniorentreff Bleiweiß, Saal Hintere Bleiweißstraße 15, Nbg. Info: 0911 / 231-82 24

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Fränkischer Kirchweihnachmittag 10.10.2010, 15 Uhr Stadthalle Fürth, großer Saal, Rosenstraße 50, Fürth Kartenverkauf ab 13 Uhr im Seniorenbüro Fürth, Königstraße 86, Fürth VA: Seniorenbüro Fürth in Kooperation mit dem Kulturring D und verschiedenen Gruppen des Kärwazuges. Moderation: Dieter Maschinski Info: 0911 / 974-17 85 Seniorennachmittag bei Kaffee und Kuchen mit Musik 13.10.2010, 14 – 15 Uhr VdK-Haus, Rosenaustr. 4, Nürnberg Info: 0911 / 279-550 Benefiz mit Bachorchester – Konzert zugunsten Magazin sechs+sechzig und der Lebenshilfe 19.10.2010, 19.30 Uhr St. Sebald, Nürnberg Violinkonzert D-Dur Op. 61 und Symphonie Pathétique in h-Moll Info und Kartenreservierung: siehe Bericht Seite 5 Gruppen- und Volkstänze 22.10., 19.11.2010, 14 – 16 Uhr Seniorentreff Bleiweiß Hintere Bleiweißstraße 15, Nbg. Info/Anmeldung: 0911 / 231-82 24 Konzert für Trompete und Orgel 22.10.2010, 15 – 16 Uhr Kirche St Jakob, Nürnberg Festliche Musik aus Barock, Klassik und Romantik, mit Simone Späth und Martin Bomhard. VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung/Hörerausweis: 0911 / 53 70 10 (Mo, Di, Do 13 – 15.30 Uhr) Tanznachmittag für Seniorinnen und Senioren 26.10., 23.11.2010, 14 – 17 Uhr Großer Saal, Nachbarschaftshaus Gostenhof, Adam-Klein-Str. 6, Nürnberg Info: 0911 / 231-70 80 Schlager-Revue mit Jürgen Bachmann und Hildegard Pohl 27.10.2010, 16 Uhr Tassilo-Theater, Sielstraße 5, Nbg. Liederlich-charmante Revue – seriöser Bass trifft auf wildes Piano VA: Computer Club CCN 50plus e.V. Info: 0911 / 992 83 52 Chorsingen 27.10.2010, 15 Uhr Burgschmietstraße 4 VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nbg. e.V., Info/Anmeldung: 0911 / 21 759-23

Jazzmatinée mit dem Stefan Grasse Trio 31.10., 28.11.2010, 10.30 – 13 Uhr DB Museum, Nürnberg Info: 0911 / 219 58 28 20 Jahre Schweinauer Sängerund Musikantentreffen 24 Jahre Stubenmusik 06.11.2010, 19 Uhr Pfarrersaal St. Wolfgang, Friesenstraße 19a, Nürnberg Moderation: Georg Koller, Nürnberger Knopfsaitentrio VA: Schweinauer Stubenmusik Info: 0911 / 66 19 25 Kabarett im Altenheim 08.11.2010, 14 Uhr Käte-Reichert-Heim, Helenenstraße 14, Nürnberg Als Franke geboren – Bernhard Ottinger macht das Beste draus! VA: AWO Kreisverband Nürnberg Info: 0911 / 45 06 01 67 Vorschau: Kartenvorverkauf zur festlichen Weihnachtsgala 09.11.2010, 8 –15.30 Uhr Seniorentreff Bleiweiß, Hintere Bleiweißstraße 15, Nürnberg Die festliche Weihnachtsgala des Seniorenamts findet statt am 16. und 17.12.2010. Info: 0911 / 231-66 55 Chamäleondame 11.11.2010, 20 Uhr Fenster zur Stadt, Katholische Stadtkirche, Vordere Sterngasse 1, Nürnberg Musiktheater mit Cordula Wirkner (Gesang und Violine) und Claus Gramß (Piano) Info: 0911 / 244 49-412 „Theater ohne Worte“ 12.11.2010, 15 Uhr Hans-Schneider-Haus, Salzbrunner Straße 50, Nürnberg Ungewöhnliches Puppen- und Tanztheater VA: AWO Kreisverband Nürnberg Info: 0911 / 45 06 01 67 Mittagskonzert der Hochschule für Musik 17.11.2010, 12 Uhr Kirche St. Martha, Königstraße 79, Nürnberg Lieder zum Buß- und Bettag: Arno Leicht, Bariton; Bernd Dietrich, Klavier Info: 0911 / 22 47 30 Am Erzähltisch 18.11.2010, 18 Uhr AWOthek, Karl-Bröger-Straße 9, Nürnberger erzählen über sich und ihr Leben, diesmal mit Helene Jungkunz, Bürgermeisterin a.D. Moderation: Dieter Kreft VA: AWO Kreisverband Nürnberg Info: 0911 / 45 06 01 67 Über den Sinn des Lebens aus weiblicher Sicht 23.11.2010, 16 Uhr Rote Bühne, Vordere Cramergasse 11, Nürnberg Sondervorstellung für den CCN 50plus – poetisches und humorvolles Musiktheater Info: 0911 / 992 83 52


V e r a n s t a lt u n g s k a l e n d e r

sechs+sechzig · 11. Jahrgang · Ausgabe 3/2010

Mittagskonzert der Hochschule für Musik 24.11.2010, 12 Uhr Kirche St. Martha, Königstraße 79, Nürnberg Dvorák – Bornefeld Lieder: Manuel Krauß, Bariton; Bernd Dietrich, Klavier; Werke von Antonin Dvorák und Helmut Bornefeld Info: 0911 / 22 47 30 Tanztee 28.11.2010, 15 – 18 Uhr Großer Saal, Nachbarschaftshaus Gostenhof, Adam-Klein-Str. 6, Nbg. Info: 0911 / 231-70 80 Hochschulkonzert „Ragtimes & Sad Songs“ 28.11.2010, 15 Uhr Staatsoper Nürnberg, Glucksaal Ensemble Black Blazer; Kompositionen von George Gershwin, Chris Hazell, Scott Joplin, Vivienne Olive u.a. Info/Tickets: 01805 / 231-600 Adventsstimmung im Bleiweiß 02.12.2010, 10 – 11.30 Uhr Seniorentreff Bleiweiß, Hobbyraum Hintere Bleiweißstraße 15, Nbg. Info: 0911 / 231-82 24 Mosaik am Sonntag – Musiksalon 05.12.2010, 15 Uhr Burgschmietstraße 4, Nürnberg Konzert zum Nikolaustag VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nbg. e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23 Seniorennachmittag bei Weihnachtsgebäck 08.12.2010, 14 – 15 Uhr VdK-Haus, Rosenaustr. 4, Nürnberg Info: 0911 / 279-550

sonstiges Freiwilligen-Börse 24.09.2010, 14 – 18 Uhr City-Center, Alexanderstr. 9, Fürth Als besondere Gast wird bei der Freiwilligen-Börse der Komödiant Volker Heißmann erwartet. Info: 0911/21 74 782 Fahrt mit dem historischen Postbus – Briefzentrum 29.09.2010, 17 Uhr Abfahrt: Vor dem Museum für Kommunikation, Lessingstraß 6, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 231-66 55

12. Schwabacher Regionalmarkt 02.10.2010, 9 – 16 Uhr Martin-Luther-Platz und Königsplatz Schwabach Bauern, Handwerker und Dienstleister aus der Region stellen ihre Produkte vor VA: Umweltschutzamt Schwabach; Landschaftspflegeverband Schwabach Info: 09122 / 860-240 Fahrt mit dem Oldtimer-Bus entlang der Fürther Straße 3.10., 07.11.2010, 15.30 Uhr Museum Industriekultur, Äußere Sulzbacher Straße 62, Nürnberg Reservierung notwendig! Info: 0911 / 231-38 75 Trauerarbeit mit Gerda Gebhard 06.10.2010, 14 Uhr Seniorenkreis St. Lukas im Evangelischen Stadtteilzentrum St. Lukas Dr. Ehlen-Straße 31-33, Schwabach Info: 09122 / 133 35 od. / 720 29 Offener Treff für Trauernde 16.10., 20.11., 18.12.2010, 15 –16.30 Uhr Deutschherrnstraße 15-19, Nürnberg, Eingang D1, 4.OG VA: Hospiz-Team Nürnberg e.V. Info: 0911 / 287 73 49 Workshop: Land Art im Herbst 22.10.2010, 16 – 18 Uhr Spielplatz vor dem Inselrestaurant am Valznerweiher, Nürnberg Bauen von Kunstwerken mit Naturmaterialien, Referentin: Cornelia Rotter, Umweltpädagogin VA: Bund Naturschutz Info: 0911 / 45 76 06 Karteln im AWO-Saal 13.10.2010, 14 Uhr Wittelsbacher Straße 1, Schwabach Info: 09122 / 93 41-620

unterwegs mit enkeln Märchen im Turm 30.09.2010, 18 – 20.30 Uhr 07.10., 14.10., 21.10., 28.10.2010, 18 –19 Uhr Bürgermeisterzimmer, Bürgermeisterturm, Neutormauser 11, Nürnberg Märchenabende mit verschiedenen Erzählerinnen und Erzählern aus Franken Info: 0911 / 40 26 79

Kinderkino: Mohr und die Raben von London 01.10., 02.10., 03.10.2010, 15 Uhr Filmhauskino, Königstraße 93, Nürnberg London 1856: Der im Exil lebende Karl freundet sich mit einem 13-jährigen Arbeiterjungen an und setzt sich für die Kinderarbeiter ein. Info: 0911 / 231-73 40 Licht aus – Bilderbuch mal anders! 01.10., 08.10., 15.10, 19.10., 22.10., 29.10, 12.11., 26.11., 10.12, 2010, 17 Uhr Stadtteilbibliothek im südpunkt, Pillenreuther Straße 147, Nürnberg Zu jedem Termin wird von wechselnden Betreuern ein anderes Thema behandelt: 1.10. Ich bin für mich! (von Martin Baltscheit) Wahlkampfzeit bei den Tieren – mit flotten Sprüchen und tollen Werbeplakaten konkurrieren die Tiere miteinander. I.d.R. für Kinder ab 4 Jahren. Info: 0911 / 231-31 06 od. -27 90 Frederick – ein Bilderbuchkino zum Herbst 11.10.2010, 15 Uhr Stadtteilbibliothek Langwasser, im Gemeinschaftshaus, Glogauer Str. 50, Nürnberg Alle Feldmäuse sammeln fleißig Nahrung für den Winter, nur Frederick sammelt etwas anderes… Im Anschluss basteln wir gemeinsam Windräder! Ab 5 Jahren. Info: 0911 / 231-31 06 od. -27 90 Magische Spiele 14.10.2010, 18 Uhr Stadtmuseum Fembohaus, Burgstraße 15, Nürnberg Spielerunde in der Ausstellung „Mitspieler gesucht! Das Deutsche Spielearchiv Nürnberg“ Info: 0911 / 231-25 95 Puppentheater Konfetti 15.10.2010, 15.30 – 16.30 Uhr Seniorentreff Bleiweiß, Saal Hintere Bleiweißstraße 15, Nbg. Info: 0911 / 231-82 24 Kinderkino: Die Brüder Löwenherz 22.10., 23.10., 24.10.2010, 15 Uhr Filmhauskino, Königstraße 93, Nürnberg Fesselnde und poetische Verfilmung des Klassikers von Astrid Lindgren Info: 0911 / 231-73 40

Wir bieten Lebensräume

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Das Kind der Seehundfrau 22.10.2010, 16 Uhr Theater Pfütze, Äußerer Laufer Platz 22, Nürnberg Nach einem Märchen der Inuit. Regie: C. Gottwald; ab 8 Jahren VA: Theater Pfütze in Kooperation mit dem Staatstheater Nürnberg Info: 0911 / 270 79 12 Der Kasperl und der blaue Zug des Königs 12.11.2010, 15 Uhr Kinder- und Jugendbibliothek, Am Katharinenkloster 6, Nürnberg Ein spannendes Kasperlstück von und mit Marie Luise Kaiser Info: 0911 / 231-31 06 od. -27 90 Das Geheimnis der Frösche 12.11., 13.11., 14.11.2010, 15 Uhr Filmhauskino, Königstraße 93, Nbg. Charmanter Zeichentrickfilm, der die Geschichte der Arche Noah in ein neues Gleichnis fasst. Info: 0911 / 231-73 40 „Einmal werden wir noch wach ...“ – Adventskalender aus 100 Jahren 26.11.2010 bis 7.01.2011 werktags: 10 –17 Uhr geschlossen an allen Feiertagen Ehrenhalle des Nürnberger Rathauses, Wolffscher Bau, Rathausplatz 2, Nürnberg, VA: Spielzeugmuseum Info: (0911) 231-31 64 Petterson, Findus und der Hahn 03.12., 04.12., 16 und 18 Uhr, 05.12.2010, 15 und 17 Uhr Theater Pfütze, Äußerer Laufer Platz 22, Nürnberg Familienkonzert der Nürnberger Symphoniker in Kooperation mit dem Theater Pfütze. Info/Kartenvorverkauf: 474 01-54

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Mit viel Licht arbeitet Christoph Gerling in seinem Atelier auf dem ehemaligen AEG-Gel채nde in N체rnberg.


PoRTRAIT

sechs+sechzig · 11. Jahrgang · Ausgabe 3/2010

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Künstlerischer Neuanfang in Bau 74 Christoph Gerling arbeitet auf dem AEG-Gelände Wand an Wand mit jungen Kreativen

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on Pablo Picasso stammt der Satz: »Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.« Einer, dem dies gelungen ist und der heute als freischaffender Künstler arbeitet, ist Christoph Gerling, der im Nürnberger Land wie in Nürnberg zu Hause ist. Bei AEG dachten viele bis vor wenigen Jahren noch an Haushaltsgeräte, Kochvergnügen und deutsche Wertarbeit. Heute erinnert man sich eher an das Zeitungsfoto von den abmontierten drei roten Leuchtbuchstaben, die auf dem Fabrikboden liegen. Oder an die trostlosen Zugänge in die unendlichen Weiten leerer Produktions- und Bürogebäude beiderseits der Fürther Straße im Westen Nürnbergs. Das verlassene Areal verbreitet nicht gerade Aufbruchstimmung. Eine neue Welt Und trotzdem keimt dort in Muggenhof ein Pflänzlein, das wieder Hoffnung gibt. Wenn auch nicht für den Aufbruch in ein neues Industriezeitalter, so doch für den Aufbruch in eine neue Welt der Phantasie und Kreativität. Es sind Künstler, die unter anderem im Bau 74, einem ehemaligen AEG-Verwaltungsgebäude an der Muggenhofer Straße, ein neues Zuhause für ihre Ateliers gefunden haben. Künstler, die meist noch am Anfang ihrer Karriere stehen, die – oft frisch von der Akademie kommend – ein erstes Domizil in ungewohnter Umgebung bezogen haben. Und die den Austausch unter Gleichgesinnten schätzen und so dem alten Fabrik-Areal neues Leben einhauchen. Mitten unter ihnen sitzt ein »alter Hase« im Kulturbetrieb: Christoph Gerling, Jahrgang 1937, in der Kunstszene seit Jahrzehnten etabliert, geachtet, ein Mentor und Meister. Er hat vor zwei Jahren beschlossen, sich unter die Jugend zu begeben und »auf AEG mitzumischen«. Der agile Maler, Grafiker und Objektkünstler findet das nicht ungewöhnlich. Schließlich sei er ja 28 Jahre lang, von 1974 bis 2002, Lehrer an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg gewesen. Den Kontakt zu seinen früheren Studenten, mit denen er nun zum Teil Wand an Wand arbeitet, habe er nie verloren. Wenn man so intensiv wie er in die städtische Kunstszene involviert ist, sagt Gerling, dann sei es ganz natürlich, Veränderungen mitzumachen und auf der Suche nach einem Innenstadtatelier neue Wege zu gehen. »Das Klima für Kunst hier in Nürnberg ist sehr gut, und wenn auf AEG solche

Initiativen entstehen, dann ist dies absolut unterstützenswert«, begründet der geborene Würzburger Gerling. Auf dem AEG-Gelände beschäftigt sich der vielseitige Künstler mit der markanten Stirnglatze und der runden Brille ausschließlich mit der Acrylmalerei. Und irgendwie passt das auch perfekt zur Umgebung, in der er seine Werke kreiert: Zwei karg eingerichtete Räume, ein altes Transistorradio auf dem Fensterbrett, ein Holzstuhl und an die Wand gelehnt erste Arbeiten hochformatiger Figuren und Köpfe, für deren Maluntergrund der Künstler industrielle Leinwände und Büttenmalpappen gewählt hat. An die 60 solcher Papiere warten noch darauf, bearbeitet zu werden. Dieser Prozess wird wohl zwei Jahre dauern, schätzt Gerling. Denn: »Malen kommt durch die Malerei.« Bis ein Bild vollendet ist, sind mehrere Schaffensphasen nötig, man verändert, bearbeitet erneut, kreiert Schicht um Schicht das Kunstwerk. Schwierige Phasen sind wichtig Dabei kann es durchaus sein, dass der Künstler mal nicht weiterkommt. Dann, sagt Gerling, müsse er zwischendurch etwas anderes machen, denn »die Muse herbeisehnen« bringe gar nichts. Seine Erfahrung: Man muss auch schwierige Prozesse und Phasen durchmachen, denn nur sie führen dazu, wieder neue Ansätze für die eigene Kreativität zu finden. Einsichten, mit denen er ganz sicher so manchem jungen Kollegen über schwierige Zeiten hinweghelfen kann. Man würde dem künstlerischen Schaffen von Christoph Gerling allerdings nicht gerecht, wenn man nicht die andere Seite des multi-kreativen Malers beleuchtete. Und die findet man in seinem – zusammen mit dem bekannten Architekten Fritz Dauphin, genannt Muth – entworfenen Atelierhaus oberhalb des Happurger Stausees im Nürnberger Land. Dort hat Christoph Gerling seine Idealvorstellung von Leben und Arbeiten in und mit der Kunst verwirklicht: Da ist genügend Licht und Raum für seine Ölgemälde, und da erzählt er auch davon, dass er sich seit 1997 mit dem künstlerischen Bearbeiten von Keramiken befasst.

Dafür zieht Gerling für mindestens zwei Monate im Jahr nach Santo Stefano di Camastra auf Sizilien oder nach Terlizzi in Apulien. Nur dort könne er diese sinnliche Arbeit mit dem Material Ton machen. Allein das Licht sei ganz anders als in Deutschland und nirgendwo finde man solche Könner an Drehscheibe und Brennofen, wie in Italien. So entstehen in diesen Phasen unzählige Fliesen, Platten, Gefäße und Objekte. Sogenannte Majoliken, einmal gebrannte Keramik, die mit einer deckenden weißen Glasur überzogen ist und vom Künstler mit leuchtenden Oxyd-Farben bemalt und noch einmal gebrannt wird. Ab Dezember ist ein Teil dieser Keramik-Arbeiten übrigens in der KreisGalerie Nürnberg, Kartäusergasse 14, schräg gegenüber des Eingangs zum Germanischen Nationalmuseum, zu sehen. Der renommierten Künstlergruppe »Der Kreis« gehört Gerling seit 1968 an, teilweise in leitender Funktion.Ihr wird er auch die Treue halten, weil es wichtig sei, dass sich Kunstschaffende eine gemeinsame Plattform gestalten, so der umtriebige Meister, dessen Idee für das kommende Jahr schon konkrete Gestalt angenommen hat. Dann soll es um die Kultur des Essens und Trinkens auf Sizilien gehen. Zusammen mit seinem »Kreis-Kollegen« und Freund Peter Thiele und weiteren bekannten Künstlern aus der Region wird er das Deutsche Hirtenmuseum Hersbruck in eine mediterrane, kulinarische Hochburg verwandeln. Neugierig geworden? Eines sei schon verraten: Am 28. Mai 2011 soll die Eröffnung dieser sinnlichen Kunstvariante stattfinden. Karin Jungkunz Fotos: Mile Cindric


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ZEITZEUGEN

sechs+sechzig · 11. Jahrgang · Ausgabe 3/2010

Schicksalsschläge überspielt er Trotz seiner Kriegsverletzung hat Harald Nüzel die Freude an der Musik behalten

Auch mit 93 Jahren beherrscht Harald Nüzel die orgel virtuos.

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arald Nüzel, 1917 in Nürnberg geboren, müsste sich eigentlich auf Grund seiner Biographie der »verlorenen Kriegsgeneration« zugehörig fühlen. Doch der heute 93-Jährige hat trotz schlimmer körperlicher wie seelischer Verletzungen nie den Mut verloren und seinem Leben stets aufs Neue einen Sinn gegeben. Nüzel wuchs auf dem elterlichen Anwesen auf, zu dem ein üppiger Garten gehörte. Die behütete Jugend in hübscher Umgebung verschaffte ihm ungeahnte Kraftreserven, aus denen er, wie er sagt, bis heute schöpft. Nach dem Abschluss des Studiums für Orgel und Klavier am Konservatorium in Nürnberg musste er, wie die meisten seiner Altersgenossen, 1941 zum Militär. Er hatte zunächst Glück und durfte in Nürnberg bleiben. Obwohl er seine Kaserne nachts nicht hätte verlassen dürfen, büxte er an Wochenenden gerne aus: Er liebte Mutters Kochkünste. Marschbefehl gen osten Als ihn schließlich eine Militärkontrolle erwischte, wurde er 1944 zur Strafe nach Bad Kissingen versetzt. Fast unmittelbar danach erhielt er den Marschbefehl gen Osten. Ein Luftangriff der Alliierten stoppte den mit Soldaten besetzten Zug kurz vor Berlin. Nüzel und seine Kameraden flohen in den nahen Wald. Harald schaffte es nicht ganz: Ein Granatsplitter zertrümmerte seinen linken Fuß, sodass ihm das Bein unterhalb des Knies an Ort und Stelle, auf dem blanken

Waldboden, abgenommen werden musste. Zum Glück war ein Arzt zur Stelle, damals keine Selbstverständlichkeit. Der frisch Amputierte kam erst in Berlin wieder zu sich. Über Hamburg ging es für die Verwundeten, unter ihnen Nüzel, alsbald zurück in die Nähe von Nürnberg, in die amerikanische Zone. »Hier hatten wir zwar mehr zu essen, dafür bekamen wir die Gefangenschaft deutlicher zu spüren«, erinnert sich Harald Nüzel. Erste Übung ohne Prothese 1946 durfte er endlich »nach Hause«, nach Schwabach, wo seine Mutter inzwischen lebte. Das Familienanwesen in Nürnberg existierte nicht mehr, es war den Bomben zum Opfer gefallen. Noch ohne Prothese, begann der heimgekehrte Organist an der Orgel der Franzosenkirche in Schwabach zu üben. Bereits Ende März 46 gab er sein erstes Konzert mit Stücken, die mit nur einem Fuß spielbar waren. Später trainierte er unermüdlich trotz der Probleme mit den verschiedenen Prothesen, die immer wieder neu angepasst werden mussten, da das Bein nach seiner Rückkehr noch einmal um zehn Zentimeter nachamputiert werden musste. Dennoch erfüllte er dann akribisch seine Pflichten als Organist zweier Kirchen, der Johannis- und der Friedenskirche in Nürnberg sowie als Musiklehrer für Klavier und Orgel an der Musikschule und am Gymnasium in Schwabach. Zudem gründete er das Collegium Musicum, eine Gruppe von

zehn Musizierenden, die neben zahlreichen Privatkonzerten auch bei Bestattungen regelmäßig auf diversen Friedhöfen und im Krematorium aushalfen. Die zahlreichen Verpflichtungen erforderten eine gute Mobilität. Nüzel bewältigte mit Hilfe seiner geliebten Straßenbahn die vielen Termine. Dabei litt er im Sommer unter der ihn wund scheuernden Prothese und im Winter unter Glatteis und Rutschgefahr. Schon bald kannte er alle Wagen-Nummern der Straßenbahnzüge und ihre Fahrpläne auswendig, die Namen der Fahrer inklusive. Er hat sie bis heute in seinem Gedächtnis gespeichert. Mit 80 gab Harald Nüzel sein Abschiedskonzert in der Johanniskirche und zog sich danach endgültig aus allen offiziellen Tätigkeiten zurück. Bis dahin hatte er auch im Collegium Musicum mitgespielt, hatte wiederholt Konzerte in Kirchen gegeben, darunter als Gastorganist bei zwei Aufführungen der Nürnberger Philharmoniker in der Meistersingerhalle. Nüzels zweite Vorliebe galt den Fremdsprachen. Die Grundlagen für Latein, Altgriechisch und Englisch brachte er aus dem Gymnasium mit. Die Musikalität der italienischen und französischen Sprache hatte es ihm besonders angetan. Den Besuch von Kursen an der Volkshochschule ergänzte er später mit Privatunterricht. Seit seiner Pensionierung sind die Morgenstunden für die Vertiefung seiner bereits erworbenen Sprachkenntnisse reserviert. Dieses Hobby pflegt er eisern, trotz nachlassender Sehkraft. Noch bis vor einem Jahr übte er täglich mehrere Stunden am Klavier oder an der Hausorgel, die sein Sohn Helmut in Eigenarbeit gebaut hat, bis im November 2009 ein neuer Schicksalsschlag Haralds Leben und das seiner Familie von Grund auf veränderte. Seine 15 Jahre jüngere Frau Rieke ist an einem unerkannten Tumor an der Bauchspeicheldrüse gestorben. Bereits 1955 hatte er seine Rieke geheiratet, die ihm in allen Lebenslagen den Rücken frei gehalten hatte. Seit Frühjahr 2010 bewohnt Harald Nüzel ein Zimmer im Heim am Wehr in Schwabach. Auf seinen Bechstein-Flügel muss er nun verzichten, nicht jedoch auf seine täglichen Sprachübungen. Denn sein Gedächtnis ist für sein Alter phänomenal geblieben. Melita Tilley Foto: Michael Matejka


ANSICHTSSACHE

sechs+sechzig · 11. Jahrgang · Ausgabe 3/2010

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Angst als ständiger Begleiter Für viele alte Menschen gehört dieses Gefühl zum Alltag

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lter und Angst« – diese beiden Begriffe, so zusammengekoppelt, flößen uns Unbehagen ein. Das Thema berührt ein Tabu, an dem wir lieber nicht rühren. Auch das Magazin sechs+sechzig befasst sich vorwiegend mit den schöneren Seiten der reifen Jahre oder zeigt Lösungen auf, wie man den Unbilden des Lebens im Seniorenalter möglichst positiv begegnet. Doch diesmal nähern wir uns dem Komplex »Alter und Angst«, wohl wissend, dass wir nur einen Denkanstoß geben und vieles, auch Gegensätzliches, dazu noch gesagt werden könnte. Wie ein tiefer, unhörbarer Ton liegt eine bestimmte Angst unter dem Lebensalltag vieler alter Menschen. Sie wird meist nicht offen geäußert, man will sich nicht in seiner Schwäche offenbaren, die Geduld der »Jungen« nicht strapazieren. Es ist die Angst vor der Vereinsamung, dem Verlust vieler Kontakte, der zunehmenden Gebrechlichkeit, dem Nachlassen des Geistes, möglicherweise die Angst vor Verarmung. Die Gespräche versiegen, Freunde und Altersgenossen sterben langsam weg. Mit der nachfolgenden Generation ist man nicht mehr auf gleicher Wellenlänge, begnügt sich häufig aufs Nachfragen und Zuhören. Die Teilhabe an der Welt der Anderen schwindet. Die innere Befindlichkeit alter Menschen ist kaum privater, noch seltener öffentlicher Diskussionsgegenstand. Dabei wäre es spannend zu erfahren, wie es sich lebt in einer Lebensphase, die auf keine Zukunft mehr setzen kann. Ein »Nie mehr« steht über Vielem, wonach der alte Mensch sich sehnt. »Nie mehr« auf eine lange Wanderung gehen, »nie mehr« in entfernte Orte

und Länder reisen, sorglos an einem Strand in der Sonne liegen, »nie mehr« nächtelang diskutieren und sich als Gesprächspartner ernst genommen fühlen. »Nie mehr« den eigenen Körper als zuverlässigen Freund empfinden, »nie mehr« planen, um ein fernes Ziel sicher zu erreichen. »Der alte Mensch ist, was er war, aber er wird nicht mehr«, schreibt der französische Philosoph Jean Ältere Menschen wagen es selten, über ihre inneren Befindlichkeiten Améry (Jahrgang zu sprechen. Doch die Diskussion darüber kann befreiend wirken. 1912) in seinem Buch »Über das sehr einsam«, resümiert Karlheinz Häfner, Altern – Revolte und Resignation«. Seine evangelischer Pfarrer in Nürnberg. Er hat Erfahrungen, seine Ideen, heißt es anderssich intensiv mit diesem Thema auseinanwo, werden zwar noch angehört, aber sie dergesetzt und wichtige Impulse gegeben, sind ohne Relevanz – die nachfolgende damit die Diskussion über alte Menschen Generation ist schon weitergestürmt. Der und ihre Ängste ein Stück in Gang gekomalte Maurer ist der alte Maurer, nicht anders men ist. »Bitter ist das Brot des Alters und der alte Pfarrer, Arzt oder Gelehrte. hart«, schrieb Michelangelo vor fünfhundert Wie leben alte Menschen mit diesen Jahren. Heute würde man es anders sagen, Gedanken, wie sehen sie von dieser Warte doch der Gedanke ist durch die Jahre derselaus die Welt? Sind sie ohne Zuversicht oder be geblieben. Endgültige Antworten, wie sehen sie gelassen auf ihr Leben zurück man denn umgehen sollte mit dem Alter, und erwarten getrost, was immer auch den Alten und der Angst, kann es nicht kommen mag? »Die Existenzialen wie geben. Aber der Diskurs muss bleiben. Krankheit und Leid, Tod, Angst und Liebe stecken in jedem von uns. In diesen Fragen Brigitte Lemberger; Foto: fotolia.de bleiben Menschen, egal welchen Alters, oft

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ANSICHTSSACHE

sechs+sechzig · 11. Jahrgang · Ausgabe 3/2010

Mit den Jahren kommen die Sinnfragen Seelsorger empfehlen, sich mit der eigenen Endlichkeit zu befassen

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er spricht schon gerne über seine Gefühle? Wie viel schwieriger mag es dann Menschen fallen, die den Großteil ihres Lebens hinter sich haben und mit ihrer Angst vor der Zukunft alleine gelassen werden. Wünschen sie sich überhaupt das Gespräch mit denen, die noch mitten im Leben stehen? sechs+sechzig hat dazu zwei »MenschenKenner« befragt: den Nürnberger Karlheinz Häfner und Johannes Neugebauer aus Hof, beide evangelische Pfarrer, die sich in besonderer Weise mit dem Thema »Alter und Angst« auseinandergesetzt haben. sechs+sechzig: Lassen wir nicht eine große Gruppe unserer Mitmenschen ziemlich allein mit ihren Gedanken, Zweifeln und Ängsten? Ist bei dieser rasenden Jagd durch den Alltag keine Geduld mehr da, um mit denen zu reden, die sich nicht mehr laut selbst zu Wort melden? »Alte Menschen geraten leicht aus dem Blick, weil junge, die berufstätig sind, oft bis zum Limit oder darüber hinaus gefordert sind«, sagt Karlheinz Häfner. Es seien einfach keine Kapazitäten mehr frei, um sich tiefergehende Gedanken um die alten Verwandten zu machen. »Solange alte Menschen ›funktionieren‹, das heißt, für sich selbst sorgen können, werden sie tatsächlich oft übersehen. Das ändert sich erst, wenn sie pflegebedürftig werden. Dann aber steht dieses konkrete Problem und weniger das innere Befinden des alten Menschen im Mittelpunkt.« Da der Lebensalltag junger Familien so viel anstrengender, bunter und interessanter ist als der der Alten, bestehen Zweifel, ob dann ein echter Dialog zustande kommt. Johannes Neugebauer schätzt die Situation dennoch positiv ein: »In einer Welt der sozialen Kälte werden alte Menschen wieder mehr gebraucht, wenn es um praktische und finanzielle Unterstützung der Kinder und Enkel geht«, sagt er. Das werde dann in der Regel entsprechend gewürdigt. »Außerdem muss man differenzieren. Es gibt ja nicht nur alte Menschen, die sich nicht mehr selbst zu Wort melden, sondern viele andere, die möglichst lange und selbstbestimmt ihr Leben gestalten wollen und können. Und dann wiederum eine Gruppe der Hochbetagten. Sie brauchen vor allem Nähe, Geborgenheit und Zuwendung.«

Könnte ein Gedankenaustausch »auf Augenhöhe« zwischen den Generationen nicht gewinnbringend für alle sein? »Mit Sicherheit!«, sagt Johannes Neugebauer: »Die intergenerative Begegnung, das Miteinander von Jung und Alt, steckt noch in den Kinderschuhen. In Mehrgenerationenhäusern zum Beispiel »wird so etwas wie ein herrschaftsfreier Dialog eingeübt werden, gewinnbringend für alle Beteiligten«. Karlheinz Häfner hält die Hürde zwischen den Generationen in der modernen Informationsgesellschaft für »sehr hoch«: »Kommunikation findet immer weniger Auge in Auge statt. Das empfinde ich als Verkümmerung des Menschseins und sehe es als Trend zur Vereinzelung. Dieses neue Medium entfremdet zunehmend auch die Generationen. Das ist eine bedenkliche Entwicklung.« Der Idealfall wäre: Die Jungen nehmen die Alten mit in ihre Welt und profitieren dabei von deren Erfahrung. Ist es den Menschen in jungen und mittleren Jahren bewusst, dass die Gedanken der Alten sich nicht immer bloß um Rente, Krankheit und den Doktor drehen, sondern manchmal auch um viel tiefer gehende »Sinn«-Fragen? Gesteht man ihnen Kompetenz zu bei Themen wie Politik und Gesellschaft oder wird innerlich schon abgewinkt, kaum dass sie sich artikulieren? »Die Meinung von hochbetagten Politikern wie Richard von Weizsäcker oder Helmut Schmidt hat nach wie vor Gewicht«, sagt Johannes Neugebauer. »Es gibt auf gesellschaftlicher Ebene eine große Anzahl von alten Menschen, die als Weise bezeichnet

werden können. Ebenso gibt es sie in vielen Familien. Aber es braucht auch Anwälte für die, die sich selbst nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr zu Wort melden können.« Müsste man uns nicht alle ermutigen, uns mit diesem letzten Lebensabschnitt etwas kreativer zu befassen? Aber wie, und vor allem – mit welchem Ziel? Müssen wir nach wunschlosem Glück streben oder nach Erkenntnis? oder bringt Erkenntnis Glück? oder der Glaube? Johannes Neugebauer rät, »sich zeitig und bei vollem Verstand und möglichst im Dialog mit vertrauten Menschen mit dem Altwerden, der eigenen Begrenztheit und Endlichkeit zu befassen«. Die Regelung konkreter Fragen stehe bei den meisten im Vordergrund: wie man selbstbestimmt und lebenspraktisch seinen letzten Lebensabschnitt gestaltet. »Erst in zweiter Linie geht es um Glück, Erkenntnis und Glauben. Glück und Erkenntnis anzubahnen, zu erlangen oder im Glauben zu festigen, wäre ein Geschenk Gottes.« »Das Streben nach Glück«, sagt energisch Karlheinz Häfner, »ist natürlich Quatsch, die Suche danach gleicht der nach der fata morgana. Sich mit Glaubensfragen zu beschäftigen, halte ich für einen Gewinn. Im Alter entstehen Fragen wie: Kann das alles gewesen sein? Gibt es mehr? Worin liegt der Sinn des Ganzen?« Die Fragen stellte Brigitte Lemberger Fotos: privat

Karlheinz Häfner (links) ist Pfarrer am evangelischlutherischen Pfarramt Philippuskirche in Nürnberg-Reichelsdorf. Johannes Neugebauer (rechts) ist evangelischer Krankenhauspfarrer und Seelsorger der Diakonie Hochfranken in Hof.


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ANSICHTSSACHE

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»Viele flüchten sich in Illusionen« Ein Gespräch mit dem Psychoanalytiker Dieter Meier über Sterben und Tod Theologe und Therapeut Dieter Meier weiß, wie schwer Abschiede fallen.

Jeden Tag an den Tod zu denken, ist eine zu grausame Herausforderung. Wir entziehen uns, indem wir ein Stück der Wirklichkeit verleugnen.

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ie Ängste des Alters sind konkret. hat er sich dann immer weiter entfernt, sich Es ist die Angst vor dem zunehdafür zum Analytiker und Therapeuten ausmenden Verlust der Körperbegebildet. Jetzt ist er sechs+sechzig – genau herrschung, vor dem Versagen das richtige Alter, um in diesem Magazin zu von Gliedern und Organen. Wenn Wort zu kommen, meint Meier. das Gehirn versagt, so wächst die Angst, »Angst zu haben«, sagt er, »kann im Alter dass sich das bewusste Individuum in die dazu beitragen, sich nicht zu überschätDemenz verliert. Damit korrespondiert zen und zu übernehmen.« Meier nennt als die Angst vor der Hilflosigkeit, vor dem Beispiel die Entscheidung, den Führerschein Ausgeliefertsein, vor dem Heim. Schließlich abzugeben, weil man merkt, dass man am steht da unverrückbar die Angst vor dem Steuer unsicherer wird, weil man Angst vor Tod. Das Alter führt an Unfällen bekommt. »Das »Angst zu haben kann die letzte Grenze, die viele kann ein schmerzhafter Akt dazu beitragen, sich ihr Leben lang erfolgreich sein. Das ist ein Abschiedsverdrängt und ausgeblendet nicht zu überschätzen.« moment. Und das ist sicher haben. Jetzt steht der Tod ein Hauptproblem im Umbevor. Wie soll der Mensch umgehen mit gang mit den letzten Dingen: Der Mensch diesen Zumutungen des äußersten Lebenskann sie intellektuell und geistig erfassen abschnitts? und bedenken. Viel schwieriger ist es, sie Er muss sich erst einmal klar werden, emotionell zu verarbeiten.« was Angst ist, was sie bedeutet, wie er mit Hier kommt das Beispiel der Patientenihr verfährt. »Angst hat einen normalen verfügung ins Spiel. »Die muss ich machen«, Aspekt, der uns beschützt«, sagt der Psysagt man sich immer wieder. Aber man choanalytiker Dieter Meier. »Angst löst die unterschreibt sie nicht; man zögert den Fluchtbewegung aus, wenn uns ein Raubtier Schritt hinaus – vielleicht bis es zu spät ist. entgegentritt. Angst verhindert, dass wir un»Das eine ist die intellektuelle Erkenntnis«, kalkulierbare Risiken eingehen. Angst kann erläutert Dieter Meier. »Das andere ist die aber auch krankhaft und neurotisch werden, emotionelle Abwehrhaltung. Wer die Verwenn sie über das Maß hinausgeht. Wer zu fügung unterschreibt, lässt sich ein auf die große Angst hat, der wird gelähmt, wird Gedanken an Hinfälligkeit und Tod. Und das handlungsunfähig. Aber selbst das kann vor fällt vielen schwer.« seelischem Schmerz bewahren.“ Doch der Mensch ist von Geburt an auf Diplompsychologe Dieter Meier war lanEndlichkeit angelegt. Warum will er nicht ge Leiter der Erziehungsberatung der Stadt daran denken? Warum verweigert er es, sich Fürth. Er kennt sich aus mit Extremsituatioaufs irdische Ende einzustellen, selbst wenn nen. Psychologie hat er parallel zu Theoloder Tod im Alter ganz nah kommt? »Fast alle gie in Erlangen studiert. Von der Theologie leben so, als würden sie nie sterben müssen.

Jeden Tag an den Tod zu denken, ist eine zu grausame Herausforderung. Der entziehen wir uns, indem wir ein Stück der Wirklichkeit verleugnen.Viele flüchten sich im Alter in die Illusion, sie würden vital bleiben, bis sie plötzlich umfallen und tot sind. Aber dieser Traum geht immer seltener in Erfüllung. Weil die Menschen so alt werden, setzt der Verfall meistens langsam ein und selten am richtigen Ort. Mit Organen, die versagen, haben die wenigsten gerechnet.« Also noch einmal: Wie damit umgehen? Wie sich im Alter der bevorstehenden Hinfälligkeit, Ausgesetztheit und Endlichkeit stellen, wenn das doch ungeheuerliche Phantasien erfordert, die man vermeiden möchte, weil sie das Leben eintrüben und Unlust schaffen? Psychologe Meier denkt zurück an sein Theologiestudium: »Es ist offensichtlich schwer, sich diesen Themen zu stellen, wenn das Jenseits als Trost entfällt. Vielleicht ist es eine hilfreiche Strategie, von Freuds Idee des ›Ozeanischen Gefühls‹ auszugehen. Der Mensch ist Teil des Kosmos und bleibt im Kosmos, auch nach dem Tod, noch im Zerfall. Das kann auch dem nichtreligiösen Menschen transzendentale Geborgenheit verleihen, wenn er auf den Tod zugeht.« Sonst ist Dieter Meier durchaus der Ansicht, dass es auch im Alter sinnvoll ist, zu genießen und Bedürfnisse zu befriedigen. »Man darf sich durch die berechtigten Ängste nicht lähmen lassen. Das Leben tut gut, hoffentlich bis zuletzt. Man muss nicht dauernd an Krankheit und Tod denken, aber man muss mit ihnen rechnen.« Sind nicht die Umarmungen kurz vor einem Abschied stets die intensivsten? Wenn man sich dessen bewusst ist, kann das Alter als Lebensphase des dauernden Abschieds sehr intensiv gelebt werden. Herbert Heinzelmann Foto: privat; NN-Archiv


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EXPERTEN

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Die Tour der flotten Sprüche Nürnberger Stadtführer erklären historische Redensarten und Dialektausdrücke

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arum nicht einmal als Nürnbergerin eine Stadtführung durch die Heimatstadt machen?« fragte sich Irmgard Bühlmeyer und stellte sich dabei freilich eine Noris-Tour »ohne viele Jahreszahlen« vor. »Und ich wollte was Originelles«, sagte die 73-Jährige. Fündig wurde Bühlmeyer und ihre beiden Freundinnen beim Verein »Die Stadtführer e.V.«. Dahinter verbergen sich vier Frauen und ein Mann, die vor einem Jahr eine Stadtführung der besonderen Art aus der Taufe gehoben haben. Der Titel ihres Angebots: »Auf den Trichter gekommen – Sprichwörtern und Redewendungen auf der Spur.« Die Tour startet jeden Mittwoch um 18 Uhr am »Schönen Brunnen« auf dem Nürnberger Hauptmarkt. Karola Gärtner, eine der Mitbegründerinnen des Vereins, wartet auf ihre Gäste. Ein kleiner Trichter hängt als Erkennungszeichen am schmiedeeisernen Gitter des Brunnens. Irmgard Bühlmeyer und die anderen Teilnehmer bekommen, nachdem sie einen Obolus von sieben Euro gezahlt haben, ein Trichter-Emblem auf Hemd oder Bluse geklebt. Kinder unter 14 müssen nichts bezahlen. Seit über 30 Jahren ist die 54-jährige Karola Gärtner im Städtetourismus tätig. Heute lässt sie selbst eingefleischte Nürnberger von einem erstaunten »Ah« und »Oh«, von »des hobbi nunni gwusst« bis »ja, des is bekannt« verbal Slalom fahren. Nach den ersten Sätzen der Gästeführerin lauscht der Besucher freilich zuerst dem Klang ihrer Stimme nach. Der hört sich nicht fränkisch an, schon gar nicht nürnbergerisch. Schließlich outet sich Karola Gärtner als gebürtige Oberpfälzerin mit heutigem Wohnsitz in Fürth. Wenn man so will, ist sie ein Beispiel für gelungene regionale Integration. »Neunmalklug« und ganz gescheit Dann geht es für Irmgard Bühlmeyer und ihre Freundinnen los. Sie blicken durchs Gitter auf den Schönen Brunnen. Dort sitzen die metallenen Philosophen und die sieben »Vertreter« der Freien Künste. »Das sind die sieben G’scheiten «, klärt Karola Gärtner auf. Doch heutzutage habe das Wort »Siebeng’scheiter« einen negativen Klang im Sinne von »Neunmalklug«, fügt sie an. Das ist die Initialzündung für den Diskurs unter den Teilnehmern des Rundgangs. Schnell stellt sich heraus, dass bestimmte Redewendungen nicht nur auf die Noris zutreffen.

Bei der Trichter-Stadtführung werden an verschiedenen Stationen fränkische Redensarten erläutert, zum Beispiel die der »sieben G’scheiten« beim schönen Brunnen. Das wollen die »Trichter-Führerinnen« auch gar nicht behaupten. Sie stellen Sprichwörter und Redensarten vor, die vielen Menschen geläufig sind, denen allzu oft aber der Bezug zur Entstehung fehlt. An jedem Halt fällt Karola Gärtner ein passender Satz ein. Oder: Sie entlockt ihn den Teilnehmern, lässt sie buchstäblich auf den Trichter kommen. Der »Nürnberger Trichter« und die damit verbundene Redensart »mit dem Nürnberger Trichter eingießen« ist dem Nürnberger Dichter Georg Philipp Harsdörffer (16071658) mit seiner Poetik »Poetischer Trichter, die Teutsche Dicht- und Reimkunst, ohne Behuf der lateinischen Sprache, in VI Stunden einzugießen«, zu verdanken. Überhaupt ist Nürnberg als Reichsstadt mit Weltgeltung im 15. und 16. Jahrhundert nicht selten in Redensarten vorgekommen. Oft schwang darin der Neid auf Wohlstand und freiheitliche Verfassung mit. So sagten die Rheinländer spöttisch für ein nicht dauerhaftes Gerät: »Des is Nürnberger War, dreimal gebacke un net gar.« Nach dem Stopp vor der Industrie- und Handelskammer in unmittelbarer Nähe zum Rathaus gibt es einen kurzen Halt vor einer Apotheke. Selbst hier lässt sich ein passendes Wortspiel anwenden: Das Unglück eines anderen in Kauf nehmen, also skrupellos

handeln, stammt aus dem Apothekerwesen. Karola Gärtner: »Der Skrupel war eine winzige Gewichtseinheit, die sich mancher Apotheker gespart hat.« Bei hochgiftigen Substanzen konnte der Verzicht auf den Skrupel tödlich sein. Der Apotheker handelte damit skrupellos... Nach der Visite des Hochzeitsportals an der Sebalduskirche steht die Gruppe vor dem Schürstabhaus am Sebalder Platz. Ein schießschartenähnliches Fenster, schmal und tief im Gemäuer, muss für den Spruch »alles in Butter« herhalten. Stirnrunzeln bei den Umstehenden. Fragezeichen sind in den Augen zu sehen. Die Erklärung: Das Glas, keine Butzenscheibe, in diesem Fenster wurde in Venedig hergestellt. Damit es beim Transport nicht brach, packte man es in Butterschmalz und schickte es, vermutlich im Winter, zum Empfänger. Damit war dann »alles in Butter«. Handwerkersprüche sind die besten Am Weinmarkt vor dem ehemaligen Wirtshaus »Rotes Ross«, in dem neben Kaiser Leopold und Geheimrat Goethe im Jahr 1787 auch der französische Ballonfahrer Blanchard nächtigte, erfährt der Besucher, dass man im Norden Nürnbergs, wo Blanchard bei Großgründlach landete, heute noch sagt »der rennt wie Blanscherd…«.


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So klappt’s auch mit dem Internet Auf www.magazin66.de gibt es hilfreiche Lehrvideos

Natürlich kommt in der Weißgerbergasse, in dem früher die Tierhäute verarbeitet wurden, die Rede auf das Bonmot: »Das geht auf keine Kuhhaut«, und unten an der Pegnitz am Kettensteg lässt Karola Gärtner »die Felle davonschwimmen«. Die Gerber hatten an Stangen ihre Felle zum Wässern in die Pegnitz gehängt. Bei hohem Wellengang oder auch schlechter Befestigung an den Stangen konnte es passieren, dass den Gerbern »die Felle davonschwammen«. Unterwegs sprudeln aus Gärtners Mund nur so die Sprichwörter und Redewendungen, die sie nicht selten in Anekdoten kleidet. Zum Beispiel in diese: Da sollte die Magd der Agnes Dürer einen Hasen kaufen. Der Marktverkäufer ist ein hübscher Bursch, verdreht der Magd den Kopf. Sie hat nur Augen für den jungen Mann, der ihr galant den Sack mit dem – wie damals üblich – lebenden Hasen überreicht. In der Küche öffnet die Köchin den Sack und heraus springt – eine Katze. Die Magd hat also »die Katze im Sack gekauft«. Die Quellen der Redewendungen sprudeln unablässig. Ob ein Reicher »auf den Hund gekommen«, wie ein Strauchdieb »zur Sau gemacht« wurde, warum manche zu allem »ihren Senf dazu geben« müssen. Wer aber »auf den Trichter kommt«, sich leicht und locker durch die Stadt führen zu lassen, der kauft bestimmt nicht »die Katze im Sack«. Günter Dehn Foto: Michael Matejka

I N F O R M AT I O N Der Verein der Gästeführer Nürnbergs »Die Stadtführer e.V.« hat 121 Mitglieder, die Führungen in 20 verschiedenen Sprachen anbieten: Altstadtrundgänge, spezielle Themenführungen, Stadtrundfahrten, kombinierte Stadtführungen per Bus und zu Fuß und Ausflugsfahrten in die nähere und weitere Umgebung Nürnbergs. Die Themenführung »Auf den Trichter gekommen« findet immer mittwochs um 18 Uhr statt. www.auf-den-trichter-gekommen.de Telefon: 0160 / 371 69 76 Kontakt: Verein der Gästeführer Nürnbergs e.V., Alte Rother Str. 15b, 91126 Schwabach; E-Mail: stadtführer@nuernberg-tours.de; Telefon 09122 / 867 82; Internet: www.tours-nuernberg.de

Kristoffer Braun (li.) und Andreas und Andreas Dautermann machen Mut für den Umgang mit dem Internet.

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olgen Sie der Diskussion.« Diese freundliche Aufforderung findet sich unter jedem Twitter-Fenster sowie auf der Startseite des Online-Auftritts des Magazins sechs+sechzig. Doch leicht gesagt, wenn man nicht weiß, wie es geht, sich an einer Debatte im Internet zu einem bestimmten Thema zu beteiligen. Vor diesem Problem stehen etliche Menschen, egal welcher Generation sie angehören, wobei sich die Jüngeren oft leichter tun. Sie wenden sich an Freunde, die es ihnen erklären können. Unsere Internet-Seite www.magazin66.de erleichtert mit gut verständlichen Lehr-Videos den Schritt in die Welt der sozialen Netzwerke (»Social Media«) und erklärt darüber hinaus manches andere. Die Videos sind frei abrufbar und werden in Kooperation mit »Starthilfe 50« gezeigt, einer Initiative, die bereits verschiedentlich ausgezeichnet worden ist, unter anderem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und dem Ministerium des Inneren und für Sport in Rheinland Pfalz. Die Autoren der Filme, Kristoffer Braun und Andreas Dautermann, erklären in den unter der Adresse www. magazin66.de zur Verfügung gestellten Beiträgen beispielsweise, wie man sich bei Twitter anmeldet. Schritt für Schritt führen sie den Vorgang so vor, dass man ihn nachvollziehen und am heimischen PC oder Laptop selbst ausführen kann. Dabei achten die beiden Studenten der Publizistik auf eine leicht verständliche Sprache. »Englische Begriffe werden sofort erklärt«, betont Braun. Außerdem haben sich die jungen Firmengründer zum Ziel gesetzt, den Älteren die Scheu vor

dem Computer, die Angst vor Fehlern und den Respekt vor der Technik zu nehmen. Als Vorbild dienten den beiden Mainzern ihre Eltern. Insgesamt 15 Filme sollen in der ersten Staffel gezeigt werden. Braun und Dautermann haben dabei Themen wie das „Buchen bei bahn.de“ oder das Brennen von Musik CDs ausgesucht. Nach Ablauf der 14-Tages-Frist werden die Videos unter dem Menüpunkt »Hilfe!« zu finden sein. Die beiden Initiatoren sind an Reaktionen auf ihre Videos interessiert, schließlich schreiben sie gerade ihre Abschlussarbeit an der Uni über das Verhalten von Senioren im Internet. Durch die prägnante Darstellungsform im Tutorialvideo, also dem Lehrfilm, dauert es nicht lange, bis sich der Nutzer den Nachrichtenstrom auf Twitter erschließt und sich als »Follower« beim Magazin sechs+sechzig eintragen kann. Auf diesen Weg wird er über neue Beiträge und Diskussionen auf unserem Online-Angebot informiert. www.magazin66.de bietet aber noch weit mehr, etwa die Kategorie »Blog«. Ob Sorgen mit den Enkeln oder aktuelle Debatten wie die Rente mit 67: Hier können Leser ihre Meinung sagen und sich mit anderen austauschen. Die Redaktion freut sich über Zuschriften. Petra Nossek-Bock Wer ein Kompaktpaket mit Lehr-Videos erwerben möchten, kann dies direkt bei Kristoffer Braun und Andreas Dautermann bestellen. Informationen dazu bei der Initiative »Starthilfe 50«, Brieger Straße 22, 55122 Mainz und im Internet www.starthilfe50.de


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SERVICE

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Anspruchsvolle Lektüre für den Herbst Vom Ratgeber für Hochbegabte bis zur Aufarbeitung von Kriegserlebnissen karin vor dem Ruhestand, gibt hin und wieder boshaft von sich, was die Autorin Elke Heidenreich vermutlich vom Literaturbetrieb denkt. Harry, der Alt-Linke, erlebt im Herrensalon seines frischgebackenen Schwiegersohns ein Beispiel neo-kapitalistischer Gedankenwelt und verkneift sich den Kommentar der Braut zuliebe. Das Buch, das so leicht und flüssig geschrieben und von heiterer Ironie geprägt ist, trägt dennoch die Handschrift des Alters. Trauer und Melancholie können nicht ausgespart bleiben, wenn sich die Lebensjahrzehnte mehren. Vergnüglich zu lesen ist die »Alte Liebe« trotzdem – ist sie doch so nah an der Realität. Brigitte Lemberger

Elke Heidenreich und Bernd Schroeder, »Alte Liebe« Hanser Verlag, München 2009, 17,90 Euro

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as tun alte Paare im Alltag? Sie stehen spät auf, lesen ausführlich die Lokalzeitung, kochen sich ein leicht verdauliches Mittagessen, halten ein Schläfchen, trinken Kaffee und bereiten sich langsam auf die Abendnachrichten vor. Dann ein wenig Fernsehen, vielleicht ein Gläschen Wein – und ab ins Bett. In finsteren Momenten sieht Lore es genau so kommen, wenn sie demnächst in den Ruhestand geht. Und Harry, ihr Mann, bereits pensioniert und mit dem geruhsamem Dasein eigentlich ganz zufrieden, merkt sehr wohl, was seine Frau umtreibt. »Alte Liebe« heißt der Roman von Elke Heidenreich und Bernd Schroeder, in dem es aber gar nicht so betulich zugeht, wie es Lore in Gedanken vor sich sieht. Dafür sorgt schon Tochter Gloria, deren dritte Heirat, diesmal mit einem Großindustriellen, unmittelbar bevorsteht. Papa und Mama, von der Studentenbewegung 1968 geprägt, sträuben sich die Haare im Gedanken an diese »Fürstenhochzeit« und – das sei verraten – es kommt auch genau so schlimm wie erwartet. Auch die Enkelin ist nicht leicht zu lieben. Auf Besuch bei den Großeltern zieht sie ihre Computerspiele jeder anderen Abwechslung vor und findet, hier sei ja alles so furchtbar eng. Die Dialoge sind herzerfrischend und aus dem Leben gegriffen. Lore, die Bibliothe-

Wallace Stegner, »Die Nacht des Kiebitz« Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2009, 14,90 Euro

E Foto: NN-Archiv

Bernd Schroeder und Elke Heidenreich leben nach über 20 Jahren Ehe getrennt – literarisch sind sie aber ein Team.

s ist ein Glück für uns Leser, dass sich der Deutsche Taschenbuch Verlag im vergangenen Herbst entschlossen hat, »Die Nacht des Kiebitz« von Wallace Stegner in seiner dtv premium-Reihe herauszubringen. Viel zu lange hat es gedauert, bis der in den USA vielfach ausgezeichnete Autor, der 1993 in Santa Fe verstarb, im Jahr 2008 mit »Zeit der Geborgenheit« auch hierzulande seinen Weg in die Buchhandlungen fand. »Die Nacht des Kiebitz«, 1977 mit dem renommierten National Book Award prämiert, ist gewiss ein Alterswerk. Nicht nur der Autor, auch der Protagonist seines Romans ist ein älterer Herr in den Sechzigern, doch keineswegs von später Milde gestreift. Im Gegenteil: Joe Allston, Literaturagent im Ruhestand, seit Jahrzehnten relativ unangefochten verheiratet, ist eine kantige Persönlichkeit, die den Einschränkungen des Alters mit Sarkasmus begegnet. Den Rat seiner besorgten Frau, einer möglichen Depression aufgrund von Langeweile entgegen zu wirken und seine früheren Begegnungen mit Autoren aufzuzeichnen, schlägt er in den Wind. Beim Kramen in seinen Papieren entdeckt er ein Tagebuch, das er zwanzig Jahre

zuvor geführt hatte. Damals befand er sich mit seiner Frau in Kopenhagen – die Reise war ein Versuch, über den Tod des einzigen Sohnes hinweg zu kommen. Unerwartet gerät das Paar in Dänemark in seine sehr europäische, überaus fremdartige Geschichte, die sich ins fast Abstruse entwickelt und nicht nur Joe in Verwirrung stürzt. Im Schlafzimmer seines Hauses an der Pazifik-Küste liest Joe seiner Frau nun Abend für Abend einige Seiten aus jenem Tagebuch vor und kann nicht verhindern, dass alte Gefühle erwachen und einer nachträglichen Prüfung bedürfen. Auch Ruth, seine Frau, gerät in den Strudel der Erinnerung. Daneben der kalifornische Alltag des Paares: Ruth, freundlich besorgt um die Menschheit im Allgemeinen und ihren Joe im Besonderen, der Rheuma, Arthrose und sonstige Misshelligkeiten gern ein wenig übertreibt, um »auf meine Daseinsberechtigung als alter Knochen hinzuweisen«. Sie lässt sich nicht beirren, und Joe wundert sich: »Offenbar sieht sie in mir einen potenziellen Superstar, der aus verschiedenen Gründen noch nie den großen Durchbruch geschafft hat, wie es in den Sportsendungen heißt, aber eines Tages alle Medaillen abräumen wird.« Joe, der kluge und belesene Mann, tappt manchmal im Dunkeln, was seine Frau betrifft, die stillschweigend in ihrer Liebe eine Größe bewiesen hat, von der er nichts ahnte. »Die Nacht des Kiebitz«, dieser einfühlsame Roman über eine lange Ehe, ist zugleich das wunderbare Portrait eines Mannes, der unaufhörlich mit sich ins Gericht geht und nur manchmal mit sich und der Welt im Reinen sein will. »Sein zur Schau getragener Stoizismus ist etwa so aufregend wie ein mitgeschnittener Telefonanruf«, hält er sich vor. »Seine Fragen wurden nie beantwortet, sein Hunger nie gestillt.« Brigitte Lemberger


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ie Generation der zwischen 1960 und 1975 Geborenen wirft mehr Fragen auf als Antworten: Wieso haben viele das Gefühl, nicht genau zu wissen, wer man ist und wohin man will? Wo liegen die Ursachen für diese diffuse Angst vor der Zukunft? Weshalb bleiben so viele von ihnen kinderlos? Darüber möglichst anschaulich zu schreiben, fiel der Autorin Sabine Bode weit schwerer als die Arbeit an ihrem Buch über das Leid der Kriegskinder. Ihre Aufgabe bestand darin, etwas völlig Unspektakuläres darzustellen, etwas Unsichtbares – ein Vakuum. In den meisten Familien hatten keine Dramen stattgefunden. Stattdessen war die Rede von »Nebel« und »Unlebendigkeit«. Ein 45-Jähriger bezeichnete das Klima in seinem Elternhaus als eine »stillstehende graue Sauce«. In 14 Kapiteln geht Sabine Bode den Spuren der Kriegsvergangenheit nach, bis in die dritte Generation. Sie verdeutlicht anschaulich die weitreichenden, die Generationen übergreifenden Auswirkungen auf ihre Erziehung und Entwicklung und sogar auf ihre gegenwärtigen Beziehungen. Vieles ist beunruhigend, die Sprachlosigkeit zwischen den Generationen besteht weiter. Dennoch ein Buch, das den »Kriegsenkeln« hilft, sich selbst besser zu verstehen. Horst Mayer Sabine Bode hat zahlreiche Bücher zum Thema Trauer und Kriegstrauma geschrieben.

Foto: Manoel Nunes

och in den 50er Jahren wurden kluge Mädchen in den meisten Familien nicht geschätzt. Statt ihr außergewöhnliches Talent zu fördern, hielt man die Töchter lieber klein, frei nach dem Motto »Sei sittsam und bescheiden, das ist die schönste Zier«. Schließlich befürchteten die Eltern, dass die Heiratschancen dahinschmelzen, wenn der IQ der Tochter zu hoch ist. Katharina Fietze hat ihr Buch »Kluge Mädchen« hochbegabten Frauen gewidmet, die erst spät ihre ungewöhnlichen Fähigkeiten entdeckt haben. Anhand der Erzählungen von sechs Frauen geht sie dem oft verkannten oder gar unterdrückten Phänomen weiblicher Hochbegabung auf den Grund. Dabei bezieht sie die Persönlichkeit als Ganzes ein, denn weibliche Hochbegabung zeigt sich nicht ausschließlich in geistigen Fähigkeiten, sondern äußert sich mitunter durch eine hohe intuitive Wahrnehmung und andere Faktoren. In einem Kapitel schildern Betroffene ihren Werdegang. Es kommt dabei zur Sprache, dass ein frühes Umgewöhnen von Links- auf Rechtshändigkeit zum Beispiel zu einer Rechtsschreibschwäche führen konnte, die dann die Hochbegabung verdeckte. Ohnehin neigen betroffene Frauen dazu, eher angepasst und weit unter ihren Möglichkeiten zu leben als selbstbewusst ihre Klugheit einzusetzen. Denn das Entdecken neuer Wege und die Durchsetzung ungewöhnlicher Ideen werde häufig mit Dominanz und Rücksichtslosigkeit gleichgesetzt, schreibt die Autorin. Katharina Fietzes Buch ist in einer klar verständlichen Sprache geschrieben. Gerade ältere Betroffene haben die Chance zu entdecken, warum sie sich oft unverstanden fühlten, die Umgebung so wenig mit ihren Fähigkeiten anfangen konnte. Petra Nossek-Bock

Christoph Hartlieb: »Wer älter wird...« Deutsche Literaturgesellschaft, Berlin 2009 9,80 Euro

Sabine Bode, »Kriegsenkel. Die Erben der vergessenen Generation«. Verlag Klett-Cotta, 2009. Gebundene Ausgabe, 21,90 Euro

Katharina Fietze, »Kluge Mädchen – Frauen entdecken ihre Hochbegabung«. Orlanda Frauenverlag, Berlin 2010, 17,90 Euro

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er älter wird, kann ziemlich fest damit rechnen, dass er genau die Zipperlein und Beschwerden kriegt, über die die Alten seit jeher jammern. Dass man eine Brille braucht, womöglich eine Glatze droht und die Zähne nachts im Wasserglas liegen. Mit dem Bücken wird es mühsam, der Name der Nachbarin fällt einem nicht mehr ein und was den Sex betrifft, na, das lassen wir lieber. Nun kann man klagen (was immer am leichtesten geht, aber auch nichts besser macht) oder mit heiterer Selbstironie seinem ziemlich unausweichlichen Schicksal begegnen. Wie erfrischend es ist, auf einen Autoren zu treffen, der sich in derart entspannter Form mit dem Alter und seinen Plagen befasst, spürt man als Leser, wenn man das kleine Gedichtbändchen durchblättert, das die Deutsche Literaturgesellschaft im letzten Jahr vorgelegt hat. Christoph Hartlieb, Altphilologe, ehemals Oberstudienrat und später Pfarrer, hat in humorvolle (und zugleich kluge und gut gereimte) Verse gepackt, was den Menschen so erwartet, wenn er in die Jahre gekommen ist. Das nur 80 Seiten starke Bändchen ist ein Glücksfall unter den zahlreichen Trostund Lebenshilfe-Brevieren, die sich oft so betulich oder bedeutungsschwer an ihre Leserschaft im Seniorenalter wenden. Bei Christoph Hartlieb darf auch mal geschmunzelt werden. »Wer älter wird...« sollte sich ein vergnügliches Lesestündchen gönnen oder seinem Ehepartner, Freund oder Freundin eine Freude machen. Brigitte Lemberger


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GESUNDHEIT

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Eindeutige Warnsignale sind selten In Deutschland erkranken jährlich 12.800 Menschen neu an Bauchspeicheldrüsenkrebs gegenseitig bedingen. Erfahrungsgemäß erkranken Diabetes mellitus Typ 2 Patienten häufiger daran als Gesunde. Umgekehrt kann Diabetes wiederum erst durch das Krebsgeschehen verursacht werden. Man nimmt an, dass eine Vorerkrankung bei Verwandten ersten Grades (Eltern oder Kinder) das genetische Risiko um fünf bis zehn Prozent erhöhen kann. Neben Diabetes ist die chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) ein weiterer ernst zu nehmender Risikofaktor. Übergewicht ist ein Risikofaktor

Ebo Rau hat den Bauchspeicheldrüsenkrebs besiegt und ein Buch darüber geschrieben.

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»Die Kombination von Übergewicht durch falsche Ernährung (Body-Mass-Index größer als 30), Diabetes, Rauchen und Alkoholkonsum, stehen als Risikofaktoren an erster Stelle«, sagt Professor Martin Wilhelm, Chefarzt an der Onkologie im Nürnberger Klinikum. Seiner Empfehlung nach sollte man Fett und Zucker im Essen so gut wie möglich meiden sowie alles, was das Körpergewicht in die Höhe treibt. Zu weiteren Risikofaktoren zählen chemische Zusätze (z.B. Nitrate und Nitritpökelsalz) wie sie in Fleisch, Käse und auch im Bier

er Anfang einer schweren Erkrankung kommt oft ganz unscheinbar daher. Rückenschmerzen etwa, die gürtelförmig ausstrahlen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Bauchschmerzen, Übelkeit – wer denkt da gleich an das Schlimmste? Doch solche Beschwerden können – ebenso wie LeisGallenblase tungsschwäche, Erbrechen, Durchfall oder starker Juckreiz – auf eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) hinweisen. Kein Wunder, dass die Beschwerden nicht immer gleich zutreffend diagnostiziert werden. Zumal eindeutige Merkmale wie Gelbsucht und Oberbauchschmerzen in der Regel erst im fortgeschrittenen Stadium auftreten. Dabei ist eine frühzeitige Diagnose von Bauchspeicheldrüsenkrebs die einzige Chance, die Krankheit zu überstehen.

vorkommen. Auch ein längerer Kontakt mit Industriegiften wie Benzidin, Naphtalin, Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an der Bauchspeicheldrüse zu erkranken. Inwieweit Dauerstress am Arbeitsplatz die Bauchspeicheldrüse belastet oder der Einfluss von Medikamenten gegen Bluthochdruck, Schmerzen und Herz-Kreislaufbeschwerden schädlich auf die Pankreas wirkt, ist dagegen noch nicht bekannt. Offenbar scheint der hohe Zuckergehalt in vielen Lebensmitteln eine weit größere Gefahr für die Gesundheit zu bergen, als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine 14-jährige Studie an 60.000 Männern und Frauen an der Universität von Minnesota (USA). Bei den Probanden, die häufiger als zweimal pro Woche Softdrinks wie Fanta oder Cola zu sich nahmen, erhöhte sich das Risiko, an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken, um 87 Prozent. Professor Wilhelm ist überzeugt, dass nicht nur Softdrinks, sondern prinzipiell alle mit Zucker und Fett belasteten Lebensmittel dasselbe Ergebnis erzielt hätten. Denn sie führen zu Übergewicht und somit zu

Leber

Milz

linke Niere

Drüse steuert die Verdauung Die etwa 100 Gramm schwere Drüse spielt als Teil der »chemischen Fabrik« des Körpers eine wichtige Rolle bei der Verdauung und Verwertung der Nahrungsaufnahme. Sie liegt zentral eingebettet zwischen Magen, Zwölffingerdarm, Leber, Niere, Gallenblase und Milz. Ist ihre Produktion von wichtigen Enzymen sowie den Hormonen Insulin und Glucagon gestört, können diese Substanzen durch Medikamente ersetzt werden, wie das bei Diabetes etwa der Fall ist. Diabetes und Pankreaskrebs können sich

rechte Niere

Zwölffingerdarm

Bauchspeicheldrüse


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Diabetes, die ihrerseits den Pankreaskrebs begünstigt. Als Prävention empfiehlt der Experte eine vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung, viel Bewegung an frischer Luft und regelmäßige Check-ups beim Arzt. Verbesserte Behandlungsmethoden Das besonders Heimtückische am Pankreaskrebs ist der Umstand, dass er keine Schmerzen verursacht. Da die Drüse inmitten anderer Organe eingebettet liegt und sich nah an die Wirbelsäule im Lendenbereich schmiegt, verspürt der Patient den Schmerz meist erst dann, wenn der Tumor aufgrund seiner Größe auf eines der angrenzenden Organe drückt. Zu diesem Zeitpunkt hat der Krebs jedoch meist schon gestreut und weitere Metastasen im Körper gebildet. Die Überlebenschancen seien jedoch mittlerweile – so Professor Wilhelm – deutlich positiver. Die frühzeitige Diagnostik habe sich durch neue technische Verfahren wesentlich verbessert. Dies treffe auch für die Operationstechniken zu, und außerdem verfüge man über neue und effektivere Möglichkeiten in der Nachbehandlung. Jährlich rechnet man in Deutschland mit

GESUNDHEIT

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etwa 12.800 neuen Fällen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei Männern zwischen 65 und 68 und bei Frauen zwischen 71 und 76 Jahren. Obwohl Pankreaskrebs bei der Häufigkeit im Vergleich zu anderen Krebsarten den letzten Platz einnimmt, rangiert er in der Sterbestatistik an vierter Stelle, gleich nach Lungen-, Dickdarm- und Prostatakrebs. Ein Hoffnungsträger, der den Bauchspeicheldrüsenkrebs um mehr als zehn Jahre überlebt hat, ist selbst ein engagierter Mediziner: Dr. med. Eberhard »Ebo« Rau aus Amberg hat seine Auseinandersetzung mit der Krankheit 1997 unter dem Titel »Krebs! Was nun Ebo?« dokumentiert. Das Buch und die seitdem als »Kalendarien« bekannten Hefte sind im Eigenverlag erschienen und können direkt über den Autor oder die Bayerische Krebsgesellschaft in Nürnberg bezogen werden. (Siehe Information) Melita Tilley Foto: privat; Illustration: Christian Schertl

Soziale Beratungsstelle der Bayerischen Krebsgesellschaft e.V. Marientorgraben 13, 90402 Nürnberg Leitung der Gesprächsgruppe für Betroffene und Angehörige: Johanne Lennert und Doris Salzmann. Telefonische Voranmeldung erbeten unter 0911 / 495 33, Fax: 0911 / 49 34 23 www.bayerische-krebshilfe.de

Informationsveranstaltung für Angehörige

Donnerstag, 11.11.2010 17.00 – 19.00 Uhr Festsaal der Klinik Hallerwiese Kooperation mit:

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I N F O R M AT I O N Die Bayerische Krebsgesellschaft ist in ganz Mittelfranken vertreten, darunter auch in Winkelhaid, Hersbruck, Roßtal, Ansbach, Lauf, Weißenburg, Forchheim, Fürth und in Erlangen. Ein fester Bestandteil ihres Halbjahresprogramms ist unter anderem eine Reihe von Kursen und Vorträgen zu medizinischen Fragen.

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Dr. med. Ebo Rau Reichenbergerstr. 24, 92224 Amberg Fax: 09621 / 142 46, www.eborau.de E-Mail: dr.eborau@gmx.net Arbeitskreis der Pankreatektomierten e.V. Haus der Krebshilfe Thomas-Mann-Str. 40, 5311 Bonn Tel. 0228 / 33 88 90, Fax: 0228 / 338 89-253 www.adp-dormagen.de Forschungsprojekt Familiäres Pankreaskarzinom Universitätsklinikum Gießen-Marburg GmbH Baldingerstraße, 35043 Marburg Tel. 0642 / 58-667 45, Fax: 0642 / 58-666 08 E-Mail: fapaca@med.uni-marburg.de Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e.V. Hauptstr, 44, 69117 Heidelberg Tel. 06221 / 13 80 20, Fax: 06221 / 138 02 20

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Die Pegnitz weist den Weg Geschichtsträchtige Wanderung führt über viele alte Grenzen hinweg nach Lauf

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enn der Herbst seine Erwartungen erfüllt und sich »golden« präsentiert, empfiehlt sich eine Wanderung entlang der früheren »Goldenen Straße« zwischen Nürnberg und Lauf im Pegnitzgrund. Hier bewegt man sich auf einem Terrain, das mit historisch interessanten Stationen gepflastert ist. Der Ausflug ist etwa 16 Kilometer lang, »brettl-eben« und kann je nach Kondition oder Lust und Laune mit dem Fahrrad oder zu Fuß gut bewältigt werden. Für den Rücktransport nach Nürnberg sorgen die Regionalbahnen R 3 oder R 31. Die Tour beginnt an der Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 8 in Erlenstegen. Dort kann man entweder gleich den Schwung ins Pegnitztal vollziehen. Oder aber man entschließt sich dazu, einen (kleinen) Umweg auf der Hauptstraße zu machen. Dort stößt man nach etwa 150 Metern auf die Kopie eines so genannten Marterls. Dieses religiöse Kleindenkmal zeigt eine Kreuzigungsszene mit Maria und Johannes. Gleichzeitig diente der Bildstock auch als Grenzstein. Denn hier verlief zwischen den Jahren 1355 und 1373 die Grenze zwischen dem Königreich Böhmen und der freien Reichsstadt

Das Magazin sechs+sechzig und das Industriemuseum in Lauf verlosen: Zehn mal zwei Freikarten für einen Museumsbesuch in Lauf sowie Plätze für eine Führung für Großeltern, Eltern und Enkel zum Thema »Mit Mach-Pfad durchs Museum« für maximal 15 Personen. Wer gewinnen möchte, schreibt bis zum 6. Oktober 2010 an das Magazin sechs+sechzig, Stichwort »Industriemuseum«, Burgschmietstraße 37, 90419 Nürnberg. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.

Ein wahres Kleinod: Das Uhrenhaus im Industriedorf Hammer.

Nürnberg. Sie ging damals mitten durch das heutige Erlenstegen. Durch geschickte Heiratspolitik, Erbschaft und seine ebenso geschickte Diplomatie schaffte es Kaiser Karl IV. (1316-1378, ab 1356 deutscher Kaiser) ein zusammenhängendes Territorium zu schaffen, sodass er auf seiner Reise von Prag nach Nürnberg seinen Fuß niemals auf fremdes Gebiet setzen musste. So brauchten er und sein Gefolge für diese Strecke, die er zur »Reichsstraße« ernannte, keine Zölle zu entrichten, und zahlreiche Burgen entlang der Strecke gaben zumindest das Gefühl der Sicherheit. An der Goldenen Straße entlang Karl IV. soll 52 Mal diese Straße benutzt haben, die wahrscheinlich vor der Ernennung zur Reichsstraße »Goldene Straße« genannt wurde. Dieser Ehrentitel kann einerseits auf den über die Straße erblühenden Handel gemünzt gewesen sein. Andererseits könnte er aber auch auf die Alchimisten hindeuten, die am Prager Hof zu Zeiten Rudolf II. versuchten, Gold herzustellen. Vielleicht bezog sich der Titel einfach auf die »goldene« Stadt Prag, die im 14. Jahrhundert mit über 40.000 Einwohnern immerhin die viertgrößte Stadt nördlich der Alpen war. Außerdem

wurde hier im Jahr 1348 die erste deutschsprachige Universität gegründet. In den Hussitenkriegen (1414-1435) wurde die Stadt stark zerstört, und damit verlor auch die »Goldene Straße« ihre Bedeutung. Unser Wanderweg führt dann in den Pegnitzgrund, am Erlenstegener Freibad »Langsee« vorbei, dem einzigen Bad in Nürnberg mit FKK-Liegewiese, bis zur Ruine Oberbürg. Ein wenig abseits des Weges befinden sich die Reste eines Patrizierschlosses, das typisch für die Umgebung Nürnbergs war. Das Schloss wurde im 13. Jahrhundert erbaut, mehrmals in kriegerischen Auseinandersetzungen zerstört und zwischen 1587 und 1628 als Wasserschloss wieder aufgebaut. Danach, im 17. Jahrhundert, wurde es als Barockschloss umgebaut und im Zweiten Weltkrieg durch einen Bombenangriff zerstört. Die Ruine steht heute in einem Wasserschutzgebiet der N-ergie, weshalb sie nicht wieder aufgebaut wird. Auch im etwa zwei Kilometer weiter flussaufwärts entfernten Industriedorf Hammer wurden bei einem Bombenangriff 1943 Häuser zerstört. Da es ebenfalls im Wasserschutzgebiet liegt, wurden auch diese zerstörten Gebäude (darunter leider auch das Wirtshaus) nicht wieder aufgebaut. Das


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Das Industriemuseum in Lauf wartet nicht nur mit alten Waschräumen, einem Friseursalon und einem Esszimmer aus den 50er Jahren, sondern auch mit Prägemaschinen auf. idyllisch an der Pegnitz liegende Hammer gehört zu einer Reihe von Hammerwerken (wie zum Beispiel auch die Satzinger Mühle) im Nürnberger Raum, die frühe Zeugen der Industrialisierung sind. Im Uhrenhaus befindet sich ein kleines Museum, das nur sonntags geöffnet ist und die Geschichte des Ortsteils nachzeichnet: Noch im 14. Jh. (1372) stand hier eine Mühle, ab 1492 wurde daneben ein Messinghammer errichtet, der sich der strengen Zunftordnung der Nürnberger entzog. Arbeitsvertrag soll »Geheimnis« retten Dafür wurden die Arbeitsverhältnisse (von beiden Seiten aus) lebenslang geschlossen und waren unkündbar. Nur so glaubte man damals, das »Geheimnis« der Messingzieherei wahren zu können. Das Arbeitsverhältnis schloss auch Renten im Falle der Invalidität, Alters- und Witwenrenten mit ein. Die Arbeiter durften in den Wohnungen mietfrei leben, und ab dem Jahr 1650 wurde für die Kinder von Hammer eine eigene Schule errichtet. 1718 übernahm die Patrizierfamilie Volckamer das Messingwerk. An diese Ära erinnert noch der – erst nach einem Besitzerwechsel des Dorfes 1861 verlagerte – Obelisk mitten in Hammer. Die

im Industriedorf produzierten Bunt- und Edelmetallfolien wurden zum Belegen von Dächern, Tempeln und Palästen verwendet und bis nach Asien geliefert. Anfang des 19. Jahrhunderts lebten und arbeiteten in den zwölf Gebäuden 144 Menschen. Auf dem Weg nach Lauf kommt man durch drei kleine Dörfer, die einst an der »Goldenen Straße« lagen oder aus anderen Gründen historisch nicht unbedeutend sind. Wer mag, kann einen Abstecher unternehmen, nach Malmsbach: Hier sind die Reste (Torhaus) einer Wasserburg der Herren von Brauneck zu besichtigen. Oder in das im Jahr 1275 erstmals erwähnte Behringersdorf: Hier kann man die Nachbildung von Keltengräbern aus der Bronzezeit, aus der Zeit um 500 v. Christus und die Schlösser der Schürstabs und der Familie Tucher sehen. Und nach Rückersdorf, dem Stammsitz der Reichsministerialen »Berengerus de Rukerstorf« seit 1210. Das Dorf war zu den Hochzeiten der »Goldenen Straße« der Ort, an dem die Kaufleute übernachteten, damit sie pünktlich in Nürnberg sein konnten, wenn morgens die Stadttore geöffnet wurden. Auf der Wanderung weiter durch den Pegnitzgrund erreicht man eine Stadt, die

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heute überregional bekannt ist, weil in ihr einer der wenigen grünen Bürgermeister in Bayern regiert. Benedikt Bisping hat die Stichwahl am 16. März 2008 für sich entschieden und ist seitdem Bürgermeister von Lauf, einem der wichtigen Orte im sogenannten Speckgürtel Nürnbergs. Er steht einer Kommune vor, die an einer Stromschnelle (»louf« oder »lauffe«) der hier stark abfallenden Pegnitz entstanden ist und urkundlich erstmals 1170 erwähnt wurde. Nicht entgehen lassen sollte man sich einen Spaziergang über den Marktplatz, an dem die beiden sehr gut erhaltenen Stadttore aus dem 14. Jahrhundert zu sehen sind. Wer mag, kann sich auch einer Führung durch die Bierkeller anschließen, die unter den meisten Häusern am Marktplatz liegen. Ebenfalls einen Besuch wert ist das Wenzelschloss, das sich auf einer Insel in der Mitte des Flusses befindet. Die Wasserburg ließ Karl IV. von 1356 bis 1360 erbauen, damit er hier auf seiner Reise auf der »Goldenen Straße« einen Zwischenhalt einlegen konnte. Heute beherbergt das Schloss die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Und zu guter Letzt empfehlen wir einen Besuch des direkt an der Pegnitz gelegenen Industriemuseums. Hier lassen sich Zeugnisse der Frühindustrie besichtigen, zum Beispiel eine Getreidemühle mit Wasserrad, die Gerätschaften der Handwerker und Gewerbetreibenden aus der Zeit zwischen 1900 und 1960 oder Maschinen aus demselben Zeitraum. Darüber hinaus gibt es die Museumswerkstatt, in der man auf unterhaltsame Weise etwas über historische Handwerke erfahren kann. Ein Besuch lohnt sich in jedem Fall (siehe auch Hinweis zur Kartenverlosung auf S. 36). Rainer Büschel Fotos: Mile Cindric

I N F O R M AT I O N In der Zeit vom 10. Oktober 2010 bis zum 11. September 2011 zeigt das Industriemuseum eine Sonderausstellung zum Thema »Die 70er Jahre. Zeitgeist und Lebensgefühl eines bunten Jahrzehnts«. Industriemuseum Lauf, Sichartstraße 5-25, Lauf/Pegnitz, Telefon 09123 / 99 030, Öffnungszeiten bis 30. November 2010: Mi-So 11 bis 17 Uhr.


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n meiner Umgebung gibt es Leute, die hassen es, dass ich so viel Zeit im Internet verbringe. Suchtverhalten, schlimmer als Alkoholismus, sei das, sagen sie, ich leiste der Unkultur Vorschub und entferne mich vom wirklichen Leben. Ich bin dann immer ganz fertig. Zumal ich ja im echten Leben zunehmend geistig abdrifte, vor allem wenn mir Mitmenschen Dinge erzählen, die ich längst weiĂ&#x; oder nie kapieren werde. Neulich besuchte ich einen alten Schulfreund, der besonders vehement gegen meine ÂťManieÂŤ wetterte. Er saĂ&#x; vor dem Fernseher. Ich solle erstmal mitgucken, weil er wissen mĂźsse, wie es ausgeht. Danach lief aber noch eine andere Sendung, die auch seine gesteigerte Aufmerksamkeit erforderte. Er ist dabei Ăźbrigens kein Einzelfall. Andere gucken einfach, um abgelenkt zu sein, während sie mit ihren Händen irgendwo an sich herummachen. Im besten Fall stopfen sie sich Chips in ihr Gesicht. Mein Schulfreund wurde in der Werbepause dann aber doch auf das bĂśse Internet angesprochen. Von der Post. Die wirbt dort bei den Hochstehenden fĂźr den e-Post-Brief. Tolle Sache. Das Briefgeheimnis wird ins Internet gebracht. Man muss nicht mehr mĂźhsam zum Briefkasten latschen, vielleicht gar noch zu irgendeiner in einem Sexshop untergebrachten Poststelle, nur um sich eine Briefmarke zu kaufen. Man kann jetzt einfach vom Computer aus einen Brief schreiben und zahlt nur 55 Cent. Das gab’s noch nie, meint der Fernsehzuschauer. So was Innovatives aber auch. Und gleichzeitig so billig. Auch nicht teurer als ein Brief, aber ohne Gerenne. DafĂźr kann man sich länger Chips ins Gesicht stopfen. Dass Mails normalerweise gar nichts kosten, wollen diese Enthusiasmierten nicht wissen. Die unterlägen schlieĂ&#x;lich nicht dem Briefgeheimnis, sagen sie. AuĂ&#x;erdem kommen sie sofort beim Empfänger an und nicht erst zwei Tage später. Ăœberdies leiste es dem Hedonismus oder der Bequemlichkeit Vorschub, wenn man E-Mail-Fächer einfach Ăśffne, wann es einem passt, und nicht von der Post die Verpflichtung Ăźbertragen bekomme, jeden Tag einmal nachzuschauen, was an Briefen da ist (auĂ&#x;er man kann ein ärztliches Attest vorweisen). Es sei auch schĂśn und Âťso persĂśnlichÂŤ, dass der Postillon einen kennt, deswegen darf der auch gerne Daten an Firmen weitergeben, sagen die ePost-Fans. So bekomme man wenigstens ab und zu Werbebriefe und mĂźsse nicht dauernd in ein leeres e-Post-Fach blicken. Und dann mĂźssen sie ganz schnell vor die TĂźr. Der Pressefotograf warte nämlich, um sie und ihr Anwesen fĂźr eine Geschichte gegen Google-Street-View abzulichten. Die braven Zeitungsleser dĂźrften nämlich wissen, wo ihr Haus wohnt, die bĂśsen Internet-Alkoholiker aber nicht. Ach so, mein Schulfreund gab sich trotz der Postwerbung reserviert. Er ist ein kritischer Mensch und will noch abwarten, bis es den e-Brief billiger bei Aldi gibt. Peter Viebig


DAS WAR SCHICK

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Das Brotzeit-Set

Nach einer ausgedehnten Wanderung eine schöne Brotzeit mitten in den Weinbergen oder daheim auf dem Balkon: Jetzt im Herbst ist Picknick ein Vergnügen. Noch dazu, wenn das Wetter passt – und man die richtige »Ausrüstung« zum Essen an gemütlichen Orten dabei hat. Schon Anfang der 1970er Jahre brachte der Kaffeeröster Tchibo ein bisschen Farbe auf den Tisch, als er Vesperbrettchen, Dosen und Frischhaltebox im Set anbot. Wer duftende Kaffeebohnen kaufte, nahm das modische Beiwerk mit den großen rot-blauen oder orange-grünen Blumen gerne mit. Damit die weißen KunststoffDosen mit dem großen Muster auch außerhalb der Vesperzeit in den Küchen eine Funktion hatten, wurden sie eifrig mit Zucker oder Mehl befüllt und dekorativ ins Regal gestellt.

Foto: Michael Matejka

Sie waren in den 50er, 60er und 70er Jahren der letzte Schrei, heute liegen sie unbeachtet in Schränken, Schüben, Kellern oder auf Dachböden: Dinge, die einmal richtig »schick« waren. Manches davon hat die Jahre unbeschadet überdauert und erregt plötzlich wieder Aufmerksamkeit.

Sogar die passende Tischdecke für den Campingtisch und Servietten im gleichen Design gab es zu kaufen, eine echte »Revolution« im Freizeitsegment – und das eine ganze Zeit bevor das schwedische Möbelhaus Ikea Deutschlands Geschirrschränke auf Vordermann brachte. Für heutige Verhältnisse sind die Blumen ein bisschen zu groß und die Farben zu schrill geraten, nützlich ist das Set aber wie eh und je.

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Das Nürnberger Bach-Orchester, dirigiert von Bernhard Buttmann, spielt in der St. Sebald-Kirche in Nürnberg Werke von Ludwig van Beethoven und Peter Tschaikowsky. Das Benefizkonzert wird von der HypoVereinsbank zugunsten der Lebenshilfe Nürnberg e. V. und des Magazins „sechs + sechzig“ veranstaltet. Der Erlös aus dem gesamten Kartenverkauf fließt in die gemeinnützigen Projekte der beiden Organisationen ein. Eintritt: 13 EUR, für Schüler und Studenten 8 EUR Karten erhalten Sie über Ihren Betreuer, an der Abendkasse ab 18:30 Uhr oder im Kartenvorverkauf bei folgenden HypoVereinsbank Filialen: Lorenzer Platz 21 Sulzbacher Str. 46 – 48 Glogauer Str. 40 (Filiale Frankenzentrum) Begrenztes Platzkontingent.

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