1 minute read
Mit Leib und Seele kommunizieren
Um Mitarbeiter in verschiedensten Situationen, vor allem aber in Krisen zu erreichen, braucht es Führungskräfte, die mit Passion kommunizieren können.
Davon ist die Kommunikationsexpertin, Journalistin und ehemalige Tagesschau-Moderatorin Beatrice Müller überzeugt. «Vor Kurzem sagte ein Top- CEO einer Bank zu mir: ‹Ich kann wichtige Entscheide doch nicht persönlich mitteilen. Ich habe 2000 Mitarbeiter›», erzählt Müller aus ihrer Praxis. «Ich sagte ihm: ‹Doch genau, das können Sie, und es ist wichtig, dass Sie dies tun› und wies ihn auf die Möglichkeit einer Videokonferenz hin, zu der sich Mitarbeiter weltweit zuschalten könnten.» Doch die Medienexpertin geht sogar noch weiter: «Wer sich die Zeit nicht nimmt, etwas Entscheidendes selbst mitzuteilen, weil er sich beispielsweise vor spontanen Reaktionen fürchtet, ist kein Chef.»
«Natürlich fällt es nicht jedem leicht, vor Mitarbeitern zu sprechen. Viele überschätzen ihr rhetorisches Talent. Sie sagen sich: ‹Ich kann das dann schon, ich habe ja Erfahrung›, doch sie können es eben nicht. Viele scheitern, weil sie zu viel in ihren Auftritt verpacken wollen oder nur ‹in Grautönen› sprechen, ohne Stellung zu beziehen.» Beatrice Müller verrät drei Aspekte, auf die es in der Kommunikation ankommt:
1. Fokussierung
«Ich rate allen Führungskräften: Konzentriert euch auf zwei, drei Hauptbotschaften. Formuliert diese präzise, verständlich und attraktiv. Werft Ballast ab, verheddert Euch nicht in Details», so Müller. «Das Gegenüber muss sich nach dem Gespräch sagen können: ‹Aha, das wollte er mir sagen, diese Botschaft wollte er mir mitteilen›.»
2. Vorbereitung
«Einen wichtigen Auftritt muss man präzise vorbereiten!», davon ist Beatrice Müller überzeugt. Dazu gehört das Ausformulieren der Kernbotschaften. Auch den Auftritt muss man üben. Müller rät: «Denken Sie auch an das Nonverbale: Schlurfen Sie nie ans Rednerpult, sonst haben Sie schon verloren. Sprechen Sie mit fester Stimme, suchen Sie Blickkontakte mit dem Gegenüber, vor allem dann, wenn Sie die Kernbotschaft anbringen. Treten Sie nicht in extravaganter Kleidung auf; das lenkt ab.»
3. Authentizität
«Vielen Rednern fehlt der Mut, klar Stellung zu beziehen», weiss Müller. «Viele Manager haben Angst anzustossen. Sie wollen zeigen, dass sie alles im Griff und keine Schwächen haben, und liefern deshalb antiseptische Monologe. Das Publikum gähnt, niemand wird sich an sie erinnern. Authentizität gewinnt man, wenn man mit Leib und Seele bei der Sache ist und sich dabei als Mensch mit Ecken und Kanten zeigt.»
Zur Autorin: Beatrice Müller trainiert als Medienexpertin heute Manager und Führungskräfte zu den Themen Kommunikation, Medien- und Auftrittskompetenz.