www.magazin66.de · Ausgabe 3/2012
Veranstaltungstipps aus der Region
Kunst mit Köpfchen Seite 4
4 Extraseiten Erlangen Herausgeber: Seniorenmagazin sechs+sechzig – Verein zur Förderung des Dialogs der Generationen e.V.
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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 3/2012
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Unser Titelbild zeigt die Bildhauerin Irmtraud Norberg. Siehe Seite 4.
Kultur
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Liebe zu ausgefallenen Holzköpfen Bildhauerin schält Gesichter aus Stämmen und Steinen
Jung & Alt
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Muss Oma Hausaufgaben machen? Seminare der Stadtmission helfen Großeltern bei Erziehungsfragen
Ansichtssache
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»Da komme ich als Dilettant rüber« Dürer wundert sich über den Umgang mit seinen frühen Werken
Aktuell
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Hier regiert die Langsamkeit Ambulante Wohngemeinschaften für Demenzkranke
Ratgeber
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Freude im Alter will gelernt sein Werner vom Busch empfielt, Lebensabend gut zu planen
Erlanger Seiten 10 E Pfeilgerade an die Spitze Bogenschützin Inge Enzmann hat bei den Paralympics abgeräumt 12 E Patenmodell spricht vor allem Frauen an Verein Dreycedern punktet mit breitem Angebot für Demenzkranke Gesundheit
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Aromatherapie fürs Gedächtnis Düfte im Sinnesgarten wecken bei Demenzkranken Erinnerungen
Ehrenamt
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Frühaufsteher dringend gesucht Schulweghelfer freuen sich über Verstärkung durch Ältere
Jung & Alt
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Filmreife Freundschaften Kinospots sollen das Miteinander der Generationen fördern
Leserreise
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Italien von seiner schönsten Seite sechs+sechzig-Leserreise nach Pompeji und an die Amalfiküste
Ansichtssache
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Alles ganz einfach Von Automaten und anderen Widrigkeiten
Ehrenamt
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Da schmelzen selbst Heilige dahin Pottensteiner Verein verkauft Schokolade für einen guten Zweck
Kleine Hilfen
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Immer mehr Gemüse auf Bestellung Bringdienste entlasten ältere Menschen beim Einkaufen
Große Hilfen
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Sie lassen niemand beim Sterben allein Hospiz-Team besteht seit 20 Jahren
Buchtipps
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Lesestoff für lange Abende Spannende Auseinandersetzung mit den Strömungen unserer Zeit
Lug-ins-Land
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Eine Königstour zur Mainschleife Mit dem Schienenbus zum Weintrinken und Wandern
Kolumne
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Depp im Web
Das war schick
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Der Dutt
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Veranstaltungskalender
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Magazin
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Benefiz-Konzert
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Impressum Sonderteil Schwerpunkt Antidiskriminierung
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Die Faszination der alten Helden Das Kino thematisiert den dritten Lebensabschnitt
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Kinofans haben Kulturoase geschaffen »Casa« hat sich als Ort für anspruchsvolle Filme etabliert
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Zu alt für die Zukunft? Casablanca zeigt Meisterwerke zu Antidiskriminierungswochen
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Wer nicht sehen kann, will hören Wie Kinos sich auf Menschen mit Behinderung einstellen
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Wie bewahrt man die Würde in der Pflege? Symposium zum Tag der Menschenrechte
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Das darf man nicht auf sich sitzen lassen Beschwerdestelle hilft Opfern von Diskriminierung
Liebe Leserinnen und Leser, Diskriminierung von älteren Menschen findet meistens im Verborgenen statt, die Grenzen sind dabei fließend. Mal beschweren sich junge Leute im Internet über Alte, die an der Supermarktkasse mühselig ihr Kleingeld heraussuchen und damit alle anderen aufhalten. Ein anderes Mal erhalten Senioren keinen Kredit von der Bank. Das sind nur einige Beispiele, die die Problematik verdeutlichen. Die neuen Antidiskriminierungs-Filmtage in Nürnberg zeigen einige weitere Facetten und bilden diesmal den Themenschwerpunkt unseres aktuellen Heftes (S. 21). Das Magazin sechs+sechzig begleitet das ambitionierte Projekt und erhält durch eine Finanzspritze der Gröschel-Stiftung die Möglichkeit, die Informationen zum Thema Diskriminierung von Älteren in dieser Ausgabe ohne Werbung zu publizieren. Welche Anzeige hätte wohl zu dem Themenkomplex gepasst? Vielleicht eine für ambulante Wohngruppen, in denen Demenzkranke leben. Unser Beitrag über diese im Trend liegende Wohnform erklärt, für wen sie überhaupt geeignet ist (S. 10). An unternehmungslustige Ältere richtet sich unser Leserreise-Angebot im nächsten Frühjahr nach Sorrent und an die Amalfiküste (S. 20). Doch zuvor laden wir Sie ein, einige Bücher zu entdecken (S. 42). Der Wandertipp führt diesmal mit der Mainschleifenbahn in die fränkische Weingegend um Volkach (S. 44). Eine ganz andere Attraktion bietet Pottenstein in der Fränkischen Schweiz. Mit der Elisabeth-Schokolade, die dort verkauft wird, kann man Gutes tun und wird dabei belohnt (S. 36). Ebenfalls lohnenswert ist die Lektüre unseres Herbst-Heftes. Die Redaktion wünscht viel Spaß dabei!
Der Verein sechs+sechzig e.V. bedankt sich bei seinen Hauptsponsoren:
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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 3/2012
Liebe zu ausgefallenen Holzköpfen Bildhauerin Irmtraud Norberg schält Gesichter aus Stämmen und Steinen tagsüber löhnte sie in Haushalten. Im stetigen Wechsel mit der Schwester musste sie zurück auf den Hof, weil sie auch dort gebraucht wurden. »Das kann es nicht sein, dachte ich. Also bin ich von zu Hause weggelaufen und nach Cuxhaven geflüchtet«, erzählt Norberg. Es folgten Jahre als Haushaltshilfe, Büglerin und Verkäuferin sowie als Au-Pair-Mädchen in der Schweiz. Schließlich verschlug es die junge Frau nach München. Hier begegnete sie einem Jugendfreund aus der niedersächsischen Heimat wieder. Hausfrau und Mutter
Besucher sind ihr stets willkommen. Irmtraud Norberg mit einem ihrer Charakterköpfe.
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ie Pforte steht offen. Eine Einladung, hereinzukommen. Bildhauerin Irmtraud Norberg ist wie beinahe täglich bei der Arbeit im Skulpturengarten in Hundshaupten in der Fränkischen Schweiz. Trotz drückender Hitze trägt die 67-Jährige ihre übliche Arbeitskluft. Sie steckt in einem »die Figur umspielenden« Blaumann – im Winter tut es ein alter Skianzug –, an den Händen trägt sie dicke Baumwollhandschuhe, ein ausgebleichtes Halstuch ist um den Hals geknotet, die Brille verdeckt fast das Gesicht, und unterm Schlapphut ist das lange, dunkle Haar verborgen. Dass Irmtraud Norberg eine attraktive Frau ist, lässt sich nicht erahnen. Auch, weil eine dichte Staubwolke die Künstlerin einhüllt, während sie abwechselnd mit einem kreischenden Winkelschleifer und einem Presslufthammer eine Skulptur aus Stein bearbeitet. »Es ist nicht nur eine staubige Angelegenheit, sondern auch eine körperlich schwere Tätigkeit, aber sie macht mich ganz glücklich«, sagt die Bildhauerin überschwänglich. Weit über 1000 Skulpturen hat
Irmtraud Norberg schon geschaffen. 50 bis 60 Kunstwerke kommen jedes Jahr hinzu. Unikate aus fränkischem Doggersandstein, Juramarmor oder Granit und Marmor, aber auch aus Holz und Ton. Der Kreis der Liebhaber wächst stetig, die Fachwelt zollt Respekt. Es heißt mitunter, Irmtraud Norberg erwecke Steine zu prallem Leben. »Ich habe es einfach gekonnt« »Ich habe nie eine Kunstakademie besucht, nicht einmal einen Kurs! Ich habe es einfach gekonnt! Obwohl ich damals schon Mitte 50 war!«, sagt sie mit einem ungezwungenen Lachen. Sie stammt ursprünglich aus einem kleinen Ort bei Bremen, ist aber seit über drei Jahrzehnten in Oberfranken beheimatet und wohnt in Igensdorf-Unterlindelbach im Kreis Forchheim. Sie wuchs als eines von drei Kindern eines Landwirts im Norden auf. »Ich habe gern gemalt. Ein Lehrer bescheinigte mir Talent. Aber die Eltern erklärten, mit Malen könne man kein Geld verdienen. Also wurde ich mit 14 Jahren in Stellung geschickt«, erinnert sie sich. Irmtraud zeichnete abends im Bett,
1973 heirateten Irmtraud und Hartwig Norberg. Sie bildete sich weiter und wurde schließlich Kontoristin und Fakturistin. Wer weiß, wie weit sie es beruflich noch gebracht hätte, wenn nicht 1977 Sohn Jörg und vier Jahre später Tochter Wiebke geboren worden wären. Denn Irmtraud Norberg war fortan Hausfrau und Mutter. »Ich würde es heute nicht mehr so machen. Ich würde weiterarbeiten. Ich hatte zwar alles, aber ich war nicht zufrieden«, meint sie rückblickend. Als die Kinder weitgehend selbstständig waren, wurde schnell klar, dass sie etwas Neues anfangen müsste. Irmtraud Norberg erinnert sich noch genau, wie alles begann: »Mein Mann lag mit Grippe im Bett. Und weil wir alles gemeinsam machen, wusste ich auf einmal nichts mit mir anzufangen.« Schließlich nahm sie sich aus der Küche ein Brotmesser und einen Kartoffelschäler und noch ein bisschen Schleifpapier von Hartwig. Sie hatten seit langem einen Ytong-Stein im Garten. An jenem Tag ist ein wunderschöner Kopf daraus geworden. Er steht noch heute in ihrem Haus auf dem Fensterbrett. Strahlend blickt die Künstlerin über den fast 6000 Quadratmeter großen Garten. Zwischen Blumen und Efeu, unter hohen alten Bäumen, auf den weiten Wiesen und selbst am alten Schuppen liegen oder stehen Skulpturen. »Das ist mein zweites Leben!«, sagt Norberg. Und das Schönste daran: Der Ehemann teilt es. Die Leidenschaft hat sie gepackt Als die Leidenschaft für die Bildhauerei seine Irmtraud gepackt hatte, stand der studierte Elektroingenieur kurz vor dem Ruhestand. »Ich hatte mich schon beim SeniorenExperten-Service vorgestellt, Projekte waren bereits vereinbart – zunächst sollte ich nach Indonesien reisen, und Irmtraud hätte mich
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Weit über 1.000 Skulpturen hat Irmtraud Norberg bereits geschaffen. Dazu greift sie mitunter auch zum Winkelschleifer (links). Ehemann Hartwig unterstützt seine Frau nach Kräften (Mitte). dorthin begleiten können«, berichtet Hartwig Norberg. Doch er warf diese Pläne über den Haufen. »Ich sagte zu meiner Frau: ›Du hast mir 25 Jahre die Hemden gebügelt. Jetzt helfe ich dir bei deiner Karriere als Bildhauerin. Ich mache für dich das Marketing!‹« Erfahrung besaß er: Hartwig Norberg war bis zur Rente im Vertrieb des Computerherstellers Hewlett-Packard tätig. Heute managt der mittlerweile 70-Jährige die Kunstausstellungen seiner Frau und pflegt ihre Homepage. Nicht zuletzt legt er kräftig mit Hand an. Beim Schweißen der Podeste für die Skulpturen ebenso wie beispielsweise beim Transport der noch unbehauenen Steine. Immerhin: Die größte Skulptur von Irmtraud Norberg entstand aus einem 300 Kilogramm schweren Brocken. Ob Koloss oder »Fliegengewicht« - die 67-Jährige arbeitet immer nach der direkten
Methode. Sie fertigt also keine Skizze an, sondern deutet den Umriss einer Skulptur bloß mit dem Winkelschleifer an. Auf diese Weise lässt sie die Eigenschaften des Steins sprechen. »Die Gesichter sind bereits im Stein eingeschlossen, ich muss sie nur befreien. Mit Hammer und Meißel würde das zu lange dauern, dann wäre die Idee weg. Der Moment der Kreativität muss in den Stein hinein! Nur deshalb arbeite ich mit Winkelschleifer und Presslufthammer. Hoch konzentriert, denn was weg ist, ist weg. Es geht nicht um Masse oder darum, Zeit zu sparen. Zeit spielt keine Rolle.« Manchmal schmerzen die Finger Weil Zeit wirklich keine Rolle spielt, sind Besucher dem Ehepaar immer willkommen. »Ein Künstler lebt auch von der Anerkennung. Wenn jemand sich hier im Garten umschaut und ein paar Worte mit mir wechselt,
gibt mir das manchmal mehr als der Verkauf einer Skulptur«, versichert die Bildhauerin. Manchmal, räumt sie ein, tun ihre Finger weh, und wegen des Lärms schmerze es hinter den Ohren. »Aber das merke ich erst, wenn ich aufhöre.« Text und Fotos: Ute Fürböter
I N F O R M AT I O N Den Skulpturengarten in Hundshaupten Nr. 26 (in die letzte Querstraße vorm Schloss einbiegen, der Weg ist ausgewiesen) kann man das ganze Jahr über besuchen. Es empfiehlt sich trotzdem, vorher anzurufen. Telefon 09126/97 82 www.diebildhauerin.de
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Muss Oma Hausaufgaben machen? Seminare der Stadtmission Nürnberg helfen Großeltern bei Erziehungsfragen
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enn bei Ute Frenzel (*) morgens um sechs das Telefon klingelt, dann ahnt die Nürnbergerin schon, dass wieder einmal ihre Hilfe benötigt wird. »Kannst Du mit dem nächsten ICE kommen?«, fragt da ihre in München lebende Tochter. Die sechsjährige Enkeltochter habe die ganze Nacht gehustet und müsse zum Arzt. Weil die junge Mutter in ihrer Arbeit einen wichtigen Termin hat, kann sie selbst nicht zu Hause bleiben. Jetzt muss die Oma ran. Ute Frenzel macht sich rasch fertig, fährt zum Bahnhof und nimmt den Zug. In München wird sie mit der kleinen Enkelin zum Kinderarzt gehen und sich dann mit ihr den ganzen Tag beschäftigen. Erst am Abend gegen neun Uhr kehrt die Großmutter in ihre Wohnung zurück. Wichtige Bezugspersonen Nicht immer müssen Großeltern so spontan und flexibel sein. Aber wenn sich bei einem jungen Paar ein Baby ankündigt, dann beginnt auch für die werdenden Großeltern ein neuer Lebensabschnitt. Und immer häufiger beobachten Oma und Opa nicht nur aus der Ferne, wie ihre Enkel langsam groß werden, sondern sie werden aktiv und regelmäßig in den Alltag der jungen Familie eingebunden. Denn seit die meisten jungen Mütter nicht mehr automatisch ihren Beruf aufgeben und zu Hause bleiben, muss die Betreuung der (kleinen) Jungen und Mädchen organisiert werden. Da vertrauen viele Paare den eigenen Eltern. Großeltern übernehmen heutzutage mehr Erziehungsaufgaben als noch vor 30 oder 40 Jahren und sind für ihre Enkel wichtige Bezugspersonen. Jedes zweite Kind gab bei einer Umfrage der Zeitschrift eltern family an, nicht nur von den Eltern, sondern auch von den Großeltern erzogen zu werden. Da bleiben Konflikte nicht aus, weiß Sozialpädagogin Gerlinde Knopp von der Stadtmission Nürnberg, die gemeinsam mit dem Psychologen Johannes Werkshage das Großelternseminar »Oma und Opa erziehen mit« leitet. Denn erwachsene Kinder übernehmen heute nicht mehr einfach die Ansichten ihrer Mütter und Väter, sondern schaffen sich eigene Lebenswelten, die »nicht mehr so vorgefertigt sind«, wie es früher häufiger der Fall war. »Verbindliche Werte sind nicht mehr vorgegeben«, sagt Knopp. Solange jeder sein eigenes Leben führt, funktioniert das mehr oder weniger gut. Wenn aber Enkel auf der Bildfläche
Eva Kessler und ihr dreijähriger Enkelsohn verbringen viel Zeit miteinander.
erscheinen, prallen die unterschiedlichen Vorstellungen aufeinander. Hinzu kommt, dass junge Eltern häufig ganz andere Erwartungen an Großeltern haben als diese dann erfüllen können. Mitunter kommen Enkel ungelegen »Wir möchten die Großeltern stärken«, beschreibt Sozialpädagogin Knopp das Ziel des Seminars, das die Stadtmission seit rund eineinhalb Jahren im Programm hat. Die ältere Generation verfügt über viel Lebenserfahrung und hat schließlich selbst einmal Kinder großgezogen. Oma und Opa haben Kenntnisse, die sie an ihre Enkel weitergeben und deren Leben bereichern können. Doch wie sehr möchte ich mich überhaupt in der Erziehung engagieren?, fragen
sich viele Ältere. Mancher ist froh, wenn nach Beruf und Kinderphase endlich einmal Zeit für die eigenen Interessen vorhanden ist. Da kommen Enkel unter Umständen ungelegen. Bei Rosemarie Müdsam aus Wilhermsdorf im Kreis Fürth war dagegen ganz klar, dass sie für ihre Enkel da sein wollte. Die frühere Landwirtin empfindet es bis heute als Schande, dass sie für ihre eigenen drei Kinder vor lauter Arbeit nie Zeit hatte. Jetzt möchte sie ihrem Sohn, der mit Familie bei ihr im Haus wohnt, gerne helfen. Nachdem ihr zuweilen die Grenzen aufgezeigt wurden, hat sie sich nun angewöhnt erst zu fragen, ob ihre Unterstützung gebraucht werde. Die Betreuung der Kleinen ist oft gar nicht so einfach, und viele Großeltern mer-
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Ehrenamt
Lesen Sie doch vor!
ken, dass ihre Kinder ganz anders mit ihrem Nachwuchs umgehen als sie es seinerzeit taten. »Die Erziehungsstile haben sich geändert«, hat Gertraud Bender erfahren müssen. Die Witwe fährt alle zwei Monate zu ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter nach Schweinfurt. Dass ihr dreijähriger Enkelsohn vehement darauf bestand, sein Getränk nur mit Strohhalm einzunehmen, hat sie anfangs irritiert, und sie wollte dies eigentlich nicht zulassen. Schließlich hat sie – ein wenig widerwillig – doch nachgegeben. »Da musste ich über meinen Schatten springen.« Konflikte bleiben nicht aus Die sieben Omas und zwei Opas, die sich zum Großelternseminar in den Räumen der Stadtmission an der Burgschmietstraße zusammengefunden haben, erzählen recht freimütig von den schönen und weniger schönen Seiten des Großeltern-Daseins. Das Ehepaar Geyer (*) etwa fragt sich, wie weit ihre Betreuungsaufgabe eigentlich gehen muss. Einmal in der Woche holen sie ihre siebenjährige Enkelin von der Schule ab. Nach dem Mittagessen müssen Schularbeiten erledigt werden, denn: »Die Eltern erwarten, dass ihr Kind mit gemachten Hausaufgaben zurückkommt«, erzählt Marianne Geyer. Oft gehe der ganze Nachmittag dafür drauf, und häufig gibt es Streit und Tränen, weil das Mädchen ins Heft schmiert und die Oma das Geschriebene wieder ausradiert. Die zu Kindergartenzeiten noch mit Spiel und Spaß ausgefüllten Stunden sind inzwischen mehr Belastung als Freude. »Wir sind fix und fertig, wenn die Kleine abends heimgebracht wird«, klagt sie. »Muss ich eigentlich als Großmutter die Hausaufgaben meiner Enkelin betreuen?«, möchte sie deshalb wissen. Es gibt aber auch schöne Erfahrungen, die Großeltern erfüllen und glücklich machen. Eva Kessler aus Nürnberg-Eibach pflegt zu ihrer Tochter und ihrer Familie, die zum zweiten Mal Nachwuchs erwartet, einen engen Kontakt. Den dreieinhalb Jahre alten Enkelsohn hat sie regelmäßig montags bei sich zu Hause, verbringt viel Zeit mit ihm und geht mit ihm sogar zum Kleinkinderturnen. Diese Gewohnheit zahlt sich aus. »Die Innigkeit ist gewachsen«, sagt die 63-Jährige. Auch wenn die Berichte, was in den einzelnen Beziehungen gerade ansteht, einen großen Raum einnehmen, das Seminar soll auch konkrete Hilfen und Informationen an
die Hand geben, damit Probleme gelöst werden können oder gar nicht erst entstehen. Es geht um solche Fragen: Wie setzen wir als Großeltern Grenzen – sowohl dem Enkel als auch seinen Eltern gegenüber? Was können Oma und Opa zu Gesundheit und Betreuung der Kleinen beitragen? Was kann man mit ihnen spielen? Aus welchem Erfahrungsschatz können Großeltern schöpfen? Etliche Probleme tauchen immer wieder auf. Ärger mit der Schwiegertochter (manchmal auch mit dem Schwiegersohn) kommt in vielen Familien ebenso vor wie die Unsicherheit der Älteren, in den Haushalt ihrer Kinder einzugreifen. Oft haben Großeltern und Eltern unterschiedliche Vorstellungen in Sachen Hygiene und Ordnung. Soll man sich da besser zurückhalten oder nicht? »Früher habe ich mich eingemischt«, berichtet Marianne Geyer. Da hat sie schon mal die Wohnung ihres Sohnes und seiner Familie aufgeräumt. Inzwischen lässt sie es bleiben: »Jetzt hole ich ab und zu unser Enkelkind, damit die Schwiegertochter putzen kann.« Beim Großeltern-Seminar der Stadtmission stoßen die Omas und Opas mit ihren Fragen und Sorgen nicht nur auf offene Ohren, sondern auch auf Verständnis. Gemeinsam überlegen sie, wie man auf Probleme reagieren und mit den eigenen Kindern darüber reden kann. Bei der Hausaufgaben-Frage waren sich die versammelten Großeltern im Übrigen einig. Es könne nicht Aufgabe der Älteren sein, sich darum zu kümmern. Das ist Elternsache. Georg Klietz Foto: Michael Matejka (*) Name geändert
I N F O R M AT I O N Die nächsten Termine des Großeltern-Seminars der Stadtmission »Oma und Opa erziehen mit« stehen noch nicht fest, können aber erfragt werden bei Gerlinde Knopp, Tel. 0911/2175911, E-Mail: gerlinde.knopp@ stadtmission-nuernberg.de Das Seminar findet ca. zehn Mal pro Jahr in den Räumen des Seniorenzentrums am Tiergärtnertor, Burgschmietstraße 4, in Nürnberg statt. Eine Anmeldung ist erforderlich. Lesetipp: Christiane von Grone, »Das Großeltern-Handbuch«, Gräfe und Unzer 2011, 14,99 Euro.
Seit einiger Zeit gehört eine interaktive Ehrenamtsbörse zum Internetauftritt des Magazins sechs+sechzig. Dieses kostenlose Angebot richtet sich nicht nur an aktive Menschen in Mittelfranken, sondern ist bundesweit abrufbar. Die folgende Geschichte soll andere Senioren anregen, sich dort einmal umzuschauen. Vielleicht ist ja eine passende Aufgabe dabei. Seit einiger Zeit bin ich Vorlesepatin in einer Kita: 120 Plätze für Kinder aus 35 Ländern, viele Mädchen und Jungen mit einer Migrationsgeschichte. Einmal in der Woche lese ich vor. Ist das Wetter schlecht, kommen viele Kinder. Kann man draussen im Garten toben, sind es manchmal wenige. Zuerst schauen sich die Kleinen die Bilder in den Büchern an, wollen dann aber schnell wissen, was da alles passiert. Leseohren aufgestellt und los gehts. Dann stelle ich dazu auch Fragen und lasse ebenso selbst erfundene Geschichen zu, die meist mit ganz viel Lachen begleitet werden. Beliebt sind vor allem die interaktiven Vorlesebücher. Da kann man mit Rumpelstilzchen aufstapfen oder mit Frau Holles Hahn „Kikeriki, unsere goldene Jungfrau ist wieder hie“ rufen. Manchmal lese ich nur eine halbe Stunde, meist aber länger, vor. Schnell lernen die Kinder die Worte und Sätze richtig auszusprechen, ganz leicht und spielerisch. Ich bin mehr und mehr davon überzeugt, dass ich den Kindern so unterschiedlicher Herkunft die Freude am Buch vermitteln und ihre sprachliche Entwicklung unterstützen kann. Und dass ihnen später in der Schule das Fach Deutsch leichter fallen wird. In jeder Stadt gibt es Stadtbibliotheken, in denen man spezielle Unterstützung als Vorlesepate bekommt. Mein Fazit: Wenn man Kinder glücklich machen kann, ist man selber glücklich. Also dann, nichts wie los! Tina Staehr, Vorlesepatin, 71 Jahre
Die Ehrenamtsbörse des Magazins sechs+sechzig findet sich im Internet unter: www.magazin66.de Hier stehen auch aktuelle Informationen zu themen, die Senioren interessieren sowie mehrmals in der Woche neue Blog-Beiträge.
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MAGAZIN
sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 3/2012
Foto: Michael Matejka
Wiener Klassik mit Dirigent Heribert Beissel Er hat die Konzertreihe Wiener Klassik gegründet und gastiert mit ihr regelmäßig in vielen deutschen Städten – unter anderem in Nürnberg. Und zu dieser Stadt hat Dirigent Heribert Beissel ein besonderes Verhältnis, wie er dem Magazin sechs+sechzig vor zwei Jahren verriet: »Wir erleben hier immer eine unglaublich sympathische Aufnahme« (Heft 4/2010). Jetzt kommt Beissel mit der Konzertreihe gleich drei Mal wieder nach Nürnberg in die Meistersingerhalle. Am 23. Oktober steht Beethoven auf dem Programm: Die Ouvertüre zu Egmont, das Konzert in C-Dur und die Symphonie Nr.6 in F-Dur. Die beiden anderen Konzertabende finden am 13. November und am 6. Dezember statt: Verschiedene Meisterwerke von Mozart, Händel und Tschaikowsky wird der Dirigent gemeinsam mit der Klassischen Philharmonie Bonn zu Gehör bringen. »Wiener Klassik«, Heribert Beissel mit der Klassischen Philharmonie Bonn, am 23. Oktober, 13. November und am 6. Dezember, jeweils um 20 Uhr, in der Meistersingerhalle, Nürnberg, Info: 0911/4331250
Queckenmarkt für Kinder in Not
Weihnachtsgala mit Tenor und Hackbrett
143.461,74 Euro! Diese imposante Summe haben die Macherinnen und Macher des Eltersdorfer Queckenmarktes, der seit 1996 jedes Jahr im Herbst stattfindet, durch den Verkauf selbst gemachter Waren, Speisen und Getränke an verschiedene Hilfsprojekte in der ganzen Welt verteilen können. Vorbereitet wird dieser Markt von vielen hilfsbereiten Eltersdorfern das ganze Jahr über: Frauen treffen sich, um in der Teddy-Werkstatt kleine Stofftiere zu nähen, Hobbykünstler bereiten ihre Werke vor, ebenso die Singschule und der Posaunenchor, aber auch der Männergesangsverein. Zu sehen und zu hören werden diese »Kunststücke« dann auf dem Eltersdorfer Parkplatz vor der Gaststätte Rotes Ross sein. Mit dem Verkauf bitten die Macher die Besucher um Spenden. Neben weihnachtlichen Geschenkideen werden auch Bratwürste, Kaffee und Kuchen sowie Glühwein angeboten. Eltersdorfer Queckenmarkt, 24.11.2012, 14-20 Uhr, Parkplatz Rotes Ross in Eltersdorf
Zu den Feiertagen darf es etwas Besonderes sein. Deshalb lädt das Seniorenamt der Stadt Nürnberg wieder zu seiner festlichen Weihnachtsgala an zwei Tagen in die Meistersingerhalle ein: Am Donnerstag, 20. und Freitag, 21. Dezember sorgt der Tenor Volker Bengl, der lange Jahre festes Mitglied des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München war und auch an der Semperoper in Dresden, der Volksoper Wien und der Deutschen Oper Berlin aufgetreten ist, für glanzvolle Stimmung. Weitere Gäste sind die Mitglieder des Hackbrettorchesters »Saitensucht«. Außerdem tanzen die Eleven des Nürnberger »Ballettförderzentrums«, und die junge Sopranistin Jana Baumeister rundet den weihnachtlichen Kunstgenuss ab. Die Eintrittskarten zu 11 Euro, 6 Euro und 4 Euro werden am Mittwoch, 14. November, zwischen 8 und 15.30 Uhr im Seniorentreff Bleiweiß, Hintere Bleiweißstraße 15, in Nürnberg verkauft. Informationen: Telefon 0911/231-6655
Im GesundheitsPark auf der Consumenta Nürnberg können sich die Besucher zu den Themen Gesundheit und Gesundheitsvorsorge informieren und fachkundig beraten lassen. Die Aussteller bieten darüber hinaus eine fundierte Beratung und kostenlose Gesundheits-Checks an. Führende Kliniken der Region informieren über ihr Leistungsspektrum. Die Mitarbeiter aus den jeweiligen Fachbereichen geben interessante Einblicke in die moderne Medizintechnik und die neuesten Behandlungsmethoden. Außerdem beteiligt sich das Klinikum Nürnberg am Vortragsprogramm des Gesundheits-Forum in Halle 8. Darüber hinaus informieren die Bezirkskliniken Mittelfranken in ihrem Programm »Gesund leben – mit Körper und Seele« unter anderem zu den Themen Schlaganfallrisiken, Alkoholmissbrauch sowie Gedächtnis und Konzentration. Gesundheitspark, 27. Oktober bis 4. November, Themenwelt der Consumenta Nürnberg. Über das aktuelle Vortragsprogramm kann man sich während der Consumenta und bereits einige Tage vorher auf der Website www.klinikum-nuernberg.de informieren. Info: 0911/98833-550, Eintritt: 11 Euro
Foto: Consumenta
Gesundheitspark
Fachtag Demenz und Sterben Menschen, die an Demenz leiden, können sich zu Beginn dieser Krankheit Wörter sogar wieder ins Gedächtnis rufen, die kurzzeitig verschwunden sind, wenn sie ihnen vorgesprochen werden. Die Fachtagung »Demenz und Sterben« am 23. November in Nürnberg zeigt durch Vorträge und in Arbeitsgruppen, dass eine Verständigung zwar sehr schwer, aber dennoch möglich ist. Fachtagung »Demenz und Sterben« 23. November, Haus eckstein, Burgstr. 1-5, Nürnberg, 9 bis 17 Uhr. Anmeldung bis 31. Oktober (schriftlich) möglich, Tagungsgebühr 80 Euro (60 Euro für Studierende)
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»Da komme ich als Dilettant rüber« Der späte Dürer wundert sich über den Umgang mit seinen frühen Werken Um Vergebung bitte ich zunächst, werte Leser des Magazins sechs+sechzig, dass ich nicht einmal das Alter dieses Titels erreicht habe. Ich, Albrecht Dürer, bin keine 57 geworden, erst recht nicht 66. Aber das war damals so. Gegen die Malaria gab es kein Mittel. Daher der frühe Tod. Vergeben Sie weiterhin, dass ich mich erst so spät in diesem »Jahr der Kunst« an Sie wende, das mich nach Strich und Faden durchgewalkt und bis zum letzten Farbtröpflein ausgepresst hat. Nun jedoch habe ich den Überblick über die vielfältigen
Missbräuche meiner Person gewonnen. Also wendet sich gleichsam der »späte Dürer« an Sie. Der frühe ist schließlich total ausgelutscht. Aber war ich denn so früh wirklich so gut? Ich weiß, den Nürnbergern gilt jede Kritzelei von mir als Meisterwerk. Jeden Schmierzettel jubeln sie zur Genie-Leistung hoch. Doch erinnern Sie sich nur an diese »Haller Madonna«, welche die unglücklichen Kuratoren des Germanischen Museums gar zum Plakatmotiv ihrer Ausplünderung meiner Lehrjahre gewählt hatten. Sie hing in der ganzen Stadt und in der halben Welt, und ich habe mich dafür ein bisschen
geschämt. Die Armhaltung des Jesuskindes ist völlig unnatürlich. Da stimmt nichts. Da komme ich als Dilettant rüber. Und das verletzt meine Eitelkeit, die ich durchaus pflege, wie man an meinen Selbstbildnissen ablesen kann. Warum denn nicht der späte, der wirklich gute Dürer: die »Melencolia«, die »Vier Apostel«, meinetwegen sogar die Proportionslehre. Die musste ich ja aufstellen, damit ich endlich Frauenkörper malen konnte. Die frühen sind fast alle misslungen. Die Brüste meiner »Eva« sind unmöglich. Aber sie wurden im Museum zur Schau gestellt. Was nützt mir die ganze Lobhudelei, wenn man sehen kann, wo ich nicht gut war? Offenbar haben meine Bilder diese Museums-Menschen nicht wirklich interessiert. Sie wollten sie nur durchleuchten, um festzustellen, wie es darunter aussieht. Röntgenaufnahmen von Dürer – mit lautem Brimborium angepriesen! Dazu ist der Aufbruch der Wissenschaften in meiner Renaissance im 21. Jahrhundert also verkommen! Aber ich habe den Pfeffersäcken Nürnbergs immer misstraut. Daher war ich so froh, dass ich als »später Dürer« die richtigen Promi-Kontakte zu Kaiser Maximilian aufbauen konnte. Da floss die Leibrente. Da kamen die großen Propaganda-Aufträge: Triumphpforte und so. Aber mit Propaganda darf man in dieser Stadt aus bekannten Gründen nicht mehr prunken. Vielleicht auch deshalb die Fixierung auf meine Frühphase. Wie auch immer: Nürnberg hat meinen Namen überall so erfolgreich verkauft, dass ich große Angst davor habe, bei der anstehenden Kampagne für den kränkelnden Christkindlesmarkt als Rauschgoldengel herhalten zu müssen. Sollte es so weit kommen, dann schreiten Sie, werte, weise Leser des Magazins sechs+sechzig, bitte ein und machen Sie dem Dürer-Wahn ein Ende! AD-Protokoll: Herbert Heinzelmann Abb.: Albrecht Dürers Haller Madonna, um 1498 (Washington, National Gallery of Art, Kress Collection)
Der Meister hätte mit der Auswahl des Plakatmotivs gehadert.
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AKtuELL
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Hier regiert die Langsamkeit Ambulante Wohngemeinschaften für Demenzkranke haben ihre eigenen Regeln
Im tillypark ist das Kompetenzzentrum Demenz angesiedelt. Andrea Koydl leitet den Heimkomplex mit acht Wohngruppen.
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ange Zeit gab es für die Betreuung von Demenzkranken nur zwei Möglichkeiten: Sie wurden entweder zu Hause gepflegt oder zogen in ein Heim. Anfangs entstanden »beschützende Abteilungen« für Altersverwirrte, später entwickelten viele Häuser ein Wohngruppen-Konzept. Denn eine kleinere Gemeinschaft hilft den Betroffenen, sich auch beim Fortschreiten der Krankheit wohl zu fühlen. Inzwischen setzen Fachleute und Angehörige zunehmend auf Wohngemeinschaften (WG), die außerhalb eines Pflegeheimes entstehen. Für sie gelten andere gesetzliche Vorschriften als bei stationären Einrichtungen, was zu mehr Freiraum für die Bewohner führt. Doch in finanzieller Hinsicht werden die Menschen dort so behandelt, als ob sie zuhause gepflegt würden. Also gelten nur die Pflegesätze für eine ambulante Versorgung. Daher werden sie ambulante Wohngemeinschaften genannt, obwohl die Bewohner 24 Stunden am Tag betreut werden und dauerhaft dort leben. Eine Gegenüberstellung der neuen Form des Zusammenlebens von De-
menzkranken in einer solchen WG mit dem bereits erprobten Wohngruppenkonzept in Heimen soll Familien bei der Entscheidung helfen: Wo ist mein Angehöriger am besten aufgehoben? Farbe sorgt für Orientierung Der Grundriss ist immer ähnlich, egal um welche Wohngruppenform es sich handelt. In der Regel bilden eine Küchenzeile samt Essplatz das Zentrum der Wohnung. Das trifft auf die moderne Wohneinheit der Caritas in der Nürnberger Poppelstraße ebenfalls zu. Diese befindet sich im Wohnblock der katholischen Joseph-Stiftung. Die Wohnungsbaugesellschaft hatte sich bereits vor Baubeginn entschlossen, Räume für eine ambulante Wohngruppe mit dementen Menschen bereitzustellen. Sie sind nun ideal auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt. Das reicht sogar bis zu den Türen. Hinter den blauen verbergen sich Wasch- und Toilettenräume. Die Farben erleichtern die Orientierung, erklärt Gertraud Krammer. Die 50-Jährige begleitete die Wohngruppe für altersverwirrte Menschen während
der ersten 18 Monate. Es ist das erste Projekt dieser Art im katholischen Sozialdienst der Stadt Nürnberg. Doch schon knapp zwei Jahre nach dem Erstbezug zeigt sich, diese Wohnform ist durchaus eine Möglichkeit, Menschen mit Demenz in ihren letzten Lebensjahren zu versorgen. Doch sie ist sicher nicht für jeden geeignet. Im Garten, der zur Gemeinschaftswohnung gehört, läuft eine Frau im Trainingsanzug. Sie ist erst Anfang 60 und relativ fit. Die Pflegerin erzählt, dass die einst sehr sportliche Demenzkranke früher öfter über den Gartenzaun auf das Nachbargrundstück geklettert sei. Dazu ist die Frau nun nicht mehr in der Lage, ihr Zustand hat sich zuletzt rapide verschlechtert. Die Pflegekräfte kennen ihre Eigenheiten und achten besonders auf sie. Dabei handelt es sich bei der Bewohnerin nicht einmal um einen Menschen mit Weglauftendenz, sondern einfach um jemanden, der einen Teil seiner geistigen Fähigkeiten verloren hat und an die noch vorhandenen Kenntnisse anknüpft. Dafür können die Betreuer hier Verständnis aufbringen, denn die Personaldichte ist in
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einer ambulanten WG relativ hoch. Meistens sind drei Betreuer mit unterschiedlichen Qualifikationen vor Ort, nachts reicht eine Pflegekraft für die neun Bewohner. Mehr Plätze sind in dieser modellhaften Gemeinschaftswohnung nicht vorgesehen. Schafe Messer sind erlaubt Der gute Personalschlüssel macht die Arbeit in der WG für Pflegekräfte attraktiv, berichtet die Moderatorin Gertraud Krammer. Allerdings unterscheidet sich die Arbeit deutlich von der in anderen Altenpflegeeinrichtungen. »Die Mitarbeiter müssen die Langsamkeit lernen«, sagt die Expertin. Denn in dieser Wohnung, die sich so perfekt in die Wohnanlage einpasst, dass sie von außen gar nicht als besondere Einrichtung wahrgenommen wird, versuchen die Fachleute, einen möglichst vertrauten Tagesablauf zu schaffen. Das bedeutet, dass sich jeder Bewohner einbringen sollte. Ob das beim Wäsche Aufhängen geschieht oder beim Kochen, spielt keine Rolle. Es geht schließlich nicht um die Leistungsfähigkeit jedes einzelnen, sondern um eine sinnvolle Beschäftigung. Deswegen dürfen die Handgriffe ruhig etwas länger dauern. Die Köchin nimmt sich für die Zubereitung des Essens beispielsweise fünf Stunden Zeit. Dafür dürfen ihr die Bewohner beim Schnippeln helfen. Ein scharfes Messer in der Hand von Verwirrten? Kein Problem, meint Gertraud Krammer. In der Poppelstraße ist manches möglich, was in einem Heim undenkbar wäre. Schließlich leben die Dementen in einer privaten Wohnung. Jedes Mitglied der Wohngemeinschaft, beziehungsweise ihre Angehörigen, haben einen Mietvertrag mit der Joseph-Stiftung abgeschlossen. Gemeinschaftskosten werden umgelegt, Pflegekosten, je nach Einstufung in die Pflegestufe, individuell abgerechnet. »Bei uns ist vor allem die Mittelschicht vertreten«, weiß die Caritas-Mitarbeiterin Krammer. Etwa 1700 Euro sind aus dem Privatvermögen oder der Rente monatlich als Zuschuss nötig, um diese individuelle Wohnform zu finanzieren. Zusätzliche Leistungen wie der Aufenthalt in einer Tagesbetreuung schlagen mit weiteren Kosten zu Buche. Das ist bei der Wohngruppe am Leonhardspark in Nürnberg kaum anders. Dort wurde ebenfalls schon im Architektenentwurf eine ambulante Demenz-WG eingeplant. Aber im Gegensatz zu dem Projekt »Leben wie im Kirschgarten« in der Poppelstraße im Nürnberger Nordwesten sind hier nicht alle
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eigentümer, ein Teil wird dem Pflegedienst Zimmer belegt. Das liegt sicherlich nicht nur zugeschlagen. Gerade steht ein Wechsel daran, dass bei der Caritas vor allem Besuan: Der Dienst »Micura«, der in Krefeld cher der Tagesbetreuung für stark pflegebeund Münster weitere derartige Einrichtundürftige Senioren irgendwann in die dortige gen betreut, hat sich Ende August von der WG wechseln und eine ähnliche Anbindung WG verabschiedet. Seit Anfang September in St. Leonhard nicht existiert. Es mag auch versorgt »Heidis Hauskranan der Aufteilung der kenpflege« aus Langenzenn Wohnung im ehemaligen »Bei uns ist vor im Kreis Fürth die Bewohner. Schlachthofviertel liegen, allem die Mittelschicht Über die Gründe der Trendie mit langen Gängen die vertreten.« nung möchten weder die einzelnen Räume verbinModeratorin der WG, Rose det, oder an den Kosten. Schmitt, noch der Leiter der WohngemeinDenn hier ist ein Zimmer trotz des sozial schaft, Jürgen Rattay, viel sagen. Rattay hat geförderten Quadratmeterpreises deutlich selber seinen Arbeitgeber gewechselt und ist teurer. In Pflegestufe eins übersteigt der nun nicht mehr bei »Micura«, sondern beim Eigenanteil auf jeden Fall die 2000-Euroneuen Anbieter beschäftigt. Grenze. Schuld daran ist unter anderem die Umgekehrt hält sich auch »Micura« Haltung der Pflegekassen und anderer Kosbedeckt, was die Hintergründe angeht. tenträger. Denn im Leonhardspark Lebende Grundsätzlich hält Gesa Flüchter, in Nürnkönnen nur den Pflegesatz der ambulanten berg zuständig für den Pflegedienst, die Art Versorgung in Anspruch nehmen, obwohl die der Versorgung von Demenzkranken für Versorgungsqualität mit der in einer statiogeeignet und auch die finanzielle Fördenären Einrichtung vergleichbar ist. Rund um rung durch die Politik für ausreichend. Zum die Uhr werden die vier Bewohner der auf konkreten Fall ließ sie lediglich verlauten, elf Plätze ausgerichteten Wohngemeinschaft dass es »zuletzt deutlich unterschiedliche betreut. Vorstellungen darüber gegeben habe, in Ein Teil des durch die Unterbelegung entwelchem Umfang und zu welchen Bedinstehenden Defizits übernimmt der Gebäudegungen Micura die Pflege erbringen sollte«. Wer nicht selber über ein gutes Einkommen im Ruhestand verfügt oder über ein größeres Vermögen, könne die Kostenübernahme beim Sozialamt bzw. beim Bezirk Mittelfranken beantragen, erläutert WG-Moderatorin Rose Schmitt. Allerdings seien die Regelungen im Moment nicht eindeutig und würden gerade neu ausgehandelt. Für wen ist eine solche Wohngemeinschaft überhaupt geeignet? Existieren unabhängig von den Kosten noch andere Kriterien, die man bei der Auswahl beachten sollte? Andrea Koydl, Leiterin des Pflegeheims »Kompetenzzentrum für Menschen mit Demenz« am Tillypark im Nürnberger Westen, fallen einige Punkte ein. Schließlich leitet sie eine stationäre Einrichtung mit einem WohnEingeübte tätigkeiten fallen den Erkrankten oft leicht. Desgruppen-Konzept. Zunächst halb werden sie in die alltäglichen Arbeiten eingebunden. (Fortsetzung bitte umblättern)
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Geselligkeit wird großgeschrieben. Das gemeinsame Singen gehört dazu. sei es wichtig, ob ein Heim einen segregativen Ansatz verfolgt (ob also ausschließlich Demenzkranke zusammen wohnen) oder ein integrativen (eine Mischung aus Bewohnern mit unterschiedlichen Erkrankungen), erklärt die Expertin für Demenzkranke, die bei der Diakonie beschäftigt ist. Im Haus am Tillypark leben 95 Bewohner in acht Wohngruppen, dazu ist Platz für einen Gast. Wenn ein Bewohner noch das Haus verlassen kann, greifen technische Hilfen zum Orten der alten Menschen mit Orientierungsschwierigkeiten. Das ist inzwischen in vielen Einrichtungen so geregelt. In integrativen Heimen finden sich meist beschützende Abteilungen für Verwirrte mit einem größeren Bewegungsdrang, sie können ihre Station nicht verlassen. Das ist in Wohngemeinschaften verpönt. Hier dürfen sich alle frei bewegen, auch in den Gärten, die inzwischen standardmäßig dazugehören. Spannungen werden akzeptiert Bei Andrea Koydl im Tillypark steht ebenfalls der »gelebte Alltag« im Mittelpunkt. Die Einbeziehung der Kranken in die Versorgung der Gruppe ist allerdings weniger stark ausgeprägt wie etwa bei der Caritas in der Poppelstraße. Dafür werden aktivierende Angebote gemacht. Singen, Gymnastik, Ausflüge gehören dazu. »Wir schauen, dass wir die Menschen weder überfordern noch unterfordern«, betont sie. Zudem dürfen die Bewohner auch Spannungen ausleben. Es gehöre dazu, dass es unter den Bewohnern Sympathie und Antipathie gibt. Das Betreuerteam sorgt dafür, dass sich die Situation
nicht zuspitzt. Und wenn doch, so wäre es beispielsweise möglich, einen Bewohner in einer anderen Gruppe unterzubringen. Auch im Heim am Tillypark hat eine hohe Fachkraftquote ihren Preis. Die Höhe der Zuzahlung ist vergleichbar mit der in den ambulanten WGs ohne stationären Rahmen. Verlust der Identität Und die Angehörigen? Die müssen sich bei den mehr privat organisierten Wohngruppen deutlich stärker engagieren. Zu ihren Aufgaben gehört das Putzen des Zimmers ihres Angehörigen und auch andere Handreichungen. Im stationären Bereich ist das anders. Dort ist Mithilfe nicht nötig. Auch die Verantwortung für das Wohlergehen der alten Menschen tragen die Fachkräfte, vergleicht Koydl. Das könne für die Angehörigen entlastend sein. Denn »mit der Demenz verliert der Betroffene die Identität, aber die Persönlichkeit behält er«. Die Trauer über diese Entwicklung, die bei Familienmitgliedern oft die Pflege des Kranken begleitet, weicht in einer stationären Einrichtung einer freundlichen, aber professionellen Distanz der Fachkräfte. »Wir sind ein fröhliches Haus mit vielen Stimmungen«, hebt Koydl hervor. Doch für jeden sei diese Wohnform nicht geeignet. So dürfe ein Neuzugang nicht bettlägerig sein. Aber in allen Wohngruppen, ob ambulant oder stationär, werden die Bewohner bis zum Tod gepflegt. Im Tillypark ist die Warteliste gut gefüllt. »Die Leute kommen immer später«, beobachtet die 47-jährige Leiterin. Denn Demenz-Patienten werden immer noch
überwiegend zu Hause gepflegt. Jetzt ist eine weitere Einrichtung in Forchheim geplant. Sogar der Grundriss des Hauses am Tillypark wurde dabei übernommen. Hannes Erhardt, Geschäftsführer des Evangelischen Siedlungswerks (ESW) in Nürnberg, bereitet einige neue Projekte vor, die nicht unbedingt für Demenzkranke geeignet sind. Am Tillypark betreibt das ESW gegenüber des Heims der Diakonie eine Einrichtung des Betreuten Wohnens. Angehörige von Bewohnern der DemenzGruppen leben zum Teil in dem Haus. »Das ist eine glückliche Konstellation«, findet Erhardt. Aber es sind vorwiegend Menschen »mit einem nicht gerade kleinen Geldbeutel«. Daher habe sich das ESW vorgenommen, für alte Menschen etwas zu tun, die über weniger als 900 Euro Rente im Monat verfügen. Diese hätten häufig große Probleme, geeigneten Wohnraum zu finden. Zwei Projekte, eines in Fürth und eines in Nürnberg, hat der Manager im Blick. Es handelt sich um Einzimmerwohnungen, die wegen ihrer geringen Quadratmeterzahl ohnehin nicht so teuer sind. Zudem soll das ESW sie subventionieren. Erhardt bedauert, dass die Politik die Förderung zur Schaffung von altengerechtem Wohnraum stark zurückgefahren hat. Das ESW, das rund 2500 Wohnungen in der Metropolregion im Bestand hat, will etwa ein Drittel entsprechend umbauen. Erhardt setzt persönlich mehr auf Neubau-Wohnungen wie im »Finkenpark« in Fürth. Hier kooperiert er eng mit dem Seniorenrat der Stadt. Auf Wachstum stehen auch die Zeichen bei der Caritas. Eine zweite ambulante Wohngemeinschaft soll entstehen. Schließlich seien Demenz-Wohngemeinschaften ein Modell mit Zukunft, heißt es dort. Petra Nossek-Bock Fotos: Michael Matejka
I N F O R M AT I O N Das Seniorenamt der Stadt Nürnberg hat eine Übersicht über ambulant betreute Wohngemeinschaften für demenzkranke und behinderte Menschen zusammengestellt. Sie umfasst Angebote in der ganzen Region. Sie ist bei Frau Spreng erhältlich, Telefon 0911/ 231 66 57 und im Internet unter www.senioren-nuernberg.de Menüpunkt Beratung/Verzeichnisse
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Freude im Alter will gelernt sein Werner vom Busch empfielt Rentern, ihren Lebensabend gut zu planen tiker« in Nürnberg legte er die Staatliche Prüfung zum heilpädagogischen Psychotherapeuten ab. Zusätzlich ließ er sich in Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie, Mediation und Coaching ausbilden. Ende 2011 eröffnete er schließlich seine eigene Praxis in Nürnberg-Ebensee, wo er auch wohnt. Der Journalist und Therapeut will sich vor allem den Problemen der Generation 55plus widmen. »Ich glaube, dass mir meine jahrelangen Begegnungen mit Menschen vieler Nationen und die Erfahrungen, die ich dabei gewonnen habe, behilflich sein können«, meint er. Der frisch gebackene Therapeut verdeutlicht: »Es geht mir vor allem um neue Perspektiven und Anregungen für eine positive Gestaltung des Älterwerdens.« Dabei Fand am Ende eines langen Berufslebens zur Psychotherapie: Werner vom Busch hat in Nürnberg eine eigene Praxis eröffnet. hinterfragt er, wie man die nun gewonnenen Jahre sinnvoll planen kann, n seinem »ersten Leben« fühlte sich Werdamit »uns das Ein-Bisschen-Weise-Werden« ner vom Busch (66) dem Journalismus gut gelingt. verbunden. Er arbeitete sieben Jahre als Die Lebenserwartung steigt, und damit Reporter beim Bayerischen Rundfunk verlängert sich auch der Lebensabschnitt (BR) in Nürnberg und war zwölf Jahre des Rentnerdaseins. Aber vergrößert sich Chefredakteur beim Ring Nordbayerischer nun auch der Lebenswille? Gerade bei Tageszeitungen in Bayreuth. Zwischen dieser Frage will der 66-Jährige ansetzen. seiner Mitarbeit bei verschiedenen deutViele Begegnungen mit Neu-Rentnern hätschen Medien sammelte der Publizist immer ten den Eindruck bei ihm hinterlassen, sie wieder Auslandserfahrungen als Leiter stellten sich den Ruhestand als einen langen verschiedener Projekte der EntwicklungshilUrlaub vor, »in dem sie die Bücher lesen, fe, zuletzt sechs Jahre in Asien. Außerdem die noch im Schrank stehen, Rosen züchten lehrte er an vier Universitäten im Ausland oder endlich die Fotos in Alben einkleben, und ist Gastprofessor an der Universität die ungeordnet in Kisten im Keller herum»Ateneo de Manila« auf den Philippinen. stehen«. Reicht das aus für einen erfüllten Beim Eintritt ins »zweite Leben« verLebensabend? schwendete Werner vom Busch keinen Seiner Meinung nach sei noch zu wenig Gedanken an Ruhestand oder ans Aufhören: durchgedrungen, dass der Ruhestand ein Als Rentner wollte er etwas Neues in seinem Lebensabschnitt ist, den es zu planen und Leben machen. »Sich mit Menschen und zu leben gilt, wie kaum eine andere Periode deren seelischen Auseinandersetzungen zu im Leben. Sonst könnten die gefühlte beschäftigen, fand ich schon immer interesSinnlosigkeit und das Gefühl des Nichtsant. So fand ich den Weg zur Psychotheragebraucht-Werdens brutal zuschlagen. pie«, erzählt er. Am »Institut für Heilprak»Solche psychischen Belastungen können zu
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Altersdepressionen führen und viel von der Lebensfreude wegnehmen.« Bedauerlicherweise würden heutzutage viele ältere Menschen den Antritt ihrer Rente als wenig positiv empfinden: So als hätte man sie »vom Hof gejagt« und herausgemobbt aus der Arbeitswelt. Der dadurch entstandene »Altersgroll« sei eine der Ursachen, weshalb viele Ältere so wenig Lebensfreude aufbrächten. Sie flüchten sich in Resignation oder ziehen sich zurück – alles Wege in eine Sackgasse, sagt vom Busch. »Manche werden zu Zynikern, erobern den Luftraum über den Stammtischen, werden Besserwisser, Ersatzpolizisten, Nörgler, Querulanten oder bombardieren Zeitungen mit Leserbriefen«, stellt der Therapeut fest. Alten Groll bewältigen Doch es muss nicht so weit kommen. Zahlreiche Untersuchungen bestätigen den Zusammenhang zwischen positivem Denken und einer guten Immunabwehr. Ein Aufarbeiten der eigenen Vergangenheit sei psychisch und physisch, so vom Busch, gesünder als mit der Wut weiterzuleben. »Ich kann nur zu Vergebung und Gelassenheit raten. Man kann das Geschehene ja nicht mehr rückgängig machen. Ob es um die Bewältigung eines alten Grolls geht, das Verzeihen tatsächlichen oder vermuteten Unrechts oder das Aufarbeiten eines Trauerfalls: Erst muss man sich der eigenen Lage bewusst werden, bevor man professionelle Hilfe sucht.« Man sollte sich Zeit für die Neuorientierung nehmen. Dinge müssten reifen können, bis sie spruchreif werden. Der Psychotherapeut: »Man ist hin- und hergerissen zwischen sich widerstreitenden Gefühlen. Wer das aber aushält, findet oft auch Neues, Interessantes. Nur wo etwas leer wird, kann es sich auch mit neuem Leben füllen.« Horst Mayer; Foto: Michael Matejka
I N F O R M AT I O N Werner vom Busch, Hammerstraße17, 90482 Nürnberg. Telefon 0911/375 61 72 E-Mail: werner@vombusch.de Neben seiner Beratungstätigkeit hält er im Dezember 2012 und im April 2013 Vorträge im Bildungszentrum Nürnberg sowie im Evangelischen Bildungswerk in Weißenburg zum Thema »66 und ein bisschen weise«.
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Pfeilgerade an die Spitze Die behinderte Bogenschützin Inge Enzmann hat bei den Paralympics abgeräumt
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Sie holte 1988 in Seoul die Silbermedaille für Deutschland: Inge Enzmann beweist trotz ihres Handicaps Stärke. Heute trainiert sie den Bayernkader im Behindertensport.
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ür einen Moment hielt die Welt den Atem an, als sich der Südafrikaner Oscar Pistorius bei den Olympischen Spielen in London an den HalbfinalStart über die 400-Meter-Distanz begab. Pistorius, bekannt als »der schnellste Mann ohne Beine« oder als »der Blade-Runner« wegen seiner hakenförmigen Unterschenkel- und Fußprothesen. Der Sportler ist dreimaliger Paralympics-Sieger, und eben auch bei den Olympischen Sommerspielen in London war er startberechtigt – als erster beidseitig amputierter Mensch. Ein Behinderter auf speziell für ihn angefertigten CarbonProthesen maß sich mit Nicht-Behinderten. Inge Enzmann aus Eckenhaid im Kreis Erlangen-Höchstadt blieb der Wettkampf mit Nichtbehinderten immer verwehrt. Die Behindertensportlerin tritt bei den Paralympics in Seoul 1988 als Bogenschützin an. Sie holt für Deutschland die Silbermedaille.
Enzmann ist im unfassbaren Glück: »Ich habe Rotz und Wasser geheult«, sagt sie, rollt schwungvoll zu einer Vitrine, kramt die Trophäe heraus und hängt sie dem Besuch testweise um. »Damit Sie mal wissen, wie sich das anfühlt.« Seit einem Rückenleiden Mitte der 80-er Jahre sitzt Enzmann, heute 67 Jahre alt, im Rollstuhl. Dem Silber bei den Paralympics in Seoul folgten zahlreiche zweite und dritte Plätze bei Europameisterschaften sowie Siege bei Deutschen und Bayerischen Meisterschaften – aber eben immer im Behindertensport. Im sogenannten Compound-Bogenschießen hält sie seit dem Jahr 2003 den deutschen Rekord. Noch vor sechs Jahren stand sie auf Platz drei der Weltrangliste in dieser Sportart. »In die Nationalmannschaft wurde ich aber nicht berufen. Man hat mich nicht genommen, weil ich angeblich zu alt bin«, sagt die Ausnahmesportlerin.
Die mentale Stärke, die sie in den Sportwettbewerben gezeigt hat, mag ihr auch die Kraft für den Alltag verliehen haben. Dass sie im »Rolli« sitzt, ist für sie längst abgehakt. Stattdessen scherzt sie: »Mir tun beim Anstehen nie die Füße weh«. Um einen flotten Spruch scheint sie nie verlegen und hat für fast jede Situation einen Aphorismus parat. »Wenn man sich gehen lässt, fällt man runter«, sagt sie. Oder: »Wer aufgibt, hat verloren.« Begeisterte reiterin Bis zu ihrer Bandscheibenoperation im Jahr 1981 spielte die gelernte Drogistin Handball und war begeisterte Reiterin. Doch auch nachdem sie im Rollstuhl gelandet war, wollte sie weiter Sport treiben. Sie entschied sich für Pfeil und Bogen in der Kategorie »Rollstuhlsport«. »Bogenschießen geht nur, wenn Sie Ihre innere Ruhe finden«, weiß Enzmann.
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Heute verfügt sie über alle Trainerlizenzen des Deutschen Schützenbundes für den Nichtbehindertensport, trainiert den Bayern-Kader im Behindertensport und sorgt beim Nachwuchs des Bogensportvereins Erlangen für Ziel- und Treffsicherheit. Sie tippt am PC Trainingsberichte, kümmert sich um Neuanmeldungen (»Wir haben Zulauf ohne Ende«), erstellt Listen für Wettbewerbe. Sie schätzt diesen Sport, man lerne »auf Kommando runterzukommen und abzuschalten«. »Auch Zappelkinder werden ruhig«, sagt Inge Enzmann und verrät ihr Erfolgsgeheimnis: »Was ich einem Kind gebe, bekomme ich zigfach zurück – je mehr Liebe man gibt, desto mehr bekommt man zurück.« Sie kenne keinen anderen Sport, in dem Groß und Klein, Alt und Jung zur gleichen Zeit auf dem Platz trainieren – zwar mit unterschiedlichen Distanzen und Zielscheiben, aber immer auf Augenhöhe. rücksicht und Vorsicht Die Kinder vertrauen ihrer »BogenschießOma« voll und ganz – und sie den Kindern. Die müssten sich allerdings an ein paar Regeln halten, betont die Respektsperson Inge Enzmann und wird plötzlich ganz ernst: »Kinder dürfen nicht die Hände in die Hosentaschen stecken, das Handy wird ausgemacht und Fäkalausdrücke sind verboten.« Sie will Dinge hochhalten, die aus ihrer Sicht an Wert verlieren – Rücksicht, Nachsicht, Vorsicht, Übersicht. Trotz ihrer Behinderung scheint die Lebensfreude Enzmann nie verlassen zu haben. Ungehalten wird sie aber, wenn an Hauseingängen »komische Rampen für Rollstuhlfahrer« gebaut werden, die sich als unpraktikabel erweisen. Dann kämpft sie, bis der Mangel behoben ist. Sie nimmt noch einen Schluck vom starken Kaffee und rollt in ihren geräumigen Garten. Vorbei an einem Teich voller kleiner bunter Koi-Karpfen, vorbei an selbstgezüchteten Tagetes-Blumen, hin zum Bamberger Hörnchen-Feld. »Meine selbst angebauten Kartoffeln reichen fast das ganze Jahr«, berichtet sie. Und sie jätet gerne Unkraut. Wie das bei ihr geht? »Na, auf allen Vieren.« Ilona Hörath Foto: Mile Cindric
Veranstaltungen in Erlangen Benedikt Hipp: LuXStÄtt Dienstag, 16.10.2012, 17–18 Uhr Führung durch die Kunstausstellung im Palais Stutterheim für Demenzerkrankte: Leitung: Frau Dr. Emmert, Leitung des Kunstpalais Stutterheim Treffpunkt: Innenhof des Kunstpalais, Marktplatz 1; Eintritt frei! Anmeldung: bis 15.10.2012
»Ich habe eine Frage zum thema Demenz!« 31.10.2012, 17–19 Uhr, 27.11.2012, 10–12 Uhr, Dienstag, 11.12.2012, 17:30–19:30 Uhr Verein Dreycedern, Altstädter Kirchenplatz 6, Erlangen Gespräch mit Prof. Dr. Sabine Engel, Psychogerontologin
»Geist und Seele in Bildern« Vernissage 23.11.2012, 16–18 Uhr Menschen mit Demenz malen und gestalten. Verein Dreycedern, Altstädter Kirchenplatz 6, Erlangen Leitung: Maria de Lourdes Mercado de Kram, Künstlerin, Innenarchitektin, Betreuungspatin; Eintritt frei!
Kurs »Lebendig fühlen im tanz« Termine: ab Mittwoch, 10.10.2012, 15:30–17 Uhr, 10 Termine Verein Dreycedern, Altstädter Kirchenplatz 6, Erlangen Leitung: Ilse Kühnel, Tanzleiterin Kursgebühr: 45 € / 31,25 € Mitglieder Anmeldung: bis 2.10.2012 Telefon 09131/9076800
»Zeit zum Schlemmen« Einladung zu einem kulinarischen Genussnachmittag 19.10., 30.11.2012, 18.01.2013, jeweils von 17–20 Uhr Verein Dreycedern, Altstädter Kirchenplatz 6, Erlangen Leitung: Wolfgang Kriak, Genussmensch, Demenzbetroffener Kosten: 10 € pro Termin Anmeldung: jeweils eine Woche vorher Telefon 09131/9076800
»In Kontakt bleiben« 17.10.2012, 10–12 Uhr Musiktherapeutische Gruppe für Demenzerkrankte und ihre Angehörigen Verein Dreycedern, Altstädter Kirchenplatz 6, Erlangen Leitung: Anette Mahlberg, Dipl. Musiktherapeutin, Psychotherapie Kursgebühr: 10 € Anmeldung: bis 17.09.2012 Telefon 09131/9076800
Die rolle des Miteinanders für das geistig-seelische Wohlbefinden älterer Menschen 16.10.2012, 18-19:30 Uhr Verein Dreycedern, Altstädter Kirchenplatz 6, Erlangen Referentin: Dr. Margund Rohr, Dipl. Psychologin Kosten: 7 € / 5 € Mitglieder Vortrag Neue Medien für Senioren: die Welt in den eigenen vier Wänden 22.10.2012, 16–17:30 Uhr Verein Dreycedern, Altstädter Kirchenplatz 6, Erlangen Referent: Günter Sonnleitner, Seniorennetz Erlangen Kosten: 7 € / 5 € Mitglieder Anmeldung: keine erforderlich Workshop »Arbeiten mit Holz« für Menschen mit Demenz in der Frühphase 26.10.2012, 10–14 Uhr Verein Dreycedern, Altstädter Kirchenplatz 6, Erlangen Leitung: Maria de Lourdes Mercado de Kram, Künstlerin, Innenarchitektin, Betreuungspatin Kosten: 20 € / 15 € Mitglieder inkl. Material; Anmeldung: bis 11.10.2012 Telefon 09131/9076800
Café »Pause!« 17.10., 21.11., 19.12.2012, 31.01.2013, jeweils von 14.30–17 Uhr Verein Dreycedern, Altstädter Kirchenplatz 6, Erlangen Ein Angebot für Freunde und Angehörige von Demenzerkrankten Eintritt frei! Skat-, Schafkopf- und rommé 27.11.2012, 14 Uhr BSC Sportheim, Schallershofer Straße VA: Seniorenamt Erlangen Startgebühr: 2,50 € Nikolausfeier für Familien mit ihren demenzerkrankten Angehörigen 06.12.2012, 16-18 Uhr Verein Dreycedern, Altstädter Kirchenplatz 6, Erlangen; Eintritt frei! Anmeldung: bis 03.12.2012 Telefon 09131/9076800 Film »Wege zum Leben« 21.09.2012, ab 19:00 Uhr Menschen mit Demenz melden sich zu Wort. Kurzfilm mit anschließendem Gespräch Verein Dreycedern, Altstädter Kirchenplatz 6, Erlangen Kosten: 2,50 €
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Patenmodell spricht vor allem Frauen an Erlanger Verein Dreycedern punktet mit einem breiten Angebot für Demenzkranke
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ie Diagnose »Demenz« stürzt viele Betroffene in eine Lebenskrise und bedeutet häufig auch für die Angehörigen eine gewaltige Belastung. Beide Seiten brauchen sachkundige Hilfe. Der Erlanger Verein Dreycedern bietet sie und hat unter anderem einen Besuchsdienst von Betreuungspaten und -patinnen ins Leben gerufen. Darüber sprachen wir mit Veronika Stein, der Leiterin der Fachstelle für pflegende Angehörige und Demenzkranke beim Verein Dreycedern. sechs+sechzig: Frau Stein, welche Aufgaben haben die Betreuungspaten? Veronika Stein: Die Patinnen gehen stundenweise in Familien, in denen ein Angehöriger demenzerkrankt ist, sie entlasten die Angehörigen, indem sie sich mit den Demenzerkrankten beschäftigen, beispielsweise deren Hobbys nachgehen oder vielleicht etwas Sportliches unternehmen. Oder sie begleiten sie zum Kaffeeklatsch. Vielleicht bleiben sie auch mal über Nacht. Patinnen können beim Einkauf helfen oder bei der gemeinsamen Zubereitung von Mahlzeiten. Es ist aber kein Pflegedienst, auch wenn die Begleitung beim Toilettengang natürlich dazugehört. Wie oft sind sie tätig? Unsere Patinnen waren im vergangenen Jahr insgesamt 6500 Stunden im Einsatz und haben dabei 70 Familien begleitet. Die meisten besuchen ihre Familien ein- bis zweimal pro Woche. Sie sprechen immer von Patinnen, gibt es keine männlichen Mitarbeiter? Von unseren 59 Ehrenamtlichen sind 56 Frauen. Das entspricht leider noch der klassischen Geschlechterrolle. Dabei wären Paten besonders für demenzkranke Männer wichtig. Für gemeinsame Gespräche oder für den Besuch eines Fußballspiels zum Beispiel. Ist es schwer, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden? Überraschenderweise nicht. Es hat sich herumgesprochen, dass die Arbeit auch bereichernd ist, dass es eine nette Gruppe ist, die unter den Patinnen entstanden ist. Gerade Menschen, die in der eigenen Familie Demenzerkrankte gepflegt oder betreut haben, sind eher bereit, sich zu engagieren, weil sie wissen, wie wichtig es auch für sie
»Demenz ist immer noch ein angstbesetztes thema«: Veronika Stein vermittelt Betreuungspaten für Patienten. war – oder gewesen wäre –, die richtige Hilfe zu bekommen. Wir suchen aber laufend engagierte Menschen, die demenzkranken Frauen und Männern zu Hause oder in unseren Betreuungsgruppen Gesellschaft leisten. Unsere jüngste Ehrenamtliche ist 26, die älteste über 80. Welche Voraussetzungen muss man mitbringen? Interesse an Menschen und die Bereitschaft, sich auf Menschen einzulassen, die eine fortschreitende Erkrankung haben, die sich in ihren Verhaltensweisen verändern. Außerdem ist die Fähigkeit gefragt, mit diesem Menschen auf Augenhöhe umzugehen. Man muss seelisch belastbar sein und bereit zu einer ausführlichen Schulung, die 46 Unterrichtsstunden innerhalb von acht Wochen umfasst. Dazu kommen einmal im Monat ein Treffen der Patinnen, um sich austauschen zu können und sich von uns anleiten zu lassen, und schließlich vier Abendfortbildungen im Jahr. und wer ist geeignet? Wir führen mit Interessenten vorher ein Gespräch, um abzustimmen, ob ihre Eignungen und die Vorstellungen zu unseren Aufgaben passen. Wir benötigen keine Vorbildung in einem sozialen Beruf. Im Gegenteil:
Wir freuen uns über vielseitige Berufs- und Lebenserfahrungen, an denen später die Beziehung zum Demenzerkrankten anknüpfen kann. Dann kommt die Schulung, und am Ende steht ein Gespräch, in dem die Entscheidung fällt, ob die Bewerberin oder der Bewerber sich eignet und es sich zutraut, Betreuungspatin oder -pate zu sein. Die Begleitung geht ja oft über Jahre. Da kann ein enges Verhältnis zwischen der Patin, den Betroffenen und deren Familien entstehen. Das wird von vielen als echte Bereicherung empfunden. Wir müssen dennoch über Geld reden. Was kostet die Inanspruchnahme einer Patenschaft? Patinnen und Paten erhalten eine Aufwandsentschädigung von acht Euro pro Stunde. Angehörige bekommen in Pflegestufe 0 – das bedeutet »erhöhter Betreuungsaufwand« – in der Regel 100 Euro, maximal 200 Euro im Monat für Leistungen von qualifizierten Kräften erstattet, wie das unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind. Ab Pflegestufe 1 gibt es noch die Möglichkeit, Betreuungskosten über den Anspruch auf Verhinderungspflege geltend zu machen, das sind dann noch einmal 1500 Euro im Jahr.
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Ist Demenz noch ein tabu-thema? In vielen Köpfen steckt immer noch als einziges Bild der schwer pflegebedürftige Mensch im Rollstuhl. So sehen auch viele Familien die Zukunft ihrer Angehörigen. Demenz ist daher immer noch ein angstbesetztes Thema. Hat sich daran nur wenig geändert? Es wird offener darüber geredet. Das merkt man auch an der Berichterstattung oder daran, dass bekannte Persönlichkeiten wie etwa Rudi Assauer an die Öffentlichkeit gegangen sind. Das hilft sehr. Wenn Menschen schon in der Frühphase zum Arzt und zur Beratung gehen, haben sie die Chance, mehr Lebensqualität zu erhalten. Die Familien brauchen frühzeitig Aufklärung, den Austausch mit ähnlich Betroffenen und adäquate Hilfsangebote.
Foto: GordonGrand – Fotolia.com
Wie finanziert sich Ihre Fachstelle? Wir werden vom Land Bayern und der Kommune unterstützt und über Spenden an den Verein Dreycedern, dem Träger unserer Fachstelle. Unser Betreuungsprojekt ist nur möglich, weil der Zonta-Club Erlangen jährlich auf dem Altstadtfest eine Tombola zu unseren Gunsten veranstaltet.
Aktionstage Erlangen zum Wohnen im Alter
Der Wohnungsmarkt für Ältere ist in Bewegung: Ins »Heim« ziehen immer weniger, so lange wie möglich zu Haus bleiben, ist das Ziel. Die Aktionstage Erlangen zum Wohnen im Alter, am 26. und 27.Oktober, im Hotel Bayerischer Hof, versuchen, von vielen verschiedenen Perspektiven aus Antworten auf die mannigfaltigen Fragen zu geben, die sich aus diesem Trend ergeben. Dabei stellen zum Beispiel kirchliche Wohnungsunternehmen, wie die Joseph-Stiftung ihr Konzept genauso vor, wie der stellvertretende Bürgermeister aus Langenfeld, der über das MehrgenerationenHaus im Ort berichtet. Am Vortrags-Programm sind folgende Organisationen beteiligt: Bayerisches Rotes Kreuz, Anders Wohnen Fürth e. V. und der Seniorenbeirat der Stadt Erlangen. 26. Oktober, ab 10.30 Uhr, 27. Oktober, ab 10 Uhr, Hotel Bayerischer Hof, Schuhstr. 31, Erlangen.
Welche Angebote sind das bei Ihnen? Wir beraten Angehörige und Menschen mit Demenz in Einzel-, Paar- und Familiengesprächen. Wir bieten Betreuungs- und Gesprächsgruppen, außerdem eine Angehörigenschulung nach dem bewährten Programm »EduKation Demenz« der Erlanger Professorin Sabine Engel. Und im Herbst gibt es das mittlerweile dritte Paarseminar für Menschen mit Demenz in der Frühphase und ihre Ehe- oder Lebenspartner. Es geht um Lebensqualität und die Frage: Ist das Glas schon halb leer oder noch halb voll? Jeder kann zu uns kommen, wie gesagt kostenlos. Interview: Herbert Fuehr Foto: Mile Cindric
Zeit, dass sich was dreht
Wir bauen die erneuerbaren Energien aus
I N F O R M AT I O N Kontakt: Fachstelle für pflegende Angehörige und Demenzerkrankte Verein Dreycedern e.V. Altstädter Kirchenplatz 6, 91054 Erlangen Tel. 09131/9076830 angehoerigenberatung@dreycedern.de www.dreycedern.de
... nichts liegt näher www.estw.de
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GESuNDHEIt
sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 3/2012
Aromatherapie fürs Gedächtnis Die Düfte im Sinnesgarten der Caritas wecken bei Demenzkranken Erinnerungen
Ein Ausflug in den Sinnesgarten hat eine belebende Wirkung auf die Pflegebedürftigen.
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in Duft kann vieles: Er kann die Sinne betören, er kann Gefühle hervorrufen, er kann Erinnerungen wecken. Oder sie zumindest beleben. Bei Erna Grau, Ella Liebel oder Rudolf Bayer ruft der Duft einer Heckenrose oder von Pfefferminze nur die Ahnung einer Erinnerung hervor. Die Gerüche sind Teil ihrer Biografie, von der sie nicht mehr viel wissen. Und gleichzeitig sind sie Teil ihrer Therapie, die helfen soll, das Vergessen aufzuhalten. Alle drei sind an Demenz erkrankt. Sie sind Gäste in der Tagespflege der Caritas im Nürnberger Norden. Zum Schutz ihrer Persönlichkeit haben wir ihre Namen geändert. Hell und licht sind die Räume hier. Doch nicht nur im Gebäude sollen sich die Besucher wohl fühlen. Draußen können sie sich seit diesem Sommer in einem Sinnesgarten aufhalten. Dort, wo es bislang nur eine unwirtliche Umgebung aus Stein gab, gedeihen jetzt Duftquitte, Salbei, Dill, Basilikum und Petersilie, wachsen Bohnen, Zwergtomaten, Kohlrabi und Paprika. Das Grün hat die Atmosphäre in der Äußeren Bucher Straße völlig verändert. Für die Menschen zwischen 63 und 90 Jahren, die hier ihre Tage verbringen, bedeutet dies, auch draußen sitzen und dem Auge etwas bieten zu können. Der kleine Garten kann aber viel mehr,
weiß Barbara Klug, Leiterin der Caritas Sozialpflege. »Die Menschen, die bei uns sind, dürfen jede Pflanze anfassen und ihre Hände in die Erde graben. Das haptische Erlebnis ist auch sehr wichtig, schließlich stecken in den Fingern ja viele Sinne.« Damit auch die Rollstuhlfahrer unter den Demenzerkrankten an diesem Erlebnis teilhaben, wurde extra ein Hochbeet angelegt, an das sie ganz nah heranfahren können. Alte Pflanzen bevorzugt Erna Grau läuft zum Blumenbeet, zupft ein paar vertrocknete Blüten ab und geht wieder zurück. Ob ihr der Garten gefällt? »Wenn er schön saubergemacht ist«, sagt sie. Die wichtigste Pflanze für Ella Liebel ist die Pfefferminze. Schnell wird klar, warum: »Wir bauen viel Pfefferminze an – ein ganzes Feld voll. Es gibt ja viele Sorten. Ich glaube, über 150 verschiedene«, sagt sie und beschreibt ein Stück aus ihrer Vergangenheit, als wäre es die Gegenwart. Im Garten ist ein kleiner Rundweg angelegt. Das ist wichtig für Menschen mit Demenz. So zieht Rudolf Bayer seine Runden um das Kräuterbeet in der Mitte. Er geht zum Gartenhäuschen, rüttelt an der Tür und setzt seinen Weg fort. »Früher war hier nur Zaun, da endete der Weg für Herrn Bayer regelmäßig«, berichtet Leiterin Klug. Auch das ist ein Symptom der Demenzerkrankung – dass
viele Betroffene nur eine Richtung kennen und nicht einfach umkehren können. In die Gartengestaltung floss alles mit ein, was man heute über die Krankheit weiß. Dazu arbeiteten Landschaftsarchitekt und Gerontotherapeutin Hand in Hand. »Wir haben unsere Gäste auch gefragt: Was wollt ihr haben?«, sagt Klug. »Kräuter sind für viele ganz wichtig.« Aber auch eine Stockrose, »die wohl früher in keinem Bauerngarten fehlte«, rankt sich hier empor. »Sie wurde von einigen erkannt, wie auch die Hortensie«, erzählt sie. Der Wiedererkennungseffekt ist wichtig. Die Beschäftigung mit den Pflanzen kann eine Verbesserung der physischen und psychischen Verfassung von Demenzkranken bewirken – oder zumindest den fortschreitenden Abbau bremsen. Oft laufen die Tagesgäste ganz bewusst in den Garten, schauen sich die Pflanzen an, drehen ihre Runde und kehren zum großen Gemeinschaftstisch zurück. Hier üben die Betreuer mit ihnen Sprichwörter oder schneiden das Gemüse für das Mittagessen – auch wenn es etwas länger dauert und die Stücke nicht perfekt sind. »Viele der Patienten haben nicht mehr viel Interesse an den Dingen des Lebens, aber das Interesse fürs Gärtnern und fürs Essen ist ihnen geblieben«, weiß Klug. Und: »Es ist wichtig, den Menschen zu zeigen, dass sie noch etwas können.«
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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 3/2012
Die schöne neue Umgebung macht auch für die Betreuer die nicht immer einfache Arbeit etwas leichter und in jedem Fall angenehmer. Schon lange hatte die Geschäftsführerin die Idee, einen Garten anzulegen. Doch es fehlte an Geld. Die Tagessätze von 50 bis 74 Euro pro Patient – je nach Pflegestufe – decken nur das Nötigste ab: Fahrdienst, Verpflegung und natürlich die Personalkosten. Reserven für eine außergewöhnliche Anlage sind nicht vorhanden, und vielleicht wäre die Grünzone nie entstanden, wäre da nicht die Nürnberger Bürgerstiftung gewesen. Sie hat 30.000 Euro gegeben, nachdem Karin Eisgruber und Susanne Strattner von der Stiftung gemeinsam mit Caritas-Leiterin Klug das Konzept des Sinnesgartens entwickelt hatten. Die Stifterinnen haben die Projektleitung übernommen, ihr Kollege Helmut Hantke ist ebenfalls vor Ort. Sie gehören
zu den bundesweit 17.000 Menschen, die sich regelmäßig mit Zeit, Geld oder Ideen in einer der rund 300 Bürgerstiftungen in Deutschland engagieren. Unterstützt wird der Sinnesgarten aber auch von vier Schülern der Dr.-Theo-Schöller-Mittelschule. Regelmäßig schauten zwei Jungen und zwei Mädchen vorbei, halfen Bewohnern beim Anlegen der Beete. »Sie waren alle sehr nett und empathisch, hatten keinerlei Berührungsängste im Umgang mit den Kranken«, freut sich Barbara Klug. Und auch für die Baufirma, die den Garten in seinen Grundstrukturen schuf, findet sie nur lobende Worte. »Es war toll, dass sie sich so viel Zeit genommen haben, um unsere Gäste mit einzubinden. Das Projekt war und ist für uns in jeder Hinsicht sehr segensreich.«
I N F O R M AT I O N Jeder Mensch verfügt über rund 30 Millionen Sinneszellen nur zum Riechen – damit kann der Mensch sechs bis zwölfmal pro Sekunde Duftinformationen aufnehmen. Die Duftmoleküle gelangen über die Zellen der Riechschleimhaut in der Nase und als elektrischer Reiz in das limbische System (Stammhirn). Dort schütten sie neurochemische Stoffe aus und haben direkte Wirkung auf unsere Gefühle. Emotionen wie Antipathie, Kreativität, Sexualität und Erinnerungen werden so aktiviert. Quelle: www.alzheimer-forschung.de
Anja Kummerow Foto: Michael Matejka
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Frühaufsteher dringend gesucht Schulweghelfer in der Region freuen sich über Verstärkung durch Ältere
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reitag, halb acht Uhr in der Früh. Die tägliche Blechlawine des Berufsverkehrs rollt durch die Poppenreuther Straße in Fürth. Kurz vor der Einfahrt Laubenweg mahnt ein ausgebleichtes Hinweisschild »Achtung Schule«. Gleich um die Ecke liegt die »Pesta«, die Grund- und Mittelschule an der Pestalozzistraße mit 490 Schülern. Und viele dieser Kinder müssen die vierspurige Fahrbahn überqueren, auf der die Pendler in die Stadt hinein- oder aus ihr herausfahren. Schon für einen erwachsenen Fußgänger ist der Weg über diese Straße ein aufregendes Unterfangen, für die kleinen ABC-Schützen und ihre etwas älteren Freunde ein gefährlicher Abschnitt auf dem Schulweg. Ohne Schulweghelfer geht hier gar nichts, doch es wird immer schwieriger, Freiwillige für diese Aufgabe zu finden. Immer die Übersicht behalten Manfred Baumüller (66) und Walter Rohler (69) haben jeweils schon weit über 1000 Einsätze hinter sich. Die beiden Fürther kennen nicht nur alle 70 Kinder, die morgens die Straßenseite wechseln, beim Namen. Sie wissen oft auch um die Probleme in Schule und Umfeld und haben schon so manchen über eine schlechte Note hinweggetröstet. Dafür erhalten sie dann auch mal Muffins vom letzten Kindergeburtstag als kleines Dankeschön. Zudem – und da ist Manfred Baumüller ganz besonders stolz – »wird an unserer Kreuzung gegrüßt«. Dinge, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, üben die beiden Lotsen ganz bewusst mit ihren Schützlingen. Sie ermahnen, wenn beim kleinen Trödler der Morgenmuffel wieder durchkommt und der Blick nicht auf den Verkehr, sondern in die Wolken gerichtet ist. Der Einsatzort von Manfred Baumüller und Walter Rohler ist einer der neuralgischen Punkte im Großraum. Über 5000 Fahrzeuge werden allein am Laubenweg täglich gezählt. Ein Stück weiter vorne, an der großen Kreuzung, sind es erheblich mehr. Immer wieder kracht es, und viele Autofahrer versuchen, mit einem kräftigen Tritt aufs Gaspedal die Grünphasen der Ampeln noch zu erreichen. Erst vor kurzem hat es wieder einen tödlichen Fahrradunfall gegeben, »Beinahe-Ereignisse«, bei denen noch mal alles gut gegangen ist, sind an der Tagesordnung. Besonders aufmerksame Schulweghelfer sind an solchen Stellen gefragt, die auch ein
Manfred Baumüller kennt die Jungen und Mädchen, die unter seinem Schutz die Straßenseite wechseln, sogar beim Vornamen. Stück Lebenserfahrung mitbringen. Man darf sich nicht ablenken lassen, braucht eine gesunde Portion Selbstbewusstsein und ordentlich Durchsetzungsvermögen gegenüber Schülern und erwachsenen Verkehrsteilnehmern. Auch unter Stress muss man versuchen, Ruhe und absolute Übersicht zu bewahren. Als Aufwandsentschädigung gibt es zwei Euro pro Einsatz. Bisher kamen die Lotsen meist aus Familie oder Bekanntenkreis der Jungen und Mädchen. So mancher Großvater hat da ganze Schüler-Generationen sicher über die Straße geleitet, und auch die eine oder andere Mutter konnte sich ihren Tag so einteilen, dass der frühe Dienst an der Ampel drin war. Doch in immer mehr Familien hat sich der Arbeitsalltag geändert. Da müssen die Eltern oft vor den Kindern aus dem Haus, die Großeltern leben nicht mehr im Familienverbund oder sind anderweitig aktiv. An sinnvollen Angeboten für die ältere Genera-
tion fehlt es bekanntlich nicht. Und da will der eine oder andere Ältere lieber ausschlafen statt in aller Früh an der Kreuzung zu stehen, wenn der Konzertbesuch länger gedauert hat, die Diskussionen im Literaturkreis sich am Abend vorher hinzogen oder die Mehrgenerationen-Kartelrunde erst weit nach Mitternacht endete. Acht Ehrenamtliche haben gekündigt Bisher konnte die Schule an der Pestalozzistraße auf insgesamt 40 eingewiesene Schulweghelfer zählen, die einmal und meist sogar mehrmals in der Woche ihren Dienst tun oder als Springer da sind, wenn jemand krank wird. Fürs neue Schuljahr haben nun bereits acht dieser Helfer angekündigt, dass sie spätestens ab den Herbstferien ihren Dienst beenden wollen. Anderswo sieht es nicht viel besser aus: Im Landkreis Fürth zum Beispiel gibt es derzeit etwa 240 aktive Schulweglot-
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Benefiz-Konzert begeisterte das Publikum
Der junge Dirigent Johannes Klumpp setzte sein ganzes temperament ein.
Für Pestalozzi-Schulleiter thomas Bauer sind die Lotsen ein »besonderes Kapital«. sen. »Das ist zwar eine große Zahl, sie verteilt sich jedoch auf viele Schulen. Zudem sind die Helfer auch an den Schulbushaltestellen in den einzelnen Orten eingesetzt«, sagt Markus Dieret, der bei der Polizeiinspektion Zirndorf als Verkehrserzieher arbeitet und als stellvertretender Vorsitzender der Verkehrswacht Fürth diesen Bereich mit betreut. Er vermutet, dass diese Situation auch für Nürnberg und den Rest der Region gilt, denn die sinkenden Schülerzahlen führen automatisch dazu, dass sich der Personenkreis, aus dem man Schulweghelfer bisher rekrutierte, verkleinert. Es werden also dringendst neue Freiwillige gesucht, die diese Lücken füllen. An der Pestalozzischule könnte der Mangel an Schulweghelfern bald zu einer Einschränkung des Dienstes führen. Denn eine der fünf Einsatzstellen rund um die Schule müsste demnächst aufgelöst werden, fände sich kein Ersatz für die ausgeschiedenen Ehrenamtlichen. Eine Folge, an die Schulleiter Thomas Bauer gar nicht denken mag. Die Lotsen seien »ein ganz besonderes Kapital«, sagt er. Deshalb bittet Bauer alle erwachsenen Frühaufsteher, die sich vorstellen können, diese Aufgabe zu meistern, sich zu melden. Die Pestalozzischule, aber auch alle anderen Schulen in der Region, freuen sich über jeden Interessenten. Karin Jungkunz Fotos: Mile Cindric
I N F O R M AT I O N Unter der Telefonnummer 0911-979 650 erfahren Interessenten mehr über Arbeit und Einsatzgebiete der Schulweghelfer speziell in Fürth.
Lebenshilfe-Vorstand Horst Schmidbauer, Hypo-Chef Peter Leberl und sechs+sechzig-Vorsitzende Petra Nossek-Bock (von rechts nach links) freuten sich über den regen Zuspruch zum Benefiz-Konzert.
Die Pianistin Olga Scheps (links) und die Musiker der Nürnberger Symphoniker interpretierten Peter tschaikowsky auf eindrucksvolle Weise. Der Beifall im Musiksaal der Nürnberger Symphoniker in der fast ausverkauften Kongresshalle wollte nicht enden. Auch das 3. Benefizkonzert der Hypo Vereinsbank zugunsten des Magazins sechs+sechzig und der Lebenshilfe Nürnberg erwies sich als ein kultureller Hochgenuss. Freunde klassischer Musik, darunter Altoberbürgermeister Peter Schönlein, die frühere Bürgermeisterin und sechs+sechzig-Schirmfrau Helene Jungkunz und Sparkassen-Vorstand Matthias Everding, erlebten Werke von Ludwig van Beethoven und Peter Tschaikowsky. Der junge Dirigent Johannes Klumpp führte die Nürnberger Symphoniker zu Höchstleistungen bei der Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92 von Beethoven. Der 32-jährige hat bereits mehrere Auszeichnungen erhalten. Bei seinen kenntnisreichen Einführungen zu den Werken würdigte er auch die Pianistin Olga Scheps. Sie zeigte mit einer erfrischenden Interpretation von Tschaikowsky, wie belebend die Begegnung von jungen Talenten mit klassischen Werken sein kann. Die in Moskau geborene 26-Jährige ist bereits eine gefragte Künstlerin mit internationalen Engagements.
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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 3/2012
Filmreife Freundschaften Kinospots sollen das Miteinander der Generationen fördern
Die Fußball-Oma zeigt, was sie noch drauf hat: ursula Heublein spielt in einem von vier Werbefilm die Hauptrolle.
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ua! Au!« Die kleine Nazlican jammert. Sie ist im Eingangsbereich des Supermarktes über einen Stapel Dosen gestolpert. Jetzt sitzt die Siebenjährige da, hält sich das Knie und vergräbt ihr schmerzverzerrtes Gesicht unter ihren langen schwarzen Haaren. Von der Kasse her kommt ein älterer Mann mit Schiebermütze auf die Kleine zu – so schnell er eben kann mit seinem Rollator. Vor ein paar Minuten hat Winfried Jäger Nazlican schon einmal getroffen. Da ist sie mit ihren Freunden im Supermarkt an ihm vorbeigerannt, hat seinen Rollator angerempelt und den Senior gehörig ins Wanken gebracht. Etwas finster hat er da dreingeschaut. Doch jetzt hockt der 74-Jährige vor dem Mädchen und verbindet ihr das blutende Knie. »Danke!«, ruft es plötzlich aus dem Hintergrund. Und: »Das machen wir gleich noch mal.« Ohne eine Spur von Schmerz
steht Nazlican auf und hilft, die Dosen wieder aufzustapeln. Ohne eine Spur von Gebrechen schiebt Winfried Jäger flott das Gehwägelchen zurück zur Kasse. Wir befinden uns mitten in einem Filmdreh. Allerdings entsteht hier kein Spielfilm, sondern eine Art Werbespot. Ein Werbespot für gegenseitigen Respekt und Toleranz unter den Generationen wirbt ganz nach dem Motto »Miteinander.Füreinander«. Initiator ist das Bündnis für Familie der Stadt Nürnberg. Seit elf Jahren versucht es mit seiner Kampagnenreihe »Kinder- und Familienstadt Nürnberg« die Noris ein bisschen lebenswerter zu machen. Aktion soll auffallen Das Jahr 2012 ist als »Europäisches Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen« ausgerufen. Da setzt die diesjährige Nürnberger Kampagne an – und will die Botschaft des Jahres möglichst pfiffig in den Köpfen der Leute verankern. »Wir
wollen keine langweiligen Plakataktionen machen oder mit erhobenem Zeigefinger drohen«, sagt Karin Behrens vom Bündnis für Familie. »Vielmehr wollen wir auffallen, die Leute zum Nachdenken animieren, etwas Einprägsames machen.« Deshalb werden die Werbespots ab 11. Oktober zehn Wochen lang in den Nürnberger Kinos Admiral, Cinecittà, Rio, Metropolis und voraussichtlich Casablanca laufen. »Da können die Leute nicht wegzappen«, sagt Behrens. Vier kurze Videospots hat das Bündnis für Familie ersonnen und im Sommer in Zusammenarbeit mit der Medienwerkstatt Franken abgedreht. In einem werden beispielhafte Nürnberger Projekte zur Generationenbegegnung vorgestellt, in einem anderen das Miteinander in einem Wohnblock gezeigt. Und dann ist da noch der Clip mit der Fußball-Oma: Eine Rentnerin sitzt im Park und liest. In der Nähe spielen Kinder Fußball. Zweimal wird die Oma von den jungen Kickern angeschossen, dann
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Klinikum Nürnberg
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10. Dr. Theo Schöller-Symposium für Altersmedizin
Fotos: Rudi Ott
Vorbeugung im Alter – was Sie tun oder lassen können Donnerstag, 11. Oktober 2012 15:00 bis 18:00 Uhr Marmorsaal, Nürnberger Akademie Gewerbemuseumsplatz 2
Ganz liebe Kinder Ursula Heublein macht’s anders – und erntet Dank dafür. »Die Kinder beim Videodreh sind ganz lieb zu mir gewesen. ›Oma vor, noch ein Tor!‹ haben sie gerufen«, erzählt die sportliche Seniorin. Beim Filmdreh in brütender Hitze hat sie all ihre Ballkünste ausgepackt. Protagonisten wie Ursula Heublein hatte Karin Behrens sich für ihre diesjährige Kampagne gewünscht. Menschen, die frisch und natürlich wirken und mitten im Leben stehen. Die Ideen zu den Videoclips sind an einer Art Rundem Tisch entstanden, an dem neben dem Bündnis für Familie unter anderem das Jugendamt, der Stadtseniorenrat und das Zentrum Aktiver Bürger saßen. Die Sparda-Bank Nürnberg hat das Projekt finanziell unterstützt. Die Szene im Supermarkt etwa hat Hauptdarsteller Winfried Jäger, selbst Mitglied im Stadtseniorenrat, vorgeschlagen. Als er nun beim Dreh im Edeka-Center in der Nürnberger Rollnerstraße – ein Supermarkt, der bewusst seniorengerecht gestaltet ist – steht, sinniert er: »Ja, Kinder sind manchmal vorlaut und unvorsichtig. Aber es gibt auch sture Rentner. Wir müssen das Menschliche zusammenbringen.« Dann muss er wieder Aufstellung nehmen und noch mal der verletzten Nazlican helfen. Als er sie auf seinen Rollator setzt und aus dem Supermarkt fährt, ist das Filmteam zufrieden. Und Jung-Schauspieler Onur (9) klatscht. »Super gemacht, alter Opa!«, ruft er. Es ist ein Kompliment. Ein generationenübergreifendes Kompliment. Annika Peißker Foto: Michael Matejka
Schlaganfall-Vorbeugung: was nützt wirklich? OA Dr. Martin Nückel, Klinik für Neurologie, Klinikum Nürnberg
Schlaganfall-Vorbeugung: was läuft im Alltag falsch? CA Prof. Dr. Frank Erbguth, Klinik für Neurologie, Klinikum Nürnberg
Glück ist mehr als die Summe der angenehmen Gemütszustände CA Dr. Dr. Günter Niklewski, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum Nürnberg
Gesund und fit durch Vitamine & Co? Prof. Dr. Dorothée Volkert, Institut für Biomedizin des Alterns, Universität Erlangen-Nürnberg
Was hält die Knochen hart? CA Prof. Dr. Cornel Sieber, Klinik für Geriatrie, Klinikum Nürnberg | Institut für Biomedizin des Alterns, Universität Erlangen-Nürnberg
Alter in der Literatur Prof. Bernd Goldmann, Universität Bamberg
Eintritt frei Gefördert durch die Theo und Friedl Schöller-Stiftung
www.klinikum-nuernberg.de
Änderungen vorbehalten
reicht es ihr. Sie legt ihr Buch weg, schnappt sich den Ball und zeigt den staunenden Kids, was sie in Sachen Dribbling und Torschuss noch alles drauf hat. »Das würde ich auch im echten Leben so machen«, sagt Ursula Heublein und lacht. Als man die 75-Jährige zum Dreh bat, war sie sofort Feuer und Flamme. Seit über 40 Jahren gibt sie Sportkurse beim Postsportverein Nürnberg: Inzwischen leitet sie den Senioren-Club, früher aber hat sie auch Ferienfreizeiten veranstaltet. Das Motto »Miteinander.Füreinander« liegt ihr sehr am Herzen: »Ich finde, ältere Leute sollten mehr Verständnis für Kinder haben. Wir haben früher auch auf der Straße getobt und ›Räuber und Gendarm‹ gespielt. Wenn Kinder das heute machen, werden sie gleich angemotzt, weil sie zu laut sind. Da braucht man sich ja nicht zu wundern, dass sie nur noch in ihren Zimmern vor dem Computer hocken.«
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LESErrEISE
sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 3/2012
Italien von seiner schönsten Seite sechs+sechzig-Leserreise führt im Frühjahr nach Pompeji und an die Amalfiküste
Von der Burg auf der Insel Capri aus haben die Besucher einen traumhaften Blick aufs Mittelmeer. rechts: Die engen Gassen von Sorrent laden zum Bummeln ein.
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m Hafen von Pompeji konnte ein Mensch alles kaufen, was er brauchte. Gemüse, Obst und Getreide, Amphoren mit Wein, Kisten mit Gebrauchsgeschirr kamen auf Schuten aus dem Hinterland den Fluss herab und vermischten sich mit der Flut von Luxusartikeln, die auf dem großen imperialen Handelsweg aus Alexandria eintrafen. Ein indischer Papagei, ein nubischer Sklave, Salpeter aus den Teichen in der Nähe von Kairo, chinesischer Zimt, ein afrikanischer Affe, asiatische Sklavenmädchen, die berühmt waren für ihre sexuellen Tricks… Pferde waren so zahlreich wie die Fliegen. Ein halbes Dutzend Händler lungerte vor dem Zollschuppen herum. Gleich vorne saß einer auf einem Schemel unter einem Schild mit dem unbeholfen gemalten Bild des geflügelten Pegasus mit der Aufschrift »Baculus: Pferde, schnell genug für die Götter«. Beim Jupiter, nicht nur die Götter fühlten sich damals wirklich wohl in dieser Stadt, die heute so legendär ist, weil sie im Jahre 79 n. Chr. spektakulär unterging. Lag auf ihr ein Fluch? Robert Harris hat in seinem Roman »Pompeji«, aus dem die Szene am Hafen stammt, das Leben am Golf von Sorrent vor 1933 Jahren akribisch nachgezeichnet. Er schildert das Geschehen im römischen Imperium bis zu dem Moment, als die Natur den Atem anhält und die Stille Schlimmes ankündigt: Der Vesuv explodiert und zerstört »Campania felix«, das so glück-
sern in den Berghang schmiegt, und das benachbarte Amalfi, einst eine stolze Seerepublik mit ihrem markanten Dom, garantieren jede Menge Postkartenmotive. Die Romantik ist hier zu Hause. Konkurrenz in Traumblick-Angelegenheiten kommt höchstens von dort, wo die rote Sonne gewöhnlich im Meer versinkt: von der vorgelagerten Insel Capri mit ihren bizarren Kalksteinwänden. Ein »Muss« ist natürlich die Fahrt in Capris Blaue Grotten, vorausgesetzt, die See ist an diesem Tag nicht zu wild. Kontrastreich geht die Reise weiter mit einem Ausflug nach Neapel. Die dreitausend Jahre alte Stadt zieht die Besucher mit ihren Palästen, Kirchen und Museen in den Bann. Und sie offenbart gleichzeitig, dass in ihr das Chaos regiert. Die Müllberge türmen sich in den Hinterhöfen wie auf der Hauptstraße vor den Villen, hohe Arbeitslosigkeit beschert den Menschen Armut und oft auch ein Leben am Abgrund. Wer mag, wandelt über die treppenartigen engen Gassen durch die malerische Altstadt, die die Unesco 1995 zum Weltkulturerbe erklärt hat. Hier ist südländisches Temperament zu Hause. Elke Graßer-Reitzner; Fotos: privat
liche Kampanien, wie die Römer die Region rund um Neapel nannten, auf brutale Weise. Blühende Städte wie Pompeji und Herculaneum und die römischen Villen in Castellammare di Stabia werden unter der Lava begraben. 30.000 Menschen sterben. Im Jahr 1748 begannen Archäologen, Pompeji Schicht für Schicht freizulegen. Heute ist sie eine der besterhaltenen Städte der Antike. Die Teilnehmer der sechs+sechzig-Leserreise, die im April 2013 auf die sorrentinische Halbinsel führt, werden diese historischen Stätten besichtigen und das Geschehen zwischen Sorrent und der Amalfiküste verfolgen. Bummeln in engen Gassen, ein Tässchen Cappuccino in der Trattoria – la dolce vita eben. Und sie werden auf den gelegentlich Feuer speienden Vulkan hinauffahren, bis auf 1000 Meter über dem Meeresspiegel. Terrassengärten, duftende Zitronenhaine und das an dieser Stelle tiefblaue Mittelmeer – diese wunderschöne Landschaft ist ein Herzstück Italiens. Ein Picknick in den Hängen, dort wo die Zitronenbäume blühen und frischer Lavendel wächst, ist ein außergewöhnlicher Genuss. Das Küstenstädtchen Positano, das sich mit seinen weißen Häu-
reisetermine: 5. April bis 12. April 2013 und 12. April bis 19. April 2013 Im Preis enthalten: Flug von Nürnberg bis Neapel mit Air Berlin oder Lufthansa und Umsteigen in Frankfurt - 7 Übernachtungen im 4-Sterne Hotel Bristol in Sorrent oder im gleichwertigen Hotel - 7 mal Frühstücksbuffet - 7 mal Abendessen im Hotel - Begrüßungs-Cocktail am Tag der Ankunft mit Informationen zu Land & Leuten - Ganztagesausflug Positano–Amalfi–Ravello - Ganztagesausflug Pompeji–Vesuv - Ganztagesausflug Neapel - Halbtagesausflug Sorrent - Ausflug in den Zitronengarten mit Picknick - Reisepreis-Sicherungsschein - kleine Überraschung Nicht eingeschlossen: Kurtaxe, ca. € 2.- pro Tag Preise: pro Person im Doppelzimmer: € 1.139,Einzelzimmerzuschlag: € 199.Ganztagesausflug Capri: € 74.Anmeldung und weitere Information bei: Firma ReiseGlück Waltraud Benaburger Tilsiter Straße 6c, 90453 Nürnberg Tel. 0911/ 63 92 28, Fax 0911/ 63 92 24 E-Mail: reiseglueck@gmx.de
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Die Faszination der alten Helden Das Kino thematisiert den dritten Lebensabschnitt mit zunehmendem Erfolg
Zu alt für die Zukunft? Mit diesem Titel macht die Nürnberger Filmreihe gegen Altersdiskriminierung auf die vielfältigen Formen von Ausgrenzung aufmerksam. Ob am Arbeitsplatz oder in der Freizeit, als Kunde oder als Patient: Häufig begegnen Jüngere den Älteren mit Unverständnis. Die Filme ohne Altersbegrenzung, die vom 14. Oktober bis 4. November gezeigt werden, sind eine Mischung aus Klassikern und ganz aktuellen Werken. Das Projekt des Seniorenamts mit Casa e.V in Kooperation mit dem Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg und dem Magazin sechs+sechzig öffnet die Augen für ein brisantes Thema. Gleichzeitig lädt es ein, mit Akteuren und anderen Zuschauern über das Gezeigte zu diskutieren. Unser Schwerpunkt auf den folgenden Seiten stimmt auf die spannende Filmreihe ein.
Das Altern hat regisseure zu allen Zeiten inspiriert: John Wayne (links oben) in »the Shootist«, »Das Festmahl im August“« (rechts oben), »Die Ewigkeit und ein tag« (links unten) und Charlie Chaplins »Limelight« zeigen die schönen und weniger schönen Seiten des Älterwerdens.
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eit einiger Zeit interessiert sich das Kino wieder für Menschen über sechzig. Neben Teenies und Superhelden erweisen sich die Alten als veritable Filmhelden, die ihren Streifen lange Laufzeiten bescheren. Hier nur ein paar Titel aus jüngster Zeit: »Bis zum Horizont, dann links!« von Bernd Böhlich, »Und wenn wir alle zusammenziehen?« von Stéphane Robelin, »Dein Weg« von Emilio Estevez, »The Best Exotic Marigold Hotel« von John Madden. Das alles sind ganz schöne Filme. Aber es sind auch Filme, die alte Menschen in Ausnahmesituationen exotischer Bewährung oder konstruierter Vergnüglichkeit zeigen. Es sind Wohlfühlfilme, um den englischen Ausdruck
»Feelgoodmovies« adäquat ins Deutsche zu übersetzen. Die Frage ist, ob man unentwegt solche Mutmachfilme braucht, oder ob man nicht manchmal auch mit den alltäglichen Problemen des Alters konfrontiert werden möchte. Die Frage ist also, ob das Kino mit all den Heiterkeiten nicht eigentlich die Alten diskriminiert. Vor zehn, zwölf Jahren trat die Diskriminierung noch ganz offensichtlich zu Tage. Deutschland war mit Multiplexkinos überzogen worden, die sich fast ausschließlich an das jugendliche Publikum der ColaTrinker und Popcorn-Verzehrer wandten. Die Filme waren ganz schnell geschnitten, die Lautsprecher wurden aufgedreht. Die (Fortsetzung bitte umblättern)
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Alten flohen aus diesen Kinoburgen. Man setzte kommerziell auf das Filmerlebnis als Jugendphänomen. Die Alten wurden abgeschrieben, ganz genau wie im so genannten Privatfernsehen. Schließlich haben Ältere Lebenserfahrung und bilden daher nicht die »werberelevante« Zuschauerklientel, die sich gedankenlos zum Produktkauf verführen lässt. In ihrem grellen Auftreten schienen sich Kino und Privat-TV anzunähern. Allerdings sind die Jugendlichen inzwischen zu noch neueren Medien übergelaufen. Sie brauchen keine Kinos mehr, um Filme zu sehen. Als Kunden und Konsumenten verflüchtigen sie sich in den digitalen Netzen. Und plötzlich sind die Alten mit ihrer Beständigkeit wieder gefragt. Die Stars mit den Silberlocken In den Multiplexen wurden Seniorenvorführungen etabliert. Der langsame, nachdenkliche, gefühlsintensive Film bekam neben der lauten Jahrmarktsunterhaltung seine Chance. Und die Drehbuchautoren entdecken zunehmend die Attraktivität der Stars mit den Silberlocken. Wir wissen, dass in Mitteleuropa der Bevölkerungsanteil betagter Menschen besonders rasch wächst. Die wollen ihresgleichen auf Leinwänden und Bildschirmen sehen. Es hat immer genügend Kinostoff für sie gegeben. Der Film war nie das Medium für Blutjunge, als das er sich gern verkaufen würde. In der Filmgeschichte leuchten viele Streifen über Alte, die nicht nur für Alte gemacht waren. Auch in den neuen Produktionen amüsieren sich Generationen übergreifend junge Menschen. Das ist die Kunst des Kinos: nicht auszugrenzen durch Zielgruppenspezifizierung, sondern zu integrieren durch besondere Qualität. Erinnern wir uns also bunt gemischt an große Filme über das Alter, zu dem auch das Sterben gehört. Sogar der eiserne Kerl John Wayne hat es vorgeführt. In Don Siegels »The Shootist« spielte er 1976 – selbst schon krebskrank – einen Revolvermann, den Metastasen zerfressen und der zum Showdown kaum noch fähig ist. Charlie Chaplin zeigte 1952 das Sterben des Stars (und des Clowns) in »Limelight«, einem Film, bei dem sich schämen muss, wer nicht weint. Auf dem Altersweg in den Tod haben Regisseur Theo Angelopoulos und Marcello Mastroianni als Hauptdarsteller in »Der Bienenzüchter« 1986 einen Griechen begleitet, und mit Bruno Ganz hat derselbe Regisseur in »Die Ewigkeit und ein Tag« das
»Harold und Maude« Das schönste Poem über die Zuneigung von Alter und Jugend.
Sterbethema 1998 mit größerer Gelassenheit bearbeitet. Mit Hal Ashbys »Harold und Maude« hat das Kino 1971 wohl das schönste Poem über die (fast erotische) Zuneigung von Alter und Jugend geschaffen. Aber die Konflikte zwischen den Generationen – zumal in der eigenen Familie – sind weitaus realistischer. Ganz anrührend hat der japanische Regisseur Yasujiro Ozu das Thema 1953 in »Die Reise nach Tokio« behandelt. Die Eltern vom Land besuchen die Kinder in der Stadt – und Kommunikation ist kaum noch möglich. Giuseppe Tornatore, der Italiener, hat 1990 in »Allen geht’s gut« die drohende Alterseinsamkeit mit melancholischem Augenzwinkern aufgegriffen. Und 2008 hat Gianni di Gregorio in »Das Festmahl im August« die Tendenz wieder ins Heitere gedreht. Ein Mann mittleren Alters und vier lebenslustige Omas, darunter die eigene Mutter… Die Vergänglichkeit des Lebens Von der Lebenslust im Alter handeln u.a. Bernard Sinkels »Lina Braake«, »Mammuth« mit Gérard Depardieu auf dem Motorrad und »The Straight Story« von David Lynch, in dem ein alter Mann auf einem Rasenmäher quer durch die Vereinigten Staaten fährt, um seinen kranken Bruder zu besuchen. Und selbstverständlich ganz körper-
lich und sexuell Andreas Dresens »Wolke 9«. Mutmachfilme sind das alles, allerdings nicht auf die oberflächliche Art, sondern stets gemischt mit einem kleinen Hinweis auf die nahe Vergänglichkeit in dieser Lebensepoche. Vielleicht neigen manche Menschen dazu, das Alter zu diskriminieren, gerade weil es sie an diese Vergänglichkeit erinnert, die sie so gern verdrängen möchten. Ausgrenzung dient immer einer fragwürdigen Bestätigung prekärer Selbstwertgefühle. Keiner hat das so präzise analysiert wie Rainer Werner Fassbinder in »Angst essen Seele auf«. Eine alte Frau und ihre zärtlichen Gefühle zu einem jungen Araber, der sie erwidert. Und die engstirnigen Nachbarn, die sich das Maul zerreißen! Immer wieder hat das Kino gezeigt, dass man sich nicht unterkriegen lassen darf. Spencer Tracy besiegt in der HemingwayVerfilmung von 1958 als alter Mann das Meer, das ihm alles genommen hat. Am Ende träumt er von den Löwen. Denn die Träume (auch die aus der Traumfabrik des Kinos) kann man niemandem nehmen – wie alt auch immer er (oder sie) werden mag. Herbert Heinzelmann Fotos: Filmverleih
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Kinofans haben Kulturoase geschaffen Das wiederbelebte »Casa« hat sich als Ort für anspruchsvolle Filme etabliert
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otgesagte leben länger: Im März 2009 scheint es, als schlüge das Totenglöckchen für das letzte Kino in der Nürnberger Südstadt. Die Stühle stehen vor dem Eingang in der Brosamerstraße, Selbstabholer konnten sie ersteigern. Doch eine Gruppe couragierter Kulturinteressierter gibt nicht auf und formiert sich noch im selben Monat zu einem Verein. Seit drei Jahren betreibt nun der Casa e.V. das »Kino mit Courage«. Der Kopf des Vereins ist Helfried Gröbe. Der frühere Leiter der Kinderklinik in Nürnberg verhandelte einst über die Rettung des einzigen verbliebenen Südstadt-Kinos mit dem damaligen Betreiber Wolfram Weber. »Es musste dieser Ort sein. In einen Neubau einzuziehen, war undenkbar«, berichtet Gröbe. Dass das Kino tatsächlich im September 2009 seine Wiedergeburt erfuhr, ist das Verdienst vieler – vor allem aber das des Trägervereins. »Wir wollten diesen schönen Ort in der Südstadt erhalten, wo Kultur sonst keine große Rolle spielt«, fährt Gröbe fort. Über die Ziele war sich die hoffnungslos optimistische Gruppe einig: Ein »Kino plus« wollten sie betreiben mit Filmen jenseits des Mainstreams, »die über den Abspann hinauswirken«. Anspruchsvoll, diskussionsfreudig, intellektuell sollte das Programm aussehen. Es fehlte nur noch das Geld, das Projekt umzusetzen, denn die Spenden allein reichten nicht für eine Modernisierung der Räume. Das Wunder der Südstadt Der Durchbruch kam, als die Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg eine Geldspritze von 200.000 Euro verabreichte. Der Neuanfang galt als »das Wunder der Südstadt«. »Ja, es ist wirklich ein kleines Wunder«, findet auch Vereinsvorsitzender Gröbe. Und viel Arbeit, ehrenamtliche Arbeit. Denn es gibt nur einen Festangestellten, den gelernten Politologen Matthias Damm. Für ihn war das Casablanca früher »mein zweites Wohnzimmer«, er hielt sich ständig im anspruchsvollen Hinterhofkino samt beliebter Creperie auf. Dann kam er später nur noch zum Filmegucken, zu ungemütlich war es geworden, vor allem die Toiletten waren stark sanierungsbedürftig. Heute sind sie top, ebenso wie die drei renovierten und technisch aufgerüsteten Kinosäle. Damm nennt es eine »Fügung«, dass er vom ehrenamtlichen Casablanca-Mitarbeiter zum Theaterleiter aufstieg. Gröbe setzt
Das team vom Casa e. V. hat nicht nur neue Möbel, sondern auch frischen Schwung ins Programm gebracht. schnell hinzu: »Für uns war es ein Glücksfall, ihn, der professionelles Filmtheater machen kann, dafür gewinnen zu können.« Der beste Beweis sei, dass das »Casa«, wie das Kino von seinen Liebhabern genannt wird, immer häufiger Filme zum Bundesstart zeigen darf und nicht mehr nur nachspielen muss, was bei der Konkurrenz längst läuft. Gröbe: »Die Verleiher wissen: Das Casablanca ist ein gutes Kino.« Während Theaterleiter Damm als Hauptberufler inzwischen sein Mandat im Vereinsvorstand wieder abgegeben hat, ist Bernd Siegler von Anfang an mit von der Partie – als Vize-Vorsitzender. »Es ist spannend, als Verein ein Kino zu betreiben«, sagt der studierte Sozialwirt und freie Journalist. »Ich denke, wir haben 85 Prozent unserer Ziele erreicht.« Mit seinem Mix aus aktuellem Programmkino, Kurz- und Dokumentarfilmen, diversen Themenreihen sowie Filmdiskussionen, aber auch Kleinkunst und Kneipe hat sich das »Kino mit Courage« eine Nische für den Geschmack einer Minderheit (Damm: »Dazu stehen wir«) geschaffen, aus der es in die Zukunft blicken kann. Nicht nur bezogen auf die Südstadt. Das Filmkunsttheater strahlt weiter aus. So kommen Gäste aus anderen Stadtteilen und aus dem Umland, zumal wenn berühmte Regisseure wie Hans W. Geißendörfer oder Schauspieler die Bühne betreten. Im Schnitt ist das CasaPublikum älter als die Besucher des großen Cinecittà von Wolfram Weber. Aber zu den Kurzfilmtagen etwa kommen viele junge Leute, darunter Kunststudenten, die sich Anregungen holen.
Inzwischen ist die Fördersumme aus der Zukunftsstiftung aufgebraucht. Sie wurde »solide investiert in die Renovierung und die Filmtechnik«, sagt Damm, doch auch im kommenden Jahr stehen einige kostspielige Projekte an. »Das Kino trägt sich, wir kommen zurecht, aber wir sehen noch viele Sondereffekte«, meint Damm. Daher sei es noch zu früh für eine Gesamtbilanz. Der siebenköpfige Vorstand des »Casa e.V.« fühlt sich gut unterstützt. Hinter ihm stehen über 500 Mitglieder. Viele davon sind nicht nur mit dem Geldbeutel, sondern auch mit dem Herzen dabei. An der jüngsten Mitgliederversammlung nahmen 70 Leute teil – die Ortsvereine mancher Parteien würden sich glücklich schätzen über solches Interesse. Pläne bis weit ins nächste Jahr In den drei Jahren des Vereinsbestehens, erzählt Chef Gröbe, habe er alles erlebt: Phasen der Euphorie und der Depression, des Auf-der-Stelle-Tretens und der bisweilen zähen basisdemokratischen Entscheidungsprozesse. Doch es hat sich gelohnt, da geben ihm seine Mitstreiter Recht. Die Planungen reichen bis weit ins nächste Jahr hinein. Die Nachrüstung der Vorführtechnik geht weiter. Und thematisch soll eines der Highlights ein Fahrrad-Filmfestival sein. Doch erst einmal lockt die Reihe »Zu alt für die Zukunft – Filme ohne Altersbeschränkung«. Text und Foto: Angela Giese
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Zu alt für die Zukunft? Filmreihe im Casablanca zeigt Meisterwerke zu Antidiskriminierungswochen
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m Alter fühlen sich viele Menschen diskriminiert. In einer Zeit, die den Jugendwahn lebt, und in der manche Politiker das Älterwerden als soziale und versorgungstechnische Zumutung beschreiben, muss man über diese Diskriminierung diskutieren. Die Auseinandersetzung findet in vielen Medien statt. Auch im Kino und – wie diese kleine Zusammenstellung von Filmen zeigt – nicht erst seit unseren Tagen. Die Filmreihe zum Thema Altersdiskriminierung hat drei wichtige Beispiele aus der Filmgeschichte zusammengetragen und endet mit einer Mut machenden Dokumentation von heute. Ein Stummfilm wird von Livemusik begleitet, zur Dokumentation kommen Vertreter des Regieteams. In jeder Vorstellung gibt es Einführungen zu den sozialen und filmhistorischen Aspekten und es werden Diskussionsmöglichkeiten geboten.
der Hand. Plötzlich stehen sie geradezu nackt und hilflos da. Ein Daseins-Korsett bricht weg. Und es zeigt sich, dass nicht die Person sondern die Persona (so heißt die Maske auf Lateinisch) sozialen Status und Image ausmachen. Die filmische Metapher der Uniform steht für diese Maske und symbolisiert den Schein, hinter dem Spott und Diskriminierung lauern. Nicht nur wegen seines Themas ist »Der letzte Mann« ein Meisterwerk des expressionistischen deutschen Stummfilms. Es belegt, wie man fast ohne Worte mit der Kamera erzählen kann und wie die Kamera in den Zwanziger Jahren alle ihre Fesseln abzulegen begann. Außerdem zeigt der Film den Schauspieler Emil Jannings in der Rolle des Portiers auf dem Höhepunkt seines Könnens. D 1924, Regie: Friedrich Wilhelm Murnau, Buch: Carl Mayer, Kamera: Karl Freund, Darsteller: Emil Jannings, Maly Delschaft u.a., Länge: 73 Min. Am Live-Piano: Miller the Killer
lie durch die Anforderungen der modernen Arbeitswelt erzählt, von der wachsenden Kluft zwischen den Generationen und von der Diskriminierung der Alten durch die völlig veränderten Denkmuster der Jungen. Dabei klagt er nicht an. Er beobachtet nur, konstatiert die Sachverhalte, richtet die Kamera ruhig auf zwei getrennte, kaum noch überbrückbare Lebenswelten. Doch gerade durch die Intensität des Blicks wird die Geschichte schmerzhaft und melancholisch, stellt sie Fragen an die Zuschauer und entfaltet eine Ratlosigkeit, die nach Lösungen verlangt. In diesem Jahr wurde »Die Reise nach Tokyo« bei einer Umfrage unter berühmten Regisseuren zum besten Film aller Zeiten gewählt. Und der deutsche Filmemacher Wim Wenders schrieb: »Wenn es in unserem Jahrhundert noch Heiligtümer gäbe, wenn es so etwas gäbe wie das Heiligtum des Kinos, müsste das für mich das Werk des japanischen Regisseurs Ozu Yasujiro sein.« Japan 1953, Regie: Yasujiro Ozu, Buch: Kogo Noda, Yasujiro Ozu, Kamera: Yushun Atsuta, Darsteller: Chishu Ryu, Cieko Higashiyama u.a., Länge: 136 Min. – OmU
Am Ende der reputation »Der letzte Mann« (1924) Der Portier des Hotel Atlantic ist alt geworden. Er tut sich schwer mit den Gepäckstücken der Gäste. Deshalb beschließt die Hotelleitung, ihn abzusetzen. Ihm wird der Posten des Toilettenwärters zugewiesen, des letzten Mannes im sozialen Gefüge eines Hotelbetriebs. Dabei hatte er aus der Portiers-Uniform all sein Selbstbewusstsein gezogen. Auch der Respekt von Familie und Nachbarn hing an dem Kleidungsstück – wir befinden uns im Jahr 1924, mitten im Berlin der Weimarer Republik. Um den Schein aufrecht zu erhalten, stiehlt der alte Mann die Uniform – und nur ein märchenhafter Filmtrick kann die Tragödie verhindern… Friedrich Wilhelm Murnaus (1888-1931) Stummfilm »Der letzte Mann« handelt von den Krisen am Ende des Berufslebens. Menschen bringen ihre Existenz in einen Beruf ein und ziehen ihren Selbstwert aus diesem Beruf. Dann schlagen ihnen Alter, Gesellschaft und Hierarchie den Beruf aus
Wohin mit den Alten? »Die reise nach tokyo« (1953) Ein altes Ehepaar macht sich auf, um seine Kinder in der Großstadt Tokyo zu besuchen. Die Eltern leben auf dem Land und denken in den Traditionslinien der japanischen Familienkultur. Die Kinder aber sind dieser Kultur durch den schnellen Rhythmus der Moderne in den Städten entfremdet worden. Sie haben keine Zeit für die Alten, sie wissen nichts mit ihnen anzufangen, sie schieben sie in ein Seebad ab. Doch auch dort fühlen sich die Senioren von feiernden jungen Touristen ausgegrenzt. Enttäuscht und ernüchtert kehren sie in ihr Heimatdorf zurück. Auf sie warten Tod und Einsamkeit. Schon im Jahr 1953 hat der japanische Regisseur Yasujiro Ozu (1903-1963) in dem Film »Die Reise nach Tokyo« (Tokyo Monogatari) vom Zerfall der (japanischen) Fami-
Die doppelte Diskriminierung »Angst essen Seele auf« (1973) Die Sehnsucht nach der Nähe eines anderen Menschen endet nicht mit dem Alter. Emmi, 60 Jahre alt, Witwe, Putzfrau, spürt das, als sie einen arabischen Gastarbeiter kennen lernt, den sie Ali nennt und der 30 Jahre jünger ist als sie. Trotz des Altersunterschieds verlieben sich die beiden einsamen Menschen ineinander und heiraten sogar. Sie können aber nicht in Frieden leben, weil es der Umwelt nicht gefällt. Emmis Kinder reagieren aggressiv. Emmis Kolleginnen zerreißen sich voller Ressentiments die Mäuler und grenzen sie aus. Schließlich gerät die Beziehung des Paares selbst ins Wanken, als Emmi die kulturellen Bedürfnisse Alis
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Filmprogramm Eröffnung der Filmreihe am 14.10 mit Sozialreferenten Reiner Prölß, dem Beauftragten für Diskriminierungsfragen und Prof. Klaus Rothermund. Moderation der Gespräche: Inge Rauh und Herbert Heinzelmann, Mitarbeiter des Magazins sechs+sechzig
missachtet und er ein altes Liebesverhältnis wieder aufnimmt. Rainer Werner Fassbinders (1945-1982) Film »Angst essen Seele auf« führt kleinbürgerliche Verhältnisse im Jahr 1973 und in der Bundesrepublik Deutschland vor. Fassbinder zeigt zwei Konfliktlagen: den Konflikt der Kulturen und den Konflikt des Alters. Ali wird als Fremder diskriminiert und Emmi als Deutsche, die sich mit dem Fremden einlässt. Gesteigert wird das Konfliktpotential durch den Altersunterschied. Dabei ist zu berücksichtigen, dass ältere Männer sich mit jungen (durchaus exotischen) Frauen gern schmücken, während der älteren Frau die Hinwendung zu einem jungen (ebenfalls exotischen) Mann als unmoralisch ausgelegt wird. Emmi muss sich von Alis Arbeitskollegen als »Großmutter aus Marokko« beschimpfen lassen. So erscheinen Alter und Fremdheit als zwei Seiten eines gesellschaftlichen Makels. Fassbinders Film ist eine eigenwillige Mischung aus den Genres Melodram und Lehrstück. Mit stark inszenierten Emotionen appelliert er an die Gefühle der Zuschauer, um mit distanziertem Kamerablick zugleich soziale Modellsituationen zur Diskussion zu stellen. BRD 1973. Regie + Buch: Rainer Werner Fassbinder, Kamera: Jürgen Jürges, Darsteller: Brigitte Mira, El Hedi Ben Salem, Barbara Valentin u.a., Länge: 93 Min.
Experiment Seniorenzirkus wagt. Die alten Menschen, die nie Berufsartisten waren, beginnen mit kleinen Übungen, um ihre Körper zu studieren und zu trainieren. Sie suchen sich die Nummern aus, in denen sie sich wohl und sicher fühlen als Jongleure, Equilibristen, Clowns. Man probt, man macht Selbsterfahrungen. Vor allem macht man die Erfahrung, dass man sich selbst auch noch überwinden kann, wenn man 60 oder 80 Jahre alt ist. Dann raunt das Publikum auf den Bänken, die Scheinwerfer gehen an und alte Körper entfalten erstaunliche Fähigkeiten, von Beifall umtost. »Wir sind so frei« ist ein Dokumentarfilm, der Mut im und zum Alter macht. Marion Wilk und Ernst Matthiesen, die Regie und Kamera geführt haben, lassen ihre Protagonisten zwar durchaus über eigene Altersvorstellungen und Alterswahrnehmungen sprechen, doch vielsagender sind die Bilder. Sie zeigen, wie Menschen der natürlichen »Altersdiskriminierung« entgegen arbeiten. Es ist die Diskriminierung der Muskeln, der Knochen, der Köpfe durch den Verschleiß, den Leben bedeutet. Die Artisten im Seniorenzirkus scheuen sich nicht, ihre Altersbeschränkungen vorzuführen. Doch zugleich demonstrieren sie, wie man im Spiel und durch Training mit diesen Beschränkungen umgehen und sie zum Teil sogar verringern kann. So zeigen sich die Artisten in der Zirkusmanege keineswegs mutlos. D 2012. Regie + Kamera: Marion Wilk, Ernst Matthiesen. Darsteller: Seniorenartisten vom Mignon Insel Circus. Länge: 90 Min. – Zur Vorstellung am 4. November sind die Filmemacher Marion Wilk und Ernst Matthiesen zu Gast Zusammenstellung: Herbert Heinzelmann Fotos: Filmverleih
Die Senioren in der Manege »Wir sind so frei« (2012) Zuerst sieht alles ein wenig nach sehr konventioneller Fernseh-Dokumentation aus. Menschen stellen sich vor. Es sind Senioren, die der Kamera von ihren Zirkus-Träumen erzählen – in den Dünen von Sylt, zwischen Schweinekoben, in einem Wohnzimmer. Aber irgendwann geht es dann los in der Manege des »Mignon Insel Circus«, einem Sylter Sommer-Projekt, das seit 2009 das
So, 14.10., 18.30 Uhr (mit Gästen) Mo, 15.10., 14 Uhr So, 21.10., 16 Uhr (ohne Live-Piano) Der letzte Mann Am Live-Piano: Miller the Killer So, 21.10., 18.30 Uhr (mit Gespräch) Mo, 22.10., 14 Uhr So, 28.10., 16 Uhr Die reise nach tokyo So, 28.10., 18.30 Uhr (mit Gespräch) Mo, 29.10., 14 Uhr So, 04.11., 16 Uhr Angst essen Seele auf So, 04.11., 18.30 Uhr (Gespräch mit den Filmemachern Marion Wilk und Ernst Matthiesen) Mo, 05.11., 14 Uhr ab 8.11. täglich im Programm Wir sind so frei Für Gruppen ist es möglich, Sondervorstellungen zu vereinbaren. Sonderseite zur Filmreihe im Internet: zukunft.casablanca-nuernberg.de Casablanca Filmkunsttheater Brosamerstr. 12 (Am Kopernikusplatz) 90459 Nürnberg U-Bahn 1/11, Tram 5/6, Aufseßplatz Eintrittspreise: 7,50 EUR, ermäßigt 5,00 EUR (Mitglieder Casa e.V., Schüler/-innen, Studierende, Menschen mit Schwerbehinderung, Nürnberg-Pass) Für die Montags-Veranstaltungen im »Kino am Nachmittag« Eintritt einheitlich: 5,00 EUR Kartenreservierung unter: Telefon: 0911-454824 reservierung@casablanca-nuernberg.de www.casablanca-nuernberg.de Die Antidiskriminierungswochen werden von der Gröschel-Stiftung gefördert. Veranstalter sind:
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Wer nicht sehen kann, will hören Wie Kinos in der Region sich auf Menschen mit Behinderung einstellen denn das Material vorhanden wäre. Doch hier ist Besserung in Sicht. Der Bundestag hat im Frühjahr dieses Jahres die Produzenten aufgefordert, das barrierefreie Filmangebot deutlich zu verbessern und auszubauen. Kulturstaatsminister Bernd Neumann kündigte an, dass die Herstellung einer barrierefreien Fassung zur Bedingung werden soll, um Filmfördergelder zu erhalten. Der Standard ist unterschiedlich
Die Geschichte des blinden Musiktherapeuten Wolfgang Fasser wird in einer behindertenfreundlichen Version mit Audiodeskription gezeigt.
F
ür Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind und nicht einfach nach Belieben verreisen können, ist das Kino eine schöne Abwechslung. Das Erlebnis eines spannenden Spielfilms tut vielen Frauen und Männern mit Behinderung gut. Sie fühlen sich der Gesellschaft besser zugehörig, integriert. Dies gilt nicht nur für Rollstuhlfahrer, die darauf achten müssen, ob das Kino Stufen hat, wie sie in den Saal hineingelangen und wo sie dort sitzen können – was manchmal recht kompliziert ist. Es stimmt auch für Personen, von denen man es nicht unbedingt erwarten würden: für Blinde, Sehbehinderte und Schwerhörige. Mit Fernrohr zur Vorstellung Filme ohne Bilder? »Ja, es funktioniert. Wir sind auf jeden Fall am Kino interessiert«, sagt Angelika Lamml vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund. Sie ist dort Koordinatorin für Barrierefreiheit in der Bezirksgruppe Mittelfranken und sie hat immer ein Monokular dabei, wenn sie ins Kino geht. Das Fernrohr hilft ihr, die Leinwand besser zu sehen. Freilich erkennt sie damit immer nur einen Ausschnitt. Raumeindrücke oder die Gestik der Darsteller kann sie dadurch oft nicht wahrnehmen. Zudem kann Angelika Lamml keine Farben sehen. »Da ist es auf jeden Fall gut, eine Begleitperson dabei zu haben, die einem erläutert, ob eine Farbe eine besondere Be-
deutung hat und ob der Held nun grimmig oder ängstlich reagiert«, verdeutlicht sie. Dafür gewinnt in Angelika Lammls Welt die Filmmusik an Bedeutung. Klänge wie aus dem Film »Die fabelhaft Welt der Amelie« sind ihr stark im Gedächtnis geblieben. »Die Phantasie kommt einfach mehr zum Tragen, weil man sich viel vorstellen und im Kopf ergänzen muss«, resümiert sie. Der Kinobesuch in Begleitung ist für sie nicht nur wichtig, weil er zusammen mehr Vergnügen bereitet, sondern auch, weil es schwierig sein kann, den Weg in den Saal und wieder heraus zu finden und sich zu orientieren. Auch Lärm und Geräuschkulissen können verunsichern, und unzureichende Beleuchtung und Stufen bergen eine Stolpergefahr. Hilfreich ist für Sehbehindert die Audiodeskription. Bei diesem Verfahren wird die Handlung kommentiert. Dinge, die man nur sieht, aber nicht hört, werden ausgesprochen. Eine Stimme sagt etwa: Der Täter schleicht herein und versteckt sich im Nebenzimmer. »Das wäre Inklusion pur, davon wünsche ich mir mehr«, sagt Angelika Lamml. Doch genau daran fehlt es. Nur wenige Streifen besitzen Audiodeskription, weil das Verfahren teuer und aufwändig ist, sagt Theaterleiter Matthias Damm vom Casablanca Kino in der Nürnberger Südstadt. Das kleine, ambitionierte Lichtspielhaus würde »jederzeit gerne solche Filme zeigen«, wenn
Auch Hörgeschädigte brauchen technische Hilfen, um einen Kinobesuch genießen zu können. Induktive Anlagen sind in Lichtspielhäusern aber noch die Ausnahme. Diese Anlagen bestehen unter anderem aus einem Mikrophon, das den Ton aufnimmt, und einem Taschenempfänger mit induktiver Umhängeschleife. Mit diesem Gerät wird der Ton für Hörgeräte aufbereitet. Eine behindertengerechte Ausstattung ist in den vielen Kinos in Nürnberg ein Thema, der Standard aber ist recht unterschiedlich. Das Cinecitta bietet ein bis zwei Rollstuhlplätze pro Saal, Rampen und zahlreiche Fahrstühle. Induktionsschleifen befinden sich in einigen Sälen. Es gab auch schon spezielle Gehörlosen-Veranstaltungen. Ein neues System für alle Säle ist in Planung. »Rollstühle sind bei uns keine Seltenheit, Behindertengruppen kommen öfter, was uns sehr freut«, berichtet Benjamin Dauhrer. Auch im großen Cinecitta-Komplex hat man Interesse an Kooperationen und würde gerne Filme mit Audiodeskription zeigen. Vielfach rollstuhlplätze vorhanden Der Admiral Filmpalast in der Königstraße bietet ebenfalls in allen Sälen RollstuhlPlätze, heißt es auf Anfrage. Die Zugänge zu den Kinos und zu den gastronomischen Einrichtungen sind über Fahrstühle barrierefrei zu erreichen. Induktive Anlagen gibt es aber nicht. Ebenso ist es im Erlanger Cinestar: Auch hier gibt es zwar keine Induktionsverfahren, aber Rollstuhl-Plätze, Aufzüge und übersichtliche Beschilderung. In Fürth ist das Programmkino Uferplast im Kulturforum gut ebenerdig erreichbar. Der Behindertenrat Nürnberg verweist auf den sozialen Aspekt. »Ich gehe als blinder Mensch selbst zwar selten ins Kino«, sagt Gustav Doubrava, der den Ausschuss für Barrierefreiheit im öffentlichen Raum leitet. »Aber es hat doch viel mit Lebensfreude zu tun. Vor dem Fernsehen sitzt man alleine, nach dem Kino aber geht man noch
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Wie bewahrt man die Würde in der Pflege? Symposium zum Tag der Menschenrechte
aus, unterhält sich über den Film.« Radiohören sei keine Alternative, betont er. Sein Tipp: Im Notfall das Kino-Personal ansprechen, sich nicht scheuen, um Unterstützung zu bitten. Noch viele Wünsche offen Auch Sonja Abend, die im Behindertenrat den Ausschuss für Bildung und Kultur koordiniert, mag Kino: »Die gesellschaftliche Teilhabe an einem Kulturgut ist wichtig. Gerade für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen haben Angebote vor Ort einen besondern Wert.« Darum wünscht sich der Behindertenrat, dass in punkto Barrierefreiheit nachgebessert wird. Immerhin leben schätzungsweise über 700 000 nichtsehende Menschen in Deutschland, rund 19 Prozent der Bevölkerung sind hörbeeinträchtigt. Claudia Schuller Foto: Filmverleih
Am Mittwoch, 10. Oktober 2012, um 19 Uhr läuft im Filmkunsttheater Casablanca, Brosamerstraße 12, in Nürnberg die Kinopremiere »Im Garten der Klänge«: Ein Dokumentarfilm mit Audiodeskription über den blinden Musiktherapeuten Wolfgang Fasser aus der Toskana. Angekündigt ist »eine poetische Entdeckungsreise in die Grenzgebiete der Kommunikation, ein leiser und berührender Film über die Welt der Töne, Klänge und Geräusche«. Die Veranstaltung findet im Rahmen der »Woche des Sehens« statt, die verschiedene Gruppen von Menschen mit Sehbehinderung organisieren. Das gesamte Programm der »Woche des Sehens« findet sich unter www.augenblick-mal.org
Der Blick auf die Wahrung der Menschenrechte und ihre Umsetzung in der Praxis der Sozialen Arbeit hat bereits eine gewisse Tradition. Dem gegenüber wurde bislang weniger der große Bereich der Pflege von kranken und alten Menschen in den Fokus genommen. Zum diesjährigen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember wird in einer öffentlichen Veranstaltung dieser Aspekt besonders betont. Das Konzept für die Veranstaltung basiert auf dem Projekt »Menschenrechte in der Pflege«, das vom Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg angestoßen und vom Institut für Gerontologie und Ethik der Evangelischen Hochschule Nürnberg durchgeführt wurde. Dabei wurden Pflegende und Leitungspersonen von Altenpflegeeinrichtungen der Stadt Nürnberg zunächst interviewt, wo ihrer Einschätzung nach Probleme und Herausforderungen hinsichtlich der Menschenrechte im Umgang mit alten Menschen gesehen werden. Aus den Ergebnissen der Befragung wurde ein Schulungsprogramm ausgearbeitet, das derzeit in verschiedenen Nürnberger Pflegeeinrichtungen durchgeführt wird. Deutlich wurde sowohl durch die Befragung wie auch durch die ersten Erfahrungen bei den Schulungen, dass die Pflege alter und sterbender Menschen eine hohe ethische Kompetenz erfordert, die nicht selbstverständlich vorausgesetzt werden kann. Durch die körperlich und seelisch häufig stark belastende Tätigkeit der Altenpflege und die Strukturen, innerhalb derer sie stattfindet, entstehen immer wieder Situationen, in denen diskriminierendes Verhalten oder sogar Gewalt nicht ausgeschlossen werden können. Die Auseinandersetzung mit den ethischen Grundlagen der Menschenrechte bietet die Voraussetzung für Pflegende, sich und ihre Arbeitssituation kritisch zu hinterfragen. Das Symposium »Die Würde des Menschen ist unantastbar – Menschenrechte in der Pflege« greift diese Überzeugungen auf und fördert durch Vorträge und Workshops zu Einzelaspekten des Themas die
Auseinandersetzung dazu. Ziel ist es, viele Pflegende und allgemein Interessierte zu dieser Reflexion und für einen ethisch fundierten Umgang mit Pflegebedürftigen in der letzten Lebensphase zu gewinnen. Die Abendveranstaltung im »eckstein« soll den Blickwinkel erweitern: Unter dem Titel »In Würde alt werden – in Würde jung sein« diskutieren Prof. Barbara Städtler-Mach, Evangelische Hochschule Nürnberg, Dr. Claudia Mahler, Deutsches Institut für Menschenrechte, und Horst Schmidbauer, Vorstands-Vorsitzender der Lebenshilfe Nürnberg e.V. über Generationengerechtigkeit als Frage der Menschenrechte. Die Tagung findet am 10. Dezember in Nürnberg in der Evangelische Hochschule, Bärenschanzstraße, von 11 Uhr bis 17 Uhr statt, die Abendveranstaltung (Veranstalter: Evangelischen Stadtakademie Nürnberg, Menschenrechtsbüro und Lebenshilfe) im »eckstein« am 10. Dezember um 19.30 Uhr. Die Veranstaltungen sind öffentlich, der Eintritt ist kostenlos. Kino am Nachmittag für Ältere Vor einem Jahr wurde mit der Reihe »Kino am Nachmittag« ein spezielles Programm für die älteren Filmfreunde gestartet. Das von Ehrenamtlichen durchgeführte Angebot erfüllt alle Voraussetzungen eines Seniorenkinos, wendet sich aber darüber hinaus an alle Generationen. Kino am Nachmittag ist ein Kooperationsprojekt der Awo mit dem Casa-Verein. Jeden ersten und dritten Montag im Monat ist das Casablanca, Brosamerstraße 12 in Nürnberg, ab 13 Uhr geöffnet, die Filme starten um 14 Uhr. Es werden Filme aus dem aktuellen Programm vorgeführt. Anschließend ist es möglich, über den Film zu sprechen. Infos über den jeweiligen Filmtitel unter www.awo-nuernberg.de oder in der Tagespresse. Der Eintrittspreis pro Film beträgt 5 Euro. Ein Pott Kaffee samt einem Stück Kuchen kostet 1,50 Euro.
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Das darf man nicht auf sich sitzen lassen Beschwerdestelle hilft Opfern von Diskriminierung
Ein gefragter Mann: Bei Detlev Janetzek landen viele Beschwerden.
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lle Menschen in Deutschland genießen Schutz vor Diskriminierung, ungeachtet ihres Alters, ihrer ethnischen Herkunft, ihrer Religion oder Weltanschauung, ihrer sexuellen Identität, ihres Geschlechts oder einer möglichen Behinderung. So will es das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, das vor genau sechs Jahren in Kraft getreten ist. Aber nicht jeder hält sich an diese Paragrafen. Deshalb beschäftigt die Stadt Nürnberg seit über einem Jahr einen eigenen Beauftragten für Diskriminierungsfragen: Detlev Janetzek ist ein gefragter Mann. Das Telefon in seinem Büro klingelt fast ununterbrochen. Gerade ruft eine Frau mit osteuropäischem Nachnamen an und bittet um einen Beratungstermin. Ein durchaus typischer Fall für den Juristen, Bankkaufmann und ehemaligen Sozialamtsleiter. Mehr als die Hälfte aller Beschwerden über Diskriminierung bezieht auf die Herkunft der Betroffenen. Häufig richtet sich die Klage gegen die städtische Verwaltung. »Bei einem amtlichen Bescheid etwa lässt sich noch relativ schnell und konkret sagen, ob jemand tatsächlich diskriminiert worden ist«, sagt Janetzek (60). Wie schnell man mit vorschnellen Urteilen jemanden diskriminiert, erleben viele ältere Frauen, die mit deutlich jüngeren Männern anderer Nationalität verheiratet sind. Sie sind häufig dem Verdacht der Scheinehe ausgesetzt. Gibt es jedoch keine anderen Hinweise darauf als das Alter der Beteiligten, ist
relativ schnell klar, dass eine Diskriminierung vorliegt. In anderen Bereichen sei das schon deutlich schwieriger auszumachen, etwa wenn jemand davon überzeugt ist, aus Altersgründen eine Stelle nicht erhalten zu haben, sagt Janetzek. Am Anfang eines jeden Beratungsgesprächs, dessen Inhalte grundsätzlich vertraulich behandelt werden, steht die Frage, ob es sich tatsächlich um einen Fall von Diskriminierung handelt. Das ist nicht immer einfach zu klären, weder im Hinblick auf das konkret Vorgefallene noch auf das Gesetz. Denn die Vorschriften zur Antidiskriminierung, auf die Janetzek seine Arbeit stützt, sind in vielen verschiedenen nationalen und internationalen Regelwerken definiert. Das wichtigste ist dabei das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz aus dem Jahr 2006, aber auch UN-Konventionen spielen eine Rolle. »Es ist entscheidend, dass die Betroffenen frühzeitig kommen und nicht erst, wie leider üblich, wenn ein Rechtsproblem auftaucht«, sagt Janetzek. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz sehe eine Zweimonatsfrist vor, innerhalb der Schadenersatz oder eine Entschädigung geltend gemacht werden können. Die Betroffenen, die er berät, hätten am häufigsten Probleme im Zusammenhang mit der Arbeitswelt. Hinzu kämen Schwierigkeiten bei der Suche nach einer geeigneten Wohnung oder Unzufriedenheit mit der Betreuung. Werden ältere Menschen diskriminiert, so geschehe das häufig in Verbindung mit einer Krankheit, Behinderung, der ethnischen Herkunft oder dem sozialen Status. Schwieriger Nachweis Gerade im Berufsleben fühlen sich Ältere oft nicht mehr erwünscht, kommen bei Stellenausschreibungen nicht zum Zuge oder werden gar gemobbt, weiß der Berater. In all diesen Fällen sei es wichtig, sich genau aufzuschreiben, wann was passiert sei. Werde bei einer Stelle ein jüngerer Bewerber trotz schlechterer Qualifikation vorgezogen, sei es besonders schwierig nachzuweisen, dass tatsächlich das Alter den Ausschlag für die Stellenbesetzung gegeben habe. »Allerdings müssen nicht die Opfer beweisen, dass sie diskriminiert worden sind, sondern die Beschuldigten müssen darlegen, dass das nicht der Fall war«, erläutert Janetzek die sogenannte Beweislastumkehr. Sie gilt dann, wenn zumindest die Indizien gesichert sind. In der Regel nehmen die
Beschuldigten dann auch Stellung zum Vorwurf. Nach einem Beratungsgespräch ergreift Janetzek die jeweils erforderlichen Maßnahmen – mit dem Einverständnis des Betroffenen. »Wir schreiben die Unternehmen oder sonstigen Beschuldigten dann an und bitten um eine Stellungnahme«, berichtet er. Auch wenn Verwaltungsvorgänge diskriminierend sind, wird er aktiv. Bei Konflikten kümmern sich außerdem 16 von der Stadt Nürnberg interkulturell ausgebildete Mediatorinnen und Mediatoren darum, eine für beide Seiten erträgliche Lösung zu finden. Derzeit werden noch 16 weitere Konfliktmanager geschult, um der Menge der Diskriminierungsfälle Herr zu werden: 200 solcher Fälle hat es bislang in einem Jahr gegeben, und damit hatte auch Detlev Janetzek nicht gerechnet. »Es hat mich erstaunt, dass es so viele beratungssuchende Betroffene gibt.« Hohe Dunkelziffer Eine Einigung, wie auch immer sie aussehen mag, ist wichtig. »Geschieht nichts, entsteht schnell Verbitterung, und die Betroffenen haben möglicherweise Probleme, ihr Leben zufrieden weiterzuführen«, berichtet der Berater. Grundsätzlich ist der Beauftragte für Diskriminierungsfragen für die Nürnberger Bürgerinnen und Bürger zuständig sowie für die Fälle, die innerhalb der Stadt passiert sind. Aber auch Anrufer aus dem Umland oder den Nachbarstädten erhalten durchaus einen Ratschlag am Telefon und die Anschrift der zuständigen Stelle, an die sie sich wenden können. In der Regel ist dies die Antidiskriminierungsstelle des Bundes in Berlin, denn eine vergleichbare Einrichtung wie in Nürnberg gibt es in ganz Bayern nicht. Bei der Berliner Fachstelle hat aktuell rund ein Fünftel aller Anfragen mit dem Alter zu tun. Wie häufig tatsächlich Diskriminierungen im Alltag vorkommen, kann niemand genau sagen. Experten gehen von einer Dunkelziffer von 80 Prozent aus. Alexandra Buba; Foto: NN-Archiv
Der Beauftragte für Diskriminierungsfragen beim Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg: Detlev Janetzek Tel. 0911/231-10312 E-Mail: detlev.janetzek@stadt.nuernberg.de
ANSICHtSSACHE
sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 3/2012
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Alles ganz einfach Von Automaten und anderen Widrigkeiten
W
enn es eine Hitliste gäbe, was die Jungen an den Alten am meisten nervt, stünde an vorderer Stelle vermutlich der Satz »Früher war alles besser!« Ja klar, damals kostete ein Brötchen zehn Pfennige und an Kaisers Geburtstag war schulfrei. Aber halt, das betrifft jetzt eher die vorherige Oma-Generation, heute klingt das etwa so: »Zu meiner Zeit waren wir noch höflich und standen auf, wenn ein älterer Mensch in der Straßenbahn keinen Sitzplatz bekam.« Oder: »Wir haben uns sonntags immer fein gemacht und wären nie so schlampig aus dem Haus gegangen wie ihr heute.« Die Reaktion auf solche Sätze ist durch die Jahrzehnte hindurch gleich geblieben. Die Jungen verdrehen die Augen oder schalten auf Durchzug, und Mama muss schnell mal schauen, ob in der Küche nichts anbrennt, während Oma erzählt. Papa hatte schon längst etwas Dringendes zu erledigen. Nun richtet sich unser Magazin nicht an Teenies, sondern an »selbstbewusste ältere Menschen«, sodass ich meinen Beitrag zum oben genannten Thema getrost leisten kann. Beispielsweise das Reisen. Früher, wenn einen das Fernweh packte, ging man zum Bahnhof. Am Schalter verlangte man seine Fahrkarte, und die einzige Frage, die man beantworten musste, war: »Einfach oder hin-und-zurück?« Heute geht es wesentlich präziser zur Sache. Nach Bahncard, Wochenendticket, Frühbucherticket, Sparpreis und wer weiß noch was wird da gefragt. Gepriesen sei der Fortschritt …? In jenen vergangenen Tagen überreichte der Schalterbeamte die Fahrkarte tatsächlich persönlich und ohne Aufpreis für seine Bemühungen. Jetzt geht das so, wenigstens in unserer Stadt: Man durchquert die Vorhalle, wo die hübschen Computer stehen, und gelangt in den schönen großen Jugendstilsaal mit zahlreichen Schaltern. Brav zieht man am Eingang eine Nummer wie beim Einwohnermeldeamt und wartet, bis die Zahl an einem der Schalter aufleuchtet, zu dem man spurtet. So genau wie möglich nennt man sein Anliegen, der Beamte sucht die Verbindung heraus, alles ist geklärt und man wartet auf den Ausdruck der Fahrkarte, da kommt die Frage: »Wollen Sie die Fahrkarte am Automaten kaufen oder am Schalter bei mir?« – Nein, lieber nicht am Automaten, schießt es mir durch den Kopf, was ist, wenn ich mich vertippe? Also: »Bei
Ihnen bitte.« »Das kostet aber drei Euro.« – In Gottes Namen, aber warum ??? Dieser Irrsinn, empört im Familienkreis erzählt, regt keinen auf. Im Gegenteil: »Warum buchst du deine Karte nicht einfach online?« will die jüngere Verwandtschaft wissen, die ebenso wenig kapiert, wieso kürzlich ihr Geschenk, die praktische kleine Digitalkamera, nicht auf ungetrübte Begeisterung stößt. Weniger das Fotografieren als das Entwickeln der Bilder ist der Knackpunkt. Früher – aha, da sind wir wieder! – brachte man den vollen Film ins Fotogeschäft und freute sich, wenn man nach acht bis zehn Tagen seine Bilder in Empfang nehmen konnte. Heute ist natürlich alles »total easy«: »Pass auf, Oma. Du gehst in deine Drogerie, da stehen ein paar Automaten, an denen du deine Bilder sofort selbst entwickeln kannst. Geht schnell und ist total preiswert, du wirst schon sehen.« – Ja, das sehe ich. Da stehe ich mit meinem Mikrochip vor dem Gerät und betrachte die Leiste unter dem Bildschirm. Lauter kleine Schlitze, unter denen folgende Abkürzungen stehen: SD/SDHC, Mini-SD, Micro-SD, Compact Flash, CF/MD, xD, MMC/RS-MMC, MS/ PRO/DUO/Bluetooth, USB, Photoshop. Nach einer Weile gelingt es mir, eine hastig vorbei eilende Drogerie-Verkäuferin einzufangen, die meinen Chip blitzesschnell in den richtigen Schlitz stopft und wieder davon stürmt. Hilfsbereit steht mir nun der Computer zur Seite und gibt auf dem Bildschirm bekannt, welche weiteren Schritte ich unternehmen muss, um an meine Fotos zu kommen. Dass ich trotzdem fünf Mal neu beginnen muss, will ich jetzt lieber nicht ausführen. Neben mir steht ein älterer Herr und schaut gebannt zu. »Wissen Sie vielleicht auch, wie man Vergrößerungen macht?«, will er zaghaft wissen, und ich verweise vorsichtshalber aufs DrogeriePersonal.
Auch mit dieser Story aus meinem Seniorenleben komme ich beim Nachwuchs nicht gut an. »Warum brauchst du eigentlich noch Papierfotos? Leg dir doch in deinem PC eine Bildergalerie an. Da kommen deine Aufnahmen viel größer und leuchtender zur Geltung, und den Automaten brauchst du auch nicht mehr.« So gemütlich altmodisch Nein, das will ich alles nicht. Ich möchte es mir manchmal auf dem Sofa gemütlich machen und allein oder in Gesellschaft in meinen Alben blättern. Und nicht vor dem Bildschirm sitzen und ein Foto nach dem anderen »aufrufen«. Manchmal stelle ich mir vor, wie es in naher Zukunft sein wird. Statt sorgfältig geschriebener Briefe gibt es lässige E-Mails, Ansichtskarten sind megaout und Fotos aus dem Urlaub werden per Handy hin und her getauscht. Bücher liest man, wenn überhaupt, auf seinem e-book. Und eine neue Generation von Alten wird erzählen, wie es früher (also heute) war. »Gähn, gähn«, sagen dann die jungen Jungen und schalten auf Durchzug – wie gehabt. Brigitte Lemberger Cartoon: Sebastian Haug
30 V e r a n s t a l t u n g s k a l e n d e r
sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 3/2012
Ausgewählte Veranstaltungen September bis Dezember 2012 ausstellungen Im Objektiv des Feindes 28.09. bis 25.11.2012, Mo-Fr 9–18 Uhr, Sa/So 10–18 Uhr Doku-Zentrum im Reichsparteitagsgelände, Bayernstr. 110, Nürnberg Die deutschen Bildberichterstatter im besetzten Warschau 1939–1945 Info: 0911 / 231-56 66 »das buch: mein leben« 04.10. bis 31.10.2012, Di-Fr 14–18 Uhr Stadtteilbibliothek im südpunkt, Pillenreuther Str. 147, Nürnberg Fotografische Ausstellung von Madeleine Weishaupt Info: 0911 / 231-31 06 Verschiedene Eindrücke der Malgruppe »Der Kreis« 12.10.2012, 14 Uhr Seniorenzentrum am Tiergärtner Tor, Burgschmietstr. 4, Nürnberg Vernissage VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23 Eröffnung des Wintersalons 18.11.2012, 15–18 Uhr Galeriahaus Nord, Wurzelbauer Str. 29, Nürnberg Info: 0911 / 55 33 87 Horst Schäfer – Retrospektive Ab 20.11.2012, Di-Fr 9–17 Uhr, Sa/So 10–18 Uhr Museum Industriekultur, Äußere Sulzbacher Str. 62, Nürnberg Info: 0911 / 231-38 75 Kaleidoskop eines Künstlerlebens mit Andriy Cherkasov 23.11.2012, 16 Uhr, Vernissage Seniorenzentrum am Tiergärtner Tor, Burgschmietstr. 4, Nürnberg VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23
Nürnberg weiß-blau bis 25.11.2012, Di-Fr 10–17 Uhr, Sa/So 10–18 Uhr Stadtmuseum Fembohaus, Burgstr. 15, Nürnberg 300 Jahre Nürnberger Fayence-Manufaktur und die Sammlung Neuner Info: 0911 / 231-25 95 Kunst & Handwerk. Art & Crafts Ab 06.12.2012, Di-Fr 10–17 Uhr, Sa/So 10–18 Uhr Stadtmuseum Fembohaus, Burgstr. 15, Nürnberg Weihnachtsverkaufsausstellung Info: 0911 / 231-25 95
Beratung & Vorträge Internetberatung jeden Mittwoch, 15 Uhr AWOthek, Karl-Bröger-Str. 9, Nbg. VA: AWO Kreisverband Nbg. e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 45 06 01 67 Formularausfüllservice jeden Freitag, 15 Uhr AWOthek, Karl-Bröger-Str. 9, Nürnberg Keine Steuererklärungen! VA: AWO Kreisverband Nbg. e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 45 06 01 67 In Kontakt mit der Familie – Videotelefonie mit dem Computer 02.10.2012, 9.30–11.30 Uhr Museum für Kommunikation, Lessingstraße 6, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 230 88 85 Alles App oder? 04.10., 10.10., 19.10.2012, 9.30–11.30 Uhr Museum für Kommunikation, Lessingstraße 6, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 230 88 85 Wenn Hunde Leben retten 04.10.2012, 14 Uhr Café Zeitlos im KUNO, Wurzelbauer Str. 29, Nürnberg VA: KUNO e.V. Nürnberg Info: 0911 / 55 33 87
zu Hause
Tipps und Tricks fürs Handy 09.10.2012, 9.30–11.30 Uhr: Einsteiger 16.10.2012, 9.30–11.30 Uhr: Einsteiger mit Grundkenntnissen Museum für Kommunikation, Lessingstr. 6, Nürnberg VA: Seniorenamt in Kooperation mit dem Museum für Kommunikation Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 231-66 55 Demenz (Seminar) 09.10. bis 13.11.2012, je 14.15–15.45 Uhr, (6 Termine, näheres bei Anmeldung) Wallensteinstr. 61, 1. OG rechts, Nürnberg Krankheitsbild verstehen und betroffene Menschen unterstützen VA: Angehörigenberatung Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 26 61 26 »Spätlese. Kunstunterhaltung für reifere Jahrgänge« 11.10., 15.11.2012, jeweils 15–16.30 Uhr Blumenmalerei im Barock: Georg Flegel und Maria Sybilla Merian Virtuose Skulptur der Spätgotik: Veit Stoß 30 EUR für Mitglieder des GNM und Inhaber der Kulturkarte Info: 0911 / 1331-238 Patienten- und Betreuungsverfügung, Vorsorgevollmacht 11.10.2012, 14 Uhr Haus Eckstein, Burgstraße 1, Nürnberg VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23 Kriegsalltag im besetzten Warschau 11.10.2012, 18.30 Uhr Doku-Zentrum Reichsparteitagsgelände, Bayernstr. 110, Nürnberg Vortrag zum historischen Hintergrund wieder entdeckter fotografischer Quellen; Referent: Prof. Werner Benecke Info: 0911 / 231-56 66
»Von der Kunst alt zu werden« 12. und 13.10.2012 Fachstelle für Frauenarbeit der Evang.-Luth. Kirche in Bayern im FrauenWerk Stein e.V., Deutenbacher Str. 1, Stein Workshop, in dem die Perspektive der Gesundheit die Vorzüge und Nachteile des Älterwerdens sichtbar und nutzbar gemacht werden können. Info: 0911 / 6806-142 Informationsveranstaltung für ehrenamtliche Betreuer und Bevollmächtigte 17.10.2012, 17–19 Uhr Pacelli Haus, Sieboldstr. 3, Erlangen Referentinnen: Maria Heckel, Palliativmedizinischer Dienst, Sybille Frinken, Sozialdienst Palliativstation, Info: 09131 / 25 870 Möglichkeiten und Angebote bei Pflegebedürftigkeit 18.10.2012, 14 Uhr Haus Eckstein, Burgstraße 1, Nbg. VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23 Smartphones 23.10., 13.11.2012, 9.30–11.30 Uhr Museum für Kommunikation, Lessingstraße 6, Nürnberg Sind die kleinen Allrounder auch leicht zu bedienen? Info/Anmeldung: 0911 / 230 88 85 Mein letzter Wille – Regelung der Hinterlassenschaft 24.10.2012, 14 Uhr Haus Eckstein, Burgstraße 1, Nürnberg VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23 Handyberatung 30.10., 27.11.2012; Uhrzeit nach Absprache bei Voranmeldung AWOthek, Karl-Bröger-Str. 9, Nbg. VA: AWO Kreisverband Nbg. e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 45 06 01 67
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V e r a n s t a l t u n g s k a l e n d e r 31 Mit Kompetenz und Gefühl
DB-Automatenschulung 31.10., 03.11., 10.11., 14.11., 17.11., 24.11., 28.11.2012, jeweils 14 bis 16 Uhr DB Museum, Lessingstr. 6, Nürnberg Fahrkartenkauf am DB-Automaten VA: DB Museum Nürnberg Info: 01804 / 44 22 33 (20 ct/Anruf vom Festnetz; Mobilfunk max. 42 ct/Anruf) Alte Schätzchen – kann mein PC auch LPs abspielen? 06.11.2012, 9.30–11.30 Uhr Museum für Kommunikation, Lessingstraße 6, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 230 88 85 Tiepolos Meisterwerk – die Fresken der Würzburger Residenz 07.11.2012, 15.15–16.45 Uhr Gewerbemuseumsplatz 2, Zi. 3.11, Nürnberg Referentin: Julia Meister-Lippert VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info: 53 70 10 (Mo/Di/Do 13 – 15.30 Uhr) Interstitielle Cystitis und chronische Blasenentzündung 07.11.2012, 17.30 Uhr Kiss, am Plärrer 15, Nürnberg, 3. Stock, Gruppenraum 2 Selbsthilfegruppe und Beratung für Betroffene Info: 0911 / 64 27 625 Grundkurs »Kulturführerschein« 15.11.2012, 17 Uhr Seniorenzentrum am Tiergärtner Tor, Burgschmietstr. 4, Nürnberg VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23 Rechtliche Fragen bei einer Demenzerkrankung 20.11.2012, 14.15–15.45 Uhr Wallensteinstr. 61, 1. OG rechts, Nürnberg Vorsorgevollmacht, Patienten- verfügung, Betreuungsrecht VA: Angehörigenberatung Nbg. e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 26 61 26 Leistungen der Pflegeversicherung für demenzkranke Menschen 27.11.2012, 14.15–15.45 Uhr Wallensteinstr. 61, 1. OG rechts, Nürnberg VA: Angehörigenberatung Nbg. e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 26 61 26
Lesen im Internet-Zeitalter 28.11.2012, 14.30 Uhr Haus Eckstein, Burgstraße 1, Nbg. Informationen rund ums E-Book VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23 Alzheimer Demenz und andere Demenzformen – ein Überblick 28.11.2012, 14–16 Uhr Nachbarschaftshaus Gostenhof, Adam-Klein-Str. 6, Nürnberg Referent: Prof. Dr. med. Markus Weih VA: Angehörigenberatung Nbg. e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 26 61 26
Führungen & Wanderungen Das Fräulein vom Amt 09.10.2012, 14–15 Uhr Museum für Kommunikation, Lessingstraße 6, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 230 88-0 Streifzug durch das historische Nürnberg und das Fembohaus 16.10.2012, 10–13 Uhr Treffpunkt: Königsturm, Nürnberg Leitung: Esther Pecher VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10 (Mo, Di, Do 13 –15.30 Uhr) 60 Jahre Fernsehen in der BRD 16.10.2012, 14–15 Uhr Museum für Kommunikation, Lessingstraße 6, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 230 88-0
Orte der Reformation in Nürnberg 14.11.2012, 15 Uhr Treffpunkt: St. Klara-Kirche, Königstr. 64, Nürnberg VA: Initiative »Persönliche Stadtansichten« Info: 0911 / 211 07 30 (Mo 14–16 Uhr, Mi 14.30–16.30 Uhr)
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St. Jobst – Siechenkobel an der Goldenen Straße 27.10.2012, 10–16 Uhr Treffpunkt: Friedhofseingang, Äußere Sulzbacher Str. 138, Nürnberg VA: Altstadtfreunde Nürnberg e.V. Info: 0911 / 24 13 93 Wolff’scher Bau – altes Rathaus 30.10.2012, 14 Uhr Treffpunkt: Rathausplatz, Nürnberg Was wir vom Rathaus alles kennen. VA: Initiative »Persönliche Stadtansichten« Info: 0911 / 211 07 30 (Mo 14–16 Uhr, Mi 14.30–16.30 Uhr)
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Führung im Kriminalmuseum Fürth 08.11.2012, 14.30 Uhr Treffpunkt: Rathaus Fürth, Ecke Brandenburger/Ludwig-Erhardt-Str., Fürth Leitung: Wilfried Dietsch VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10 (Mo, Di, Do 13 –15.30 Uhr)
Raubflora 18.10.2012, 14 Uhr Galeriehaus Nord, Wurzelbauer Str. 29, Nürnberg Führung durch die Ausstellung Info: 0911 / 55 33 87
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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 3/2012
Tanz mit, bleib fit 13.10., 03.11., 01.12.2012, jeweils um 14.30 Uhr AWOthek, Karl-Bröger-Str. 9, Nürnberg Mitmachtänze für Tanzfreudige ab 40; Leitung: Ingrid Ullmann VA: AWO-Kreisverband Nürnberg e.V. Info: 0911 / 45 06 01 66
Christian Morgenstern – heiter und Ernst 07.10.2012, 17 Uhr Spitzweed-Scheune, Schulstr. 25, Roßtal Galgenlieder, Palmström und Epigramme – Lesung (Wernfried Hübschmann) mit Gitarrenbegleitung (Wilgard Hübschmann) Info: 09127 / 57 80 35
Wen Do für Seniorinnen 26.10.2012, 10–15 Uhr Gleißbühlstr. 10, Nürnberg Info- und Schnupperstunde VA: AURA Nürnberg e.V. Info: 0911 / 28 46 29
Die zehn Gebote 11.10.2012, 14 Uhr Café Zeitlos im KUNO, Wurzelbauer Str. 29, Nürnberg Lesung mit Dr. Günther Beckstein Info: 0911 / 55 33 87
Auf ein Wort 11.11.2012, 11 Uhr Dehnberger Hoftheater, Dehnberg 14, Lauf Literarisch-musikalischer Frühschoppen mit Ulrich Rach Info: 09123 / 954 49-0; Kartenbestellung: 09123 / 954 49-1
Seniorentanz 13.11., 28.11.2012, 14 Uhr (Einlass und Bewirtung ab 13.30 Uhr) Tanztreff Weißengarten, Theaterstr. 5, Fürth Musik und Tanz mit Franz Gebhart Info: 0911 / 974 17 85
Literaturcafé 17.10.2012, 14.30 Uhr: Charles Dickens (200. Geburtstag) 12.12.2012, 14.30 Uhr: Sissi – Kaiserin wider Willen Ort wird bei Anmeldung bekannt gegeben VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23
Spurensuche – wie wir wurden, wer wir sind 15.11.2012, 15.15–16.45 Uhr Gewerbemuseumsplatz 2, Zi. 3.11, Nürnberg Ingeborg Höverkamp und Mitglieder der Autorengruppe Blaue Feder VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10 (Mo, Di, Do 13 –15.30 Uhr)
Treffpunkt Theater 50plus 24.10.2012, 14.30 Uhr, mit Kai Weßler (Musikdramaturg) 28.11.2012, 14.30 Uhr, mit Peter Reich (Klarinettist) Restaurant »Tinto« im DB Museum, Lessingstr. 6, Nürnberg VA: Stadtseniorenrat Nürnberg Info: 0911 / 231-65 02
Was sind wir doch heute für ein Schelm 16.11.2012, 19.30 Uhr DB Museum, Lessingstr. 6, Nürnberg Kabarett von und über Heinz Erhardt mit Lutz Glombeck und Carl H. Demuß VA: DB Museum Nürnberg Info: 01804 / 44 22 33 (20 ct/Anruf vom Festnetz; Mobilfunk max. 42 ct/Anruf)
literatur & theater Erfindergeist und andere große Würfe 03.09., 14.10., 28.10., 18.11., 25.11., 02.12.2012, jeweils um 14.30 Uhr Stadtmuseum Fembohaus, Burgstr. 15, Nürnberg Info: 0911 / 231-25 95
Am Erzähltisch: Rollentausch 25.10.2012, 18 Uhr Mit Ingrid Mielenz und Dieter Kreft AWOthek, Karl-Bröger-Str. 9, Nürnberg VA: AWO Kreisverband Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 45 06 01 67
Die Erfolgsgeschichte geht weiter: der 2. Bauabschnitt ...
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Westfriedhof: Nordwestring 65 90419 Nürnberg Telefon 0911 / 379752 Telefax 0911 / 338580
Südfriedhof: Julius-Loßmann-Straße 75a 90469 Nürnberg Telefon 0911 / 481455 Telefax 0911 / 4803652
Fürther Friedhof/Nordeingang: Erlanger Straße 103a 90765 Fürth Telefon 0911 / 7879855 Telefax 0911 / 9749735
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Impressum sechs+sechzig Magazin für selbstbewusste ältere Menschen
V e r a n s t a l t u n g s k a l e n d e r 33
Jahrgang 13 / September 2012
Autoren: Alexandra Buba, Günter Dehn, Herbert Fuehr, Ute Fürböter, Angela Giese, Herbert Heinzelmann, Ilona Hörath, Karin Jungkunz, Anja Kummerow, Brigitte Lemberger, Horst Mayer, Annika Peißker, Claudia Schuller, Peter Viebig Fotos: Michael Matejka, Mile Cindric, Ute Fürböter, Roland Fengler Illustration: Sebastian Haug Titel: Ute Fürböter Gestaltung: www.gillitzer.net Koordination: Georg Hopfengärtner Fachliche Beratung: Seniorenamt Nürnberg, Ilona Porsch Druck: Verlag Nürnberger Presse Druckhaus Nürnberg GmbH & Co. Auflage: ca. 220.000 Anzeigenannahme und -betreuung (Print + Online): • Ingrid Ullmann: Tel.+Fax 0911 / 40 64 99 ullmann@intergenerationes.de • Elfi Limpert Mobil: 0170/3 26 62 73 limpert@intergenerationes.de • Carmen Porzelt Tel. 0911 / 50 07 18, Fax 0911 / 500 96 42 mail@porzelt.org Anzeigen-Dateien an: 66@gillitzer.net Derzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 16 Verantwortlich für den Inhalt der Anzeigen: Wolfgang Gillitzer Das nächste sechs+sechzig erscheint am 07.12.2012, Anzeigenschluss 09.11.2012. Schirmfrauen: Helene Jungkunz, Ingrid Mielenz, Ursula Wolfring (†) Die vorliegende Ausgabe von sechs+sechzig erscheint mit freundlicher Unterstützung durch:
Musik & unterhaltung Der Wind hat mir ein Lied erzählt 03.10.2012, 17 Uhr Zarah-Leander-Revue mit Tanja Maria Froidl, Darstellern und Band Dehnberger Hoftheater, Dehnberg 14, Lauf Info: 09123 / 954 49-0; Kartenbestellung: 09123 / 954 49-1 Singnachmittag 10.10., 24.10., 07.11., 05.12.2012, jeweils um 15 Uhr Seniorenzentrum am Tiergärtnertor, Burgschmietstr. 4, Nürnberg Gemeinsames Singen mit Instrumentalbegleitung VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nbg. e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23 Seniorennachmittag bei Kaffee und Kuchen mit Musik 10.10.2012, 14–15 Uhr VdK-Haus, Rosenaustr. 4, Nürnberg VA: VdK Kreisverband Nürnberg e.V. Info: 0911 / 27 95 50 Balkan- und Klezmermusik mit SIRBA 11.10.2012, 20 Uhr Fenster zur Stadt, Vordere Sterngasse 1, Nürnberg VA: Fenster zur Stadt Info: 0911 / 244 49-412 Und ewig bockt das Weib – Frauen und andere Katastrophen 14.10.2012, 15 Uhr Seniorenzentrum am Tiergärtner Tor, Burgschmietstr. 4, Nürnberg Konzert mit dem Duo »Trällertasten« VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23 Fränkische Kerwalieder – mitsingen erlaubt 17.10.2012, 15 Uhr (Einlass und Bewirtung ab 14 Uhr) Gasthaus Grüner Baum, Puppenstube, Gustavstr. 34, Fürth VA: Seniorenbüro der Stadt Fürth in Kooperation mit dem Kulturring D Info: 0911 / 974 17 85
Montagskonzert im Hirsvogelsaal 22.10., 03.12.2012, 13.15 Uhr Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal, Hirschelgasse 9–11, Nürnberg Musikalische Kostproben von Schüler/-innen des LabenwolfGymnasiums Info: 0911 / 231-54 21 Matinee mit Ingrid Lukas 28.10.2012, 11–13 Uhr DB Museum, Lessingstr. 6, Nürnberg Moderne estnische Musik VA: DB Museum Nürnberg Info: 01804 / 44 22 33 (20 ct/Anruf vom Festnetz; Mobilfunk max. 42 ct/Anruf)
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150 Jahre Privatmusikverein 19.10.2012, 19.30 Uhr Meistersingerhalle, Kleiner Saal, Münchener Straße 21, Nürnberg Mit dem Ensemble »Kontraste« VA: Privatmusikverein Nürnberg e.V. Info: 09123 / 80 91 43-0
Fränkischer Nachmittag 21.10.2012, Redoutensaal, Erlangen Es spielen Musik- und Gesangsgruppen aus der Region VA: Getrud Heidmann, Volksmusikpflegerin der Stadt Erlangen Info: 09131 / 99 03 85,
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Literarisch-musikalische Weihnachten 01.12.2012, 15.30–17.45 Uhr Stadtbibliothek, Gewerbemuseumsplatz 4, Nürnberg Erleben Sie, was man in Großbritannien, den USA und Italien spielt, liest und singt. Info: 0911 / 231-31 06
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Das himmlische Leben 21.10.2012, 16.30 Uhr Meistersingerhalle, Münchener Straße 21, Nürnberg Sonntagskonzert der Nürnberger Symphoniker; Dirigent: Alexander Shelley VA: Nürnberger Symphoniker Info: 0911 / 474 01-43
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Spenden sind steuerlich absetzbar: HypoVereinsbank Nürnberg, Konto 373 54 43, BLZ 760 200 70.
Herkules und der Stall des Augias 29.09., 20.11.2012, 15.30 Uhr Kammerspiele Staatstheater Nürnberg, Richard-Wagner Platz 2–10, Nürnberg VA: Seniorentheater »Tempo 100« Info: 0911 / 42 12 00
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Herausgeber: Seniorenmagazin sechs+sechzig – Verein zur Förderung des Dialogs der Generationen e.V. Burgschmietstr. 37, 90419 Nürnberg Telefon 0911 / 37 77 661 Fax 0911 / 37 77 662 E-Mail: info@sechs-und-sechzig.de Internet: www.magazin66.de
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34 V e r a n s t a l t u n g s k a l e n d e r
Schwein gehabt... Alles wieder sauber!
Musik der Klassik und Romantik 30.11.2012, 15.15–17.15 Uhr Faber-Saal, Gewerbemuseumsplatz 2, Nürnberg Konzert der Hochschule für Musik Nürnberg; Studierende der Klavierklasse Ingeborg Schmidt-Noll VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10 (Mo, Di, Do 13 –15.30 Uhr) Abendkonzert mit Efrat Alony 01.12.2012, 19 Uhr DB Museum, Lessingstr. 6, Nürnberg VA: DB Museum Nürnberg Info: 01804 / 44 22 33 (20 ct/Anruf vom Festnetz; Mobilfunk max. 42 ct/Anruf)
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Budderblädzli, Busch und Bäggli 01.12.2012, 15 Uhr Dehnberger Hoftheater, Dehnberg 14, Lauf Kabarett mit Klaus Karl-Kraus Info: 09123 / 954 49-0; Kartenbestellung: 09123 / 954 49-1 Konzert zum Nikolaustag 02.12.2012, 15 Uhr Seniorenzentrum der Stadtmission, Burgschmietstr. 4, Nürnberg VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23
sonstiges Senioren-Montagskino Jeden Montag, 15.15 Uhr Babylon-Kino, Nürnberger Str. 3, Fürth Cafébar geöffnet ab 14.30 Uhr, Programminformation beim Seniorenbüro Fürth und im Babylon-Kino Info: 0911 / 974 17 85
Alte und neue Glaskunst 11.10.2012, 9 Uhr Tagesausflug nach Coburg, zur Basilika Vierzehnheiligen und nach Kronach. Den Treffpunkt erfahren Sie bei Anmeldung VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23
Picknick und Boule-Spiel im Schlossgarten 30.09.2012, 10–17 Uhr Museum Tucherschloss, Hirschelgasse 9–11, Nürnberg Info: 0911 / 231-54 21
Bodenbearbeitung 13.10.2012, 10 Uhr Kulturladen Gartenstadt, Frauenlobstr. 7, Nürnberg Workshop für Hobbygärtner/-innen unter Leitung von Wolfgang Kautz (Gärtnermeister) Info/Anmeldung: 0911 / 48 23 18
Internationales Familienfrühstück 30.09.2012, 10.30–14 Uhr Nachbarschaftshaus Gostenhof, Adam-Klein-Str. 6, Nürnberg Frühstück mit Infos zum Thema Migration und Alter VA: Türkisch-deutscher Verein zur Integration behinderter Menschen Info: 0911 / 231-70 87
Lesung mit Christoph Süß 29.10.2012, 20.15 Uhr Buchhandlung Rupprecht, 2. OG, City-Point, Breite Gasse 5, Nürnberg Der Kabarettist und BR-Moderator liest aus seinem neuen Buch: »Morgen letzter Tag! – Ich und Du und der Weltuntergang« Info: 0911 / 249 16 300
Café Martin – offenes Stadtteilcafé jeweils von 14–16 Uhr 05.10.2012: Ausflug (Fürther Kerwa) 09.11.2012: Die Spätzünder 16.11.2012: Tanznachmittag mit Richard Müller 07.12.2012: Adventsfeier Caritas Senioren- und Pflegeheim Stift St. Martin, Cafeteria, Grolandstr. 67, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 937 99 75
Stammtisch in Maxfeld 29.10., 26.11.2012, jeweils 14–16 Uhr: Showtanz der Kinder des ATV Katzwang 17.12.2012, 14–16 Uhr: Adventsfeier mit Akkordeon Hans-Schick-Haus, Schmausengartenstr. 10, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 937 99 75
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Tagesausflug Ingolstadt 08.11.2012, 8.45 Uhr Treffpunkt: Mittelhalle Hauptbahnhof, Nürnberg Bahnfahrt in die Festungsstadt, Stadt des Bayerischen Reinheitsgebots, Stadt besonderer Kirchen VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23
Schreib- und Geheimwerkstatt 07.10, 28.10., 18.11.2012, jeweils von 14–16 Uhr Workshop für Kinder zwischen 6 und 10 Jahren; tatkräftige Unterstützung durch Großeltern ausdrücklich erwünscht Museum für Kommunikation, Lessingstraße 6, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 230 88 85
Gedächtnisführung zum Welttag der Wissenschaft 10.11.2012, 18–20 Uhr Turm der Sinne, Spittlertorgraben / Ecke Mohrengasse, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 944 32 81
Hänsel und Gretel 07.10.2012, 15 Uhr 13.10.2012, 16 Uhr Dehnberger Hoftheater, Dehnberg 14, Lauf Märchenballett für Großeltern mit Enkelkindern ab 6 Jahren Info: 09123 / 954 49-0; Kartenbestellung: 09123 / 954 49-1
Geist im Turm am Welttag der Philosophie 15.11.2012, 19.30 – 21 Uhr Turm der Sinne, Spittlertorgraben / Ecke Mohrengasse, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 944 32 81 Guter Stil für wenig Geld 16.11.2012, 17–21 Uhr Kulturladen Gartenstadt, Frauenlobstr. 7, Nürnberg Kreativworkshop zum fertigen schöner Accessoires aus Haushaltsgegenständen mit Anja Schiffel Info/Anmeldung: 0911 / 48 23 18 Kochen Sie gerne Marmelade? 18.11.2012, 15 Uhr Kulturladen Gartenstadt, Frauenlobstr. 7, Nürnberg 16. Marmeladenwettbewerb VA: Kulturförderverein Gartenstadt Info/Anmeldung: 0911 / 48 23 18
unterwegs mit enkeln Volles Rohr – und ab die Post 30.09., 21.10., 11.11., 02.12.2012, jeweils von 14–16 Uhr Workshop für Kinder zwischen 6 und 10 Jahren; tatkräftige Unterstützung durch Großeltern ausdrücklich erwünscht Museum für Kommunikation, Lessingstraße 6, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 230 88 85
Du bist ja ’ne Marke! Spielen in der Kinderpost 14.10., 04.11., 25.11.2012, 14–16 Uhr Workshop für Kinder zwischen 4 und 8 Jahren; tatkräftige Unterstützung durch Großeltern ausdrücklich erwünscht Museum für Kommunikation, Lessingstraße 6, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 230 88 85
Ein Tag, der bleibt.
Pettersson und Findus 14.10.2012, 15 Uhr Dehnberger Hoftheater, Dehnberg 14, Lauf Kindertheater für Großeltern mit Enkelkindern ab 6 Jahren Info: 09123 / 954 49-0; Kartenbestellung: 09123 / 954 49-1 Wie der Elefant zu seinem Rüssel kam 16.10.2012, 10 Uhr Kulturladen Gartenstadt, Frauenlobstr. 7, Nürnberg Stück nach Rudyard Kipling für Großeltern mit Enkelkindern ab 4 Jahren Info/Anmeldung: 0911 / 48 23 18 Märchen im Turm 25.10.2012, 19 Uhr: Anderswelt 29.11.2012, 19 Uhr: Vom Ableben und Überleben Stadtmauerturm, Vestnertormauer 5, Nürnberg VA: Reingard Fuchs Info: 0911 / 88 44 64; Kartenvorverkauf: 0911 / 231-40 00
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sechs + sechzig, 4/2010 über Heribert Beissel Dienstag, 23. Oktober 2012, 20.00 Uhr Ludwig van Beethoven • Ouvertüre zu „Egmont“ op. 84 • Konzert C-Dur op. 56 (Tripelkonzert) • Symphonie Nr. 6 F-Dur op. 68 („Pastorale“)
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Dienstag, 13. November 2012, 20.00 Uhr Georg Friedrich Händel • Suite aus der „Wassermusik“ Wolfgang Amadeus Mozart • Jeunehomme-Konzert Franz Schubert • Symphonie Nr. 6 C-Dur D 589 Donnerstag, 6. Dezember 2012, 20.00 Uhr Wolfgang Amadeus Mozart • Ouvertüre zu „Die Zauberflöte“ Franz Liszt • Klavierkonzert Nr. 1 Es-Dur Engelbert Humperdinck • Vorspiel zum 1. Bild von „Hänsel und Gretel“ Peter Tschaikowsky • Nußknacker-Suite op. 71a
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EHrENAMt
sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 3/2012
Da schmelzen selbst Heilige dahin Pottensteiner Verein verkauft Elisabeth-Schokolade für einen guten Zweck
Der Elisabeth-Verein Pottenstein kümmert sich um alte, einsame, kranke und trauernde Menschen. Der Erlös aus dem Verkauf der Süßigkeiten kommt seiner Arbeit zugute.
W
er Pottenstein besucht, kann eine einzigartige Süßigkeit genießen: die ElisabethSchokolade. Dabei handelt es sich um einen handgeschöpften Leckerbissen aus der Manufaktur des österreichischen Chocolatiers Zotter. Auf der Banderole der Schokolade erkennt man den Elisabeth-Brunnen, der sich im Herzen des oberfränkischen Luftkurorts befindet. Der Text daneben beginnt mit Worten, die auf den ersten Blick gar nicht zu einer edlen Leckerei zu passen scheinen: »Wir wollen die Menschen froh machen.« Zu einem guten Zweck tragen tatsächlich 90 Cent von den drei Euro bei, die das Täfelchen Nobelbitterschokolade kostet. Der Erlös kommt dem Elisabeth-Verein Pottenstein zugute, der sich um alte, kranke, einsame und trauernde Menschen kümmert. Schon im ersten Jahr ist die süße soziale Idee offenbar gut angekommen: 1000 Schokoladentafeln wurden bereits vernascht. Die Heilige Elisabeth und Pottenstein – das ist eine alte Verbindung. Die tausendjährige Burg wird auch als »Elisabeths Schutzburg in Franken« bezeichnet, denn 1228 hatte die Landgräfin hier Zuflucht gefunden. Später wurde Elisabeth von Thüringen zu einer Symbolfigur der tätigen Nächsten-
liebe – eine bessere Namenspatronin hätte ein sozialer Verein in Pottenstein also kaum wählen können. Erste Vorsitzende des Vereins ist Andrea Eichenmüller. Das Ehrenamt hat die diplomierte Sozialpädagogin seit der Gründung im Jahr 2008 inne. »In meinem Wohnzimmer haben wir uns getroffen. Acht, neun Leute waren wir anfangs«, erinnert sich die 43-Jährige. Bei der Gründungsversammlung hatte Burgherrin Margit von Wintzingerode das Grußwort gesprochen. Sie sagte unter anderem: »Es ist eine schwierige Gratwanderung, angesichts wirtschaftlicher Zwänge Freiräume für eine liebevolle Zuwendung zu den einzelnen Menschen zu schaffen. Elisabeth führt uns den Maßstab von Würde und Recht des Menschen vor Augen, der nicht angetastet werden darf, um Kosten zu sparen oder maximale Gewinne zu machen.« Andrea Eichenmüller weiß aus eigener, schmerzlicher Erfahrung: »Wenn es um Krankheiten und ums Sterben geht, fühlen wir uns oft ohnmächtig, hilflos und überfordert. Wir erleben Ängste und Unsicherheit.« Das gelte, wenn man selbst betroffen ist, aber auch, wenn man einen lieben Menschen begleite. Nicht selten würden die Anforderungen die Kräfte übersteigen. »›Was kommt danach? Wie kann ich mit meiner
Trauer umgehen, wie mit dem Verlust?‹ Das waren Fragen, die uns bei der Gründung vor vier Jahren am Herzen lagen, und die uns auch heute noch beschäftigen.« Mehr als 60 Mitglieder hat der ElisabethVerein inzwischen gewonnen, darunter auch Pottensteins Bürgermeister. »Viele unserer Aktiven, und das sind etwa 25 Frauen und Männer, sind in pflegenden Berufen tätig oder haben selbst schon Verluste erfahren«, berichtet Andrea Eichenmüller. Und sie ergänzt: »Konfessionen spielen keine Rolle, der Verein steht allen offen, die helfen möchten und die Hilfe in Anspruch nehmen wollen.« räume der Begegnung Gerade mal 17 Jahre jung ist Rebecca Spörl; sie ist die Jüngste im Bunde. Im September 2011 fand ein großes Benefizkonzert in der Pottensteiner Teufelshöhle statt, das sie organisiert hatte. »Ich bekomme hautnah mit, was meine Mama im Verein unternimmt und was der Verein in der Seniorenarbeit bewegen kann«, sagt die Gymnasiastin. Zum Beispiel hat er die Seniorennachmittage ins Leben gerufen, die dreimal im Jahr zum Valentinstag oder an Fasching stattfinden, im Juni am Johannestag und natürlich zum Jahrestag der Heiligen Elisabeth am
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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 3/2012
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600 Einsatzstunden pro Jahr aus. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass der Elisabeth-Verein Pottenstein Andachten speziell für Trauernde anbietet. Beim allerersten Mal waren nur fünf oder sechs Gäste in die Friedhofskirche St. Kunigund gekommen. »Und wir hatten die Andacht zu sechst vorbereitet«, erinnert sich Andrea Eichenmüller. Ob sich da der Aufwand lohnt? »Für uns war allein die Vorbereitung berührend und heilsam.« Inzwischen nutzen zunehmend auch Auswärtige die seit 2010 bestehende Möglichkeit, Menschen in ähnlichen Lebenssituationen in einem geschützten Raum zu treffen. An weiteren Ideen mangelt es Andrea Eichenmüller und ihren Mitstreitern nicht. »Gerade sind wir dabei, einen Besuchsdienst für alte einsame Menschen aufzubauen. Wir investieren Zeit, wir verschenken Zeit in der Begegnung mit Menschen. Das ist eine Zeit, die uns selbst so viel zurückgibt, weil sie mit Leben gefüllt ist.« Der Luftkurort Pottenstein ist ein lohnendes Ziel im Herbst. Ein Abbild der Figur der Heiligen Elisabeth (rechts unten) prangt auf der edlen tafel. 19. November. »Der Bedarf war da, die Idee fiel auf fruchtbaren Boden. Wir wollen Räume der Begegnung schaffen«, sagt Andrea Eichenmüller. Im Jahr 2010 beschlossen die Mitglieder des Elisabeth-Vereins zudem, das Bürgerhaus der Heimatstadt mit einem fest installierten Treppenlift aufzuwerten. Die bauliche Beschaffenheit des Gebäudes und der Kostenfaktor machten den Plan zunächst zunichte. Aber seit 2011 gibt es einen beweglichen Lift, das sogenannte Scalamobil. Das Geld dafür hat der Verein bei verschiedenen Veranstaltungen aufgetrieben, etwa am Tag der Vereine, bei zwei Benefizkonzerten oder beim Weihnachtsmarkt, wo Kartoffelsuppe, selbst gefertigte Postkarten und Kirschkernkissen verkauft wurden. Auch wer die Treppen nicht mehr alleine bewältigt, kann nun wieder an Veranstaltungen teilnehmen, Behördengänge erledigen oder den Arzt eigenständig aufsuchen. Am Erfolg des Projekts war Karin Spörl maßgeblich beteiligt. Rebeccas Mama hatte kräftig die Werbetrommel gerührt. Die 48-jährige Bankkauffrau erklärt ihr Engagement: Sie war jahrelang bei den Pfadfindern. »Deren Gründer Lord Robert Baden Powell sagte: ›Hinterlasst die Welt ein Stückchen besser, als ihr sie vorgefunden habt.‹
Nach diesem Motto lebe ich. Ich setze mich gerne ein für Menschen, die Hilfe brauchen. Vor Ort Gutes zu tun und einen Verein zu unterstützen, ist für mich wichtig.« Einmal verschnaufen können Die Leiterin der Caritas-Pflegestation in Pegnitz, Monika Blechschmidt, weiß, dass es ohne Ehrenamtliche praktisch nicht geht: »Ich arbeite seit fast 30 Jahren im Pflegedienst und kenne das aus Erfahrung: Professionelle Arbeit kann nicht alles abdecken.« Sie selbst koordiniert im Verein die Einsätze einer Gruppe, die Demenzkranke zu Hause betreut. »Die pflegenden Angehörigen sollen einfach einmal verschnaufen können. Sie können unsere Helferinnen regelmäßig und bis zu zwei Mal in der Woche für jeweils zwei Stunden buchen. Ich empfinde das als sehr dankbare Aufgabe«, sagt die 48-Jährige. Und dann erzählt sie von einer alten Dame, die – außer an den Wochenenden – sogar täglich von Mitgliedern des ElisabethVereins Besuch bekommt. »Die Angehörigen leben nicht in Pottenstein, aber die Seniorin kann in den vertrauten vier Wänden wohnen bleiben. Sie ist in guten Händen – Sozialstation, Zugehfrau und wir geben Fürsorge und Aufmerksamkeit.« Allein dieser Teil der Vereinsarbeit macht insgesamt
Ute Fürböter Fotos: Mile Cindric
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Immer mehr Gemüse auf Bestellung Bringdienste entlasten ältere Menschen beim Einkaufen
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ielen Menschen fällt das Einkaufen in zunehmendem Alter schwer. Aber es gibt auch die, für die Einkaufen noch nie ein Vergnügen war, und jene, die schlichtweg keine Zeit dafür haben – auch als Rentner nicht. Nicht einkaufen zu müssen und dennoch einen gut gefüllten Kühlschrank zu haben – das ist inzwischen möglich. Wo man früher vielleicht auf die Hilfe von netten Nachbarn oder Schülern angewiesen war, die sich ein paar Mark dazuverdienen wollten, gibt es inzwischen eine stattliche Anzahl professioneller Dienstleister, die sich des Problems annehmen. Das Internet hat den Markt verändert. Wenn man heute »Einkaufshilfe« in der Suchmaschine Google eingibt, erscheinen fast 50.000 Treffer. Beim Stichwort »Einkaufsservice« sind es immerhin noch 36.500 und bei »Einkaufsservice Nürnberg« reduziert sich diese Zahl auf gerade einmal noch 5210. Darunter sind viele Kleinanzeigen, in denen Privatanbieter ihre Dienste offerieren. Daraus den besten, nächsten und seriösesten herauszufinden, ist nicht einfach.
Unter den Treffern finden sich auch das Bayerische Rote Kreuz oder Unternehmen wie die Bringbiene, ein mittelfränkischer Einkaufsservice für Senioren und Familien. Erst vergangenes Jahr ging die Firma an den Start. Schon jetzt kann sie sich über eine lebhafte Nachfrage freuen. Die Idee dazu kam Gründer Philipp Mangold bei einem Grillabend mit den Schwiegereltern, bei dem auch die veränderten Bedürfnisse älterer Menschen ein Thema waren. Anders als viele andere Anbieter ist die Bringbiene spontan nutzbar. Bei Bestellungen bis 17 Uhr wird (außer an Sonn- und Feiertagen) schon am nächsten Tag geliefert – »direkt bis zum Kühlschrank«, wie das Wendelsteiner Unternehmen verspricht. Bestellt werden kann telefonisch, per Fax oder per E-Mail. Die Besonderheit des Angebotes liegt auch darin, dass die Mitarbeiter der Bringbiene nicht den Leberkäse irgendeiner Metzgerei mitbringen, sondern den von der Lieblingsmetzgerei. Und auch auf Sonderangebote zu achten, verspricht das Unternehmen. Geliefert wird im gesamten Großraum – von Alfeld über Pommelsbrunn bis
Zirndorf. Auf Wunsch werden die Einkäufe auch gleich eingeräumt. Das kostet es: Für einen monatlichen Beitrag von 49 Euro kauft die Bringbiene so oft ein wie gewünscht – bei einer Mindestbestellmenge von 19 Euro. Liegt der Einkaufswert darunter, wird ein geringer Aufschlag verlangt. Dies gilt allerdings nicht, wenn der Betrag durch Sonderangebote unterschritten wird. Der Vertrag ist auf drei, sechs oder zwölf Monate abzuschließen. So nimmt man Kontakt auf: Bringbiene, Mittelweg 37, 90530 Wendelstein, Tel. 09129/9093490, Fax 09129/9093491, E-Mail: info@bringbiene.de, Internet: www.bringbiene.de
Aber es gibt noch mehr Unterstützung. Ebenfalls im vergangenen Jahr wurden die Seniorenengel ins Leben gerufen. Die Erfahrungen mit ihren eigenen Großeltern brachte Gründerin Uschi Weißmüller auf die Idee. Das Angebot des Nürnberger Unternehmens geht weit über bloße Einkaufshilfe hinaus – es erstreckt sich auf das ganze Leben. Wer etwa seine Badewanne durch eine Duschkabine ersetzen will, kann die Seniorenengel Angebote einholen und prüfen lassen – und später auch die Abrechnung. Das Team um Uschi Weißmüller hilft auch dabei, die Wohnung umzuräumen, bereitet Feiern vor, kocht, wäscht, repariert Kleinigkeiten oder begleitet in Konzerte und zum Gottesdienst. Und kauft natürlich auch ein. Das kostet es: Der Stundensatz liegt generell bei 25 Euro. Nach der ersten Stunde wird je 30 Minuten abgerechnet. Für die Anfahrt in Nürnberg, Fürth und Stein wird eine Pauschale von 5 Euro je Einsatz fällig. Nimmt man die Dienste der Seniorenengel länger in Anspruch oder ist die Betreuung von mehreren Personen gewünscht, lassen sich auch Pauschalen vereinbaren. So nimmt man Kontakt auf: Seniorenengel, Uschi Weißmüller, Bopfinger Straße 13, 90441 Nürnberg, Tel. 0911/661532, E-Mail: kontakt@die-seniorenengel.de, Internet: www.die-seniorenengel.de
Wer gerne ganz persönliche und individuelle Unterstützung hätte, kann sich etwa an die Minijob-Zentrale wenden. Diese vermittelt für jede Art von Dienstleistung Helfer in der jeweiligen Region – ob für Einkaufen, Betreuung oder Reinigen. Laut MinijobZentrale lassen sich bundesweit bereits rund 1,7 Millionen Menschen über 60 Jahre im Haushalt unter die Arme greifen. Eine angemeldete Hilfe hat für beide Seiten Vorteile. Der Auftraggeber muss keine Angst vor einer Geldbuße haben, weil er so niemanden »schwarz« beschäftigt und auch bei einem Unfall im Haushalt nicht zur Verantwortung gezogen werden kann: Denn der Arbeitnehmer ist versichert. Er hat zugleich Anspruch auf Urlaub und die Chance auf mehr Rente. Das kostet es: Wer seiner Hilfe einer Vergütung von bis zu 400 Euro monatlich zahlt, muss Steuern und Sozialabgaben in Höhe von 14,34 Prozent entrichten. 20 Prozent der gesamten Ausgaben, maximal 510 Euro pro Jahr, lassen sich bei der Steuer geltend machen. So nimmt man Kontakt auf: Minijob-Zentrale, montags bis freitags von 7 bis 19 Uhr, Tel. 0355/2902-70799, Internet: www.minijob-zentrale.de
Immer frisches Gemüse auf dem Tisch und sich immer wieder aufs Neue überraschen lassen: Abo-Kisten erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Die meisten bieten saisonales und regionales Obst und Gemüse an, meistens sogar in Bio-Qualität. Die Gemüsekiste aus Petersaurach etwa liefert zu den Kisten auch Milch, Wurst, Käse, Eier, Brot, Säfte oder Weine. Aber auch Grillfleisch ist im Angebot. Oder Sonnenschutz und Kosmetika von Bio-Herstellern. Geliefert wird nach Nürnberg ebenso wie nach Dinkelsbühl, Leutershausen oder Weißenburg. Dazu gibt es kreative und einfache Rezeptideen, beispielsweise wie man aus zwei großen Bund Petersilie, Sahne und Zitrone eine leckere Petersiliencremesuppe kocht. Geliefert wird einmal pro Woche an einem bestimmten Tag – je nach Gebiet. Das kostet es: Eine Abokiste »Halb und Halb kompakt« beispielsweise mit einem Kilo Spitzkraut, einem Kilo Kartoffeln, 500 Gramm Spargel, einem Kilo Salat, 300 Gramm Aprikosen und 500 Gramm Äpfeln
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Saisonales kommt mit dem Lieferdienst direkt ins Haus. Meist hat die Ware Bioqualität.
kostet 14,61 Euro. Ein Käse-Abo mit vier Sorten Käse – frei wählbar aus acht verschiedenen Regionen – gibt es 14-tägig und kostet 11,50 Euro. Hinzu kommt, was man sonst noch gerne hätte. Ein Liter fettarme Bio-Milch in der Flasche zum Beispiel für 1,35 Euro. So nimmt man Kontakt auf: Die Gemüsekiste, Langenloh 2, 91580 Petersaurach, zu erreichen montags bis freitags von 8 bis 13 Uhr, Tel. 09827/91123, Fax (durchgehend) 09827/91124, E-Mail info@die-gemuesekiste.de (Anmeldung auch als »Gast« möglich), Internet: www.diegemuesekiste.de
Wer sich gerne überraschen lässt und bereit ist, Neues auszuprobieren, ist bei der Firma HelloFresh richtig. Ganz frisch ist das Berliner Unternehmen auch auf dem Nürnberger Markt – seit Mai dieses Jahres. Firmengründer Dominik Richter hatte es satt, Stammkunde bei Pizza-Lieferdiensten zu
sein. Seine Idee: Rezepte und Zutaten, aus denen sich in maximal 30 Minuten leckere Gerichte zaubern lassen – für Menschen mit wenig Zeit und wenig Lust zum Kochen. Gesunde Ernährung unkompliziert machen, das ist der Anspruch. Geliefert werden jeweils Lebensmittel, aus denen sich drei oder fünf Gerichte für jeweils zwei Personen zaubern lassen – mit oder ohne Fleisch. Die Rezepte für eine »Dreier-Tüte« sind etwa Kalte Radieschen-Gurkensuppe und Pizzaschnecken, Gebratener Rosmarinspargel auf Rucola und ein Caesar-Salad. Das kostet es: Eine Drei-Mahlzeiten-Tüte kostet 39 Euro, eine Fünf-Mahlzeiten-Tüte 49 Euro. Geliefert wird dienstags zwischen 17.30 Uhr und 22.30 Uhr. Mit einer Bestellung geht man ein Abonnement ein, das laut HelloFresh jederzeit kündbar ist. Auch ein Pausieren ist möglich. Allerdings muss beides – Kündigung oder Pause – bis spätestens acht Tage vor Liefertermin erfolgen. So nimmt man Kontakt auf: HelloFresh, Saarbrücker Straße 20/21, 10405 Berlin, Telefon-Hotline: 030/95605554, E-Mail: kundenservice@ hellofresh.de, Internet: www.hellofresh.de
Weitere Abo-Kisten-Anbieter: Abokiste, Landgut Schloss Hemhofen, 91334 Hemhofen, Tel. 09195/8381 oder 0919/923838-0, Fax 09195/92383811, E-Mail: info@abokiste.de, Internet: ww.abokiste.de Ökokiste, Hutzelhof GmbH, Weißenberg 55, 92265 Edelsfeld, Tel. 09665/95015, Fax 09665/95016, E-Mail: info@hutzelhof.de, Internet: www.hutzelhof.de Anja Kummerow Foto: Roland Fengler, Elena Schweitzer - Fotolia.com
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Sie lassen niemand beim Sterben allein Verein setzt sich für den bewussten Umgang mit dem Lebensende ein
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ls sich vor genau 20 Jahren das ambulante Hospizteam Nürnberg e. V. im Keller des Pfarrhauses von St. Johannis gründete, da gingen die Beteiligten noch neue, weitgehend unbekannte Wege. »Damals war es ungemein schwer, dem Thema Sterben und Tod den Schleier des Tabus zu nehmen«, erinnert sich Hospiz-Mitarbeiterin Henny Wangemann. Heute sind die Sterbeund Trauerbegleiter mit ihrem überkonfessionellen Angebot gefragt wie nie zuvor. Kein Zweifel: Sterblichkeit und das Ende des Lebens werden von den Lebenden in unserem Kulturkreis nicht mehr in dem Maße ausgeblendet wie noch vor 20 oder 30 Jahren. Zudem ist inzwischen eine ganze Menge an Literatur zu diesen elementaren Fragen des Menschseins auf dem Markt. Ob es sich um das »Tibetische Buch vom Leben und Sterben« oder um so euphorisch klingende Titel wie »Aufstieg ins Licht« handelt – das Ende des Lebens erhält wieder einen Wert und eine Selbstverständlichkeit, den es früher, etwa zu Zeiten der Großfamilie, schon einmal hatte. trost in den letzten tagen Viele Menschen werden im Sterben noch einmal von ihrem Leben eingeholt. Ganz häufig überfallen die Kranken in ihren letzten Tagen lang vergrabene und vergessen geglaubte Ereignisse. Flucht, Evakuierung, Vergewaltigung, das von Bomben zerstörte Elternhaus – »Alles kommt noch einmal hoch«, sagt Henny Wangemann. Die Sterbenden erleben gleichwohl auch Tröstliches, so wie die 86-Jährige, die fast 30 Jahre lang mit ihrem Bruder im Streit gelegen war und kein einziges Wort mehr mit ihm gewechselt hatte. Angesichts des nahen Todes äußert die alte Frau den Wunsch nach Versöhnung. Die HospizMitarbeiterin nimmt zum Bruder Kontakt auf, und so kitschig es klingen mag: Am Sterbebett versöhnen sich die beiden. In den letzten Stunden geht es aber keineswegs nur um die Vergangenheit. Henny Wangemann: »Unsere schwer- und sterbenskranken Patienten beschäftigt mehr das Jetzt.« Sie, die durchaus um ihren Zustand wissen, fürchten oft starke Schmerzen. »Hoffentlich muss ich nicht zu lange leiden«, ist eine Angst, mit der die 120 ehrenamtlichen Hospiz-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter häufig konfrontiert werden. »Und da können wir beruhigen«, versichert Wangemann. Die Palliativ-Medizin ermög-
Sterbebegleiter sind gefragt wie nie zuvor. Henny Wangemann vom Hospizverein Nürnberg ist schon lange dabei. liche es, ohne große Qualen und Angst zu sterben. Den Wunsch eines Todkranken nach Unterstützung beim Suizid würde das Hospizteam deshalb auch nicht erfüllen.
der Hospizarbeit engagieren, die in die Familien Sterbender, aber auch in Alten- und Pflegeheime gehen. Nur etwa fünf Prozent der Ehrenamtlichen sind Männer. Neun Palliativ Care-Schwestern, Krankenschwesunterricht und Praktikum tern mit einer Spezialausbildung in der Die Anforderungen an die Ehrenamtlichen Palliativ-Medizin, verstärken das Team. Ihr haben sich im Lauf der Zeit deutlich geänDienst wird von den Krankenkassen bezahlt. dert. Brachten vor 20 Jahren die KrankenAlle anderen jedoch, ob in der ambulanten und Sterbebegleiter Einfühlungsvermögen, Begleitung Sterbender, in der TelefonzentSensibilität und einfach rale oder in der Trauerarbeit eine große Portion Empatätig, bekommen keinen »Vor 20 Jahren war es thie mit, so reicht das heute schwer, dem Thema Cent. nicht mehr. 95 UnterrichtsSeit einigen Jahren Sterben den Schleier des gehört auch die Kinderhosstunden und ein 15-stünTabus zu nehmen.« diges Praktikum müssen pizarbeit zum Angebot. Die künftige Mitarbeiterinnen 57-jährige Sächsin Renate und Mitarbeiter absolvieren. Die Kurse Leuner, ausgebildete Agrar-Ingenieurin, die kann man unter dem Dach des Nürnberger sich nach ihrem Umzug in den Westen zur Hospiz-Teams in der Deutschherrnstraße Kinderkrankenschwester ausbilden ließ, ist 15-19, in der 2003 gegründeten Hospizakaeine der Frauen, die schwerstkranke Kinder demie, belegen. Teilnehmer sind vor allem und Jugendliche bis zu ihrem Ende begleiPflegekräfte, Angehörige, aber auch Ärzte. ten. »Kinder stellen oft unbefangen Fragen 600 Mitglieder unterstützen die Arbeit nach dem Tod«, weiß Leuner. Häufig ist bei des Vereins mit einem Jahresbeitrag von den Kleinen auch eine Portion Neugierde 20 Euro. Außerdem finanziert man sich aus auf das Kommende zu spüren. »Wie ist Spenden. Es sind meist Frauen, die sich in das, wenn ich tot bin?«, wollen die jungen
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Patienten wissen. »Kinder-Begleiterinnen« wie Renate Leuner durchlaufen noch einmal eine eigene Hospiz-Ausbildung. Als neues Angebot kam in diesem Jahr die »Spezialisierte Ambulante Palliative Versorgung« (SAPV) dazu. Henny Wangemann erläutert: »Wir sind nun in der Lage, in Zusammenarbeit mit Ärzten und Krankenschwestern die häusliche palliative Versorgung auch im medizinischen Bereich zu ermöglichen. Damit können wir Kranken anstrengende Transporte und Kurzaufenthalte in den Kliniken ersparen.« Liebe und Engagement Wenn die ehemalige Bilanzbuchhalterin Wangemann selbst so etwas wie eine Bilanz ihrer Arbeit zieht, stellt sie bei den Angehörigen ein hohes Maß an Liebe und Engagement für den Kranken und Sterbenden fest. Zuweilen freilich auch einen bis an die Selbstaufgabe gehenden Dienst. Eine 65-jährige, so berichtet Wangemann, hatte ihre Mutter über Jahre hin gepflegt und versorgt. Sie war immer bei ihr. Tag und Nacht. Auch und gerade dann, als sich das nahe Ende der Mutter abzeichnete. Sie saß an ihrem Bett, hielt ihre Hand. Irgendwann verließ sie für kurze Zeit das Zimmer, um sich eine Tasse Kaffee zu holen. Als sie zurückkam, war die Mutter gestorben. 30 Jahre lang trug sie das Schuldgefühl mit sich herum, dass sie die Mutter in den letzten Minuten allein gelassen, verlassen habe. Erst nachdem die Hospiz-Mitarbeiterin sie darüber aufgeklärt hatte, dass sich Sterbende sehr oft erst dann auf den letzten Weg machen können, wenn sie losgelassen werden, fiel von der Frau die Last, an der Mutter schuldig geworden zu sein. Günter Dehn Foto: Michael Matejka
I N F O R M AT I O N Kontakt: Hospiz-Team-Nürnberg e.V. Deutschherrnstraße 15-19 Telefon 0911/2877349 e-mail: info@hospiz-team.de www.hospiz-team.de Im Jahr 2011 führten die Hospiz-Ehrenamtlichen 494 persönliche Beratungsgespräche und 142 telefonische Beratungen durch. 386 sterbende Menschen wurden betreut und 71 Personen in ihrer Trauer begleitet.
Henriette Schmidt-Burkhardt hat das Magazin sechs+sechzig mit einer großzügigen Spende bedacht. Wir danken für diese Unterstützung.
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BuCHtIPPS
sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 3/2012
Lesestoff für lange Abende Spannende Auseinandersetzung mit den Strömungen unserer Zeit Julian Barnes, »Vom Ende einer Geschichte«. Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2011, 192 Seiten, 18,99 €
Verdrängte Erinnerung Anthony (Tony) Webster, pensionierter englischer Historiker, pflegt seinen beschaulichen Ruhestand. Sein aktives Leben verlief ohne gewaltige Ereignisse, das Verhältnis zu seiner geschiedene Frau ist freundschaftlich, seine Zuneigung zu Tochter und Enkelin herzlich und zugleich ein wenig kühl. Er ist gebildet, vielseitig interessiert, ehrenamtlich engagiert und höflich distanziert. So könnte es weitergehen. Doch eines Tages erhält er überraschend von der Mutter seiner Jugendfreundin einen Brief, der an seinem ruhigen Dasein rüttelt und seine Erinnerungen auf den Kopf stellt. Genau darum geht es in dem Buch »Vom Ende einer Geschichte« von Julian Barnes: Wie zuverlässig sind unsere Erinnerungen, wie sehr haben wir sie im Laufe unseres Lebens zurechtgebogen und festgezurrt? Der Leser folgt gespannt dem Ich-Erzähler, der im ersten Teil der Geschichte von einer Jugendfreundschaft berichtet, die eigentlich banal endet. Tonys bewunderter, hochbegabter Freund Adrian macht ihm sein Mädchen, Veronica, abspenstig, der gekränkte junge Tony schreibt einen zynischen Brief, geht, bevor er sein Studium aufnimmt, für ein paar Monate in die USA und erfährt bei seiner Rückkehr, dass Adrian sich das Leben genommen hat. Im zweiten Teil des Buches wird Tony mit einer anderen Wahrheit als der bisher geglaubten konfrontiert. In dem »langen, weißen Umschlag« von Veronicas Mutter ist die Ankündigung einer kleinen finanziellen Hinterlassenschaft und eines Tagebuchs, das sich noch im Besitz der Tochter befindet. Webster nimmt Kontakt zu der Freundin aus Jugendtagen auf, die Begegnungen verlaufen spröde. Das Tagebuch existiert nicht mehr, jedoch der Brief, den der damals tief verletzte junge Tony an das Paar Adrian und Veronica schrieb. Es soll nicht verraten werden, welche beunruhigenden Wendungen sich ergeben, welche Erinnerungen sich als
verstörend falsch erweisen – der Autor hat seinen Leser bis zur letzten Zeile im Griff. Julian Barnes »Vom Ende einer Geschichte« wurde im Oktober 2011 mit dem renommierten englischen Booker Prize ausgezeichnet und wird auch hierzulande zu den wichtigsten Neuerscheinungen des letzten Jahres gezählt. Brigitte Lemberger
David Vann, »Die unermesslichkeit« Suhrkamp Verlag, Berlin 2012, 351 Seiten, € 22,95
unermessliche Sehnsucht Ein alterndes Ehepaar, Gary und Irene, ist dabei, sein Leben grundlegend zu verändern. Genau genommen ist es Garys Plan, das Eigenheim in dem kleinen Ort in Alaska zu verlassen und die nächsten, letzten Jahre auf einer vorgelagerten kleinen, unbewohnten Insel zu verbringen, wo er mit Irenes Hilfe und eigenen Händen eine einfache Hütte errichten will. Es ist sein Traum vom Leben in der Natur, mit dem er sein vermeintlich entfremdetes Leben endgültig in die richtige Spur bringen will. Irene, von einem Kindheitstrauma geprägt und von Verlassenheitsängsten geplagt, fügt sich dem von vorneherein zum Scheitern verurteilten Unternehmen. Während sie den Bau unter Schwierigkeiten vorantreiben, geraten die Eheleute in den Strudel ihrer entfesselten, lang aufgestauten Vorwürfe und Bezichtigungen: Unerbittlich geht die Ehe ihrem Ende entgegen. Die erwachsenen Kinder, auch sie in scheiternden Beziehungen verstrickt, können nicht helfen. David Vann, ein preisgekrönter amerikanischer Autor, erzählt mit »Die Unermesslichkeit« eine verstörende Geschichte. Mit großer Wucht schreibt er über die Sehnsucht der Menschen nach Liebe und Geborgenheit, den Wunsch nach dem Einssein des inneren und äußeren Lebens und die Vergeblichkeit allen Tuns. Alaska, das raue und unwirtliche Land – in dem der Autor aufwuchs – ist nicht nur Kulisse, sondern fast schon eine Metapher für diese Gefühlswelt. Brigitte Lemberger
Eugen ruge, »In Zeiten des abnehmenden Lichts« Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2011, 425 Seiten, 19,95 €
Über das Verschwinden von Idealen Es geht um einen Familienroman, drei Generationen umfassend. Schauplatz ist nicht das feine Lübeck und die hochangesehene Kaufmannsfamilie Buddenbrook, die hin und wieder zum Vergleich mit Eugen Ruges »In Zeiten des abnehmenden Lichts« herangezogen wird. Schauplatz ist vielmehr die damalige DDR, die handelnden Personen sind Bürger der Mittelschicht. Die erste Generation, gläubig im System des Kommunismus verankert, die zweite verstrickt in den Fängen der SED, die dritte ernüchtert und ohne Bezug gleichermaßen zur Vergangenheit der Väter wie zur bundesrepublikanischen Gegenwart. Der Roman wechselt die Zeitebenen, die Protagonisten werden in ihrer Zeitspanne lebendig, dem Autor gelingt mit großer Kunstfertigkeit, die verschiedenen Lebensläufe miteinander zu verquicken. Der 57-jährige Ruge, dessen Roman autobiographische Züge trägt, erhielt für sein Erstlingswerk den Deutschen Buchpreis 2011. Die Genauigkeit der Sprache, der flüssige Erzählstil und die Farbigkeit seines Personals machen die Lektüre leicht. Vielleicht kann der westdeutsche Leser, nicht so vertraut mit dem damaligen Alltag in der sozialistischen Republik, die Punktgenauigkeit des Romans weniger genau einschätzen wie der ostdeutsche. Das menschliche Panorama, das sich entfaltet, bleibt auch ohne diese Kenntnis intensiv und faszinierend. Heiter ist es nicht, dieses Buch. Die »Zeiten abnehmenden Lichts« münden ins Graue. Die erzählerische Qualität hilft darüber hinweg. Brigitte Lemberger
BuCHtIPPS
sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 3/2012
Wolfgang Herrndorf, »tschick« Rowohlt Verlag, Berlin 2010, geb. Ausgabe 254 Seiten, € 16,95; als rororo Taschenbuch 256 S. 8,99 €
Komisch mit tiefgang: Zwei junge Ausreißer unterwegs Die Helden dieses Buches sind sehr jung: 15 Jahre. Sie heißen Maik, von seinen Klassenkameraden manchmal auch Psycho gerufen, und Tschick, weil niemand seinen richtigen langen russischen Namen aussprechen will. Maik ist, wie man so schön sagt, »wohlstandsverwahrlost«, Tschick begabt, arm und reichlich asozial. Sie sind Außenseiter in ihrer Klasse, kommen sich per Zufall nahe und werden dicke Freunde. Es sind Sommerferien, sie sind sich selbst überlassen und voller Unternehmungsgeist. In einem geklauten Lada machen sie sich auf zu einer Fahrt »in die Walachei«, gondeln abenteuerlich durch die Gegend um Berlin, landen in seltsamen Gefielden, treffen kuriose Gestalten und nehmen Reißaus vor der Polizei. Maik erzählt die Geschichte aus seiner Sicht und in seinem jugendlichen Jargon. Seltsamerweise kann sich auch der ältere Leser sofort damit anfreunden und denkt, falls er vor Jahrzehnten schon ein eifriger Leser war, an »Der Fänger im Roggen« von Jerome D. Salinger. »Tschick«, von Wolfgang Herrndorf, hat das Zeug, ein ebensolches Kultbuch zu werden. Seine jungen Protagonisten sind verwegen und unbekümmert, schnoddrig und zart, von den Erwachsenen weitgehend alleingelassen und doch freundschaftsbegabt. »Tschick« hat Tiefgang, Spannung und Witz und ist keineswegs nur für junge Leser ein Vergnügen. Im Gegenteil: Dieser unverkrampfte Einblick in die Gefühlswelt von Heranwachsenden ist für ältere Jahrgänge aufschlussreich und spannend zugleich. Brigitte Lemberger
Gabriele Baring wirft einen völlig neuen Blick auf unsere Gesellschaft.
Gabriele Baring, »Die geheimen Ängste der Deutschen« Scorpio Verlag, BerlinMünchen 2012, 19.95 €
Geheime Ängste Keine leichte Kost, dieses Buch über die Gemütslage der deutschen Nation, aber sehr aufschlussreich. Kann ein Krieg Menschen zerstören, die erst viele Jahre später geboren wurden? Die Autorin Gabriele Baring (58) wirft einen völlig neuen Blick auf unsere Gesellschaft, die politische Kultur und die deutsche Seelenlage. Die Deutschen hätten grundsätzlich Angst, findet Baring, sie neigen zum Zweifeln und Zaudern, seien oft depressiv. Ihre Meinung teilt auch Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der jüngst sagte: »Die Deutschen haben die Neigung, sich zu ängstigen. Das steckt seit dem Ende von Nazizeit und Krieg in ihrem Bewusstsein.« Nach den Erkenntnissen der Autorin und Familientherapeutin sind es vor allem unbearbeitete Themen, der Schmerz, die Trauer, der Schock der früheren Generation, die
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so lange nachwirken. Positive wie negative Eindrücke hinterließen ihren Spuren in der Familie. Nichtaufgearbeitete Traumata der Vor-vor-Generationen hätten Einfluss auf das Hier und Jetzt. Vergewaltigungen, Verletzungen, alle erlebten Gräuel der Kriege würden weitervererbt. Ein Beispiel für die gewagte These: Wenn der Vater die Tochter misshandelt, liege es auch an der Mutter, die auf diese Weise die nicht erfüllte Sexualität des Mannes auf das Kind übertrüge. Baring behauptet, die Mutter gibt das weiter, was sie nicht erfüllen kann, sie schaut nicht weg, wie so oft gesagt werde, sie trägt zur Tat bei. Die Angst bleibt innerhalb der Familie, sie bleibt geheim. »Ohne den Blick auf die tiefere Dynamik der eigenen Familie, ohne die Einsicht in das dichte Gewebe von Individual- und Kollektivgeschichte sind weder Erkenntnis noch Heilung möglich«, schreibt die 58-jährige Publizistin. Durch die Auseinandersetzung mit dem Schicksal unserer Ahnen könne verhindert werden, dass die folgenden Generationen seelischen Schaden nehmen – so ihre These. Die Mutter zweier Kinder lebt und arbeitet in Berlin und hat selbst den Anspruch, ihrer Familie so wenig wie möglich an unbearbeiteten Themen zu hinterlassen. Was besonders zum Lesen reizt, betrifft die Verdrängung in den Familien prominenter Politiker wie Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, Ex-Bundespräsident Christian Wulff oder Ex-Verteidigungsminister KarlTheodor zu Guttenberg (mit StammbaumBeispielen). Über das Vorgehen des ehemaligen Verteidigungsministers schreibt sie unter anderem: »Man kann sein Verhalten auch so deuten, dass dieser brillante Mann unbewusst sein eigenes Scheitern organisierte, weil er dem Familienauftrag von Ruhm und Glanz nicht mehr folgen wollte.« Eine spannende Neuerscheinung mit vielen interessanten Aspekten und Denkansätzen. Möglicherweise hat die Autorin damit eines der wichtigsten Sachbücher der letzten Jahre geschrieben. Ein Plädoyer für die offensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, damit die Deutschen sich wieder selbst annehmen können. Horst Mayer
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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 3/2012
Eine Königstour zur Mainschleife Mit dem Schienenbus zum Weintrinken und Wandern
Den schönsten Blick auf die Mainschleife hat man vom ehemaligen Karmeliterkloster beim Haltepunkt Eschendorf.
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er Franke gilt als Skeptiker – auch was die Technik angeht. Hat er aber einmal Gefallen daran gefunden, werden seine Entwicklungen und Konstruktionen weithin gerühmt. Zum Beispiel die Eisenbahn: 1835 zwischen Nürnberg und Fürth das erste Mal unterwegs, verband sie nur wenige Jahrzehnte später viele kleine und kleinste Orte Frankens miteinander. So auch die Dörfer in der Mainschleife zwischen Seligenstadt bei Würzburg und Volkach. Das Magazin sechs+sechzig empfiehlt im Herbst einen Ausflug mit einer der letzten erhaltenen bayerisch-königlichen Nebenbahnen – der Mainschleifen-Bahn – samt einer kleinen Schiffsreise und Kostproben der kulinarischen Genüsse dieser Region. Am 14. Februar 1909 muss es den Menschen in der Mainschleife kurz vor Würzburg so vorgekommen sein, als sei das Tor, oder zumindest das Türchen zur Welt aufgestoßen worden. Nach einer zweijährigen Bauzeit, für die auch italienische Arbeiter, die Erfahrung mit dem Bau solch steiler Strecken hatten, angeworben wurden, fuhr an diesem Tag erstmals die MainschleifenBahn. Zwischen Volkach am Main und Seligenstadt bei Würzburg eröffnete sie auf ihrer insgesamt zehn Kilometer langen Strecke mit damals sechs Haltestellen den Menschen in den Dörfern die Möglichkeit, relativ rasch und sicher in die großen fränki-
schen Städte und weiter zu gelangen. Denn bei Seligenstadt war die Mainschleifen-Bahn an die bereits 1854 fertig gestellte LudwigsWestbahn von Bamberg über Würzburg bis nach Hanau in Hessen angeschlossen. Die rhön ist zu sehen In Seligenstadt bei Würzburg beginnt auch für diejenigen, die per Bahn aus Würzburg oder aus Schweinfurt kommen, die Tour mit der heutigen Mainschleifen-Bahn. Wer mit dem Auto fährt, kann den Zug in umgekehrter Richtung von Volkach aus benutzen oder bereits in Seligenstadt parken. In Seligenstadt angekommen, müssen die Bahnreisenden umsteigen, da die einstige Verbindung zur Fernverkehrsstrecke heute gekappt ist. Vom Bahnhof führt ein kurzer asphaltierter Fußweg von der Hauptstrecke zur Trasse der Mainschleifen-Bahn. Der 12,70 Meter lange, dunkelrote Schienenbus mit 56 Sitzplätzen wurde 1960 in Uerdingen gebaut und war bis zum Jahr 2000 im regulären Einsatz der DB im schwäbischen Tübingen. Den (motorlosen) Steuerwagen hatte im gleichen Jahr MAN in Nürnberg gefertigt. Bis zum Jahr 2003 war er im Besitz einer Eisenbahngesellschaft in Prora auf Rügen. Insgesamt kann der Zug etwa 100 Personen befördern und dank seiner 150 PS auch gut 90 km/h schaffen. Die reizt der Fahrer aber nicht aus, denn die Mainschleifenbahn rollt bewusst gemütlich durch die Landschaft.
Von Seligenstadt aus fährt der Zug durch Wiesen und Getreidefelder nach Prosselsheim. Dazwischen passiert er den höchsten Punkt der Strecke mit 290 Meter über Normal-Null. An klaren Tagen reicht die Sicht im Norden bis zum Kreuzberg in der Rhön. Ein Blick auf den Steigerwald im Westen und die berühmten fränkischen Weinberge, den Schwanberg und den Bullenheimer Berg, sollte aber auch bei weniger klarer Sicht drin sein. Bis zur nächsten Station Eisenheim fährt der Schienenbus auf einer Hochebene. Bevor das Bähnchen beim Haltepunkt
Auch der »Schaffner« passt zum Züglein.
sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 3/2012
thront. Bundesweit kam die Kirche in die Schlagzeilen, als die »Madonna im Rosenkranz«, eine von Tilmann Riemenschneider zwischen 1521 und 1524 gefertigte Holzplastik, 1962 aus der Kirche gestohlen wurde. Henri Nannen, Chef des Magazins »Stern«, zahlte damals 100.000 DM, damit die Diebe das Kunstwerk wieder herausrückten. Das nützte ihnen aber wenig, da sie kurz darauf gefasst wurden. Die Ursprünge Am freundlichen und hilfsbereiten Personal kann sich so mancher der Kirche sind nicht bekannt, aber der ein Beispiel nehmen. Fund frühmittelalterlicher Mauerreste Escherndorf in die Mainschleife einbiegt, aus dem 10. und 11. Jahrhundert legt nahe, geht es bereits langsam bergab, parallel dass es sich um eine Urpfarrkirche handelte. zur Staatsstraße 2260, vorbei am Kloster Das Ziel der Wallfahrer war das Gnadenbild Vogelsburg. der schmerzensreichen Muttergottes, einer Das ehemalige Karmeliterkloster wurde Holzplastik aus dem späten 14. Jahrhun1282 gegründet und war eine Außensteldert, die über dem linken Seitenaltar hängt. le des Würzburger Karmeliterklosters St. Über dem rechten Altar ist RiemenschneiBarbara. Im Zuge der Säkularisation 1803 ders Werk zu sehen. wurde das Kloster aufgelöst. Heute ist nur Volkach ist einen Besuch wert noch wenig von der ursprünglichen Anlage erhalten. Im Erdgeschoss befindet sich ein Vom Endbahnhof in Volkach-Astheim kann Ausflugslokal, von dem aus man die Mainman entweder zur Wallfahrtskirche laufen schleife überblicken kann. oder eine Fahrt auf dem Main mit dem Zwischen 1909 und 1922 existierte hier Ausflugsschiff Undine unternehmen. Die Abein Haltepunkt. Er wurde aber stillgelegt, fahrtszeiten sind mit der Bahn abgestimmt. weil er kaum genutzt wurde, zudem hatten Alle zwei Stunden fährt das Schiff mainaufdie Züge, die aus Volkach kamen, aufgrund wärts bis zur Schleuse Wipfeld und wieder der starken Steigung regelmäßig Probleme zurück. Die Fahrt dauert etwa 20 Minuten. beim Anfahren. Unternehmungslustige können außerdem den nur wenige Meter von der Endstation Steil bergab nach Astheim entfernten Quittenlehrpfad besuchen. Dort Wer also das Lokal im ehemaligen Kloster erfahren sie auf zwölf Tafeln Wissenswertes besuchen möchte, muss in Escherndorf über dieses Rosengewächs, aus dem unter aussteigen und die etwa 200 Meter von der anderem erfrischender Quitten-Secco in Haltestelle zu Fuß zurücklegen. Auf den Barrique-Fässern gemacht wird. letzten vier Kilometern von Escherndorf Schließlich sollte man auch das nahe nach Astheim führt die Strecke durch WeinVolkach besuchen und dabei den Weg über berge und Wälder steil hinunter zum Main. die große Mainbrücke nehmen. Der UrBevor der Zug den Endbahnhof Astheim, sprung des Ortes geht auf den fränkischen ein Ortsteil von Volkach, erreicht, kann der König Arnulf von Kärnten zurück, der dem Reisende noch einen Blick auf die WallKloster Fulda die Siedlung im 9. Jahrhunfahrtskirche »Maria im Weingarten« werfen, dert schenkte. 1258 urkundlich als Stadt die hoch auf einem Berg über dem Main erwähnt, gehört Volkach ab 1328 teilweise
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dem Hochstift Würzburg, ab 1520 vollständig. Aus dieser Zeit erhalten geblieben sind noch die Türme der beiden Altstadt-Tore – das Sommeracher und das Gaibacher Tor. Nicht versäumen sollte der Besucher den Marktplatz mit dem Renaissance-Rathaus aus dem Jahr 1544 und seiner doppelläufigen Treppe. Vor dem Rathaus befindet sich ein Brunnen mit einer Plastik der »Maria Immaculata« (Maria, die Unbefleckte) aus dem Jahr 1480. Erwähnt sei noch das Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert an der Ecke zur Hauptstraße. Zum Abschluss des Ausflugs mit der Mainschleifen-Bahn kann man eines der kleinen Lokale besuchen und eine fränkische Spezialität des Herbstes genießen: Bremser (sehr junger, moussierender Most) mit Zwiebelkuchen. Und wer mag, kann im Frühling wiederkommen – zu Spargel und Weißwein. Rainer Büschel Fotos: Mile Cindric
I N F O R M AT I O N Die Mainschleifen-Bahn – im Volksmund »Säuferbähnle« genannt – beförderte bis 1968 meist Ausflügler, die Weinlokale besuchten. Von da an waren bis 1991 nur noch Sonderzüge und Güterverkehr unterwegs. Letzterer wurde 1991 eingestellt, und die Strecke sollte nach dem Willen der Bahn 1994 abgebaut werden. Im gleichen Jahr bildete sich die Interessensgemeinschaft Mainschleifenbahn, die den Rückbau verhinderte und die Strecke nach einer gründlichen Renovierung und der Gründung einer Betriebsgesellschaft 2003 wieder in Betrieb nahm. Die Mainschleifen-Bahn wird heute vom »Förderverein Mainschleifenbahn«, dem rund 120 Mitglieder angehören, betrieben. Die Züge verkehren nur an Samstagen und Sonntagen zwischen dem 1. Mai und dem 28. Oktober ab 10.45 Uhr sowie bei Weinfesten oder auf Anforderung. Fahrräder und Kinderwagen können mitgenommen werden. Der Zug fährt ab 10.45 Uhr bis etwa 18 Uhr alle zwei Stunden. Zu- bzw. aussteigen kann man an jeder Haltestelle.
Depp im Web
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Messages ins Nirvana
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enn ich unterwegs bin, habe ich immer mein Phone dabei. »Entschleunige dein Leben!«, raten mir deshalb wohlmeinende Menschen, oft auch verbunden mit der Warnung vor den gesundheitlichen Folgen des Allzeit-Erreichbarseins. »Nur falls Fragen auftauchen«, antworte ich dann meist kleinlaut und weise darauf hin, dass ich das Klingeln abgestellt habe: »Pull, nicht push!« Das spreche ich meist fränkisch aus, um nicht noch mehr als anglophiler Klugscheißer beschimpft zu werden. Meine Mitmenschen verstehen mich trotzdem nicht. Eventuell mag das daran liegen, dass die meisten von ihnen schon fast so alt sind wie ich. Im Alter ist man halt nicht mehr so leicht zu begeistern. Auch nicht für elektronischen Hilfen im Alltag. Selbst wenn diese grandios einfach sind. Zum Beispiel für Whatsapp. Diese App haben inzwischen noch mehr Leute auf ihre Smartphones geladen als die Facebook-App. Pro Tag werden inzwischen etwa zehn Milliarden Nachrichten mit Whatsapp übertragen. Ich habe das kleine Messenger-Programm auch. Es kostet (fast) nichts, und schließlich brauche ich immer wieder neuen Stoff für diese Kolumne. Nur: Wenn keiner meiner Bekannten es benutzt, bringt Whatsapp leider nichts. Mit Whats-
app Kurzmitteilungen, Videos, Bilder oder Tondokumente zu verschicken, funktioniert nämlich nur, wenn der andere auch Whatsapp geladen hat. Zwar kann ich meine Telefonkontakte zu Whatsapp einladen. Aber da spielen meine Kontakte nicht mit. Die erzählen mir dann nur, die Spammer würden jetzt immer dreister und behaupten sogar, ich zu sein. Was soll ich da machen? Dabei hat Whatsapp inzwischen sogar sein Verschlüsselungsproblem gelöst. Selbst aus dem Ausland kann sich der Nutzer ohne Gebühren mit seinen Freunden austauschen. Gegen Whatsapp sieht jedes Telefon alt aus. Die App signalisiert nämlich, ob ich gerade schlafe, arbeite oder beim Essen bin und im Augenblick lieber in Ruhe gelassen werden will. Trotzdem muss ich nicht gleich rangehen und antworten, sondern kann das erledigen, wenn ich Lust darauf habe. Völlig entschleunigt! Bull, nicht Busch! Aber das versteht wahrscheinlich wieder keiner. Peter Viebig
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DAS WAr SCHICK
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Der Dutt Sie waren in den 50-er, 60-er und 70er Jahren der letzte Schrei, heute liegen sie unbeachtet in Schränken, Schüben, Kellern oder auf Dachböden: Dinge, die einmal richtig »schick« waren. Manches gibt es gar nicht mehr. Anderes wiederum ist plötzlich sehr in Mode, weil schmückende Dinge eben zeitlos sind. Schicke Frisuren sind stets eine Erfindung des Zeitgeistes. Lang oder kurz, glatt oder lockig, gerade oder gestuft – was sich aktuell auf den Köpfen abspielt, und insbesondere auf denen der Frauen, bestimmen heute Designer und Chef-Figaros. Die gab es bereits in der Antike. Denn schon die alten Römer wussten Trends zu setzen und hatten wohl ausgesuchte Sittenwächter im Volk. Zu Zeiten von Christi Geburt trugen die angesehenen Damen der republikanischen Gesellschaft das Haar nach vorne auf dem Scheitel als Dutt. Es sollte eine Zeitlang dauern, bis diese Version wieder populär wurde. Ende der 60-er und Anfang
der 70-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war es wieder einmal soweit. Der Dutt hatte Hochkonjunktur. Christine Löhnert, heute 65, die ihre Tochter in Nürnberg öfter besucht, erinnert sich an ihr erstes Erlebnis mit hochdrapiertem Haupthaar. Es muss Anfang 1970 gewesen sein, als Christine Löhnert daheim in Leipzig Besuch von Tante Ilse aus dem Westen bekam. »Sie war eine schöne Frau. Aber mit dem Dutt sah sie noch toller aus. Er hatte genau ihre Haarfarbe, und als damalige Friseurin wusste sie ihn auch geschickt einzusetzen«, berichtet Löhnert. Tante Ilse hatte also eine weitere und damals überaus beliebte Dutt-Variante gewählt. Sie trug nicht ihre eigenen Strähnen zu einem Pferdeschwanz gebunden und zu einem markanten Knoten am Hinterkopf aufgesteckt, sondern zauberte mit einem fertigen Haarteil eine wunderbare Illusion von üppig wallenden Haaren, die sorgsam gebändigt zu sein schienen. Christine Löhnert war so begeistert von dieser Création, dass Tante Ilse ihr später einen solchen
fertigen Dutt schickte. »Zwei Jahre habe ich diese Mode mitgemacht«, berichtet Frau Löhnert. Heute findet sie die Haarteile überdimensioniert. Allerdings: die britische Sängerin Amy Winehouse konnte sich für einen aufgetürmten Schopf aufs Innigste begeistern und trug bis zu ihrem frühen Tod vor einem Jahr stets ihre Bienenstock-Frisur. Ein Markenzeichen, das inzwischen Anhängerinnen gefunden hat.
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