Magazin66 - hier surfen die jungen Alten!

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www.magazin66.de · Ausgabe 4/2012

Veranstaltungstipps aus der Region

Doppelter Genuss in der Fränkischen Schweiz Seite 11

4 Extraseiten Erlangen

Herausgeber: Seniorenmagazin sechs+sechzig – Verein zur Förderung des Dialogs der Generationen e.V.


Die nächste Ausgabe von sechs+sechzig erscheint am 8. März 2013 mit einem Sonderteil zur Seniorenmesse Inviva

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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 4/2012

I N H A Lt

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Unser Titelbild zeigt Volker Hahn und Wirtin Heidi Derbfuß (Gasthaus »Zum Schloss« in Kunreuth). Siehe Seite 11

Liebe Leserinnen und Leser, Trend

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tanzen wie John travolta Das Disco-Fieber grassiert in der Region und erfasst auch Senioren

Ehrenamt

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»Ich weiß, was Armut heißt« Manfred Schönfelder und sein Verein helfen seit 25 Jahren Notleidenden in Rumänien

Kultur

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Die alten Bilder sind passé Altersdiskriminierungs-Wochen räumen mit Vorurteilen auf

Ansichtssache

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Immer diese Quasselstrippen Dauerredner strapazieren die Nerven ihrer Mitmenschen

Kultur

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Kunst mit Kloß und Soß Gasthäuser rund ums Walberla locken mit Kultur

Innenansichten

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Hausverbot für Florian Silbereisen & Co.? Einige meiden das Fernsehen aus Prinzip, für andere ist es das Fenster zur Welt

Trend

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Flott, farbig, feminin Forchheimer Modeunternehmen ist Passformspezialist für Damenhosen

Buchtipps

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Mit diesen Büchern kommen Sie gut durch den Winter

Ratgeber

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Ein offenes Ohr in schweren Stunden Mitarbeiter der Telefonseelsorge beraten zunehmend ältere Anrufer

Aktuell

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Geborgenheit im Gartenhaus Lebenshilfe umsorgt ihre erste Rentnergeneration besonders liebevoll

Ehrenamt

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Start mit 6000 Werbekarten FreiwilligenAgentur Zirndorf sucht hilfsbereite Bürger

Aktuell

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»Wir wollen Urlaubsstimmung erzeugen« Seniorenmesse 2013 hat Andalusien als Schwerpunkt gewählt

Ansichtssache

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Was, ist schon wieder Silvester? Im Alter verändert sich das Empfinden für Zeit

Innenansichten

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Deutsche Ängste sind ihnen fremd Studie bescheinigt Mexikanern mehr Gelassenheit im Umgang mit dem Alter

Große Hilfen

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Essen bei Freunden Volkskrankheit Mangelernährung: Fürther Projekte machen Lust auf feine Speisen

Erlanger Seiten 32 E Siemens-Familie hält fest zusammen Stammtisch bewahrt Erinnerung an Anfänge der Medizintechnik 34 E Kampf gegen Stolperfallen Es fehlen immer noch barrierefreie Wohnungen in der Stadt Lug-ins-Land

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Wo Pappenheim zu Füßen liegt Mit einer tollen Aussicht lockt der Panoramaweg ins Altmühltal

Kolumne

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Depp im Web

Das war schick

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Der unterteilte Speiseteller

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Veranstaltungskalender

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Magazin

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Impressum

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Leserbriefe

was niemand erwartet hätte, zeichnet sich jetzt als neuester Trend ab. Die ältere Generation wird wieder zum Vorbild für deutlich jüngere Menschen. Das empfindet nicht nur Katharina Glaß so, die für die Messe Inviva verantwortlich ist (S. 29). Die Bewunderung für eine Senioren-Generation, die aktiv und selbstbewusst ihren Platz in der Gesellschaft einnimmt, breitet sich immer mehr aus. Das registriert jetzt auch Toni-Moden, eine Firma, die weiß, was die Frau von heute gerne trägt (S. 16). In Sachen moderne Altersbilder lohnt zum Vergleich hin und wieder ein Blick auf andere Nationen. Wie sich Mexikaner fühlen, wenn sie in die Jahre kommen, zeigen Ergebnisse einer Studie, die das Magazin sechs+sechzig exklusiv vorstellt (S. 32). Natürlich sind die Lebensumstände nicht ganz vergleichbar, dennoch werden interessante Einblicke in eine andere Alterskultur gewährt. Eine Herausforderung an alle Beteiligten stellt eine Entwicklung dar, die sehr positiv ist: Erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg erreichen geistig behinderte Menschen das Rentenalter. Wie sie beschäftigt und versorgt werden, beschreibt unser Bericht auf S. 26. Zum Jahresausklang geht das Magazin sechs+sechzig der Frage nach, wie sich das Zeitgefühl mit zunehmendem Alter verändert (S. 30) und wann man mit dem Eintreten der Altersweisheit rechnen kann. Nutzen Sie die stille Zeit, fahren Sie aufs Land und gönnen Sie sich »Kunst und Genuss« (S. 10), wandern Sie bei Pappenheim (S. 36) oder lesen Sie ein gutes Buch (S. 18). Anregungen finden sich im Heft. Viel Spaß bei der Lektüre und ein gesundes neues Jahr wünscht die Redaktion

Der Verein sechs+sechzig e.V. bedankt sich bei seinen Hauptsponsoren:


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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 4/2012

Tanzen wie John Travolta Das Disco-Fieber grassiert in der Region und erfasst auch Senioren

reinhard und Hildegard Walter wollen beim tanzen Spaß und ein bisschen »satisfaction« haben.

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inmal Rocker, immer Rocker: Reinhard und Hildegard Walter können sich noch gut an die Zeiten erinnern, als sie einst im legendären Reichelsdorfer Keller durch den Saal gefegt sind. Im Gegensatz aber zu manchen Gleichaltrigen bleiben die fast 70-Jährigen nicht im wehmütigen Rückblick stecken. »Auch Senioren wollen noch ein bisschen Satisfaction«, sagt Reinhard Walter in Anspielung auf den alten »RollingStones«-Hit. Was der Nürnberger darunter versteht, zeigt er auf der Ü30-Party im Nürnberger Flughafen auf beeindruckende Weise: Tanzen bis zum Abwinken. Weit über zwei Stunden sind er und seine Frau schon auf der Bühne, die Uhrzeiger gehen langsam auf Mitternacht zu – und das Ehepaar verliert noch immer nicht an Kondition. Ausgelassen werfen sie ihre Arme und Beine in die Luft und scheinen die Menschentraube um sich

herum nicht wahrzunehmen. Man dürfe einfach nicht nachlassen, sagt Reinhard Walter, müsse immer am Ball bleiben: »Tanzen hält fit, selbst wenn mir jetzt ein wenig die Knochen weh tun.« Die zwei besuchen häufig die AirportPartys im sogenannten Terminal 90, die Atmosphäre gefällt ihnen, die Musik auch. An diesem Samstag legen die Discjockeys überwiegend »House« und »Hiphop« auf. Wer denkt, der Sound sei nichts für Ältere, der irrt. Denn unter den Besuchern befinden sich viele ab 50 Jahren aufwärts. Ab 23 Uhr kein Durchkommen mehr In Zeiten des demografischen Wandels werden Ü 30- (kurz für »über 30 Jahre«), Ü 40- oder Ü 49-Feiern immer beliebter: Im Nürnberger »Löwensaal« (Schmausenbuckstraße 166) finden regelmäßig solche statt oder im Erlanger E-Werk (Fuchsenwiese1). Für die Feten in der Hugenottenstadt kaufen

sich viele Besucher ihre Karten sogar im Vorverkauf – aus Angst, es könnte an der Abendkasse keine mehr geben. Tatsächlich bilden sich an den Samstagen mit den etablierten »80er-«, »FSK 30-« oder »FSK 49«-Partys an den Kassen lange Schlangen. Im Inneren des weitläufigen Gebäudes stehen die Gäste dicht gedrängt. Ab 23 Uhr ist meist kein Durchkommen mehr, Discokugeln tauchen die Tanzfläche in wechselnde Farbspiele, und Frauen und Männer in den besten Jahren singen zu Klassikern wie »It´s raining men«, »Hands up« oder »Pretty Woman« begeistert mit. Auch der Veranstalter der FlughafenDisco »Terminal 90«, Christian Alles, kann über mangelnden Zuspruch nicht klagen. Seit November 2011 organisiert er gemeinsam mit dem Airport die Disco-Abende für ein gediegeneres Publikum. Ältere stellten freilich auch andere Ansprüche an die Örtlichkeiten – oder wie es auf Neudeutsch


Impressum sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 4/2012

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sechs+sechzig Magazin für selbstbewusste ältere Menschen Jahrgang 13 / Dezember 2012 Herausgeber: Seniorenmagazin sechs+sechzig – Verein zur Förderung des Dialogs der Generationen e.V. Burgschmietstr. 37, 90419 Nürnberg Telefon 0911 / 37 77 661 Fax 0911 / 37 77 662 E-Mail: info@sechs-und-sechzig.de Internet: www.magazin66.de Spenden sind steuerlich absetzbar: HypoVereinsbank Nürnberg, Konto 373 54 43, BLZ 760 200 70.

heißt – an die Location. Die Räume dürften Peter Bauer (68) und Dietmar Ibscher nicht stockduster sein, die Musik muss et(65) sind indes nicht auf der Suche – ihre was leiser, die Toiletten sauber sein und der beiden Ehefrauen Hertha (68) und GabriGarderobendienst gut funktionieren. ele (58) sitzen in bequemen Sesseln neben Der Termin spielt ebenso eine Rolle: ihnen. Die zwei Paare aus Nürnberg und Samstag ist ideal, weiß der Experte, denn Feucht gehören nach den tanzwütigen und am Freitagabend seien viele zu müde, einsamen Gästen wohl zur dritten Kategoaber am Sonntag könne man ausschlafen. rie: Sie wollen einfach Spaß haben. Peter Dass die Gäste mit dem Konzept offenbar Bauer fühlt sich fast ein wenig wie im zufrieden sind, zeigt der Ansturm: Aus allen Urlaub in Spanien – mit heißen Nächten Ecken der Region strömen sie an diesem in der berühmten Disco »Pacha Ibiza«. In Samstag in Richtung zweite dem südlichen Land geht »Bei uns ist es Flughafen-Etage. Die jeder tanzen, berichtet der Resonanz sei gut, betont schwieriger, einen Ort zu freundliche Herr, unabhänder 47-jährige Organisator finden, wo man im Alter gig davon, ob er 40, 50 oder zufrieden. 60 Jahre alt ist. »Bei uns ist hingehen kann.« Die Gründe für den es schwieriger, einen Ort Zuspruch sind so unzu finden, wo man im Alter terschiedlich wie die Gäste selbst. Viele hingehen kann.« möchten – wie beispielsweise das EheJetzt aber haben er und seine Bekannten paar Walter – einfach mal wieder tanzen. mit dem »Terminal 90« offenbar so einen Initiator Alles bestätigt das: »Auch wenn Ort entdeckt. Sie sind zum ersten Mal in Ältere nicht mehr solche Hummeln im Po der Flughafen-Disco, erzählt Bauer, aber es haben wie Jüngere, wollen sie doch abends gefällt ihnen gut, das Ambiente, der Blick mal weggehen.« Da sie dabei nicht nur von auf die Rollbahn. 20-Jährigen umgeben sein möchten, gibt es Gattin Hertha stimmt zu: »Ich mag die in der Flughafen-Disco eine Art AlterskontMusik.« Für den Abend haben sich die vier rolle. Zwar könne der ein oder andere seine in Schale geworfen. Immerhin sei das doch Tochter oder seinen Sohn mitbringen, eine etwas anderes, als essen zu gehen. In einem größere Gruppe von unter 25-Jährigen lasse Restaurant bleibt man schließlich nicht bis der Türsteher allerdings nicht herein: »Wir in die Puppen. Peter Bauer nippt an seinem wollen nicht in den Ruf kommen, dass wir Weinglas und schmunzelt: »Mal sehen, ob nur eine Schein-Ü30-Disco sind – denn dann wir es bis fünf Uhr aushalten.« bleiben die Älteren weg.« Sharon Chaffin Lässig am tresen Fotos: Michael Matejka Für viele sei der Disco-Besuch am Wochenende zudem die einzige Möglichkeit, andere Menschen zu treffen. Häufig habe man ab einem gewissen Alter hauptsächlich Kontakt mit Kollegen oder Bekannten aus dem Fitnessstudio: »Wenn man dann auf der Suche nach einem neuen Partner ist, tut man sich oft sehr schwer«, berichtet Alles. Werner Kratzer (52) würde von sich wohl nicht direkt behaupten, auf Brautschau zu sein, doch er macht Andeutungen. Die Musik nämlich gefällt ihm nicht besonders. Trotzdem ist er da: »Hier kann man auch mal ungezwungen ins Gespräch kommen«, erzählt er und schmunzelt dabei vielsagend. Geschieden sei er und zurzeit solo. Im Alltag werde es mit fortschreitendem Alter schwieriger, jemanden kennen zu lernen; bei solchen Gelegenheiten sei das hingegen leichter. Vielleicht lehnt der Nürnberger Ungezwungen ins Gespräch kommen: deshalb in dieser Nacht betont lässig am Werner Kratzer sucht gerne Kontakt. Tresen, ganz in Sichtweite der Eingangstür.

Produktion: Intergenerationes – Gesellschaft zur Förderung des Dialogs der Generationen mbH Burgschmietstr. 37, 90419 Nürnberg Telefon 0911 / 37 77 272 Fax 0911 / 37 77 662 Redaktion: Petra Nossek-Bock (verantwortlich), Elke Graßer-Reitzner, Rainer Büschel, Georg Klietz Autoren: Alexandra Buba, Sharon Chaffin, Günter Dehn, Ute Fürböter, Herbert Heinzelmann, Karin Jungkunz, Anja Kummerow, Brigitte Lemberger, Horst Mayer, Peter Viebig Fotos: Michael Matejka, Mile Cindric Illustration: Sebastian Haug Titel: Mile Cindric Gestaltung: www.gillitzer.net Koordination: Georg Hopfengärtner Fachliche Beratung: Seniorenamt Nürnberg, Ilona Porsch Druck: Verlag Nürnberger Presse Druckhaus Nürnberg GmbH & Co. Auflage: ca. 220.000 Anzeigenannahme und -betreuung (Print + Online): • Ingrid Ullmann: Tel.+Fax 0911 / 40 64 99 ullmann@intergenerationes.de • Elfi Limpert Mobil: 0170/3 26 62 73 limpert@intergenerationes.de • Carmen Porzelt Tel. 0911 / 50 07 18, Fax 0911 / 500 96 42 mail@porzelt.org Anzeigen-Dateien an: 66@gillitzer.net Derzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 16 Verantwortlich für den Inhalt der Anzeigen: Wolfgang Gillitzer Das nächste sechs+sechzig erscheint am 08.03.2013, Anzeigenschluss 08.02.2013. Schirmfrauen: Helene Jungkunz, Ingrid Mielenz, Ursula Wolfring (†) Die vorliegende Ausgabe von sechs+sechzig erscheint mit freundlicher Unterstützung durch:

Redak lich), Georg

Autore Herbe Herbe Karin Brigitt Annik

Fotos: Ute Fü


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EHrENAMt

sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 4/2012

»Ich weiß, was Armut heißt« Manfred Schönfelder und sein Verein helfen seit 25 Jahren Notleidenden in Rumänien

Ein Anhänger voller Hilfsgüter: Bis zu fünf Mal im Jahr bringen Manfred Schönfelder (re.) und Mitstreiter Walter Ankenbrand Spenden nach rumänien.

B

ei Manfred Schönfelder weihnachtet es schon seit Wochen. Seit Anfang November treffen bei ihm und seinem Team immer mehr Päckchen ein. Sie kommen aus Kindergärten und Schulen im Erlanger und Forchheimer Raum. Spiel- und Schulsachen, Hygieneartikel sowie Süßigkeiten liegen darin. Kleinigkeiten nur. Und doch: Die Mädchen und Jungen in Rumänien, für die die Gaben bestimmt sind, werden wieder leuchtende Augen bekommen. Ziel der Fahrt ist das kleine Städtchen Carei (Groß-Karol) mit rund 22.000 Einwohnern im Nordwesten Rumäniens, gleich hinter der ungarischen Grenze, etwa 1100 Kilometer entfernt von Franken. »In diesem Jahr werden wir zum ersten Mal nicht nur die Jüngsten beschenken, sondern auch mindestens 100 Menschen in Altenheimen«, sagt Manfred Schönfelder. Fahrräder und Nähmaschinen Der ehemalige Busunternehmer aus Hagenau, einem Stadtteil von Baiersdorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt, ist der 1. Vorsitzende des Missionsvereins »Maranatha, Hoffnung durch Hilfe«. Schönfelder hat den gemeinnützigen, überkonfessionellen Verein vor zwölf Jahren ins Leben gerufen.

Heute zählt er 45 Mitglieder und etwa 300 Rumänien ist seit 2007 EU-Mitglied, Missionsfreunde und Förderer; seit 2008 trotzdem gilt es als Armenhaus Europas. existiert eine rumänische Niederlassung Altersrenten übersteigen häufig 50 Euro des fränkischen Vereins. »Maranatha« – der nicht. »Vor drei Jahren«, berichtet SchönName geht auf einen Ausruf zurück, den felder, »hörten wir von einer Frau, die mit wohl schon die frühen Christen benutzten ihrem drei- oder auch vierjährigen Kind in und dessen mögliche Bedeutung »Jesus einem Schweinestall lebte. Die Frau war kommt wieder« lautet. wieder schwanger. Der Winter kam. Sie geBis zu fünf Mal im Jahr bar das Baby. Es erfror. Es gab bringen die Franken tonkeinen Ofen. Wir hätten ihn »Der Winter kam. nenschwere Container mit besorgt, aber es war zu spät.« Sie gebar das Baby. Kleidung und neuerdings Es herrscht an vielen Stellen Es erfror.« auch Fahrräder und Nähgroße Not. Schönfelder erzählt maschinen nach Carei und von Leprakranken, die in HütUmgebung. Im zurückliegenden Jahr gelang ten vegetieren und nicht ärztlich behandelt es dank der Unterstützung von Erlanger Kliwerden, und von jenen 28 Menschen, die in niken, einen 25-Tonnen-Lastwagen komplett einem ehemaligen Gefängnis hausen unter mit Krankenhausbedarf zu bestücken. Die Bedingungen, die man sich in Deutschland Fracht bestand aus ausrangierten Betten mit nicht vorstellen kann. Er berichtet von einer Nachtkästen, Gehwagen und Rollstühlen. betagten Frau, einer ehemaligen ProfessoAcht bis zehn Tage dauert die Fahrt jedes rin, die unter kommunistischer Herrschaft Mal. Zum Verteilen mussten lange ein mehr verfolgt worden ist. »20 obdachlose Mädals 20 Jahre alter, umgebauter Bus und eine chen hat sie von der Straße geholt. Das war Zugmaschine mit Hänger herhalten. Seit mitten im Winter. Für diese Mädchen haben dem Jahr 2009 gibt es zwei VW-Busse. wir Schuhe mitgenommen. Erst kürzlich Ob er stolz ist auf das Erreichte? »Stolz – haben wir noch ein Bett kaufen können.« das Wort benutze ich nicht. Ich bin dankbar, Bereits zu Zeiten des kommunistischen dass ich die Arbeit machen konnte. Wir Diktators Nicolae Ceausescu, im Kalten helfen den Ärmsten der Armen«, sagt der Krieg, ist Manfred Schönfelder nach Rumä79-Jährige. nien gefahren. Anfangs unternahm er die


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Die Mitarbeiter des Vereins »Maranatha« packen Kisten für den nächsten Hilfstransport nach Carei im Westen rumäniens.

Touren an der Seite eines rumänischen Pasnach und nach auch den Schriftverkehr des tors von der Initiative »Brüderliche Hilfe im Vereins übernommen. Osten«. Schönfelder hatte den Geistlichen Einer dieser Texte, die im Internet veröfin Forchheim kennen gelernt. Dessen Worte fentlicht werden, stellt Familie R. aus Carei über die Zustände in der Heimat hatten ihn vor: Der Vater ist halbseitig gelähmt und tief erschüttert. Als der Pastor dann nach deshalb Frührentner. Die Mutter hatte einen Amerika ging, hat Schönfelder begonnen, Tumor im Kiefer, ein Teil davon und die seine eigenen Busse zu beladen. »Ich bin geZunge sind entfernt worden. Die Ernährung prägt. Ich war noch ein Kind, gestaltet sich schwierig. Das als ich zuschauen musste, Einkommen der fünfköpfigen »Viele Tropfen füllen wie mein Vater verhungerte. Familie beträgt 230 Euro. Ihr auch einen Eimer« Ich weiß, was Armut heißt«, Haus hat zwei Zimmer, kein sagt er. fließend Wasser, die Wände Auch wenn Manfred schimmeln. Es ist dringend Schönfelder der Dreh- und Angelpunkt des renovierungsbedürftig. Der Verein hilft, so Vereins ist, es gibt eine ganze Reihe von gut er kann, mit seinem kleinen Budget. Mistreitern, wie etwa Walter Ankenbrand Miteinander weinen (72) aus Wiesenthau. Der 2. Vorsitzende, der seit sieben Jahren dabei ist, sagt über »Es ist der Tropfen auf den heißen Stein«, den Verein: »Maranatha lautet der offizielle gibt Manfred Schönfelder zu. »Aber das Name, aber tatsächlich ist es der ›Verein Geld für die Operation der von Geburt an Schönfelder‹.« Seit fünfeinhalb Jahren ist kranken jungen Frau, das Baumaterial für Eliane Siegel dabei, die man im Verein nur das einsturzgefährdete Haus, der deutsche »die liebe Frau Siegel« nennt. Die 60-JähriPate für das rumänische Waisenkind – viele ge sortiert mit einem kleinen Kreis von etwa Tropfen füllen auch einen Eimer!«, gibt zehn Frauen, die sie sozusagen gleich mitSchönfelder zu bedenken. Er hat stets ein gebracht hat, regelmäßig die gespendeten offenes Ohr für die Sorgen der Menschen Kleidungsstücke und packt sie in Bananenund verfolgt ihre Schicksale über viele Jahre kartons. »Spezialität des Hauses«, scherzt hinweg. Es gebe Situationen, in denen sie Eliane Siegel. Die gebürtige Französin hat nicht mehr sprechen können und mitein-

ander weinen. Neuerdings verfolge ihn das Elend bis in den Schlaf, gesteht der Vater von vier erwachsenen Kindern und ebenso vielen Enkelkindern. Seiner Familie, besonders seiner Frau Brigitte, hat er durch sein großes Engagement einiges zugemutet. »Es ist ein Vollzeitjob! Aber sie hat ihn immer mitgetragen. Jetzt ist sie krank und braucht mich. Ich muss mehr für sie da sein.« Er selbst hat sich im vergangenen Jahr einer schweren Krebsoperation unterziehen müssen. »Wirklich, ich muss endlich kürzer treten«, sagt er. »Ich kämpfe ja seit Jahren für einen Nachfolger. Aber ganz aufhören? Nein! Erst wenn ich nicht mehr kann.« Text: Ute Fürböter Fotos: Mile Cindric

I N F O R M AT I O N Wer helfen will, z.B. durch eine Patenschaft, oder selbst mitarbeiten möchte: Infos unter www.hoffnung-durch-hilfe.de Telefon 09133/601503 (Büro) oder Manfred Schönfelder privat 09133/601502


Meistgeklickt

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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 4/2012

Online erfolgreich

Die alten Bilder sind passé Altersdiskriminierungs-Wochen räumen mit Vorurteilen auf

Unser Magazin sechs+sechzig kann man auch bequem online durchblättern und lesen – und genau das haben inzwischen viele Tausend Menschen getan. Die Zugriffe auf unsere Ausgabe bei Issuu.com haben kürzlich die ViertelmillionMarke überschritten. Genau 344.760 Zugriffe verzeichneten die Ausgaben von sechs+sechzig am Stichtag 18. November. Die bestgelesene Ausgabe kam 2011 auf über 55.000 Zugriffe. Weshalb ausgerechnet diese Nummer ein Siebtel aller Zugriffe ausmacht, darüber werden wir uns noch den Kopf zerbrechen. Einstweilen hoffen wir, dass unsere Leserschaft sich weiter in ganz Deutschland ausbreitet und wir eines Tages Millionäre werden – wenigstens, was die Abrufzahlen anbelangt. Hier eine Auswahl der meist geklickten Artikel im Herbst: • Was soll in die Schultüte? • Kaum ein Badezimmer ist altersgerecht • Wer muss die Beerdigung zahlen? • So sexy war Blasenschwäche noch nie • Goldsteig wartet auf erfahrene Wanderer • Oma redet Quatsch • Sparen für die Enkelkinder • Miststück der Woche: Stellenausschreibung für Ehrenamtliche • Magazin66-Leserreise: Nur noch wenige Restplätze • Wu- jiào – das Recht auf Mittagsschlaf • Bedrohlich oder nützlich? Das eigene Auto wird zum Gesundheitsmobil • Verhaltene Premiere der Messe »Die 66 in Leipzig« • Demografischer Wandel – was sagen die Älteren selbst dazu? • So kommt das E-Bike gut durch den Winter Alle Artikel sowie aktuelle Meldungen finden Sie auf www.magazin66.de

kriminierung ist den Diskriminierten oft noch gar nicht bewusst. Doch alle, die ins Kino kamen, diskutierten sehr engagiert. Zum Start der Reihe hatte der Jenaer Psychologe Prof. Klaus Rothermund darauf verwiesen, dass es darum gehen müsse, perfide Altersbilder an ihrer Selbsterfüllung zu hindern. Zwar gibt es im gesellschaftlichen Diskurs – der vor allem ein Diskurs der Medien ist – das Bild der fitten Alten. Aber vor allem ist das Bild vom alten Menschen als Pflegefall im sozialen Bewusstsein vorhanden und damit auch das von Belastung und gesundheitspolitischer Zumutung. Rothermund hielt dagegen: »Jeder Mensch verbringt rund ein Viertel seines Lebens als Alter. Das ist völlig Sozialreferent reiner Prölß warb bei der Filmwoche um selbstverständlich und ohne Diskriminierung zu akzeptieren.« ein Miteinander der Generationen. Nürnbergs Sozialreferent Reiner Prölß ging es um das Miteinander ffensichtlich schützt Alter nicht der Generationen, um Einbeziehung und vor aktiver AltersdiskriminieTeilhabe der Alten an und in der Gesellschaft rung. Eine Besucherin der kleinen und um die Verhinderung von Ausgrenzung. Nürnberger Filmreihe zu diesem Mehrmals verglich er das Bild seiner Oma als Thema berichtete im Casablancaalte Frau – ein noch immer gängiges AltersKino von einer Freundin, die sich geweigert Stereotyp – mit dem Auftreten der modernen hatte, die Vorstellung von »Wir sind so frei« zu Alten. Vielleicht ist der Bruch der Bilder das besuchen. Begründung: »Da kommen lauter eigentliche Problem unserer Betrachtungen alte Leute vor; das zieht mich nur runter.« Die des Alters. Vielleicht hat das Alter inzwischen Dame, die diese Äußerung von sich gab, ist 69 so viele Facetten, das wir es gar nicht mehr in Jahre alt. ein einziges Bild fassen können. Einige dieser An dem Vorgang kann man ablesen, wie Facetten wurden in der Filmreihe »Zu alt für es steht um die Bilder und Selbstbilder des die Zukunft?« ausgeleuchtet. Dass die wichAlters. Um Bilder ging es in den vier Filmen tigste Facette die Würde des Alters sein müsdes Programms »Zu alt für die Zukunft?«, se, wurde Detlev Janetzek, der Beauftragte veranstaltet vom Nürnberger Amt für Sefür Diskriminierungsfragen beim Nürnberger nioren und Generationenfragen und vom Menschenrechtsbüro, nicht müde zu betonen. Menschenrechtsbüro der Stadt, unterstützt vom Magazin sechs+sechzig. Nicht nur KinoHerbert Heinzelmann; Fotos: Mile Cindric bilder standen im Mittelpunkt, sondern vor allem die Bilder, die in der Gesellschaft vom I N F O R M AT I O N Alter und von Alten grassieren. Die Filme über das altersbedingte Ende einer Berufskarriere (»Der letzte Mann«), über die Ratlosigkeit Das Symposium »Die Würde des Menschen ist der jüngeren Generation im Umgang mit den unantastbar – Menschenrechte in der Pflege« Eltern (»Die Reise nach Tokio«), über die findet am 10. Dezember in Nürnberg in der Zumutungen einer Liebe im Alter (»Angst Evangelischen Hochschule, Bärenschanzstraße, essen Seele auf«) und über den Triumph von 11 Uhr bis 17 Uhr statt, die Abendverandes artistischen Willens über beginnende staltung (Veranstalter: Evangelische StadtGebrechlichkeiten (»Wir sind so frei«) waren akademie Nürnberg, Menschenrechtsbüro Anlass und Anstoß zu Diskussionen über die und Lebenshilfe) im Haus »eckstein« am 10. deutsche Wirklichkeit des Alterns. Es waren Dezember um 19.30 Uhr. Die Veranstaltungen nicht gerade Besuchermassen, die sich auf die sind öffentlich, der Eintritt ist kostenlos. Diskussionen einließen – das Thema Altersdis-

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ANSICHtSSACHE

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Immer diese Quasselstrippen Dauerredner strapazieren die Nerven ihrer Mitmenschen

A

lso donnerstags, da treffe ich mich immer mit meinen Freundinnen zum Sport. Wissen Sie, wir sind eine ganz lustige Truppe. Wenn wir uns richtig verausgabt haben, gehen wir anschließend auf ein Käffchen ins Café. Das kann man sich leisten als Rentnerin, da hat man ja viel Zeit...« So und weiter sprudelt es aus dem Mund der netten Dame am Nachbartisch im Hotel, während sie ihr Ei köpft, ein Brötchen mit Honig bestreicht und sich die dritte Tasse Kaffee vom beflissenen Ober einschenken lässt. Das Ehepaar daneben, das sich vor einer Viertelstunde vom reichhaltigen Frühstücksbuffet bedient hat und nun in einträchtigem Schweigen nebeneinander sitzt, lächelt mühsam. Schließlich faltet der Ehemann entschlossen seine Zeitung auf und vertieft sich darin, während sich seine Frau opfert, der Dame zuhört und zwischen dem Verzehr von Müsli, Croissant, Käse und Schinkenspeck ein regelmäßiges »ach ja, wie schön« und »tatsächlich?« abringt. Die muntere Dame ist inzwischen bei der Beschreibung ihres »ungemein gemütlichen Heims – das sagen alle meine Freundinnen« angelangt. Ihr Redeschwall bricht auch in den nächsten Tagen über ihre Tischnachbarn herein: In diesem Hotel hat man feste Plätze.

Mein Mitgefühl ist ihnen sicher. Hanna, eine meiner Freundinnen, hat sich bei ähnlicher Gelegenheit eine, wie sie sagt, »Avalon- Allergie« eingefangen. Hmm...? »Du kennst doch den Buchtitel ›Die Nebel von Avalon‹. Den Wälzer hat eine Amerikanerin namens Marion Zimmer Bradley verfasst«, erläutert sie. Daran ist ja weiter nichts auszusetzen. Aber die Allergie? »Ich kann dir sagen, wie das ging: Auf der Fahrt nach Paestum hat sich mir eine mittelalterliche Reisende angeschlossen, allein unterwegs, die mir nicht mehr von der Tatze ging. Wir spazierten zwischen den mächtigen griechischen Säulen des Poseidon-Tempels umher – wirklich einzigartig! –, und sie gab währenddessen eine bis ins Einzelne gehende Inhaltsangabe dieses Schinkens zum Besten und war nicht mehr zu stoppen.« – »Und warum hast Du nicht gesagt, sie soll die Klappe halten?«, wollte ich wissen. »Naja, das hab ich irgendwie nicht über mich gebracht – vielleicht mangelnde Zivilcourage?« Die fehlt mir offenbar auch. Schließlich habe ich mich auch nicht gewehrt, als zwei schauerliche Quasselstrippen mir einen unwiederbringlichen Eindruck verdarben. Es war an der Kurischen Nehrung, immerhin eine Gegend, die man nicht alle Tage

besucht. Ein sehr schmaler, eingegrenzter Weg führte von einem erhöhten Aussichtspunkt mit atemberaubendem Blick auf Haff und Ostsee hinunter ins Dorf, und hinter mir gingen zwei Frauen, in eifriges Gespräch vertieft. Sie waren, so durfte ich erfahren, beide höchst unzufrieden mit ihren Orthopäden, die ihre lädierten Knie nicht sorgsam genug behandelten. »Quarkumschläge – probieren Sie es doch mal mit Quarkumschlägen!«, tönte es von hinten. Es folgte eine längere Erörterung des Für und Wider. Da konnte der Wald seine Schönheit entfalten wie er wollte, die beiden Damen schauten weder nach links noch rechts. Vergeblich der Versuch, solche RedeEgomaninnen zu stoppen. Gelingt es dem Opfer wirklich einmal, den Strom der Banalitäten mit einem Einwurf zu unterbrechen, liegt die Andere schon auf der Lauer, um möglichst umgehend ein halbwegs passendes Stichwort einzufangen und sofort in den eigenen Sermon einzugliedern. Eine männliche Variante der Alleinunterhalter gibt es natürlich auch. Sozusagen vom Dozentenpodest herab ergießt sich – egal, bei welchem Thema – die in Worte gefasste Kompetenz des Redners auf die oder den Zuhörer. Frei nach Rilke: »Sie wissen alles, was wird und war...« erläutern sie den geistig Unbedarften die Welt, seien es Ehefrauen, Kinder, Freunde, Kollegen oder Untergebene. Unterbrechungen unerwünscht. Es ist kein Kraut gewachsen gegen diese Zeitgenossen mit ihrer eingleisigen Mitteilungswut. »Das Schlimmste ist«, meint meine Freundin Hanna erbost, »dass sie sich selbst für unheimlich nette, unterhaltsame Menschen halten.« So kann man sich täuschen. Brigitte Lemberger Cartoon: Sebastian Haug


So lässt sich’s gut auf Kunden warten, findet der Initiator von Kunst&Genuss, Volker Hahn.


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Kunst mit Kloß und Soß Gasthäuser rund ums Walberla locken mit einer großen Portion Kultur

Georg Hötzelein, Wirt vom Hotel BergGasthof Hötzelein in regensberg, liebt das »tee-Zwiegespräch« mit seiner Lieblingsfigur „Zum Wohl“ von Sigrid Frey.

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or rund neun Jahren hatten der Grafikdesigner Volker Hahn und die Wirtin des Gasthaus »Zum Schloss« in Kunreuth, Heidi Derbfuß, eine Idee: Sie wollten gute Kunst und Genuss zusammenbringen – in fränkischen Gasthäusern in Dörfern rund um den Zeugenberg Ehrenbürg mit seiner Nordkuppe, dem Walberla. Keine einfache Aufgabe, doch mittlerweile hat sich die ursprüngliche Idee als festes Ereignis etabliert. »Zusammenbringen« ist vielleicht nicht ganz richtig, denn die Kunstwerke – Bilder, Plastiken und Grafiken – sollten zu den Gasthäusern kommen, dort jeweils im Herbst und bis zum Jahresende ausgestellt werden und auch gekauft werden können. Und schöne gemütliche Gasthäuser, wie das von Heidi Derbfuß gab und gibt es einige rund um den Ausflugsberg der Franken. Der 71-jährige Grafiker Hahn kannte schon berufsbedingt, und weil er selbst seit langer Zeit als Maler und Fotograf künstlerisch tätig ist, fränkische Künstlerinnen und Künstler, die nur darauf warteten, ihre Werke präsentieren zu können. Gaststätten und Kunstwerke waren und sind also – neben einer großen Portion Engagement und viel ehrenamtlicher Arbeit – die Grundbestandteile der Aktion »Kunst&Genuss«, die in diesem Jahr zum neunten Mal sieben Landgasthäuser, eine Brennerei, zwei Cafés, und eine Bank in (kleine) Galerien verwandeln. Man habe damals den Tourismusverein

»Rund ums Walberla-Ehrenbürg« von der Idee überzeugen können, dass professionelle Künstler ihre Arbeiten in den Wirtshäusern ausstellen und verkaufen, berichtet Volker Hahn. Dies war ein wichtiger Schritt. Trotz der Unterstützung der Tourismusexperten klapperte er alle Mitgliedsgaststätten des Verbands persönlich ab, um die Inhaber zu überzeugen. Kein Gastwirt lehnte das Ansinnen ab. Mit dem Besuch wollte er aber auch sicherstellen, dass die von ihm und seinen Mitstreitern Tania Engelke und Kurt Neubauer ausgewählten Künstler zu den jeweiligen Ausstellungsorten passten. Diese Sorge war eher unberechtigt, wie Hahn im Nachhinein feststellt: »Auch wenn Gastwirte skeptisch waren gegenüber manchem Kunstwerk, haben sie doch die Kunst toleriert, ja auch akzeptiert.« Übrigens nicht zu ihrem Nachteil. Denn die Wirte sind beim Verkauf der Werke finanziell beteiligt und können auch Gästen, die kein Bild kaufen, etwas bieten. Volker Hahn und seine Unterstützer konnten für die neunte Runde namhafte Künstler und Künstlerinnen begeistern. So ist in diesem Jahr die Igensdorfer Bildhauerin und NN-Kunstpreisträgerin Sigrid Frey mit ihren keramischen Plastiken »Teegespräche« im Hotel Berg-Gasthof in Regensberg vertreten. Georg Hötzelein, Besitzer des Hotels mit einem wundschönen Blick auf die fränkische »Tiefebene«, ist von der Aktion begeistert und hat auch schon seine Lieblingsplastik entdeckt. Volker Hahn selbst stellt seine Aquarelle mit Motiven aus der ländlichen Umgebung des Walberlas in Kunreuth in der Gaststätte »Zum Schloss« aus. »Ich habe mich bei meinen Bildern immer von der jeweiligen Stimmung des Augenblicks inspirieren lassen und male nicht nach Fotos«, beschreibt Hahn seine Arbeitsweise. Das heißt auch, dass er im Winter vor der Staffelei im dicken Mantel sitzt, um das schneebedeckte Haus im Dorf auf die Leinwand zu bringen. Man merkt ihm bei der Schilderung der Aktion »Kunst&Genuss« die Freude und den Spaß an: »Im nächsten Jahr wollen wir zu unserem zehnten Jubiläum alle Künstler, die bei der Aktion bisher dabei waren, auffordern, sich mit einem Werk zu beteiligen«, erläutert der umtriebige Grafiker seine Zukunftspläne für die fränkisch-ländliche Kunstaktion. Rainer Büschel Fotos: Mile Cindric

I N F O R M AT I O N Kunst&Genuss Ortschaften rund ums Walberla, 31.12.12 www.kunstgenuss.walberla.de Kunreuth, Hotel Berg-Gasthof Hötzelein, Am Regensberg 10, Ruhetag: Dienstag. Künstlerin: Sigrid Frey, Bildhauerin Kunreuth, Gasthaus »Zum Schloss«, Schlossstraße 13, Ruhetag: Montag, Mittwoch 13-17 Uhr. Künstler: Volker Hahn, Maler, GrafikDesigner, Illustrator Oberehrenbach/Leutenbach, »Zur Sonne«, Oberehrenbach 61, Ruhetag: Mittwoch. Künstler: Hans Fister, Maler Weingarts, Café Geist-Reich, Brennerei, Weingarts 20, Ruhetag: Montag bis Donnerstag. Künstlerin: Hye Jeong Chung-Lang, Malerin Gräfenberg/Neusles, Café Kunzmann, Neusles 9, geöffnet Freitag bis Sonntag: 14-19 Uhr. Künstler: Peter Thiele, Maler, GrafikDesigner, Illustrator Pinzberg, Landgasthof Schrüfer, Hauptstraße 27, Ruhetag: Dienstag, Mittagsruhe: 15-17 Uhr. Künstler: Manfred Schaller, Maler, GrafikDesigner Pretzfeld, Brauerei Gasthaus »Nikl-Bräu«, Egloffsteiner Straße 19, Ruhetag: Dienstag und Mittwoch. Künstler: Kurt Neubauer, Grafik-Designer, Maler, Illustrator Forchheim, Volksbank, Hauptstraße 39, Montag bis Freitag, 8.30-12.30 Uhr, 13.30-16.30 Uhr, Do,: 8.30-12.30 Uhr, 13.30-18 Uhr. Künstlerin: Hye Jeong Chung-Lang, Malerin Mittelehrenbach, Brennerei DahlmannSchmitt, Mittelehrenbach 34. Künstlerin: Michaela Biet, Bildhauerin Kirchehrenbach, »Zum schwarzen Adler«, Hauptstraße 45, Ruhetag: Dienstag und Mittwoch (Nov. bis März). Künstler: Diego Bianconi, Maler


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Verlosung für Filmfreunde 2012 war ein erfolgreiches Jahr für alle, die sich schon seit längerem Helden im Seniorenalter gewünscht haben. Mit der spritzigen Komödie »Best Exotic Marigold Hotel« begann der Reigen erfolgreicher Filme zu Jahresbeginn. Das soll mit dem Film »Quartett« weitergehen. Kinostart ist der 24. Januar 2013. Die Geschichte spielt in der Opernwelt. Dort dreht sich alles um Liebe und Hass, genauso wie im richtigen Leben. Die Vorbereitungen einer Gala zu Verdis Geburtstag führen in einer Residenz für betagte Opernsänger und Orchestermusiker zu einem Ausbruch überschäumender Gefühle. Scharfer Dialogwitz, turbulente Situationskomik und große Emotionen geben dabei den Ton an, begleitet von Verdis unsterblicher Musik und einem wunderbaren Schauspielerensemble, dirigiert von Oscar-Preisträger Dustin Hoffman in seiner ersten Regiearbeit. Nennen Sie uns den titel des Films, der im Januar anläuft und gewinnen Sie einen der folgenden Preise: 1. Preis Bader Musikcenter im Wert von 200 Euro 2. bis 6. Preis je ein Filmpaket, bestehend aus 2 Freikarten und dem Filmplakat. Bitte schicken Sie uns eine Postkarte bis zum 17.12.2012 an: Magazin sechs+sechzig, Burgschmietstraße 37, 90419 Nürnberg oder mailen Sie an info@magazin66.de

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Sinnvoll stiften Wolfgang Will unterstützt mit seiner Treuhandstiftung die Behandlung und Betreuung von Kindern aus Krisengebieten in der Cnopf’schen Kinderklinik in Nürnberg. Er hat seine Stiftung mit Hilfe des Stiftungszentrums der Diakonie Neuendettelsau in diesem Jahr gegründet. Mit seinem Beispiel möchte Will Menschen dazu anregen, ebenfalls Geld zur Verfügung zu stellen und damit etwas Sinnvolles zu tun. Christine Liebel vom Stiftungszentrum berät Interessenten kostenlos und unverbindlich. Schließlich sollte als Erstes genau überlegt werden, um welche Summe es sich handelt, betont Stifter Wolfgang Will. Auch bei allen weiteren Fragen erhält man von der Diakonie Neuendettelsau die nötige Unterstützung. Kontakt: Christine Liebel Telefon 09874/8-2386 Fax 09874/8-2332 E-Mail: Christine.Liebel@DiakonieNeuendettelsau.de

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Krippenausstellung im Handwerkerhof

Trauerkreis in Schwabach

Der Nürnberger Handwerkerhof präsentiert sich in der Vorweihnachtszeit besonders stimmungsvoll. Dazu trägt eine sehenswerte Krippenausstellung bei. Sie spiegelt die Weihnachtsgeschichte und die Geburt Jesu wider. Die Ausstellung dauert bis einschließlich Samstag, 29. Dezember. Der Eintritt ist frei. Insgesamt 14 Modelle sind zu sehen, die alle Leihgaben von Mitgliedern des Vereins Nürnberger Krippenfreunde sind. Die meisten Krippen sind Handarbeit und wurden mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Bauweisen und Stilrichtungen unterscheiden sich durch das verwendete Material, darunter Holz, Stein, Styropor oder Zinn. Besondere Blickfänge sind eine orientalische Stadtkrippe und eine fränkische Ruinenkrippe, die beide eine stattliche Breite von vier Metern haben und deren Figuren bis zu 20 Zentimeter hoch sind. Die weitere Krippen zeigen u.a. einen mainfränkischen Gasthof, eine orientalische Tempelruine mit Dorf, eine liebevoll gestaltete Kapelle. Zu sehen ist auch eine verschneite Heimatkrippe oder eine Krippe im Wald mit der Heiligen Familie und vielen Kindern, die gekommen sind, um dem Christuskind zu huldigen. Der Handwerkerhof ist während der gesamten Dauer der Ausstellung von Montag bis Sonntag geöffnet (am 24. Dezember bis 14.00 Uhr, am 25. u. 26. Dezember geschlossen). Nach den Weihnachtsfeiertagen öffnet der Handwerkerhof nochmals in der Zeit vom 27. bis 29. Dezember. Anschließend beginnt die Winterpause, Wiedereröffnung ist dann am 8. März 2013.

Der Verlust eines Menschen führt oft zu heftigen seelischen Schmerzen. Der Freundeskreis und die Familie sind meist überfordert, mit den Gefühlen der Trauernden umzugehen. Häufig leiden sie selber stark unter dem Tod des vertrauten Menschen. Manchmal scheint es, dass alles um einen herum und in einem selbst sich verändert hat. Bei einem regelmäßigen Treffen für Trauernde besteht Gelegenheit, sich mit Menschen in einer ähnlichen Lebenssituation auszutauschen. Die Teilnehmer haben so die Möglichkeit, sich im geschützten Rahmen mit dem Trauerprozess zu beschäftigen. An acht Abenden finden diese Zusammenkünfte in Schwabach, Martin-Luther-Platz 1, Kapitelshaus (Rückgebäude Dekanat), statt. Im Einzelnen die Termine für das Frühjahr 2013: 6.März, 13.März, 20.März, 10. April, 24.April, 8.Mai, 5.Juni und 19.Juni, jeweils von 19 bis 21 Uhr. Kosten für die acht Abende 50 Euro. Bei Interesse wird um einen Anruf bei Gerda Gebhardt gebeten: Telefon 09122 / 764 72.

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Hausverbot für Florian Silbereisen & Co.? Einige meiden das Fernsehen aus Prinzip, für andere ist es das Fenster zur Welt gelrecht die sozialen Kontakte, die sie im wirklichen Leben nicht mehr haben, weil der Bekanntenkreis kleiner geworden ist oder sie nicht mehr so beweglich sind. »Para-soziale Interaktion nennt man das Phänomen, dass man am Leben der Medienfiguren teilnimmt. Diese Figuren müssen keine realen Menschen sein, auch Rollen in TV-Serien bieten sich an«, erklärt Medienpsychologe Schwender. Ältere Menschen bauen Beziehungen zu Figuren auf, »die regelmäßig zu ihnen kommen. Der Bildschirm bringt sie ins Haus. Und da man diese Figuren häufiger trifft, ihnen näher kommt und mehr von ihnen weiß als von der eigenen Verwandtschaft, nutzen Ältere auch die Gelegenheiten, diese Beziehungen aufrecht zu halten, indem sie regelmäßig einschalten.« ruth Wissmath genießt den Blickdurch ihre große Fensterfront in den Garten. Ein tV-Gerät kommt ihr nicht ins Haus.

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er Fernseher gilt den einen als sieht sie nachts schon mal die Wiederhowichtigstes Möbelstück des Wohnlungen von Sendungen, die sie unter Tags zimmers schlechthin, anderen verpasst hat. Gegen drei Uhr morgens geht als niveauloser Zeitdieb. Gerade dann auch Anna-Maria Hanke meist schlafen Ältere nutzen ihn oft gern und – um schon um sieben Uhr wieder aufzusteintensiv, doch es flimmert längst nicht überall hen. Schließlich gelte es, einen Haushalt zu von morgens bis abends unkontrolliert. versehen. Nie waren die Fernseher größer, und Den ganzen Vormittag kümmert sie sich um noch nie wurde länger davor gesessen als die Belange des Alltags, freilich, ab und an heute – Internet und Smartphone zum wird schon »ein bisschen oberflächliches Trotz. Besonders die älteren Zeug dazwischen geschaut«, Menschen lieben ihre Glotze: Fernsehfiguren werden gibt sie zu. Ansonsten geht die Mehr als fünf Stunden täglich zu guten Bekannten alte Dame mit ihrem Rucksack sehen die über 65-Jährigen einkaufen; am Mittag wird gehierzulande fern – und damit länger als jede kocht, und nachmittags zieht es sie oft in die andere Altersgruppe. Der Durchschnitt der Stadt. Danach aber freut sie sich wieder aufs Bevölkerung lässt sich täglich etwa vier StunFernsehen, acht Stunden kommen da zuden lang berieseln, wie die Arbeitsgemeinsammen vom frühen Abend bis in die späte schaft Fernsehforschung und die Gesellschaft Nacht hinein. Damit sie die Sendungen, die für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg ihr wichtig sind, nicht verpasst, kreuzt Annaermittelt haben. Am wenigsten sehen Kinder Maria Hanke akribisch alles in ihrer Fernsehbis 13 Jahre fern – anderthalb Stunden, und zeitung an: Opern und klassische Konzerte, das vermutlich auch deshalb, weil ihre Eltern die Sendungen Phönix-History, Planet Erde den Fernsehkonsum begrenzen. und Reportagen aus fernen Ländern. Zum Eine, die den Schnitt der Älteren locker täglichen Fernseh-Ritual gehören aber auch hebt, ist die 89-jährige Anna-Maria Han»Markus Lanz« und sonntags dann die Runde ke, die in einer Vier-Zimmer-Wohnung am von Günther Jauch. Nürnberger Rosenau-Park lebt. »Zum Glück »Der Fernseher ist ein Fenster zur Welt. So brauche ich nicht mehr so viel Schlaf«, sagt wie Ältere früher zum Fenster rausgeschaut sie, »deshalb kann ich jetzt endlich die besten haben, um am Leben teilzunehmen, schauen Sendungen sehen, die kommen ja immer sie heute auf den Bildschirm«, erklärt Clesehr spät.« Einer ihrer Favoriten war lange mens Schwender, Medienpsychologe an der Zeit die »Space Night«, das frühere NachtproHochschule der populären Künste in Berlin, gramm des Bayerischen Fernsehens. Um zwei die Bedeutung des Fernsehens bei Älteren. Uhr morgens konnte man da den Blick aus Manchen alten, einsamen Menschen dem Weltall auf die Erde genießen. Heute ersetzen die Darsteller im Fernsehen re-

Der radius ist kleiner geworden Die abnehmende Mobilität lässt auch AnnaMaria Hanke immer häufiger den Fernseher einschalten. »Ich bin immer noch sehr interessiert an allem, aber mein Radius wird langsam kleiner«, sagt die 89-Jährige, die gerade ein zweites künstliches Hüftgelenk bekommen hat. Früher habe sie ein OpernAbonnement gehabt, vor vier Jahren dann ihre letzte große Reise nach Indien unternommen. Das Fernsehen erlaubt ihr jetzt, ihre kulturellen und geografischen Interessen weiter zu pflegen, auch wenn sie nicht mehr so mobil sei wie früher. Ihre jüngste Errun-

Florian Silbereisen gehört für manchen Fernsehzuschauer schon fast zur Familie


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genschaft ist denn auch ein großer Flachbildfernseher, mit digitaler Technik und über 30 Programmen. Der käme Ruth Wissmath, 84, sicher nie ins Haus. Das letzte Fernsehgerät in ihrer Familie schleppte 1952 ihr inzwischen verstorbener Ehemann an. Der Gynäkologe hatte es von einer zufriedenen Patientin geschenkt bekommen – zum Grauen von Ruth Wissmath. »Zwischen den Behandlungen kam er rüber in unser Wohnzimmer und schaltete das Gerät ein. Da habe ich gesagt: Das Ding kommt sofort wieder weg«, erinnert sie sich. Sie selbst hätte ihr ganzes Leben lang keine Zeit gehabt, fernzusehen, und das sei auch heute noch nicht anders. »Hier, das ist mein Fernseher«, sagt sie und deutet auf die große Glasfront in ihrem Wohnzimmer, die den Blick wie eine Mattscheibe anzieht, ihn aber in einen großen Garten lenkt. Dort hinter ihrem Reihenhäus-

chen in der Nürnberger Südstadt stehen im Sommer die zehn Jahre alten Geranien, eine zählte heuer stolze 13 Blüten, und ihre Pflege ist Ruth Wissmaths ganze Leidenschaft. Wenn die Arbeit im Spätherbst weniger wird, hat Ruth Wissmath immer noch keine Zeit zum Fernsehen, dafür aber für die Musik. Sonntags singt sie mit ihrem Nachbarn, einem ehemaligen Opernsänger, »den ganzen Nachmittag durch«. Vier Opern inszeniert Statt des Konsums bewegter Bilder hat Ruth Wissmath ihre Abende in den vergangenen Jahrzehnten der Produktion von echten Kunststücken verschrieben: Sie hat nicht nur vier kleine Opern inszeniert und dafür Bühnenbild und Kostüme gefertigt, sondern zahllose Kinderbücher für ihre Söhne geschrieben und illustriert. Diesen reichen Schatz hegt und pflegt die vielseitig begabte

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Dame nun – wenn sie nicht endlich all die Bücher liest, die sie in vielen Jahren angeschafft hat, um sich ihnen zu widmen, wenn sie endlich Zeit hat. Bewegte Bilder dagegen sind ihr einfach nach wie vor suspekt, »das flimmert und ist dann gleich wieder weg, da bleibt nichts hängen«, sagt sie. Die Tatsache, dass die meisten ihrer Altersgenossen dies ganz anders sehen, zeigt: Leben lässt es sich in jedem Alter mit oder ohne Fernseher. Und was von beidem nun besser ist, bleibt Ansichtssache. Da kann man es mit Dieter Hildebrandt halten (»Bildung kommt von Bildschirm und nicht von Buch, sonst hieße es ja Buchung.«) oder mit HansJoachim Kulenkampff: »Die Leute sind gar nicht so dumm, wie wir sie durchs Fernsehen noch machen werden.« Alexandra Buba Foto: Mile Cindric; NN-Archiv (PR)

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Flott, farbig, feminin Forchheimer Modeunternehmen ist Passformspezialist für Damenhosen Was für jüngere Frauen trotz der Angebotsfülle mitunter eine Herausforderung ist, wird für reifere Frauen oft zum Problem. Denn der Körper von Frauen verändert sich mit zunehmenden Jahren: »Das Verhältnis zwischen Hüfte und Bund wird ein geraderes, die Taille verschwindet zunehmend, die Beinmuskulatur baut ab, während der Bauchumfang zunimmt«, sagt Tomassini. Darauf hat sich der Markt zwar schon lange eingestellt, oft aber mit konservativen Schnitten, gern in gedeckten Farben, besonders in klassischem Dunkelblau oder Beige. »Die Zeit ist reif zu erkennen, was diese Generation nicht mehr möchte: Als Seniorin angesprochen zu werden«, weiß der Damenmode-Chef. »Die Gesellschaft hat Frauen bislang suggeriert, dass sie mit den Jahren nicht attraktiver werden. Das ist Quatsch. Die neuen 50- und 60-Jährigen sind die 68-er Generation, die mit ihren Eltern gebrochen hat, die Revoluzzer waren. Das sind heute moderne, interessante Frauen, die voll im Leben stehen und jung geblieben sind. Und so möchten sie von der Mode-Industrie auch angesprochen werden. Wir müssen mehr darüber erfahren, was diese Frauen wollen.« Drei Zentimeter mehr

Damit der Schnitt bei Frauen ab 50 gut sitzt, nimmt Schnittmeister robert Kizer bei Modellen wie Waltraud Hölzlein Maß.

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enn Enrico Tomassini unterwegs ist, hat er immer ein paar Damenhosen dabei. Denn kommt er mit Freunden und Bekannten zusammen, wird er vom weiblichen Teil der Gesellschaft gerne um Rat gefragt: Welche Farben bringt die nächste Modesaison? Kann ich das tragen? Vor allem aber: Hat meine Hose den richtigen Schnitt für mich? Dass sein Wissen schwer gefragt ist, liegt nicht nur daran,

dass Tomassini als gebürtiger Italiener mit viel Geschmack und einem großen Modeverständnis ausgestattet ist. Mehr noch liegt es daran, dass er Chef der Weber & Ott AG ist und damit auch der Tochterfirma Toni Dress Damenmoden GmbH in Forchheim. Und die nimmt für sich in Anspruch, dass sie weiß, wie die perfekte Hose sein muss: eine, die die Vorzüge betont und kleine Mängel kaschiert, die bequem ist und dabei auch noch schick.

Über solche Fragen macht man sich bei Toni Dress schon seit mehr als 50 Jahren Gedanken. Das Forchheimer Unternehmen ist Passformspezialist für Damenhosen. Mehrere hundert Schnitte liegen im Tresor der Firma, die sich alle damit beschäftigen, wie die verschiedensten Stoffe bei unterschiedlichen Figurtypen gut sitzen. Und letztere verändern sich im Laufe der Zeit. »In den vergangenen zehn Jahren sind die Frauen kräftiger geworden. Am Bauch haben sie im Durchschnitt um drei Zentimeter zugelegt, an der Taille um vier – das ist fast eine Kleidergröße«, sagt der Firmenchef. Denn die neue Generation 50 plus hat oft mehr Sport getrieben als die Generationen vor ihr – auch dadurch bleibt die Figur kräftiger. Die Größen 40 und 42 sind bei Toni die meistverkauften. Drei Millionen Meter Stoff verarbeitet das Unternehmen pro Jahr – zu insgesamt 1,9 Millionen Hosen und einer großen Zahl an Oberteilen. Von jedem Ballen Jeansstoff wird ein Meter heruntergeschnitten und gewaschen, um zu sehen, wie er sich verhält. Wie eine Hose fallen muss, damit sie runder werdende Hüften verschlankt, wie der Schnitt sein muss, damit nichts zwickt – das


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Maisgelb ist trendfarbe: Für Mathilde Batz (links) und Lucia Arneth gehört gute Beratung der Kundinnen zum täglichen Geschäft. Chef Enrico tomassini (rechts) und sein Modeverständnis sind sehr gefragt. weiß man zwar, und dieses Wissen ist das Ein weiterer Aspekt ist das Kapital des Unternehmens. Thema Bauch. Die Industrie Doch das allein reicht nicht. Um jenen reagierte in den vergangenen Frauen, bei denen im Kühlschrank heute Jahren oft mit einem hohen statt Doppelherz ein spritziger Weißwein Bund – konträr zur jugendlichen Mode mit steht, gerecht zu werden, unterzog sich die meist tiefsitzendem Abschluss. Wenn der Firma vor ein paar Monaten selbst einer Bauch über den Bund hänge, mache das aufwendigen Vitalkur. »Wir standen für nicht unbedingt schöner, weiß der ModePassform und Bequemlichkeit, weniger für experte. Wenn man den Bund nur ein paar Mode und Begehrlichkeit«, sagt TomassiZentimeter höher schneidere als derzeit in ni rückblickend. Das aber will Toni Dress der Mode üblich, kaschiere das den Bauch auch für die Frau ab 50 sein: modisch und und sei dennoch modisch, verrät er. begehrenswert. Als »selbstbestimmt, selbstSchlankes Bein bewusst, sportlich-elegant« definiert das Unternehmen seine Kundinnen. »Eine Frau, Ein eher deutsches Phänomen ist die oft die mit den Veränderungen ihres Körpers und gern gewählte Dreiviertel-Hose, die das umgehen kann und sehr gepflegt ist, ist eine Bein optisch verkürzt, vor allem, wenn sie extrem attraktive Frau. Unsere Aufgabe ist weit geschnitten ist. Tomassini empfiehlt es, für diese Frau Mode zu eine 7/8-Hose, die kurz »Grün kann eine sehr produzieren«, sagt Tomasüber dem Knöchel endet. sini. »Die macht ein schlankes schöne Farbe sein, mit Diese soll sich mit der Bein – auch bei kräftigeren der man aber auch Mode für jüngere Frauen Frauen.« Die neuen schmadaneben liegen kann, messen können und gleichlen Schnitte könne zudem wenn man den falschen fast jede Frau tragen. zeitig auf die speziellen Bedürfnisse reiferer Frauen Ton wählt.« Eine immer größere Rolle zugeschnitten sein. »Neben spielt das Thema Farbe. der Mode bleibt das Hauptthema die BeDie Französin hat es sich längst zu Eigen quemlichkeit«, sagt Tomassini. Sie hat viele gemacht. Nun hat auch in Deutschland die Facetten: So tragen die meisten Frauen ab Lust daran zugenommen »Das ist wichtig, 50 flache Absätze. »Aber ohne Highheels manchmal aber auch ein wenig heikel«, funktionieren bestimmte Hosenformen gar sagt Tomassini. Denn viele Frauen schauten nicht, sondern fallen in die Kategorie ›quaddabei weniger auf sich, sondern ließen sich ratisch, praktisch, gut‹«, sagt Tomassini. vom Modediktat verleiten. »Hier gab es

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jahrelang kein Angebot. Jetzt gibt es eines, und da greifen die Leute zu.« Oft und gern griffen die Frauen zu einem dunklen Lila, zu Rehtönen, zu einem satten Maisgelb, aber auch zu Tanne. »Grün kann eine sehr schöne Farbe sein, mit der man aber auch daneben liegen kann, wenn man den falschen Ton wählt. Beliebt ist und bleibt ein kräftiges Rot.« Der Mut zu Rot, hat Tomassini beobachtet, nimmt im Alter keineswegs ab. Achteten in jüngeren Jahren die Kundinnen mehr auf den Preis, ist es inzwischen vor allem Qualität, die zählt, hat Tomassini beobachtet. Diese Frauen würden sich gerne etwas gönnen und seien auch bereit, mal mehr Geld auszugeben, wenn ein Produkt überzeugt. Bei einer Hose müssten sie mitunter lange suchen, bis es soweit ist. »Zwei Drittel aller Frauen bringt das Thema Hosenkauf zum Fluchen«, weiß Tomassini. Hat Frau allerdings »ihre Hose« einmal gefunden, ist die Treue zur Marke groß. Doch der Handel tue sich mit dem Thema »Alter« noch schwer. Dass Industrie und Handel nicht selten an den Kundinnen der Altersgruppe 50 plus vorbei agierten, hat für Tomassini vor allem einen gewichtigen Grund: »Die Entscheider in den Unternehmen sind häufig Männer. Denen fehlt das Verständnis, weil sie nicht so starke körperliche Veränderungen mitmachen wie Frauen.« Die Herren der Schöpfung könnten zumindest ihrer Hosenmarke mitunter ein ganzes Leben lang treu bleiben. »Vom Handel bekommen wir auch die Rückmeldung, dass Damen im fortgeschrittenen Alter nicht mehr gerne Ausschnitt tragen.« Diese Erfahrung teilt er nicht – im Gegenteil. »Das Dekolletee wird oft so gut gepflegt, dass es auch gern gezeigt wird.« Tomassini bezeichnet sich selbst als »Hosenmann«. Er beschäftigt sich mit dem Produkt, seit er in Mailand seine Karriere in der Modebranche startete. Neben all dem Wissen, das er sich im Laufe der Jahre angeeignet hat, hat er auch eines gelernt. Will man Frauen verstehen, muss man ihnen gut zuhören. Anja Kummerow Fotos: Mile Cindric


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Mit diesen Büchern kommen Sie gut durch den Winter Tom König, »Ich bin ein Kunde, holt mich hier raus. Irrwitziges aus der Servicewelt«, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2012, KiWi Taschenbuch 1293, 8,99 Euro

Haha – Kunde erfolgreich ausgetrickst »Irrwitziges aus der Servicewelt« lautet der Untertitel des Buches »Ich bin Kunde, holt mich hier raus« von Tom König. Der Spiegel-online-Redakteur spießt auf, was uns bedauernswerten Konsumenten tagtäglich zwischen Bank, Bahn, Telekom und Supermarkt widerfährt. Das macht den Reiz bei der Lektüre aus: Man hat fast alles schon einmal selbst erlebt und, je nach Befindlichkeit, frustriert oder wütend darauf reagiert. Es macht Spaß, sich in einer großen Gemeinschaft der Verar.., also der Betuppten wiederzufinden und zu merken, dass man nicht allein der Dumme ist. Das ist schließlich auch ein Trost.

von zahlreichen Autorinnen im jüngsten Zeitgut-Band aus ihrer Kindheit berichtet. »Wo morgens der Hahn kräht« lautet der Titel des Buches mit 56 »Unvergessenen Dorfgeschichten«. Damit ergänzt der Zeitgut Verlag seine Reihe authentischer Erinnerungen aus Deutschland im 20. Jahrhundert. Zeitzeugen aus allen Gegenden unseres Landes erzählen episodenhaft aus ihrem Alltag und stellen ihre eigene Geschichte in zeitgenössischen Bezug. Bislang sind 21 Sammelbände erschienen, die alle im Buchhandel erhältlich sind. Wir »Kinder des vergangenen Jahrhunderts« finden uns darin wieder. Brigitte Lemberger

Bastian Bielendorfer, »Lehrerkind – Lebenslänglich Pausenhof«, Piper-Verlag München, 2011, 9,99 Euro

Brigitte Lemberger Armer Pädagogensprössling »Wo morgens der Hahn kräht«, Band 1 und 2, Unvergessene Dorfgeschichten 1912-1968, Hrgs. von Jürgen Kleindienst und Ingrid Hantke, Zeitgut Verlag, Berlin 2012, 12,90 Euro Krümel geht nach Niederbayern Kinderlandverschickung – man schreibt das Jahr 1945. Die zehnjährige Evelyn (Spitzname Krümel) landet nach einer Odyssee während ihrer Flucht aus der Tschechoslowakei im niederbayerischen Nabin, einem winzigen Dorf in der Nähe von Deggendorf. Das nunmehr »Everl« genannte Kind, protestantisch, jo mei, fühlt sich fremd in der erzkatholischen Familie, staunt nicht nur über Apfelstrudel und andere Köstlichkeiten, sondern auch über merkwürdige religiöse und weltliche Gewohnheiten ihrer Gasteltern. Vom Heimweh geplagt, sucht sie manchmal Trost in der Hundehütte beim freundlichen Hofhund Roland. Erinnerungsschnipsel einer heute fast 80-jährigen pensionierten Sonderschullehrerin, die als eine

Inzwischen wird er gern im Fernsehen herumgereicht, der schlagfertige Bastian Bielendorfer, der mit seinem Buch »Lehrerkind – Lebenslänglich Pausenhof« einen durchschlagenden Erfolg erzielte. So viel Beachtung und Erfolg hätte sich der dickliche, unsportliche Schuljunge nicht träumen lassen, als er erlitt, wovon er später humorvoll erzählen konnte. Immerhin trug er eine schwere Bürde: Beide Elternteile unterrichteten an seiner Schule, ein Umstand, der nicht unbedingt zur Beliebtheit bei den Klassenkameraden beitrug. Zuhause ging es weiter, sozusagen täglich Elternsprechtag. Der Leser, sofern er sich mit Bielendorfs oft scharf daneben geratenem Witz arrangieren kann, durchlebt zusammen mit dem unglückseligen Pädagogensprössling neun harte Schuljahre, die sich immerhin bezahlt gemacht haben: Das Buch stand wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste. Brigitte Lemberger

Alice Munro, »Wozu wollen Sie das wissen«, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 2010, Fischer Taschenbuch 16969, 9,95 Euro.

Subtile Annäherung, starke Gefühle Alice Munro, 1931 im kanadischen Ontario geboren, gehört zu den großen Autorinnen der Gegenwart. Ihr Erzählstil ist flüssig, klar – und tiefgründig. Unter der vordergründigen Handlung liegt eine zweite Ebene, die offenbart, was die Menschen im Geheimen bewegt. Der sorgsame Leser wird es erahnen. Im Fischer Taschenbuch Verlag sind bislang fünf Erzähl-Bände erschienen, darunter ihr persönlichstes Buch »Wozu wollen Sie das wissen?« Darin erzählt Munro Geschichten aus ihrer Familie, die trotzdem als eigenständige Erzählungen für sich stehen, ruhig und sachlich in der Sprache, psychologisch scharf in der Schilderung der Personen und ihrer Handlungen. Man glaubt der amerikanischen Rezensentin, die schreibt: »Sie verfügt über eine solche Meisterschaft, dass ich ihr selbst dann noch glauben würde, wenn sie sich einfallen ließe, in der Ich-Form vom Leben nach dem Tode zu berichten.« Brigitte Lemberger

Susan Abulhawa, »Während die Welt schlief«, Diana-Verlag München 2012, Diana Taschenbuch 35662, 8,99 Euro.

Geliebtes Palästina »Während die Welt schlief« von Susan Abulhawa, erzählt die Geschichte einer (ihrer?) Familie, die aus Palästina stammt. Das friedvolle Leben der Menschen in einer fruchtbaren Region, die den Arabern über viele Generationen geliebte Heimat war, geht zu Ende, als im Gefolge des Weltkriegs die Auseinandersetzungen um Palästina eskalieren. Anrührend und mitreißend erzählt


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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 4/2012

die heute in den USA lebende Autorin in ihrem Debüt-Roman von Vertreibung und Tod, aber auch von Liebe und Standhaftigkeit ihrer Landsleute in den Jahren zwischen 1941 und 2002. Die emotionale Nähe Susan Abulhawas zu ihrem Thema führt dazu, dass sie zu einer gewissen Heroisierung der handelnden Personen neigt, echte durchlebte Trauer führt ihre Feder; das bleibt zu bedenken. Das Buch, 2011 in Deutschland erschienen, liegt jetzt als Taschenbuch vor und verdient auch hierzulande das starke Interesse, das ihm bereits international zuteil wurde. Brigitte Lemberger

Juli Zeh, »Nullzeit«, Verlag Schöffling & Co., Frankfurt/M. 2012, 19.95 Euro

Mörderisches tauchvergnügen Er, Theo, im Maßanzug ohne Hemd und Krawatte, das Sakko offen über einem hellen T-Shirt. Sie, Jola, in Militärstiefeln zu einem grauen Leinenkleid, ärmellos, der Rock bis zum Knie. So kommen sie an, die zwei Urlauber, die für ihren Tauchurlaub auf Lanzarote locker 14.000 Euro hinlegen. Dafür beanspruchen sie Rundumbetreuung von Sven, dem Tauchlehrer, und seiner Lebensgefährtin Antje. Der Schriftsteller mit Schreibblockade und seine schöne Freundin, die Schauspielerin, pflegen ihre sowohl heiße als auch sadistische Beziehung über und unter Wasser. In den sich immer rascher drehenden Strudel der Verhältnisse gerät auch das bislang friedlich koexistierende Paar Sven und Antje. Ehe sich der Leser versieht, ist er inmitten eines irrwitzigen Beziehungsdramas mit beinahe tödlichen Folgen. Die renommierte Schriftstellerin Juli Zeh hat mit ihrem jüngsten Roman »Nullzeit« einen spannenden Psychothriller vorgelegt, sprachlich von gewohntem Format und inhaltlich von verstörender Dramatik. Brigitte Lemberger

Hans Joachim Maaz, »Die narzisstische Gesellschaft. Ein Psychogramm«, Beck-Verlag, München 2012, 17,95 Euro

Narzissmus und das Altern Wohin wir auch blicken, begegnen wir Menschen, die offenkundig nur auf ihren Vorteil bedacht zu sein scheinen. Jeder will bessere Zinsen haben und noch etwas mehr verdienen, will sein Geld »arbeiten« lassen, was im Grunde genommen an sich schon wahnsinnig ist. Die allgemeine Gier und der Narzissmus sind weit verbreitet. Das Buch »Die narzisstische Gesellschaft« des Psychiaters und Psychotherapeuten Hans-Joachim Maaz befasst sich mit diesen Phänomenen und enthält viele Sprengsätze und viel Stoff zur Diskussion. Der Autor führt uns zu den Ursprüngen des Begriffs »Narzissmus«. Diese liegen in der griechischen Mythologie begründet, in der Narziss zu wenig Liebe von seiner Mutter bekommt und sich deshalb fremd bleibt. Als Folge davon ist er zur Liebe unfähig und sucht sein Selbst gleichsam wie in einem Spiegelbild im Wasser. Er will es fassen, küssen, umarmen – doch er kann es nicht wirklich erreichen. Maaz’ grundlegende These ist so einfach wie allumfassend: Wir alle seien als Kinder nicht genug geliebt, falsch geliebt, aus den falschen Gründen geliebt worden. Deshalb hätten wir zwei Auswegmöglichkeiten: Entweder wir gieren immer weiter danach, geliebt und bewundert zu werden. Oder wir beweisen uns tagtäglich, dass wir nicht würdig sind, geliebt zu werden. Der Therapeut geht davon aus: Keiner, weder der Liebe Suchende noch der Liebe Abwehrende, hat eine Chance, wirklich befriedigt zu werden. Einzig der, der narzisstisch gesättigt ist, also als Kind bedingungslos um seiner selbst willen geliebt, gefördert und ermutigt wurde, kann sein Leben frei und unverstellt leben. Basierend auf diesen theoretischen Grundannahmen entwickelt er seine Theorie von einer narzisstischen Gesellschaft, deren Fehlentwicklung seiner Meinung nach fast alle gesellschaftlichen Missstände erfasst. Dazu gehören Kriege ebenso wie Massenhysterie oder eine Intoleranz gegenüber

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Meinungen, die vom Mainstream abweichen, wie man es an den Reaktionen auf CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, Ex-Tagesschau-Sprecherin Eva Herrmann, Autor Thilo Sarrazin, Schriftsteller Günter Grass und andere sehen könne. Die Verfolgung Andersdenkender irritiert Maaz ebenso wie die Gleichmacherei. Der Verfasser macht auch vor dem Kapitel »Narzissmus und Altern« nicht halt. Joachim Fuchsbergers Buch »Altern ist nichts für Feiglinge« sollte seiner Meinung nach heißen »Altern ist nichts für Narzissten«. Wobei die Übereinstimmung darin liegt, dass Narzissten »Feiglinge« seien, auch wenn sie gerade das nicht zugeben wollen. Der Narziss braucht Schönheit, Jugendlichkeit, Schlankheit, Fitness, Gesundheit und Erfolg zum Überleben. Doch was geschieht, wenn ein Narziss alt, krank und gebrechlich wird? Wenn er an Macht und Bedeutung verliert? Dann hat er ein echtes Problem. Deshalb rät der Psychologe: Man sollte narzisstische Probleme möglichst früh erkennen, verstehen und so gut wie möglich verarbeiten, damit der natürliche Altersverfall nicht zu wachsender Unruhe, Nörgelei, Weinerlichkeit und Verstimmungen führt. Dazu bedarf es der emotionellen Verarbeitung, Reflexion und der Mitteilung. Doch das geht nicht ohne Schmerz und Trauer. Ob viele diesen Weg wagen, bleibt fraglich. Das politische Weltbild des Autors ist einfach und selbst gestrickt. Ursache jeglicher Gewalt und der Kriege sei »narzisstisch begründete Not« zu wenig geliebter Kinder. Selbst wenn dem so wäre – wann ist der Mensch je anders gewesen? Maaz verweigert den politischen Wettbewerb, dem er nicht zutraut, brauchbare Ergebnisse zu zeitigen. Statt »Berufspolitiker« sollten sich Experten, Wissenschaftler, Philosophen, Therapeuten, Theologen, Künstler, Handwerker, Arbeiter, Eltern und Lehrer zusammensetzen und Lösungen suchen. Das hört sich mitunter naiv an. Dennoch: Eine höchst anregende und nachdenkliche Gesellschaftsund Kulturkritik. Horst Mayer


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Ein offenes Ohr in schweren Stunden Mitarbeiter der Telefonseelsorge beraten zunehmend ältere Anrufer min geben zu lassen und ihn auch wahrzunehmen. Vor allem ältere Ehepaare wagen einen solchen Schritt oft sehr, sehr spät. Für sie gilt immer noch die Devise: »Da muss ich durch.« Es gibt freilich auch gute Beispiele dafür, dass es sich lohnt, sich zu überwinden und beraten zu lassen. Dass es für eine Lebensänderung nie zu spät ist. Ursula Zeh erinnert sich an eine knapp 70-jährige Frau, die schwere Jahre mit ihrem Ehemann durchlitten hat. Als der Rentner nur noch mäkelte, brüllte, sogar handgreiflich wurde, ging die Frau zu einer Beratungsstelle. Nach intensiven, klärenden Gesprächen, an denen zeitweise auch der Mann teilnahm, reichte sie die Scheidung ein. Ursula Zeh: »Die Frau blühte auf, freute sich über neue Freiräume.« Wer großen Wert auf absolute Guter rat am telefon: rena Grießhammer (links) und Anonymität legt, findet häufig Birgit Dier helfen Menschen in Notlagen. passende Unterstützung bei einer Telefonseelsorge. Oft in ökumeie Zahl der Menschen, die mit nischer Trägerschaft, ist sie in Nürnberg fortschreitendem Alter in Krisen bei der evangelischen Stadtmission beheigeraten, steigt. Doch mehr noch matet. Rena Grießhammer ist eine von 70 als Jüngere kostet es sie häufig ehrenamtlichen Frauen und Männern, die große Überwindung, sich profesim seelsorgerlichen Schichtdienst rund um sionelle Hilfe zu holen. die Uhr die Hilferufe von Verzweifelten und Das spürt auch die Psychologin und Geängstigten entgegennehmen. Von den Theologin Ursula Zeh in der Lebensberatung rund 20.000 Anruferinnen und Anrufern im der Erzdiözese Bamberg in der Nürnberger Jahr sind nur etwa 2000 sechzig Jahre und Sandrartstraße 43. »Etwa zehn Prozent älter, heißt es bei der Stadtmission. Obwohl unserer Ratsuchenden sind 60 Jahre und Anonymität stets gewährleistet ist, scheuen älter«, sagt die 54-jährige Leiterin der Ehe-, ältere Menschen immer noch, dort Hilfe in Familien- und Lebensberatung der Diözese Anspruch zu nehmen. »Wir können sie nur Bamberg. Tendenz steigend. Der demoermutigen, bei uns anzurufen, rechtzeitig grafische Wandel macht sich auch in den zum Hörer zu greifen und nicht zu warten, Beratungsstellen bemerkbar. bis sie in ihrer Not keinen Ausweg mehr »Es sind die Abschiede, die bereits die sehen«, sagt Pfarrerin Birgit Dier (49), die über 60-Jährigen erfahren«, sagt PsychoLeiterin der Nürnberger Telefonseelsorge. login Zeh. Die großen und die kleinen, die Und die 69-jährige Rena Grießhammer schleichenden und die plötzlichen. Mit ergänzt: »Bei uns finden sie ein kompetenihnen muss man erst mal fertig werden. Sie tes Ohr.« Schließlich dauert die Ausbildung ereignen sich, wenn die Kinder erwachsen der ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und sind und aus dem Haus gehen. Wenn der Seelsorger ein Jahr. Partner, die Partnerin stirbt und man, obNicht selten sind die Beraterinnen- und wohl es einem immer bewusst war, dass es Berater auch Weichensteller und vermitteln einmal eintreten wird, sich so sehr verlassen in spezielle Hilfe- und Therapie-Einrichfühlt. So plötzlich. tungen. So hat etwa ein verzweifelter Sohn Und dann ist es für die Generation der angerufen, weil der Vater seit dem Tod der über Sechzigjährigen nicht leicht, bei einer Mutter schon am Morgen, noch vor dem Beratungsstelle anzurufen, sich einen TerFrühstück, zur Schnapsflasche greift. »Wir

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weisen dann auf die Suchtberatung hin, geben Hilfestellung, vermitteln, wenn gewünscht«, versichert Rena Grießhammer. Die Probleme und Ängste der älteren Ratsuchenden ähneln denen in der Lebensberatung: Es geht um eine schwere Krankheit, die man eigentlich mit sich selbst ausmachen und damit die Kinder nicht behelligen wollte, um das Schwinden der Kräfte, um das Nicht-Fertigwerden mit dem Tod des Ehepartners. Da tut es gut, wenn jemand einfach nur zuhört. Gleichwohl zeigt sich meist ein rettender, tröstlicher Ausweg. Günter Dehn Foto: Michael Matejka Schau über häusliche Gewalt »Blick dahinter – Häusliche Gewalt gegen Frauen« heißt eine Schau des bayerischen Sozialministeriums, die noch bis zum 13. Dezember in der Werkstatt 141, Muggenhofer Straße 141, in Nürnberg zu sehen ist. Anschaulich und sensibel vermitteln Bilder den Wechsel von Schein und brutaler Wirklichkeit in verschiedenen Alltagssituationen. Daneben kommen an Hörstationen Betroffene zu Wort, und aus Tagebucheinträgen erhält der Besucher einen sehr persönlichen Einblick in den gewalttätigen Alltag und das daraus entstehende Leid. Zusätzlich enthält die Ausstellung Informationen, wo Betroffene in der Region Hilfsangebote finden können und welchen Handlungsspielraum Polizei und Justiz haben. Die Ausstellung ist Montag bis Freitag von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr geöffnet. www.blick-dahinter.bayern.de

I N F O R M AT I O N Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Diözese Bamberg Tel. 0911/3780303, Sandrartstraße 43, 90419 Nürnberg www.psychologische-beratung.erzbistumbamberg.de telefonseelsorge Nürnberg Wer die Telefonnummern 0800/1110111 und 0800/1110222 anwählt, zahlt keinen Cent, egal wie lange er dem Menschen am anderen Ende der Leitung sein Herz ausschüttet.


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Ausgewählte Veranstaltungen Dezember 2012 bis März 2013 ausstellungen Kunst & Handwerk. Art & Crafts bis 16.12.2012, Di–Fr 10–17 Uhr,   Sa, So 10–18 Uhr Stadtmuseum Fembohaus,   Burgstr. 15, Nürnberg Weihnachtsverkaufsausstellung Info: 0911 / 231-25 95 Horst Schäfer – Retrospektive bis 30.12.2012, Di–Fr 09–17 Uhr,  Sa, So 10–18 Uhr Museum Industriekultur, Äußere  Sulzbacher Str. 62, Nürnberg Info: 0911 / 231-38 75 Ihr Kinderlein kommet! bis 04.01.2013, täglich 10–17 Uhr,  ab 27.12.2012: Mo–Fr 10–17 Uhr Ehrenhalle des Rathauses, Nürnberg Die Weihnachtsbescherung: Stubenschmuck und Gabentisch Info: 0911 / 231-31 64 Wintersalon bis 13.01.2013, Di, Mi 11–16 Uhr,  Do, Fr 11–13 Uhr, So 11–16 Uhr  Galeriehaus Nord,   Wurzelbauer Str. 29, Nürnberg Info: 0911 / 55 33 87 Wunder der Technik – 100 Jahre Schuco-Spielzeug bis 07.04.2013, Di–Fr, 10 bis 17  Uhr, Sa, So 10–18 Uhr Spielzeugmuseum, Karlstr. 13–15,  Nürnberg Info: 0911 / 231-31 64

Beratung & Vorträge Internetberatung jeden Mittwoch, 15 Uhr AWOthek, Karl-Bröger-Str. 9,  Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 45 06 01 67 Formularausfüllservice jeden Freitag, 15 Uhr AWOthek, Karl-Bröger-Str. 9, Nbg. Keine Steuererklärungen! Info/Anmeldung: 0911 / 45 06 01 67

Gold, Weihrauch und Myrrhe 11.12.2013, 15.15–16.45 Uhr Gewerbemuseumsplatz 2, Zi. 3.11,  Referent: Prof. Dr. Karl Knobloch VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10  (Mo, Di, Do 13–15.30 Uhr) Bibelstunde – Wege zum Glauben 18.12.2012, 14.30 Uhr Seniorenzentrum am Tiergärtnertor,  Burgschmietstr. 4, Nürnberg VA: Seniorenzentrum der   Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23 Zwecks Völkerfreundschaft in Europa unterwegs 08.01.2013, 14.30 Uhr Arche, Ludwigstr. 17, Schwabach Bildervortrag mit Fritz Körber VA: VHS Seniorengruppe Schwabach Info: 09122 / 732 94 Interstitielle Cystitis und chronische Blasenentzündung 09.01.2013, 17.30 Uhr KISS, Am Plärrer 15, Nürnberg,   3. Stock, Gruppenraum 2 Selbsthilfegruppe für Betroffene Info: 0911 / 64 27 625  Zeit im Wandel – was prägt unsere Zeit? 14.01.2013, 14 Uhr Gemeindehaus Dietersdorf, Oberbaimbacher Weg 7, Dietersdorf Mit Pfarrer Kroninger Info: 0911 / 632 48 52  Was können Smartphone und Tablet-Computer? 16.01.2013, 14.02.2013, 14–16 Uhr Spitalgasse 22, Nürnberg VA: Computerclub CCN 50 plus Info/Anmeldung: 0911 / 992 83 52  (Mo, Mi, Fr 9.30–12.30 Uhr) Lebewesen wie aus einem anderen Universum 21.01.2013, 15.15 Uhr Gewerbemuseumsplatz 2, Zi. 3.12,  Diavortrag; Referent: W. Gerstmeier VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10  (Mo, Di, Do 13–15.30 Uhr)

Frühling auf Euböa 24.01.2013, 19.30 Uhr Naturkundehaus, Vortragssaal,  Tiergarten Nürnberg Griechenland wie es kaum einer  kennt. Referent: Heinz Hubert VA: Landesbund für Vogelschutz Info: 0911 / 45 47 37

Freilich kennt jeder Venedig 06.02.2013, 15.15 Uhr Gewerbemuseumsplatz 2, Fabersaal,  Nürnberg Diavortrag; Referent: W. Grethlein VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10  (Mo, Di, Do, 13–15.30 Uhr)

Handyberatung 29.01., 26.02.2013 AWOthek, Karl-Bröger-Str. 9, Nbg. Info/Anmeldung: 0911 / 45 06 01 67

Twitter, Facebook und Co 20.02.2013, 14–16 Uhr Spitalgasse 22, Nürnberg VA: Computerclub CCN 50 plus Info/Anmeldung: 0911 / 992 83 52  (Mo, Mi, Fr 9.30–12.30 Uhr)

Sicherheit im Internet 30.01.2013, 14–16 Uhr Spitalgasse 22, Nürnberg VA: Computerclub CCN 50 plus Info/Anmeldung: 0911 / 992 83 52  (Mo, Mi, Fr 9.30–12.30 Uhr) Das Grab des Sennedjem 03.02.2013, 11 Uhr,   Museum für Kommunikation,   Lessingstr. 6, Nürnberg Info: 0911 / 230 88 85 Schokolade und mehr – von der Natur eines Genusses 04.02.2013, 15.15 Uhr Gewerbemuseumsplatz 2, Zi 3.11,  Nürnberg Referentin: Dr. Gabriele Krämer VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10  (Mo, Di, Do 13–15.30 Uhr) Sinnvoll Leben – aber wie? 05.02.2013, 19.30–21 Uhr Evangelisches Haus,   Wittelsbacherstr. 4, Schwabach Vortrag und Gespräch: Impulse aus  der Logotherapie Viktor Frankls VA: Evangelisches Bildungswerk Info: 09122 / 925 64 20 Mit der Hand durchs Internet 05.02.2013, 9.30–11.30 Uhr Museum für Kommunikation,   Lessingstr. 6, Nürnberg Medienworkshop 50+ zur Nutzung  von Tabletcomputern im Web VA: Museum für Kommunikation in  Kooperation mit dem Seniorenamt Info/Anmeldung: 0911 / 231-66 55

Die Bekassine – Vogel des Jahres 2013 21.02.2013, 19.30 Uhr Naturkundehaus, Vortragssaal,  Tiergarten Nürnberg Referentin: Anne Schneider VA: Landesbund für Vogelschutz,  Info: 0911 / 45 47 37

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Die Patientenverfügung 23.02.2013, 9.30–12.30 Uhr BZ, Gewerbemuseumsplatz 2,   Zi. 3.03, Nürnberg VA: BZ im Bildungscampus Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 231-58 39 Malen im alten Ägypten 03.03.2013, 11 Uhr Museum für Kommunikation,   Lessingstr. 6, Nürnberg Info: 0911 / 230 88 85 Sicheres Einkaufen im Internet 06.03.2013, 14–16 Uhr Spitalgasse 22, Nürnberg VA: Computerclub CCN 50 plus Info/Anmeldung: 0911 / 992 83 52  (Mo, Mi, Fr 9.30–12.30 Uhr) Rote Elefanten und Löwen auf Bäumen 07.03.2013, 19.30 Uhr Naturkundehaus, Vortragssaal,  Tiergarten Nürnberg Nationalparks in Kenia und Tansania; Referenten: Ilse und Jürgen  Diefenbacher  VA: Landesbund für Vogelschutz,  Geschäftsstelle Nürnberg-FürthErlangen-Höchstadt Info: 0911 / 45 47 37

Führungen & Wanderungen Turmführung in St. Sebald 10.12.2012, 16.30 Uhr Treffpunkt: Haupteingang   Sebalduskirche, Nürnberg Leitung: Maria Mauser VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10  (Mo, Di, Do 13–15.30 Uhr) Märchenspaziergang am Schmausenbuck 16.12.2012: Durch dunkle Zeit 24.12.2012: Vor Heiligabend 20.01.2013: Altes ist vergangen 24.02.2013: Nur Mut jeweils 14–15.20 Uhr Treffpunkt: Tiergartenvorplatz,  Nürnberg VA: Reingard Fuchs, Märchenerzählerin Info: 0911 / 40 26 79 Mit der Familie durchs Museum für Kommunikation 06.01., 03.02., 03.03.2013, 14 Uhr Museum für Kommunikation,   Lessingstr. 6, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 230 88 85

Vor den Toren der Südstadt 13.01.2013, 9.20 Uhr Treffpunkt: Mittelhalle Hauptbahnhof, Nürnberg VA: Seniorenzentrum der   Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23 Gesellengräber auf dem Johannisfriedhof 14.01., 18.02., 11.03.2013, 14 Uhr Treffpunkt: Johannisfriedhof, Eingang Ecke Johannisstr./Lindengasse,  Nürnberg VA: Initiative „Persönliche   Stadtansichten“ Info: 0911 / 211 07 30   (Mo 14–16 Uhr, Mi 14.30–16.30 Uhr) Die Rolle der Reichsbahn im „Dritten Reich“ 27.01.2013,   10.30, 12.15, 15, 16.30 Uhr DB Museum, Lessingstr. 6, Nürnberg Führungen zum internationalen  Gedenktag an die Opfer des   Nationalsozialismus Info: 0180 / 444 22 33 (14 ct/Min.  aus dem Festnetz, Tarif bei Mobilfunk max. 42 ct/Min.) Das Fräulein vom Amt 29.01.2013, 14–15 Uhr Museum für Kommunikation,   Lessingstr. 6, Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 230 88 85 Tag Träume – Nacht Gedanken 31.01.2013, 14 Uhr Germanisches Nationalmuseum,  Kartäusergasse 1, Nürnberg VA: Seniorenzentrum der   Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23

sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 4/2012

Blick in die Bibliothek 28.02.2013, 14 Uhr Treffpunkt: Eingang Stadtbibliothek am Gewerbemuseumsplatz,  Nürnberg VA: Seniorenzentrum der   Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23

gesundheit & sport Senioren-Eislauf in der ARENA jeden Montag von 12.30–14.30 Uhr,  (nicht in den Schulferien) ARENA-Nürnberger-Versicherung Schmidtpeter Weg 11, Nürnberg Info: 0911 /98 89 72 80  Tanzen 50+ Jeden Dienstag, 9–11 Uhr Emmaus, Klinggraben 18,   Schwabach VA: Kneipp-Verein Info: 09122 / 41 52 Tanztreff 09.12.2012, 27.01., 24.02.2013,   jeweils 15–18 Uhr Nachbarschaftshaus Gostenhof,  Adam-Klein-Str. 6, Nürnberg Standard und Lateinamerikanische  Tänze Info: 0911 / 231-70 80 Sinn und Unsinn von Anti-Aging 12.12.2012, 13.30 Uhr Gewerbemuseumsplatz 2, Zi 3.11,  Nürnberg Referentin: Dr. Elisabeth Eigler VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10  (Mo, Di, Do, 13–15.30 Uhr)

1909 – Altstadt unter Wasser 06.02., 15.03.2013, 14 Uhr Treffpunkt: Fleischbrücke, Nürnberg VA: Initiative „Persönliche   Stadtansichten“ Info: 0911 / 211 07 30 (Mo 14–16 Uhr, Mi 14.30–16.30 Uhr)

Tanznachmittag für ältere Menschen 18.12.2012, 29.01., 26.02.2013;   jeweils 14–17 Uhr Nachbarschaftshaus Gostenhof,  Adam-Klein-Str. 6, Nürnberg Atze an der Orgel – Helmut Linke  führt durch den Nachmittag Info: 0911 / 231-70 80

Mögeldorf 25.02.2013, 15 Uhr Treffpunkt: Mögeldorfer Plärrer,  Haltestelle Straßenbahnlinie 5,  Nürnberg VA: Initiative „Persönliche   Stadtansichten“ Info: 0911 / 211 07 30 (Mo 14–16 Uhr, Mi 14.30–16.30 Uhr)

Selbsthilfeübungen nach der Dorn-Methode 22.01.2013, 18.30–21.30 Uhr Nachbarschaftshaus Gostenhof,  Adam-Klein-Str. 6, Nürnberg Kurs für einen gesunden Rücken  und gesunde Gelenke; mit Anna  Velisek (Heilpraktikerin) Info: 0911 / 231-70 80

zu Hause

Tanz mit, bleib fit 02.02.2013, 14.30 Uhr AWOthek, Karl-Bröger-Str. 9, Nbg. Mitmachtänze für Tanzfreudige ab  40; Leitung: Ingrid Ullmann VA: AWO Kreisverband Nürnberg e.V. Info: 0911 / 45 06 01 66 Cholesterin – der Tod für das Herz? 05.02.2013, 15.15 Uhr Gewerbemuseumsplatz 2, Zi 3.11,  Nürnberg Referent: Prof. Bernhard Mauser VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10  (Mo, Di, Do, 13–15.30 Uhr)

literatur & theater Hoffnung im Herzen 07.12.2013, 19 Uhr DB Museum, Lessingstr. 6, Nürnberg Autorenlesung mit Zekarias Kebraeb  und Marianne Moesle Info: 0180 / 444 22 33 (14 ct/Min.  aus dem Festnetz, Tarif bei Mobilfunk max. 42 ct/Min.) Meine heilige Familie 08.12.2012, 19.30 Uhr Dehnberger Hoftheater,   Dehnberg 14, Lauf Kabarett mit Michael Altinger Info/Kartenbestell.: 09123 / 954 49-1 Vorweihnachtliche Geschichten 10.12.2012, 12.15–13 Uhr Fenster zur Stadt,   Vordere Sterngasse 1, Nürnberg Schreibwerkstatt Wendelstein Info: 0911 / 24 44 94 12 Literaturcafé: Sissi – Kaiserin wider Willen 12.12.2012, 14.30 Uhr Seniorenzentrum am Tiergärtnertor,  Burgschmietstr. 4, Nürnberg VA: Seniorenzentrum der   Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23 Die Fruchtfliege 13.12., 29.12. 2012, 19.30 Uhr Dehnberger Hoftheater,   Dehnberg 14, Lauf Komödie von Gunter Antrak Info/Kartenbestell.: 09123 / 954 49-1 Wir schenken uns nichts! 13.12.2012, 20 Uhr Fenster zur Stadt,   Vordere Sterngasse 1, Nürnberg Geschichten und Musik zum Advent Info: 0911 / 24 44 94 12

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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 4/2012

V e r a n s t a l t u n g s k a l e n d e r     23 Mit Kompetenz und Gefühl

Baba Jaga reitet auf und zaubert mit dem Samowar 31.01.2013, 19 Uhr Stadtmauerturm,   Vestnertormauer 5, Nürnberg Russische Märchen und russischer  Tee mit Reingard Fuchs, Bettina   von Hanffstengel und Galina   Matkovskaya Info/VVK: 0911 / 40 26 79

Kluge und weise Frauen 27.12.2012, 19 Uhr Stadtmauerturm,   Vestnertormauer 5, Nürnberg Märchen und Sagen mit R. Fuchs,  H. Appold und B. von Hanffstengel Info/VVK: 0911 / 40 26 79 Herkules und der Stall des Augias 03.01.2013, 19.30 Uhr Kammerspiele Nürnberg, RichardWagner-Platz 2–10, Nürnberg VA: 1. Seniorentheater Nürnberg e.V.  – Theater Tempo 100 Info: 0911 / 34 39 39 Dylan: deutsch – Es ändern sich die Zeiten 10.01.2013, 20 Uhr Fenster zur Stadt,   Vordere Sterngasse 1, Nürnberg Mit Ernst Schultz, Obi Barthmann  und Peter Tobolla Info: 0911 / 24 44 94 12 Zwedschgä 18.01.2013, 19 Uhr DB Museum, Lessingstr. 6, Nürnberg Lesung mit Fitzgerald Kusz Info: 0180 / 444 22 33 (14 ct/Min.  aus dem Festnetz, Tarif bei Mobilfunk max. 42 ct/Min.) Mitmachmärchen 22.01.2013, 18 Uhr:   Der arme Holzhacker 19.02.2013, 18 Uhr: Der Eisenhans Engelweiherstr. 12, Nürnberg VA: R. Fuchs, Märchenerzählerin Info/Anmeldung: 0911 / 40 26 79 Treffpunkt Theater 50plus 23.01.2013, 14.30 Uhr:   Mit Beatrix Cameron 27.02.2013, 14.30 Uhr:   Mit Godehard Schramm Restaurant TINTO im DB-Museum,  Lessingstr. 6, Nürnberg  VA: Stadtseniorenrat Nürnberg Info: 0911 / 231-65 02

Weh, Freud und Leid 01.02.2013, 15.15 Uhr Fabersaal, Gewerbemuseumsplatz 2,  Nürnberg Lesung: Erich Ude;   Klavier: Burkhard Rempe VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10  (Mo, Di, Do, 13–15.30 Uhr) Nicht mir mir 03.02.2013, 17 Uhr Dehnberger Hoftheater,   Dehnberg 14, Lauf Kabarett mit Helmut Schleich Info/Kartenbestell.: 09123 / 954 49-1 Schrift gestaltet die Welt 05.02.2013, 13.30 Uhr Gewerbemuseumsplatz 2, Zi 3.11,  Nürnberg Referent: Hans Meyer VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10  (Mo, Di, Do, 13–15.30 Uhr) Afrika – mit dem Zug durch den schwarzen Kontinent 08.02.2013, 19 Uhr DB Museum, Lessingstr. 6, Nürnberg Info: 0180 / 444 22 33 (14 ct/Min.  aus dem Festnetz, Tarif bei Mobilfunk max. 42 ct/Min.) Stets findet Überraschung statt, da wo man’s nicht erwartet hat 08.02.2013, 15.15 Uhr Fabersaal, Gewerbemuseumsplatz 2,  Nürnberg Lesung: Angelika Häberer und  Peter Großhenning; Klavier: Peter  Häberer VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10  (Mo, Di, Do, 13–15.30 Uhr)

Am Erzähltisch 21.02.2013, 18 Uhr AWOthek, Karl-Bröger-Str. 9,  Nürnberg Zu Gast: Dr. Thomas Jung,   Oberbürgermeister der Stadt Fürth Info: 0911 / 45 06 01 69 Reisen auf fränkisch – Mei Vater war Heizer auf der Seku 08.03.2013, 19 Uhr DB Museum, Lessingstr. 6, Nürnberg Kabarett mit Klaus Karl-Kraus Info: 0180 / 444 22 33 (14 ct/Min.  aus dem Festnetz, Tarif bei Mobilfunk max. 42 ct/Min.)

Musik & unterhaltung Musikalische Lichterkette 09.12.2012. 11 Uhr Dehnberger Hoftheater, Dehnberg  14, Lauf Weihnachtskonzert mit   Wolfgang Riedelbauch Info/Kartenbestell.: 09123 / 954 49-1

Baden zum seniorentarif Beim Besuch bis 10 Uhr zahlen Senioren und behinderte Badegäste den 2 Std. Tarif und können 4 Stunden bleiben. Der Saunaeintritt ist extra zu entrichten.

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Adventliche Lesung 17.12.2012, 12.15–13 Uhr Fenster zur Stadt,   Vordere Sterngasse 1, Nürnberg Mit B. Bredow und R. Hallermeier Info: 0911 / 24 44 94 12

3 in am Päckla 17.02.2013, 15 Uhr Comödie Fürth, Theresienstr. 1,  Fürth Mit Martin Rassau, Bernhard   Ottinger und den Gebrüdern Sing  am Klavier Info: 0911 / 974-17 85   (Seniorenbüro Fürth)

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Das war’s! War’s das? – Der Jahresrückblick 23.01.2013, 19.30 Uhr Dehnberger Hoftheater,   Dehnberg 14, Lauf Kabarett mit Henning Venske Info/Kartenbestell.: 09123 / 954 49-1

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Bald is soweit 15.12.2012, 15 Uhr Dehnberger Hoftheater,   Dehnberg 14, Lauf Weihnachtlich-Fränkisches mit  Christian Peter Rothemund Info/Kartenbestell.: 09123 / 954 49-1

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Festliches Adventskonzert 11.12., 12.12., 13.12., 17.12.2012,  18 Uhr Historischer Rathaussaal, Hauptmarkt 18, Nürnberg Solist: Seiya Ueno, Flöte; Dirigent:  Benjamin Reiners; Werke von Händel, Telemann, Vivaldi u.a. VA: Nürnberger Symphoniker Info/Kartenbestellung: 0911 / 474  01 54 (Mo–Fr, 9–13.30 Uhr) Seniorennachmittag mit Musik 12.12.2012, 14 Uhr VdK-Haus, Rosenaustr. 4, Nürnberg VA: VdK Kreisverband Nürnberg Info: 0911 / 27 95 50 Weihnachtskonzert der Musikschule Fürth 13.12.2013, 15 Uhr Musikschule Fürth,   Südstadtpark 1, Fürth VA: Musikschule Fürth in Kooperation mit dem Seniorenbüro Fürth Info: 0911 / 974-17 85 Bilder einer Ausstellung 14.12.2012, 19.30 Uhr Dehnberger Hoftheater,   Dehnberg 14, Lauf Balletvernissage nach Mussorgsky Info/Kartenbestell.: 09123 / 954 49-1 Besinnliche Stunde im Advent 14.12.2012, 14.30 Uhr Bartholomäuskirche, Weinickeplatz 3,  Nürnberg VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10  (Mo, Di, Do, 13–15.30 Uhr) Weihnachten mit den Domspatzen 16.12.2012, 11 und 16.30 Uhr Meistersingerhalle Nürnberg  Leitung: Domkapellmeister Roland  Büchner VA: Nürnberger Symphoniker Info/Kartenbestellung: 0911 / 474  01 54 (Mo–Fr, 9–13.30 Uhr)

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Ein Tag, der bleibt.

Saxkammer 16.12.2012, 19 Uhr Dehnberger Hoftheater,   Dehnberg 14, Lauf Saxophonquartett mit Norbert Nagel Info/Kartenbestell.: 09123 / 954 49-1 Die heilige Nacht 19.12., 20.12., 21.12., 22.12.2012,  19.30 Uhr 23.12.2012, 17 Uhr Dehnberger Hoftheater,   Dehnberg 14, Lauf Weihnachtsklassiker von L. Thoma Info/Kartenbestell.: 09123 / 954 49-1

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Heitere Klassik 11.01.2013, 15.15 Uhr Fabersaal, Gewerbemuseumsplatz 2,  Bariton: Arno Leicht, Klavier:   Franziska Leicht VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10  (Mo, Di, Do, 13–15.30 Uhr) Royalty 13.01.2013, 16.30 Uhr Meistersingerhalle Nürnberg Solist: Kolja Blacher (Violine);   Dirigent: Alexander Shelley VA: Nürnberger Symphoniker Die Großherzogin von Gerolstein 16.01.2013, 15 Uhr Stadttheater Fürth, Königstr. 116 VA: Seniorenbüro Fürth Info: 0911 / 974-17 85 Klima Kalima 20.01.2013, 11–13 Uhr DB Museum, Lessingstr. 6, Nürnberg Jazzmatinée Info: 0180 / 444 22 33 (14 ct/Min.  aus dem Festnetz, Tarif bei Mobilfunk max. 42 ct/Min.) Doppelprunksitzung 20.01.2013, 14–17 Uhr Gesellschaftshaus / Restaurant Gartenstadt, Buchenschlag 1, Nürnberg Kartenvorverkauf: 08.01.2013,  8.30–15 Uhr im Seniorenamt,  Hans-Sachs-Platz 2, Zi 118 (1.OG),  Nürnberg Garde- und Schautanz, Fanfarencorps,  Seemannschor und ein „singender  Präsident“ VA: Narrenclub Nürnberg e.V. und  Karnevalsgesellschaft Muggenesia  e.V. in Kooperation mit dem Seniorenamt Info/Kartenbestell.: 0911 / 231-66 55 Gesellschaftstanz 23.01.2013, 14 Uhr Tanztreff Weißengarten,   Theaterstr. 5, Fürth VA: Seniorenbüro Fürth Info: 0911 / 974-17 85 Virtuose Klaviermusik 25.01.2013, 15.15 Uhr Fabersaal, Gewerbemuseumsplatz 2,  Klavierklasse Prof. Wolfgang Manz  der Hochschule für Musik Nürnberg VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10  (Mo, Di, Do 13–15.30 Uhr) Faschingsball 06.02.2013, 14 Uhr Stadthalle Fürth, großer Saal,   Rosenstr. 50, Fürth Mit Franz Gebhardt und verschiedenen Faschingsgesellschaften VA: Seniorenbüro Fürth Info: 0911 / 974-17 85

Festliche Weihnachtsgala 20.12., 21.12.2012, 14–17 Uhr Meistersingerhalle Nürnberg u.a. mit Tenor Volker Bengl Restkartenverkauf ab 07.12.–  13.12.2012 jeweils ab 9–12 Uhr im  Seniorenamt, Hans-Sachs-Platz 2,   Zi 14. Vorherige telefonische Kartenreservierung wird empfohlen. VA: Seniorenamt Nürnberg Info/Reservierung: 0911 / 231-66 55

Fragen über Fragen 14.02.2013, 20 Uhr Fenster zur Stadt,   Vordere Sterngasse 1, Nürnberg Mit den MusiZierern Info: 0911 / 24 44 94 12

Klassik um 11: Träumereien am Kamin 26.12.2012, 11 Uhr Meistersingerhalle Nürnberg  Solist: Sebastian Manz (Klarinette);  Moderation: Sabine Sauer; Dirigent:  Othmar Mága VA: Nürnberger Symphoniker Info/Kartenbestellung: 0911 / 474  01 54 (Mo–Fr, 9–13.30 Uhr)

Zurück in die Zukunft 24.02.2013, 16.30 Uhr Meistersingerhalle Nürnberg Solist: Kirill Gerstein, Klavier;   Dirigent: Alexander Shelley VA: Nürnberger Symphoniker in  Kooperation mit der Hochschule für  Musik Nürnberg Info/Kartenbestell.: 0911 / 474 01 54 (Mo–Fr, 9–13.30 Uhr)

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sonstiges Schafkopf für Senioren Jeden Dienstag, 13.30–17 Uhr Mehrgenerationenhaus ‚Zentrum  Mensch‘, Flurstr. 52c, Limbach VA: Die Johanniter Info: 09122 / 693 98 79 Stricken mit dem Russischen Kulturverein Jeden Donnerstag, 17–18.30 Uhr Mehrgenerationenhaus ‚Zentrum  Mensch‘, Flurstr. 52c, Limbach VA: Die Johanniter Info: 09122 / 693 98 77 Mit der Kamera unterwegs 11.12.2012, 15.01., 29.01.,  19.02.2013 jeweils 19 Uhr Seniorentreff Bleiweiß, Hintere  Bleiweißstr. 15, Nürnberg Filmemacher aus zwei Videoclubs  führen ihre Filme vor VA: VideofilmClub Nürnberg 50plus  Info: 0911 / 231-82 24 Singnachmittag 19.12.2012, 16.01., 30.01.,  27.02.2013, je 15 Uhr Seniorenzentrum am Tiergärtnertor,  Burgschmietstr. 4, Nürnberg VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23 Neujahrsfahrt – Die Welt der Kelten 10.01.2013, 7.15 Uhr Treffpunkt: Mittelhalle Hauptbahnhof Nürnberg Tagesausflug mit der Bahn VA: Seniorenzentrum der Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23 Offenes Singen 11.01.2013, 20 Uhr Kulturladen Gartenstadt,   Frauenlobstr. 7, Nürnberg Gemeinsames Singen überlieferter, traditioneller Lieder; Leitung:  Klemens Sittler VA: Bayerischer Landesverein für  Heimatpflege in Kooperation mit  dem Kulturladen Gartenstadt  Info: 0911 / 48 23 18 Istanbul – an der Schwelle des Morgenlandes 14.01.2013, 15.15 Uhr Gewerbemuseumsplatz 2, Zi 3.11 Filmvorführung mit Vortrag;   Referent: Frank Berndt VA: Alten-Akademie Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 53 70 10  (Mo, Di, Do, 13–15.30 Uhr) Bella Martha 23.01.2013, 15 Uhr Luna-Kino, Neutorstraße 1,   Schwabach Filmvorführung mit anschließendem  offenen Filmgespräch im Bistro des  Kinos VA: Evangelisches Bildungswerk  Schwabach Info: 09122 / 385 64 20 Politischer Aschermittwoch 13.02.2013, 10 Uhr Saal der Arbeiterwohlfahrt,   Wittelsbacher Str. 1, Schwabach Mit musikalischer Umrahmung und  Fischessen; Referent: Dr. Thomas  Beyer VA: Arbeitsgemeinschaft der SPD  60plus Info: 09122 / 188 54

Seniorennachmittag 13.02.2012, 13.30 Uhr VdK-Haus, Rosenaustr. 4, Nürnberg VA: VdK Kreisverband Nürnberg Info: 0911 / 27 95 50 Fastnacht in Kitzingen– Tagesausflug 14.02.2013, 9.45 Uhr Treffpunkt: Mittelhalle Hbf. Nbg. VA: Seniorenzentrum der   Stadtmission Nürnberg e.V. Info/Anmeldung: 0911 / 217 59-23 Zimt und Koreander 20.02.2013, 15 Uhr Luna-Kino, Neutorstr. 1, Schwabach Filmvorführung mit anschließendem  offenen Filmgespräch im Bistro VA: Evangelisches Bildungswerk  Info: 09122 / 385 64 20 Kunst am Ei – Osterbastelei 05.03.2013, 9.30–11.45 Uhr BZ, Gewerbemuseumsplatz 2,   Zi. U.09, Nürnberg Leitung: Marion Miller VA: BZ Nürnberg Info/Anmeldung: 0911 / 231-58 39

unterwegs mit enkeln Adlergeburtstag 09.12.2013, 10–16 Uhr DB Museum, Lessingstr. 6, Nürnberg Buntes Programm für Kinder Info: 0180 / 444 22 33 (14 ct/Min.  aus dem Festnetz, Tarif bei Mobilfunk max. 42 ct/Min.) Zauberwelt des Wintermärchens 16.12.2012, 15 Uhr Nachbarschaftshaus Gostenhof,  Adam-Klein-Str. 6, Nürnberg Kinder- und Jugendtheatergruppen  aus Nürnberg und Region zeigen  Wintermärchen aus Russland,  Deutschland und der Ukraine Info: 0911 / 231-70 80   Meine Mama Muh 30.12.2012, 14 und 16 Uhr Dehnberger Hoftheater,   Dehnberg 14, Lauf Puppentheater für Großeltern mit  Enkelkindern ab 4 Jahren Info/Kartenbestell.: 09123 / 954 49-1 Hieroglyphen-Werkstatt 06.01., 03.02., 03.03.2013, 14 Uhr Museum für Kommunikation,   Lessingstr. 6, Nürnberg Workshop für Kinder; Unterstützung  durch Großeltern willkommen Info: 0911 / 230 88 85

Die Messe für das Leben ab 50 Freitag 15. bis Samstag 16. März

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Oh wie schön ist Panama! 26.01.2013, 16 Uhr,   27.01.2013, 11 und 15 Uhr 03.03.2013, 11 und 15 Uhr Dehnberger Hoftheater,   Dehnberg 14, Lauf Oper nach Janosch für die ganze  Familie Info/Kartenbestell.: 09123 / 954 49-1 Hier gibt’s was auf die Ohren 10.02.2013. 14 Uhr Museum für Kommunikation,   Lessingstr. 6, Nürnberg Workshop für Kinder; Unterstützung  durch Großeltern willkommen Info: 0911 / 230 88 85 Wie siehst du denn aus? 15.02.2013, 14 Uhr Museum für Kommunikation,   Workshop für Kinder; Unterstützung  durch Großeltern willkommen Info: 0911 / 230 88 85

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für die inviva 2013 vom 15. bis 16. März im Messezentrum Nürnberg.


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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 4/2012

Geborgenheit im Gartenhaus Lebenshilfe umsorgt ihre erste Rentnergeneration besonders liebevoll ebenfalls nicht zu denken. Für geistig Behinderte bricht mit Beginn der Rente deshalb  häufig der gesamte Lebensinhalt weg. Um diese Menschen kümmert sich die  Lebenshilfe in Nürnberg mit zwei Einrichtungen. Neben der Tagesstrukturierenden  Maßnahme an der Langseestraße, die im  Jahr 2001 eröffnet wurde, gibt es seit 2004  eine ebensolche Einrichtung an der Waldaustraße in Schweinau, wo 19 Behinderte  betreut werden. Die meisten wohnen in  Wohngemeinschaften gleich nebenan.  kaffee und Zeitung

Bei der lebenshilfe fühlt sich Christoph Holezko wohl, obwohl der schon im Ruhestand ist.

D

ie alten Menschen, die den Pavillon an der Langseestraße in Nürnberg-Mögeldorf besuchen, nennen  es »das schöne Gartenhaus«. Im  sperrigen Deutsch der Bürokratie  heißt die Einrichtung »Tagesstrukturierende  Maßnahme« (TSM). Zwölf Männer und  Frauen im Alter zwischen 52 und 77 Jahren  kommen täglich hierher. Was sie verbindet:  Sie alle sind geistig behindert und finden  hier eine sinnvolle Beschäftigung. Für viele Menschen ist der Übergang  vom Arbeitsleben in die Rente ein tiefer  Einschnitt in ihrem Leben. Plötzlich fällt das  übliche Programm weg, die Tagesabläufe,  die vorher von Arbeit und häufig von Stress  geprägt waren, sind plötzlich ganz anders.  Die meisten genießen die neue Freiheit und  freuen sich, endlich Zeit für die Dinge zu

haben, zu denen sie während ihres Arbeitslebens kaum gekommen sind. Reisen,  Freunde treffen, ehrenamtliches Engagement und vielleicht auch mehr Stunden mit  den Enkelkindern zu verbringen, füllen das  Leben aus. Für Behinderte, und vor allem für geistig  Behinderte, sieht das ganz anders aus. »Für  sie ist das viel dramatischer«, sagt Horst  Schmidbauer, Vorsitzender der Lebenshilfe  Nürnberg und früherer SPD-Bundestagsabgeordneter. Wer in einer Behindertenwerkstatt gearbeitet hat, konnte nicht nur  viel Selbstwertgefühl aus seiner Tätigkeit  ziehen, sondern verfügte hier meist über die  wichtigsten sozialen Kontakte. Kinder haben  die Gehandicapten in aller Regel nicht,  geschweige denn Enkel, mit denen sie nun  Zeit verbringen könnten. Und ans Reisen ist

So kommen sie denn auch selbstständig  und ohne fremde Hilfe in das »schöne  Gartenhaus«, wenn morgens um neun die  Türen aufgesperrt werden. Nach einem  gemeinsamen Kaffeetrinken gibt es eine  »Zeitungsrunde«, in der das aktuelle Tagesgeschehen mit den Behinderten besprochen  wird, berichtet Heilerziehungspflegerin  Silvia Reichel, die sich mit zwei anderen  Fachkräften, zwei Fachschülerinnen und  einem Bundesfreiwilligendienstler um die  behinderten Älteren kümmert. Anschließend stehen Angebote auf dem Programm,  in die sich jeder nach seinen Fähigkeiten  einbringen kann. Neben basteln, malen und  handarbeiten können dies Botengänge sein,  ein anderer geht einkaufen und ein Dritter  besucht einen Kurs im Bildungszentrum.  Manchmal muss einer zum Arzt begleitet  werden. »Das A und O ist, die Fähigkeiten  der alten Menschen zu erhalten oder sogar  zu entwickeln«, sagt Schmidbauer. So findet  regelmäßig ein Gedächtnistraining statt,  und auch das Singen alter Schlager wie  »Lilli Marleen« oder »La Paloma« hält das  Gehirn auf Trab.  Beim gemeinsamen Mittagessen müssen  alle mithelfen: Tisch decken, abräumen und  die Küche in Ordnung bringen. Dienstags  kochen die Behinderten sogar gemeinsam  für sich und die Bewohner des LebenshilfeWohnheims. »Wir wollen, dass sich die  Menschen hier wohlfühlen, dass sie das  Gefühl haben, gebraucht zu werden und  etwas Sinnvolles und Nützliches zu tun«,  beschreibt Wilfried Klatt, Gesamtleiter  Wohnheime bei der Nürnberger Lebenshilfe,  die Ziele.  Für Franz Brix war der Übergang vom  Arbeitsleben zur Rente keine einfache Zeit,  weil das Gefühl des Gebrauchtwerdens  plötzlich wegbrach. »Es fiel mir schwer, mit  der Arbeit aufzuhören«, erzählt der 83-Jährige. In verschiedenen Werkstätten hatte


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er Lineale eingepackt und Spielzeugautos  weil dafür eine Abrechnung nicht möglich  montiert. Er ist im Vergleich zu vielen andeist. Der sonst übliche Grundsatz »Ambulant  ren recht selbstständig und kommt nur zum  vor stationär« gilt nicht für Behinderte. Wer  Essen in die TSM und nimmt an gemeinsapflegebedürftig wird, muss ins Pflegeheim.  men Ausflügen teil. Auch Matthias Sajonz  So ist derzeit die rechtliche Situation, die  erinnert sich gern an die Zeit zurück, als er  Schmidbauer »eine Katastrophe« nennt, weil  noch berufstätig war. »Ich habe im Stadtardie Behinderten aus ihrer vertrauten Umgechiv gearbeitet und durfte Sachen tragen,  bung herausgerissen würden.  Akten aus Papier«, berichtet der 66-JähriVon der Politik fühle sich die Lebenshilfe  ge, der erst im Alter von  da allein gelassen, klagt  neun Jahren infolge einer  »Wir wollen, dass die Schmidbauer. Deshalb  Krankheit seine geistige Be- Menschen hier das Gefühl strebe sein Verband eine  hinderung erworben hatte.  Musterklage an, bei der  haben, etwas Sinnvolles Daher kann er auch lesen  höchstrichterlich entschieund schreiben. Er setzt sich  und Nützliches zu tun.« den werden soll, dass häusgern ein wenig abseits an  liche Pflege auch in einem  einen Tisch am Fenster mit  Behindertenwohnheim  Blick in den Garten und notiert mit Vorliebe  ermöglicht wird. »Wir warten nur noch auf  außergewöhnliche Namen aus der Zeitung  einen Anlass, um zu prozessieren.« oder schreibt das Fernsehprogramm ab.  Der Politiker weiß, dass der Einsatz für  Es ist ein verhältnismäßig neues PhäBehinderte häufig von Neid begleitet wird,  nomen, dass es überhaupt geistig Behinschließlich gibt es viele alte Menschen, die  derte im Rentenalter gibt. Aufgrund der  sich (durchaus zu Recht) benachteiligt fühEuthanasie im Dritten Reich fehlt eine  len. »Wir müssen die Konkurrenz zwischen  ganze Generation von Behinderten. Rund  Alt und Behindert aufgeben und dürfen uns  120.000 Männer, Frauen und Kinder mit  nicht in einen gesellschaftlichen und politigeistiger oder körperlicher Behinderung und  schen Kampf begeben«, sagt Schmidbauer.  psychisch Kranke wurden zwischen 1939  und 1945 systematisch ermordet. Hinzu  kommt, dass durch bessere Betreuung und  Förderung behinderte Menschen heute eine  wesentlich höhere Lebenserwartung haben  als in früheren Jahrzehnten. Das lässt sich  auch deutlich an der Altersverteilung geistig  Behinderter ablesen: So gab es zum Jahresende 2009 laut einem Bericht des Statistischen Bundesamts rund 56.000 Personen im  Alter von 45 bis unter 55 Jahren mit einer  Störung der geistigen Entwicklung oder  geistigen Behinderung. In der Altersgruppe  der 55 bis 65-Jährigen sind es dagegen nur  gut 27.000. Und ebenso viele sind 65 und  älter. Die Lebenshilfe und andere Verbände,  die behinderte Menschen betreuen, müssen  sich also auf eine deutlich steigende Zahl  von alten Behinderten einstellen.

Immerhin 13 Prozent der Befragten stuften  bei einer Umfrage der Friedrich-EbertStiftung vor eineinhalb Jahren das Leben  von Behinderten als »unwert« ein, so der  Lebenshilfe-Vorsitzende – ein Begriff, der  untrennbar mit der Nazi-Zeit verbunden ist.  Als »unwert« würde Gisela Kandolf ihr  Leben trotz schwerer Behinderung sicher  niemals bezeichnen. Sie hat sich auf ihren  Lieblingsplatz auf dem Sofa zurückgezogen  und beobachtet mit sichtbarem Vergnügen das Geschehen im Gruppenraum. Sie  liebt das Spiel mit der Melodica und der  Veeh-Harfe, geht gern zum Einkaufen mit  und hilft beim Aufräumen in der Küche.  Ins »schöne Gartenhaus« komme sie gern,  erzählt sie, während sie nervös mit den  Fingernägeln spielt. »Ich habe Freunde hier.  Ich freue mich, sie zu sehen.« Georg Klietz Fotos: Michael Matejka

»Das ist die Sonnenseite« Solange sie gesund sind, können sie in ihren  betreuten Wohngruppen bleiben – und tagsüber in die Tagesstrukturierende Maßnahme  kommen. »Das ist die Sonnenseite«, sagt  SPD-Politiker Schmidbauer. Schlimm wird  es, wenn zum Handicap eine Pflegebedürftigkeit oder Demenz hinzukommt – da beginnt die Schattenseite. Denn im Gegensatz  zu einem »normalen« Patienten kommt ein  mobiler Pflegedienst nicht in ein Wohnheim,

Früher arbeitete Matthias Sajonz im Stadtarchiv. Heute kommt er regelmäßig ins »schöne Gartenhaus« der lebenshilfe an der langseestraße in Nürnberg.


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Start mit 6000 Werbekarten FreiwilligenAgentur Zirndorf sucht hilfsbereite Bürger regelmäßig mit Silke Rösch vom Familienzentrum sowie alle drei Wochen mit dem  Stadtteilbeauftragten und Architekten  Friedrich Meyer. Jeder Vermittlung geht ein  persönliches Gespräch voraus. Darin geht es  um Fragen wie: Welche Fähigkeiten und Erfahrungen kann der oder die Ehrenamtliche  einbringen? Bevorzugen Bewerber die Arbeit  mit Kindern oder mit Senioren?  Niemand flieht freiwillig

unter einem Dach mit dem Familienzentrum: klaus Strube, Friedrich Meyer und Silke Rösch arbeiten im Büro der FreiwilligenAgentur Zirndorf.

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laus Strube redet schnell und energisch, ein Mann, der es gewohnt  ist, dass ihm die Leute zuhören.  Der aus Berlin stammende 70-Jährige ist Sprecher der FreiwilligenAgentur Zirndorf (FAZ). Sie vermittelt  Bürger, die sich ehrenamtlich engagieren.  Der Service reicht von Vorlesen und Erledigen von Gartenarbeit über Schülercoaching,  Küchenhilfe, Hundebesuchsdienst und Seniorenbetreuung. »Ich habe einen Sozialtouch«  bekennt Strube, der ehemalige Verkaufsleiter der Esso AG. Wo auch immer ihn sein  Berufsleben hinführte, war er unentgeltlich  für andere tätig. In Frankfurt etwa setzte  er sich für Kontakte zwischen Aidskranken  und deren Angehörigen ein,  in Gross-Gerau  arbeitete er bei der dortigen Tafel mit.  »Als ich 2008 nach Zirndorf kam, war  klar, dass ich hier ebenfalls Menschen helfen  werde«, erzählt der agile ältere Herr. Jeweils  mittwochs sitzt er nun von 9 bis 12 Uhr im  kleinen Büro der FAZ im Familienzentrum  Zirndorf an der Bahnhofstraße 35 und wartet auf Anrufer.  Vor zwei Jahren, als in Zirndorf die  ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe mangels  Helfer die Segel gestrichen hatte, gründete  man die FAZ – nicht zuletzt auf Anregung  der dritten Bürgermeisterin Sandra Haubner.  Die FreiwilligenAgentur schrieb 40 Einrich-

tungen an, ließ 6000 Werbekarten drucken  und veranstaltete Infoabende. Das Ergebnis  kann sich sehen lassen: Von 51 meist älteren  Menschen, die Interesse an einem sozialen  Dienst zeigten, wurden bisher 25 vermittelt.  Die meisten der ehrenamtlichen Mitarbeiter  sind jedoch Frauen, Vertreter des »starken  Geschlechts« haben sich bisher nur wenige  gemeldet. »Wir müssen dran bleiben und  versuchen, viele Männer für unser Projekt zu  gewinnen«, bemerkt Strube. Im Büro geht es eng zu Er nimmt es in Kauf, dass die Arbeitsbedingungen momentan noch nicht gerade  optimal sind. Der FAZ-Sprecher teilt sich das  Büro mit Mitarbeiterinnen der Kinderbetreuung des Familienzentrums. In dem Zimmer  mit Tisch, Computer, Schrank, Drucker und  Telefon geht es beengt zu. Höchstens ein  Besucher findet hier Platz. Hinter Strubes  Schreibtisch ist eine Hammondorgel an  der Wand abgestellt, Puppen sowie andere  Spielsachen werden in einer Ecke zwischengelagert. Die Gegenstände gehören dem  städtischen Kindergarten, der ebenfalls in  diesem Haus untergebracht ist. Im Umgang  mit der fränkischen Mentalität musste Strube erst einmal die Erfahrung machen, dass  nicht alles »Zack-Zack« geht. Zur Lagebesprechung trifft sich Strube

Renate Heyn beispielsweise, ehemalige  Export-Fachfrau einer fränkischen Firma,  gibt einmal in der Woche Deutschunterricht  für Asylsuchende im Gemeindehaus der  Zirndorfer Pfarrei St. Rochus. Was hat sie  bewogen, hier einzuspringen? »Ich kann  Englisch und Französisch, und bin von meinem Beruf her den Umgang mit Ausländern  und fremden Kulturen gewöhnt«, antwortet  sie. Irgendwann sei ihr  klar geworden, dass  niemand freiwillig aus seiner Heimat flieht.  »Das ist immer mit Krieg und Terror verbunden. Deshalb sollte man sich abgewöhnen,  Menschen nach Herkunft, Hautfarbe und  Sprache zu unterteilen. Sie brauchen einfach  unsere Hilfe.« Was sie nicht verstehen kann:   Zum Deutschunterricht kommen geflüchtete Kinderärzte, Lehrer, Ingenieure, die  jahrelang auf ihre Integration warten. Und  Deutschland suche doch Fachkräfte. »Warum  werden diese Menschen nicht schneller eingegliedert?«, fragt sie empört.  Mit der Enge in Strubes Büro wird es  bald vorbei sein. Denn die Stadt Zirndorf  baut in der Schützenstraße ein größeres  Familienzentrum in zwei Bauabschnitten.  2013 soll das Kinderhaus fertig werden,  und im nächsten Jahr wird auch die FAZ mit  umziehen. Schon jetzt überlegt Strube, ob  er dann vielleicht seinen Schreibtischjob in  der FAZ aufgibt und an die »Front« wechselt:  Damit meint er, selbst vor Ort ehrenamtlich  tätig zu sein. Horst Mayer; Foto: Michael Matejka

I N F O R M AT I O N FreiwilligenAgentur Zirndorf im Familienzentrum, Bahnhofstraße 33-35, 90513 Zirndorf, Telefon: 0911/6003646, Mo – Fr 8 –13 Uhr E-Mail: freiwilligenagentur-zirndorf@gmx.de Besuchen Sie auch die Ehrenamtsbörse des Magazins sechs+sechzig im Internet unter: www.magazin66.de


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»Wir wollen Urlaubsstimmung erzeugen« Seniorenmesse 2013 hat Andalusien als Schwerpunkt gewählt Glaß: Das Vortragsprogramm ist sehr erfolgreich. Es wird vom Seniorenamt der Stadt  Nürnberg organisiert. Hier werden unabhängig von geschäftlichen Interessen eine  Menge wichtiger Themen angesprochen.  Die Dichte des Angebots ist gewollt. Der  Besucher hat die Möglichkeit, das auszuwählen, was ihn besonders interessiert.

katharina Glaß von der Nürnberg Messe will die Inviva mit einem fröhlich-frechen Image weiter nach vorne bringen.

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ie hat weder graue Haare, noch  steht sie kurz vor dem Ruhestand.  Trotzdem kennt sich Katharina Glaß hervorragend mit den  Bedürfnissen älterer Menschen  aus. Das liegt zum einen an dem guten  Verhältnis zu ihrem großen Vorbild, ihrer  inzwischen 90 Jahre alten Großmutter. Zum  anderen trägt auch ihr Job viel dazu bei. Die  30-Jährige ist die Projektverantwortliche  für die Seniorenmesse Inviva. Bereits zum  fünften Mal wird die beliebte Veranstaltung unter dem Dach der Nürnberg Messe  durchgeführt. Nun hat sie sich ein neues  Erscheinungsbild geschenkt. In einem Interview mit dem Magazin sechs+sechzig verrät  Katharina Glaß, was die Besucher 2013  erwartet und wie sich die Messe entwickelt. sechs+sechzig: Ist die Inviva schon so in die Jahre gekommen, dass sie ein neues Erscheinungsbild braucht? katharina Glaß: Seit 2009 findet die Inviva  im Messezentrum statt. Das ist für uns  Anlass genug, um über eine Veränderung  nachzudenken. Schließlich ist die Messe in  dieser Zeit wunderbar gewachsen, und wir  möchten sie weiter ausbauen. An welche Bereiche denken Sie dabei zuerst? Glaß: Ganz klar an die Segmente Gesundheit und Reisen. Mit Sicherheit auch an das

Thema neue Medien. Hier gibt es eine sehr  rasante Entwicklung. Wir gehen verstärkt  auf Aussteller zu, an deren Ständen die Besucher Gelegenheit haben, etwas zu testen.  Egal, ob es sich dabei um einen Tablet-PC  handelt oder um ein Smartphone. Man  muss nicht 60 sein, um sich dafür auf einer  Messe wie der Inviva zu interessieren. Auch  Jüngere haben Schwierigkeiten im Umgang  mit solchen Geräten. Wir haben selbst im  Team erst kürzlich mit einem Tablet-PC gekämpft, und es hat eine Weile gedauert, bis  er so funktioniert hat, wie er sollte. Haben Sie Erfahrungen, ob tatsächlich die Kinder für ihre Eltern die Messe besuchen? Schließlich sind 70-Jährige heute doch meistens so fit, dass sie all diese Dinge selbst für sich regeln möchten. Glaß: Wir beobachten tatsächlich, dass  sich zunehmend Besucher für ihre Eltern  informieren, aber natürlich kommen auch  die Eltern selbst. Das sind dann oft ganze  Freundinnengruppen, die da gemeinsam zur  Messe kommen. Die Damen sind häufig die  treibende Kraft, wenn es heißt: »Auf geht’s,  wir gehen zur Inviva.« Es wird ein umfangreiches Vortragsprogramm angeboten, das bis in die Abendstunden reicht. Halten Sie an diesem geballten Informationspaket fest?

Ein Herzstück aller Seniorenmessen, egal ob in Nürnberg oder in anderen Städten, ist das Bühnenprogramm. Welchen Schwerpunkt setzen Sie dabei 2013? Glaß: Das ist die Lebenswelt Andalusien –  analog zu Japan im vergangenen Jahr. Es  soll ein Eindruck von der dortigen Kultur  mit allen Sinnen vermittelt werden. Da geht  es um Kulinarisches, die Geschichte, Kunsthandwerk und Touristisches. Wir wollen  aber kein Klischee behaftetes Disneyland  zeigen. Deswegen ist der Partner, der den  Schwerpunkt inhaltlich gestaltet, ein Spanier, der gerade von Anbieter zu Anbieter reist  und für die Idee wirbt. Spielt Andalusien auch in Ihrem neuen Werbeauftritt eine Rolle, wechselt man bei der Präsentation der Inviva jetzt von seriös zu frech? Glaß: Mit den Plakaten zu Andalusien  wollen wir Urlaubsstimmung erzeugen. Wir  sind durch die neue Kampagne flexibler,  können mehr Motive zeigen. Das Motiv für  Spanien ist ein Schnappschuss, der Lebenslust wiedergeben soll. Die Botschaft lautet:  Man kann auch über die Stränge schlagen,  wenn die Kinder aus dem Haus sind. Und  trotzdem seriös sein. Bleibt die Zahl der Hallen gleich oder wächst die Ausstellerfläche weiter? Glaß: Bisher reicht uns die Aussteller-Fläche,  obwohl die Messe kontinuierlich immer  größer wird. Das ist auch erklärtes Ziel,  denn wir wollen den Besuchern noch mehr  Vielfalt bieten. Interview: Petra Nossek-Bock Foto: Mile Cindric

I N F O R M AT I O N Die Messe Inviva findet am 15. und 16. März 2013 im Messezentrum Nürnberg statt.


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Was, ist schon wieder Silvester? Im Alter verändert sich das Empfinden für Zeit

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anchmal streichle ich die Rücken meiner (vielen) Bücher  und sage mir: Du wirst sie  nicht mehr alle lesen. Vor 30  Jahren hätte ich das nicht so  gesehen. Aber nun, da ich älter geworden  bin, weiß ich definitiv, dass Zeit begrenzt  ist. Lebenszeit. Meine Zeit.  Glaubt man den Esoterikern, endet  die Zeit sowieso ein paar Tage nach dem  Erscheinen dieses Magazins. Nach den  grassierenden Maya-Prophezeiungen findet  der Weltuntergang am 21. Dezember statt.  Ohne Welt gibt es auch keine Zeit. Was sollen wir uns also Gedanken machen? Höchstens darüber, warum derartige  Phantasien vom Weltende immer wieder  Konjunktur haben. Prof. Frieder Lang, der  an der Universität Erlangen-Nürnberg den  Lehrstuhl für Psychogerontologie innehat,  gibt auf diese Frage eine überraschende  Antwort: »Die Vorstellung vom Weltende  lässt alle Menschen sich gleich alt fühlen.«  Wenn alle am selben Tag untergehen, wird  jedenfalls keiner älter. Solche Ideen haben  wohl mit einer großen Sehnsucht nach  Gerechtigkeit zu tun, wie sie sich in all den  Visionen vom Weltgericht ausdrückt. Langs Aussage deutet allerdings wieder  auf den Zusammenhang von Alter und  Zeitgefühl hin. Zeit ist ein Problem der  Philosophen, eine Maßeinheit der Physiker  und eine Erfahrung  der Menschen. »Als  einziges von allen  Lebewesen hat  der Mensch  Wissen über  die Zukunft«,

sagt Frieder Lang. »Nur er kann auch seine  Begrenztheit erkennen.« Es ist wohl dieses  Phänomen, das die Zeit im Alter zu einem  immer knapperen Gut macht. In der Jugend  haben wir alle ein bisschen das Gefühl von  Unsterblichkeit. Im Alter denken die meisten zwangsläufig auf den Tod hin. Der Abgabetermin rückt näher Er rückt objektiv näher. Und er wird mich  schließlich daran hindern, alle meine  Bücher noch zu lesen. Knappe Güter sind  (uns) besonders teuer. Ob es daran liegt,  dass die Zeit uns im Alter zunehmend zu  fehlen scheint? Viele Alte haben das Gefühl,  dass sie immer schneller vergeht. Aber das  Gefühl kennen wir schon aus der Jugend.  Wenn man lange mit der Abgabe einer  Hausarbeit getrödelt hat, hat man plötzlich  gar keine Zeit mehr, wenn der Termin bevorsteht. Im Alter rückt dann der Abgabetermin für das Leben immer näher.  Hinzu kommt ein weiteres Phänomen des  subjektiven Zeitempfindens. Die Vergangenheit scheint auf einmal ganz schnell vergangen zu sein. Das war doch erst gestern,  meinen wir. Doch das Ereignis, an das wir  uns erinnern, ist schon ein paar Jahre her. Solche Zeitgefühle zu vermessen, ist  auch eine Aufgabe von  Psychogerontolo-

gen. Ganz eindeutig sind ihre Messergebnisse bisher allerdings nicht. Frieder Lang verweist darauf, dass man sich – je älter man  wird – die Frage »Wie lange habe ich schon  gelebt?« (und damit: »Was habe ich schon  erlebt?«) unter dem Aspekt stellt: »Wie lange habe ich noch Zeit?« Vielleicht rafft diese  Aussicht auf eine verkürzte Zukunft in der  Erinnerung die erlebte Vergangenheit.  Hier weist Frieder Lang auf eindeutige  Ergebnisse seiner Forschungen hin. »Alter  kann nicht nur erklärt werden als eine Degeneration von physiologischen Prozessen«,  sagt er. »Altern kann bedeuten, Weisheit zu  erfahren. Diese Weisheit besteht auch aus  dem Wissen um eine Zukunft, die über das  eigene Leben hinausreicht. Man nennt dies:  transformationale Zukunftsperspektive.  Ganz praktisch drückt sich das darin aus,  dass die Alten für die Jungen vorsorgen.  Junge Menschen sparen, um zu konsumieren oder für die eigene Zukunft. Alte  Menschen dagegen sparen häufig für die  nachkommenden Generationen. Deswegen  läuft auch die gegenwärtige Diskussion um  die Rente falsch. Die Alten erfüllen ihren  Generationenvertrag nämlich meist noch  in hohem Umfang. Ihr Vermögen fließt auf  vielen Wegen zu den Jungen.«  Prosit Neujahr: Je älter man wird, desto weniger ist man geneigt, große Pläne für die Zukunft zu machen.


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Über sich hinausdenken – das können vor  allem die Alten. Sie wissen, dass die Zeit auch  ohne sie weitergehen wird. Das ist ein Teil der  Altersweisheit. Wenn da von »transformational«  die Rede ist, fällt einem sofort der Begriff Transzendenz ein. Fast alle Religionen stellen den  Menschen Perspektiven über den Tod hinaus zur  Verfügung. Sie versprechen irgendwie eine Fortexistenz jenseits der letzten Grenze, eröffnen ein  frommes Zeitkonto nach dem Finale. Das scheint  immerhin Auswirkungen auf die »physiologische  Degeneration« zu haben. »Einige Befunde zeigen,  dass religiöse und spirituelle Menschen länger  leben als andere«, resümiert Frieder Lang. »Iss dein Brot und trink deinen Wein« Wir kommen trotzdem nicht um diese Degeneration herum. Und womöglich hat auch sie etwas  mit dem Zeitempfinden im Alter zu tun. Unsere  Muskeln werden weniger belastbar. Unsere Kräfte  schwinden. Die Treppe zur Wohnung wird plötzlich immer höher, der Weg zum Bäcker immer  weiter. So hoch oder weit waren sie in der Kindheit schon einmal. Jetzt erwecken sie wieder den Eindruck, zu  ihrer Bewältigung mehr Zeit zu erfordern. Zeit  und Raum stehen eben in engster Verbindung. Die  Lebenserfahrung des alten Menschen trifft sich  mit der Erkenntnis des Physikers. Was bleibt zu tun? Silvester steht bevor, und  ganz kurz wird man die Gläser wieder auf den  Zeitbruch im Jahreswechsel heben. Die Jungen  sind dann voller Pläne, und die Alten denken  darüber nach, ob sie beim nächsten Jahreswechsel noch da sein werden. In der Jugend könnte  solches Bewusstsein einer begrenzten Frist zur  Hektik verführen. Im Alter ist es für viele eher  Anlass zur Gelassenheit. Die Zeit wird sowieso  vergehen. Das Motto, um sie zu erfahren und zu  durchmessen, kann man der Bibel entnehmen. Es  steht im Buch Prediger: »Darum iss dein Brot und  trink deinen Wein und sei fröhlich dabei…Nutze  alle Möglichkeiten, die sich dir bieten; denn du  bist unterwegs zu dem Ort, von dem keiner wiederkehrt.« Also werde ich versuchen, im kommenden Jahr einige meiner Bücher zu lesen. Herbert Heinzelmann Foto: Marcel Mooij - fotolia.com

I N F O R M AT I O N Leser, die Lust haben, an den Projekten des Instituts für Psychogerontologie der Uni ErlangenNürnberg mitzuarbeiten, finden Informationen dazu unter: www.gerotest.de/studien/vorsorgezeit

Die Erfolgsgeschichte geht weiter: der 2. Bauabschnitt ...

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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 4/2012

Deutsche Ängste sind ihnen fremd Studie bescheinigt Mexikanern mehr Gelassenheit im Umgang mit dem Alter Die Globalisierung ist aus dem leben der meisten Menschen nicht mehr wegzudenken, die einflüsse anderer länder sind ständig zu spüren – das gilt auch für die ältere Generation. einer, der diesen Prozess in den letzten 40 Jahren wissenschaftlich begleitet hat, ist der Sozialwissenschaftler Matthias Fargel. In seinem wöchentlichen Blog »Global Oldie« auf den Internetseiten des Magazins sechs+sechzig (www.magazin66.de) gibt er sein Wissen wieder. Matthias Fargel stellt dem Magazin sechs+sechzig die ergebnisse der Forschung des Meinungsforschungs-Instituts Psyma aus Rückersdorf zur Verfügung. Im Folgenden sind die ergebnisse der Studie »Altern in Mexiko – ein ländervergleich zwischen Mexiko und Deutschland« dargestellt.

D

as Alter ist die Lebensphase, mit  denen viele Menschen Sorgen  und Ängste verbinden. Wie wird  es um die Gesundheit bestellt  sein, wie um den Lebensstandard? Wie wird es sein, wenn man sich  dem Ende des Lebens nähert? Wie typisch  deutsch sind solche Fragen, und gehen  Menschen anderer Nationen vielleicht ganz  anders an diesen Lebensabschnitt heran? Gelassenheit ist die Tugend, die viele Menschen, nicht nur Deutsche, den Mexikanern  zuschreiben. Vielleicht sollte man die Attribute »lebensfroh und furchtlos« hinzufügen.

Wie denken Sie über das Altern? Um das Altern sorgen sich nicht oder eher wenig … Alle Männer Frauen unter 62 Jahren 62 Jahre und älter Fühlen sich unglücklich, unzufrieden Fühlen sich glücklich, zufrieden Fühlen sich krank Fühlen sich gesund

75 73 77 77 82 7

53 57 51 49 64 23

93

61 34

12 87

61

alle Angaben in Prozent

Denn Mexikaner sind – trotz eines insgesamt  nicht so hohen Lebensstandards und weniger  leistungsfähiger Sozialsysteme – glücklichere  und zufriedenere Menschen als die Deutschen. Das hat zumindest die Studie »Altern  in Mexiko. Ein Ländervergleich zwischen  Mexiko und Deutschland«, herausgefunden,  durchgeführt von Wissenschaftlern der Psyma Group AG in Mexiko. Die Marktforscher  von Psyma sind in 16 Instituten auf vier Kontinenten tätig, Hauptsitz des Unternehmens  ist Rückersdorf nahe Nürnberg.

So machen sich drei Viertel der befragten  Mexikaner und Mexikanerinnen keine oder  wenige Sorgen, wenn sie ans Alter denken. In Deutschland hingegen sind das nur  etwas mehr als die Hälfte. Grenzt man die  Befragungsergebnisse auf die über 62 Jahre  alten Mexikaner und Mexikanerinnen ein,  so haben schier unglaubliche 82 Prozent  wenig Sorgen, alt zu werden. Eine wichtige  Rolle spielt dabei sicher die sehr positive  Einschätzung ihrer persönlichen Situation  und Gesundheit (siehe Tabelle oben). In Mexiko leben knapp 110 Millionen Einwohner: Zirka acht Prozent sind europäischer Abstammung, 60 Prozent sind Mestizen, also Menschen, bei denen sich der indigene mit dem spanischen Einfluss vermischt hat. Etwa ein Drittel gehört indigenen Völkern an. Ein Drittel der Mexikaner lebt auf dem Land. Um Arbeit zu finden und wegen der schlechten Lebensbedingungen ziehen immer mehr Menschen in die großen Städte. Insgesamt lebt die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Etwa ein Fünftel der Einwohner gehört der Mittelschicht an, die zum Teil nach europäischen Standards lebt. Die Oberschicht ist nur eine kleine Minderheit, hat aber politisch das Sagen. Die sozialen Sicherungssysteme sind kaum mit denen in Deutschland vergleichbar. Foto: fotofan1 / photocase.com


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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 4/2012

Unterschiede zwischen Deutschen und  geben, aktiv und selbstbestimmt zu altern.  Mexikanern tun sich auch dort auf, wo die  Dies lässt sich aus der Sorge, nicht mehr  Forscher nach den größten Problemen, die  ernst genommen zu werden (27 Prozent)  die Menschen im Alter erwarten, gefragt  schließen, die jedoch in den Antworten  haben. Bei den Mexikanern steht dabei an  der Psyma-Umfrage in Deutschland nicht  erster Stelle die Sorge, die Beweglichkeit  einmal erwähnt wird. könnte eingeschränkt sein. Und damit weit  Auch wenn Mexikaner gelassener auf das  vor der Angst, zum Pflegefall zu werden  Alter blicken als Deutsche, heißt dies nicht,  (die bei den Deutschen an erster Stelle  dass sie die Altervorsorge ganz vernachlässteht), an chronischen  sigen. So geben immerhin  Den Verlust des Partners 37 Prozent der 30- bis  Schmerzen zu leiden oder  nicht mehr ernst genom46-Jährigen in Mexiko an,  im Alter hält in Mexiko men zu werden. Auffallend  eine Lebensversicherung zu  nur ein Drittel der in diesem Zusammenhang  besitzen, und 38 Prozent  Befragten für schlimm. ist auch, dass sich Mexikahaben vor, sich eine anzuner kaum finanzielle Sorgen  schaffen. Anders sieht der  machen. Im Vergleich dazu führen immerUmgang mit dem Alter in der Gruppe der  hin ein Viertel der befragten Deutschen an,  über 62-Jährigen aus. Dort verfügt etwas  von pekuniären Ängsten im Hinblick auf das  mehr als ein Drittel der Mexikaner über ein  Alter geplagt zu werden. Auch der Verlust  Testament und nur 14 Prozent über einen  eines Partners wird in Mexiko erstaunlich  Organspende-Ausweis. In Deutschland  gelassen genommen, denn nur ein knappes  hingegen hat in dieser Altersgruppe jeder  Drittel der befragten über 62-Jährigen hält  Zweite ein Testament gemacht und ein  dies für schlimm. In Deutschland gaben  Fünftel verfügt über einen Organspendeetwa 43 Prozent der Älteren an, dies zu  Ausweis oder eine Patientenverfügung  fürchten. (siehe Tabelle unten). Festhalten lässt sich  beim Thema der Vorsorge auf das Alter,  Nur ein Drittel macht ein testament dass die Einstellungen der jüngeren GeneDiese Ergebnisse des ersten Teils der Studie  ration Mexikos sich denen in den westlilassen sich mit den (noch) intakteren Famichen Industrienationen schnell annähern.  lienstrukturen in Mexiko erklären, die ÄlDie Älteren hingegen sind vom Gedanken  teren die Chance geben, lang im Kreis der  der Vorsorge eher nicht berührt und verFamilie zu leben. Allerdings scheint Mexiko  trauen auf die Familie. seinen älteren Bürgern kaum Chancen zu  Im dritten Teil ihrer Umfrage wollten die

Vorkehrungen fürs Alter Altersgruppe 46 – 62-Jährige 35

lebensversicherung

26

testament

23

Organspende

15 30

21

Verschenken von Vermögen

13 35

5 30

Abschiedsbrief

13 20

Patientenverfügung

9

39

21

Vormundschaft

9

41

13

alle Angaben in Prozent

49

53

5

27

52 58

28 20 60 44

habe ich

habe ich

plane

plane ich

Psyma-Forscher von Mexikanern der Mittelschicht etwas über die Bedeutung des Internets in ihrem Leben erfahren. Für einen  großen Teil der Befragten gehört das Internet zum Alltag. Zwei Drittel der Mexikaner verwenden das Web als Arbeitsmittel,  Deutschen dagegen dient es eher als »Tor  zum Wissen« oder zum Spielen. Signifikante Unterschiede zwischen Mexikanern und  Deutschen gibt es in der Gruppe der über  62-Jährigen: So nutzen 81 Prozent der älteren Mexikaner das Internet als Lernmittel  und 75 Prozent klicken auf Partnerbörsen,  um Gleichgesinnte für Freizeitaktivitäten  zu finden. In Deutschland lernen nur ein  Drittel der Befragten mit Hilfe des Internets, beziehungsweise nutzen 48 Prozent  Partnerbörsen für ihre Freizeit. Mexikanische Senioren – so ein Schluss aus diesem  Teil der Studie – sind also lernbegieriger  und fortbildungswilliger als ihre deutschen  Altersgenossen. Rainer Büschel

I N F O R M AT I O N Die Psyma-Studie »Altern in Mexiko. ein ländervergleich zwischen Mexiko und Deutschland« Das Marktforschungsinstitut Psyma hat seine Umfrage, »Altern in Mexiko. Ein Ländervergleich zwischen Mexiko und Deutschland« von seiner Tochterfirma in Mexiko unter der Leitung von Simeon Pickers durchführen lassen und im August 2012 veröffentlicht. In der nicht-repräsentativen Studie wurden 1000 Mexikanerinnen und Mexikaner aus der Mittelschicht zwischen dem 1. Juni und 15. Juli 2012 in Mexiko-City, Monterrey und Guadalajara zum Bild des Alter(n)s, zur Vorbereitung auf die dritte und vierte Lebensphase und zur Rolle des Internets befragt. Anschließend wurden die Ergebnisse mit der in Deutschland erhobenen Umfrage zu den gleichen Fragen verglichen. Unterschiede bei der Zusammensetzung der Befragten in Mexiko und Deutschland finden sich zum Beispiel in der Gruppe der 30- bis 46-Jährigen oder der Gruppe der Personen mit Hauptschulabschluss, die in Mexiko deutlich stärker ist. Während hierzulande Menschen mit einem höherem Bildungsabschluss oder Rentner und Renterninnen zahlenmäßig stärker ins Gewicht fallen.


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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 4/2012

Essen bei Freunden Volkskrankheit Mangelernährung: Fürther Projekte machen Lust auf feine Speisen Grund in einer falschen Ernährung haben:  Beschwerden wie Müdigkeit, allgemeine  Schwäche, Antriebslosigkeit und schließlich Gewichtsabnahme können vermehrt  auftreten, wenn bestimmte Nährstoffe wie  Proteine, essentielle Fettsäuren, Vitamine,  Mineralstoffe und Spurenelemente im Essen  fehlen oder in zu geringer Menge aufgenommen werden.  Schon mit einer warmen Mahlzeit am  Tag, etwas Obst, Gemüse oder Salat, einem  Glas Milch und Joghurt, Quark oder Käse  auf einer Scheibe Vollkornbrot, etwas Fisch  oder einem Ei kann man seinem Körper diese wichtigen Lebensbausteine zuführen. Zudem sollten Senioren etwa 1,5 Liter  täglich trinken. Und wer das mit Mineralwasser, Tees oder Fruchtschorlen nicht  schafft, der sollte einfach mal öfter eine Melone, Gurken oder Tomaten essen, die viel  Flüssigkeit enthalten. Auch  Suppen können  die notwendige Flüssigkeitszufuhr ergänzen. »Essen bedeutet auch, es sich wohl  gehen zu lassen. Wenn man die Mahlzeit  nicht nur als Nahrungsaufnahme sieht,  sondern sie bewusst genießt, kann es einem  gleich besser gehen«, sagt Irene Meyer vom  Fürther Amt für Ernährung, Landwirtschaft  und Forsten. Die Expertin verweist auf eine  Vielzahl von Ratgebern, die sich mit den  Problemen rund um die Ernährung im Alter  beschäftigen. kurse für Alltagsbegleiter

erika Ritter bepinselt Grießbrötchen mit Wasser. Die Fürther ernährungsexpertin unterstützt Ältere bei der Zubereitung von Speisen.

F

ür viele ältere Menschen ist die  richtige Ernährung mehr Verpflichtung als Vergnügen. »Was will ich  mir denn allein schon Großes kochen?«, heißt es dann. Oder auch:  »Dose auf, wenn der Hunger kommt, und  dazwischen eine Breze, das reicht doch.« Es  macht den wenigsten Freude, sich täglich  eine gesunde Mahlzeit zuzubereiten. Kein  Wunder, dass die Zahl von Älteren mit  Mangelernährung dramatisch zunimmt:  Um 53 Prozent ist sie in den vergangenen

beiden Jahren gestiegen. Das hat eine Untersuchung der Krankenkasse DAK ergeben,  die Behandlungen von klassischen Symptomen in Krankenhäusern  anhand aktueller  Versicherten-Daten ausgewertet hatte. Dabei ist es doch eigentlich gar nicht so  schwer, sich auch als Single gesund und  bewusst zu ernähren. Broschüren, Infodienste und Forschungsprojekte gibt es zu diesem  Thema jede Menge. Doch vieles bleibt bloße  Theorie. Und trotzdem sollte jeder auf die  ersten Anzeichen achten, die vielleicht ihren

Da gibt es zum Beispiel wertvolle Tipps für  Menschen mit Kau- und Schluckbeschwerden, Diabetes oder für cholesterinbewusstes  Kochen. Und damit man sich dieses Wissen  auch praktisch vermitteln lassen kann, hat  das Amt zum Beispiel in den vergangenen  Jahren Kurse für Alltagsbegleiter angeboten.  Diese qualifizierten Frauen und Männer  kann man sich nach Hause holen. Sie helfen  beim gemeinsamen Kochen und Einkaufen,  unterstützen das Leben in den eigenen vier  Wänden. In bestimmten Fällen übernimmt  sogar die Pflegeversicherung die Kosten für  solch eine Begleitung. Noch viel kommunikativer ist das, was  sich der Fürther Seniorenbeirat ausgedacht  hat: »Essen bei Freunden« heißt die Aktion,  bei der mittlerweile neun Fürther Seniorenheime einen offenen Mittagstisch anbieten.  Nach Voranmeldung kann man sich vom  einfachen Mittagessen für 4,30 Euro bis hin  zum Vier-Gänge- Menü zu etwa zehn Euro  genau das gönnen, wonach einem der Sinn  steht. Ein Vorteil: Man isst (und ist) nicht


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alleine. Zudem können die Häuser Werbung  in eigener Sache machen, Vorurteile über  schlechte Heimkost abbauen und auf ihre  sonstigen Leistungen hinweisen. Die eine  oder andere Hemmschwelle ist da schon  abgebaut worden, berichten Erika Schneider  und Adolf Schneider, die dem Fachausschuss  »Gesundheit und Medizin« des Seniorenbeirats angehören.

Eine weitere Säule in Sachen Kommunikation, verbunden mit gesunder Ernährung,  ist das Angebot »Schüler kochen mit Senioren«. Das ehrgeizige Ziel der beiden Schneiders: In jeder Fürther Mittelschule soll es  im Rahmen des Hauswirtschaftsunterrichts  regelmäßig das Angebot zum gemeinsamen  Werkeln in der Schulküche geben – und  zwar abwechselnd bestimmt von den Wünschen der Schüler und dann wieder von den  Geselligkeit als Pluspunkt Vorschlägen der älteren Köche. So sollen die  Von ihnen stammt auch die Idee, Kochkurse  Jungen von den Erfahrungen der Senioren  für Ältere anzubieten, die unter anderem  profitieren und Lust bekommen, das eine  in den Küchen der Fürther Seniorenheime  oder andere Rezept daheim auszuprobieren.  St. Josef und Kursana stattfinden und unter  Da viele der Schüler einen Migrationshinder fachlichen Anleitung  tergrund haben, ist das  der dortigen Küchenchefs  Kennenlernen von Gerichten  »Die Männer nahmen ablaufen. Und auch da  aus der Heimat der Jungen  die Tipps der Hauswirtstehen neben den Tipps zur  und Mädchen ebenso Theschaftsmeisterinnen richtigen Ernährung natürma wie Massentierhaltung  lich die Geselligkeit, der Er- dankbar an.« oder preiswertes, vor allem  fahrungsaustausch und das  gesundes Kochen. Und für  gemeinsame Essen am gedeckten Tisch im  Senioren bedeutet ein solcher Kontakt die  Mittelpunkt. Dank dieses Angebots hat sich  wichtige Begegnung mit jungen Menschen  schon mancher Witwer, der das Wirtshausund anderen Lebensarten. essen satt hatte und bisher seine Küche nur  Die Hans-Sachs-Mittelschule im Fürther  zum Tee- und Kaffeekochen nutzte, zum  Stadtteil Stadeln war Vorreiter für die Idee.  Koch gewandelt. »In unserem ersten Kurs  Dort finden sich bereits einmal im Monat  waren fast nur Männer, die sich anfangs  acht Schüler und acht Ältere zum gemeinsaallerdings eher für die Funktion einer Profimen Kochen zusammen. Ein Spaß für beide  Spülmaschine begeistern konnten, aber  Seiten, wie Erika Schneider versichert. dann auch sehr dankbar die Tipps unserer  Hauswirtschaftsmeisterinnen annahmen«,  Karin Jungkunz erinnert sich Adolf Schneider. Fotos: Mile Cindric Die Teilnahmegebühr beträgt fünf Euro  pro Termin für die Kurse des Seniorenrats  I N F O R M AT I O N und stehen immer unter einem anderen  Motto. »Herbstgenüsse neu entdeckt«, vegetarische Rezepte, italienische, spanische und  Die Seniorenräte in Fürth haben ihr Büro im Fürther Rathaus in der Königstraße. Dort türkische Küche fanden sich in den letzten  sind die vielfältigen Infos der BegegnungsProgrammen. Die nächsten Kochkurse in  angebote erhältlich. Tel. 0911/974 -1785 Seniorenheimen werden im Herbst 2013  und 974 -1839. stattfinden. Informationen zum Thema gesunde Ernährung bietet unter anderem der Infodienst Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft e.V. (aid). Unter der Telefonnummer 0228/84990, Fax: 0228/8499177 kann man umfangreiche Broschüren wie zum Beispiel »Fit ab 50 durch richtige Ernährung« anfordern. www.aid.de

Rote Beete-Carpaccio – bestreut mit Mandelstiften.

Interessante Informationen zum Bereich Fit im Alter, gesund essen, besser leben bietet auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Tel. 0228/3776860 Internet: www.fitimalter-dge.de

leserbriefe In der letzten Ausgabe Ihres Magazins gefielen mir besonders die Artikel über die Bildhauerin Norberg und der satirische Dürer-Artikel. Wir haben übrigens einen »echten Norberg« im Garten stehen. Frau und Herr Norberg stellten uns die Sandstein-Skulptur persönlich auf. Wir haben sie anlässlich der Heilung einer Schwester meiner Frau von Leukämie »Die Freifrau« getauft. Der Artikel über die Fremdenverkehrsankurbelung durch ein pures Instrumentalisieren von Dürer war längst überfällig. Kompliment! Mich wundert, dass die Tagespresse außer Lobhudelei und Kritik an der Organisation nichts abgedruckt hat. Joachim Kortner per E-Mail Ich lese Ihr Magazin immer mit Begeisterung. Sie haben im letzten Heft das Buch von Eugen Ruge, »In Zeiten des abnehmenden Lichts«, empfohlen. Zum besseren Verständnis dieses Buches einen Tipp: Man sollte das Buch seines Vaters Wolfgang Ruge, »Gelobtes Land«, zuerst lesen. Dann versteht man das Buch seines Sohnes besser. Ich bin durch Zufall auf das Buch des Vaters gestoßen und habe dann erst so richtig Eugen Ruges Werk begriffen. Hanne Kamolz per E-mail Das Cinecittà wirbt auf diversen Seiten, so auch bis vor kurzem noch auf Seiten der Congress- und TourismusZentrale Nürnberg, damit, für Behinderte etliche technische Hilfen, wie Induktionsschleifen für Hörgeschädigte in einigen Kinosälen, anzubieten. Dem ist aber nicht so, wie Herr Dauhrer vom Cinecittà eingestehen musste (E-mail vom Herrn Dauhrer hierzu liegt mir vor), bzw. diese vor Jahren errichtete Technik funktioniert nicht. Daran, dass man auf meine Beschwerde hin nicht mit mir Kontakt aufnahm, sondern ich diese Info nur aus zweiter Hand erfuhr, kann man erkennen, dass man überhaupt nicht an einer Diskussion mit Betroffenen und einer Lösung interessiert ist. Man will nur mit den angegebenen technischen Hilfsmitteln ordentlich Werbung machen, auch wenn diese nicht funktionieren. Über so ein Verhalten kann man sich nur noch wundern. Ich bin verärgert und enttäuscht. Ulrich Hummel per E-Mail Die Veröffentlichungen in dieser Rubrik geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. sechs+sechzig behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Leserbriefe bitte an die Redaktion sechs+sechzig, Burgschmietstr. 37, 90419 Nürnberg, Fax 0911/3777662, info@sechs-und-sechzig.de oder online unter www.magazin66.de


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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 4/2012

Siemens-Familie hält fest zusammen Stammtisch bewahrt Erinnerung an Anfänge der Medizintechnik

E

s gibt sie noch, die legendäre Siemens-Familie. Aber man muss sie inzwischen suchen. Denn heute ist das Unternehmen ein Weltkonzern, bei dem Werte hauptsächlich profitorientiert definiert werden. Und wo könnte man schneller fündig werden als bei den Älteren? Bei jenen früheren Mitarbeitern, welche die alten Zeiten noch erlebt hatten, als es bei Siemensianern in Erlangen selbstverständlich war, dass Töchter und Söhne den Eltern in die Firma folgten. Als sie dank der familiären Beziehungen auch selbstverständlich einen Arbeitsplatz bekamen und das Unternehmen sich auch sonst für die Familien mitverantwortlich fühlte. Die Ehemaligen sind es in erster Linie, die das familiäre Gefühl hochhalten. In zwei Organisationen können sie aktiv werden: Da ist die Med-Pensionärgemeinschaft Siemens nur für die früheren Mitarbeiter des Sektors Medizin (heute Sector Healthcare), zum anderen die Siemens-Pensionärsgemeinschaft Erlangen für Ex-Angehörige aller früheren 15 Unternehmensbereiche. Beide wiederum firmieren unter dem Dach der »Freizeitgemeinschaft Siemens Erlangen«, die mit rund 10 000 Mitgliedern der größte Verein in Erlangen ist und aktiven wie früheren Siemensianern die Möglichkeit gibt, sich sportlich zu betätigen, sich mit anderen auszutauschen, gemeinsame Hobbys zu pflegen wie etwa Astronomie, Brigde oder im »Arbeitskreis Esoterik und Wissenschaft«. Oder eben, wenn sie früher im Medizin-Bereich tätig waren, bei der Med-Pensionärsgemeinschaft. Deren Vorsitzender Ludwig Kleiner mag es eigentlich gar nicht so gern, dass man seine Organisation hervorhebt. Es gebe keine Konkurrenz, sagt er, und »wir machen unsere Arbeit einfach gerne«. Aber der Med-Zweig hat die größere Tradition in Erlangen – und damit auch eine größere Tradition zu verteidigen. Die Geschichte dieses Unternehmenszweigs begann bereits 1877 mit einem Gewerbebetrieb, den Erwin Moritz Reiniger am Schlossplatz 3 in Erlangen gründete, um zunächst nur elektrische Geräte zu bauen und zu reparieren. Zusammen mit Max Gebbert und Karl Friedrich Schall gründete er 1886 die »Vereinigten physikalisch-mechanischen Werkstätten Reiniger, Gebbert & Schall, Erlangen – New York – Stuttgart (RGS)«. Sieben Jahre lang blieb man am Schlossplatz. Nachdem Wilhelm Conrad Röntgen 1895 die Röntgenstrahlen entdeckt hatte,

ludwig Kleiner, Vorsitzender der Pensionsgemeinschaft, deutet auf den Museumswinkel, in dem die ersten röntgenröhren hergestellt wurden. sicherten sich RGS das Recht, Röntgenröhren und die zugehörigen Apparate herstellen zu können. Das Werk stand im heutigen Museumswinkel. RGS schloss sich 1932 mit anderen Firmen zusammen, und so entstand die Firma Siemens-Reiniger-Werke AG (SRW). An Gebbert und Schall erinnern heute nur noch Straßen, der Name Reiniger lebte in den SRW fort und führt weit hinein in die Siemens-Firmengeschichte. »Dieses Erbe von Moritz Reiniger wollen wir fortsetzen«, betont Ludwig Kleiner. Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden in Erlangen die Familienstrukturen, die das Unternehmen jahrzehntelang prägten, wie der 71-Jährige versichert. Die Firma sorgte für junge Familien und half Beschäftigten, die Kranke pflegten und ältere Angehörige betreuten. Dies war Standard, als kurz vor und dann nach Kriegsende die SiemensHauptverwaltung und andere Unternehmensbereiche von Berlin nach Erlangen verlegt wurden. Dorthin, wo der Med-Bereich schon lange heimisch war. »Wir waren in der Produktion tätig«, sagt Ludwig Kleiner, »die anderen kamen

aus der Verwaltung.« Aus den unterschiedlichen Personalstrukturen entstanden zwei getrennte Pensionärskreise, die auch heute in zwei eigenen Organisationen geführt werden. Kleiner will sich dazu nicht weiter äußern, aber eine Fusion ist vermutlich so schnell nicht zu erwarten. »Wir wollen den früheren Mitarbeitern und ihren Angehörigen das bieten, was sie auch früher bei Reiniger hatten«, betont Ludwig Kleiner. Eigentlich war schon alles nicht mehr so wie früher, seit 1966 Siemens-Reiniger, Siemens & Halske und Siemens-Schuckert in die Siemens AG überführt wurden. Auf den früheren Konzernchef Heinrich von Pierer, einen Erlanger, lässt Kleiner nichts kommen. Aber dann seien die alten Ideale nach und nach verschwunden. »Das ›Haus Siemens‹ ist vor mehr als zehn Jahren gestorben«, beklagt der Pensionär, »und Reiniger auch.« Die Med-Pensionäre sehen sich da als Hüter des Erbes von Moritz Reiniger und alter Siemens-Tugenden. Deshalb, so der Vorsitzende, hätten sie vor 30 Jahren ihre Gemeinschaft gegründet, mit dem Ziel,


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Veranstaltungen in Erlangen information und Selbsthilfe: ratlos bei Multipler Sklerose? 10.12.2012, 18 Uhr, weitere Termine nachfragen, da unregelmäßiger Turnus, Haus der Gesundheit – Verein Dreycedern, Altstädter Kirchenplatz 6 Info: Wolfgang Korda, Facharzt für Neurologie, Tel.: 09131/50 436

die vielen persönlichen Kontakte, die im Arbeitsleben bestanden, auch im Ruhestand fortzusetzen und zu nutzen. Und dies unabhängig vom Rang, den ein Pensionär früher in der Firma hatte. So gibt es nicht nur Fahrten-, Wander- und Radlergruppen, sondern auch einen Arbeitskreis »Soziale Kontakte«, der zu Geburtstagen gratuliert, Besuche macht und auch persönliche Hilfestellungen gibt. Da erkennt man sie wieder, die alte Siemens-Familie. Außerdem stehen regelmäßige Fachvorträge auf dem Programm, die, wie Kleiner betont, ausnahmsweise auch geladenen Gästen offen stehen, die nicht zur Pensionärsgemeinschaft gehören. Wer was wo plant oder veranstaltet hat, steht in der Mitglieder-Zeitung, die sich fränkischschlicht »Das Bläddla« nennt. Die Med-Pensionäre sehen sich nicht als Gegengewicht zum Konzern, schon überhaupt nicht als Nörgler, die jene alten Zeiten wiederhaben wollen, in denen sowieso alles besser war. Sie wollen nur nicht, dass die speziellen Beziehungen verschwinden, die den Konzern einst ebenso auszeichneten wie seine wirtschaftlichen Erfolge. Und dafür finden sie auch bei Siemens Healthcare ein offenes Ohr. Im Haus an der Henkestraße sind sie gern gesehene Gäste. Der grundsätzliche Wandel der Firma lässt sich nach Kleiners Ansicht auch an Äußerlichkeiten festmachen. Früher habe der Med-Bereich einmal »Siemens AG, Wernerwerk für medizinische Technik« geheißen. 1969 wurde »Unternehmensbereich Medizintechnik – UB Med« daraus, 2001 »Siemens Medical Solutions« und 2008 »Siemens Sector Healthcare«. Wohin man schaue, überall herrsche Englisch vor. Viele Pensionäre können sich damit nur schlecht anfreunden. »Wir in der ReinigerFamilie wollen beim deutschen Namen MED bleiben«, betont Kleiner. Der Konzern möge zwar ein Global Player sein, »aber wir sind Erlanger«. Herbert Fuehr Foto: Mile Cindric

lehrreiche, lockere, lustige Spiele mit Hirn – interessengruppe gedächtnis 20.12.2012, 17.01.2013, 07.02., 21.02., 07.03. 2013, 18-19:30 Uhr, Haus der Gesundheit – Verein Dreycedern, Altstädter Kirchenplatz 6 Hat die »Kriegskindheit« mein leben beeinflusst? 07.01.2013, 04.02., 04.03., 06.05., 03.06., 01.07., 05.08., 07.10., 04.11., 02.12. 2013, 17-18, Haus der Gesundheit – Verein Dreycedern, Altstädter Kirchenplatz 6 Dieser Frage geht diese Gruppe im Gespräch nach. Neu Interessierte sind immer gerne willkommen! Info: Werner Lutz, Tel.: 09131/44 03 50 Sitzung des Seniorenbeirats Montag, 14.01.2013, 16 Uhr Kleiner Sitzungssaal, Rathaus in Erlangen »nachbarschaftshilfe im Hochhaus – ungeahnte Potenziale in luftiger Höhe« Mo, 14.01.2013, 18-19.30 Uhr, Haus der Gesundheit, Verein Dreycedern e.V., Altstädter Kirchenplatz 6 Ein Projekt stell sich vor. Referent: Kunibert Wittwer und seine Nachbarschaftsgruppe »Schwingen auf dem Minitrampolin« Jeweils Do, ab 17.01.2013, 18-19 Uhr, 6 Termine Leitung: Birgit Götzenberger, Kursgebühr: 42 Euro/32 Euro (Mitglieder Anmeldung: bis 14.01.2013, Haus der Gesundheit, Verein Dreycedern Cafe »Pause!« 18.01. und 15.02.2013, 14.30-17.30 Uhr. Für Angehörige und Freunde von Demenzerkrankten Haus der Gesundheit – Verein Dreycedern, Altstädter, Kirchenplatz 6, Info: 09131/90 76 830 Filmabend: »Überwindungen« – Eine Dokumentation zu Depression im alter Mittwoch, 23.01.2013, 18- 20 Uhr, Haus der Gesundheit – Verein Dreycedern, Altstädter Kirchenplatz 6 Das anschließende Gespräch leitet PD. Dr. Richard Mahlberg.

Einschreibung für die tagesausflüge des Erlanger Seniorenamts Mo, 18.03.2012, ab 8 Uhr, im Kleinen Sitzungssaal des Erlanger Rathauses, 1. OG Info: Seniorenamt der Stadt Erlangen, 09131/86 22 60 altenclubleitertreffen im Edith-SteinHaus in Weisendorf Mo, 11.03.2012, ab 9.30 Uhr Info: Seniorenamt der Stadt Erlangen, 09131/86 22 60 Bewegungstraining für Männer Jeweils Do, 11.30-12.15 Uhr (fortlaufend), Speziell für Männer zum Kräftigen, Mobilisieren, Dehnen, Entspannen und zur Verbesserung der Koordination Haus der Gesundheit – Verein Dreycedern, Altstädter Kirchenplatz 6, Info: 09131/ 90 76 800 Osteoporose – Vorbeugung für Frauen 50+ Jeweils Mo, 10:40-11:25 Uhr, Haus der Gesundheit – Verein Dreycedern, Altstädter Kirchenplatz 6 Info: Die Einschreibung kann das ganze Jahr stattfinden, Leitung Lena Fuchs, Kursgebühr für 12 Einheiten, 54 Euro, Tel.: 09131/90 76 800 Sturzprophylaxe – für ein standfestes Älterwerden Jeweils Di, 11.15-12.15 Uhr, ganzjährig Dieser Kurs besteht vor allem aus Kraft- und Balanceübungen, die durch Beweglichkeits-, Schnelligkeits-, Aufmerksamkeits-, Wahrnehmungs- sowie Koordinationsübungen ergänzt werden. Info: Leitung, Stefan Kraus, Dipl. Sportwissenschaftler, 120 Euro für 12 Einheiten, Tel.: 09131/90 76 800 Bewegungsangebot für Menschen mit Demenzerkrankung Jeden Fr, 10.45-11.45 Uhr (fortlaufend). Das einstündige Bewegungsprogramm wird von einer erfahrenen Physiotherapeutin geleitet. Es können auch Angehörige teilnehmen. Kursgebühr 65 Euro für 8 Einheiten (Bezuschussung durch die Krankenkasse bzw. Übernahme der Gebühr durch die Pflegekasse möglich). Haus der Gesundheit – Verein Dreycedern, Altstädter Kirchenplatz 6, Erlangen Info: 09131/99 76 800 Senioren singen Jeweils Di, 14-16 Uhr Mönauschule in Erlangen, Steigerwaldallee 19 Info: Seniorenamt, Frau Plogmaker, 09131/13 913


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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 4/2012

Kampf gegen Stolperfallen Es fehlen immer noch barrierefreie Wohnungen in der Stadt

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lten- oder Pflegeheim, Seniorenresidenz, betreutes Wohnen oder eine Senioren-WG: Wer im Alter nach seinen Wünschen und Anforderungen wohnen möchte, hat die Qual der Wahl. Doch viele Ältere wollen einfach in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben. Seniorengerechte und bezahlbare Wohnungen sind aber in Erlangen Mangelware. »Es gibt viel zu wenige davon«, klagt Helga Steeger vom Seniorenbeirat der Hugenottenstadt. Häufig fehlen zum Beispiel Aufzüge, um bequem die Wohnung erreichen zu können. Drinnen kann es eng werden: mit dem Rollator oder Rollstuhl durch einen normalbreiten Türstock zu gelangen, erfordert trickreiche Manöver. »Der Sanitärbereich sollte unbedingt eine nach außen aufgehende Tür haben«, ergänzt Kunibert Wittwer, Sprecher der Arbeitsgruppe »Wohnen im Alter« des Erlanger Seniorenbeirats. Denn: Wenn ein alter Mensch im Bad stürzt, blockiert er womöglich die Tür für einen Helfer. Michael Gerngroß ist sich der Problematik bewusst. »Es gibt Wartelisten.« Wenn solche begehrten Wohnungen frei werden, spreche sich das schnell herum, sagt der Leiter Kundenservice bei der Wohnungsbaugesellschaft Gewobau der Stadt Erlangen. »Wir wollen Hilfestellung leisten. Wenn wir sanieren, versuchen wir, auch einmal einen zweiten Handlauf anzubringen und ebenerdige Zugänge zu schaffen.« Oft gestalte sich dies jedoch schwer, weil zum Beispiel Halbgeschosse in Bestandswohnungen einst versetzt gebaut wurden: Man muss ein paar Stufen gehen, ehe man zur Eingangstüre gelangt. Über rund 8000 Mietwohnungen verfügt die Gewobau. Darunter befindet sich auch ein Komplex aus dem Jahr 2005 in der Hertleinstraße mit 36 Seniorenwohnungen oder, ganz neu in diesem Jahr errichtet, eine Anlage in der Kurt-Schumacher-Straße mit 28 geförderten Wohnungen sowie acht Einheiten, die für Rollstuhlfahrer geeignet sind. Ähnlich wie die Gewobau handelt die Bamberger Joseph-Stiftung, die in Erlangen seit dem Jahr 2008 in der Görkauer Straße immerhin 17 frei finanzierte Seniorenwohnungen anbietet – bei einem Bestand von insgesamt rund 800 Wohnungen und 1000 Studentenappartments. Kundenbetreuer Peter Kotz weiß: »Es gibt zu wenige Wohnungen.« Werden Altbauten saniert, achtet die Stiftung darauf, möglichst barrierefrei

Hermine Schönhardt im Bad ihrer Wohnung im neubau der gewobau an der allee am röthelheimpark in Erlangen. umzugestalten. »Bei Mieterwechsel führen wir eine Einzelmodernisierung durch«, sagt Kotz und meint damit etwa den Einbau von ebenerdigen Duschen und Rampen, um Rollstuhlfahrern die Zugänge zu erleichtern. Im Jahr 2009 startete die Stiftung gemeinsam mit dem Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg das Projekt »In der Heimat wohnen – ein Leben lang«. Es ermöglicht pflegebedürftigen Menschen, in ihrem gewohnten Umgebung zu bleiben. Die Räume sind barrierefrei, zudem werden Pflegeleistungen angeboten. Es entstand ein Neubau mit 17 nicht öffentlich geförderten Wohnungen. »Die Nachfrage ist sehr groß«, berichtet Abteilungsleiterin Ulrike Hanna. Zwar würde man gerne weiter bauen, doch in Erlangen sei »im Moment nichts geplant«. Der Grund: es gibt zu wenig Grundstücke in Erbpacht. In vielen Wohnungen seien die Anforderungen für Ältere erfüllt, lobt Kunibert Wittwer vom Seniorenbeirat. Doch nicht immer zur Zufriedenheit der Betroffenen. Manche Rampen etwa seien zu steil, kritisiert er. Michael Gerngroß von der Gewobau verweist darauf, dass oft der Platz für entsprechend längere und damit flachere

Rampen nicht zur Verfügung stünde. Mit Blick in die Zukunft verspricht er aber: »Wir prüfen momentan, wo man Aufzüge nachrüsten kann.« Angesichts des demographischen Wandels ist seniorengerechtes Sanieren und Bauen eines der Zukunftsthemen. Doch Seniorenbeirätin Steeger räumt ein: »Bei alten Häusern wird man nicht allzu viel machen können.« Wo es technisch möglich sei, sollten Wohnungen in Seniorenwohnungen umgebaut werden, meint Peter Kotz von der Bamberger Joseph-Stiftung. »Das muss die Zukunft sein. Ich sehe aber den Knackpunkt: Es muss für Vermieter und letztendlich auch für die zukünftigen Mieter finanzierbar sein.« Ilona Hörath Foto: Mile Cindric


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Hilfe für Smartphone- und Tablet-Anwender Schöne neue Medienwelt: Hersteller von TabletPC, Smartphones und eReader verzeichnen schnell wachsende Verkaufszahlen. Vor allem die eleganten Tablets sind bei älteren Verbrauchern beliebt. Was man mit den tastaturlosen Rechnern im Schulheft-Format alles anstellen kann, wie und wofür man sie verwendet, das erklärt das Seniorennetz Erlangen (SNE) in Kursen, Workshops und Vorträgen. Ein iPad-Workshop trifft sich regelmäßig am zweiten Montag im Monat in den Räumen des SNE an der Henri-Dunant-Straße zum Erfahrungsaustausch. Das nächste Treffen ist am 10. Dezember um 9 Uhr. Auf der Website des SNE (www.seniorennetz-erlangen.de) finden sich zudem ausführliche Erläuterungen zu vier besonders beliebten Apps (iBooks, Onleihen, Office 2 HD und Dropbox), die als pdf heruntergeladen werden können.

Seniorenberater Engel in der neuen Wohnanlage

Die Prominenz kam geradezu ins Schwitzen. Die Gewobau-Aufsichtsratsvorsitzende und Bürgermeisterin Elisabeth Preuß übergab, eingerahmt von Politprominenz, die symbolischen Schlüssel und schaufelte fleißig für eine neue Baugrube Erde. Denn die Gewobau Erlangen legte drei Termine auf einen Tag, und so wurden zwei neue Wohnanlagen eingeweiht und ein weiteres Bauprojekt gestartet. Für Erlangens ältere Bürger ist vor allem die neue Adresse für seniorengerechte Wohnungen interessant. Sie liegt am Waldsportpark im Osten des Röthelheimparks. Im Erdgeschoss des vierstöckigen Mietshauses finden die haupt- und ehrenamtlichen Seniorenberaterinnen der Awo-Engel ein neues Zuhause. Um die Selbstständigkeit von älteren Mietern zu fördern, kümmern sie sich künftig um die Anliegen der Anwohner. Das Leistungsspektrum der Awo-Engel ist vielfältig und richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen der Bewohner. »Das Angebot passt ideal zu unserem seniorengerechten Konzept«, betont Gewobau-Geschäftsführer Gernot Küchler. Jede der 60 Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen ist schwellen- und barrierefrei und verfügt unter anderem über breitere Türen und tiefer angebrachte Lichtschalter. 28 Wohneinheiten des Gebäudes sind ausschließlich älteren Mietern vorbehalten. Acht weitere Wohnungen im Erdgeschoss sind speziell für Rollstuhlfahrer ausgestattet, beispielsweise mit mehr Bewegungsflächen und Haltegriffen im Sanitärbereich. »Wir haben vor, in der Elisabethstraße und der Wilhelminenstraße weitere Wohnungen für Senioren zu bauen«, kündigt Aufsichtsratsvorsitzende Elisabeth Preuß an.

Helga Steeger erneut zur Vorsitzenden des Seniorenbeirats gewählt Der Seniorenbeirat der Stadt Erlangen präsentiert sich in einer neuen Zusammensetzung. Dabei sind etliche Mitglieder wieder gewählt worden. Die Liste zeigt, dass sich die älteren Menschen in der Stadt von erfahreFoto: Bernd Böhner nen und engagierten Repräsentanten aus Parteien, sozialen Organisationen und Fachgremien gut vertreten fühlen dürfen. Mit einer konstituierenden Sitzung startete Ende September die nächste Amtsperiode. Mit großem Dank für die bisherige Mitarbeit wurden Mitglieder, die dem Beirat nicht mehr angehören, verabschiedet und die neu gewählten Mitglieder begrüßt. Helga Steeger wurde mit großer Mehrheit der Stimmen erneut zur Vorsitzenden des Seniorenbeirates gewählt, der insgesamt 24 Sitze hat. Stellvertreterinnen wurden wiederum Hella Reincke und Barbara Grille. Im Arbeitsausschuss vertreten sind: Ursel Plößel, Wencke Seuberling, Marianne Vittinghoff, Kunibert Wittwer und Walter Ross. Als Delegierte für die Landesseniorenvertretung Bayern wurden Helga Steeger, Hella Reinke und Wencke Seuberling nominiert. Das Büro des Stadtseniorenrats befindet sich im Erlanger Rathaus (Rathausplatz 1, 4. OG, Zi. 433). Er ist folgendermaßen zu erreichen: Telefon 09131/862122, Fax 09131/862727, Postadresse: Postfach 3160, 91051 Erlangen, Internet: www.erlangen.de

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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 4/2012

Wo Pappenheim zu Füßen liegt Mit eine tollen Ausblick lockt der Panoramaweg ins Altmühltal

Reizvoller Blick: Vom Höhenzug aus bietet sich eine fantastische aussicht auf Pappenheim. die alte steintreppe führt steil nach oben.

H

och auf einem Felssporn im  Naturpark Altmühltal thront  die Burg Pappenheim. Schon  im 10. Jahrhundert soll der  Stammsitz der späteren Grafen  von Pappenheim um einen noch wesentlich  älteren Schutzturm herum entstanden sein.  Das Burggelände mit großem Turnierplatz,  Vor- und Hauptburg, Zwinger und staufischem Bergfried misst rund drei Hektar. Die  imposante Höhenburg wird von Mauern  mit einer Gesamtlänge von 1,5 Kilometern  umschlossen.  An diesem zweiten Adventswochenende  ist die Anlage mit ihrer unvergleichlichen  Lage Schauplatz des Pappenheimer Burgweihnachtsmarkts. Türme, Wehrgänge und  Gebäude des einstigen Adelssitzes sind in  magisches Licht getaucht. Hunderte Fackeln  beleuchten die Aufgänge. In einer Kulisse wie aus dem Märchen stehen über 50  Stände. Krippen und Christbaumschmuck,  Keramik, Kerzen und Gestecke, Naturtextilien und Kunsthandwerksprodukte verführen  zum Kauf. Feuerkörbe sorgen für Wärme.  Nikolaus und Christkind verteilen Gaben an  die jüngsten Besucher. Regionale Musikgruppen spielen auf. Und in der festlich  dekorierten Burgkapelle unterm blauen  Himmel mit seinen 365 vergoldeten Sternen  wird täglich Andacht gehalten.  Pappenheim lohnt aber auch außerhalb  des Advents einen Besuch. Für größere

Ausflüge und kleinere Abstecher in die  Umgebung ist Bayerns ältester Luftkurort  wie geschaffen. Der acht Kilometer lange  »Schlaufenweg« verspricht einzigartige  Blicke auf das über 1200 Jahre alte Pappenheim. Start ist am Marktplatz. Er liegt etwa  15 Gehminuten entfernt vom Bahnhof, von  dort führt der »Bahnweg« zielsicher dorthin.

vor. Wer mag, kann aber in die benachbarte  Pfarrkirche von 1476 ein Blick werfen. Hier  ist eine Vielzahl von Grabsteinen gräflicher  Beamter zu sehen. Vom Marktplatz aus geht es rechts am  Alten Schloss vorbei Richtung Altmühl. Wir  passieren das »Hotel Krone«, Wirtschaft und  Bierbrauerei seit 1578. Hinter der Brücke  geht es geradeaus auf der BürgermeisterWohnsitz der Erbmarschälle Rukwid-Straße, wie vom Symbol »gelbe  Wir stehen jetzt im Herzen des liebevoll  Schlaufe auf blauem Grund« gewiesen. Dem  erhaltenen mittelalterlichen Städtchens  Weg Nr. 8 folgen wir fortan. Bevor wir dem  und direkt vor dem Rathaus, einst gräfliStraßenverlauf folgend nach links abbiegen,  che Kanzlei, erbaut 1595 und 1722 neu  schauen wir uns noch einen der ältesten  gestaltet. Gegenüber befindet sich das im  Sakralbauten Frankens an. Schließlich liegt  schlichten klassizistischen Stil errichtete  die St. Gallus-Kirche rechter Hand direkt  dreiflügelige Neue Schloss (1819/20). Die  am Weg. Sie ist bereits im 9. Jahrhundert  ehemalige Residenz der  entstanden und von besteWir passieren das Hotel mächtigen Pappenheimer  chender Schlichtheit. Nur  Krone, Wirtschaft und Erbmarschälle dient der  wenige Meter rechts hinter  Gräflichen Familie bis heute  Bierbrauerei seit 1578. der Kurve verlassen wir die  als Wohnsitz, aber auch als  Straße (Hinweis an einem  Verwaltungs- und Bürogebäude. Besichtigt  Laternenmast). Über eine alte Steintreppe  werden kann das Innere deshalb nicht. Das  geht´s steil nach oben. Überhaupt verlangt  Äußere sieht man nur teilweise, denn die  der Schlaufenweg durch das bergauf-bergab  Fassade wird gerade saniert. Nur einen KatKondition. Der Preis für den Schweiß ist die  zensprung entfernt steht der Vorgängerbau,  wunderbare Aussicht. Besonders reizvoll ist  das sogenannte Alte Schloss. Dieser erste  dieser Weg im Winter und Frühling, wenn  Schlossbau der damaligen Residenzstadt  die Bäume entlaubt sind.  wurde im frühen 16. Jahrhundert errichtet.  Nach der Treppe folgen wir dem blauDen Hauptbau schmücken vier Ecktürgelben Symbol nach rechts. Wir spazieren  me, Rundfenster und ein säulengestütztes  durch den herrlichen Wald. Wenn die BäuPortal. Auch hier bleibt der Besucher außen  me lichter werden, erreichen wir eine Gabe-


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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 4/2012

das geflügelte Wort »ich kenne meine Pappenheimer« geht auf Schillers Drama Wallensteins Tod« zurück. Darin sagt der Feldherr Albrecht von Wallenstein: »Daran erkenn’ ich meine Pappenheimer.« Er sagt es anerkennend zu einer Abordnung von Kürassieren des Regimentes von Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim (15941632). Statt blind auf das im Heer kursierendem Gerücht über Verhandlungen mit dem schwedischen Kriegsgegner zu setzen – was einem Verrat gleichgekommen wäre –, befragen sie den Obersten Heerführer selbst. Wallenstein zeigt sich gerührt. Es ist dieser Treuebeweis der Pappenheimer, auf den die Redewendung zurückzuführen ist. Heute ist die Bezeichnung »meine Pappenheimer« eher mit der augenzwinkernden Einsicht in menschliche Unzulänglichkeiten verbunden. das alte schloss wurde im 16. Jahrhundert gebaut. Markant ist das säulengestützte Portal.

lung. Rechter Hand sehen wir eine hölzerne  Sitzgruppe am Waldesrand. Wir gehen nicht  auf sie zu, sondern biegen scharf rechts ab.  Die Stelle ist – ausnahmsweise – schlecht  ausgeschildert, man erkennt sie aber an  einem Jägersitz, der zu ebener Erde steht.  Auf alle Fälle ist man richtig, wenn man im  Weiterlaufen Häuserdächer sieht. Darauf  halten wir zu. So gelangen in einen malerischen, von alten Bäumen umstandenen  abschüssigen Hohlweg. Der endet an einer  Straße, die wir überqueren und dann nach  rechts gehen. Oberhalb der Bushaltestelle  schlängelt sich ein schmaler Asphaltweg  parallel zur Straße, die ins Tal hinab führt.  Wir laufen hier solange, bis das Schild  »Zum Weinbergspavillon« auftaucht. Wir  ignorieren die hölzerne Treppe und gehen  weiter auf dem mit 5 und 6 gekennzeichneten Pfad. Etwa in halber Höhe, denn es  geht wieder bergauf, stoßen wir wieder auf  die bekannte gelbe Schlaufe. Es geht links,  dann durch eine alte Lindenallee. Schließlich stehen wir auf der Jurahöhe.  Hier wurde bis zum Jahr 1400 Wein  angebaut. Heute wächst auf den Hängen  Wacholder zwischen Magerrasen. Überall  stehen Bänke. Der Blick ist einmalig. Man  könnte ewig rasten, mit Pappenheim zu  Füßen. Auf dem höchsten Punkt des Weinbergs  wurde ein Pavillon errichtet. Gegenüber, auf  der dem Tal abgewandten Seite, beginnt der

Abstieg (ausgezeichnet mit 5 und 8). Schon  nach wenigen Schritten zweigt der Schlaufenweg rechts ab. In Serpentinen windet  er sich hinab. Anfangs recht steil, später  sanfter.

falls man nicht vorher in einen der vielen  gemütlichen Gasthöfe einkehrt. Oder zur  Burg hochsteigt. Deren Tore stehen nicht  bloß zur Burgweihnacht offen, sondern fast  das ganze Jahr.

durch die Lindenallee

Text: Ute Fürböter; Fotos: Mile Cindric

Im Tal, vor dem Ort, wenden wir uns scharf  links, gehen die Straße bis ans Ende und  biegen dann in die Obere Bergstraße ein.  An der ersten Gabelung verlassen wir sie,  denn parallel verläuft eine schöne baumbestandene Allee. Auch hier stehen Bänke.  Denn da ist sie wieder, die malerische Burg.  Beinahe zum Greifen nah. Wir verlassen  nun Pappenheim über die Straße Richtung  Zimmern. Noch vor der Biegung geht der  Schlaufenweg rechts ab. Er führt vorbei an  der evangelischen Landvolkshochschule,  dem Haus der Bildung und Begegnung. Dahinter dann gabelt sich der Weg. Wir halten  uns rechts. Wieder laufen wir durch eine  Lindenallee. Eine Brücke kommt in Sicht.  Hier schwenken wir auf den Panoramaweg  ein. Wer möchte, kann nun wieder auf den  höheren Schlaufenweg zurückkehren. Eine  Abkürzung führt auf dem romantischen Weg  an der Altmühl entlang zurück bis zur Brücke. So sparen wir etwa 1,5 Kilometer. Die  Brücke überqueren wir. Hinterm Turnerverein biegen wir rechts in die Schützenstraße.  Nun einfach geradeaus laufen – schon steht  man wieder auf dem Marktplatz. Aber nur,

I N F O R M AT I O N Anfahrt nach Pappenheim in Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen: Per Bahn mit der R6 bis Treuchtlingen, ohne Umsteigen weiter mit der R63 bis Pappenheim. Mit dem Auto über die A73 bis Schwabach, dort auf die B2, über Roth und Weißenburg nach Pappenheim. Öffnungszeiten Burgweihnachtsmarkt: 8. Dezember von 16 bis 21 Uhr, 9. Dezember von 14 bis 21 Uhr. Genügend Parkplätze sind vorhanden. Der Eintritt kostet zwei Euro (Kinder: 50 Cent). Öffnungszeiten von Burg Pappenheim zwischen 1. April und 1. November: 1.4.-30.4. tägl. 10-17 Uhr, 1.5.-30.9. tägl. 10-18 Uhr, 1.10.-1.11. tägl. 10-17 Uhr. Weitere Infos, unter anderem zu historischen Führungen, unter www.grafschaft-pappenheim.de


Depp im Web

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Wer braucht Quallen und Ratten?

E

igentlich bin ich eine gespaltene Persönlichkeit – und das  ist gut so. Ich kann Gedrucktes lesen, aber auch Texte auf  dem Bildschirm. Ausdrucken muss ich letztere nicht. Wenn  ich etwas auf Papier lese, merke ich mir das nämlich keineswegs besser. Umgekehrt brauche ich  die Verweise aufs Internet in Druckerzeugnissen  ebenfalls nicht. Wenn ich auf dem Klo oder im  Zug sitze, habe ich selten einen PC nebendran  stehen, auf dem ich Zusatzinformationen aufrufen könnte.  Offenbar halten mich einige deswegen für  geisteskrank. Der Mensch soll ein ganzheitliches Wesen sein, soll in sich ruhen und seine  Widersprüche auflösen. Analoges und digitales  Leben gehören daher miteinander verknüpft.  Das hat was mit Psychologie zu tun. Deshalb  haben sie eine Verknüpfung erfunden, die aussieht, wie jene Klecksbilder, mit denen Irrenärzte herausfinden, ob man unglücklich in seine  Englischlehrerin verliebt war oder sich vor Quallen und Ratten  ekelt. Vielleicht kommt daher der Name QR-Code. Auf Plakaten,  in Zeitungen, ja sogar auf Grabsteinen gibt es diese seltsamen  quadratischen Muster.

Einmal habe ich mein Handy auf ein solches angesetzt.  Es sah nämlich aus wie ein nackter Frauenhintern. Doch die  Enttäuschung war groß, auf dem Display erschien ein Link zur  Webseite von Rewe. Die hätte ich mir bei Interesse auch googeln  können. Das wäre allemal einfacher gewesen  als erst die Qrafter-App zu laden, diese auf  meinen zahlreichen Handyseiten endlich  wieder zu finden, den QR-Code mühsam mit  der Kamera zu scannen, um schließlich eine  derart unwichtige URL zu erhalten.  Das soll also das Bindeglied zwischen  den beiden Welten sein, die Therapie für die  Analog-Digital-Schizos? Dass ich nicht lache.  Nicht ich, dieses QR-Gschmarri ist krank!  Genauso gut könnte jemand auf die Idee  kommen, mich zu kurieren, weil ich manchmal mit dem Fahrrad und manchmal mit  dem Auto unterwegs bin – um mir dann eine  Klingel ans Lenkrad zu schrauben.  Benennt euren tollen Code doch in QmS-Code um: Quatsch  mit Soße!  Peter Viebig

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sechs+sechzig · 13. Jahrgang · Ausgabe 3/2012

Der unterteilte Speiseteller sie waren in den 50-er, 60-er und 70-er Jahren der letzte schrei, heute liegen sie unbeachtet in schränken, schüben, Kellern oder auf dachböden: dinge, die einmal richtig »schick« waren. Manches gibt es gar nicht mehr. anderes erlebt plötzlich mit neuem design eine zweite Blüte. Für Paul war der Sonntagsausflug mit den  Eltern samt kleiner Wanderung irgendwo in  der Fränkischen in den späten 1960-er und  frühen 70-er Jahren der höchste Genuss.  Nicht etwa, weil der Zehnjährige so gerne  durch Wälder und Wiesen stapfte oder die  Schluchten entlang der Wiesent so faszinierend fand. Nein, die Natur war Pauls  Sache eigentlich nicht. Und hinter Mama  und Papa herzutappeln, fand er auch nicht  besonders lustig. Aber das alles nahm Paul  in Kauf, denn er wusste: Später wird es  richtig gemütlich – im Gasthaus. Wenn der  Schweinebraten mit Kloß auf den Tisch kam  oder das Schnitzel mit Kartoffelsalat, dann  hüpfte Pauls Herz. Denn lange Jahre galt es

in den heimischen Wirtschaften als richtig  »schick«, die deftigen Speisen zusammen  mit den Beilagen auf einem einzigen Teller  zu servieren. Doch damit die Bratensoße  nicht die Salatsoße okkupieren und der  Knödel nicht die Bohnen überfallen konnte,  hatten die Hersteller von GastronomieGeschirr die Sache mit den unterteilten  Tellern ersonnen. Schlicht rechteckig, waren  die weißen Teller mit einem großen Fach  für Fleisch oder Fisch ausgestattet (jawohl,  selbst so mancher Karpfen musste sich mit  dieser Platzanweisung zufrieden geben),  darüber angeordnet zwei kleinere Fächer  für die Beilagen. Mehr brauchte es nicht,  um das Kind zu beglücken, das sogleich  das Gefühl erhielt, heute etwas »Besonderes« zu verspeisen. Erwachsene fanden die  Ausführung entweder praktisch und lobten  die neue Übersichtlichkeit, oder sie konnten  der Erfindung nicht das Geringste abgewinnen. Später tauchten die gefächerten Teller  auch in der Mensa von Uni und Schule auf.  Obwohl Gourmets die Alles-auf-einen-Teller-

Methode bis heute verabscheuen, scheint  ihr eine gewisse Faszination nicht abhanden  gekommen zu sein. Ein Blick ins Internet  genügt: Unterteilte Teller boomen. Rund,  eckig, oval, in Blattform, mit buntem Druck,  in Form eines Clowngesichts für Kinder. Na  denn, wohl bekomm’s.

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