Terra Mater Ausgabe 6/17

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AUSGABE 06 / 2017 NOVEMBER / DEZEMBER AT/DE/IT   EUR 7,00 CH   SFR 9,00 BE/LUX   EUR 8,00

ALASKAS GEFÄHRLICHSTES RAUBTIER So geschickt macht der mächtige Küstenbär seine Beute. Ein Jagdbericht.

LICHT FÜR ALLE! Smarte Solarlampen bringen Licht und Wissen in die Welt RUSSISCHE EVOLUTION Eine alte Weltmacht erfindet sich neu LITHIUM Boliviens Kampf um den wichtigsten Rohstoff der Zukunft Cover_3542817.indd 1

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INHALT TERRA MATER November / Dezember 2017

38 WELTBILD 12 MOMENTAUFNAHMEN VON MUTTER ERDE Von Fischern am Stock, Geckos am Baum und einem Fotografen, der die Zeit einfrieren kann. 24 EIN MENSCH IN TOGOVILLE Amele Wossi ist 17, singt gerne und verdient sich sein Schulgeld als Aushilfs-Fährmann. Und doch gibt es einen Menschen, den er fürchtet. 26

EIN WUNDER NAMENS TRAKEHNER Ein schönes Pferd mit einer wilden Geschichte.

28 SPURENSUCHE Kurze Frage: Welches Blatt gehört zu welchem Baum? 182 EIN ORT ZUM ENTDECKEN Warum es klug ist, einen schwimmenden Markt in Thailand schon im Morgengrauen zu besuchen. 184 ALPHABET Sie kennen das Spiel „Stadt-Land-Fluss“? Wir haben ein paar ungewöhnliche Lösungsvorschläge.

MENSCHEN 72 EIN KOMPLIZIERTES VERHÄLTNIS Einst beschleunigten geologische Vorgänge die Evolution des Homo sapiens. Jetzt irritiert der Mensch den Stoffwechsel der Erde. Im Interview erklärt der Forscher Mark Maslin, warum er dennoch ein Optimist ist. 78 AUFRUHR IM OSTEN Zwei Reporter bereisen Länder der ehemaligen Sowjetunion und treffen Menschen voll Nostalgie, Hoffnung und glühendem Nationalstolz. 148 ERLEUCHTUNG FÜR ALLE Vor 45 Jahren gründete ein Inder aus gutem Hause eine Schule für Arme. Seine Lehrer unterrichten seither Fertigkeiten, die das Überleben in der indischen Provinz erleichtern. Außerdem am Lehrplan: Solartechnologie.

Coverfotos: Getty Images, NÚria López Torres

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Fotos: Ingo Arndt, Thomas Dworzak/Magnum Photos, MatjaŽ Krivic, Caters News, Macoto Murayama Sweet pea-i-bc, digital image 2010/courtesy of Frantic Gallery, NÚria LÓpez Torres

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148 NATUR

WISSEN 30 EIN TAG, DER DIE WELT VERÄNDERTE Am 4. Oktober 1957 begann mit dem kleinen, piepsenden Satelliten Sputnik das Weltraumzeitalter. 34 MEILENSTEINE DER ZEITMESSUNG Wie die Quartz von Girard-Perregaux die stolze Schweizer Uhrmacherindustrie in den Schatten stellte. 56 TREIBSTOFF DER ZUKUNFT Unter einer salzverkrusteten Ebene im Hochland Boliviens schlummert der größte Lithium-Vorrat der Erde. Nun will das Land den Batterie-Rohstoff abbauen, ohne dabei alte Fehler zu wiederholen.

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DAS ERBE DES JAMES COOK Der legendäre Seefahrer brachte wertvolle Kulturgüter aus der Südsee nach Europa. Jetzt ist der Schatz erstmals nach langer Zeit wieder in Wien zu sehen.

DER RAUBZUG DER KÜSTENBÄREN Die gefährlichsten Allesfresser Alaskas wissen genau, zu welcher Jahreszeit sie wo etwas zu fressen finden. Menschen sollten da lieber nicht im Weg stehen.

110 INNERE SCHÖNHEIT Macoto Murayama seziert Blumen und setzt sie am Computer virtuell wieder zusammen. So erschafft er kunstvolle und aufschlussreiche Darstellungen vom Aufbau der Pflanzen.

125 DAS TERRA MATER JOURNAL Neues aus Wissenschaft und Forschung. 136

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STANDARDS 5 8 10 174 178 186

Editorial Logbuch Mailbox & Impressum Veranstaltungen Terra Mater bei ServusTV Noch Fragen?

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WELTBILD Beeindruckende Momentaufnahmen von Mutter Erde

STOCKFISCHER KOGGALA, SRI LANKA. Es sind unbequeme, aber praktische Vorposten, von denen die Männer ihre Angeln in den Indischen Ozean auswerfen. Das tun sie ausschließlich in der Morgen- oder Abenddämmerung, denn dann verwechseln die Fische die glitzernden Haken mit kleinen Kalmaren.

Ihren Fang stopfen die Fischer zunächst in ihre mitgebrachten Säcke. Wenn die voll sind, waten sie an Land, wo schon Händler warten. Hier nicht im Bild: Gleich hinter dem Strand verlaufen eine Straße und eine Bahnlinie, und nebenan befindet sich ein kleiner Militärflughafen.

Foto: Suranga Weeratunga

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Foto: HGM-Press/Suranga Weeratunga


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WELTBILD

LICHT INS DUNKEL

Foto: HGM-Press/Jassen Todorov

TONOPAH, NEVADA. 10.347 Spiegel,

jeder 115 Quadratmeter groß, konzent­ rieren Sonnenstrahlen auf die Spitze des 200 Meter hohen Turms. Dort erhitzt das Licht Salzschmelze auf 540 Grad Celsius, die heiße Flüssigkeit landet anschließend in einem Zwischen­ speicher. Später wird mit der Hitze Wasserdampf für eine Turbine erzeugt. Der Clou: Durch den Speicher kann die Anlage auch in der Nacht Energie produzieren. Und das ist hier besonders wichtig, schließlich fließt der Strom in die 300 Kilometer entfernte Spielerme­ tropole Las Vegas – und dort herrscht ­bekanntlich auch bei Dunkelheit Hochbetrieb. Foto: Jassen Todorov

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EIN WUNDER NAMENS

TRAKEHNER lat.: Equus ferus caballus

DIESE LEBHAFTE STUTE ist eine Angehörige der ältesten Reit­

pferde­ rasse Deutschlands, sie ist ein Trakehner-Pferd. Seit fast 300 Jahren werden diese Tiere gezielt gezüchtet. Das Ziel sind cha­ rakterstarke, vielseitige, kräftige und menschenfreundliche Tiere. Trotzdem gibt es von ihnen in Mitteleuropa vergleichsweise wenige Exemplare, pro Jahr kommen nur rund 800 Fohlen zur Welt. Das hat mit der langen und dramatischen Geschichte dieser Pferderasse zu tun. Ihre ursprüngliche Heimat liegt in Trakehnen in der heutigen russischen Exklave Kaliningrad. 1732 ließ hier der „Reiterkönig“ Friedrich Wilhelm I. ein riesiges Gestüt hochziehen, um aus litauischen Schweikepferden sowie englischen und arabi­ schen Vollblutpferden gezielt Tiere für seine Kavallerie züchten zu lassen. Die Nachfrage nach diesen Pferden war groß; zur besten Zeit standen rund 1.000 Trakehner im Gestüt. Sie kamen weltweit zum Einsatz, einige verschlug es sogar bis in die Wüste Namibias (siehe Terra-Mater-Ausgabe 3/17). Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs überrannten russische Truppen das Gestüt, und nur wenige Tiere konnten in den Westen evakuiert werden. Nach Ende der Kriegswirren retteten einige en­ gagierte Menschen die edlen Pferde: Sie sortierten die versprengte Herde und führten die jahrhundertealte Zucht systematisch fort. Diesen Pionieren ist es zu verdanken, dass das Erbe nicht verloren ging und die Pferde bis heute gezüchtet werden. Eines der schönsten und großzügigsten Gestüte liegt in Obdach im steirischen Murtal. Auch hier verfügt jedes einzelne Tier über einen Stammbaum, der bis in die Zeit von Friedrich Wilhelm I. zurückreicht. Der Stute im Bild wird das herzlich egal sein, ihre Zukunft ist ohnehin rosig: Trakehner erfreuen sich wegen ihrer guten Eigen­ schaften steigender Beliebtheit.

KOPF HOCH Vom Ansatz des Halses am Rücken, dem so­ge­ nann­ten Widerrist, spannt sich im Hals ein Band aus elastischem Bindegewebe nach vorn und oben. Es dient dazu, den Kopf hochzuhalten.

HAPPY END Das Hinterteil, die so­ genannte Kruppe, soll lang, abfallend und muskulös sein. Eben genau so wie hier.

TRAKEHNER

Equus ferus caballus ÜBERORDNUNG Laurasiatheria ORDNUNG Unpaarhufer (Perissodactyla) FAMILIE Pferde (Equidae) GATTUNG Equus ART Wildpferd (Equus ferus) UNTERART Hauspferd

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WELTBILD

LANGE LAUSCHER Verglichen mit den Ohren anderer Pferderassen sind TrakehnerOhren ziemlich lang.

„TROCKENES GESICHT“ So bezeichnen TrakehnerFreunde besonders markante, von wenig Fettgewebe gepolsterte Züge rund um Augen und Nüstern.

www.Slawik.com/Christiane Slawik

SOLIDE BASIS Trakehner werden gerne beim Vielseitigkeitsreiten eingesetzt, müssen sich also in der Dressur, beim Springen und beim Geländeritt bewähren. Schlanke Beine und kräftige Gelenke sind daher Ziele der Zucht.

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Rose

Rosa subg. Rosa Die Königin der Blumen Seit über 2.000 Jahren züchten Menschen Rosen. Bei vielen Sorten sind die pollenproduzie­ renden Staubblätter zu bunten Kronblättern mutiert. Das lässt die Blüte voller aussehen, macht sie aber nutzlos für Insekten. Verbreitung Auf der ganzen Nordhalbkugel. Die heutigen Edelrosen ent­ standen im 19. Jahrhundert aus der Kreuzung von europäischen mit chinesischen Rosen.

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BOTANIK

INNERE

Macoto Murayama, Rose-i-bc, digital image, 2010/courtesy of Frantic Gallery; Zusatzfoto: Shutterstock

SCHÖNHEIT Macoto Murayama seziert Blumen und setzt sie am Computer zu betörenden Bildern zusammen. Damit bringt er das Genre der botanischen Illustrationen ins digitale Zeitalter. Trotz ihrer anatomischen Akuratesse versteht er seine Arbeiten als Kunstwerke. FOTOS: MACOTO MURAYAMA

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Solaringenieurin Ramota Sou Die 50-Jährige präsentiert ihre erste selbst gebaute Solarlampe. Nach Ab­ schluss der Ausbildung in Indien wird sie in den Senegal zurückkehren.

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BILDUNG

ERLEUCHTUNG

FÜR ALLE Vor 45 Jahren gründete der Inder Bunker Roy ein Ausbildungszentrum für die vergessene Landbevölkerung seiner Heimat. Heute vermittelt sein Barefoot College grundlegendes Wissen sowie Fertigkeiten, die den Alltag der Ärmsten aus aller Welt verbessern. Zum Beispiel durch den Bau von Solarlampen. TEXT: ANGELIKA JAKOB FOTOS: NÚRIA LÓPEZ TORRES

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TERRA-MATER-FOTOAUSSTELLUNG

Weltbilder

Fotoausstellung

Ab 10. Oktober ist eine Auswahl der spektakulärsten Bilder aus den jüngsten Ausgaben von Terra Mater als großformatige Reproduktionen im Kunstforum Wien zu sehen. Unvergessliche Eindrücke, die Reporter und Fotografen bei ihren Reisen um den Globus einfangen und mit nach Hause bringen.

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Informationen zur Ausstellung: Wann: 10.  – 29.  Oktober 2017 Wo: Kunstforum Wien Freyung 8, 1010 Wien Täglich 10.00–18.00 Uhr Der Eintritt ist frei


FOTOMUSEUM WESTLICHT, WIEN

Ausstellung „World Press Photo“ Zum 16. Mal in Folge zeigt das Fotomuseum WestLicht die weltbesten Pressefotos. Die prämierten Einzelbilder und Fotoserien lassen als Ikonen der Zeitgeschichte das zurückliegende Jahr Revue passieren und zeigen auf eindringliche Weise Ereignisse aus den Bereichen Politik, Gesellschaft, Sport und Natur. Für die Terra-Mater-Society gibt es eine exklusive und kostenlose Kuratorenführung mit Sekt & Häppchen inkl. eines Instant-Shootings mit der neuen Leica Sofort und einer Goodie-Bag von WestLicht. www.westlicht.com

Exklusive Kuratoren­ führung

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Wann: Mittwoch, 11. Oktober 2017 | 19.00 Uhr Wo: WestLicht. Schauplatz für Fotografie Westbahnstraße 40, 1070 Wien Maximale Teilnehmerzahl: 25 Personen

TIERGARTEN SCHÖNBRUNN, WIEN

Fotos: Luca Zanetti, Bruno Zanzottera/Parallelozero, Ackermann Anne, Francis Pérez, Daniel Zupanc

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