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WILD AUF WASSER

WILD AUF WASSER

Ihr Vater verbot ihr die Bühne, also schuftete sie brav im Büro. Wie Priya Ragu doch noch vom Schweizer Dorfkind mit tamilischen Wurzeln zur RnB-Queen wurde? Sie besann sich. Auf ihre Herkunft und ihre Passion.
Ich sagte mir: Behalte deinen festen Job und dein fxes Gehalt und vergiss deine Musik – doch die war stärker.

Für das Musikvideo zu ihrer Single „Adalam Va!“ tanzt Priya Ragupathylingam – besser bekannt als Priya Ragu – mit einer Gruppe von Schauspielern rund um ein stattliches Herrenhaus. Hier verschmilzt Tarantino-Stil mit tamilischer Kino-Ästhetik, auch Kollywood genannt. In Oversize-T-Shirt und mit Sonnenbrillen switcht Ragu mühelos zwischen den Welten. Den Welten, die sie beide verkörpert.

Wie viele junge Frauen asiatischer Herkunft stand Ragu als Tochter tamilischer Eltern unter gewaltigem Druck, die Erwartungen ihrer Familie zu erfüllen: guter Job, stabiles Leben, herzeigbarer Mann. Eine Musikkarriere als R & B- und Pop-Künstlerin stand da nicht im Notenbuch.

Doch als sie 2020 ihren Song „Good Love 2.0“ veröfentlichte, wurde aus der weitgehend unbekannten Schweizer Independent-Künstlerin mit Wurzeln in Sri Lanka über Nacht ein rising star. Die Plattenfrmen standen Schlange, der BBC-Sender Radio 1 spielte den Song in Dauerschleife. Ragu schafte es in die BBC-Longlist „Sound of 2022“, trat bei „ Later with Jools Holland“ auf, und kürzlich erschien endlich auch ihr erstes Album. Es ist eine ansteckend positive Partyplatte und zugleich die Aufarbeitung von Ragus persönlicher Reise. Unter dem Titel „Santhosam“ (tamilisch: „Glück“) erzählt sie einfach von sich selbst.

Schon das Intro mit dem Titel „Ammama’s Note“ bringt die inneren Spannungen auf den Punkt: Es ist eine 18-sekündige Sprachnachricht von Ragus Großmutter, aufgenommen und verschickt nach einer Familienhochzeit. „Hey, hast du mich vergessen? Warum hast du nicht angerufen?“, fragt die Oma da auf Tamilisch. Es ist ein Mix aus ehrlicher Sorge und latentem Vorwurf. „Weißt du noch, was ich über den Heiratsantrag gesagt habe?“

„Ich fand es irgendwie lustig, das Album mit dieser Sprachnachricht zu beginnen, weil sie so authentisch ist“, sagt Ragu, heute 37. Dieses Thema verfolge sie seit Jahren, deswegen sei sie gegen das Wort Heirat allergisch. Und deswegen passe es auch so gut an den Anfang ihres Albums. „Denn hier dreht sich alles um mein Streben nach Glück und meine Befreiung von gesellschaftlichen Erwartungen.“

Die Trademark „Raguwave“ prangt auf der Gürtelschnalle der Sängerin. So nennt sie ihren genreübergreifenden Sound.
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