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Googeln? Probier es mit Denken!

EDITORIAL

Die Hauptstadt von Finnland? Wie schreibt man Lybien? Der aktuelle Schweizer Bundespräsident? Kein Problem, Google weiss Rat und hat die richtige Antwort parat. Kurz nachdenken? Wozu auch! Und ganz grundsätzlich: Wozu noch nachdenken, wenn wir doch Antworten auf alle Fragen im Netz finden?

Der deutsche Neurowissenschaftler und Psychiater Manfred Spitzer hat es auf die Spitze getrieben und den Begriff der «Digitalen Demenz» geprägt. Die Theorie: Vermehrte Nutzung digitaler Medien bewirkt mentale Defizite. Konkreter: Kinder und Jugendliche, die früh und häufig digitale Medien nutzen, erreichen nicht den Intelligenzquotienten, der von ihnen erreichbar wäre. Und bei Erwachsenen ist ein beschleunigter Verfall mentaler und sozialer Kompetenzen beobachtbar. Liest sich ja fürchterlich. Aber jetzt bloss keine Panik: Diese Theorie ist in der Fachwissenschaft sehr umstritten.

Unbestritten sind die Ausführungen von Autorin Julia Kunz im Fokus-Thema «Gehirn 4.0» in der vorliegenden Ausgabe von seminar.inside. Unter dem Titel «Unser analoges Hirn in digitalen Zeiten» weiss sie als Personal Brain Coach und Master of cognitive neuroscience, wie das Gehirn funktioniert, warum es manchmal nicht so tickt, wie wir uns das wünschen, und was zu tun ist, damit wir auch in Stresszeiten fokussiert bleiben. «Unser Gehirn ist zu grandiosen Leistungen fähig, wenn es richtig benutzt wird», betont sie und plädiert für eine Kombination: «Nutzen wir einfach beides: Die faszinierende digitale Welt und die Freude des analogen Lebens. Lassen wir unser Gehirn 4.0 das tun, was es am liebsten tut: arbeiten. Mit unseren fünf Sinnen, die unser Gehirn zu einem Gesamtbild verarbeitet.»

Wir wünschen Ihnen ein inspirierendes Lesevergnügen mit der vorliegenden Ausgabe von seminar.inside. Und, ach ja, zu den eingangs formulierten Fragen: Helsinki, Libyen und Ignazio Cassis.

Peter Büchel, Chefredaktor

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