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TRIFFT DEN NERV DER ZEIT

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PRIVACY, PLEASE

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Eine schöne Therme mit zwei ebensolchen Hotels nützte die Maßnahmen-Plage für umfassende Neuerungen. Ab sofort will man die Gäste zudem mit Nachhaltigkeit überzeugen.

Haben Sie schon einmal von Hans Carl von Carlowitz gehört, dem zweitältesten von 16 Kindern eines adeligen sächsischen Oberforstmeisters? Die Familie lebte auf Burg Rabenstein bei Chemnitz. Was aber hat das mit dem Therme Geinberg Spa Resort zu tun? Nun, das hängt mit einem Buch zusammen, das wohl für die meisten Menschen noch unbekannter ist als unser mysteriöser Herr selbst. Es trägt den nicht wirklich massentauglichen Titel „Sylvicultura oeconomica“ und wurde 1713 veröffentlicht. In seinem Werk prägte von Carlowitz einen Begriff, der es mehr als drei Jahrhunderte später auch ins oberösterreichische Geinberg geschafft hat: Nachhaltigkeit.

Damals im 18. Jahrhundert plagte die Menschen die „Holznot“, die durch immer mehr Eisenhütten entstanden war, heute ist es die Befürchtung einer prophezeiten Erderwärmung und Klimakatastrophe, die Nachhaltigkeit zu einem populären Begriff gemacht hat. Auch im Tourismus und in der Wellnessbranche ist nachhaltiges Wirtschaften zu einem Anliegen avanciert, das den Zeitgeist trifft. In Geinberg steht das Thema sogar bereits seit zehn Jahren ganz oben in der Prioritätenliste, aber davon später. Das Therme Geinberg Spa Resort besteht aus der öffentlichen Therme, aus dem Vierstern-superior-Vitalhotel und aus den Geinberg5 Private Spa Villas, Letztere ein ausgewiesenes Luxusrefugi-

um übrigens, wo der Butler schon war- man zu Halmen aus Maisstärke fand. Alle Restaurants in der tet, wenn man ankommt, wo man per Therme, im Vitalhotel und im Luxusresort schmücken sich inElektroauto zur Suite gebracht wird zwischen mit dem Zertifikat der Ama-Genussregion – im Kern und der Butler auf Wunsch die Klei- der Ausweis für regionale und saisonale Küchenzutaten. Der dung aufbügelt. Ach ja, und die Sui- Fuhrpark besteht ausschließlich aus E-Cars, und auch anderes ten passen so von der Größe her: Die verstärkt den grünen Trend: So wurden etwa Blumenwiesen für kleinste misst 114 Quadratmeter! Insekten angelegt, werden alle Rasenflächen nur zweimal jährSchon seit Jahren schließen diese drei lich gemäht und werden die Verpackungen der Hamam-Proder Vamed Vitality World zugehörigen dukte von Hand in der Medina von Marrakesch produziert. Betriebe mit ihrem Qualitätsanspruch Besonders stolz ist man auf den Umstand, dass Geinberg nun zur Oberliga auf. Demnach ist die Ther- die erste CO2-neutrale Therme Österreichs ist – emissionsfreie me auf Ruhesuchende und Paare aus- Klimaanlage und Beheizung rein über Geothermie inklusive. gerichtet, es gibt keine Diskont-Tarife, Die Regierungsmaßnahmen im Zusammenhang mit Corokeine Rutschen und keinen Lärm. Im na waren – wie für die ganze Branche und viele andere – eine großen Badetempel offeriert man auch große Herausforderung. Allein durch die 2-G-Pflicht verlor die so etwas wie Business- und First-Class: Therme ein Drittel ihrer Eintritte! Positiver Effekt war hingeUpgrade-Möglichkeiten wie etwa die gen eine Verjüngungskur für die Anlage. „Wir haben während Relax-Lounge mit Garten, wo der Gast der Schließungen an allen Ecken und Enden modernisiert und besonders bequeme Liegen und einen gebaut“, resümierte der scheidende Direktor Manfred Kalcher. Zeitungskiosk findet, oder die Silent So wurden im Vitalhotel 60 Zimmer komplett renoviert und Zone, wo gegen Aufpreis Stille herrscht. alle Restaurantterrassen erneuert. In der Thermen-Arena wurEine Adults-only-Therme ist man aber den sämtliche Liegen ausgetauscht, die Salzwasser-Lagune benicht: „Wir haben nichts gegen Kin- kam eine neue Cocktailbar, und auch die Geinberg5-Villas der, aber wir haben auch nichts extra für wurden aufgefrischt. Kinder“, sagt Direktor Karl Bergham- Auch die Küche profitierte von den Schließzeiten. „Die Kümer, der soeben dem langjährigen Gein- chenteams sind in dieser schwierigen Zeit näher zusammengeberg-Chef Manfred Kalcher nachfolgte. rückt und holten sich neue Inputs“, erinnert sich Manfred KalDie Innviertler Therme, die etwa 35 cher. So entwickelte man etwa mit „Kim kocht“ neue asiatische Kilometer von der Barockstadt Schär- Gerichte – nicht gerade gewöhnlich für eine Therme! ding entfernt liegt, hat im nahen Bayern Im Haubenrestaurant Aqarium ist indes das feine, achtgänmit den Thermen in Griesbach, Birn- gige Chef-Menü (224 Euro mit Weinbegleitung, 129 Euro bach und Bad Füssing viel Konkurrenz, ohne) der Renner. Jeder Gang wird übrigens mit einer eigenen muss sich daher abheben. Besonders ge- Geschichte serviert. lungen ist das mit dem kleinen First- Überhaupt läuft die Luxusklasse-Wellness in Geinberg5 so Class-Resort Geinberg5. Die 21 Vil- gut, dass man sogar eine Erweiterung andenkt. Kalcher: „Die las, die um zwei Naturschwimmteiche ‚Privacy‘, die wir dort bieten können, war schon vor Corona gruppiert sind, bieten in ihren großräu- hochgeschätzt, aber jetzt trifft es voll den Nerv der Zeit.“ ■ migen Suiten alles, was sich verwöhnte Gäste so wünschen: beispielsweise Butler-Service, eine Sauna, Mehr: Therme Geinberg Spa Resort, +4377238501, hochwertige Interieurs sowie Außenwhirlpool und einen pri- www.thermegeinberg.at, geinberg5.com und relaxguide.com vaten Badesteg. Trotz Einstiegspreisen von rund 355 Euro pro Nacht und Person verzeichnete Geinberg5 im Vorjahr eine Auslastung von 95 Prozent. Die Gäste, von denen zahlreiche bereits 30-, 40-mal da waren, kommen aus Wien, aus Deutschland, aus der Schweiz und mitunter von noch weiter angereist. Sie lassen sich weder von den ambitionierten Preisen noch von den ausgewachsenen Stören, die im Naturteich für ökologische Balance sorgen, abhalten.

Dazu trägt natürlich auch die Kulinarik bei. Im Restaurant Aqarium hat Küchenchef Peter Reithmayr mit seinem Team zwei Gault-Millau-Hauben erkocht und vermag sie gefühlt seit Menschengedenken erfolgreich zu verteidigen. Für den Sonntags-Brunch gibt es monatelange Anmeldezeiten – freilich nicht für die Geinberg5-Gäste.

Der Nachhaltigkeitsgedanke soll nun forciert und zu einem weiteren Anziehungsfaktor werden. Bereits seit zehn Jahren gibt es in Geinberg keine Plastiktrinkhalme mehr, auch wenn das allerlei Experimente erforderte, bis

Am lieblichen Biotop: das Gourmetrestaurant Aqarium des „Geinberg5 Private Spa Villas“-Resorts (großes Bild li.). – Auch fürs Auge zum Niederknien: die Küche des Herdvirtuosen Peter Reithmayr (o.). – Die Natur im Fokus: Insektenzuflucht an der Karibik-Lagune der Therme Geinberg (links).

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