The Red Bulletin AT 04/20

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EDITORIAL

WILLKOMMEN

MEILENSTEINE ZUM ERINNERN

Olympisches Gold für Roman Hagara (li.) und HansPeter Steinacher 2000 in Sydney. Mit einer Methode, die auch Marcel Hirscher Jahre später anwandte. Ab Seite 54

24 Jahre lang segelten Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher über die Seen und Meere der Welt. Das Ergebnis: zwei Goldmedaillen bei Olympia, mehrere Welt- und Europameistertitel und ein noch wertvollerer Erfahrungsschatz. Vor ihrer letzten Saison auf der GC32 Racing Tour erzählen die erfolgreichsten Sommersportler, die Österreich je hatte, ab Seite 54 vom Leben im Gegenwind und dem Wert, den richtigen Partner an seiner Seite zu haben. Der richtige Partner war auch für Gela Allmann entscheidend. Die Bergsportlerin kam im April 2014 bei einem Fotoshooting in Island schwer zu Sturz und nur durch spontane ­Helfer und i­ hren damaligen Freund wieder auf die ­Beine. Im ­Interview auf Seite 46 verrät die Deutsche, was sie aus dieser harten Zeit noch alles gelernt hat. Viel Spaß mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion

SPRÜCHE ZUM MERKEN

Worauf kommt es Salzburg-Trainer Jesse Marsch an? Sieben zentrale Aus­sagen als Weg zum Erfolg. Ab Seite 70 4

5

Mal – „Keine Zeit zu sterben“ mit­ gerechnet – war Daniel Craig James Bond. Uns erzählt er, wie er 007 ge­ prägt hat. Und um­ gekehrt. Seite 38

BILDER ZUM STAUNEN

Fotograf Fred Mortagne hat Skate­boarder und ihre „Erfahrungen“ festgehalten. Ab Seite 24

PREDRAG VUCKOVIC/RED BULL CONTENT POOL, SAMO VIDIC/ RED BULL CONTENT POOL (COVER), SABINE KÖNIG

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I N H A LT

52

The Red Bulletin im April 2020

COVERSTORY

54 K LAR ZUR WENDE!

Die Segel-Legenden Roman Hagara und Hans-Peter Stein­ acher über ihre letzte Saison im Rennzirkus, Urvertrauen und 24 Jahre Partnerschaft.

SKATEBOARD

24 D IE BRETTER, DIE DIE WELT NEU DEUTEN

Wenn Rohre und Brücken zu einem Playground werden: faszinierende Skateboard-Pics.

FILM

38 E IN LETZTES MAL JAMES BOND

Daniel Craig über seinen Abschied als 007 und sein persönliches Vermächtnis.

SERIE

42 RUMPF-SPANNUNG

Schauspielerin Ella Rumpf wagt sich in extreme Welten vor. Ihr Treibstoff heißt Angst.

SKI

44 D IE KÄMPFERNATUR

Zwischen Träumen, Erfolgen und Rückschlägen: FreerideIkone Eva Walkner im Porträt.

WINGS FOR LIFE

46 „ES GEHT IMMER“

Gela Allmann stürzte über einen Hang 800 Meter in die Tiefe. Und überlebte. Hier schildert sie ihre Erfahrungen.

8 GALLERY 14 ZAHLEN, BITTE! 16 PLAYLIST

6

INNOVATOR

52 U NTER DEM MEER

Die geniale Tauchkapsel eines französischen Forscherpaars. Plus: die kluge Roboter-Dame.

MUSIK

66 I CH UND DER ANDERE

DJ und Produzent Parov Stelar über die Balance zwischen der Kunstfigur und sich selbst.

ABGETAUCHT Tagelang unter Wasser: Ein Forscherpaar will so mehr übers Meer lernen.

46

FUSSBALL

70 „LET’S BE BOLD!“

Englisch für Fortgeschrittene: sieben zentrale Aussagen von Salzburg-Trainer Jesse Marsch.

GUIDE

Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen 83 REISEN. „Überirdisch schön“ – Trip in die größte Höhle der Welt 88 EQUIPMENT Die Story hinter der Uhr an James Bonds Handgelenk 90 FITNESS. Trocken-Training: Mit Visualisierung zu neuen Rekorden 92 GAMING. Komfortable VR-Brille und Gamer auf der Rennstrecke

AUFERSTANDEN Wie sich Bergsportlerin Gela Allmann zurück ins Leben gekämpft hat

54

94 LESESTOFF. John Niven und vier weitere brillant boshafte Autoren 96 EVENTS. Top-Termine und TVTipps für die kommenden Wochen VENT-SPECIAL. Formel-1-Auftakt 1 00 E in Melbourne: was Sieger brauchen OTORRÄDER. Vier Modelle, 1 02 M um stilvoll die Kurve zu kratzen

18 FUNDSTÜCK 2 0 LIFE HACKS 2 2 CLUB DER TOTEN DENKER

104 IMPRESSUM 106 CARTOON

NEUSTART Österreichs erfolgreichste Segler Hagara/Steinacher über ihr neues Leben

THE RED BULLETIN

FRANCK GAZZOLA, FELIX KRÜGER, DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL, FRED MORTAGNE


24 ABGEFAHREN. Fotograf Fred Mortagne zeigt, wie Skateboarder Architektur wahrnehmen.

THE RED BULLETIN

 7


YUCATÁN, MEXIKO

Die Halbinsel Yucatán hat eine ­geo­logische Besonderheit zu bieten: An der Oberfläche gibt es keinen ­einzigen Fluss, die Wasserläufe durch­ ziehen das Land alle unterirdisch. Die überfluteten Höhlen sind inzwi­ schen ein beliebtes Ziel für geübte Taucher. Und natürlich für ebenso ­erfahrene Fotografen. Der Tscheche Petr Polách arbeitete zum Beispiel bei diesem Foto mit fünf strategisch in der Höhle verteilten Blitzen. Sonst ist es dort nämlich komplett finster. polachpetr.cz

PETR POLÁCH/RED BULL ILLUME

Zauber der Tiefe


 9


ENGELBERG, SCHWEIZ

Sehr steil Der schwedische Fotograf Elias Lundh und sein Landsmann, der WeltklasseFreerider William Larsson, waren eigentlich bereits auf dem Rückweg von einem Shooting, bei dem sie eine Schlecht­­wetterfront überrascht hatte. Sie probierten ein bisschen vor einer Felswand herum, um mehr Kontrast in das flache Licht zu kriegen, da kam Lundh die Idee, seine Drohne zu starten. Und bingo: Selten gelingt es, die Steilheit des Geländes derart spektakulär ins Bild zu setzen. Instagram: @eliaslundh


ELIAS LUND/RED BULL ILLUME, WRENNE EVANS/RED BULL CONTENT POOL

ATLANTA, GEORGIA, USA

Soul im Anzug Die Dame im Bild heißt Teyana Taylor und war eine der Headlinerinnen des Red Bull Music Festivals, das im November „deep in the heart of Georgia“ stattfand. Was man sieht: Teyana ist auch Tänzerin und Model. Was man leider nicht hören kann: ihre fantastische Soul-Stimme, die schon ihre Mentoren Pharell Williams und Kanye West verzückte. Die aus Harlem stammende Sängerin ist mit NBA-Star Iman Shumpert verheiratet. Instagram: @wrenneevans   11


JÄRVA-JAANI, ESTLAND

Walk on the Wild Side Es ist ein ziemlich dekorativer Ort, an dem der estnische Slackliner Jaan Roose sein Band gespannt hat: Der „Old Vehicles Shelter“ in JärvaJaani im Herzen von Estland sammelt alte Fahrzeuge und stellt sie genau so aus, wie sie gefunden wurden. Roose beherrscht mindestens so aufsehenerregende Sachen: Er ist etwa der Einzige, der einen doppelten Salto rückwärts beherrscht. Instagram: @jaanusree


  13

JAANUS REE/RED BULL CONTENT POOL


Z AHL EN, BI T T E!

FILM-JUBILÄUM

Die Lizenz zum Feiern 58 Jahre nach seinem ersten Leinwandabenteuer macht James Bond den ­Schurken nun zum 25. Mal das Leben schwer. Zur Premiere von „Keine Zeit zu sterben“ (2. April) betrachten wir die Karriere von 007 statistisch.

007

3

ist sein Codename. „00“ steht für die „Lizenz zum Töten“, Bond ist der siebte MI6-Agent, der diese bekam.

4662

Mal wurde auf Bond geschossen.

Einheiten Gin, 1 Einheit ­Wodka, ½ Einheit Kina Lillet.­ Geschüttelt, auf Eis, mit ­einem Stück Limonenschale: So will Bond seinen Martini.

37.000.000

Dollar kosteten die sieben eigens für „Spectre“ designten und bei den Filmarbeiten zerstörten ­Aston Martin DB10-Coupés.

¾

aller Frauen, mit denen der Geheimagent schlief, wollten ihn töten.

352

Menschen tötete Bond. Die meisten davon (47) fielen P ­ ierce Brosnan in „­ GoldenEye“ zum Opfer.

80

Zigaretten rauchte ­Bond-Schöpfer Ian Fleming in seinen besten Zeiten ­täglich. Bond selbst brachte es „nur“ auf 70.

½

7.063.663.466 Dollar spielte die gesamte Bond-Reihe im Kino ein. Der erfolgreichste Film war „Skyfall“ (2012).

14

Meilen durch 63 Länder legte Bond in seiner Filmkarriere zurück, 98.611 Meilen entfielen allein auf ­Roger Moore.

36

Jahre rüstete Desmond L­ lewelyn als „Q“ den Geheimagenten aus. Trotzdem ist er insgesamt nur eine halbe Stunde am Bildschirm zu sehen.

THE RED BULLETIN

GETTY IMAGES (8), PICTUREDESK (2)

130

Kalorien hat der Martini-Cocktail, den James Bond liebt. Ähnlich viele verbrennt Mann beim Sex.

337.903

CLAUDIA MEITERT

Minute konnte „Eisen­ beißer“ Richard Kiel sein Metallgebiss nur im Mund ­ öllische ­ ehalten, da es ihm h b Schmerzen bereitete.


DER NEUE ŠKODA

KAMIQ MONTE CARLO

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PLAYLIST

ALICIA KEYS

New York Skate of Mind Wenn die Soul-Sängerin, Schauspielerin und Aktivistin eine Auszeit braucht, holt sie die Rollerskates raus und macht die Playlist an. Alicia Keys ist eine Powerfrau. Seit ihr 2001 mit der Single ­„Fallin’“ der Durchbruch gelang, veröffentlichte die New Yorkerin zahlreiche Multi-Platin-Alben, gewann 15 Grammys und eta­ blierte sich als Schauspielerin und Filmproduzentin. Weil ihr das nicht genügt, ist Keys zudem noch politische Aktivistin und Mutter zweier Söhne (Egypt, 9, und Genesis, 5). Bei der Promo für ihr siebtes Album „ALICIA“ verriet die 39-Jährige, wie sie den Kopf freikriegt. „Ich skate viel mit meiner Familie. Es ist total lustig, und mit den richtigen Beats fühlt es sich einfach großartig an.“ Welche Tracks in jede Playlist gehören, hat sie hier für uns zusammengefasst. „ALICIA“ erscheint am 20. März; aliciakeys.com

Post Malone

Alicia Myers

Dr. Dre feat. Snoop Dogg

Alicia Keys

„Post Malones Songs sind die perfekte Skate-Mucke. Ich bin großer Fan von ‚Congratulations‘ (der 2017er-Single des in New York geborenen Rappers), aber ‚Circles‘ gefällt mir noch besser. Dieser Track (Malones vierte Nummer eins in den US‑„Billboard Hot 100“-Charts) ist zum Skaten geradezu ideal, weil du dich dazu einfach bewegen musst.“

„Ich liebe diesen Song, ganz besonders wenn ich meine Skates anhabe. (Singt:) ‚I want to thank you, Heavenly Father, for shining your light on me … I know it couldn’t have hap­ pened without you.‘ Der Track hat diesen unwiderstehlichen Rhythmus – du skatest und glaubst zu fliegen. Was für ein großer Song – speichert ihn unbedingt in eurer Playlist.“

„Wenn ich G-Funk beim Skaten höre, bin ich on fire. Das gilt für jeden Track auf ‚The Chronic‘ (dem Solodebüt und Hip-HopKlassiker von Dr. Dre). Ich liebe alles an der Platte, aber ganz besonders ‚Nuthin’ But a „G“ Thang‘. Also Songs mit großen Beats und coolem Vibe, bei denen man nicht stillhalten kann und einfach tanzen muss – darum geht’s doch.“

„Komm ich auch mit meinen Songs in Stimmung? Na klar. Alicia-Keys-Nummern sind gemacht fürs Skaten, vor allem ‚Time Machine‘ und auch ‚No One‘ (2007). Als ich klein war, ging ich mit Freunden oft zu Skate Key, einer Rollschuh­ halle in der Bronx. Während alle am Skaten waren, sind wir nur dagestanden und haben süß ausgesehen.“ (Lacht.)

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Nuthin’ But a „G“ Thang (1992)

Time Machine (2019)

THE RED BULLETIN

MARCEL ANDERS

I Want to Thank You (1981)

SONY MUSIC

Circles (2019)



ANDREAS WOLLINGER

F U ND ST Ü CK

ROCK ’N’ ROLL

JULIEN’S AUCTIONS/SUMMER EVANS

Pizza Nirvana Pappteller mit einer von Kurt Cobain geschriebenen Setlist für ein Konzert, April 1990 Noch war die Platte „Nevermind“ mit dem Hit „Smells like Teen Spirit“ Zukunftsmusik. Kurt Cobain (1967–1994) tingelte mit seiner Band Nirvana durch die USA. Die Setlists schrieb er auf Pappteller, die vom Abendessen übrig blieben. Vor kurzem wurde eines dieser Artefakte versteigert. Erlös: rund 20.000 Euro.

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THE RED BULLETIN


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LIFE HACKS

SCIENCE-BASTLER

Tricks für Brillenträger

FEST VERBUNDEN

Schrauben-Ersatz Wer die Schraube des Brillenscharniers verloren hat, ist selbst noch lange nicht verloren – dank Zahnseide.

Kleine Kniffe, große Wirkung, Volume 19: wie du Brillen zu neuem Glanz verhilfst und dabei immer den Durchblick bewahrst. 1 Den losen Bügel in seine ursprüngliche Position bringen.

BRILLANT

Glanz ohne Kratzer Kleine Schäden in der Brille? Weiße Zahnpasta (ohne Schleifmittel) kann diese beseitigen.

2 Die Zahnseide durch die kleinen Ösen des Bügels und jene des Hauptteils fädeln, fest anziehen und mehrmals verknoten.

3 Abstehende Enden der Zahnseide mit der Schere abscheiden.

Zahnpasta mit Watte auftragen, mit Wasser abspülen – fertig.

Einfach sicher mit Gummi

Mehr Durchblick

Wenn die Brille beim Kochen oder Lesen ständig von der Nase rutscht, solltest du Gummiringerl zur Hand haben.

Seife verhindert, dass deine Brillengläser beschlagen. Warum? Sie nehmen ihnen die Oberflächenspannung.

Gummiringerl um die Bügelenden wickeln, bis sie von selbst h ­ alten. Einrichten, ­damit sie nicht drücken.

1 Seife auf beide Seiten der Gläser auftragen.

2 Mit einem Brillenputztuch die Gläser sorgfältig trockenpolieren.

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THE RED BULLETIN

SASCHA BIERL

GLASKLAR

CLEMENS MAKANAKY

FIX WIE NIX


Photo: R. Schedl

#GETDUKED BEAST-MODUS AKTIVIERT 2020 KTM 1290 SUPER DUKE R Das NAKED-Regelwerk wurde neu geschrieben. Die neue KTM 1290 SUPER DUKE R ist jetzt schlanker, brutaler und furchteinflößender als jemals zuvor. Mit einem brandneuen Fahrwerk in Verbindung mit perfektioniertem Federungssetup, dem führenden 1301cm3 LC8 V-Twin mit brutalem Vorwärtsschub, hemmungsloser Beschleunigung und einem fortschrittlichen Elektronikpaket ist das neue BEAST bereit es mit der Welt aufzunehmen.

Please make no attempt to imitate the illustrated riding scenes, always wear protective clothing and observe the applicable provisions of the road traffic regulations! The illustrated vehicles may vary in selected details from the production models and some illustrations feature optional equipment available at additional cost.


DER CLU B DER TOT EN DEN K ER

SØREN KIERKEGAARD

Soll ich kündigen, wenn ich mich in meinem Job nicht selbst verwirklichen kann? Die größten Denker aller Zeiten beantworten Fragen unserer Gegenwart, übermittelt durch den Philosophen Christoph Quarch. Diesmal: Søren Kierkegaard erklärt, wie Potenzialentfaltung funktioniert.

K

ündige, und du wirst es bereuen; kündige nicht, und du wirst es auch bereuen. So etwas habe ich mal geschrieben, als ein Freund mich fragte, ob er heiraten oder die Beziehung quasi „kün­ digen“ solle. Wirklich geholfen hat’s ihm freilich nicht. Genauso wenig wie dieser Rat dir hilft. Aber weißt du, warum ich das sage? Ich sage es, um dich darauf zu stoßen, wo dein eigentliches Pro­ blem steckt: nicht in der Frage, ob du kündigen sollst oder nicht, sondern in der Frage, was du eigentlich damit meinst, du könnest dich nicht selbst verwirklichen. Von wem ist hier die Rede? Wer ist das Ich, und wer ist das Selbst? Hast du da schon mal drüber nachgedacht? Solltest du tun, denn solange du das nicht tust, ist egal, ob du kün­ digst oder nicht. Also, wer ist das Ich, das hier fragt, ob es kündigen soll? Hast du ein klares Bild von dir, sodass du sagen könntest: „Also eigentlich bin ich dies und das, aber die Umstände verhindern, dass ich mein Potenzial entfalten kann.“ So funktioniert das aber nicht. Wenn du dir einbildest, du wüsstest, wer du ­eigentlich bist und welches Potenzial du unbedingt entfalten musst, wirst du scheitern. Denn in diesem Fall bist du von dem infiziert, was ich die „Krankheit zum Tode“ genannt habe. Sie tritt auf, wenn du ver­ zweifelt versuchst, du selbst zu sein.

Selbstverwirklichung. Ich verrate auch gleich, war­ um. Vorher aber muss ich noch die zweite Form der „Krankheit zum Tode“ erklären: jene, die dann auftritt, wenn du verzweifelt versuchst, nicht du selbst zu sein. Diese Variante entsteht, wenn du zu glauben beginnst, du seist das, wozu du de facto geworden bist: angestellt bei einer Firma, in der du dich nicht wohlfühlst, abgestumpft von der Routine, intellektuell unterfordert, von der Chefetage nicht angemessen geschätzt etc. Ich ist hier nicht die Idee, wie du gerne sein willst, sondern die Realität, die du vorfindest, wenn du in den Spiegel schaust. So oder so: Egal ob du dein „eigent­liches Ich“ verwirklichen oder dein „uneigentliches Ich“ loswerden willst – du wirst nicht glücklich. Weder das eine noch das andere stellt ­einen Schlüssel zu mehr Selbstzufriedenheit bereit. Ja gibt es denn keine Lösung? Doch, sie steckt im Wörtchen „selbst“. Dar­ über hast du noch nie nachgedacht, stimmt’s? Ich schon. Und ich habe eine geniale Antwort auf die Frage nach dem „Selbst“: „Ein Selbst ist ein Verhältnis, das sich zu sich selbst verhält.“ Geil, oder? Ich erklär’s: Das Selbst, das du verwirklichen willst – das gibt es nicht. Dein Selbst ist kein bestimmtes Ich, kein festes Ding. Das Selbst ist ein Geschehen, ein Prozess. Für deine Karriereplanung kommt es nur darauf an, dieses Potenzial zu entfalten, anstatt einer fixen Idee von dir nachzulaufen. Du musst Lust haben, nicht ein Ich, sondern ein Selbst zu sein: dich ständig neu zu dir zu verhalten, dich infrage zu stellen, die Herausforderungen des Lebens anzuneh­ men und als Chance zur Veränderung zu sehen. Vorschnell zu kündigen führt zu nichts. Denn wenn du kündigst, um dein Ich zu verwirklichen, kündigst du in Wahrheit deinem Selbst.

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SØREN KIERKEGAARD (1813 – 1855) kam aus einem streng religiösen Elternhaus und war ein latent depressiver Mensch, der sich das Leben selbst da noch schwermachte, wo sein Glück zum Greifen nahe war: Die Verlobung mit der von ihm geliebten Regine Olsen löste er nach wenigen Tagen, weil er bezweifelte, sie glücklich machen zu können. Enttäuscht und verbittert erlag Kierkegaard im Alter von nur 42 Jahren in seiner Heimatstadt Kopenhagen einem Schlaganfall.

THE RED BULLETIN

DR. CHRISTOPH QUARCH

Üble Sache: Wenn du von der Idee besessen bist, du wüsstest, wer dein Ich ist, und du könntest mit der Kraft deines Willens dieses Ich verwirklichen, wirst du keinen Schritt weiterkommen. Egal wie oft du von irgendwelchen Küchenpsychologen gehört hast, du könntest dein Ich verwirklichen, wenn du nur wolltest. Vergiss es. Das führt zu nichts – vor allem nicht zur

BENE ROHLMANN

„ Ein Selbst ist ein Verhältnis, das sich zu sich selbst verhält.“ Geil, oder?


SØREN KIERKEGAARD (1813–1855)

Philosoph und unfreiwilliger Berufsberater: „Du darfst nie einer fixen Idee von dir nachlaufen.“

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ERFAHRUNGEN Skateboarder sehen die Welt mit anderen Augen: Sie muss sich in erster Linie befahren lassen. Der französische Fotograf FRED MORTAGNE alias French Fred hat dieses Lebensgefühl eingefangen. Text ANDREAS WOLLINGER  Fotos FRED MORTAGNE

VOLLES ROHR Diese Stahlrohre lagen vor einer Kesselfabrik irgendwo bei Lyon ­herum – wie geschaffen für SkateProfi Charles Collet und sein Board.

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UNTER DER BRÜCKE Nochmals Charles Collet, hier funktioniert er einen Autobahnpfeiler bei der Stadt Mâcon zum Spielplatz seiner speziellen Neigungen um.

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GLEICH GEHT’S AB Die Entschlossenheit, mit der der Kalifornier Nick Garcia hier Anlauf nimmt, lässt uns die Anmut des folgenden Tricks bereits erahnen.

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FLIEGENDER FINNE Die Gestaltung des Platzes vor dem Rathaus von CrÊteil nahe Paris fasziniert French Fred seit 20 Jahren. Aber erst unlängst verhalf ihm der Finne Jaakko Ojanen zum perfekten Bild.



HOHE KUNST Es heißt, das von Star-Architekt Oscar Niemeyer in Niterói bei Rio de Janeiro gebaute Museum für zeit­genössische Kunst ähnle einem Ufo. So gesehen liegt das Arrangement mit Hernando „Naño“ Ramirez auf der Hand.

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SPIEGELTRICK Eine interessante Ecke im „Institut du monde arabe“ in Paris, ein ­eleganter Switch Kickflip des ­Australiers Sammy Winter – fertig.

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DIE REINE LEERE Der französische Skater Jérémie Daclin auf einem verwaisten Park­ platz vor einer Messehalle in Tokio, fotografiert aus dem 17. Stock eines Hotels nebenan.



LICHTSPIELE Ein Aquädukt irgendwo im Nirgendwo von Kalifornien, und US-Skateboarder Brandon Westgate versucht, sich den Kopf nicht anzuhauen. „Ich musste drei Jahre warten, bis das Licht endlich perfekt war“, erzählt Fred. „Seither ­waren Licht und Schatten nie wieder so.“

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„Du probierst es wieder und wieder, und immer stimmt irgendwas nicht. Und plötzlich: Boom, here we are!“


SCHÖN COOL BLEIBEN Das gehört dazu: Charles Collet hat sich den Knöchel verstaucht. Die Schwellung muss sofort mit Eis bekämpft werden. Wenn keines aufzutreiben ist, tun es auch Tiefkühlerbsen.

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Daniel Craig

Es ist das Ende einer Ära: Mit „Keine Zeit zu sterben“ tritt Daniel Craig nach 14 Jahren ab – als erfolgreichster aller bisherigen Bonds. Wie ist es ihm gelungen, Agent 007 seinen ganz persönlichen Stempel aufzudrücken? Interview RÜDIGER STURM

the red bulletin: Anfang des Jahres ernteten Sie viel Lob für Ihre Rolle als skurriler Detektiv in „Knives Out“. Wollten Sie sich damit schon eine Alternative für die Zeit nach Bond schaffen? daniel craig: Derartige Über­ legungen sind mir fremd. Das Dreh­ buch war einfach so gut. Noch dazu eine Komödie! So etwas gibt’s so selten in Hollywood wie Hühner mit Zähnen. Hühner mit Zähnen? Sie kennen die Redensart nicht? Sagen wir mal: wie ein vierblättriges Kleeblatt in der Sahara. Das Drehbuch des neuen James Bond kann damit nicht Schritt halten? Das habe ich nicht gesagt. Am Skript von „No Time to Die“ war Phoebe Waller-Bridge, die Schöpferin von „Fleabag“, beteiligt. Sie ist absolut erstaunlich. Es war ein echtes Privi­ leg, dass sie mitmachen wollte.

Das heißt, es werden auch neue Autoren dazugeholt, die mit Bond noch keine Erfahrung haben? Aber ja! Das ist alles ein extrem kollaborativer Prozess. Wir müssen uns jedes Mal etwas Originelles und Neues einfallen lassen, weil wir ja keine Blaupause haben, sondern uns nur Bausteine aus den ein­ zelnen ­Romanen holen und diese zusammen­führen. Unsere Maxime lautet: Lasst uns den vorhergehen­ den Film übertreffen! Und dazu ­generieren wir permanent Ideen. Was ist Ihr Beitrag? Ich bin da voll involviert. In meinem Büro liegen die Drehbücher stapel­ weise. Und ich motiviere auch meine Kollegen und gehe ihnen ständig damit auf die Nerven. Das ist ein ganz schöner Stress! Wenn ich um drei Uhr in der Früh eine Idee habe, dann schreibe ich sie auf. Ich weiß gar nicht, wie das anders gehen sollte. Wir drehen mehrere Monate lang, und ich muss wissen, wie sich alles entwickelt. Eigentlich sind doch Regisseure für die Drehbuchentwicklung ­zuständig. Mögen die das, wenn Sie sich so einmischen?

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Ist Ihr Ansatz auch schon mal schiefgegangen? Im Fall von „Ein Quantum Trost“ hatten wir leider kein richtiges Dreh­ buch, weil zu dem Zeitpunkt die Autoren streikten. Ich will den Film jetzt nicht heruntermachen, wir haben ihn so gut gemacht, wie wir konnten. Aber eine Produktion dieser Größenordnung kannst du eigent­ lich nicht ohne Skript stemmen, sie erfordert zu viel Planung. Wenn du etwas in der Story ändern willst, weil es nicht funktioniert, kann das Millionen von Dollar kosten. Sie sprachen von Ideen. Welche Stoßrichtung haben Sie bei der Bond-Konzeption verfolgt? Wenn ich mir eine Rolle anschaue, dann analysiere ich genau: Was beeinflusst diese Figur? Warum verhält sie sich so? Auf diese Weise bekommt sie einen gewissen psycho­ logischen Tiefgang. Nicht, weil ich sage: Dieser Mann muss als Person komplexer werden. Ich will ein­ fach, dass er interessant ist, dass er innere Konflikte hat. Das ist meine grundsätzliche Herangehensweise. Eine Figur muss glaubwürdig sein. So habe ich meinen Job gelernt. Ich kann ihn gar nicht anders machen.

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ERIK TANNER/CONTOUR/GETTY IMAGES

„Bond ist keine Schablone“

Eigentlich ist mir das egal. Das ist meine Arbeitsweise, und es gab des­ halb noch nie Schwierigkeiten. Wir fordern uns alle permanent heraus und treiben uns gegenseitig an, mit einem einzigen Ziel: einen guten Film zu machen. Wenn wir ein ex­ zellentes Skript haben, dann können wir beim Dreh locker miteinander umgehen. Meine Kollegen und ich sind dann alle entspannt, können sogar improvisieren.


„Ich will einfach, dass Bond innere Konflikte hat.“ Wie Daniel Craig seine Rolle als 007 anlegt

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Daniel Craig

trendy zu sein. Ebenso wenig haben wir uns sklavisch nach den Wünschen der Fans gerichtet. Es ging immer um eine gewisse Zeitlosigkeit, nur so lässt sich eine klassische Geschichte erzählen. Filme können auch schnell altern.

Eigentlich will James Bond (Daniel Craig) im 25. 007-Abenteuer nur seine Pension genießen, doch dann kommt natürlich alles anders. Die Story um einen entführten Wissenschaftler, gefährliche Technologien und alte Widersacher folgt den bewährten Rezepten, Bond-Girls inklusive. Mit Rami Malek, Léa Seydoux, Christoph Waltz, Lashana Lynch, Ana de Armas u. a. Kinostart: April 2020.

Sie zeigten ja in den letzten Filmen mehr von Bonds Vergangenheit. Was war der Grund dafür? Das Ganze begann bei „Skyfall“, und es schien logisch, das weiterzuverfolgen. Bond wird älter. Er ist nicht einfach eine Schablone, sondern ein Mensch, den wir aus dem vorigen Film kennen und der von den Geschehnissen darin beeinflusst wird. Es ging nicht darum, seine Biografie auszubreiten, aber wir be­ nutzten sie, um einzelne Wendungen der Handlung anzustoßen. Wie sehr lassen und ließen Sie sich von den Filmen der Konkurrenz beeinflussen? Bond ist ja längst nicht mehr der einzige Geheimagent, der im Kino erfolgreich ist … Ich werde von jedem Film be­ einflusst, den ich sehe. Solche Ein­ drücke fließen automatisch in meine Psyche ein. Aber es ist keinesfalls so, dass wir uns zusammensetzen und überlegen: Oh, wir sollten das ausprobieren, weil die Kollegen das in ihrem Film gemacht haben. Das wäre der Tod unseres Projekts. Natürlich gibt es automatisch 40

­ ewisse Parallelen, denn jeder Film g reflektiert auch seine Zeit. Aber wir schauen uns gleichzeitig an, was die Bond-Macher vor fünfzig Jahren ­geschaffen haben. Hatten Sie nie Angst, dass das Publikum sagt: „Das kennen wir schon.“? Es wäre arrogant, zu sagen: Wir ­müssen etwas bieten, was es noch nie zuvor gegeben hat. Nichts ist neu. Du versuchst beim Filmemachen zwar immer, das Rad neu zu er­ finden. Das Ziel dabei ist es, den Menschen eine Form von Unter­ haltung zu bieten, die aktuell wirkt. Du lässt dich von anderen Filmen beeinflussen, aber du kopierst sie nicht. Das ist der Schlüssel. Wie sehr orientierten Sie sich an aktuellen Ereignissen? Die spielen mit hinein – aber wir wollten uns auch nicht zu sehr vom Weltgeschehen beeinflussen lassen. Und wir versuchten nicht, hip und

„Wenn ich am Set bin, muss ich glauben, ich bin James Bond.“

Als Sie bei Bond einstiegen, gab es viele Zweifler. Wie haben Sie es eigentlich geschafft, dieser Serie Ihren Stempel aufzudrücken? Als ich anfing, sagte ich zu Pro­ duzentin Barbara Broccoli: „Ich brauche das Selbstvertrauen, ans Set zu kommen und so zu tun, als wäre ich James Bond. Denn ich bin als Person meilenweit von ihm entfernt. Dazu muss ich ein Teil des Ganzen werden und bei den Filmen meinen Input geben können. Dann habe ich das Gefühl, dass wir richtig ­zusammenarbeiten, und wir können es miteinander versuchen.“ Genau das haben wir gemacht. Unter welchen Voraussetzungen kann 007 eigentlich die nächsten fünfzig Jahre überleben? Wie Sie wissen, werde ich dann nicht mehr dabei sein. Bond ist so lang­lebig, weil sich die Produzenten nicht an Hollywood verkauft haben. Sie haben es geschafft, dass jeder Film seine eigene Identität hat. Wenn es ihnen dabei nur ums Geld gegangen wäre, wäre Bond längst gestorben. Der einzige Weg war und ist, jeden Film fortwährend besser zu machen. Das haben wir jedes Mal versucht. Auch diesmal. Wenn er den Leuten gefällt: großartig! Und wenn nicht, dann kann ich auch nichts machen. THE RED BULLETIN

DANJAQ LLC AND MGM

„Keine Zeit zu sterben“

Davon abgesehen mussten Sie sich immer neue Mitstreiter vor der Kamera suchen. Wie gingen­ Sie dabei vor? Nehmen wir zum Beispiel Ana de Armas, die in „No Time to Die“ mit von der ­Partie ist. Regisseur Cary Fukunaga hatte schon mit ihr gesprochen. Und ich wusste, dass sie gut ist, zumal ich mit ihr auch für „Knives Out“ vor der Kamera gestanden hatte. Sie musste sich dann auch gleich beweisen, weil ich mir den Knöchel brach und sie deshalb viele Szenen ohne mich ­drehen musste.


FLÜÜÜGEL FÜR JEDEN GESCHMACK.


Ella Rumpf

„Ich muss mit der Angst arbeiten“ Schauspielerin Ella Rumpf wagt sich in ihrem Job gern in extreme Welten vor, weil sie es liebt, intensive Gefühle zu vermitteln. Wie sie es schafft, dabei alles aus sich herauszuholen? Ihr Treibstoff heißt Angst. Text RÜDIGER STURM  Foto CHRISTIAN SCHNUR

the red bulletin: In vielen ­deiner Figuren lotest du extreme Charaktere und Situationen aus. Woher kommt das? ella rumpf: Mich interessiert die Intensität im Leben, deshalb mag ich es, Rollen zu spielen, bei denen es existenziell wird. Ich setze mich gerne mit Themen wie Leben und Tod auseinander und versuche, sie durch meine Arbeit zu verstehen. Suchst du solche intensiven Gefühle auch außerhalb der Arbeit? Eigentlich nicht. Ich bin nicht der Sportrisikotyp. Die Schauspielerei und dabei so viel unterwegs zu sein, das ist intensiv genug für den Moment. Intensität kann auch in der Stille passieren, die ich immer mehr zu schätzen beginne.

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Was geschieht in deinem Kopf, wenn du beim Dreh in psychische Grenzbereiche eintrittst? Das beherrschende Gefühl ist: Wie kann ich das, was ich innerlich verstehe, in mein Spiel übersetzen – so, dass die Zuschauer mir glauben und nicht denken: „So ein Schmarrn!“? Deshalb ist dann auch viel Angst dabei. Ich gehe oft durch Momente, in denen ich Schiss habe. Bei jedem Projekt muss ich mich überwinden. Wie besiegst du die Angst in ­solchen Situationen? Du musst dich reinwerfen. Einfach machen. Denn du hast keine andere Wahl mehr. Dabei hilft es, sich zu entspannen und ruhig zu bleiben. Wie findest du zur Entspannung? Ich übe das und sage mir: „Du musst deine Angst wegstecken, sonst zerstörst du deine Arbeit.“ Das ist wie ein Schalter, den man umlegt.

Du hast in einem Interview auch von einer „inneren Rastlosigkeit“ gesprochen, die dich antreibt. Befürchtest du nicht, dass du dich innerlich aufreibst? Ich bin rastlos, aber im Lernen und im Wachsen. Das heißt nicht, dass ich mein Leben mit Dingen und Menschen anfüllen muss. Man kann seine Rastlosigkeit durch Bildung stillen, Bildung ist für mich auch zuhören. Ich hoffe, das hört nie auf. Wenn ich merke, dass ich müde ­werde oder nicht so inspiriert bin, dann macht mich das unruhig. Denn das Leben ist kurz, es gibt so viele Dinge, die ich noch tun und lernen möchte. Zum Beispiel? Ich würde supergern nach Südamerika. Die indigene Kultur dort interessiert mich schon so lange. Das Problem ist nur das Fliegen. Wegen der Arbeit fliege ich schon genug, deshalb versuche ich, das im Privatleben zu vermeiden und in Europa zu bleiben. Ich frage mich zunehmend: Kann ich die Welt nicht auch hier entdecken? Muss man denn alles sehen und entdecken? Wie kommst du dann ohne Flugzeug nach Südamerika? Es gibt Bücher, Theater, Kino – das bringt einen auch zum Reisen.

Und das funktioniert jedes Mal? Nicht immer. Was ist, wenn es nicht geht? Dann muss ich mit der Angst arbeiten und akzeptieren, dass sie dazugehört. Angst ist ja nicht unbedingt etwas Schlechtes. Sie kann einem viel geben. Ich hätte Angst, gar keine Angst zu haben. Eigentlich habe ich

Schauplatz der TV-Serie „Freud“ (im Bild: Ella Rumpf als Medium Fleur Salomé) ist das Wien des 19. Jahrhunderts.

THE RED BULLETIN

NETFLIX

In ihrer jungen Karriere hat die Schweizerin Ella Rumpf eine ganze Reihe außergewöhnlicher Welten ­erkundet. Sie spielte eine Kannibalin in „Raw“, eine Straßenkämpferin in „Tiger Girl“ und geht jetzt als Medium in der Netflix-Serie „Freud“ (voraussichtlich ab März) auf Mörderjagd. Bei der Berlinale 2020 wurde Ella Rumpf als einer von zehn europäischen Shootingstars geehrt. Doch das alles hat seinen Preis: Im Grenzbereich des Schauspielens muss sie sich auch ihren Ängsten stellen.

Angst, keine Angst zu haben. Denn sie holt sehr viel aus mir heraus und hilft mir, an Orte zu gehen, an die ich normalerweise nicht hingehe.


„Ich mag Rollen, wo es um Leben und Tod geht.“ Ella Rumpf über die Wahl ihrer Charaktere

THE RED BULLETIN

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Eva Walkner

Traumfängerin Wer sich hohe Ziele steckt, muss auch große Rück­ schläge wegstecken können. Nachzufragen am besten bei Freeride-Ikone Eva Walkner. Text SABRINA LUTTENBERGER

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Eva Walkner, 40: Ex-Freeride-Pro und Meisterin der Willenskraft

v­ erschwindet und pures Glück übrig bleibt. „Für mich war das der vielleicht schönste Moment am Berg“, erinnert sich Eva. Der Hunger nach neuen Herausforderungen und Zielen liegt Eva Walkner offenbar im Blut. Auch ihr jüngerer Bruder Matthias schrieb als erster österreichischer Sieger der Motorradwertung der Rallye Dakar Sportgeschichte. Die Kraft, trotz Rückschlägen immer wieder zurückzukommen, gewinnt Eva – wenig

„Wenn ich auf etwas fixiert bin, tu ich alles dafür.“

überraschend – in den Bergen, am liebsten daheim am Hohen Göll. „Für mich ist das ein echter Kraftplatz. In der Natur zu sein, am besten allein, ist enorm wichtig. Da hole ich mir meine Energie.“ Daran hat sich auch zwei Jahre nach ihrer aktiven Sportkarriere nichts geändert. Neue Projekte erfordern neue Energie: Gerade hat Eva eine Skibrille designt, sie beschäftigt sich mit dem Thema Nachhaltigkeit im Skisport und in der Outdoorbekleidungsindustrie und schreibt darüber ihre Bachelorarbeit in BWL. Nur am Berg geht sie es heute etwas ruhiger an. „Ich genieße das, mit dem Fernglas nach Gamserln schauen, Fotos machen … Ich bleib am Weg rauf tausendmal stehen.“ Manchmal tut ein bisschen Stillstand eben selbst ihr ganz gut. Du hast auch einen Kraftplatz? Zeig ihn uns und gewinne einen Škoda. rechargelife.at THE RED BULLETIN

BIRGIT ERTL

Das Leben im Wettkampfmodus kennt Eva Walkner seit der frühesten Jugend. Bereits mit drei Jahren steht die 1979 geborene Salzburgerin auf Skiern, ihr erstes FIS-Rennen ­bestreitet sie als Fünfzehnjährige, das Weltcup-Debüt folgt 1999 beim Slalom von Maribor. Nur vier Jahre später beendet jedoch eine Reihe von Verletzungen ihre ÖSV-Karriere. Aus der Traum? Ganz im Gegenteil! Eva Walkner absolviert eine Ausbildung zur Sportjournalistin und kommt über ihren Job als TV-Redakteurin erstmals mit der FreerideSzene in Kontakt. Aus der anfäng­ lichen Faszination wird schnell ein klar gestecktes Ziel, ein neuer Traum. „Wenn ich auf etwas fixiert bin, tu ich alles dafür. Ich bin eine brutale Kämpferin“, sagt Eva. Zwei Mal wird sie Weltmeisterin, drei Mal Vizeweltmeisterin – aus der vom Schicksal gebeutelten Slalomläuferin ist eine der erfolgreichsten Freeriderinnen auf der World Tour geworden. Die außergewöhnlichen Gescheh­ nisse dieser Zeit dokumentiert sie gemeinsam mit ihrer Freundin und Free­ride-Kollegin Jackie Paaso im Film „Evolution of Dreams“, der auch ­jenen Moment festhält, in dem der Traum vom Weltmeister­ titel wahr wird. Den Augenblick, in dem der Druck abfällt, die Last


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Spuren des Lebens: Eine Narbe an Gelas Schulter erinnert an den schweren Sturz.


Die Auferstehung

Sie war auf dem Höhepunkt ihrer Karriere: 29 Jahre alt, erfolgreich als Bergsportlerin und Model. Dann stürzte GELA ALLMANN 800 Meter über einen Eishang in die Tiefe. Sechs Jahre später ist die Deutsche wieder da – topfit und um eine Lebenserfahrung reicher: Du musst deinen Weg gehen, aber du musst ihn nicht allein gehen. Text DOMINIK SCHÜTTE Fotos FELIX KRÜGER

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T

he red bulletin: Gela, es ist knapp sechs Jahre her, dass dein Körper und dein Leben in Trümmern lagen. Du bist in Island einen Berghang hinuntergestürzt, 800 Höhenmeter tief. Hat sich deine Erinnerung daran im Lauf der Zeit verändert? gela allmann: Erstaunlicherweise nicht. Die Todesangst während des Sturzes; das Elend, als ich im Eis lag; die Schmerzen im Krankenhaus: Nichts hat mich so zerstört wie diese Zeit. Aber in meinem Leben habe ich auch von nichts so sehr profitiert. Ich habe die Endlichkeit des Lebens g ­ espürt, aber auch erfahren, wozu der eigene Körper fähig ist. Wenn man Dinge so ­unfassbar intensiv und dankbar wahrnehmen will wie ich in den vergangenen Jahren, muss man zuvor vielleicht ganz tief fallen.

war dumm. Tatsächlich wäre es ein Zeichen von Stärke gewesen, umzudrehen. Das weiß ich heute. Stattdessen rutschst du ein 40 Grad steiles Gefälle hinab, wirst schneller und schneller … Dann kam ich in die Rotation und hatte das Pech, dass ich über ein Kliff raste, Kopf voran, Gesicht nach oben. Als ich nur noch Himmel sah, war mir klar: Jetzt erwischt’s dich. Dann – bumm! – war auch schon mein Knie kaputt, weil ich irgendwo dagegengeknallt bin. Immer mehr Knochen brachen. Aber ich spürte noch keinen Schmerz. Stattdessen wurde mir klar: Du hast keinen Helm auf. Jetzt ist gleich dein Kopf dran. Ich hatte nur noch einen Wunsch: Werd doch bitte bewusstlos! Den Gefallen tat dir dein Kopf aber nicht. Es war so brutal, dass mein Körper sicherheitshalber wohl ein bisschen auf Tod geschaltet hat. Ganz kurz war es ganz ruhig und entspannt. Die Angst war weg. Dann lag ich in Gedanken im Garten meiner Eltern. Die Blumen blühten. ­Tatsächlich rutschte ich noch immer halbnackt über das Eis, es hatte mir einen Teil der Kleidung vom Leib gerissen. Dann wurde es flacher, der Schnee weicher, und irgendwie konnte ich den Fall mit letzter Kraft stoppen, wenige Meter bevor ich über ein Kliff in den eiskalten Fjord gestürzt wäre.

Es war nur ein falscher Schritt. Du bist bei einem Fotoshooting aus dem Tritt gekommen und einen vereisten Hang hinuntergerutscht. Dann kamen die Felsen. Deine Arme und eine Schulter wurden zerschmettert, beide Knie zerstört, ein Lendenwirbel brach. Du beschreibst das in deinem Buch nahezu un­erträglich plastisch. Wie erklärst du dir, dass du dich so gut erinnern kannst? Gefühlt waren es 20 Minuten, die ich stürzte. Tatsächlich waren es wohl eher zwei. Aber ich habe jeden Moment klar vor Augen. Am Anfang dachte ich: Easy, Gela, gleich stoppst du. Ich war ja in Bauchlage mit den Füßen voran weg­gerutscht. Das Problem war, dass ich keine Steigeisen an den Schuhen hatte. Mit denen ­hätte ich stoppen können. Dann wäre alles gut gewesen. War das Überheblichkeit? Du warst damals 29, erfolgreiche Bergsportlerin, außerdem voll austrainiert. Es war Naivität. Ich war ja mit zwei Männern ­unterwegs. Die hatten offenbar wenig Bedenken. Ich hingegen hatte ein blödes Bauchgefühl bei dem Hang. Aber, wohl typisch Frau, ich wollte nicht die Miezi sein, die sich nichts traut. Das 48

„Man sollte sich um die Menschen in seinem Leben kümmern und nichts als selbstverständlich erachten.“


Aus dem Hilferuf wurde ein Freudenschrei: Gela steht wieder voll im Leben, stärker denn je.


Deine Begleiter fanden dich halbtot, mit ­großflächigen Verbrennungen. Es folgte eine elendslange Wartezeit. Meine Retter waren auf Zack, aber in Island gibt es keine Bergrettung wie in den Alpen. Aus dem Helikopter mussten die Sitze aus­ gebaut werden, damit du liegend trans­ portiert werden konntest. Es hatte schon etwas gedauert, bis der Heli da war. Und dann flog er noch mal los, um einen Arzt zu holen. Ohne mich! Das war der Tiefpunkt. Ich dachte: Das geht nicht, das ­schaffe ich nicht mehr. Aber es ging eben doch. Und das bleibt mir als Haupterinnerung: Es geht immer! Heute bist du wieder sportlich aktiv. 2018 und 2019 bist du in München vor den 10.000 Startern des Wings for Life World Run gestanden, dem ­globalen Lauf-Event, dessen Erlöse der ­Rückenmarksforschung zufließen. Du hast den ­Sportlern die Übungen für das Aufwärmen vorgezeigt. Hättest du das nach dem Sturz für möglich gehalten? Anfangs? Nein. Aber umso intensiver war es. Ich stand ja direkt über dem Startkorridor, unter mir waren Tausende Läufer beim Aufwärmen und Dehnen. Man spürt, wie die Stimmung hochkocht. Das ist Kribbeln, totale Gänsehaut. Und selbst mitlaufen stand nicht zur Debatte? Ich wollte voriges Jahr laufen, habe mich dann aber doch nicht getraut. Mein Knie ist leider noch nicht stark genug. Aber deswegen gibt es mir so viel, zumindest beim Warm-up dabei zu sein und diesen besonderen Spirit aufzusaugen. Was bedeutet es für dich, Botschafterin des Wings for Life World Run zu sein? Es ist eine Ehre für mich. Ich weiß, was es heißt, wenn man aus dem Leben geknockt wird und nicht mehr gehen kann. Ich hatte das nur kurze Zeit, hatte keine Querschnittslähmung. Aber ich musste im Rollstuhl sitzen und weiß, wie sich das anfühlt. Laufen mit einer positiven Message und der Achtsamkeit für dieses Thema zu kombinieren – das ist einfach super!

Der wichtigste Mensch aber war mein damaliger Freund Marcel. Wir haben uns getrennt, aber er spielt immer noch eine wichtige Rolle in meinem Leben.

Der Gedanke hinter dem Wings for Life World Run ist ja: Wir laufen gemeinsam, um denjenigen zu helfen, die nicht mehr ­laufen können. Wer hat dir nach deinem Sturz geholfen? Es brauchte jeden Einzelnen. Zunächst mal ­meine Begleiter, die mich gefunden haben. ­ Einer er­zählte mir, er sei überhaupt keine Bögen gefahren und habe keine Ahnung, wie er da heil runterkam. Dann der Fotograf, der die ganze Zeit meinen Kopf hielt, damit ich nicht allein war, der Heli-Pilot, der seine Kontakte spielen ließ und die ganze Rettung organisiert hat.

War es für eine Vollgasfrau wie dich beson­ ders schwierig, bewegungsunfähig auf Hilfe an­gewiesen zu sein? Einerseits war es total schwer. Ich bin ein Mensch, der sich oft selbst auferlegt, dass er ­etwas muss, wenn er etwas kann. Wenn ich ­einen Berg be­steigen kann, muss ich es auch tun. Nun lag ich im Krankenhaus und konnte: nichts. Also musste ich mich fallen lassen. Das war irgendwie auch schön. Natürlich gibt es demütigende Situationen, etwa wenn dir mit 29 der Hintern abgewischt werden muss, aber das ist dann halt einmal so.

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Alles hört auf ihr Kommando: Beim Wings for Life World Run in München leitete Gela das Warm-up.

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Hätte ein Mensch, der nicht so durchtrainiert ist, den Unfall überlebt? Ich kann nur wiedergeben, was die Ärzte sagten: Mein Bein war stundenlang ohne Blutversorgung, weil die Arterie gerissen war. Aber irgendwie ­haben meine Muskeln überlebt, und das lag wohl an meiner guten körperlichen Verfassung. Ander­seits geht es aber auch um ein Mindset, das vor allem Leistungssportler haben: immer daran zu glauben, dass noch etwas geht. Wenn du das nicht verinnerlichst, hast du bei einem solchen Unfall keine Chance. Also: Nein, die meisten Menschen hätten wohl nicht überlebt. Nun musstest du wieder auf die Beine ­kommen. Was hat dich aufgefangen und ­motiviert, als du wieder nach Hause kamst? Ich war in so guten Händen! Es kann für Patien­ ten wie mich schwer sein, aus dem Krankenhaus rauszukommen. Klar will man nach Hause, aber es gibt so viele Fallstricke. Angefangen bei Versicherungsproblemen bis zur schlichten Frage:­Wie komme ich von A nach B? Das hätte ich nicht ohne Hilfe geschafft. Von meinem Sport­orthopäden über meine Rehatrainer bis zu meinem Physiotherapeuten. Alle haben verstanden, wie ich ticke – und sind auf mich eingegangen.

„Ich dachte, ich könnte gar nicht schwanger werden. Aber auch das löste mein Körper für mich.“ Heute läufst du sehr rund, gehst auch wieder auf Berge. Du bist Motivationsreferentin, ­moderierst und arbeitest wieder als Sport­ model. Mein berufliches Netzwerk war auch immens wichtig, um nicht abzustürzen. Mich haben also wirklich alle aufgefangen. Mein alter Arbeit­ geber fragte, ob ich weitermachen will. Meine Sponsoren blieben mir treu. In Sachen Netzwerk weiß ich heute: Man sollte sich um die Menschen in seinem Leben kümmern und nichts – wirklich gar nichts – als selbstverständlich erachten. Es gibt Aufnahmen deiner ersten Schritte auf Krücken. Im Hintergrund jubeln Menschen. Ja, da waren Freunde dabei. Ein wunderbarer Moment, aber es hat auch unfassbar wehgetan. Wenn dir das Blut wieder in die Venen läuft, fühlt es sich an, als würden dir die Beine plat­ zen. Mit Schmerzen kann man mich nicht mehr schocken. Vier Monate nachdem du im Eis liegend den Garten deiner Eltern vor deinem inneren Auge gesehen hattest, konntest du dich tat­ sächlich dort in die Sonne legen. Ich könnte weinen, wenn ich nur daran denke. Wie wichtig war deine Familie? Sehr wichtig! Sie hat alles von mir weggehalten. Ich sollte mich darauf konzentrieren, gesund zu werden. Das war wichtig, aber man muss ­aufpassen, dass man nach der akuten Zeit rasch wieder seinen Weg geht.

ALLES GEBEN FÜR DAS GROSSE ZIEL

Warum du beim Wings for Life World Run 2020 starten solltest

MARC MÜLLER FOR WINGS FOR LIFE WORLD RUN

WEIL DU MIT DER WELT LÄUFST

Von Melbourne über Wien bis ­Rio de Janeiro: Rund um den ­Globus starten am 3. Mai exakt zur gleichen Zeit hundert­ tausende Teil­nehmer zum Wings for Life World Run. Dein Lauf ist beendet, sobald dich das so­ genannte ­Catcher Car eingeholt hat. Bei App-Runs signalisiert dein Smartphone, wann dein Rennen vorbei ist. Sämtliche Ein­ nahmen fließen in die Forschung, Quer­schnitts­lähmung zu heilen. Jetzt anmelden unter: wingsforlifeworldrun.com THE RED BULLETIN

WEIL DU EINEN UNTERSCHIED MACHST

Ein völlig neuer Ansatz für Quer­ schnittspatienten gibt Anlass zur Hoffnung. Eine elektrische Stimulation des Hirnnervs Nervus vagus führte in Kombination mit gezieltem Rehabilitations­ training zu körperlichen Verbes­ serungen. Verletzte konnten ihre Hände besser bewegen, greifen und spüren. 2020 startet die viel­ versprechende klinische Studie mit chronisch Querschnitts­ gelähmten und wird von Wings for Life unterstützt. Mehr Infos unter: wingsforlife.com

Musste deine Mutter dich ein zweites Mal ­loslassen? Haha, ich glaube, da tut sie sich bis heute schwer. Du bist inzwischen aus dem Netz gekrabbelt, das dich aufgefangen hat. Und bist mittler­ weile selbst Mama, dein Sohn ist zwei Jahre alt. War die Schwangerschaft für deinen ­Körper ein Problem? Ich dachte ja, ich könnte gar nicht schwanger werden. Ich konnte ja kaum gehen, und dann noch der Lendenwirbelbruch! Aber auch das löste mein Körper für mich. Ich wurde schwanger, und ich war auch stark genug dafür. Ich hatte Sorge, dass mein Knie das zusätzliche Gewicht nicht würde halten können. Aber das Knie hielt. Es ging also. Es geht immer! Mehr über Gelas Buch und Infos zu ihren Auftritten als Speakerin findest du unter: gelaallmann.de

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INNOVATOR Tauchkapsel in Aktion: wie ein Zelt auf 20 Meter Tiefe

Meeresforschung

Leben wie die Fische

Ein französisches Forscherpaar hat eine Kapsel gebaut, mit der man drei Tage unter Wasser bleiben kann. Sie wird die Ozeanografie revolutionieren.

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hislain und Emanuelle Bardout führen ein außergewöhnliches Leben: Das Paar hat vor zehn Jahren seine bürgerliche Existenz in Frankreich auf­ gegeben, um auf einem Boot um die Welt zu reisen und die Ozeane zu erforschen. „Wir wissen mehr über die Oberfläche des Mars als über den Meeresgrund“, sagt

STARTPIONIEREUPS, U GENIA ND ERFINDU LE NGEN

Ghislain. Jetzt haben sie ein revolutionäres Werkzeug für ihre Mission entwickelt und gebaut: eine Tauchkapsel, mit der sie 72 Stunden, ohne aufzutauchen, unter Wasser verbringen können. Damit sind nun Abläufe im Unterwasserleben zu beobachten, die herkömm­ lichen Tauchern bis jetzt ver­­ borgen blieben. „Die Tiere

THE RED BULLETIN


Robotik

IN ALLER KÜRZE CASTINGSHOW FÜR KREATIVE KÖPFE

Putzige Assistentin Little Sofia, ein puppengroßer Roboter, soll Mädchen die Berührungsängste vor künstlicher Intelligenz nehmen.

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umanoide Roboter lassen viele Menschen sich immer ein wenig unwohl fühlen. Schließlich vermitteln uns so manche Science-FictionFilme, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Androide die Macht auf der Erde übernehmen werden. Doch Little Sophia ist anders. Die handpuppengroße Roboterdame wurde von Hanson Robotics geschaffen, um anderen Macht – nämlich die Macht des Wissens – zu verschaffen. „Little Sophia soll vor allem junge Mädchen bestärken und ihnen Programmieren und künstliche Intelligenz

Die #glaubandich Challenge geht in die dritte Runde. Und gute Ideen auf Tour durchs Land. VORAUSSCHEIDUNG In allen Bundesländern treten im Frühjahr 2020 Start-ups in zehn Kategorien – von Fitness bis Tourismus – gegen­ einander an. Achtung: Anmeldungen sind noch bis 16. März möglich. FINALE Die jeweiligen Kate­ gorie-­Sieger kämpfen am 12. Mai 2020 in der Grand Hall am Erste Campus um den Sieg.

auf lustige und abenteuer­ liche Art und Weise nahe­ bringen“, sagt Jeanne Lim, CEO des Hongkonger Unter­nehmens. Die kleine Schwester von Roboter-Ikone Sophia kann Gesichter erkennen, auf Mimik reagieren, singen, Geschichten erzählen und Gespräche führen. Gesteuert wird sie via App am Smartphone oder ­Tablet, programmiert durch Blockly, ein System zur einfachen Nutzung der Programmiersprache Python. Denn diese Sprachen – und das ist jetzt keine ScienceFiction – sind die Zukunft. hansonrobotics.com

müssen vergessen, dass du da bist“, erklärt Ghislain. Die Kapsel, eine Weiterentwicklung der beim Profitauchen genutzten Taucherglocken und des Sättigungstauchens (geatmet wird ein HeliumSauerstoff-Gemisch), ist soeben in der Südsee auf seine Funktionstüchtigkeit getestet worden. Next Stop: Südpol. underthepole.com

THE RED BULLETIN

Mehr Inspiration für ­ ukunftsmacher gibt es Z im aktuellen INNOVATOR. Infos und Abo unter: ­redbulletininnovator.com

FRANCK GAZZOLA, HANSONROBOTICS.COM, UPNANO

SIEGER 2019 Denise Mandt ist Mitbe­ grün­derin von UpNano. Ihr Start-up ermöglicht 3D-Druck in Größe eines Haars – und kleiner. glaubandichchallenge.at

Little Sophia: so klein und schon so klug

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Hans-Peter Steinacher und Roman Hagara auf der Bootsklasse, mit der sie ihre größten Triumphe feierten, dem „Tornado“.

SABINE KÖNIG

UNSCHLAGBAR AUF TORNADO


ALLES KLAR ZUR WENDE! Österreichs erfolgreichste Sommer­ sportler steigen nach 24 Jahren aus dem Rennzirkus aus. ROMAN HAGARA und HANS-PETER STEINACHER über Urvertrauen, Freundschaft, Mut zur Individualität und ihr neues Leben. Text ALEXANDER MACHECK

24 JAHRE PARTNER AUF DEM WASSER Ziemlich beste Freunde: Hans-Peter Steinacher (li.) und Roman Hagara im Chill-Modus auf ihrem Boot. Auch in Zukunft gemeinsam unterwegs

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ROMAN HAGARA 53, Wien, DoppelOlympiasieger, zweifacher Weltmeister, fĂźnffacher Europameister


„VERLASS DICH DARAUF, DASS DEIN ERSTER GEDANKE, DEIN ERSTES GEFÜHL RICHTIG IST.“ ROMAN HAGARA

DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL, SABINE KÖNIG

R

oman Hagara lacht gerne. Nicht so ­platzgreifend, dass am Nebentisch der Zucker­würfel vom Kaffeelöffel fällt, ­sondern verschmitzt, in sich hinein, in der Konsequenz eines Lächelns, das ­einer Zufriedenheit entspringt, die ein scharfer Geist geschliffen hat. Hans-Peter Steinacher nimmt sich Zeit für dich. Er hört dir zu und beantwortet engelsgeduldig alle deine Fragen, auch mehrmals hintereinander, offen, freundlich, einfach und direkt. Hans-­ Peter Steinacher mag die Menschen. So einen wie ihn hätte man gerne als ­guten, ehrlichen Freund. Zusammen sind sie unschlagbar, ­haben auf Seen und Meeren auf der ­ganzen Welt alles gewonnen, was es im Segelspitzensport zu gewinnen gibt: zweimal Olympisches Gold, mehrfach Welt- und Europameisterschaften und so viele weitere Titel, dass man ein neues Visitkartenformat erfinden müsste, wollte man sie alle vor die Namen der beiden stellen, die als Binnenländler in der inter­ nationalen Segelszene ursprünglich so exotisch waren wie die vielzitierte jamaikanische Bobmannschaft. Nach 24 gemeinsamen Jahren ziehen die beiden Sailing-Superstars nun einen Schlussstrich, ohne Bitternis, vielmehr zufrieden und ganz jenen Erfolgsregeln gemäß, die sie für sich aufgestellt haben. Hagara und Steinacher sind klar zur Wende und setzen Kurs auf neue Ziele.

THE RED BULLETIN

the red bulletin: Ihr seid die ­erfolgreichsten Sommersportler, die Österreich je hatte. Das steht außer Diskussion. Die interessantere Frage jedoch ist: Wie schafft man so eine u ­ ngeheure Leistung? roman hagara (grinst): Mit harter, jahrelanger Arbeit, hartem Training und vielen, vielen Stunden auf dem Wasser. Hart arbeiten tun viele. Aber so einen Erfolg hattet trotzdem nur ihr. Wie funktioniert das? hagara: Zuallererst musst du dir selbst vertrauen – dass du praktisch auf das, was du spürst, vertrauen kannst, zumindest meistens; dass, was du im Inneren fühlst

oder als ersten Gedanken hast, meistens richtig ist. Viele Menschen glauben das nicht und lassen sich durch Einflüsse von außen von ihrem Urvertrauen ablenken. hans-peter steinacher: Das Wichtigste ist, sich ein eigenes System zurechtzu­ legen, an seinen eigenen Bewegungs- und Segelablauf zu glauben – und ja nicht zu probieren, andere zu kopieren. Andere beobachten ist okay, aber nicht kopieren. Wieso? steinacher: Bis in die 1980er-Jahre, in denen die europäischen Oststaaten noch so erfolgreich waren, hat man gesagt, je mehr du trainierst, desto besser wirst du. Heute musst du viel mehr auf den

KARRIERE-START MIT DEM BRUDER Am Anfang seiner Laufbahn segelte Roman Hagara (re.) mit seinem Bruder Andreas (li.): WM-Gold 1987, WM-Bronze und Europameister 1990

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des Olympiadorfs hatten, weil wir Ruhe und volle Konzentration auf die Bewerbe haben wollten, wurden wir kritisiert. Und dann haben wir überlegen Gold geholt. Überhaupt haben wir ein relativ großes Team mit eigenem Sportpsychologen, Masseur, Segelmacher, Fitnesscoach, Medienbetreuer und Meteorologen um uns herum aufgebaut. Man kennt dieses individuelle System von Marcel Hirscher. Wir haben das 20 Jahre vor ihm für uns entwickelt und durchgesetzt.

AUF DEM WEG ZU OLYMPIA-GOLD Hart am Wind und pfeilschnell: Hans-Peter und Roman entwickelten einen ganz eigenen Segelstil, weil sie eigentlich zu leicht waren, um zu gewinnen.

Menschen eingehen, wie der gestrickt ist, was der für Talente hat. Und nur dann, wenn du genau diese nicht unterdrückst, sondern förderst, genau ab diesem Zeitpunkt werden die Leute richtig gut.

„ANDERE ZU BEOBACHTEN IST OKAY. ABER PROBIER NIE, SIE ZU KOPIEREN.“ HANS-PETER STEINACHER 58

Das gilt nicht nur fürs Segeln. steinacher: Genau. Das sollten sich Lehrer einmal überlegen. Wir haben so viele talentierte Jugendliche, und alle werden über einen Kamm geschoren. Im Endeffekt werden sie alle gleichgemacht. Was bedeutet, auch einmal gegen den Strom zu schwimmen, bei anderen Menschen anzuecken. hagara: Klar. Dafür, dass wir zum Beispiel bei den Spielen 2000 in Sydney als Einzige ein eigenes Quartier abseits

Aber was wäre wohl passiert, wenn ihr nicht gewonnen hättet? hagara: Du musst trotzdem auf dein Gefühl vertrauen. Und Rückschläge gehören dazu. Rückschläge sind nicht das Ende, sondern eine Chance, etwas zu verbessern. Es geht immer weiter, und es gibt immer Möglichkeiten, etwas zu verändern. So kam es ja auch zur Trennung von meinem Bruder Andreas, mit dem ich am Anfang meiner Karriere Europa- und Weltmeister geworden war. Für Olympia hat es nicht gereicht. Das mussten wir bei den Spielen 1992 in Barcelona erkennen. Wir sind beide sehr gute Segler. Trotzdem mussten wir uns trennen, neue Partner suchen und von da an gegeneinander segeln, wenn wir weiterkommen wollten. Du musst den Mut haben, dich von Ideen, Dingen und auch Menschen zu trennen, wenn sie deinem Ziel im Weg stehen. Besonders hart im Falle des eigenen Bruders? hagara: Leicht war es nicht. Aber wir sind beide Wettkampftypen. Und im Wettkampf schieben wir das Familiäre zur Seite. Du musst immer das Gesamtbild im Auge behalten. In meinem Fall war das Olympia. Ich musste meinen Bruder besiegen, um mich für die Spiele zu qualifizieren. Es ist wichtig, sich nicht in einzelnen Situationen festzubeißen, sondern die Dinge im Kontext deines Gesamtbildes zu sehen, um sie beurteilen zu können. Das gilt auch für die Bedingungen beim Wettkampf. Speziell bei den Olympischen Spielen haben wir oft erlebt, wie Teams anderer Nationen gejammert haben, weil es stürmt oder regnet oder der Wind dreht. Wir haben diese Dinge einfach so genommen, wie sie waren, und sie zu unseren Gunsten genutzt. steinacher: Roman und ich haben uns auch nicht darüber beklagt, dass wir für diese Bootsklasse um zehn Kilo zu leicht sind, um zu gewinnen, sondern haben THE RED BULLETIN

SABINE KÖNIG (2), DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL

GUT GELAUNTE CHAMPIONS Die Partnerschaft zwischen Roman und Hans-Peter basiert auf Respekt: „Roman wollte mich nie ändern – und ich ihn nicht. Das ist so ein blindes Verständnis, das keine Worte braucht.“


HANS-PETER STEINACHER 51, Zell am See, Doppel-Olympia­ sieger, Weltmeister, vierfacher Europa­­ meister


„APPLAUS MUSST DU MIT VORSICHT GENIESSEN. ER KOMMT – UND ER GEHT WIEDER.“ ROMAN HAGARA

e­ inen eigenen Segelstil und dann sogar ­eigene Segelschnitte entwickelt, mit denen wir dieses Manko ausgleichen konnten. Und schließlich habt ihr gewonnen und den Applaus geerntet. hagara: Applaus musst du mit Vorsicht genießen. Nach den ersten Olympischen Spielen war jeder unser Freund, jeder schüttelt dir die Hand. Politiker wollen sich mit dir ablichten lassen, du bist überall eingeladen. Und in Wirklichkeit ist nach zwei, drei Monaten alles vorbei, und wenn du dann irgendwas brauchst von den Leuten, stehen sie halt leider nicht mehr zur Verfügung. Wir haben das relativ schnell erkannt und gesagt, schön und gut, aber es gibt wichtigere Dinge, und das ist bei uns der Sport. Wir wollen einfach im Sport erfolgreich sein und uns nicht von Nebensächlichkeiten ablenken lassen.

Apropos Gold. Wie fühlt sich das an, wenn man die höchstmögliche Auszeichnung im Sport erreicht? Was spürt man, wenn man Olympisches Gold gewinnt? hagara: Die totale Erleichterung. Du bist ja bis zur letzten Wettfahrt total angespannt. Und wenn du in Zielnähe kommst und weißt, dass du führst und eigentlich nichts mehr passieren kann, dann beginnt sich diese Anspannung zu lösen. Und wenn du über die Ziellinie fährst, fällt diese Anspannung von dir ab – eine Anspannung, die dich jahrelang zu diesem Ziel hinbegleitet hat. Wenn das alles mit einem Schlag von dir abfällt, hebst du komplett ab. steinacher: Ich hab bei unserem ersten Olympiasieg 2000 in Sydney Tage gebraucht, um zu begreifen, was da 60

ROMAN TRÄGT DIE FAHNE FÜR ÖSTERREICH Roman Hagara bei der Eröffnung der Olympischen Spiele 2004 in Athen. Etliche Wettfahrten später errang er mit Hans-Peter Steinacher zum zweiten Mal Gold für Österreich.

LORBEERKRÄNZE IM SCHATTEN DER AKROPOLIS 2004 ersegelten Roman und Hans-Peter zum zweiten Mal Olympisches Gold. Nach dem Überfahren der Ziellinie: unendliche Erleichterung und ein Freudensprung ins Meer THE RED BULLETIN

SABINE KÖNIG (4), PREDRAG VUCKOVIC/RED BULL CONTENT POOL

Gilt das auch fürs Geld? hagara: Ja, genau. Gold statt Geld! Die Goldmedaille war für mich immer im Vordergrund, das Geld war bei mir immer Nebensache.


passiert ist. 2004 in Athen war es schon ein bisserl leichter. Da wusste ich aus der Erfahrung vom ersten Mal, was auf uns zukommt. Aber richtig schätzen konnte ich unsere Siege erst 2008, als wir erst­ mals nicht gewonnen haben. Da erst wurde mir wirklich klar, was wir 2000 und 2004 geschafft hatten.

SO SEHEN HELDEN AUS Hans-Peter und Roman bei den Vorbereitungen zu ihrer zweiten Olympia-Kampagne.

BEFLÜGELTES GOLD IN SYDNEY 2000 Das österreichische Segelduo nach seinem Olympia-Triumph vor dem berühmten Opernhaus. Als „totale Erleichterung“ beschreibt Roman das Gefühl unmittelbar nach der Siegfahrt.

Einer der Gründe für euren außer­ gewöhnlichen Erfolg ist eure Qualität als Team. Ihr spielt perfekt zusammen. Wann habt ihr einander eigentlich kennengelernt? steinacher: Zum ersten Mal getroffen habe ich den Roman 1987 beim Laser Grand Prix (Laser: 1‑Personen-Segelboot; Anm.) am Wolfgangsee. Da kam er mit seinem Bruder als frischgebackener Weltmeister aus Kiel zurück und war sich nicht zu schade, sich in eine Bootsklasse zu setzen, die gar nicht sein Ding war, und einfach Spaß zu haben. Ein Welt­ meister ohne Allüren. Das hat uns alle beeindruckt. Ursprünglich wart ihr Konkurrenten. steinacher: Ja. Und da hab ich schon gemerkt, dass der Roman sehr, sehr gut ist. Ich hab dann den Spitzensport auf­ge­ ge­ben und den elterlichen Betrieb, einen Reifenhandel in Zell am See, übernom­ men. Roman und ich waren gute Freunde und haben 1996 bei mir zu Hause Silves­ ter gefeiert. Beim Gehen dreht er sich auf einmal zu mir um und fragt so scheinbar aus dem Nichts: „Magst mit mir bei den Olympischen Spielen in Sydney antreten?“ Und was hast du geantwortet? Du warst ja als Segler gar nicht mehr aktiv, hat­ test den Reifenhandel übernommen … steinacher: … und mein Sohn war ein Jahr alt, meine Tochter unterwegs. Was hast du also geantwortet? steinacher: „Ja, warum nicht!“ (Lacht.) Roman hatte – typisch Roman – bereits einen detaillierten Plan geschmiedet.

„EXTREME“ GRÜSSE AUS RUSSLAND Roman und Hans-Peter bei der Extreme Sailing Series 2015 in St. Petersburg. Auch in dieser Klasse war das Duo sehr erfolgreich und segelte regelmäßig auf Podestplätze. THE RED BULLETIN

„ICH HABE TAGE GEBRAUCHT, UM ZU BEGREIFEN, DASS ICH OLYMPIASIEGER BIN.“ HANS-PETER STEINACHER   61


Und ich habe mit meiner Familie vereinbart, dass ich, wenn es zu Hause eng wird, sofort ins Flugzeug steige und nach Hause komme. Meine Family wusste: Sie hat Prio 1. Bei der WM 1998 in Brasilien sind wir nicht angetreten, weil die im ­Oktober war, und da ist ReifenwechselSaison in Zell am See. Sonst aber musste ich nie einen Wettbewerb abbrechen oder so. Ich glaube, wenn du so eine klare Vereinbarung im Hinterkopf hast, ist irgendwie das Glück mit dir, und es passiert nix. Der Rest ist österreichische Sport­ geschichte. Wie viel Zeit verbringt ihr miteinander? hagara: In der Spitzenzeit waren es 36 Wochen pro Jahr. steinacher: Silvester 1996 hatten wir noch die Wahnsinnsvorstellung, dass wir mit zehn oder zwölf Wochen auskommen. Im ersten Jahr waren es gleich einmal 22 Wochen. Wir haben die Zeit völlig vergessen mit dem Erfolg. hagara: Dein Vater dachte, du kommst mit den fünf Wochen Urlaub vom Reifen­ handel aus. Als ich dich das erste Mal zum Training abholte, wollte er von mir wissen, was wir vorhaben. Ich hab gesagt: „Olympia gewinnen.“ Da hat er gelacht und uns den Vogel gezeigt. Später war er

unser größter Fan und ist nach Sydney und Athen geflogen, um uns zuzujubeln. Warum funktioniert die Partnerschaft zwischen euch so gut? hagara: Ich glaube, weil jeder seine Stärken hat und die dann einfach einbringt. Da gab es nie große Diskussionen drüber. steinacher: Weil der Roman mich in meiner Art respektiert und ich ihn in seiner. Ich wollte ihn nie ändern und er mich ebenfalls nicht. Auch nicht meine ganzen Schwächen und Spontaneitäten und Blödheiten, die ich so in meinem Kopf habe. Im Zusammenspiel bin ich der Emotionale, und der Roman ist der Ruhige – total konzentriert. Das heißt, der Push im Rennen kommt von mir – ich füttere Roman permanent mit Informationen darüber, was die anderen Teilnehmer machen, wo der Wind ist und so – und Roman trifft dann die Entscheidungen. Du musst verstehen: Regattasegeln ist wie Schachspielen auf dem Wasser. Da geht es um Winkel zum Wind, zu den Markierungsbojen, zu den anderen Booten. Du musst immer etliche Züge, also Manöver, vorausplanen, so Dinge checken wie: Nach der soundsovielten Wende fahre ich in folgendem

„REGATTA-SEGELN IST WIE SCHACH. ABER MIT VIEL MEHR ALS ZWEI SPIELERN UND EINEM SPIELBRETT, DAS STÄNDIG SEINE FORM ÄNDERT.“ ROMAN HAGARA

Winkel zu diesem Boot dort drüben, und deshalb muss mich der vorbeilassen. Schach eben! hagara: Ja, Schach. Aber mit viel mehr als zwei Spielern. steinacher: Und einem Schachbrett, das ständig seine Form wechselt, weil Wind und Wellen sich verändern. hagara: Hans-Peter ist ein exzellenter Segler und ein super Athlet. Das ist mir schon vor unserer Partnerschaft bei den Leistungschecks aufgefallen. Er ist beim Vornrunterbeugen auf einem Stockerl mit den Fingerspitzen 23 Zentimeter unter seine Fußsohlen gekommen. Ich hab gedacht: „Bist du deppert!“ Er kommt

„Extreme“ schnell, „extreme“ bockig: die „Extreme 40“ von Hagara/Stein­acher bei der Extreme Sailing Series 2011 in Qingdao

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DIE METHODE In seinem Buch „Goldrichtig“ lüftet Roman Hagara noch mehr Details zu seiner Erfolgs­story.

HIGHSPEED AUF DEM GARDASEE Romans und HansPeters aktuelles Boot: „GC32“, ein FoilingKat, läuft viermal so schnell wie der Wind.

„DIE BOOTE SIND SO SCHNELL, DASS DER WIND IMMER VON VORN KOMMT – AUCH WENN ER VON HINTEN BLÄST.“ HANS-PETER STEINACHER 64

sprachigen Segelnationen, die reden die ganze Zeit auf dem Schiff. An so was musst du dich erst gewöhnen. Ihr habt euch offenbar daran gewöhnt. Ab 2010 wart ihr bei der prestigeträchtigsten Regatta der Welt, dem America’s Cup, dabei. hagara: Wegen unserer Erfahrung mit Katamaranen. Und 2010 fiel die Entscheidung, America’s-Cup-Wettbewerbe auf Mehrrumpfbooten auszutragen. Ab 2013 noch dazu auf Foils, also auf Tragflügeln. Das ist ja wie Seiltanzen auf Speed. Wie kann man sich das Gefühl dazu vorstellen? steinacher: Die Boote sind so schnell, dass der Wind fast immer von vorn kommt – auch wenn er von hinten bläst. Wie bitte? steinacher: Foiling-Rennjachten segeln bis zu viermal so schnell wie der Wind. Das bedeutet, der Fahrtwind wirkt stärker auf das Boot als der Wind, der weht. hagara: Wir sind bei der America’s Cup World Series mitgefahren – das ist eine Hafen-Rennserie parallel zum America’s Cup – und haben das Nachwuchskonzept für den eigentlichen Cup kreiert und als Direktoren geleitet. Das war der Red Bull Youth America’s Cup. 15 der jugendlichen Segler, die wir rekrutierten und förderten, haben den Einstieg in Teams des „erwachsenen“ America’s Cup geschafft. Einer von ihnen, Peter Burling, führte

das neuseeländische Team beim letzten Cup 2017 als Skipper zum Sieg. Seit 2016 segelt ihr in der GC32 Racing Tour auf 11-Meter-Foiling-Katamaranen regelmäßig aufs Podest. Warum hört ihr jetzt damit auf? steinacher: Alle Maßnahmen wie die Extreme Sailing Series, die America’s Cup World Series, der Red Bull Youth America’s Cup und die GC32 Racing Tour waren als Schritte hin zu einer Teilnahme am America’s Cup gedacht. Die Entscheidung, den nächsten Cup auf Einrumpfbooten auszutragen, hat unser System durcheinandergebracht. In meinen Augen ist das ein Rückschritt, weil KatamaranSegeln einfach die beste Methode ist, sich auf dem Wasser fortzubewegen. Heißt das, dass ihr euch komplett aus dem Segelsport zurückzieht? hagara: Sicher nicht. Ich betreue das österreichische Segel-Olympiateam für Tokio 2020 und für die Spiele 2024 in Paris. steinacher: Wir werden unsere Boote bewegen, aber halt nimmer im Kreis herum, sondern auf Langstrecken­ bewerben … hagara: … Weltrekordprojekten … steinacher: … und wenn der America’s Cup doch wieder auf Katamarane um­ sattelt, könnte es gut sein, dass wir auch da wieder ins Spiel einsteigen. Weitere Infos: redbullextremesailing.com THE RED BULLETIN

SAMO VIDIC/RED BULL CONTENT POOL

vom Skirennsport. Damit schafft er eine ungeheure Dynamik. So aktiv an den Leinen zu zupfen und die Position an Bord zu wechseln wie Hans-Peter – das hat bis dahin keiner getan. Wir haben damit einen eigenen Segelstil entwickelt, der uns sehr schnell gemacht hat. steinacher: Bei uns stimmen die Schwingungen. Das ist ein blindes Verständnis, das keine Worte braucht. Bei den Manövern mussten Roman und ich fast nix reden. Er hat eh gesehen, was ich mach. hagara: Das ist uns beim Umstieg 2009 auf die 14-Meter-„Extreme 40“-Kata­ marane bei der „Extreme Sailing Series“ auf den Kopf gefallen. Auf einmal waren da drei weitere Segler an Bord, die noch dazu Englisch geredet haben. Die haben am Anfang nicht gecheckt, was Hans-­ Peter und ich da machen. Wir mussten uns zwingen, jedes Manöver, jeden Hand­ griff zu kommunizieren. Die englisch-


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Allroundkünstler Marcus Füreder alias Parov Stelar braucht das kreative Chaos.

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ICH UND DER ANDERE

PAROV STELAR ist ein international gefeierter Star-DJ und Electroswing-Produzent. MARCUS FÜREDER ist ein Sound -Tüftler und Maler aus Linz. Was sie gemeinsam haben? Sie sind ein und dieselbe Person – und kommen sich mitunter trotzdem in die Quere.

Text SEBASTIAN FASTHUBER Fotos JAN KOHLRUSCH


Als er Ende 2018 von einer Tournee nach Hause kam, ging gar nichts mehr. „Da hat’s mi g’heigt“, wie er es im breiten Dialekt ausdrückt. Den hat er sich als globaler Jetsetter erhalten, vielleicht ge­ rade weil er so viel unterwegs und von wechselnden Sprachen und Einflüssen umgeben ist. „Es hat mich niedergemäht“ ist die hochdeutsche Übersetzung für ­seine missliche Lage. Zwei Monate ver­ brachte der gebürtige Linzer daraufhin vorwiegend im Bett – mit Lesen, Nach­ denken, Netflixen und Meditieren.

NICHTS GEHT MEHR

Die Ruhe, die Füreder beim Malen findet, ist ein wichtiger Ausgleich zur Musik von Stelar.

A „DER MARCUS BENÖTIGT GENUG EIGENEN RAUM, SONST GIBT ES IRGENDWANN KEINEN PAROV MEHR.“ 68

m Vormittag ein paar ­Stunden im Heimstudio. Dann gut Mittag essen. ­Anschließend malen im Atelier. Und abends wieder an Sounds schrauben. Keine Frage, Marcus Füreder hat ein schönes Leben. Eines, wie viele es an­ streben. Er verbringt es, je nach Wetter und Laune, auf Mallorca oder im Mühl­ viertel. Wenn er nicht gerade auf Tour oder anderweitig eingespannt ist. Dann übernimmt sein Alter Ego Parov Stelar. Unter diesem Namen zählt der Mittvierziger zu den weltweit bekann­ testen österreichischen Musikern. Er hat das Genre Electroswing mitbegründet und ist zu einer Marke geworden, die für Spaß und ausgelassene, riesige KonzertPartys steht. Nur hat er selbst die Freude an der Sache blöderweise irgendwann nicht mehr empfunden.

Wirklich überraschend kam der Zusam­ menbruch für ihn nicht. Stress und das Gefühl, auf Knopfdruck funktionieren zu müssen, hatten dem Workaholic bereits seit einiger Zeit zu schaffen gemacht: „Mir war schon länger klar, dass alles recht viel ist. Einen ersten Breakdown hatte ich vor zehn Jahren, damals bin ich in einer Burnout-Klinik gelegen.“ Hatte Füreder damals „nur“ mit Erschöpfungs­ zuständen zu kämpfen, kam diesmal noch ein anderes Problem dazu: „Mich hat sehr beschäftigt, wer eigentlich der Parov ist und wer der Marcus.“ Eine waschechte Identitätskrise also. Auf der einen Seite gibt es bei dem Musi­ ker die Kunstfigur Parov Stelar, die in der Öffentlichkeit steht. „Der muss zu allen freundlich sein“, erklärt er. „Auch beim hundertsten Interview und auch wenn er mal einen schlechten Tag hat. Das ist Teil des Geschäfts. Sonst hast du schnell den Ruf, komisch und ein bisschen ab­ gehoben zu sein.“ Die Privatperson Marcus Füreder ge­ riet über die Jahre ein wenig ins Hinter­ treffen: „Sein Wohlbefinden war immer mehr davon abhängig, was gerade bei Parov lief. Das hat mir überhaupt nicht getaugt. Der Marcus benötigt genug ­eigenen Raum, sonst gibt es irgendwann keinen Parov mehr.“ Marcus wurde klar, dass er Ruhephasen und den Rückzug braucht. Nur so ist es ihm möglich, Ideen für neue Musik zu entwickeln.

MACH MAL PAUSE

Der Österreicher ist kein Popstar-Typ und positioniert sich bei seinen Konzerten lieber am Bühnenrand als im grellen Scheinwerferlicht. Am liebsten tüftelt er allein in einem seiner beiden Studios, die er sich in Palma und in Altenfelden ein­ gerichtet hat. Der kreative Prozess läuft intuitiv ab, es gibt keinen Masterplan: „Manchmal suche ich einen ganzen Tag THE RED BULLETIN


lang nur nach Samples. Am Abend klappe ich den Rechner zu und denke mir: nichts gefunden.“ Im besten Fall aber schaut ein genialer Song heraus, den der Auto­ didakt später mit Musikern seines Ver­ trauens ausarbeitet. Die Freude am Musizieren musste ­Füreder nach seinem Zusammenbruch wieder neu erlernen. Der wichtigste Fak­ tor beim Regenerieren war die Zeit. Ein halbes Jahr setzte er sich nur sporadisch an den Rechner, um Musik zu machen, ließ dem Malen, seiner zweiten großen Leidenschaft, mehr Raum. „Langsam fing es an, dass mir bestimmte Sachen wieder Spaß machten“, sagt er. „Ich weiß gar

„PASST DAS EH SO? WILL ICH DAS WEITER MACHEN, BIS ICH 70 BIN?“

nicht genau, was es war – das Malen, das Meditieren oder der Sport –, aber die Freude ist mit der Zeit zurückgekommen.“ Die Pause war mit ausführlicher Selbst­ reflexion verbunden. Um die vierzig er­ reichen ja viele Menschen den Punkt, wo es Zeit ist, zu überprüfen, ob der ein­ geschlagene Weg noch der richtige ist. Auch Füreder musste sich fragen: Passt das eh so? Will ich das weiter machen, bis ich siebzig bin? „In meinem Alter wechseln viele noch einmal den Job. Ich sehe meine Arbeit jedoch nicht als Beruf. Das ist meine Leidenschaft, mein Leben. Natürlich mache ich weiter.“ Was er in Zukunft anders machen will? Den Druck rausnehmen, der ihn über die Jahre immer mehr belastet hat. Die Ursache vermutet er ganz am Beginn seiner Karriere, als ihm jeder in seinem Umfeld davon abriet, es als Berufsmusiker zu versuchen: „Dann fing es doch an zu laufen, und ich habe einen unglaublichen Ehrgeiz entwickelt. Dieser war verbunden mit der Angst, dass es schnell wieder ­vorbei sein könnte. Darum habe ich nie zurückgesteckt.“

NEUE LEICHTIGKEIT

Der Blick ist noch nachdenklich, aber die Krise hat Parov Stelar überwunden.

Heute erlaubt er sich beruflich das, wo­ von viele träumen: „Ich mache nur mehr, worauf ich gerade Lust habe. Und wenn es doch wieder zu viel werden sollte, würde ich auch eine längere Pause ein­ legen.“ Mit dieser entspannteren Ein­ stellung macht das Musikmachen plötz­ lich wieder Spaß. Für das neue Album „Voodoo Sonic“ hat der Mann, der als Parov Stelar welt­ weit Fans hat, bewusst etwas anderes ausprobiert. Er hat sich die Freiheit ­genommen, die Platte in drei Teile zu splitten und häppchenweise zu veröffent­ lichen. Part eins kam letzten November heraus. Der zweite Teil erscheint im ­April. Und der dritte? Wer weiß … Ohne Abgabetermine im Kopf musiziert es sich einfach leichter. Die Interviewzeit ist wie im Flug ver­ gangen. „Das hat mir jetzt sogar Spaß ­gemacht“, sagt Füreder und lacht. Heute sieht er die Dinge lockerer und geht mit einem Lächeln auf den Lippen durch den Tag. Und weil es Marcus wieder gutgeht, ist auch Parov Stelar bereit für neue Er­ folge: „Der Akku war fast leer. Da genügt es nicht, wenn du ihn nur ein paar Minu­ ten ansteckst. Ich musste die Batterie ganz aufladen. Jetzt passt es wieder.“ „Voodoo Sonic – The Trilogy, Part 2/3“ erscheint am 24. April. Weitere Infos: parovstelar.com

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DAS IST KEIN F****** INTERVIEW! Das ist JESSE MARSCH.

Der US-Erfolgstrainer von Red Bull Salzburg erklärt seine Arbeitsweise in sieben zentralen Aussagen. Ein Blitzseminar über angenehme Zweifel, ein Team wie ein Dampfkochtopf und den Wert des Fluchens im richtigen Moment. Text CHRISTIAN EBERLE-ABASOLO Fotos HELGE KIRCHBERGER


Marsch-Richtung: Der US-Amerikaner Jesse Marsch, 46, trainiert seit Juli 2019 Red Bull Salzburg.

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E

nergisch, emotional, empathisch, erfolgreich. So nimmt man Jesse Marsch seit seiner Übernahme des Traineramts beim FC Red Bull Salzburg im Juli 2019 wahr. Der 46-jährige US-Amerikaner ist erstmals als Chefcoach in Europa tätig und hat den österreichischen Fußball-Serienmeister in kurzer Zeit noch besser gemacht. In Meisterschaft und Cup bis zum Winter ohne Niederlage, blieben Fans vor allem die Auftritte in der Champions League in Erinnerung, wo etwa Titelverteidiger FC Liverpool zweimal an den Rand einer Niederlage gebracht wurde. Das Video von Marschs motivierender Halbzeitansprache beim Spiel in England („Das ist nicht ein fucking Freundschaftsspiel!“) ging um die Welt und gab einen kleinen Einblick in die Philosophie des Princeton-Absolventen aus Wisconsin. Für uns geht Marsch einen Schritt weiter und erklärt, was hinter ein paar seiner wichtigsten Aussagen steckt.

Grund zum Jubeln: Unter Marsch verlor Salzburg bis ins Frühjahr kein einziges Ligaspiel.


MARKUS BERGER/RED BULL CONTENT POOL (3)

„It’s not about talent, it’s about !“ Im Fußball bestimmt die richtige Men­ talität den Erfolg. Fleiß, Energie, Kon­ zentration, jeden Tag hart arbeiten und dabei Spaß haben – das beschreibt das Umfeld, in dem wir das Beste aus den Spielern herausholen können. Und dabei rede ich nicht von Ergebnissen. Wer nur an Ergebnisse denkt, vergisst die Schritte auf dem Weg zum Erfolg. Ich achte genau auf unsere Spieler, im Training, in der Kabine, in der Kantine. Wie gut kennen sie sich? Wie gut unterstützen sie sich gegenseitig? Wie hart arbeiten sie füreinander am Platz? Welche Ent­ wicklung hat jeder gemacht? Wenn diese Fragen zufriedenstellend beantwortet werden, kommen auch die Resultate. Wir haben eine klare Vorstellung unserer Identität, fußballerisch wie menschlich. Die kommt nicht von mir, die haben wir gemeinsam erarbeitet. Wir wissen, wer wir sind, was unser „common goal“, unser gemeinsames Ziel ist und welche Rolle dabei jedem in der Mannschaft zukommt. Nach Kobe Bryants Tod habe ich mit der Mannschaft über seine Entwicklung gesprochen. Als Basketball-Rookie war er einer der meistgehassten Spieler in Amerika, talentiert, aber ein Draufgänger, arrogant. Kobe hatte allerdings eine un­ glaubliche Entwicklung in seinem Spiel, seiner Mentalität, seiner Persönlichkeit hin­gelegt. Mit seiner Zielstrebigkeit, ­seiner Einstellung, morgens, spätabends und an freien Tagen noch zu trainieren, hat er den Respekt seiner Mitspieler und Gegner errungen – und im letzten Spiel seiner Karriere noch 60 Punkte erzielt. Ich habe den Spielern gesagt: Wenn wir Titel gewinnen wollen, müssen wir diese endlose Zielstrebigkeit besitzen.

Marsch zeigt es an: Nicht nur Abenteuer, vor allem auch Erfolg entsteht im Kopf. THE RED BULLETIN

„You have to be online all the time!“ Das bedeutet, auf dem Platz vorwärtszudenken und auf jede Situation eingestellt zu sein. Die Spieler müssen im Jetzt leben, nicht anderen Dingen oder vorangegangenen Fehlern nachhängen. Es bleibt genug Zeit, aus unserer Vergangenheit zu lernen, aber auf dem Platz müssen wir alle Energie in die kommende Aktion stecken. Ich konzentriere mich jeden Tag auf meine Energie, Körpersprache, Kommunikation. Ich darf dabei keinen Tag, keinen Moment schlecht sein. Denn das würde bedeuten, dass alle sich einen Tag freinehmen dürfen. Nein! Wir müssen immer bereit sein. Ich bin mir bewusst, dass das für die Spieler nicht so einfach ist. Jeder ist anders beschaffen, hat Sorgen, die ihn belasten. Aber dafür sind wir als Team da. Wenn wir denken, dass einer gerade nicht so gut drauf ist, greifen wir helfend ein. Dabei ist es nicht entscheidend, immer eine Antwort zu haben. Reden allein hilft oft schon. Dafür braucht es emotionale Intelligenz, auch von den erfahrenen Spielern. Es ist wichtig, das ganze Team im Auge zu behalten und ein Gefühl füreinander zu entwickeln.

Trifft ins Tor und Entscheidungen fürs Team: Salzburg-Kapitän Andreas Ulmer

alle ständig. Der Trainer steht während eines Fußballspiels nicht auf dem Platz. Beim American Football kannst du viel­ leicht jeden Spielzug ansagen. In unse­ rem Sport geht das nicht. Ich kann Aus­ wechslungen vornehmen, ein Gespräch in der Halbzeit führen oder das taktische System ändern. Aber spielen müssen sie. Und auf dem Platz entscheiden. Wenn die Spieler mich brauchen, ist das schlecht. Sie brauchen einander. Mein Ziel als Trainer ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem es mich nicht mehr braucht. Ein guter Leader darf sein Team nicht von einem Mann abhängig machen, vor allem nicht von sich selbst. Und irgendwann verliert der Trainer den Job sowieso. Wenn ich einmal weg bin, müssen der Verein und das Umfeld stärker sein als zu meinem Beginn.

„A chip on your shoulder“ Ob Spiel (hier gegen Real Madrid) oder Training: volle Energie für den Moment.

„Leadership needs “ Als ich noch Spieler war und ein Trainer mich einmal um meine Meinung fragte, habe ich mich der Gruppe umso mehr verbunden gefühlt. Diese Erfahrung lebe ich heute aus. Wenn ein Spieler mit einer Idee, einem Änderungswunsch fürs Training zu mir kommt, sage ich oft: „Super, machen wir!“ So fühlt man sich wert­geschätzt und wichtig genug, Ent­ scheidungen zu treffen. Und das müssen

Das ist schwer zu übersetzen, aber für mich persönlich ein großes Thema. Ich komme aus einem unprominenten US-Staat. Keiner hat geglaubt, dass ich als Spieler oder als Trainer gut genug bin. Das war Motivation für mich. Je mehr Zweifel, desto besser. Zu viele Komplimente sind nicht gut. Vieles hier in Salzburg ist sehr positiv, der Verein, die Mannschaft … Aber vor dem Start der Champions League hat niemand an uns geglaubt. Viele gute Spieler hatten den Verein verlassen. Für mich war das eine gute Gelegenheit, den Leuten zu beweisen, dass sie falschliegen. Ich habe darüber auch oft mit den Spielern gesprochen: „Wenn jemand glaubt, dass ihr nicht gut genug seid, ist das eine Attacke auf euch. Aber lasst euch von dieser Attacke nicht einschüchtern, sondern nutzt sie als Moti­ vation. Gelingt einem Spieler das nicht von allein, müssen wir als Mannschaft aus­helfen.“ Das hat bisher gut geklappt.   73


JESSE MARSCH IN ZAHLEN

Albert Vallci und Patrick Farkas beim Trainieren – anders gesagt: Auspowern

„Let’s be bold!“ Vor dem Spiel in Liverpool haben wir gesagt: „Fortune favours the bold“ – das Glück hilft den Mutigen. Aber das ist nur ein Spruch. Es ist das eine, ein Thema anzusprechen, und etwas ganz anderes, dieses Thema auch mit Leben zu erfüllen. Die Halbzeitansprache beim Stand von 1:3 in Liverpool (das viral gegangene Video von Jesse Marschs „Das ist nicht ein fucking Freundschaftsspiel, das ist ein fucking Champions-League-Spiel“ findest du unter: youtu.be/A2rZOEweY7o) war nichts Neues. Mutig zu sein, stärker zu sein – darüber haben wir die ganze Saisonvorbereitung über und noch intensiver in der Woche vor dem Duell gesprochen. Nach der Erfahrung 74

„Leave the

,

make mistakes!“ Ich habe von Trainern oft den Satz ge­ hört: „Spielt fehlerfrei!“ Ich habe das noch nie gesagt und werde das auch nie sagen. Egal zu wem. Das hat nichts mit Fußball zu tun. Wir brauchen nicht ständig Fehler zu machen, aber es ist der einzige Weg für Entwicklung. Wenn alles perfekt läuft, ist es einfach, und wir lernen nichts. Dabei ist es leichter für mich, ­Fehler der anderen zu akzeptieren als meine eigenen. Ich erwarte sehr viel von mir selbst. Wenn ich einen Fehler mache, etwa bei einer Auswechslung, einer System­änderung oder einem Training, ­hadere ich lange – aber ich trete vor die Mannschaft und versichere ihnen, dass ich es besser machen werde. Die Spieler müssen verstehen, dass ich auch Fehler mache. Das ist menschlich. Und das zeige ich ihnen auch, wenn ich deutsch spreche. Mein Deutsch ist nicht gut, ich mache viele Fehler. Aber ich habe mich ent­ wickelt, spreche viel besser als vor sechs Monaten. Das ist ein super Gefühl. Das ist Power. Das gibt dir Selbstvertrauen. Und genauso ist es mit Fußball.

Einen guten Einblick in die Arbeits­weise von Marsch zeigt die Doku-Serie „Jeder.Mann“. Alle Folgen unter: redbull.com/jedermann

1746

Gründungsjahr der Princeton University. Die Elite-Uni an der US-Ostküste hat den GeschichteStudenten Marsch geprägt: „Jeder hat etwas Besonderes: Intelligenz, Talent, Einfluss. Mit diesen Leuten bin ich enorm gereift, auch weil es hart war.“ Und ku­rios: „Als Sportler unter Princeton-Studenten war ich der Dümmste, als Absolvent unter Sportlern der Klügste.“

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Kinder hat Jesse Marsch: Tochter Emerson, 17, sowie die Söhne Maddux, 15, und Lennon, 11. Ohne seine Familie wäre Marsch „nur ein halb so guter Trainer. Viele meiner Trainertugenden kommen aus der Erfahrung mit meinen Kindern. Durch sie habe ich Geduld, Kommunikation und Vorbildwirkung gelernt.“

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Länder hat Jesse Marsch ­während einer Weltreise 2013 besucht. Was er gelernt hat? „Dass Fußball nichts ist. Nach meiner ersten Trainerstation war ich richtig gestresst. Auf Reisen habe ich erfahren, was Lebensqualität bedeutet, wie wichtig Beziehung und Authentizität sind. Seitdem bin ich glücklicher mit mir, mit der Familie, mit Fußball, mit allem.“ Bilder und Blog unter: marschmadness.com

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Restaurants besitzt Marsch mit seinem Jugendfreund, dem Koch Alex Seidel. Der Salzburg-Coach half Seidel beim Weg in die Selbständigkeit finanziell, hält sich sonst aber zurück: „Über das Projekt sagte ich zu Alex: ,Im Team soll ein familiä­res Gefühl herrschen, wie in einer Fußballmannschaft.‘ Vier Mitarbeiter sind seit der Eröffnung vor 14 Jahren nach wie vor dabei.“

THE RED BULLETIN

MARKUS BERGER/RED BULL CONTENT POOL (2)

Diese Redewendung bedeutet für mich zwei Dinge. Erstens körperlich: Alles raushauen, alles geben! Zweitens die Einstellung für jeden Tag: Wir kommen zum Trainingszentrum und geben alles. Auf dem Platz, beim Auslaufen, bei Be­ sprechungen, egal. Und wenn wir dann wieder auseinandergehen, haben wir alle ein gutes Gefühl, weil wir alles getan und uns weiterentwickelt haben. Dann dürfen wir auch müde sein, eine Pause einlegen, körperlich und mental regene­ rieren. Diese tägliche Intensität führt zu jenem Druck, der dich ständig auf das nächste Niveau bringt: noch schneller reagieren, noch bessere Entscheidungen treffen, noch mehr voneinander erwar­ ten können. Es ist wie bei einem Dampf­ kochtopf. Das ist der Weg für Verbesse­ rung und Leistung in unserem Leben.

der ersten Hälfte war die Ansprache in der Kabine dann eine Art Trigger. Nun waren wir bereit. Es war ein entscheidender Moment in dieser Saison. Mutig, aktiv, aggressiv sein ist immer besser als passiv sein. Ich bereue nicht viel in meinem Leben, aber wenn, dann die Dinge, die ich zu passiv angegangen bin. Boxer sagen zu einer aktiven Haltung: „Let’s go down swinging!“ Sollte es am Ende des Tages nicht reichen, wie beim 3:4 in Liverpool, ist das nicht schlimm, weil wir uns mutig entgegengestellt haben.


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Unfassbar groß und ein Öko­ system nicht von dieser Welt: Ryan Deboodt hat die größte Höhle der Welt in Vietnam erkundet.

„C

ooler Ausblick“, sagt mein Guide Hieu. Sehr witzig. Ich taste mich gerade tief unter der Erde einen 50 Meter langen, schmalen Grat entlang, unter mir ein klaffender Krater aus bleierner Schwärze. Ein falscher Schritt, und mich verschluckt das pure Nichts. Trotzdem macht mir die rasiermesserscharfe Felskante größere Sorgen: Wenn ich ausrutsche, schlitzt sie mir bestimmt die Wade auf. Wir zählen Tag 3 unserer Expedition zur Son-Doong-Höhle in Vietnam. Die Eckdaten der größten bekannten Höhle der Welt: 5 Millionen Jahre alt, über 5 Kilo­ meter lang, 200 Meter hoch, 150 breit – hier drin hätte eine New Yorker Häuserzeile Platz. Inklusive Wolkenkratzer. Für ihre Größe verhielt sie sich lange Zeit sehr diskret: Bis 1991 war ihre Existenz völlig unbekannt. Und blieb es vorerst auch. Denn der ortsansässige Holzarbeiter Ho Khanh, der sie entdeckte, weil er sich vor einem Unwetter in den Höhleneingang gerettet hatte, konnte die Stelle 20 Jahre lang nicht mehr wiederfinden – dabei ist der Phong-Nha-Ke-Bang-Nationalpark, in dem sich die Höhle befindet, kleiner als Hongkong. 2009 setzte sich eine Expedition der British Caving Association in Bewegung. Und fand den Eingang mit Hos Hilfe nach zweimonatiger Suche. Auch heute war ein Team von zehn Leuten nötig, um mich hierherzubringen – nach langen Irrwegen durch dichten Dschungel und zu durchwatende Flüsse. Als ich am Ende des Grats angelangt bin, löst Hieu das Sicherungsseil, damit ich mich umsehen kann. Jetzt erst wird mir klar, dass seine Bemerkung über die Aussicht kein Witz war. Ich hatte nur in die falsche Richtung geblickt: nämlich nach unten. Weil ich so auf jeden Schritt konzentriert war, hatte ich das klaffende Loch im Höhlendach übersehen. Dieser Deckeneinsturz – man nennt das auch Doline – ist das Ergebnis einer seismischen Verschiebung vor etwa einer halben Million Jahre. Jetzt erst bewundere ich den Sonnenstrahl, der wie ein Laser durch die Öffnung fällt, und erkenne das 84

Stück unterirdischen Regenwald, der auf dem eingestürzten Deckenteil wuchert. Hier in der Hang Son Doong wachsen noch Pflanzen, die an der Oberfläche vor Hunderttausenden von Jahren ausgestorben sind. Weil die Temperatur niedriger und die Luftfeuchtigkeit höher als draußen ist, konnte sich hier drinnen ein Ökosystem entwickeln, das es so nirgendwo sonst gibt. Für den menschlichen Organismus sind die Verhältnisse eine Herausforderung: Heute morgen erwachte ich klatschnass in meinem Zelt. „Nimm dich vor Fußfäule in Acht“, hatte man mich zuvor noch gewarnt. Direkt hinter Hieu klettere ich hinauf Richtung Licht, bis mich der Dschungel halb verschlungen hat. Aus dem Laub ragt ein moosbewachsener Stalagmit, riesig und wie aus einer anderen Welt. „Wir nennen ihn die Hochzeitstorte“, sagt Hieu, „kletter doch mal rauf!“ Ich finde, dass er eher wie ein gigantischer Schimmelpilz aussieht. Doch am Weg nach oben zieht mich die 360-Grad-Aussicht in ihren Bann. Rund um mich zwitschern die Vögel, und die Natur ist so unberührt, dass ich mich wie Ho Khanh persönlich fühle, als er die Höhle entdeckt hat. Bis heute waren mehr Menschen am Everest als hier drinnen. Doch das könnte

Der Weg zur Höhle führt durch den Dschungel.

THE RED BULLETIN


Die 90 Meter hohe ­„Vietnamesische Mauer“ aus Kalkspat kann nur mit Kletterausrüstung gemeistert werden.

RYAN DEBOODT, OXALIS ADVENTURE

GETTY IMAGES

Hanoi

sich bald ändern. Seit sie offiziell den Titel „Größte Höhle der Welt“ trägt, setzen sie viele Abenteurer auf ihre Wunschliste. Um dem Ansturm gerecht zu werden, schlug ein vietnamesischer Projektentwickler 2014 den Bau einer zehn Kilometer langen Seilbahn vor, der die Besucher des Phong-Nha-Ke-Bang-Nationalparks bequem zum Höhleneingang transportieren sollte. Aufgrund des heftigen Widerstands von Umweltschützern legten die Lokalpolitiker diesen Plan vorerst auf Eis. 2016 schaltete sich US-Präsident Obama bei einem Staatsbesuch in die Debatte ein: „Naturdenkmäler wie die Son-DoongTHE RED BULLETIN

Phong-Nha-Ke-BangNationalpark

Dong Hoi

Abenteuer im Untergrund PREIS: € 3200 DAUER: vier volle Tage, drei Übernachtungen im Zelt, zwei im Hotel

Vietnam

REISEZEIT: Jänner bis August GRUPPENGRÖSSE: sechs bis zehn Personen ANREISE: Flug von Hanoi oder HoChi-Minh-Stadt zum Flughafen Dong Hoi, von hier mit Fahrer zum Briefing im Hotel.  oxalisadventure.com

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GUIDE Reisen

In der Son-DoongHöhle wachsen Pflanzen, die draußen schon vor hunderttausenden Jahren ausgestorben sind.

Da gibt’s noch viel mehr Die Hang Son Doong ist nicht die einzige Höhle im Speläo­logenParadies Phong-Nha-Ke‑BangNationalpark. HANG PYGMY Die Miniaturversion des Son-DoongAbenteuers – relativ gesehen. Zur ­Unternehmung zählen eine Dschungel­ wanderung bei Sauna-Bedingungen, ein riesiger Höhleneingang mit Untergrundgarten und ein paar haarsträubende Klettereien am Seil.

Überirdisch schön: der Innenraum der Son-Doong-Höhle

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In den größten Kammern der Höhle (Höhe: 200 m) hätten die Pyramiden von Gizeh (146 m) Platz. Neben einigen ihrer Stalagmiten (Höhe: 80 m) nimmt sich der Arc de Triomphe in Paris (50 m) fast armselig aus. Und die weltgrößte Kirche, der Petersdom im Vatikan (Länge: 220 m), würde als Ganzes durch das Loch in der Decke passen (Breite: 280 m). 200 m 175 m Pyramiden von Gizeh 146 m

150 m 125 m

Petersdom

100 m 75 m Arc de Triomphe

50 m

50 m 25 m

Stalagmiten

THIEN DOONG Die „Höhle des Paradieses“ ist die perfekte Höhle für Einsteiger – künstlich beleuchtet, mit Holzstegen ge­ sichert und bequem mit dem Auto zu erreichen.

Packliste Was du dabeihaben musst OHRSTÖPSEL Fernab der Stadt gibt’s trotzdem Frühverkehr: Morgens um fünf ver­ lassen tausende Schwalben die Höhle, um auf Insektenjagd zu gehen – und machen dabei einen Heidenlärm. GELSENSPRAY Vom Blutegel gebissen? Reiß ihn dir ja nicht von der Haut – die Blutung würde so schnell nicht aufhören. Trag stattdessen Gelsenspray auf: Der Egel wird von selbst loslassen. TALKUMPUDER Der einzige Weg, Fußfäule zu ver­ hindern: Trockne deine Füße gründlich einmal pro Tag. Ein Handtuch reicht dafür nicht, verwende lieber Talkum. THE RED BULLETIN

GETTY IMAGES, KEVIN GOLL

Größenvergleich

RYAN DEBOODT

Höhle müssen für unsere Kinder und Enkelkinder bewahrt werden.“ Bis auf weiteres darf die Höhle also ein unberührtes Naturdenkmal bleiben – reserviert für jene harten Knochen, die die schweißtreibende Wanderung in ­enormer Luftfeuchtigkeit überstehen und für das Gustostückchen am Schluss gerüstet sind: eine 90-Meter-Wand aus Kalkspat, genannt die „Vietnamesische Mauer“, die nur mit Kletterausrüstung zu bewältigen ist. Für das erste Forschungsteam 2009 war hier Schluss. Für mich als in Vietnam lebenden Abenteuerjournalisten und HöhlenBegeisterten ist die Hang Son Doong ein Faszinosum. Aber noch mehr begeistern mich die beiden riesigen Dolinen, vor allem nachts. Mit 280 Metern Breite – mehr als zwei Fußballfelder lang – eröffnet die größere von ihnen einen tränenförmigen Blick auf den Nachthimmel mit seinen Millionen Sternen. Wo sonst kann man so eine Aussicht von einem Punkt hunderte Meter unter der Erde genießen?

HANG VA Nur ein paar Kilometer von der SonDoong-Höhle entfernt (und vielleicht sogar mit ihr verbunden?): Diese Höhle ist eine Pilgerstätte für Fotografen. Sie lieben deren symmetrische kegelförmige Stalagmiten, die aus grün schimmernden Wasserbecken aufragen.


ALPHATAURI.COM


GUIDE Equipment

ZEITMESSER

Zum Sterben schön Omega Seamaster Diver 300 m „007 Edition“ In Daniel Craigs erstem Auftritt als James Bond – dem 2006 erschienenen Film „Casino Royale“ – gibt es eine Szene, in der Vesper Lynd, Mitarbeiterin des britischen Schatzamtes, gespielt von Eva Green, einen ersten Versuch unternimmt, James Bond zu durchleuchten. „Rolex?“, fragt sie nach dem Uhrengeschmack des undurchschaubaren Geheimagenten. „Omega“, korrigiert er sie. Dies ist ein Moment, in dem Craigs neue Interpretation des berühmten Spions sich von früheren, konventionelleren Darstellungen abhebt. Tatsächlich trägt 007 bereits seit Pierce 88

Brosnans Debüt in „GoldenEye“, 1997, eine Omega, wobei Bonds Verbindung zu dem Schweizer Uhrenhersteller – und ganz besonders der Seamaster-­Serie – noch viel weiter zurückreicht. Als der Schriftsteller Ian Fleming die Figur James Bond schuf, ließ er sich von realen Kommandotruppen inspirieren, die er im Zweiten Weltkrieg während seines Einsatzes für den britischen Marinenachrichtendienst erlebt hatte. So wurde Bond zum Commander der Royal Naval Reserve. Als Omega 1957 die erste Seamaster 300 her­aus­brachte, beruhte das Modell auf

omegawatches.com THE RED BULLETIN

TIM KENT, OMEGA

Daniel Craig in „Casino Royale“ im Jahr 2006, mit seiner Omega Seamaster Planet Ocean 600 m am Handgelenk

den wasserdichten Armbanduhren der britischen Armee im Zweiten Weltkrieg; die O-Ring-Gummidichtung richtete sich sogar nach den U-Booten jener Zeit. Die Uhr wurde zum Renner unter den NavyTauchern, und bereits 1967 bestellte das Verteidigungsministerium eine den An­ forderungen der Militärspezifikationen entsprechende Version, in der „0552“ eingraviert war, um sie als Eigentum der Royal Navy zu kennzeichnen. 1995 beschloss die 007-Kostümbildnerin Lindy Hemming, dass Bond die Seamaster mit blauem Ziffernblatt tragen würde. Um Craigs letzten Auftritt als stilvoller Spion zu feiern – nämlich in „Keine Zeit zu sterben“ –, schuf Omega die Seamaster Diver 300 m 42 mm „007 Edition“ aus ­Titan Grade 2 in Zusammenarbeit mit dem Schauspieler. „Sie haben Vorschläge von mir eingearbeitet“, sagt Craig. „Wenn Omega mir früher Titanuhren zeigte, dachte ich immer: ‚Wow, es ist fast so, als würde man keine Uhr tragen.‘ Sie sagten darauf: ‚Okay, machen wir sie aus Titan.‘ Es geht um einen Unterschied von einigen Gramm, aber es ist unglaublich bequem.“ Craigs Einfluss äußert sich auch im alternativen NATO-Armband: „Ich befestige meine Uhren seit Jahren an NATO-Armbändern.“ Es verleiht der Seamaster 300 militärische Authentizität. „Es gibt diese Tradition von Omega und den britischen Armeeuhren des Zweiten Weltkrieges“, sagt Craig. „All diese Elemente, die ich verbinden wollte, hat Omega realisiert.“ Am aussagekräftigsten ist die Seriennummer auf der Rückseite des Gehäuses, auf dem ein „A“ eingraviert ist (Hinweis auf eine verschraubte Krone); das selbsterklärende „007“; „62“ (das Jahr des ersten James-Bond-Films, „Dr. No“); „923 7697“ (Identifikationsnummer einer Tau­ cher­uhr); und „0552“, das Markenzeichen eines Marinebefehlshaberzeitmessers.

TOM GUISE

Daniel Craig bekam seine erste Omega von seinem Vater zum 18. Geburtstag. Es sollte weitere 34 Jahre – und die Rolle als 007 – brauchen, bevor er die Ge­ legenheit bekam, sein eige­ nes Modell zu entwerfen.


ILLUSTRATOR

GUIDE Equipment

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EDITOR

Omega hat die Uhr anlässlich des letzten Auftritts von Daniel Craig als James Bond entworfen. THE RED BULLETIN

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GUIDE Fitness

Kletterer Michi Wohlleben schwört auf Klaus Iseles Mentaltraining.

„Du brauchst das perfekte Zusammen­spiel zwischen Körper und Geist.“ Physio­therapeut Klaus Isele

Augen zu und durch So knackst auch du mit der Visuali­ sierung eigene Bestmarken. VORBEREITUNG Du solltest die Teilstü­ cke deiner Route mög­ lichst genau kennen.

Wie bereiten sich Sportkletterer auf den großen Moment vor? Sie simulieren die Route im Kopf. Der Osteopath Klaus Isele arbeitete zehn Jahre lang mit dem österreichischen Kletter-Nationalteam und sagt, dass in dieser Trockenübung eine Menge Potenzial liege. Ausgangspunkt für deren Entwicklung war die Frage, wie man Kletterer während einer Verletzungspause fit hält, 90

GEDANKENGANG Schließ die Augen. Stell dir vor, du legst los. Imitiere jede Bewegung und aktiviere die Mus­ keln wie im Ernstfall. DETAILS Präzision ist das A und O! Falsche Bewe­ gungsmuster wirst du nur schwer wieder los. LEIDENSCHAFT Steigere dich emotional in die Situation hinein. Sei mit Körper, Geist und Herz dabei.

physioandclimb.com THE RED BULLETIN

FLORIAN STURM

Der Österreicher Klaus Isele entwickelte eine Trainings­ methode weiter, mit der Klet­ terer die besten Leistungen ihrer Karriere erzielen.

AUSGANGSLAGE Jeder ruhige Ort ist ge­ eignet, der reale Start­ punkt der Route wegen der besonderen Atmo­ sphäre jedoch optimal.

TOM MACKINGER

TrockenTricks

damit sie wenig Muskelmasse abbauen und Bewegungs­ muster nicht vergessen. Iseles Lösung: Visualisierung 2.0 – ­intensiver, als es die Kletterer bis dahin gemacht hatten. Das heißt: auf dem Rücken liegend, mit geschlossenen Augen, absolut präzise und mit einer physischen Intensität, die sich kaum von der Erfahrung am Fels unterscheidet. Michi Wohl­leben, ein deutscher Spitzenkletterer, schwört auf Iseles Technik. Sie bringt ihn dazu, über die kleinsten Details der Route nachzudenken; er ist mobiler und verinnerlicht hunderte Auto­matismen – muss seinen Körper dafür aber weniger Strapazen aussetzen. Der Erfolg: Vor kurzem gelang Wohlleben die bislang schwierigste Route seiner Karriere (Schwierigkeitsgrad 9a).

MORITZ ATTENBERGER

3D-VISUALISIERUNG


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GUIDE Gaming

Das smarte Design erlaubt es, das Display wie bei einem Motorradvisier einfach hochzuklappen – ideal für kurze Pausen.

Sechs Kameras – zwei vorne, eine oben, eine unten plus eine auf j­ eder Seite – ermöglichen ein 310-Grad-­ Tracking der ­echten Welt.

HTC VIVE COSMOS

Virtual Relaxity Der erste komfortable Zugang in die unechte Realität. Der Durchbruch ist Virtual-Reality-Brillen noch nicht ge­ lungen. Zu kompliziert ist das Set-up, zu sperrig die Geräte, zu unkomfortabel der Sitz. Das machte die Headsets für kurze Sessions interessant, aber für den längeren Einsatz? Lieber nicht. Frischen Schwung bringt jetzt die HTC Vive Cosmos. Sie benötigt keine mühsam im Raum aufgestellten Sensoren (Outside-in-Tracking), sondern ermittelt die Position des Spielers über sechs im Headset eingebaute Kameras (Inside-out-Tracking) und warnt sogar vor Zusammenstößen. Neu ist neben dem niedrigeren Gewicht von 665 Gramm auch die angenehmere Passform. Der größte Komfortsprung zeigt sich aber in Verbindung mit dem (separat erhältlichen) WiGig-Adapter, der die Cosmos zum Drahtlos-Headset macht. Mit zum Lieferumfang gehören neben der Brille auch zwei Präzisions-Joysticks, die während der Benutzung l­euchten und so vom Headset getrackt werden.  vive.com 92

Satter Sound kommt über die integrierten On-Ear-Kopfhörer, man kann sie aber auch gegen seine Lieblingsstöpsel austauschen.


GUIDE Gaming

SKILLS

Die Kunst, zu fahren, ohne zu fahren James Baldwin gewann das „World’s Fastest Gamer“Turnier und ist jetzt im ­echten Leben Rennfahrer. So schaffst du das auch.

VIVE, WORLD’S FASTEST GAMER

TOM GUISE, MATT RAY

Rennsimulationen werden ständig realistischer: In Games wie „iRacing“ und „Assetto Corsa“ entsprechen per Laserscan vermessene Rennstrecken und -wagen bereits zentimetergenau den Originalen. Wie fließend der Übergang zwischen eSport und echtem Rennsport ist, zeigt das Turnier „The World’s Fastest Gamer“, das Stars des eSport-Racing die Chance gibt, wirkliche Boliden zu fahren. Vorigen Oktober sicherte sich der 22-jährige Brite James Baldwin als Turniersieger einen Rennvertrag im Wert von einer Million Dollar. Dabei hatte er seine Gokart- und Formel-Ford-Karriere sechs Jahre zuvor aus Kosten­ gründen und vermeintlicher Talentlosigkeit beendet. Doch wie hat ihm Gaming zum Comeback verholfen?

Vollgas: Baldwin gibt auf Kaliforniens Laguna Seca Raceway alles.

„Hab das Pedal nur halb durch­ gedrückt. Mann, hatte ich Angst!“ James Baldwin über echten Rennsport Nutze jede Minute

Gamer sind schneller

2010 kam eine Studie der Uni­ versity of Rochester im Staat New York zum Ergebnis, dass Gamer 25 Prozent schneller korrekte Entscheidungen ­treffen. „Meine Reaktionszeit hat sich durchs Spielen ver­ bessert“, sagt Baldwin, „aber auch mein Verständnis fürs Rennfahren ist größer ge­ worden. Ich weiß jetzt viel ge­ nauer, wie man Reifen schont und wie man alles aus einer Runde rausholt, wenn es wirk­ lich drauf ankommt.“ THE RED BULLETIN

Baldwin fing im Jahr 2017 mit eSport-Racing an; zwei Jahre später überreichte ihm sein Motorsport-Held Juan Pablo Montoya den „World’s Fastest Gamer“-Pokal.

Als Baldwin im echten Renn­ sport scheiterte, war das hart: „Als Kind denkt man: ‚Wow, ich hab das Zeug für die Formel 1.‘ Dann kommst du zu den ­Profis, wirst geschlagen und spürst: ‚Ich bin nicht so gut, wie ich dachte.‘“ Simulationen sind für Talente wie ihn ideal: Jede Trainingsminute kann perfekt genutzt werden – und das zu einem Bruchteil der im Motorsport üblichen Kosten.

Den Kopf überlisten

Rennsimulationen können dir eins nicht beibringen: wie man den Kopf überlistet, wenn man in ­einen echten Boliden steigt. „Ein Dirt Car sieht harmlos

aus, aber es hat ein besseres Leistungsgewicht als ein For­ mel-1-Auto. Ich hab das Pedal halb durchgedrückt und hatte noch nie solche Angst.“ Und dann? „Der Trick ist, sich ein­ zureden, eine ‚Sim‘ zu fahren.“

Der Weckruf

Die Monotonie der Games bringt dich in einen Flow-ähn­ lichen Zustand, in dem du ­alles automatisch machst. Was dort zum Erfolg führt, wurde Baldwin bei e ­ inem Ren­ nen in Laguna Seca fast zum Verhängnis. „Mein Auto hatte ein Problem, das ich wohl in den Griff gekriegt hätte, wäre ich aufmerksamer gewesen. Aber ich war in diesem Flow und dachte: ,Cool bleiben und weitermachen wie bisher.‘“ Falsche Entscheidung, sein Auto drehte sich. „Auf e ­ inen Schlag war ich hellwach“, sagt er. Wach genug, um am Ende doch noch zu gewinnen.   93


GUIDE Lesestoff

DER BESTE BÖSE

Auf Teufel komm raus Der schottische Schriftsteller John Niven schreibt zutiefst boshafte, stilistisch brillante und unfassbar komische Romane. Doch Vorsicht: Den Ausdruck „political correctness“ kann er vermutlich nicht einmal buchstabieren.

E

ine kleine Warnung vorweg: Es waren nicht Jux und Tollerei, die den Heyne Verlag dazu veranlassten, das Werk von John Niven in die hauseigene Hardcore-Edition zu packen. Diese Reihe, eine Art DelikatessenLabel für Freunde deftiger Rohkost, ging 2005 an den Start und lockte zunächst einmal, wenig überraschend, mit zwei Verheißungen: explizitem Sex und exzessiver Gewalt. Im

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Lauf der Jahre wurde der harte Kern aber ein wenig aufgeweicht; gemäß dem Gründungsmotto „Alles, nur kein Mainstream“, rochierten auch kompromisslose gesell­ schaftliche Querschläger wie Hunter S. Thompson, Irvine Welsh oder Matias Faldbakken verlagsintern in die tabulose Trademark. Der Schotte John Niven, 1966 in North Ayrshire geboren, löste sein Ticket in diese

illustre Runde jedoch durch eine andere Hintertür: die politische Korrektheit. Exakter gesagt, die zutiefst genussvolle Missachtung all dessen, was unsere westliche Wertegesellschaft mit hysterischem Elan in dieses sprachliche Korsett geschnürt hat. Niven demaskiert die „political ­correctness“ nicht, er mas­ sakriert sie. Dabei bedient er sich der durchschlagskräftigsten Waffe, die der Mensch jemals erfunden hat: des Humors – diesfalls allerdings so ab­ grundtief schwarz wie das gleichnamige Loch. Tatsächlich zieht Niven einem das Zwerchfell mit einer derartigen Unverschämtheit über die ­Ohren, dass man sich ernstTHE RED BULLETIN


GUIDE Lesestoff

Der erste Absatz

JAKOB HÜBNER

VINZ SCHWARZBAUER

Bequem in den Clubsessel gelehnt, schlug Kennedy Marr die Beine übereinander und starrte aus dem deckenhohen Fenster, als müsste er die Frage überdenken. Von seinem dank der ­Klimaanlage angenehm gekühlten Platz hoch oben in Century City blickte er gen Osten – das Haifischbecken der Creative ­Artists Agency befand sich nur ein paar Schritte die Straße runter. Tief unter sich sah er Downtown Los Angeles in der ­Julihitze schmoren. „Broiling“ nannten es die Einheimischen. Gott, diese Amerikaner.

haft fragt, warum seine ­Bücher rezeptfrei und ohne Beipackzettel ausgeliefert werden dürfen. Nivens Komik biedert sich nicht an, sondern lauert im Hintergrund, ein­ gebettet in fein geschliffene Prosa und grandiose Dialoge, die den zwischenmensch­ lichen Spielraum vom Knistern bis zum Krachen voll aus­ kosten. Dann aber schlagen sie gnadenlos zu. John Nivens besondere Gabe zu angewandter Dia­bolik zeigte sich (nach dem Gesel­ lenstück „Music from Big Pink“) bereits in seinem zwei­ ten Roman: „Kill Your Friends“ (2008). In diesem zügellosen Teufelsritt peitscht Niven, der selbst einst bei PolyGram London jobbte, einen skrupel­ resistenten A & R-Manager ­namens Steven Stelfox durch den moralischen Morast der Musikindustrie. Die „taz“ ­formulierte treffend: „Niven zeichnet die schmutzigen ­Seiten des schmutzigen ­Geschäfts noch schmutziger, als wir es uns in unseren schmutzigsten Träumen vor­ stellen.“ Zehn Jahre später, 2018, nahm Niven diesen Speedball wieder auf und schickte Mr. Stelfox erneut ins Rennen um die Missgunst der glitzernden EntertainmentBranche. Diesmal unter dem bezeichnenden Titel „Kill ’Em All“. B ­ öser geht’s nicht. „Kill Your Friends“ und „Kill ’Em All“ sind Nivens bekannteste Romane, seine besten sind es aber nicht. Da wäre zunächst einmal „Coma“ (2009), ein irrwitziges Cross­ THE RED BULLETIN

over aus Golf-Privatissimum und Pulp-Krimi unter be­ son­derer Berücksichtigung des Tourette-Syndroms. Großartig! 2012 folgte „Gott ­bewahre“: Um ein paar aus dem göttlichen Ruder gelau­ fene Dinge zurechtzurücken, beordert Der Herr seinen Sohn Jesus zurück auf die Erde, wo dieser sich unver­ züglich auf unergründliche Wege begibt … Himmlisch! Sein (bisheriges) Meister­ werk lieferte Niven aber im Jahr 2013 ab: „Straight White Male“. Mit dem gefeierten ­Autor Kennedy Marr – deka­ dent, sexsüchtig und zynisch bis zum Anschlag – steht ­einmal mehr ein arroganter Borderline-Charakter im ­Mittelpunkt, deftiger formu­ liert: ein reinrassiges Arsch­ loch. Aber trotz dieses grenz­ wertigen Protagonisten, der ­definitiv nicht jugendfreien Sprache und Nivens raben­ schwarzen Humors spürt man gerade in diesem fulmi­ nanten Roman, dass hier nicht nur ein brillanter Stilist am Werk ist, sondern auch ein hinterhältiger Humanist.

JOHN NIVEN „STRAIGHT WHITE MALE“ Deutsch von Stephan Glietsch Heyne Hardcore

LESETIPPS

Vier gute Böse Literarische Perlen aus dem Ozean des schwarzen Humors

CHRISTOPHER MOORE „EIN TODSICHERER JOB“ (GOLDMANN) Der US-Autor ist so schräg, dass er fast schon liegt. Was insofern praktisch ist, da er zum Umfallen komische ­Bücher schreibt. Berüchtigt wurde Moore, indem er sich schamlos, aber nicht respekt­ los an dem Buch der Bücher verging: „Die Bibel nach Biff“. Noch weniger Skrupel zeigte er im nicht ganz artgerechten Umgang mit Shakespeare („Fool“, „Der Schelm von Ve­ nedig“). Den besten Einstieg in Moores humoristische Ab­ gründe bietet dieser Roman.

WILLIAM KOTZWINKLE „MITTERNACHTSPOST“ (RORORO) Ein Mann mit diesem Namen kann kein schlechter sein. ­Leider sind die wunderbar grotesken, saukomischen Kurzromane („Fan Man“, „Nachtgeschichten“, „Fata Morgana“) und Erzählbände („Elefant rammt Eisenbahn“, „Mondjuwel“) des 1943 ge­ borenen US-Autors in Verges­ senheit geraten und teilweise schwer aufzutreiben. „Mitter­ nachtspost“ zählt zu den bes­ ten Werken des Ausnahme­ könners – und ist zumindest bei Amazon noch gelistet.

JASPER FFORDE „EISWELT“ (HEYNE) Das Genre, das Jasper Fforde zum Bestsellerautor machte, heißt Alternativwelt­ geschichten – und ist noch viel abgedrehter, als es klingt. Sein „Thursday Next“-Zyklus, in dem der Brite ein Kommen und Gehen zwischen den Grenzen der Literatur­ geschichte und der Realität in­ szeniert, gilt als Kult. Ähnlich skurril und unfassbar komisch präsentiert sich dieser Roman aus dem Jahr 2018, in dem Fforde seinen Zynismus unter den Gefrierpunkt treibt.

JOHN KENNEDY TOOLE „DIE VERSCHWÖRUNG DER IDIOTEN“ (DTV) Ein zeitloser Klassiker des bösen Humors. Geboren wurde der fette, faule, ständig furzende und zutiefst egozentrische 30-jährige Titelheld Ignatius J. Reilly im Jahr 1963 von dem damals 26-jährigen US-Amerikaner John Kennedy Toole, wieder­ auferstanden ist er dank der großartigen Übersetzung des Schweizer Schriftstellers Alex Capus aus dem Jahr 2011. Ein Meisterwerk, das es zu lesen lohnt.

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EVENTS Frühjahr 2020

4 April BREAKING NEWS

bis 18. März SPRUNGHAFTE FRÜHLINGSGEFÜHLE In Österreichs größtem Snowpark ist einmal mehr Kreativität gefragt: Beim Spring Battle kämpft die internationale Snowboard- und Freeski-Elite auf einem anspruchsvollen Slopestyle-Kurs um den Sieg – mit einer Kamera. Beim sogenannten „Follow Cam“-Format filmen die Fahrer über Tage hinweg gegenseitig ihre Tricks und Combos, dann reichen sie ihre Videos bei den Judges ein. Absolut Park, Flachauwinkl; absolutpark.com

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bis 12. April CARVEN UND GROOVEN Im Zillertal lädt ein neues Festival zur dreitägigen Winterschluss-Party. ­Neben Genuss und Action dreht sich beim Alpicon alles um satte Sounds: Skihütten verwandeln sich in Bühnen für internationale DJs und Livebands. Finales Highlight des groovigen Oster-­ Wochenendes ist die bayerische Blasmusik-Truppe LaBrassBanda (Bild), die Fans am 12. April auf der Platzlalm mit ihrem einzigartigen Mix aus Gypsy Brass, Funk, Jazz und Alpentechno beglückt. Zillertal; alpicon.com 96

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und 22. März DEBÜTANTIN IM NEULAND

LIVE   Lousã gilt als o­ ptimales Test- und Trainingsgelände für Mountainbiker, jetzt steigt in der portugiesischen Kleinstadt erstmals der Downhill-Weltcup. Mit dabei: Vali Höll (Bild), mit 18 Jahren erstmals in der Elite-Klasse am Start. Lousã; redbull.tv

THE RED BULLETIN

MARKUS ROHRBACHER, LITTLE SHAO/RED BULL CONTENT POOL, BARTEK WOLINSKI/RED BULL CONTENT POOL, DUTCH PHOTO AGENCY/RED BULL CONTENT POOL

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Das Wiener Volkstheater wurde einfach zu klein, also übersiedelt Red Bull BC One Cypher in den Hallmann Dome auf den Wienerberg. Die Location ist neu, das Ziel bleibt gleich: Die besten B-Boys und B-Girls Österreichs batteln sich um ein Startticket für das Weltfinale. Hallmann Dome, Wien; redbull.com/bcone


EVENTS Frühjahr 2020

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März ZUCKERWATTE TRIFFT TOD Poppy ist der vielleicht schrägste YouTube-Star: In kurzen Clips (mit zum Teil 20 Millionen Views), die wirken, als hätte ­David Lynch sie gedreht, sitzt das Barbie-Look­ alike vor w ­ eißem Hintergrund und sagt ver­ störende Dinge. Ihre Musik ist ähnlich ab­ gedreht: Genres wie Death Metal, Zucker­ watte-Pop und EDM verschmilzt die 25-Jährige zu einem einzigen Song. Wien, Flex; impoppy.com

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und 5. April FORMEL F  LIVE   Die Super Formula Championship geht am Suzuka Circuit in die 34. Saison. Mit dabei: die Kolumbianerin Tatiana Calderón als erste Frau in Japans höchster Motorsportklasse. Suzuka; redbull.tv

1 Mai WERDE ZUR LEGENDE  LIVE   Kaum ein Strategiespiel zieht Zocker so in seinen Bann wie „League of Legends“. Anders als in der klassischen Teamvariante geht es bei Red Bull Solo Q eins gegen eins. In Online- und Offline-Qualifiern (Start: 1. Mai) können sich Gamer erst bis ins nationale Finale und dann bis ins Europa- bzw. Weltfinale spielen. redbull.com/soloq

AUS DEM ABENTEUER ENTSTANDEN

Honda empfiehlt

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EVENTS Frühjahr 2020

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LIVE   Wer kürt sich zum Red Bull Ice CrossWeltmeister 2020 und damit zum ersten Champion einer neuen Ära? Nachdem das über Jahre so erfolgreiche Red Bull Crashed Ice-Format einem gründlichen Facelift unterzogen wurde, geht es für die Eisläufer auf der permanent installierten Strecke im Moskauer Park Patriot noch einmal über Buckel und Wellen, durch Haarnadelkurven und über eisige Highspeedpassagen um den Titel. Im Kreis der Favo­ riten sind dabei auch die steirischen Brüder Marco und Luca Dallago (Bild). Moskau; redbull.tv

Hip Hop vom Feinsten: Red Bull Next bringt die Newcomer der österreichischen Rap-Szene SLAV (Bild), Bibiza, Hunney Pimp und Tizudemjay mit den deutschen Headlinern OG Keemo und Pashanim in einem einzigartigen Live­ konzert auf eine Bühne. Flex, Wien; redbull.com/redbullnext

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und 29. März GEERDET UND ABGEHOBEN Das Argus Bike Festival, Europas größtes Fahrrad-Spektakel, rollt an – und mit ihm der spanische Weltmeister Viki Gómez, der beim Vienna Jam mit weiteren BMXFlatland-Profis zeigt, wie stylish Bodenhaftung sein kann. Beim Dirt Battle Vienna wiederum wird den Zuschauern zu ebener Erd’ der Mund vor Staunen offen stehen, wenn die BMX-Elite ihre Tricks in lichte Höhen schraubt – wie im Vorjahr, als der Tiroler Peter Kaiser den High Jump Contest mit sagenhaften 9,05 Metern für sich entscheiden konnte. Weiters im Programm: eine Trialbike-Show mit Legende Dominik Raab, Pumptrack-Sessions sowie die große Fahrradmesse. Rathausplatz, Wien; bikefestival.at 98

Mai BILATERALE BÜHNENSHOW

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bis 22. März MINIMAL GENIAL Fette Kicker und ewig ­lange Rails sind lässig. Aber sie sind nicht alles – sagen die Veranstalter vom Penken Knuckle Huckle. Und so setzen sie bei ihrem Event auf das einfachste Set-up: ­einen Knuckle – und aus! Der Rest ist Style, Kreativität und eine geile Zeit. Penken Park, Mayrhofen; mayrhofnerbergbahnen.com

28 März bis 4. April EXTREMES ENDE  LIVE   Der Bec des ­ osses ist, vom GegenR hang betrachtet, eine furchteinflößende Wand mit etwas Schnee. Für Freerider ist er die denkbar größte sportliche ­Herausforderung und ein würdiger Abschluss der Freeride World Tour. Verbier; redbull.tv THE RED BULLETIN

PETER PROVAZNIK, JÖRG MITTER/RED BULL CONTENT POOL, ADAM KLINGETEG/RED BULL CONTENT POOL

März DIE NEUE EISZEIT


FORMULA 1 myWorld GROSSER PREIS VON ÖSTERREICH 2020

myWorld MOTORRAD GRAND PRIX VON ÖSTERREICH 2020

03.–05. JULI’20 RED BULL RING AM SPIELBERG

14.–16. AUGUST’20 RED BULL RING AM SPIELBERG


EVENT-SPECIAL März  / April 2020 2. Training

„Fußballer spielen täglich ­Fußball. Die Formel 1 verbietet zwischen den Rennen den Kontakt mit dem Sportgerät. Daher ist für unsere Piloten Kartfahren Pflicht. Dessen Reize, ob motorisch, sensorisch oder optisch, sind jenen im Rennauto sehr ähnlich.“

3. Disziplin

„Pünktlich zum Meeting zu ­erscheinen hat nichts mit ­Disziplin zu tun, sondern ist Selbstverständlichkeit. Disziplin bedeutet, sich gemäß den individuell erstellten ­Plänen zu ernähren, fleißig zu trainieren und Erholungsphasen einzuhalten. Wer nicht täglich mindestens vier ­Stunden körperlich schuftet, wird von der Maschinerie F1 mit i­hren Ab­lenkungen und ­Strapazen gefressen.“

bis 15. März

Max Verstappen, 2019 in Melbourne Dritter, jagt die WM-Krone.

Formel-1 Auftakt In Melbourne fällt der Startschuss zur neuen F1-Saison. Mit alten Rivalitäten und einem „neuen“ Team. Die Saison 2020 ist die letzte vor der großen Revolution: 2021 wird ein neues Reglement mit vereinfachter Aerodynamik und größeren Rädern neuartige Autos produzieren. Bei den Top-Teams bleibt das Personal unverändert: Red Bull Racing-Pilot Max Verstappen wird versuchen, sich gegen Lewis Hamilton im Mercedes und die FerrariDoppelspitze Leclerc/Vettel zum jüngsten Weltmeister der Geschichte zu krönen. Ein neues Team steht jedoch in der Startaufstellung: Aus der Scuderia Toro Rosso wurde die Scuderia AlphaTauri. Und auch unter neuem Namen darf sich der Rennstall als erfolgreichste Talent100

„Das sind die fünf Faktoren, die einen Sieger ausmachen.“ AlphaTauri-Teamchef Franz Tost schmiede der Formel 1 bezeichnen: 68 Grand-Prix-Siege gehen bislang aufs Konto von Fahrern, die unter Teamchef Franz Tost ausgebildet wurden. Hier verrät er, was junge Fahrer zu Champions macht.

1. Talent

„Nur für jene zwanzig Menschen, die in den Cockpits sitzen, läuft der Film in einem ­Formel-1-Auto langsam ­genug ab, um ihm folgen zu können. Durch Üben verstehen Talent­ lose zwar den Plot, aber die Feinheiten bleiben ihnen ver­borgen. Talent wirkt sich ­hingegen direkt auf die Kon­ stanz aus: Je talentierter, ­desto prä­ziser spult der ­Fahrer seine Runden ab.“

4. Automatisch ­reagieren

„Neue Knöpfe am Lenkrad, neue Modi in der Software: Wer gut werden will, verinnerlicht jedes Detail und kann ­automatisch reagieren: Wenn das Team ‚Mode 5‘ verlangt, muss der Fahrer – ohne nachzudenken! – wissen, was er zu tun hat, wie sich das Auto verhalten wird und wie er seinen Fahrstil anzupassen hat.“

5. Von anderen lernen

„Fahrer müssen ihre individuellen Schwächen analysieren. Was machen andere besser, und wie kann ich sie über­ treffen? Keine Ausreden, sondern Lösungen suchen. Bei ­AlphaTauri haben wir o ­ ffene ­ eder Pilot Daten­auswertung. J sieht, was der Teamkollege macht. Sehr gute Fahrer erkennen, warum der Kollege Zeit gewinnt, und setzen das in ihrer nächsten Runde um. Weniger gute schaffen es erst in ­Runde fünf – oder schieben die Schuld auf äußere Umstände. Aber die werden in der ­Formel 1 ­ohnehin nicht alt.“ Infos zu Team, Fahrern, Auto unter: scuderiaalphatauri.com THE RED BULLETIN

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GUIDE Motorräder

Kratzt die Kurven!

WEGWEISEND SP CONNECT MOTO BUNDLE Einfach durch die Landschaft zu ­cruisen kann ein Vergnügen sein. Wer aber Plan und Ziel hat, lässt sich dabei unterstützen. Und montiert sein Smartphone mit dieser Halterung ­sicher am Lenker seines Bikes. Preis: 99,99 Euro; sp-connect.de

Ein Bike wie eine Raubkatze, eines für Rebellen in spe, eines mit Rundumservice und eines, in das wir uns ein ganz kleines bisschen verliebt haben. Text WOLFGANG WIESER

BIKE-VERGNÜGEN

Angriffslustig KTM 1290 SUPER DUKE R Erinnert an eine Raubkatze auf dem Sprung: vor Spannung bebend, kraftstrotzend, angriffslustig – kein Wunder, dass sie diese Super Duke bei KTM das „Beast“ nennen, ein „Hyper Naked Bike – musku­ löser, böser und furchteinflößender als jedes andere zuvor“. Bei 1301 cm³ und 132 kW auf 189 Kilo ist man geneigt, den Drohgebärden Glauben zu schen­ ken. Wir aber sind in Frühlingslaune und denken an etwas anderes: daran, wie wir uns mit dem „Beast“ in unsere Lieblingskurven schmiegen. Und wer da jetzt schnurrt, ist gar nicht mehr so einfach zu beantworten. Preis: ab 21.299 Euro; ktm.com

Nach links schauen: Bei der Federung vorne handelt es sich um eine WP APEX 48.

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SONIC 3 CONFIDENCE

KOMFORTABEL HONDA CMX 500 REBEL Die Optik: sehr lässig, das im Namen angestrebte Rebellen­ dasein ein entspanntes („Lasst uns die Revolution auf morgen verschieben, heute genießen wir den Sonnenschein!“). Durchaus verständlich bei diesem coolen, A2-Führerscheingeeigneten Comrade. Preis: ab 6990 Euro; honda.at

VIELSEITIG BMW F 900 XR Ein Bike, das mit dir durch dick und dünn geht oder aber über kurz oder lang; das in der Stadt genauso viel Spaß macht wie auf langen Überlandfahrten. Uns gefällt die mit­gelieferte Attitüde: „Hier bestimmt nur einer, wann die Fahrt zu Ende ist – du.“ Preis: ab 12.750 Euro; bmw-motorrad.at

AMORS PFEIL HUSQVARNA MOTORCYCLES VITPILEN 701 Vitpilen kommt aus dem Schwedischen und heißt „weißer Pfeil“. Wobei wir angesichts dieses wunderschönen Motor­rads eher in Amors Visier geraten sind: Ja, wir haben uns verliebt! Preis: 9999 Euro; husqvarna-motorcycles.com THE RED BULLETIN

STRUCTURED PERFORMANCE SHOE WHEN YOU NEED A BIT MORE.


IMPRESSUM

THE RED BULLETIN WELTWEIT

Aktuell e­ rscheint The Red Bulletin in sechs Ländern. Das Cover unserer Frankreich-Ausgabe ziert Miles Chamley-Watson. Im Porträt über den schillernden US-Fechter erfahren wir, wie er dank dem Sport seine Hyperaktivität in Medaillen umwandeln konnte. Mehr Storys abseits des Alltäglichen gibt’s auf: redbulletin.com

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Chefredakteur Alexander Macheck Stv. Chefredakteure Andreas Rottenschlager, Nina Treml Creative Director Erik Turek Art Directors Kasimir Reimann (stv. CD), Miles English, Tara Thompson Head of Photography Eva Kerschbaum Deputy Head of Photography Marion Batty Photo Director Rudi Übelhör Textchefs Jakob Hübner, Andreas Wollinger Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Grafik Marion Bernert-Thomann, Martina de ­Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz Fotoredaktion Susie Forman, Ellen Haas, Tahira Mirza Managing Director Stefan Ebner Head of Media Sales & Partnership Lukas Scharmbacher Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Melissa Stutz, Mia Wienerberger B2B-Marketing & -Kommunikation Katrin Sigl (Ltg.), Agnes Hager, Alexandra Ita, Teresa Kronreif, Stefan Portenkirchner Executive Creative Director Markus Kietreiber Co-Publishing Susanne Degn-Pfleger (Ltg.), Elisabeth Staber (Ltg.), Mathias Blaha, Raffael Fritz, Thomas Hammerschmied, Marlene ­Hinterleitner, Valentina Pierer, Mariella Reithoffer, Verena Schörkhuber, Sara Wonka, Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Sasha Bunch, Simone Fischer, Martina Maier, Florian Solly Anzeigenservice Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung Veronika Felder Produktion Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Sandra Maiko Krutz, Nenad Isailović, Josef Mühlbacher MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler Operations Alexander Peham, Yvonne Tremmel Assistant to General Management Patricia Höreth Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Klaus ­Pleninger (Vertrieb), Nicole Glaser (Vertrieb), ­Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo) Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Herausgeber Andreas Kornhofer Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Gerrit Meier, Dietmar Otti, Christopher Reindl

THE RED BULLETIN Österreich, ISSN 1995-8838 Länderredaktion Christian Eberle-Abasolo Lektorat Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy KirnbauerWalek, Belinda Mautner, Klaus Peham, Vera Pink Publishing Management Bernhard Schmied Sales Management The Red Bulletin Alfred Vrej Minassian (Ltg.), Thomas Hutterer, Stefanie Krallinger Media Sales Franz Fellner, Christopher Miesbauer, Nicole Okasek-Lang, ­ ennifer Sabejew, Britta Pucher, J Johannes ­Wahrmann-Schär, Ellen Wittmann-Sochor, Sabine Zölß; Kristina Krizmanic (Team Assistant) anzeigen@at.redbulletin.com Sales Operations & Development Anna Schönauer Abo Abopreis: 25,90 EUR, 12 Ausgaben/ Jahr, getredbulletin.com, abo@redbulletin.at Druck Quad/Graphics Europe Sp. z o.o., Pułtuska 120, 07-200 Wyszków, Polen Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz Informationen zum Medien­inhaber sind ständig und unmittelbar unter folgender Web-Adresse auffindbar: redbull.com/im/de_AT Redaktionsadresse Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com

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THE RED BULLETIN


Danke für 20 Jahre nach(t)leben. “...DIE GESCHICHTE GEHT WEITER...“

ES GIBT EIN LEBEN NACH DEM ALLTAG.


NICOLAS MAHLER

NIC OL AS MAHL ERS SPI T ZF EDERL ICHES CHAR A K T ER-K ABINE T T

Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 14. April 2020.

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