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www.magazin66.de · Ausgabe 4/2010

Dieser Dirigent ist ein echter Klassiker Seite 30

Veranstaltungstipps aus der Region

Herausgeber: Seniorenmagazin sechs+sechzig – Verein zur Förderung des Dialogs der Generationen e.V.


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sechs+sechzig · 11. Jahrgang · Ausgabe 4/2010

Reise Spezial

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Rentner im Reisefieber Ob Stadttour oder Fernreise: Die Älteren wollen die Welt erkunden

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»Ich drossle manchmal das Tempo« Hildegard Mollwitz kennt sich mit den Bedürfnissen älterer ­Menschen aus

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Mitgefühl wird mitgebucht Trauernde finden bei einigen Reiseanbietern spezielle Angebote

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So kommt der Koffer nach Berlin Wer sein Gepäck nicht schleppen will, kann verschiedene ­Dienstleister in Anspruch nehmen

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Die weibliche Seite des Tourismus Fürther Anbieterinnen buchen nur von Frauen geführte Hotels

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Blutwäsche in der Steiermark Dialyse-Patienten müssen auf Fahrten ins Ausland nicht verzichten

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Hier verbrachte Queen Victoria den Sommer sechs+sechzig-Leserreise führt ins südliche England

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Wie man mit 70 noch Mama wird Wer eine Reise tut, muss mit Familienzuwachs rechnen

Service

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Seniorendörfer und andere Neuigkeiten www.magazin66.de informiert über aktuelle Entwicklungen

Jung & Alt

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Im Wasserwerk sprudeln die Ideen Die Macher von Herzo.TV finden die Themen vor der Haustüre

Buchtipps

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Gereimtes und Ungereimtes Interessante Bücher für die Wintertage

Reportage

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Applaus fürs neue Haus Seniorentheater »Tempo 100« kehrt ins renovierte Staatstheater zurück

Gesundheit

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Wo tut‘s weh? In Arztpraxen gibt es noch immer Probleme mit Dementen

Portrait

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Stammgäste in der Meistersingerhalle Dirigent Heribert Beissel präsentiert mit seinem Orchester die »Wiener Klassik«-Reihe

Service

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Vorschau inviva 2011

Innenansicht

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Künstlerinnen pflegen ihr eigenes Netzwerk Bei der Gedok steht ein Generationswechsel an

Kultur

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Erfolgreiches Benefizkonzert

Lug-ins-Land

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Wo die wilden Hühner wohnten Wanderung durch die Bärenschlucht führt an geschichtsträchtigen Orten vorbei

Kolumne

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Depp im Web

Das war schick

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Patente Wäscheleine Veranstaltungskalender

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Impressum Magazin Gymnastik mit Lisa Wilz

Liebe Leserinnen und Leser,

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Reisen steht auf der Wunschliste der ­Ruheständler ganz oben. Wie groß das Interesse an Angeboten ist, die sich an den Bedürfnissen der älteren Weltenbummler orientieren, zeigen die beliebten Leserreisen unseres Magazins sechs+sechzig. Im Jahr 2011 sind eine Flugreise nach Südengland und eine Busreise in die Schweiz geplant. Die große Leserresonanz auf Reiseartikel hat uns motiviert, das spannende Thema im vorliegenden Heft erneut aufzugreifen, und zwar aus verschiedenen Blickwinkeln. Wir informieren über die neuesten Trends wie Trauerreisen (S. 8), beschreiben, wie sich Flughäfen auf die Bedürfnisse der Älteren eingestellt haben (S. 4) und welche Entlastung es unter anderem beim Transport des Gepäcks gibt (S 10). Kunstgenuss kommt bei älteren Menschen ebenfalls gut an. Das war bei dem von der HypoVereinsbank organisierten Benefizkonzert in der Sebalduskirche spürbar, (S. 35). Das erleben auch die Musiker, die seit vielen Jahren regelmäßig unter dem Titel „Wiener Klassik“ in der Meistersingerhalle Konzerte geben (S. 30). Sie haben sich ein Stammpublikum erobert. Auf Stammgäste setzt auch die Nürnberg Messe mit ihrer inviva im März 2011. Das Magazin sechs+sechzig gehört erneut zu den Medienpartnern dieser Messe und wird in Heft 1/2011 mit ­Lageplan, kompletter Programmübersicht und Ausstellerverzeichnis ausführlich darüber berichten. Neu ist diesmal eine Freiwilligenbörse für alle, die sich ehrenamtlich betätigen möchten (S. 31). Eine engagierte Gruppe Herzogenauracher Bürger hat eine eigene Fernsehsendung auf die Beine gestellt. Regelmäßig berichten sie über die Ereignisse vor ihrer Haustür. Ihre Beiträge werden gern gesehen (S. 23). Viel Spaß bei der Lektüre und einen ­ruhigen Jahresausklang wünscht die Redaktion Das Titelbild zeigt Heribert Beissel (siehe Seite 30)


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Rentner im Reisefieber Ob Stadttour oder Fernreise: Die Älteren wollen die Welt erkunden ältere Generation fährt innerhalb Deutschlands gern nach Berlin, Leipzig, Dresden oder Hamburg. Oft werden die Fahrten mit dem Besuch einer Oper, eines Konzerts oder eines Museums verbunden, sagen die Reisevermittlerinnen Sigrid Suchy und Ursula Melde. Außerhalb Deutschlands seien Wien, Rom, Barcelona und Istanbul beliebte Ziele. Wer Land und Leute genauer kennen lernen will, bucht Studienreisen – ebenfalls ein Renner. Dabei führt ein erfahrener Reiseleiter die Gruppe zu verschiedenen Zielen im Land und vermittelt fundiertes Wissen über Kultur, Traditionen, Landschaft. »Der Vorteil dabei ist, dass man nicht allein reist und die Gruppe eine gewisse Sicherheit bietet. Außerdem bekommt man vor Ort viele Anregungen vom Reiseleiter, kann sich aber jederzeit frei umtun«, sagt Sigrid Suchy. Deutschland ist sehr beliebt

Für die Schönheiten der Natur sind ältere Menschen besonders empfänglich

F

ragt man Reiseverkehrskauffrau Sigrid Suchy nach den Trends der Generation 60 plus, kommen ihr sofort einige Abenteuer ihrer Kunden in den Sinn. »Ich denke da an den 61-Jährigen, der jetzt seine zweite Harley-Tour durch die USA unternimmt. Oder an die 80-Jährige, die ganz Deutschland mit dem Fahrrad abfährt«, berichtet die Angestellte im Reisezentrum Dr. Krugmann in Erlangen. Auch eine ehemalige Pfarrerin, die eine Wandertour durch die Vereinigten Arabischen Emirate buchte, und ein fast 100-Jähriger, der eine große Flusskreuzfahrt in Angriff nahm, gehören zu ihren Kunden. Ursula Melde vom DER-Reisebüro am Nürnberger Hauptmarkt kann ihrer Kollegin voll zustimmen. »Bei mir hat kürzlich eine 69-Jährige eine Weltreise gebucht. Sie wird fünf Monate unterwegs sein. Und ich habe einen 80-Jährigen, der immer wieder Studienreisen unternimmt – nach Äthiopien, Japan, Usbekistan.« Diese Beispiele mögen Ausnahmen sein – aber sie zeigen: Die heutige Generation der über 60-Jährigen ist so reisefreudig wie nie zuvor. Unter den verschiedenen Altersgruppen weisen Menschen in der zweiten Lebenshälfte die höchste Reiseintensität auf, lässt der Deutsche ReiseVerband (DRV) wis-

sen. Auch von der unsicheren wirtschaftlichen Lage lassen sie sich nicht abschrecken: In diesem Jahr plant die Gruppe der über 65-Jährigen gut zehn Prozent mehr Reisen als 2009, stellt die Studie GfK Travelscope heraus, für die die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung vierteljährlich das Reiseverhalten der Deutschen erfasst. Für die Reisebranche ist diese Altersgruppe damit die wichtigste, denn insgesamt ist der Reisemarkt rückläufig. Für das Jahr 2010 planten die Deutschen, 3,7 Prozent weniger für den Urlaub auszugeben als im Jahr zuvor. Sie wissen, was sie wollen Für die Analysten liegen die Gründe für die Reisefreudigkeit der Älteren auf der Hand: Sie sind heute mobiler, finanziell unabhängiger und sehr viel reiseerfahrener als früher. »Sie haben viel von der Welt gesehen und wissen genau, was sie wollen«, sagt DRV-Sprecher Torsten Schäfer. Ihr Interesse und ihre Neugierde auf neue Länder und Kulturen sind ausgesprochen groß. Jeweils über 80 Prozent der Menschen ab 60 Jahren geben beim GfK Travelscope an, dass sie verreisen, um sich von Landschaft und Natur beeindrucken zu lassen und um Land und Leute kennen zu lernen. 74 Prozent wollen Städte erkunden. Die

Meist buchen ältere Kunden einwöchige Rundfahrten – und viele von ihnen bleiben in Europa. »Fernreiseziele laufen nicht mehr so gut«, weiß Waltraud Benaburger, Inhaberin der Nürnberger Firma Reiseglück. »Die Menschen trauen sich nicht, so weit zu fliegen.« Italien und Griechenland sind weiterhin beliebt, als besonders zugkräftig aber erweisen sich neuerdings Fahrten nach Irland, Schottland und Südengland. Daran mögen die Filme und Bücher von Rosamunde Pilcher, die immer wieder die Schönheit der dortigen Landschaft zeigen, nicht ganz unschuldig sein, mutmaßt Benaburger. Obwohl es viele Ältere in die Ferne zieht, ist und bleibt Deutschland ihr liebstes Ziel, und damit verhalten sie sich wie der Rest der Bevölkerung. Denn für die Mehrheit der Deutschen ist Urlaub im eigenen Land mittlerweile Realität. Im Jahr 2008/09 unternahmen deutsche Senioren 57 Prozent ihrer Reisen in eines der 16 Bundesländer, vermeldet die GfK. Kurze Reisewege und eine vertraute kulturelle Umgebung werden als Gründe dafür genannt. Denn in einem Punkt sind sich alle Experten einig: Die Generation 60 plus legt beim Reisen wert auf Komfort und Qualität. »Vier-Sterne-Hotels mit einem gewissen Standard sollen es bei den meisten schon sein«, betont etwa Reiseveranstalterin Waltraud Benaburger. Ungebrochener Beliebtheit bei den Senioren erfreuen sich Kreuzfahrten. Ob auf dem Clubschiff Aida oder der Queen Mary – für viele waren solche Erlebnisse schon immer ein Traum, und diesen erfüllen sie sich nun im Alter. Das belegen auch die Zahlen der


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Die 14 Mitarbeiter des Handicap-Service am Nürnberger Flughafen haben alle Hände voll zu tun. Sie kümmern sich um bis zu 14.000 Personen im Jahr, die Hilfe beim Ein- und Aussteigen benötigen. GfK: Im Jahr 2009 fuhren Kreuzfahrten ein Plus von 16 Prozent ein, heuer dürften sie ebenfalls knapp zweistellig wachsen. Als neuer Trend gelten Flusskreuzfahrten. Gern buchen die Älteren dabei die Donau, die Rhône oder den Rhein, gestoppt wird in verschiedenen Städten entlang des Weges. »Solche Reisen sind sehr bequem«, sagt ­Waltraud Benaburger. »Man stellt seinen Koffer einmal in die Kabine und muss ihn nicht ständig transportieren. Außerdem kann man sich aussuchen, wie viele Ausflüge an Land man mitmachen will oder ob man lieber auf dem Schiff bleibt.« Im kommenden Jahr will Reiseveranstalterin Benaburger erstmals einen neuen Service anbieten: Sie plant eine Flusskreuzfahrt, die von mobilen Pflegekräften begleitet wird, die Spritzen verabreichen können, Tabletten bereitlegen oder beim Anziehen helfen. Etwas ausgefallener, aber ebenso beliebt sind Fahrten mit den Hurtigruten in Norwegen. Diese Postschiffe schippern an der Küste entlang und halten alle paar Stunden in einem Hafen, um Güter oder Post zu liefern und Einheimische zu befördern. Bis nach Spitzbergen kann man mit den Schiffen fahren, die inzwischen bis zu 1000 Passagiere fassen. »Dort geht es ganz leger

zu und man sieht viel von der wunderschönen Landschaft«, weiß Ursula Melde vom DER-Reisebüro. Meist buchen ihre Kunden die gesamte Hurtigruten-Strecke und sind so ein bis zwei Wochen unterwegs. Reiselust hin oder her – was ist aber, wenn die Gesundheit nicht mehr so mitspielt? Auch das hält viele Ältere nicht vom Reisen ab. »Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung nutzen Flugreisen heutzutage wie selbstverständlich«, sagt Reto Manitz, Sprecher des Flughafens Nürnberg. So steigt die Zahl der Rollstühle, die der Flughafen befördert, seit Jahren kontinuierlich an. Für die Airlines gehört der Transport von Rollstühlen oder Rollatoren längst zum Standard. Ist eine entsprechende Hilfe nötig, gibt man das bereits bei der Buchung an. Audio-CDs für Blinde Um vor Ort einen Rundum-Service bieten zu können, hat der Nürnberger Flughafen einen »Handicap-Service« mit 14 Mitarbeitern eingerichtet. Dieser hält sogar eigene Rollstühle vor und rechnet heuer mit über 14.000 Einsätzen. »Wir holen die Personen am Check-in-Schalter ab, fahren sie durch die Sicherheitskontrolle bis hin zum Flieger«, erläutert Manitz. Bei Bedarf werden die Passagiere ins Flugzeug getragen. Übers

Reisebüro kann man vorher absichern lassen, dass ein Rollstuhl oder Rollator im Hotel oder bei einer Busfahrt zur Verfügung steht. Selbst ein Schiff mit einer Dialysestation lässt sich finden, weiß Expertin Sigrid Suchy – eine langfristige Planung vorausgesetzt. Wer anderweitig Hilfe benötigt, kann jederzeit beim Terminaldienst des Flughafens um Assistenz bitten. Blinde beispielsweise können sich am Vorplatz des Airports abholen lassen und sich vorab Audio-CDs oder einen Lageplan in Brailleschrift bestellen. Ob nun eine Reise in ein fremdes Land oder in der Heimat, ob per Flugzeug, Schiff oder Bus, ob nur ein paar Tage oder mehrere Wochen – eines ist allen älteren Reisenden gemeinsam: Sie wollen nicht anders behandelt werden als 30-Jährige, der Begriff »Seniorenreisen« ist tabu, sagt Torsten Schäfer vom Deutschen ReiseVerband. Dabei verhält sich die Generation 60 plus in weiten Teilen wie der Rest der Bundesbürger: Reisen ist für sie längst zum Grundbedürfnis avanciert. Annika Peißker Fotos: Michael Matejka


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»Ich drossle manchmal das Tempo« Hildegard Mollwitz kennt sich mit den Bedürfnissen älterer Menschen aus Es ist für Menschen ab einem bestimmten Alter unheimlich wichtig, mit »Gleichaltrigen« zu verreisen: Gemeinsam etwas erleben, auch in der zweiten Lebenshälfte neue Kontakte knüpfen, das zählt. Sich austauschen, auch mal bei persönlichen Problemen auf Verständnis stoßen, das ist es, worauf es ankommt. Ich erfahre oft sehr persönliche Dinge, die hätte man mir nicht erzählt, wenn ich sehr viel jünger wäre. Sechs+sechzig hat da ein soziales Anliegen und nimmt auf solche Dinge Rücksicht. Gleichwohl sind das keine Reisen, in denen Schicksale gewälzt werden, ganz im Gegenteil, bei uns wird viel gelacht. Die meisten Gäste kennen sich vorher untereinander nicht – es entstehen aber am Ende immer wieder neue Freundschaften.

Hildegard Mollwitz, Begleiterin der Leserreisen des Magazins sechs+sechzig, achtet ­darauf, dass das Programm genügend Zeit für Gespräche und Begegnungen lässt.

Ä

ltere Menschen gelten in der Reisebranche als Musterkunden. Nach den jüngsten Studien der Forschungsgemeinschaft »Urlaub und Reisen«, einer nichtkommerziellen Interessengemeinschaft im Bereich der Tourismusforschung, sind Senioren die professionellsten und anspruchsvollsten Urlauber. Sie verreisen öfter und länger und legen mehr Wert auf Qualität. Aktivurlaub und Kulturreisen sind ihr Metier. Wir sprachen mit der Nürnbergerin Hildegard Mollwitz (63), die seit dem Jahr 2003 die Teilnehmer der Leserreisen des Magazins sechs+sechzig begleitet, über wissensdurstige Kunden und Männer, die alleine die Koffer packen. sechs+sechzig: Frau Mollwitz, ob bei den Gruppenreisen nach Andalusien, Rhodos, Madeira oder zuletzt in die Schweizer Berge: Sie erleben flotte Sechziger und Siebziger, die auf Entdeckungsreise gehen wollen. Brauchen die Gäste denn überhaupt eine zusätzliche Begleitperson wie Sie, schließlich handelt es sich nicht um eine Klassenfahrt von Halbwüchsigen? Hildegard Mollwitz: Natürlich darf man die Betreuung nicht übertreiben, wir haben es

mit erwachsenen Menschen zu tun, die zum Großteil gut zu Fuß sind. Doch viele Leute sagen mir, es gebe ihnen einfach Sicherheit, wenn ich dabei bin und bei Problemen gleich welcher Art eingreifen kann. Auf unserer Reise nach Mecklenburg-Vorpommern zum Beispiel saß eine Frau mittags weinend am Tisch. Ich habe sie angesprochen, da stellte sich heraus, dass sie unter massiven Rückenschmerzen litt, und sie ihre starken Tabletten zu Hause vergessen hatte. Einen Arzt, der die Tabletten hätte verschreiben können, wollte sie nicht aufsuchen. So konnte ich eigentlich nicht mehr tun als mich mehrmals nach ihrem Befinden zu erkundigen und sie etwas aufmuntern. Doch als wir wieder zu Hause waren, bekam ich von ihr Blumen und einen wahnsinnig netten Brief geschickt, darin schrieb sie: »Danke für die herzliche Anteilnahme, hat mehr geholfen als die Pillen, die ich eh nicht hatte.« Sie sind keine Reiseleiterin, sondern kennen sich in der Altenhilfe aus. Sie waren während Ihrer Berufstätigkeit im Seniorenamt der Stadt Nürnberg in die Organisation von Veranstaltungen für Ältere eingebunden. Auf was kommt es denn an, wenn man Angebote für Senioren macht?

Die Teilnehmer der Leserreisen sind im Alter zwischen 58 und fast 90 Jahren, mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen und gesundheitlichen Hemmnissen. Da dürften Stadtführungen zu Fuß in Antwerpen, Turin oder Palermo schwierig werden? Keineswegs. Oft sind es gerade die Jüngeren, die sagen: »Das war heute aber anstrengend.« Ich erlebe immer wieder, dass es die Älteren in der Gruppe sind, die nicht müde werden und so viel wie möglich sehen und hören wollen. In der Schweiz zum Beispiel hat uns der Busfahrer einen Tipp gegeben, am Abend nach dem regulären Programm noch mit der Zahnradbahn zu einer Alm hochzufahren. Und es waren wiederum die Älteren, die sofort dabei waren… Trotzdem sollte es auf Seniorenreisen nicht heißen: »In acht Tagen um die Welt.« Etwas mehr Ruhe und Zeit zum Genießen der neuen Umgebung muss bleiben. Können Sie dabei helfen ? Für mich kommt es immer darauf an, gut mit Busfahrern und Reiseleitern zusammenzuarbeiten: So können wir uns besser nach den Wünschen richten. Ich kann den Busfahrer bitten, noch eine Pause einzulegen, auf etwas mehr Freizeit zu achten. Das vorgegebene Programm muss natürlich durchgezogen werden. Oder ich bremse die Stadtführerin, wenn sie mit dem Schnellsten vorneweg läuft und ich hinten mit dem Langsamsten an meiner Seite abgehängt werde. Das Motto heißt: »Der Schwächste gibt das Tempo vor.« Und viele Jüngere zeigen dafür Verständnis. Es kommt immer wieder vor, dass Personen mit leichten Gehbehinderungen mitfahren, um die ich mich


dann besonders kümmere. In der Fürsorge sehe ich den wichtigsten Teil meiner Tätigkeit. Es kam auch schon vor, dass Teilnehmer, die ich von früheren Fahrten kenne, vor der Buchung bei mir zuhause angerufen und sich erkundigt haben, ob die Reise für sie auch nicht zu anstrengend sei und ob ich die Reise wieder begleiten würde. Es gibt Ehepaare, bei denen ein Partner ein ausgewiesener Reisemuffel ist und die Wohnung am liebsten nicht verlässt. Kennen Sie solche Fälle? Das haben wir oft. Der unternehmungslustige Partner verreist dann eben mit uns. Deshalb sind Gruppenreisen ideal, denn da ist man nicht alleine. Als wir 2003 mit dem Reiseangebot angefangen haben, haben wir viele alleinstehende Frauen gezählt. Das Bild hat sich gerade gewandelt. Heute haben wir mehr Paare, ob verheiratet oder unverheiratet – und neuerdings auch alleinstehende Männer dabei. Hoppla, die Herren fassen sich ein Herz, trauen sich alleine fort? Ja, natürlich. Ich erlebe sie immer als sehr kontaktfreudig. Und sie werden von den Frauen hofiert! »Ach wie schön, da haben wir noch einen Mann dabei«, solche Sätze fallen dann. Einmal sind zwei Freunde mit uns gereist, deren Frauen lieber zu Hause geblieben sind. Die Herren kamen wunderbar zurecht, der jüngere hat sich bestens um den älteren gekümmert. Auch in der Gruppe waren sie sehr willkommen. Kümmert man sich eigentlich auch mal um Sie? Oh ja. Und zwar auf sehr nette Art. Wenn ich noch mit irgendwelchen Dingen beschäftigt bin, dann besetzt man für mich im Café oder im Restaurant einen Platz. Und wenn ich doch mal abseits der Gruppe stehe, kommt immer jemand her und spricht mich an. Das finde ich sehr schön. Interview: Elke Graßer-Reitzner Foto: Michael Matejka

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Mitgefühl wird mitgebucht Trauernde finden bei einigen Reiseanbietern spezielle Angebote

Die Lücke, die ein geliebter Mensch nach seinem Tod hinterlässt, ist nicht zu schließen, aber die leere Zeit kann mit Aktivitäten und neuen Erlebnissen gefüllt werden. Eine Möglichkeit dafür bieten Trauerreisen.

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n den 46 Jahren ihrer Ehe war es Hannelore Wozny gewohnt, nie etwas ohne ihren Mann zu machen. Nach seinem Tod fühlte sie sich plötzlich nur als »halber Mensch« und traute sich nichts mehr zu. Unvorstellbar, ohne ihn auf Reisen zu gehen. Nach Monaten wurde ihr klar, dass sie etwas unternehmen musste. Sie buchte bei TUI eine »Reise ins Leben«, ein Angebot speziell für Trauernde. »Zum ersten Mal nach dem Tod meines Mannes konnte ich wieder lachen und singen«, erzählt die Kölnerin. In der Gemeinschaft von Gleichgesinnten fühlte sie sich gleichberechtigt und gewann rasch an Selbstvertrauen. In der Gruppe hat sie neue Freunde gewonnen, mit denen sie – trotz der Entfernung – bis heute einen regen Austausch an Gesprächen pflegt und gemeinsam Aktivitäten unternimmt. »Die emotionale Lücke lässt sich nicht schließen, aber die Zeit, die jetzt leer ist, kann man mit neuen Menschen und Aktivitäten füllen«, sagt sie. Mit »Reisen ins Leben« ist TUI seit März 2010 der größte und jüngste Veranstalter für Trauerreisen. Das Angebot umfasst 24 Reisen zu sechs Zielen, darunter auf die Blumeninsel Madeira, nach Kreta und Mallorca. Zum Teil schon sehr viel länger wenden sich die kleineren Veranstalter Regen-BogenReisen und TrauDichReisen speziell an Menschen, die einen geliebten Menschen verloren haben. Bei den Anbietern Wende-

und kulinarischen Freuden in schönem Ampunkte und Sail-and-Care können Trauernde biente gewidmet. Segeltörns mit Trauerbegleitung buchen. Bei Regen-Bogen-Reisen nehmen eine TUI legt bei der Buchung großen Wert oder zwei in der Trauerarbeit ausgebildeauf ein Vorgespräch mit Fritz Roth von der te Begleiterinnen und ein Reiseleiter die Trauer Akademie in Bergisch Gladbach. Gäste bereits am Flughafen persönlich in Roth verbrachte neun Jahre im Kloster, Empfang, berichtet Firmengründerin Irma weil er Priester werden wollte. Nach dem Heyne-Beuse. Sie stehen den Reisenden Wirtschaftsstudium war er zehn Jahre beim rund um die Uhr auch für Energie-Riesen RWE tätig, Einzelgespräche zur Verfübevor er erneut eine be»Zum ersten Mal nach rufliche Wende vollzog: Er dem Tod meines Mannes gung. Die Unterbringung der zwölf bis 20 Teilnehmer erwarb ein Bestattungsinskonnte ich wieder lachen erfolgt in Doppelzimmern titut. Anfangs bestand sein zur Alleinbenutzung in kleiZiel darin, den Angehörigen und singen.« nen, familiären Hotels mit durch persönlich gestaltete behaglicher Atmosphäre und in idyllischen Rituale einen würdevollen Abschied von den Natur- und Kulturlandschaften gelegen. Die Verstorbenen zu ermöglichen. Schon bald Nähe zum Wasser, sei es ein Fluss, ein See erkannte er jedoch die Notwendigkeit, den oder das Meer, ist den Veranstaltern wichtig. oft unter Schock stehenden Hinterbliebenen Der gelungene Mix zwischen Gesprächen, durch ausgebildete Trauerbegleiter, spezielle Wandern in der malerischen Umgebung, Vorträge und Seminare beizustehen, sich Besuch von Kulturgütern und geselligem Zumit dem Tod und somit auch mit dem Leben sammensein macht die Teilnehmer wieder zu versöhnen. empfänglich für Freude. Kunst, Kultur und Kulinarisches Das Alter der Teilnehmer bewegt sich zwischen 30 und 80 Jahren. Frauen sind Als einen besonderen Pluspunkt nennen üblicherweise in der Mehrzahl. die TUI-Reisegäste einen ausschließlich von Das Motto von Regen-Bogen-Reisen »Von ihnen persönlich gestalteten und nur von der Trauer über eine Brücke zum neuen ihnen genutzten Raum im jeweiligen Hotel. Leben« ist für Irma Heyne-Beuse kein leeres Hier versammelt sich die Gruppe nach dem Wort. 30 Jahre lang hatte sie ein kleines Frühstück für gemeinsame Gespräche und Reisebüro und wenig Zeit, um an den RuheRituale der Trauerverarbeitung. Der Rest stand zu denken. Ein halbes Jahr, nachdem des Tages ist Wanderungen, Kunst, Kultur


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I N F O R M AT I O N TUI: Eine Reise ins Leben Reiseberatung und Buchung: TUI ServiceCenter, Tel. (01805) 882255, Fax: 0511 / 567-9387013 und im TUI-Reisebüro. E-Mail: info@reiseinsleben.de www.reiseinsleben.de Fragen zum Reisekonzept und zur Trauerbegleitung: Private Trauer Akademie Fritz Roth, Kürtener Str. 10, 51465 Bergisch Gladbach, Tel. 02202 / 9358-180, info@trauerakademie.de www.trauerakademie.de

Von der Trauer über eine Brücke zu neuem Leben: Auch das gemeinsame Essen kann auf diesem Weg helfen. sie es verkauft hatte, starb ihr Mann. Erst nach Monaten fand sie im Jahr 2005 den Weg zu einem Gesprächskreis für Trauernde, aus dem der Wunsch nach der Organisation einer solchen Reise an sie herangetragen wurde. Journalisten brachten den Erfolg Zusammen mit ihrer Schwester Hilde Peters organisiert die mittlerweile 73-Jährige Reisen für Trauernde. Die erste, eine Kreuzfahrt auf der Rhône, fand 2007 statt. Der Anfang war recht zäh, erinnert sie sich. Der Erfolg kam nach einer Schiffsreise auf dem Dnjepr in Russland, auf der sich einige Journalisten mit an Bord befanden. Sie sollten über das Schiff berichten und wurden aber dabei auf ihre Reisegruppe aufmerksam. Die dann folgenden Berichte in großen Zeitungen brachten das Geschäft in Schwung. Bestimmte Zeiten für Gespräche sind auf ihren Reisen nicht vorgesehen. Heyne-Beuse hält es für wichtiger, gemeinsam etwas zu unternehmen und für den Einzelnen individuell zu jeder Tages- und Nachtzeit präsent zu sein. Für 2011 stehen Mallorca, Zypern, Abano Terme, Wellness am Tegernsee, Madeira und eine Kreuzfahrt ins östliche Mittelmeer auf dem Programm. Seit »TrauDichReisen« vor 13 Jahren den dritten Platz im Existenzgründerpreis in Berlin erreicht hat, ist das Unternehmen immer wieder Thema in den Medien gewesen. Die

Veranstalterin Martina Taruttis, Jahrgang 1958, ist Soziologin mit Diplom als Trauerberaterin. Sie besitzt langjährige Erfahrung in der Hospizarbeit und ist eine Mitarbeiterin der Trauer Akademie von Fritz Roth. TrauDichReisen hat nicht nur den Verlust eines geliebten Menschen im Blick, sondern auch Trauern um verpasste Lebenschancen, Mobbing am Arbeitsplatz, Übergang vom Arbeitsleben in das Rentnerdasein, Auszug der Kinder aus dem Elternhaus oder auch den Verlust der Gesundheit. Reiseziele in Gruppen von bis zu acht Personen sind der deutsch-niederländische Naturpark MaasSchwalm-Nette am Linken Niederrhein, die Ostfriesischen Inseln sowie Schonen in Südschweden, auch Sinai in Ägypten, um nur einige zu nennen. Anfang eines jeden Jahres organisiert Martina Taruttis ein TrauDichReisen-Jahrestreffen im Kloster Thuine bei Lingen. Es soll dem Bedürfnis nach Kontakten, Erfahrungsaustausch und Kennenlernen entgegenkommen und die jeweilige Auslandsreise und neue spannende Projekte vorstellen. Das Treffen und die Reisen seien für sie ein voller Erfolg gewesen, meint Christiane zur Nieden aus Velbert, die schon viermal mit von der Partie war und dadurch ­wertvolle Erfahrungen und Freunde fürs Leben gewonnen hat. Melitta Tilley; Fotos: privat

Regen-Bogen-Reisen Touristische Beratung und Begleitung: Irma Heyne Beuse, Zingelstr. 1a, 46499 Hamminkeln, Tel. 02852 / 6035, Fax: 02852 / 968547 E-Mail: beuse@regen-bogen-reisen.com Koordination: Hilde Peters: Ferdinantenstr. 26, 47475 Kamp-Lintfort, Tel. 02842 / 80738, Fax: 02842 / 904230 E-Mail: peters@regen-bogen-reisen.com www.regen-bogen-reisen.com TrauDichReisen Martina Taruttis, Kapellenbruch 209, 41372 Niederkrüchten, Tel. 02163 / 82245, Fax: 02163 / 571769, Mobiltel. 0177 / 8458359. E-Mail: traudichreisen@online.de www.traudichreisen.de Wendepunkte Trauerreisen Bärbel Sievers-Schaarschmidt, Ringstraße 61, 22145 Hamburg, Tel. 040 / 67941707 E-Mail: b.sievers-schaarschmidt@hamburg.de www.wendepunkte-trauerreisen.eu Care and Sail Fragen zu Reisezielen und dem Leben an Bord: Piet Morgenbrodt, Tel. 040 / 6438847 E-Mail: mail@care-and-sail.de www.care-and-sail.de Fragen zur Trauerbewältigung: Maria Traut: (040) 21 48 74 E-Mail: info@mariatraut.de


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So kommt der Koffer nach Berlin Wer sein Gepäck nicht schleppen will, kann verschiedene Dienstleister in Anspruch nehmen

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rlaub mit dem Auto, das war immer ganz einfach«, erinnert sich das Ehepaar Schuhmann*. »Wir haben großzügig gepackt, was nicht in die Koffer passte, kam auf den Rücksitz oder in den Kofferraum. Es war egal, ob wir noch ein Paar Stiefel extra mitnahmen für Spaziergänge über Land oder eine dicke Wetterjacke. Im Wagen fand ja alles Platz.« Das alles hat sich geändert, seit Erich Schuhmann aus Gesundheitsgründen größere Reisen nicht mehr mit dem Auto unternehmen mag. Jetzt heißt es, genau zu überlegen, was man im Urlaub wirklich braucht – ein Koffer hat eben nur ein bestimmtes Aufnahmevolumen, und das ist schnell erschöpft. Dafür hat er plötzlich ein Gewicht wie Blei. An die erste Bahnreise nach vielen Jahren erinnert sich Gerda Schuhmann noch heute mit Schaudern: »Wir wollten eine private kleine Rundreise unternehmen und glaubten, mit den Koffern kämen wir schon zurecht. Dass es an den Umsteigebahnhöfen oft weder Rolltreppe noch Aufzug gab, in den vorgebuchten kleinen Hotels manchmal kein dienstbarer Geist zur Verfügung stand, der das Gepäck auf das Zimmer schaffte, hatten wir nicht bedacht. Es war eine elende Schlepperei.« Inzwischen hat sich das Ehepaar informiert und weiß, welche Dienste man in punkto Koffer in Anspruch nehmen kann und auch, wann und wo eigenes Zupacken unvermeidlich bleibt. Transportunternehmen kümmern sich Gepäckservice kann die Lösung heißen. Spezialanbieter für den Koffertransport von Haus zu Haus werben mit griffigen Slogans wie »Urlaub fängt jetzt an der Haustür an«. Für einen halbwegs akzeptablen Preis – er variiert von Anbieter zu Anbieter – wird der Koffer an den Bestimmungsort gebracht und von dort wieder abgeholt. 16,80 Euro beispielsweise verlangt Hermes, der Gepäckservice der Deutschen Bahn, innerhalb Deutschlands jeweils für das erste bis vierte Normal-Gepäckstück bei telefonischer Vorabbuchung jeweils für Hin- und Rücktransport. Der Transport auf eine Insel kostet meistens extra, ebenso der ins benachbarte Ausland. In die Schweiz, bekanntlich ein Nicht-EU-Land, wird es teurer und komplizierter – hier lohnt es sich, Auskunft einzuholen, ehe man seinen Koffer oder gar das Ski-Gepäck auf Reisen schickt. Für

Mit schwerem Gepäck werden Treppen zu einem kaum überwindbaren Hindernis. Das Förderband hilft nur auf dem Weg nach oben. Kreuzfahrt- und/oder Flugreisende stehen ebenfalls Logistik-Dienstleister bereit, die weltweit problemlosen Gepäckservice anbieten. Unter ihnen befinden sich einige Unternehmen, die auch für bestimmte große Reiseanbieter unter Vertrag stehen. Deren Kunden, die eine teure Reise gebucht haben, dürfen in der Regel darauf vertrauen, dass Personal sich unterwegs ihres Gepäcks annimmt. Diese Annehmlichkeit findet sich meist unter dem Stichwort »Gepäckservice« in den Reisebedingungen wieder. Aber sie hat ihren Preis. Die kleineren und kleinen Reiseveranstalter können da nicht mithalten. »Wir wissen, dass das Koffertragen für manche unserer älteren Kunden durchaus ein Problem ist, und das tut uns Leid. Doch wir bieten Reisen zu erschwinglichen Preisen an und müssen so knapp kalkulieren, dass wir für den Kofferservice keinen Extra-Mitarbeiter abstellen können«, heißt es bedauernd bei NRS-gute Reise, einem bewährten Anbieter in Nürnberg. »Unsere Busfahrer sind beim Ein- und Ausladen gern behilflich, doch mehr geht leider nicht.« Eine »kofferfreundliche« Variante, die zwar den Reise-Radius einschränkt, aber komfortablen Fahr- und Gepäckservice bietet, ist zum Beispiel das Angebot von adenaTouristik in Nürnberg. Die vorwiegend ältere Kundschaft weiß zu schätzen, dass sie

zuverlässig mit Sack und Pack von zu Hause abgeholt, in einem bequemen Fahrzeug zum Hotel befördert und von dort wieder heimgebracht wird. Angefahren werden derzeit – teils ganzjährig, teils zu bestimmten Terminen – sechs Kurorte im näheren Raum und ein Reiseziel in Südtirol. Der Luxus ist erschwinglich Auch die Bahn ist dabei, ihr Herz für weniger muskelbepackte Reisende zu entdecken und offeriert einen persönlichen Gepäckträger-Service in bisher zehn deutschen Städten. »Die notwendige Voranmeldung«, heißt es in charmantem DB-Deutsch, »ist bis eine Stunde vor Ankunft Ihres Zuges möglich, dann erwartet Sie unser Service-Mitarbeiter am vereinbarten Platz zur vereinbarten Zeit.« Der Luxus, seine Koffer von einem Bahnsteig zum anderen, zum Taxi oder zum U- oder S-Bahnanschluss tragen zu lassen, ist erschwinglich: 2,50 Euro jeweils für das erste und zweite Gepäckstück und 1,20 für jedes weitere Gepäckstück. In München winkt sogar ein Schnäppchen-Preis: 2,50 Euro für die ersten beiden Gepäckstücke zusammen. Wer schon im Zug unterwegs ist, kann über »den freundlichen Zugbegleiter den Transport-Service buchen«. Nürnberg, Fürth und Erlangen gehören im Übrigen bislang noch nicht zu den Städten, in denen man dieses Dienstes teilhaftig wird. Mün-


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chen steht bislang als einzige Stadt Süddeutschlands auf der Liste. Das »Monster« Koffer ist also besiegbar, sofern man bereit ist, zusätzlich dafür in die Tasche zu greifen. Als ahnungsloser DB-Kunde – Ehepaar Schuhmann hat es auf seiner ersten Bahnreise erlebt – wird man für seine Autonomiebestrebungen schon zu Anfang der Reise bestraft. »Unsere Koffer haben Rollen, und ins Abteil konnten wir unser Gepäck ja noch hieven, aber dann war Schluss«, sagt Gerda Schuhmann. »Das Koffer-Gestell am Wageneingang war rappelvoll und in die Gepäckablage über den Sitzen hätten wir die Sachen allein nie und nimmer gekriegt. Von einem Zugbegleiter war nichts zu sehen. Da half nur noch ein kräftiger, freundlicher Mitmensch.«

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sechs+sechzig · 11. Jahrgang · Ausgabe 4/2010

Die weibliche Seite des Tourismus Fürther Anbieterinnen buchen nur von Frauen geführte Hotels

Frauen bleiben auch im Alter neugierig, meint Helga Schwanhäußer. Wenn sie die ­Sehnsucht nach neuen Ländern packt, muss rasch das Wichtigste in den Koffer.

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elga Schwanhäußer feiert zwar in diesem Jahr Goldene Hochzeit, aber auf Reisen geht sie ohne ihren Gatten. Und das schon seit zehn Jahren. Denn Ehemann Hannes ist gesundheitlich zu angeschlagen, um sie zu begleiten. Der 84-Jährige möchte dem Fernweh seiner Frau jedoch nicht entgegenstehen: »Er gönnt mir die Sehnsucht nach neuen Ländern und Reisen«, sagt die 72-Jährige. Bildungsreisen interessieren sie besonders – eine Begeisterung, die sie mit vielen Frauen teilt. Denn: »Frauen bleiben im Alter neugieriger«, glaubt die Nürnbergerin. Beim Fürther Reiseanbieter »Frida« werden Frauen wie Helga Schwanhäußer fündig. Frida steht für »Frauenreisen individuell und anders«. Natürlich waren es Frauen, die dieses Unternehmen ins Leben gerufen haben. Sie heißen Elke Heinemann und Kirsten Harder und sind von Beruf Reiseverkehrskauffrau und Journalistin. Auf Frauen jeden Alters sind die sorgfältig ausgesuchten Angebote von »Frida« zugeschnitten. Massenziele werden gemieden. Vor allem Frauen zwischen 40 und 60 Jahren scheint das zu gefallen, denn sie buchen am häufigsten. Obwohl sich Frida um Seniorenfreundlichkeit bemüht, bilden ältere Mitreisende wie Helga Schwanhäußer bislang noch die Ausnahme.

Frida-Unterkünfte, egal ob in Deutschland, Italien, Spanien, Großbritannien, dem Baltikum, Griechenland oder der Türkei gelegen, werden sämtlich von Frauen geführt, die sich intensiv um die Gäste kümmern. Ältere alleinreisende Damen finden auch zu Mitreisenden Kontakt – falls sie das wünschen. Elke Heinemann verdeutlicht es an einem Beispiel. »Im kleinsten Ostseebad, in Nienhagen, haben wir ein Hotel mit nur acht Zimmern. Es wird von einer promovierten Historikerin geführt. Ihr Haus steht ausschließlich Frauen offen. Die weiblichen Gäste treffen sich früher oder später in der kleinen Bibliothek, auf den Terrassen. Unweigerlich kommt man ins Gespräch.« Ähnlich sei es in der Türkei, wo FridaReisende in einer ehemaligen Wassermühle untergebracht sind. Auch hier seien ältere alleinreisende Frauen in eine Gemeinschaft eingebunden. Einmal Urlaub machen ohne Ehemann Im Gegensatz zu anderen Anbietern muss die An- und Abreise allerdings selbst bei Gruppenreisen individuell erfolgen. Der Vorteil: Vorher oder hinterher sind Abstecher von beliebiger Länge möglich. Der Nachteil: Mutterseelenallein zum vereinbarten Treffpunkt ins Ausland zu fahren, ist nicht jederfraus Sache. Dafür geht es in

den Unterkünften ebenfalls individuell zu. Einige Häuser sind rollstuhlgerecht. Der oft kritisierte Einzelzimmerzuschlag fällt gar nicht oder nur gering an. »Auf Ernährungsgewohnheiten kann flexibel reagiert werden«, sagt Elke Heinemann. Ida Hiller, Frauenbeauftragte der Stadt Nürnberg, kann verstehen, dass Frauen einen auf sie spezialisierten Anbieter wählen. »Das funktioniert bestimmt nicht nur bei alleinstehenden, sondern auch bei verheirateten Frauen. Viele haben nicht die gleichen Interessen wie ihre Männer. Das ist ja oft ein Streitpunkt. Frauen wollen gern sportiv sein und sich bewegen. Vielleicht möchten sie auch ernährungsmäßig etwas gesünder leben im Urlaub«, sagt Hiller. »Frau möchte dann nicht mit einer gemischten Reisegruppe unterwegs sein, sondern andere Frauen treffen. So muss sie auch keine Angst haben, angemacht zu werden.« Männer dürfen im Prinzip zwar auch mit Frida reisen, aber das Angebot dürfte die wenigsten von ihnen ansprechen. Urlaub in einer meditativ-kreativen Oase am Meer, Entspannungs- und Energieübungen, Tai Chi und Qi Gong, Tanz, Gesang, Zeichnen, Malen oder Modellieren ist eher nichts für sie. Aber: »Für Frauen ist es der Renner«, sagt Elke Heinemann. Die Gruppenreisen sind dagegen wirklich nur Frauen vorbehalten. Auch Helga Schwanhäußer schätzt es, dass Männer außen vor bleiben: »Wenn Frauen miteinander verreisen, haben sie viel zu lachen!« Text: Ute Fürböter Foto: Mile Cindric

I N F O R M AT I O N Das Büro von Frida befindet sich in der Königsstraße 137a in Fürth, doch wird ausschließlich via E-Mail kommuniziert. Homepage: www. frida-frauenreisen.de Bei telefonischen Anfragen (0911/  4331864) werden passende Angebote auf dem Postweg zugesandt. Inzwischen gibt es aber eine ganze Reihe von Reiseangeboten nur für Frauen. Im Internet: www.frauenurlaub.de www.frauenunterwegs.de www.frauenreisen.de www.die-reise.de


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Blutwäsche in der Steiermark Dialyse-Patienten müssen auf Fahrten ins Ausland nicht verzichten

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ina Staehr kennt die Reaktionen schon, wenn sie Freunden oder Verwandten von der Krankheit ihres Mannes berichtet: »Das Erschrecken ist jedes Mal gleich, wenn man erzählt, dass die Nieren kaputt sind und der Partner dadurch dialysepflichtig geworden ist.« Da werden die Hände vor den Mund geschlagen, und es folgt oft der entsetzte Aufschrei: »Das ist ja furchtbar! Dann ist das Leben doch geradezu vorbei!« Geduldig klärt Tina Staehr dann auf. Denn mit einer Dialyse, also der regelmäßigen Blutwäsche, kann man sich gut Sie haben sich mit der regelmäßigen Blutwäsche gut arrangiert: Dialysepatient Christian arrangieren. So gut, dass selbst UrlaubsreiStaehr und seine Frau Tina. sen kein Problem sind. Es ist nur ein wenig Planung und Organisation nötig. Bei ihrem Mann Christian kündigte sich schickt diese ans Urlaubszentrum. Von gar keinen Fall selbst bedauern und klagen«, die Erkrankung frühzeitig an. Schon länger dort wird meist die Untersuchung auf eine findet deshalb das Ehepaar Staehr. war er in nephrologischer Behandlung, die Virushepatitis und auf HIV mit aktuellen Schließlich müsse man nicht einmal auf Nierenwerte waren schlecht. Nach längerer Werten angefordert, die aber hierzulande Urlaubsreisen verzichten, bestätigt auch Beobachtung wurde ihm zu einem Shunt ohnehin routinemäßig durchgeführt wird. Johannes Meier, Arzt im Dialysezentrum im linken Unterarm geraten. Das ist eine Bei Auslandsreisen stellt der Arzt auch die Nürnberg am Theresienkrankenhaus in der Umleitung von Arterie zur Vene, um später schriftliche Erklärung über die mitgeführten Mommsenstraße. Selbst Rundreisen seien eine erfolgreiche Blutwäsche zu gewährleisMedikamente für den Zoll aus. möglich, wenn auch mit einigem organisaten. Er wurde ohne Komplikationen operativ Wenn all dies organisiert ist, steht dem torischen Aufwand. gelegt. Dann hatte Christian erst einmal Urlaub eigentlich nichts mehr im Wege. Das Bei festen Urlaubsorten ist es meist kein Ruhe – bis auf das leise Surren, wenn man Ehepaar Staehr war zuletzt in Österreich, Problem, eine Dialysepraxis in der Nähe das Ohr auf den Shunt legte. in der Steiermark. In Feldbach östlich von zu finden. Innerhalb Mitteleuropas oder in Doch urplötzlich ging alles dramatisch Graz wandte sich Christian Staehr an eine Nordamerika ist die Dialyse jederzeit mögschnell. Christian Staehr Dialysepraxis, die ihn dann auch behandelt lich. In aller Regel können »Dialysepatienten s­ ollten sich Patienten direkt an die litt unter geschwollenen hat: »Das hat prima geklappt.« Nach zehn Händen und Füßen, der Tagen kam das Paar erholt und glücklich Zentren wenden und fragen, sich auf keinen Fall ganze Körper war voller zurück. Vor allem dem nierenkranken ob sie während des Urlaubs selbst bedauern.« Wassereinlagerungen, er Christian Staehr hat das Gefühl gut getan, dort aufgenommen werden hatte Luftnot im Liegen und trotz Dialyse von seinem Zuhause nicht so können. Mitunter werden Sitzen. Umgehend musste Christian zur Diaabhängig zu sein. im Ausland andere Dialysemaschinen und lysestation, wo er an das Dialysegerät angeDialysefilter benutzt, »aber das ist ohne schlossen wurde. Oberhalb des Shunts wurde Den Erfahrungsbericht von Tina Staehr hat Auswirkung für den Patienten«, sagt Meier. ein Zugang zur Vene und Arterie geschaffen, Georg Klietz zusammengefasst »Prinzipiell kann jedes Dialysezentrum mit je einer Kanüle. Die Blutwäsche begann. Fotos: Ulrich Bock Hämodialysen durchführen.« Vorsicht ist allerdings bei Reisen in LänIn guter Obhut der der sogenannten dritten Welt geboten. I N F O R M AT I O N Das ist nun schon ein Jahr her, und die draUrlaubsaufenthalte dort seien nicht besonmatische Situation hat sich inzwischen geders empfehlenswert, da hier die Hygiene legt. Dreimal die Woche wird der 71-Jährige Für Reisen innerhalb Deutschlands listet das oft zu wünschen übrig ließe, warnt der über viereinhalb Stunden an die Maschine Buch »Dialyse auf Reisen« vom Verband Mediziner. Am besten befrage der Patient in angeschlossen, ein großer Zeitaufwand, und Deutsche Nierenzentren der DDnÄ e.V. seinem Dialysezentrum seinen Arzt über die nach jeder Behandlung ist er müde. Aber in ­Dialysestationen auf. Das Buch wird laufend Bedingungen in dem gewünschten Reiseder verbleibenden Zeit führt er ein normales aktualisiert. land, rät er. Wichtig sei, mit der Krankenangstfreies Leben. »Und das lohnt sich«, www.ddnae.de kasse die Kostenübernahme zu klären. sagt Tina Staehr. »Wir sind froh, uns für eine Wer als Dialysepatient Urlaub machen ambulante Dialyseeinrichtung entschieden Für weltweite Dialysemöglichkeiten gibt es möchte, findet üblicherweise bei seiner zu haben.« vom Verband Dialysepatienten Deutschlands gewohnten Dialysestation Unterstützung Die Ärzte und die Schwestern seien so, e.V. das Buch »Dialyse International«, ebenund Hilfe. Jede Praxis hat Unterlagen über wie man sich das wünscht: bestens ausgefalls immer wieder aktualisiert. Dialysemöglichkeiten – inzwischen fast bildet und kompetent, freundlich und guter www.Dialysepatienten-Deutschlands.de weltweit. Der behandelnde Arzt stellt die Laune. »Dialysepatienten sollten sich auf erforderlichen Unterlagen zusammen und


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Hier verbrachte Queen Victoria den Sommer sechs+sechzig-Leserreise führt ins südliche England

Die Steinkreise von Stonehenge sind noch immer nicht richtig enträtselt (großes Bild). Das Seebad Brighton, das Cardiff Castle und die Kathedrale von Wales sind weitere Besichtigungspunkte auf der Tour durch den Süden der britischen Insel.

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assen Sie sich entführen, ins Land der Mythen und Magie, der Könige und Kathedralen, der wildromantischen Landschaft und der faszinierenden Gärten. Nein, es geht nicht nach Transsilvanien. Die nächste Leserreise des Magazins sechs+sechzig lädt ein, Englands Süden zu erkunden und einen Abstecher nach Wales zu machen. König Arthur soll auf seinem walisischen Schloss Camelot in der Nähe von Newport seine Tafelrunde einberufen haben; schon die Römer haben das milde Klima der britischen Insel gemocht und hier ihre Thermen errichtet. Die Jahrtausende alte Kulturlandschaft, zu der auch das prähistorische Stonehenge zählt, hat viele Literaten inspiriert. Sir Arthur Conan Doyle ließ in seinem 1901 erschienenen Krimi den Meisterdetektiv Sherlock Holmes im Dartmoor nach dem »Hund von Baskerville« fahnden, ein Stoff, der inzwischen 24 Mal verfilmt wurde, häufig an Originalschauplätzen.

Filmteams drehen zudem immer wieder an Cornwalls Küsten: Rosamunde Pilcher hat mit ihren Romanen die Vorlage für die Drehbücher geliefert. Auf der achttägigen Flugreise (NürnbergLondon) besichtigen die Teilnehmer trutzige Burgen, königliche Schlösser, weitläufige Parks und natürlich das pulsierende London. Gleich nach der Ankunft in der britischen Hauptstadt fährt der Bus die Besucher zur Südküste Englands. Ziel ist der mondäne Badeort Bournemouth, doch auf dem Weg dorthin steht zuerst die Visite in Brighton auf dem Programm. Das einst größte Seebad der Insel versprüht noch immer royalen Charme. Der Pier hinaus auf den Ärmelkanal ist ein einziger Jahrmarkt mit witzigen Geschäften und Lokalen. Sehenswert ist auch der Royal Pavillon, ein exklusiver Palast, den Georg IV. im orientalischen Stil erbauen und einrichten ließ. Nach dem Aufenthalt in Bournemouth führt ein Ausflug nach Stonehenge, zu dem noch immer nicht

vollständig enträtselten Bauwerk aus der Jungsteinzeit. Die Steinkreise gelten seit 1986 als Weltkulturerbe. Ob sie nun ein vorzeitliches Observatorium oder eine heilige Begräbnisstätte waren, darüber sind sich die Fachleute nicht einig. Blühende Gärten auf der Isle of Wight Anschließend ist ein Besuch im historischen Zentrum von Salisbury geplant. Die pittoreske Altstadt wird vom zweithöchsten Kirchturm der Welt überragt. Ein Tag ist der Isle of Wight gewidmet, der Insel in Sichtweite der markanten Kreidefelsen, auf der sich Queen Victoria in den Sommermonaten aufhielt. Ein Spaziergang durch die blühenden Gärten rund um ihr Sommerhaus und durch die tropischen Gewächshäuser ist ein besonderer Genuss. Weiter geht die Reise in nördlicher Richtung nach Bristol. Unterwegs ist ein Halt in den malerischen Gärten von Stourhead und in Wells vorgesehen, das durch seine monu-


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Bevor abends der Rückflug nach Deutschland startet, gehört der letzte Tag noch einmal London, genauer: dem Stadtzentrum. Die weltberühmte Kathedrale St. Paul’s, das Mansion House – der Amtssitz des Bürgermeisters von London – und natürlich der Tower of London, in dem die königlichen Leibgardisten auf die Besucher warten, zählen zum Programm. Ein absolutes »Muss« ist der Abstecher ins Jewel House, in dem die Kronjuwelen der Queen ausgestellt sind, darunter der »Great Star of Africa«, der zweitgrößte Diamant der Welt. Elke Graßer-Reitzner Fotos: fotolia Wachwechsel vor dem Buckingham-Palast: eine Touristenattraktion wie eh und je.

I N F O R M AT I O N mentale Kathedrale bekannt geworden ist. 300 Statuen zieren alleine die Westfront. Cardiff gilt als junge Hauptstadt von Wales. Der Hafen war einst der weltgrößte Umschlagplatz für Kohle, heute wird er zu einer Dienstleistungs- und Vergnügungszone umgebaut. Das Cardiff Castle, repräsentativer Sitz britischen Adels, entstand im 12. Jahrhundert auf den Resten eines römischen Kastells. Deutliche Spuren der römischen Eroberer finden sich auch in der WeltkulturerbeStadt Bath. Bestens erhaltene Thermen liegen hier neben einer Abtei aus dem 15. Jahrhundert, ebenfalls Programmpunkt auf der Fahrt durch den Süden des Landes. Bevor die Gruppe London erreicht, besteht Gelegenheit, Windsor in Augenschein zu nehmen: das Schloss ist Sommerresidenz der königlichen Familie und ein magischer Anziehungspunkt für Touristen. Houses of Parliament, Big Ben, Tower Bridge, Buckingham Palace: Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten von London werden auf einer großen Stadtrundfahrt angesteuert. Blicke auf historische Prachtbauten und moderne Gebäude liefert weiter eine Bootsfahrt auf der Themse nach Greenwich. Dort spazieren die Gäste über den Greenwich-Meridian, die Grundlinie für alle Zeitzonen, die ein gedachter, senkrecht zum Erdäquator stehender Halbkreis vom Nord- zum Südpol bildet und dabei auch durch Greenwich verläuft. Es besteht die Möglichkeit, das Royal Observatorium und den Greenwich Park zu besichtigen.

Die achttägige Flugreise findet an zwei Terminen statt: vom 6. Mai bis 13. Mai 2011 sowie vom 20. Mai bis 27. Mai 2011 Im Reisepreis pro Person im Doppelzimmer von 1231.- Euro – eventuell zuzüglich 8.Euro Luftverkehrssteuer, abhängig von einer Gesetzesänderung – (Einzelzimmerzuschlag: 195.- Euro) sind enthalten: - Flug mit Air Berlin ab/bis Nürnberg – ­London - Sieben Übernachtungen in Hotels der gehobenen Mittelklasse, Landeskategorie 3 Sterne plus (vorgesehene Hotels: drei Übernachtungen in Bournemouth im Durley Dean Hotel, zwei Übernachtungen in Bristol im Hilton, zwei Übernachtungen nahe London im Hotel Jurys Inn Heathrow) - Sieben Mal reichhaltiges englisches Frühstück - Sieben Mal Abendessen, jeweils drei-Gänge-Menüs mit Wahlmöglichkeiten - Alle Fahrten und Ausflüge laut Programm - Eintrittsgelder laut Programm - Gepäckträger in den Hotels - Deutsch sprechende Reiseleitung - Reisebegleitung durch das Magazin sechs+sechzig - Literatur: ein Reiseführer - Reise-Rücktrittskostenversicherung Weitere Informationen und Buchung bei: Firma ReiseGlück, Waltraud Benaburger Tilsiter Straße 6c, 90453 Nürnberg Tel. 0911 / 63 92 28 E-Mail: reiseglueck@gmx.de

Im Zug durch die Berge Das Magazin sechs+sechzig hält für die Leser eine weiteres Angebot parat: Wegen des großen Interesses findet abermals eine sechstägige Busreise in die Schweiz statt. Neuer Termin ist vom 16. Juni bis 21. Juni 2011. Die Teilnehmer erleben ein exklusives Programm mit Fahrten im Panoramawagen durch die Schweizer Berge – mit dem Bernina- wie auch mit dem Glacier-Express. Die Züge versprechen ein besonderes Erlebnis, führen sie doch durch die berauschende Gebirgslandschaft, vorbei an Schneefeldern und blühenden Wiesen, sie durchqueren fast 100 Tunnel, fahren über etwa 300 Brücken und überqueren Viadukte in Schwindel erregender Höhe. Weitere Stationen sind Davos, Chur und Zermatt, die Viamala-Schlucht und, freiwilliges Angebot, der 3089 Meter hoch gelegene Gornergrat. Im Reisepreis von 899.- Euro pro Person im Doppelzimmer (Einzelzimmerzuschlag: 135.- Euro) sind folgende Leistungen enthalten: - Fahrt im modernen Reisebus - Reisebegleitung durch das Magazin sechs+sechzig - 3 Nächte im **** Hotel in Davos - 2 Nächte im **** Hotel in Zermatt - 5 x Frühstücksbuffet - 5 x Abendessen - 1 x Mittagessen an Bord des GlacierExpress - Begrüßungsdrink und Videovorführung über Davos - Kleine Stadtrundfahrt in Davos - Davoser Gästekarte - Fahrt im Panoramawagen des BerninaExpress von Tirano nach Davos - Fahrt im Panoramawagen des GlacierExpress von Davos nach Zermatt - kleine Überraschung - Ganztagesausflug lt. Programm - Gepäckbeförderung in Zermatt - Literatur: Reiseführer pro Zimmer - Reiserücktrittskostenversicherung Weitere Informationen und Buchung bei: Firma ReiseGlück, Waltraud Benaburger Tilsiter Str. 6 c, 90453 Nürnberg Tel. 0911 / 63 92 28 E-Mail: reiseglueck@gmx.de


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Wie man mit 70 noch Mama wird Wer eine Reise tut, muss mit Familienzuwachs rechnen

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aben Sie einem tunesischen Kellner schon mal erklärt, was eine »Stiefschwiegertochter« ist? Lassen Sie es lieber! Es führt nur zu größeren Ansammlungen des diensthabenden männlichen Personals und allgemeinem Rätselraten. Ich habe es ausprobiert: In der Vorsaison, als überdies noch Flugverbot herrschte, der Nachschub an Gästen ausblieb und die Herren Ober im gähnend leeren Strandhotel jede Menge Zeit hatten. Und somit ungestört ein Auge auf die attraktiveren weiblichen Gäste werfen konnten. Darunter auf meine Begleiterin, blond, schlank und ein begehrenswertes Objekt für die dunkelhaarigen jungen Hotelangestellten, die sich zunächst einmal nach den verwandtschaftlichen Verhältnissen erkundigten, ehe sie auf den Punkt kamen. Höflich richteten sie die Frage zunächst an die »Alte«: »Ihre Tochter??« – »Nein, meine Stiefschwiegertochter.« Ein Wort, das im Sprachrepertoire des Personals noch nicht vorhanden war. Da man sich im Gastland zuvorkommend verhalten soll,

ließ ich nun eine langatmige Erklärung der Umstände folgen, zunächst auf Deutsch, dann auf Englisch, radebrechend auf Französisch, alles umsonst. Ratlose Blicke, ein kurzer Rückzug, dann ein erneuter Vorstoß in Blickrichtung Blondine, trotz ungeklärter familiärer Situation. »Heute Abend, nach zehn, wir trinken Tee und Kaffee, Sie kommen?« Auch der Barkellner war nicht uninteressiert an näherer Kontaktaufnahme, obwohl auch er das Verwandtschaftsverhältnis nicht durchschaute. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund schien das aber von größter Bedeutung zu sein. Sogar den Animateur, der beschäftigungslos in der Halle herumstand sowie den Andenken-Verkäufer, der im Hotel-Foyer sein Geschäft betrieb, beschäftigten diese gewaltige Frage. Nur hatten wir inzwischen dazu gelernt. »Ja, meine Tochter«, verkündete ich nun rundum und verschwieg, dass ich im Falle der Wahrheit mit 15 hätte schwanger werden müssen – so genau wollte es ja auch niemand wissen. Mein »Kind« schaute derweil stolz auf seine neue »Mutter«.

Witzig ist es schon. Ganz früher, da galt die Aufmerksamkeit mir. »Anmache« nennt man das heute, was ich damals, als ich jung war, als ziemlich lästig empfand. Mit dem Älterwerden ließ das nach: die bewundernden Blicke einerseits und das Sich-gestörtfühlen andererseits. Im Gegenteil, es tat ganz gut, ab und zu noch bemerkt zu werden. Dann wurde ich unsichtbar. Distanziert und höflich behandelt (sofern die Hotels gut waren), aber nicht mehr als weiblich zur Kenntnis genommen. Zwar schade, aber auch irgendwie praktisch, so als Neutrum durch die Welt zu spazieren. Nun also als »Mama«! – »Sie haben aber eine schöne Tochter«, ließ mich der Seeräuberausflugsfahrt-Vermittler wissen, der sich ebenfalls auf Kundenfang in der Hotelhalle herumtrieb. »Ja, nicht wahr«, gab ich liebenswürdig zur Antwort und fand, ich hätte es gut gemacht. Brigitte Lemberger Cartoon: Sebastian Haug


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Seniorendörfer und andere Neuigkeiten www.magazin66.de informiert regelmäßig über aktuelle Entwicklungen Rockband gründen und auch sonst viele verrückte Dinge anstellen. Die Medienwelt schaute interessiert auf diesen Versuch, die ältere Generation zum Thema zu machen – sonst ignoriert die Branche die Alten am liebsten. Auf der Internetseite unter der Adresse www.magazin66. de informiert unsere Redaktion zwischen den Druckausgaben von sechs+sechzig laufend über aktuelle Themen. Ein Deutschlands erstes Seniorendorf ist einer der Themen im eigener Redaktionsdienst weist zum Beispiel auf besondere Internetauftritt von www.magazin66.de Fernsehsendungen hin – im November war dies etwa eine ie Seiten von ­magazin66.de, ZDF-Reportage über Großmütter, die ihr der Internetausgabe von Geld mit Sexarbeit verdienen. Im inhaltlisechs+sechzig, waren anfänglich chen Spektrum von magazin66.de sind dieals inhaltliche Ergänzung der se aktuellen Meldungen aber nur ein kleiner Druckausgabe gedacht – inzwiBereich. Darüber hinaus gibt es zum Beispiel schen ist viel mehr daraus geworden. So finauch Videos, die zeigen, wie man sich im den die Nutzer hier immer wieder Hinweise Netz zurechtfindet. Unser Kooperationsauf wichtige politische Entscheidungen, partner »Starthilfe 50«, ausgezeichnet vom unterstützenswerte Projekte, nützliche AnBundeswirtschaftsministerium, demonstriert gebote oder auch auf die neuesten Maschen etwa in einem Film, wie man auf zurücklievon Trickbetrügern. gende Sendungen in den Mediatheken der Auch auf ein großangelegtes Experiment Sender zugreifen kann – wenn man zum des Fernsehsenders SAT.1 haben wir aufBeispiel die erwähnte ZDF-Reportage vermerksam gemacht, das im Sommer startete: passt hat. Zu finden sind die Tutorial-Videos Mit der Doku-Soap »Rock statt Rente« bot übrigens unter dem Menüpunkt »Hilfe«. der Sender älteren Menschen im Fernsehen Ergänzt wird die in erster Linie ratgebereine prominente, lebendige, lustige Bühne. orientierte Berichterstattung von magaEs ging um 25 rüstige Rentner, die eine zin66.de mit bunten Themen. So findet

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man über unsere Seite einen Bericht zu einer amerikanischen Kette, die sich derzeit in deutschen Innenstädten ausbreitet: Sie hat sich darauf spezialisiert, dass Kinder beziehungsweise Enkel gemeinsam mit Eltern oder Großeltern im Bastelkurs einen Lieblings-Teddy zusammenstellen. Nur in der Online-Ausgabe von sechs+sechzig findet man das Thema »Deutschlands erstes Seniorendorf«. Dahinter verbirgt sich ein Projekt im nordwestdeutschen Meppen: Ein Haus kaufen darf hier nur, wer über 60 ist – 43 Bauherren haben das schon getan. Wer sich den ZDF-Film (Link über magazin66. de) einmal angesehen hat, kann in jedem Fall besser beurteilen, ob so eine Wohnform etwas für ihn wäre. Stefan Brunn Foto: Seniorenwohnpark Am Heideweg

I N F O R M AT I O N Alle genannten Inhalte findet man auf magazin66.de über die Suchfunktion oder die Ressort-Navigation (auf dem Bildschirm oben rechts). Natürlich hat man über diese Seite (oder über den Link www.magazin66.de/archiv) auch jederzeit Zugriff auf die aktuelle Druckausgabe von sechs+sechzig sowie die bereits erschienenen sechs+sechzig-Ausgaben in einem lesefreundlichen Bildschirmformat.

Small World: Verlosung zum Filmstart In seinem Buch »Small World« hat der Schweizer Autor Martin Suter einen Menschen in den Mittelpunkt gestellt, der an Alzheimer leidet. In der spannend erzählten Geschichte verfolgt der Leser mit, wie dem Held die Welt langsam entgleitet. Jetzt wird das Werk verfilmt. Small World ist eine französisch-deutsche Koproduktion des französischen Regisseurs Bruno Chiche. Der Film ist mit der Schauspielikone Gérard Depardieu grandios besetzt und wird die Französische Filmwoche Anfang Dezember in Berlin eröffnen. Eine Würdigung findet sich im Blog »Alter ego« im Internet-Auftritt des Magazins sechs+sechzig. Hier besteht die Möglichkeit, einen Kommentar zum Buch oder zum Film abzugeben. Das Magazin sechs+sechzig verlost 6 x 2 Freikarten plus 6 Hör­ bücher, die der Majestic Filmverleih zur Verfügung stellt. Wer sie gewinnen möchte, schickt eine Karte / Fax oder E-Mail an die Redaktion. Magazin sechs+sechzig, Burgschmietstraße 37, 90419 Nürnberg. E-Mail redaktion66@googlemail.com, Fax 0911/3777662. Einsendeschluss ist der 20. Dezember 2010. Stichwort: Hörbuch oder Kinokarte.

Gerard Depardieu und Alexandra Maria Lara spielen in der Verfilmung des Buches „Small World“ die Hauptrollen.


Erika Bauer suchte etwas Technisches, landete aber bei der Moderation.


J ung & A lt     23

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Im Wasserwerk sprudeln die Ideen Die Macher von Herzo.TV finden die Themen vor der Haustüre

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o früher aufbereitetes Trinkwasser durch Röhren sprudelte und ins städtische Leitungsnetz gepumpt wurde, da transportieren heute Glasfaserkabel Geschichten über Aischgründer Karpfen, über den Schulanfang in der Stadt oder auch Ausschnitte aus Konzerten und Versammlungen in die kabelvernetzten Wohnstuben der Bürgerinnen und Bürger. Im alten Wasserwerk von Herzogenaurach mit seinen weltweit bekannten Unternehmen sprudeln heute die Ideen. Hier sitzen Frauen und Männer vor Monitoren, um die von ihnen gedrehten Videos zu schneiden und zu vertonen. Herzo.TV nennt sich das Experiment. Stadtfernsehen. Seit gut einem Jahr ist alles unter einem Dach: Redaktionszimmer, Videoraum, ein Aufnahme-Studio, eine Sprecherkabine und ein Raum, in dem die Fernsehmacherinnenund -macher ihre Beiträge sichten und schneiden können. Mutterhaus ist der lokale Netzbetreiber von Kabel TV, die Herzo Media GmbH & CO. KG, eigentlich die Telefongesellschaft der Stadt Herzogenaurach.

Zwar haben Gymnasiasten Herzo.TV gegründet, ihr »Kind« gedeiht aber mittlerweise in Händen einer Gruppe von Älteren. Das Programm kann analog und digital empfangen werden. Hubert Essl (links) wartet den Server.

(Fast) alle machen alles »Das Herz von Herzo.TV schlägt in diesem schwarzen Kasten«, erläutert Hubert Essl sichtlich stolz. Beim Blick hinein in die Box fällt als erstes ein Wirrwarr gestöpselter Leitungen auf. Hier ist der Server untergebracht, auf dessen Festplatte das TVProgramm gespeichert und zum richtigen Zeitpunkt zu Herzo Media gesendet und von dort ausgestrahlt wird. Essl, ein 70-jähriger Diplom-Ingenieur, ist für die Technik verantwortlich. Das heißt freilich nicht, dass er nicht auch Beiträge produziert – wie fast alle der 40 Media-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen die meisten bereits im Seniorenalter sind. Gleichwohl machen ein paar junge Mitstreiter deutlich, dass hier generationenübergreifend Fernsehen für die Stadt gemacht wird. Die Wiege von Herzo.TV stand im Herzogenauracher Gymnasium, Hebamme war Lehrerin Bärbel Gundermann mit ihrer Mediengruppe. Herzo.TV ist fraglos das Kind der Gymnasiasten. Sie haben es geboren, gestillt und mit ihm die ersten Gehversuche gemacht. Die Senioren vom Wasserwerk dann haben es adoptiert. Die heute 60-jährige Pädagogin Gundermann, inzwischen im Ruhestand, zeichnet als Programmdirektorin beim Stadtsender verantwortlich. Der Sprössling der Gymnasiasten hat

sich unter der Pflege und Obhut der älteren Fernsehmacher inzwischen prächtig entwickelt. So kann das Programm nicht nur über Kabel, entweder analog oder digital (Kanal 41 digital, Kanal 42 analog), empfangen werden; vielmehr haben auch Internet-Surfer die Möglichkeit, sich über das Geschehen in Stadt und Region umfassend auf der Website des Senders zu informieren. Ob Nachrichten oder StadTVisionen, ob Senioren-Magazin oder »ERH Amol umg’schaut« aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt – Sendungen und Beiträge können hier aufgerufen und angeschaut werden. Alle loben das Betriebsklima Die Herzogenauracher Fernsehmacher kommen aus den verschiedensten Berufen: Ingenieur, Lehrerin, Krankenschwester oder Sekretärin, aber niemand von ihnen hatte Erfahrung in diesem Medium. Es sei denn, man zählt den 63-jährigen Konrad Grumann zu den Experten, der sich vor 40 Jahren eine Kamera kaufte, um Urlaubserinnerungen aufs Bild zu bannen. Doch selbst er

wundert sich, dass er bei Herzo.TV gelandet ist. »Wir sind schon ein Klasse-Team«, freut er sich. Wie er loben alle das hervorragende »Betriebsklima«. Die Mitarbeiter üben ihren Job ehrenamtlich aus. Dabei handelt es sich um kein beschauliches Herumbasteln, sondern ein ziemlich zeitaufwendiges Arbeiten, bis ein Beitrag fertig gestellt ist. »Eine Stunde reicht nicht für eine Minute Beitrag«, versichert Bärbel Gundermann. Sie macht die Endabnahme und legt großen Wert auf professionell gestaltete Sendebeiträge. Werner Dimper, der gerade an einem der drei Schneidepulte sitzt, um seinen Beitrag über eine Kochveranstaltung fertig zu stellen, meint lachend: »Und meistens muss man am Wochenende zu irgendeiner Veranstaltung.« Rentnerstress. Was Wunder, dass manche Ehefrau sich gerne an die Zeiten zurückerinnert, wo der Angetraute meistens pünktlich von der Arbeit heimkam. »Seit mehr als fünf Jahren ist Herzo.TV als lokaler Fernsehsender eine feste Größe Fortsetzung nächste Seite


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5 Minuten für die Gesundheit Ein wichtiger Bestandteil im täglichen Ablauf ist Bewegung. Denn jede Form von körperlicher Betätigung trägt zur Verbesserung der Gesundheit bei. Die folgenden Übungen sind zur Festigung des Bauches geeignet. Denn nicht nur der Rücken muss gestärkt werden, genauso wichtig ist ein Training für die Bauchmuskulatur.

in Herzogenaurach«, freut sich der Bürgermeister German Hacker. Er selbst ist ein häufiger Herzo.TV-Konsument: »Ich lasse regelmäßig den vergangenen halben Monat Revue passieren.« Das Programm deckt alle Bereiche ab: Kirche und Kultur, Gesellschaft und Politik, Sport und Unternehmen. Das Sahnestück, meint Hubert Essl, seien die Nachrichten, vier Mal am Tag gesendet und zwei Mal im Monat gewechselt. Ein Nachrichtenblock umfasst etwa zehn Beiträge und dauert etwa 25 Minuten. Berichte über Geschäftseröffnungen sind meist mit einem Werbeblock versehen. Schließlich finanziert sich Herzo.TV vorwiegend aus Werbeeinnahmen. Da heißt es dann auch: »Diese Sendung wird Ihnen präsentiert…« Es wird aber auch über gesellschaftliche Ereignisse wie »Klassik am Dechsendorfer Weiher« mit Schauspielerin Senta Berger berichtet oder über die Aufführung eines Musicals am Gymnasium. Da wechseln schnelle Schnitte mit ruhigen Sequenzen. »Wir versuchen einfach, den Beitrag dem Thema angemessen zu gestalten«, erläutert Bärbel Gundermann. Einmal im Jahr ist Fortbildung angesagt. Auf Kloster Banz geben Profis vom Bayerischen Rundfunk den Amateuren Tipps, nehmen Videos unter die Lupe, kritisieren und loben. Hubert Essl: »Das ist für uns ganz, ganz wichtig. Denn wir wollen uns ständig weiterentwickeln.« Beliebt bei der Herzogenauracher älteren Generation ist das Senioren-Magazin, das seine Beiträge, wie auch die anderen Pro-

gramme, mehrmals am Tag ausstrahlt. Erika Bauer, eine gepflegte Endsiebzigerin, moderiert ruhig und gelassen die Sendung. Sie hatte sich eigentlich für »etwas Technisches« interessiert; gelandet ist sie schließlich in der Moderation. Bürgermeister German Hacker jedenfalls ist nach wie vor begeistert von Herzo.TV. Die Übertragung von der jährlichen Haushaltssitzung des Stadtrates hält er ebenso für einen Gewinn wie die Live-Sendung von der Bürgerversammlung. Erste Erfahrungen mit den RuhestandsReportern hat der SPD-Politiker vor zwei Jahren gesammelt, als Kandidat bei der Bürgermeisterwahl. Die Gegenseite, so Hubert Essl, habe dem Stadtsender einseitige Berichterstattung vorgeworfen. Aber es sei akribisch darauf geachtet worden, dass die Sendezeit bei jedem Kandidaten gleich lang war. Essl: »Hacker hat sich einfach besser verkauft.« Günter Dehn Fotos: Michael Matejka

I N F O R M AT I O N Das Fernsehprogramm von Herzo Media ist auch über die Webseite www.herzo.tv.de abrufbar.

Setzen Sie sich auf den Boden und winkeln Sie die Beine an. Legen Sie sich ein gefaltetes Handtuch zwischen die Knie. Die Hände stützen Sie nach hinten ab. Die Arme bleiben dabei angewinkelt. Versuchen Sie, sich im Rücken nach oben zu strecken. Spannen Sie den Bauch, führen Sie den Nabel in Richtung Wirbelsäule und heben Sie die Unterschenkel in einem rechten Winkel zu den Oberschenkel an. Halten Sie dabei das Handtuch fest zwischen den Knien und ziehen Sie die gebeugten Beine in Richtung Brust. Der Oberkörper neigt sich dabei leicht nach hinten. Beim Ausatmen schieben Sie die Beine nach vorne, beim Einatmen ziehen Sie sie wieder an. Halten Sie dabei stets das Handtuch fest zwischen den Knien. Probieren Sie diese Übung mindestens acht Mal hintereinander. Um Erfolg zu haben, sollten Sie dieses Training zwei bis drei Mal in der Woche ausführen. Auch die folgende Übung trainiert die Bauchmuskulatur: Legen Sie sich in die Rückenlage und heben Sie die Beine im rechten Winkel so an, dass sich die Knie über den Hüften befinden. Die Hände legen Sie locker auf die Knie. Beim Ausatmen ziehen Sie wieder den Nabel in Richtung Wirbelsäule. Nun versuchen Sie den Kopf und die Schultern etwas zu heben und das rechte Bein diagonal auszustrecken. Beide Hände umfassen dabei das linke Knie. Führen Sie mit dem Einatmen das rechte Knie und den Oberkörper wieder in die Ausgangsposition zurück. Nun versuchen Sie, das linke Bein diagonal zu strecken, beim Ausatmen berühren beide Hände das rechte Knie. Üben Sie beide Seiten immer im Wechsel – rechts und links, jeweils acht Mal pro Seite. Zur Erholung ziehen Sie beide Knie an den Körper und atmen dabei tief und bewusst. Vielleicht haben Sie soviel Kraft, um diese Übung nochmals acht Mal durchzuführen. Ich wünsche Ihnen viel Freude an der Bewegung Ihre Lisa Wilz

Klappe für Herzo.TV: Bei Programmchefin Bärbel Gundermann wird generationsübergreifend Fernsehen gemacht.

Lisa Wilz, Jahrgang 1941, ist Diplom-Sportlehrerin und leitet seit 1977 die Gymnastikkurse »Älter werden, fit bleiben« an der Volkshochschule Feldkirchen. Zuvor war die gebürtige Wienerin, die in ihrer Heimatstadt Sport studiert hat, als Lehrerin an Schulen in Würzburg, München und Feldkirchen tätig. Ebenso hat sie als Dozentin an der Sportschule Wien gearbeitet.


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Gereimtes und Ungereimtes Interessante Bücher für die Wintertage Sabine Bode, »Die vergessene Generation. Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen«. Piper-Verlag München. Ungekürzte Taschenbuchausgabe 2005. 9,95 Euro.

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ie in Köln lebende freie Journalistin Sabine Bode hat über ein Tabu geschrieben, das über ein halbes Jahrhundert auf seine Aufarbeitung wartete: Die Leiden und Wunden der Kriegskinder. Sie haben den Bombenkrieg miterlebt oder die Vertreibung, ihre Väter waren im Feld, in Gefangenschaft oder sind gefallen. Doch diese Erinnerungen haben die Kriegskinder in sich verschlossen gehalten. Stattdessen haben sie nach vorn geblickt, Deutschland wiederaufgebaut, eine Familie gegründet. Heute sind sie in Rente, die Kinder längst aus dem Haus, und zum ersten Mal im Leben schauen sie zurück. Sie fangen an zu begreifen, dass vieles in ihrem Leben auf ihre Kriegserlebnisse zurückzuführen ist. In 14 Kapiteln schildert Sabine Bode die Traumata der Kriegskinder: Sie macht zu Recht deutlich, dass das unverarbeitete Leid der ehemaligen Kriegskinder noch heute eine große gesellschaftliche Aufgabe darstellt.

trieben, sie würden sich eine Blöße geben, wenn deutlich wird, dass sie Zeit haben? Der Beobachter, der hier so seine Überlegungen anstellt, ist Detlef Wendler, Jahrgang 1949, der als evangelischer Pfarrer in Krefeld seit über 25 Jahren in der Klinikseelsorge tätig ist und unter anderem als Mitglied der Systemischen Gesellschaft Fortbildungsveranstaltungen und Meditationstage veranstaltet. Im Claudius Verlag hat er soeben ein schmales Büchlein vorgelegt, das vom »Glück des Gehens« handelt. Also nicht vom zielgerichteten Laufen, Rennen, Walken, vom eiligen Hasten durch Bürogänge und Einkaufsstraßen, sondern vom Gehen, »einfach dahin, wo die Frage nach dem Nutzen aufhört«. Den Begriff vom »meditativen Gehen« bringt der Autor in den Zusammenhang von Achtsamkeit und Lebensfreude und verhilft dem Wort »Spazieren« , das aus dem Lateinischen »spatium« kommt und »freie Zeit« bedeutet, wieder zu seinem ursprünglichen Wert. Ein sorgsam gemachtes kleines Buch, das man nicht nur aus inhaltlichen, sondern auch aus bibliophilen Gründen gern in die Hand nimmt. Brigitte Lemberger

Hartmut Radebold, »Die dunklen Schatten unserer Vergangenheit«. Verlag Klett-Cotta, 2009. 19,90 Euro

Horst Mayer

Detlef Wendler, »Vom Glück des Gehens. Ein Weg zur Lebenskunst«. 136 Seiten, Claudius Verlag, München 2010. 12,80 Euro

E

in Mann sitzt in der Fußgängerzone auf einem Mäuerchen und schaut den Leuten zu, die an ihm vorübereilen. Sie schlendern nicht, sondern gehen zielstrebig die Straße entlang oder auf ein Geschäft zu, schauen kaum nach rechts oder links. Der Mann macht sich Gedanken: Haben sie wirklich zu tun? Oder sind sie womöglich nur von dem Gefühl ge-

H

artmut Radebold, Jahrgang 1935, gilt als »Nestor der deutschsprachigen Psychotherapie Älterer«. Radebold stellt Fragen, die viele Menschen betreffen. Wie reagierte die Gesellschaft nach dem Krieg? Kann es Spätfolgen bei über 60-Jährigen geben? Und muss man dann über die alten Geschichten sprechen? Das Buch ist klar geschrieben, bezieht Studien mit ein und gibt damit einen Überblick über viele Varianten von Störungen. Nimmt Radebold in der ersten Hälfte seines Buches den Leser mit in die Welt, die die Kriegskinder erlebten, so wendet er sich in der zweiten Hälfte mehr an Menschen, die als Berater, Pfleger, Ärzte oder Psychothera-

peuten mit alten Menschen zu tun haben. Hier wird das Sachbuch zu einem allgemein verständlichen Fachbuch, von dem auch die profitieren können, von denen es handelt: die alten Menschen. Der Autor ist der Auffassung, dass »wir auf jeden Fall bei der zweiten Generation (den heute über 60-Jährigen) und auch bei der dritten Generation (den 30- bis 50-Jährigen) zeitgeschichtlich denken müssen«. Horst Mayer

Heinz Jürgen Kaiser: »Märzenliebste. Gedichte über das Leben, die Liebe und alles Andere auch« 148 Seiten, Deutsche Literaturgesellschaft, Berlin 2010. 16,80 Euro

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usgerechnet Gedichte – und dann noch von einem Professor verfasst, der bislang fest auf dem Boden der Tatsachen stand und sicher wenig Zeit für lyrische Notizen fand...? Der nun, kurz vor dem Ruhestand, ein Büchlein vorlegt, das seine Überlegungen zu Liebe und Leben, Natur und Gesellschaft in heitere, nachdenkliche und manchmal absurde, manchmal philosophische Verse und ein wenig Prosa packt. Es ist etwas Besonderes daraus geworden. »Märzenliebste: Gedichte über das Leben, die Liebe und alles Andere auch« heißt der Titel des schön gemachten, illustrierten Buches von Heinz Jürgen Kaiser, das bei der Deutschen Literaturgesellschaft in Berlin erschienen ist. Der Autor, bis in diese Tage Professor für Psychologie am Institut für Psychogerontologie an der Universität Erlangen-Nürnberg, sinniert mal kritisch, mal selbstkritisch über die Merkwürdigkeiten des Alltags und des Alters. Wer sich ein wenig Muße gönnen und auf Nachsinnen einlassen möchte, findet in der »Märzenliebsten« so manchen Gedanken, den er mit Gewinn aufgreift und vielleicht weiter spinnt. Brigitte Lemberger


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Applaus fürs neue Haus Seniorentheater »Tempo 100« kehrt ins renovierte Staatstheater zurück in seinen Räumen alles angefangen: Es begann als Kooperation zwischen Bildungszentrum und Schauspieldramaturgie, um die Energien der Älteren für das Bühnenspiel zu nutzen. Dabei kann es passieren, dass das wirkliche Alter plötzlich vernachlässigbar wird. »Die jüngste Figur, die ich gespielt habe, war 14«, sagt der 72-jährige Ottmar Hitzegrad. Das Bühnen-Engagement ist also Sinnstiftung für die späte Lebensphase, nicht nur für die Macher. Sie wollen mit ihren Auftritten auch Sinn für die Zuschauer stiften, nicht nur unterhalten, sondern erzählen. Durchaus nachdenkliche Geschichten – wie jetzt mit Johann Nestroys Stück »Der Zerrissene«, das keineswegs nur Gaudi ist, sondern etwas über die Seele aussagt. Kaffee mit Bühnenstars

Die Zeit des Exils ist für das Ensemble von »Tempo 100« vorbei. Die Senioren proben wieder im Schauspielhaus.

D

ie ganze Welt ist eine Bühne.« Na klar, William Shakespeare hat das gewusst. Der Satz stand in Latein als Motto über seinem Globe Theatre in London. Wir alle spielen Rollen. Trotzdem ist es etwas anderes, wenn man die Rollen bewusst spielt. Wenn man sich vor dem Garderobenspiegel schminkt oder eine Maske aufsetzt, um sich in eine andere Figur zu verwandeln. Wenn man sich im Kostümfundus verkleidet, damit das Erscheinungsbild einer anderen Zeit auf der Bühne präsent wird. Das Theater ist ein Zauberschloss. Und es ist eine Droge. Wer einmal davon gekostet hat, kann kaum wieder davon lassen. Das geht den Profis so, für die das Theater außer Zauberei noch Arbeit bedeutet. Das geht den Amateuren ebenso, die sich ohne die entsprechende Berufsausbildung auf die magische Maschine eingelassen haben. Im Nürnberger Schauspielhaus gibt es einen Raum, in dem sich die professionelle und die laienhafte Ebene wunderbar vermengen. Es ist die alte Probebühne für die Kammerspiele. Zweimal in der Woche ist das der Treffpunkt für das Seniorentheater »Tempo 100« . Es ist ein Gastort für das Liebhaberspiel und gleichzeitig Vorbereitungs-Stätte für die Premieren in den Kammerspielen. Jedenfalls war das bis vor zwei

Jahren so. Danach brach für »Tempo 100« eine Zeit des Exils an, ebenso wie für das gesamte Schauspiel-Ensemble. Das Theater wurde umgebaut und generalsaniert. Im Oktober ist es neu eröffnet worden. Und das Seniorentheater ist auf seine Probebühne zurückgekehrt.

Außerdem werden die Amateur-Akteure im Schauspielhaus von vertrauten Ansprechpartnern begrüßt. Die Kolleginnen vom Kostümfundus erkundigen sich nach ihren Bedürfnissen. Der Lkw-Fahrer, der Dekorationsteile für das Bühnenbild aus den Lagerstätten transportiert, fragt: »Wann brauchen denn die Senioren wieder was?« Und überdies bringt es doch einen gewissen Kick, wenn man nach den Proben den Kaffee in der Kantine genießen kann, Aug’ in Aug’

Wege sind noch ungewohnt Es riecht alles noch ganz frisch in dem rechteckigen Raum mit Stühlen, Tischen, einem Garderobenständer und viel freier Fläche. Die Damen und Herren an den Tischen sind froh, dass sie wieder »zu Hause« sind – auch wenn sie ihren Weg durch die neu verschachtelten Labyrinthe des Schauspielhauses erst mühsam auskundschaften mussten. Nein, in ihrem Exil haben sie nicht leiden müssen. Im Fabersaal des alten Gewerbemuseums hatten sie ein Ausweichquartier für die Proben gefunden. Das war nur recht und billig. Schließlich ist »Tempo 100« ein Kind des Nürnberger Bildungszentrums – und das Bildungszentrum bespielt das Gewerbemuseum. Die »Tempo 100«-Premieren fanden im Ballettförderzentrum in der Gleißbühlstraße statt. Immerhin hat das Seniorentheater dort vier Produktionen herausgebracht. Und doch löst das Staatstheater bei den Theater-Senioren Heimatgefühle aus. Vor 23 Jahren, als es noch ein Stadttheater war, hat

Elegant und geschmackvoll: das Foyer mit Garderobe des neuen Theaters.


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Wilm Schumacher und Renate Hirt proben eine Szene aus »Der Zerrissene« von Johann Nestroy.

mit den Schauspielstars, dem Schauspielchef oder einem prominenten Regisseur. Zur Theater-Droge gehört die aufgeregte Stimmung vor einem Auftritt – sogar wenn es nicht der eigene ist. Im März wird »Tempo 100« mit Tamara Kafkas Inszenierung von »Der Zerrissene« selbst wieder in den Kammerspielen auftreten. Die Verwurzelung im professionellen Umfeld bleibt glücklicherweise erhalten. Die Senioren werden sich dort zurechtfinden, denn Technik und Bühne sind renoviert, aber nicht grundsätzlich anders geworden. Im Kellertheater hat sich vor allem der Sitzkomfort verändert – verbessert. Zudem ist dem Raum die Bunkeratmosphäre genommen. Alles ist geschmackvoll gestaltet. Und jene Architektur-Kritiker, die sich darüber beklagen, dass da immer noch Säulen stehen, sollten wissen, dass so eine Säule zum Theaterfreund werden kann, wenn man jahrelang neben ihr sitzt, trauliche Stütze für das manchmal schwer werdende Haupt. Dem Publikum von »Tempo 100« war bisher der Abstieg in die Kammerspiele eher mühsam. Das ist jetzt vorbei. Nun steht das nagelneue Treppenhaus des Schauspiels in

einem vor das alte Gebäude geblendeten Neubau, gleich hinter dem golden leuchtenden Portal. Dieses Treppenhaus in der edlen Farbstimmung von Grau und Schwarz verbindet bequem die drei Stockwerke mit den drei Spielstätten (unter dem Dach hat die »Blue Box« ihren Platz gefunden). Und wem die Treppe zu beschwerlich ist, der kann jetzt den Aufzug nehmen und barrierefrei überall hingelangen. So ein Schauspielhaus ist selbst eine Kulisse von Shakespeares Weltbühne. Nürnbergs neues Haus ist als Bühnenbild äußerst gelungen – es hat 38 Millionen Euro gekostet. Trotzdem vermeidet die Leitung Starallüren. Das zeigt sich unter anderem daran, dass sie dem Seniorentheater weiterhin Gastrecht gewährt. Auf ihren ersten Proben haben die Aktiven von »Tempo 100« sofort heimelige Wohlgefühle entwickelt. Jetzt kann man ihnen nur noch »Toitoitoi« für die erste Premiere im alt-neuen Hause wünschen. Herbert Heinzelmann Fotos: Mile Cindric

Edle Atmosphäre: Grau, Schwarz und Weiß dominieren das neue Treppenhaus.


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Wo tut’s denn weh? In Arztpraxen gibt es noch immer Probleme beim Umgang mit Dementen

Beim Zahnarzt: Was tun, wenn ein Patient nicht versteht, dass er den Mund öffnen soll?

V

eronika Hörl (Name geändert) aus Nürnberg verwünscht den Tag, an dem ihre Mutter Hilde (86) stürzte und sich das Bein brach. »Damit begannen die Probleme, vorher war eigentlich alles in Ordnung, Mutti kam zurecht«, sagt sie. Zwar stimmt das nicht so ganz. Denn Hilde Hörl litt an Demenz, die erste deutliche Anzeichen erkennen ließ. Nur fielen ihre Verwirrung und die Orientierungsprobleme durch den Sturz erst so richtig auf. Und plötzlich tauchten Probleme auf, an die niemand auch nur im Entferntesten gedacht hatte. Probleme, mit denen viele Angehörige zu kämpfen haben. Und für die es inzwischen gute Lösungen gibt. Was tun mit dementen Menschen, wenn sie auch ein körperliches Leiden haben, doch nicht verstehen, was los ist? Wie will man einem Menschen, der seinen eigenen Namen nicht mehr kennt und sich überall verläuft, erklären, dass er eine Lungenentzündung hat? Oder dass eine zahnärztliche Untersuchung ansteht und er den Mund öffnen soll?

Veronika Hörl erinnert sich an einen Zahnarztbesuch mit ihrer Mutter: »Ein Drama. Ich habe sie begleitet und auf sie eingeredet, aber da war nichts zu machen. Sie reagierte nicht. Wir mussten unverrichteter Dinge wieder gehen. Und der Arzt war sauer.« Erst beim dritten Versuch klappte die Behandlung. Jetzt sitzt das Gebiss wieder besser. Doch dann folgte bald der Ärger mit der Brille: Etwas über die Sehschwäche der alten Frau Hörl zu erfahren, war unmöglich. Sie konnte keine Zahlenreihen vorlesen und nicht angeben, welches Testglas eine bessere Sicht ermöglichte. Der Augenarzt meinte schließlich, man sollte es dabei belassen. Auch wenn Tochter Veronika ein schlechtes Gefühl bei dem Gedanken hatte, dass ihre Mutter nur noch verschwommen sah, folgte sie diesem Rat. Dentist spricht mit dem Hausarzt So muss es nicht immer kommen. Zahnarzt Dr. Gerd Winkler (Name geändert) aus Nürnberg behandelt immer wieder demente Patienten. Seine Vorgehensweise: »Zuerst mal muss ich herauskriegen, worum es ei-

gentlich geht. Dazu rufe ich beim Hausarzt an und erkundige mich nach dem körperlichen Zustand.« Ist das abgeklärt, spricht der Dentist ruhig mit dem oft ängstlichen Menschen im Behandlungsstuhl, redet gut zu. Problematisch sei es allenfalls, wenn niemand zur Unterstützung dabei ist und die Patienten einfach in der Praxis »abgegeben« werden. Doch wer soll die Begleitung übernehmen? Verwandte haben nicht immer die Möglichkeit dazu, vor allem, wenn sie berufstätig sind. Pflegeeinrichtungen verfügen auch über kein Personal, das explizit für Arztbesuche zuständig wäre. »Solche Fahrten sind keine Heimleistungen«, erläutert Hermann Beißer, Leiter des Käthe-ReichertHeimes der Arbeiterwohlfahrt in NürnbergSt. Johannis. »Natürlich fragen wir zuerst Angehörige, aber die haben leider oft keine Zeit oder keine Lust. Nicht einmal 50 Prozent erklären sich dazu bereit«, sagt Beißer. Also springen Mitarbeiter oder Zivildienstleistende ein. »Fachärzte kommen ja nicht zur Behandlung zu uns ins Haus, wir haben keine Wahl«, sagt Beißer. Er kenne Praxen,


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die gar keine dementen Patienten annehIn der Geriatrie gibt es im Gegensatz men wollten. zu den Normalstationen einen speziellen Noch schwieriger ist die Situation bei Mittagstisch, an dem gemeinsam gegessen einem längeren Krankenhausaufenthalt. Die wird, um die Gefahr einer Fehlernährung fremde Umgebung in der Klinik, die dazu zu vermeiden. Auf eine fremde Umgebung oft noch so kühl und steril wirkt, ängstigt reagieren demente Menschen mitunter mit Menschen mit Hirnleistungsstörungen. In Appetitlosigkeit. »Hierfür ist es wie auch in den langen, gleich aussehenden Gängen sind anderen Punkten wichtig, die Essens-Vorliesie unter Umständen noch desorientierter ben der Leute zu kennen. Daher sollten die als sonst. Wie kann man dafür sorgen, dass Angehörigen eingebunden werden, um uns die nötige Therapie gut durchgeführt werden darüber zu informieren«, betont Myllymäkikann? »Das ist eine HerausforNeuhoff. Leider seien für derung für die nächsten Jahre, »Wir wissen, dass einen solchen Austausch jeder Orts- und denn die Zahl demenziell im Krankenhaus-Alltag nur Erkrankter wird steigen«, weiß Situationswechsel wenige Strukturen vorhanden, Johanna Myllymäki-Neuhoff, dabei sei Kommunikation mit Stress bedeutet.« Gerontologin im Zentrum Verwandten oder der zustänfür Altersmedizin am Klinidigen Pflegeeinrichtung das A kum Nürnberg-Nord. Ganz wichtig bei der und O. Behandlung sei, die nötige Ruhe zu finden. Auch im Krankenhaus kommt es häuDenn jede Hektik ist für demente Menschen fig vor, dass keine vertraute Person den schädlich, sie brauchen eine störungsfreie dementen Patienten zu Untersuchungen Umgebung. Grelles Licht, Spiegelungen und begleiten kann. Praktikanten, ehrenamtliche Lärm sollten vermieden werden. Es müsse Helfer oder Pflegekräfte übernehmen dann eine Wohlfühl-Atmosphäre geschaffen werdie Aufgabe, dem Kranken ein Gefühl der den, sagt Myllymäki-Neuhoff. Sicherheit zu geben und ihn nicht allein zu lassen. Myllymäki-Neuhoff setzt auch Krankheit wird nicht erkannt in Zukunft auf Ehrenamtliche: »Solche Bei einer Krankenhaus-Einweisung rückt die helfenden Hände sind wichtig, es werden Demenz jedoch oft in den Hintergrund. Gemehr werden müssen.« Das Fachpersonal rade in der Notaufnahme steht verständliwerde weiter qualifiziert werden müssen, cherweise die Lebensrettung im Blickpunkt. denn der Umgang mit Demenz übersteige »Es kommt sogar vor, dass eine Demenz gar die »normale Fachlichkeit« einer Schwester. nicht erkannt wird, gerade bei leichteren Daher läuft derzeit am Klinikum ein Projekt Formen, weil die Patienten nicht auffällig zur Fortbildung. Denn wer auch immer reagieren«, berichtet Myllymäki-Neuhoff. Eidiese Aufgabe übernimmt, muss beruhigen, nige versuchen sich zusammen zu nehmen, erklären, Vorarbeit leisten, bevor untersucht um ein gutes Bild abzugeben – ein typischer werden kann. Schutzmechanismus. Keine langen Wartezeiten sind wichtig Gelingt es ihnen tatsächlich, die Fachleute zu täuschen, und wird der Patient nicht in die Geriatrie verlegt, wo man mit Demenz gut umzugehen weiß, sondern auf die Station, die sein körperliches Gebrechen behandelt, dann wartet hier unter Umständen all das, was nicht gut tut: anonyme Flure, Eile beim Essen, eine gestresste Umgebung. Erst wenn es mit dem Patienten starke Komplikationen gibt, ziehen oftmals die Fachabteilungen automatisch die Geriatriker hinzu, und ein Psychiater schaut nach dem Rechten. Trotzdem bleibt der Patient dann zum Beispiel auf der Chirurgie oder in der Hautklinik. Diese Stationen aber verfügen nicht über die Ausgestaltung, wie sie für Demenzkranke hilfreich ist: Namen an den Türen oder Wegmarkierungen in Form von auffälligen Bildern sowie warme Farben an den Wänden.

Eine wichtige Rolle fällt dem Hausarzt zu, wenn es darum geht, erste Anzeichen von Demenz frühzeitig zu erkennen und sie richtig einzuordnen. »So schnell fällt Demenz oft gar nicht auf«, weiß Dr. Roland M. Hanke, Allgemeinarzt in Fürth und aktiv in der Palliativ-Medizin: »Man sieht es zum Teil am sozialen Verfall, an der Kleidung und Frisur. Außerdem bemerke ich solche Störungen natürlich bei Hausbesuchen.« Wenn er weiß, dass ein dementer Mensch zu ihm in die Praxis kommt, achtet er besonders darauf, dass keine langen Wartezeiten entstehen und informiert die Sprechstundenhilfen, die Erfahrung damit haben. Wenn möglich, wird der Patient immer in das gleiche Zimmer gesetzt und von derselben Helferin betreut. Hanke: »Wir wissen, dass jeder Orts- und

Situationswechsel Stress bedeutet. Darum berate ich auch Heime dahingehend, dass sie Zimmerwechsel oder ein Umräumen der Möbel möglichst vermeiden sollten.« Bei der Untersuchung kündigt er alle Handlungen vorher an und setzt auf einfache Wortwahl. Hanke empfiehlt, bei einem Arzttermin das Umfeld nicht abrupt zu ändern, wenn möglich einen geruhsamen Spaziergang zur Praxis zu machen und einen vertrauten Gegenstand mitzunehmen, etwa einen Pullover oder ein Stofftier. Im Palliativ-Bereich – Hanke ist erster Vorsitzender des Hospizvereins Fürth – wirft Demenz besondere ethische Fragen auf. Der Wille des Todkranken ist kaum mehr festzustellen. Es sei denn, er wurde in gesunden Tagen festgehalten. »Hier ist es eine Frage der Lebensqualität, welche Therapien durchgeführt werden und auf was man besser verzichtet. Um Kostengründe geht es nicht. Aber es ist fraglich und in jedem Fall eine Abwägungssache, ob zum Beispiel eine künstliche Ernährung im Sinne des Kranken ist«, sagt Hanke. Claudia Schuller Fotos: epd, Stefan Trappe

I N F O R M AT I O N Für die Betreuung von Menschen mit Demenz werden noch interessierte Ehrenamtliche gesucht, die entweder schon Erfahrung im Umgang mit demenziell Erkrankten mitbringen oder Interesse an einer ehrenamtlichen Tätigkeit in diesem Umfeld im Klinikum Nürnberg haben. Die AlzheimerGesellschaft Landesverband Bayern e.V., Alzheimer-Gesellschaft Mittelfranken e.V. und das Zentrum für Altersmedizin im Klinikum Nürnberg bieten gemeinsam eine mehrtägige kostenlose Schulung an. Dabei lernen die Teilnehmer unter anderem, Betroffene während des Krankenhausaufenthaltes im Klinikalltag zu begleiten. Beginn der Schulung ist im März 2011. Information und Anmeldung Alzheimer-Gesellschaft Mittelfranken e.V., Frau Lezius Tel. 0911 / 266126 Oder Frau Myllymäki-Neuhoff, Zentrum für Altersmedizin/ Klinikum Nürnberg Tel. 0911 / 398-3917


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Stammgäste in der Meistersingerhalle Dirigent Heribert Beissel präsentiert mit seinem Orchester die »Wiener Klassik«-Reihe Zwischendurch eilt er an den Flügel, spielt einige Takte aus den Stücken, die das Publikum erwarten. Wenn der groß gewachsene Musiker markiert, wie Opernsänger zu Glucks Zeiten agierten, erntet er spontanen Applaus. Ein »Glaubensbekenntnis an die Metamorphose des Menschen« nennt er die 3. Symphonie Beethovens. »Und jetzt mache ich selbst eine Metamorphose«, sagt er, verschwindet in kariertem Sakko hinter der Bühne, um nach zehn Minuten im Frack wiederzukommen. Jugendförderung ist ­Herzensangelegenheit

Heribert Beissel ist einer der beliebtesten Dirigenten in Franken.

R

ente mit 67 – für die einen mag das Stoff hitziger Diskussionen sein, für Heribert Beissel ist das kein Thema. Der 1933 geborene Dirigent ist schon viele Jahre über das übliche Rentenalter hinaus, doch ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Mehr als 100 Konzerte im Jahr leitet Beissel. Die von ihm gegründete Konzertreihe »Wiener Klassik« gastiert seit Jahren regelmäßig in elf Städten, unter anderem in Nürnberg. In der Spielzeit 2010/2011 tritt Heribert Beissel gleich sechsmal in der Meistersingerhalle auf, meistens mit der Klassischen Philharmonie Bonn und internationalen Solisten. Der Musiker scheint die geistige und körperliche Herausforderung regelrecht zu suchen. »Das ist doch gesund!«, antwortet er auf die Frage, wie er sein straffes Programm bewältigt. Große Namen standen am Beginn seiner Laufbahn. Heribert Beissel studierte Dirigieren bei Günter Wand und Komposition bei Frank Martin, dazu Klavier und Violine. Auch wenn er nicht aus einer klassischen Musikerfamilie stammt, bescheinigt er sich eine »gewisse Vorbelastung«. Die Mutter

spielte Geige, der Vater war Pädagoge. Beissel dirigierte im Verlauf seiner langen Karriere viele große Orchester, unter anderem die Hamburger Symphoniker und das Sinfonieorchester des NDR. Bald nach der Wiedervereinigung wurde er Generalmusikdirektor des Philharmonischen Staatsorchesters Halle, später des Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt/Oder. Die Liste der Länder, in die ihn Gastspiele führten, ist lang, ebenso die seiner Einspielungen auf Schallplatte und CD. Applaus für eine Opernparodie Trotz großer Erfolge hat Beissel den Kontakt zu seinem Publikum nicht verloren. »Schön, Sie nach der Sommerpause wieder hier zu sehen«, begrüßte er die Konzertbesucher beim ersten Auftritt in der neuen Spielzeit im Oktober in der Nürnberger Meistersingerhalle. Schon 45 Minuten, bevor der Dirigent den Taktstock hebt, ist der Saal gut besetzt. Heribert Beissel führt in die Kompositionen des Abends ein. Gluck, Grieg und Beethoven stehen auf dem Programm. Beissel plaudert über die Komponisten und ihre Werke, zitiert ohne Manuskript Operntexte.

Dem fränkischen Publikum ist anzumerken, wie sehr es den Dirigenten schätzt. Heribert Beissel gibt das Kompliment zurück: »Wir erleben hier immer eine unglaublich sympathische Aufnahme.« Dass er ein anspruchsvolles und anstrengendes Programm dirigiert hat, ist ihm nach dem Konzert in der Garderobe kaum anzumerken. Während er über seine Arbeit spricht, kommt die junge Pianistin AnaMarija Markovina vorbei, die Edvard Griegs Klavierkonzert in a-moll gespielt hat, und gratuliert zur Leistung von Dirigent und Orchester. Zur Klassischen Philharmonie Bonn hat Heribert Beissel eine besondere Verbindung. 1959 von ihm als Chur Cölnisches Orchester gegründet und seitdem ununterbrochen von ihm geleitet, präsentiert sich das Ensemble heute auffallend jung und international. »Ich hole Hochbegabungen, um ihnen den Weg in die großen Orchester zu ebnen«, beschreibt er seinen Ansatz. »Die Förderung der Jugend ist mir ein Riesenbedürfnis.« Dieses Anliegen erklärt sich aus seiner Biografie. »Heute haben die jungen Menschen Chancen, wir hatten gar keine«, erinnert er sich an seine Kindheit in den Kriegsjahren. Immer noch ist er zudem künstlerischer Leiter des von ihm gegründeten Landesjugendorchesters Sachsen-Anhalt. Dem Nachwuchs gesteht er einen eigenen Musikgeschmack zu. Wenn er mit dem Jugendorchester im Bus unterwegs auf Tournee ist,


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Rund um Bildung und Gesundheit

dann gibt es auch einmal Hip Hop zu hören. Besorgt ist Heribert Beissel allerdings über das schwindende kulturelle Bewusstsein breiter Gesellschaftsschichten. Während ein treues älteres Stammpublikum klassische Konzerte besucht, fehlt die junge Generation fast vollständig in den Sälen. »Die Leute sagen heute ja nur noch ›Ich gehe auf ein Konzert‹ und nicht mehr ›Ich gehe in ein Konzert‹«, beklagt er und spielt damit auf die Popkultur an. Wenn Klassik bei der Masse erfolgreich sei, dann nur wegen der immer gleichen großen Namen, die auch die Festivals beherrschen, ärgert er sich. Dabei gebe es so viele hochtalentierte junge Musiker, die es zu entdecken gelte. Beissel wünscht sich mehr Neugierde und Offenheit gegenüber dem Musikbetrieb. Er selbst sei immer bereit gewesen für Neues. Konsequenterweise hat er das Spektrum seiner Konzertreihe »Wiener Klassik« erweitert. Seine Liebe gehört Anton Bruckner und Gustav Mahler, die für ihn »Musiker der Extreme« sind, aber auch der Moderne. Musikalisch eingrenzen lassen will er sich aber nicht: »Meine Leidenschaft gilt immer dem Programm, das ich gerade mache.« Annamaria Böckel Foto: Michael Matejka

I N F O R M AT I O N Die nächsten Termine der Reihe »Wiener Klassik« in Nürnberg. Die Konzerte finden jeweils um 20 Uhr in der Meistersingerhalle statt: 12. Januar 2011 R. Wagner – Siegfried-Idyll L. Spohr – Konzert für Violine und Orchester Nr. 8 a-Moll op. 47 (»in Form einer Gesangsszene«) J. Haydn – Sinfonie Nr. 100 G-Dur (»MilitärSinfonie«) 2. Februar 2011 A. Vivaldi – Die vier Jahreszeiten W. A. Mozart – Adagio E-Dur für Violine und Orchester KV 261 W. A. Mozart – Rondo C-Dur für Violine und Orchester KV 373 J. Haydn – Sinfonie Nr. 45 fis-Moll (»AbschiedsSinfonie«)

Foto: Michael Matejka

Die Messe inviva findet am 18. und 19. März 2011 statt

Auf dem »Nürnberger Markt« der Messe inviva haben Initiativen auch 2011 wieder Gelegenheit, ihr vielfältiges Angebot zu präsentieren.

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risch präsentiert sich das Messezentrum Nürnberg zur »inviva«, der Messe für das Leben ab 50, die am 18. und 19. März 2011 zum dritten Mal stattfindet. Nach Abschluss der Bauarbeiten gelangt nun der Besucher direkt von der U-Bahn-Haltestelle oder vom Messe-Parkplatz aus zum Eingang des Kongressbereichs Mitte. Das schwungvolle neue Dach ist wohl das sichtbarste Zeichen der Modernisierung der Messehallen. Für die inviva sind die Stände, das erweiterte Gastronomieangebot und die Vorträge nun in Halle 9 untergebracht und bekommen damit mehr Platz. Das umfangreiche Vortragsprogramm wird in den Tagungsräumen in unmittelbarer Nähe der Hauptausstellungsfläche angeboten. Für Informationen und Unterhaltung sorgen einmal vielen Firmen, die sich dort mit ihren Produkten präsentieren, die den Bedürfnissen älterer Menschen entgegen kommen. Aber auch zahlreiche Mitwirkende aus der mittelfränkischen Vereins- und Organisationslandschaft treten dort auf. Unter dem Motto »Lebenslanges Lernen« wird das Rahmenprogramm vielfältige Anregungen geben, wie man sich auch im Ruhestand noch weiterbilden kann. Für die Zusammenstellung zeichnet das Nürnberger Seniorenamt verantwortlich, das als Leitmotiv »Für Neugierige ist das Alter nur eine Zahl« gewählt hat. Zum ersten Mal wird eine Freiwilligenbörse Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements aufzeigen. Das Magazins sechs+sechzig ist ebenfalls wieder mit seinem Team präsent. Breiten Raum nimmt der Gesund-

heitsbereich ein. Das Klinikum Nürnberg beteiligt sich mit Fachvorträgen über verschiedene Therapieformen bei Erkrankungen der Augen (Grüner Star, Grauer Star), bei Erektiler Dysfunktion, Kontinenz und Schlaganfall. Erstmals ist das Bayerische Arthroseforum mit einem breiten Spektrum an Vorträgen vertreten. Experten des Krankenhauses Rummelsberg informieren über die neuesten Behandlungsmethoden. Schon als Stammgast darf man Marianne Koch bezeichnen: Die Ärztin und Schauspielerin ist wieder mit von der Partie, wenn der Bayerische Rundfunk Sendungen für Fernsehen und Hörfunk bei den Gesundheitstagen aufzeichnet. Der Eröffnungstalk steht ebenfalls unter der Regie des BR. Für gute Laune sorgen Künstler wie Bill Ramsey und eine Modenschau, die die Galeria Kaufhof Nürnberg Innenstadt präsentiert. Zeitgleich findet die »WerkstättenMesse« statt. Für inviva-Besucher gibt es dort vergünstigte Eintrittspreise. Man sollte sich etwas Zeit nehmen für die schönen, oft handgefertigten Produkte aus den Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Das Magazins sechs+sechzig informiert in seiner Ausgabe am 9. März 2011 ausführlich über die Messe inviva und das Programm.

I N F O R M AT I O N Messezentrum Nürnberg, Halle 9 Freitag, 18.03. bis Samstag, 19.03.2011 Weitere Informationen im Nürnberger Seniorenamt Tel. 0911/231-6627 oder unter www.inviva.de


Impressum sechs+sechzig Magazin für selbstbewusste ältere Menschen

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sechs+sechzig · 11. Jahrgang · Ausgabe 4/2010

Jahrgang 11 / Dezember 2010 Herausgeber: Seniorenmagazin sechs+sechzig – Verein zur Förderung des Dialogs der Generationen e.V. Burgschmietstr. 37, 90419 Nürnberg Telefon 0911 / 37 77 661 Fax 0911 / 37 77 662 E-Mail: info@sechs-und-sechzig.de Internet: www.magazin66.de Spenden sind steuerlich absetzbar: HypoVereinsbank Nürnberg, Konto 373 54 43, BLZ 760 200 70. Produktion: Intergenerationes – Gesellschaft zur Förderung des Dialogs der Generationen mbH Burgschmietstr. 37, 90419 Nürnberg Telefon 0911 / 37 77 272 Fax 0911 / 37 77 662 Redaktion: Petra Nossek-Bock (verantwortlich), Elke Graßer-Reitzner, Rainer Büschel, Georg Klietz Autoren: Annamaria Böckel, Stefan Brunn, Günter Dehn, Ute Fürböter, Herbert Heinzelmann, Brigitte Lemberger, Horst Mayer, Annika Peißker, Claudia Schuller, Melita Tilley, ­Peter Viebig, Lisa Wilz Fotos: Mile Cindric, Michael Matejka Illustrationen: Sebastian Haug Titel: Michael Matejka Gestaltung: www.gillitzer.net Koordination: Georg Hopfengärtner Fachliche Beratung: Seniorenamt Nürnberg, Ilona Porsch Druck: Verlag Nürnberger Presse Druckhaus Nürnberg GmbH & Co. Auflage: ca. 223.000 Anzeigenannahme und -betreuung: • Ingrid Ullmann (Print + Online): Tel.+Fax 0911 / 40 64 99 • Elfi Limpert Mobil: 0170/3 26 62 73 limpert@intergenerationes.de • Carmen Porzelt Tel. 0911 / 50 07 18, Fax 0911 / 500 96 42 mail@porzelt.org

»Rote Bühne« spielt auch nachmittags

Altenakademie feiert Geburtstag

Das Kleinkunst-Theater »Rote Bühne« in der Vorderen Cramersgasse in Nürnberg ist bekannt für flotte Revuen und charmantes Kabarett. Das Angebot kommt auch bei vielen Älteren gut an. Nach einer Umfrage des Theaters unter seinen Besuchern hat sich gezeigt, dass der Wunsch nach einem Vorstellungsbeginn am späten Nachmittag groß ist. Dem kommt die »Rote Bühne« jetzt nach und setzt Veranstaltungen auch um 16 Uhr an. Wer sich in der Vorweihnachtszeit noch einmal köstlich amüsieren möchte, bevor der Stress der stillen Tage hereinbricht, kann dies zum Beispiel in der rasanten Weihnachtsrevue »Engele & Bengele« tun. Engel Julia Kempken s(w)ingt sich durch den Abend, begleitet von Hilde Pohl als schwarzer Bengelengel am Piano. Beide gemeinsam sind das Duo »Santas Babies«. Rote Bühne, Vordere Cramersgasse 11/RG, Nürnberg, Telefon: 0911/40 22 13, »Engele & Bengele«, Weihnachtsrevue mit ­Hilde Pohl & Julia Kempken, Sonntag, 19. Dezember 2010, 16 Uhr

Als in Nürnberg eine ­Akademie für Ältere gegründet wurde, fand diese Idee sofort ­viele Anhänger. Kursleiter und Teilnehmer kommen seitdem überwiegend aus dem Kreis der Ruheständler. Die Organisation übernahmen von Anfang an aktive ältere Menschen, darunter Dr. Hanna Hellmuth als Leiterin und Motor der neuen Bildungseinrichtung. 2011 besteht die erfolgreiche Altenakademie zwanzig Jahre. Am 13. Februar wird dies mit einer JubiläumsMatinee gefeiert. Neben den musikalischen Beiträgen der Nürnberger Barockbläser und der Sopranisitin Gabriele Czerepan von Ulmann wird Bernhard Rufflar Ausführungen zu »Nürnberg – von Reisenden betrachtet« vortragen. Der heutige Vorsitzende der Altenakademie, Peter M. Kolb, führt durch das Programm. Die Matinee beginnt um 10.30 Uhr im Historischen Rathaussaal. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen bei der Altenakademie, www.altenakademie-nuernberg.de

Anzeigen-Dateien an: 66@gillitzer.net Derzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 14 Verantwortlich für den Inhalt der Anzeigen: Wolfgang Gillitzer Das nächste sechs+sechzig erscheint am 09.03.2011, Anzeigenschluss 11.02.2011. Schirmfrauen: Helene Jungkunz, Ingrid Mielenz, Ursula Wolfring (†) Die vorliegende Ausgabe von sechs+sechzig erscheint mit freundlicher Unterstützung durch:

Krippenausstellung im Handwerkerhof Am Eingangstor zur Nürnberger Altstadt, im Schatten des dicken Königstorturms und der Stadtmauer, können Touristen (und natürlich auch Einheimische) seit 1971 ein KleinNürnberg erleben, so wie es Traditionalisten und Mittelalter-Fans gerne sehen. Im ehemaligen Waffenhof, heute der Handwerkerhof, wird traditionelle Handwerkwerkskunst gezeigt. Daneben werden Bratwürste, Bier- und Weinspezialitäten, Lebkuchen, aber auch Spielzeug und Kunsthandwerk angeboten. Im Advent (26. November bis Heiligabend) ist hier eine Krippenausstellung zu sehen, die der Verein Nürnberger Krippenfreunde präsentiert. Die Krippen sind Leihgaben der Vereinsmitglieder. Sie wurden mit viel Kreativität und Liebe zum Detail angefertigt und spiegeln die Geburt Christi und die Weihnachtsgeschichte facettenreich wider. Der Eintritt ist frei. Handwerkerhof, Königstraße (gegenüber dem Künstlerhaus Nürnberg), Öffnungszeiten während des Christkindlesmarktes Mo. bis So., 10 – 18.30 Uhr, Gaststätten bis 22 Uhr. Nach den Weihnachtsfeiertagen öffnet der Handwerkerhof nochmals bis 30. Dezember.

Titelmodell wird Filmheld Das Titelbild unserer letzten Ausgabe (3/2010), das aus dem Comic „Les Petits Ruisseaux“ von Pascal Rabaté stammt, hat sehr unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Das ist nicht verwunderlich, schließlich beschäftigt sich der französische Autor mit dem heiklen Thema Sex im Alter, das er humorvoll behandelt. Inzwischen wurde die Geschichte verfilmt. Allerdings ist die Produktion aus Frankreich in Deutschland noch nicht angelaufen, und so sind nur die Trailer und einige Fotos im Internet zu finden. Sie geben einen kleinen Eindruck. Wir warten auf die Premiere des gesamten Werks.

Seniorenamt zieht bald um Das Nürnberger Seniorenamt wird Mitte Januar 2011 von seinem jetzigen Sitz am Königstorgraben in das Seniorenrathaus mitten in die Nürnberger Altstadt ziehen. Am HansSachs-Platz öffnet zu Jahresbeginn das Seniorenrathaus seine Pforten. Künftig sind im Heilig Geist Haus unter einem Dach alle Dienststellen vereint, die sich mit der Versorgung von älteren Bürger beschäftigen. Hinzu gesellt sich der ebenfalls neu installierte Pflegestützpunkt. In dieser Einrichtung beraten Mitarbeiter Senioren, wenn es um die optimale Betreuung von hilfebedürftigen älteren Menschen geht. Zudem werden weitere Organisationen wie die Angehörigenberatung und das Sozialamt im Seniorenrathaus mit Ansprechpartnern präsent sein.


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Seniorennetzwerke informieren über Demenz Wer einen Demenzkranken zu Hause versorgt, steht vor vielen Problemen. Meistens fehlt die Zeit, sich die notwendigen Informationen zu beschaffen. Deswegen haben die Seniorennetzwerke Nürnberg in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Demenz der Angehörigenberatung e.V. eine Informationswoche vom 31. Januar bis 6. Februar 2011 geplant. In verschiedenen Stadtteilen werden Vorträge gehalten. Es geht um die Kommunikation mit Demenzkranken, Depressionen, unter denen Betroffene häufig leiden, und darum, welche Schritte die Diagnose nach sich zieht. Zudem stellt sich der Pflegestütztpunkt vor, der es Bedürftigen und Angehörigen erleichtern soll, passende Pflege-Angebote zu finden. Weitere Informationen beim Nürnberger Seniorenamt unter Telefon 0911/231-66 64. Hier ist auch das Faltblatt mit der Programmübersicht ab Ende Dezember erhältlich.

Magazin sechs+sechzig und Klages Verlag verlosen 25 wertvolle Kalender »Den Wievielten haben wir denn heute?« Diese Frage kann leicht beantworten, wer den Kalender »Beflügelnde Worte. SinnspruchKalender 2011« sein Eigen nennt. Mit etwas Glück können sechs+sechzig-Leser ein Exemplar gewinnen, denn das Magazin und der Klages Verlag verlosen 25 Exemplare dieses Kalenders im Wert von je 29,90 Euro. Hergestellt im Din A4-Format, sind die Angaben groß genug, dass man sie auch aus einiger Entfernung leicht entziffern kann. Jedem Datum ist eine farbig unterlegte Monatsübersicht beigefügt sowie die Zeit des Sonnenauf- und Sonnuntergangs und der jeweilige Namenstag. Und zu jedem Tag hat sich der Klages Verlag »beflügelnde Worte« einfallen lassen. Das sind mal Zitate, die zum Schmunzeln anregen, mal besinnliche Sätze oder kluge Aphorismen von Autoren wie dem Philosophen Seneca, Johann Wolfgang von Goethe, Schauspieler Sir Peter Ustinov, Sänger Cliff Richard und vielen anderen. Darüber hinaus sind über den Kalender 40 Glückwunschkarten mit Farbfotos verteilt, die man heraustrennen und versenden kann. Wer gewinnen möchte, muss folgende Frage richtig beantworten: Wem ist das folgende Zitat zuzuordnen? »Erfolg besteht darin, dass man genau die Fähigkeiten hat, die im Moment gefragt sind.« War es: a. der Unternehmer und Autobauer Henry Ford, b. Gesundheitsminister Philipp Rösler, c. ein nicht genannt werden wollender Ingenieur des Airbus A 380? Schicken Sie Ihre Antwort bis Montag, 20. Dezember 2010, an das ­Magazin sechs+sechzig, Burgschmietstr. 37, 90419 Nürnberg, ­Stichwort: Kalender. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Genossenschaft und Treuhandstelle der Nürnberg-Fürther Friedhofsgärtner eG

Gießen und Pflegen Dauergrabpflege Grabneuanlagen Bepflanzungen Westfriedhof: Nordwestring 65 90419 Nürnberg Telefon 0911 / 379752 Telefax 0911 / 338580

Südfriedhof: Julius-Loßmann-Straße 75a 90469 Nürnberg Telefon 0911 / 481455 Telefax 0911 / 4803652

Fürther Friedhof/Nordeingang: Erlanger Straße 103a 90765 Fürth Telefon 0911 / 7879855 Telefax 0911 / 9749735

Internet: www.grabpflege-nuernberg.de e-mail: post@grabpflege-nuernberg.de


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sechs+sechzig · 11. Jahrgang · Ausgabe 4/2010

Künstlerinnen pflegen eigenes Netzwerk Bei der Gedok steht ein Generationswechsel an

Werke von Gisela Süss (links) und Linde Unrein (Mitte). Die Malerinnen gehören ebenso wie Ellen Haselmeier zur Gedok-Gruppe Franken.

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enötigen Künstlerinnen eine spezielle Förderung? Ja, es ist nötig, sagt die Gruppe Gedok. Malerinnen, Bildhauerinnen, Musikerinnen oder Schriftstellerinnen stoßen immer noch auf Barrieren. Natürlich hat sich viel verändert, seit die Mäzenin Ida Dehmel 1926 in Hamburg die Gedok als »Gemeinschaft Deutscher und Österreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen« ins Leben rief. Es entstand das älteste und europaweit größte Netzwerk für Künstlerinnen. Die Herausforderungen für kreative Frauen sind längst andere geworden. Doch kollegialer Austausch und gegenseitige Unterstützung tun auch heute gut. Und darum existiert in Franken seit 1987 eine Gedok-Gruppe. Sie arbeitet selbständig, ist aber den Zielen der Bundes-Gedok mit ihren 24 regionalen Sektionen und rund 3600 Mitgliedern verpflichtet. Neue müssen sich einer Jury stellen Rund 100 eigenständige Künstlerinnen und ihre Förderer aus ganz Nordbayern pflegen in der fränkischen Sektion einen lebhaften Dialog. Auch wer nicht selbst malt, schreibt oder musiziert, kann Mitglied werden. Was die Kunst betrifft, wird auf Qualität geachtet: Künstlerinnen, die neu hinzukommen, müssen sich einer Fachjury stellen, die über die Aufnahme entscheidet. »Die Kriterien sind eigene Ideen in guter technischer Umsetzung«, erläutert Malerin Karin

Drechsler-Ruhmann aus Erlangen (67), die die Fachgruppe Angewandte und Bildende Kunst leitet. In dieser Funktion gestaltet sie alle zwei Monate einen Abend, an dem sie Fotos von aktuellen Ausstellungen zeigt und die Werke erläutert. Oft folgende anregende Gespräche. Ihre Fotoreisen zu Vernissagen in anderen Städten bereiten ihr viel Freude. Die agile Seniorin war 40 Jahre lang als Kunsterzieherin tätig und stieg vor zehn Jahren bei der Gedok ein. Auf die Idee kam sie durch eine Freundin, Cilly Vosswinkel (76), Malerin aus Erlangen. Diese ist Gründungsmitglied der Gedok Franken und erinnert sich noch gut an die Anfänge im Oktober 1987, als man sich im Nürnberger Stadtpark-Restaurant zur Gründung traf. Über 100 Künstlerinnen waren gekommen. Schließlich entschieden sich etwa 60 Frauen, dem neuen Verein beizutreten, darunter auch Vosswinkel. Heute betreut sie ehrenamtlich das Gedok-Archiv, in dem die Aktivitäten dokumentiert werden. Ein Teil der Kataloge, Fotos und Einladungsschreiben befinden sich bereits im Germanischen Nationalmuseum, der Rest soll folgen, damit dort sämtliches Material zentral für Forschungszwecke vorhanden ist. Natürlich gehen Exemplare der sorgfältig gemachten Kataloge auch an diverse Museen und Bibliotheken. Besonders gerne denkt Vosswinkel an so manche Vernissage zurück, die früher oft von den GedokMusikerinnnen feierlich umrahmt wurden. »Überhaupt gab es damals viele Konzerte,

das ist heute anders, weil keine Musikgruppe mehr existiert«, resümiert sie. Dafür ist der Fachbereich Literatur unter Leitung von Helga Böhnke immer noch aktiv und bietet Lesungen an. Früher hatte die Gedok-Gruppe ihren Treffpunkt im Nürnberger Komm, doch mit der Umstrukturierung des Hauses fiel die Möglichkeit weg. Mittlerweile trifft man sich im Südpunkt an der Frankenstraße. Die Jahresausstellung, die bis zum vorigen Jahr abwechselnd im Künstlerhaus und dem Wolff’schen Bau stattfand, musste heuer nach Fürth ausweichen. Die Schau fand im Kunstraum Rosenstraße Unterschlupf. Frauen erzielen geringere Erlöse Auch die Erlanger Malerin DrechslerRuhmann kann Anekdoten beisteuern. Zum Beispiel, wie sie in einer Kooperation mit dem Erlanger Oberbürgermeister Siegfried Balleis leer stehende Ladenlokale zu neuem Leben erweckte oder in einem großen Kaufhaus Regenschirme für einen guten Zweck bemalte und verkaufte. »Das Schöne an der Gedok ist das Netzwerken, dass man sich kennen lernt und immer wieder gemeinsame Projekte entstehen«, sagt sie. Bei der Jahresausstellung mitzumachen, lohnt sich immer, denn sie findet viel Beachtung. Dazu müssen Interessentinnen sich wiederum einer Jury stellen. Was das nun alles mit der speziellen Situation von Frauen zu tun hat? Die GedokAktivistinnen verweisen darauf, dass die


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Erfolgreicher Konzertabend 800 Menschen kamen zur Benefizveranstaltung in die Sebalduskirche

Werke von Künstlerinnen geringere Erlöse erzielen als die Arbeiten der männlichen Kollegen und dass sie seltener ausgestellt werden. »Es ist einfach wichtig, dass wir Frauen zusammen etwas machen«, sagen Vosswinkel und Drechsler-Ruhmann wie aus einem Mund. Einen weiteren Aspekt fügt Malerin Renate Christin aus Regensburg hinzu: »Wir Frauen haben doch alle ähnliche Lebenssituationen. Da geht es zum Beispiel um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, um Babypausen oder um die Pflege der kranken Eltern. Deshalb können Frauen einander gut verstehen. Bei der Gedok ist man auch mit Familie nicht weg vom Fenster, man kann ruhig mal pausieren und bleibt weiter am Ball, wird informiert, was sich so tut.« Frauen hätten in punkto Gleichberechtigung viel erreicht und müssten in dieser Richtung weiter machen, sagt Christin, die früher bei jeder Nürnberger Sitzung dabei war. »Ich bin schon seit 23 Jahren Mitglied und habe bemerkt, wie man gemeinsam wächst und alt wird.« Den Generationendialog mit jungen Künstlerinnen findet sie sehr bereichernd. Das sieht Ilse Feiner (63) aus Roßtal im Landkreis Fürth ähnlich, die 1994 Mitglied wurde. »In der Gruppe kann man in größeren Häusern ausstellen, die Gedok erhöht den Bekanntheitsgrad und die Schlagkraft«, formuliert sie. Eine Sprungbrett-Funktion also. Tatsächlich wurde ein Sammler durch eine Gedok-Ausstellung auf Feiner aufmerksam und kauft seither immer wieder ihre Bilder. Claudia Schuller Fotos: Michael Matejka

I N F O R M AT I O N Weil sich die aktuellen Vorstände zurückziehen, werden Nachrückerinnen gesucht. Cilly Vosswinkel könnte sich gut pensionierte Kunsterzieherinnen oder Kunsthistorikerinnen vorstellen, die bereit sind, sich ehrenamtlich gegen Unkostenerstattung zu engagieren. Das habe gegenüber aktiven Künstlerinnen den Vorteil der Neutralität, sagt sie, denn dann seien keine eigenen Interessen berührt. Wer noch dazu mit dem Computer zurecht kommt und bereit ist, an Bundestreffen teilzunehmen, kann sich bei Cilly Vosswinkel unter Telefon 09131 / 45147 melden. Natürlich sind auch neue Mitglieder willkommen.

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»Feiern und dabei etwas Gutes tun« Rund 800 Menschen sind diesem Aufruf des Magazins sechs+sechzig und der HypoVereinsbank gefolgt und haben sich in der Nürnberger Sebalduskirche (3) zu einem Benefizkonzert eingefunden. Musiker des Bachorchesters und Solistin Sinn Yang (1) unter der Leitung von Bernhard Buttmann (4) präsentierten das Violinkonzert D-Dur op.61 von Ludwig van Beethoven und danach Tschaikowskys Symphonie Pathétique in h-Moll. Zum zehnjährigen Bestehen von sechs+sechzig hatte die Bank die Veranstaltung in stimmungsvoller Umgebung organisiert. Der Erlös ging zu gleichen Teilen an das Magazin und die Lebenshilfe Nürnberg. Am Ende zeigten sich der Chef der Nürnberger Lebenshilfe, Horst Schmidtbauer, sechs+sechzig-Chefredakteurin Petra Nossek-Bock, Peter Leberl und Reinhard Kleber von der HypoVereinsbank (2, von links nach rechts) glücklich über den großen Zuspruch. Fotos: Michael Matejka

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Wo die wilden Hühner wohnten Wanderung durch die Bärenschlucht führt an geschichtsträchtigen Orten vorbei Dorf. Die nächste Markierung ist der blaue Ring. Wer einkehren möchte, kann das entweder im Gasthaus Schmitt oder in der davor gelegenen Brotzeitstube tun. Egal, ob man weiterläuft oder erst einen Zwischenstopp einlegt: Die Wanderung wird auf der wenig befahrenen Straße fortgesetzt. Bald geht es bergab. Linkerhand befindet sich eine Mariengrotte. Johann Ringler aus Weidmannsgesees hat sie 1917 gestiftet, weil er den 1. Weltkrieg nach einer schweren Verwundung überlebt hat. Gleich zwei Bänke, eine gegenüber auf der anderen Straßenseite und eine direkt an der Grotte, laden zum kurzen Verweilen ein. Wer ein Feuerzeug einstecken hat, kann die Kerzen anzünden, die rechts und links neben der Madonnenstatue stehen. Campingplatz im Winter geöffnet

In der romantischen Bärenschlucht treffen sich Kletterer und Wanderer aus aller Welt.

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ier gibt sich die Fränkische Schweiz international. Nicht nur die Speisekarten einiger Gaststätten sind in zwei Sprachen gehalten (nein, nicht fränkischpreußisch, sondern deutsch-englisch), auch die Kennzeichen der Fahrzeuge auf den Campingplätzen zeigen, dass die Gäste zum Teil aus den europäischen Nachbarstaaten angereist sind. Das ist nicht verwunderlich, denn die Gegend rund um Pottenstein hat viel zu bieten. Unsere Wanderung beginnt in Tüchersfeld und führt durch die Geschichte der malerischen Landschaft. Deswegen ist Ausgangs- und Endpunkt das Fränkische Schweiz Museum, das am Ende des etwa zweieinhalbstündigen moderaten Rundweges eine Besichtigung wert ist. Nur wenige Meter bis zum Wald Die Route führt zunächst vom Parkplatz am Fuße der ehemaligen Burg, die heute das Museum beherbergt, zur Bundestrasse B 470 hinunter. Als Orientierung dient das Zeichen Rotring. Gleich nach dem OrtsendeSchild, wo die Straße zu einer Rechtskurve ansetzt, zweigt der Weg halblinks ab, auf

den anfangs grasigen Pfad durch ein Stück Wald. Es geht bergauf. Felsen säumen den Weg, der auf eine Hochfläche führt. Der kurze Anstieg durch die Arnleithen-Schlucht macht deutlich, wie Frosteinwirkung, Starkregen und Schneeschmelze die schweren Gesteins-Brocken in Bewegung versetzten, und es zu der scheinbaren Unordnung kam. Die geologischen Vorgänge oberhalb des Püttlachtals werden auf einer Informationstafel erläutert.

Nun drängen die mächtigen Felsen der Bärenschlucht in den Straßenraum. An ihnen versuchen sich Kletterer aus der ganzen Welt. Ihnen zuzuschauen, wie sie sich an den überhängenden Felsen empor hangeln, ist spannend. Am Ende der Schlucht befindet sich der Camingplatz der Familie Bayer, der auch im Winter geöffnet ist. Im Café, das zur Anlage gehört, fachsimpeln nicht nur die Sportler, sondern haben auch Wanderer Gelegenheit, ein bisschen Urlaubsgefühl zu genießen. Wieder einmal überquert die Route die

Viele Bänke zum Ausruhen Oben angekommen, erwartet die Wanderer ein weites Ackergelände. Man sieht nach Rackersberg hinüber, hält sich aber Richtung Arnleithen, das ausgeschildert ist. In dem kleinen Ort führt der Weg an einem Bauernhof vorbei, der Honig aus eigener Produktion anpreist. Weiter geht es, schmucke Häuser säumen die Route, auf einem unmarkierten Feld immer geradeaus. An der Gabelung, an der eine von etlichen Bänken entlang der Strecke steht, muss man sich links halten. Die nächste Station ist Weidmannsgesees. Der Name hat tatsächlich etwas mit dem Jäger zu tun und bezeichnet schlicht dessen Wohnsitz. Man folgt der Straße rechts ins

Die Mariengrotte errichtete Johann Ringler aus Dankbarkeit.


Im Fränkische SchweizMuseum umfasst die Sammlung sowohl Stücke aus der Kulturgeschichte als auch aus Kirchen.

sechs+sechzig · 11. Jahrgang · Ausgabe 4/2010

Im ehemaligen Judenhof erinnert ein ­Gebetsraum an die einstige Bestimmung.

Blick vom Fahnenstein auf das Fränkische Schweiz Museum in Tüchersfeld.

Bundestrasse, um dann versetzt hinter dem Felsen weiterzuführen. Am Fuß der imposanten Steinformation informiert eine Tafel über die Besonderheiten der tief eingeschnittenen Täler, die bis heute kaum forstwirtschaftlich zu nutzen sind, da ein Abtransport der gefällten Bäume nahezu unmöglich ist. Deshalb weisen diese Waldabschnitte einen wesentlich vielfältigeren Baumbewuchs auf als anderswo. Neben Buchen finden sich Esche, Bergulme, Sommerlinde, Berg- und Spitzahorn sowie stattliche Eiben. Zu jeder Jahreszeit ist dort etwas Besonderes zu sehen. Im Frühjahr blühen Märzenbecher, Bärlauch und Hohler Lerchensporn sowie Schuppenwurz. Im Sommer entdeckt man den geschützten Hirschzungenfarn und den Dornigen Schildfarn.

zunächst bergauf, aber nach einem kurzen Stück weist die Markierung an der Gabelung nach links auf einen weichen Waldweg. An dessen Ende sieht man zur Linken den kleinen Ort Hühnerloh, der im Jahr 1317 erstmals urkundlich erwähnt wurde und eine Siedlung im Wald bezeichnet, in dem das Federvieh wild herumlief. Nachdem der Wanderer Gelegenheit zu einem kurzen Blick auf die Häuser und das nahe gelegene Gasthaus hat, taucht der Weg wieder in den Wald ein und führt mit einigen Biegungen den Berg hinab. Eine Zeit führt er parallel zur ruhig fließenden Püttlach, an einem weiteren Campingplatz vorbei, den man überqueren muss, um dann auf einem schmalen Pfad nach Tüchersfeld zurückzukehren. Entlang der Straße geht es, an der Haltestelle für den Linienbus nach Berlin vorbei, zum Ausgangspunkt zurück. Hier bietet sich – wie erwähnt – ein Besuch im Fränkische Schweiz Museum an. Die Ausstellungsräume im sogenannten Judenhof beherbergen zahlreiche Exponate, die einen Eindruck vom Alltag der früheren Bewohner geben. Die Sammlung zeigt Fundstücke aus grauer Vorzeit, aber auch Zeugnisse früherer Handwerkskunst

Hohe Luftfeuchtigkeit Der Bewuchs mit Flechten und Moosen, für die das Klima aus hoher Luftfeuchtigkeit und konstanten, vergleichsweise tiefen Lufttemperaturen ideal ist, färbt sich im Herbst prächtig. Rechter Hand weist ein Schild nach Hühnerloh, der nächsten Etappe. Nun führt die Wanderung über einen breiten Waldfahrweg. Wir folgen dem Blauring

und Dokumenten über Auswanderer und Traditionsbewahrer. Sehenswert sind die Synagoge und der Innenhof. Kaum ein Besucher widersteht dem Drang, das liebevoll restaurierte Ensemble zu fotografieren. Wer noch über genügend Energie verfügt, der kann auf den Aussichtsfelsen steigen und das ganze Anwesen aus der Vogelperspektive ablichten. Petra Nossek-Bock Fotos: Mile Cindric

I N F O R M AT I O N Fränkische Schweiz-Museum Tüchersfeld, 91278 Pottenstein Tel. 09242 / 1640, www.fsmt.de November – März geöffnet: Sonntag 13.30 Uhr bis 17 Uhr, Gruppen nach Absprache. Feriencampingplatz Bärenschlucht, ­ganzjährig, viele Sonderaktionen. 91278 Pottenstein, Tel. 09243 / 206 www.baerenschlucht-camping.de


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ch muss ja dieses neumodische Zeug eigentlich gar nicht haben. Ich könnte meinen Lebensabend auch damit verbringen, einfach nur so dazusitzen, meine durch das Sitzen entstandenen Druckstellen zu pudern und ab und an die ThromboseStrümpfe zu wechseln. Aber ich bin halt ein Depp und möchte dabei sein und auch mal 12:19 meinen ungebetenen Senf dazu geben können, wenn sich jüngere Deppen unterhalten. Zum Beispiel fränkische. Die reden neuerdings viel über »DadschSgriens«. Diese Dinger sollen bald die Tastaturen ersetzen. Auf Tablet-Computern, Blackberrys oder iPhones gibt es die. Man kennt sie aber auch von seiner Bank. Da muss man – bei meiner zumindest – auch immer an den Bildschirm hin-dadschen, wenn man sein Geld will. Weil ich dort bereits mehrfach erfolgreich war, habe ich mir mittlerweile so ein Dadsch-Handy zugelegt. Leider bin ich (möglicherweise war ich das aber auch schon bei der Kaufentscheidung) inzwischen dauernd krank. Zunächst dachte ich: Wirst halt auch älter. Da fehlt einem häufiger was. Doch das stimmte nicht. Es liegt an diesen Dadsch-Dingern. Weil man die überall hin mitnimmt. Weil man am Klo auch noch schnell einen Tweet absetzt. Weil man beim Zwischenmahl ein Youtube-Video aufruft. Weil man seinen FacebookFreunden sogar vermeldet, wenn man in der Nase popelt. Und vor allem, weil man sich dazwischen seine Finger nicht wäscht. Hat man ja schließlich nicht gelernt. »Nach dem Klo und vor dem Essen, Hände waschen nicht vergessen«, hieß das früher. Von »vor dem Touchscreen andadschen, Seife auf die Hände klatschen« war nie die Rede. Woher soll unsereiner das also wissen? Monatelang habe ich diese Bakterienschleuder mit mir herumgetragen und mich wahrscheinlich immer wieder infiziert. Gerade wenn man eine komplexe Mail schreiben muss, griffelt man sich – zur Förderung des Denkprozesses – schon gern mal im Gesicht herum, und prompt landet die Keimladung im Auge, im Mund – und wenn man Pech hat, bekommt man auf seine alten Tage noch eine Geschlechtskrankheit. Um mein Dauer-Verrotztsein zu beenden, bin ich sofort ins Sanitätsgeschäft gegangen, habe mir Einmalhandschuhe zum keimfreien An-dadschen besorgt und jede Menge keimtötende Reinigungsmittel. Die habe ich über den Touchscreen geschüttet. Genug, um alle Bakterien zu killen. Leider erkenne ich nun auf dem Dadschdingens kaum noch was. Jetzt kann ich damit zwar nicht mehr twittern, bin aber auch nicht mehr krank. Peter Viebig


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sechs+sechzig · 11. Jahrgang · Ausgabe 4/2010

Patente Wäscheleine Sie waren in den 50er, 60er und 70er Jahren der letzte Schrei, heute liegen sie unbeachtet in Schränken, Schüben, Kellern oder auf Dachböden: Dinge, die einmal richtig »schick« waren. Manches davon hat die Jahre unbeschadet überdauert und erregt plötzlich wieder Aufmerksamkeit. Foto: Michael Matejka

In den 50er Jahren, als Frieda und Hans Schuh aus Fürth-Burgfarrnbach geheiratet haben, war es »schick«, dem jungen Glück zum Start in die Ehe allerlei Hausrat zu schenken. Geschirr gehörte dazu, manchmal auch eine Wiege oder ein Schlüsselbord. Ehepaar Schuh erhielt damals ein Set, bestehend aus einem kleinen geflochtenen Wäschekorb, einem Tütchen mit Wäscheklammern aus Holz und einer Holzspindel, auf die ein Seil aufgewickelt war. Ganz praktisch sei die Ausrüstung gewesen, berichtet Frieda Schuh, denn viele Häuserblocks mit Mietswohnungen in Fürth und Nürnberg waren auf dieses Geschenk eingerichtet: In den Innenhöfen oder Vorgärten hatten Bauvereine und andere Wohnungsbaugesellschaften Pfosten setzen lassen, zwischen denen jeder Bewohner seine eigene

Wäscheleine spannen konnte. Waren Hemden, Hosen und Schürzen trocken, wanderten sie in den Flechtkorb, die Zwicker kamen rasch zurück ins Säckchen, und mit Hilfe der Spindel ließ sich das Seil flugs wieder aufrollen. Nun hatte der Nachbar Platz für seine nassen Kleider. In Zeiten, als der Trockner noch nicht erfunden war, wusste man eben, Sonnenschein und heitere Tage richtig auszunutzen.

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