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DAWN RICHARD

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PHANEE DE POOL

PHANEE DE POOL

Sie folgt nach Jahren in Girlgroups und Mainstream-Pop nur noch ihrem eigenen Beat – ob auf der Bühne oder im Foodtruck. Wie so ein Start ins neue Leben gelingt?

Eine Unabhängigkeitserklärung der Sängerin aus den Südstaaten.

Eigentlich muss Dawn Richard schon mehrere Leben gelebt haben: Immer wieder tourt die Künstlerin aus New Orleans mit ihrem markanten Sound – übermütig, etwas trotzig und mit unwiderstehlichen Beats – durch die USA und Europa. Und wenn sie nicht gerade schreibt, singt oder tanzt, betreibt sie einen veganen Imbiss oder erstellt Inhalte für den US-Kabelfernsehsender Adult Swim.

Richard war schon immer eine Getriebene. Sie ist im Lower Ninth Ward in New Orleans aufgewachsen – einer Gegend mit schwacher Infrastruktur und grossen Träumen, wie sie sagt. Als Teenager sang Richard im Vergnügungspark, im College wurde sie NBA-Cheerleaderin. 2004 bewarb sie sich beim US-Casting-TV-Format Making the Band. Was folgte, war eine Reise durch die Popstar-Welt als Mitglied zweier Girlgroups: Danity Kane und Dirty Money. Doch Richards erfand sich 2011 als Künstlerin DAWN neu, diesmal unabhängig. Seitdem hat sie sechs Alben veröfentlicht – einige unter ihrem musikalischen Alter Ego King Creole als halb menschliche, halb künstliche Kriegerin. Am Telefon in Louisiana erklärt uns Richard, wie es gelingen kann, wirklich seinen eigenen Weg zu gehen.

The Red Bulletin: War die Welt der Popmusik anders, als du sie dir vorgestellt hattest?

Dawn Richard: Mir war schon klar, was das Musikgeschäft mit sich bringt, aber es war trotzdem ein Schock. Wir nähten unsere Kostüme, hörten auf zu schlafen, tanzten mit 18 Zentimeter hohen Absätzen, probten acht Stunden am Tag. Wir konnten nie den Moment geniessen. Aber wir durften auch Teil von etwas Schönem sein, und dafür bin ich dankbar.

Was hat dich bewegt, dich unabhängig zu machen?

Zehn Jahre lang habe ich anderen geholfen, viel Geld zu verdienen. Ich dachte: Wenn ich zurückkehre, dann mache ich alles mit voller Absicht und teste Grenzen aus.

Wie hat sich dein Musikstil entwickelt?

Ich konnte mein elf Jahre altes Ich verwirklichen. Björk, Prince, Grace Jones, Portishead, Queen, Jazz, Funk, R&B, Chicago House, Bounce Music – all das gehörte schon immer zu mir. Aber niemand erzählt mir jetzt mehr, dass dieser Refrain nicht kommerziell genug ist oder dass man als Sängerin unbedingt hübsch und vom Hautton her etwas heller sein muss. Ich darf endlich grösser träumen.

Ist es schwierig, sich treu zu bleiben?

Mich kümmert es einen Dreck, was jemand von mir denkt. Es ist so wichtig, dass man zu sich selbst steht – ohne sich zu entschuldigen. Niemand weiss etwas in diesem Geschäft, alle stellen nur Vermutungen an, also glaub nicht dem Hype. Sonst verlierst du dich, während du den Ideen folgst, die jemand anderes von dir hat.

Also war Aufhören wohl keine Option.

Als wir den Hurricane Katrina erlebten, haben wir alles verloren. Ich wusste, wie null aussieht. Es gibt kein «Das geht nicht». Es wird gehen. Das musst du manifestieren.

Wo standst du in deiner Karriere, als New Orleans 2005 überflutet wurde?

Genau eine Woche nach Katrina wurden wir zurückgeschickt in die Casting-Show, wir waren unter den letzten zwölf. Als klar war, dass ich zu den Siegerinnen gehörte, war ich obdachlos. Ich konnte nicht jubeln. Mein einziger Gedanke war: Wir müssen sofort arbeiten, ich muss Geld verdienen. Meine Eltern hatten so hart gearbeitet, und jetzt schliefen sie auf dem Fussboden in der Einzimmerwohnung meines Bruders. Das meine ich mit: Es muss funktionieren.

Wie kam es zum Nebenjob im Film?

Als unabhängige Musikerin musste ich meine Projekte selbst finanzieren. Ich zeichne gern, ich liebe Anime, also rief ich Adult Swim an. Sie mochten das schräge Zeug, das ich machte, also verkaufte ich ihnen Musik. Dann sagte ich ihnen, dass ich gern auch bei ihren Filmen mitarbeiten würde. Die dachten, ich mache Witze. Aber sie sahen sich meine Arbeit an und waren bereit, es zu versuchen. Jetzt helfe ich dabei, schwarze und queere Animatoren zu uns zu holen, teilweise haben sie noch nie in der Branche gearbeitet.

Hast du einen Rat, wie man Ängste überwinden kann?

Ich liebe Angst, als Sternzeichen Löwe versuche ich sofort, mich ihr zu stellen. Deswegen mag ich Fallschirmspringen. Ich mag dieses Gefühl, nicht zu wissen, ob ich mich etwas traue. Und dann springe ich.

Richards letzte EP, «The Architect», ist bei Merge Records erschienen; dawnrichard.io

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