Servus Kinder - Februar/März 13

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Servus Kinder • 02/03 2013

Kinder Bunte Kuchen am Staberl So süß ist die narrische Zeit

Ein Winter

Februar/März 2013 EUR 3,90

P. b. b., GZ 12Z039365 P, Verlagspostamt 1110 Wien

wie im Märchen

Selbst gemacht: Lagerfeuer im Schnee Faschingskostüme Skihütten-SchmankerlN Der Luchs vom Almtal & Im Schlafzimmer der murmeltiere & Ein Held namens Eichhörnchen >


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Cover: peter podpera, julia stix, illustration: brigitte baldrian; inhalt: peter podpera, philip platzer: illustrationen: brigitte baldrian

Inhalt UNTERWEGS

DAHEIM

08 Bilderbuch

28 Knister, knaster …

Von kauzigen Waldgeistern, Froschbabys im Ei und einem Winterbrauch mit Knall.

18 Der Schneeglöckchen-Trick

So funktioniert die natürliche Fußbodenheizung.

22 Das Tal der wilden Tiere

Bei Luchsen, Wölfen und Bären im Wildpark.

38 Sammel-Lust

Winterbeeren suchen und finden.

Selbst gemacht: ein Lagerfeuer im Schnee.

40 Faschingskostüme

Die Eiskönigin und ihr Schnee-Merlin.

44 Narrisch gut!

Bunte Staberlkuchen backen.

46 Hüttengaudi

Deftige Gerichte, die nach Ferien schmecken.

IMMER da 04 Servus, Kinder!

06 Kalender

50 Rrratsch, rrratsch!

54 Neue Schuhe fürs Pferd

Der lauteste Brauch des Jahres. Ein Tag beim Hufschmied.

TIERLEBEN

Der Superheld des Waldes.

20 Im Murmelbau

Was jetzt in der Natur los ist.

32 Rätsel & Spaß

Tüfteln, malen, lachen.

58 Schönes Wochenende

Ausflugstipps im Februar & März.

60 Märchen & Sagen

14 Süßes Eichhörnchen

Wieso, weshalb, warum wir niesen müssen und allerlei anderes eiskaltes Wissen.

Kugelblitz, Ohnebrems und die Himbeerfee.

66 In alten Zeiten

Wie machte man früher Licht?

Zu Besuch bei den putzigen Winterschläfern.

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Das neue

Magazin

für kleine & große

Entdecker

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Foto: Peter Podpera

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Naturwissen

Von Schlafmützen und

Schnarchnasen Wenn du die Hälfte deines Lebens im Schlafzimmer verbringst, dann muss es dort richtig gemütlich sein. Ein winterlicher Besuch bei Familie Murmeltier. Text: Pauli Herberstein Illustration: Brigitte Baldrian

Vor dem Winter wird dicht gemacht. Die Murmeltiere verstopfen alle Eingänge von innen mit Erde, Im Steinen und altem Gebirge, wo Nistmaterial. Diese Murmeltiere leben, Stoppeln nennt liegt oft eine meterdicke man auch Zapfen, Schneedecke. Die ist nicht nur und die können ein zusätzlicher Schutz vor sogar mehrere Eindringlingen, sondern sorgt Meter lang auch dafür, dass weniger sein. Kälte in den Bau kommt.

MACH MIT: Schnauf wie ein Murmeltier!

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Wenn Murmeltiere Winterschlaf halten, machen sie lange Pausen zwischen den Atemzügen. Oft reicht ihnen zweimal einatmen pro Minute! Probier’s aus: Atme normal ein und aus. Jetzt schau auf die Uhr – erst in 30 Sekunden darfst du wieder. Gar nicht so einfach, stimmt’s?


Bis zu 50 Meter lang und mit vielen Einund Ausgängen ist so ein unterirdischer ­Murmeltierbau. Den graben die Langschläfer nicht erst kurz vor dem Winter, sondern oft über viele Jahre und mehrere Murmeltierleben (sie werden bis zu 15 Jahre alt). Am liebsten bauen sie ihr Zuhause in steilem Gelände.

fotos: xxxxxxx

Die Nestkammer liegt oft mehr als 5 Meter unter der Erde. Dort schlafen Bären, Katzen und Affen friedlich nebeneinander. Wie bitte? Ja: Bei den Murmeln heißen die Männchen Bären, die Weibchen Katzen, und zu den Kindern sagt man Affen. Frechheit!

Eine echte Kuscheltruppe! Bis zu 20 Murmel­ tiere schmiegen sich in der Nestkammer aneinander, die jungen Tiere in der Mitte, wo es am wärmsten ist. Zum Schlafen rollen sich die Tiere zusammen und stecken den Kopf zwischen die Hinterbeine. Als Kugel verliert der Körper nämlich am wenigsten Wärme. So schlafen die Fellkugeln 6 Monate lang, meist von Oktober bis Ende März. Ihr Herz schlägt nur noch drei- bis viermal in der Minute, und im M ­ urmeltierkörper wird es so kalt wie in einem Kühlschrank.

Alle 10 bis 14 Tage unterbrechen sämt­ liche Murmeltiere eines Baus gleichzeitig den Winterschlaf. Dann gehen sie auch aufs Klo, das von der Nestkammer entfernt in einem eigenen Gang liegt. Stinken tut’s dort aber nicht, weil Murmeltiere im Winterschlaf weder ­fressen noch trinken und daher nur Wasser ausscheiden. Kriechen sie im Frühjahr wieder aus dem Bau, wiegen sie oft nur noch 2 Kilo – halb so viel wie im Herbst.

Auch Murmeltiere lieben weiche Betten. Schon im Sommer tragen sie daher fleißig Gräser in den Bau, um im Winter schließlich eine herrliche natürliche Matratze zum Schlafen zu haben. Bis zu 10 Kilo Heu sammelt eine einzige Familie dafür in der warmen Jahreszeit.

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Natur Erleben

Im Tal der

wilden Tiere Ein Luchs, der dir tief in die Augen schaut. Ein Hirsch, zum Streicheln nah. Und ein Wolf beim Mittagessen. Ein Besuch im wildesten Park Österreichs. Text: Gundi Bittermann Fotos: Peter Podpera

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Warum hat der Luchs Pinsel an den Ohren? Damit er dich besser hören kann! Diese Haar-Antennen sorgen dafür, dass der Luchs sogar mitkriegt, wenn in 500 Meter Entfernung ein Reh vorbeizieht.

enn richtig viel Schnee liegt, wird die Welt ganz still. So still, dass man sogar die Schneeflocken fallen hört. In dieser Stille kann man besonders gut schauen, weil die Luft kristallklar ist und man jede Kontur im Weiß messerscharf erkennt. Und wisst ihr, was wir gesehen haben an genau so einem Tag an einem der schönsten Platzerln in Oberösterreich? Echte Luchse und zwei mächtige Braunbären! Wir konnten ihren Atem spüren, so nah waren sie. Und dann waren da noch hungrige Wölfe. Kaum zu glauben, wie scheu sie sind! Ihnen durften wir ein fleischiges Festmahl servieren – das war vielleicht ein Abenteuer! Schön. Aber schaurig war’s auch. Und? Wollt ihr die wilden Tiere > sehen? Dann kommt mit!

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Watteweicher Winterflaum! Verena, Anika und Mika toben durch den Schnee. Was gibt es Schöneres, als sich immer und immer ­wieder ins federleichte Weiß fallen zu lassen? Und wieder. Und ­wieder. Und wieder … Unten: ein Kranich beim Fußbad. Brrr! Da kriegt man schon vom Hinschauen kalte Pfoten.

Heiße Tipps Einkehren im Landgasthof Schaiten: Gemütliches Dorfwirtshaus in Grünau mit regionalen Schmankerln. Gekocht wird mit Produkten von Bauern aus der Umgebung. www.schaiten.com

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Schlafen im Hochberghaus: Familienhotel auf 1.200 Meter Höhe mit riesigem Abenteuerspielplatz. Im Winter absolut autofreie Zone – angereist wird von Grünau aus mit der Seilbahn! www.hochberghaus.at >

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Party-Tipp Kindergeburtstag im Wildpark! Infos & Anmeldung: www.wildparkgruena u.at

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Wie lautet der wissenschaftliche Name des Luchses? A Lynx lynx B Rächts rächts

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Richtig: Antwort A

Rätselspaß


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Pause mit Sc hneekuchen. Verena, Anika lassen sich ei und Mika n paar kalte Bälle schmec ken.

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Faschingskostüme

Eiskönigin &

Schnee-Merlin Im Fasching wird so manches Märchen wahr. Und mit ein paar ganz einfachen Handgriffen verwandelst du dich selbst in ein Zauberwesen.

Redaktion: Gundi Bittermann Fotos: Philip Platzer Kostüme: Elisabeth Sophie Palme


So viele Zauberstäbe! Einfach pflücken und loshexen. Aber nicht aufessen!

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s war einmal eine Eiskönigin, deren Herz so kalt war, dass sogar im Sommer die Bäche zufroren, wenn sie im Wald spazieren ging. Ihr treuer Begleiter war Merlin. Er war ein Zauberer, und er war so stark, dass aus Eiszapfen Blitze schossen, wenn er es so wollte. Merlin musste der eisigen Königin dienen. Warum? Weil die Königin einst seine Schwester verschont hatte, anstatt sie wie all die anderen schönen Frauen der Gegend in eines der vielen kleinen Rotkehlchen zu verwandeln, die nun drüben am Waldrand wohnten und deren trauriger Gesang an eisigen Wintertagen über die Felder wehte. Doch Merlin war nicht nur treu, er war auch gut und weise. Also sinnierte er Tag und Nacht, wie er das eisige Herz seiner Herrin wohl schmelzen könnte. Immerhin war er ja der stärkste Zauberer des Waldes. Und so begann er, ganz still und heimlich kleine Blitze auf das Königinnenherz zu schleudern. Das kitzelte sie ein bisschen, und sie musste lächeln. Was dann geschah? > Überlegt es euch!

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So wirst du zur Eiskönigin Das brauchst du Grundausstattung: • Wollstrumpfhose, Wollweste, Legwarmers (kannst du aus einer alten Strumpfhose zuschneiden) – alles in Weiß oder Grau Eisköniginnenrock: • breites Stoffband, so lang, dass es locker um deinen Bauch passt • weiße und graue Stoffstreifen (am besten aus Tüll und Futterstoff), ca. 45 cm lang Pelzmantel wie Winterwaldheld (siehe rechts) Eiszapfenspangen: • Eiszapfen (z. B. Christbaumschmuck), Haarklemmen, Superkleber Eisige Miene: • weiße Theaterschminke oder ganz helles Makeup, zartrosa Puder, Lipgloss, Glitzerlidschatten, Klebesteinchen fürs Gesicht, Glitzernagellack Zepter: • Holzstecken, silberfarbener Lack, angebohrte Holz- oder Christbaumkugel, Glitzersteine, Fellstückchen, Bänder etc. zum Dekorieren Eisschmuck wie Winterwaldheld (siehe rechts)

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So wird’s gemacht 1

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Rock: Spann das Band zwischen zwei Sessel. Nun knote weiße und graue Stofffetzen in beliebiger Länge daran. Den Rock mit einer Masche umbinden, fertig! Mantel: Fell oben 10 cm nach innen umschlagen und mit Sicherheitsnadeln fixieren. In den entstandenen „Tunnel“ ein ca. 1,5 m langes weißes Band einziehen. Zepter: Stecken silbern anmalen, an einer Seite zuspitzen, Kugel draufstecken (mit Superkleber fixieren), bemalen, dekorieren. Eisschmuck: Sandspielformen mit Wasser füllen, Band zurechtschneiden, ins Wasser oben einlegen und ab ins Tiefkühlfach! Später mit warmem Wasser lösen. Eiszapfenspangen: Klebe Eiszapfen mit Superkleber auf eine Haarspange. Gesicht: Blass schminken, zartrote Wangen schminken, Glitzerlipgloss, Glitzer­ nagellack, Glitzerlidschatten, Glitzerklebesteinchen fürs Gesicht.


So wirst du zum Schnee-Merlin Das brauchst du Grundausstattung: • helle Hose, Ledergürtel oder -band für die Taille • Lederhandschuhe von Mama • weißes langes Langarmshirt und viel warme Skiunterwäsche, Stofffarbe, Pinsel Ellbogenschützer und Gamaschen: • alte schwarze oder braune Socken oder Strumpfhosen Pelzmantel: • ein Stück Fell in deiner Körperlänge, ca. 1,40 m breit, 5–10 Sicherheitsnadeln, breites, weißes Band, ca. 1,5 m lang Heldenstirnband: • Fellreste Schneekugel: • ein sauberes Gurken- oder Marmeladeglas, Spielfigur deiner Wahl, Superkleber, destilliertes Wasser, 1 Tropfen Geschirrspülmittel, 2 Tropfen Klarspüler, Glitter, Sternchen etc. Schwert: • am besten ein frisch gepflückter Eiszapfen Eisschmuck: • Sandspielförmchen, Wasser, Bänder

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Mantel: Anleitung siehe Eiskönigin. Für dein Wappen malst du auf das T-Shirt mit Stofffarbe und Pinsel ein Zeichen auf Herzhöhe auf; das kann z. B. der Anfangsbuchstabe deines Namens sein. Gamaschen: Socken unten aufschneiden und über die Stiefel ziehen. Stirnband: Den Fellstreifen um den Kopf schlingen, hinten zusammenbinden. Zauberzapfen: Anleitung siehe Eiskönigin. Ellbogenschützer: Socken oder Strumpfhose in 10 cm lange Stücke schneiden, mit deinem Wappen bemalen. Schneekugel: Kleb die Spielfigur auf den Boden des Glases. Wenn der Kleber getrocknet ist, füll das Ganze mit destilliertem Wasser auf, Spülmittel und Klarspüler dazu, Glitzer und Sternchen rein, den Deckel mit Superkleber draufkleben.

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Lesespass

Kugelblitz,

Ohnebrems

und die Himbeerfee

Die Geschichte eines Buben, dem die Lehrer lauter blöde Sachen ins Mitteilungsheft schrieben. Und schuld ist nur ein Zauberer, der sich an keine Geschwindigkeitsbegrenzungen halten kann … Text: karen müller Illustrationen: Julia Lammers

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s war einmal ein kleiner Bauernhof, der direkt an einer Straße lag. Und so spazierten die Hühner des Bauernhofs auf der Straße herum, der Hofhund Alfi sonnte sich am Straßenrand, und die Bäuerin hängte ihre Wäsche im Vorgarten zum Trocknen auf. Die meisten Menschen, die an dem Bauernhof vorbeikamen, bremsten sich deshalb ein und fuhren langsam daran vorbei. Nicht so der rücksichtslose Zauberer Kugelblitz. Jeden Samstag, wenn er zu seinem Zauberertreffen zu spät dran war – und er war ein notorischer Zuspätkommer –, gab er ordentlich Gas und raste wie ein geölter Blitz an dem Bauernhof vorbei. Das ärgerte natürlich die junge Bäuerin, weil er ihre Hühner so erschreckte, dass sie sie danach stundenlang suchen musste, weil der Hund wie verrückt zu bellen begann und weil der Zauberer Kugelblitz ihr die Wäsche auf der Leine einstaubte. Außerdem erwartete die Bauersfrau ihr erstes Kind, schon allein deshalb wollte sie gern Ruhe vor der Tür haben. Also sann sie auf eine List. Und als Kugelblitz das nächste Mal an dem Bauernhof vorbeikam, hatte

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sie ein paar Löcher in die Straße gegraben und ein paar dicke Steine auf ihr verteilt. Uiiii, kugelte der Zauberer da von seinem Zauberroller herunter, als das Rad in ein Loch fuhr! Und Aauuu, haute er sich seine dicke Nase an einem der Steine an! Lachend stand die Bäuerin im Vorgarten, als sich Kugelblitz mühsam aufrappelte und vor Wut schnaubte. „Das hast du jetzt davon!“, rief sie. „Pass das nächste Mal besser auf und fahr langsamer!“ „Na warte, du boshaftes Weib“, brummte der Zau­ berer, holte den Zauberstab aus seinem Gewand, schwang ihn und schrie dazu: „Bri-Bra-Bremsen weg, zischt hinweg aus meinem Weg!“ Mit einem lauten Knall explodierten daraufhin die Steine zu kleinen Bröseln, die in die Löcher der Straße fielen und diese wieder füllten. Und wiiitsch – zischte nun auch der böse Zauberer wieder weiter, während die Bäuerin ihm mit einem Achselzucken nachschaute.


Doch da war etwas, was sie nicht wusste: Der Bremsenzauber hatte auch das ungeborene Kind in ihrem Bauch erfasst. Und als das Baby ein paar Monate später zur Welt kam, fehlten ihm die Bremsen, die ein Kind sonst hat.

hört. Hans ist hundertmal den Gang und die Stiegen des Schulhauses auf und ab gelaufen. Hans hat in der Zeichenstunde seinen ganzen Tisch angemalt und wollte dann auch am Boden weitermachen. Hans ­redet und redet und redet im Unterricht.

Wenn es einmal schrie, dann schrie es gleich Stunden und Tage. Wenn es mit seiner Rassel spielen wollte, dann rasselte und rasselte es, bis alle im Haus schier wahnsinnig wurden. Schlafengehen ging nur, wenn es die Mutter im Bett festhielt. Und wenn ihm etwas schmeckte, dann aß es davon so lange, bis ihm der Bauch wehtat.

Tja, und so musste der arme kleine Ohnebrems seiner Mutter jeden Tag die schlechten Nachrichten aus der Schule überbringen, und wenn er dann atemlos vor ihr stand – er war natürlich die fünf Kilometer von der Schule in einem Stück gelaufen –, schimpfte sie mit ihm und seufzte: „Um Himmels willen, was ist mit dir bloß los, kannst du dich denn nicht einmal benehmen wie jedes andere Kind auch?“

Als der kleine Bub – er hieß eigentlich Hans, aber seine Mutter nannte ihn nur noch Ohnebrems – größer wurde und zur Schule ging, wurden auch die Probleme größer. Denn die Lehrer in der Schule wussten ja nicht, dass der gemeine Kugelblitz dem kleinen Hans die Bremsen weggezaubert hatte.

Da ließ der Bub den Kopf hängen – natürlich, wie es seine Art war, ganz tief bis zum Boden runter – und war total verzweifelt. Denn Freunde hatte er auch keine, weil ihn die anderen Kinder alle viel zu wild fanden und sich sogar ein wenig vor ihm fürchteten.

Und so schimpften und straften sie ihn jeden Tag und schrieben ihm ganz blöde Sachen ins Mitteilungsheft. Hans hat in der Mathestunde zum Lachen angefangen und den ganzen Tag nicht mehr aufge-

So war er oft einsam und sehr, sehr traurig. Denn er wusste ja selbst nicht, warum er nicht so sein konnte wie jedes andere Kind auch. Die Bäuerin > wiederum liebte ihren kleinen Ohnebrems

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„Hey, du hast mich ja gar nicht gefragt, ob du meine Himbeeren essen darfst!“, sagte die Fee zu Hans. 9

zwar – aber wie man sich vorstellen kann, ist so ein Kind ohne Bremsen auf einem Bauernhof eine gefährliche Sache. Denn einmal rannte Hans auf der Weide herum und machte selbst die ruhigsten Kühe so verrückt wie ein Schwarm Hornissen, mal stieß er alle Futtertröge um, und einmal sprang er sogar vom Heuboden vier Meter tief mitten in eine Mistgabel, die ihm dann schmerzhaft im Po steckenblieb. Als der kleine Hans seine Mutter daraufhin bitterlich weinen sah, fasste er einen Entschluss: „Ich laufe weg und bau mir im Wald eine Hütte, dann muss meine Mama mich nicht mehr ertragen.“

Als er sie gerade zum Frühstück essen wollte, hörte er plötzlich eine Stimme: „Hey, du hast mich ja gar nicht gefragt, ob du meine Himbeeren essen darfst!“ Hans zuckte zusammen, der Topf fiel ihm aus der Hand, und weil sogar im Wald jetzt schon wieder ­einer mit ihm schimpfte, fing er hemmungslos zu weinen an. „Aber, aber“, sagte da die Himbeerfee, der die Stimme gehörte, „so schlimm ist das jetzt nun auch wieder nicht. Jetzt beruhig’ dich doch, was ist denn bloß los mit dir?“

Und so packte er eines Abends ein kleines Binkerl mit seinen wichtigsten Sachen, und als seine Eltern schliefen, schlich er sich leise aus dem Haus. Einer jedoch hatte ihn gehört: Alfi, der treue Hofhund, sein einziger Freund.

Weil sie so lieb redete und so süß aussah, erzählte er ihr die ganze Geschichte, und die Fee hörte aufmerksam zu.

Alfi folgte dem kleinen Ohnebrems in den Wald, und als der sich später an einen Baumstamm zum Schlafen lehnte, kuschelte er sich an ihn.

Plötzlich merkte sie auf: „Was, du bist der Sohn der Bäuerin vom Bauernhof an der Straße? Uiiii, da hab ich ja eine ganz üble Geschichte vom Zauberer Kugelblitz gehört. Du bist also der Junge, den der Bremsenzauber getroffen hat!“

Der Bub schluchzte auf: „Ach, Alfi, dass du mit mir gekommen bist, danke, danke, ich hab dich so lieb!“

Sie überlegte. Und überlegte.

Als die beiden am nächsten Morgen aufwachten, sahen sie, dass sie ringsherum von Himbeersträuchern umgeben waren. Und weil der Bub ja so schnell war, hatte er im Nu einen großen Topf voll der süßesten Himbeeren gepflückt.

Dann sagte sie: „Hm, gegen den Bremsenzauber kann ich leider nichts ausrichten. Aber ich gebe dir zwei Zauberhimbeeren von mir – eine behältst du in deiner Hosentasche, und eine hängen wir deinem Hund aufs Halsband.“

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„Und was soll ich damit?“, fragte Ohnebrems verwirrt. „Pass auf“, sagte sie, „wenn du in der Schule bist und grad wieder nicht aufhören kannst, irgendeinen Blödsinn zu machen, dann nimm die Zauberhim­ beere in die Hand und richte sie auf etwas, was du machen sollst – dann wird sie dich dort hinlenken, und du wirst deine Aufgabe im Nu erledigen.“ „Ja, und warum hat Alfi auch eine Himbeere?“ „Auf den kannst du dann schauen, wenn du zuhause am Bauernhof herumrast. Die Himbeere wird dich immer zu ihm lenken, und dann könnt ihr miteinander spielen und alles gemeinsam machen! Und nun iss dein Himbeerfrühstück, und dann ab nach Hause“, lächelte die Himbeerfee gütig. Gesagt, getan. Hans nahm die Zauberhimbeere, richtete sie auf den Bauernhof – und huiii, lief er schon los und lief und lief zu seiner Mutter zurück. Die war so glücklich, ihren Buben wiederzuhaben, dass sie nicht einmal mit ihm schimpfte. Am nächsten Tag in der Schule hatte Ohnebrems die Zauberhimbeere in seiner Hosentasche, und immer wieder griff er nach ihr. In der dritten Stunde hatten sie eine Schularbeit. Vor dem Fenster der Klasse stritten sich zwei Vögel, und Hans merkte schon, wie er schnell zu ihnen

­ inauslaufen und auf den Baum klettern wollte. h Da nahm er die funkelrote Himbeere und richtete sie auf sein Schularbeitsheft. Und auf einmal, ja, auf einmal stürzte er sich auf die Aufgaben und schrieb und schrieb und schrieb – und war als Erster in der Klasse mit der Schularbeit fertig. Die Lehrerin konnte es nicht glauben. „Na, was das wohl wieder für ein Geschmiere ist“, dachte sie. Doch ein paar Tage später gab sie die Schularbeit zurück und sagte erstaunt: „Hans, du hast doch ­tatsächlich die beste Arbeit von der ganzen Klasse geschrieben!“ Von nun an war alles anders. Hans war zwar noch immer „ohne Brems’“, aber er konnte seine Schnelligkeit durch die Himbeere lenken und sie sich so zunutze machen. Er wurde zum besten Schüler der Schule, zum besten Sportler, und er half seiner Mutter am Bauernhof so gut wie fünf erwachsene Männer. Und der Zauberer Kugelblitz? Ach ja, den hat dann irgendwann einmal die Polizei erwischt und ihm wegen Schnellfahrens seinen Zauberroller weggenommen. Seitdem muss er zu Fuß gehen.

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