Eine SonderverĂśffentlichung des Reflex Verlages zum Thema
Leben im Alter
Alt, na und? Wir nutzen die Zeit und sind aktiv! Seite 4 Wenn die StĂźtze zur Last wird Seite 5 Diabetes verstehen und korrekt behandeln Seite 9 Bedarfsgerecht und selbstbestimmt leben Seite 10
Juni 2013
Eine Sonderveröffentlichung des Reflex Verlages
Leben im Alter
Eine Publikation des Reflex Verlages am 10. Juni 2013 im Tages-Anzeiger.
I n h al t Anders altern - schöner altern 3 Wer braucht schon Anti Aging? 4 Wenn die Stütze zur Last wird 5 Rheuma 6 Starker Drang 8 Fiese Typen 9 Bedarfsgerecht und selbstbestimmt 10 Sicherheit und Selbstbestimmung 11
Generationen im Umbruch: Wie das Alter die Gesellschaft verändert Bedürfnisse der älteren Generation ausgerichtet. Die Stiftung beschäftigt knapp 320 Mitarbeitende, die eine breite Palette an Aufgaben wahrnehmen. Schwergewichtig sind wir auf ältere Menschen ausgerichtet, die ihren Lebensalltag – grösstenteils selbstständig – zuhause verbringen sowie auf die Förderung und Solidarität zwischen den Generationen.
I m p r e s s u m Projektmanager Venhar Musliu, venhar.musliu@reflex-media.net
Ohne die tatkräftige Unterstützung der rund 3700 freiwillig Engagierten liesse sich die breit gefächerte Arbeit nicht bewältigen. Unsere Freiwilligen bringen ganz unterschiedliche berufliche und gesellschaftliche Lebenserfahrungen mit; diese lassen sie in ihre Tätigkeit mit einfliessen. Besonders wertvoll ist das Engagement der Freiwilligen zum Beispiel in den Gemeinden und Schulen (Generationen im Klassenzimmer) sowie im Bereich der Freizeitgestaltung – von Tanz- und anderen Bewegungskursen über Computer- und Malkurse bis hin zu Treuhanddiensten.
Max Celko, max.celko@reflex-media.net Redaktion Eva Herzog, Tobias Lemser, Mike Paßmann, Otmar Rheinhold, Svenja Runicman, Wiebke Toebelmann Produktion/Layout layout@reflex-media.net
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Fotos Thinkstock / Getty Images Druck Tamedia AG Druckzentrum, Zürich Inhalte von Werbebeiträgen wie Unternehmens- und Produktpräsentationen, Interviews, Anzeigen sowie Gastbeiträgen geben die Meinung der beteiligten Unternehmen wieder. Die Redaktion ist für die Richtigkeit der Beiträge nicht verantwortlich. Die rechtliche Haftung liegt bei den jeweiligen Unternehmen. V.i.S.d.P. Mike Paßmann, redaktion@reflex-media.net Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Oscar Nyberg, oscar.nyberg@reflex-media.net Reflex Verlag Schweiz AG Fraumünsterstrasse 25, 8001 Zürich T: 043 / 300 55 55 Der Reflex Verlag hat sich auf themenbezogene Sonderveröffentlichungen in deutschen, niederländischen und schweizer Tageszeitungen spezialisiert. Diese liegen unter anderem dem Tages-Anzeiger, der Berner Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) und dem Handelsblatt bei. So kombiniert der Reflex Verlag den thematischen Fokus der Fachpublikationen mit der Reichweite der Tagespresse. Der Verlag zeichnet sich durch eine unabhängige Redaktion sowie die Trennung zwischen redaktionellen Artikeln und Kundenbeiträgen aus. Mehr Informationen finden Sie unter www.reflex-media.net
usammen mit seinen Kollegen will es Toni Vescoli noch einmal wissen: Die legendäre Beatband der Schweiz, die 1962 gegründeten „Les Sauterelles“, kehren mit neuen Songs zurück auf die Bühne. Vescoli, bald 71 Jahre alt, ist in guter Gesellschaft: Mick Jagger von den „Rolling Stones“ ist ebenfalls 70, und die beiden Hollywood-Veteranen Silvester Stallone und Arnold Schwarzenegger – beide im AHV-Alter – drehen Actionfilme, als wären sie erst 30. Oder etwas überzeichnet formuliert: Vescoli & Co. stehen stellvertretend für eine Generation von Menschen, die länger agil und beweglich, gesund und unternehmungslustig bleiben. Die ansteigende Lebenserwartung (handkehrum auch die tiefen Geburtenraten) und die bessere Lebensqualität führen dazu, dass die Bevölkerungsgruppe der 65-jährigen und Älteren anteilsmässig weiter wächst. Wenn heute 17 Prozent der Bevölkerung zu dieser Gruppe gehören, wird Mitte dieses Jahrhunderts bereits jeder Vierte dieser Alterskategorie angehören. Parallel zur markant gestiegenen Bedeutung dieser Alterskategorie sind die Anforderungen an die Betreuung im Alter gestiegen. Als Pro Senectute Kanton Zürich vor rund 95 Jahren in Winterthur aus der Taufe gehoben wurde, bestand das primäre Ziel darin, die während des 1. Weltkriegs herrschende Altersarmut zu lindern. Später dann, nach der Schaffung der AHV (1948), baute Pro Senectute eine ganze Reihe von neuen Dienstleistungen auf, um das Wohlergehen für Menschen im Alter von 60 Jahren und mehr zu verbessern. Die Lebenssituation und die Bedürfnisse von damals lassen sich nur noch beschränkt mit jenen von heute vergleichen. Die ältere Bevölkerung hat sich stark verändert, ist heterogener geworden – und auch anspruchsvoller. Pro Senectute Kanton Zürich als private, gemeinnützige Stiftung hat sich im Einklang mit der sich verändernden Gesellschaft ebenfalls gewandelt: So ist sie heute professionell geführt und konsequent auf die unterschiedlichen
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Begleitung und Betreuung im Alltag Damit Sie weiterhin zuhause leben können! Möchten auch Sie möglichst lange daheim in Ihrer gewohnten Umgebung leben? Wir begleiten, betreuen und pflegen Sie zu Hause – dort, wo Sie sich am wohlsten fühlen, tagsüber und nachts, rund um die Uhr. www.pszh.ch/perle Wir sind ganz in Ihrer Nähe Perle Zürich Forchstrasse 145 8032 Zürich Telefon 058 451 51 51 perle.zuerich@ pszh.ch
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Die demographische Entwicklung wird uns in den kommenden Jahren und Jahrzehnten noch heftig fordern: Zunehmen wird einerseits jene Zahl von älteren Menschen, die länger gesund und aktiv bleiben. Weil die Tendenz, so lange wie möglich zuhause leben zu wollen, ebenfalls ansteigt, muss sich unsere Stiftung noch verstärkt darauf vorbereiten, diese Menschen daheim zu begleiten und damit auch deren Angehörige zu entlasten. Zunehmen wird andererseits auch die Zahl jener Menschen, die fragil, abhängig und pflegebedürftig sind. So werden wir in 20 Jahren fast doppelt so viele an Demenz erkrankte Patienten haben wie heute. Weil die Anforderungen bei der ambulanten Betreuung und Pflege dieser Menschen enorm hoch sind, müssen spezielle Aus- und Weiterbildungen für professionelle Pflegedienste, aber auch für Freiwillige, geschaffen werden. Durch das schrittweise Eintreten der „Babyboomer“ (Jahrgänge 1946 – 1965) ins Pensionsalter wird die junge Generation anteilsmässig kleiner und die Fragestellungen der Altersvorsorge werden noch wichtiger: Das birgt gesellschaftlichen Zündstoff. Alle, auch wir von Pro Senectute Kanton Zürich, werden uns in Zukunft noch mehr als bisher für das gegenseitige Verständnis und die Solidarität zwischen Alt und Jung engagieren müssen. Wenn mit Blick auf die demographische Entwicklung oft von Belastungen für die Gesellschaft gesprochen wird, so übersehen wir gerne deren positiven Aspekte. Die ältere Generation ist ein wichtiger Grundpfeiler für das Funktionieren unseres Staates – im wirtschaftlichen Bereich als Konsumenten, wie auch beim Erbringen wichtiger und meist unbezahlter sozialer Dienstleistungen (Engagement bei der Betreuung von Kindern, Pflege von Angehörigen usw.) sowie zunehmend auch für einen funktionierenden Arbeitsmarkt. Und auf die ethische Dimension fokussierend: Wie es um eine Gesellschaft als Ganzes bestellt ist, zeigt sich nicht zuletzt an deren Umgang mit der älteren Generation. Franjo Ambrož, Vorsitzender der Geschäftsleitung, Pro Senectute Kanton Zürich
Eine Sonderveröffentlichung des Reflex Verlages
leben im alter 3
Leitartikel
Anders altern – schöner altern Wir werden alle immer älter. Doch das ist kein Grund zur Sorge. Schon jetzt führen die ersten pensionierten Babyboomer ein erfülltes, aktives Leben bei guter Gesundheit. Von Otmar Rheinhold
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s gibt vieles, auf das die Schweiz stolz sein kann: ihre Innovationskraft, ihre Wirtschaftsleistung, ihre Mischung aus Gemeinschaftssinn und Selbstverantwortung. Fast zu erwarten, dass zu den zahlreichen Top-Leistungen auch die hohe Lebenserwartung zählt, die regelmässig in der weltweiten Spitzengruppe liegt. Wer heute in der Schweiz 65 Jahre alt ist, hat im Mittel immer noch 20 Jahre zu leben – und das bei guter Gesundheit. Auch für die Schweiz gilt, was sich seit Jahrzehnten in allen westlichen Gesellschaften beobachten lässt: Die Menschen werden immer älter, es gibt – Stichwort rückläufige Geburtenzahlen – immer mehr ältere Menschen und sie werden immer anders älter. Verglichen mit der Mitte des 19. Jahrhunderts umfasst unser Lebensspanne 40 Jahre mehr. Und galt früher als alt und hinfällig, wer die 60 überschritt, so bedeutet „Alter“ heutzutage für immer mehr Menschen Aktivität und Lebensfreude. Das hat bereits heute Folgen für die Gesellschaft. Arbeit zum Beispiel. Viele Menschen ziehen grosse Befriedigung aus ihrer Beschäftigung. Sie werden mit Erreichen des Pensionsalters nicht ohne Weiteres den berühmten Stift fallen lassen,
sondern sich weiterhin sinnvoll betätigen wollen. Allerdings mit mehr Ruhe und Gelassenheit – sofern sie wirtschaftlich abgesichert sind, können sie jetzt arbeiten, weil es ihnen Spass macht.
Ist es noch Arbeit oder schon Freizeit? Was sich auch auf den Freizeitbegriff auswirkt. Ist es noch Arbeit, im Alter als Coach jungen Menschen seine Erfahrungen weiterzugeben oder sich in einer Stiftung zu engagieren, oder ist es schon eine Möglichkeit, seine Zeit sinnvoll zu füllen? Manch einer wird auch wieder etwas lernen. Bislang gilt in den westlichen Gesellschaften die Regel, das Wichtigste im Leben passiert zwischen 30 und Mitte 40, der rush hour des Lebens. In diesen Jahren wird Karriere gemacht, eine Familie gegründet und schon einmal das Leben nach der Pension vorbereitet. Bald jedoch wird es völlig normal sein, noch einmal etwas ganz Neues zu beginnen, wenn die Kinder aus dem Haus sind – etwa eine Ausbildung, um noch einmal in einem anderen Beruf zu arbeiten. Studentengesichter, die ein gewisses Alter verraten, werden an Universitäten der Zukunft Normalität sein. Doch natürlich wird es auch darum gehen, die Jahre mit vielfältigen Aktivitäten einfach zu geniessen, sei
es zuhause oder woanders. Mobilität gehört schon heute zum Altsein dazu. Auf grossen Reisen an Orte und mit Veranstaltern, die sich auf ihre neue, aktive Klientel eingestellt hat und ihr am jeweiligen Ort ein Zuhause bieten. Innerhalb des Landes, wenn etwa Eltern in die Nähe ihrer Kinder ziehen, um mit den Enkeln zu helfen. Schon heute gibt es solche Modelle, die auf ein neues Miteinander der Generationen weisen, ohne das es in einer Gesellschaft mit so vielen Älteren und so wenigen Jüngeren gar nicht geht.
Oder es wird innerhalb des Kantons oder Gemeinde umgezogen, wenn es sich abzeichnet, dass es ohne Unterstützung doch nicht mehr geht. Der Unterschied zu früher: Auch hier sind die Grenzen idealerweise fliessend. Es geht nicht mehr vom einen auf den andern Tag ins Altersheim, gefragt sind vielmehr Wohnangebote, die sich über die Jahre anpassen. Zu Beginn ist es vielleicht nur ein Einkaufsdienst, später dann die Hilfe im Haushalt oder die Pflege. Denn natürlich machen sich die Jahre irgendwann bei jedem bemerkbar. Trotz – oder gerade wegen – der guten medizinischen Versorgung spielen auch in Zukunft Alterserkrankungen eine wachsende Anzeige
Spitex bringt Leben ins Haus Wie Herr A. aus Zürich dank der Spitex zu mehr Lebensqualität kam.
K
ürzlich notierte die Pflegefachfrau von einem Spitex-Zentrum der Stadt Zürich im Verlaufsbericht eines Kunden folgendes: „Ich war heute bei Herrn *A., er kam mir im Schuss mit dem Rollator entgegen. Ich habe das Gefühl, es geht ihm recht gut. Er hat viel erzählt und wir haben die Post sortiert.“
So verschieden die Menschen und ihre gesundheitliche und soziale Situation sind, so individuell ist das Herangehen der Spitex bei der täglichen Arbeit. Allein in der Stadt Zürich sind rund 1300 Mitarbeitende an 14 Standorten für die Quartierbevölkerung im Einsatz. Hinzu kommen eigene Fachstellen wie Palliative Care, Stoma- und Kontinenzoder Wund-Expertinnen sowie Fachpersonen für psychosoziale Pflege und Betreuung. Hauswirtschaftliche Dienstleistungen komplettieren das Angebot. Bei Herrn A. (Mitte 50) hat sich in den letzten anderthalb Jahren vieles zum Guten gewendet. Nebst den Pflegeeinsätzen wurde mit der zuständigen Spitex-Bezugsperson ein konkreter Plan mit ihm erarbeitet, damit er bis zu einem gewissen Zeitpunkt wieder
weil es stetig mehr Menschen mit Gelenk- oder Wirbelsäulenproblemen gibt. Prothesen und andere Hilfen – Hörgeräte oder Brillen zum Beispiel – werden von Jahr zu Jahr leistungsfähiger. Die Gesellschaft wird älter, das galt früher noch als problematisch. Heute wissen wir: Davor braucht sich keiner zu fürchten. Die Gesellschaft nicht, und jeder Einzelne schon gar nicht. Im Gegenteil: Die Aussichten sind schön. Freuen wir uns! n
Mehr Krankheiten – bessere Therapien
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Beim aller ersten Besuch des Kunden, Ende 2011, war die Situation noch völlig anders: „Man teilte uns mit, es gehe Herrn A. schlecht. Als ich zu ihm nach Hause fuhr, öffnete niemand. In Absprache mit seinem Arzt zog ich die Polizei bei. Nach lautem Klopfen öffnet Herr A. doch noch die Tür. Er ist sehr schwach auf den Beinen, die Wohnung ist in einem katastrophalen Zustand, alles ist überstellt und sehr vernachlässigt. Aber ich nehme einen äusserst liebenswerten Menschen in einer desolaten Situation wahr …“.
Rolle. Und sei es nur, weil sie eben bei älteren Menschen auftreten; oder sich Ältere beim Sport zuweilen doch schneller verletzen. Das beschränkt sich gar nicht nur auf die schweren Krankheiten wie Herzkreislaufprobleme, Diabetes oder Krebs. Nicht nur die Zahl der Demenzkranken wird zunehmen. Auch die Folgen des allgemeinen Verschleisses machen zu schaffen. Zum Glück werden die Behandlungsmöglichkeiten von orthopädischen Beschwerden etwa auch deshalb immer besser,
Auch dank der Spitex Zürich ist Maria Lötscher aus Schwamendingen mit 99 Jahren immer für einen Spass zu haben. (Bild: Patrick Gutenberg)
besser „beieinander“ ist. Denn gerade in seiner Situation kann er selber vieles zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. In der Folge machte er ein Geh-Training, um die fünf Stockwerke zu bewältigen und seine sozialen Kontakte ausserhalb seiner Wohnung zu pflegen, und er versucht, sich selber sein Essen aufzuwärmen. „Hätte ich zu diesem Zeitpunkt nicht angefangen mitzumachen, wäre wohl eine Einweisung in eine Pflegeeinrichtung unvermeidbar gewesen. Die Spitex brachte mir Lebensqualität zurück!“, fasst Herr A. zusammen. n *Herr A. ist Kunde bei der Spitex Zürich, möchte jedoch anonym bleiben
www.spitex-zuerich.ch T: 058 404 47 00
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leben im alter Eine Sonderveröffentlichung des Reflex Verlages
artikel Freizeitaktivitäten im Alter
Wer braucht schon Anti Aging? Noch nie waren ältere Menschen so fit wie heute. Für die wachsenden Ansprüche gibt es jede Menge Freizeitangebote. Von Wiebke Toebelmann
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um „alten Eisen“ zu gehören scheint in Zeiten eines medial überall propagierten Jugendwahns nichts Erstrebenswertes zu sein. Doch was viele in ihrer Angst vor dem Altern übersehen: Das Leben
kann noch mal richtig schön und überaus erfüllt sein als Rentner, denn sie verfügen über eines, worum sie so mancher junge Karrierist beneidet: viel Zeit. Zeit, um all die Dinge zu tun, die immer wieder auf die lange Bank geschoben worden
waren. Und plötzlich so viel Raum für Freizeit und Hobbys. Keiner sitzt uns im Alter mehr im Nacken, und es ist die einzige Lebensphase – nach der Kindheit, versteht sich –, die sich beinahe bar aller Pflichten vor uns erstreckt. Aber im Gegensatz zur Kindheit können wir sie mit dem
Bewusstsein eines Erwachsenen geniessen und gestalten. Bei allem „Anti Aging“-Wahn hat sich das Bild der Älteren stark gewandelt. Vorbei die Zeiten, in denen sich Senioren tatsächlich nutzlos fühlen mussten. Dafür sorgt einerseits ein stärkeres
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Gesundheits- und Fitnessbewusstsein im Alter, andererseits ein vielfältiges Angebot an sinnstiftenden Freizeitaktivitäten.
Marathon oder Bodybuilding? Umso wichtiger, das Altern als Chance zu verstehen und die Zeit zu nutzen, bis verschiedene Gebrechen einem vielleicht wirklich einen Strich durch die Rechnung machen. Wer körperlich und geistig fit ist, für den eröffnen sich jetzt ungeahnte Möglichkeiten. Viele drehen sogar noch einmal regelrecht auf, um alles aus sich herauszuholen. Sie erkennen, dass Fitness keine Frage des Alters ist. So gibt es zahlreiche Angebote im Bereich des Seniorensports, und neben den klassischen Aqua-Aerobic oder NordicWalking-Kursen, wollen es manche noch mal wissen – und trainieren etwa für einen Marathon. Wichtig ist dabei, sich regelmässigen Gesundheitschecks beim Sportarzt zu unterziehen. Durch Belastungs-EKG und orthopädische Untersuchungen lässt sich schnell herausfinden, ob der sportbegeisterte Senior solch einer Belastung gewachsen ist. Während des Trainings ist ein Besuch beim Hausarzt alle zwei Wochen ein Muss. Doch nicht nur Ausdauer-, sondern auch Krafttraining und Muskelaufbau stehen bei fitnessbewussten älteren Menschen
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hoch im Kurs. Viele gesundheitsorientierte Sportstudios erstellen Trainingspläne, die auch alterstypische Beschwerden wie Bluthochdruck, Gelenkerkrankungen oder Herzschwäche berücksichtigen. In den USA gibt es gar BodybuildingWettbewerbe, an denen noch über 80-jährige teilnehmen.
Den Wissensdurst stillen Doch nicht nur Sport ist eine Art, im Alter seine Freizeit zu gestalten. Auch Weiterbildung ist beliebt: Sie hat eine ganz eigene Qualität für Pensionäre, da sie freiwillig erfolgt – der Computerkurs etwa macht doch so viel mehr Spass, wenn er aus reinem Interesse und nicht auf Anordnung vom Chef absolviert wird. Manche wollen mit einem Hochschulstudium ihren Kopf noch einmal richtig anstrengen, beschäftigen sich nach einer erfolgreichen Karriere als Manager nun noch mal ausgiebig mit Goethe, Sartre oder dem Alten Rom. Ein Wissensdurst, der sicher schon immer da war, doch Berufsleben und Kinder standen zuvor vielleicht der Selbstentfaltung im Weg. Und eines wohnt schliesslich dem Menschen inne, ganz gleich welchen Alters: die Neugier. Studien zeigen immer wieder, dass sogar hochbetagte Menschen weniger zu Demenz neigen, wenn sie ihren Kopf „fit“ halten.
Endlich viel reisen ist ein weiterer Wunsch, den sich viele im Ruhestand erfüllen. Mit der zeitlichen Flexibilität eröffnen sich auf einmal buchstäblich neue Welten. Die Reiseindustrie hat das längst erkannt. Die Anbieter nehmen den Reisenden alles ab, was beschwerlich ist. Gruppenreisen an attraktive Ziele in der ganzen Welt inklusive Hotelbuchungen und Sightseeing boomen. Die Angebote reichen von der Kreuzfahrt über Safaris bis zu Studien- und Bildungsreisen. Wer nur über eine kleine Rente verfügt, der mag nicht den Traum vom KaribikCruise verwirklichen können. Aber warum in die Ferne schweifen? In unserer kleinen Schweiz lässt sich enorm viel entdecken. Entweder mit einem – ermässigten – Zugticket, oder auch durch das Angebot an unzähligen Wanderungen und Velotouren, die speziell auf Ältere zugeschnitten sind. Die Senioren von heute – sie reisen, treiben Sport und bilden sich weiter. Nie war die körperliche und geistige Konstitution älterer Menschen besser als heute, nie ihr Anspruch auf Mobilität so hoch. Mit einem erfüllten Freizeitprogramm kann der Ruhestand also eine sehr bereichernde Zeit sein. n
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artikel Beschwerden des Bewegungsapparates
Wenn die Stütze zur Last wird Viele Menschen leiden im Alter an Gelenk- und Rückenbeschwerden. Entspannung und gezieltes Muskeltraining helfen, die Schmerzen im Rücken zu lindern. von Tobias Lemser
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as wären wir ohne den Bewegungsapparat! Er sorgt nicht nur dafür, dass der Körper seine festgelegte Form beibehält, sondern sich zudem zielgerichtet bewegen kann. Einen zentralen Bestandteil bildet dabei die Wirbelsäule. Trotz ihrer Stabilität zählt sie zu den empfindsamsten und zugleich kompliziertesten Organen. Degenerative Erkrankungen, mangelnde Bewegung und Fehlbelastungen können dem Rückgrat besonders zusetzen und zu teils erheblichen Beschwerden führen. In der Regel häufen sich die Rückenschmerzen vor allem im Alter. Oftmals gehen ihnen Vorboten wie verspannte Muskeln voraus. Hilfreich, um den betroffenen Muskelbereich wieder zu lockern und zu entspannen, sind Wärmeanwen-
dungen, so zum Beispiel Schlammpackungen oder warme Güsse. Halten die Rückenschmerzen jedoch über mehrere Wochen an, ist es unerlässlich, einen Rückenspezialisten aufzusuchen. Andernfalls kann ein Kreislauf entstehen, bei dem der Patient durch die Schmerzen unbewusst eine Schonhaltung annimmt. Setzt er diese Haltung über einen längeren Zeitraum fort, können zusätzliche Schmerzen ausgelöst werden.
Muskeln entspannen und aufbauen Stellt der Orthopäde muskuläre Probleme als Ursache für die Schmerzen fest, gilt es zunächst, die Verspannungen zu lösen und den Schmerz mit Medikamenten zu bekämpfen. Neben Wärmeanwendungen ist es
darüber hinaus erforderlich, unter Anleitung eines Physiotherapeuten die Muskulatur wieder so zu trainieren, dass sie der Anforderung, die an sie gestellt wird, gerecht werden
es ähnlich wie nach Verspannungen ratsam, zunächst Schmerzmittel einzunehmen. Zudem sollten die Muskeln entspannt und frühzeitig wieder aufgebaut werden. Lange
Zumeist ältere, aber auch jüngere Menschen können von dieser entzündlichen Erkrankung betroffen sein kann. Aber auch Sport in Abwechslung mit Entspannungsverfahren, wie etwa autogenem Training und progressiver Muskelentspannung, können Rückenschmerzen lindern oder ihnen vorbeugen. Als Sportarten bewährt haben sich insbesondere Rückenschwimmen, sanftes Joggen und Walking oder längere Spaziergänge. Bei einem Bandscheibenvorfall, der nicht zu Lähmungen geführt hat, ist
Ruhephasen stellen sich als kontraproduktiv heraus. Allein die Muskulatur ist in der Lage, die Defizite am Rückgrat zu kompensieren.
Wenn Gelenke schmerzen und anschwellen Neben Rückenschmerzen zählt Rheuma zu den häufigsten Erkrankungen des Bewegungsapparates. Zumeist ältere, aber auch jüngere
Menschen können von dieser entzündlichen Erkrankung betroffen sein. Hinter Rheuma verbirgt sich eine ganze Gruppe rheumatischer Erkrankungen. Die wichtigste und bekannteste ist die sogenannte rheumatoide Arthritis. Hierfür charakteristisch sind nächtliche und morgendliche Gelenkschmerzen sowie angeschwollene Gelenke. Zwar ist die rheumatoide Arthritis nicht heilbar, sie lässt sich jedoch gut mit einer Kombination aus entzündungshemmenden Medikamenten und anderen Therapien wie etwa Krankengymnastik behandeln. n
Weitere Informationen Rheumaliga Schweiz: www.rheumaliga.ch
interview Wirbelsäulenchirurgie im Alter
„Versagt die konservative Behandlung, kann eine Operation notwendig und sinnvoll sein.“ Rückenleiden sind weit verbreitet. Welche Probleme haben besonders ältere Menschen? Im Vordergrund stehen die altersbedingten Abnutzungserscheinungen der verschiedenen Strukturen der Wirbelsäule: Wirbel, Bänder und Sehnen, Gelenke und Gelenkkapseln sowie Bandscheiben. Da diese Strukturen eine enge Beziehung zu den Nerven haben, können diese ebenfalls betroffen sein. Aber auch die Rückenmuskulatur wird im Alter schwächer. Wie spüren das die Patienten? In erster Linie als Schmerzen. Ursache sind die verschiedenen Abnutzungen und die schwache Muskulatur, die zu Fehlbelastungen und Fehlstellungen führen kann. Im Alter verändert sich zudem meistens
die Form der gesamten Wirbelsäule. Der Körperschwerpunkt verlagert sich nach vorne, und auch das verursacht Schmerzen im Rücken – vor allem bei längerem Stehen und Gehen. Problem ist also der geschwächte Rücken insgesamt? Einerseits ja. Typisch für ältere Menschen ist aber zum einen auch die Verengung des Nervenkanals durch Arthrose und Bandscheibenabnutzung. Dadurch werden die Nerven im Wirbelkanal eingeklemmt. Die Patienten haben Schmerzen in den Beinen und können nicht sehr weit gehen. Und zum anderen kommt es oft zu Instabilitäten einzelner Abschnitte der Wirbelsäule.
Wie sieht die Behandlung aus? Prinzipiell sollte immer ein konservativer Therapieversuch mit Medikamenten, Physiotherapie und Spritzen an der Wirbelsäule erfolgen. Das hilft meistens. Andernfalls allerdings ist eine Operation notwendig und sinnvoll. Was passiert dann zum Beispiel? Bei einer Wirbelkanalsverengung kann man mikrochirurgisch den Kanal erweitern. Dabei werden über ein kleines Zugangsfenster nur die Anteile im Spinalkanal entfernt, die auf die Nerven drücken. Alle für die Stabilität der Wirbelsäule notwendigen Strukturen werden geschont und erhalten. Auch beim sogenannten Wirbelgleiten kann man sich dieser Technik bedienen und somit eine Versteifungsoperation umgehen.
Bei Instabilitäten einzelner Wirbelsäulenabschnitte werden diese dagegen fixiert oder versteift. Die Wirbel werden mit Schrauben und Stäben verbunden. Bei guter Abklärung werden sehr gute Resultate erreicht. Das Verfahren kann heute minimal-invasiv mit kleinen Hautschnitten durchgeführt werden. Was passiert, wenn der ganze Rücken verkrümmt ist? In Ausnahmefällen kann dann eine Korrekturoperation sinnvoll sein. Hier handelt es sich um eine grosse Operation, welche aber nach Ausheilung mit grosser Zufriedenheit der Patienten einhergeht. Bei diesen Operationen wird der Schwerpunkt des Körpers nach hinten verlagert und eine „natürliche „ Krümmung der Lendenwirbelsäule wieder hergestellt. n
Dr. med. Massimo A. Leonardi [Neurochirurg, speziell Wirbelsäulenchirurgie ) Orthopädie-Zentrum Zürich
gastbeitrag Rückenerkrankungen im Alter
Moderne Operationsmethoden Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Gründen für dauerhafte Einschränkungen der Lebensqualität.
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Dr. med. Markus Rühli, Wirbelsäulenchirurgie, Wirbelsäulen-und-Schmerz-Clinic, Klinik Hirslanden ZH
ie Wirbelsäule unterliegt im Laufe des Lebens auch einem Abnützungsprozess (Arthose) Dank dem Fortschritt des heutigen Wissens können wir auch bei den meisten ernsthaften Erkrankungen der Wirbelsäule recht effiziente Therapien anbieten. So bleibt die Mobilität und Freiheit auch im Alter länger erhalten. Wenn schonende nicht operative Massnahmen wie Physiotherapie, Chiropraktik oder Schmerzmittel die Beschwerden nicht mehr kontrollieren können, muss vertieft der Schmerz verursachende Grund an der Wirbelsäule gesucht werden. Die genaue Diagnose ist der wichtigste Schritt in solchen Fällen. Dazu braucht es dann oft den Wirbelsäulenspezialisten, der seit vielen Jahren nicht anderes macht, als Patienten mit Wirbelsäulenproblemen zu beur-
teilen. Wenn die Schmerzstelle genau gefunden ist kann als nächstes oft mit gezielten Spritzen unter Röntgenkontrolle (Infiltrationen) geholfen werden. Erst wenn all diese Massnahmen nicht greifen, muss allenfalls eine Operation diskutiert werden. Früher war es leider oft kaum möglich, die älteren Patienten noch am Rücken zu operieren, heute sieht das anders aus. Dank exakter Diagnose und entsprechend kleineren, gezielten Eingriffen können dank den modernen Anästhesieverfahren selbst sehr alte Patienten noch solche Eingriffe mit durchaus vertretbarem Risiko durchführen lassen. So ist man heute auch der Ansicht, dass auch älteren Patienten geholfen werden sollte und sie nicht, nur weil sie alt sind, nicht mehr operiert werden und leiden müssen.
Eine typische Wirbelsäulenveränderung im Alter ist der eingeengte Wirbelkanal infolge Abnützung. Dies führt zu Rückenschmerzen, aber besonders auch zu Beinschmerzen mit Schwäche und Einschränkung der Steh- und Gehfähigkeit. Hier werden heute mit kleinen Hautschnitten unter dem Operationsmikroskop gezielt die Ablagerungen im Wirbelkanal entfernt und die Nerven so befreit. Dies ist die häufigste Wirbelsäulenoperation. Osteoporotische Wirbelbrüche bei schlechter Knochenqualität sind im Alter ebenfalls häufig und auch hier können wir mit einer minimalinvasiven Methode durch eine 5mm dicke Kanüle den gebrochenen Wirbel elegant reparieren. Glücklicherweise können aber die meisten osteoporotischen Wirbelbrüche ohne Operation behandelt werden.
An die Grenzen moderner Wirbelsäulenchirurgie stossen wir bei älteren Patienten wenn sehr viele Wirbel abgenützt sind und eine starke Verkrümmung der Wirbelsäule vorliegt. In diesen Fällen müssen wir oft dem Patienten von einer Operation abraten, selten entscheidet man sich aber doch zur langstreckigen Stabilisation dieser Skoliosen. Wichtig zu wissen ist, dass starke Wirbelsäulenschmerzen und Mobilitätseinschränkungen durch Wirbelsäulenprobleme im Alter nicht einfach akzeptiert werden müssen. Entscheidend ist eine exakte Diagnose und Analyse des Problems und dann schliesslich eine massgeschneiderte, schonende und der Situation angepasste chirurgische Behandlung. In vielen Fällen können so die letzten aktiven Jahre dieser Patienten entscheidend verbessert werden. n
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leben im alter Eine Sonderveröffentlichung des Reflex Verlages
artikel Rheuma
Frühes und gezieltes Behandeln verspricht Erfolg Rheuma ist die Volkskrankheit Nummer eins in der Schweiz. Weit verbreitet ist die rheumatoide Arthritis, bei der mehrere Gelenke schmerzen und anschwellen. von Tobias Lemser
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heumatismus ist ein Sammelbegriff für eine grosse Anzahl unterschiedlicher Erkrankungen. In der Regel sind Gelenke, Knochen sowie die dazugehörenden Weichteile wie Muskeln und Sehnen betroffen. Hierzulande leidet rund jeder Fünfte unter rheumatischen Beschwerden, Frauen doppelt so oft wie Männer. Eines der häufigsten und zugleich schmerzhaftesten Krankheitsbilder ist die sogenannte rheumatoide Arthritis – eine entzündliche Erkrankung des gesamten Körpers, von der vor allem verschiedene Gelenke berührt sind. Zwar sind statistisch gesehen eher ältere Menschen daran
erkrankt, treffen kann es aber auch Jüngere. Bis heute sind die Ursachen der rheumatoiden Arthritis nicht endgültig geklärt. Fest steht lediglich, dass zu Beginn dieser Gelenkentzündung Zellen des Immunsystems aktiviert werden, die sich gegen Strukturen des eigenen Körpers richten. Mediziner sprechen daher auch von einer Autoimmunerkrankung.
Entzündung zieht in kleinere Gelenke Erstes Anzeichen einer rheumatoiden Arthritis ist oftmals eine generelle Abgeschlagenheit des gesamten Körpers. Viele Patienten zeigen grippeähnliche Symptome. Häufig entzün-
den sich dann die Gelenkinnenhäute. Infolgedessen schwellen die Gelenke an, werden rötlich und warm und beginnen zu schmerzen. Betroffen sind zumeist kleine Gelenke, wie Finger-, Zehen- oder Handgelenke.
durch Schmerzen, sind sie später teils sogar unmöglich. Oftmals begleitet wird die rheumatoide Arthritis von einer Morgensteifheit der betroffenen Gelenke, die mindestens eine Stunde anhält.
Wichtig ist es, innerhalb der ersten sechs bis zwölf Wochen nach Erkrankungsbeginn einen Rheumatologen aufzusuchen Da die Gelenkinnenhäute entzündet sind, werden die Knorpel und Knochen zerstört. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann es zu Sehnenrupturen und zu Gelenkverformungen kommen. Äussern sich Bewegungen der Gelenke zunächst
Frühzeitig erkannt, Entzündung gebannt Wichtig ist es, die Erkrankung möglichst rasch zu erkennen und innerhalb der ersten sechs bis zwölf Wochen nach Erkrankungsbeginn einen Rheumatologen aufzusuchen.
Grösstmögliche Behandlungserfolge, die Entzündungen zu hemmen und das Immunsystem zu regulieren, sind mithilfe einer medikamentösen Therapie zu erzielen. Ergänzend dazu erweisen sich Krankengymnastik und physikalische Therapien als sinnvoll. Auch wenn keine Massnahme bekannt ist, die eine rheumatoide Arthritis verhindert, empfehlen Rheumatologen dennoch vorbeugend, sich regelmässig zu bewegen und gelenkschonenden Ausdauersport, wie Radfahren oder Schwimmen, auszuüben. Zudem ist es ratsam, seinen Arbeitsplatz ergonomisch einzurichten und sich ausgewogen zu ernähren. n
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Tina Wohlwend, 50, dipl. med. Therapeutin mit eidg. Fachausweis in der Gesundheitspraxis in Binningen/Basel.
Gesunde Ernährung und tägliche Bewegung. Unser Wohlbefinden hängt stark von unserer körperlichen Mobilität ab. Ist sie reduziert, helfen uns medizinische Therapeuten und Therapeutinnen wie Tina Wohlwend, sie wiederherzustellen. Vorbeugen ist aber auch in diesem Fall besser als heilen. Frau Wohlwend, worin besteht die Hauptaufgabe einer medizinischen Therapeutin? Ganz allgemein gesagt verbessern wir die Lebensqualität unserer Patienten, indem wir die Mobilisation unterstützen und so ihr Wohlbefinden steigern.
Die Kraft aus der Muschel für Ihre Gelenke.
Wann kommt ein Patient zu Ihnen? In der Regel bei Erkrankungen am Bewegungsapparat, ausgelöst durch Krankheit, Arbeits- oder Sportunfälle. Altersbeschwerden oder körperliche Belastung sind weitere mögliche Gründe.
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Woraus besteht eine Therapie? Wir unterscheiden zwischen aktiven und passiven Therapien. Zu den aktiven gehören z. B. Muskelaufbau, Stabilisation der Gelenke sowie Bewegungstherapie. Passive Therapien enthalten unter anderem Massage, Ultraschall oder Fango.
Wie können wir einer Therapie vorbeugen? Schliessen wir Krankheit und Unfälle aus, sind eine ausgewogene Ernährung und tägliche Bewegung ein gutes Rezept. Die körperliche Mobilität ist jedoch abhängig von funktionierenden Gelenken sowie elastischen Sehnen und Bändern. Was können wir dafür tun? Schwimmen, Nordic Walking, Gymnastik oder Ähnliches sind gute präventive Massnahmen. Für Menschen ab 40 lohnt es sich, den Körper zusätzlich mit dem Original-PernaExtrakt aus der neuseeländischen Grünlippmuschel sowohl durch innerliche als auch äusserliche Anwendung zu versorgen. Der Original-Perna-Extrakt ist Lieferant wertvoller Nährstoffe, die unter anderem die Funktion der Gelenke wesentlich unterstützen.
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Eine Sonderveröffentlichung des Reflex Verlages
leben im alter 7
gastbeitrag Erkrankungen am Bewegungsapparat
Physiotherapie bei degenerativen Beschwerden
D
egenerationen an der Bandscheibe (Diskushernie DH) und am Gelenkknorpel (Arthrose) gehören zu den häufigsten Erkrankungen am Bewegungsapparat und sind oft mit grossen Schmerzen verbunden. Eine gute Alternative oder Ergänzung zu Medikamenten oder Operationen ist für deren Behandlung die Physiotherapie. Sie hilft effektiv – und das ganz ohne Nebenwirkungen! Arthrose entsteht, wenn ein Gelenk mehr belastet wird, als es belastbar ist und sich die Knorpelschicht abbaut. Eine Überbelastung sozusagen. Eine Fehl- bzw. Überbelastung ist häufig auch der Grund für eine DH.
Belastbarkeit ist sehr individuell Wo bei einem trainierten Menschen ein 30 km-Lauf noch innerhalb der Belastungsgrenze liegt, kann bei einem bewegungsarmen Menschen schon der Gang in die Waschküche oder Staubsaugen eine Überbelastung darstellen. Die Diagnose wird in der Regel mittels Röntgen und/ oder MRI („Röhre“) gestellt. Diese sogenannten bildgebenden Verfahren zeigen inzwischen sehr genau, was im Gelenk oder an der Bandscheibe nicht „in Ordnung“ ist. Dies ist auch wichtig, um zum Beispiel Frakturen oder Tumore ausschliessen zu können. Jedoch gibt es Untersuchungen, die zeigen, dass viele
völlig beschwerdefreie Menschen eine DH bzw. eine Vorstufe dazu oder Arthrose haben. Ich habe Patienten erlebt, die ein sehr schlechtes und auffälliges Röntgenbild hatten, jedoch keine Beschwerden. Andere wiederum leiden sehr stark, aber auf dem Röntgenbild ist kaum etwas zu sehen.
In der Physiotherapie behandeln wir keine Bilder, sondern Menschen! Daher können wir sicher sein, dem Patienten immer das anbieten zu können , was er momentan am wichtigsten braucht: Training, um seine muskuläre Stabilität zu verbessern;
Mobilisationen, um die Beweglichkeit zu verbessern; Muskeln detonisieren, um Schmerzen zu lindern; Informationen geben, um zu wissen, wie er mit seinen Beschwerden am besten umgehen kann. Um dies herauszufinden, stelle ich zielgerichtete Fragen und schaue mir meinen Patienten anschließend funktionell genau an: Was kann er, was kann er nicht? Wie macht er Bewegungen und welche Muskeln benutzt er? Was muss er für seinen Alltag können? Auf einem Bild kann ich all das nicht sehen – genauso wenig, wie ich auf einem Foto sehen kann, ob jemand gut tanzt oder schnell läuft. Grundsätzlich kann man Arthrose nicht
heilen. Und man kann mit Physiotherapie auch nicht jedem Patienten helfen. Aber wir können in sehr vielen Fällen die Symptome lindern, so dass der Patient wieder seinen Alltag bewältigen kann und damit oft sogar Operationen verhindern. n Autor: Olav Lindner, Zentrum für Physiotherapie Bellaria
interview Selbstständig und beweglich älter werden
„Dank der gewonnenen Sicherheit haben sie weniger Angst zu stürzen“ Frau Marty, Sie beschäftigen sich mit Kinästhetik. Was ist das? Kinästhetik ist eine angewandte Wissenschaft, in der es um die individuelle Sensibilisierung der Bewegungswahrnehmung, die bewusste Entwicklung der Bewegungskompetenz geht. In Pflege und Betreuung wird es seit über 20 Jahren zugunsten der Gesundheit von Pflegenden und Gepflegten geschult und hat sich fest etabliert. Was hat dieses Thema mit dem Älterwerden zu tun? Im Alltag bewegen wir uns meist völlig unbewusst in unseren gewohnten Mustern. Ohne Zweifel haben diese einen erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheitsentwicklung. Je älter wir werden, desto mehr neigen wir aus verschiedenen Gründen dazu, die grundsätzliche Vielfalt der Bewegungsmöglichkeiten nicht auszuschöpfen, und daraus entsteht ein Teufelskreis: Wir verlernen, länger auf dem Boden zu sitzen, mit wenig Anstrengung vom Boden aufzustehen oder in unterschiedlichen Positionen die Schuhe zu binden, und
schränken unsere Bewegungsmuster immer mehr ein. Liegt in diesen Einschränkungen das Problem? Bildlich gesprochen wird dadurch das Eis immer dünner. Jede(r) will im Alter gesund und selbstständig bleiben. Wenn wir aber für eine bestimmte Aktivität nur noch eine Möglichkeit der Ausführung haben, braucht es wenig, dass wir sie nicht mehr ausführen können, und wir werden zu einem Pflegefall. Ein Gegenbeispiel: Jemand bekommt Knieschmerzen. Eine hohe Sensibilität seiner Bewegungswahrnehmung wird ihm helfen zu merken, inwiefern sein gewohntes Bewegungsmuster die Schmerzen beeinflusst. Dank einer Vielfalt an Möglichkeiten in seiner Bewegung wird er sich an die neue Herausforderung anpassen und sich nicht einschränken lassen. Also lohnt es sich in jedem Alter, sich bewusst mit der eigenen Bewegung zu beschäftigen? Bestimmt. Viele Menschen trainieren ihre Kraft, um Gesundheit
und Selbstständigkeit zu erhalten. Natürlich ist Muskelkraft wichtig, zumal sie im Alter gerne abnimmt. Kinästhetik geht jedoch davon aus, dass es zumindest ebenso wichtig ist, sie klug, angepasst und vielfältig einzusetzen. Der Mensch kann in jedem Alter lernen, bewusst auf seine Bewegung zu achten und seine Möglichkeiten zu erweitern. Kleine Kinder entwickeln unermüdlich eine Vielfalt von Bewegungsmöglichkeiten in alltäglichen Aktivitäten. Die Herausforderungen des Alters legen es nahe, den Kreis zu schliessen und sich wieder mit den alltäglichen Bewegungsaktivitäten auseinanderzusetzen, um dadurch die eigene Entwicklung und Lebensqualität bewusst zu beeinflussen.
anzupassen. Mithilfe von Blickwinkeln werden spezifische Aspekte der Bewegungswahrnehmung individuell erfahrbar. In einer Bewegungs-
Wie muss man sich das konkret vorstellen? Kinästhetik vermittelt keine Theorie und Übungen der „richtigen“ Bewegung, sondern ermöglicht es, die Verantwortung für die eigene Bewegung zu übernehmen und sie vielfältig an die alltäglichen Herausforderungen und die eigene Absicht
werkstatt mit einigen über 80-jährigen TeilnehmerInnen habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie sehr schnell lernten, feine Unterschiede in ihrer Bewegung wahrzunehmen, und dadurch immer besser in der Lage waren, neue Wege zu finden. Sie beschäftigten sich zum Beispiel beim Aufstehen vom Boden damit, wie sie ihre Bewegungsspielräume nutzen konnten, um mit weniger Kraft ihr Gewicht zu verlagern. Durch dieses Experimentieren und Kennenlernen der eigenen Möglichkeiten wurden sie immer kompetenter, gelangten mit Leichtigkeit auf unterschiedliche Art auf den Boden und wieder hoch. Dank der gewonnenen Sicherheit haben sie weniger Angst zu stürzen, das Sturzrisiko vermindert sich. Diese Erfahrung bestätigt mir, dass es nicht darum gehen kann, Regeln und Vorschriften für ältere Menschen zu erstellen, wie sie sich bewegen sollen, sondern sie darin zu unterstützen selber herauszufinden, was für sie gut und passend ist. n Interviewpartnerin: Brigitte Marty-Teuber, Geschäftsleitung Kinaesthetics Schweiz (Dachorganisation der Schweizer Kinästhetik-TrainerInnen)
Werbebeitrag
Interview
„Bleiben Sie selbständig und mobil“ Monika Oberholzer, Ergotherapeutin der Rheumaliga Schweiz, erklärt wie. Warum ist Bewegung für die Selbständigkeit so wichtig? Wenn wir uns bewegen, wird der Stoffwechsel im Körper angeregt. Bei vielen rheumatischen Erkrankungen ist dies von Bedeutung: Bei Arthrose ist beispielsweise eine massvolle Bewegung wichtig, damit Gelenkflüssigkeit produziert wird und somit die Gelenke „geschmiert“ werden. Ist dies nicht der Fall, kann daraus eine Bewegungseinschränkung mit Verlust von Selbständigkeit resultieren. Monika Oberholzer weiss, wie wichtig Gelenkschutz ist
Die Rheumaliga organisiert Bewegungskurse für alle Bedürfnisse. Ob Rückentraining, Wassergymnastik, Nordic Walking oder Tai Chi – alle Kurse werden von spezifisch geschulten Kursleiterinnen geführt. Die körperliche Verfassung ent-
scheidet auch, wie Patientinnen und Patienten Operationen oder Sturzfolgen wegstecken, wie lange der stationäre Aufenthalt dauert und ob sie danach zu Hause wieder selbständig agieren können. Was lässt sich gegen Schmerzen in den Gelenken unternehmen? Hier ist das Ankurbeln der Stoffwechselaktivität durch Bewegung ebenfalls zentral. Zu beachten ist allerdings auch, wie wir uns bewegen. Wie setzen wir unsere Gelenke ein, damit sie in ihrer ursprünglichen Achse bewegt werden? Wie verhindern wir eine unnötige Belastung der Gelenke? Solche Fragen sollten wir uns stellen, bevor es zu spät ist. Die Rheumaliga bietet zu diesem Thema die Broschüre „Gelenk-Schutz“ kostenlos an.
Alltagshilfen: was nützen sie? Alltagshilfen haben das Ziel, die Gelenke präventiv zu schützen. Hat man aber bereits Probleme, sind sie wertvolle Helfer. Zum einen ermöglichen sie eine gewisse Autonomie, zum anderen können sie Schmerzen vermindern oder eine Aktivität überhaupt wieder ermöglichen. „Mit dem elektronischen Dosenöffner bin ich endlich nicht mehr auf die Hilfe meiner Nachbarin angewiesen“, berichtet eine von Arthritis Betroffene am Beratungstelefon der Rheumaliga. Wo kann ich mich beraten lassen? Die Rheumaliga Schweiz ist eine kompetente Ansprechpartnerin mit einem umfassenden Angebot an informativen Publikationen und über 200 praktischen Alltagshilfen. Die
Beratung am Telefon zu Bewegungskursen, Krankheitsbildern und auch zu Alltagshilfen findet durch Fachpersonen aus Pflege, Phsysio- und Ergotherapie statt. Die 20 kantonalen Ligen organisieren Bewegungskurse und Informationsveranstaltungen in allen Regionen. n
Kontakt Rheumaliga Schweiz T: 044 487 40 00 www.rheumaliga.ch www.rheumaliga-shop.ch
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leben im alter Eine Sonderveröffentlichung des Reflex Verlages
artikel Inkontinenz
Starker Drang Das Thema Inkontinenz wird noch immer meist im Verborgenen besprochen – dabei ist sie kein Einzelfall. Welche Typen und Therapien es gibt, zeigt dieser Artikel.
Von Eva Herzog
I
nkontinenz im Alter betrifft zwischen zehn und zwanzig Prozent der Schweizer Bevölkerung. Dabei sind die Ursachen für den ungewollten Urin- und/oder Stuhlabgang sehr komplex. Generell lässt sich Inkontinenz anhand der auftretenden Symptome in vier Typen einteilen: Die Stressinkontinenz, die Drangoder Urgeinkontinenz, die Neurogene Inkontinenz und die Überlaufinkontinenz. Es existieren auch gemischte Formen dieser vier Typen.
Bei der Stressinkontinenz handelt es sich nicht, wie man vermuten könnte um eine psychisch ausgelöste Inkontinenz, sondern um eine Inkontinenz, die durch ein Missverhältnis zwischen Belastbarkeit und tatsächlicher Belastung der Blasenverschlussmechanismen ausgelöst wird, zum Beispiel bei starker körperlicher Anstrengung, heftigem Husten oder Niessen oder Pressen verlieren die Betroffenen Urin, ohne Harndrang zu verspüren. Häufig ist das bedingt durch Östrogenmangel nach der Menopause. Eine schwache
Beckenbodenmuskulatur in Folge einer Geburt und ein damit verbundenes, mögliches Absinken von Gebärmutter, Blase und Enddarm sind ebenfalls häufige Faktoren. Auch ein starkes körperliches Übergewicht kann ähnliche Folgen haben, da auch hier durch grössere Masse im Bauchraum ein vermehrter Druck nach unten entsteht, welcher Organe wie Harnblase oder Darm in ihrer natürlichen Arbeitsweise beeinträchtigt. Männer leiden seltener an einer Stressinkontinenz. Sie tritt am ehesten in Folge einer Prostataoperation auf. Die Dranginkontinenz – umgangssprachlich ungehemmte Blase – bezeichnet einen plötzlichen, starken, zwanghaften Harndrang, bei dem der Betroffene es nicht mehr schafft rechtzeitig die Toilette aufzusuchen. Ursache können Entzündungen oder Tumore in Blase, Harnröhre und kleinem Becken sein. Bei der Neurogenen Inkontinenz ist die Verbindung zwischen Gehirn und dem für die Blasenfunktion verantwortlichen Rückenmarkszentren gestört, zum Beispiel bei einer Querschnittslähmung, Diabetes mellitus, Morbus Parkinson, Multiple Sklerose oder nach Bandscheibenoperationen. Als Überlaufinkontinenz bezeichnet man die Verengung des Blasenausgangs, zum Beispiel bei
einer Prostatavergrösserung oder bei Schäden am Rückenmark. Die Blase weitet sich und kann sich nicht mehr zusammanziehen – sie läuft über. Zur Sicherung der Diagnose werden verschiedene Verfahren angewandt, zum Beispie gynäkologische Abklärung, Sonographie, urodynamische Messmethoden oder Blasenspiegelung. Bei älteren Patienten ist das Festlegen auf eine bestimmte Inkontinenzform oft schwer, da mehrere Ursachen in Betracht kommen, die nur schwer von einander abzugrenzen sind. Abhilfe schaffen unter anderem Medikamente, die den Muskeltonus der Blase beeinflussen. Bei Frauen über 50 Jahren erzielen vaginale Östrogenzäpfchen gute Erfolge. Wurden ärztlich eine Blasenschliessmuskelschwäche sowie eine Gebärmuttersenkung festgestellt, kommen verschiedene Operationen in Betracht. Grundsätzlich muss auch an eine Änderung der Trink- und Miktionsgewohnheiten gedacht werden. Kombiniert mit gezieltem Training der Beckenbodenmuskulatur, das ganz leicht unter Anleitung von Physiotherapeuten, Hebammen oder dem Hausarzt erlernt werden kann, entsteht ein individuelles Behandlungskonzept. Gezieltes An- und Entspannen der der Muskulatur kräftig diese und sorgt dafür, dass die Organe in
ihrer ursprünglichen Position bleiben und in ihrer Funktion nicht eingeschränkt sind. Für Menschen denen das klassische Beckenbodentraining zu anstrengend ist bzw. die aufgrund körperlicher Einschränkung dieses Training nicht zuverlässig ausführen können, gibt es ein neuartiges Verfahren. Es handelt sich dabei um einen speziellen Therapiesessel, mit dem sich die Beckenbodenmuskulatur sehr effektiv trainieren lässt. Kann die Inkontinenz durch diese Maßnahmen nicht völlig beseitigt werden, hilft eine individuell zugeschnittene Inkontinenzversorgung, zum Beispiel in Form von Einlagen, speziellen Unterhosen, Urinalen und Beinbeuteln. Um den belastenden Harndrang zu reduzieren, trinken ältere Menschen oft mehr oder weniger bewusst viel zu wenig und verzichten eigenmächtig auf wasserausleitende Medikamente (Diuretika). Das wiederrum ist ein schwerer Fehler, der zu Austrocknung oder Ödembildungen führen kann. Auch wenn Inkontinenz in unserer Gesellschaft noch immer als Tabuthema gehandelt wird, muss sich keiner damit abfinden. Ein frühzeitiges Gespräch mit dem Arzt des Vertrauens hilft, die oft eingeschränkte Lebensqualität schnell und langfristig zu verbessern und zu erhalten. n
interview Harninkontinenz der Frau
„Ein häufiges und extrem belastendes Lebensqualitätsproblem“ Blasenschwäche - kein Tabuthema mehr! Wie häufig und wie wichtig ist das Problem Harninkontinenz bei Frauen? Mit dem Begriff Harninkontinenz bezeichnet man den ungewollten Abgang von Urin zwischen den Toilettengängen. Jede fünfte Frau, die in die Praxis des Frauenarztes/der Frauenärztin kommt, klagt über eine „schwache“ Blase. Die Harninkontinenz betrifft alle Altersgruppen, nimmt jedoch mit wachsendem Alter zu. Sie führt meistens zu Veränderungen der persönlichen Aktivitäten und beeinträchtigt stark die Lebensqualität der betroffenen Frauen. Sie stellt nicht zuletzt eine große psychosoziale Herausforderung mit Veränderungen des Selbstwertgefühles dar, und führt nicht selten zu sozialer Isolation. Welche sind die häufigsten Ursachen der Harninkontinenz bei Frauen? Harnblasen-Infektionen und einige Medikamente (Schlafmittel...) können zu einem Urinverlust führen. Die Behandlung der Infektion bzw. das Absetzen des Medikaments führt dann zur Normalisation. Unter „Harninkontinenz“ versteht man einen chronischen Prozess mit verschiedenen Ursachen. ·· Die Stressinkontinenz (Belastungsinkontinenz) ist die häu-
figste Form der Harninkontinenz. Der Harnverlust tritt unter körperlicher Anstrengung wie zum Beispiel Treppensteigen, Niesen, Lachen, Husten oder während körperlicher Aktivität ein. Bei einem schweren Verlauf kann der Harn sogar bereits beim Gehen, Aufstehen oder sogar ohne Belastung abgehen. Grund für eine solche Inkontinenz ist eine Schliess- und Beckenboden-Muskelschwäche, was sehr oft mit einer Senkung der Gebärmutter bzw. der Scheide korreliert. ·· Die Dranginkontinenz äussert sich in einem plötzlichen, häufigen und starken Harndrang. Diese Form der Inkontinenz wird am zweithäufigsten diagnostiziert. Viele Frauen haben nur dann eine Drang-Inkontinenz, wenn sie besonders unter Stress stehen. Die häufigste Form der Dranginkontinenz bildet die überaktive Blase, meistens ohne dass eine Ursache gefunden werden kann. Bei älteren Menschen entsteht sie jedoch oft als Folge von Erkrankungen des Nervensystems (Morbus Parkinson, Schlaganfall, Diabetes...). ·· Die Überlaufinkontinenz (Überlaufblase) geht mit einer Überdehnung der Harnblase einher. Hierbei fehlt der warnende Harn-
drang. Diese Form der Inkontinenz führt zwangsläufig zu einer Überdehnung der Blase und meistens zu einem Rückfluss von Urin in die Nieren mit Risiken von Nierenschädigungen. Eine solche Harninkontinenz kann auch über die Jahre antrainiert werden, wenn die Toilettengänge zu selten sind, bzw. die Intervalle dazwischen zu lang sind. ·· Die gemischte Harninkontinenz ist die Kombination einer gleichzeitigen Stress- und Dranginkontinenz. Wann und zu welchem Arzt sollte die Betroffene gehen? Sobald eine Harninkontinenz eintritt, sollte sich die Patientin beim Arzt melden. So lässt sich möglicherweise eine Ursache frühzeitig feststellen und eine korrekte Behandlung rechtzeitig einleiten. Die erste Ansprechperson ist in der Regel der betreuende Hausarzt. Bei einer chronischen Harninkontinenz soll jedoch die Patientin Ihren Frauenarzt aufsuchen. Wann und wie kann man die Inkontinenz abklären? Eine Harninkontinenz kann schon bei der Befragung festgestellt werden. Die Suche nach einer möglichen Ursache und die Festlegung der Typ der Harninkontinenz be-
darf einer fachgerechten urogynäkologischen Untersuchung. Diese beinhaltet eine gynäkologische Untersuchung, ein Ultraschall der Nieren und der Harnblase sowie eine Blasendruckmessung, auch genannt Urodynamik. Was sind die Behandlungsmöglichkeiten? Die Behandlung richtet sich nach dem Typ, dem Schweregrad und den zugrundeliegenden Ursachen. Eine Beckenboden-Gymnastik hilft Frauen, die über die Zeit beanspruchten Beckenboden-Muskeln wieder zu kräftigen und ist somit die erste therapeutische Maßnahme. Scheideneinlagen (Pessare) zur Unterstützung der Harnröhre können eine Inkontinenz nur vorübergehend beheben. Medikamente werden vor allem zur Behandlung der hyperaktiven Blase eingesetzt und sind aufgrund der möglichen unerwünschten Nebenwirkungen nicht unumstritten. Vaginal Östrogene helfen den Schleimhäuten in der Blase und Harnröhre, elastisch zu bleiben. Es gibt auch eine Reihe von Operationsmethoden, bei denen der Beckenbodens gestrafft und die Harnröhre wieder aufgerichtet wird. Operationen per Bauchschnitt sind jedoch heutzutage nicht mehr notwendig und wurden komplett durch vaginale oder minimalin-
Univ.-Prof. Prof. Dr. med. M. Possover Facharzt FMH Gynäkologie & Geburtshilfe Spez. Urogynäkologie & operative Gynäkologie/ Onkologie, Klinik Hirslanden
vasive Verfahren ersetzt. Bei der Behandlung der überaktiven Blase kann eine elektrische Stimulation der Beckennerven auch sehr hilfreich sein. Was sind die Ergebnisse? Harninkontinenz-Behandlungen ergeben eine hohe Zufriedenheit der Patienten und Verbesserungen Ihrer Lebensqualität. n
Eine Sonderveröffentlichung des Reflex Verlages
leben im alter 9
artikel Diabetes im Alter
Fiese Typen Diabetes gilt als eine der Volkskrankheiten. Immer mehr Menschen sind betroffen. Von Eva Herzog
D
iabetes mellitus gilt als eine der verbreitetsten Volkskrankheiten unserer Zeit. Und sie ist weiterhin auf dem Vormarsch. Doch worum handelt es sich dabei genau? Und wie unterscheiden sich Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes? In beiden Fällen handelt es sich um eine chronische Stoffwechselkrankheit, die mit einem erhöhten Blutzuckerspiegel einhergeht. Durch die Verdauung von Kohlenhydraten wird im Darm Zucker (Glukose) gebildet. Das Blut transportiert diesen Energielieferant an die Körperzellen und schleust ihn ein. Zum Einschleusen der Glukose in die Zellen wird Insulin benötigt. Dieses wird in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse gebildet und direkt ins Blut abgegeben. Fehlt dieses lebenswichtige Hormon, dann wird zu wenig oder keine Glukose in die Zellen aufgenommen. Die Glukose sammelt sich im Blut an und lässt den Blutzucker ansteigen, während es den Zellen an Energie fehlt. Erreicht das Blut zu hohe Glukosewerte, werden sie über die Nieren mit dem Wasser abgeführt. Der erhöhte Zuckeranteil im Blut schädigt langfristig Nerven und Blutgefässe. Die Nerven verzuckern regelrecht und nicht selten sind Herzinfarkt, Schlaganfall durch Anzeige
Arteriosklerose, sowie Schäden an der Netzhaut und Nierenschäden die Folge eines unbehandelten Diabetes mellitus (Typ-2 Diabetes).
Dort wird der Zucker zur Energiegewinnung benötigt. Daraus erklärt sich, warum ohne Insulin unser Blutzuckerspiegel sehr rasch ansteigt.
Bei Typ-1-Diabetes, oder auch insulinabhängiger Diabetes genannt, handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit. Das körpereigene Abwehrsystem zerstört die insulinproduzierenden Zellen der Bauch-
Diabetes mellitus Typ 2, auch insulinunabhängiger Diabetes genannt, ist eine Erkrankung, die oft jahrelang unbemerkt bleibt. Häufig wird sie diagnostiziert, da der Patient wegen wiederkehrenden Harnwegsinfek-
Im Gegensatz zu Diabetes-Typ-1 steht zunächst weniger der Mangel an Insulin im Vordergrund, vielmehr entwickeln die Körperzellen eine Insulinresistenz. Das bedeutet, dass sie immer weniger auf Insulin ansprechen, bis sie schliesslich unempfindlich (resistent) werden. Das Insulin kann die Glukose dann nicht mehr in die Zellen schleusen – somit steigt der Blutzuckerspiegel an. Um den Insulinmangel zu überwinden, produziert die Bauchspeicheldrüse zunächst immer mehr Insulin, bis sich die insulinproduzierenden Betazellen erschöpfen und der Blutzuckerspiegel steigt.
speicheldrüse. Das wiederum führt zu einem Mangel an Insulin, dem lebenswichtigen Hormon, das massgeblich daran beteiligt ist den Zucker, der aus der Nahrung ins Blut gelangt, nun in die Körperzellen zu schleusen.
ten, Sehstörungen, einem starken Leistungsknick oder auch Hautjucken einen Arzt konsultiert. Auch sehr starker Durst kann den Arzt hellhörig werden lassen. Klarheit bringt dann eine Blutuntersuchung.
In der Vergangenheit wurde Diabetes-Typ-2 als Alterszucker bezeichnet. Tatsächlich erkranken in erster Linie ältere Menschen daran. Dennoch ist festzustellen, dass auch immer mehr 30 oder 40 jährige daran erkranken. Der Grund dafür ist, dass immer mehr Menschen schon in jungen Jahren stark übergewichtig sind und sich nur wenig bewegen – beides gilt als die Hauptursache von Diabetes Typ 2. Die genetische Disposition innerhalb der Familie ist neben Übergewicht, Schwangerschaft, Stress und Bewegungsmangel ebenfalls ein erhöhter Risikofaktor, der zum Entstehen der Krankheit beitragen kann.
Wer Typ-1-Diabetes hat, muss von Anfang an regelmässig Insulin spritzen, um seinen Blutzuckerspiegel zu senken. Diät und Bewegungstherapie inklusive. Auch Kinder erkranken zunehmend an Diabetes. Wobei bei Typ-1 Diabetes die erbliche Komponente nicht so stark ausgeprägt ist, wie bei Typ-2-Diabetes. Die Therapie des Diabetes-Typ-2 besteht in erster Linie in einer Umstellung von Ernährungs- und Lebensgewohnheiten, was sich sehr positiv auf die Insulinresistenz auswirkt. Eine Vollwerternährung mit reichlich Ballaststoffen, Rohkost und wenig raffinierten Kohlenhydraten, z.B. Produkte aus Weissmehl, geschälter Reis, so wie Fertigprodukte ist zu empfehlen. Pflanzliche Ballaststoffe wie zum Beispiel Guarkernmehl oder Haferkleie verzögern die Zuckerresorption und verhindern einen schnellen Blutzuckeranstieg während der Mahlzeiten. Auch hochwertige Öle, die reich an essentiellen Fettsäuren sind, sind zu bevorzugen. Ebenso stellen regelmässige Bewegungseinheiten einen enormen Part zur Besserung der Gesundheit dar, gegebenenfalls auch Abnehmen. Ausserdem helfen Medikamente, die die Insulinwirkung verbessern oder die Insulinausschüttung anregen. Im Laufe der Zeit müssen jedoch auch viele Typ-2-Diabetiker Insulin spritzen. n
interview Altersdiabetes
„Die Bauchspeicheldrüse erleidet Burn-Out“ Was genau ist Altersdiabetes? Der medizinisch korrekte Name ist Diabetes mellitus Typ 2. Dieser wird begünstigt durch genetische Veranlagung, Übergewicht und Bewegungsmangel. Dazu kommen weitere Risikofaktoren wie Rauchen und hoher Blutdruck. Die Bauchspeicheldrüse ist überfordert, erleidet ein regelrechtes Burn-Out und kann nicht mehr genügend Insulin produzieren, oder der Körper kann es nicht mehr wirksam verwerten. Diabetes Typ 2 tritt meistens erst ab über 40 Jahren auf; zunehmend sind aber auch Jüngere mit starkem Übergewicht betroffen. Wie äussert sich die Erkrankung? Meist wird ein Typ-2-Diabetes erst nach mehreren Jahren diagnostiziert, da kaum
äusserliche Anzeichen und Symptome auftreten. Die Diagnose wird häufig erst gestellt, wenn erste Komplikationen der Erkrankung auftreten. Symptome können übermässiger Durst, häufiges Wasserlösen, Müdigkeit und schlecht heilende Wunden sein. Klingt nach einer enormen Herausforderung für ältere Menschen… Das stimmt. Ältere Menschen sind ja ohnehin meist fragiler und empfinden Veränderungen als enorme Herausforderungen. Die Ernährung mit Diät-Produkten, die bis in die 80erJahre noch propagiert wurde, hat sich längst als überholt erwiesen, ist aber gerade bei Älteren noch stark im Kopf verankert. Vielmehr geht es heute um eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Als Therapie-Massnahmen sind deshalb Ernährungs- und Diabetesberatungen wichtig. Besteht denn noch Handlungsbedarf in der Versorgung bei Altersdiabetes? Ja, unbedingt. Die Krankenkassen übernehmen die angesprochenen Beratungen, wenn sie ärztlich verordnet sind und durch Fachpersonen ausgeführt werden. In der Schweiz lässt sich die Mehrheit der Betroffenen jedoch noch ausschliesslich von ihrem Hausarzt betreuen.
Manuel Kiefer, Präsident der Zürcher Diabetes Gesellschaft (ZDG)
Wie lässt sich die Lebensqualität denn erhalten? Das Netzwerk aus Familie und Freunden deckt oft das ab, was der medizinische Apparat derzeit nicht zu leisten vermag. Die Angehörigen sind unheimlich wichtig für die Patienten und helfen ihnen dabei, ihren Alltag mit einem adäquaten Ernährungs- und Bewegungsprogramm zu meistern. n
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leben im alter Eine Sonderveröffentlichung des Reflex Verlages
artikel Leben und Pflege im Altersheim
Bedarfsgerecht und möglichst selbstbestimmt Nach dem Credo: „So viel Betreuung wie nötig, so viel Freiheit wie möglich“ verstehen sich moderne Heime als Dienstleister für ihre Bewohner. von Wiebke Toebelmann
D
ie Unterbringung in einem Heim weckt Emotionen, Ängste und setzt bei vielen das „Kopfkino“ in Gang. So wird das Heim von vielen immer noch als „Endstation“ gefürchtet. Doch zwischen Altersheimen früher und heute liegen Welten. In der Tat war der Aufenthalt noch vor 100 Jahren keine Freude. Einst zogen in die sogenannten Bürgerasyle oder Verwahranstalten meist mittellose Men-
schen, wie etwa Knechte und Mägde. Die Einrichtungen lagen meist am Ortsrand und in ihnen herrschte ein strenges Regime: eine rigide Hausordnung, mitsamt harter Strafen gegen Verstösse.
Auf die Bedürfnisse abgestimmt Doch das gehört zum Glück der Vergangenheit an. Der Begriff „Insassen“ ist verpönt. Vielmehr verstehen sich heutige Pflegeinstitutionen als Dienstleister für ihre Bewohner, und sie sind
bemüht, deren Wohlbefinden zu gewährleisten.Die stationäre Unterbringung soll vor allem bedarfsgerecht sein, dazu gehören etwa die Pflege Hochbetagter und Demenzkranker, aber auch psychogeriatrische Betreuung. Betreutes Wohnen im eigenen Apartment oder in der Gruppe bietet Freiräume für jene, die noch sehr eigenständig sind. Die Teilnahme an Veranstaltungen in den modernen Seniorenzentren, die sich in den vergangenen Jahren stark ihren umgebenden Gemeinden geöff-
net haben, fördert soziale Kontakte – auch zur „Aussenwelt“. Viele Heime bieten auch ein interessantes Kurs- und Ausflugsprogramm.
Ein Zuhause schaffen Ganz gross geschrieben ist die Erhaltung der Selbstständigkeit der Senioren, aber auch das Gefühl von einer privaten Umgebung. Dazu gehören beispielsweise die Mitnahme des Haustiers und die Möglichkeit, liebgewonnenen Hobbys auch wei-
terhin zu frönen. So manche Senioreneinrichtung ist eingebettet in eine schön angelegte Parklandschaft, in der die Bewohner spazieren gehen oder ein Picknick mit der Familie machen können. Sogar Gartenarbeit wird mitunter angeboten. Das Credo moderner Pflegeinstitutionen lautet: So viel Betreuung wie nötig, so viel Freiheit wie möglich. Damit der Lebensabend auch fernab der eigenen vier Wände angenehm und gesichert verlaufen kann. n
interview Die Alters- und Pflegeinstitutionen von heute
„Offen, qualitätsorientiert und ein Teil der Gesellschaft“
Dr. Markus Leser, Leiter des Fachbereichs Menschen im Alter von CURAVIVA Schweiz
Wie haben sich Heime im Laufe der Zeit gewandelt? Am Anfang des 20. Jahrhunderts gab es sogenannte Verwahranstalten, wo arme Menschen ohne Familie untergebracht wurden. Später glichen Heime eher Spitälern mit den typisch langen Korridoren. In den 70-er Jahren entstanden erste Wohngruppen-Systeme. Wir freuen uns heute, von den Heimen der fünften Generation reden zu können. Das Wort Altersheim ist veraltet. Es sind Pflegeinstitutionen mit bedarfsgerechten Angeboten, von der Demenzbetreuung bis zur Langzeitpflege für Hochbetagte. Die
Institutionen werden immer mehr zu Zentren im Quartier, etwa mit integrierter Kindertagesstätte, Café oder Gemeindebibliothek. Welches sind die Leistungen und Kosten? Heute wird die Altersversorgung leider meist unter dem Aspekt der Kosten betrachtet. Doch völlig vergessen werden die Pflegeleistungen und das Personal, das dahintersteht. Eine Analyse von CURAVIVA zeigt: Das stationäre Altenhilfesystem leistet einen enormen volkswirtschaftlichen Beitrag. Zudem steigen die persönlichen und gesellschaftlichen
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Erwartungshaltungen an die Qualität der Pflege sowie die Hotellerie – was natürlich seinen Preis hat. Heime haben dennoch ein Imageproblem… Das stimmt nur bedingt, vor allem dann, wenn die Heime als anonyme Institutionen wahrgenommen werden. Doch die Bilder im Kopf ändern sich, wenn den Menschen klar wird, wie stark gute Heime ins Quartier integriert und die Einrichtungen keineswegs von der Gesellschaft ausgeschlossen sind. Ein Umzug im hohen Alter ist immer schwierig. Studien belegen, dass die grosse Mehrheit
der älteren Menschen nach einem Umzug in ein Heim sehr zufrieden ist. Viele bedauern, den Schritt nicht schon früher gemacht zu haben. Wo liegen die Herausforderungen für die Heime? Die einseitige Kostenoptik muss sich ändern. Die Politik fördert den ambulanten Bereich stärker als den stationären. Wir plädieren für eine Verbindung beider, also eine integrierte Versorgung. Auch muss in Zukunft genügend Pflegefachpersonal zur Verfügung stehen und die Arbeitsplätze müssen attraktiv gestaltet sein. n
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Im Alter wohnen und zu Hause sein
Wo Lebensfreude lebt
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gestalten wir mit Ihnen Ihren Tagesablauf. Persönlich überlegen und entwickeln wir mit Ihnen und Ihren Angehörigen, ihre Aktivierung und Beteiligung am Alltag. Zusätzlich können Sie am Aktivierungsprogramm im Haus teilnehmen.
Ein stilvolles Ambiente finden Sie als Ihr neues zu Hause in unserem liebevoll renovierten und denkmalgeschützten Jugendstilbau am Zürichberg. Das Haus ist ruhig gelegen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Unsere 16 Einzelzimmer sind einzigartig, stilvoll, geräumig
Der Standard 1 (30 qm) und Standard 2 (35 qm) sind für Alleinstehende mit AHV und Ergänzungsleistungen finanzierbar. Standard 3 (44 qm) und Standard 4 (56 qm) sind für Ehepaare ebenfalls mit AHV und Ergänzungsleistungen finanzierbar. Zur Zeit sind sämtliche Appartements im Altersheim belegt, aber es ist immer möglich, sich auf die Warteliste schreiben zu lassen.
eingerichtet ist das ganze Haus. Der moderne und stilechte Umbau des Hauses ist rollstuhlgängig und auf die Bedürfnisse unserer Bewohner ausgerichtet. Nasszellen befinden sich entweder im eigenen Zimmer oder vor den Zimmern zur Nutzung durch zwei Bewohner.
Pflegeheim APWG Salem, Hochstrasse 37, 8044 Zürich T: 044/253 70 50 www.salem-apwg.ch
Das Alters- und Pflegewohnheim Neumünster bietet drei verschiedene Wohnformen für das Alter an. Im Alterswohnheim findet man vier verschiedene Standards, die sich nicht in der Ausstattung, sondern lediglich in der Grösse der Appartements unterscheiden.
Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner, die nach der Umbauphase neu ins Altersheim eingetreten sind, haben sich ganz bewusst dafür entschieden. Sie haben erkannt, dass der Eintritt keine Selbstaufgabe darstellt, sondern eine Chance ist, das Leben im Alter in einer gesicherten Umgebung in vollen Zügen zu geniessen. Mit dem Konzept des Servicewohnens gestalten sie die Bewohner ihren Alltag völlig selbstbestimmt. Sie entscheiden, solange es ihnen möglich ist, ob sie ihre Wäsche, das Reinigen des Appartements oder Frühstück und Abendessen selbst zubereiten wollen. Viele Bewohnerinnen und Bewohner sind beim Eintritt noch völlig selbstständig und benötigen wenig bis gar keine Pflege. Bei Zunahme der Pflegebedürftigkeit wird versucht, den Verbleib im Altersheim solange wie möglich zu gewährleisten. Sollte die Pflegebedürftigkeit oder eine Demenzerkrankung jedoch eine Form annehmen, die die Pflege im Alterswohnheim unmöglich macht, ist eine Verlegung auf die Pflegeabteilung oder die Demenzabteilung jederzeit möglich. Das bedeutet, dass die Bewohnerinnen und Bewohner sich nicht noch einmal an eine neue Umgebung gewöhnen müssen. n
Eine Sonderveröffentlichung des Reflex Verlages
leben im alter 11
artikel Leben und Pflegen zuhause
Sicher und unabhängig zuhause leben Dank neuer Techniken können ältere Menschen ihren Alltag besser meistern und länger im eigenen Zuhause wohnen. von Svenja Runciman
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nabhängigkeit und Autonomie – das sind auch für ältere Menschen wichtige Themen. Auch wer nicht mehr ganz gesund oder nur eingeschränkt beweglich ist, möchte so lange wie möglich seine sozialen Kontakte aufrechterhalten, seine Freizeit aktiv gestalten und in den eigenen vier Wänden leben. Und tatsächlich leben 43 Prozent der Schweizer Senioren über 80 heute in einem Einpersonenhaushalt. Möglich geworden ist dies unter anderem durch die vielen technischen Hilfsmittel und Dienstleistungen, die heutzutage zur Verfügung stehen. Denn bei aller Eigenständigkeit: Auch Sicherheit ist wichtig.
Schnelle Hilfe per Knopfdruck Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags bieten traditionell soziale Dienste, aber auch Privatunternehmen an. Neben der mobilen häuslichen Pflege gehören auch einzelne Dienstleistungen zum Angebot, zum Beispiel Hilfe im Haushalt, bei der Gartenarbeit, beim Einkaufen oder bei der Zubereitung von Mahlzeiten. Etabliert sind auch mobile Essensdienste sowie Fahrdienste zum Arzt, zum Einkaufen oder zu Veranstaltungen. Wer noch gut allein zurechtkommt, sich aber mehr Sicherheit wünscht, falls doch mal etwas passiert, für den bietet sich der „Notruf per Knopfdruck“ an. Das kann zum Beispiel ein Hausnotruf sein, mit dem in kritischen Situatio-
nen kompetente Hilfe gerufen werden kann. Das Prinzip: Über einen tragbaren Mini-Funksender wird eine Notrufzentrale alarmiert, die dann wiederum Angehörige, Nachbarn, einen Arzt oder den Rettungsdienst verständigt. Bei einem mobilen Notrufgerät, das mit GPS ausgestattet ist, können Mitarbeiter der Zentrale Hilfe suchende Senioren auch im Freien orten. Auch eine Notruf-Armbanduhr ist erhältlich, die per Knopfdruck über das Mobilfunknetz ein Telefonat mit der ausgewählten Person aufbaut. Dank eingebautem Lautsprecher und Mikrofon kann direkt mit der betreffenden Person gesprochen und Hilfe organisiert werden. Vorteil dieses Geräts: Es ist unauffällig und garantiert immer in Reichweite.
Steigender Bedarf an Angeboten Technische Systeme, die den Alltag erleichtern, sind zukunftsweisend. Angesichts des demographischen Wandels gibt es einen steigenden Bedarf an Angeboten für ältere Menschen. Eines der Ziele ist dabei, moderne Hilfstechnologien so unauffällig wie möglich in den Alltag einzubauen. Unter dem Begriff „Ambient Assisted Living“ fasst man elektronische Systeme, Produkte und Dienstleistungen zusammen, die den Alltag (nicht nur) älterer Menschen erleichtern. Dazu zählen die automatische Abschaltung des Herdes bei Abwesenheit, Notrufsysteme, aber auch eine an die Gewohnheiten des Nutzers angepasste Beleuchtungs- oder
Raumtemperatursteuerung. Dank der Unabhängigkeit, die dadurch bis ins hohe Alter möglich wird, steigt die Lebenszufriedenheit um ein Vielfaches. n
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„Länger in den eigenen vier Wänden wohnen: der Rotkreuz-Notruf” 1. Leben im Alter: wie möchten Schweizerinnen und Schweizer im Alter leben? Umfragen zeigen, dass das Bedürfnis nach einem selbstbestimmten,
Johannes Schlegel, Leiter Notruf und Fahrdienst, Schweizerisches Rotes Kreuz Kanton Zürich
möglichst unabhängigen Leben in den eigenen vier Wänden sehr gross ist. Die Notrufzentrale des Roten Kreuz kennt die individuellen Gegebenheiten und kontaktiert das persönliche Umfeld. Wer schon einmal stundenlang nach einem Sturz am Boden lag und auf Hilfe hoffte und wartete, weiss wie gut es ist, wenn man sicher ist, dass sofort Hilfe kommt.
zentral. Denn ein System, das nur einen Notruf sendet, nützt wenig, wenn dahinter kein Interventionsschema steht oder wenn niemand den Notruf entgegen nimmt. Der Rotkreuz-Notruf wird 7 x 24h durch professionelle Einsatzleiter betreut und diese bleiben im Notfall mit dem Teilnehmer in Verbindung bis Hilfe vor Ort eintrifft.
2. Vorurteile / Bedenken: Ein Notrufgerät ist nur was für sehr, sehr alte Menschen und hässlich
3. Gesellschaftspolitische Diskussion im Zusammenhang mit der „Überalterung“ respektive „Unterjüngung“
Falsch. Mit den modernen Systemen am Handgelenk hat man ein mobiles Notrufgerät, das wie ein Schmuckstück aussieht. Eine professionelle und offene Beratung für wen welche Dienstleistung passt, ist
Aufgrund der demographischen Entwicklung wächst v.a. das Segment der „Hochaltrigen“ (ü80) in den kommenden Jahren enorm. Die Betreuung dieser wachsenden Altersgruppen wird nicht nur fi-
nanzielle, sondern auch personelle Engpässe verstärken. Dienstleistungen, die mit unterstützender Technik und einem gut durchdachten Schema eine sinnvolle Triagierung ermöglichen, werden eine wichtige Aufgabe erfüllen.
4. Einsamkeit / Verlust von privaten Netzwerken Die traditionelle Mehrgenerationenfamilie, welche füreinander da ist, wird zur Ausnahme werden. Und wenn der eigene Bekanntenkreis oder Freundeskreis immer kleiner wird, ist ein verlässlicher Partner wie das Rote Kreuz ein wichtiger Lebensmittelpunkt. Wer keine Kontaktpersonen im Umfeld hat, kann einen Hausschlüssel beim Roten Kreuz und seinen
professionellen Einsatzpartnern hinterlegen.
5. Entlastung von Angehörigen Haben Sie auch schon mehrmals zuhause bei Ihren betagten Eltern angerufen und niemand ist ans Telefon gegangen? Geht es ihnen wohl gut? Was kann ich machen? Ich muss bis um 20 Uhr arbeiten, wohne 250 km weg usw. Die Erfahrung zeigt, dass oft die Angehörigen oder Kinder den Anstoss geben, sich mit dem Rotkreuz-Notruf zusätzliche Sicherheit ins Haus zu holen. Es ist gut zu wissen, dass jederzeit Hilfe organisiert wird und Sie auf Wunsch sofort von der Notrufzentrale darüber informiert werden. Ganz im Stil von „no news is good news“. n
Werbebeitrag
Interview
„Lebensfreude trotz schwerer Erkrankung“ Palliative Care geht gezielt auf Bedürfnisse von kranken Menschen ein. Herr Sobanski, was versteht man unter palliativer Medizin? Palliative Medizin behandelt Symptome bei Menschen, deren Krankheiten nicht ausreichend geheilt werden können, um ihre Beschwerden zu lindern. Am häufigsten kommt es dazu bei onkologischen oder chronisch fortschreitenden Erkran-
kungen. Moderne Palliativmedizin behandelt nicht nur die Symptome, sondern beugt auch deren Entstehen vor. Deswegen ist palliative Medizin nicht mehr nur für Menschen reserviert, die eine begrenzte Lebenserwartung haben. Um die Lebensqualität zu verbessern reicht es aber nicht, keine Schmerzen zu
Für das Wohl der Patienten: Mitarbeitende des Hildegard Hospiz-Teams: Bernard Riand (Koch), Felix Bürgel (Stiftungsratspräsident), Nicole Zehnder (Musiktherapeutin), Piotr Sobanski (Ärztlicher Leiter), Renate Karlin (Leiterin Pflegedienst)
haben. Und hier fängt die Aufgabe an, die die reine Medizin überschreitet. Erfüllt wird sie von Palliative Care. Palliative Medizin, die Behandlung, lindert Symptome, Palliative Care, die Betreuung durch ein multiprofessionales Team lindert das gesamte Leiden. Was sind die wichtigsten Aufgaben in der palliativen Medizin? Schmerzlinderung ist sicher eines der wichtigsten Themen überhaupt. Der Fortschritt gegenüber früher ist beachtlich. Mit den heutigen Medikamenten und Therapien sind Patienten weitgehend schmerzfrei, bleiben ansprechbar und klar denkend. Aber wir behandeln auch andere Symptome wie Atemnot, Übelkeit, Erbrechen oder Juckreiz. Gleich wichtig ist die gute Kommunikation mit kranken Menschen und deren Angehörigen. Ein Gespräch über Entscheidungen, die die Akzeptanz des weiteren Krankheitsverlaufs benötigen, ist nicht immer einfach und braucht sehr viel Zeit.
Frau Karlin, warum wird in der Palliative Care so grosser Wert auf Teamarbeit gelegt? Zu Palliative Care gehören vier Aspekte, die alle gleichermassen berücksichtigt werden müssen: den physischen, psychischen, sozialen und spirituellen Aspekt. Situationen wie Angst, Schmerzen, vielleicht Stress durch ungelöste Konflikte oder Aufgaben, finanzielle Probleme, vielleicht ein Verlust des sozialen Status, der Familie oder des Arbeitsplatzes, Vereinsamung oder Sorgen um die Zukunft von Angehörigen und die Angst vor der Abhängigkeit belasten den schwerkranken Menschen. Um allen diese Bereiche abdecken zu können arbeiten wir in einem multiprofessionellem Team, das heisst, alle Professionen, die sich um das leibliche und geistige Wohl eines Patienten kümmern, wie Ärzte, Pflegende, Psychologen, Physio-, Aroma-, Musiktherapeuten, Sozialarbeiter, Seelsorger und Koch müssen eng zusammenarbeiten. Nur so können wir sicher sein, dass eine kranke Person genau die Betreuung
bekommt, die ihren Bedürfnissen entspricht. Was ist ihr grösstes Anliegen? Unsere Gesellschaft ist nicht mehr geübt im Umgang mit Krankheit und Tod. Viele Menschen wissen nicht, welche Möglichkeiten es für die Verbesserung der Lebensqualität gibt. Unser Ziel ist, mit dem Palliative Care Konzept schwer und unheilbar kranken Personen Lebensfreude zurückzugeben. Unter grösstmöglicher Selbstbestimmung und Miteinbezug der An- und Zugehörigen gelingt dies am besten, wenn sehr früh nach Diagnosestellung ein Zugang zu diesem Angebot ermöglicht ist. n Interviewpartner: Renate Karlin, MAS Palliative Care, Leiterin Pflegedienst, Dr. Piotr Sobanki, FMH für Innere Medizin und Kardiologie, Ärztlicher Leiter
Kontakt Hildegard Hospiz, St. Alban-Ring 151, 4020 Basel T: 061 319 75 75 www.hildegard-hospiz.ch
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leben im alter Eine Sonderveröffentlichung des Reflex Verlages
gastbeitrag Leben mit Demenz
Im Auf und Ab der Gefühle Wie Peter und Hanni Holzer mit Alzheimer leben.
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in Reihenhaus in einer kleineren Gemeinde. Es ist das Zuhause von Hanni Holzer, hier ist sie aufgewachsen. Sie zeigt auf die holzgetäferte Decke in der Wohnküche: „Mein Mann hat alles selber renoviert“, sagt sie. „Er war ein guter Handwerker.“ Heute kann Peter Holzer seiner Frau im Haus nicht mehr zur Hand gehen und auch ein Gespräch zwischen den Eheleuten ist kaum mehr möglich. Peter Holzer hat Alzheimer, seit acht Jahren, unterdessen ist die Krankheit weit fortgeschritten. Angeschlichen hat sie sich langsam. „Ich dachte damals, er werde einfach alt und er hört mir nicht mehr zu“, erzählt Hanni Holzer. Der frühpensionierte 63-Jährige fuhr jeweils Bekannte, die Hanni Holzer bei einem Mittagstisch halfen, nach Hause. Plötzlich fand er eines Tages den Weg nicht mehr. „Die Frauen mussten ihm sagen, wo er durchfahren muss“, erzählt Hanni Holzer. Sie drängte auf eine Abklärung, weil sie wusste, dass bei ihrem Mann in der Familie Demenzerkrankungen häufig auftraten.
Diagnose Alzheimer – wie weiter? „Zuerst einmal habe ich gar nichts unternommen“, erinnert sie sich. „Ich war ja nicht erstaunt über die Diagnose, ich hatte es erwartet. Aber trotzdem war es schlimm.“ Sie fühlte sich alleine gelassen und musste sich
die Informationen mühsam selber zusammensuchen. Von der Memory Klinik hat sie dann Unterlagen über die Alzheimervereinigung erhalten. Hier hat sie endlich Hilfe erhalten. „Ich trat einer Angehörigengruppe bei. Das hat mir unglaublich geholfen. Man versteht einander, gibt sich Tipps und erfährt, wo es Hilfe gibt.“ Zum Beispiel dass ihr Mann Anrecht hat auf eine Begleiterkarte für den öffentlichen Verkehr. Oder dass es Tagesstätten gibt, die Menschen mit Demenz tagsüber betreuen. Hanni Holzer begann, sich den Alltag zu organisieren. „Zu Beginn ging Peter ein Mal pro Woche in die Tagesstätte, dann zwei Mal und heute drei Mal in der Woche.“ Zusätzlich schauen zwei Töchter, die in der Nähe wohnen, und ein Bekannter regelmässig zu Peter Holzer. „Ich habe ein sehr gutes soziales Umfeld, von daher habe ich es gut“.
Türe hinter mir zu.“ Dann geht sie in den Garten, um einen Moment für sich alleine zu haben. „Aber ich weiss ja, er macht es nicht absichtlich. Es ist die Krankheit“, fügt sie hinzu. „Ich habe mir die Hilfe gut organisiert. So muss es zu schaffen sein.“ Hanni Holzer Ein Lichtblick sind für sie die Alzheimerferien, die sie schon drei Mal besucht hat. „Am Anfang wollte ich
Pflege rund um die Uhr Auch wenn Hanni Holzer nicht klagen will, die Betreuung und Pflege sind eine grosse Belastung. Ihr Mann ist 24 Stunden auf sie angewiesen. Duschen, Anziehen, Essen – sie muss ihm bei allen alltäglichen Verrichtungen helfen. Er sucht immer ihre Nähe, sonst bekommt er Angstzustände. „Er fragt mich dauernd irgendwelche Sachen. Manchmal ertrage ich es nicht mehr. Wenn ich mich aufrege - was zum Glück nicht oft vorkommt - werfe ich auch mal eine
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Für Sie da – Alzheimervereinigung Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen fühlen sich oft isoliert und ausgegrenzt. Die Schweizerische Alzheimervereinigung mit ihren 21 Sektionen bietet Beratung und Unterstützung. Seit 25 Jahren.
Schweizerische Alzheimervereinigung Nationales Alzheimer-Telefon: 024 / 426 06 06 www.alz.ch
nicht gehen, aber es war wirklich toll. Die freiwilligen Betreuer/innen haben sich um unsere kranken Partner gekümmert und wir Angehörige hatten frei.“ Wenn sie an Zukunft denkt, wünscht sich Hanni Holzer, dass sie es noch lange gut miteinander haben. Doch sie macht sich keine Illusionen. „Man muss von Tag zu Tag leben.“ Und sie fügt hinzu: „Ich habe mir die Hilfe gut organisiert. So muss es zu schaffen sein.“ © asm / agentur für sozialmarketing n
Familien nicht alleine lassen! Die Hilfe und Unterstützung für Menschen mit Demenz und pflegende Angehörige hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Doch die Angebote sind noch lückenhaft. Birgitta Martensson, Sie sind Geschäftsleiterin der Schweizerischen Alzheimervereinigung. Wo sehen Sie den grössten Handlungsbedarf? Unsere Angehörigenbefragung zeigt klar, dass die Organisation des täglichen Lebens das grösste Problem ist. Es braucht schon beim Auftreten der ersten Symptome eine organisierte Information und Begleitung der Familien. Beugt man frühzeitig vor, können Krisensituationen vermieden werden. Erschöpfungszustände von pflegenden Angehörigen und verfrühte Heimeinweisungen – das darf nicht sein. Was glauben Sie, wo stehen wir in 10 Jahren? Meine Vision ist: Eine Beratung und Begleitung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen erfolgt gleich nach der Diagnose. Der Arzt, die Ärztin verweist die Betroffenen an eine Stelle, die sie im Sinne eines so genannten Case Management berät und begleitet. Solche Angebote müssen für alle Betroffenen vorhanden sein. Keine Familie, die von Demenz betroffen ist, soll in Zukunft alleine gelassen werden. Schweizerische Alzheimervereinigung www.alz.ch Nationales Alzheimertelefon: 024 / 426 06 06