Stadtszenarien f端r Graz-Reininghaus
Stadtszenarien f端r Graz-Reininghaus 8 internationale Konsulenten zum zuk端nftigen Stadtteil Graz-Reininghaus
Inhalt Vorwort Die Reininghaus-Methode Das Areal Graz-Reininghaus Perspektive Stadtszenarien Die Konsulenten Aspekte Kurzfassung Aspekte Projektbeteiligte
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Die „Reininghaus-Methode“ Kontinuität und Offenheit für den Entwicklungsprozess eines neuen Stadtteils
Wenn man heute in Graz-Reininghaus steht, besticht das Areal durch seine Größe, die alten Bauten und den Blick auf Schlossberg und Plabutsch. Die Vorstellung, hier einen neuen Stadtteil zu etablieren, lässt Gänsehaut angesichts dieser in Westeuropa einmaligen Chance aufkommen, erfüllt mich aber auch mit Respekt vor der nur bedingt überschaubaren Komplexität einer solchen Aufgabe. Das Ziel aller Bestrebungen bei der Entwicklung von Graz-Reininghaus ist ein lebendiger, sich ständig verändernder, lebensbejahender Stadtteil, in dem Arbeiten, Wohnen, kulturelle Begegnungen, sportliche Aktivitäten – kurzum Urbanität in all ihrer Dynamik, aber auch spannenden Widersprüchlichkeit – gelebt werden. Zurzeit sind wir im Nach- und Vordenkprozess von Graz-Reininghaus an einem Punkt angelangt, an dem der Schritt vom vielfältig Denkbaren zum konkret Machbaren erfolgt. So entstehen neben Antworten auf neue soziale Formen einer urbanen Nachbarschaft zusätzlich einzelne städtebauliche Perspektiven als Leitfaden für zukünftige Umsetzungen. Die Umsetzungsmöglichkeiten auf den 550.000 Quadratmetern werden nachvollziehbarer, die planerische Landnahme nimmt Gestalt an. Der Zugang von Asset One zur Entwicklung des Gebiets wurde schon mehrfach als „Reininghaus-Methode“ bezeichnet. Sie umfasst als solche das Beharren auf einer inhaltlichen und prozessualen Offenheit, die eine größtmögliche Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit vorsieht und in gleichem Maße Fachexperten ebenso wie engagierte Laien, unsere wichtigen „Alltagsexperten“, einbezieht. Stadtentwicklung überschaubar und verständlich zu gestalten, ohne unzulässig zu simplifizieren, dieser Herausforderung haben sich kleboth lindinger partners als städtebauliche Intendanten von Graz-Reininghaus gestellt, die einzigartige Herangehensweise an zu vertiefende Themen konzipiert, sie unter Einbeziehung weiterer Experten für die Ideenfindung
zu verschiedenen städtebaulichen Perspektiven verdichtet und so die relevanten Stadtentwicklungsfragen gemeinsam mit uns sorgfältig belichtet. Eine besonders innovative Qualität der Bearbeitung liegt darin, dass die einzelnen städtebaulichen Perspektiven jeweils unbeeinflusst von den anderen Disziplinen und von einem unsichtbaren Ganzen entwickelt und damit in einer selten auffindbaren Klarheit darstellbar werden. Auf diese Weise wird erreicht, dass die jeweilige Perspektive in aller Tiefe ausgeleuchtet wird – ohne sich selbst Barrieren im Denken zu errichten oder durch berechtigte Überlegungen aus anderen Disziplinen einschränken zu lassen. Für die vorliegende Perspektive „Stadtszenarien“ sind im Frühjahr 2008 Joan Busquets, Andres Duany, Erick van Egeraat, Vittorio Magnago Lampugnani, Dietmar Leyk, Philipp Oswalt, Kazunari Sakamoto und Dirk Baecker als Konsulenten eingeladen worden, ihre Expertise einzubringen und Anregungen zu formulieren. kleboth lindinger partners wurden bei der präzisen Umsetzung der Perspektive Stadtszenarien von Max Rieder unterstützt, der die Konsulentengespräche zielgerichtet geleitet hat. Die Ergebnisse dieses städtebaulichen Gipfeltreffens sind in der vorliegenden Publikation nachzulesen. Die daraus resultierenden vielfältigen und fundierten Aussagen und Diskussionen, Vorschläge und Entwürfe, Erfahrungen und Visionen haben unseren Kenntnisstand deutlich geprägt und gefestigt. Wir sind überzeugt, dass somit ein unverzichtbarer Bestandteil einer zukunftsorientierten städtebaulichen Ausrichtung von Graz-Reininghaus vorliegt, die mit Ausgestaltung weiterer laufender Perspektiven zu einem umfassenden „urbanen Code von Graz-Reininghaus“ erweitert werden wird. Roland Koppensteiner CEO der Asset One AG
Vorwort
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Die Reininghaus-Methode
02 / 2006
01 / 2007
Woher kommt das Neue?
werkstadt017
Das Buch
Die Konzeption des Wünschenswerten
Struktur der Eigenschaften
Die Kultur des Scheiterns Der Wurm in der Bildung
Standpunkte
ReininghausGesellschaft Rodelle
Wissenslandkarte
La Strada MIPIM 2007 Smart Cities FH-Kooperation
sTennisMasters 07 steirischer herbst
Die Asset One Immobilien Entwicklungs AG nimmt sich für die Entwicklung von GrazReininghaus zu allererst Zeit. Zeit für eine detaillierte Suche nach den Qualitäten, die den zukünftigen Stadtteil charakterisieren und unverwechselbar machen werden.
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Dieser Prozess dauert mehrere Jahre. Zum einen, um die Eigenschaften behutsam und genau entwickeln zu können. Zum anderen, um bekannte und allgegenwärtige Fehler zu vermeiden. Es gilt, möglichst viele Blickwinkel einzunehmen und Optionen abzuwägen, bevor man die gesammelten Erkenntnisse Schritt für Schritt in tragfähige wirtschaftliche Konzepte, Architektur und insgesamt in einen zukunftsweisenden Stadtteil übersetzt.
01 / 2008
01 / 2010
01 / 2009
01 / 2011
Was baut Wien? Future of Cities, Copenhagen
Exkursion Oberösterreich
Denksalon Bildung Charta Graz-Reininghaus
Stadtmodelle
Bildung / Wissenschaft
Nutzer
Stadtsoziologie / Kulturwissenschaften
Perspektiven
Stadtgestalt Symposium Next City
Wohnen
Rechtsform
Good Governance
Energie
Nutzungsvielfalt
Finanzierung Symposium
Stadtszenarien
Nachhaltigkeit
Symposium
Frei- und Grünraum Mobilität
Vermarktung
Kickoff
7 grüne Ideen für Graz
Verdichtung
Rechtliche Grundlagen Genehmigungsplanung
Bauen und Leben
Realisierungsplanung
Städtebaulicher Rahmenplan
Infrastruktur Verkehr
Workshop Smart Cities Urbane Zukunftsszenarien
Impulse Urbanism Kooperationen
Pioniernutzungen
Sozialraumanalyse sTennisMasters 08
Wesentlich dabei erscheinen noch zwei Faktoren: Kontinuität und Transparenz. Kontinuität, was die Bearbeitung der Themen und die Verlässlichkeit der Aussagen angeht. Das schafft Vertrauen und ist eine wesentliche Voraussetzung für ein erfolgreiches Miteinander der unterschiedlichen Akteure.
Transparenz signalisiert den Grazer Bürgern ebenso wie der Politik und möglichen zukünftigen Investoren: Hier wird mit großem Engagement versucht, einen neuen, lebenswerten Stadtteil entstehen zu lassen. Man kann zusehen, wie die Gedanken, die Ideen, die Entwürfe und später die Häuser und der Stadtteil wachsen.
Die Reininghaus-Methode
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Konzeptionen des Wünschenswerten – Was Städte über die Zukunft wissen sollten. Erschienen im Czerin Verlag und bei SpringerWienNewYork. www.graz-reininghaus.com
Perspektivenwechsel Nicht Städteplaner und Architekten, sondern 32 Grazerinnen und Grazer unterschiedlicher beruflicher Herkunft und deren Gesprächspartner aus den verschiedensten Lebensbereichen im In- und Ausland begaben sich 2006 auf die Suche nach wünschenswerten Konzeptionen für zukünftiges urbanes Leben, Arbeiten und Lernen. Das Ergebnis waren demnach auch keine Pläne und Zeichnungen, sondern ein Buch. Und ein Netzwerk von Eigenschaften.
Der Entwicklungsprozess von Graz-Reininghaus hatte damit seine ersten grundlegenden inhaltlichen Orientierungslinien, die in der Folge in fünf zentralen Standpunkten von Asset One manifestiert wurden. Demnach soll GrazReininghaus ein vollwertiges und gemischt genutztes Stadtzentrum werden, das unter der inhaltlichen Führung von Asset One schon aufgrund des einzigartigen Entwicklungsprozesses als eigenständige Marke eindeutig zu erkennen sein wird. Um dieses ambitionierte Ziel zu errei chen, hat das Büro kleboth lindinger partners eine Prozessarchitektur entworfen, in deren Rahmen der Weg vom Denkbaren zum Möglichen konsequent und transparent beschritten wird. Das komplexe Thema Stadtentwicklung wird dabei von Experten aus verschiedenen Disziplinen vertieft, Perspektiven werden entwickelt zu den Themen Grün- und Freiraum, Stadtszenarien, Nutzungsvielfalt, Mobilität, Energie und Wohnen. Zudem werden zentrale Aspekte des Lebens in einer Stadt der Zukunft aus der soziokulturellen Perspektive heraus formuliert und bearbeitet. All dies sind Themen, innerhalb derer Graz-Reininghaus konsequent weitergedacht wird, und aus denen sich ein erstes, noch stark abstraktes Stadtmodell des zukünftigen Stadtteils von Graz ergeben wird.
Ein Stadtzentrum im Grazer Westen
Vielfalt durch Urbanit채t
Graz-Reininghaus als Marke
Der Prozess als Qualit채t
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Asset One als Impulsgeber
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5 Die Reininghaus-Methode
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Perspektiven der Entwicklung von Graz-Reininghaus Stadtszenarien Grün- und Freiraum Nutzungsvielfalt Mobilität Energie Next City
Perspektive Grün- und Freiraum Bilder des Frei- und Grünraums als erste konkretisierte Bilder eines Stadtteils, das war die Idee. Also wurden sieben europäische Landschaftsarchitekturbüros aus Graz, Wien, Meran, Karlsruhe, Paris und Amsterdam eingeladen, Vorschläge für den Freiraum in Graz-Reininghaus zu machen. Ganz bewusst nicht als Wettbewerb gedacht, sondern als Sammlung von Ideen und Anregungen. Die eingebrachten Vorschläge waren vielfältig und reizvoll: Sie reichten von kleinen Interventionen wie einem Giraffengehege im bestehenden Malzsilo oder einer Sichtbarmachung der bestehenden Quellen durch Fontänen und Trinkhäusern bis hin zu gesamthaften Lösungen wie etwa einem Central Park in der Mitte von Graz-Reininghaus. In einem zweitägigen Symposium waren alle sieben Landschaftsarchitekten am 24./25. Juni 2008 in Graz-Reininghaus und diskutierten dabei gemeinsam mit Vertretern der Stadt Graz grundlegend und intensiv wesentliche Fragen der Freiraumplanung. In einer Abendveranstaltung wurden die Entwürfe öffentlich diskutiert. Eine ausführliche Publikation zum Thema liegt vor.
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Perspektive Nutzungsvielfalt Beim Begriff „Urbanität“ haben wir Bilder von vielfältigem städtischen Leben vor unserem geistigen Auge, einen bunten Mix von Geschäften und Lokalen, einen attraktiven, hoch frequentierten öffentlichen Raum, ein selbstverständliches Nebeneinander unterschiedlicher Kulturen, Gesellschaftsschichten und Generationen. Und dies alles am besten rund um die Uhr. Abgesehen von den Metropolen entsprechen am ehesten die historischen Zentren der Mittelstädte diesem Ideal. Stadtneugründungen dagegen zeichnen sich meist durch Sterilität aus, und das, obwohl sich viele Stadtplanungen der letzten Jahrzehnte Nutzungsmischung, die Stadt der kurzen Wege, Belebung der Gebäudesockelzonen etc. zum Ziel gesetzt hatten. Offensichtlich stehen gesellschaftliche Rahmenbedingungen, normative Vorschreibungen, wirtschaftliche Überlegungen oder auch nur Gewohnheiten diesen an sich so wünschenswerten Eigenschaften im Weg. Im Sinne unseres Gesamtmottos ‚Stadt ermöglichen’ wollen wir daher in der Perspektive Nutzungsvielfalt diesem Thema auf den Grund gehen und darüber nachdenken, in welchem Bereich die Durchmischung von Funktionen und Bevölkerungsgruppen Vorteile bringen und wie dies bei einer städtebaulichen Entwicklung wie in Graz-Reininghaus Berücksichtigung finden kann. Eine Publikation zum Thema liegt vor.
Die Reininghaus-Methode
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Perspektive Mobilität Mobilität ist eines der Kernthemen für eine erfolgreiche Standortentwicklung. Einerseits sind einfache Erreichbarkeit und optimale Anbindung an überregionale Wegenetze unabdingbare Bedingungen jedes erfolgreichen Immobilienprojekts. Andererseits stellt die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum einen wesentlichen weichen Standortfaktor dar. Dabei greift das Thema Mobilität in einem Stadtteil elementar in den Alltag von Bewohnern und Passanten ein. Ein derart großes Betrachtungsgebiet wie Graz-Reininghaus bietet besondere Chancen, das Mobilitätsverhalten der Menschen grundlegend zu ändern. Hierfür zwei Beispiele: 1. Wenn ein „autofreies“ Wohnhaus errichtet wird, bleiben für die Bewohner durch den Transitverkehr trotz allem noch die üblichen Belastungen des motorisierten Verkehrs. Denkt man aber das Modell innerhalb eines Stadtteils durch, so summieren sich die Vorteile: Kein Autolärm, maximale Verkehrssicherheit für Fußgänger auf den Straßen, und die Gestaltung des Straßenquerschnitts folgt verstärkt den Anforderungen der Aufenthaltsqualität. 2. Steht das Auto nicht direkt unter den jeweiligen Wohnhäusern, sondern in zentralen Sammelgaragen, können sich vielfältige Perspektiven ergeben: Die scheinbar zwangsweise Koppelung von Wohnung und Parkplatz wird aufgehoben, dadurch wird Wohnraum billiger. Öffentliche Verkehrsmittel sind gleich gut oder besser erreichbar als die privaten Autos, dadurch erhöht sich die Akzeptanz des öffentlichen Personennahverkehrs.
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Und schließlich führt die vermehrte Benutzung des öffentlichen Raums zu mehr Sozialkontakten und zur Aktivierung der Sockelzonen, wo Geschäfte in fußläufiger Umgebung entstehen können. Die Perspektive ‚Mobilität’ wird im Zeitraum April bis Oktober 2008 bearbeitet. Die Ergebnisse werden anschließend in dieser Dokumentationsreihe zusammengefasst.
Perspektive Energie Es ist das hochgesteckte Ziel zukunftsorientierter Stadtentwicklungen, „energieneutral“ zu sein. Das heißt, der Betrieb des Stadtteils erfolgt ohne externe Energie (Elektrizität, Gas, Öl usw.), sondern die benötigte Energie wird in bzw. an den Häusern selbst erzeugt, meist durch Solaranlagen, Solarzellen, Erdwärme, Grundwasser etc. Die Energie, die in die Herstellung und Entsorgung der Bauwerke investiert wurde (graue Energie), wird innerhalb des Lebenszyklus ebenfalls erwirtschaftet. Wie eine derartige saubere Vision Wirklichkeit werden kann, wird in dieser Perspektive geklärt. Dabei geht es einerseits um die technisch sinnvolle Machbarkeit solcher Vorhaben und andererseits um das Aufzeigen von Verwertungschancen der Immobilien. Besonders spannend erscheint dabei, welche Synergien sich durch die ganzheitliche Betrachtung der Energiebilanz eines ganzen Stadtteils ergeben. Denn gerade unterschiedliche Funktionen und Nutzungszeiten bergen überraschende Möglichkeiten, wenn die Abwärme des einen Gebäudes zum Heizen des nächsten dient, wenn Büros blendfrei nach Norden und Wohnungen zur Sonne orientiert sind, und wenn darüber hinaus Wege des täglichen Bedarfs fußläufig in Graz-Reininghaus stattfinden. Die Perspektive ‚Energie’ wird im Zeitraum April bis November 2008 bearbeitet. Die Ergebnisse werden anschließend in dieser Dokumentationsreihe zusammengefasst.
Die Reininghaus-Methode
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Perspektive Next City Wie man Stadt im Rahmen der absehbaren Veränderungen unserer Gesellschaft denken kann, ist Gegenstand der stadtsoziologischen Perspektive, die im Projekt Graz-Reininghaus unter der Überschrift „Next City“ bearbeitet wird. Durch Forschungskooperationen u. a. mit der Zeppelin University Friedrichshafen und Einbindung internationaler Experten werden all die relevanten gesellschaftlichen Fragestellungen aufgegriffen, die sich mit dem Übergang der modernen Gesellschaft in eine post-moderne Weltgesellschaft für die Entwicklung urbaner Räume ergeben. Dabei steht insbesondere die Neubewertung der Frage nach Heimat und Ver-Ortung des Menschen in Zeiten globaler, zunehmend virtueller Lebenszusammenhänge im Mittelpunkt. Die Ergebnisse dieses Arbeitsprozesses werden in Form eines „stadtsoziologischen Pflichtenhefts“ zusammengefasst, in dem Überlegungen und Anforderungen an eine „Nächste Stadt“ am konkreten Beispiel von Graz-Reininghaus durchdekliniert und festgehalten werden. Ein dreitägiges Symposium zum Thema findet vom 13. bis 15. November 2008 in Graz-Reininghaus statt.
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Ausblick: Stadtmodell Reininghaus In diesem kommenden Prozessschritt werden die bisher gesammelten Inspirationen, Ideen und Perspektiven erstmals gebündelt und materialisiert. Dies wird in Form von sogenannten „Stadtmodellen“ geschehen, die man als abstrahierte Verräumlichungen interdisziplinär gedachter Stadtideen verstehen kann. Sie sind die umfassende Materialisierung der vielfältigen Überlegungen für Graz-Reininghaus, die Übersetzung wünschenswerter Eigenschaften aus unterschiedlichen Disziplinen in ein auch grafisch dargestelltes Stadtmodell. Die Konzeption der Stadtmodelle wird stark geprägt sein von Wissen, Erfahrung und vom bisherigen Prozess. Darauf aufbauend werden sich wiederum durch die subjektive Wahrnehmung geprägte, kreativ individualistische Lösungsvorschläge ergeben. Die Varianten dieser „Stadtmodelle“ werden ein Spektrum an prinzipiellen Möglichkeiten für Graz-Reininghaus liefern und so Richtungsentscheidungen für die weitere Entwicklung erleichtern. Ihnen folgen intensive Diskussionen, Evaluierungen durch externe Experten, Kommentare und Kritik – danach wird aus den vorgelegten Varianten eine ausgewählt. Diese wird dann zum „Stadtmodell Reininghaus“.
Das „Stadtmodell Reininghaus“ wird zum Haltegriff, Schrittmacher und Gradmesser für alle weiteren Umsetzungsmaßnahmen von Graz-Reininghaus. Erst danach werden die herkömmlichen Entwicklungs- und Planungsschritte, wie Bebauungsplanung, Projektplanung usw., zum Einsatz kommen – auf unserem höchst ambitionierten Weg zu einem „normal funktionierenden Stadtteil des 21. Jahrhunderts”.
Die Reininghaus-Methode
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Das Areal Graz-Reininghaus >>
Das Areal Graz-Reininghaus
Graz-Reininghaus Im Westen von Graz liegt, nur 1.800 Meter vom historischen Stadtzentrum entfernt, das 545.786 Quadratmeter große Areal der ehemaligen Brauerei Reininghaus. Zurzeit ist dieser Teil der Stadt weitgehend ein weißer Fleck auf dem Stadtplan. Graz-Reininghaus ist im Wesentlichen eine große, durch charakteristische Pappelhaine strukturierte Grünfläche mit einigen Industriegebäuden als Altbestand.
Graz westlich der Bahnlinie 66.548 Einwohner, ca. 23 % der Grazer Bevölkerung
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Charakteristika von Graz-West Graz-West bezeichnet das Gebiet westlich der Südbahnstrecke. Hier leben mehr als 66.000 Menschen, also rund ein Viertel der Grazer Bevölkerung. Neben ausgedehnten Wohnsiedlungen, Einfamilienhaussiedlungen und Kleingartenarealen wird dieser Teil der Stadt mit seiner Nähe zum Hauptbahnhof seit dem 19. Jahrhundert von gewerblich-industriellen Nutzungen und im 20. Jahrhundert vom langsamen Abbröckeln des Industriegürtels dominiert. Die Zuordnung zu den vier Grazer Stadtbezirken Eggenberg, Lend, Gries und Wetzelsdorf verhinderte die Entwicklung eines gemeinsamen Zentrums. Bis ins 19. Jahrhundert war die Gemeinde Wetzelsdorf stark landwirtschaftlich geprägt und die Marktgemeinde Eggenberg ein traditioneller Wohnbezirk. Diese Charakteristika wurden mit dem Zuzug von Arbeitern im späten 19. Jahrhundert und mit der Umwandlung der beiden Gemeinden in Stadtbezirke von Graz im Jahr 1938 aufgeweicht. Die Gründung der Pädagogischen Akademie 1968 (jetzt Kirchliche Pädagogische Hochschule) in Eggenberg, die Ansiedlung des Unfallkrankenhauses 1981 und des LKH Graz-West 2003 sind weitere Faktoren der sehr heterogenen Siedlungs- und Sozialstruktur, die die Ausbildung einer eigenen Identität dieses Gebiets verhindert haben.
Auch das ehemalige Gelände der Brauerei Reininghaus wurde lange als Industrie- und Wohngebiet genutzt. Nach der Schließung des Produktionsstandortes nach dem Zweiten Weltkrieg sind landwirtschaftliche und zu einem geringen Teil auch gewerbliche Nutzungen verblieben. Das Gelände verfiel in eine Art Dornröschenschlaf. Vor wenigen Jahren wurde ein Start-up-Center für innovative Unternehmen auf dem Areal eingerichtet, diverse Firmen und eine Kinderkrippe und Kindergarten ließen sich hier ebenso nieder. In der unmittelbaren Nachbarschaft des Geländes im Norden und Osten überwiegt die gewerbliche und öffentliche Nutzung, im Süden und Westen schließen Wohngebiete an.
Größere Unternehmen, Einrichtungen und Institutionen in unmittelbarer und mittelbarer Umgebung: Richtung Norden und Nordosten: Fachhochschule Joanneum AVL List Skills Center & Academy DiTEST Siemens Transportation Österreich Graz-Köflacher-Bahnhof Graz-Hauptbahnhof Helmut-List-Halle Baumarkt Hellweg Richtung Osten und Südosten: Roche Diagnostics Austria Marienhütte Stahl- und Walzwerk Kormann Baustoffe Nahverkehrsknoten Don Bosco
Der Schwarzplan zeigt die Bebauungsstruktur der Stadt Graz
Das Areal Graz-Reininghaus
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Historische Entwicklung des Gebiets
14. Jahrhundert Die Stadt Graz errichtet ein Mauthaus am Grazer Steinfeld am Kreuzungspunkt der OstWest- und Nord-Süd-Routen, die bereits in der Römerzeit bekannt waren.
16. Jahrhundert Ein neues Mauthaus entsteht an der Stelle, wo sich heute das Restaurant Reininghaus befindet.
1853 Der aus Westfalen stammende Johann Peter Reininghaus und seine Frau Therese Mautner Markhof kaufen das Mauthaus und das dazugehörige Areal.
1855
Johann Peter und sein Bruder Julius Reininghaus gründen die Firma „Brüder Reininghaus“. Sie bauen die erste mit Dampf betriebene Brauerei der Steiermark und melden mehrere Patente für Brauereigeräte an. In den kommenden Jahrzehnten werden Eisteiche angelegt, ein Kanal zur Mur gegraben und ein Sportplatz angelegt, der heute noch existiert. 1882 Anschluss des Geländes an die Südbahn.
1892 Die Brauerei zählt 700 Mitarbeiter und ist damit die fünftgrößte der Monarchie. Die Brüder Reininghaus beteiligen sich an der Gründung der Grazer Tramwaygesellschaft, am Elektrizitätswerk in Lebring und am Bau der Schlossbergbahn.
Im Grazer Gemeinderat wird der „Generalbebauungsplan 1892 der Stadt Graz mit allen Teilen als Rahmenentwurf für die bauliche Entwicklung der Stadt in den nächsten 50 – 100 Jahren“ beschlossen. Der bürgerliche Hausbau und die Betonung von Grünräumen als Teil der städtischen Wohlfahrt sind zwei markante Kennzeichen dieses Beschlusses. Die Marktgemeinde und Arbeitervorstadt Eggenberg hat ein eigenes Rathaus, ein Bauamt, ein Volksbad und 68 Gemischtwarenhandlungen.
1900 und 1901 werden zwei Straßenbahnlinien in den Grazer Westen eröffnet. Der Landbesitz der Brüder Reininghaus reicht bis zum heutigen Weblinger Gürtel.
Nach 1918 Die Förderung des Kleinwohnungsbaus führt in den Stadtrandgebieten von Graz zum Bau zahlreicher Einzelhäuser mit Gartenanteil. Karl Hoffmann ortet in dieser Tendenz 1928 eine fehlende „notwendige Zusammenfassung zur städtebaulich befriedigenden Einheit“ und schlägt eine nutzungsbezogene Gebietsaufteilung vor, die in ihrer Funktionsaufteilung bereits die Richtung späterer Flächenwidmungspläne einschlägt und auch auf die Nachbargemeinden von Graz Bedacht nimmt – zu denen damals auch Eggenberg und Wetzelsdorf gehören.
1938 Eggenberg, Wetzelsdorf und weitere Gemeinden westlich der Südbahn werden eingemeindet. Graz erreicht damit seine noch heute gültige Ausdehnung.
1939 Emigration der Familie Reininghaus.
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Grazer Stadtansichten um 1565 und 1600
Kartenausschnitte von 1908 und 1934
Das Areal Graz-Reininghaus
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Karte von 1971
Ansicht der Brauerei aus dem Jahr 1908
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1941 NS-Pläne zum Ausbau von Graz zum „Bollwerk gegen Südosten“ mit Platz für 300.000 bis 400.000 Einwohnern samt überdimensionalen Stadtachsen und Aufmarschplätzen. Von den NS-Plänen werden lediglich einige Wohnbauten in der Nähe des Zentralfriedhofs realisiert.
1944 /1945 Die Brauerei Reininghaus wird mit der Brauerei Puntigam zwangsfusioniert. Auf dem Reininghaus-Gelände wird unterirdisch Kriegsgerät produziert. Die Brauerei wird mehrmals Opfer von Bombenangriffen und ist bei Kriegsende stark beschädigt.
1946 /47 Die Familie Reininghaus kehrt aus dem Exil zurück. Die Bierproduktion wird nach Puntigam verlegt.
1948 Städtebauliche Planung für Graz durch BleichEhrenberger-Gallowitsch, die sich an den Prinzipien der Moderne und an Le Corbusiers „offener Stadt“ orientiert. Entwurf eines auf die Topographie abgestimmten Planes für die Festlegung von hochhausfreien Zonen.
1960er-Jahre Der Generalverkehrsplan widmet sich der Erschließung der ganzen Stadt für den Autoverkehr. Der Plan, die Nord-Süd-Verkehrsachse des Fernverkehrs durch Eggenberg zu leiten und mehrere Anbindungen ins Zentrum zu schaffen, wird von Bürgerinitiativen verhindert. Umfahrung von Graz durch den Plabutschtunnel als Alternativvariante.
1975, 1982, 1992 Die Flächennutzungs- bzw. Flächenwidmungsplanung der Stadt Graz nimmt immer stärker die Position der örtlichen Raumordnung ein. Schwerpunkte sind die Begrenzung des Baulandverbrauchs, das Abblocken von aus dem Rahmen fallenden Vorhaben sowie bewahrende Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität.
1995 – 1999 Im Rahmen des EU-Programms URBAN I erfolgt 1997 die Ansiedlung der FH Joanneum an der Kreuzung Eggenberger Allee/Alte Poststraße als Impuls für die Aufwertung des Grazer Westens.
1997 Übernahme der Steirerbrau AG durch die Brau Union.
2001 – 2005 Im Rahmen von URBAN II werden u. a. der Bau der Helmut-List-Halle beschlossen und der Ausbau des FH-Campus Graz-West, der Unterführung des Straßenübergangs der Graz-Köflach-Bahn in der Alten Poststraße, die Einrichtung des Start-up-Centers im „Businesspark Reininghaus“ und weitere Projekte zur städtebaulichen Entwicklung von GrazWest unterstützt.
2003 Heineken erwirbt die Aktien der Brau Union.
2005 Asset One erwirbt das Gelände von GrazReininghaus.
Das Areal Graz-Reininghaus
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Perspektive Stadtszenarien >>
Perspektive Stadtszenarien
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Ausgangslage & Ziel
Vorgehen
Zu Beginn eines derartig vielfältigen Projekts wie das einer Stadtentwicklung haben alle Beteiligten völlig unterschiedliche, meist nur diffus gefasste Bilder von Stadt im Kopf. Jeder von uns versteht etwas anderes unter den Begriffen „urban“, „lebenswert“ oder „offen“. Unterschiedliche Vorstellungen über Projektziele führen zu Missverständnissen. Konsistente Kommunikation hingegen erleichtert allen Beteiligten den Zugang zum Projekt und unterstützt so die Planungssicherheit bei den weiteren Schritten. Klare Bilder fördern überdies eine wirtschaftliche Abschätzung des Gesamtprojektes und minimieren Reibungsverluste. Die zahlreichen Facetten der Stadtentwicklung vielseitig und umfassend zu beleuchten, war daher das übergeordnete Ziel der Perspektive „Stadtszenarien“ im Entwicklungsprozess von Graz-Reininghaus. Insbesondere sollten die Erfahrungen und Sichtweisen von international erfahrenen „Stadtvordenkern“ dabei helfen, Potenziale aufzuzeigen, Fragen aufzuwerfen und mögliche Marschrichtungen zu skizzieren. Dabei wurde nicht beabsichtigt, städtebauliche Entscheidungen für Graz-Reininghaus vorwegzunehmen. Vielmehr wurden mögliche Wege und Richtungen aufgezeigt und Stadtbilder generiert, an denen der Arbeitsprozess weitergeführt werden kann. Die Zielrichtung für die städtische Entwicklung muss entschieden werden, um sich, darauf aufbauend, mit Fragen der Nutzungsverteilung, der Erweiterbarkeit, Erschließungsmöglichkeiten, Etappenschritten etc. befassen zu können. Dies sind wesentliche Eigenschaften der Stadt, die schon vor der eigentlichen Formfindung definiert werden sollten.
Die gewählte Vorgehensweise baut auf der Einbeziehung namhafter Konsulenten auf. Es gelang uns, Joan Busquets, Andres Duany, Erick van Egeraat, Vittorio Magnago Lampugnani, Dietmar Leyk, Philipp Oswalt, Kazunari Sakamoto und Dirk Baecker zu gewinnen, um in zwei Schritten über mögliche Stadtszenarien von Graz-Reininghaus nachzudenken.
Interviews Zu Beginn standen Interviews mit den acht international bekannten Stadtvordenkern an ihren Wirkungsstätten – Berlin, Friedrichshafen, Rotterdam, Zürich, Barcelona, Miami und Tokyo. Wir befragten sie zu Vor- und Nachteilen unterschiedlicher Stadtmodelle bzw. zu ihren Sichtweisen und Erfahrungen bei der Entwicklung von Stadtteilen. Als Gesprächsform wurde ein thematisch-vorstrukturiertes Interview gewählt, wobei sowohl Form als auch Art und Weise des Konsulenteninterviews offen gehalten wurden. Es konnte jederzeit spontan und auch seitens des Konsulenten weitgehend frei gestaltet werden. Zur Vorbereitung auf das Interview waren den Konsulenten vorab Unterlagen zu Graz-Reininghaus und möglichen Diskussionsthemen zugestellt worden. Diese konnten in unterschiedlicher Intensität behandelt werden, wobei sich die Inhalte des Interviews auf GrazReininghaus fokussieren sollten. Empfehlungen, Erfahrungen, Antworten und Fragestellungen der Konsulenten zu Graz-Reininghaus wurden aufgezeichnet, um darauf zu gegebenem Zeitpunkt zurückgreifen zu können.
Symposium Wenige Wochen nach den Konsulenteninterviews wurde am 1. und 2. Juli ein Symposium veranstaltet, bei dem die Konsulenten nach Graz-Reininghaus kamen, um gemeinsam die unterschiedlichen Standpunkte zur zukünftigen Stadtentwicklung zu erörtern. Die Themenbereiche des Symposiums entstanden auf Grundlage der Konsulenteninterviews. In einzelnen Blöcken wurden sie – über beide Tage verteilt – von den Konsulenten diskutiert: Am ersten Tag haben sich die Sessions mit den Impressionen vom Gelände, seinen Chancen und Möglichkeiten, mit Wachstum und Entwicklung sowie mit Regeln und Flexibilität befasst. Am zweiten Tag wurden die vorliegenden Grünraumkonzepte, die Bedeutung von ‚öffentlich’ und ‚privat’, mögliche Planungsregeln und -methoden erörtert.
Perspektive Stadtszenarien
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Materialien Als Briefingunterlagen für die Perspektive „Stadtszenarien“ wurden Informationen zum Areal Graz-Reininghaus, zum Projekt und zur Vorgehensweise aufgearbeitet. Darüber hinaus wurden archetypische Stadtmodelle und stadtstrukturelle Qualitätsfilter und -kriterien dargestellt. Statements zu den Themen Allgemein-Thematisches, Sozial-Räumliches, Ökonomisch-Räumliches‚ Funktional-Räumliches, Phänomenal-Räumliches, Prozesshaft-Zeitbezogenes und Kulturgeschichtliches sollten als Gedankenanregung dienen. In der Entwicklung der Städte haben sich verschiedene Stadttypologien herausgebildet: Kompakte Stadt Patchwork /Archipel Sprawl New and Old Urbanism Hybrid /Centercourt Utopia/Strangeness (Von oben links nach unten rechts)
Stadtstrukturelle Qualitätsfilter und -kriterien Stadt entsteht aus den wechselseitigen Beziehungen von Klima, Kultur, Gesellschafts- und Wirtschaftsform – und durch menschliche Tätigkeiten und Handlungen. Es gibt verschiedene Faktoren, die Einfluss auf die Entwicklung einer Stadt haben. Eigentum Strukturgrößen und Körnigkeit, Durchlässigkeit und Zugänglichkeit, öffentlicher und privater Raum Frequenz Dichte, Bewegung und Transport, Zeit und Ruhe, Nähe und Erreichbarkeit Nutzung Milieu und Image, Nichtnutzung und Aneignungspotenzial, Verteilung und Mischung Wachstum Veränderung und Wandlung, Hierarchie und Organisationsmuster Örtliche Voraussetzungen Klima, Flora und Fauna, Kultur und Politik, Gesetze und Förderungen Irrationales Symbolik, Ortsmythen, Brüche in der vorhandenen Struktur, Unvorhersehbares, Nebeneffekte Rationales ökonomische, ökologische und finanzielle Fakten, Muster der Ordnung und Geometrie
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Miami
Barcelona Rotterdam Berlin
Tokyo
Friedrichshafen Z端rich International vernetzter Prozess: Die B端ros der Stadtvordenker f端r Graz-Reininghaus
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Die Konsulenten >>
Erick van Egeraat
Der positive Schock Mit Erick van Egeraat sprach Wojciech Czaja
Erick van Egeraat Geboren 1956 in Amsterdam, studierte bis 1984 an der TU Delft. 1983 startete er als Mitbegründer und Partner das international bekannte Architekturbüro Mecanoo. 1995 gründete er Erick van Egeraat associated architects (EEA). Er arbeitet heute mit mehr als 160 Mitarbeitern und Büros in Rotterdam, London, Moskau, Budapest und Prag an einem internationalen Portfolio herausragender Projekte. In den 25 Jahren seiner praktischen Tätigkeit hat Erick van Egeraat über 100 Projekte in verschiedenen Ländern realisiert und zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten. Die Planungen von EEA umfassen ein breites Spektrum unterschiedlichster Projekte, von Bürogebäuden, Wohnkomplexen, Gebäuden für öffentliche und kulturelle Nutzungen bis zu Zentren mit gemischter Nutzung und anderem. 2000 erstellte EEA für den Businesspark Milanofiori den Masterplan. Das Planungsgebiet umfasst ca. 364.000 m² und soll bis 2010 fertiggestellt werden.
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Das Projekt Bratislava Riverside liegt ca. fünf Minuten Fußweg vom Stadtzentrum entfernt direkt an der Donau. Das Gebiet soll eine gemischte Nutzung erfahren und eine starke Identität erhalten. EEA waren als verantwortliche Architekten für die Erstellung des Masterplans zuständig. Das Projekt Ichthushof ist Teil des ‚Kop van Zuid‘Areals in Rotterdam. Es soll zukünftig eine wichtige Rolle bei der Belebung des Areals spielen und ist deswegen ein Bestandteil der Planungen, die Stadt nach Süden zu erweitern. Ichthushof soll Büround Wohnnutzungen, die Erweiterung der InHolland Hogeschool und zahllose andere Funktionen in der Sockelzone beherbergen.
Unter Stadtplanung und Städtebau können sich nur die wenigsten Menschen etwas vorstellen. Woran liegt das? Das stimmt, und das hat einen einfachen Grund. Im 20. Jahrhundert haben wir auf der ganzen Welt Städte erweitert und dabei bestehende Stadtstrukturen zerstört. Viele Leute verbinden mit Städtebau daher vor allem etwas Negatives. Sehr oft wird darauf vergessen, dass wir ja auch viele alte Städte haben, die wir bis heute sehr schätzen – und auch diese wurden eines fernen Tages geplant. Geändert hat sich leider die Qualität im Umgang mit dem Neubauen und Erweitern. Früher hat man Charakter geschaffen, heute ist das eine Seltenheit. Warum ist das so? Der Unterschied ist, dass man sich früher darum bemüht hat, die Städte aus einem Guss zu bauen und die bestehenden Strukturen aufzunehmen und weiterzudenken. Die Planer haben sich damals mit den Eigenheiten einer Stadt ernsthaft auseinandergesetzt. Viele Architekten wollen das heute aber nicht mehr. Sie bauen lieber alles neu. Das ist ein Fehler.
Worauf ist bei einer Stadterweiterung wie bei Graz-Reininghaus größter Wert zu legen? Was muss und was darf auf gar keinen Fall passieren? Auf keinen Fall darf Graz-Reininghaus ein Außenbezirk oder eine Schlafstadt werden. Das Areal ist größer als die Altstadt! Und diese Altstadt wird für die Bevölkerung auch der Maßstab sein. Wenn der neue Stadtteil nicht mindestens genauso gut oder sogar besser wird, dann ist es auch nicht verwunderlich, wenn niemand hierherkommen will.
Wie lange? Zehn Jahre. Mindestens zehn Jahre. Erschienen am 5. Juli 2008 in der Zeitung DER STANDARD. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Verlags.
Das sind alles nur Hard Facts. Solche Hard Facts sind wichtig, sie bestimmen die Basis. Doch ohne Identität und Charakter können Sie niemals einen funktionierenden Stadtteil aus dem Boden stampfen. Leider vergessen zu viele Architekten, Investoren und Politiker die Emotion! Aber die Gefahr besteht hier kaum. Graz-Reininghaus wird so langsam und vorsichtig entwickelt, dass ich positiv schockiert bin! Da kommt plötzlich ein privates Unternehmen daher und zeigt der Öffentlichkeit, wie so etwas geht. Und zwar? Indem man bestehende Strukturen erhält und die Atmosphäre des Ortes verstärkt. Das ist einfach gesagt, aber leider nur sehr schwer zu realisieren. Welche Rolle spielen im Städtewachstum Chaos und Zufall? Ich bin ein Liebhaber der Schönheit und Bescheidenheit. Ich denke, wer seine Arbeit beherrscht und gut plant, der schafft es auch ohne Chaos. Eine gewisse Zeit zum Wachsen und Reifen ist jedoch nötig.
Die Konsulenten
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Andres Duany, Duane Phillips, DPZ
Andres Duany 1977 begründete Andres Duany das Architekturbüro Arquitectonica mit. 1980 folgte Gründung von Duany Plater-Zyberk & Company zusammen mit seiner Frau Elizabeth Plater-Zyberk in Miami. Das Büro ist heute international tätig und hat mehrere Filialen in den USA und Partnerbüros in Europa und Asien. Andres Duany ist Mitbegründer des Congress for the New Urbanism. Seit 1975 ist er an der University of Miami in der Lehre tätig.
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Duane Phillips Nach seinem Studium in London und den USA ist Duane Phillips seit 1985 in Berlin tätig. 1993 gründete er sein Büro Duane Phillips, Architektur und Städtebau. Seit 1987 ist er Kontaktarchitekt für DPZ-Projekte in Deutschland. 2005 gründete er DPZ Europe, dessen Direktor er seitdem ist. DPZ Europe betreut zahlreiche Projekte in Europa, Russland, Ägypten und der Türkei.
Seit ihrer Gründung 1980 haben Duany Plater-Zyberk & Company Planungen für mehr als 250 neue und bestehende Gemeinden fertiggestellt. Ihr Werk hatte einen großen Einfluss auf die Entwicklung und die Praxis des Urban Planning in den Vereinigten Staaten. Die Projekte von DPZ wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit zwei National AIA Awards und zwei Governor‘s Urban Design Awards for Excellence. DPZ wenden in ihren Projekten ein Planungsverfahren an, das einerseits erlaubt, alle Beteiligten und ihre Ideen in den Planungsprozess einzubinden, und andererseits das Planungsverfahren zeitlich komprimiert. Bei einer Charette werden innerhalb von maximal 14 Tagen im Planungsgebiet selbst alle relevanten Fragen entschieden, ohne dass DPZ im Vorfeld entwerferisch tätig werden. Der erste Tag beginnt mit dem Kennenlernen des Areals, an den folgenden Tagen werden jeweils andere Themen bearbeitet, jeden zweiten Tag werden die Entwürfe vorgestellt, diskutiert und ausgewertet. Das Planungsteam besteht zu einem Teil aus Mitarbeitern von DPZ, zum anderen Teil aus ortseingesessenen Planern, den betroffenen Planungsämtern und Teilen der Bevölkerung.
‘Everything we do should be classy!’ Die Gegenwart ist irrelevant – wir müssen im Städtebau 25 Jahre übersetzen und vorausdenken. Das ist der Unterschied zwischen Architektur und Städtebau: Städtebauer erzeugen Kontinuität. Und: Um ein gutes Projekt zu realisieren, braucht man 15 Jahre. Offenheit im Planungsprozess führt zu Mittelmäßigkeit. Wann haben wir den Weg, Städte zu bauen, verlassen? Die besten Städte sind im 18. Jahrhundert gebaut worden, dann wurde der Städtebau kontinuierlich schlechter. Das Zentrum sollte immer beim Verkehrsknotenpunkt sein. Frequenz produzieren! Je mehr Menschen da sind, umso besser für alles: Alles funktioniert besser, die Schulen sind besser, die Donuts frischer. Landmarks sind schon sehr abgenutzt. Umwelt und Nachhaltigkeit sind entscheidende Themen für die heutige Stadtentwicklung. Energiebewusstsein strahlt Seriosität aus. – Wann ist der letzte Moment, um eine verantwortungsvolle Entscheidung zu treffen? Diesen Punkt gilt es immer wieder neu zu finden.
Regeln für guten Städtebau 1. Vielfalt erzeugen. 2. In der Architektur Dinge verbieten, aber keine Vorschläge machen. 3. Liste von positiven Beispielen erstellen, „E-thoughts“: Eine Sammlung guter Ideen. So wird jedes Projekt so angelegt, dass es am Schluss besser als am Anfang ist. 4. Spezielle Atmosphären kreieren. 5. Die Materialvielfalt reduzieren.
Dinge, die für die Stadtentwicklung wichtig sind 1. Flughafen: Wie viele Flüge gibt es pro Tag? 2. Jobs: Situation der Jobangebote und der Ausbildung 3. Wie nahe an der Natur? Skifahren, Wandern ... 4. Städtische Qualitäten 5. The ‚Cool Factor’ – vor allem für die Kreativen wichtig.
Das Gespräch mit Andres Duany wurde am 28. Mai 2008 in Miami geführt, das Symposium hat Duane Phillips von DPZ Europe (Berlin) besucht.
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Kazunari Sakamoto
Kazunari Sakamoto Nach seiner Lehrtätigkeit an der Kunsthochschule Musashino ist Kazunari Sakamoto seit 1983 am Tokyo Institute of Technology tätig, seit 1991 als Professor. Er wurde mit dem Togo Murano Award und dem Architectural and Institute of Japan Award ausgezeichnet. In Europa ist Kazunari Sakamoto durch den Wettbewerb Werkbundsiedlung Wiesenfeld bekannt geworden, den er mit seinem Projekt gewonnen hat.
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Zu Kazunari Sakamotos wichtigsten Werken zählt das House F, für das er 1990 mit dem Architectural Institute of Japan Award ausgezeichnet wurde, und die Common City Hoshida, für die er den Togo Murano Award erhielt. Für die Werkbundsiedlung Wiesenfeld in München sah Sakamotos Enwurf eine gleichmäßig verteilte Dichte von kompakten, annähernd quadratischen Baufeldern vor, auf denen sich schlanke Bauten in unterschiedliche Höhen entwickeln sollten. Zwischen den Häusern erstreckt sich ein kontinuierlicher, gemeinschaftlicher Freiraum. Öffentliche Einrichtungen wie Kindergärten waren in Flachbauten im Zentrum der Siedlung platziert. Die Fertigstellung war für 2010 geplant, die Siedlung wird jedoch nicht errichtet.
Projekt Graz-Reininghaus Das Grazer Projekt sieht Kazunari Sakamoto im totalen Gegensatz zu den High-SpeedProjekten im arabischen Raum. Um ein Projekt sinnvoll und nachhaltig zu entwickeln, sei es unerlässlich, intensiv Forschung zu betreiben und Meinungen einzuholen. Ein derartiges ‚Long-Time-Project’ wäre nur in Europa möglich. Somit sei die Vorgangsweise an sich schon ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal im Vergleich zu anderen Stadtentwicklungen. Eine Dichte von ca. 12.000 Einwohnern auf 55 ha erscheint Sakamoto sehr sinnvoll, die Dichte sei angemessen. In Asien werden Städte meist viel dichter besiedelt, das sei längerfristig ein Fehler. Bauhöhen In Europa, hat Sakamoto festgestellt, ist das Festschreiben der Höhen ein entscheidendes Planungsinstrument und nur schwer zu durchbrechen. Unterschiedliche Höhen machen eine Stadt lebendiger. Aber in Europa will man die Stadt designen. Je weniger Regeln, umso besser für eine Stadt. In Japan etwa gibt es keinen Bebauungsplan. Der Schnitt, die Höhenentwicklung ist letztendlich für eine Stadt wesentlicher als der Grundriss.
Moderne Stadtentwicklung Für eine moderne Stadt ist es unerlässlich, verschiedene Regeln zu überlagern, nicht die konservative Stadt fortzuschreiben. Kleine Einheiten sind sehr sinnvoll für die Stadt, sie sind nachhaltiger und leichter austauschbar – wenngleich viele Firmen speziell an Großprojekten interessiert sind. Auch die alten Städte sind nicht perfekt. Man kann viel von den alten europäischen und asiatischen Städten lernen, aber diese zu kopieren, ist völlig sinnlos. Nutzungsmischung in Tokyo In Tokyo werden häufig Wohnungen zwischenzeitlich als Büros oder für Gewerbe genutzt. So gesehen sind die Form und die Einbettung in ein soziales Netzwerk wichtiger als die Nutzung, da sich diese häufig ändert.
Stadtzeichen Eine große Stadt braucht Zeichen und Überraschungen, eine Kombination aus flexiblem, ergebnisoffenem System und komponierten Bildern. Komplexe Baukörper erzeugen einen bunten öffentlichen Raum, komplexer Raum bedarf einfacher Baukörper. ‚Designing the distance includes the objects and the space.’ Öffentlicher Raum Besser keine Hierarchie, sondern ein fließender Raum. Kein halböffentlicher Raum, nur privater und öffentlicher Raum. Die Gebäudevolumen stehen somit direkt im öffentlichen Raum. Damit ergeben sich interessante Beziehungen zwischen Innen und Außen. Das Gespräch mit Kuzanari Sakamoto wurde am 26. Mai 2008 in Tokyo geführt.
Sukzessives Erhöhen der Dichte Zuerst mit geringer Dichte auf dem ganzen Areal anfangen und dann sukzessive die Dichte erhöhen oder einzelne verdichtete Knoten errichten? – Sakamoto hält eine Kombination aus beidem für wünschenswert, ebenso eine Kombination aus fixen und flexiblen/temporären Gebäuden. Stadtentwicklungsprozess ohne Bild? Eine Stadtentwicklung ohne festes, starkes Image wäre wünschenswert, aber das ist den Menschen sehr schwer zu vermitteln. Es kann sinnvoll sein, ein offenes System mit einem starken Bild zu verbinden. Diese fixen Bilder können das offene System kaschieren.
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Dietmar Leyk
Maximale Differenz Dietmar Leyk würde bei der Konzeption von Graz-Reininghaus immer die maximale Differenz suchen. Diese führt zu neuen Möglichkeiten und Chancen. Dabei geht es um eine Differenz von Landschaft/bebautem Raum, Identität/Kontinuität, Altstadt/Neustadt.
Dietmar Leyk war zwischen 1991 und 1996 bei Elia Zenghelis’ OMA und bei Daniel Libeskind tätig. 2000 gründete er zusammen mit Petra Wollenberg das Büro Leyk Wollenberg Architekten (lwa) in Berlin. Dietmar Leyk war zwischen 1996 und 2003 an der ETH Zürich tätig, zwischen 2005 und 2007 war er Gastprofessor am Berlage Institute Rotterdam. Die Projekte von lwa umfassen eine große Bandbreite unterschiedlicher Typologien. Das Y-House (2005) in Merenschwand, Schweiz, bietet auf 3.000 m² Raum für Gewerbe- und Wohnnutzungen und ein Restaurant. Das städtebauliche Projekt
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Wägi-Areal in Zürich umfasst 60.000 m². Auf dem ehemals abgeschlossenen Industrieareal werden Dienstleistungs- und Labornutzungen untergebracht. Darüber hinaus befasst sich Dietmar Leyk mit stadtrelevanten Forschungsthemen. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt ParaForm (Schweiz 1998) geht den Fragen nach, wie ein urbanes System trotz geringen Bevölkerungswachstums seine kulturlandschaftlichen Qualitäten dauerhaft steigern und prägnant formen kann, wo Transformationen beginnen und sich Eingriffsflächen für Transformationen befinden. The ReCreate: Beyond the Workspace (Rotterdam 2005/6) beschäftigt sich mit prototypischen Arbeitssituationen am Beispiel von acht Metropolen. Cosmopolitan Voids Berlin (Rotterdam 2006/07) zeigt am Beispiel der städtischen Leerräume von Berlin Möglichkeiten der Gestaltung der europäischen Stadt.
Kollektiver Raum Leyk verwendet statt ‚öffentlicher Raum’ lieber den Begriff ‚kollektiver Raum’. Dieser umfasst öffentlichen Raum und Räume, die der Öffentlichkeit oder einer Teilöffentlichkeit zur Verfügung stehen, z. B. Hotellobbys. So ist das Theater ein klassischer öffentlicher Raum, ein Raum mit einer Nutzung. In einem kollektiven Raum im umfassenden Sinn sind verschiedene Nutzungen in einem Raum möglich. Prozesssteuerung Die Qualität eines Prozesses liegt darin, jede einzelne Disziplin möglichst weit denken zu lassen, ohne diese durch zu frühe Verschränkung mit anderen Disziplinen zu bremsen. Das ist insbesondere bei der Stadtplanung mit hochkomplexen Prozessen nötig, sonst werden vor allem naturwissenschaftliche Disziplinen in ihrer Entfaltung stark eingeschränkt. Die aufbereiteten Ergebnisse eines städtebaulichen Prozesses wie der für Graz-Reininghaus eröffnen Architekten sehr große Freiheiten, da zahlreiche Fakten zugänglich sind. Modellcharakter von Graz-Reininghaus Der Prozess für Graz-Reininghaus kann Modellcharakter für die europäische Stadt haben. Wie könnte man es zu einem prototypischen Verfahren entwickeln?
Architektur ohne Programm Räumlich spannende Bauten ohne klare Nutzung bieten sehr starke Identifikationsmöglichkeiten. Kann man einen Ort ohne Funktion bauen? Kann man Gebäude bauen, um sie sofort umzunutzen? Nutzungsneutrale Räume reichen nicht aus, man benötigt Räume mit Differenz. Temporäre Gebäude Sind temporäre Gebäude ökologisch vertretbar? Vielleicht sollte nicht alles temporär sein, denn die Mischung aus Bestand und Veränderung entwickelt einen besonderen Reiz. Das Temporäre aber lediglich vorzutäuschen, zur Methode zu machen, um leichter zu Entscheidungen zu kommen, stellt eine unzulässige Abkürzung dar, die sich der Ernsthaftigkeit der Arbeit entzieht. Zwischennutzungen/ Zwischennutzer sollten auch permanente Aufgaben bekommen, sollten Teil eines kontinuierlichen Prozesses werden. Attraktivität für Firmen Forschungsunternehmen arbeiten am liebsten in Clustern. Diese brauchen Spezialisten, die wiederum häufig Familien haben. Für die Familien müssen Ausbildungsplätze, Möglichkeiten zum Shopping etc. vorhanden sein. Clusterbildung ist speziell für kleinere Firmen wichtig. Diese brauchen keine High-Tech-Architektur, sondern (günstige) Räume.
Eigentumsverhältnisse In der Schweiz gibt es Städte, die zu 50 % in öffentlichem Besitz sind, das schafft ungeheure Gestaltungsmöglichkeiten. Wie viel muss in einer Hand bleiben? Vielfalt kontrollieren Was passiert, wenn einer 10 Parzellen kauft? – Da geht die Kleinteiligkeit verloren. Kleinteiligkeit ist sinnvoll, aber vielleicht sind auch eingestreute größere Einheiten sinnvoll. Schwelle Eine Schwelle als Eintritt ins Areal ist reizvoll – ein Ausdruck der Differenz. Kann eine Schwelle das Sowohl-als-auch übernehmen, sowohl Grenze als auch Verbindung sein? Das vorgeschlagene „Grüne Band“ ist eine intelligente Form der Schwelle – eine Einladung. Das Buch Das Format des Interviews zur Grundlage einer städtebaulichen Entwicklung zu machen, wie es in Graz-Reininghaus praktiziert wird, ist sehr vielversprechend. Könnte aus den Interviews nicht auch ein städtebauliches Lehrbuch gemacht werden? Das Gespräch mit Dietmar Leyk wurde am 29. April 2008 in Berlin geführt.
Virtuelle Welt vs. reale Welt Es gibt auch ein Dazwischen. Die virtuelle Welt ist begeisternd, weckt aber letztendlich nur die Sehnsucht nach der realen, aktuellen Welt. Die Architektur kann bei der Geschwindigkeit vieler Entwicklungen nicht mithalten. Architektur ist immer schon das langsamste Medium gewesen. Architektur muss in der Realität verankert werden und sollte nicht jedem Trend nachlaufen. Aber neue Technologien bringen neue Freiheiten.
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Joan Busquets
Plädoyer für die Stadtidee Jede neue Stadt braucht eine starke Idee, meint Joan Busquets. Am besten arbeitet man kontinuierlich mit einem städtebaulichen Team aus internen und externen Spezialisten zusammen, das sich so intensiv wie möglich mit dem Ort auseinandersetzt. Ein Ideenwettbewerb ist nur für den sinnvoll, der nichts über die Liegenschaft weiß und auf der losen Suche nach Konzepten ist. Man bekommt dann eine Skizze, aber kein städtebauliches Projekt.
Joan Busquets ist seit 1970 in Barcelona tätig. Zwischen 1983 und 1989 war er Leiter des Stadtplanungsamtes in Barcelona und damit maßgeblich beteiligt an den Planungen für die Olympischen Spiele 1992 und für die Stadterneuerung Barcelonas. Seit 2002 ist Joan Busquets der erste Martin-Buchsbaum-Professor in Practice of Urban Planning and Design an der Harvard Graduate School of Design.
Joan Busquets wurde zweimal mit dem Spanish National Award for Town Planning ausgezeichnet. 1981 erhielt er ihn für seine Untersuchung der Siedlungsstrukturen von Barcelona und anderen europäischen Städten, 1985 für den Masterplan für Leiras Altstadt. Busquets war an den strategischen Planungen und der Gestaltung der Städte Den Haag, Lissabon, Marseille, Rotterdam, Singapur und São Paulo beteiligt – meistens im Bereich von PublicPrivate-Partnerships. Darüber hinaus plante er die neuen Stadtzentren für Trento, Italien, und Villanova, Spanien. 2002 gewann sein Büro den internationalen Wettbewerb für La Lanterna in Trieste und für das City Center in Nesselande in den Niederlanden. Joan Busquets Stadterneuerungsstrategie für Toledo und die Publikation Toledo y su futuro wurde mit dem Nationalpreis und dem Premio Europeo Gubbio 2000 ausgezeichnet.
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Entwicklung von Barcelona Vor 1992 ist Barcelona eine Provinzstadt gewesen, die niemand gekannt hat. Doch dann wurde eine komplette Stadtstrategie für ganz Barcelona entwickelt, mit dem Ziel, Orte fürs Wohnen, zum Arbeiten und für die Freizeit zu definieren. Busquets war damals zuständiger Planungsdirektor. Er unterscheidet in der Stadtplanung zwischen Stadtstrategie, die die ganze Stadt umfasst, und einem ‚städtebaulichen Projekt’, das im ‚intermediate scale’ liegt. Wesentlich für die Entwicklung von GrazReininghaus ist die Stadtstrategie von Graz. Objekt versus Ensemble Ein Grundstück zu haben, ist sehr gut, viele Grundstücke sind noch viel besser! Sie vergrößern den Gestaltungsspielraum. Die Bedeutung der Infrastruktur Wenn die richtigen Entscheidungen in Bezug auf die Infrastruktur getroffen sind, dann sind 30 % des städtebaulichen Projekts fixiert. Hier gilt es alle möglichen Varianten, vor allem der Wegeführung, zu prüfen. Ganz wichtig, um Investoren anzuwerben, ist die Erreichbarkeit von Graz, die sich verbessern muss,
und eine optimale Anbindung von Graz-Reininghaus an das Zentrum. Alle guten Städte haben eine gute rationale Basis, auf der unterschiedliche ästhetische Konzepte aufbauen können.
Mut zur Lücke Das Nebeneinander unterschiedlicher Ideen macht eine Stadt spannend. Dabei muss man nicht alles definieren, gerade das Nebeneinander aus präzise definierten und lockeren Komponenten ist spannend. Big Bang Ein großes Investment zum richtigen Zeitpunkt einer Entwicklung kann als Katalysator für den gesamten Stadtteil wirken. Zum Beispiel sind im Rahmen der Stadterneuerung von Bilbao nur 8 % des Gesamtinvestments auf das Guggenheim-Museum entfallen, das erst zum Abschluss des Gesamtinvestments fertiggestellt wurde. Auf jeden Fall soll man sich bei jeder Stadtentwicklung ein gesondertes Budget für einige Sonderaufgaben reservieren. Das schafft letztendlich einen besonderen Anreiz. Der Vorteil von Mittelstädten Große Städte wie Paris oder Barcelona sind zum Leben nicht besonders komfortabel. Städte wie Graz können viel attraktivere Daueraufenthaltsqualitäten bieten, noch dazu, da die politische und gesellschaftliche Situation in Österreich soviel Sicherheit vermittelt. Man verbindet den Standort mit Attributen wie Sauberkeit, Sicherheit, Bildung und Umweltfreundlichkeit. Mit drei „Pionier“-Eigenschaften könnte Graz-Reininghaus bei Investoren punkten: · Erstklassige Wohnungen · Nachhaltige Stadtentwicklung · Autofreier Stadtteil
Vielfältige Nutzungen Wesentlich für einen Stadtteil ist eine große Vielfalt: Wohnen und Arbeiten, Jung und Alt, große und kleine Häuser, viele unterschiedliche Investoren und Eigentümer, privat und öffentlich. Privat versus öffentlich Private Stadtentwicklung ist völlig normal. Alle Straßen in Barcelona sind von Privaten errichtet worden. Es ist ein Fehler, wenn die Stadtverantwortlichen glauben, Stadtplanung muss von der Stadt selbst betrieben werden. Denn dann muss die öffentliche Hand auch alles zahlen. Sinnvollerweise soll es zu einer Teilung der Infrastrukturkosten kommen. Bei einem Projekt in Delft, das Busquets gerade bearbeitet, sind die Kosten für die Verlegung der Eisenbahn zwischen Stadt, Bund und Investor gedrittelt worden. Bei der Bearbeitung von städtebaulichen Themen spielt es keine Rolle, wer der Auftraggeber ist – ein privater Investor oder die öffentliche Hand, die Tätigkeit des Städtebauers ist davon nicht betroffen. Polyzentrale Stadt Meist geht die Identitätsbildung einer Stadt nur vom Zentrum aus. Man muss als Stadtplaner jedoch dafür kämpfen, dass jeder Stadtteil seine eigene Identität erhält, muss ‚Places to remember’ schaffen. Das Gespräch mit Joan Busquets wurde am 6. Juni 2008 in Barcelona geführt.
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Vittorio Magnago Lampugnani
Vittorio Magnago Lampugnani: Ich versuche immer, die Entwurfsidee so lange wie möglich hinauszuzögern. Wenn man sich zu schnell festlegt, riskiert man Oberflächlichkeit. Der von Ihnen für Graz-Reininghaus gewählte Zugang ist ungewöhnlich, interessant, entspricht mir.
Vittorio Magnago Lampugnani Gründete 1980 zusammen mit zwei Partnern ein eigenes Architekturbüro, zuerst in Berlin, dann in Mailand. Zwischen 1990 und 1995 war er Direktor des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt am Main, zwischen 2005 und 2007 Direktor des Netzwerks Stadt und Landschaft (NSL). Seit 1994 ist Lampugnani ordentlicher Professor für Geschichte des Städtebaus an der ETH Zürich. 1992 realisierte Vittorio Magnago Lampugnani Wohn- und Geschäftshäuser in Santiago de Compostela. Der Bürokomplex im Block 109, Berlin, den er zusammen mit Marlene Dörrie entwarf, wurde 1996 fertiggestellt. In Zusammenarbeit mit Marlene Dörrie und Michael Regner entstand 1999 die Wohnhausgruppe in Maria Lankowitz bei Graz.
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2001 realisierte Lampugnani in Zusammenarbeit mit Wolfgang Weinzierl den Eingangsplatz für Audi in Ingolstadt, 2000 die Factory Medien-Kultur in Siegen. Seit 2001 ist er mit der städtebaulichen Gesamtgestaltung des Novartis Campus in St. Florian, Basel, betraut. Neben seiner praktischen Tätigkeit war Vittorio Magnago Lampugnani in seiner Funktion als Direktor des Deutschen Architekturmuseums für viele Ausstellungen verantwortlich, darüber hinaus veröffentlichte er zahlreiche Fachbücher.
Wo wir gar kein Integral haben, ist die Nutzung. Können wir ohne Nutzung überhaupt über Stadtentwicklung nachdenken? Die Nutzung macht die Stadt aus, aber der Spielraum ist dabei groß. Die guten Stadtteile haben sich im Laufe der Geschichte stark gewandelt. Viele Stadtteile werden heute ganz anders genutzt, als ursprünglich vorgesehen. Ich glaube aber schon, dass man sich, um bei der Nutzung zu bleiben, zu ein paar Grundprinzipien durchringen muss. Ein Stadtteil kann zum Beispiel nicht funktionieren, wenn er keine ausgewogene Mischung von Wohnen und Arbeiten anbietet. Außerdem: Wenn wir, wie ich es tue, immer noch daran glauben, dass die Stadt ein Kommunikationsdispositiv sein kann und muss, und dass man die Menschen einladen sollte, miteinander zu kommunizieren, dann muss die Stadt von vornherein entsprechend entworfen werden. Dass der Wandel der Nutzungen ermöglicht wird, ist ein Qualitätskriterium für eine möglichst kommunikable Stadt. Dass es in der Stadt einen Wandel der Nutzungen gibt, scheint mir unstrittig. Nur: Wie nimmt man den Wandel auf? Es gibt das Modell der Wegwerfstadt. Wenn sich Dinge ändern, müssen auch die Räume verändert werden, abgerissen und neu gebaut. Ich würde genau das Gegenteil meinen. Die Räume müssen bleiben und dank ihrer Offenheit und Qualität die veränderten Nutzungen
aufnehmen. Wir brauchen eine gewisse Permanenz, damit sich der Stadtraum in der kollektiven Vorstellungswelt etablieren kann. Es gilt, die öffentlichen Räume, das Gerüst der Stadt, so gut durchzudenken und zu gestalten, dass sie permanent sind. Es gilt, den gängigen Entwurfsprozess umzudrehen, die öffentlichen Räume zu Beginn zu entwerfen.
Welche Werkzeuge hat man hierfür zur Verfügung? Denn die Straßen sind sozusagen der materialisierte Plan, aber noch nicht der Raum. Die Straßen sind Architektur. Straßen und Plätze betrachte ich als architektonische Räume. Sie müssen so gedacht und entworfen werden, dass sie die Gebäude im gleichen Maß bestimmen, wie sie von ihnen bestimmt werden. Wann und wie kommen wir zu Aussagen, ob eine Straße freier oder gerader sein soll? Stadträume funktionieren nur, wenn sie gebraucht werden. Als Stadtarchitekt muss man Hypothesen aufstellen, wie sie gebraucht werden. Man muss sich möglichst klare Vorstellungen über den Gebrauch machen. Reichen drei bis vier Parameter aus, um die Atmosphäre, die in einem Stadtteil spürbar sein soll, zu bestimmen? Ich denke, es reicht. Im Novartis Campus in Basel haben wir Baulinien und Traufhöhen vorgegeben und den gesamten öffentlichen Raum gestaltet und kontrolliert. Bei einem neuen Stadtquartier, das wir bei Zürich planen, sind erneut verschiedene Architekten involviert, und erneut kontrollieren wir die öffentlichen Räume. Zwei Dinge machen wir in Zürich allerdings anders als in Basel. Erstens: Wir bauen das erste Gebäude selbst und geben damit, wie man so schön sagt, den Ton an. Zweitens: Wir arbeiten bei der Erstellung der Parameter workshopartig, d. h. wir versuchen, alle wichtigen normativen Entscheidungen gemeinsam mit den Kollegen zu treffen.
Gestaltungsvorgaben sind oft willkürlich. Natürlich können wir sagen, wir bauen alles aus Ziegel. Aber das ist nicht mehr zeitgemäß, weil wir über viel mehr Optionen verfügen und vielleicht Naturstein aus China billiger ist. Je weniger Regeln wir brauchen, desto besser. Die eigentliche Frage lautet: Wie bekommt man die Kollegen dazu, gemeinsam an einer Idee zu arbeiten und nicht jeder nur an der eigenen?.
Braucht guter öffentlicher Raum hohe Frequenz? Und gehen wir dann mit dem öffentlichen Raum nicht zu verschwenderisch um? Frequenz ist nicht unbedingt entscheidend. Auch ruhige Plätze sind wünschenswert. Sogar leere Plätze. Natürlich muss es ein Kerngerüst von Öffentlichkeit geben: Je frequentierter, desto besser. Aber daneben braucht man auch Orte der Stille, Orte, wo nichts passiert. Den aktivistischen Begriff von Urbanität, wie er heute nahezu ausschließlich verwendet wird, stelle ich in Frage. Die Stadt muss überdies so funktionieren, dass alles, was man unmittelbar zum Leben braucht, auf kurzem Fußweg erreichbar ist – und gleichzeitig muss sie autokompatibel sein. Doch das Automobil muss gebremst werden; mit schmalen Gassen, mit Pflasterung … Der Fußgänger darf sich nicht bedroht fühlen. Sehen Sie Qualitäten in Graz, die man nach Graz-Reininghaus übertragen sollte? Ich würde versuchen, die Qualitäten der Altstadt mit modernen Mitteln zu transponieren: etwa ihre Dichte und ihre gleichzeitige Großzügigkeit. Das Gespräch mit Vittorio Magnago Lampugnani wurde am 16. Mai 2008 in Zürich geführt.
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Dirk Baecker
Dirk Baecker studierte Soziologie und Nationalökonomie, anschließend promovierte er und habilitierte sich bei Niklas Luhmann. Nach mehreren Forschungsaufenthalten in den USA war er Gastforscher an der London School of Economics and Political Sciences. 1996 wurde Dirk Baecker Professor an der Universität Witten/ Herdecke, seit 2006 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Kulturtheorie und -analyse an der Zeppelin University Friedrichshafen.
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Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung der Gesellschaft? Welche wichtigen Tendenzen werden in der Stadtentwicklung Konsequenzen haben? Denken Sie an einen Baum. Man hat den Eindruck, dass die Vögel, die Spatzen, die Amseln, die Eichelhäher rauf und runter fliegen. Der Biologe weiß, dass es so nicht stimmt. Jede Vogelart hat ihren eigenen Bereich auf einer bestimmten Höhe, und jede hält sich erstaunlicherweise daran. Das Habitat des Baums bietet ein Ökosystem, in dem die Nischen präzise über- und nebeneinander geordnet sind. Das Interessante an der Ökologie ist, dass sie im Gegensatz zu Superstrukturen kein Ganzes kennt, sondern dass sich die Nischen nachbarschaftlich zueinander verorten, mit Reibungen und Reibungsverlusten, mit Synergien und Symbiosen – aber auf streng horizontaler Ebene. Stadtszenario in allgemeinen Sinn des Wortes hat etwas zu tun mit dem Verzicht auf zentrale übergeordnete Integrationsfiguren. Die Moderne zielt auf einen Gesamtnutzen aller Aktivitäten ab, während jetzt viele kleine Individualnutzen im Vordergrund stehen … , … die man nicht addieren kann, die man nur in ihrer Beziehung zueinander beobachten kann. Die Gesamtstruktur ist gegenwärtig entweder „Heterarchie“ oder Netzwerk. Heterarchie ist ein genauer Gegenbegriff zu Hierarchie. „Hierarchie“ heißt die Herrschaft des Einen und deswegen Heiligen; „Heterarchie“ heißt die Herrschaft immer eines anderen, alternierend. Ähnlich wie das Gehirn heterarchisch aufgebaut ist, ist es auch die Gesellschaft – mit dem wunderbaren Komplement, dass in die Heterarchie Hierarchien eingebaut werden können. Le Corbusier ist der Inbegriff der funktionalen Ordnung einer Stadt, einer sehr modernen Begrifflichkeit, in der Rem Koolhaas z. B. nicht mehr denkt. Dieser denkt eher in nachbarschaftlichen Beziehungen, die man neben- oder übereinander sortieren kann.
Die gerasterten Stadtgrundrisse, zum Beispiel von New York, sind durch ihre Gleichförmigkeit der Straßen und Austauschbarkeit der Funktionen eigentlich sehr offen und heterarchisch … Man braucht Gliederungspunkte, SwitchingPoints, damit man aus dem einen Milieu heraus und in ein anderes Milieu hineinkommen kann. Das ist in der modernen Stadt der öffentliche Raum. Der öffentliche Raum ist nichts anderes als die Möglichkeit, verschiedene private Häuser aufzusuchen. Dieser Raum muss Verlinkungsqualität haben, Vergemeinschaftungsqualität. Wie viel öffentlichen Raum brauchen wir in unseren Städten, und kann dieser auch in privater Hand sein? In Europa gibt es eine starke affektive Bindung an den öffentlichen Raum. Man hält jeden Verlust eines öffentlichen Raums für eine Versündigung an den Möglichkeiten und Bedürfnissen einer Gesellschaft, die eine „demokratische“ sein möchte. Aber ist das noch so? Wurden öffentliche Räume seit den feudalen Zeiten nicht auch zur Repräsentation von Macht genutzt, auch der demokratischen Macht, die sich durchaus nicht immer im Einklang mit dem Volk auf dem Marktplatz befinden muss? Der öffentliche Raum dient heute hauptsächlich dem Verkehr, und das ist wichtig genug. Aber das schließt eben nicht aus, dass man sich heute neue Gedanken darüber macht, welche Räume der Stadt es sind, die diese affektive Bindung an die Gesellschaft noch darstellen können. Vielleicht findet dieser Raum eher zwischen den Seiten der Tageszeitung statt, wie Hegel annahm, oder eben in den so genannten virtuellen Räumen des Netzes.
Was hält unsere Gesellschaft, die sich zunehmend in viele Ethnien, Lebensstile, Bildungsschichten etc. segregiert, noch zusammen? Es hält uns zusammen, dass wir uns bewegen können. Was wir alle gemeinsam haben, ist, dass wir uns aussuchen dürfen, wo wir als nächstes hingehen. Aber daraus lässt sich interessanterweise kein Begriff des Ganzen bilden, geschweige denn eine Anschaulichkeit gewinnen, die es erlauben würde, mit dem Finger auf den Zusammenhang zu zeigen. Man muss, etwa durch Erziehung, zur Abstraktion ermutigt werden, um diese Art des Zusammenhangs überhaupt sehen zu könnnen. Es sei denn, das Problem löst sich durch Lebendigkeit. In lebendigen Städten ist diese Lebendigkeit selber das Ganze der Gesellschaft und ihrer Stadt. In einer großen Stadt ist es leicht möglich, vieles nebeneinander bestehen zu lassen, weil genug Fläche und Distanz dazwischen sind. In kleineren Städten wie Graz werden die Kinder auf die Buntheit der großen Städte vorbereitet. Erst in der zweiten Lebenshälfte, nachdem sie ihr Leben in den Metropolen verbracht haben, kommen sie zurück in die Familien- und Rentnerstädte, die dann wieder klein sind. Von daher ist es naiv zu glauben, die Jungen nach Graz holen zu können. Andererseits haben große Punker wie Lou Reed die Vorstädte der City vorgezogen, weil nur die Vorstädte mit ihrer Durchmischung von Arbeit, Wohnen, Erziehung, Freizeit, Jugend und Alter, Armen und Reichen wirklich lebendig sind. Die City ist vielfach nur für den Touristen lebendig. Die kleine Stadt wird wieder interessant. Man hat das Gefühl, die Leute kommen in die kleinen Städte nicht wegen des Wirbels, sondern um z. B. in Ruhe gut einzukaufen, abends gepflegt zu essen, Kunst zu genießen, aber doch alles in einem überschaubaren, angenehmen, praktischen Rahmen, um die Stadt alten Stils zu genießen.
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Man kann eine solche kleine Stadt natürlich auch ganz neu zu bauen versuchen, im Rahmen einer Wiederaufnahme der Elemente einer möglicherweise noch vorhandenen Altstadt oder in der Nachbarschaft einer solchen Altstadt. Wichtig wäre dann jedoch, dass diese neue Stadt auch einen wirklichen Komfort bietet, gute Hotels, Zugänge zu einem Golfplatz, hochkarätige und doch gemütliche Buchläden, exklusive Weinläden, Antiquariate, eben all das, was es in der Altstadt auch gibt, aber unter Umständen zu sehr verteilt für den neuen Flaneur, der sein GPS-Handy auch einmal zu Hause lassen möchte.
Viele alte Städte funktionieren diesbezüglich besser als die heutigen. Gibt es Anforderungen, um genau diese Akzeptanz zu erreichen? Welches Substrat müssen wir bieten, damit die Leute nach Graz-Reininghaus kommen? Graz-Reininghaus könnte ja so eine Art Salzburg 2.0 werden, das heißt eine nette alte Stadt mit einem absoluten State-of-the-ArtAnschluss an die neuen Medientechnologien. Die arabische Architektur hat das schon einmal mit der Übersetzung einer archaischen Dorfplatzarchitektur in die Architektur einer städtischen Schriftgesellschaft vorgemacht, wie Rem Koolhaas mit einigen Mitarbeitern in einer Ausstellung im Vitra-Design-Museum in Weil am Rhein vor kurzem gezeigt hat. Typisch dafür ist eine Basar-Architektur mit nach oben offenen Räumen, die ganz weit oben mit einem Dach vor dem Regen geschützt werden, und die sich unten in eine unübersichtliche und wiederum lebendige Architektur verschachtelter Kleinsträume ordnet, die als Marktstände, als Opiumkneipen, als Bäder, als Moscheen und sonst etwas genutzt werden. Es geht um Räume, in denen man sich zugleich individualisieren und sozialisieren kann.
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… man kann an einem Tisch sitzen, ohne wirklich beieinander zu sitzen ... Man sitzt an einem Tisch, unterhält sich in einer normalen Lautstärke, und die Leute drum herum können nicht zuhören, obwohl man Sichtkontakt hat. Denken Sie an ein Restaurant wie La Coupole in Paris. Das funktioniert auch nach diesem Prinzip. Ist das nicht die Sehnsucht nach einem Kollektiv – danach, Teil einer großen Gemeinschaft zu sein? Nein, ich denke, es geht eher um eine Sehnsucht danach, mit den anderen in einer losen Verbindung zu stehen, die es mir erlaubt zu sehen, was gerade los ist, was für eine Stimmung herrscht und wo sich möglicherweise etwas zusammenbraut. Wer macht was; und was könnte ich selbst daraufhin machen? Man vergleicht sich, man misst sich, man bezieht sich aufeinander, man steht miteinander im Wettbewerb. Werden die gesellschaftlichen Trends kurzlebiger? Wie wirkt sich das auf die städtischen Räume aus? Wir sprechen von einer Stadt 4.0, der Stadt der Computergesellschaft und nicht mehr der Stammesgesellschaft (1.0), der Antike (2.0) oder der Moderne (3.0). Diese Stadt 4.0 wird wie ein Gewebe sein, das durch terroristische Akte, durch Werbekampagnen, durch eine Love Parade durchkreuzt und zerstört wird und direkt danach wieder heilt, offen für neue Störungen, immer wieder anders reparierbar. Das Gespräch wurde am 26. Juni 2008 in Friedrichshafen geführt.
Philipp Oswalt
Urban Catalyst Im Rahmen des von der EU geförderten Forschungsprojekts „Urban Catalyst“ wurden Brachflächen und ungenützte Räume und Gebäude in Wien, Berlin, Amsterdam, Helsinki und Neapel auf ihre Eignung für Zwischennutzungen untersucht. Die Potenziale der temporären Nutzungen für die längerfristige Entwicklung von städtischen Gebieten, aber auch die Analyse von Hindernissen und potenziellen Konflikten standen im Mittelpunkt. Die Ergebnisse wurden in mehreren Publikationen zusammengefasst. Die Anwendung der Forschungsergebnisse soll Kommunen, Stadtplanern, Projektentwicklern und Bürgern erlauben, bestehende Ressourcen zu optimieren. Shrinking Cities „Shrinking Cities – Schrumpfende Städte“ ist ein Initiativprojekt der Kulturstiftung des Bundes. Ziel des Forschungsprojekts ist es, die in Deutschland geführte städtebauliche Debatte über Schrumpfungsprozesse um neue Fragestellungen und Perspektiven zu erweitern. Neben der internationalen Untersuchung von Schrumpfungsprozessen steht die Entwicklung von Interventionen im Mittelpunkt. Die unterschiedlichen Strategien basieren auf künstlerischen, gestalterischen und wissenschaftlichen Herangehensweisen. Die bisherigen Ergebnisse wurden in den Ausstellungen „Schrumpfende Städte I + II“ zusammengefasst, die bis dato in Deutschland, Bulgarien, den USA, Japan, Russland und auf der 10. Architekturbiennale in Venedig zu sehen waren.
Philipp Oswalt war zwischen 1988 und 1994 Redakteur der Zeitschrift Arch+. Nach seiner Tätigkeit für OMA/Rem Koolhaas und MVRDV gründete er 1998 ein eigenes Büro in Berlin. Zwischen 2001 und 2003 leitete Philipp Oswalt das Forschungsprojekt „Urban Catalyst“, zwischen 2002 und 2008 war er Kurator des Projekts „Schrumpfende Städte“. Seit 2006 ist er Professor für Architekturtheorie und Entwerfen an der Universität Kassel.
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Raumpioniere Raumpioniere machen, laut Oswalt ‚Stadtentwicklung ohne Kapital’, sie nutzen Brachen mit Mängeln kostenfrei. Raumpioniere wählen ihre Standorte bewusst aus, sie suchen häufig zentrale Lagen, öffentliche Wahrnehmung, öffentliches Leben, Medien – manchmal macht aber gerade die Entfernung oder die Isoliertheit ein Areal interessant, z. B. für Musikclubs, Skaterhallen etc. Dabei sind die sogenannten ‚Children of Berlin’ alle zugereist, offensichtlich werden neue Räume in der Regel von Neu-Zugezogenen bezogen. Raumpioniere = Zugereiste = Immigranten. Beispiele von Zwischennutzungen Stadtentwicklung in Amsterdam-Noord: Eine alte Werfthalle wird ins Bewusstsein der Stadt gebracht – als Identifikationsanker. Kabelwerk Wien: Nicht zentral gelegen, trotzdem hat’s funktioniert (Anmerkung: 500.000 Personen haben die Kultureinrichtungen besucht). Leipzig Baumwollspinnerei: In Leipzig-West, weit weg vom Zentrum. Hackesche Höfe in Berlin: Genese von der Brache zum Stadtjuwel. Schon die Ausstellungen der Impressionisten fanden in Paris in noch unbewohnten Neubauwohnungen statt, merkt Oswalt an.
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Temporäre Nutzungen Bei der Entwicklung eines Gebiets gibt es unterschiedliche Szenarien, was mit den Raumpionieren geschieht: Szenario 1: Raumpioniere kommen mit der wirtschaftlichen Aufwertung nicht mit und ziehen weg, sobald das Areal einen Aufschwung erlebt. Szenario 2 (wünschenswert): Nutzer entwickeln sich mit der Immobilie mit, so geschehen bei der Arena in Berlin, beim RAW Tempel e.V., wo unterschiedliche Nutzer von den Betreibern von Anfang an ausgewählt wurden, oder in der Kulturwerft Amsterdam, wo die Zwischennutzer Verträge für 10 bis 15 Jahre haben. Viele dieser Raumpioniere haben später Interesse am Erwerb der Immobilie. Eine Art, dies von Anfang an zu ermöglichen, ist eine Erbpacht mit langjährigen Perspektiven anzubieten. Häufig gibt es ein Konfliktpotenzial zwischen Zwischennutzern, Immobilienentwicklern und späteren Nutzern, denn die Nutzungsvorstellungen und die Renditeerwartungen sind völlig unterschiedlich. Verfahren zur Akquisition von Zwischennutzern In Amsterdam lief ein Wettbewerb fürs beste Konzept. Um Unbehagen aufseiten der Eigentümer und der Raumpioniere von vornherein vorzubeugen, müssen die Mitspieler kuratiert werden, mit ausreichenden Freiheiten versehen, aber auch mit klaren Regeln. Agenten sind Initiatoren von Prozessen, es braucht aber auch Übersetzer zwischen den Sphären/Lagern, die Milieus überbrücken. Zwischennutzer suchen den Reiz des Bruchs, des Unerwarteten, hierfür sind besondere Qualitäten des Ortes wichtiger als ästhetische Qualitäten – es gibt eine Suche nach dem Nichtsichtbaren.
Der Nutzen von Zwischennutzungen Zwischennutzungen zeigen ein breites Spektrum jenseits des klassischen Immobilienmarkts auf. Dabei ist eine längerfristige Perspektive gut für die Benutzer und deren Identifikation mit dem Areal. Zwischennutzungen sind selten ursächlich verantwortlich für die Aufwertung eines Gebiets, sind aber auch für die Profilbildung interessant. Es kommt zum ‚Warmwohnen’ eines Areals durch Zwischennutzungen. Die Ansiedlung von Universal Music in Berlin hat beispielsweise stark von den vorhandenen Zwischennutzungen profitiert. Die Imageprägung kann aber auch dazu führen, dass ein Areal für andere Nutzer unattraktiv wird – durch Image, Lärm, soziales Milieu der Zwischennutzung. Sukzessive Stadtentwicklung Zum Beispiel mit geringer Dichte beginnen und sukzessive nachverdichten. Hängt urbanes Leben von der Dichte ab? Es stellt sich dabei die Frage, ob es urbane Phänomene auch ohne Dichte gibt. Die Kosten für die Nachverdichtung und damit verbundene Wertsteigerung könnte man mit Erbpacht auffangen. Man könnte also mit einer Einfamilienhaussiedlung beginnen und 50 Jahre lang nachverdichten. Beispiele für eine langsame, stetige Stadtentwicklung sind das NT-Areal in Basel und die Arena in Berlin. Urbane 3-Felder-Wirtschaft: Experimente über mehrere Jahre. Das Gegenmodell zur sukzessiven Stadtentwicklung ist die Instant City: Stadt funktioniert nur, wenn von Anfang an alles da ist. Die Instant City bietet keine Entwicklungsmöglichkeiten und funktioniert nur in enormen Boomzeiten Das Gespräch mit Philipp Oswalt wurde am 28. April 2008 in Berlin geführt.
Die Konsulenten
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Aspekte >>
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Graz-Reininghaus und die Stadt Graz Nicht nur der Grazer Westen, sondern ganz Graz braucht eine Leitidee, um international bestehen zu können.
Die Neuausrichtung von Barcelona Barcelona wurde ab den 1980er Jahren neu entdeckt. Städtebauliche Aktivierungsmaßnahmen fanden auf verschiedenen Ebenen statt. Zahlreiche Parks und Plätze wurden neu gestaltet, umliegende Distrikte eingemeindet und urbane Achsen belebt. Als wichtigste Maßnahmen gelten der Ausbau der Infrastruktur und die Umwidmung industrieller Flächen. Dadurch kam es zu einer kompletten Neuausrichtung von Barcelona, zur Entdeckung und Entstehung der Waterfront und zur Belebung der Stadt, die damit auch die Stadt-UmlandWanderung eindämmen konnte. Natürlich darf bei diesem Prozess die Bedeutung der Olympischen Spiele von 1992 für die Stadt nicht übersehen werden.
Durch die Lage der Grazer Altstadt östlich der Mur haben sich in der Geschichte der Stadt sowohl der Bedeutungsschwerpunkt als auch die städtische Entwicklung stärker auf den Osten von Graz konzentriert. Westlich der Mur entwickelte sich eine heterogene Stadtstruktur aus Industrieanlagen, fragmentierter Blockrandbebauung, Einfamilienhäusern, Gewerbebauten, Kleingartensiedlungen, öffentlichen Einrichtungen und Verkehrsbauten. Diese Gewichtung beginnt sich seit circa 10 Jahren zu wandeln, was die gängige Meinung bestärkt, dass einzelne Stadtteile in einem Zeitraum von 20 Jahren ihre Bedeutung komplett ändern können. Ähnliche Tendenzen konnten bereits in vielen anderen Städten, wie beispielsweise in Barcelona, beobachtet werden.
Eine stärkere Gleichbewertung der Stadtteile von Graz zeichnet sich bereits durch den 1996 begonnenen Ausbau der Eggenberger Allee als städtische Achse im Rahmen des Programms URBAN I der EU ab. Ebenfalls Mitte der 1990er Jahre verkaufte Siemens Flächen in der Alten Poststraße zur Errichtung der Fachhochschule. Auch darin zeigt sich der Beginn einer Umstrukturierung des Grazer Westens. Die derzeit starke industrielle Nutzung in Graz-West wird nach und nach durch Gewerbe- und Wohnbauten verdrängt werden. Durch diese aktuellen Entwicklungen werden in den nächsten Jahren vermehrt große Liegenschaften auf den Markt kommen. Die Entwicklung von Graz-Reininghaus fügt sich somit in eine Reihe von Prozessen ein, die den gesamten Grazer Westen betreffen, und kann nicht losgelöst davon betrachtet werden. Um der Entwicklungsgeschwindigkeit einer mittelgroßen zentraleuropäischen Stadt wie Graz Rechnung zu tragen, muss der Verwertungszeitrahmen großzügig im Sinne einer langsamen, sukzessiven Entwicklung von circa 20 Jahren angelegt werden.
Positionierung von Graz Für die Entwicklung von Graz-Reininghaus ist eine übergeordnete Betrachtung des Grazer Westens und darüber hinaus der Blick auf die Stadt Graz notwendig, da eine internationale Vermarktung von Graz-Reininghaus nur in Zusammenhang mit der Anziehungskraft der gesamten Stadt möglich ist. Es wird daher als notwendig erachtet, dass Graz eine gut kommunizierbare und schlüssige Stadtstrategie entwickelt. Andere Städte wie Rotterdam haben Leitideen entwickelt, auf die sich alle neuen Projekte beziehen. In Rotterdam sind dies die Themen „Wasser“ und „Stadt am Hafen“, sagt Erick van Egeraat.
Das Thema Stadtstrategie wird auch im Kapitel Vermarktung behandelt.
Mit der Entwicklung einer Leitidee könnte sich Graz klarer in der Region, in Österreich und in Europa positionieren. Sich hieraus ergebende Potenziale und Nutzungen bieten zusammen mit der Lage und der Größe des Geländes die Chance für einen Neubeginn in Graz-Reininghaus. Einer solchen Chance sollten die Bestandsgebäude und das äußere Erscheinungsbild des Areals nicht prinzipiell im Wege stehen, zumal viele Bestandsgebäude in einem schlechten Erhaltungszustand sind und die oft erwähnte Weite des Areals nur ein momentaner Zustand ist, der bei jedweder Art von Bebauung weichen würde. Daher sollte man unabhängig davon eine eigene, tragfähige Vision entwickeln.
Aspekte
Der Hafen in Barcelona (linke Seite) Der Hafen in Amsterdam (oben)
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>> Graz-Reininghaus und Graz
Die Rolle von Graz-Reininghaus in der Stadt Eine logische Konsequenz aus Größe und Lage von Graz-Reininghaus wären zentrumsnahe Großnutzungen wie Krankenhäuser und Universitäten auf dem Gelände. Hierbei wäre eine Ausweitung und damit verstärkte Ein- und Anbindung der nördlich gelegenen Fachhochschule naheliegend und wünschenswert. Eine andere Vision wäre die Ansiedlung hochkarätiger Firmen in Graz-Reininghaus. Dabei werden sogenannte weiche Standortfaktoren, wie das soziale Umfeld und die Qualitäten der Stadt als Ganzes, immer wichtiger für Unternehmen. Dazu zählt ein angenehmes städtisches Wohnumfeld, das über hochwertige Bildungsangebote und ein gutes Versorgungsnetz zur Deckung des täglichen Bedarfs verfügt. In Berlin-Mitte beispielsweise hat die Stadt 24 Stunden am Tag geöffnet. Daher konzentrieren sich dort Technologieunternehmen, die rund um die Uhr tätig und darauf angewiesen sind, dass die Versorgung ihrer Mitarbeiter rund um die Uhr gesichert ist.
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Kontinuität als Chance Aber auch die Kontinuität vor Ort könnte Möglichkeiten eröffnen. Graz-Reininghaus fällt durch die Reichhaltigkeit der Landschaft und seinen charakteristischen Gebäudebestand auf. Diese Eigenschaften werden von den Konsulenten auch als Chance gesehen. So könnte der alte Gebäudebestand Ansatzpunkt der Entwicklung des Geländes sein und zur Bildung eines identitätsstiftenden Stadtteils beitragen. An einem unausweichlichen Trend wird auch die Stadtentwicklung im Grazer Westen nicht vorbeikommen, nämlich am demografischen Wandel und hier vor allem am Altern der Gesellschaft. Dirk Baecker sieht Megacities wie L.A. oder Tokyo mit der Aufgabe betraut, ein Switchen zwischen den Gemeinschaften zu ermöglichen. Mittelstädte wie Graz werden eher ein Ort der Fokussierung, ein Ort des Aufladens, des Reflektierens, des Rückzugs und des Zeithabens sein. In den Familien werden die Kinder auf die Vielfalt und die Buntheit des Lebens vorbereitet. Als junge Erwachsene ziehen sie aus Orten wie Graz weg und kommen erst wieder, wenn sie selbst Kinder haben. Philipp Oswalt meint, Graz könnte sich daher ähnlich wie Weimar entwickeln, das sich durch seine Geschichte, seine bauliche Substanz und sein kulturelles Angebot zum Anziehungspunkt für ältere Generationen entwickelt hat.
Ankernutzungen Singulärer Anziehungspunkt oder attraktiver Raum? – Welche Ankernutzungen könnten für Graz-Reininghaus die erwünschte Initialzündung bringen? Und ist eine Ankernutzung als Entwicklungsansatz überhaupt noch erstrebenswert?
Graz-Reininghaus, analysiert von karres en brands
Kristallisationspunkte städtischer Entwicklung Durch sein zusammenhängendes Gelände und den inselhaften Charakter erscheint Graz-Reininghaus derart markant, dass eine Ankernutzung als Entwicklungsansatz für das Gelände erfolgversprechend scheint. Dabei bleibt jedoch offen, an welchem Ort diese Ankerfunktion implementiert werden könnte. Es wird nicht unbedingt notwendig sein, die Entwicklung im Zentrum dieser Insel, im historischen Kern des Gebiets, beginnen zu lassen.
Auf Ankernutzungen wird auch im Kapitel Vermarktung eingegangen.
Eine Ankernutzung kann den Kristallisationspunkt einer städtischen Entwicklung darstellen, indem sie Aufmerksamkeit und Publikumsverkehr auf das Gelände zieht und damit Interesse bei Investoren hervorruft. Diese Funktion kann sie als Ziel oder als attraktiver Raum – destination oder ambient attraction –, aber auch als zeitlich begrenztes Event erfüllen.
Aspekte
2 CentrO Oberhausen Alys Beach in Florida, USA
CentrO Oberhausen Auf der ca. 85 ha großen, ehemals industriell genutzten Fläche wurde ein Urban Entertainment Center errichtet, das neben einem Einkaufszentrum einen Freizeit- und Vergnügungspark, Gastronomieangebote, ein Multiplexkino, eine Veranstaltungshalle, mehrere Hotels sowie einen Businesspark und ein Musicaltheater beherbergt. Das Areal trägt auch den Beinamen „Neue Mitte Oberhausen“ und bildet ein übergeordnetes Zentrum zu den drei historischen Stadtteilen der Stadt.
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>> Ankernutzungen
Destination Attraction Eine Destination Attraction kann ein hochfrequentierter Ort oder eine spezielle Nutzung sein, die Zentrumsfunktionen übernimmt, wie zum Beispiel das 1996 erbaute CentrO in Oberhausen. Eine Destination Attraction kann aber auch aus einer Verdichtung sehr alltäglicher Nutzungen bestehen und dadurch eine charakteristische Atmosphäre schaffen. Duane Phillips bringt als Beispiel hierfür die Kendall Mall in Florida ein. Das Projekt „Downtown Dadeland“ von DPZ und Dover, Kohl and Partners sieht die Errichtung eines neuen Stadtzentrums vor. Die Mall wird durch zusätzliche Gebäude und Nutzungen ergänzt und so in die neue Blockstruktur integriert. Durch diese Maßnahmen wird sie als Bestandteil des neuen Stadtzentrums zur Attraktivierung des Ortes beitragen. Ambient Attraction Eine Ambient Attraction bildet im Gegensatz zum singulären Anziehungspunkt einer Destination Attraction einen weichen Standortfaktor für das Gelände. Dies könnte ein besonderer, zentraler Platz oder die Ausformulierung besonders abwechslungsreicher Promenaden entlang der Grenzen des Areals, innerhalb derer eine bestimmte Entwicklung vor sich geht. Ob eine Ambient Attraction die Funktion einer Ankernutzung übernehmen kann, ist jedoch fraglich. In Kombination mit einem öffentlichen Gebäude oder mit anderen Attraktivitätszentren könnten aber Orte mit hoher Frequenz geschaffen werden, die gegebenenfalls die erwünschte Initialzündung für GrazReininghaus bewirken.
Events Eine weitere Möglichkeit, Aufmerksamkeit auf einen Ort zu lenken, bieten Events. Wiederkehrende Veranstaltungen, zum Beispiel jährliche kulturelle Feste oder publikumswirksame Angebote, können zum Markenzeichen eines Ortes werden. Eine solche Nutzung könnte im Vorfeld bedacht werden, indem Plätze für öffentliche Nutzungen wie Public Viewing konzipiert und bereitgestellt werden.
La Strada, Straßentheaterfestival in Graz-Reininghaus Kapelle von Peter Zumthor in Wachendorf bei Mechernich
Ankernutzung als Entwicklungsansatz Eine Entwicklung über eine Architekturlandmark zu forcieren, diesen Ansatz halten die Konsulenten für wenig vielversprechend. Einerseits hat diese Vorgangsweise seit dem Bau des Guggenheim-Museums in Bilbao durch zahllose Nachahmer ihren Reiz und ihre mediale Attraktion verloren. Andererseits hat sich gezeigt, dass sich die Anziehungskraft eines speziellen Ortes mit der Zeit verliert, dass ein solcher Entwicklungsansatz also nicht nachhaltig und langfristig gedacht ist. Zudem bezweifeln die Konsulenten, dass eine Ankernutzung allein Besucherströme nach Graz-Reininghaus locken kann. Als Voraussetzung dafür muss auf alle Fälle die Verkehrsinfrastruktur entsprechend ausgebaut werden.
Aspekte
Public Viewing
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Städtebauliche Formen Über Urbanität, Nutzungsmischung und Flexibilität von Stadtteilen. Und über die Stadtgestaltung von Graz-Reininghaus im Hinblick auf die Grazer Altstadt, die Umgebung und den Bestand.
Was heißt urban? Urban meint ein Verhalten, das durch „Weltoffenheit, Toleranz, Distanz und eine zivilisierte, gewandte Art des Umgangs unter Menschen“* gekennzeichnet ist. Eine solche Lebensweise konnte sich nur im städtischen Lebensraum als Reaktion auf die Personendichte und das Nebeneinander der unterschiedlichen Lebensformen entwickeln. So ist Urbanität immer in Zusammenhang mit städtischen Strukturen zu sehen. * Hartmut Häusermann, Dieter Läpple, Walter Siebel, Stadtpolitik, 2007, S. 26
Ziel für Graz-Reininghaus ist es, ein neues urbanes Stadtzentrum in Graz zu schaffen. Die Stadt ist wieder als Stadt zu denken, das heißt, sie auch in Differenz zum Land zu sehen. Erstrebenswert ist dabei ein größtmöglicher Unterschied der von Menschen geschaffenen Umwelt (= Stadt) zur Natur, um die Qualitäten von Stadt und Land deutlich zu trennen. Daraus ergibt sich auch eine klare Absage an Devisen wie „in der Stadt und doch im Grünen“. Stadt bedeutet Dichte, Bebauung, Austausch und Vielfalt. Aktuelle Überlegungen zur Stadt führen wieder vermehrt zu neuen Formen von Dichte, und in vielen Arealen gibt es wieder eine Sehnsucht nach verdichteten, lebendigen öffentlichen Räumen.
Flexibilität und Nutzungsmischung, kleinteilig oder nicht? Städtische Strukturen brauchen das Nebeneinander von Nutzungen und die Flexibilität gegenüber Nutzungsänderungen, um auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren zu können. Um die zunehmende Individualisierung aufzufangen, werden auflösbare Kleingruppen immer wichtiger werden, meint Dirk Baecker. Wohnungen müssen also für WGs und andere Gruppen geeignet sein. Städtebaulich gesehen kann diese Flexibilität durch kleine Parzellen gewährleistet werden, was auf große Sympathie bei allen Konsulenten stößt. Kleinteiligkeit ist eine Voraussetzung sowohl für die Nutzungsvielfalt als auch für eine hohe Dynamik im Nutzungswechsel. Veränderungen in der Nutzer- und Nutzungsstruktur sind in kleinteiligen Strukturen leichter möglich und führen nicht unmittelbar zur völligen Veränderung wie bei flächenintensiven Großnutzungen. Ein Stadtteil kann daher durch kleine Parzellierung effizienter und nachhaltiger gestaltet werden. Ein Negativbeispiel kann diesbezüglich die Wiener Lasallestraße werden. Hier wurden zahlreiche äußerst große Gebäude für wenige Großbetriebe geschaffen. Ziehen diese potenten Nutzer weg – wie dies momentan bei zwei großen Nutzern, der OMV und IBM, geschieht –, dann bleiben riesige Einheiten zurück, die von ihrer Baulichkeit für die meisten Nutzungen ungeeignet sind.
Die Zusammenhänge zwischen Stadtstruktur und Nutzungsmischung werden auch in der Publikation Nutzungsvielfalt behandelt.
Auf der anderen Seite gibt es auch Beispiele, wo große Parzellen- bzw. Eigentumsstruktur nur bedingt negativen Einfluss auf die Qualität eines Stadtteils zeigt. Vor allem wenn die Sockelzonen sinnvoll gestaltet und genutzt werden. Ein großes Gebäude mit einer entsprechend gestalteten Sockelzone kann ebenso gut Nutzungsmischung und Flexibilität gewährleisten wie eine kleinteilige Struktur. Voraussetzung hierfür sind jedoch Vorgaben für Eingänge und für den Übergang zum öffentlichen Raum. Es geht dabei um Aspekte wie: Wo ist das Gesicht des Gebäudes? Wie steht es um seine Permeabilität? Wie können kleinteilige Nutzungen integriert werden? Etc. Die beiden anscheinend konträren Möglichkeiten zur Parzellengröße müssen sich de facto nicht widersprechen. Um die notwendigen großen Parzellen anbieten zu können, könnten kleine über ein Modulsystem zusammengelegt werden.
Was muss der Stadtgrundriss von Graz-Reininghaus leisten? „Ein normaler Stadtteil ist heute schon etwas Besonderes.“ – Unter dieser Maxime haben die Konsulenten einstimmig zur Gelassenheit im Umgang mit dem Stadtgrundriss geraten. Diesen zu finden, sei zwar eine sehr komplexe Aufgabe, allerdings suche man einen angemessenen und keinen neuen Stadtgrundriss. Man könne und solle daher auf bewährte Muster zurückgreifen.
Aspekte
Stadtgrundrisse in GrazReininghaus ‚eingepasst‘: Barcelona und Crawley (links). Euralille, Rom und Amsterdam (rechts)
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3 Unterschiedliche Dichten in Bezirken von Mexico City (rechts)
>> Städtebauliche Formen
Stadtgestaltung mit Bezugnahme auf die Altstadt Eine moderne Kopie der Grazer Altstadt könnte nach Ansicht einiger Konsulenten ein nachvollziehbarer baulicher Ansatz für GrazReininghaus sein, da die Altstadt der einzige Teil der Stadt ist, über den Graz international identifizierbar ist. Allerdings würde ein solcher Gestaltungsansatz in Europa kaum auf Akzeptanz stoßen. Möglich wäre es aber, Qualitäten der Altstadt zu übernehmen, wie hohe Dichte, enge Räume, vielgestaltige Fassaden und eine Vielzahl von Nutzungen. Diese Qualitäten können neu interpretiert, transformiert, fortgesetzt und durch Aspekte wie Privatheit, Großzügigkeit und gute Belichtung angereichert werden. Dadurch könnte die vorhandene Identität der Stadt Graz fortgeschrieben und gestärkt werden.
Stadtgestaltung in Bezug auf die Umgebung und den Bestand
Dichte in Holland 8.000 Personen pro km2 Dichte in Manhattan 25.000 Personen pro km2 Dichte in Los Angeles 2.500 Personen pro km2
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Im Gegensatz zur Heterogenität der umgebenden Stadtteile könnte man Graz-Reininghaus einheitlich gestalten, so der Vorschlag der Konsulenten. Die Gefahr, dadurch einen monotonen Stadtteil zu schaffen, ist aufgrund der Größe des Areals kaum gegeben. Die Bestandsgebäude des Areals könnten den Maßstab vorgeben und gleichzeitig den zentralen Bereich des neuen Stadtteils bilden. Die so erzielte einheitliche Gestaltung würde GrazReininghaus eine klare Identität verleihen. Dietmar Leyk bringt als weiteren Ansatz ein, Graz-Reininghaus unter dem Gesichtspunkt maximaler Differenz zu entwickeln. Dabei kann Differenz in den baulichen Strukturen sichtbar werden, z. B. zwischen der Landschaft und dem bebauten Raum, zwischen der Umgebung und dem Entwicklungsgebiet oder zwischen einzelnen Gebäuden. Differenz kann aber auch durch einen Bruch mit der Identität
NEZA I 363
ECATEPEC I 208
ESCANDON I 206
CHALCO I 180
IZTACALA I 155
CONDESA I 155
MIXCOAC I 97
TEPOZOTLAN I 89
SAN ANGEL I 67
und Kontinuität der Grazer Altstadt entstehen, entstehen, indem Graz-Reininghaus in Opposition zu dieser entwickelt wird. Auf diese Weise kann sich eine großstädtische Atmosphäre mit einem kleinstädtischen Maßstab vereinen. Durch die maximale Differenz zum Bestehenden kann die Besonderheit des Ortes noch betont werden. Graz-Reininghaus könnte dadurch unterschiedliche räumliche Identitäten als Raum für viele Menschen bereitstellen. So ist es möglich, auf unterschiedliche Ansprüche einzugehen und auch die Kollision von Funktionen herbeizuführen. Maximale Differenz mündet nicht zwangsläufig in Beliebigkeit, sondern sie kann neue Möglichkeiten und Chancen schaffen.
Verbindungen Über die Isolation von Graz-Reininghaus, dessen geschichtliche Bedeutung und Chance für die neuen Entwicklungen, und wie der Grazer Westen stärker an die Innenstadt angebunden werden könnte.
Einen prägenden Eindruck hat bei den Konsulenten die Dreiteilung der Stadt durch Mur und Bahn hinterlassen. Die Gleisanlagen und die umliegenden Industrieflächen wirken als Barriere und machen Graz-Reininghaus zu einer Insel im umgebenden Siedlungsraum. Diese Abschottung hat in der Vergangenheit dazu beigetragen, das Gebiet in seinem Zustand und Charakter zu erhalten. Für die Entwicklung von Graz-Reininghaus haben die Gleisanlagen und umliegenden Nutzungen zugleich Vorund Nachteile. Auf der einen Seite werden die Anbindung des Areals an die unmittelbare Umgebung und seine Erreichbarkeit erschwert bis verunmöglicht, auf der anderen Seite kann die Abschottung helfen, auf dem Gelände etwas Unabhängiges, Neues entstehen zu lassen. Hier kann die Entwicklung an einem singulären Anziehungspunkt oder einem attraktiven Raum ansetzen, um die Isolation durch die Schaffung von Aufmerksamkeit und Besucherfrequenz zu durchbrechen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Anbindung an die Stadt durch bauliche Maßnahmen zu erreichen.
Dreigeteiltes Graz Graz wird von Mur und Eisenbahn in drei deutlich unterscheidbare, von Nord nach Süd ausgerichtete Streifen gegliedert. Jeder dieser Streifen hat eine unterschiedliche Geschichte, eine unterschiedliche Identität, ein unterschiedliches Image und vor allem auch einen unterschiedlichen Wert. Das Entwicklungspotenzial des Grazer Westens ist dabei noch lange nicht ausgeschöpft.
Aspekte
4 Bilbao: Die Voraussetzung für Guggenheim Im Rahmen der Neukonzeption der Innenstadt von Bilbao wurde bis 1995 eine 28 km lange Metrolinie zur Verbindung der zusammenhangslosen, heterogenen Stadtteile erstellt. Dieser Ausbau bereitete den Boden für die weitere Entwicklung der Stadt, die durch den “Bilbaoeffekt” mit dem Bau des Guggenheimmuseums weltweit bekannt wurde.
>> Verbindungen
Verkehrsinfrastruktur als wesentliche Voraussetzung Von den Konsulenten wird der Ausbau des Verkehrssystems, vor allem der Anschluss des Areals an Straßenbahn und S-Bahn, als Grundlage einer solchen Anbindung an die Stadt gesehen. Diese Maßnahme könnte den Ausschlag geben, um aus Graz-Reininghaus einen sehr gut erreichbaren und damit frequentierten Ort zu machen. Joan Busquets meint dazu, dass die Bereitstellung der nötigen Verkehrsinfrastruktur beträchtlichen Anteil an einer erfolgreichen Stadtentwicklung hat und diese zum Teil determiniert.
Grüne Achsen Verknüpfungen in der Stadt werden häufig auch über prägnante grüne Achsen oder durch andere Formen des Grünraums hergestellt. Aufgrund der starken Barrieren rund um GrazReininghaus ist jedoch nur eine räumliche Anknüpfung an das bestehende Grüne Netz von Graz und keine begehbare Verbindung möglich.
Sichtbezüge Die Verbindung zur Stadt könnte auch über Sichtbezüge geknüpft werden. Die Stadt Graz verfügt mit dem Schlossberg und den umliegenden Bergen über eine markante Topographie, die es nahelegt, Sichtbezüge und damit optische Verbindungen zur Umgebung herzustellen. Diese werden jedoch erst im bebauten Raum erlebbar und können ein ergänzendes klassisches Element im Stadtentwurf von GrazReininghaus darstellen.
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Die Rolle der Verkehrsinfrastruktur für die Stadtentwicklung wird auch im Kapitel Vermarktung bearbeitet.
Mit den Verbindungen durch Grünräume beschäftigt sich das Kapitel Grün- und Freiraum sowie die Publikation zum gleichnamigen Prozess.
Grün- und Freiraum Über Bedingungen und Konsequenzen von Grün- und Freiraum, über seine Funktionen am Start des Projekts und über die Qualitäten des „Grünen Bandes“ rund um Graz-Reininghaus.
Bedingungen und Konsequenzen Die Entwicklung mit dem Grünund Freiraum zu beginnen und nicht wie üblich mit baulichen Strukturen, ist eine sehr charmante Herangehensweise. Sie wirft die Frage auf, welche Bedingungen und Konsequenzen damit verbunden sind. Wenige Festlegungen reichen aus, um zum jetzigen Zeitpunkt einen Grünraum zu entwerfen. Er wird in jedem Fall mit dem zukünftigen Stadtteil mitwachsen, und seine endgültige Ausprägung kann nur gemeinsam mit der städtebaulichen Entwicklung betrachtet und ausgearbeitet werden. Hochqualitativer Grün- und Freiraum wird in Graz-Reininghaus wie in jedem anderen Stadtteil auf jeden Fall benötigt, er muss daher frühzeitig angedacht und angelegt sein – gemäß dem Motto „Plan it today and have it tomorrow“.
Aspekte
5
>> Grün- und Freiraum
Aufgabe und Nutzung des Grün- und Freiraums Durch den Ansatz, in Graz-Reininghaus mit dem Grün- und Freiraum zu beginnen, sehen einige Konsulenten seine Hauptaufgabe darin, Mehrwert für Graz-Reininghaus zu stiften und die Bevölkerung auf die Entwicklung des Geländes aufmerksam zu machen. „Buying credits“ – sich positive Aufmerksamkeit sichern – ist ein wesentlicher Punkt in der Entwicklung eines Gebiets. Wenn man den Grünraum frühzeitig anlegt, kann er als Imageträger bei der Bevölkerung punkten. Dies könnte durch einen 20.000 m² großen Park mit eindeutig zugewiesener Funktion, z. B. einer Public Viewing-Zone, geschehen. Der Grün- und Freiraum kann in diesem Sinne als Initialzündung den Inselcharakter des Geländes aufbrechen und die öffentliche Aufmerksamkeit wecken, woraus sich eine Wertsteigerung des gesamten Gebiets ergeben kann.
Grün- und Freiraum für Graz-Reininghaus Die Konzepte, die von sieben internationalen Grün- und Freiraumplanern für GrazReininghaus entwickelt wurden, lassen sich gemäß ihrer Schwerpunkte in drei Gruppen einteilen: · Punktuelle Interventionen · Grünräume mit Bandstruktur · Grünräume mit großflächiger Grünstruktur
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Einzelne Konsulenten merken kritisch an, dies sei auch schon die einzige Funktion des Grünraums in Graz-Reininghaus, da seine Notwendigkeit durch die Angebote der Umgebung und aufgrund der Lage von Graz insgesamt infrage zu stellen sei. Andere Konsulenten wollen den Grün- und Freiraum nicht auf einen Imageträger reduziert sehen, da man im Sinne zukünftiger Nutzer des Grünraums auch dezidiert Nutzungen zuweisen muss. Indem man Ideen für den Grünraum an die erste Stelle setzt, ergeben sich auf alle Fälle Möglichkeiten für unkonventionelle Wege und neue Ansätze. Dabei soll aber darauf geachtet werden, dass der Grün- und Freiraum nicht losgelöst vom Bedarf gedacht wird. Negativbeispiel: Eine große, zusammenhängende Parkfläche von 200.000 m² könne weder bespielt und kontrolliert noch ausreichend erhalten werden und würde daher von den Konsulenten als wenig wertvoll für die Stadt angesehen.
Grün- und Freiraum als verbindendes Element
Grünes Band
Oft übernimmt der Grün- und Freiraum die Funktion eines strukturierenden und verbindenden Elements im Stadtgefüge. Eine solche Funktion kann sich über viele Jahre entwickeln – indem beispielsweise aus einer geplanten Allee innerhalb von 20 Jahren das Rückgrat einer ganzen Stadt wird. Sie kann aber auch als landschaftliches Orientierungssystem angelegt werden, wenn der Grün- und Freiraum in verschiedene Rangstufen eingeteilt ist. Ein Großteil der Stadtvordenker sieht es als übertrieben ehrgeizig an, mit dem Grünoder Freiraum die Stadt und Graz-Reininghaus verbinden zu wollen. Der Freiraum sei zu schwach, um die starken Barrieren durch Eisenbahn und Schwerindustrie zu überwinden. Die Verknüpfung mit der umliegenden Stadt müsse aus diesem Grund über die Verkehrsinfrastruktur geschehen. Als ein ergänzendes Element der Verknüpfung spielt der Grün- und Freiraum jedoch eine wichtige und notwendige Rolle, beispielsweise in Fortführung des grünen Netzes, das die Stadt Graz schon konzipiert hat. Das im Vorfeld vorgeschlagene Konzept „Grünes Band“ bietet in den Augen der Konsulenten eine gute Möglichkeit, diese ergänzende Funktion auszuüben, mit der man die Bindung des Areals an die Umgebung verstärkt. Der Grünraum kann in dieser Form sowohl die Funktion einer Schwelle als auch einer Brücke übernehmen, er kann als Grenze und als Verbindungselement dienen. Eine Schwelle als Eintritt ins Areal könnte reizvoll sein, da sie ein Ausdruck der Differenz ist. Die bebaubaren Flächen würden durch ein derartiges grünes Band, das ein starkes stadträumliches Zeichen schafft, extrem aufgewertet werden.
2006/07 wurden in einer Arbeitsgruppe von Architekten, Landschaftsplanern und Künstlern, der Ernst Giselbrecht, Andreas Kleboth, Gertraud Monsberger, Helmut Reinisch und Hartmut Skerbisch angehörten, 11 „Rodelle“ – eine Wortkreation aus „Reininghaus“ und „Modelle“ – ausgearbeitet, wie man „Graz und Graz-Reininghaus auf die internationale Landkarte bringen“ könnte. Diese Rodelle beschreiben temporäre Interventionen auf dem Areal, die die angestrebten Qualitäten des späteren Stadtteils medial und kommunikativ erkennbar machen sollen. Die Prämisse war es, bewusst abstrakt zu bleiben und frei zu assoziieren über Anforderungen, Qualitäten und Referenzen, die für ein Rodell zutreffen sollen. Es wurde in einer gemeinsamen Entscheidung von den Eigentümern beschlossen, das Rodell „Grünes Band“ weiterzuverfolgen und damit dem Nachdenken über Grünund Freiraum erste Priorität zu geben. Baumpflanzung in GrazReininghaus (linke Seite) Das „Grüne Band“ als Fotomontage
Zu weiteren Verbindungselementen vergleiche das Kapitel Verbindungen. Das Thema Grün- und Freiraum wird in der Publikation zum gleichnamigen Prozess gesondert betrachtet.
Aspekte
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Öffentlicher und privater Raum Was ist eigentlich öffentlicher Raum? Wer soll ihn aktivieren, kuratieren und finanzieren? Und welche Beschaffenheit steht hinter seinem gelungenen Funktionieren?
Beispiele für die Bespielung des öffentlichen Raums
Begrifflichkeiten und Funktionen Die Konsulenten weisen auf den Unterschied zwischen den Begriffen des öffentlichen und des kollektiven Raums hin. Der Begriff „öffentlicher Raum“ wurde in den vergangenen Jahren oft falsch genutzt, denn er umfasst alle öffentlich zugänglichen Flächen. Korrekt müsste man vom „kollektiven Raum“ sprechen, der öffentlich zugänglich ist, sich aber auch in privater Hand befinden kann, wie Dietmar Leyk ausführt. Der kollektive Raum umfasst Räume, die der Öffentlichkeit oder einer Teilöffentlichkeit zur Verfügung stehen. Das können Shoppingmalls, Hotellobbys oder Sportplätze sein, kurz gesagt alle Räume, die sich im kollektiven Gedächtnis der Benutzer wiederfinden.
Im Folgenden wird auf die Unterscheidung zwischen öffentlichem und kollektivem Raum nicht eingegangen, sondern nur vom öffentlichen Raum gesprochen, da dieser Begriff geläufiger ist.
Öffentliche Räume sind zum einen Orte der Teilhabe und zum anderen „Switching-Medien“, also Übergangsorte zwischen den unterschiedlichen Sphären (z. B. von privat zu privat oder von privat zu öffentlich). Dabei schafft der öffentliche Raum sowohl die Möglichkeit zur Individualisierung als auch zur Sozialisierung. Dirk Baecker vergleicht dieses Prinzip mit der Architektur eines Basars, wo es einerseits Räume gibt mit langen Tischen, bei denen die Trennung von einzelnen Personengruppen nur durch Spalten in den Tischgruppen markiert wird, wo andererseits aber auch Logen für intime Gespräche bereitgestellt werden.
Aspekte der Bedeutung des öffentlichen Raums Darf sich öffentlicher Raum in privater Hand befinden oder nicht? – Die Konsulenten sind sich uneins, was diese Frage betrifft. Gegen öffentlichen Raum in Privatbesitz spricht, dass die Nutzung privaten Vorstellungen unterworfen wird. Dadurch könnten einige Funktionen des öffentlichen Raums wegfallen, beispielsweise die freie Meinungsäußerung in Form von Demonstrationen oder der freie Zugang insbesondere für gesellschaftliche Randgruppen. Andererseits hat sich öffentlicher Raum schon immer auch in privater Hand befunden. In London etwa haben nur wenige Anwohner Zugang zum Park am Bedford Square. Der restliche Teil der Bevölkerung muss den nahen Park in öffentlichem Besitz nutzen. (Näheres zum Thema der privaten Parks in der Publikation Grün- und Freiraum). Aber auch in vielen Alpenstädten ist die Grenze zwischen öffentlichem Außenraum und privatem Innenraum nicht eindeutig zu ziehen, nämlich bei Geschäftsarkaden, die als überdachte Erweiterungen von Geschäften einen Übergang zwischen beiden Sphären bilden. Die Frage nach den Eigentumsverhältnissen
des öffentlichen Raums betrifft nicht nur seine Zugänglichkeit, sondern auch die Frage, wer die Nutzungen aktiviert und kuratiert, und wer Herstellung und Pflege von öffentlichem Raum finanziert.
Öffentlichen Raum aktivieren und kuratieren Die öffentliche Nutzung von Raum zu ermöglichen und die Art der Nutzung zu kuratieren, erscheint durchaus sinnvoll. Voraussetzung ist die entsprechende Widmung durch den privaten oder öffentlichen Eigentümer. Auch öffentlicher Raum, der sich in öffentlicher Hand befindet, unterliegt zuweilen einem kuratorischen Kontrollmechanismus. Im vielfrequentierten, von vielen Artisten als Bühne genutzten Londoner Stadtteil Covent Garden etwa gibt es eine Organisation – die Covent Garden Community Association –, die für Inhalt und Programm der öffentlichen Nutzung verantwortlich ist.
Markthalle Covent Garden
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6
>> Öffentlicher und privater Raum
Bei Graz-Reininghaus muss aufgrund der Größe der Freiräume die Frage, wie die vorgeschlagenen Grün- und Freiraumkonzepte finanziert werden, besonders beachtet werden. Die Größe des Grünraums kann nur so konzipiert werden, dass sie für den Investor leistbar ist. Sollte es Bedarf an zusätzlicher Fläche geben, muss man sicherstellen, dass andere Finanzierungen vorliegen, entweder durch privates Sponsorship oder traditionell durch die öffentliche Hand.
Welche Beschaffenheit steht hinter dem Funktionieren des öffentlichen Raums?
Ansicht des geplanten Novartis Campus in Basel
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Öffentlichen Raum finanzieren Nicht nur die Herstellung, sondern auch die Wartung und Pflege des öffentlichen Raums muss finanziert werden, damit der Raum funktionieren kann. Die meisten Konsulenten sehen die Finanzierung des öffentlichen Raums eindeutig in der Verantwortung der Kommune, wenn diese in Fragen der Gestaltung und Nutzung miteinbezogen werden will. Zudem kann die Pflege der öffentlichen Räume durch eine gute öffentliche Verwaltung kostengünstiger ausfallen als die private Pflege öffentlichen Raums. Dementgegen stehen rein privat finanzierte öffentliche Räume. Der Novartis Campus in Basel ist Teil des gleichnamigen Pharmakonzerns und wird in Zukunft Büros und Forschungseinrichtungen kombinieren. Als private, für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Einrichtung befindet sich der Außenraum in privater Hand und wird zu 100% privat kontrolliert und gewartet. In Seaside, Florida, ist der Außenraum für jedermann zugänglich, seine Pflege wird aber von den Anwohnern finanziert, die jeweils rund 300 Dollar im Monat dafür bezahlen.
Die Nutzung des öffentlichen Raums als Ort der Teilhabe und als Switching-Medium wird durch mehrere Faktoren bedingt. Im Zentrum der Konsulenten-Gespräche stehen vor allem bauliche Bedingungen: Umfang und Größe des öffentlichen Raums, seine Form und seine Gestaltung.
Quantität und Qualität des öffentlichen Raums Öffentlicher Raum steht seit dem Städtebau des Sozialismus und Faschismus, wo er als Ort für Repräsentation und Machtdemonstration genutzt wurde, und durch die Visionen der Moderne, zusammengefasst in der Charta von Athen, inflationär zur Verfügung. Diese hohe Quantität beeinträchtigt in zweierlei Hinsicht die Funktionen als Ort der Teilhabe bzw. als Switching-Medium: Erstens kann der für das Funktionieren notwendige Austausch nur über Dichte, also eine bestimmte Personenfrequenz und -anzahl, zustande kommen, was jedoch bei einem weitläufigen öffentlichen Raumangebot nicht möglich ist. Zweitens könnte der öffentliche Raum durch seine Verknappung eine höhere Wertschätzung erlangen (analog zu Luxusgütern) und aus diesem Grund besser genutzt werden.
Eine Möglichkeit, dem Überangebot an öffentlichem Raum zu begegnen, wäre es, die Größe des öffentlichen Raums je nach Tageszeit, Jahreszeit oder auch Wochentag zu vergrößern oder zu verringern oder den Zugang in Abhängigkeit zur Besucherfrequenz zu regulieren. Parks können bei Dunkelheit geschlossen und Straßen zeitweise für den Fußverkehr geöffnet werden. In Tokyo sind beispielsweise Geschäftsstraßen sonntags für den Autoverkehr gesperrt, um die fußläufige Erreichbarkeit der Geschäftshäuser über die gesamte Straßenbreite zu ermöglichen. Weniger die Quantität als vielmehr die Qualität sehen manche Konsulenten als ausschlaggebend für den Gebrauch des öffentlichen Raums. Joan Busquets sagt in diesem Zusammenhang, dass fast alle gut gestalteten Plätze in Europa funktionieren. Hieraus folgert er allerdings nicht, dass alle Plätze als Attraktion geplant werden müssen. Wichtiger ist, die Flexibilität in der Nutzung zu gewährleisten. Diese Notwendigkeit hat sich in den letzten 50 Jahren durch die veränderte Nutzung des öffentlichen Raums gezeigt. Früher musste ein Platz wesentlich mehr Nutzungen aufnehmen können, heute wird er oftmals nur noch als schöner Ort gesehen.
Der Zusammenhang zwischen Struktur und Funktionieren des öffentlichen Raums wird auch in der Publikation Nutzungsvielfalt behandelt.
Aspekte
Einkaufsstraße in Tokyo Flughafenhalle in Tokyo Ceausescus „Haus des Volkes“ in Bukarest
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6 Die Loveparade in Berlin
>> Öffentlicher und privater Raum
Gestaltung des öffentlichen Raums Qualität und Gestaltung öffentlicher Plätze sind nicht nur die Basis für deren gesellschaftliche Funktionen, sondern sie prägen auch das Image einer Stadt. Vittorio Magnago Lampugnani bringt daher an, dass Stadt über den öffentlichen Raum gedacht werden muss: Öffentliche Räume sollen zu Beginn entworfen werden und im Idealfall auch als Erstes realisiert werden. Es ist außerdem anzuraten, die Plätze in Graz-Reininghaus ortstypisch zu entwickeln, um den Charakter und die Identität der Stadt auf diese Weise zu unterstützen. Zudem müssen noch allgemeine Gestaltungsregeln beachtet werden, so etwa die Tatsache, dass Menschen in der Stadt oft Angst vor großen, zugewachsenen Parks haben und stattdessen transparente Parks bevorzugen. Weiters müssen bei der Dimensionierung Prioritäten gesetzt werden – entweder für Fußgänger und Radfahrer oder für den Autoverkehr. Einteilung für öffentliche, halböffentliche und private Nutzungen Der öffentliche Raum dient kommunikativen Aufgaben in der Gesellschaft, fungiert aber auch als Rückzugsort und als Ort der Freizeitgestaltung. Neben hochfrequentierten Plätzen werden daher auch ruhige Plätze benötigt. Eine Straße, in der nichts geschieht, ein ruhiger Quartiersplatz, eine Wohnstraße mit nahezu halböffentlicher Atmosphäre sind reizvoll und wichtig für die Lebensqualität im Stadtteil. Die Konsulenten befürworten mehrheitlich die für Europa typische Einteilung des Außenraums in öffentlich, halböffentlich und privat. Lediglich Kazunari Sakamoto widerspricht: In seinem Projekt Werkbundsiedlung Wiesenfeld in München hat er nur öffentliche und private Räume vorgesehen.
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Durch den Verzicht auf jede Form von Hierarchisierung und Einteilung des Außenraumes sollte ein fließender Raum entstehen, in dem die privaten und öffentlichen Bereiche unmittelbar aneinander anschließen können.
Nutzung des öffentlichen Raums Das Thema öffentlicher Raum wird mit einem kurzen Exkurs über konkrete, aktive Nutzungen beschlossen. Auch Großnutzungen wie Public Viewing oder Großevents wie die Loveparade sollten planerisch berücksichtigt werden, indem die notwendige Infrastruktur in den Platz integriert wird. Darüber hinaus regen die Konsulenten an, Modelle zu entwerfen, bei denen Akteure den Raum über spezifische Nutzungen mitgestalten und mitentwickeln können.
Wachstum und Entwicklung Über verschiedene Wege, wie Städte wachsen können, und über das Wachstumsprinzip Nachverdichtung.
Das Wachstum eines neuen Stadtteils kann auf mehrere unterschiedliche Arten ablaufen, die sich jeweils auf den Ausgangspunkt des Wachstumsprozesses beziehen. Die Konsulenten teilen die bestehenden Möglichkeiten grob in fünf Modelle ein: · Konzentrisches Wachstum vom Zentrum aus · Konzentrisches Wachstum zum Zentrum hin · Polyzentrisches Wachstum · Stetiges Wachstum · Kombinierte Wachstumsmodelle Die Entwicklung Londons 1814, 1864 und 1914
Aspekte
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>> Wachstum und Entwicklung
Modelle zum städtischen Wachstum: Konzentrisches Wachstum nach außen, konzentrisches Wachstum nach innen Rechte Seite: Polyzentrisches Wachstum, Nachverdichtung
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Konzentrisches Wachstum vom Zentrum aus
Konzentrisches Wachstum zum Zentrum hin
Bei der konzentrischen Entwicklung setzt das Wachstum im Zentrum eines Gebiets oder an den Orten der höchsten Frequenz an. Zwiebelschalenartig werden darauf die daran angrenzenden Gebiete in vom Immobilienmarkt verwertbaren Einheiten rundum entwickelt. Das Wachstum vollzieht sich konzentrisch bis an die Randbereiche des Areals. Vorteil dieser Entwicklung ist, dass von Beginn an eine charakteristische, identitätsstiftende Mitte vorhanden ist. Besonders wenn eine zentrale, besondere Nutzung (internationales Museum, bedeutendes Veranstaltungszentrum, hochwertiges Dienstleistungszentrum …) am Beginn der Stadtentwicklung steht, die von Beginn an für eine hohe Besucherfrequenz sorgt, bietet sich dieser Ansatz an. In GrazReininghaus wären alle Voraussetzungen für eine konzentrische Entwicklung gegeben: Der Liegenschaftszuschnitt ist ideal, die Grundstücke befinden sich in einer Eigentümerhand.
Das konzentrische Wachstum kann auch umgekehrt verlaufen, in den Randbereichen des Gebiets ansetzen und sich von dort aus auf die hochfrequentierten Bereiche zu entwickeln. Durch ein Wachstum von den Rändern zum Zentrum hin könnten in Graz-Reininghaus die negativen Umwelteinflüsse von Bahn und Schwerindustrie von schon bebauten Bereichen ferngehalten werden und die wertvollen Bauflächen im Zentrum für spätere Entwicklungen reserviert werden.
Polyzentrisches Wachstum
Kombinierte Wachstumsmodelle
Wenn sich das Wachstum gleichzeitig von verschiedenen Entwicklungszentren ausbreitet, spricht man von polyzentrischem Wachstum. Dieses Vorgehen ist ideal, wenn unterschiedliche Eigentümer, verschiedenartige Nutzungen, unterschiedliche Entwicklungsgeschwindigkeiten vorliegen. Jeder Investor hat so die Chance, Areale speziell nach den eigenen Bedürfnissen zu entwickeln und starke Identifikationspunkte zu schaffen. Eine übergeordnete, hochqualitative Freiraumplanung könnte es ermöglichen, den vielfältigen und mit hoher Autonomie entwickelten Quartieren wieder gemeinsame Merkmale zu verleihen.
Weitere Entwicklungsmöglichkeiten ergeben sich aus der Kombination einzelner Wachstumsprinzipien. Eine für Graz-Reininghaus geeignete Variante könnte aus einzelnen verdichteten Knoten und einer sukzessiven Nachverdichtung der anderen Flächen bestehen. Das Gebiet würde auf diese Weise stark unterschiedliche Dichten aufweisen und unterschiedlichen Nutzungsanforderungen in der baulichen Struktur gerecht werden, so zum Beispiel einer verstärkten gewerblichen Nutzung in der Haupterschließung.
Stetiges Wachstum Die Entwicklung eines Gebiets kann auch flächig erfolgen, indem es in einem ersten Schritt über die gesamte Fläche mit einer geringen Dichte bebaut wird. Das Wachstum erfolgt über eine spätere Nachverdichtung des gesamten Areals, wobei entweder noch unbebaute Parzellen sukzessive verwertet werden oder jede einzelne Parzelle nachverdichtet wird. Mit der Zeit weichen die Freiflächen einer stadttypischen Verdichtung.
Veränderung des Gebietscharakters Das Prinzip der Nachverdichtung bewirkt eine Veränderung des Gebietscharakters über einen längeren Zeitraum. Zu Beginn der Entwicklung wird stehen die Brachflächen den Anwohnern zur Verfügung, so dass die Lebensqualität im Quartier für Familien mit Kindern sehr hoch sein kann. Im Zuge der weiteren Bebauung fallen diese Freiflächen weg, was zu Qualitätsveränderungen führen kann.
Aspekte
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>> Wachstum und Entwicklung
Zudem bietet die Möglichkeit zur Nachverdichtung per se geringe Sicherheiten für Investoren. Diese müssen auf andere Weise geschaffen werden, etwa über Nutzungsfestlegungen für die Nachbargrundstücke, wo eine konkrete Bebauung oder das Brachliegen der Fläche in Aussicht gestellt werden kann.
Tendenz zur geringeren Bebauungsdichte Neben der Tendenz „Zurück in die Stadt“ kann auch ein Trend zu geringerer Bebauungsdichte und zu steigendem Flächenverbrauch pro Kopf beobachtet werden. Philipp Oswalt berichtet von einem Entwicklungsgebiet in Berlin, das ursprünglich als dichtes Innenstadtquartier geplant war. Es fanden sich allerdings erst dann Interessenten, als die geplante Dichte bis auf das Niveau eines Reihenhausgebietes reduziert wurde.
Notwendigkeit flexiblen Vorgehens Die Entwicklung über Nachverdichtungen muss in jedem Fall flexibel gehalten werden. Philipp Oswalt regt an, das sukzessive Wachstum über eine Festschreibung der städtebaulichen Regeln mit einer Laufzeit von 10 bis 15 Jahren zu steuern. So hätten die Investoren und Bewohner eine Sicherheit für einen klar definierten Zeitraum bzw. Lebensabschnitt, danach könnten die Regeln entsprechend dem Bedarf des Entwicklungsprozesses angepasst oder verändert werden. Eine solche Veränderbarkeit würde der Tatsache Rechnung tragen, dass sich eine Stadt dynamisch entwickelt, und dass Nutzer und Eigenschaften eines Gebiets Veränderungen unterworfen sind.
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Zur Flexibilität von Regeln vergleiche auch das Kapitel Städtebauliche Regeln
Modell „Bauverpflichtung“ DPZ entwickeln ihre Städte und Siedlungen, indem sie sowohl für das Zentrum als auch für die einzelnen Parzellen eine langfristige, bedarfsorientierte Nachverdichtung ermöglichen. Beispielsweise werden zentrale Orte, die wirtschaftlich attraktivsten Entwicklungsflächen, zu Beginn mit einer temporären Bebauung für diverse öffentliche Versorgungseinrichtungen (Geschäfte, Restaurants, öffentliche Infrastruktur …) besetzt. Wenn im Laufe der städtebaulichen Entwicklung erhöhte Nachfrage und damit ein hoher Verwertungsdruck vorhanden ist, werden anstelle der meist eingeschossigen Provisorien hochwertige, mehrgeschossige Neubauten errichtet. Die Bebauung der einzelnen Parzellen wird häufig über eine „Bauverpflichtung“ gesteuert. Mit dem Kauf des Grundstücks verpflichtet sich der Eigentümer dazu, den ersten Teil der Bebauung innerhalb von zwei Jahren zu beginnen und in fünf Jahren abzuschließen. Dabei steht dem Eigentümer frei, ob er mit dem eigentlichen Wohngebäude beginnt oder mit dem Guesthouse. Durch diese Maßnahmen wird eine zügige Bebauung des Gebiets gewährleistet. Jeder Investor weiß, wann mit einem Ende der massiven Bautätigkeit zu rechnen ist.
Nachverdichtung über Festlegung der BGF Eine Erhöhung der Dichte kann laut Kazunari Sakamoto auch über die Festlegung der Bruttogrundfläche (BGF) geregelt werden, die sich für das gesamte Gebiet berechnet. So können die Gebäude unterschiedliche Höhen aufweisen und Teilbereiche des Gebiets dichter bebaut sein als andere. Wird die BGF später angehoben, kann die Dichte durch die Ergänzung weiterer Gebäude erhöht werden.
Temporäre Nutzungen und Gebäude Über die Rolle von Zwischennutzungen im Stadtentwicklungsprozess und die Motive hinter dem Einsatz von temporären Gebäuden.
Das Prinzip Zwischennutzung Zwischennutzungen siedeln sich in der Regel auf Arealen an, die entweder aufgrund widersprüchlicher Interessen von Eigentümergruppen, eines geringen Verwertungsdrucks oder eines längerfristigen Planungszeitraums vorübergehend nicht genutzt werden. Raumpioniere machen „Stadtentwicklung ohne Kapital“: Sie nutzen kostengünstig oder kostenfrei Brachen und Räume und bringen dabei häufig eine mentale Wegbereitung für die Attraktivierung eines Gebietes mit sich. Philipp Oswalt spricht in diesem Zusammenhang vom „Warmwohnen“ eines Areals durch Zwischennutzungen.
Welche Rolle können Zwischennutzungen in der Stadtentwicklung einnehmen?
Zwischennutzung auf dem ehemaligen Werftgelände NDSM in Amsterdam-Noord
Zwischennutzungen haben in den vergangenen Jahren in den Städten vermehrt an Bedeutung gewonnen. Lange wurden sie nur als vorübergehende Erscheinung in der Zeit zwischen zwei Verwertungskreisläufen einer Immobilie oder eines Geländes gesehen. Doch mittlerweile zeigt eine Reihe von Beispielen, wie temporäre Nutzungen gezielt in der Stadtentwicklung eingesetzt werden können.
Aspekte
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>> Temporäre Nutzungen und Gebäude
Einsatzmöglichkeiten von temporären Nutzungen Ob Zwischennutzungen in einer Stadtentwicklung relevant sind, hängt meist von der finanziellen Ausstattung des Eigentümers ab und vom Entwicklungsdruck, der auf dem Gelände lastet. In Relation zu diesen Faktoren haben sich verschiedene Modelle zur Einbindung von temporären Nutzungen entwickelt, die man in vier Bereiche gliedern könnte. Sie sollen im Folgenden anhand von Beispielen illustriert werden.
a) Temporäre Nutzungen prägen ein neues Image für ein Gebiet Das dezentral gelegene Areal des Kabelwerks in Wien wurde nach Abwanderung der ursprünglichen industriellen Nutzung kulturell zwischengenutzt. Dadurch sollte nicht nur das Image positiv geprägt werden, sondern es wurden auch soziale Ziele verfolgt, da die ehemaligen Betriebsangehörigen in der umliegenden Nachbarschaft wohnen. Mit der Entwicklung des Gebiets fielen die temporären Nutzungen wieder weg. Ein ähnliches Konzept kam bei den Hackeschen Höfen in Berlin zum Tragen. Durch die – hauptsächlich künstlerisch tätigen – Zwischennutzer vollzog sich eine Genese von der Brache zum kreativen Szeneviertel und zum Stadtjuwel. Obwohl die Zwischennutzer aufgrund der gestiegenen Mieten nach der Sanierung weggezogen sind, hat sich das Image des Viertels gehalten.
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Das Thema Zwischennutzungen wird auch in der Publikation Nutzungsvielfalt behandelt.
b) Temporäre Nutzungen nehmen die Entwicklung vorweg Das ehemalige Werftgelände NDSM in Amsterdam Noord wurde 1999 mit einem Wettbewerb für eine Zwischennutzung ins Bewusstsein der Stadt gerückt. 2002 begann der Umbau in eine „Kulturwerft“ mit Ateliers und Studios für 250 Künstler. Die Zwischennutzung ist auf eine Mindestdauer von 10 Jahren ausgerichtet. Eine dauerhafte Nutzung darüber hinaus ist möglich, wodurch Zwischennutzungen und Zwischennutzer permanente Funktionen übernehmen und Teil eines kontinuierlichen Prozesses werden. Das Projekt dient als Identifikationsanker für den geplanten Stadtteil. c) Temporäre Nutzungen zur Begleitung eines Bauprozesses Dieser Ansatz wurde in München-Riem verfolgt. Auf dem ehemaligen Flughafengelände wurden die öffentlichen Mittel für Kunst am Bau gebündelt für künstlerische und kulturelle Aktionen genutzt. Ziel war einerseits, das Image des Geländes neu zu prägen, und andererseits, die Bevölkerung schon im Vorfeld durch kontinuierliche Maßnahmen an das Gebiet zu binden. d) Temporäre Nutzungen im Bestand Um infrastrukturelle Unterversorgungen auszugleichen, werden temporäre Nutzungen auch im Bestand eingesetzt. So zum Beispiel bei der „Einfach mehrfach“-Initiative in Wien. Hier wurde vom Magistrat durch temporäre oder mehrfache Nutzungen von Flächen das Freizeitangebot erhöht – Geschäfte stellen Parkplätze außerhalb der Geschäftszeiten zur Verfügung, private Gärten bieten beschränkten öffentlichen Zugang, ebenso werden Brachen oder Restflächen zugänglich gemacht.
Wert und Verwertbarkeit
Hackesche Höfe in Berlin
Inwieweit Zwischennutzungen für ein städtebauliches Projekt Gewinn bringen, darüber sind sich die Konsulenten nicht einig. Etliche Projekte aktiver temporärer Nutzung sind noch nicht abgeschlossen, daher liegen noch zu wenig Erfahrungswerte vor, um den ökonomischen Faktor von Zwischennutzungen ermessen zu können. Philipp Oswalt hält fest, dass Zwischennutzungen selten ursächlich für die Aufwertung eines Gebiets verantwortlich sind, wohl aber für die Profilbildung. Demgegenüber spricht Erick van Egeraat temporären Nutzungen in der Stadtentwicklung jeglichen Wert ab. Seiner Meinung nach sind sie weder in urban planerischer Hinsicht brauchbar, noch könne man mit ihnen Ansehen erlangen. Anerkennung aufzubauen sei aber für das Image eines Geländes und für die Investorenfindung von großer Bedeutung.
Zwischennutzung auf dem ehemaligen Werftgelände NDSM in Amsterdam-Noord Das „Tröpferlbad“ der „Einfach-mehrfach“-Initiative in Wien
Problematische Aspekte Der Entwicklungsansatz der Zwischennutzung zielt nicht auf die bauliche Struktur eines Geländes ab, sondern sie soll die Kontinuität eines Geländes und die Bindung seiner Nutzer sicherstellen. Problematisch kann dieser Ansatz werden, wenn die Eigeninteressen der Zwischennutzer nicht mit den Eigentümerinteressen übereinstimmen. Zudem führt eine markante Punzierung während einer Zwischennutzung möglicherweise dazu, dass das Areal durch Image, Lärm oder soziales Milieu für andere Nutzer unattraktiv wird. Auch divergierende Vorstellungen von Zwischennutzern, Immobilienentwicklern und späteren Nutzern über Art und Dauer der temporären Nutzung können zu Konflikten führen. Eine Entwicklung zu steuern, an der Zwischennutzer beteiligt sind, kann sich insgesamt als schwierig erweisen.
Aspekte
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>> Temporäre Nutzungen und Gebäude
Die Bauhütte des Wohnbauprojekts „Sternbrauerei“ in Salzburg
Motive für den Einsatz temporärer Gebäude
Ausstellung der Projekte des Wettbewerbs „Sternbrauerei“
In der Frage des Einsatzes von temporären Gebäuden in städtebaulichen Projekten kristallisieren sich in der Diskussion drei unterschiedliche Motive heraus. a) Temporäre Gebäude können im Überbrückungszeitraum bis zum Bau der geplanten Immobilie die Möglichkeiten eines Ortes aufzeigen. Dies geschieht beispielsweise auf dem Berliner Schlossplatz durch den Bau einer temporären Kunsthalle. Bis zum Bau des Humboldt-Forums wird dort zeitgenössische Berliner Kunst gezeigt. b) In den Stadtentwicklungsprojekten von DPZ werden temporäre Gebäude aus ökonomischen Überlegungen heraus eingesetzt. Sie erlauben es einerseits, zentrale Grundstücke sofort einer intensiven Nutzung, z.B. durch Geschäfte, Lokale, öffentliche Einrichtungen, zuzuführen, und andererseits wird das Potenzial durch eine spätere, höherwertige Nutzung erweitert. Die dann ungleich höhere Dichte macht diese zusätzlichen Grundstücke umso wertvoller. Dieses Prinzip kommt auch bei vielen asiatischen Stadtentwicklungen zum Tragen. c) Temporäre Gebäude können zum Aufbau einer Dynamik vor Ort eingesetzt werden. Dietmar Leyk schlägt hierfür eine Mischung aus festem Gebäudebestand und temporären Gebäuden vor. Durch die nur vorübergehend bestehenden Gebäude behält das Gebiet eine hohe Veränderungsfreudigkeit, dadurch kann die Entwicklung einen besonderen Reiz bekommen.
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Städtebauliche Regeln Keine Regel ist auch eine Regel. Und Regellosigkeit führt im Städtebau zur totalen Beliebigkeit. Zu viel des Guten macht aber handlungsunfähig. Welche Regeln für Stadtentwicklungen sind daher sinnvoll, und von wem und wie werden diese definiert?
Regeldichte und Lebensstile Städtebauliche Regeln sind Eigenschaftsübermittler. Aus der Beobachtung, dass Regeln für einen Ort prägend sind, kann abgeleitet werden, dass es unterschiedliche Regeln und Regeldichten braucht, wenn sich Stadtteile voneinander unterscheiden sollen. Daher ist es wichtig, in diesem Zusammenhang Vorgaben für Graz-Reininghaus zu definieren.
Für bestimmte Lebensstile und -konzepte gibt es unterschiedliche Arten und Dichten von Regeln, die immer in Relation zur Nutzung und zum Nutzer stehen. Sie werden von manchen Personengruppen als Einschränkung erfahren, von der Mehrheit jedoch als Form von Sicherheit empfunden, die garantiert, dass Qualitätsstandards eingehalten werden.
Aspekte
Wohnbauprojekt „Sternbrauerei“ in Salzburg
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>> Städtebauliche Regeln
Regeldichte und Grundstückswerte Offenheit führt zu Mittelmäßigkeit, meint Andres Duany. Regeln bzw. Codes klar festzuschreiben, ist seiner Meinung nach für die Definition einer Stadt oder eines Stadtteils Voraussetzung. Mit dem so gewonnenen Produkt „Stadt“ erhalten Investoren Sicherheit über die zukünftige Entwicklung. Darüber hinaus sind die Käufer der Grundstücke bereit, für diese Sicherheiten zu zahlen, sodass es zu einer Wertsteigerung der Grundstücke kommt. Gut erkennbar sind diese Zusammenhänge beim Siedlungsprojekt von DPZ auf Sylt. Hier sind sehr viele Regeln festgelegt, gleichzeitig werden bei diesem Projekt nach Angaben von DPZ die höchsten Grundstückspreise in ganz Deutschland erzielt.
Gestaltungsregeln Da Regeldichte immer mit dem Lebensstil der Bewohner und der Ausprägung einer Stadt zusammenhängt, gehen die Meinungen der Konsulenten auseinander, was und wie viel geregelt werden soll. Andres Duany ist der Meinung, dass ein Projekt umso besser wird, je genauer der spätere Gebrauch definiert ist: „Wir sollten wissen, wie die Menschen leben.“ Ziele bei der Aufstellung von Gestaltungsregeln sind für DPZ unter anderem, Vielfalt zu erzeugen und Atmosphären zu kreieren. Dafür müssen einige wesentliche Punkte geklärt werden, indem beispielsweise die Vielfalt der verwendeten Materialien reduziert wird oder architektonische Vetos ausgesprochen werden, ohne gleichzeitig Lösungsvorschläge anzubieten.
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Sicherheiten in der Stadtentwicklung wird auch im Kapitel Vermarktung behandelt.
Regeln können auch in Form von Sammlungen guter Ideen vorgegeben werden, beispielsweise durch Listen von positiven Beispielen oder Fotos. Und: Die Regeln können über die Jahre hinweg evolutionär verändert werden. Feste Vorgabe von Gestaltungsregeln, was Material, Farbe, Öffnungsgrößen und Ähnliches betrifft, hält Vittorio Magnago Lampugnani für nicht mehr zeitgemäß. Diese Parameter müssten im Dialog mit den ausführenden Architekten diskutiert, entwickelt und beschlossen werden. Die so gemeinsam aufgestellten Regeln sollten so simpel und rational wie möglich sein. Ideal ist für ihn, wenn der Architekt des Stadtteils auch das erste Gebäude plant. So kann von Anfang an, gleichsam im Maßstab 1:1, die Idee des Stadtteils exemplarisch kommuniziert werden. Die Vorgabe von traditionellen städte-baulichen Regeln hält Lampugnani dagegen für wichtige Festschreibungen, z. B. Traufhöhen und Baufluchten, aber auch relevante Anforderungen für den öffentlichen Raum, wie Arkaden, Anzahl der Eingänge, Nutzung der Sockelzone etc.
Einhaltung und Überprüfung von Regeln
Städtebauliche Regeln und bauliche Vielfalt in Amsterdam
Die Überzeugung, dass Regeln auf bestimmte Sicht abänderbar sein müssen, folgt aus der Dynamik städtebaulicher Prozesse und gesellschaftlicher Veränderungen. Im Lauf der Zeit wechseln Nutzungen und Nutzer, die Anforderungen an das Gelände und seine Eigenschaften ändern sich. Wenn solche Entwicklungen schon im Wachstumsprozess eines Gebietes durch eine sukzessive Verdichtung angelegt sind, müssen die Regeln je nach Entwicklungszeitpunkt angepasst werden, indem sie erhöht, verringert oder ganz umgeschrieben werden. Im Gegensatz zu Duany meint Lampugnani, dass die aufgestellten Regeln kompromisslos über Jahre eingehalten werden müssen, da sonst der Gesamtcharakter eines Ortes verlorengeht. Dietmar Leyk regt an, Regeln gezielt zu nutzen, um Widerstände aufzubauen. Durch die Überwindung schwieriger Vorgaben oder unkonventioneller Regelwerke könnte Einzigartigkeit erzeugt werden, da hierfür automatisch Kreativität gefordert ist. Ein spezifischer Zeitrahmen oder eine Halbwertszeit der Architektur von zwei bis drei Jahren könnte solche Widerstände wecken. Je weniger Regeln man vorgibt, desto besser für die Stadt, ist das Credo von Kazunari Sakamoto. In Japan gäbe es keinen Bebauungsplan, in Europa dagegen wolle man die Stadt designen. Das Festschreiben der Höhen in diversen städtebaulichen Verordnungen ist ein entscheidendes Planungsinstrument, das in Europa nur schwer zu umgehen ist. Unterschiedliche Höhen machen eine Stadt aber lebendiger – letztlich ist der Schnitt durch die Stadt wesentlicher als ihr Grundriss. Eine weitere Möglichkeit wäre, verschiedene Regeln zu überlagern, um die konventionelle Stadt nicht einfach fortzuschreiben.
Der Ortsarchitekt Neben den üblichen rechtlichen Werkzeugen, wie Bebauungsplan und davon abhängig Baugenehmigungen oder städtebauliche Verträge zwischen Entwickler und Investoren, besteht noch die Möglichkeit, die Einhaltung von Regeln mit einem Verantwortlichen vor Ort zu gewährleisten und zu überprüfen. In Holland gibt es das Modell der Ortsarchitekten, die über viele Jahre für das bauliche Geschehen eines Ortes verantwortlich sind. Dadurch wird die Kontinuität der räumlichen Entwicklung gesichert. Auch DPZ setzen bei ihren Projekten einen „town architect“ ein. Er übernimmt in Absprache mit DPZ die Einhaltung der Codes vor Ort und kann auch, falls notwendig, bestehende Regeln an neue Erfordernisse anpassen.
Aspekte
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Planungsansätze Eine Absage an den städtebaulichen Wettbewerb. Über kontrovers diskutierte Planungsmethoden und das Lob der Multidisziplinarität. Und die Frage, ob GrazReininghaus möglicherweise zu groß ist für eine zusammenhängende Planung.
Auch wenn die Konsulenten teilweise sehr unterschiedliche Auffassungen vertreten, wie an städtebauliche Entwürfe heranzugehen sei, so sind sie sich darüber völlig einig, dass der städtebauliche Wettbewerb eine gänzlich ungeeignete Methode ist, um zu funktionierenden Stadtentwürfen zu gelangen.
Wettbewerbe kürzen die Komplexität der Themen ab. Die präsentierten Lösungen sind stärker ästhetischen Idealen denn inhaltlichen Vorgaben verpflichtet. Die Jurys können die vorgelegten Entwürfe in der knappen Zeit nicht umfassend beurteilen und werden so den gestellten Anforderungen nicht gerecht. Darüber hinaus bedarf Stadtentwicklung einer großen Kontinuität, die möglichst auf personeller Konstanz und Vertrauen basiert. Ein Wettbewerb kann durch die kurze Bearbeitungszeit und die darauf folgende Abgabe der Planungen an die öffentliche Hand diese Konstanz nicht bieten.
Eine Charette zum Planungsauftakt Kontrovers wird die Herangehensweise von DPZ diskutiert, innerhalb von 7 bis 10 Tagen im Rahmen einer Charette, bei der man die Beteiligten an einen Tisch holt, alle wesentlichen Eckdaten einer städtebaulichen Entwicklung festzulegen. Das Planungsteam setzt sich aus Mitarbeitern von DPZ, örtlichen Planern, Vertretern der Ämter und der Bevölkerung zusammen. An den einzelnen Tagen der Charette, die jeweils im unmittelbaren Umfeld des Planungsgebiets stattfindet, werden unterschiedliche Themen behandelt, laufend werden die aktuellen Entwürfe öffentlich vorgestellt.
Die Frage der Partizipation Die klassische Form der öffentlichen Partizipation, da herrscht Einigkeit unter den Konsulenten, ist bei städtebaulichen Projekten inhaltlich nicht bereichernd. Sie ist als strategisches Element in der Kommunikation mit der Stadt und den Anrainern wichtig, da Projekte in der Größe von Graz-Reininghaus immer auch mit Kommunikations- und Überzeugungsarbeit verbunden sind.
Positiv wird aber ein offener Prozess der Zusammenarbeit mit anderen Planern bewertet, auch wenn nicht alle Entscheidungen aus einem demokratischen Grundgedanken heraus getroffen werden sollten. Dies gilt vor allen Dingen für das Leitbild eines Entwurfs. Die Rolle eines Stadtplaners hat eine ethische Dimension, es muss daher eine Person geben, die die Verantwortung für den eingeschlagenen Weg trägt. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Städtebauer einen privaten oder einen öffentlichen Auftraggeber habe, sagt Joan Busquets. Die Konsulenten halten einen Entscheidungsträger für notwendig, der den Überblick behält, verschiedene Themen integriert und aufzeigen kann, warum etwas entschieden wurde. Dieser Entscheidungsträger könnte, wie Vittorio Magnago Lampugnani vorschlägt, die Verantwortung für das Grundgerüst des Entwurfs tragen, wobei die Gestaltungsregeln durch die Kommunikation mit den beteiligten Architekten geschaffen werden. Der Einzelplaner könnte aber auch die volle Verantwortung für den Entwurf übernehmen und mit der Aufstellung eines strategischen Masterplans betraut sein. Nach Joan Busquets müssen in diesem Plan nur die wichtigsten Fragen, wie Anbindung, Verkehr, Nutzungen etc., geklärt sein, um ein Projekt gestalterisch zu definieren.
Aspekte
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>> Planungsansätze
Lob der Multidisziplinarität Die in Graz-Reininghaus angewandte Methode, unterschiedliche Disziplinen unabhängig voneinander zu diskutieren, wird von den Konsulenten durchwegs positiv bewertet. Die wesentliche Qualität dabei ist, einzelne Themen unbeeinflusst von anderen Disziplinen und einem unsichtbaren Ganzen zu entwickeln. Dabei können Themenbereiche in voller Tiefe entwickelt werden, ohne dass vermeintlich nicht zielführende Gedanken durch den Einfluss anderer Fachbereiche eingegrenzt werden. Denn häufig führt eine frühzeitige Zusammenarbeit von Spezialisten auch zur Schwächung der Kompetenz aller Planer, da sich Wissenschaftler plötzlich in die Rolle von Städtebauern begeben und umgekehrt. Indem man die Disziplinen unabhängig voneinander einbezieht, erhält man eine hohe Anzahl an Optionen. Auch der Blick von außen, wie ihn die Einbeziehung von externen Experten darstellt, bietet ausgezeichnete Möglichkeiten für die Orientierung der Entwicklung.
Ist Graz-Reininghaus zu groß? Eine spannende Diskussion entspinnt sich an der Frage, wie groß ein städtebauliches Projekt sein könne. Busquets unterscheidet dabei zwischen städtebaulichen Projekten und Stadtstrategien. Busquets und Erick van Egeraat sind der Auffassung, dass ein städtebauliches Projekt maximal 20 ha umfassen sollte. Graz-Reininghaus sei zu groß für eine zusammenhängende, umfassende Planung. Sinnvoller erscheine ein Fahrplan für die schrittweise Errichtung in Untereinheiten, die das Areal gliedern. Was darüber hinausgeht, kann nur übergeordnet und wenig detailliert betrachtet werden. Duane Phillips hingegen vertritt die Auffassung, dass ein städtebauliches Projekt nicht zu groß sein könne, da Größe an sich schon Potenzial biete.
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Vermarktung Über wesentliche Standortfaktoren wie Verkehrsanbindung und Sicherheit, über den Wert von Geschwindigkeit und Berechenbarkeit von Projektpartnern, und über den Mehrwert, der durch Aufmerksamkeit erzielt werden kann.
Für den Erfolg eines Projekts ist es zunächst notwendig, Aufmerksamkeit bei Investoren zu erregen. À la longue müssen aber auch die örtlichen Voraussetzungen für langfristige Engagements stimmen.
Aspekte
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>> Vermarktung
Standortfaktoren Wenn Graz-Reininghaus internationale Konzerne anziehen soll, dann muss dies wesentlich über das Image der Stadt Graz geschehen. Nur wenn Graz als Ganzes attraktiv wirkt, kann auch Graz-Reininghaus reüssieren. Eine Schwachstelle von Graz ist seine Erreichbarkeit mit Flugzeug und Eisenbahn. Alle Konsulenten sind sich in diesem Punkt einig: Will man Konzerne aus Europa oder darüber hinaus nach Graz-Reininghaus bringen, müssen die Flugverbindungen nach Graz verbessert werden, und es muss eine stark verbesserte Anbindung an das europäische Hochleistungseisenbahnnetz sichergestellt werden. Solche Hard Facts sind heute Kernvoraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit von Standorten. Innerhalb des Stadtgebiets hat GrazReininghaus durch seine Lage und seine Ausdehnung großes Potenzial für eine erfolgreiche Entwicklung. Um die Attraktivität des Geländes für Investoren weiter zu steigern, müssen bei der Entwicklung einige Anforderungen beachtet werden. Erick van Egeraat spricht den Bedarf heutiger Entwickler an großen, zusammenhängenden Einheiten an. Eine Anforderung, der der Stadtgrundriss gerecht werden muss, will man eine gute Vermarktbarkeit erreichen. Darüber hinaus ist nach Erick van Egeraat eine hohe Dichte aus massiven, vollen Bauten attraktiv für Investoren. Deshalb siedeln sich viele Firmen in den Niederlanden bevorzugt in Rotterdam an. Warum also sollte Graz-Reininghaus für 12.000 und nicht für 25.000 Nutzer gedacht werden?
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Auf das Thema Anbindung und Ausbau des ÖPNV wird auch im Kapitel Verbindungen eingegangen.
Auch eine effiziente Anbindung an die bestehende Stadt ist wichtig. Die Anbindung an das Grazer Straßenbahnnetz und die regionale S-Bahn ist unumgänglich. Wobei in Graz-Reininghaus durch die angrenzenden Gleisanlagen gute Voraussetzungen dafür bestehen, den Anschluss auch an überregionale Verkehrsknotenpunkte wie den Flughafen zu schaffen. Für Unternehmen werden auch weiche Standortfaktoren immer wichtiger. Dazu gehören neben einem attraktiven Wohnumfeld hochwertige Bildungsangebote, ein reiches kulturelles Leben und die Gewährleistung einer guten Nahversorgung auch außerhalb der konventionellen Geschäftszeiten. Das traditionelle Graz hat hohe Aufenthaltsqualitäten, aber es ist auch – wie es Sakamoto ausdrückt – eine sehr reife Stadt. Und ein lebendiger, vielfältiger, überraschender neuer Stadtteil könnte eine synergetische Ergänzung hierzu sein.
Mit den Zusammenhängen zwischen Regeln, Sicherheiten und Grundstückswerten beschäftigt sich auch das Kapitel Städtebauliche Regeln.
Sicherheiten und Rückhalt Eine weitere wesentliche Bedingung für Investoren sind Sicherheiten. Das betrifft sowohl Sicherheiten in Bezug auf das Produkt „Stadt“ als auch Sicherheiten, im Hinblick auf den Rückhalt und die Unterstützung des Projekts in Politik, Verwaltung und Gesellschaft. Sicherheiten über den Gebietscharakter und die angestrebte Entwicklung können laut Andres Duany über die Festschreibung klarer Regeln bzw. Codes geschehen. Diese sind für die Definition einer Stadt oder eines Stadtteils und damit für das Produkt „Stadt“ Voraussetzung. Gleichzeitig steigern sie den Wert des Geländes, da auch die Grundstückskäufer bereit sind, für ein klares Produkt mehr zu zahlen. Sicherheiten über den Rückhalt und die Unterstützung in der Stadt und in der Bevölkerung sind für eine zügige Realisierung von Projekten notwendig. Eine Kommunikationsstrategie, die sowohl die öffentliche Hand als auch die Bevölkerung miteinbezieht, hilft dabei, Gegenstimmen und Einsprüche bei einem Projekt abzubauen und eventuell notwendige ergänzende Planungen durch die Stadt zu beschleunigen. Hierfür wird es unerlässlich sein, dass sich die Stadt Graz auf politischer und administrativer Ebene vorbereitet und ausreichend Ressourcen zur Verfügung stellt. Dies ist auch deshalb wesentlich, da sich Graz-Reininghaus sehr dynamisch entwickeln wird.
Der Wettbewerb um Aufmerksamkeit Der Erwerb von Aufmerksamkeit und Anerkennung hat in der Geschichte der Städte schon immer eine wichtige Rolle gespielt, erläutert Dirk Baecker. Die Hansestädte beispielsweise wurden auch deshalb so prunkvoll gebaut, damit sich ihr Reichtum und Ruhm bei den weltweiten Handelspartnern herumspräche und damit sie die Glaubwürdigkeit, Seriosität und Kreditwürdigkeit der hanseatischen Geschäftsleute unterstrichen. Die einzelnen Gebäude mussten – bei allem internen Wettstreit – nach außen hin als Ensemble wirken, um die Geschlossenheit der Handelshäuser gegenüber anderen Handelsorten zu demonstrieren. So gesehen ein frühes, aber sehr starkes Beispiel einer gelungenen Corporate Identity.
Zum Thema Stadtstrategien vergleiche auch Graz-Reininghaus und die Stadt Graz. Aspekte
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>> Vermarktung
Smart Cities Ausgehend von der Universität Wien haben drei europäische Universitäten im Jahr 2007 europäische Mittelstädte (100.000 bis 500.000 Einwohner) auf ihre Entwicklungschancen hin analysiert. Dabei wurden über 500 Städte in 7 Kategorien und 40 Unterthemen untersucht und verglichen. Graz nimmt dabei den 14. Platz ein, jedoch hinter allen anderen österreichischen Städten im Ranking. Sieger des Rankings ist Luxemburg vor Århus und Turku. Siehe dazu www.smart-cities.eu
Smart Economy Innovative spirit Entrepreneurship Economic image & trademark Productivity Flexibility of labour market International embeddedness -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5
Smart Mobility
Local accessibility International accessibility Availability of ICT-infrastructure Sustainable, innovative and safe transport systems -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5
Smart People Level of qualification Affinity to life long learning Social and ethnic plurality Flexibility Creativity Cosmopolitanism/Open-mindedness Participation in public life -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5
Smart Environment
Attractivity of natural conditions Pollution Environmental protection Sustainable resource management
-1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5
Im internationalen Standortwettbewerb kommt folgenden zwei Faktoren der öffentlichen Verwaltung eine besondere Bedeutung zu, die auch bei Graz-Reininghaus im Zentrum stehen werden: 1. Geschwindigkeit: Rasche Entscheidungen auf Seiten des Entwicklers Asset One, in der Grazer Stadtpolitik und bei den Behörden. 2. Berechenbarkeit: Entscheidungen von Politik und Behörden basieren auf akkordierten, veröffentlichten Standpunkten für Graz-Reininghaus und sind daher für jeden Investor vom ersten Moment an offensichtlich. Diese strategische Ausrichtung muss über die gesamte Entwicklungsdauer von Graz-Reininghaus Gültigkeit haben. Darüber hinaus kann das Projekt unterstützt werden, indem es in eine umfassende Entwicklungsstrategie der Stadt einbezogen wird. Hierzu ist es notwendig, dass die Stadt Graz ein Leitbild, eine gut kommunizierbare und schlüssige Stadtstrategie entwickelt, um sich in der Region, in Österreich und in Europa zu positionieren. Eine internationale Vermarktung von Graz-Reininghaus ist nur in Zusammenhang mit der Anziehungskraft der gesamten Stadt möglich. Und nicht zuletzt muss
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Mögliche Ankernutzungen für Graz-Reininghaus werden im Kapitel Ankernutzungen gesondert behandelt.
Smart Governance
Participation in decision-making Public an social services Transparent governance -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5
Smart Living Cultural facilities Health conditions Individual safety Housing quality Educational facilities Touristic attractivity Social cohesion -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5
die Stadt Graz durch öffentliche Investitionen beweisen, dass sie an die Entwicklung von Graz-Reininghaus glaubt und bereit ist, selbst zu investieren. Das würde heißen, in einem neuen Stadtzentrum wie Graz-Reininghaus kontinuierlich öffentliche Einrichtungen von überregionaler Bedeutung mit konzentrierter sozialer und technischer Infrastruktur zu etablieren.
Aufmerksamkeit Wenn man Aufmerksamkeit erzielen und Anerkennung ernten will, dann muss man etwas unverkennbar Eigenes schaffen, meint Erick van Egeraat. Dazu muss sich Graz-Reininghaus klar positionieren und seine Strategie und die dazugehörigen Werkzeuge explizit benennen. Und selbstverständlich kann eine besondere, international beachtete Ankernutzung zu einer Initialzündung führen, die den Inselcharakter des Geländes aufbricht und durch mediale Aufmerksamkeit eine Wertsteigerung des gesamten Gebiets erzielt. Gleichzeitig könnte so ein Mehrwert für ganz Graz geschaffen werden.
Kurzfassung Aspekte
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Startpunkt der baulichen Entwicklung? Im Bestand Bestand wird zum identitätsstiftenden Kern für Graz-Reininghaus Bestehende Gebäude werden neu genutzt Vorhandene Maßstäblichkeit (‚Morphologie’) wird fortgeführt Stadtteil bekommt ein homogenes Erscheinungsbild Auf der Freifläche Bestandsbauten können zeitlich und thematisch unabhängig entwickelt werden Attraktive Ankernutzungen notwendig Neue Maßstäblichkeit möglich Größere Gestaltungsfreiheit – höhere Diversität
Ankernutzung und Nukleus für Graz-Reininghaus? „Destination Attraction“, z. B. ein öffentliches Gebäude mit überregionaler Bedeutung bringt hohe Benutzerfrequenz Gebäude mit hohem Magnetismus und internationaler Ausstrahlung, z. B. die Reininghaus-Bibliothek „Ambient Attraction“, z. B. ein öffentlicher Park schafft von Beginn an hochwertigen öffentlichen Raum Verkehrsknoten des öffentlichen Verkehrs, z. B. Straßenbahnkreuz, S-Bahn-Haltestelle Unconventional Zone – geänderte Regeln bieten neue Möglichkeiten, z. B. flexible Bauauflagen, längere Öffnungszeiten der Geschäfte Proaktives Vorgehen im Hinblick auf den demographischen Wandel, z. B. Angebote für Senioren oder für temporäre Bewohner Verdichten eines Themenschwerpunkts, z. B. internationaler Forschungsstandort
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Gestalt des Stadtteils?
Kopie der Altstadt Übernahme der Identität der Stadt Internationale Identifizierbarkeit Rückgriff auf bewährte Muster Übernahme der Qualitäten der Altstadt Fortführung und Ergänzung durch Neues Maximale Differenz Zwischen Stadt und Land Zwischen Altstadt und neuem Stadtteil Zwischen Bestandsgebäuden und Neubauten
Städtebauliche Form des neuen Stadtteils? Monozentrischer Stadtteil: Entwicklung ausgehend von einem zentralen Platz oder einer Nutzung mit hoher Anziehungskraft Zentrum mit hoher Frequenz Starke Identität Ein Hauptinvestor Hohe Anfangsinvestition nötig Konzentrische Entwicklung Geringe Flexibilität der Nutzung Polyzentrischer Stadtteil: Entwicklung rund um mehrere Quartierszentren Mehrere Großinvestoren Mehrere Zentren – mehrere Identitäten Heterogene Struktur durch verschiedene Nutzungen Anpassung des Wachstums an den Bedarf Schnelle Entwicklung entlang mehrerer Ausgangspunkte Heterarchische Entwicklung: Gleichmäßige Stadtentwicklung ohne ausgeprägte Hierarchie Viele Kleininvestoren Anpassungsfähigkeit an den Bedarf – Mitwachsen mit der Stadt Bereitstellung von wohnungsnahem Grün- und Freiraum in der ersten Entwicklungsphase Sicherheiten für Investoren notwendig Vielfältiges Stadtgefüge – geringe Identität
Graz-Reininghaus und Graz? Autonome Entwicklung Die Entwicklung erfolgt unabhängig von Struktur und Nutzung des umliegenden Gebiets Räumliche Verbindungen entstehen als Reaktion auf die Entwicklung von Graz-Reininghaus Ausstrahlung auf umgebende Stadterneuerungsgebiete (Siemens-Areal, Kleingartensiedlungen, Marienhütte …) Anknüpfung an die Umgebung Weiterführung der umgebenden baulich-räumlichen Struktur Aufbrechen von Barrieren, neue Übergänge in die Stadt Integration durch Struktur und Nutzung in Graz-West
Anforderungen an Stadt Graz? Sicherheiten Schlüssige, klar kommunizierbare Stadtstrategie Rückhalt in Politik, Verwaltung und Gesellschaft Transparente, kalkulierbare Entscheidungswege Weiche Standortfaktoren International anerkannte Ausbildungsplätze Hochwertige Infrastrukturangebote Harte Standortfaktoren Gute Erreichbarkeit des Großraum Graz durch Flugzeug, Eisenbahn und KFZ Effiziente und attraktive Anbindung an die bestehende Stadt mittels öffentlichen Verkehr, Fuß- und Radwege
Effiziente Planungsmethoden?
Projektgrößen?
Stadtstruktur des Stadtteils?
Charette (Kompakte Planungsworkshops unter Einbeziehung aller Beteiligten) Gute Identifikationsmöglichkeiten für Bewohner Schnelle, daher kostengünstige Planung Lernen von (Alltags-)Erfahrungen und Alltagswissen der Bevölkerung
„Urban plan“ – Stadtstrategie, Betrachtungsgebiet > 20 ha Betrachtung des Areals, des Stadtviertels als Ganzes Übergeordnete Planung als zusammenhängende Einheit, weniger Detailplanung Klare Entwicklungsvorgaben durch übergeordnete Betrachtung
Masterplaner Originärer, qualitativer Entwurf mit einer Handschrift und gebündelter Verantwortung Starke Leitidee
„Urban project“ – städtebauliches Projekt, Betrachtungsgebiet < 20 ha Gliederung des Areals in Teilbereiche/ Quartiere Planung in Entwicklungsabschnitten Planungsbereiche können unterschiedlich gestaltet sein Detaillierte Betrachtung der einzelnen Bereiche möglich
Planung in einzelnen Disziplinen Ausführliche Auslotung der einzelnen Themenbereiche durch langen Betrachtungszeitraum Durch späte Zusammenarbeit der Disziplinen geringere Einschränkungen der Fachbereiche und viele Möglichkeiten Koordination der Teilbereiche kommt besondere Bedeutung zu
Regeln für die Stadtentwicklung? Umfassende, präzise Regeln Festschreibung der zukünftigen Entwicklung Hohe Sicherheit für Investoren und Nutzer Regeldichte führt zu klarer Zielgruppe und zu hohen Grundstückspreisen Einheitliches Zielpublikum durch klares Produkt Homogene Erscheinung des Gebiets, reduzierte Gestaltungsfreiheiten Geringere Flexibilität in der Entwicklung/Nutzung Offenes System Wenig Sicherheiten für Investoren Schnelle Reaktionsfähigkeit auf tatsächliche Entwicklung Heterogenität im Erscheinungsbild Höhere Vielfalt der Bevölkerung/ Nutzungen Einfache Möglichkeit der Selbstverwirklichung für Investoren
„Real Estate Project“ – Immobilienprojekt < 6 ha Das Areal wird in Einheiten aus jeweils mehreren Parzellen gegliedert Alle Einheiten weisen jeweils unterschiedlichen Qualitäten auf, hohe/ geringe Frequenz; Lage am Park/ an der Straße Unterteilung nach im vom Immobilienmarkt verwertbaren Einheiten erfolgt vom Immobilienentwickler Mehrere Entwickler ziehen an einem Strang Heterogenes Erscheinungsbild durch Vielzahl von Eigentümern
Kleinteilige Struktur Hohe Flexibilität und Dynamik Starke Vielfalt in Nutzung und Erscheinungsbild Hohe Kontinuität bei geänderter Nutzung bzw. Bebauung Große Parzellen durch Koppelung mehrerer Parzellen Durch kleinere Einheiten möglich Unterschiedliche Wertigkeit von Parzellen, dadurch höhere Risiken beim Eigentümer Großteilige Struktur Homogenere Erscheinung Tendenziell Großnutzungen Nachfrage durch Großinvestoren Ausgrenzung bestimmter Nutzungen Vielfalt und Abwechslung kann durch unterschiedliche Nutzungen in der Sockelzone erreicht werden Streuung des Grundstücksrisikos, dadurch geringeres Risiko für den Eigentümer
Größe des Grün- und Freiraums? Kleinflächig < 8 ha Intensive Bespielung / Nutzung Kuratoren für den öffentlichen Raum – „Reininghaus-Team“ Einfache Finanzierung von Herstellung und Pflege Garten- oder Privatparkcharakter, da Zuordnung zu einzelnen Arealen – größere private Kontrolle Großflächig > 8 ha Übergeordnete Grünfläche für Graz-West – Parkcharakter Großnutzungen (Public Viewing) möglich Mögliche Unterteilung der Grünfläche in einzelne Bereiche Nächtlicher Unsicherheitsfaktor – weniger soziale Kontrolle Aufwendigere, kostenintensivere Herstellung und Pflege Geringere Identität
Kurzfassung Aspekte
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Projektbeteiligte
Max Rieder, Roland Koppensteiner, Andreas Kleboth
Auftraggeber
Max Rieder
Die Asset One Immobilienentwicklungs AG wurde 2005 von österreichischen Investoren gegründet, um die Flächen aus dem ehemaligen Besitz der Brau Union in Österreich zu entwickeln. Insgesamt werden Liegenschaften im Ausmaß von 1,2 Millionen Quadratmetern gehalten. Über 900.000 m2 davon sind gewidmetes Bauland in Salzburg, Linz, Schwechat und Graz. Die zentrale Strategie von Asset One ist es, für Bauland in städtischer Lage die optimale Nutzung zu finden und den Qualitäten und Besonderheiten jedes Standortes bestmöglich gerecht zu werden.
studierte Kulturtechnik und Wasserwirtschaft an der Universität für Bodenkultur Wien sowie Architektur in der Meisterklasse Hans Hollein an der Universität für angewandte Kunst. Seit 1992 leitet er in Wien ein eigenes Atelier mit Befugnissen des Ingenieurkonsulenten und des Architekten. Seit 1994 lehrt Max Rieder an österreichischen Universitäten Städtebau, Stadtplanung, Architektur und Umweltgestaltung, seit 1998 mehrere Gastprofessuren zu diesen Themen im In- und Ausland. Seine Projekte und Realisierungen wurden mit dem Großen Österreichischen Wohnbaupreis, dem EuropanPreis, Josef-Frank-Preis, Otto-Wagner-Preis, dem Großen Österreichischen Staatspreis für gewerbliche und industrielle Bauten und mit Landesarchitekturpreisen gewürdigt. Seit 2002 leitet Rieder „slowfuture. com“, eine transdisziplinäre Forschungsgruppe zu städtebaulichen Fragen, und er beschäftigt sich mit großen städtebaulichen Entwicklungen zum Schwerpunkt Mittelstadtproblematik. Max Rieder leitete die Gespräche der „Stadtszenarien“.
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Kleboth Lindinger Partners Die städtebauliche Intendanz von Graz-Reininghaus wurde von der Asset One AG an Kleboth Lindinger Partners (KLP) übertragen. Damit gestaltet KLP den Stadtentwicklungsprozess von Graz-Reininghaus in städtebaulichen Belangen. Auf der strategischen Ebene gehören dazu die Beratung des Auftraggebers Asset One AG in städtebaulichen Fragen und laufende Gespräche mit Experten der Stadt Graz. Auf der operativen Ebene entwickelte KLP zunächst die Methode für die Koordination der einzelnen Fachbereiche, aufgebaut aus einzelnen Perspektiven. Bei der Erstellung dieser „städtebaulichen Perspektiven“ war KLP sowohl für Konzept und Programm als auch für die Realisierung verantwortlich: KLP erarbeitete Themenfelder und Vorgangsweise, wählte die Projektleiter aus, sorgte für deren effiziente inhaltliche Einbindung, organisierte und koordinierte die Symposien und führte abschließend die für Graz-Reininghaus gewonnen Erkenntnisse zusammen.
KLP sind Stadtplaner und Architekten. Andreas Kleboth, Klaus Lindinger und Team sind an den Standorten Linz, Graz, Salzburg und Innsbruck tätig. Kleboth und Lindinger lehrten von 1994 bis 2003 am Institut für Hochbau und Entwerfen und am Institut für Städtebau und Raumplanung der Universität Innsbruck. Noch während dieser Zeit gründeten sie 1997 ihr Büro. Die Tätigkeit von KLP war von Anfang an von zwei Grundsätzen bestimmt: Im Städtebau stehen Nutzen und Erfolg, die ein Projekt für alle Beteiligten und Betroffenen stiftet, im Mittelpunkt („Die wertvolle Stadt ermöglichen“), in der Architektur ist es die einzigartige Gestaltung von Gebäuden. Zu den Studien und Realisierungen von KLP gehören u. a. die Volksschule Söll/Tirol, der Masterplan für die FH Joanneum Graz und für den Frachtenbahnhof Innsbruck, die Große Aula der Universität und das Sattler Panorama Museum in Salzburg, das Stadthaus KaiserJosef-Platz Wels, die Erweiterung der HTL Salzburg und die Errichtung der Stadtresidenzen Sternbrauerei Salzburg. KLP erhielt den Österreichischen Holzleimbaupreis 1996, den Tiroler Niedrigenergiehauspreis 2000, den Österreichischen Museumspreis 2001 und den Otto-Wagner-Städtebau-Preis 2004.
Projektbeteiligte
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Oktober 2008
Herausgeber Asset One AG www.asset-one.at www.graz-reininghaus.com St채dtebauliche Intendanz Gesamtkonzeption kleboth.lindinger.partners www.kleboth-lindinger.com Leitung der Gespr채che Max Rieder www.maxrieder.com Konsulenten Dirk Baecker Joan Busquets Andres Duany Erick van Egeraat Vittorio Magnago Lampugnani Dietmar Leyk Philipp Oswalt Duane Phillips Kazunari Sakamoto
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Redaktion kleboth.lindinger.partners mit Unterst체tzung von Cyrus Asreahan, Barbara Gigler und Michael Sammer Autoren Ina Granzow Katharina Karoshi Andreas Kleboth Werner Schandor Grafische Gestaltung Gabi Peters Textbearbeitung Werner Schandor, textbox
Abbildungsnachweis AlterVista (60 oben); Benevolo, Leonardo, Die Geschichte der Stadt, 1983 (75); BLAU B. Landscape Arquitectura y Urbanismo, SL (42); Claudio Alessandri (67, 91); cities, architecture and society, 10. Mostra internationale di Architettura, Vol. 1 (64 rechts); Dirk Baecker (48); Doso (83); Dr. Hans Ludwig Rosegger, Die Geschichte der Brüder Reininghaus (24 unten); Elmar Schwarze, studio 34 (29 mitte, 40, 49); Festival La Strada (61 oben); Flickr.com, Akbar Simonse (79, 81 mitte); Freytag - Berndt und Artaria KG, Kartographische Anstalt (23 unten, 24 oben); graz.at (23 rechts oben); Günter R. Wett (82); Harry Schiffer (68 rechts); karres en brands (59); keplerraum.at (23 rechts unten); kleboth lindinger partners (29 oben, 56, 57, 60 unten,61 unten, 62, 63, 65, 66, 69, 70 rechts, 71, 73 unten, 76, 77, 84, 88);
Lisi Gradnitzer (U1, 4–7,12-16, 18, 19, 26, 27, 32, 33, 52, 53); loveparade.com (70 links,74); Magistratsabteilung 18 der Stadt Wien (81 unten); maps.live.com (81 oben); Marvin Zilm (44); Max Rieder (36, 38, 46, 48, 73 oben, 73 mitte, 85); Novartis/ Comet Photoshoping (72); O.M.A. Rem Koolhaas and Bruce Mau, S,M,L,M,XL (64 links); Peter Melbinger (29 unten, 34, 35, 37, 39, 41, 43, 45, 51, 54, 55, 86, 96); presseservice.region-stuttgart.de (61 rechts); Stadt Graz (21); smart-cities.eu (92); Verlagsbuchhandlung „Styria“ (23 oben) Wir möchten uns bei allen bedanken, die uns mit ihrem Rat geholfen haben, darunter auch Herrn Arch. DI Dr. Johannes Fiedler.
www.graz-reininghaus.com