Das Magazin der Orell Füssli Buchhandlungen Nr. 1/2012
Ihr persönliches Exemplar – mit Wettbewerb!
« Ich möchte Bücher schreiben, die ich als Kind selber gern gelesen hätte» Interview mit Katja Alves
Nachdenken über den Sinn der Arbeit Anregungen von
Alain de Botton
Spezial: Ratgeber Bücher, die das Leben verbessern «Seinen Erstling liebt man immer» Bestseller-Autor Jussi Adler-Olsen im Gespräch
100 Jahre Übersicht
Unser Jubiläumsangebot: 2 Strassenkarten in edler Metallbox, Fr. 19.80 Jubiläumskarte mit Prägung und Nostalgiekarte aus den Gründerjahren Jubiläumsposter «Swiss Emotional Map» vom berühmten Künstler Pécub Format : 100 × 70 cm, UV-Lackierung, Fr. 25.–
100 Jahre Hallwag – Ein Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens In dieser langen Zeit haben sich die Produkte verändert. Sie sind immer besser geworden. Der Grundgedanke jedoch, die Mobilität in all ihren Facetten erlebbar zu machen, ist geblieben. So präsentiert sich Hallwag heute in aller Frische mit Produkten für Entdecker und Nostalgiker. Vergleichen Sie die Schweiz und das angrenzende Ausland von heute mit der Karte von vor 100 Jahren.
www.swisstravelcenter.ch
Editorial | 3
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Wellness beginnt im Kopf Liebe Leserin, lieber Leser
Notizen
Seite 10 «Ich möchte Bücher schreiben, die ich als Kind selber gern gelesen hätte» Interview mit Katja Alves 14 Die Geister der Vergangenheit Endlich: Ein neuer Roamn von Zeruya Shalev
Das Leben wird immer komplizierter und anspruchsvoller – so zumindest empfinden es viele Menschen. Kein Wunder also, hat sich die Work-Life-Balance zu einem wichtigen Thema entwickelt. Die Suche nach Ausgleich spielt eine zunehmend grössere Rolle in einem Alltag, der zwar materielle Annehmlichkeiten, aber kaum mehr Ruhe bietet. In unseren Buchhandlungen erleben wir diese Suche täglich: Kundinnen und Kunden verlangen bei uns Fachbücher über Spiritualität, Stressbewältigung, Bewegung oder Ernährung. Die Verlage finden immer wieder interessante Autorinnen und Autoren, die bisher Unentdecktes oder Neues zum Thema «besser leben» und «wohlfühlen» beschreiben. Diesen Themen widmen wir im vorliegenden Heft daher besonders viel Raum. Aber ob es nun ein Buch über das hawaiianische Vergebungsritual Ho’oponopono, über TriathlonTraining, eine Milchdiät oder Quantenheilung ist: Vielleicht beginnt Wellness bereits damit, dass man sich Zeit nimmt und in einer Buchhandlung in angenehmer Atmosphäre die unterschiedlichen Angebote durchblättert. Wir freuen uns jedenfalls, wenn wir mit Büchern dazu beitragen können, dass Sie sich rundum wohlfühlen!
Seite 16 «Seinen Erstling liebt man immer» Bestseller-Autor Jussi Adler-Olsen im Books-Gespräch 20 Nachdenken über den Sinn der Arbeit Das neue Buch von Alain de Botton
Seite 23 Spezial: Ratgeber für ein besseres Leben 32 «Literaturverfilmung ist ein blödes Wort» Interview mit Xavier Koller 34 Kaffeepause Die Debatte 38 Fantastisch! Fantasy-Neuerscheinungen 42 Kinderwelt Tipps von wahren Experten 44
Mein Buch
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Kreuzworträtsel
50 Kolumne So schreibe ich – von Rolf Lappert 51 Veranstaltungen Ihr András Németh Mitglied der Geschäftsleitung
Die nächste Ausgabe von Books, dem Magazin der Orell-Füssli-Buchhandlungen, erscheint am 25. Mai 2012. Sie erhalten books kostenlos in jeder Filiale. Bestellungen nehmen wir gern entgegen über www.books.ch, orders@books.ch und Telefon 0848 849 848. Buchhandlungen von Orell Füssli finden Sie in Basel, Bern, Frauenfeld, St. Gallen, Winterthur und Zürich sowie am Flughafen Zürich.
Preisänderungen vorbehalten. Unsere aktuellen Verkaufspreise und eine umfassende Auswahl an Büchern, Filmen und Spielen finden Sie auf www.books.ch.
Impressum Herausgeber: Orell Füssli Buchhandlungs AG, Dietzingerstrasse 3, Postfach, 8036 Zürich Gesamtherstellung: Media Tune AG, Zürich Redaktion: Die Blattmacher GmbH, Zürich Gestaltung: Strichpunkt GmbH, Winterthur Coverfoto: Anita Affentranger Alle so gekennzeichneten Bücher sind auf www.books.ch auch als eBook erhältlich.
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Books Nr. 1/2012
Notizen © www.corn.at / Deuticke
Marius Leutenegger
Mit «Gut gegen Nordwind» gelang dem Wiener Autor Daniel Glattauer 2006 ein veritabler Hit: Erst seufzten vor allem Buchhändlerinnen über seine E-Mail-Liebesgeschichte, dann schmachteten auch Hunderttausende ihrer Kundinnen. 2009 legte Glattauer die nicht minder erfolgreiche Fortsetzung «Alle sieben Wellen» nach – Teil zwei sprang quasi am Erstverkaufstag auf die Bestsellerliste. Nicht nur die Leserschaft zeigte sich begeistert, auch die Kritik lupfte den Hut und zog gar Vergleiche zu Flauberts «Madame Bovary». Wenig erstaunlich also, hat die Ankündigung eines neuen Romans von Glattauer riesige Erwartungen geweckt. Jetzt ist das Buch da: «Ewig Dein», erschienen bei Deuticke. Es ist ein bisschen, als hätte Joanne K. Rowling einen Roman über das Leben im Pflegeheim geschrieben: Man hat etwas anderes erwartet. Zwar handelt auch «Ewig Dein» von der Liebe und von zwei Menschen, die nicht so recht zueinander kommen können – aber Glattauer beschreitet neue Pfade. Statt Romantik serviert er diesmal schwarze Komik, Einblicke in Psycho-Welten und sogar Thrillerelemente. Hauptfigur seines Buchs ist die nicht mehr ganz knusprige Judith, eine Art deutsche Bridget Jones, der das Leben einfach nicht richtig gelingen will. Im spiessigen Hannes glaubt sie, die grosse Liebe gefunden zu haben, doch der vermeintliche Traummann entpuppt sich bald als unerträgliche Klette. Judith kriegt immer weniger Luft – und das eigenartigerweise erst recht, nachdem sie Hannes vor die Tür gesetzt hat. Wie diese Liebesgeschichte ohne Liebe weitergeht, sei hier natürlich nicht verraten, aber so viel muss gesagt sein: «Ewig Dein» ist kein Buch für einen verträumten Sonntagnachmittag – gute Unterhaltung bietet es trotzdem.
Seine bekanntesten Bücher hat der Berner Lukas Hartmann für Kinder und Jugendliche verfasst, doch er schreibt seit jeher auch für Erwachsene. Und wie! Soeben ist bei Diogenes sein neuester Roman «Räuberleben» erschienen. Darin beschäftigt sich der Autor und Ehemann von Bundesrätin Simonetta Sommaruga mit dem Räuber Hannikel. Dessen Bande verbreitete im 18. Jahrhundert in Württemberg Angst und Schrecken. Der gut recherchierte Text ist nicht einfach ein historischer Roman, sondern hervorragende und packende Literatur in schnörkelloser Sprache. Hartmann beschreibt die Festnahme von Hannikel, den Prozess gegen ihn und seine Hinrichtung aus Sicht verschiedener Pro tagonisten – mal begleiten wir den Schreiber Grau, mal den Herzog Karl Eugen, dann wieder den minderjährigen Sohn
Hannikels oder den Räuber selbst. Alle Figuren sind sich ihrer eigenen Unzulänglichkeiten bewusst und werden mit feinem Humor präsentiert, und daher heben sich die Grenzen zwischen Gut und Böse auf – aus Gegenspielern in einem Kampf mit tödlichem Ausgang werden gut fassbare und eigentlich durchwegs sympathische Menschen, denen das Schicksal bestimmte Rollen zugedacht hat. Hartmann benutzt noch einen weiteren Kniff, um die Situation zu neutralisieren: Er erzählt die Geschichte zuerst rückwärts. Hannikel begegnet uns erstmals, als er zum Galgen geführt wird, und das ist einerseits dramaturgisch interessant – man will natürlich wissen, was bisher geschah –, öffnet einem andererseits aber auch von Beginn weg das Herz für diesen zuweilen grausamen Vaganten.
In dieser Rubrik haben wir schon einige Pop-up-Bücher vorgestellt. Das weist darauf hin, dass wir die raffinierten Bastelarbeiten – die sich wohl nie vom eBook verdrängen lassen – gut mögen. Jetzt ist bei Knesebeck ein Buch erschienen, das nicht nur den Fans, sondern vermutlich auch echten Pop-up-Muffeln gefallen kann: «M.C. Escher Pop-up». Der 1972 verstorbene niederländische Grafiker und Künstler Maurits Cornelius Escher wurde ja ausgerechnet dafür weltberühmt, dass er mit perspektivischen Tricks Fi-
guren und Räume aufs Papier brachte, die es in der Dreidimensionalität nicht geben kann. Bei seinen optischen Täuschungen führen Treppen beispielsweise abwärts, um wieder ganz oben anzukommen, Flüsse fliessen irgendwie aufwärts und Hintergründe springen plötzlich in den Vordergrund. Das alles lässt sich nicht in den Raum übertragen, und das Pop-up-Buch liefert denn auch keine Wunder – aber wie Papieringenieure hier versuchen, die Bilder von Escher in die Dreidimensionalität zu übertragen, ist schon packend. Zudem wartet das Buch mit vielen interessanten Erläuterungen zu Eschers Werk auf. Wer sich für Grafik interessiert, kommt an diesem Titel daher kaum vorbei.
Alle Bücher finden Sie auch auf
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© Katharina Lütscher
Oft ist die letzte Seite eines Buchs jene, die man am wenigsten mag – weil man nicht möchte, dass das Lesevergnügen schon zu Ende ist. Glücklicherweise gibt es Fachleute, die einem in solchen Momenten Bücher mit vergleichbaren Qualitäten empfehlen können. Einer von ihnen ist Marcel Rauber. Der 41-Jährige arbeitet als Abteilungsleiter Parterre bei Rösslitor Bücher in St.Gallen, der führenden Buchhandlung der Ostschweiz. Das Lesen entdeckte Marcel Rauber während seiner Lehre zum Bäcker-Konditor. «Wegen der Arbeitszeiten lebte ich an den Menschen meines Bekanntenkreises vorbei – und so füllte ich mir die Zeit mit Lesen», erinnert er sich. Bücher begeisterten ihn damals derart, dass er sich auch noch zum Buchhändler ausbilden liess.
«Wir Buchhändler sind manchmal Snobs, wir glauben, die Bücher einer bestimmten Autorin oder eines bestimmten Autors nicht lesen zu müssen, weil wir meinen, dass die uns sowieso nicht gefallen. So erging es mir mit den Bestsellern von Charlotte Link. Als ich für meine letzten Ferien etwas nicht allzu Anspruchsvolles suchte, schnappte ich mir trotzdem das neue Buch der erfolgreichen Deutschen – und siehe da: Ich fand ‹Der Beobachter› saugut. Grundsätzlich kennt man Charlotte Link als Verfasserin von Gesellschaftsromanen, aber dieses Buch ist ein wirklich geglückter Krimi. Der Plot ist viel spannender und weit weniger simpel, als ich erwartete, verschiedene Handlungsstränge präsentieren Figuren, denen die Autorin durchwegs eine gewisse Tiefe verliehen hat. ‹Der Beobachter› eignet sich meines Erachtens ideal für alle Fans von Elizabeth George. Wie die US-amerikanische Schriftstellerin ist auch Charlotte Link eine Vertreterin der englischen Erzähl-Tradition, und sie hat für ihr Buch sehr genau recherchiert: ‹Der Beobachter› spielt in London und umliegenden Dörfern, und es gelingt der Autorin ausgezeichnet, die Orte aufleben zu lassen. Ich empfehle dieses Buch allen, die sich gut unterhalten lassen wollen, aber auch eine etwas komplexere, gut geschriebene Geschichte schätzen.»
Milena Moser ist grosszügig mit ihren vielen treuen Fans: Die Zürcherin veröffentlicht in hoher Kadenz neue Bücher. In ihrem neuen Roman «Montagsmenschen» geht sie zudem fast verschwenderisch mit ihren Ideen um: Andere Autorinnen würden die zahlreichen Handlungsstränge, die hier miteinander verwoben werden, vermutlich auf mehrere Bücher verteilen. Im Zentrum der Geschichte steht die Yoga-Gruppe von Nevada, einer mit sich strengen Lehrerin, die von einer schweren Krankheit heimgesucht wird. Defizite, Makel und Behinderungen haben alle Protagonisten in gewisser Weise: die übergewichtige Marie, die sich einen berühmten Soap-Darsteller geangelt hat und jetzt merkt, mit was für einem Egoisten sie verheiratet ist; der ernüchterte Lehrer Ted, der sich von Frauen aller Generationen piesacken lässt; und Poppy, der nichts gelingen will und die sogar ins Gefängnis geht, um sich einen Rest Liebe zu sichern. Bei den Nebenrollen wartet die Autorin mit einer eindrücklichen Dichte von Kinder schändenden, Frauen (tot-)schlagenden oder ganz und gar lieblosen Männern auf. Die eher etwas ungesunde Truppe ist aber alles in allem voll aus dem Leben gegriffen – aus dem Leben urbaner Mittvierziger, denen eine verletzende Kindheit, gescheiterte Beziehungen und Versagensängste manche Kerbe in die Seele gehauen haben. Immerhin erleben alle Figuren eine Art Happyend. Oder zumindest kein Unhappyend. Wer mit Yoga wenig anfangen kann, wird sich mit diesem Buch vielleicht etwas schwertun; Milena Moser setzt sich darin sehr detailliert mit Yoga auseinander. Dafür verweist sie aber auch kritisch auf die Auswüchse rund um die trendige Bewegungslehre.
Foto: © Mathias Bothor
Leute, die das mögen, mögen auch ...
»Kegel fragt nicht, ob man Wissenschaftlern vertrauen kann, sondern welchen. Die Antwort ist geeignet, dem Leser den Schlaf zu rauben.« Frank Schätzing
512 Seiten, gebunden, Schutzumschlag und Lesebändchen 29,90 sFR, ISBN 978-3-86648-165-7, www.mare.de
mare
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Books Nr. 1/2012
Ja hrestage
Ein anderer Schriftsteller, der erst posthum erfolgreich wurde, war Bram Stoker. Am 12. April jährt sich der Tod des Schriftstellers aus Dublin zum 100. Mal. Weltberühmt machte ihn sein Schauerroman «Dracula», der 1897 erschien und dank zahlreicher Verfilmungen zum Klassiker wurde; eine vollständige deutsche Übersetzung lag erst 1967 vor. Zu den eher düsteren Themen, die sein ganzes Werk
durchziehen, fand Stoker wohl vor allem, weil er als Kind an einer schweren Krankheit litt, die ihn bis zum siebten Lebensjahr ans Bett fesselte. Sowohl die Krankheit selbst wie die plötzliche Genesung galten seinerzeit als unerklärlich – sein Umfeld hielt Stoker sozusagen für einen, der von den Toten auferstanden war. Zum unbestrittenen Todestag des Iren wird sein wichtigstes Buch gleich mehrmals neu aufgelegt. Jumbo veröffentlicht darüber hinaus ein Hörbuch mit Katharina Thalbach und Jürgen Uter in den Hauptrollen. Ein schönes literarisches Denkmal für Bram Stoker hat übrigens Félix J. Palma mit «Die Landkarte der Zeit» geschaffen – der lesenswerte, raffiniert gebaute Roman liegt neu auch als Rowohlt-Taschenbuch vor.
Alberto Uderzo wird am 25. April 85 Jahre alt. Zusammen mit dem Szenaristen René Coscinny erfand der noch immer lausbubenhafte Nordfranzose 1959 Asterix und Obelix – zwei der wohl bekanntesten Comicfiguren überhaupt. Bislang wurden weltweit über 325 Millionen Bücher mit ihren Abenteuern verkauft. Seit dem Tod von Coscinny 1977 schreibt Uderzo auch die Texte für die Abenteuer von Asterix. Zwar hat die Qualität der Geschichten seither spürbar nachgelassen, der fleissige Uderzo erfreut die Fans aber immerhin mit regelmässigen Neuerscheinungen. Gegenwärtig arbeitet er Gerüchten zufolge an einem neuen Band. Lange Zeit hiess es, die Serie sterbe mit ihm – nun verkündete Uderzo, es werde Asterix dereinst auch ohne ihn geben. Als neue Väter der Serie sind die Brüder Frédéric und Thierry Mébarki vorgesehen. Bei Ehapa erscheinen dieses Jahr noch Fan-Bücher mit Bildern von Uderzo – die Bände «Alles über Asterix», «Alles über Miraculix» und so weiter.
© Thomas Burla
Stephen King meinte einmal: «Der größte Horrorautor des 20. Jahrhunderts ist Howard Phillips Lovecraft – daran gibt es keinen Zweifel.» Es sind genau 75 Jahre vergangen, seit der derart Gerühmte starb: Er erlag am 15. März 1937 im Alter von 47 Jahren einem Krebsleiden. Lovecraft dürfte einer der einflussreichsten Autoren des Fantasy- und Horror-Genres sein. Berühmt machte ihn vor allem die 1928 veröffentlichte Erzählung «Cthulhus Ruf». Der Roman handelt von Scheinwissenschaft, eigenartigen Kulten und einer ausserirdischen Kreatur – eben Cthulhu. Die Erzählung inspirierte H.C. Artmann ebenso wie H.R. Giger, Wolfgang Hohlbein und unzählige andere. Viele haben am Cthulhu-Mythos weitergestrickt, der Stoff wurde x-mal verfilmt. Doch wie bedeutend er für das Genre war, sollte Lovecraft nie erfahren – zu Lebzeiten war er alles andere als erfolgreich, ja er nagte zuweilen wie das sprichwörtliche unentdeckte Genie am Hungertuch. Auf September hat der FestaVerlag eine grosse Lovecraft-Biographie angekündigt. Bis dann kann man sich die Zeit mit den beiden Büchern «Chronik des Cthulhu-Mythos» aus dem gleichen Verlag vertreiben, die sämtliche Lovecraft-Texte zum Mythos vereinen.
Noch ein Mann, dessen Alter erstaunt: Am 7. Mai wird Gerhard Polt 70 Jahre alt. So vierschrötig der Mann und seine Figuren wirken, so fein und diskret ist sein Humor. Der Kabarettist ist eben ein hochgebildeter Zeitgenosse – er studierte politische Wissenschaften, Geschichte, Kunstgeschichte, Skandinavistik und Altgermanisch. In diesem Frühjahr bieten Polt und der Verlag Kein & Aber allen Fans des Bayern umfassende Neuerscheinungen – etwa die Box «Seine grössten Erfolge», die auf neun CDs die besten Nummern seit 1977 präsentiert, oder die «Bibliothek», eine zehnbändige Werkausgabe.
Vor 100 Jahren, am 14. Mai 1912, starb einer der Wegbereiter des modernen Theaters: der Schwede August Strindberg. Er wurde 63 Jahre alt und schrieb über 60 Dramen, zehn Romane, zehn Novellensammlungen und Tausende von Briefen. Seine berühmtesten Stücke wie «Fräulein Julie», «Gespenstersonate», «Nach Damaskus» oder «Das Traumspiel» brachten den Naturalismus sowie den Expressionismus auf die Bühnen der Welt und gehören noch heute zu den meistgespielten Dramen. Bei btb ist jetzt die Biographie «Strindberg. Ein Leben» erschienen, verfasst von einem anderen Grossen der schwedischen Literatur: Per Olov Enquist.
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Was lesen Sie gerade?
© F. Angleraux
Graziella Contratto, Dirigentin, Intendantin Davos Festival, Leiterin Musik an der Hochschule der Künste Bern:
«Ich lese gerade «Böse Philosophen» des faszinierenden jungen Historikers Philipp Blom. Das Buch handelt von den ästhetischen, semi-kriminellen, agnostischen, Spinoza verehrenden Pariser Adelssalons im Vorfeld der französischen Revolution sowie vom geistig atemberaubenden Philosophenzirkel um die Enzyklopädisten Diderot und Grimm. Man erfährt darin nicht nur, wie unter dem Vorwand kulinarischer Zusammenkünfte höchst subversives Gedankengut ausgetauscht wurde, sondern auch, wie die Wahrnehmung der Welt sich langsam vom alten gotteszentrierten Bild zu lösen begann. Man lernt die liebeshungrige Diva Rousseau aus einem anderen Blickwinkel kennen und begibt sich auf die Spuren des opportunistischen Voltaire. Zurzeit befinde ich mich im Kapitel um Jean Antoine Nollet, einen Showphysiker, der in Versailles einen Elektroschlag durch
QR-Codes jetzt auch in Books! Diese schwarzweissen Quadrate sieht man mittlerweile überall – und ab sofort auch in Books. QR steht für «Quick Response», schnelle Antwort. Die Codes dienen als praktische Einkaufshilfe, denn sie enthalten den direkten Link auf unsere Website www.books.ch. So einfach geht’s: Laden Sie die App «Quickmark» herunter, die für fast alle Smartphones erhältlich ist. Öffnen Sie die App, fotografieren Sie den quadratischen Code neben dem Buch, das Sie erwerben möchten – und schon werden Sie automatisch mit dem der richtigen Internet-Seite verbunden. Dort können Sie den üblichen Kaufprozess durchführen.
180 Hände haltende königliche Leibgardisten, 200 freiwillige Kartäusermönche und zum krönenden Abschluss durch drei Kastraten der königlichen Oper schickte – gezuckt haben sie alle. Grandios, wie hier an einem einzigen Beispiel gezeigt wird, wie sich das Ancien Régime, der Klerus und die hybride französische Oper der Macht der «neutralen» Naturwissenschaft beugten. Von speziellem Interesse ist für mich, dass ich auch etwas über die Spätwerke Mozarts lerne, der über die Vorgänge in Paris bestens unterrichtet war. Dieses Buch ist wundervoll, aufregend und sehr zu empfehlen!» Böse Philosophen Philipp Blom 400 Seiten CHF 37.90 Hanser
Rund 35 junge Männer und Frauen werden bei Orell Füssli zu Buchhändlerinnen und -händlern ausgebildet. Elf davon haben jetzt gemeinsam ein Projekt verwirklicht: «Die Agenda». «Jeder suchte für den Auftakt zu einem neuen Monat ein Bild und ein passendes Zitat», sagt Carmen Hirzel, die ihre Lehre im Kramhof an der Zürcher Bahnhofstrasse absolviert. Als übergeordnetes Thema wählte die Gruppe «Gegensatz» – Mann-Frau, Licht-Schatten und so weiter. Da einige Mitwirkende besonders motiviert waren und gleich mehrere Ideen hatten, deckt die Agenda jetzt den eigenwilligen Zeitraum von August 2012 bis Dezember 2013 ab. Ab sofort kann sie auf www.books.ch bestellt oder in einer Filiale bezogen werden.
Illustration: © Burkhard Neie
BOYLE Ein ErBittErtEr Kampf zwischEn umwELtschützErn, diE EinEs untErschätzEn: diE unBErEchEnBarKEit dEr natur.
Ü.: Dirk v. Gunsteren. 464 S. Geb. m. Leseb. sFr 35,90 Auch als E-Book erhältlich www.tc-boyle.de
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Books Nr. 1/2012
Ja hrestagespezial:
100 Jahre Titanic Es gibt Momente, da sind die Programmverantwortlichen der Buchverlage wirklich nicht zu beneiden. Zum Beispiel immer dann, wenn aus aktuellem Anlass neue Titel veröffentlicht werden müssen – zum jeweiligen Thema aber schon alles gesagt ist. Typische solche Anlässe sind jeweils die Fussball-Europa- und -Weltmeisterschaften, denn das Fussballspiel ist mittlerweile von wirklich jeder denkbaren Seite beleuchtet worden, historisch, sozial, literarisch, kulinarisch, naturwissenschaftlich, satirisch. Wir sind jedenfalls gespannt, welche Neuerscheinungen uns diesen Frühsommer anlässlich der UEFA EURO 2012 in Polen und in der Ukraine noch hinter dem Ofen hervorlocken wollen! Was für den Fussball gilt, lässt sich bezüglich Titanic-Untergang erst recht behaupten: Man hat den Eindruck, alles, aber wirklich total alles sei dazu schon gesagt und in Tausenden von Büchern veröffentlicht worden. Anders als beim Fussball kommt bei der Titanic auch nichts Neues mehr hinzu – die letzte Überlebende des Unglücks ist mittlerweile eines natürlichen Todes gestorben, das Wrack ist rundum untersucht und abfotografiert, die immer gleiche Geschichte wurde in mehreren Versionen abgefilmt. Doch am 15. April jährt sich der Untergang des seinerzeit grössten und luxuriösesten Atlantik-Dampfers zum 100. Mal – und da kommen die Verlage natürlich nicht darum herum, neue Bücher auf den Markt zu werfen. Denn die Faszination dieses Unglücks bleibt ungebrochen. Das ist ja auch kein Wunder: Selten war die Fallhöhe von Absicht und Resultat ja so gross wie bei der Titanic – statt in aller Ruhe einen überbordenden Luxus zu geniessen, ertranken die meisten Passagiere wie Ratten. Und siehe da: Es gelingt den Verlagen tatsächlich, neue Bücher zu publizieren, die nicht zur Kategorie «Alter Wein in neuen Schläuchen» gehören. Chapeau! Wir greifen aus den Dutzenden von Neuerscheinungen beispielhaft drei Titel heraus, die auch Titanic-Kundigen oder -Müden noch Freude machen können:
«Titanic – Mit Physik in den Untergang» von Metin Tolan, erschienen bei Piper. Wenn Ihnen Naturwissenschaften in der Schule nie gefallen haben, bringt Sie der Professor für Experimentelle Physik Metin Tolan vielleicht auf den Geschmack. In seinem Buch behandelt er fast jeden denkbaren Aspekt der realen Katastrophe und der Verfilmung von James Cameron aus physikalischer Warte. Warum kann ein so grosses Schiff überhaupt schwimmen? Warum reichen ein paar schmale Schlitze aus, um es zu versenken? Warum erfriert im Film Jack, nicht aber Rose – wo es doch für beide gleich kalt ist? Ohne es zu merken, lernt man durch den unterhaltsamen Text viel über Physik – und weiss am Ende derart viel Spannendes über den berühmtesten Untergang der Geschichte, dass man in jeder Gesprächsrunde brillieren kann. «Mythos Titanic» von Wolf Schneider, erschienen bei Rowohlt. Wolf Schneider ist der grosse alte Mann des deutschsprachigen Journalismus – 87 Jahre alt und noch immer so vital wie einst im Mai. Wenn sich der Sprachkritiker und ehemalige Verlagsleiter des «Stern» mit der Titanic abgibt, muss man daher mit der einen oder anderen Neuigkeit rechnen. Schneider hat sich
zwar bei seiner Recherche auf ein bekanntes Dokument gestützt – das 1200 Seiten umfassende Protokoll des Untersuchungsausschusses, der sich mit der Katastrophe befasste –, es aber anscheinend viel genauer gelesen als andere. Denn er ist noch auf zahlreiche Fakten und Aussagen gestossen, die bis heute wenig bekannt sind. Sein süffig geschriebenes Buch eignet sich daher ebenso für jene, die sich einmal ganz grundsätzlich über den Fall informieren wollen, wie für jene, die es nach neuen Fakten dürstet.
«Das Titanic-Attentat» von Gerhard Wisnewski, erschienen bei Knaur. Seit 100 Jahren ist die Schiffskatastrophe Gegenstand von Verschwörungstheorien. Das Schiff sei absichtlich versenkt worden, um die Versicherung zu betrügen, heisst es zum Beispiel – und die Eigner hätten erst noch pikanterweise die Namenstäfelchen ausgetauscht, weshalb am 15. April 1912 gar nicht die Titanic gesunken sei, sondern ihr Schwesternschiff Olympic. Ein historisches Ereignis, das zu Spekulationen anregt, zieht auch den deutschen Journalisten Gerhard Wisnewski an wie der Honig eine Fliege: Wisnewski sieht hinter allen möglichen Begebenheiten ein Komplott. Er vertritt zum Beispiel die Meinung, die Mondlandung habe gar nie stattgefunden – und am Erdbeben von L’Aquila 2010 seien wahrscheinlich die Forscher des CERN schuld gewesen, die das Dorf in den Abruzzen mit Neutrinostrahlen beschossen hätten. Nun also hat sich Wisnewski der Titanic angenommen. Sein Fazit: Nicht ein profaner Eisberg, sondern eine finstere Macht hat die Titanic versenkt. An Bord des Luxusliners befanden sich nämlich ein paar hochkarätige Persönlichkeiten, die ausgeschaltet werden mussten. Die Theorie ist natürlich etwas abseitig – aber wie Wisnewski vermeintliche Beweise dafür zusammenträgt und Fakten, Halbwahrheiten und Spekulationen zu einem neuen Bild zusammenfügt, ist wirklich unterhaltsam. So einfach zu entkräften ist seine Theorie jedenfalls nicht – aber wer kann schon von sich behaupten, er wisse mit Sicherheit, dass Neil Armstrong seinerzeit auf dem Mond spazieren ging.
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... und ausserdem Die wiederverwendbaren Taschen von envirosax, die Millionen von EinwegPlastiksäcken obsolet machen, sind eine einzige Erfolgsgeschichte. Unzählige Medien haben bereits über die modischen Botschafter eines nachhaltigen Lebensstils berichtet; Sarah Jessica Paker wurde ebenso mit einer envirosax-Tasche gesichtet wie Naomi Watts, die Präsidenten-Tochter Malia Obama oder Justin Timberlake. Aber keine Angst: Sie laufen nicht Gefahr, wegen Ihrer Tasche mit einem dieser Prominenten verwech-
selt zu werden. Zu gross ist die Auswahl an neuen Modellen, die envirosax dieses Jahr auf den Markt bringt. Besonders hübsch ist die Linie MAI TAI. Auch diese Taschen lassen sich auf Feuerzeuggrösse zusammenrollen und halten mehr aus, als Sie vermutlich tragen wollen – nämlich ein Gewicht von 20 Kilos. Die ideale Tasche für den Büchereinkauf finden Sie idealerweise in allen Filialen von Orell Füssli. Taschen MAI TAI CHF 13.90 envirosax
Wettbewerbs-Gewinner In der letzten Ausgabe von «books» verlosten wir unter den Teilnehmenden unseres Kreuzworträtsel-Wettbewerbs drei Büchergutscheine. Gewonnen haben: 1. Preis: Silvia Bärtsch, Schwarzenbach 2. Preis: Ruedi Bölsterli, St. Gallen 3. Preis: Monika Boltshauser, Winterthur
Der neue Roman von Christian Kracht: eine deutsche Südseeballade
Gebunden. 256 Seiten. sFr 31,90
»Einen Satz über Christian Krachts Roman ›Imperium‹ zu sagen, ist, als wollte man Goethes ›Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten‹ in einen Orangenkern eingravieren. Vielleicht in eine Kokosnuß? Der Kokovore auf seiner Südseeinsel würde sie irgendwann verzehren, und die Schrift wäre dann weg. Aber im Hintergrund würden sich dann immer noch schattenhafte Schicksalsgebirge auffalten: die deutsche Geschichte hinter den Aussteigern, die sie gemacht haben, indem sie ihr entkommen sind, als der böse Schicksalszug einen Augenblick angehalten hat. Ein Abenteuerroman. Kein Zweifel. Daß es das noch gibt.« Elfriede Jelinek
Herzliche Gratulation! Die Gewinnerinnen und Gewinner der Preise 4 bis 10 werden schriftlich benachrichtigt. www.kiwi-verlag.de
10 | Interview
Books Nr. 1/2012
«Ich möchte Bücher schreiben, die ich als Kind selber gern gelesen hätte» Die Zürcherin Katja Alves hat ihren zweiten Kinderroman veröffentlicht: «1000 Gründe, warum ich unmöglich nach Portugal kann». Im grossen Books-Interview erzählt sie, wa rum sie gern für Kinder schreibt – und was sie mit ihrer Protagonistin Filipa verbindet. Marius Leutenegger
Books: Wie sind Sie zum Kinderbuch gekommen? Katja Alves: Als ich vor ein paar Jahren in Lissabon eine Ausstellung über das alte Ägypten besuchte, sah ich eine Landkarte, auf der die Stadt Krokodilopolis eingezeichnet war. Dieser Name inspirierte mich dazu, eine Geschichte über ein Mädchen und ein Krokodil zu schreiben, ein Hörspiel für Kinder – bis anhin schrieb ich Radiohörspiele für Erwachsene. Mein Kinderbuchdebüt «Beste Freundin dringend gesucht» entstand, weil mir ein Mädchen wie Elfriede, die Hauptfigur, im Kopf herumschwirrte. Es scheint ein weit verbreiteter Wunsch zu sein, einmal ein Kinder- oder Jugendbuch zu schreiben. Auch berühmte Erwachsenen-Autoren wie John Connolly oder John Grisham haben in letzter Zeit Bücher für ein junges Publikum verfasst. Was ist denn so verlockend an diesem Genre? Ich kann nicht für andere sprechen, aber in meinem Fall ist es ganz einfach: Das Schreiben für Kinder entspricht meinem Stil. Ich habe ja auch viele Texte für Erwachsene verfasst, und diese werden ebenfalls gern von Kindern gelesen. Ich glaube, ich nähere mich zuweilen den Dingen auf eine recht kindliche Weise an. Bei meinem neuen Buch konnte ich zum Beispiel viele Streiche und Einfälle unterbringen, die mir selber gut gefallen.
Anita Affentranger
Was macht ein gutes Kinderbuch aus? Ich las als Kind sehr gern, und ich weiss noch genau, was mir damals gefiel: Ich mochte Bücher, die gleichzeitig lustig und spannend sind – und bei denen auch traurige Momente ihren Platz haben. Als Autorin bin ich aber nicht sehr berechnend, ich überlege mir nicht ständig, was mein Buch zu einem guten Kinderbuch machen könnte. Klar ist für mich, dass ich kein explizit pädagogisches Ziel verfolge. Ich möchte einfach Bücher schreiben, die ich als Kind selber gern gelesen hätte. Wenn meine Texte dann auch bei den Kindern ankommen, ist das einfach grossartig – und ein grosses Glück. In welcher Hinsicht unterscheidet sich das Schreiben für Kinder von jenem für Erwachsene? Unterschiede gibt es sicher bei der Wahl der Themen. Mein Anspruch, dass eine Geschichte perfekt ist, bleibt aber immer gleich. Es ist für mich auch stilistisch nicht viel anders, ob ich ein Buch für Kinder oder für Erwachsene schreibe; ich bevorzuge stets einfache und klare Sätze. Natürlich muss man bei einem Kinderbuch da und dort ein Wort ersetzen, aber das mache ich erst in einer zweiten Runde. Beim Schreiben für Kinder habe ich jedenfalls nicht ständig die Schere im Kopf, und ich stelle mir auch nicht ständig die Zielgruppe vor – wichtig ist mir einfach, dass die Geschichte gut ist und ich den Spannungsbogen halten kann.
Ist es einfacher, für Kinder als für Erwachsene zu schreiben, weil die jüngere Zielgruppe keinen expliziten literarischen Anspruch stellt? Nein, das glaube ich nicht. Es ist ja keineswegs immer leicht, etwas exakt in einfachen Sätzen zu erzählen! Geniesst eine erfolgreiche KinderbuchAutorin heute die gleiche Anerkennung wie eine Erwachsenenbuch-Autorin? Die letzten Gewinner des Schweizer Kinder- und Jugendmedienpreis waren Nicolas Robel, Jürg Schubiger, Albertine Zullo und Kathrin Schärer – sie alle sind, verglichen mit den anerkannten Autoren für Erwachsene, nicht sehr berühmt. In diesem Zusammenhang hatte ich ein lustiges Erlebnis. Auf einer Zugfahrt durch Deutschland kam ich ins Gespräch mit einem jungen Mann. Er fragte mich, was ich so tue, und ich erzählte ihm, ich schriebe Kinderbücher. Darauf fand er: «Das ist toll, und vielleicht können Sie ja auch einmal ein richtiges Buch schreiben!» Kinderliteratur hat schon nicht das gleiche Renommee wie Erwachsenenliteratur. Vermutlich hängt das auch damit zusammen, dass Kinderliteratur oft einen pädagogischen Hintergrund hat oder einen bestimmten Zweck verfolgt – man will mit den Büchern die Leserinnen und Leser erziehen oder das Lesen fördern. Solche Bücher sind dann auch sehr manierlich geschrieben, aber sie verbessern das Image der Kinderliteratur nicht zwingend.
Alle Bücher finden Sie auch auf
Katja Alves ml. Katja Alves kam 1961 in Portugal zur Welt und wuchs in Zürich auf. Nach der Mittelschule arbeitete sie als Flugverkehrsassistentin, Buchhändlerin, Dokumentalistin, Radiojournalistin, Redaktorin und Kolumnistin. Einem breiten Publikum wurde sie durch die «Schreckmümpfeli» bekannt, die sie für Radio DRS verfasste. Seit über 20 Jahren publiziert Katja Alves auch Bücher; für Erwachsene schrieb sie zum Beispiel die Kurzgeschichtensammlung «Dona Generosa hilft dem Leben auf die Sprünge», für Kinder verschiedene Bilder- und Globi-Sachbücher. 2010 erschien ihr erster Kinderroman «Beste Freundin dringend gesucht».
Interview | 11
Diese Liebe zerstört eine Welt!
400 Seit en · CH F 31,90 ISBN 97 (U 8-3-784 4-3290-8 VP)
Und weckt eine Hoffnung. Rhona und Julians Liebe – ohne Chance in einem Dorf voller Hass. Bis eine mutige Frau beschließt, ein Tabu zu brechen …
LangenMüller
Trailer und Leseprobe auf www.langen-mueller-verlag.de und www.andreassommer.ch
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Kommen wir zu Ihrem neuen Buch. «1000 Gründe, warum ich unmöglich nach Portugal kann» erzählt die Geschichte der zu Beginn elfjährigen Filipa, die mit ihrem Bruder und ihrem Vater in der Schweiz lebt. Die Familie stammt aus Portugal, die Mutter starb, als Filipa ganz klein war. Eines Tages verkündet der Vater, die Familie ziehe zurück nach Portugal – in ein Land, das Filipa nur von den Ferien her kennt. Dass Portugal in Ihrem Buch eine grosse Rolle spielt, ist kein Zufall, denn Ihr Vater ist Portugiese und Sie sind in Coimbra geboren. Wie kamen Sie in die Schweiz? Meine Mutter war Schweizerin. Sie lernte meinen Vater, einen Architekten, in Portugal kennen und lebte mit ihm ein paar Jahre dort. Kurz nach meiner Geburt beschlossen meine Eltern, in die Schweiz zu ziehen. Nach dem Scheitern der Ehe ging mein Vater wieder nach Portugal zurück. Dass wir ebenfalls nach Portugal ziehen würden, war nie ein Thema. Wie hätten Sie denn damals reagiert, wenn Sie die gleiche Mitteilung wie Filipa bekommen hätten: dass die Familie nach Portugal übersiedelt? Das wäre für mich grauenhaft gewesen. Für mich war die Schweiz immer meine Heimat, der Ort, an dem ich leben wollte. Die Geschichte meines Romans ist nicht autobiografisch, aber das Gefühl der Zerrissenheit, das Filipa befällt, kenne ich gut – wie viele Kinder, die in solchen Konstellationen aufwachsen. Für mich gab es ein Ferienportugal und eine Alltagsschweiz. War ich in Portugal, fanden alle, ich sei eine typische Schweizerin, in der Schweiz sagte man mir, ich sähe aus wie eine Portugiesin. In Portugal wollte ich eine richtige Portugiesin sein, in der Schweiz wollte ich hingegen wie alle anderen Schweizerinnen sein. Das geht wohl den meisten Kindern so: Man will sich seinem Umfeld anpassen. Filipa unternimmt allerlei, um ihren Vater von seinem Plan abzubringen – sie will ihn zum Beispiel mit der attraktiven Schwimmlehrerin verkuppeln, damit er selber nicht mehr wegziehen will. Am Ende hilft aber alles nichts. Ich habe mitgelitten mit der einfallsreichen Filipa, die vor allem ihre Freundin nicht verlieren will. War es für Sie von Anfang an klar, dass Sie Filipas Familie am Ende nach Portugal ziehen lassen? Ja, ich wusste von Beginn weg: Ich will die Geschichte eines Kindes erzählen, das
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zurück in die Heimat der Eltern muss. Ein kitschiges Happyend, bei dem alles Filipas Wünschen entspricht, wäre für mich zu banal gewesen, denn der Vater hat sich den Umzug mit allen Konsequenzen gut überlegt und lässt sich jetzt nicht mehr davon abbringen. Oft ist es ja einfach so, dass man sich mit Dingen abfinden muss – das gehört zu den Herausforderungen im Leben. Für mich als Autorin ist es aber nie leicht, meine Figur leiden zu lassen, weil ich meine Figur ja mag. Deshalb hat das Buch am Ende natürlich ein Happyend, aber halt ein anderes, als sich Filipa zunächst wünschte: Sie akzeptiert das Unvermeidliche, erkennt auch das Gute an der neuen Situation – und geht daher als Gewinnerin aus der Geschichte hervor. Einfach zu ertragen ist das Ende des Buchs auch, weil Sie Portugal liebevoll schildern. Welche Beziehung haben Sie zu Ihrem Vaterland? Portugal ist ein wichtiger Teil von mir und war auch ein wichtiger Teil meiner Kindheit. Mir hat es Spass gemacht, die Kultur dieses Landes und die Eigenheiten der Menschen zu beschreiben. Und vielleicht lesen portugiesische Kinder im Ausland ja auch gern ein Buch mit portugiesischen Protagonisten. Alan Alexander Milne schrieb «Winnie -the-Pooh» für seinen Sohn Alexander – und machte dessen Stofftiere zu den Hauptfiguren –, Astrid Lindgren verfasste «Pippi Langstrumpf» für ihre Tochter Karin, die krank im Bett lag. Sie haben ja auch eine Tochter – haben Sie «1000 Gründe ...» für sie geschrieben? Ich habe nie das Bild einer bestimmten Leserin oder eines bestimmten Lesers im Kopf, wenn ich schreibe. Meine Tochter ist zudem 14 Jahre alt und damit der Zielgruppe entwachsen. Aber ich habe ihr das Buch gewidmet – wie auch schon mein erstes Kinderbuch, und ich werde ihr auch alle weiteren widmen. Da muss sie durch! «1000 Gründe ...» erzählt eine eigentlich eher unspektakuläre Geschichte. Es kommen keine wilden Kobolde vor, niemand kann fliegen, es gibt keinen Mord aufzuklären. Kann etwas so Leises in der heutigen lauten Medienlandschaft noch bestehen – und wenn ja: warum? Ja, ich glaube, dass Geschichten, die in der Realität spielen und witzig sind, bei Kindern bestehen können. Bei Jugendlichen präsentiert sich die Situation vermutlich etwas anders. Aber als ich mit meinem letzten Buch an Veranstaltungen mit
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Kindern teilnahm, sah ich immer wieder, dass Kinder Geschichten schätzen, bei denen sie sich mit der Hauptfigur identifizieren können und in denen sie sich wiederfinden. Zum Glück ist das so – denn ich habe keinen Zugang zu Fantasy und Science-fiction. Ich könnte mir vielleicht vorstellen, einen Krimi oder eine Gruselgeschichte für Kinder zu schreiben, aber witzige Alltagsgeschichten liegen mir eben besonders am Herzen. Auch den Vorgänger von «1000 Gründe ...», Ihr Kinderbuchdebüt «Beste Freundin dringend gesucht», schrieben Sie aus Sicht der Protagonistin. Kinder sprechen anders als Erwachsene – und wenn Kinder sprechen, klingt das nicht unbedingt nach geschriebener Sprache. Wie sorgen Sie dafür, dass der Text trotz Ich-Form authentisch wirkt? Authentizität erreiche ich vor allem, indem ich weiss, worüber ich schreibe. Als Autorin muss ich die Gefühle kennen, die ich beschreibe. Sprachlich gehe ich nicht besonders analytisch vor, ich überlege mir kaum: Wie spricht ein elfjähriges Mädchen, das ursprünglich aus Portugal kommt? Jugendsprache zu verwenden, käme mir jedenfalls nie in den Sinn. Ich finde, es gibt nichts Peinlicheres, als wenn Erwachsene in einer Jugendsprache schreiben. Abgesehen davon ist die Ju gendsprache zwei Monate später sowieso überholt, und dann sieht man als vermeintlich junggebliebene Autorin besonders alt aus. Die Illustrationen von «1000 Gründe ...» sind sehr schön und prägen das Buch stark mit. Filipa hätte fürs Leben gern einen Hund – und jetzt tauchen im Buch überall kleine Hundezeichnungen auf. Wie intensiv arbeiteten Sie mit der Illustratorin zusammen? In diesem Fall wurde die Illustratorin, Katja Gehrmann, von meiner Lektorin ausgesucht. Als ich die Zeichnungen zum ersten Mal zu sehen bekam, erging es mir ein bisschen wie jemandem, der ein Buch gelesen hat und sich jetzt die Verfilmung anschaut. Ich hatte natürlich eine bestimmte Vorstellung von Filipa, und ich war hocherfreut, wie gut die Illustratorin meine Vorstellung getroffen hat. Auf die Idee mit den Hunden wäre ich wohl nicht gekommen. Mein Vater fand allerdings, auf einer Illustration habe es nicht genug Sardinen auf dem Teller. Ihr Kinderbuchdebüt war erfolgreich, Sie haben auch ein Bilderbuch verfasst,
jetzt kommt «1000 Gründe ...» in die Buchhandlungen – können Sie heute von Ihrer Arbeit als Kinderbuchautorin leben? Bei den Mieten in Zürich? Nein, keine Chance – dazu müsste man eine ganze Reihe von Kinderbüchern auf dem Markt haben. Mein Haupteinkommen erziele ich als Kinderbuchlektorin beim NordSüdVerlag. Wie bringen Sie denn diesen Beruf mit dem Schreiben zusammen? Ich versuche schon, täglich zu schreiben, vor allem am Abend, an Wochenenden und an den Tagen, an denen ich nicht im Verlag arbeite. Ein grosses Glück ist für mich, wenn ich zwei oder drei Tage nacheinander an einem Buch arbeiten kann. Das neue Buch zum Beispiel habe ich teilweise in den Sommerferien verfasst: Am Morgen sass ich am Laptop, am Nachmittag lag ich am Strand. Haben Sie bereits weitere Buchprojekte? Ja, ich habe eine Idee für ein drittes Kinderbuch, die mir sehr gefällt – und die ich gegenwärtig ständig im Kopf herumwälze. Bevor ich mit dem Schreiben beginnen kann, muss ich nämlich ganz genau wissen, wie die Geschichte verläuft. Zumindest am Anfang. Manche Autorinnen und Autoren können sich einfach hinsetzen und eine Geschichte während des Schreibens entwickeln, aber bei mir geht das nicht – ich brauche einen Plan.
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Die Geister der Vergangenheit Zeruya Shalev legt mit ihren Romanen den Finger in die Wunden menschlicher Unzulänglichkeiten. In ihrem neuen Buch «Für den Rest des Lebens» geht sie der Frage nach, welche Entscheidungen man selbst trifft – und welche einem von den Umständen aufgezwungen werden. Erik Brühlmann
Eric Sultan
Zeruya Shalev gilt als die wichtigste Schriftstellerin Israels. Ihre Romane wurden in 22 Sprachen übersetzt, ihr Erstlingswerk «Liebesleben» wurde gar verfilmt. Dieser Erfolg ist insofern erstaunlich, als dass ihre Werke inhaltlich wie sprachlich alles andere als leichte Kost sind. Entsprechend lange nimmt sich die 52-Jährige denn auch zwischen ihren Veröffentlichungen Zeit: «Für den Rest des Lebens» ist ihr erster Roman seit sieben Jahren. Und auch diesmal geht es um komplexe zwischenmenschliche Beziehungsgeflechte, um Krisen, um träumerische Erwartungen und die harte Realität.
Zeruya Shalev br. Zeruya Shalev wurde 1959 im Kibbuz Kinneret am See Genezareth geboren. Nach ihrer Geburt zog die Familie – der Vater ein renommierter Literaturkritiker und Bibelgelehrter, die Mutter eine Malerin und Kunstdozentin – in ein kleines Dorf in der Nähe von Tel Aviv. Nach ihrer Militärzeit, in der sie als Sozialarbeiterin eingesetzt wurde, studierte Zeruya Shalev Bibelwissenschaften in Jerusalem. Dort lebt sie noch heute mit ihrem dritten Mann, dem Schriftsteller Eyal Megged. Die Familienverhältnisse der beiden Autoren sind, wie Zeruya Shalev sagt, verwirrend: Sie hat eine erwachsene Tochter aus zweiter Ehe, er zwei Kinder aus seiner ersten Ehe; gemeinsam haben sie einen 16-jährigen Sohn, und vor einigen Jahren adoptierten sie auch noch einen Jungen aus einem russischen Waisenhaus. 2004 wurde Zeruya Shalev bei einem Selbstmordattentat in Jerusalem schwer verletzt. Sie bezeichnet dieses Ereignis als einen Wendepunkt in ihrem Leben.
Die Last des Vergangenen «Ich war immer fasziniert von Tragödien», sagte die sprachgewaltige Autorin einmal in einem Interview. Und diese Faszination schlägt sich in ihrem neuen Roman «Für den Rest des Lebens» nieder, verleiht ihm eine Schwere, die einen beim Lesen zuweilen beinahe erdrückt. Dass der Titel an eine lebenslängliche Verwahrung erinnert, ist kein Zufall. In der Tat sind die Figuren – die 80-jährige Mutter Chemda Horowitz, Tochter Dina und Sohn Avner – Gefangene ihrer Vergangenheit. Während Chemda mit dem Schicksal hadert, dass ihr alles im Leben entweder zu früh oder zu spät widerfahren ist, trauert Avner vielen verpassten Chancen nach. Dina wiederum kämpft mit der Verbitterung, die ihr die Erinnerungen an die Vergangenheit beschert. «Was hätte sein können, wenn ...?», lautet die Kardinalsfrage, an der sich die drei Figuren verbeissen. Die Gegenwart und die Zukunft bleiben dabei auf der Strecke – ganz so, wie es bei Zeruya Shalev auch zu-
Auf den Deus ex Machina, der aus dem Nichts herabsteigt und die Familie vereint, wartet man vergebens. «Wenn man schreibt, sollte man der Wahrheit nahekommen», ist Zeruya Shalev überzeugt. Und die Wahrheit ist eben, dass das Verharren in einer prekären Situation sehr viel wahrscheinlicher ist als ein «weisser Ritter», der die Gräben schliesst und die Menschen in Liebe vereint. Ohnehin ist für die Israelin Liebe eine trügerische Angelegenheit: «Es ist eine Illusion, dass Liebe glücklich macht», verriet sie kürzlich in einem Interview. «Glück empfindet man höchstens in Augenblicken.»
weilen der Fall ist, wie sie der «Zeit» verriet: «Ich lebe oft nicht in der Gegenwart. Ich quäle mich mit Fragen der Vergangenheit, grüble über Fehler, die ich gemacht habe, und Dinge, die ich im Nachhinein ändern würde.»
Kein Land in Sicht Von der Liebe, Nähe und Geborgenheit, die eine Familie auszeichnen sollte, ist bei den Horowitz’ jedenfalls nichts zu spüren. Vielmehr öffnen sich mit jeder Erinnerung neue, unendlich tiefe Abgründe, welche die Protagonisten voneinander trennen und ihnen eine gegenseitige Annäherung verunmöglichen. Das komplizierte, teilweise von irrigen Wahrnehmungen und Trugschlüssen geprägte Beziehungsgeflecht zwischen Mutter, Tochter und Sohn errichtet weitere Mauern, welche die Familienmitglieder in ihren Einzelzellen festhalten.
Schuldfragen Ebenso illusionslos ist Zeruya Shalev, wenn es darum geht, die Urheber der familiären Abgründe auszumachen: Es sind die Eltern, welche die Schuld an der seelischen Misere ihrer Kinder auf sich laden und an die nächste Generation weitergeben. So ist Chemda bereits an ihren Eltern zerbrochen. Die lieblose Mutter hatte kaum Zeit für sie, und der Vater machte sie zu etwas, das sie nicht war und nicht sein wollte: zu einem produktiven Mitglied eines Kibbuz. Geprägt von diesen Kindheitserlebnissen, scheitert Chemda später am Leben selbst – und macht es bei der Erziehung von Avner und Dima keinen Deut besser als ihre Eltern. «Meine Mutter hat meinen Bruder sowieso vorgezogen, meine Mutter war nie eine angenehme Gesellschaft mit ihren düsteren Geschichten über den See, sie hat immer nur sich selbst
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gesehen, sie hat es nie geschafft, eine Mutter zu sein, sie hat es zu spät gelernt», lautet Dinas vernichtende Analyse. Folglich scheitern auch Dina und Avner am Leben: beide verharren in Familien und Berufen, die sie nicht ausfüllen, geschweige denn erfüllen.
Eine Reise ins Innere Zeruya Shalev sagt von sich, dass sie kein depressiver oder melancholischer Mensch sei. Gemessen an «Für den Rest des Lebens» scheint sie aber zumindest eine nüchterne, introvertierte Person zu sein. Die Figuren «leben» nicht in erster Linie von ihren Handlungen, sondern von ihren Gedanken, Rückblenden und Einblicken in ihr Innerstes. Sie sind getrieben und dennoch zum Verharren verdammt, wollen gebraucht werden und stellen fest, dass niemand da ist, auf den sie sich stützen und verlassen könnten. Es fällt schwer, Chemda, Dina und Avner zu mögen – vielleicht, weil man sich beim Lesen häufiger in ihnen wiederfindet, als einem lieb ist. Dennoch fasziniert die beinahe schon brutale Intensität des Leidens, die Zeruya Shalev mit ihren kunstvoll inszenierten Satzkonstruktionen heraufbeschwört. Und immer wieder fragt man sich: War es das? Reicht es den Protagonisten tatsächlich, zurückzublicken und das Leben zu erdulden?
Suche nach dem heiligen Gral «Ich denke, dies ist mein optimistischstes Buch», urteilte Zeruya Shalev unlängst in einem Interview. Immerhin, so die Autorin, stellten sich die drei Hauptfiguren schliesslich doch noch die Frage, ob sie einen Neuanfang wagen können. Für Avner endet diese Frage beispielsweise in der Flucht in eine aussereheliche Beziehung. Dina verfolgt den Plan, ein Kind zu adoptieren, nachdem sie für ihre Tochter scheinbar überflüssig geworden ist. Beide sind sie auf der Suche nach einem Liebesersatz in der Hoffnung, von ihrem Leiden erlöst zu werden. Eine vergebliche Suche, wie die Autorin sagt: «Dieser Wunsch, dass der Partner einen rettet, ist naiv.» Vielmehr hänge eine funktionierende Beziehung von einem selbst ab – und davon, Verantwortung zu übernehmen. Mit anderen Worten: Die Chancen der drei Figuren, den heiligen Gral der Erlösung zu finden, stehen schlecht. Aber Zeruya Shalev versprach trotz allem Optimismus ja nie ein Happyend ...
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Udis und Na’amas Ehe ist in eine Sackgasse geraten. Sie sind vor allem damit beschäftigt, sich gegenseitig zu zermürben. Schliesslich trennen sie sich – und finden am Ende doch wieder zueinander. Späte Familie (2005) 590 Seiten CHF 18.90 Berliner Tb
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«Seinen Erstling liebt man immer» «Das Alphabethaus» heisst der neue Roman von Jussi Adler-Olsen. Den so beliebten Kommissar Mørck sucht man darin jedoch vergeblich. Weshalb das so ist, verrät der dänische Bestsellerautor im exklusiven Books-Interview. Erik Brühlmann
Books: Jussi Adler-Olsen, «Das Alphabethaus» ist Ihr neuester Roman auf dem deutschen Markt. Eigentlich ist es aber das erste Buch, das Sie geschrieben haben ... Jussi Adler-Olsen: Das stimmt nicht ganz – ich schrieb schon 1980 ein Buch. Ich fand es ganz gelungen, aber ein wenig zu düster. Deshalb beschloss ich, es nicht zu veröffentlichen. «Das Alphabethaus» war also das erste Buch, das veröffentlicht wurde, und zwar 1997. Weshalb erscheint es erst jetzt auf Deutsch? Mein damaliger Agent versuchte bereits, es in Deutschland unterzubringen. Aber es gab einfach kein Interesse an dänischen Autoren. Also sagte ich meinem Agenten, er solle es bleiben lassen. Ich war überzeugt, es würde sich eines Tages eine Möglichkeit eröffnen, den Roman zu veröffentlichen. Ist es nicht seltsam, Öffentlichkeitsarbeit für einen 15 Jahre alten Roman zu betreiben? Ein wenig schon, ja. Vor allem, weil ich ihn ehrlich gesagt seit fünf oder sechs Jahren nicht mehr gelesen habe. Und die Idee dazu trug ich ja schon seit 1988 mit mir herum! Ich besass damals meinen eigenen Verlag und fragte mich, ob ich vielleicht selbst eine Karriere als Schriftsteller einschlagen sollte. In den Ferien in Italien erzählte ich meiner Frau die Geschichte des Alphabethauses, und sie sagte: «Weisst du was, Jussi, mach es doch einfach! Wir geben uns fünf Jahre Zeit und versuchen, aus dir einen Schriftsteller zu machen.» Im folgenden Jahr wurde meine Frau jedoch schwanger, und ich dachte, dass es mit einem Baby wohl besser sei, einen «anständigen» Beruf mit einem
gesicherten Einkommen auszuüben. 1997 vollendete ich die Geschichte dann aber doch noch. Und zu meinem Glück konnte ich gleich von Anfang an von dem Geld leben, das «Das Alphabethaus» einbrachte. Da wusste ich: Jetzt bin ich Schriftsteller! Mögen Sie die Geschichte denn noch? Ja, klar, seinen Erstling liebt man immer. Und die Fans Ihrer Romane um Carl Mørck? Werden sie «Das Alphabethaus» auch mögen? Warum sollten sie nicht? Ich denke, meine Leser sind sehr aufgeschlossen und offen für Neues. Es könnte zwar sein, dass der Ton der Geschichte für einige zu düster ist – aber vielleicht gefällt er wiederum Lesern, die mich bisher noch nicht kannten. Ich bin jedenfalls zuversichtlich.
«Ich würde jetzt keine fünf Jahre mehr brauchen, um das Manuskript zu schreiben.»
Würden Sie den Roman heute anders schreiben als damals? Ziemlich sicher, ja. Einige Passagen würde ich wohl straffen, die Sprache hielte ich moderner. Damals fand ich es aber faszinierend, die Sprache den beiden zeitlichen Rahmen der Geschichte – die 1940er- und 1970er-Jahre – anzupassen. Heute würde ich die beiden Teile der Geschichte wohl auch mehr miteinander
verschmelzen. Doch als ich die Geschichte schrieb, beeinflusste mich der Film «Die durch die Hölle gehen» sehr – und er ist ebenfalls deutlich zweigeteilt. Eines weiss ich jedenfalls genau: Ich würde jetzt keine fünf Jahre mehr brauchen, um das Manuskript zu schreiben. Weshalb dauerte es denn damals so lange? Der Recherche-Aufwand war immens. Mir war klar, dass es zum Thema des Romans unzählige Spezialisten gibt, die mich für jeden Fehler kritisieren würden. Deshalb recherchierte ich wirklich minutiös. Der erste Teil des Romans spielt im Deutschland des Zweiten Weltkriegs ... Ja, schon, aber «Das Alphabethaus» ist kein Kriegsroman. Sondern? Es geht zum einen um Machtmissbrauch – wie eigentlich in all meinen Romanen. So missbraucht zum Beispiel James seine Macht über den Freund Bryan. Aber Bryan bemerkt das gar nicht, hat sogar das Gefühl, James zu hintergehen. Das ist ein zweites grosses Thema: Wer hintergeht wen? Und dann geht es darum aufzuzeigen, woher die Psychopharmaka kamen, die Mitte der 1950er-Jahre die Behandlung von psychisch Kranken in Dänemark revolutionierten. Ihr Vater war Psychiater, und Sie lebten in Ihrer Kindheit in einigen Anstalten. Widerspiegelt «Das Alphabethaus» also auch eigene Erfahrungen?
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Durchaus, ja. Vor dem Einsatz von Psychopharmaka war es an der Tagesordnung, dass Patienten schrien und tobten. Das änderte sich schlagartig: Die Psychopharmaka sorgten dafür, dass es sehr viel ruhiger wurde in den Anstalten. Plötzlich konnte ich die Patienten anfassen, sogar Freundschaften mit ihnen schliessen. Später fragte ich meinen Vater, woher diese Medikamente gekommen seien. Und er antwortete, dass deutsche Wissenschaftler viele davon mitentwickelt hätten. Getestet worden seien sie während des Kriegs – in Einrichtungen wie dem Alphabethaus in meinem Roman.
Jussi Adler-Olsen br. Jussi Adler-Olsen wurde 1950 unter dem Namen Carl Valdemar Jussi Henry Adler-Olsen in Kopenhagen geboren. Er studierte Medizin, Soziologie, Politische Geschichte und Film. Vor seiner Schriftstellerkarriere arbeitete er in verschiedensten Berufen: unter anderem als Redaktor für Magazine und Comics, als Koordinator der dänischen Friedensbewegung und als Aufsichtsratsvor sitzender diverser Energiekonzerne. Sein Debütroman, «Das Alphabethaus», schaffte es in Schweden, Holland, Finnland, Spanien, Südamerika und Norwegen in die Bestsellerlisten. Der erste Roman mit Carl Mørck, «Erbarmen», erschien 2009 auf Deutsch und eroberte die KrimiFangemeinde im Sturm.
Nur dass viele Patienten im Alphabethaus Simulanten sind, die sich entweder verstecken oder vor der Front drücken wollen ... Mein Arbeitstitel für den Roman war tatsächlich «Die Simulanten». Auch dieser Aspekt wurzelt übrigens in der Realität. Ich sah in meiner Kindheit viele Menschen, die über lange Jahre hinweg eine psychische Erkrankung vortäuschten, damit sie einen Platz zum Schlafen und regelmässiges Essen hatten. Und im Roman geht es eben auch um die Gründe des Simulierens – und darum, dass ein Simulant nicht davor zurückschreckt, einen anderen aufzudecken, um seine Tarnung zu wahren. Sie haben zwei weitere Romane ohne Mørck in petto, die es noch nicht in deutscher Sprache gibt. Werden sie in absehbarer Zeit auch bei uns erscheinen? Schauen wir mal, wie «Das Alphabethaus» ankommt. Ich hoffe natürlich, dass ich
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auch die anderen Romane auf Deutsch veröffentlichen kann – und ich verspreche, dass sie ebenfalls völlig anders sind als die Romane ums Sonderdezernat Q. Aber letztlich entscheiden die Leser, ob sie noch mehr «andere» Geschichten aus meiner Feder haben wollen.
«Zu meinem Glück konnte ich gleich von Anfang an von dem Geld leben, das «Das Alphabethaus» einbrachte. Da wusste ich: Jetzt bin ich Schriftsteller!»
Ist es eigentlich einfacher, einen Einzelroman zu schreiben als einen, der in einer Serie steht? In gewisser Weise ja. In einer Serie schreibt man den ersten Roman noch als Einzelroman – das ist recht einfach. Der zweite Teil ist auch noch nicht so schwierig. Mit jedem weiteren Teil wird das Schreiben aber anspruchsvoller, denn man muss sich an alles erinnern, was im Verlauf der Serie schon passiert ist. Jedes Detail muss beachtet werden, damit die übergeordnete Geschichte stimmig bleibt, und ich muss zugeben: Ich habe zwei Personen, die mir dabei helfen, den Überblick zu behalten. Deshalb macht es auch grossen Spass, Einzelromane zu schreiben, bei denen man die totale schriftstellerische Freiheit hat und auf nichts Rücksicht nehmen muss. Andererseits liebe ich es natürlich auch, meine Charaktere beim Sonderdezernat Q zu entwickeln. Und die werden im Herbst ihren vierten Fall zu lösen haben. Können Sie schon etwas verraten? Sicher! Es wird ebenfalls um Erinnerungen aus meiner Kindheit gehen: Jedes Mal, wenn wir mit der Fähre von Jütland, wo wir wohnten, nach Seeland in die Ferien fuhren, kamen wir an einer
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Insel vorbei. Mein Vater sagte immer: «Hier gehen seltsame Dinge vor sich. Hier werden Frauen gefangen gehalten, obwohl sie zu nichts verurteilt wurden.» Er hatte traurigerweise Recht. Von 1922 bis 1961 diente die Insel dazu, Prostituierte und sexuell überaktive Frauen aus dem Verkehr zu ziehen – oft nur, weil sie mit Würdenträgern geschlafen hatten. 1800 der insgesamt 8000 Frauen wurden sogar zwangssterilisiert. Es geht also wieder um Machtmissbrauch, um einen der schlimmsten überhaupt! Mit einer dieser Frauen werden es Mørck und sein Team zu tun bekommen. Es ist in gewisser Weise ein Roman mit einer ruhigeren Grundstimmung. Das muss auch so sein, denn dann werden später auch alle Filme eine etwas andere Stimmung haben. Ist denn etwas in Sachen Verfilmungen geplant? Verfilmungen hatte ich seit dem allerersten Fall im Hinterkopf, und jetzt ist es bald so weit: Die erste Verfilmung wird an Weihnachten 2013 anlaufen. Danach soll es jedes Jahr einen weiteren Teil geben. Dabei soll jeder Teil – wie die Bücher – die Geschichte weiterentwickeln und nicht nur eine Aneinanderreihung von Fällen sein. Es soll also nicht nach dem Vorbild von James Bond laufen, sondern ich hoffe, mit denselben Schauspielern alle Teile verfilmen zu können. Eines Ihrer Hobbys ist das Komponieren – können wir auch noch eine CD von Ihnen erwarten? Diese Frage hat mir noch nie jemand gestellt! Ich habe zwar ein Studio in meinem Keller und ich werde versuchen, für die Filme einige Passagen beizusteuern. Aber eigentlich komponiere ich nur, wenn ich gerade freie Zeit habe. Und ich glaube nicht, dass allzu viele Menschen meine Hobby-Musik hören sollten.
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Carl Mørck und sein Assistent Assad versuchen, einen 20 Jahre alten Fall zu lösen. Doch von ganz oben werden ihnen Steine in den Weg gelegt ... Erlösung (2011) 592 Seiten CHF 22.90 dtv
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Nachdenken über den Sinn der Arbeit Einen grossen Teil unseres Lebens arbeiten wir – oft aus purer Notwendigkeit, oft auch aus Freude. Arbeiten wir also für unser Leben oder leben wir für unsere Arbeit? Eine Frage wie geschaffen für den schreibenden Philosophen Alain de Botton. Markus Ganz
Laurent Denimal
Alain de Botton ist eine Ausnahmeerscheinung in der modernen Literaturwelt: Mit seinen Büchern voller philosophischer Gedankengänge erreicht er ein Millionenpublikum. Der 42-jährige Schriftsteller, Journalist und TV-Produzent scheut sich nicht vor den scheinbar simplen Fragen des Lebens. Und er gibt auf unterhaltsame Weise Antworten, die so einleuchtend klingen, als hätte man sie gerade selbst gefunden.
Die Klarheit der Gedanken Die Beliebtheit seiner Bücher erklärt sich zu einem guten Teil dadurch, dass Alain de Botton Themen aufgreift, die alle Menschen betreffen. Als «Philosophie des Alltagslebens» hat man seine Werke schon charakterisiert. Und wenn darin der Vorwurf der Popularisierung mitschwingt, so betrachtet der Autor dies vermutlich als Auszeichnung. Denn er will bewusst niemanden mit einem abstrakten theoretischen Überbau abschrecken. Stattdessen lädt er seine Leserschaft mit anschaulichen Beschreibungen ein, seinen Gedanken zu folgen, die stets mit bestechender Klarheit formuliert sind. Die Folgerungen, die er zieht, sind praktische Ratschläge fürs Leben.
Hymne auch auf die Schönheit der Arbeit Alain de Botton hat auf diese Weise Bücher geschrieben, deren Titel Programm sind, etwa «Trost der Philosophie», «Kunst des Reisens» und «Glück und Architektur». Mit seiner Themenwahl hat er immer wieder überrascht. «Airport. Eine Woche in Heathrow» hiess sein letztes Werk, «Freuden und Mühen der Arbeit» ist der Titel seines neuesten Buchs. In einer Zeit, in der das Thema Arbeitsplatzabbau omnipräsent ist, muss ein solcher Titel irritieren. Zumal Alain de Botton das Buch als Ver-
such beschreibt, «eine Hymne auf die Vielfalt, Eigenart, Schönheit und die Schrecknisse moderner Arbeit anzustimmen».
Mehr Reportage denn Philosophie Das Buch fegt Vorbehalte gegenüber dieser abgehoben wirkenden Absichtserklärung schnell beiseite. Alain de Botton sinniert in zehn fesselnden Erzählungen weniger philosophisch als in seinen früheren Werken,
sondern bietet realitätsnahe Fotoreportagen, die zum Nachdenken anregen. Der in Zürich geborene Autor, der die ersten zwölf Jahre in der Schweiz verbrachte und seit langem in London lebt, reiste mit einem Fotografen während zweier Jahre um die Welt. Er erkundete die Bedingungen der Arbeit in völlig verschiedenen Gebieten wie der Wirtschaftsprüfung, der Keksproduktion und der Raketentechnik. Un-
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aufdringliche Fotos unterstützen diese Erkundungen. Alain de Botton hat mit wachem Blick Details registriert, die kaum jemand für bemerkenswert hält, unsere moderne Welt letztlich aber am Laufen halten. Besonders eindrücklich und oft überraschend persönlich sind die Schilderungen von Begegnungen mit den Menschen an ihrem Arbeitsplatz, etwa mit einem Künstler, der zwei Jahre lang denselben Baum malte.
gen, zuhause warten sechs Kinder. Weiter geht es zur Verarbeitung in die Fabrik und zum Flugzeug, dessen Äusseres den Autor an den Thunfisch erinnert. 52 Stunden nach dem Fang landet der Fisch im Verkaufsregal und wird von einer Frau gekauft. Alain de Botton folgt ihr nach Hause und erfährt, dass ihr achtjähriger Sohn das Thunfischsteak nur isst, weil er dessen Geschmack etwas weniger hasst als jenen von Lachs.
Globale Vernetzung filetiert
Humor im Absurden
Herausragend ist die Geschichte über das «logistische Genie» unserer Zeit, die von der globalen Vernetzung geprägt ist. Alain de Botton sieht in einem Supermarkt
In solchen Passagen über die absurden Seiten unserer Gesellschaft kommt der feinsinnige Humor von Alain de Botton besonders schön zur Geltung. Ernsthaft bleibt er dennoch immer, und der Autor verrät auch, wann eine Arbeit als sinnvoll empfunden wird und deshalb glücklich machen kann: Wenn sie bei anderen Leuten Freude auszulösen oder Leiden zu lindern vermag. Bei dieser Ernsthaftigkeit darf man sich bereits auf sein nächstes Buch freuen, das erst im englischen Original erschienen ist. In «Religion for Atheists» geht der Autor der Frage nach, was überzeugte Atheisten – wie erklärtermassen der Autor einer ist – von der Religion lernen können, wenn sie sich nicht auf die reine Lehre, sondern auf Aspekte wie Rituale, Moral und Gemeinschaft konzentrieren.
Die Folgerungen, die de Botton zieht, sind praktische Ratschläge fürs Leben.
Thunfischsteaks, die gemäss Etikett «von Hand auf den Malediven geangelt» wurden. Er beschliesst den Weg dieses Nahrungsmittels nachzuverfolgen. Er beobachtet im Inselstaat, wie ein Thunfisch gefangen und mit einem Kokosknüppel derart totgeschlagen wird, dass sich sein Fleisch nicht unappetitlich verfärbt. Es ist der erste Fang des Fischers seit acht Ta-
Freuden und Mühen der Arbeit 352 Seiten CHF 32.90 S. Fischer
Weitere Bücher von Alain de Botton Versuch über die Liebe (2005) 296 Seiten CHF 14.90 S. Fischer
In seinem ersten Buch aus dem Jahr 1993 beschreibt Alain de Botton in einer Mischung aus Novelle und Analyse detailliert den Verlauf einer Liebesgeschichte: Wie sich zwei verlieben – und wie die Liebe wieder entschwindet. Wie Proust Ihr Leben verändern kann (2005) 234 Seiten CHF 15.90 S. Fischer
Mit diesem Buch wurde Alain de Botton zum weltweit geachteten Autor. Kühn nahm er Marcel Prousts monumentales Werk «Auf der Suche nach der verlorenen Zeit» und destillierte daraus mit feiner Ironie ein Ratgeberbuch.
www.aufbau-verlag.de
»Eine ganz große
VARGAS! « le monde
Ein jahrhundertealter Mythos führt Kommissar Adamsberg in die dunklen Wälder der Normandie. Ein Heer aus Schattengestalten soll dort wüten und ungesühnte Verbrechen strafen. Und wo Tote sind, muss ermittelt werden. – »Eine literarische Meisterleistung.« LE POINT
Roman. 432 Seiten Gebebunden mit Schutzumschlag SFR 36,90 ISBN 978-3-351-03380-4
22 | Buchtipps
Books Nr. 1/2012
William Boyd
Javier MarÍas
Riikka Pulkkinen
Irena BreŽná
Wien, 1913. Lysander Rief, ein aufstrebender junger Schauspieler, hat alle Zelte in London abgebrochen und sich – nicht ganz zufällig – in die Stadt Sigmund Freuds begeben. Vor seiner Hochzeit muss er sich nämlich einem delikaten Problem stellen. Doch als er im Wartezimmer von Dr. Bensimon der betörenden Hettie Bull begegnet, weiss er sofort: Diese unergründlichen braungrünen Augen werden ihn nicht mehr loslassen. Hettie öffnet ihm alle Türen zum ausschweifenden Wiener Künstlerleben. Psychoanalyse, Erster Weltkrieg, Spionage – Boyds neuer Roman ist eine Erkundung der Tiefen menschlicher Psyche und eine packende Spionagegeschichte zugleich.
Luisa und Miguel sind das perfekte Paar. Das weiss vor allem María. Seit langem schon beobachtet sie heimlich die Liebenden. Jeden Morgen sitzen sie alle in demselben Café, bevor jeder seinem Tagwerk nachgeht. Luisa und Miguel kommen, um ihre Zweisamkeit für einen Moment zu geniessen; María ist hier, um durch das Glück der anderen die eigene Tristesse zu vergessen. Dann stirbt Miguel auf mysteriöse Weise, und María gerät in einen Strudel schrecklicher Ereignisse. Was hat Miguels bester Freund, Javier, mit dessen Tod zu tun? Und ist die Liebe ein Zustand, der alles erlaubt? Als sich María in Javier verliebt, aber abgewiesen wird, fühlt sie eine Macht in sich. Die Macht, das Glück der anderen zu zerstören.
40 Jahre lang hat Elsa geschwiegen. Als sie erfährt, dass sie bald sterben wird, verändert sich etwas in ihr – doch wem kann sie anvertrauen, was so lange verschüttet war? Während eines Besuchs entdeckt Enkelin Anna zufällig ein schönes Kleid im Schrank ihrer Grossmutter. Elsa erschrickt, denn das Kleid gehört ihr gar nicht. Längst hatte sie vergessen, dass es noch existiert. Jetzt ist es der Schlüssel in die Vergangenheit; Stück für Stück kommt die Wahrheit ans Licht. Drei Frauen, drei Generationen, eine Familie – dieser berührende Roman über die Annäherung einer Grossmutter und ihrer Enkelin stand in Finnland wochenlang ganz oben auf der Bestsellerliste.
Die Erzählerin verschlägt es in die Schweiz, in ein von Zäunen verstelltes Paradies voller Ordnungshüter und Kehrmaschinen – zu viel Widerspruch für ein Mädchen wie sie. Schon bei der Einreise wird ihr Name vom Grenzer verstümmelt. Im kalten, gleissenden Licht der Fremde vermisst sie die unfreie, schmuddelige Geborgenheit der Heimat. Als Heranwachsende rebelliert sie gegen das Gastland, das sie unter seine Regeln zwingt und sie nicht sie selbst sein lässt. Nach vielen Zusammenstössen findet sie einen Ausweg ... Ein kleiner Roman mit grosser Sprengkraft, ein Lebensbuch!
480 Seiten
432 Seiten
400 Seiten
144 Seiten
CHF 36.90
CHF 32.90
CHF 28.90
CHF 27.90
Berlin
S. Fischer
List
Galiani Berlin
ISBN 978-3-8270-1066-7
ISBN 978-3-10-047831-3
ISBN 9783471350713
ISBN 978-3-86971-052-5
Eine grosse Zeit
Die sterblich Verliebten
Wahr
Die undankbare Fremde
Alle Bücher finden Sie auch auf
Books Spezial
Ratgeber: Das Leben erfüllter gestalten Der hektische Alltag verlangt oft die volle Aufmerksamkeit – manchmal so sehr, dass man sich selbst vernachlässigt. Irgendwann merkt man dann, dass man mit sich und seiner Situation nicht mehr glücklich ist. Die Regale der Buchhandlungen sind voll mit Ratgebern, die einem helfen, diesen Zustand zu ändern.
Spezial – Ratgeber | 23
24 | Spezial – Ratgeber
Books Nr. 1/2012
«Ratgeber sind Frauensache!» Erik Brühlmann
Lebenshilfe-Ratgeber sind gefragt. Jeden Monat erscheinen unzählige neue Titel: von Tipps für Menschen, die innere Stärke suchen – «Shaolin: Du musst nicht kämpfen, um zu siegen» – über geschlechterspezifische Ratgeber für Frauen – «Wie Frau sein» – und Paare – «Warum Liebe weh tut» – bis hin zu Ratgebern für Krisensituationen – «Wege aus der Depression». Ein Ende des Booms ist nicht absehbar.
Ratgeber als Starthilfen «Es scheint, die Menschen besinnen sich immer mehr auf sich selbst», vermutet Sandra Trapanotto von der Orell-Füssli-Buchhandlung am Bellevue. «Die Menschen hinterfragen ihre Lebenssituation und entschliessen sich, etwas oder sich selbst zu verändern. Die Ratgeberbücher bieten ihnen dabei einen Ausgangpunkt und Unterstützung.» Einen Ratgeber zu kaufen sei längst nichts mehr, wofür man sich schämen müsste, fügt ihre Kollegin Sharleen
Ender an. Die Zeiten, in denen man sein Meditations-Buch auf dem Weg zur Kasse mit einer Biografie oder etwas ähnlich Unverfänglichem «tarnte», sind vorbei.
nostizierten Weltuntergangs, erwarten die beiden Buchhändlerinnen auch eine höhere Nachfrage nach esoterisch orientierten Büchern.
Von Burnout bis Weltuntergang
Vor allem für Frauen
Auch die Ratgeberbranche ist Schwankungen unterworfen. Es gibt Dauerbrenner wie die Glücksratgeber und Modeerscheinungen. So hätten die Kundinnen und Kunden zum Beispiel das Thema Feng Shui, das noch vor wenigen Jahren äusserst gefragt war, mittlerweile beinahe abgehakt. «Dafür tauchen immer neue Themen auf», sagt Sharleen Ender. «Jetzt zum Beispiel ‚Ho’oponopono’ – ein Ritual aus Hawaii, bei dem es unter anderem darum geht, keine Altlasten mit sich herumzutragen.» Ebenso gefragt seien Meditationsanleitungen und Lebenshilfen aus dem Bereich Psychologie – vom Umgang mit Burnout bis hin zur Steigerung des Selbstbewusstseins. Und 2012, im Jahr des prog-
So sehr man dem modernen Mann nachsagt, dass er seine harte Schale immer mehr ablege – in den Ratgeberabteilungen der Buchhandlungen ist er immer noch ein seltener Gast. «Die Ratgeber werden vor allem von Frauen gekauft», bestätigt Sandra Trapanotto. «Sie lassen sich beim Kauf auch gern von uns beraten.» Altersabhängig sei das Ratgeberinteresse hingegen nicht: «Zu uns kommen junge Frauen in den Zwanzigern ebenso wie Mütter und gestandene Geschäftsfrauen», sagt Sharleen Ender. Nur die esoterischen Themen würden vorwiegend von Kundinnen ab 40 verlangt. Woran die Frauenlastigkeit liegt, kann Sandra Trapanotto nur vermuten: «Männer lösen ihre Probleme wohl auf eine andere Art.»
BUCH-E M PF EH LU NG
BUCH-E M PF EH LU NG
Warum der eine krank wird und der andere gesund bleibt!
Renée Bonanomi Heilung geschieht im JETZT Hrsg. v. Katarina Michel HC, 192 Seiten, CHF 26,90 € [D] 17,95 / € [A] 18,30 ISBN 978-3-89427-594-5 Dieses Buch über Geistheilung ist bahnbrechend, weil niemals zuvor mit solch unbestechlicher Klarheit die ewigen GESETZE des Heilens dargelegt wurden. Kein Heiler darf gegen diese Gesetze verstoßen, andernfalls wird ihm seine Gabe genommen werden. Dies führt Renée Bonanomi zu der revolutionären Erkenntnis: „Wahre Heilung geschieht nur, wenn der Heiler nicht mehr da ist!“ Wenn allein das göttliche HEILUNGSLICHT fließt, vollzieht sich das unbeschreibliche Mysterium des Heil-Werdens – im JETZT! Das unverzichtbare Lehrwerk für jeden, der sich mit Heilung befasst!
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www.aquamarin-verlag.de
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Aquamarin Verlag
12 Gesetze der Heilung Die Hintergründe von Gesundheit und Krankheit K. & P. Michel HC, 192 Seiten, CHF 24,90 ISBN 978-3-89427-560-0 Die „Zwölf Gesetze der Mit einem Heilung“ stellen keinen Vorwort von „Howto-do-Ratgeber“ dar, Ruediger sondern behandeln das Dahlke Wesen von Gesundheit V und Krankheit von ihrem Ursprung her. Wer diese „Zwölf Gesetze“ in seinem Leben verwirklicht, wird möglicherweise zu seiner eigenen Überraschung feststellen, dass er keine äußere Behandlung mehr benötigt. Er wird unzweifelhaft erkennen: „Wahre Heilung beginnt im Inneren!“
www.aquamarin-verlag.de
Aquamarin Verlag
Spezial – Ratgeber | 25
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Trend-Tipps der Buchhändlerinnen
Sharleen Ender und Sandra Trapanotto von Orell Füssli am Bellevue.
Ho’oponopono
Burnout
Quantenheilung
Bei diesem Zungenbrecher handelt es sich um ein hawaiianisches Vergebungsritual, dessen Wurzeln weit in die Vergangenheit zurückreichen – «vielleicht sogar in die Zeit von Atlantis, Lemuria und der vedischen Hochkultur», wie der Ratgeber-Autor Ulrich Emil Duprée in seinem Buch «Ho’oponopono. Das hawaiianische Vergebungsritual» mutmasst. Auf jeden Fall ist Ho’oponopono Teil der traditionellen hawaiianischen Überlieferung «Huna». Das Vergebungsritual stützt sich auf die Überzeugung, dass die Welt eins ist und es keine Grenze zwischen Individuum und Umwelt gibt. Was in der Welt passiert, bleibt nicht ohne Resonanz bei jedem Einzelnen. Bei Ho’oponopono geht es nun darum, ein Problem von Grund auf zu lösen und dadurch inneren Frieden und Harmonie zurückzuerlangen. Auf diese Weise sollen Ängste, Sorgen, destruktive Verhaltensmuster und alte Glaubenssätze über Bord geworfen werden, welche die persönliche spirituelle Entwicklung behindern. Duprée schreibt: «Ho’oponopono besteht aus vier Wundersätzen: ‚Es tut mir leid. Bitte verzeihe mir. Ich liebe dich. Danke.’» Um diese Kernsätze herum haben die Hawaiianer ein Ritual entwickelt, das Ausgleich und Versöhnung herbeiführen soll.
Lange Zeit nicht ganz ernst genommen, gilt das Burnout-Syndrom heute schon fast als Volkskrankheit. Wer unter Burnout leidet, ist im wörtlichen Sinn ausgebrannt: emotional erschöpft, frustriert, desillusioniert, nicht mehr leistungsfähig. Burnout ist in der Regel der Tiefpunkt einer längeren Entwicklung, die oft mit idealistischer Begeisterung beginnt und über frustrierende Erlebnisse zu Desillusionierung und Apathie, psychosomatischen Erkrankungen und Depression oder Aggressivität und einer erhöhten Suchtgefährdung führt. Hanspeter Ruch, Autor des Ratgebers «Burnout: Aus der Erschöpfung in die Kraft», schreibt: «Um ein Burnout zu bewältigen, muss man sein Verhalten ändern, sein Leben neu ausrichten.» Er zeigt in seinem Buch anhand von Fallbeispielen und Übungen auf, wie Betroffene mit der Krise umgehen können. Eine Checkliste mit Burnout-Anzeichen dient dazu, die eigene Situation objektiv einschätzen zu können. Der Antistress-Lebensplan hilft, bei Kräften zu bleiben, den Alltag besser zu bewältigen und auf seine Gesundheit zu achten.
«Das Neue Denken hat in den letzten Jahren das Bewusstsein vieler Menschen für eine neue Weltsicht geöffnet», heisst es im Klappentext zum Ratgeber «Quantenheilung» des US-amerikanischen Chiropraktor Dr. Frank Kinslow. Jetzt seien faszinierende neue Methoden auf dem Vormarsch, die auf der Grundlage des Neuen Denkens entwickelt wurden – zum Beispiel die Quantenheilung von Dr. Kinslow. Sie basiere auf den Ergebnissen der Quantenphysik, können wir lesen. Der Fokus dieser Technik richtet sich sozusagen auf die Quantenebene des Körpers: auf das Körper-Geist-System. Dr. Kinslow erklärt: «Quantenheilung arbeitet mit sanfter Berührung und versetzt das vegetative Nervensystem spontan und sofort in den Zustand, in dem tiefe Heilprozesse statt finden: Das Nervensystem schaltet unmittelbar auf Heilung um und kann all das reorganisieren, was nicht optimal funktioniert.» Und das Erstaunliche daran sei: Nicht nur der Behandelte, sondern auch der Behandler erlebe ein unmittelbares, lang anhaltendes Wohlgefühl.
Ho’oponopono. Das hawaiianische Vergebungsritual
Burnout: Aus der Erschöpfung in die Kraft
Ulrich Emil Duprée 96 Seiten CHF 11.90 Schirner
Hanspeter Ruch 160 Seiten CHF 17.90 Via Nova
Quantenheilung Frank Kinslow 144 Seiten CHF 19.90 VAK
26 | Spezial – Ratgeber
Books Nr. 1/2012
Hochsensibilität Hochsensibilität – auch Überempfindlichkeit oder Hochsensitivität genannt – bezeichnet ein Phänomen, bei dem Betroffene ungewöhnlich stark auf Reize reagieren. Hochsensible Menschen haben einerseits Empfindsamkeiten und Schwächen, die sie von der Mehrheit unterscheiden, andererseits aber auch besondere Wahrnehmungen, Begabungen und natürliche Fähigkeiten. Doch Hochsensibilität ist – wenn auch bisher oft etwas negativ behaftet – weder Krankheit noch Makel, sondern eine normale menschliche Eigenart. Ratgeber-Autor Georg Parlow ist selbst hochsensibel und schreibt in seinem Buch «Zart besaitet»: «In der Vielfalt liegt grosses Potenzial für das soziale Wesen Mensch. Dadurch kommt den Hochsensiblen speziell in der modernen Welt eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu.» Doch Forschung und wissenschaftliche Anerkennung der «Dünnhäutigkeit» stecken noch in den Kinderschuhen. Der vorgestellte Ratgeber, der sich als «Grundlagenwerk zu diesem verdrängten Thema» versteht, will dies nun ändern. Das Buch richtet sich in erster
Linie an die hochempfindlichen Menschen selbst, enthält jedoch auch wichtige Informationen für alle, die beruflich mit Menschen, ihren Potenzialen und ihrem Verhalten in Teams zu tun haben. Der Ratgeber bietet erhellende und erleichternde Einsichten und erklärt Zusammenhänge von persönlicher, gruppendynamischer und gesellschaftlicher Relevanz.
Zart besaitet Georg Parlow 247 Seiten CHF 34.90 Festland
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Spezial – Ratgeber | 27
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Meditation
Im Alltag Ruhe finden
Längst haben Meditationstechniken die New-Age-Esoterik-Ecke verlassen. Man muss kein Mönch sein, um sich hinzusetzen, zur Ruhe zu kommen und sich auf sich selbst zu konzentrieren. Meditation ist eine der einfachsten Methoden für den Umgang mit Stress und kann eigentlich nicht mehr unter der Rubrik Neuentdeckungen geführt werden. Doch mit «Im Alltag Ruhe finden» von Jon Kabat-Zinn ist ein Ratgeber als Taschenbuch erschienen, der zu den Klassikern gehört. Er enthält eine Fülle von Übungen, mit denen man einerseits lernt, sich voll zu konzentrieren, die einem andererseits aber auch zeigen, wie man richtig abschaltet. Meditation ist in dieser Kombination ein einfaches Mittel, den Alltag besser zu bewältigen sowie ruhiger und gelassener zu werden und gesund zu bleiben. Meditieren kann man im Gehen, im Stehen und im Liegen, zu Hause und unterwegs, beim Treppensteigen – und sogar beim Geschirrspülen.
Jon Kabat-Zinn 224 Seiten CHF 16.90 Droemer Knaur
FÜR MEHR BALANCE UND WOHLBEFINDEN.
Mit der Zen-Philosophie zu mehr Gelassenheit und Ruhe.
Die Geschenke des Alltags mit fünf einfachen Ritualen neu entdecken.
Dankbarkeit als Schlüssel zu einem bewussten und erfüllten Leben.
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ISBN 978-3-8338-2374-9
ISBN 978-3-8338-2605-4
ISBN 978-3-8338-2620-7
YOGA
für Körper, Geist und Seele
28 | Spezial – Ratgeber
Books Nr. 1/2012
«Gefragt sind Bücher, die Lebenslust vermitteln.» Wie plant eigentlich ein Ratgeber-Verlag sein Programm – und wie findet er immer wieder neue interessante Themen? Diese Fragen gehen an Sabine Gnan. Die gelernte Ernährungswissenschaftlerin ist Redakteurin im Bereich Gesundheit beim Südwest-Verlag. Benjamin Gygax
Books: Der Südwest-Verlag ist auf Ratgeber zur Lebensgestaltung spezialisiert. Können Sie uns sagen, wie sich dieser Markt in den letzten Jahren entwickelt hat? Sabine Gnan: Der Ratgebermarkt ist 2011 im Vergleich zum Vorjahr auf annähernd gleichem Niveau geblieben. Im Bereich Essen und Trinken ist er relativ konstant, bei den Themen Gesundheit, Fitness und Sport weniger stabil. Insgesamt kann man sagen, dass der Ratgebermarkt sehr umkämpft ist. Wir haben starke Mitbewerber und versuchen, uns mit guten, authentischen Autoren abzuheben. Bisher ist uns das offenbar gut gelungen.
Angela Sirtlan – Yoga für mich ISBN 978-3-517-08762-7 / CHF 31,90*
* empfohlener Verkaufspreis
Anna E. Röcker – Jede Woche ein Stück vom Glück ISBN 978-3-517-08699-6 / CHF 28,90*
Benita Cantieni/Andrea Tresch Cantienica® – Yoga für Schwangere ISBN 978-3-517-08648-4 / CHF 31,90*
www.suedwest-verlag.de
Sie bearbeiten das Thema Gesundheit – ein Boom-Bereich? Das ist unterschiedlich. Wir haben uns zum Beispiel von sehr ernsten Medizinthemen wie Krebs verabschiedet, weil kaum jemand diese Bücher kauft. Ich vermute, Betroffene wollen sich lieber über andere Kanäle informieren und sich nicht in Buchform über 200 Seiten mit ihrer Krankheit beschäftigen. Generell will niemand mehr bezüglich seiner Gesundheit Botschaften lesen wie: Du darfst das nicht, mach dies nicht. Wir versuchen deshalb, positiv zu formulieren und den Menschen Perspektiven aufzuzeigen. Generell funktionieren klassische Ratgeber mit Checklisten zum Verhalten nicht mehr so gut. Meiner Meinung nach sind Bücher gefragt, die Lebenslust vermitteln und dazu beitragen, das Leben erfüllter zu gestalten. Damit sprechen wir vor allem Frauen ab 30 an – oder allgemein Frauen und Männer, die dem Leben optimistisch begegnen. Ratgeber im Bereich Lebensgestaltung sind Modeströmungen unterworfen. Gibt es daneben auch Themen, die immer aktuell bleiben?
Konstant gefragt sind Bücher über Diäten – vor allem Anfang des Jahres. Unsere Bücher zu «Metabolic Balance» sind seit Jahren etabliert. Im Frühjahr verkaufen sich Ratgeber übers Laufen sehr gut, im Herbst und Winter die Kochbücher. Bei den Lauf-Büchern sind wir Marktführer, da wir sehr fundierte Ratgeber renommierter Autoren produzieren. Wie häufig suchen Sie neue Trends in der Lebensgestaltung? Diese Suche muss eigentlich laufend nebenher geschehen. Wir halten permanent die Augen offen und sind aufgeschlossen für neue Trends oder interessante Personen. Wie stossen Sie auf Trends? Werden neue Themen von Autoren an Sie herangetragen? Ja, auch Autorinnen und Autoren kommen auf uns zu und bieten uns Themen an. Wir schauen dann, ob ein neuer oder besonderer Ansatz vorhanden ist. Darüber hinaus finden wir neue Themen über unser Beziehungsnetz und über Medienberichte. Die Altersstruktur und Interessen unserer Verlagsmitarbeitenden entsprechen ungefähr der Situation bei unserer Zielgruppe – wir schauen deshalb auch einfach, was uns anspricht. Nicht jeder Experte kann schreiben: Wie finden Sie die richtigen Autoren? Ein Buch sollte schon von der Person verfasst werden, die das Thema auch kompetent vertreten kann. Sonst versuchen wir, dem Experten auf einem Gebiet einen journalistisch versierten Co-Autor zur Seite zu stellen. In diesen Fällen bürgt der Experte dann vor allem für die inhaltliche Qualität.
d mehr Alle Bücher finden Sie auch auf
SPEZIAL – Ratgeber | 29
Vitale, J. / Hew Len, I.
Zero Limits Wie können Sie abschätzen, welche Themen zu Bestsellern werden? Wir diskutieren das in den Redaktionskonferenzen und prüfen die Relevanz des Themas im Internet, in den Medien und
«Bei den Diätformen sind wir zwar offen, prüfen aber, ob sie auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen.»
anhand schon publizierter Bücher. So können wir einschätzen, ob sich ein Buch verkaufen könnte. Klammern Sie gewisse Bereiche aus Ihrem Sortiment aus? Welche und warum? Wir machen sicher nichts, wenn kein ausreichendes Fundament vorhanden ist – zum Beispiel, wenn es in Richtung Scharlatanerie geht. Bei den Diätformen sind wir zwar offen, prüfen aber, ob sie
auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Welche Ratgeber zur Lebensgestaltung werden 2012 erfolgreich sein? Bestseller werden voraussichtlich die Bücher unserer Zürcher Autorin Benita Cantieni. Sie hat vor 20 Jahren die äußerst erfolgreiche Cantienica-Methode für Körperform und Haltung entwickelt, schon einige Bücher bei uns publiziert und verfügt über eine grosse Fangemeinde. Im Juni geben wir zwei ihrer Titel in neuem Look neu heraus – «Tigerfeeling für den Beckenboden» und «Laufen mit Tigerfeeling» – und publizieren eine Novität: «Tigerfeeling für den Rücken». Dann haben wir einen Ratgeber des jungen Laufspezialisten Matthias Marquardt im Programm, der sich sicher auch dieses Jahr weiterhin gut verkaufen wird: «77 Dinge, die ein Läufer wissen muss». Und natürlich ist Vegan kochen unseres jungen Autors Björn Moschinski ein Trend-Thema. Lesen Sie privat Ratgeber? Ich bin begeisterte Läuferin und interessiere mich privat deshalb für Ratgeber zum Thema Laufen.
Mit der hawaiianischen Ho’oponopono-Methode zu Gesundheit, Wohlstand, Frieden und mehr
248 Seiten. CHF 26.90. ISBN: 978-3-527-50663-7 Joe Vitale – bekannt aus dem Film „The Secret – Das Geheimnis“ – wendet den alten hawaiianischen Brauch auf unser Leben heute an und fokussiert sich dabei auf Liebe, Vergebung, das Leben im Jetzt und Verantwortung für alles zu übernehmen, was uns in unserem Leben begegnet. Jeder Einzelne ist selbst dafür verantwortlich wie sich das Leben in Zukunft entwickelt, und Ho‘oponopono hilft uns dabei unbewusste Programme aufzulösen, damit wir endlich all unsere geheimen Wünsche verwirklichen können – Gesundheit, Wohlstand, Glück – was auch immer.
30 | Buchtipps
Caroline Bretherton
Books Nr. 1/2012
Ngoc Minh Ngo und Deborah Needleman
Lorenz Marti
Monica Ali
Landlust-Fans, aufgepasst! Dieses Kochbuch begleitet Sie durch alle Jahreszeiten und bietet über 200 saisonale Rezepte für Suppen, Salate, Beilagen, Hauptgerichte und Desserts. Dazu werden 63 Nutzpflanzen vorgestellt – mit Tipps zu Lagerung und Verarbeitung. Wie zaubert man beispielsweise aus dem frisch geernteten Mangold einen feinen Mangoldgratin mit weissen Bohnen? Wie schmeckt die Röstpaprikasuppe mit Kichererbsen noch besser? Zudem werden über 20 Techniken zum Lagern und Konservieren Schritt für Schritt erklärt: vom Kochen von Konfitüren, Pickles und Chutneys bis zum Trocknen von Gemüse und Kräutern.
Ein kleiner Strauss Feldblumen kann einem Raum Leben und Schönheit verleihen. Vor unserer Haustür, im Garten, auf dem Bauernmarkt – überall finden sich zu jeder Jahreszeit herrliche Blumen, Zweige und Gewächse. Mit Fantasie arrangiert, holen sie die Natur in unsere Wohnungen. Mit den Anregungen dieses Buchs lassen sich natürliche Dekorationen zaubern, die den Stil und die Einfachheit des Landlebens aufnehmen. Das Buch gibt nicht nur Tipps für florale Arrangements, sondern inspiriert mit fantastischen Fotografien auch zu bestechend schlichten und eleganten Inneneinrichtungen. Mit über 300 farbigen Abbildungen eine Quelle der Ideen für alle, die Spass am Einrichten haben.
Wir sind Sternenstaub. Das sagen nicht nur die Dichter, sondern auch die Wissenschaftler. Im Universum gibt es mehr Sterne als Sandkörner auf der Erde. Umgekehrt enthält jedes Sandkorn ein ganzes Universum. Und von den kleinsten Elementarteilchen bis zu den mächtigsten Sternen ist alles mit allem verbunden. Das gilt auch für uns Menschen. Das Universum spiegelt sich in uns – und wir uns in ihm. Dies eröffnet eine ganz neue Perspektive, die unser Leben verändern kann. Der bekannte und erfolgreiche Autor Lorenz Marti verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse mit philosophischpoetischen Weisheiten. So entsteht eine neue, andersartige Wahrnehmung unserer ebenso rätselhaften wie wunderbaren Welt.
Nach einem fremdbestimmten Leben im Licht der Öffentlichkeit hat Lydia in Kensington, USA, endlich einen Ort der Ruhe gefunden. Ihre neuen Freundinnen ahnen nichts von ihrer Vergangenheit. Einzig ihr Liebhaber spürt, dass Lydia vieles vor ihm verbirgt − und wirbt umso mehr um sie. Doch Lydia will ihre neu gewonnene Freiheit jenseits des Rampenlichts nicht aufs Spiel setzen. Wer sagt denn, dass der Liebhaber begreift, wie gross ihre Einsamkeit war – so gross, dass sie sogar ihre Kinder verlassen hat? Als ein britischer Fotograf in der Kleinstadt auftaucht, ist Lydias neue Identität in Gefahr, denn er weiss alles über ihr altes Leben – und will es öffentlich machen.
352 Seiten
176 Seiten
220 Seiten
384 Seiten
CHF 31.90
CHF 45.90
CHF 28.90
CHF 32.90
Dorling Kindersley
Knesebeck
Kreuz
Droemer Knaur
ISBN 978-3-8310-2112-3
ISBN 978-3-86873-454-6
ISBN 978-3-451-61109-4
ISBN 978-3-426-19929-9
Gartenküche für alle Jahreszeiten
Natur im Haus – Blumenideen für jede Jahreszeit
Eine Handvoll Sternenstaub
Die gläserne Frau
BUCHtipps | 31
Alle Bücher finden Sie auch auf
Veronica Rossi
FRANK GOOSEN
Sommerfest
Roger Kappeler
Mein letzter Tag auf der Erde
Moritz Matthies
Die siebzehnjährige Aria lebt in einer Welt, die perfekter ist als die Realität. Perry kommt aus einer Wildnis, die realer ist als jede Perfektion und in der wilde Stürme das Leben bedrohen. Als Aria in seine Welt verstossen wird, rettet Perry ihr das Leben. Trotz ihrer Fremdheit verbindet die beiden die Verzweiflung und die Sorge um jene, die sie lieben. Aria will ihre verschollene Mutter wiederfinden, Perry ist auf der Suche nach seinem Neffen, für dessen Entführung er sich schuldig fühlt. Aria versucht zwar, vor Perry zu verbergen, dass sich ihre Gefühle ihm gegenüber wandeln. Doch Perry hat längst entdeckt, was sich abspielt – auch bei sich selbst.
Onkel Hermann, der seit dem Tod von Stefans Eltern in Bochum die Stellung hielt, ist gestorben. Stefan muss zurück in die Heimat, um das kleine Bergarbeiterreihenhaus seiner Familie zu verkaufen. Innerhalb von zwei Tagen will er den Termin mit dem Makler hinter sich bringen, sich mit ein, zwei Leuten treffen und dann wieder nach München zurückkehren. Das war der Plan. Doch schneller als man es für möglich hält, wird man in der Enge der Heimat zu Erinnerungen und Entscheidungen gezwungen. Just an diesem Wochenende wird die Sperrung der A40 im Ruhrgebiet zum kulturellen Happening, dessen Sog Stefan sich nicht entziehen kann. Und alle sind sie da, alle, mit denen er aufgewachsen ist ... Ein rasanter Roadtrip durch den «Pott».
Als Tom an diesem scheinbar ganz normalen Dienstagmorgen aufwacht, ahnt er noch nicht, dass der letzte Tag in seinem Leben angebrochen sein soll. Zunächst scheint alles so zu laufen wie immer. Doch die unerwartete Bekanntschaft mit dem sympathischtollpatschigen Sensenmann, der ihn ins Jenseits befördern will, bringt alle seine glorreichen Zukunftspläne durcheinander. Was tun? Natürlich abhauen! Auf der wahnwitzigen Flucht vor dem Tod erlebt Tom die unglaublichsten Abenteuer und stolpert dabei von einem Fettnäpfchen ins andere. Gerade als er glaubt, den hartnäckigen Sensenmann endlich abgeschüttelt zu haben, schlägt die Kirchenuhr Mitternacht ...
Die Erde unter dem Zoo gleicht einem Schweizer Käse, denn Erdmännchen Ray und sein Clan ermitteln in einem Vermisstenfall. An ihrer Seite arbeitet der Privatdetektiv Phil, der nach genügend Schlucken aus dem Flachmann Erdmännisch versteht. Ihr neuester Fall betrifft Hanno von Sieversdorf, einen millionenschweren Grossindustriellen, der spurlos verschwunden ist. Seine Tochter Constanze hat sich an Phil gewandt: Er soll den Fall übernehmen, ohne grosses Aufsehen zu erregen. Gemeinsam begeben sich Detektiv und Erdmännchen auf die Suche nach Hanno von Sieversdorf. Die Ermittlungen beginnen im Zoo. Und tatsächlich finden die Erdmännchen Ray, Rufus und Rocky auch drei Leichen. Nur die von Hanno von Sieversdorf ist nicht darunter …
432 Seiten
320 Seiten
161 Seiten
272 Seiten
CHF 15.90
CHF 23.90
Wagner
Scherz
ISBN 978-3-86279-096-8
ISBN 978-3-651-00026-1
Gebannt. Unter fremdem Himmel
CHF 28.90 Oetinger ISBN 978-3-7891-4620-6
CHF 32.90 Kiepenheuer & Witsch ISBN 978-3-462-04386-0
Ausgefressen
32 | Neuerscheinung
Books Nr. 1/2012
« Literaturverfilmung ist ein blödes Wort » «Schweizer Filmregisseure in Nahaufnahme» heisst ein neues Buch, das 40 Filmschaffende porträtiert – darunter auch Xavier Koller. Books sprach mit dem Schweizer Oscar-Preisträger. Benjamin Gygax
Peter Würmli
Filme von Schweizer Regisseurinnen und Regisseuren drohen in der Fülle des USamerikanischen Angebots unterzugehen. Doch Publikumslieblinge wie die feinfühlige Komödie «Die Herbstzeitlosen», der Horrorstreifen «Sennentuntschi» oder die Dokumentation «Mais im Bundeshuus» zeigen, dass es sich lohnt, das Schweizer Filmschaffen zu verfolgen. Diese Einsicht wird bestärkt, wenn man in «Schweizer Filmregisseure in Nahaufnahme» blättert. Die grossformatige und umfangreiche Neuerscheinung versammelt Porträts von 40 Schweizer Regisseurinnen und Regisseuren. «Bisher gab es keine vergleichbare Publikation über Schweizer Filmregisseure», meint Verlagsleiterin Anne Rüffer zum aufwändig gemachten Band, «und mit dem Buch wollten wir die Neugier auf Schweizer Filme wecken sowie einen Blick hinter die Kulissen des Filmemachens ermöglichen.» Vertreten sind im Buch mehrere Generationen von Filmemachenden, alle Sprachregionen, beide Geschlechter – und natürlich alle Filmgenres. Die Journalistin Andrea Sailer hat die ausgewählten Regisseurinnen und Regisseure getroffen, mit ihnen über Werdegang, Erfolge, Flops und Wünsche gesprochen und zu allen ein Porträt verfasst. Eine Werkliste, ein kurzes Interview und Filmstills aus den wichtigsten Werken ergänzen die Porträts. Die Bilder im Buch stammen von Peter Würmli. Mit einem der bekanntesten und erfolgreichsten Schweizer Regisseure – Xavier Koller – konnte Books über Filme und Bücher sprechen. Books: Xavier Koller, «Schweizer Filmregisseure in Nahaufnahme» enthält ein Porträt von Ihnen. Wie haben Sie die Entstehung des Buchs erlebt? Xavier Koller: Die Autorin Andrea Sailer hat mich angefragt, ob ich mitmachen würde, und ich habe gern zugesagt. Das Gespräch hat in der Schweiz stattgefunden; ich bin ja regelmässig hier. Inzwischen habe ich das fertige Buch
gesehen: Es ist ein riesiges, sehr schön gemachtes, leidenschaftliches Porträt über uns Filmemacher. Ich finde es grossartig vom Verlag Rüffer & Rub, dass er dieses Buch realisiert hat – schliesslich werden sie davon kaum eine sehr grosse Auflage absetzen können. Im Buch sind 40 Regisseurinnen und Regisseure porträtiert. Wie viele kennen Sie persönlich? Der ganze Club ist ja in der Schweiz nicht so gross. Ich kenne deshalb einige; die ältere Generation etwas besser als die jüngere, weil ich ja schon seit längerem nicht mehr in der Schweiz wohne. Wie stark ist denn der Austausch zwischen Ihnen und Ihren Kolleginnen und Kollegen? Mit Rolf Lyssy tausche ich mich regelmässig aus, er ist ein sehr enger Freund. Wir schicken uns gegenseitig unsere Drehbücher. Aber darüber hinaus pflege ich eher den gesellschaftlichen Umgang mit
anderen Regisseuren. Der Zusammenhalt zwischen jüngeren Filmemachern ist – soweit ich das erleben durfte – etwas enger und es gibt weniger Berührungsängste zwischen Einzelnen oder Gruppen. Oft wird nach etwas Verbindendem im Schweizer Filmschaffen gesucht – auch der Buchtitel suggeriert, dass es «Schweizer Filmregisseure» gibt. Wie beurteilen Sie das? Es gibt natürlich eine kulturelle Identität, die sich auch sprachlich äussert – und die heute wieder neu entdeckt wird. Jüngere Regisseure haben weniger Mühe, zu ihrem Land zu stehen. Die Schweiz hat sich ja auch entwickelt und ist offener und frischer geworden. Gibt es über diese atmosphärischen Aspekte hinaus inhaltliche Gemeinsamkeiten? Ich würde nicht behaupten, dass es den «typischen Schweizer Film» gibt; es gibt nur den Film aus der Schweiz. Die Leute machen ja nicht Filme, weil sie Schweizer sind, sondern weil sie etwas zu erzählen haben, das in der Schweiz erlebt wurde. Ich habe zunächst im Ausland gedreht und mich erst nach und nach Schweizer Themen zugewandt. «Der schwarze Tanner» und «Das gefrorene Herz» wurden in der Umgebung und Sprache gedreht, in der ich aufgewachsen bin, weil mir diese Dialogsprache sehr nahe war. Damals hatte man im Film Mühe mit dem Schweizer Dialekt, aber ich konnte die Leute so sprechen lassen, wie ich mir das vorstellte. Man geht anders mit Inhalten um, wenn man sich in der Muttersprache äussert – in einer musikalischen Art. Erleichtert eine Buchvorlage das Schreiben von Dialogen also nicht? Es kommt darauf an. Es gibt Autoren, die sehr konkrete, dramatische Dialoge mit gutem, knappem Rhythmus schreiben. Andere verfassen Dialoge wie Literatur, doch so spricht man nicht. Ich übernehme selten geschriebene Dialoge, denn für einen Film muss man komprimieren und der Charakter muss eine neue, eigene Identität und Sprache bekommen. Kenne ich eine Figur, habe ich sie verinnerlicht, dann redet sie von selbst, denn dann weiss ich auch, wie sie sich in einer Szene ausdrücken und verhalten soll. Welches Arbeitsverhältnis haben Sie generell zum Buch? Ich habe ja schon einige Romanvorlagen adaptiert. Meine Erfahrung ist: Ein Buch
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Der Ursprung meines Films war das Theaterstück «Dällebach Kari» von Livia Anne Richard. Ich habe den Auftrag erhalten, daraus ein Drehbuch zu schreiben. Ich musste jedoch für mich einen neuen Ansatz zu diesem interessanten Charakter finden. Also habe ich mich gefragt: Was hat man bisher noch nicht gesehen, was interessiert mich? Deshalb habe ich mit Dällenbachs Geburt angefangen. Er
«Ich arbeite nach der Devise, dass man letztlich recht respektlos mit dem Material umgehen muss.»
Der Film hat es im Vergleich zum Buch schwer ... Natürlich. Dabei kann man meistens eigentlich nur verlieren. Deshalb nutze ich als Vorlage lieber eine Kurzgeschichte als einen detailliert ausgearbeiteten Roman. Ich arbeite nach der Devise, dass man letztlich recht respektlos mit dem Material umgehen muss. Auf die Gefahr hin, dass ein Autor, wenn er noch lebt, nicht einverstanden ist. Bei mir waren sie meistens schon tot – und haben sich vielleicht im Grab umgedreht.
wurde ja mit einer Hasenscharte geboren. Welchen Einfluss hatte das auf seine Persönlichkeit? Warum wurde er ausgerechnet Friseur, wo er sich immer im Spiegel selbst betrachten muss? Dällenbach war ein sehr intelligenter, sensibler Typ, der eine gewisse feminine Seite hatte: Er verehrte die Frau und die Sinnlichkeit. Das war meine Wahrnehmung. Ob sie der Realität entspricht, weiss ich nicht – aber darum geht es ja eigentlich gar nicht.
Sie haben mit «Eine wen iig, dr Dällebach Kari» einen bekannten Stoff verfilmt. Ist es schwieriger, eine eigene Sicht zu entwickeln, wenn viel Material vorhanden ist?
Sie leben seit 17 Jahren in Los Angeles, drehen aber in Bern zu einem lokalen Stoff. Fällt Ihnen das schwerer nach der Zeit im Ausland? Im Gegenteil. Ich glaube, wenn man
SOMMER, LEBENSFREUDE UND TOSKANA-FEELING – DAS PURE LESEVERGNÜGEN !
länger weg ist, hat man einen Vorteil: Man verliert die Enge, wird mutiger, auch in der Herangehensweise an eine Geschichte und an einen Charakter. Ich habe mich gefragt: Will ich die bekannte Legende erzählen, oder wie es vielleicht dazu kam? Das hat mich interessiert – viel mehr als die Legende selbst. Sind Sie vorwiegend aus beruflichen Gründen in den USA – oder weil sie einfach gern dort leben? Ich bin zunächst aus Neugier nach Los Angeles gezogen und habe dort auch einige Aufträge erfüllt. Dann hat man Familie, lebt sich ein, ein Kind kommt zur Schule … Ich bin ein Wanderarbeiter, und eigentlich ist es mir Wurst, wo ich meine Arbeit mache, solange sie interessant ist. Was bedeuten Ihnen Bücher privat? Ich lese recht viel – je nachdem, wo ich in meiner Arbeit gerade stecke. In der Vorbereitung viel, im Prozess des Schreibens kaum – dann träume ich mehr. Und wenn ich dann drehe, lese ich Bücher, um mich von der Arbeit abzulenken und den Kopf frei zu bekommen. Andere Geschichten anderer Menschen zu lesen, ist dann befreiend.
Schweizer Filmregisseure in Nahaufnahme Andrea Sailer, Peter Würmli, Cornelia Studer 421 Seiten CHF 74.00 rüffer & rub
Erscheint am 2 16.03.201
ISB
ist eine Inspiration, es hat jedoch eine andere Sprache, einen anderen Rhythmus. Es ist ein anderes Medium als der Film. Im Film sind Bilder konkret, im Buch sind sie angedeutet. In meiner Arbeit geht es darum, den Kern einer Geschichte zu finden, der mich anspricht. Ob das der Intention des Autors entspricht, ist nicht sicher, denn ein Film ist eine subjektive Betrachtungsweise und Interpretation des Inhalts. Es gibt keine optimale Literaturverfilmung. Das ist sowieso ein blödes Wort. Literatur ist ein eigenes Medium – und Film ist ein anderes. Ich muss dem Film Leben einhauchen, das aus den Worten der Literatur fliesst. Aber ich muss die Worte auf eine reale Ebene transformieren und komprimieren. Zudem sind Bücher meist zu umfangreich, als dass man jede Szene übernehmen könnte. Im Film fehlt immer viel.
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Books Nr. 1/2012
Die Debatte Was machen eine Buchhändlerin und ein Buchhändler in der Kaffeepause? Sie plaudern über Bücher. Books hat sich im «Starbucks» der Filiale Kramhof zu den Orell-FüssliMitarbeitenden Patrizia Melaugh und Ernst Schipper gesetzt. Marius Leutenegger
Nur eine Ohrfeige Christo Tsiolkas 510 Seiten CHF 38.90 Klett-Cotta
Wenn das Schlachten vorbei ist T.C. Boyle 464 Seiten CHF 35.90 Hanser
TOPPreis
Vom Ende einer Geschichte Julian Barnes 181 Seiten CHF 22.90 Kiepenheuer & Witsch
Erik Brühlmann
Books: Willkommen zur ersten Debatte in dieser Besetzung. Patrizia, du hast angeregt, dass wir heute über «Nur eine Ohrfeige» von Christos Tsiolkas sprechen. Worum geht’s? Patrizia Melaugh (PM): Eine Familie in Australien veranstaltet in ihrem Garten ein Grillfest. Auch viele Kinder sind dabei – darunter ein etwa dreijähriger Bub, der sich ziemlich schnell als nörgelnde Nervensäge entpuppt. Seine Mutter nimmt ihn aber ständig in Schutz; sie ist eine richtige Glucke und stillt ihren Dreijährigen sogar noch. Schliesslich kommt es zu einem Konflikt zwischen den Kindern, der Bub schwingt einen Stecken und gefährdet die anderen – bis es schliesslich einem der Gäste zu viel wird: Er geht auf den Buben los und gibt ihm eine Ohrfeige. Die Situation ist für alle Beteiligten peinlich; manche finden insgeheim, der Junge habe eine Zurechtweisung verdient, andere erkennen in der Ohrfeige einen unzulässigen Übergriff. Von da an zeigt uns Tsiolkas aus ganz verschiedenen Perspektiven, wie es nach dieser Ohrfeige weitergeht: Es folgen acht Kapitel, und in jedem davon steht eine am Grillfest anwesende Person im Mittelpunkt. Die Ausgangslage erinnert ein wenig an «Der Gott des Gemetzels», jenes Theaterstück von Yasmina Reza, das Roman Polanski kürzlich unter dem Titel «Carnage» ins Kino brachte – auch dort löst ein Streit unter Kindern einen Krieg unter Erwachsenen aus ... PM: Die Ausgangslage ist ähnlich, aber bei Tsiolkas kommen mehr Leute vor. Und weil stets aus einer individuellen Perspektive erzählt wird, ist man ständig hin- und hergerissen. Mir machte das Buch jedenfalls so viel Vergnügen, dass ich es gleich zweimal las.
Deine Beschreibung klingt sehr unterhaltsam – ist das Buch denn lustig? Ernst Schipper (ES): Nicht unbedingt. Ich fand es sogar eher düster. PM: Warum? ES: Alle Figuren haben ihre Schattenseiten und sind ziemlich verlogen. Aber das soll keineswegs heissen, mir hätte das Buch nicht gefallen – im Gegenteil. Tsiolkas macht eine Bestandesaufnahme der Gesellschaft, beleuchtet auf faszinierende Weise viele Dinge wie Ehe, Freundschaft oder Erziehung – und er kommt zu einem eher düsteren Resultat. Stilistisch ist er sehr konsequent: Er hat eine Sprache gefunden, die der von ihm beschriebenen Gesellschaft genau entspricht. Das heisst? ES: Es hat zum Beispiel ein paar Sexszenen drin, die in einer harten und kalten Sprache beschrieben sind. Das düstere Bild, das Tsiolkas von der Gesellschaft zeichnet, zieht er jedenfalls voll durch. Patrizia, du sagst, dir habe das Buch viel Vergnügen bereitet. Was fandest du denn so toll? PM: «Nur eine Ohrfeige» ist wie eine Soap: Immer steht eine andere Person im Mittelpunkt, es gibt viele Wendungen, aber auch einen roten Faden. Es hat mich immer sehr interessiert, wie die Figuren reagieren und was sie denken. Der Mann, der die Ohrfeige gab, ist ja der Cousin des Gastgebers, und seine Frau ist die beste Freundin der Mutter. Das schafft natürlich viel Konfliktpotenzial. Interessant fand ich auch, wie Tsiolkas die multikulturelle Gesellschaft darstellt. ES: Stimmt! Es sind viele Griechen nach Australien ausgewandert, und sie stehen im Zentrum des Buchs; es kommen aber auch andere Kulturen vor, Inder oder Abo-
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rigines. Das bunte Gesellschaftspanorama, das Tsiolkas malt, weist viele Parallelen zur Schweiz auf. Und er beschäftigt sich auch mit dem Generationenkonflikt. Das klingt, als würde er aus dem Vollen schöpfen. ES: Das tut er auf jeden Fall. Und auch wenn das Buch ein wenig düster ist, hat es auf mich dennoch warm gewirkt – es steckt viel Arbeit in diesen Charakteren, sie sind nicht einfach stereotyp böse oder gut, sondern facettenreich. Man merkt, dass der Autor Sympathien für seine Figuren hat. Ausser vielleicht für jenen Mann, der die Ohrfeige gab. Wem würdet ihr das Buch empfehlen? PM: Ich glaube, das spricht viele Leute an. ES: Davon bin ich auch überzeugt. «Nur eine Ohrfeige» ist ein geglücktes Beispiel für ein Buch in der Tradition der angelsächsischen Erzählweise: Es ist leicht geschrieben, unterhaltend, aber nie seicht. PM: Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir hier ein Buch empfehlen, in dem viel Sex und Drogen vorkommen.
Ernst Schipper: Für mich ist «Vom Ende einer Geschichte» nicht weniger als ein Meisterwerk. Ich werde dieses Buch gleich noch einmal lesen. Patrizia Melaugh: Das kann man gut machen. Ich habe zum Beispiel erst beim zweiten Lesen erkannt, wie witzig der erste Teil ist.
Liest man es denn mit roten Ohren? ES: Nein, aber die Sprache ist schon direkt. Kommen wir zum zweiten Buch unserer Debatte: «Wenn das Schlachten vorbei ist» von T.C. Boyle. Worum geht’s? ES: Um die Channel Islands, eine Inselgruppe vor Kalifornien. Auf einer der Inseln ist eine Rattenplage ausgebrochen, die auch die Vögel bedroht. Eine Stiftung möchte die Ratten bekämpfen und den ursprünglichen Zustand des Ökosystems wieder herstellen. Repräsentiert wird die Stiftung von Alma. Ihr Gegenspieler ist Dave, ein fanatischer Vertreter einer Tierrechtsorganisation. Dave ist ein fulminanter Charakter, aufbrausend und selbstgerecht; so sehr er die Tiere liebt, so sehr hasst er die Menschen. Dave findet, man dürfe auf der Insel nicht eingreifen und müsse alles sich selbst überlassen. Es geht also um den Konflikt zwischen Natur- und Tierschutz – die einen wollen ein ganzes Ökosystem retten, die anderen individuelle Wesen? PM: Genau! Dieser Konflikt nimmt schliesslich immer dramatischere Wendungen. ES: Dave hat den Tunnelblick – er sieht nur noch seine Mission und ist festgefahren. Bei seinen Aktionen für den Tierschutz riskiert er viel, und während eines Sturms kommt am Ende gar ein Mitglied
Patrizia Melaugh, 60, lebt in Schaffhausen und arbeitet in der Abteilung Belletristik der Filiale Kramhof. Sie mag vor allem Bücher aus dem englischen Sprachraum. Ihre zwei Kinder sind bereits erwachsen.
Ernst Schipper, 44, lebt in Zofingen und arbeitet in der Abteilung Belletristik der Filiale Westside in Bern. Der gebürtige Niederländer und Bücherfan studierte Germanistik, arbeitete in Zürich lange im Spieleladen «Rien ne va plus» und wurde anschliessend Buchhändler.
seiner Gruppe ums Leben. Das ist alles toll beschrieben, dennoch hat das Buch bei mir einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Es ist ausgezeichnet recherchiert, und ich finde das Thema grundsätzlich spannend; wir werden ja heute überall mit dem Problem eingeschleppter Arten konfrontiert, und Boyle geht der Frage nach, wie wir mit dieser Herausforderung umgehen können. Das macht er grundsätzlich gut – aber ich habe einfach keine rechte Bindung zu den Figuren entwickeln können. Vieles schien mir wie auf dem Reissbrett entworfen; man sieht die dramatischen Wendungen stets kommen, und es passiert fast zu viel. Zudem fand ich Dave fast schon überzeichnet in seinem Fanatismus. PM: Du meinst, Boyle gibt der Meinung der Tierschützer nicht genügend Gewicht, weil er Dave so negativ darstellt? ES: Ja, die Argumente der Tierrechtler kommen zu kurz. Ist «Wenn das Schlachten vorbei ist» ein politisches Buch? ES: Oder ein zoologisches ... Nun, es enthält schon eine politische Botschaft: Dass man der Natur Sorge tragen muss. Diese Ansicht vertritt Boyle ja auch in anderen Büchern. Hier sagt er uns zudem, dass man in ein System eingreifen soll, wenn das nötig ist. PM: So einfach ist die Sache aber nicht, und das zeigt er auch auf – es gibt keinen idealen ursprünglichen Zustand, den man wieder herstellen kann. Wie fandest du das Buch, Patrizia? PM: Ich habe es sehr gern gelesen – vor allem, weil es dermassen spannend geschrieben ist. Boyle ist ein Meister darin, ein Debakel wie einen Schiffsuntergang oder eine Schlammlawine zu beschreiben. Ich habe das Gefühl, es macht ihm richtig Freude, so etwas zu verfassen, und man geniesst die Katastrophe regelrecht mit ihm, weil sie so gut dargestellt ist. ES: Ja, Boyle ist sozusagen ein katastrophaler Autor. PS: Gut gefallen hat mir auch das Kapitel über die Mutter der Freundin von Dave. Sie lebte eine Zeit lang auf der Insel, damals gab es dort noch Schafe. Diese Zeit beschreibt Boyle sehr schön. ES: Jaja, das Buch ist wirklich hervorragend geschrieben, keine Frage – und die Konstruktion des Romans ist raffiniert. Trotzdem glaube ich, Boyle hätte noch mehr aus seinem Stoff machen können, wenn er auf die eine oder andere Kata strophe verzichtet hätte.
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PM: Ich kann mich dem Urteil anschliessen, dass der einen oder anderen Stelle etwas mehr Differenzierung gut getan hätte – aber das ist meines Erachtens wirklich nur ein Detail. Grundsätzlich fand ich das Buch superspannend. ES: Es ist sicher so: Wer die Romane von Boyle mag, wird auch diesen hier gut finden. Kommen wir zum dritten Buch: «Vom Ende einer Geschichte» von Julian Barnes. Der 66-jährige Autor aus London hat dafür den Booker Prize erhalten, den wichtigsten englischen Literaturpreis. Fass kurz den Inhalt zusammen, Patrizia. PM: Im Zentrum stehen drei Schulfreunde, denen sich mit Adrian ein weiterer Jugendlicher anschliesst. Die vier jungen Männer philosophieren gern miteinander, zum Beispiel über die Frage, wie Geschichtsschreibung entsteht. Barnes beschreibt sehr schön, wie sie mit Weisheiten aus Büchern um sich werfen und welche Erwartungen sie ans Leben haben. Und die vier Freunde diskutieren tatsächlich darüber, wie Geschichte geschrieben wird? ES: Ja, sie interessieren sich dafür, welche Fakten überliefert werden, ob die Sieger die Geschichte schreiben und so weiter. Angeregt werden sie zu dieser Diskussion vom Geschichtslehrer, der in einer Stunde einen schönen Satz sagt ... ich zitiere: «Geschichte ist die Gewissheit, die dort entsteht, wo die Unvollkommenheit der Erinnerung auf die Unzulänglichkeiten der Dokumentation trifft.» Genau darum geht es in diesem Buch – um die Frage: Woran erinnert man sich auf welche Weise?
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PM: Einer der vier jungen Männer, der Ich-Erzähler Tony, hat eine Freundin, Veronica. Diese Liebesbeziehung fällt auseinander, und Veronica wird die Freundin von Adrian. Etwas später begeht Adrian Suizid. Barnes überspringt dann ein paar Jahrzehnte: Tony ist inzwischen pensioniert. Eines Tages bekommt er von Veronicas Mutter, die gestorben ist, einen kleinen Geldbetrag und Adrians Tagebuch vermacht. Warum? PM: Das ist das grosse Rätsel. Tony versucht, sich an seine Jugendzeit zu erinnern, und nimmt Kontakt mit Veronica auf. Sie besitzt das Tagebuch, will es aber nicht herausrücken. Allmählich stösst er auf Details, die seine Geschichte in einem etwas anderen Licht erscheinen lassen, als er sie in Erinnerung hat. ES: Das Thema, das im ersten Teil als Frage dastand – wie entsteht Geschichte? –, erhält jetzt eine sehr persönliche Note: Wie legt man sich sein Leben zurecht? Wie denkt man sich seine eigene Geschichte schön? Veronica sendet Tony die Kopie eines Briefs, den er seinerzeit ihr und Adrian schickte. Tony war überzeugt, den beiden alles Gute gewünscht zu haben – und jetzt sieht er, dass er in Wahrheit einen sehr gehässigen Brief verfasst hatte. Nach und nach werden noch viele weitere vermeintliche Gewissheiten erschüttert. Das ist also auch ein eher düsteres Buch, wie die beiden anderen, über die wir gesprochen haben? PM: Nein, denn «Vom Ende einer Geschichte» ist viel zurückhaltender als die
beiden anderen. Beim ersten Lesen ist es mir sogar etwas blass vorgekommen. Das hat vielleicht damit zu tun, dass ich es gleich nach «Nur eine Ohrfeige» gelesen habe, und es ist eben viel ruhiger. ES: Das stimmt, aber trotzdem steckt in «Vom Ende einer Geschichte» wahnsinnig viel drin – so viel Lebensklugheit, dass man sie beim ersten Lesen gar nicht richtig erfassen kann. Wie schon in seinen anderen Büchern behandelt Barnes ein ernstes Thema zudem mit Humor. Er schreibt ohne Pathos, sehr lakonisch, aber auch sehr sympathisch. Für mich ist «Vom Ende einer Geschichte» nicht weniger als ein Meisterwerk. Ich werde dieses Buch gleich noch einmal lesen. PM: Das kann man gut machen. Ich habe zum Beispiel erst beim zweiten Lesen erkannt, wie witzig der erste Teil ist. Und dass es eine kleine Verbindung zu «Nur eine Ohrfeige» gibt – hier wie dort geht es um eine kleine Ursache mit grosser Wirkung. ES: Ja, das kennen wir ja alle: Dass wir lapidar etwas sagen – unsere Aussage aber für andere schwere Konsequenzen hat. «Vom Ende einer Geschichte» handelt vom Erinnern, von der Rückschau auf sein Leben. Eignet es sich daher eher für ältere Leserinnen und Leser? ES: Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Erinnern kann auch schon für einen 30-Jährigen spannend sein. In diesem Buch steckt ja überhaupt sehr viel Reflexion drin. PM: Und es ist sehr präzis geschrieben. Doch: Das ist ein sehr gutes Buch, das hoffentlich ein grosses Publikum findet.
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BUCHTIPPS | 37
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Karou ist etwas Besonderes. Sie hat filigrane Tattoos und blaue Haare so glänzend wie Seide. Sie ist in den düsteren Gassen Prags genauso zuhause wie auf den Märkten von Marrakesch, und sie spricht fast alle Sprachen der Welt – nicht nur die der Menschen. Nicht einmal sie selbst kennt ihre wahre Herkunft. Eines Tages erscheinen auf der ganzen Welt mysteriöse schwarze Handabdrücke an Türen. Geflügelte Fremde, die durch einen Spalt im Himmel geschlüpft sind, brennen sie in Holz und Metall. Einen von ihnen trifft Karou in der Altstadt von Marrakesch. Eine Liebe beginnt, deren Wurzeln tief in eine gewalttätige Vergangenheit reichen und die Karou erschreckend viel über ihre Herkunft verrät.
Er kommt ohne Ankündigung und hat nur bei Nacht geöffnet: der Cirque des Rêves – Zirkus der Träume. Um ein geheimnisvolles Freudenfeuer herum scharen sich fantastische Zelte, jedes eine Welt für sich. Doch hinter den Kulissen findet der unerbittliche Wettbewerb zweier verfeindeter Magier statt. Sie bereiten ihre Kinder Celia und Marco darauf vor, zu vollenden, was sie selbst nicht geschafft haben: den Kampf auf Leben und Tod zu entscheiden. Doch als die beiden Jugendlichen einander begegnen, geschieht das Unvorhersehbare: Sie verlieben sich. Von ihren Vätern an den Zirkus und den Wettstreit gebunden, ringen sie um ihre Liebe und um eine traumhafte Welt, die für immer unterzugehen droht.
Eine Intrige zwingt Kvothe, die arkanische Universität zu verlassen. Auf seiner Suche nach den sagenumwobenen Chandrian, die seine Eltern getötet haben, begegnet er der betörenden Felurian, die ihn durch ihre märchenhafte Schönheit fast willenlos macht. Nur durch eine List kann er sich aus ihren Armen befreien. Sein Weg führt ihn weiter zu den stillen Kriegern der Adem, von denen er die hohe Kunst des Lethani erlernt und das Schwert Saicere verliehen bekommt. Mit ihm und einem von Felurian gewobenen Schattenmantel tritt er die Reise zurück zum Hof des mächtigen Maer an. Doch unterwegs wartet entsetzliches Unheil auf ihn ... Endlich: Die Fortsetzung der Königsmörder-Trilogie.
Am Vorabend ihres 17. Geburtstags findet sich Meghan als Wanderin zwischen den Welten wieder: Sie und Ash, der Winterprinz, wurden wegen ihrer verbotenen Liebe aus Nimmernie verbannt und sind jetzt auf der Flucht. Denn die Eisernen Feen, denen Meghan im letzten grossen Kampf empfindlichen Schaden zufügte, sinnen auf Rache und machen auch vor der Welt der Sterblichen nicht halt. Für Meghan gibt es keinen sicheren Ort mehr. Doch Ash weicht nicht von ihrer Seite. Seine Liebe zu Meghan ist ihm längst wichtiger als das Wohlwollen seiner Mutter. Als sich die Eisernen Feen zu einem neuen Angriff rüsten, kehren Meghan und Ash nach Nimmernie zurück, um zu kämpfen ...
Daughter of Smoke And Bone: Zwischen den Welten
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Plötzlich Fee – Herbstnacht
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38 | Fantastisch
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Fantastisch Eine junge Mitarbeiterin von Orell Füssli präsentiert Neuerscheinungen und Geheimtipps aus dem Fantasy-Genre: Bücher für alle, die sich gern in fremde Welten entführen lassen. Marius Leutenegger
«Heute stelle ich zwei Bücher vor, die beide von Londoner Autoren stammen – und beide in England spielen. Die Literaturwissenschaftlerin Kit Whitfield war bereits mit dem Jugendroman ‚Wolfsspur’ überaus erfolgreich. Jetzt hat sie einen Fantasy-Roman für Erwachsene geschrieben, ‹In grossen Wassern›. Die Geschichte spielt vor einigen Jahrhunderten, als es in Europa noch mächtige Königsgeschlechter gab. Whitfield verwendet eine Menge historischer Fakten – führt aber eine Besonderheit ein: Bei ihr sind die Könige aller grossen europäischen Nationen allesamt Mischwesen aus gewöhnlichen Menschen und Wassergeschöpfen. Die Landbevölkerung vertraut diesen Herrschenden, weil sie ein friedliches Verhältnis zu den Wassergeschöpfen garantieren. Doch nur die Könige dürfen sich mit den Wesen des Wassers vereinen – andere Mischlinge werden umgebracht. Pfiff ist ein solcher Mischling; er ist wohl der Verbindung eines Seemanns und eines Wasserwesens entsprungen. Er hat keinen richtigen Fischschwanz, sondern einen gespaltenen Unterkörper, er ist weniger kräftig als die Wasserwesen und kann auch nicht so lange die Luft anhalten, doch er ist klüger als sie – deshalb überlebt er auch, obwohl er bei der Jagd immer zu spät kommt. Alles in allem sind die Wasserwesen wenig kultiviert; sie haben einen brutalen Umgang untereinander und verständigen sich durch simple Klicklaute. Eines Tages wird Pfiff von seiner Mutter an den Strand geworfen, weil sie ihn vor den an-
deren Wasserwesen schützen will. Ein Reiter entdeckt den eigenartig aussehenden Jungen, nimmt ihn zu sich und gibt ihm den Namen Henry – ein königlicher Name! Henry wird in Geschichte, Sprache und Kampfkunst unterrichtet, doch er lernt nur langsam. Er fürchtet sich vor allem und reagiert auf seine Ängste mit Aggressionen. Als er jedoch erfährt, dass es noch andere wie ihn gibt und die Mischwesen die Welt regieren, beginnt er sich dafür zu interessieren. Im Buch gibt es auch noch einen zweiten Handlungsstrang. Dort steht Anne im Zentrum – eine Prinzessin, die etwa Nummer drei auf der Liste der englischen Thronfolger ist. Wir erfahren, wie dieses Mischwesen im Palast aufwächst, wie es erzogen wird und wie man plant, es möglichst vorteilhaft zu verheiraten. Als Anne hört, dass ein nicht-königliches Mischwesen verbrannt werden soll, entsetzt sie das sehr – und sie flüchtet sich in den Glauben. Henry erkennt, dass auch ihm der Scheiterhaufen droht, wenn es ihm nicht gelingt, den Königsthron zu erringen. Er macht sich auf den Weg, den amtierenden König und Grossvater von Anne zu stürzen. Bald kreuzen sich die Wege von Anne und Henry – doch anders, als man vielleicht erwarten würde, verlieben sich die beiden nicht ineinander. Schon lange war ich bei keinem Buch mehr so hin- und hergerissen, ob es mir gefällt oder nicht. Am Ende war ich aber
doch begeistert. Zunächst einmal finde ich aussergewöhnlich, wie Kit Whitfield historische und gut recherchierte Fakten mit ihrer Fantasy-Geschichte verwebt. Erfrischend fand ich auch, dass sie ganz neue Figuren entwickelt hat – es geht nicht um die altbekannten Elfen oder Vampire und auch nicht um Wesen, die den Menschen in irgend einer Form überlegen sind. Und dann hat mir eben auch gefallen, dass das Buch ohne klassische Liebesgeschichte auskommt; die Hauptfiguren sind starke Persönlichkeiten, die nicht gleich umfallen, wenn sie einander begegnen. Dieser Titel eignet sich für alle Fantasy-Fans, die einmal etwas ganz Besonderes lesen wollen. Das Buch ist aber schon eher etwas für Erwachsene, weil die Sprache zuweilen recht rau ist. Das zweite Buch, das ich empfehle, ist ganz anders – aber genauso gut: ‹Die Flüsse von London› von Ben Aaronovitch. Der Autor ist eigentlich Buchhändler, er hat aber auch schon Drehbücher fürs Fernsehen verfasst. Schon von aussen macht sein Buch Freude: Es passt ideal in die Handtasche und hat ein cooles Cover. Der Verlag dtv hat einfach ein gutes Flair für Umschläge, die genau dem Inhalt entsprechen – vor allem bei Fantasy-Titeln. Auch der Inhalt des Buchs hat mich voll und ganz überzeugt. Hauptfigur ist Peter Grant, der ungefähr so aussieht wie Barack Obama. Er hat gerade seine Ausbildung zum Londoner Polizisten absolviert und befindet sich in der Probezeit; bald
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Abteilung bislang genau aus dem Inspektor bestand. Nightingale ist der letzte Zauberer von England und weiss, dass Peter ebenfalls magisch begabt ist – deshalb nimmt er ihn als Zauberlehrling auf.
Katharina Iten, 24, lebt in Dübendorf. Fantasy-Bücher liebt sie, weil «die Geschichten in einer anderen Welt spielen, aber meistens sehr realistisch klingen. Sie erlauben mir, für kurze Zeit in eine völlig andere Welt einzutauchen. Zudem haben sie fast immer ein Happyend.» Wer eine persönliche Leseempfehlung von Katharina Iten erhalten möchte, kann sich von ihr in der Fantasy-Abteilung von Orell Füssli Kramhof an der Zürcher Bahnhofstrasse beraten lassen.
soll er erfahren, welcher Abteilung er zugeteilt wird. Natürlich würde er gern bei der Mordkommission arbeiten. Leider ist er aber ein ziemlicher Träumer, der sich schnell ablenken lässt. Eines Tages wird eine Leiche gefunden, der man den Kopf abgeschlagen hat. Gemeinsam mit seiner Kollegin Leslie muss Peter den Tatort bewachen; als Leslie einmal kurz Kaffee holen geht, entdeckt Peter auf dem gesperrten Gelände einen Mann. Der erzählt ihm, er sei Zeuge des Mords und kenne den Täter. Peter will den Mann natürlich aufs Revier mitnehmen, doch der lacht nur – und offenbart sich als Geist. Als Leslie zurückkehrt und Peter ihr alles erzählt, hält sie ihn für verrückt.
Zauberlehrling – das erinnert natürlich ein bisschen an Harry Potter, und es gibt schon Parallelen zwischen ‹Die Flüsse von London› und der Bestseller-Serie. Wie Harry weiss Peter lange nichts von seinen magischen Fähigkeiten. Und wie Harry stolpert Peter ungewollt von einer Schwierigkeit in die nächste. Alles in allem hat mich ‹Die Flüsse von London› aber mehr an die Sherlock-Holmes-Bücher erinnert. Vieles ist hier so skurril wie bei Arthur Conan Doyle, vieles wird ebenso exakt dargestellt; manchmal hätte ich beim Lesen gern eine Karte gehabt, um genau verfolgen zu können, welchen Weg die beiden Polizeima gier in London zurücklegen. Das Buch ist für mich eine absolute Entdeckung. Ich stiess darauf, weil es auf dem Buchrücken von zwei meiner Lieblingsautorinnen empfohlen wird, von Charlaine Harris und Diana Gabaldon. Der Text steckt voller Witz und Selbstironie – Peter ist der Ich-Erzähler, und er kennt seine Schwächen genau. Zwischendurch dachte ich, ‹Die Flüsse von London› sei eher ein Buch für Männer, weil Nightingale und Peter oft begeistert über Autos reden. Aber der Witz des Buchs spricht sicher auch viele Frauen an. Lustig ist zum Beispiel, wie Peter den grossen Schwerenöter spielt und alles anbaggert, was irgendwie weiblich wirkt, sogar ein übernatürliches Wesen. Doch zu seinem Bedauern wollen ihn alle nur als besten Freund und nicht als Geliebten haben.
In grossen Wassern
Tags darauf überprüfen die beiden die Aussagen des Geists und merken, dass er viele Dinge wusste, die der Wahrheit entsprachen. Peter kehrt noch einmal an den Tatort zurück. Dort lernt er einen anderen Mann kennen, dem er von seiner Begegnung mit dem Geist berichtet. Der Fremde entpuppt sich als Inspektor Nightingale – und Peter fürchtet schon, er habe sich vor einem Vorgesetzten lächerlich gemacht. Nightingale ermuntert ihn aber, der Sache weiter nachzugehen. Peter bekommt von Nightingale schliesslich eine Stelle in seiner Abteilung angeboten und ist begeistert. Es stellt sich allerdings schnell heraus, dass Nightingales
Kit Whitfield 544 Seiten CHF 22.90 Heyne
Rafael Marty, 19, steht im dritten Jahr seiner Buchhändlerlehre; gegenwärtig arbeitet er am Kundendienst im Kramhof. «Ich wollte im Verkauf arbeiten und schaute mir die verschiedenen Branchen an», erzählt er. «Der Buchhandel gefiel mir sofort am besten.» Denn zum einen sei das Gespräch mit den Kundinnen und Kunden in dieser Branche besonders intensiv – zum anderen ist Rafael ein begeisterter Leser. Er verschlingt allerdings fast nur dicke Fantasy-Romane, «etwas anderes geht praktisch nicht. Warum das so ist, weiss ich auch nicht.» Sein heutiger Tipp: «Die Furcht der Weisen 2» von Patrick Rothfuss. «Unbestritten gehören die Bücher von Patrick Rothfuss schon heute zu den ganz grossen Sternen am Fantasyhimmel. Wieder einmal wird der Leser in die sagenumwobene Vergangenheit Kvothes entführt – und erst am Ende des Buchs wieder losgelassen. Seit ‹Der Name des Windes› überzeugt Rothfuss mit einer Qualität, die ihm erst einmal einer nachmachen muss. Da stört es auch nicht, dass der werte Herr etwas länger braucht als andere, um ein Buch zu schreiben. Für Fantasy- und Belletristik-Leser ein absolutes Muss!» TOPPreis
Die Flüsse von London Ben Aaronovitch 477 Seiten CHF 15.90 dtv
Die Furcht der Weisen 2 Patrick Rothfuss 523 Seiten CHF 32.90 Klett-Cotta
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Marijke Schnyder
Stollengeflüster
Books Nr. 1/2012
Marie Hermanson
Don Winslow
Robert Ludlum und Eric van Lustbader
Himmelstal
Die Sprache des Feuers
Ein Hoteldirektor wird tot im Sim mental aufgefunden. Elsi Klopfenstein, die Kioskbetreiberin vom Lenkersee, reist als selbsternannte Geheim delegation nach Bern, um Kommissarin Nore Brand über den Fall zu informieren. Diese kennt den Direktor aus einem vergangenen Fall und reist mit ihrem Assistenten Nino Zoppa ins Simmental, um inkognito zu ermitteln. Die Spuren führen das Duo bis nach Amsterdam in die internationale Kunsthändlerszene. Als ein zweiter Mord geschieht, wird Nore mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert und gerät in Lebensgefahr. Der zweite Fall für Kommissarin Nore Brand – mitreissend und hervorragend recherchiert.
Himmelstal, idyllisch in den Schweizer Alpen gelegen, ist das Paradies auf Erden. Hier können sich reiche Patienten von ihrem Burnout-Syndrom erholen. Sie verbringen ihre Tage am Pool, geniessen die frische Luft und die Aussicht auf die Berge. Als Daniel seinen Zwillingsbruder Max in der Kurklinik besucht, ist er von der «Zauberberg»-Atmosphäre so angetan, dass er beschliesst, ein paar Tage länger zu bleiben. Max will in dieser Zeit ein paar Geschäfte in Italien erledigen und bittet seinen Bruder, ihn in der Zwischenzeit in der Klinik zu «vertreten». Aber in dem malerischen Alpental ist nichts, wie es scheint, und für Daniel beginnt ein gefährliches Verwechslungsspiel.
Jack Wade war der Star der Abteilung für Brandstiftung des Orange County Sheriff Departments – bis ihn eine angebliche Falschaussage die Karriere kostete. Dass sein Kollege Bentley die Finger im Spiel hatte, ist eine andere Geschichte. Für seinen neuen Arbeitgeber ermittelt Jack Wade nun in einem Versicherungsfall: Das Anwesen des Immobilienmoguls Nicky Vale ist bis auf die Grundmauern abgebrannt – mitsamt seiner jungen Frau Pamela. Auch Bentley war schon am Brandort. Er tippt auf zu viel Wodka und eine brennende Zigarette. Aber Jack Wade kennt die Sprache des Feuers. Bald wird die Sache so heiss, dass Jack Gefahr läuft, sich die Finger zu verbrennen ...
Kaum genesen von den Verletzungen seines letzten Einsatzes, gerät Jason Bourne auf die Spur einer Gruppe namens Severus Domna. Er sucht das Machtzentrum der Organisation im Atlasgebirge in Marokko auf – und trifft dort auf seinen Widersacher Leonid Arkadin, der wie Bourne einst ein geheimes Ausbildungsprogramm der CIA absolviert hat. Das Aufeinandertreffen der beiden ist kein Zufall: Ein ehemaliger CIA-Agent will das Programm wiederaufleben lassen und herausfinden, wer von den beiden die perfekte Kampfmaschine ist. Er provoziert den Showdown, und Bourne erkennt, dass er nur überleben kann, wenn er sich endlich von den Zwängen seiner dunklen Vergangenheit befreit.
319 Seiten
427 Seiten
419 Seiten
592 Seiten
CHF 19.90
CHF 24.90
CHF 23.90
CHF 35.90
Gmeiner
Insel
Suhrkamp
Heyne
ISBN 978-3-8392-1238-7
ISBN 978-3-458-17530-8
ISBN 978-3-518-46350-5
ISBN 978-3-453-26626-1
Das Bourne Duell
BUCHTIPPS | 41
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Leena Lehtolainen
Sag mir, wo die Mädchen sind
Trevor Shane
Paranoia – Der Hinterhalt
Sharon Bolton
Mo Hayder
In Espoo verschwinden kurz nachei nander drei muslimische Mädchen. Alle sind Teenager und haben oft einen Jugendclub besucht, in dem auch Maria Kallios Tochter Ida gern ihre Freizeit verbringt. Maria hat vor kurzem die Leitung einer Sondereinheit der Kripo übernommen und befasst sich mit Fällen wie diesem, die aus dem üblichen Ermittlungsraster fallen. Kaum hat das Team damit begonnen, Menschen aus dem Umfeld der Mädchen zu befragen, wird eine vierte junge Frau tot aufgefunden – die 16-jährige Iranerin Noor, mit ihrem eigenen Kopftuch erdrosselt. Schnell stellt sich heraus, dass das Mädchen einen finnischen Freund hatte. Alle Anzeichen weisen auf einen Ehrenmord hin – oder doch nicht?
Seit er 18 Jahre alt ist, ist Joseph ein Killer. Ein Anruf genügt, und er nimmt die Verfolgung auf. Warum er das tut, kann er nicht sagen. Er weiss nur, dass ein unerbittlicher Kampf zwischen zwei verfeindeten Gruppen entbrannt ist – und dass er auf der Seite der Guten steht. Lange Zeit geht alles gut, doch dann gerät er an einem einsamen Strand in New Jersey in einen Hinterhalt, der ihn beinahe das Leben kostet. In letzter Sekunde kann Joseph entkommen und flieht nach Kanada. Doch dort begeht er einen verhängnisvollen Fehler: Er begegnet Maria und verliebt sich in sie. Damit verstösst er gegen ein ehernes Gesetz, und die gnadenlose Rache seiner Feinde ist ihm sicher ...
Lacey Flint ist eine junge Londoner Ermittlerin mit undurchsichtiger Vergangenheit und einem morbiden Interesse für Serienkiller. Mit einem echten Mord hatte sie bisher allerdings nie zu tun – bis eine aus zahlreichen Stichwunden blutende Frau an der Tür von Laceys Wagen lehnt und in ihren Armen stirbt. Bald wird klar, dass Lacey in diesem Fall eine ganz besondere Rolle spielt: Ein blutiger Bekennerbrief ist unmissverständlich an sie adressiert. Unversehens findet sich Lacey im Mittelpunkt einer Mordserie, die in einem besonderen Zusammenhang mit ihr selbst stehen muss. Doch wie findet man einen Killer, der sich einen nie gefassten Serienmörder zum Vorbild genommen hat?
Sally Benedict ist sich sicher: Alles fing mit dem Mord an Lorne Wood an, dem 16-jährigen Mädchen, das in dieselbe Schule ging wie ihre Tochter Millie. Man fand Lorne tot am Kanal, mit einem Tennisball im Mund und einer Plane bedeckt. Aber dieser Mord ist nicht das Einzige, was Sally zu schaffen macht: Ihre Ehe ist gescheitert, das Geld wird knapp, und sie hat das Gefühl, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren. Sie schlägt einen Weg ein, der sie immer tiefer in kriminelle Kreise führt. Und dann übernimmt auch noch ihre Schwester Zoë, die bei der Polizei arbeitet, den Fall Lorne Wood. Da geschieht etwas im Leben der beiden Schwestern, das sie für immer aneinander binden wird …
352 Seiten
480 Seiten
512 Seiten
480 Seiten
CHF 29.90
CHF 27.90
CHF 24.90
CHF 24.90
Kindler
Goldmann
Manhattan
Goldmann
ISBN 978-3-463-40607-7
ISBN 978-3-442-31265-8
ISBN 978-3-442-54679-4
ISBN 978-3-442-31213-9
Dunkle Gebete
Atem
42 | Kinderwelt
Books Nr. 1/2012
Tipps von wahren Experten Kinder und Jugendliche wissen am besten, was Gleichaltrigen gefällt – deshalb gibt es im Kramhof an der Zürcher Bahnhofstrasse eine Testleser-Gruppe. Wer dazu gehört, kann sich während eines halben Jahres kostenlos Neuerscheinungen ausleihen, um darüber eine Kritik zu schreiben; die kurze Besprechung wird dann in der «Kinderwelt» der Filiale aufgehängt. Wir haben zwei Mitglieder der Gruppe um einen aktuellen Tipp gebeten. Alle Beiträge von Marius Leutenegger
Chaja Geismar liebt Bücher. «Die ersten las ich, als ich sieben oder acht Jahre alt war», erzählt sie. Heute ist die Zürcherin 13 und besucht die erste Klasse der Sekundarschule. Sie reitet gern und spielt Geige, das Lesen ist aber weiterhin jenes Hobby, für das sie am meisten Zeit aufwendet: Jeden Abend vertieft sie sich mindestens eine Stunde lang in ein Buch. Ihr bevorzugter Leseplatz ist das Sofa in der Stube, ihre bevorzugte Lektüre sind Krims, «weil die spannend sind und da etwas passiert». Chaja hat zum Beispiel so ziemlich alle Bände der fast endlos langen Serien «Die drei ???» oder «TKKG» gelesen. Dass sie sich für die Testleser-Gruppe im Kramhof bewarb, ist bei ihrem Bedarf an Nachschub wenig erstaunlich – denn dank des Angebots von Orell Füssli kann sie so viele Neuerscheinungen verschlingen, wie sie nur möchte. Anderen jungen Leserinnen und Lesern empfiehlt Chaja aus diesem grossen Fundus ein Buch, das sich in mancherlei Hinsicht von der Masse abhebt: «To do!» von Endre Lund Eriksen. «Die Geschichte handelt von Julie, die kaum einmal etwas unternehmen darf – denn sie ist blind, und die Eltern haben ständig Angst um sie. Eines Tages aber verreisen die Eltern für kurze Zeit, und Julie hat sturmfrei. Sie freundet sich mit Jomar an, einem mysteriösen Jungen, mit dem sie endlich einmal sein kann wie alle anderen – und der ihr hilft, ihre Wünsche zu erfüllen: Sie lässt sich ein Tattoo stechen oder fährt Auto. Doch eines Tages ist Jomar verschwunden. Julie macht sich auf die Suche nach ihm – und entdeckt sein Geheimnis. Das Buch ist aufregend, spannend und genau das Richtige für Mädchen in meinem Alter; es gibt auch ein wenig Romantik, und man kann sich gut in die Hauptfigur einfühlen, die viele verbotene Sachen unternehmen will.»
Gefallen habe ihr an diesem Buch auch, dass es nicht so viele Seiten habe – denn Chaja mag allzu dicke Bücher nicht. «Die machen mir immer viel Eindruck – und ich denke: Was ist, wenn ich in der Hälfte merke, dass mir das Buch gar nicht gefällt?» Nico Elster aus Rapperswil unterscheidet sich in dieser Hinsicht klar von seiner Kollegin aus der Testleser-Gruppe: Ihm können Bücher gar nicht dick genug sein. Glücklicherweise mag er vor allem Fantasy-Literatur, und dieses Genre ist ja bekannt für eher längere Werke – man denke nur an die Harry-Potter-Serie, die Nico sehr mochte. Zu lesen begann der ebenfalls 13-jährige Sekundarschüler bereits im Alter von etwa fünf Jahren. «Ich wollte immer, dass mir meine Mutter etwas aus dem Lexikon vorliest», erzählt er, «aber irgendwann fand sie, es sei wohl einfacher, ich würde selber lesen lernen.» Seither liest er zwar nicht täglich, aber dennoch sehr viel: In den Ferien verschlingt er fast zwei Bücher pro Woche. Natürlich stammt sein Tipp aus dem von ihm bevorzugten Fantasy-Genre: «Der gefundene Junge», der erste Band der «Bücher von Umber». Autor ist Paul W. Catanese. «Das Buch erzählt die Geschichte von Hap, der eines Morgens in einer Höhle aufwacht und keine Ahnung hat, wer er ist oder wie er hierher gekommen ist. Der Forscher und Abenteurer Lord Umber nimmt sich seiner an – und versucht, gemeinsam mit Hap etwas über dessen Vergangenheit herauszufinden. Die beiden reisen mit einem Wal, der zugleich ein UBoot ist, in eine geheimnisvolle Stadt. Doch ein Ungeheuer entführt Lord Umber – und verlangt von Hap, dass er sich stellt.» Das Buch sei ausserordentlich spannend, findet Nico, «und obwohl es sich um den ersten Teil einer Reihe handelt, ist es in sich
abgeschlossen». Auch der zweite Teil, «Drachenspiele», sei sehr geglückt. Empfehlen würde Nico das Buch vor allem anderen Buben in seinem Alter. Ist es denn ein Zufall, dass er ein Buch mit einer männlichen Hauptfigur vorstellt – Chaja aber eines mit einer Protagonistin? «Nein», findet Chaja. «Das ist doch ganz normal: Jungs lesen lieber Geschichten mit Jungs, Mädchen lieber solche mit Mädchen.»
To do! Endre Lund Eriksen 205 Seiten CHF 26.90 Sauerländer
Die Bücher von Umber I: Der gefundene Junge Paul W. Catanese 320 Seiten CHF 23.90 Carlsen
Kinderwelt | 43
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1000-FrankenBüchergutschein für Leseratte!
Der Bilderbuch-Tipp
Bild: Porträt von Irene Yoker
Irene Yoker, 53, lebt in Zürich- Altstetten. Die frühere Sozialpädagogin wollte schon immer bei Orell Füssli arbeiten. Sie begann mit einem Teilzeitpensum im Kundendienst, absolvierte dann einen «Seiteneinsteigerkurs» und arbeitet jetzt seit drei Jahren mit viel Leidenschaft als Buchhändlerin in der Kinderwelt im Kramhof. Die Mutter von drei Töchtern liebt vor allem Bilderbücher, denn «mich fasziniert die Kombination von Bild und Text». Heute hat sie zwei aktuelle Tipps.
«Mein erster Tipp: «Bravo Pulcinella» von Karsten Teich. Die herrliche Geschichte erzählt von der Flohdame Pulcinella, die mit viel Eifer beim Zirkus auftritt: Sie macht Kunststücke und Salti auf dem Pferd. Vor jedem Auftritt hat sie Herzklopfen, aber dann geht alles gut: Das Publikum applaudiert begeistert. Eines Tages sagen ihr aber die anderen, dass der Applaus gar nicht ihr gilt – sie sei ja viel zu klein, niemand sehe sie. Pulcinella will das nicht glauben und verzichtet bei einer Vorstellung auf ihren Auftritt, um allen zu beweisen, dass dann nicht mehr geklatscht wird. Doch es wird leider tatsächlich applaudiert wie immer. Pulcinella ist enttäuscht, verlässt den Zirkus – und landet nach einer langen Reise bei einem Flohzirkus, wo sie ein echter Star wird. Jetzt gilt der Applaus wirklich ihr! Ich finde diese Geschichte sehr herzig – wie Pulcinella bei jeder Vorstellung auf dem Rücken des Pferdes alles gibt, ist herrlich. Besonders gefallen mir zudem die Farben der Zeichnungen. Sie passen hervorragend zum Thema und lassen einen richtig in die Zirkus atmosphäre eintauchen. Ein tolles Kinderbuch!
Bravo Pulcinella Brigitte Enders (Text), Karsten Teich (Illustrationen) ab 3 Jahren 29 Seiten CHF 23.90 Aufbau
Meine zweite Empfehlung ist «Räuber Ratte» des beliebten Axel Scheffler. Die Titelfigur ist ein echter Fiesling. Räuber Ratte raubt alles, was ihm vor den Degen kommt, er klaut jedes Rüebli, sogar den Ameisen nimmt er ihre Blättchen ab – und dann schlägt er sich den Bauch voll. Irgendwann kommt er zur kleinen Ente. Das ist ein kluges Tier; die Ente verspricht Räuber Ratte feine Kuchen, lockt ihn mit einem Trick in eine Höhle, aus der er nicht mehr herauskommt, und flieht mit seinem Pferd und seinem Diebesgut. Jetzt können die Tiere ein Freudenfest feiern. Und Räuber Ratte findet erst nach langer Zeit einen Weg aus der Höhle und muss nachher bei einer Bäckerei arbeiten, damit er etwas zu Essen bekommt ... Wie die Tiere dreinblicken, wenn sie bestohlen werden, finde ich irrsinnig. Überhaupt ist alles sehr schön gezeichnet, und auch bei diesem Buch sind die Farben toll. Abgesehen davon gefällt mir, dass das Böse durch eine kleine Ente mit Kopftuch besiegt wird.» Räuber Ratte Axel Scheffler und Julia Donaldson ab 3 Jahren 32 Seiten CHF 19.90 Beltz & Gelberg
Ende 2011 veranstaltete das Einkaufszent rum Westside in Bern einen grossen Wettbewerb: Kinder zwischen vier und zwölf Jahren konnten einen Wunsch äussern, der sich im Westside erfüllen lässt und bis zu 1000 Franken kostet. Der Wunsch musste mit einer schönen Zeichnung illustriert werden. Eine Jury spielte Christkind – und kürte schiesslich Melina Pavan aus Oberwangen zur Siegerin. «Ich wünsche mir, dass ich jedesmal, wenn ich ins Westside komme, ein Buch auswählen darf», schrieb die Zehnjährige – und fügte eine herzige Collage mit einer Leseratte auf Büchern an. Dafür hat Melina einen Büchergutschein von sage und schreibe 1000 Franken erhalten. Dieses Geschenk dürfte der kleinen Leseratte wohl jahrelang Freude bereiten!
www.aufbau-verlag.de
44 | Mein Buch
Books Nr. 1/2012
«Ich bin im Krimifieber» Wir möchten von Orell-Füssli-Kundinnen und -Kunden wissen: Welches ist Ihr liebstes Buch? Heute antwortet Judith Furrer aus Zürich. Erik Brühlmann
seits vertraute Gesichter, andererseits bleibt jeder Figur genügend Raum, sich zu entwickeln.» Und die Entwicklung einer Figur ist für die freischaffende Lektorin ganz entscheidend: «Anfangs fand ich die Wallander-Romane toll. Aber als sich der Kommissar beim fünften Buch immer noch kein Stück weiterentwickelt hatte, habe ich aufgehört, die Serie zu lesen.»
Michèle Minelli
über die verschlungenen Wege zum Glück
Roman. 752 Seiten Gebunden mit Schutzumschlag SFR 37,90 ISBN 978-3-351-03386-6
«Wenn ich irgendwohin gehe, ist die Frage nicht: Welche Kleider nehme ich mit? Die Frage ist: Welche Bücher nehme ich mit?», sagt Judith Furrer lachend. «Ich gehe nie ohne ein Buch aus dem Haus.» Meistens wählt die Zürcherin einen Krimi. Diese Vorliebe verdankt sie einer ehemaligen Arbeitskollegin, die ihr einen Krimi von -ky – das Pseudonym von Horst Bosetzky – empfahl. «Seither bin ich völlig im Krimifieber!» Krimis, findet Judith Furrer, seien nicht nur packende, sondern auch lehrreiche Bücher. «Jemand sagte einmal, dass ein guter Krimi im Grund ein spannendes Sachbuch sei – und das stimmt auch.» Als sie vor Jahren in der Psychiatrie tätig war, habe sie vieles im Bereich der Psychopathologie aus Krimis gelernt. «Die Tat an sich interessiert mich bei einem Krimi gar nicht so sehr, und wenn die Beschreibung eines Mordes allzu plastisch wird, überblättere ich auch schon mal eine Passage», erzählt Judith Furrer. «Wirklich faszinierend sind für mich die psychologischen Beweggründe des Täters und die Arbeit der Ermittler, die den Fall aufklären wollen.» Was die Ermittler angeht, gebe es deutliche Unterschiede zwischen US-amerikanischen und europäischen, besonders skandinavischen Krimis: «Amerikanische Autoren streichen in der Regel einen einzelnen Helden heraus, der sich der Herausforderung stellt», weiss Judith Furrer. «Europäer hingegen setzen meist auf Teamarbeit.» Besonders geschickt gehe dabei der Schwede Arne Dahl vor. «Sein Ermittlerteam ist immer dasselbe, aber in jedem Roman steht eine andere Figur im Vordergrund. So hat man als Leser einer-
Ihre grosse Leselust schlägt sich natürlich in einer umfangreichen Bibliothek nieder, zumal Judith Furrer nur höchst selten ein Buch weitergibt. «Wahrscheinlich besitze ich mittlerweile um die 2800 Bücher. Mein schlimmster Albtraum wäre es, mit all den Büchern umziehen zu müssen.» Auch EBooks hat sie für sich entdeckt: «Sie sind praktisch, wenn man unterwegs ist. Ich glaube allerdings nicht, dass sie die traditionellen Bücher jemals ganz verdrängen können.» Ein Neuzugang in Judith Furrers Sammlung ist «Alle Rache will Ewigkeit» von Val McDermid. «Ein extrem spannendes Buch!», schwärmt die Zürcherin. Der Roman um die suspendierte Profilerin Charlie Flint, die auf eigene Faust in einem Mordfall ermittelt, habe «alles, was ein guter Krimi braucht – falsche Fährten inklusive». Der Roman spielt in Oxford, wo die Autorin studierte. «Man merkt, dass die Schilderungen authentisch sind und Val McDermid weiss, worüber sie schreibt.» Diese Verwurzelung in der Realität liebt Judith Furrer. «Zudem gelingt es der Autorin, den Spannungsbogen über mehr als 500 Seiten aufrecht zu erhalten; das ist eine grosse Kunst.»
Alle Rache will Ewigkeit Val McDermid 567 Seiten CHF 16.90 Droemer Knaur
BUCHTIPPS | 45
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Ingo Siegner
John Boyne
Diccon Bewes
Der Schweizversteher
Von Edison bis Elvis. Wie die Popmusik erfunden wurde
Der kleine Drache Kokosnuss, das Stachelschwein Matilda und der Fressdrache Oskar staunen nicht schlecht, als am Strand der Dracheninsel – direkt vor ihren Füssen – plötzlich ein Raumgleiter mit einem Ausserirdischen landet. Der kleine Besucher aus dem All hat sich auf seinem ersten Alleinflug hoffnungslos verirrt. Und jetzt lässt sich trotz aller Bemühungen sein Raumgleiter nicht mehr starten! Kokosnuss und seine Freunde versprechen, dem gestrandeten Ausserirdischen zu helfen und ihn nach Hause zu begleiten. Dabei geraten die drei Freunde wieder in ein spannendes Abenteuer, das sie durch die unendlichen Weiten des unbekannten Weltraums führt.
Eines Morgens läuft der kleine Noah von zu Hause fort. Ein einsamer Waldweg führt ihn schliesslich zu einem Spielzeugladen voller Zauber und Magie. Hier lernt Noah einen äusserst ungewöhnlichen Spielzeugmacher kennen. Der alte Mann hat viel zu erzählen. In seiner fantastischen Geschichte geht es um Abenteuer, Wunder und um gebrochene Versprechen. So nimmt der Spielzeugmacher Noah mit auf eine Reise, die das Leben des Jungen verändern wird. Und die auch unser Leben verändern könnte. Von einem, der auszog, den Mut zu finden – eine märchenhafte, kunstvolle Parabel über den Trost des Erzählens und ein weiterer grosser Roman des irischen Bestsellerautoren.
Der Engländer Diccon Bewes hat die Schweiz zu seiner Wahlheimat gemacht. Aber wie kann ein Brite heimisch werden unter Menschen, die nicht gern übers Wetter reden und beim Anstellen keine ordentliche Schlange bilden? Am besten mit einer Reise – zu den Wahlen unter freiem Himmel in Appenzell, zum Heidihaus nach Maienfeld, an die Wiege des roten Taschenmessers in Schwyz und zu einer Wiese namens Rütli, die als Geburtsort der Schweiz gilt. Bewes’ Reisebericht war 2010 das meistgelesene englischsprachige Buch in der Schweiz. Es ist eine hintergründige und humorvolle Liebeserklärung an die Eidgenossen und zugleich ein Leitfaden, wie man unter ihnen immer eine gute Figur macht.
Die Geschichte des Pop beginnt nicht erst mit Elvis. Sie ist ein vielschichtiger Prozess zwischen Musik, Technik und Business, der sich ab Ende des 19. Jahrhunderts zwischen den USA und der alten Welt entwickelte. Ernst Hofacker erzählt diese Geschichte in vielen Geschichten: von Genies und Künstlern, Tüftlern und Geschäfte machern, von Erfindungen und Inspirationen, von Welterfolgen und tragischem Scheitern. Dabei betrachtet er nicht nur die musikalische Entwicklung in allen Bereichen, sondern auch die technischen Neuerungen von den ersten Tonwalzen bis zur Langspielplatte, die Geschäftsmodelle und rechtlichen Neuerungen, ohne die der Pop nicht geworden wäre, was er heute ist. Ein ausführliches Schlusskapitel schildert die Entwicklung von Elvis bis heute.
80 Seiten
240 Seiten
288 Seiten
448 Seiten
CHF 12.90
CHF 23.90
CHF 27.90
CHF 29.90
cbj
S. Fischer
Malik
Reclam
ISBN 978-3-570-15283-6
ISBN 978-3-596-85477-6
ISBN 978-3-89029-403-2
ISBN 978-3-15-010838-3
Der kleine Drache Kokosnuss im Weltraum
Der Junge mit dem Herz aus Holz
Ernst Hofacker
46 | DVD
Drama
Books Nr. 1/2012
Drama
Komödie
Submarine
Thriller
The Help
Die Rache der Wanderhure
Jackson, Mississippi, anfangs der 1960er-Jahre: Als die junge Skeeter nach dem College in ihre Heimatstadt zurückkehrt, träumt sie davon, Schriftstellerin zu werden. So fasst sie den Entschluss, afroamerikanische Frauen zu interviewen, die ihr Leben damit verbracht haben, sich als Hausmädchen um die Kinder der weissen Oberschicht zu kümmern. Doch mit ihrem Projekt verstösst Skeeter nicht nur gegen den guten Ton, sondern auch gegen das Gesetz.
Marie, Michel und Tochter Trudi geniessen ihr Familienglück – bis Michel in den Krieg ziehen muss. Als Marie die Nachricht von seinem Tod erhält, kann und will sie sie nicht glauben. Sie spürt, dass Michel lebt. Ihr bleiben jedoch nur zehn Tage Zeit, ihn zu finden, sonst wird sie nach dem Gesetz zwangsverheiratet oder verliert alles. Marie folgt Michels Spur ins Feindesland – und findet ihn dort an der Seite einer anderen Frau ...
Oliver Tate, 15, würde gern dem spärlichen Liebesleben seiner Eltern auf die Sprünge helfen. Doch Mama bandelt mit einem New-Age-Guru an, und Papa versinkt in Schwermut. Oliver selbst möchte die schöne und immer fröhliche Jordana verführen – und zwar allein mit seinem Verstand! Kurz: Oliver ist ein Durchgeknallter, der im walisischen Swansea mit Pilzkopf und unbewegter Miene durchs explosive Minenfeld amouröser Verwicklungen stapft.
Jazztrompeter Nate Poole (Mickey Rourke) hätte besser die Finger von der Gattin des berüchtigten Gangsters Shannon lassen sollen. Nur durch Glück wird er bei seiner geplanten Hinrichtung von Indianern gerettet. Hilflos und ohne Orientierung stösst Nate auf eine Zirkustruppe, wo er die umwerfend schöne Lily (Megan Fox) kennenlernt und sich sofort in sie verliebt. Der Haken: Lily ist ein Engel. Und die Killer-Elite von Shannon ist dem Paar bereits dicht auf den Fersen.
CHF 18.90
CHF 21.90
CHF 18.90
CHF 24.90
Ab 12 Jahren
Ab 12 Jahren
Ab 12 Jahren
Ab 12 Jahren
EAN 8717418340667
EAN 0886919089691
EAN 7611372641581
EAN 4260147223243
Passion Play
DVD | 47
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Historienfilm
Die Lincoln Verschwörung
Dokumentation
Die Höhle der vergessenen Träume
Trickfilm
Happy Feet 2
Zeichentrick
Prinzessin Lillifee und das kleine Einhorn
Der junge Anwalt Frederick Aiken wird von seinem Mentor, dem ehemaligen Generalbundesanwalt, dazu überredet, Mary Surratt zu verteidigen. Die verwitwete Südstaatlerin wird beschuldigt, den Attentätern von Präsident Abraham Lincoln in ihrer Pension Unterschlupf gewährt zu haben. Während das aufgebrachte Volk nach Rache schreit, wächst bei Frederick im Laufe des Prozesses mehr und mehr Bewunderung für die geheimnisvolle Frau. Doch ist Mary wirklich ein unschuldiges Opfer?
1994 wurde in Südfrankreich eine Höhle entdeckt, in der sich die ältesten Höhlengemälde befinden: Sie sind wohl vor über 30’000 Jahren entstanden. Der Zutritt zur ChauvetHöhle ist nur wenigen Wissenschaftlern gestattet. Für Werner Herzog aber gab es eine Ausnahme. 2010 konnte er mit einer kleinen Filmcrew exklusiv drehen. Er hat die Magie eines der ehrfurchtgebietendsten Orte auf Erden in 3D eingefangen – und philosophiert über den Ursprung der Kunst und des Menschen.
Mumble, der Meister des Stepptanzes, hat ein Problem: Sein winziger Sohn Erik leidet unter Choreophobie. Weil er nicht tanzen will, reist er aus und begegnet Sven dem Grossen – einem Pinguin, der fliegen kann! Mit diesem neuen Vorbild kann Mumble natürlich nicht konkurrieren. Doch es kommt noch schlimmer, als die Welt durch ungeahnte Kräfte aus den Angeln gehoben wird. Doch da erlebt Erik, welchen Mut sein Vater aufbringen kann.
Im Feenreich Rosarien geniessen Prinzessin Lillifee und ihre Freunde den strahlenden Sommer. Doch eines Nachts erscheint Lillifee im Traum das Einhorn Rosalie. Es bittet Lillifee, sich um ihr Baby Lucy kümmern. Als Lillifee erwacht, entdeckt sie, dass Lucy den Traum verlassen hat und auf ihrem Bett sitzt. Zuerst sind alle begeistert, denn wenn man das Horn eines Einhorns berührt, kann man sich alles wünschen! Nur Lillifee macht sich Sorgen. Was ist mit Rosalie geschehen?
CHF 19.90
CHF 26.90
CHF 22.90
CHF 21.90
Ohne Altersbeschränkung
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Ohne Altersbeschränkung
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EAN 5050582883077
EAN 7613059802063
EAN 5051890089625
EAN 0886979223493
48 | WETTBEWERB
Books Nr. 1/2012
Das Literatur-Kreuzworträtsel Unter den richtigen Lösungen verlosen wir Bücher-Gutscheine: 1. Preis: CHF 200.–, 2. Preis: CHF 100.–, 3. Preis: CHF 50.–, 4. bis 10. Preis: je CHF 20.–.
✁ Lösungswort: Vorname / Name Adresse Bis am 27. April 2012 in einer der Orell-Füssli-Filialen in Zürich, Basel, Bern, Winterthur, Frauenfeld, am Flughafen Zürich oder bei Rösslitor Bücher in St. Gallen abgeben – oder per E-Mail an: books@books.ch. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.
PLZ / Ort E-Mail
BUCHTIPPS | 49
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Tim Weiner
Yves Schumacher
Vivien Stein
Miranda July
Das FBI ist ebenso berühmt wie berüchtigt. Viele finden es richtig, dass die Special Agents gegen das organisierte Verbrechen, gegen Korruption und Terrorismus kämpfen. Andere halten das FBI wegen seiner illegalen Verhaftungen, Einbrüche und Lauschangriffe für einen gefährlichen Staat im Staat. Was ist Legende, was Realität? Der zweifache Pulitzer-Preisträger Tim Weiner schreibt die Geschichte dieser mächtigen Organisation neu. Sein glänzend recherchiertes und spannend geschriebenes Buch, das auch auf bislang unbekannten Quellen basiert, erhellt eindrucksvoll dunkle Seiten der amerikanischen Geschichte und stellt die Machenschaften des FBI in einen profunden politischen Kontext. Ein Sachbuch packender als ein Thriller!
Der Basler Leonhard Thurneysser zum Thurn (1531–1596) war ein Grenzgänger zwischen Wissenschaft und Aberglauben. An Fürstenhöfen gefeiert, von seinen Feinden jedoch als Scharlatan verschrien, tanzte der Meister der Selbstdarstellung auf einem Hochseil zwischen Basel, Berlin und Rom. Der Absturz war unvermeidlich, der Fall tief. Die Geschichte dieses universellen Geistes ist dramatisch. Das Buch ist eine faszinierende Reise durch eine glanzvolle Vita unter Herrschern und Prälaten – und durch die düsteren Momente der frühen Neuzeit. Begleitet wird der Text von einem einmaligen Bildteil, der diese magische Epoche voller Wunder und Werke zum Leben erweckt.
Als Heinz Berggruen Anfang 2007 mit 94 Jahren starb, wurde er in Berlin wie ein Staatsoberhaupt verabschiedet: Alle Medien des Landes würdigten ihn als Mäzen und Museumsstifter, als Monument der Versöhnung und moralische Instanz. Mit 22 Jahren in die USA ausgewandert, kehrte Berggrün 60 Jahre später als international erfolgreicher Kunsthändler zurück und brachte eine legendäre Sammlung mit, die er im Jahr 2000 dem deutschen Staat als «Geste der Versöhnung» übereignete. Berggrün hinterliess einige autobiografische Werke, und doch blieb bisher Wesentliches ungesagt. Von und über Heinz Berggruen gibt es noch viel zu entdecken und erforschen.
Im Sommer 2009 arbeitet Miranda July am Drehbuch zu ihrem zweiten Film «The Future». Als sie nicht weiterkommt, beginnt sie das Kleinanzeigen-Heftchen «PennySaver» zu studieren. Und fragt sich: Wer ist die Person, die eine «grosse, schwarze Lederjacke, $10» verkauft? Begleitet von der Fotografin Brigitte Sire begibt sich Miranda July auf eine bizarre, inspirierende Erkundungsfahrt. Sie hält zehn Begegnungen in Interviewform fest und erzählt, wie sie und ihr Drehbuch dadurch verändert werden. Schräg, komisch, herzzerreissend, entwaffnend ehrlich: zehn Begegnungen nach dem Zufallsprinzip, die den Beweis antreten, dass das Leben wirklich seltsamer ist als jede Fiktion.
704 Seiten
384 Seiten
576 Seiten
224 Seiten
CHF 36.90
CHF 42.90
CHF 44.–
CHF 44.90
S. Fischer
Römerhof
Edition Alpenblick
Diogenes
ISBN 978-3-10-091071-4
ISBN 978-3-905894-11-0
ISBN 978-3-033-03022-0
ISBN 978-3-257-02097-7
FBI. Die wahre Leonard Geschichte Thurneysser einer legendären Organisation
Heinz Berggrün. Leben und Legende
Es findet dich
50 | Kolumne
Schweizer Autorinnen und Autoren erzählen in Books, wie sie schreiben. Heute: Rolf Lappert
Books Nr. 1/2012
Es dauert immer sehr lange, bis ich den ersten Satz eines neuen Romans schreibe. Oft trage ich eine Idee jahrelang mit mir herum, ich lerne die Hauptfiguren kennen, denke mir ihre Herkunft aus, ihre Geschichten, ihre Wünsche und Ziele. Ich muss wissen, woher ein Romancharakter kommt und wohin er geht.
über den Umfang. Ich fange einfach irgendwann an zu schreiben. Natürlich nicht ohne die erwähnten jahrelangen Vorbereitungen und Einstimmungsrituale. Aber wenn ich einen gewissen Punkt erreicht habe und spüre, dass ich mit den Figuren vertraut geworden bin und dass ich die Atmosphäre der Geschichte verinnerlicht habe, dass Ton und Stil passen – dann beginne ich mit der Arbeit. Dann folgen auf die fünf ersten, im Kopf längst entworfenen Sätze die 20 Prozent Inspiration und 80 Prozent Transpiration, die aus einer Idee und einer Absicht überhaupt erst einen Roman werden lassen.
Meistens beginnt alles mit dem Protagonisten oder der Protagonistin. Ein verschwommenes Bild, eine wacklige Momentaufnahme wird allmählich zum erkennbaren Motiv. Vor etwa acht Jahren war es eine Szene, die mir mit hartnäckiger Regelmässigkeit vor dem inneren Auge erschien: ein junger Mann, der auf einem Steg steht und ins Wasser fällt. Ganz langsam und über einen grossen Zeitraum wurde aus diesem mir damals noch völlig Unbekannten der Held meines Romans «Nach Hause schwimmen»: Wilbur Sandberg.
In meinem Fall bedeutet das: von 10.30 Uhr bis 18 oder 19 Uhr am Schreibtisch sitzen, zum Einstieg einige Seiten des Vortags überarbeiten und dann den Film, der täglich in meinem Kopfkino abläuft, Szene für Szene zu Papier bringen, um am Abend zwei bis sechs brauchbare Seiten zu haben. Natürlich gibt es auch Tage, an denen fast nichts geht, an denen es klemmt und ich für fünf Zeilen zwei Stunden brauche. Im Fachjargon heisst das «Writer’s Block» – ich nenne es einen Knoten, der mit Geduld und Hartnäckigkeit entwirrt werden muss.
Unzählige Male stand er auf dem Steg und stürzte in die Fluten, ohne dass ich auch nur die geringste Ahnung hatte, wer er war, was er dort wollte und ob er aus Versehen oder mit Absicht fiel. Nachdem ich ihn etwas genauer betrachtet hatte, kam ich auf die Idee, ihn ertrinken zu lassen und sein Leben bis zu diesem Punkt zu erzählen. Erst als ich beschloss, einen Versuch mit diesem Roman zu wagen, änderte ich meinen Plan, liess Wilbur überleben und erzählte auf einer zweiten Ebene, wie es ihm erging, nachdem Angler ihn aus dem Wasser gezogen hatten.
«Schreibblockade» ist ein guter Vorwand, den Schreibtisch zu verlassen und etwas anderes zu tun, das Auto zu waschen oder sich die Fussnägel zu schneiden. Dabei gibt es nur eine einzige Lösung, wenn es stockt und harzt: sitzenbleiben und nachdenken! So spiessig und altmodisch es klingen mag: Das Schlüsselwort beim Schreiben lautet für mich Disziplin. Einen Roman schreibt man nicht, indem man über Musenküsse, Kreativitätsschübe und künstlerische Leidensfähigkeit schwadroniert, sondern indem man sich auf seinen – pardon – Arsch setzt und schreibt.
Der Rest – all die Nebenhandlungen, -figuren und -schauplätze – fügte sich während des Schreibens in das Konstrukt ein. Ich mache nie einen Plan meines Buches, schreibe kein Exposé, lege keine Zettelkästen an und mache mir keine Gedanken
Um das poetisch-mystische Bild des Dichterdaseins nicht völlig zu demontieren, will ich erwähnen, dass beim Schreiben durchaus magische Momente und völlig unerwartete Eingaben eintreten können, deren Ursprung ich nicht im Entferntesten zu
nennen vermag. Selbstverständlich staune ich bei jedem meiner Romane aufs Neue über die scheinbar unerschöpflichen Bilder, das Eigenleben der Figuren, die ungeplanten Wendungen, die mir von einer «geheimen Macht» richtiggehend aufgedrängt werden – und bin dankbar dafür. Und dafür, dass ich bei keinem Roman, an dem ich arbeite, auf Seite 40 weiss, was auf Seite 320 passieren wird. Denn das macht das Grossartige an diesem Beruf aus: dass man jeden Tag von seiner eigenen Geschichte überrascht wird.
Rolf Lappert 1958 in Zürich geboren, gewann Rolf Lappert 2008 mit dem Roman «Nach Hause schwimmen» den ersten Schweizer Buchpreis. Nach über 20 Jahren im Ausland lebt er seit Ende 2011 wieder in der Schweiz. Im Februar erschien sein erstes Jugendbuch «Pampa Blues».
Pampa Blues 256 Seiten CHF 23.90 Hanser
VERANSTALTUNGEN | 51
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31. Filiale Kramhof, Zürich
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Wendolina auf Besuch in der Kinderwelt
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Filiale Westside, Bern
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Kleine Hexe und Rabe Abraxas mit Sue Bachmann
7.
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Nacht der Frau Lassen Sie sich entführen in die orientalische Märchenwelt von 1001 Nacht, tanzen Sie unter Anleitung zu fernen Klängen, lassen Sie sich professionell mit einem Henna-Tattoo schmücken und geniessen Sie in märchenhafter Atmosphäre fernöstliche Speisen
20. Filiale Bellevue, Zürich
Lesung von Bänz Friedli, veranstaltet von Rösslitor Bücher in Zusammenarbeit mit der Kellerbühne St. Gallen
8. Kellerbühne St. Gallen, St. Georgen-Str.3
Filiale Kramhof, Zürich
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Bär Theo auf Besuch in der Kinderwelt
12. Filiale Winterthur
Lassen Sie sich in zehn Minuten aus der Hand lesen und erfahren Sie Neues über sich
15. Filiale Kramhof, Zürich
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apassion4 BOOKS – Kunstbücher. Orell Füssli Krauthammer und KION im Gespräch mit Patrick Frey und Giorgio von Arb
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19. Filiale Kramhof, Zürich
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Bär Theo auf Besuch in der Kinderwelt
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21. Filiale Kramhof, Zürich
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Bär Theo auf Besuch in der Kinderwelt
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Lesung von Arne Dahl
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29. Filiale Kramhof, Zürich
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Buchhändlerinnen erzählen aus den neusten Bilderbüchern, anschliessend wird gemeinsam noch etwas Passendes zur Geschichte gebastelt
Bär Theo auf Besuch in der Kinderwelt
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2.
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April
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«Wenn die mich nicht hätten»
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Musik mit Isabelle Berthoud & the Flying Blues Company, Lesungen mit Maria König und Bettina Zeidler, Whisky, Erotik Toy Party, Aromalife und Farbrausch mit Mode Weber
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