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books – das Magazin der Orell Füssli Buchhandlungen – Mai 2011

Abgründiger Alltag Die Erzählungen von Alice Munro

«Ich schildere Scheusslichkeiten ganz anderer Art»

Interview mit Petra Hammesfahr

Eine Welt im Umbruch Arabische Literatur

Zum Hauptgang ein Nervenkitzler Neue Thriller

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WIR SIND RUND UM DIE UHR FÜR SIE DA! www.books.ch Die grösste Filiale von Orell Füssli


Ein stilles Vergnügen

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Liebe Leserin, lieber Leser

16 4 Notizen 10 Abgründiger Alltag: Die Erzählungen von Alice Munro 14 «Ich schildere Scheusslichkeiten ganz anderer Art»: Interview mit Petra Hammesfahr 18 Zum Hauptgang ein Nervenkitzler: Neue Thriller 24 Saison: Arabische Literatur 28 Die besondersten der besonderen Bücher 32 Fantastisch! Fantasy-Neuerscheinungen 36 Kaffeepause: Die Debatte 40 Neues von Orell Füssli 42 Kinderwelt 44 Kochbücher: Alte Gartenschätze – frisch auf den Tisch 48 Veranstaltungskalender 49 Kreuzworträtsel 50 Kolumne: So schreibe ich

Die nächste Ausgabe von books, dem Magazin der Orell-FüssliBuchhandlungen, erscheint am 9. September 2011. Sie erhalten books kostenlos in jeder Filiale. Bestellungen nehmen wir gern entgegen über www.books.ch, orders@books.ch und Telefon 0848 849 848. Buchhandlungen von Orell Füssli finden Sie in Bern, Frauenfeld, Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zürich sowie am Flughafen Zürich.

Impressum Herausgeber: Orell Füssli Buchhandlungs AG Dietzingerstrasse 3 Postfach 8036 Zürich Gesamtherstellung: Media Tune AG, Zürich Redaktion: Die Blattmacher GmbH, Zürich Gestaltung: Strichpunkt GmbH, Winterthur Coverfoto: Derek Shapton

Alle so gekennzeichneten Bücher sind auf www.books.ch auch als eBook erhältlich.

Wo lesen Sie? Mein persönlicher Lieblingsort ist meine Hängematte, die ich von einer Reise nach Mexiko mit nach Hause gebracht habe. Bei sachtem Schaukeln befinde ich mich plötzlich an Bord der «Resolution» und begleite James Cook auf seiner dritten Reise in die Südsee – wenn ich Lukas Hartmanns «Bis ans Ende der Meere» in den Händen halte. Lesen ist ja bekanntlich Reisen im Kopf. Dass es uns immer wieder gelingt, uns in den Seiten eines Buches zu vergessen, ist die eigentliche Magie des Lesens. Nur gut, dass wir jederzeit das Buch zuklappen können, bevor wir gänzlich seekrank werden. Wer in den Sommermonaten richtig verreist, weiss vielleicht zu schätzen, dass Orell Füssli am Flughafen Kloten eine neue Filiale eröffnet hat. Auch wenn Sie kurz vor Ihrem Abflug feststellen, dass Sie die Reiselektüre vergessen haben, finden Sie bei uns wie in allen unseren Filialen ein Sortiment mit Büchern für jeden Geschmack und die kompetente Beratung, um das richtige Lesefutter für den Flug auszusuchen. Ich wünsche eine vergnügliche Sommerzeit mit dem Hobby, das keine Grenzen kennt: Lesen!

Ihr András Németh Mitglied der Geschäftsleitung


© Lucy Lord / Knesebeck Verlag)

Notizen Fernweh? Dagegen haben wir kein Mittel, denn bei dieser Krankheit hilft wohl nur das Kofferpacken. Aber wir können die Symptome noch etwas verstärken und damit zum Losziehen motivieren – mit dem kleinen, bei Knesebeck erschienenen Bildband «Mein wunderbarer Wohnwagen» von Jane FieldLewis und Chris Haddon. Er zeigt, mit wie viel Liebe und Geschmack manche Menschen ihre alten Wohnwagen herrichten. Das Retrostylen von eigentlich viel zu kleinen mobilen Unterkünften ist natürlich ein etwas abseitiges Hobby. Aber es verbreitet Freude – auch beim Betrachten der lustigen Resultate.

Notizen © Lannoo Uitgeverij

Im 20. Jahrhundert beschäftigte sich die Psychologie vorwiegend mit Problemen. Man fragte sich kaum, was eigentlich die Stärke des Menschen ausmacht und zu seiner Lebenszufriedenheit führt. Seit einigen Jahren aber wird verstärkt in diesem Bereich geforscht. Den entsprechenden Forschungszweig nennt man Positive Psychologie. Die Gemeinde der Experten in diesem Bereich ist zwar noch recht klein – aber bereits sehr aktiv. Das beweist ein Werk des Belgiers Leo Bormans. Der Autor bat die 100 bekanntesten Glücksforscher der ganzen Welt, die Resultate ihrer Arbeit in maximal 1000 Worten zusammenzufassen. Fast alle kamen seinem Wunsch nach – und Bormans hat die gesammelten Aufsätze jetzt im grossformatigen Sammelband «Glück» veröffentlicht. Das Buch aus dem Dumont-Verlag ist sozusagen eine wissenschaftliche Anleitung zum Glücklichsein; es ist kein Ratgeber, der Rezepte bietet, sondern fasst die aktuellen Erkenntnisse zusammen. Diese sind wenig überraschend, denn vermutlich wissen wir alle, was wir brauchen, um glücklich zu sein: andere Menschen, die uns lieben und die wir lieben können, Selbstbestimmung, Gesundheit, Zeit für uns selbst, Gerechtigkeit. Trotzdem bleibt manche Weisheit, die einem aus dem Buch anspringt, länger hängen: «Vergessen Sie nicht, glücklich zu sein. Viele Menschen verwenden ihre besten Jahre auf das Geldverdienen und opfern dafür ihre Gesundheit und ihre Familie. Später verwenden sie das gleiche Geld dafür, ihre ruinierte Gesundheit und ihre entfremdete Familie zurückzugewinnen.» Dem lässt sich kaum widersprechen.

4 – books – Mai 2011

Irgendwann entschieden sich die Büchermacher: Ein Buch öffnen wir zur Seite – und nicht nach oben. Dieses System hat sich überall durchgesetzt. Aber warum soll man ein Buch nicht auch nach oben aufklappen können? Der Heyne-Verlag zeigt, dass das geht: mit der neuen Serie «Heyne-Pocket». Die Bücher der Reihe sind nur elf mal neun Zentimeter gross, also so gross wie zwei nebeneinanderliegende Zigarettenschachteln. Weil sie sich nach oben öffnen, hat man dennoch eine Seite vor sich, die genau gleich gross ist wie jene eines gewöhnlichen Taschenbuchs. Der Verlag will mit dem neuen Format all jene ansprechen, die ihr Buch am liebsten in der Jackentasche verstauen – und dort findet ja ein gewöhnliches Taschenbuch tatsächlich keinen Platz. Der Werbeslogan «Kleines Format. Grosse Bücher.» ist für einmal keine Übertreibung: Zu den ersten Veröffentlichungen im neuen Format zählen «Berufung» von John Grisham und «Schloss aus Glas» von Jeannette Walls.


UNTERWEGS MIT PHILIPP TINGLER

© Melk Imboden

Vor über einem Jahr wiesen wir in «books» auf die Erzählung «Die Demütigung» von Philip Roth hin. Das Buch war der dritte Teil eines auf vier Bände angelegten Zyklus’ von Kurzromanen. Da Philip Roth nicht nur ein Viel-, sondern auch ein Schnellschreiber ist, hat er den Zyklus inzwischen abgeschlossen – mit dem Roman «Nemesis». Darin erzählt der Altmeister von den Folgen einer fiktiven Kinderlähmungs-Epidemie, die er im Newark der 1940er-Jahre ansiedelt. Wieder geht es um die Tragik des Lebens, um existentielle Sinnlosigkeit, Versagen und Fatalismus. Roth bietet also einmal mehr schwere Kost, und erneut sind Kritikerinnen und Kritiker begeistert – wenn auch nicht ganz so einhellig wie bei früheren Werken.

Manche kunstvollen Fotobücher können anstrengen – weil zwischen die schönen Fotografien schwer

In unserer letzten Ausgabe griffen wir vor

intellektuelle Texte eingeschoben werden. Als wären die Fotos nicht

veröffent-

genug oder als würden die He­

lichten bereits ei-

rausgeber der Kraft des Bilds nicht

und

nen Beitrag über Max Frisch, der

trauen! Eine wohltuende Ausnah-

am 15. Mai dieses

me bildet die Neuerscheinung «In-

Jahres 100 Jahre alt geworden wäre.

nerschweizer

Gesichter»

des

Der Name des grossen

Nidwaldner Fotografen Melchior

Schweizer Schriftstellers fällt

Imboden. Abgesehen von zwei

jetzt aber noch einmal. Alle vier Jahre ver-

kurzen – und zwar nicht schlech-

gibt die Stadt Zürich den Max-Frisch-Preis. Er ist mit 50’000 Franken dotiert und zeich-

ten, aber letztlich wie üblich völlig

net «Autorinnen und Autoren aus, deren Ar-

unnötigen – Texten präsentiert das

beit in künstlerisch kompromissloser Form

bei Benteli veröffentlichte Buch ge-

Grundfragen der demokratischen Gesellschaft thematisiert». 2011 geht der Preis an

nau das, was der Titel verspricht:

Barbara Honigmann. Sie kam 1949 in Ber-

Gesichter von Menschen, die in

lin zur Welt; ihre deutsch-jüdischen Eltern waren vor dem Nazi-Regime nach England

über das Fotomodell und den Erst-

Ostberlin zurückgekehrt. 1984 reiste die

kommunikanten bis zum Promi-

der DDR aus; heute lebt sie in Strassburg.

nenten. Seltsamerweise spürt man

«Die Auszeichnung gilt einem Gesamtwerk,

die Innerschweiz immer irgendwie

das in einer Sprache von bestechender

durch die Bilder hindurch, auch

Klarheit, mit scharfem Blick und aufblitzender Ironie das Leben jüdischer Emigranten

wenn die hier vorgestellte Popula-

und Heimkehrer in Europa und im geteil-

tion ein ziemlich zusammengewür-

ten Deutschland beschreibt», heisst es in

felter Haufen zu sein scheint. Aber

der Laudatio. Im Juli erscheint bei Hanser

Ein unentbehrlicher Begleiter für den modernen Reisenden

der Innerschweiz leben. Vom Käser

geflohen und nach dem Krieg wieder nach Theaterdramaturgin und Schriftstellerin aus

Benimmhandbuch und Ratgeber für unterwegs illustriert von Daniel Müller, gebunden 240 Seiten, SFr. 24.90, ISBN 978-3-0369-5592-6

ein neues Buch von Barbara Honigmann:

schauen Sie selbst – es gibt wirklich

«Bilder von A.»

viel zu sehen!

KEIN & ABER books – Mai 2011 – 5


Notizen Die Zehntausenden von Neuerscheinungen, die jedes Jahr auf den Markt geworfen werden, sorgen für die grosse Unübersichtlichkeit – sie haben aber auch ihr Gutes: Es ist für jeden etwas dabei. Wirklich für j-ed-e-n. Wer zum Beispiel lustige Krimis mag, in denen viele seltene französische Käsesorten vorkommen, braucht nur in die nächste Filiale von Orell Füssli zu spazieren und sich dort «Die letzte Reifung» von Carsten Sebastian Henn zu schnappen – erschienen ist der Roman bei Pendo. Henn gilt als «Deutschlands König des kulinarischen Kriminalromans». Zugegeben, es ist ein kleines Reich, über das der Kölner als Monarch herrscht, aber er schwingt darin sein Zepter so gekonnt wie ein Fünf-Sterne-Koch seinen Löffel. Hauptfigur seines Romans ist ein Hamburger Professor für Kulinaristik, der auf einer Recherche-Reise durch das Burgund über die Leichen prominenter Käserinnen und Käser stolpert. Bei der Lösung des Falls wird er von einem monströsen Rocker, einem schmuddeligen Reporter und einem extrem ungehorsamen Hund unterstützt. Der Autor ist mit viel Spass bei der Sache und kennt offenbar seinen Dashiell Hammett: Wie der Meister des Krimis wirft er mit gekonnten Vergleichen nur so um sich. Zur Degustation ein Beispiel: «Es wäre falsch zu behaupten, der Raum sei mit Spinnennetzen überzogen gewesen. Das wäre, als würde man sagen, das Meer sei mit Wasser dekoriert.» Also: Wer Käse, Krimis und Humor mag, weiss, was zu tun ist ...

© Jacques Sassier

Die biografischen Angaben in den Klappentexten der Bücher von Milan Kundera sind meist sehr knapp: «Milan Kundera, 1929 in Brünn geboren, lebt in Paris», heisst es beispielsweise auf dem Schutzumschlag seines neuesten Werks «Die Begegnung». Hinter dieser trockenen Angabe verbirgt sich ein bewegtes Leben – Kundera war eine Galionsfigur des «Prager Frühlings» und wurde nach seiner Übersiedlung nach Frankreich zum internationalen Bestseller-Autor. Berühmt machte ihn vor allem der Roman «Die Unerträgliche Leichtigkeit des Seins». Doch von seiner spannenden Biografie gibt Kundera wenig preis; er lebt zurückgezogen und beantwortet Fragen, wenn überhaupt, nur schriftlich. In seinem neuen Buch erzählt er zwar nicht aus seinem Leben, aber immerhin erfährt man darin etwas mehr über sein Denken – denn «Die Begegnung», publiziert von Hanser, ist eine Sammlung von Aufsätzen über Literatur und Kunst. Kundera schreibt über Francis Bacon und über Anatole France, über die Tendenz der Kulturszene, irgendwann alles herunterzureissen, was sie zuvor hochjubelte, und über den Niedergang des Films. Auf jeder Seite des schmalen Bands erweist er sich als elegant formulierender Kenner seiner Materie, der auch komplexe Gedanken unprätentiös und leicht verständlich auf den Punkt bringt. Das Buch richtet sich zwar vor allem an Literatur-Fachleute, denn man muss schon ein wenig Vorwissen mitbringen, um etwas von Kunderas Einschätzungen zu haben – aber für solche ist das Buch ein Genuss.

6 – books – Mai 2011

... und ausserdem

Geht es Ihnen auch so? Immer, wenn ein Kandidat beim legendären Radiospiel «ABC DRS 3» danebentippt, denkt man: Ach, das war doch kinderleicht, ich hätte es jedenfalls gewusst! Nun können Sie endlich den Beweis dafür antreten, dass sie es wirklich besser wissen – denn zum 20. Geburtstag von «ABC DRS 3» hat Gamefactory den Spielklassiker für den Heimgebrauch neu aufbereitet. Die schöne Metalldose enthält 1000 Fragen und den original «ABC-DRS3-Gugger» als Zeitmesser. Das ideale Geschenk für alle Radio- und Spielfans – jetzt bei Orell Füssli. ABC DRS 3 Jubiläums-Edition für 2 bis 12 Spieler CHF 39.90 Gamefactory

Aus dem Leben einer Buchhändlerin Kundin: Haben Sie Elfen-Kalender? Buchhändlerin 1: zu Buchhändlerin 2 Haben wir ... Elfen-Kalender? Buchhändlerin 2: zu Kundin Mit Bildern von Elfen drauf? Kundin: Ähm ... nicht unbedingt, einfach für dieses Jahr, also für ZweitausendELF ... (Dialoge in dieser Rubrik sind authentisch und wurden in einer Filiale von Orell Füssli geführt.)


«Der Mann meines Lebens» – würde eine ältere Dame ein Buch mit diesem Titel veröffentlichen, wäre das allein wohl kaum bemerkenswert. Interessanterweise vereint diese Neuerscheinung aus dem Verlag Kein & Aber jedoch Texte zwölf männlicher Schreibenden. Sie erzählen, welcher Mann sie auf welche Weise am meisten prägte: weil er im richtigen Moment für sie da war, weil er ein nützliches schlechtes Beispiel abgab, weil er die Liebe zur Literatur weckte oder eine wichtige Lehre erteilte. Die kurzen Texte sind herzerwärmend, persönlich und süffig geschrieben – die ideale Lektüre für Pendler, die ein Buch immer wieder für ein paar Minuten hervornehmen können. Verfasst wurden die Beiträge von einigen der besten Autoren des Verlags, darunter Fabio Stassi, Mikael Krogerus, Joseph von Westphalen und der unvergleichliche Harry Rowohlt, der sich wie immer nicht an die Vorgaben hält.

Paulo Coelho ist ein Phänomen. Der Brasilianer zählt zu den erfolgreichsten Schriftstellern der Gegenwart, obwohl er eigentlich Aussenseiter-Literatur schreibt: Seine Romane spielen in der Welt der «Auserwählten», seine Figuren sind «Erleuchtete», es geht um Magie, Spiritualität und Esoterik. Die Literaturkritiker sind sprachlos. Coelho verabreiche seinen Leserinnen und Lesern Drogen, befand zum Beispiel Martin Ebel vom «Tages-Anzeiger»: «Die helfen nicht wirklich, suggerieren aber für einen Moment, das Leben könne viel reicher sein als das, was wir kennen. Da die Banalitäten, die Coelho zu bieten hat, die Leser aber unbefriedigt zurücklassen, werfen sie die nächste Droge, ziehen sich den nächsten Coelho ein.» Ob Ebel Recht hat, wissen wir nicht; Tatsache aber ist, dass jede Neuerscheinung von Coelho mit Spannung erwartet und ein Bestseller wird. Das gilt auch für den eben von Diogenes veröffentlichten kurzen Roman «Schutzengel». Es handelt sich dabei zwar nicht um einen neuen Text von Coelho; der Starautor schrieb ihn vor fast 20 Jahren, als er noch gar kein Starautor war, bislang war der Roman aber noch nicht auf Deutsch erhältlich. Der Plot: Ein Mann beschliesst, sich auf die Suche nach seinem Schutzengel zu machen, und geht mit seiner Freundin in die Mojave-Wüste. Dort begegnet er einem jungen spirituellen Lehrer, hübschen Frauen und vor allem sich selbst. Er lernt den Wert der wahren Liebe kennen und kehrt geläutert aus der Wüste zurück. Ein typischer Coelho also. Die Fans dürfen sich freuen – und die Kritiker werden sich weiterhin wundern.

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640 Seiten | CHF 16.90 Staatsanwältin Vartanian ist einem mörderischen Mädchenhändlerring auf der Spur. Und wird aufs furchtbarste mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert.

books – Mai 2011 – 7

© FinePic ®, München

In der letzten Ausgabe von books verlosten wir Büchergutscheine. Gewonnen haben:


Notizen

Was hat der Geburtstag eines Folk- und Rockmusikers in dieser Rubrik zu suchen? Nun, Bob Dylan, der am 24. Mai 70 Jahre alt wurde, ist eben auch ein Literat. Und sogar ein schwergewichtiger: Seit 1996 wurde er mehrmals als Kandidat für den Literatur-Nobelpreis gehandelt, und 2008 erhielt er einen Pulitzer-Sonderpreis für seine «lyrischen Kompositionen». Viele Songtexte von Dylan dokumentieren das Lebensgefühl und die Vorstellungen der jungen Generation der 1960er-Jahre und werden daher wohl auch in 100 Jahren noch eine grosse Bedeutung haben. Darüber hinaus hat sich Dylan auch als «richtiger» Schriftsteller betätigt: 1965 verfasste er den avantgardistischen Roman «Tarantula». Dieser kletterte nach seinem ersten Erscheinen 1971 zwar gleich die Bestsellerlisten hoch, er wird bis heute aber zwiespältig beurteilt. Im Moment gibt es ihn nicht auf deutsch – er ist aber für Herbst angekündigt. Bis dann können sich Fans die Zeit mit «Bob Dylan von A bis Z» vertreiben. Das Büchlein aus dem ReclamVerlag erzählt Anekdoten und Wissenswertes über den Star in alphabetischer Ordnung. Vor genau 75 Jahren – am 30. Juni 1936 – erschien eines der berühmtesten Bücher überhaupt: «Vom Winde verweht». Die hochdramatische Liebesgeschichte, die vor dem Hintergrund des US-amerikanischen Bürgerkriegs spielt, verkaufte sich bis heute rund 30 Millionen Mal. Autorin Margaret Mitchell erhielt dafür 1937 den begehrten Pulitzer-Preis; der Roman, an dem sie zehn Jahre lang gearbeitet hatte, blieb ihr einziges bedeut8 – books – Mai 2011

Am 2. Juli 1961, also vor 50 Jahren, erschoss sich Ernest Hemingway. Damit fand ein mehr als abenteuerliches Leben ein trauriges Ende. Der USamerikanische Schriftsteller kam 1899 in Illinois zur Welt. Schon mit 18 Jahren wurde er Reporter; der «Toronto Star» schickte ihn als Auslandskorrespondent nach Paris, wo Hemingway Bekanntschaft mit der dortigen amerikanischen Schriftstellergemeinde schloss. Vor allem Gertrude Stein motivierte ihn, sich selber als Schriftsteller zu versuchen. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten: 1927 gelang Hemingway der Durchbruch mit dem Roman «Fiesta». Danach war sein Leben vom Herumreisen, von Safaris, von Eheschliessungen, Alkohol und Krankheit geprägt. Legendär sind seine Stierkampf-Reportage «Tod am Nachmittag», die Kurzgeschichte «Schnee am Kilimandscharo» sowie seine Romane «Wem die Stunde schlägt», «Über den Fluss und in die Wälder» und «Der alte Mann und das Meer» – für letzteren erhielt er 1954 den Literatur-Nobelpreis. Anlässlich seines 50. Todestages erscheinen jetzt viele Titel von Hemingway erneut. Hervorzuheben sind die Erinnerungen «Paris, ein Fest fürs Leben», die von Rowohlt neu aufgelegt werden. Und lesenswert ist auch die Biografie «Ernest Hemingway – sein Leben in Bildern und Dokumenten», herausgegeben von seiner Enkelin Mariel Hemingway, erschienen bei der Edition Olms. © Rowohlt Verlag

Jahrestage

sames Werk. Legendär wurde das Buch vor allem durch seine Verfilmung mit Vivien Leigh und Clark Gable in den Hauptrollen; dieses Monumental-Epos gilt als kommerziell erfolgreichstes Werk der Filmgeschichte. Bei so viel Umsatz erstaunt kaum, dass die Geschichte des Erfolgsromans nach dem Unfalltod der Autorin 1949 noch nicht abgeschlossen war: In den 1990erJahren erschienen die beiden von den Erben autorisierten Fortsetzungen «Scarlett» und «Rhett».

Vor 75 Jahren, am 18. Juni 1936, starb Alexei Peschkow. Der Name sagt Ihnen nichts? Nun, der 1868 geborene Alexei fand das Leben im zaristischen Russland mehr als unerspriesslich, daher nannte er sich als Schriftsteller «Maxim Gorki» – der Bittere. Unter diesem Namen veröffentlichte er auch seine berühmtesten Werke, den religiös geprägten Roman «Die Mutter» und das Drama «Nachtasyl». Gorki gehörte zu den frühen marxistischen Revolutionären in Russland und auch zu den frühen Weggefährten von Lenin. Die Prominenz, die er mit seinen Veröffentlichungen errang, schützte ihn lange Zeit vor den Verfolgungen durch das Regime. Trotzdem lebte er einige Jahre in der Emigration, vor allem auf Capri. Vor der Oktober-Revolution kehrte er zwar in die Heimat zurück, aber er überwarf sich mit Lenin und musste erneut ins Ausland übersiedeln. Schliesslich wurde er aber doch noch als «proletarischer Schriftsteller» anerkannt; die Sowjets holten ihn nach Hause und nannten seine Geburtsstadt fortan «Gorki». Ob ihn Stalins Geheimdienst am Ende umbrachte oder ob der Schriftsteller eines natürlichen Todes starb, ist bis heute Gegenstand von Spekulationen. Sicher ist aber, dass man Gorki nicht gerecht wird, wenn man ihn als «Sowjet-Autor» brandmarkt; seine besten Werke erschienen schliesslich lange vor

der Revolution. Dass er ein wahrhaftiger und zuweilen auch humorvoller Künstler mit viel «russischer Seele» war, kann man jetzt in einer Neuerscheinung überprüfen – im Erzählband «Der kleine Spatz. Russische Klassiker für Kinder», erschienen bei IDMI.


Notizen

Leute, die das mögen, mögen auch ...

Was lesen Sie gerade ? Eva Wannenmacher Moderatorin SRF, Zürich

«Wem der Bestseller ‚Verwesung’ von Simon Beckett gefiel, der könnte sich auch für ‚Todeswunsch’ von Michael Robotham begeistern. Beide Bücher sind weder klassische ‘Whodonits’ noch moderne Thriller, sondern etwas dazwischen: Bücher für Menschen, die es gern spannend haben, aber auch eine vielschichtige Erzählung mit bewährten KrimiElementen schätzen. Beide Romane spielen in England; Hauptfigur ist jeweils ein Mann, der nicht der Polizei angehört, aber von der Polizei zur Klärung eines Falls beigezogen wird. Bei Beckett ist dies der Forensiker David Hunter, bei Robotham der Psychologe Joe O’Loughlin. Diese Hauptfiguren leben in nicht ganz einfachen familiären Verhältnissen und sind eher einsam. Es gibt auch Parallelen in den Geschichten: In beiden Fällen scheint die Täterin, der Täter zu Beginn bekannt zu sein, doch wir als Lesende merken schnell, dass da einiges nicht stimmt. Sein und Schein dividieren auseinander: Ist der beliebte Mann vielleicht ein Serienmörder? Oder ist der unheimlich brutale Serienmörder in diesem Fall unschuldig? Niemand hat eine weisse Weste, es gibt viele Grautöne und Verwirrung. Ich fand es ausserordentlich spannend zu lesen, wie die Beteiligten in diesen zunächst so klaren Fällen zur Wahrheit finden!»

Bild: © SRF/Oscar Alessio

Oft ist die letzte Seite eines Buchs jene, die man am wenigsten gern liest – weil man nicht möchte, dass das Buch schon zu Ende ist. Glücklicherweise können einem Fachleute in solchen Momenten weiterhelfen und einem Bücher mit vergleichbaren Qualitäten empfehlen. Für «books» macht das Susanna Beusch; sie ist seit 33 Jahren Buchhändlerin und arbeitet seit sechs Jahren bei Orell Füssli in Winterthur.

«Seit ich diesen Roman gelesen habe, wünsche ich mir einen Schreibtisch mit Charakter: ein Ungetüm aus Holz und mit vielen Schubladen. Bald kenne ich alle Brockenhäuser ... Aber das ist eine andere Geschichte. Hier geht es um mein momentan liebstes Buch: ‘Das grosse Haus’. Dreh- und Angelpunkt darin ist – Sie ahnen es – ein Schreibtisch. Nicole Krauss erzählt ihren Roman anhand von Menschen, die im Lauf ihres Lebens alle etwas mit dem gleichen Schreibtisch zu tun haben. Mit Hilfe dieser Biografien spiegelt sie auch gleich − und angenehm beiläufig − einen guten Teil des 20. Jahrhunderts. Krauss macht mich bekannt mit melancholischen, verträumten, versehrten, sympathisch neurotischen Menschen, die in einer geheimnisvollen Verbindung zueinander stehen. Zum Schluss lösen sich fast alle Mysterien auf, und ich nehme ungern Abschied. Wenn Sie nach der letzten Seite auch traurig sind, empfehle ich ‘Die Geschichte der Liebe’ von Krauss.»

Alle Notizen von Marius Leutenegger

VON DER IDEE ZUM EIGENEN BUCH Sie träumen schon lange davon, ein Buch zu schreiben? Sie haben eine wunderbare Idee für einen spannenden Krimi, eine romantische Liebesgeschichte, wissen aber nicht genau, wie daraus ein Buch entstehen kann? Sie haben ein aufregendes Leben geführt und wollen Ihre Biographie schreiben? Im Seminar erfahren Sie, wie erfundene Figuren lebendig werden, was einen Spannungsbogen ausmacht, warum ein Manuskript den Leser packt – oder eben nicht. Und Sie erfahren, wie es in der aufregenden Bücherwelt zugeht.

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SEMINAR-LEITUNG: Anne Rüffer, Verlegerin rüffer&rub Sachbuchverlag und Römerhof Verlag, Zürich

Kursort: Zürich, der genaue Ort wird mit der Anmeldebestätigung bekannt gegeben. Anmeldung unter: www.books.ch/Buchidee

books – Mai 2011 – 9


Reportage Text: Hanspeter Künzler – Foto: Derek Shapton

Abgründiger Alltag

10 – books – Mai 2011


Reportage Keine zeitgenössische Autorin packt mehr Leben in eine Kurzgeschichte als die Kanadierin Alice Munro. Für ihre Geschichtensammlung «Zu viel Glück» gewann sie den Man-Booker-Preis für internationale Literatur, eine der wichtigsten literarischen Auszeichnungen im angelsächsischen Raum. Jetzt erscheint das Buch auf Deutsch – rechtzeitig zum 80. Geburtstag der Autorin, die seit Jahren als Anwärterin auf den Literaturnobelpreis gilt. Nita ist 62 Jahre alt und seit Kurzem Witwe. Ihr Ehemann Rich wurde von einem Schlaganfall dahingerafft, obwohl ihm der Hausarzt erst kürzlich beste Gesundheit attestiert hatte. Nita hat keine Zeit für die ungeschickten Plattitüden, mit denen gut meinende Bekannte sie zu trösten versuchen. Nur bei ihren Freundinnen Virgie und Carol ist es ihr wohl – die beiden verachten Sentimentalität mit ähnlicher Passion wie sie selber. Eigentlich hatte Nita ja erwartet, vor Rich zu sterben. Sie leidet an Krebs, die Prognosen sind nicht gut, aber gerade geniesst sie eine Remission. Mit einer rüstigen Art von Fatalismus schickt sie sich ins neue Leben, auch wenn es ihr grösste Mühe bereitet, um sich herum überall die Spuren von Rich zu sehen.

Rühreier für einen Mörder Eines Tages steht ein ausgehungert dreinblickender Mann vor der Tür ihres abgelegenen Häuschens. Er müsse die Sicherungen im Keller prüfen, sagt er. Dann schneidet er das Telefonkabel durch und zwingt Nita, ihm Rühreier zu kochen. Wenigstens vor etwas müsse sie keine Angst haben, sagt er: Er habe nicht vor, sie zu vergewaltigen, denn in dieser Richtung interessiere ihn nur eine nette junge Frau, die ihn möge. Er verlangt den Schlüssel fürs Auto – eine weitere Spur von Rich – und trinkt eine Flasche Wein. Plötzlich zieht er ein Foto aus der Tasche. Es zeigt ein älteres Ehepaar, dazwischen eine jüngere Frau im Rollstuhl: seine Eltern und seine Schwester Madelaine. Alle drei habe er gerade umgelegt. Ein zweites Foto: die gleichen drei Menschen, über den

Haufen geschossen. Der Mann steigert sich in eine Zorntirade darüber, was die Eltern und die verhasste Schwester ihm angetan hätten. Ein Irrer, bei dem jeden Moment erneut eine Sicherung durchbrennen könnte. In dieser Situation, denkt Nita, bedeutet es nichts, dass sie Krebs hat. Nun erfindet sie eine Geschichte: Auch sie habe jemanden umgebracht, vor vielen Jahren die Geliebte ihres Ehemanns ...

den Mann ausgespannt hatte. Selten gibt sich Munro auch mit einem zeitlich linearen Erzählen zufrieden. Vielmehr springt sie hin und her, schlägt Finten, dreht sich im Kreis oder «verliert» plötzlich ein, zwei Dekaden. Dass diese Technik nicht zu einer heillosen Verwirrung führt, ist der Fülle von Details zu verdanken, die noch den kühnsten Sprung unabtrennbar mit dem Alltag verbinden.

Haus statt Strasse

Wer Ambitionen hegt, riskiert ausgelacht zu werden

Der grimmigen Thematik zum Trotz strotzt die Geschichte «Free Radicals» nur so vor Lebensgeist. Sie enthält alle Zutaten, welche die Erzählungen von Alice Munro so tiefgründig, faszinierend und vor allem süffig machen. Da ist zuallererst die Lust am Alltag. Alice Munro schreibt über Situationen, in denen wir uns jederzeit selber vorfinden könnten – und schmückt sie mit so vielen fein gezeichneten Details aus, dass die Lesenden beim Wandern durch die Geschichten immer wieder staunend innehalten, als würden sie in einem fremden Haus neue Schätze entdecken. In der Tat hat Munro ihre eigenen Lesegewohnheiten einst mit dem Erkunden eines Hauses verglichen. Sie fange beim Lesen eines Buches nicht am Anfang an, sondern irgendwo. Auf diese Weise sei ein Buch nicht wie eine Strasse, welcher der Leser brav zu folgen habe: «Man geht ins Haus hinein, bleibt dort eine Weile, blickt sich um, schaut, wie die Räume und Korridore miteinander verbunden sind, sieht, wie die Aussicht von jedem Fenster aus anders ist.»

Es gehöre zum nationalen Charakter von Kanada, dass Gewöhnlichkeit hochgeschätzt werde, sagt der kanadische Sänger Ron Sexsmith: «Wenn bei uns einer daherkäme mit einer Sonnenbrille wie Lenny Kravitz, würde er nur ausgelacht.» Alice Munro lehnte sich zuerst nur heimlich, dann immer lauter gegen diesen Gewöhnlichkeitszwang auf, der vor allem Frauen auferlegt wurde. «Wenn man dort, wo ich aufwuchs, Ambitionen verriet, wurde jede Gelegenheit ergriffen, dein Selbstvertrauen

«Das Schlimmste, so bekam ich zu verstehen, das Schlimmste in diesem Leben ist es, wenn einen die Leute auslachen.»

Perspektive ändert sich von Satz zu Satz Genauso fühlt man sich in ihren Geschichten, auch wenn man vorn beginnt und diszipliniert Seite um Seite umblättert. «Von jedem Fenster aus anders» – in einer Kurzgeschichte von Alice Munro ändert sich die Perspektive auf das Geschehen von Abschnitt zu Abschnitt, manchmal sogar von Satz zu Satz. So gewinnt eine kurze Rückblende in «Free Radicals» im Licht der Mordgeschichte, die Nita dem hungrigen Mörder auftischt, eine unerwartete neue Bedeutung: Wir erfahren, wie die junge Geliebte Nita der ersten Ehefrau von Rich

zu vernichten», sagte sie in einem Interview. Im frühen, autobiographisch angehauchten Kurzgeschichten-Zyklus «Kleine Aussichten» legt sie diese Erfahrung ihrer Figur Del Jordan in den Mund: Wer Ambitionen an den Tag legt, riskiert das Scheitern. «Das Schlimmste, so bekam ich zu verstehen, das Schlimmste in diesem Leben ist es, wenn einen die Leute auslachen», sagt Del Jordan.

Heimliche erste Schreibversuche Alice Munro wurde als Alice Laidlaw am 10. Juli 1931 in Wingham, Ontario, geboren. Die Familie ihres Vaters – ein Bauer, der nun Silberfüchse züchtete – hatte ihre Wurzeln im eisigen Klima der schottischen Presbyterianer. Ihre Mutter dagegen hatte irisches Temperament geerbt und neigte zu theatralischen Auftritten, mit denen sie ihre Tochter beschämte. Schon als Kind fühlte sich Alice zum Schreiben berufen. Weil sie aber wusste, dass in ihrer Umgebung das Lesen und erst recht das Schreiben von Bübooks – Mai 2011 – 11


grenzenloses essvergnügen

chern keineswegs als nützliche Betätigung erachtet wurden, tat sie beides heimlich. Ihr offenbar robustes Selbstbewusstsein erlaubte ihr, einerseits perfekt die Rolle des braven Mädchens zu spielen, andererseits pausenlos Geschichten zu schreiben, die sie niemandem zeigte. Sie war überzeugt, das Schreiben helfe ihr, mit jeder Situation im Leben umgehen zu können. Zu dieser Zeit wurde bei ihrer Mutter die ParkinsonKrankheit diagnostiziert. Die Pflicht, im Haushalt – zu dem auch noch ein Bruder und eine Schwester gehörten – die Rolle der Mutter zu übernehmen, behagte Alice nicht. Dieses Nichtbehagen löste wiederum komplexe Schuldgefühle aus, die in ihren späteren Werken immer wieder aufflackern.

Ein bürgerliches Leben

Jakob Sollberger

Vielfalt statt eintopf So kocht die multikulturelle Schweiz ISbN 978-3-85932-653-8 CHF 39.90

Jakob Sollberger hat den Austausch mit über 40 zugewanderten Menschen in der ganzen Schweiz gesucht und in ihre Kochtöpfe schauen dürfen. Entstanden ist daraus neben vielen Freundschaften ein facettenreiches Buch über grenzenloses Essvergnügen und die Menschen hinter den Töpfen, das nicht nur kulinarischen Hochgenuss verspricht, sondern auch zum Nachdenken anregt.

Dank mehreren Stipendien, die ihr nach hervorragenden Examensnoten zugesprochen wurden, konnte Alice an der Universität von Western Ontario in London ein Journalismus-Studium antreten. Im zweiten Jahr wechselte sie in die Englisch-Abteilung – weiter reichte das Geld allerdings nicht. Viele Schriftstellerinnen würden in sich selber eine Spaltung erkennen, sagte sie Jahre später in einem Interview: «Eine Spaltung zwischen der Frau, die Ehrgeiz hat und etwas erreichen will, und der Frau, die passiv ist, dominiert sein möchte und einen anderen Menschen braucht als Schutz zwischen sich und der restlichen Welt. Ich weiss es, so bin auch ich. Ich habe diese zwei Frauen in mir.» Vorerst kehrte sie ihre schutzsuchende Seite heraus und heiratete mit 20 Jahren Jim Munro, der in einem grossen Warenhaus in Vancouver angestellt war. 1953 brachte sie ihre erste Tochter zur Welt; eine zweite Tochter starb zwei Jahre später kurz nach der Geburt, eine dritte kam 1957 zur Welt. Derweil rang sich Alice Munro bei jeder Gelegenheit Zeit zum Schreiben ab – aber noch immer fühlte sie sich zur Heimlichkeit verdammt. Ihr Mann unterstützte sie zwar in jeder Hinsicht. Doch die Umwelt, so glaubte Munro, hätte sie scheel angeschaut, wenn man gemerkt hätte, dass sie Geschichten schrieb statt Bücher abzustauben.

Im Alice Munro County Als Schriftstellerin hatte Alice Munro indessen an einem Problem zu beissen, das sie nie wirklich lösen würde: Erzählungen genossen und geniessen bei Verlagen und Lesenden nicht den gleichen Respekt wie

WERDVERLAG 12 – books – Mai 2011 www.werdverlag.ch

Romane. Aber so sehr sie sich anstrengte, jeder vermeintliche Romanstoff schrumpfte bei ihr doch wieder zur Erzählung. Schliesslich war es nicht sie, die den grossen Bruch mit dem konventionellen Leben veranlasste, sondern ihr Mann: 1963 gab er seinen guten Job auf, um mit Alice in Victoria den Bücherladen Munro’s Books zu starten. Den Laden gibt es immer noch. Drei Jahre später brachte Alice Munro wiederum eine Tochter zur Welt, ehe 1968 endlich ihre erste Kurzgeschichtensammlung erschien, «Tanz der seligen Geister». Diese Sammlung brachte ihr sogleich die erste literarische Auszeichnung ein. Nach dem Scheitern ihrer Ehe schaffte es Munro endlich, eine Harmonie zwischen den beiden Impulsen im Leben einer Schriftstellerin zu schaffen. Sie konnte fürs Schreiben leben, aber auch für die Kinder und einen neuen Ehemann. 1975 zog sie zu diesem nach Clinton, Ontario, 30 Kilometer südlich von Wingham, wo sie einst aufgewachsen war. Ein grosser Teil der Geschichten, die sie seither geschrieben hat, sind hier angesiedelt, im Flachland um den Lake Huron – eine Gegend, die längst als Alice Munro Country bekannt ist.

Mit 80 so frisch wie eh Unzählige Preise sind ihr inzwischen verliehen worden. Für «Zu viel Glück» erhielt sie den Man-Booker-Preis für internationale Literatur, der alle zwei Jahre vergeben wird. Niemand käme heute mehr auf die Idee, Alice Munro den Mangel an Romanen in ihrem Werk zum Vorwurf zu machen. «Zu viel Glück» zeigt, dass die Autorin auch mit 80 Jahren nichts von ihrem erzählerischen Elan, subtilen Witz und Sinn für subversive Handlungsstränge eingebüsst hat. Und mit der herrlichen Titelgeschichte kehrt sie einmal mehr zu ihrem alten Thema zurück: zur Frage nämlich, wie

«Zu viel Glück» zeigt, dass die Autorin nichts von ihrem Elan, subtilen Witz und Sinn für subversive Handlungsstränge eingebüsst hat.


Reportage

eine Frau ihre Talente ausleben kann angesichts der Einschränkungen, die das Leben als Mutter und Ehefrau mit sich bringt. Alice Munro erzählt die wahre Geschichte von Sophia Kovalevski, einer genialen Mathematikerin und Schriftstellerin aus Moskau, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwar wichtige Preise gewann, als Frau in einer Männerwelt aber keine Forschung betreiben konnte, sondern mit verhassten Dozenten-Posten in der Provinz Vorlieb nehmen musste. Immerhin sei ein Krater auf dem Mond nach Sophia benannt worden, beendet Munro die Geschichte mit typisch subtiler Doppelbödigkeit.

Weitere Bücher von Alice Munro Tanz der seligen Geister (1968) 378 Seiten CHF 39.90 Doerlemann

Bereits in ihrem Debüt zeigt sich Alice Munro als präzise, unsentimentale und abgründige Chronistin zeitgenössischen Alltagslebens. Himmel und Hölle (2001) 544 Seiten CHF 16.90 Fischer TB

Neun Geschichten über Frauen, die in den widersprüchlichen Möglichkeiten ihres Schicksals erkundet werden. Tricks (2004) 384 Seiten CHF 16.90 Fischer TB

Betrogene Liebe, verlorene Kinder und verpasste Chancen: Mit skalpellartiger Präzision zerlegt Munro die versteckten Emotionen und Impulse des Alltags. Wozu wollen Sie das wissen? (2006) 380 Seiten CHF 16.90 Fischer TB

Munro nutzt die Geschichte ihrer Familie als Ausgangspunkt für eine Serie meisterhafter Geschichten über das Auswandern und die zerstörten Hoffnungen in der neuen Heimat.

ERFOLGREICH MIT LINDE

Zu viel Glück 320 Seiten CHF 33.90 S. Fischer

5 weitere Autorinnen und Autoren aus Kanada Michael Ondaatje Der 1942 in Colombo, Sri Lanka, geborene Autor wurde durch seinen 1992 mit dem Booker-Preis ausgezeichneten Roman «Der englische Patient» weltberühmt; die Verfilmung durch Anthony Minghella gewann neun Oscars. Bemerkenswert sind auch andere Romane wie «Buddy Boldens Blues» und «In der Haut eines Löwen». Dazu hat Ondaatje zahlreiche Gedichtbände veröffentlicht. Margaret Atwood Das Werk der vieldekorierten Schriftstellerin aus Ottawa umfasst neben Gedichten und Romanen auch Kinder- und Sachbücher. Ihr bekanntestes Werk ist der von Volker Schlöndorff unter dem Titel «Die Geschichte der Dienerin» verfilmte Roman «Der Report der Magd». Für «Der Blinde Mörder» erhielt Margaret Atwood 2000 den Booker-Preis. Evelyn Lau Mit 14 Jahren hielt es Lau nicht mehr aus bei den Eltern in Vancouver und brannte durch. Die nächsten Jahre lebte sie auf der Strasse. Die traumatischen Erlebnisse aus dieser Zeit finden immer wieder den Weg in ihre Gedichte und Prosa.

2011, 280 Seiten, geb. CHF 39,90

2011, 232 Seiten, geb. CHF 39,90

Yann Martel Der 1963 geborene, weitgereiste Diplomatensohn schaffte den grossen Durchbruch 2001 mit dem Roman «Schiffbruch mit Tiger». Für die Recherchen hatte er ein halbes Jahr lang in Indien gelebt. Sein neuester Roman «Ein Hemd des 20. Jahrhunderts» erschien letztes Jahr. Leonard Cohen Der Sänger ist nicht nur ein begnadeter Liedertexter, sondern auch ein faszinierender Dichter und Prosaautor. Sein Romandebüt war «Das Lieblingsspiel» von 1963. Zuletzt erschien von ihm der Gedichtband «Buch der Sehnsüchte» (2006).

2010, 200 Seiten, geb. CHF 42,90

www.lindeverlag.at books – Mai 2011 – 13


Schwerpunkt Text: Benjamin Gygax

14 – books – Mai 2011

© Andrea Diefenbach

«Ich schildere Scheusslichkeiten ganz anderer Art»


Schwerpunkt

books: Wie sind Sie aufs Schreiben gekommen? Petra Hammesfahr: Mit vier Jahren fing ich an, wilde Geschichten zu erzählen – ich weiss nicht weshalb. Aber ich erinnere mich an eine Begebenheit, die damals für viel Furore sorgte: Im Haushalt gegenüber gab’s ein Dienstmädchen, die Lotte. Sie hatte sich bei meiner Grossmutter über etwas beschwert, und ich hatte ein bisschen gelauscht. Danach erzählte ich im Lebensmittelladen, die Lotte habe ganz furchtbar geweint, weil sie immer in den Keller gesperrt werde. Obwohl die Herrschaft von Lotte beteuerte, sie tue der Lotte doch um Gottes Willen nichts, argwöhnten die Dorfbewohner: «Das kleine Mädchen saugt sich eine derartige Geschichte doch nicht einfach aus den Fingern.» Inzwischen ist das Geschichtenerzählen Ihr Beruf – oder sogar Ihre Berufung. Eine Berufung war es immer. Ich wollte in meinem Leben nie etwas anderes machen. Mit 17 Jahren heiratete ich meinen ersten Mann, weil er mir versichert hatte, bei ihm dürfe ich immer tun, was ich wolle. Bei meinen Eltern durfte ich das nicht. Dort verbot mir meine Mutter sogar das Lesen. Was hat die Mutter denn zu diesem Verbot veranlasst? Zu Hause hiess es wegen meiner blühenden Fantasie immer, ich spinne. Um das nicht zu fördern, durfte ich nicht lesen. Einmal hatte ich in der Schule trotzdem ein Buch ausgeliehen. Als meine Mutter es in der Schultasche fand, verbrannte sie es – und ich musste das später erklären. Als Kind gehen Sie nicht hin und sagen, meine Mutter hat das Buch verbrannt. Also nahm ich alles auf mich und behauptete, ich hätte es verschludert.

Gebracht hat das Verbot Ihrer Mutter offensichtlich nicht viel ... Im Gegenteil! Während meiner Schulzeit spazierte ich mit meiner Freundin Arm in Arm über den Schulhof, erzählte ihr eine Geschichte nach der anderen und behauptete, ich hätte das alles gestern Abend gelesen … Kein Mensch hätte so viel lesen können, doch das fiel niemandem auf. Obwohl ich keine Bücher lesen durfte, hielten mich alle für eine Leseratte. Haben Sie Ihre Mutter später auf das sinnlose Verbot angesprochen? In meiner zweiten Ehe begann ich regelmässig sechs bis acht Stunden täglich zu schreiben – mit 28 Jahren und nach der Geburt meines ersten Sohnes. Doch ich war lange erfolglos und hörte immer wieder: «Hör doch endlich auf mit dem Quatsch und mach etwas Vernünftiges.» Als ich mit 40 Jahren endlich das erste Buch veröffentlichen konnte, war das alles plötzlich nicht mehr wahr. Meine Mutter sagte einmal: «Ja, wenn wir das früher gewusst hätten!» Sie war dann auch stolz auf meinen Erfolg, nur konnte sie das nie richtig zeigen. «Ich bin stolz auf dich» oder «Ich habe dich lieb» gab es bei meinen Eltern nicht. Sie hatten die Einstellung der Kriegsgeneration, der es wichtiger war, dass man etwas zu essen hatte.

© Wilfried Hammesfahr

Die deutsche Thriller-Autorin Petra Hammesfahr beschreibt kleine und grosse Katastrophen von nebenan. Damit feiert sie einen Erfolg am anderen – jetzt gerade mit ihrem neuesten Thriller «Der Frauenjäger». Im Gespräch verrät sie, wie sie zum Schreiben kam und weshalb sie bei Psychothriller keine Gemetzel mag.

Petra Hammesfahr Petra Hammesfahr wurde 1951 in Titz in Nordrhein-Westfalen geboren und lebt heute in unmittelbarer Nähe, in Kerpen bei Köln. Schon immer wollte sie Romane veröffentlichen, doch richtig geklappt hat es damit erst nach einer Lehre als Einzelhandelskauffrau, einer ersten Ehe und über 150 Verlagsabsagen. Ihre ersten Veröffentlichungen gelangen 1989 mit einer Kurzgeschichte im Playboy und einem Roman 1991. Seither hat sich die Vielschreiberin mit 29 Romanen zu einer der erfolgreichsten deutschen Thriller-Autorinnen entwickelt. 1995 wurde ihr der Rheinische Literaturpreis Siegburg für «Der gläserne Himmel» zugesprochen, 2000 der Wiesbadener FrauenKrimiPreis für «Die Mutter», und 2002 erhielt sie den Burgdorfer Krimipreis. Petra Hammesfahr ist in zweiter Ehe verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

Ist das Schreiben für Sie heute Arbeit oder Vergnügen? Ich habe einfach dieses Schreib-Gen, denke ich mal. Natürlich lernte ich einen «ordentlichen Brotberuf», aber den habe ich gehasst – nach drei Lehrjahren als Kaufmannsgehilfin beim Konsum habe ich nie in dem Beruf gearbeitet. Ich habe nie etwas anderes getan als zu schreiben. Das Vergnügen besteht darin, mich morgens mit dem Frühstück an den Computer zu setzen. Früher hiess es, ich solle mit dem Quatsch aufhören, und heute sagen die Leute: «Mein Gott, ist die diszipliniert!» Geschichten zu erfinden und niederzuschreiben – ohne das könnte ich gar nicht existieren. Kann ich nicht schreiben, bin ich krank. Vielleicht ist das Schreiben für mich auch eine Flucht. Wovor fliehen Sie denn? Heute habe ich keinen Grund mehr, vor irgendwas zu flüchten. Aber vielleicht ist dieser Reflex inzwischen einfach antrainiert.

Man konnte lesen, in Ihrer Schublade läge Ihr erster Roman, in dem Sie Ihre Lebensgeschichte verarbeitet hätten. Meine Geschichte bis zum 24. Lebensjahr – das waren «Die Schuldlosen». Ich habe sie weiss nicht wie vielen Verlagen angeboten. Ein Lektor sagte dazu: «Es ist absolut unglaubwürdig, dass das alles einem einzigen Menschen passiert sein soll … Aus diesem Stoff könnten sie 20 Romane machen» – und das habe ich dann auch gemacht. Meine bigotte Schwiegermutter setzte ich in «Die Sünderin» als Mutter ein. Eine Grossmutter hatte sich mit 59 nicht mehr bewegt und sich dann 20 Jahre lang von ihren Töchtern herumtragen lassen. Sie wurde mein Vorbild für die bildschöne, aber schwerkranke junge Schwester im gleichen Roman. «Die Schuldlosen» bleiben in der Schublade; doch der Titel gefällt mir so gut, dass ich ihn für meinen nächsten Roman verwenden will. books – Mai 2011 – 15


Schwerpunkt

Morde in schwedischer Sommeridylle

Weshalb schreiben Sie eigentlich Psychothriller? Ich möchte vorwegnehmen: Ich schreibe keine Krimis. In dieser Gattung gibt es zu Beginn einen Mord und danach klärt ihn die Polizei auf. Das langweilt mich. Ich schreibe einfach über die kleine Katastrophe von nebenan. Dabei liegen mir die Opfer immer sehr am Herzen. Würden Sie gern mal eine andere Gattung schreiben? Für Abenteuerromane bin ich nicht so der Typ, und Science-Fiction ist auch nicht meine Sache. Aber ich habe auch schon einen Liebesroman geschrieben – nur beginnt er bei mir damit, dass schon einer tot auf dem Sofa liegt. Oft stelle ich das bittere Ende an den Anfang. Mit diesem simplen Trick baue ich gleich zu Beginn die Spannungshandlung auf: Ich erzähle zu Beginn, was passiert ist oder wer der Mörder ist. Natürlich führe ich meine Leser damit auch mal in die Irre …

Deutsch von Dagmar Lendt. Klappenbroschur 368 Seiten. sFr 25,90

Dazu dient Ihnen auch das Motiv des Gedächtnisverlustes, das in Ihren Büchern immer wieder mal auftaucht. Ja, das verwende ich hin und wieder. Ich liebe traumatisierte Personen! Die kann ich auch gut beschreiben. Tauschen Sie sich dazu mit Fachpersonen aus? Wenn ich eine Person wie den geistig behinderten Ben im «Puppengräber» beschreibe, weiss ich selber, dass sie stimmt. Ich be­ obachte Menschen und habe mir auf diese Weise ein fundiertes psychologisches Wissen angeeignet. Ausserdem tauche ich beim Schreiben tief in den Stoff ein. Ich sitze heulend am Computer, wenn’s zum Heulen ist. Mein Mann sagte einmal, er wisse eigentlich nie, zu wem er abends nach Hause komme. Tatsächlich hängt das davon ab, was ich gerade schreibe.

Deutsch von Dagmar Lendt. KiWi 1202. 384 Seiten sFr 13,90

16 – books – Mai 2011 www.kiwi-verlag.de

Thriller werden beim Publikum immer beliebter. Woher kommt diese Faszination? In meinem neuen Buch «Frauenjäger» sagt die Protagonistin Marlene: «Man liest es, aber wer will sich denn wirklich von so einem Irren jagen lassen?» In erster Linie lesen wir Thriller, weil sie spannend sind. Dass die Beliebtheit von immer härteren Geschichten steigt, hat auch damit zu tun, dass wir abgestumpft sind. Schauen Sie sich doch mal

das Fernsehprogramm an – gegen manche Sendungen sind ja die Nachrichten harmlos. Und dabei verlernen wir die menschliche Anteilnahme. Weil ich dabei nicht mitmache und die Opfer ins Zentrum stelle, habe ich wohl mit meinen Büchern Erfolg bei Leuten, die mitfühlen können und wollen.

«Zu Hause hiess es wegen meiner Fantasie immer, ich spinne.» Sie stehen der Brutalisierung kritisch gegenüber? In letzter Zeit habe ich viel gelesen – und viel überblättert, weil Szenen beschrieben waren, die ich nicht lesen mochte. Es ist nicht so, dass ich zimperlich wäre, schliesslich habe ich im «Puppengräber» auch darüber geschrieben, wie Mädchen umgebracht und zerstückelt werden. Aber ich habe das nicht beschrieben! Was haben grausame Szenen mit Spannung zu tun? Oft geht es doch nur um den Ekel-Effekt. Allerdings hat Cora Bender in «Die Sünderin» auch Dinge von unvorstellbarer Grausamkeit erlebt. Ja, aber es wird niemand ausgeweidet. Solche Grausamkeiten beschreibe ich nicht. Ich schildere Scheusslichkeiten einer ganz anderen Art. Die sind natürlich nicht weniger schlimm: Was Menschen einander antun können, ist furchtbar. Aber dabei sollte man eben nicht in diesen Jack-the-RipperStil verfallen. Gehen Ihnen die Schicksale Ihrer eigenen Figuren an die Nieren? Was ich dem Polizisten Merkel in «Merkels Tochter» angetan habe, spottet jeder Beschreibung: Dem Mann habe ich wirklich alles weggenommen, was das Leben lebenswert macht. Als dieses Manuskript zur letzten Kontrolle aus der Druckerei kam, konnte ich es nicht mehr lesen – das musste mein Mann übernehmen. Ebenso war es bei der Antonia Lässler aus dem «Puppengräber». Da gibt es eine Szene, die könnte ich nie laut vorlesen. Weil ich mit meinen Figuren lebe, sind sie für mich Menschen und nicht irgendwelche Papiertiger. Müssen Sie dafür hin und wieder Wiedergutmachung leisten?


Schwerpunkt Das habe ich in der Fortsetzung des «Puppengräbers» versucht. Die Lektorin sagte mir damals, es sei eine Schande, dass dieses ganze Dorfgeflecht einfach so untergehe. Deshalb schrieb ich «Lukkas Erbe» und begann, im Dorf aufzuräumen. Ich versuchte, den Familien, denen ich so viel Schaden zugefügt hatte, etwas Gutes zu tun. Nach dreihundert Seiten war immer noch nichts Schlimmes passiert und der Verleger meinte, so gehe das nicht. Als ich einwendete, ich könne doch nicht das halbe Dorf massakrieren, meinte er: «Dann lassen Sie eben ein paar Leute zuziehen.» Verlage gehen über Leichen! Die erwähnte Dorfgemeinschaft haben Sie sehr lebendig beschrieben. Kennen Sie solche Verhältnisse? Ich bin in Dörfern aufgewachsen, hier in der Gegend. Da habe ich mich rumgetrieben und die Menschen kennengelernt! Etwas hat mir sehr geschmeichelt: Als «Der Puppengräber» in Italien erschien, war ich zur Präsentation eingeladen. Ein Literaturkritiker, ein netter älterer Herr, erzählte mir, er komme aus einem kleinen Dorf in Sizilien. Dort seien die Verhältnisse genau gleich. Das ewig Vertraute spielt auch eine wichtige Rolle in Ihrem neuen Buch «Der Frauenjäger». Ein Mann entführt und tötet Frauen, die er für faul und undankbar hält. Die Verdächtigen und ein Opfer gehören zu einem Kreis von Schulfreundinnen und ihren Partnern. Diese Konstellation hat zugleich etwas Vertauensvolles und Unheimliches. Diese Freundinnen finde ich putzig! Aber so ist es doch in der Realität: Vier Frauen sind seit ihrer Schulzeit befreundet und hauen sich gegenseitig die Köpfe ein – mit kleinen Gehässigkeiten im Alltag. Aber sie kämen gar nicht auf die Idee, einander die Freundschaft zu kündigen. Ambivalent ist nicht nur diese Gesellschaft, sondern auch der Mann der Hauptfigur Marlene. Ist ein so perfekter Mann ein Segen oder ein Fluch für seine Frau? Das hängt ganz von der Frau ab. Für eine hilflose Person ist ein solcher Mann eine Zeit lang ein Segen. Zum Fluch entwickelt er sich erst langsam – denn er wird nicht zulassen, dass sie neben ihm wächst. Werner ist vom alten Schlag und fühlt sich als Ernährer für alles verantwortlich. Als er

von Marlenes Unglück als unterbeschäftigte Hausfrau erfährt, gerät seine Welt ins Wanken, und er sucht nach einer Lösung. Der Schluss Ihres Buchs, den wir nicht verraten wollen, ist bemerkenswert. Sie unterlaufen in gewisser Weise die Regeln des Thrillers. Das habe ich mit Absicht gemacht, weil ich mich über diese immer gleichen Muster ärgere. Zwar habe ich mit Absicht das Klischee des Serientäters gezeichnet; und auch im «Frauenjäger» trägt dessen Mutter die Schuld. Mütter sind ja immer an allem schuld! Doch im Finale durchbreche ich die Erwartungen. Meist sind in Ihren Büchern Frauen oder Kinder die Opfer – ist das eine bewusste Entscheidung? Es ist einfach eine Realität, dass bei Gewalttaten im privaten Umfeld Frauen und Kinder die Opfer sind. Damit verbinde ich keine Absicht. Bei mir gibt es aber auch Täterinnen: Ich schrieb auch den Roman «Die Chefin», darin mordet Betty, um Arbeitsplätze zu erhalten. Und über 200 Seiten drücken die Lesenden ihr die Daumen, dass man ihr nicht auf die Schliche kommt. Ob Opfer oder Täterin: Sie zeichnen oft starke Frauenfiguren. Schreiben Sie speziell für Frauen? Sind die Figuren wirklich so stark? Doch: Marlene zum Beispiel ist auch als Opfer stark. Sie wächst über sich selbst hinaus und entwickelt Seiten, die Werner an ihr nicht kennt. Aber ich finde, man sollte ein solches Buch nicht als Frauenkrimi bezeichnen. Ich höre hin und wieder, dass Männer ein Buch von mir wegen des Titels oder der Covergestaltung nicht gekauft hätten. Weil es ihrer Frau gefiel, schauten sie doch einmal rein – und dann liess es sie nicht mehr los.

Weitere Bücher von Petra Hammesfahr Der stille Herr Genardy (1993) 333 Seiten CHF 13.90 Lübbe

Sigrids Untermieter ist ein netter, kinderliebender älterer Herr. Doch etwas ist seltsam am stillen Herrn Genardy. Als die Tochter ihrer Arbeitskollegin verschwindet, steigert sich Sigrids Unbehagen zur Angst um ihr Kind. Die Sünderin (1999) 448 Seiten CHF 16.90 Rowohlt

Cora Bender, eine junge Mutter, sticht im Strandbad auf einen Mann ein, den sie nicht zu kennen scheint. Die Tat ist unbestritten, doch Hauptkommissar Grovian kann den Fall nicht abschliessen, bis er Licht ins Dunkel von Coras Gedächtnislücken bringt. Der Puppengräber (1999) 441 Seiten CHF 15.90 Rowohlt

Der geistig behinderte Ben wächst behütet in einem kleinen Dorf auf und streift am liebsten durch die Wälder. Als zwei junge Frauen verschwinden, braucht das Dorf einen Schuldigen – und die Schlinge zieht sich um den seltsamen Ben zu. Lukkas Erbe (2000) 383 Seiten CHF 15.90 Rowohlt

Nach einem halben Jahr Klinikaufenthalt kehrt Ben verändert zu seiner Familie zurück und führt die Polizei zum Grab von vier Mordopfern. Sofort gewinnt unter den Dorfbewohnern das Misstrauen gegen Ben wieder neue Nahrung. Die Lüge (2003) 475 Seiten CHF 16.90 Rowohlt

Die arbeitslose Susanne Lasko trifft eine erfolgreiche Karrierefrau, die ihr aufs Haar gleicht. Diese bietet ihr an, gegen Geld die Rollen zu tauschen, damit sie heimlich ihren Liebhaber treffen kann. Ein Spiel, auf das sich Susanne nicht hätte einlassen sollen …

Der Frauenjäger 424 Seiten CHF 33.90 Wunderlich

books – Mai 2011 – 17


Schwerpunkt

Zum Hauptgang ein Nervenkitzler Zerstückelte Opfer, psychopathische Serienmörder und Helden, deren Siege oft einen bitteren Nachgeschmack haben: Thriller-Autorinnen und -Autoren schreiben weniger mit feiner Klinge als mit dem Hackebeil. Trotzdem – oder gerade deswegen – haben sie eine treue und nervenstarke Fangemeinde. Text: Erik Brühlmann

Im Fachjargon des Buchhandels heissen Thriller Schlachtplatten – und das völlig zu Recht. Denn während man an einer «Metzgete» auf der Schlachtplatte Blutwurst, Leberwurst und Beinschinken serviert bekommt, bietet die literarische Schlachtplatte Blut, Lebern und Beine, wahlweise auch andere Körperteile. «Den Begriff hat ein Kollege geprägt», verrät Britta Lutz-Jentzsch. Die gelernte Buchhändlerin arbeitet als Verlagsvertreterin für die Randomhouse-Gruppe und ist eine Thriller-Expertin. «Dieser Kollege vertritt unter anderem Jeff Lindsay, den Autor der Dexter-Romane, und hat dessen Thriller als Schlachtplatten bezeichnet. Das hat sich dann durchgesetzt.»

Blut, Schweiss und Tränen Einige betrachten Homers «Odyssee» oder das indische Epos Mahabharata als frühe Prototypen des Thrillers. Als eigentliches Literaturgenre existieren die «Nervenkitzler» − vom Englischen «to thrill» – allerdings erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie entwickelten sich aus dem Kriminalroman, dessen Gangart immer härter wurde. Als einer der ersten Vertreter des Genres gilt der Brite Eric Ambler mit seinem Roman «Der dunkle Grenzbezirk» aus dem Jahr 1936. Wie unterscheiden sich denn heute die beiden Genres? «Im klassischen Krimi geht es um die Lösung eines Falls, beim Thriller geht es vor allem um die lauern-

Es ist angerichtet: Neue Beilagen für die Schlachtplatte Level 26: Dunkle Seele

Begraben

Das letzte Kind

Anthony E. Zuiker 432 Seiten CHF 15.90 Lübbe

Elena Sender 480 Seiten CHF 16.90 Piper

John Hart 446 Seiten CHF 17.90 btb

Amerikanische Strafverfolgungsbehörden teilen

Manchmal holt einen die Vergangenheit ein. Neu-

Ein zwölfjähriges Mädchen verschwindet spurlos.

Täter in eine 25-stufige «Skala des Bösen» ein:

ropsychiaterin Cyrille Blake tritt sie in Gestalt ei-

Ihr Bruder Johnny hört nicht auf, sie zu suchen

vom Zufallstäter bis zum sadistischen Schläch-

nes traumatisierten jungen Mannes gegenüber.

– genau wie Detective Hunt. Der Cop macht es

ter. Für Sqweegel mussten sie eine neue Stufe

Er behauptet, einst ihr Patient gewesen zu sein

sich zur Lebensaufgabe, das Mädchen um jeden

erschaffen: Level 26. Ungreifbar, unbeirrbar und

– doch sie kann sich nicht an den Mann erinnern.

Preis zu finden. Selbst wenn dabei seine Familie

unfehlbar verrichtet Sqweegel seit Jahrzehnten

Dennoch kennt er intime Details aus ihrem Leben.

zu zerbrechen droht und er auf dem Revier schräg

sein Werk. Und nur Steve Dark kann ihn stoppen

Details, die Cyrille lieber nicht ans Licht bringen

angesehen wird.

– vielleicht.

würde ...

«Keine klassische Schlachtplatte, denn die Bruta-

Britta Lutz-Jentzsch: «Einfach grossartig! Zwischen den Kapiteln kann man sich im Internet kleine Filme ansehen – was man unbedingt tun sollte. Nach dem letzten Film ist einem dann auch klar, weshalb alle gespannt auf den zweiten Teil warten.»

«Am Anfang war ich skeptisch. Aber nach den ers-

lität fehlt. Wer darauf nicht unbedingt besteht, er-

ten drei Seiten zieht einen die Geschichte derart

hält aber eine äusserst spannende Lektüre.»

18 – books – Mai 2011

rein, dass man plötzlich auf die Uhr schaut und merkt, dass es mitten in der Nacht ist!»


Schwerpunkt

de Gefahr», sagt Britta Lutz-Jentzsch. Ganz ähnlich sieht es Marco Schneiders, Gesamtprogrammleiter bei Bastei Lübbe: «Beim Thriller steht die Gefährdung der Hauptfigur im Vordergrund. Der Leser erlebt alles hautnah mit.» Die Grenzen zum Krimi würden aber immer fliessender. Sebastian Rothfuss, Pressesprecher bei Blanvalet, streicht heraus, dass «Blut, Schweiss und Tränen» fliessen sollten und dass es nicht primär um die Aufklärung eines Falls gehe, sondern darum, den Weg «von der Gefahr zur Wiederherstellung der früheren Ordnung» zu finden.

Von gruslig bis erotisch Nicht nur zum Krimi-Genre verschwimmen die Grenzen. Immer öfter bedienen sich Thriller-Autoren bei anderen Genres und kreieren ihre eigenen Erfolgsrezepte mit an sich «artfremden» Zutaten. Sehr beliebt sind zum Beispiel Psychothriller, die laut Sebastian Rothfuss zumeist relativ unblutig sind, dafür aber eine fiese psychologische Komponente haben. Charlotte Link, Jeffery Deaver oder Mary Higgins Clark gehören zu den bekanntesten Vertretern dieser Richtung. Actionthriller wie die Bücher von James Rollins, Clive Cussler oder Matthew Reilly befinden sich genau am anderen Ende der Härteskala. Sie be-

Der Menschenmacher

Dunkles Blut

Das Flammenzeichen

Cody McFadyen 605 Seiten CHF 33.90 Lübbe

Stuart MacBride 544 Seiten CHF 25.90 Goldmann

James Rollins 560 Seiten CHF 31.90 Blanvalet

David wuchs mit zwei anderen Kindern bei einem

Logan McRae gehört zu einem Polizeiteam mit

Drei Morde auf drei Kontinenten wecken das Inte-

Mann auf, den sie Vater nannten. Doch «Vater»

einer heiklen Aufgabe. Das Team soll den sadisti-

resse der Sigma-Force. Bald findet Agent Painter

hielt sie gefangen und zwang sie zu Prüfungen, an

schen Vergewaltiger Richard Knox, der sich nach

Crowe heraus, dass der Vorstandsvorsitzende ei-

denen sie «evolvieren» sollten, wie er es nannte.

seiner Haftstrafe in Aberdeen niederlässt, vor dem

nes der grössten Konzerne der Welt in der Sache

Taten sie es nicht, wurden sie bestraft – so lange,

Zorn der Nachbarn schützen und ihn gleichzei-

drinhängt. Doch auch er ist nur ein Strohmann der

bis die drei «Vater» umbrachten. 20 Jahre später

tig im Auge behalten. Denn dass Knox im Knast

ebenso mächtigen wie mysteriösen Gilde – einer

erhält David einen Brief. Er enthält nur ein einziges

wirklich zu Gott gefunden hat, glaubt niemand so

Verbrecherorganisation, die mit Hightech und ur-

Wort: Evolviere.

recht. Schon bald wird der Job für McRae und

altem Geheimwissen jede Regierung nach Belie-

«Schlachtplatte pur! McFadyen ist aber nicht je-

Detective Superintendent Danby, der Knox einst

ben benutzen kann. Doch bevor Crowe und die

dermanns Sache, denn er schreibt wahnsinnig

hinter Gitter brachte, zu einem wahren Albtraum.

Sigma-Force gegen die Gilde vorgehen können,

brutal und anschaulich und ist keiner, der den Le-

«MacBride ist die ideale Lektüre für Schlachtplat-

müssen sie erst einmal ihren Angriff überleben ...

ser an der Nase herumführt.»

ten-Einsteiger: nicht übermässig brutal, aber ekeln

«Das neueste Buch der Sigma-Force-Reihe gehört

kann man sich beim Lesen schon.»

wie die Vorgängerromane zu den Action-Thrillern. Spannend ist bei Rollins, dass er in seinen Büchern Technologien erwähnt, die futuristisch wirken, aber tatsächlich schon existieren.»

books – Mai 2011 – 19


Schwerpunkt

Obduktion

Danger

Robin Cook 560 Seiten CHF 16.90 Blanvalet

Lisa Jackson 560 Seiten CHF 25.90 Droemer Knaur

Jack Stapletons Welt droht aus den Fugen zu ge-

Ein grausamer Serienkiller wütet in New Orleans.

raten. Beim neugeborenen Sohn des Pathologen

Ein Heiligenmedaillon in der Hand eines Opfers

wird eine bedrohliche Krankheit festgestellt, die

bringt Detective Rick Bentz auf die Idee, der ka-

Obduktion einer jungen Frau bringt skandalöse

tholische Heiligenkalender könne als Vorbild für

Heilmethoden zu Tage, und ein alter Freund will

die barbarischen Morde dienen. Die Ermittlungen

die Gebeine der Jungfrau Maria entdeckt haben.

führen den Detective zu der schönen Olivia, wel-

Bald steckt Stapleton knietief im Schlamassel.

che die Morde vorausgesehen haben will – und

«Robin Cook ist ein Klassiker. ‚Obduktion’ wird

die plötzlich spurlos verschwindet ...

jeden Fan der anderen Cook-Romane zufrieden-

«Lisa Jackson ist die Thriller-Lady, die ihre Ge-

stellen.»

schichten immer mit einem Schuss Erotik würzt. Dabei tritt das Schlachten etwas in den Hintergrund.»

20 – books – Mai 2011


Schwerpunkt Brutale Europäer

Schlachtplatten-Expertin Britta LutzJentzsch: «Geht es um Brutalität, können die Europäer richtig Gas geben!»

stechen durch rasante Plots, die in einem klassischen Showdown enden. Freunde des Übernatürlichen greifen zu Horror­thrillern à la Michael McBride und Richard Laymon, und Erotik-Fans kommen unter anderem bei Lisa Jackson auf ihre Kosten. Die Aufzählung könnte schier endlos weitergehen.

Das Grauen hat viele Gesichter, und deren Schöpfer stammen häufig aus den USA. «Geht es um Serienkiller, ist Florida federführend», sagt Britta Lutz-Jentzsch. Das habe einen realen Grund: «In Florida gibt es die meisten Serienkiller der Vereinigten Staaten.» Europäische Autoren würden alles in allem aber blutiger und brutaler schreiben. «Die können richtig Gas geben!» − so wie die Französin Elena Sender in «Begraben»: «Augen, rot geädert mit blauer, gelber oder brauner Iris, Dutzende blutiger Augen starrten sie an. Sie waren ihren Besitzern ausgestochen und hier wie zu einem makaberen Rechenbrett aufgereiht worden.» Auch wenn es immer mehr europäische Schlachtplatten gibt – solche aus der Schweiz sucht man vergeblich. Dennoch empfiehlt Britta Lutz-Jentzsch allen Schlachtplattenfreunden den Roman «Der Vampir von Ropraz» des Waadtländers Jacques Chessex. «Eine packende, verwirrende Erzählung» nannte die NZZ die wahre Geschichte über «Leichenschändung bei den Hinterwäldlern» aus dem Jahr 2008. Auch die Thriller-

freundin ist begeistert: «Dieses kleine Buch ist so verstörend und so eindrücklich – das vergisst man nicht so schnell!»

Frauenliteratur? «Die Mutter ist total ... zerfetzt. Er hat sie so gründlich zerstückelt, dass wir noch Wochen später Teile von ihr im Wagen finden.» Liest man Szenen wie diese aus Anthony E. Zuikers Roman «Level 26», vermutet man den typischen Thriller-Leser als Jugendlichen und jungen Erwachsenen, der nach der letzten Seite an den Computer geht, um noch ein Killer-Spiel zu zocken. Britta LutzJentzsch widerspricht: «Ich las einmal bei einem Abend zum Thema Schlachtplatte in einer Buchhandlung. Im Publikum sassen 40 erwachsene Frauen – und die älteren waren jene, die sich am meisten dafür begeisterten!» Schlachtplatten seien vor allem etwas für Frauen, ist die Verlagsvertreterin überzeugt – und fügt lachend an: «Aber wer weiss: Vielleicht stehen die Männer bloss nicht dazu und verschlingen die Schlachtplatten heimlich!»

Für Väter, Mütter und alle, die es werden (wollen)

Warum Papi trotzdem lacht NEU

Papa steht seinen Mann Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben 224 Seiten ISBN 978 3 85569 452 5

Liebevoller Vater und echter Kerl — wie schafft Mann den Balanceakt zwischen Kinderzimmer und Kumpelrunde? Sven Broder zeigts: witzig, provokativ, mitreissend.

Beobachter-Buchverlag, Postfach, 8021, Zürich www.beobachter.ch/buchshop Auch in Ihrer Buchhandlung erhältlich!

Wissen, was wichtig ist.

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Buchtipps

Denn das Glück ist eine Reise Caroline Vermalle

Das Netz der grossen Fische Andrea Camilleri

Eigentlich könnte der 83-jährige Georges sein Rentnerdasein in vollen Zügen geniessen. Den salzigen Wind des Meers in der Nase, den Geschmack von Crêpes mit Cidre auf der Zunge, das Gefühl unendlicher Freiheit im Blut: Das ist Savoir-vivre im sonnigen Frankreich in Reinkultur! Was könnte sich ein Mensch seines Alters sonst noch wünschen? Georges weiss es, denn er hat einen Traum: Einmal im Leben möchte er die Strecke der Tour de France abfahren. Zusammen mit seinem Freund Charles nimmt er das verrückte Projekt in Angriff. Nur eine tägliche SMS verbindet ihn mit seiner Enkelin Adèle, die ihren Grossvater plötzlich mit ganz anderen Augen sieht.

Der Sohn eines führenden Politikers wird des Mords an seiner Verlobten angeklagt – die wiederum die Tochter eines mächtigen politischen Gegners war. Als die Nachricht über die Anklage beim Fernsehsender RAI in Palermo eingeht, hält Programmdirektor Michele Caruso die Meldung zurück. Er weiss nur zu gut, dass auf Sizilien nicht nur die offiziellen Behörden Macht besitzen, sondern dass es ein ganzes Netz unsichtbarer Herrscher gibt. Denen dürfte dieser mysteriöse Mordfall gerade recht kommen, um ihre eigenen politischen Interessen durchzusetzen – zum Beispiel, indem sie die Medien manipulieren. Caruso beschliesst, die weitere Entwicklung des Falls abzuwarten.

224 Seiten

224 Seiten

CHF 16.90

CHF 33.90

Ehrenwirth

Lübbe

ISBN 978-3-431-03835-4

ISBN 978-3-7857-2418-7

Schwarze Diamanten

Gruber geht

Martin Walker

Doris Knecht

Alles beginnt ganz harmlos – als ein Fall von Trüffelbetrug. Den muss Bruno Courrèges aufklären, als bekannt wird, dass die einheimischen Edeltrüffel, die «Schwarzen Diamanten», auf dem Markt des Nachbardorfs mit Billigimporten aus Asien verschnitten werden. Doch dann wird Brunos alter Jagdfreund ermordet – der grösste Trüffelexperte der Region. Plötzlich entwickelt der Fall ein Eigenleben: Chinesische Triaden sind in den Fall verwickelt, und die Spur führt Bruno sogar zurück zu Frankreichs unrühmlicher Kolonialgeschichte in Indochina. Die Lösung des Falls liegt so tief vergraben wie die Trüffel selbst. Und um sie zu finden, braucht Bruno mehr als nur eine gute Nase.

Gruber ist der Prototyp des erfolgreichen Managers: Mitte 30, Topjob, Designerwohnung und Bettgeschichten. Er gefällt sich in seiner Rolle als Bescheidwisser, der anderen auch mal an den Karren fährt, und er hält sich für cool und sexy – bis ein Tumor in seinem Bauch entdeckt wird. Gruber merkt, dass die Realität manchmal ausserhalb des eigenen Einflussbereichs liegt. Plötzlich macht er Selbsterfahrungen, säuft, feiert und prügelt sich, als gäbe es kein Morgen. Doch die Chemotherapie schlägt ein, und Gruber wird gesund. Ist er jetzt ein besserer Mensch als zuvor – oder einfach nur ein anderer? In der Figur des Gruber erkennt sich wohl jeder ein Stück weit wieder.

✁ 352 Seiten

240 Seiten

CHF 34.90

CHF 28.90

Diogenes

Rowohlt

ISBN 978-3-257-06782-8

ISBN 978-3-87134-691-0

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Leserreise

Bikes of Burden – Lastentaxis in Asien Autor: Hans Kemp; Nomada Verlag 160 Seiten, 22 x 22 cm, 140 Fotos, gebunden ISBN 978-3-938121-51-1; 28,90 CHF

Mit Orell Füssli und STA Travel an die Frankfurter Buchmesse

Von der ersten bis zur letzten Seite zieht dieser Bildband nicht nur Biker und Asienfreunde sofort in seinen Bann. Mit seinen manchmal grotesk anmutenden Alltagsszenen im Straßenverkehr hat das Buch inzwischen internationalen Kultstatus erreicht. Ein perfektes Geschenk für Weltenbummler, Motorradfans und Liebhaber ausgefallener Bücher und Bildbände.

Leserreise vom 14. bis 16. Oktober 2011: Erstmals organisiert Orell Füssli in Zusammenarbeit mit STA Travel eine dreitägige Reise an die Frankfurter Buchmesse, die grösste Buchmesse der Welt. Neben dem Messebesuch erwartet die Teilnehmenden ein tolles Rahmenprogramm mit vielen Höhepunkten rund um die Mainmetropole Frankfurt.

Reiseprogramm

Leistungen

1. Tag, 14.10.2011: Zürich-Frankfurt p Anreise im Car, Check-In im Hotel Maritim**** in Bad Homburg p Besuch des Verlags der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) 2. Tag, 15.10.2011: Frankfurt p Frühstück im Hotel, anschliessend Stadtbesichtung mit örtlicher Reiseleitung p Besuch der Frankfurter Buchmesse p Typisch hessisches Abendessen 3. Tag, 16.10.2011: Rheingau-Zürich p Frühstück im Hotel, Check-Out p Ausflug in den Rheingau, eines der bekanntesten Weinbaugebiete Deutschlands p Besuch des Klosters Eberbach, anschliessend Weinprobe p Rückfahrt nach Zürich

Folgende Leistungen sind inbegriffen: p Carfahrt von Zürich nach Frankfurt und retour p Transfers und Fahrten im modernen Car gemäss Programm p 2 Übernachtungen inkl. Frühstück im Hotel Maritim**** in Bad Homburg p Besichtigungen gemäss Programm p örtliche Reiseleitung während der Stadtrundfahrt p Ausflug Rheingau inkl. Besichtigung von Kloster Eberbach mit Weinprobe p traditionelles hessisches Abendessen p Reisebegleitung durch Orell Füssli und STA Travel p ausführliche Reisedokumentation Das detaillierte Reiseprogramm inkl. Anmeldeformular finden Sie unter www.books.ch/leserreise; die Unterlagen können Sie auch mit untenstehendem Talon bestellen.

Preis pro Person Im Doppelzimmer CHF 780.00 Einzelzimmer-Zuschlag CHF 90.00

schöner hö k kochen h – warme Kü Küche h Becker Joest Volk Verlag 192 Seiten, Großformat 24,5 x 24,5 cm, ca. 150 ganzseitige Fotos, gebunden, mit SU ISBN 978-3-938100-59-2; 39,90 CHF Warum sieht Selbst-Gekochtes nie so toll aus wie im Kochbuch oder im Restaurant? Und wie macht man aus simplen Häppchen Hingucker? Diese beiden Kochbücher machen dort weiter, wo andere aufhören: bei der kunstvollen Inszenierung auf dem Teller. In einfachen Step-byStep-Bildern und Rezepten wird nachvollziehbar erklärt, wie man die tollen Ideen selbst umsetzt. Egal wie viele Kochbücher Sie schon haben, diese werden Ihre Kochlust neu beleben!

✁ Leserreise vom 14. bis 16. Oktober 2011 Ja, ich bin interessiert an der Leserreise. Bitte schicken Sie mir die detaillierten Reiseinformationen mit Anmeldeformular. Herr

Frau

Vorname Name Strasse

PLZ, Ort

Telefon tagsüber

E-Mail

Talon einsenden an: STA Travel, Gruppenreisen, Leonhardstrasse 10, 8001 Zürich

schöner kochen – kalte Küche Becker Joest Volk Verlag 192 Seiten, Großformat 24,5 x 24,5 cm, ca. 150 ganzseitige Fotos, gebunden, mit SU books – Mai 2011 – 23 ISBN 978-3-938100-58-5; 39,90 CHF


Saison

Eine Welt im Umbruch In vielen arabischen Staaten begehren grosse Teile der Bevölkerung auf. In Büchern arabischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller findet man neben literarischen Geschichten auch Gründe für diesen Aufruhr. Text: Markus Ganz

Die arabische Welt hat die Menschen im Westen stets fasziniert und irritiert. Viele sind hin- und hergerissen zwischen märchenhaften Sagen und simplen Schreckensmeldungen, zwischen «Tausendundeiner Nacht» und Terroranschlägen. Diese Unsicherheit erklärt sich auch mit der Komplexität des arabischen Raums. Er ist trotz der gemeinsamen Sprache eine heterogene Welt, die keine pauschalisierenden Erklärungen und Urteile zulässt. Entsprechend schlecht lässt sich auch die arabische Literatur verallgemeinern. Sie ermöglicht aber einen vertiefenden Einblick in die mannigfaltigen arabischen Lebenswelten, wie die hier vorgestellten Bücher beweisen. Diese zeigen nicht zuletzt, dass arabische Literatur nicht dramatischer Ereignisse bedarf, um be- und geachtet zu werden.

Frühling dank Twitter Mit Tahar Ben Jelloun wagt einer der bedeutendsten Schriftsteller des Maghreb bereits eine grössere Stellungnahme zu den Unruhen in der arabischen Welt. Im Essayband «Arabischer Frühling» geht der gebürtige Marokkaner zunächst den Gründen für diesen überraschenden Ausbruch nach. Es sei eine neuartige Revolte, bei der es um «das Wiedererlangen der arabischen Würde» gehe, wie der Untertitel des Buchs besagt. Tahar Ben Jelloun betont, dass der Aufstand spontan und improvisiert sei, weil er von einer jungen Generation getragen werde. Diese habe «dank dem Internet das Fenster zur Aussenwelt aufgerissen» und dadurch auch die Würde des Einzelnen entdeckt. Ben Jelloun stuft die Unruhen denn auch als Epochenbruch ein; die Veränderungen seien unaufhaltsam und nicht rückgängig zu machen. Er zerstreut auch westliche Ängste, dass die Unruhen im Islamismus münden könnten. Seiner Meinung 24 – books – Mai 2011

nach bedeuten sie im Gegenteil die Niederlage des Islamismus: «Facebook, Twitter, Internet und neue Vorstellungswelten haben den Islamismus hinweggefegt.»

Alltag in Ägypten Der ägyptische Schriftsteller und Politologe Chalid al-Chamissi schrieb sein Buch «Im Taxi: Unterwegs in Kairo» zwar noch in der Ära Mubarak. In einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» strich er aber heraus, dass die kürzliche Revolution letztlich nicht gegen Mubarak gerichtet gewesen sei, sondern «gegen uns selbst, gegen unsere Psychologie der Passivität». Deshalb verraten diese 58 Episoden aus dem ägyptischen Alltag auch viel über die Ursachen des Aufstands. In erster Linie zeichnet Chalid al-Chamissi damit aber ein facettenreiches Bild der ägyptischen Gesellschaft. Die Begegnungen mit Taxifahrern, von denen es in Kairo 250’000 geben soll, erweisen sich als hervorragende Methode, um herauszufinden, was dem Volk unter den Nägeln brennt. Al-Chamissi nähert sich seinen Landsleuten offen und liebevoll, er nimmt sie ernst. Und er weiss die Begegnungen in äusserst lebendige, oft witzige Erzählungen zu verpacken, bei denen man die Szenerie und die Protagonisten plastisch vor Augen hat. Der Autor kann sich den grossen Erfolg des Buchs in Ägypten trotzdem nicht recht erklären, wie er gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung» sagte. Sein Buch hat sich in seiner Heimat 200’000 Mal verkauft, die Romane des Nobelpreisträgers Nagib Machfus gingen hingegen jeweils nur 3000 bis 4000 Mal über den Ladentisch. Das habe nichts mit der Qualität der Bücher zu tun, sondern mit der gesellschaftlichen und politischen Situation, ist der Autor überzeugt; vor 15 Jahren hätte sich wohl keiner um sein Buch geschert.

Die Erschütterungen der arabischen Welt haben sich bereits in der arabischen Literatur angekündigt.

Engel im Irak Najem Wali steht stellvertretend für viele Autoren aus arabischen Ländern, die in den Westen emigriert sind. Der Iraker hat dadurch eine Distanz zur Heimat erhalten, die zum offenen Geist seiner Bücher passt. In seinem letzten, 2009 erschienenen Buch «Reise in das Herz des Feindes» beschrieb er die Erfahrungen, die er bei mehreren Aufenthalten in Israel machte. Er habe dabei vieles entdeckt, was beiden Völkern gemein sei, schrieb er bezüglich der kontroversen Aufnahme seines Buchs. In seinem neuen Roman «Engel des Sü-


Saison

Die Rolle der Religion mg. Es liegt nahe zu fragen, wie stark der Islam die Situation in den arabischen Ländern geprägt hat. Das Buch «Der Untergang der islamischen Welt» von Hamed Abdel-Samad ist denn auch für diese im Umbruch stehenden Staaten bedenkenswert. Der deutschägyptische Politikwissenschaftler verfällt nicht einer reisserischen Polemik, wie es der Titel vermuten liesse. Er analysiert scharf und argumentiert ruhig, weiss zu differenzieren und Standpunkte zu hinterfragen. Seine Warnung aber ist eindringlich: Der Islam sei rückwärtsgewandt und unfähig zur Reform. Daraus sei eine innovationsfeindliche Kultur entstanden, die zusammen mit der Unterdrückung der schnell wachsenden Bevölkerung, den zur Neige gehenden Erdölvorkommen und klimatischen Problemen ein explosives Gemisch ergäbe. Abdel-Samad erwartet, dass die islamischen Staaten zerfallen werden und der Islam als Kultur untergeht. Als Grund dafür erwähnt er nicht nur die Erstarrung des religiösen Denkens. Die meisten islamischen Staaten, so Abdel-Samad, seien einer Konsummentalität verfallen, aus der es keinen geistigen Ausweg zu geben scheine. Die Religion sei nicht in der Lage, ein geistiges Gegengewicht zum herrschenden Materialismus zu bilden.

Der Untergang der islamischen Welt Hamed Abdel-Samad 240 Seiten CHF 29.90 Droemer

Die Hintergründe von Gesundheit und Krankheit

Ruediger Dahlke V

12 Gesetze der Heilung Die Hintergründe von Gesundheit und Krankheit Katarina Michel & Peter Michel Hardcover, 192 Seiten, CHF 25,90, ISBN 978-3-89427-560-0

Aquamarin Verlag www.aquamarin-verlag.de

Buch-Empfehlung

Alle Heilungsmethoden können nicht nachhaltig wirken, solange die inneren Voraussetzungen für eine wahre Heilung nicht gegeben sind. Der Blick dieser Studie richtet sich daher auf die universellen Heilungs-Gesetze, die keine Erfindung der Neuzeit darstellen, Mit einem sondern schon in den Heilungstempeln der Antike beachtet Vorwort von wurden. Die „Zwölf Gesetze der Heilung“ stellen keinen „Howtodo-Ratgeber“ dar, sondern behandeln das Wesen von Gesundheit und Krankheit von ihrem Ursprung her. Wer diese „Zwölf Gesetze“ in seinem Leben verwirklicht, wird möglicherweise zu seiner eigenen Überraschung feststellen, dass er keine äußere Behandlung mehr benötigt. Er wird unzweifelhaft erkennen: „Wahre Heilung beginnt im Inneren!“

books – Mai 2011 – 25


Saison dens» reist Najem Wali nun in seine alte Heimat zurück, aus der er 1980 nach dem Ausbruch des Iran-Irak-Kriegs geflüchtet ist und die nun wieder von westlichen Mächten besetzt ist. Es ist gleichzeitig eine Reise in die Welt seiner Kindheit, als in der südirakischen Stadt Amaria noch viele Ethnien und Religionen zusammenlebten. Sinnbildlich dafür steht der «Engel des Südens», die von ihm bewunderte Malaika, die Tochter einer Christin und eines Juden. Najem Wali schildert, wie die Minderheiten zunehmend unter Druck kamen und vertrieben wurden, wie Freundschaften zerstört wurden. Er erzählt die Geschichte in 193 episodischen «Entwürfen» zögerlich und verschlungen, was die Lektüre zunächst erschwert. Doch dadurch verdichtet er den Roman auch poetisch vielstimmig. «Warum müssen Autoren den Verlauf der Ereignisse immer verkomplizieren?», fragt im Buch ein britischer Offizier das Alter Ego des Schriftstellers, Harun Wali. Dieser antwortet: «Vielleicht weil sie denken, dass es nichts Langweiligeres und weniger Realistisches gibt, als

eine Geschichte in chronologischer Abfolge zu erzählen.»

Zwischen Palästina und Israel Seit Jahrzehnten prägt der Nahostkonflikt die Wahrnehmung Palästinas in der Welt. Viel ist schon geschrieben worden über die von beiden Seiten begangenen Gräuel. Nur selten aber wurde beschrieben, wie der Konflikt das Alltagsleben der Menschen im Konfliktgebiet verändert hat. Susan Abulhawa gelingt dies in ihrem ersten Buch «Während die Welt schlief» mit feinfühliger Eindringlichkeit. Die Tochter palästinesischer Flüchtlinge spannt den Bogen gleich über vier Generationen. Die Geschichte beginnt ums Jahr 1940 herum, als sich in Palästina noch ein jüdischer Junge mit einem arabisch sprechenden Gleichaltrigen befreunden konnte. Das Buch handelt von den langwierigen menschlichen Verstrickungen, welche die Ausrufung des Staates Israel im Jahr 1948 auslöste. Die beiden Freunde werden durch den Krieg getrennt – und doch treffen ihre beiden Welten immer wieder aufeinander, bis ins Jahr 2002. Faszinierend ist vor allem

die Schilderung, wie eng die Schicksale von einzelnen Menschen, Familien und Völkern zusammenhängen. Begeistert über diese Neuerscheinung zeigte sich auch Henning Mankell. Noch nie zuvor habe er einen so fesselnden Roman über Palästina und Israel gelesen, meinte der politisch engagierte Bestsellerautor.

Jugend im Libanon Der libanesische Bürgerkrieg der 1980erJahre mag weit entfernt wirken, verdrängt durch die Bilder neuer Konflikte. Doch in «Als ob es kein Morgen gäbe» erhält er wieder eine beklemmende Intensität. Rawi Hage erzählt die Geschichte zweier befreundeter Jugendlicher im kriegsversehrten Beirut, die sich als Überlebenskünstler ein bisschen Glück ergattern wollen. Der Bürgerkrieg entzweit sie allerdings und macht sie schliesslich zu Feinden. Der in Beirut geborene Autor emigrierte 1982 in die USA und schrieb sein Romandebüt – wie viele Exilaraber – in der Sprache des neuen Landes. Vielleicht wirken seine lakonischen Beschreibungen deshalb so fil-

Offizielle Sondermünze 2011

Bilderbuchgeschichte Ein kleiner Junge. Eine grosse Glocke. Eine Engadiner Tradition. Dafür steht der Ur-Schellen-Ursli von Alois Carigiet, der die neue Goldmünze ziert. Erhältlich bei Banken, Münzenhandel und www.swissmint.ch.

Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra Swissmint

Limitierte Auflage. Jetzt bestellen: www.swissmint.ch Ich bestelle gegen Vorausrechnung, zzgl. Versandkosten Anzahl Qualität Preis/Stück Schellen-Ursli 50-Franken-Goldmünze Gold 0,900; 11,29 g; Ø 25 mm Polierte Platte im Etui CHF 580.– MWSt-frei 26 – books – Mai 2011

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Saison

Weitere lesenswerte Bücher zum Thema Die Nacht des goldenen Schmetterlings Tariq Ali 349 Seiten CHF 31.90 Heyne

Der aus Pakistan stammende Autor nimmt einen mit auf eine bilderreiche Reise in die Vergangenheit, die auch zur Wiederbegegnung mit der verlorenen ersten Liebe führt. Gleichzeitig beschreibt er die Reibungsflächen zwischen dem Islam und der westlichen Welt. Ich wollt‘, ich würd‘ Ägypter Alaa Al-Aswani 265 Seiten CHF 29.90 Lenos

In 17 ebenso lebensnahen wie unterhaltsamen Erzählungen entblösst der ägyptische Autor, wie die Gesellschaft seines Landes funktioniert. Eine der 2009 erschienenen Geschichten war von der Zensurbehörde verboten worden.

misch, die Schnitte so scharf und rasant. Das Buch wurde mit dem hochdotierten IMPAC-Literaturpreis ausgezeichnet.

Arabischer Frühling Tahar Ben Jelloun 128 Seiten CHF 16.90 Berlin

Eine Frau in Saudi-Arabien Romane aus Saudi-Arabien sind selten, noch seltener solche von saudischen Frauen. Die Schriftstellerin und Journalistin Badreya El-Beshr hat mit «Der Duft von Kaffee und Kardamom» ein Buch geschrieben, das die isolierte Stellung der Frau in der saudischen Gesellschaft weder ignoriert noch lauthals anprangert. Poetisch beschreibt sie zu Beginn: «Der Duft des Kardamoms durchzieht den Kopf mit Leidenschaft und wachsender Erwartung; der Kaffee reinigt unsere morgendliche Stimmung von den lästigen Resten der gestrigen Träume und belebt unser Gemüt». Und schon ist man in der Gedankenwelt von Hind, der Autorin vermutlich, die Geschichten aus ihrem Lebensumfeld erzählt und zunehmend konkreter wird. Bald sinniert sie auch über Zärtlichkeit und Sexualität sowie gesellschaftliche Tabus. Letztlich beschreibt das Buch aber bei aller Poesie den Kampf um Freiräume und Unabhängigkeit, wie sich Hind von der Macht der Tradition zu befreien lernte. Auch das ist offenbar möglich in Saudi-Arabien.

Im Taxi Chalid al-Chamissi 187 Seiten CHF 29.90 Lenos

Engel des Südens Najem Wali

Wilde Feigen Nedjma 300 Seiten CHF 28.90 Droemer

Nedjmas Debüt «Die Mandel» war ein Grosserfolg. Nun legt die nordafrikanische Autorin wieder einen Roman vor, der ins Reich der Sinne und des Begehrens führt. Da sie Anfeindungen in ihrer Heimat fürchtet, will sie auch diesmal anonym bleiben.

539 Seiten CHF 38.90 Hanser

Während die Welt schlief Susan Abulhawa 431 Seiten CHF 31.90 Heyne

Als ob es kein Morgen gäbe Rawi Hage 254 Seiten CHF 31.90 DuMont

Der Duft von Kaffee und Kardamom Badreya El-Beshr 263 Seiten CHF 31.90 Alawi

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Spezial

Die besondersten der besonderen Bücher! Manche Bücher werden nie als E-Book gekauft – weil ihre Aufmachung so aussergewöhnlich ist, weil sie immer wieder zum Blättern einladen oder weil sie sich ideal als Geschenk eignen. Filialleiterin Ursula Zangger stellt fünf ihrer liebsten «besonderen Bücher» vor. Text: Marius Leutenegger

Akrobatische Mofafahrer aus Vietnam – eine Augenweide aus dem Buch «Bike of Burden».

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Wer daheim Ordnung in seine Büchersammlung bringen will, steht unweigerlich vor der Frage, welchen Kriterien die Sortierung gehorchen soll: Reiht man die Bücher alphabetisch nach Autor ein? Nach Genre? Grösse? Oder, was gar nicht so selten ist, nach der Farbe des Buchrückens? Egal, wie man sich entscheidet: Immer gibt es ein paar Bücher, die sich jeder Zuordnung entziehen. In der Buchhandlung, die ja nichts anderes ist als eine besonders grosse Büchersammlung, kennt man dieses Problem natürlich auch. «Es gibt immer wieder Titel, bei denen nicht klar ist, wo sie hingehören», sagt Ursula Zangger, Leiterin der Filiale von Orell Füssli am Bellevue. «Irgendwann dachte ich: Machen wir doch aus dieser Not eine Tugend – und präsentieren wir diese Bücher zusammen!» Damit war die Idee zur Abteilung «Das Besondere Buch» geboren. «Bei uns findet man in dieser Abteilung vor allem Bücher mit vielen oder aussergewöhnlichen Bildern und wenig Text», sagt Ursula Zangger. «Es sind oft ironische oder eigenwillige Texte in besonderer Aufmachung. Viele dieser Bücher eignen sich nicht dafür, von vorn nach hinten durchgelesen zu werden, vielmehr schlägt man sie einfach irgendwo auf, um dann fasziniert darin zu blättern.» Ein gutes Beispiel für ein solches Buch ist die Neuerscheinung «Die Welt entdecken» von Isabelle Krieg. Ursula Zangger: «Die junge Gestalterin aus Fribourg kreierte innerhalb von sieben Jahren in unterschiedlichen Räumen und aus verschiedenen Materialien Weltkarten – das ist total faszinierend!» Mal erscheint die Welt als Schmutz am Boden, mal als Kaffeefleck auf dem Gasherd oder als abgerissene Tapete. «Ich bewundere die Geduld, dass jemand so etwas über so lange Zeit macht und dabei immer wieder neue Ideen hat. Dann finde ich spannend, dass die Kontinente derart unterschiedlich dargestellt werden können.» Manchmal wirkt die Welt äusserst zerbrechlich; zum Beispiel dann, wenn sie von Isabelle Krieg aus Eigelb auf dem Frühstückteller geformt wurde. «Und zerbrechlich ist unsere Welt ja tatsächlich», sagt die Buchhändlerin. Zum Beweis zeigt sie die nächste Neuerscheinung, die sie fasziniert: «A wie Apokalypse» von Richard Horne. «Dieses Buch präsentiert auf jeder Doppelseite eine neue Gefahr für unsere Erde, von der Genmanipulation bis zum Zusammenbruch der Nahrungskette. Es


Spezial

Ursula Zangger Ursula Zangger, leitet die Filiale von Orell Füssli am Bellevue. Bücher hat sie schon immer geliebt. «Als Kind las ich die Bibliotheken leer, den Beruf der Buchhändlerin kannte ich allerdings nicht – bis ich in einer Buchhandlung eine Schnupperlehre absolvierte.» Obwohl ihr der Beruf «extrem gut» gefiel, wie sie sagt, arbeitete sie nach ihrer Ausbildung zur Buchhändlerin auch in anderen Berufen; sie war in einem Verlag und in einem Filmverleih tätig, war als Reiseleiterin unterwegs und verkaufte Verlagssoftware in Berlin, wo sie sechs Jahre lang lebte. Mittlerweile arbeitet sie seit zwölf Jahren

gestellt.» Der Clou: Die Schuhe sind nur als Silhouetten abgebildet und sollen ausgemalt werden. «Ich weiss, ich weiss, dieses Buch ist eigentlich völlig unnötig», lacht Ursula Zangger. «Aber es ist erwiesen, dass man sich bei einem Vortrag den Inhalt besser merken kann, wenn man beim Zuhören nicht einfach dasitzt, sondern etwas vor sich hinkritzelt oder -malt. Ich empfehle dieses Buch deshalb allen Studierenden – schliesslich gibt es dümmere Dinge, die man ausmalen kann.» Wer vor den Problemen unserer Welt nicht weglaufen, sondern etwas dagegen unternehmen möchte, kann zum Beispiel auf Plastiksäcke verzichten. Denn heute werden weltweit rund 600 Milliarden Plastiksäcke pro Jahr produziert und weggeworfen; Milliarden davon landen in der Natur, wo sie ungeheuren Schaden anrichten. «Früher hiess es Jute statt Plastik – heute setzen umweltbewusste Menschen auf Designerstofftaschen», weiss Ursula Zangger. «Coole Stofftaschen» von Jitesh Patel präsentiert 120 schöne Exemplare, die von Designerinnen und Designern aus der ganzen Welt gestaltet wurden. Eine besonders schöne Tasche ist nicht nur abgebildet, son-

dern liegt dem Buch bei. Die originelle Neuerscheinung inspiriert zum Selbermachen und belegt, dass ein alternativer Lebensstil modern und sehr attraktiv sein kann. Zum Schluss verweist Ursula Zangger noch auf eines ihrer allerliebsten «Besonderen Bücher»: «Bikes of Burden» von Hans Kemp. «Ich war ein einziges Mal in Asien – nämlich in Vietnam. Dort fiel mir auf, dass die Menschen mit ihren Velos und Mofas ungeheure Transporte wagen. Dieses Fotobuch zeigt die abenteuerlichsten Ladungen.» Die Fahrzeuge – und die vietnamesischen Fahrer! – verschwinden unter Bergen von WC-Papier, Eiern oder Möbeln. «Da kann man sich kaum satt sehen», findet Ursula Zangger. «Hier: Da transportiert einer drei riesige Schweine. Und da hat einer unzählige WC-Schüsseln geladen. Das ist unglaublich.» Ein solches Buch, das einen nur noch staunen lasse, werde doch immer wieder gern hervorgenommen. «Das ist typisch für unsere ‚Besonderen Bücher’: Sie machen mehrmals Freude.» Daher, so Ursula Zangger, würden sie sich auch gut als Geschenk eignen. «Egal, welcher Titel einen anlacht, es fällt einem immer jemand ein, der daran Spass haben könnte!»

bei Orell Füssli. Vor sieben Jahren übernahm sie die Filiale am Bellevue. «Das ist, als würde ich einen eigenen Laden führen – und welche Buchhändlerin wünscht sich das nicht!», meint

Die Welt entdecken Isabelle Krieg

Ursula Zangger. Ihr Gestaltungsspielraum sei gross, denn jede Filiale von Orell Füssli habe

64 Seiten CHF 29.90 Echtzeit

einen eigenen Charakter. «Wir versuchen, unser Sortiment ganz auf unsere Kundinnen und Kunden auszurichten.»

288 Seiten CHF 33.90 Eichborn

Sneaker Daniel Jarosch, Henrik Klingel 100 Seiten CHF 23.90 Hoffmann und Campe

Coole Stofftaschen Jitesh Patel © Jitesh Patel

macht einem klar, dass wir auf einer Zeitbombe sitzen und unaufhaltsam auf die nächste Katastrophe zusteuern.» Das Buch sei zwar locker-flockig gestaltet, doch die Aufmachung täusche nicht über den ernsthaften Inhalt hinweg. «Wer sich Sorgen über den Zustand der Erde macht, dem bleibt das Lächeln immer wieder im Hals stecken.» Da bekommt man doch gleich Lust, vor den riesigen Problemen, mit denen man heute konfrontiert wird, davonzurennen. Glücklicherweise kann die Buchhändlerin auch dazu den passenden Titel präsentieren: «Sneaker» von Daniel Jarosch und Henrik Klingel. «Turnschuhe sind heute ja ein Kultprodukt», sagt Ursula Zangger. «In diesem Buch werden 100 Modelle vor-

A wie Apokalypse Richard Horne

«Coole Stofftaschen» präsentiert genau das, was der Titel verspricht.

160 Seiten CHF 44.90 Knesebeck

Bikes of Burden Hans Kemp 160 Seiten CHF 28.90 Nomada

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Buchtipps

Die Jäger

Der Regler

David Baldacci

Max Landorff

Früher war Oliver Stone ein Auftragskiller der amerikanischen Regierung. Heute unternimmt er zusammen mit seinen Freunden vom Camel Club alles, um die geheimen Machenschaften seiner ehemaligen Arbeitgeber aufzudecken – mit dem Resultat, dass Stone zum meistgesuchten Mann Amerikas wird. Von allerhöchster Stelle ist eine Hetzjagd auf ihn angeordnet worden. Auf der Flucht vor den Jägern taucht Stone in einer entlegenen Minenstadt in den Wäldern Virginias unter. Dort allerdings geschehen plötzlich rätselhafte Selbstmorde und Todesfälle. Sitzt Stone in der Falle? Haben ihn seine Verfolger bereits eingekreist – und versuchen sie jetzt, ihn aus der Reserve zu locken?

Für die Reichen und Mächtigen regelt Gabriel Tretjak alles: Liebe, Karriere, Sex, Geld. Seine Preise sind hoch, seine moralischen Ansprüche niedrig. Seine Geschäftsgrundlage ist die Sehnsucht des Menschen, dass am Ende alles gut ausgehen möge. Genau dafür sorgt der Regler, mit allen nötigen Mitteln. Doch dann geschehen grausame Morde, die ihn an die Grenzen des Machbaren führen – denn die Spuren des Mörders weisen in seine Richtung, und das Motiv scheint in Tretjaks Vergangenheit zu liegen. Doch seine eigene Vergangenheit kann nicht einmal der Regler regeln, und so beschleicht ihn ein Gefühl, das er bisher nur selten gekannt hat: Angst. Erscheint am 8. Juni 2011.

493 Seiten

336 Seiten

CHF 33.90

CHF 24.90

Lübbe

Scherz

ISBN 978-3-7857-2420-0

ISBN 978-3-502-11066-8

Todeswald

Der Besucher

Ein Svea Andersson Krimi

Sarah Waters

Ritta Jacobsson «Soll ich dich mitnehmen?» Es ist die Frage, vor der alle Mütter ihre Töchter warnen, gestellt aus einem Auto von einem Mann, der kein Gesicht hat. Die Frage, nach der die Töchter Panik bekommen und fliehen sollten, so schnell sie nur können – die Frage, die viele dann aber doch mit «Ja, gern» beantworten. So auch Mikaela, Sveas Freundin. An einem kalten Novemberabend verschwindet sie spurlos. Ihre Leiche wird Tage später im Wald gefunden. Als Svea unfreiwillig in die Ermittlungen hineingezogen wird, muss sie erkennen, dass sie in einem Netz aus Lügen, Indizien und Intrigen steckt – und dass sie den Täter vermutlich kennt. Leider weiss sie damit schon viel zu viel ... Ausserdem erhältlich ist Band 2, «Gefährliches Schweigen», in dem an Sveas Schule merkwürdige Dinge passieren ...

Hundreds Hall ist ein majestätisches Anwesen im ländlichen England – eines, in dem äusserst seltsame Dinge vor sich gehen. Als der Landarzt Dr. Faraday von Mrs. Ayres und ihren erwachsenen Kindern Caroline und Roderick wegen eines Notfalls herbeigerufen wird, erlebt er unheimliche Vorkommnisse: Möbelstücke führen ein Eigenleben, kryptische Zeichen erscheinen plötzlich an den Wänden, bedrohliche Geräusche hallen durch die Gemäuer. Die geheimnisvolle Atmosphäre des Hauses wird zunehmend bedrückender. Die Panik der Familie Ayres wächst, und der Arzt kann sich dem nicht entziehen – besonders, weil sein eigenes Schicksal mit dem des Anwesens verknüpft zu sein scheint ...

256 Seiten

573 Seiten

CHF 19.90

CHF 33.90

KOSMOS

Ehrenwirth

ISBN 978-3-440-12375-1

ISBN 978-3-431-03830-9

30 – books – Mai 2011


Buchtipps

La Commedia/Die göttliche Komödie: II. Purgatorio/ Läuterungsberg Dante Alighieri Der zweite Teil der viel gelobten Neuübersetzung von Dantes Monumentalwerk: Nach «Inferno/Hölle» erscheint nun «Purgatorio/Läuterungsberg». Dante betritt in Begleitung von Vergil den Ort der Reinigung. Wer dort büssen muss, hat sich einer der sieben Todsünden schuldig gemacht – Hochmut, Neid, Zorn, Trägheit, Habsucht, Fressgier oder Wollust. Doch erst am Ende der Wanderung über den Berg der Läuterung wartet die schwerste Prüfung: der Gang durch das reinigende Feuer. Im dritten Teil wird Dante Beatrice begegnen und das Paradies betreten. Die Prosaübersetzung von Hartmut Köhler, die mit einem ausführlichen Kommentar versehen ist, stand bereits auf Platz zwei der ORF-Bestenliste.

Marina Carlos Ruiz Zafón Der junge Óscar Drai sehnt sich danach, am pulsierenden Leben Barcelonas teilzuhaben. Am liebsten streift er durch die verwunschenen Villenviertel der Stadt. Eines Tages trifft er auf seinen Streifzügen ein faszinierendes Mädchen: Marina, die sein Leben für immer verändern wird. Gemeinsam geraten die beiden auf die Spur des Geheimnisses um den ehemals reichsten Mann Barcelonas, und sie werden von einem Strudel aus Schmerz, Wut, Trauer und Grössenwahn mitgerissen. Doch auch Marina umgibt ein Geheimnis – eines, welches das jähe Ende von Óscars Jugend bedeutet ... Nach «Der Schatten des Windes» und «Das Spiel des Engels» der dritte Weltbestseller von Carlos Ruiz Zafón.

690 Seiten

352 Seiten

CHF 52.00

CHF 29.90

Reclam Bibliothek

S. Fischer

ISBN 978-3-15-010795-9

ISBN 978-3-10-095401-5

Toscana mia

Erzählungen · Märchen · Parabeln

Robert Gernhardt Der 2006 verstorbene Lyriker, Schriftsteller, Maler und Zeichner Robert Gernhardt verbrachte seit den 1970er-Jahren einen Teil seiner Zeit in der Toskana. Er liebte diese Region und brachte dies in unzähligen Gedichten, Erzählungen, Romanen, Theaterstücken, Zeichnungen und Gemälden zum Ausdruck. Die Hügel und Haine, Menschen und Tiere dieser einzigartigen Landschaft hatten es ihm angetan. Auch in den Tagebüchern und in den legendären «Brunnenheften» des Künstlers spielt die Region eine grosse Rolle. Das Buch, das Gernhardt noch selbst geplant hat, gewährt erstmals Einblick in die Brunnenhefte und zeigt die Toskana in Wort und Bild von ihrer schönsten künstlerischen Seite.

Marie von Ebner-Eschenbach Eine der grossen Dichterinnen deutscher Sprache, die mit ihren Erzählungen mehr denn je bewegt. Birgit Minichmayr, Otto Mellies und Dagmar von Thomas lesen sieben ihrer schönsten und berührendsten Geschichten, darunter «Krambambuli», «Die Spitzin» und «Hirzepinzchen». Das Buch und Hörbuch bietet zudem im Booklet den gelesenen Text vollständig gedruckt, eine Auswahl ihrer Aphorismen und Anekdoten sowie einen Essay über die Dichterin. Das von der Mai-hr2-Hörbuchbestenliste ausgezeichnete Hörbuch bietet Unterhaltung im besten Sinne dank der hohen Intelligenz und des mit Mensch und Tier mitfühlenden grossen Herzens der Autorin.

368 Seiten

3 CDs, 156 Seiten

CHF 38.90

CHF 39.90

S. Fischer

Sinus-Verlag

ISBN 978-3-10-025512-9

ISBN 978-3-905721-92-8

books – Mai 2011 – 31


Fantastisch!

Ein junger Mitarbeiter von Orell Füssli präsentiert Neuerscheinungen und Geheimtipps aus dem Fantasy-Genre: Bücher für alle, die sich gern in fremde Welten entführen lassen. Aufzeichnung: Marius Leutenegger

«Als Chiara Strazzulla vor zwei Jahren ihren ersten Roman ‚Dardamen’ veröffentlichte, war sie gerade einmal 17 Jahre alt. Das Buch wurde ein Bestseller und gewann zahlreiche Preise. Jetzt ist der zweite Roman der jungen Autorin aus Italien erschienen: ‚Tharkarún’. Er setzt den Erstling nicht fort, ist aber im gleichen Stil gehalten; Chiara Strazzulla hat erneut einen originellen Plot entwickelt, der sich vom üblichen Schema der Fantasy-Romane löst. Zu Beginn erzählt sie die Geschichte der Welt, in der ‚Tharkarún’ spielt. Diese Welt wurde von Göttern geschaffen und wird von acht Völkern belebt; wie bei Tolkien gibt es Elben, Menschen, Zwerge und so weiter. Wegen 32 – books – Mai 2011

der Eifersüchteleien und des Egoismus’ der Völker geht die Welt unter, denn die bösen Gremlins kehren zurück. Gemäss einer Prophezeiung haben die Völker jetzt nur noch eine Chance: Sie müssen ihre schlimmsten Schurken aufbieten, um gegen die Gremlins, gegen deren Anführer Tharkarún und für die Rettung der Welt zu kämpfen. Chiara Strazzulla beschreibt alles äusserst bildhaft, man kann sich hervorragend in die acht gefürchteten Schurken hineinfühlen und fiebert mit bei ihrem Kampf, den sie zunächst eigentlich gar nicht führen wollen. Gegen ihren ursprünglichen Willen werden die acht Bösewichter vorübergehend zu einem Team – und sie erfüllen die schwere Aufgabe, die sich ihnen stellt ... Das Buch hat mir gut gefallen, weil es supertoll geschrieben und so ganz anders ist als die meisten Fantasy-Romane – hier muss das Böse das Gute retten. ‚Tharkarún’ eignet sich vor allem für Fantasy-Fans, die einmal etwas Besonderes suchen. Und natürlich für alle, denen schon ‚Dardamen’ gefiel.

Ungewöhnlich finde ich auch die zweite Neuerscheinung, die ich empfehle: ‚Schweigt still die Nacht’ von Brenna Yovanoff. Die Geschichte spielt in der Kleinstadt Gentry. Dort lebt Mackie Doyle. Als Baby wurde er fremden Eltern in die Wiege gelegt; deren richtiges Kind verschwand. In der Stadt schweigt man darüber, dass regelmässig Kinder ausgetauscht werden. Alle ignorieren das Problem, und die betroffenen Eltern tun so, als wäre nie etwas geschehen – sie ziehen die neuen Kinder auf, als wären es die eigenen. Mackie weiss Bescheid über seine besondere Herkunft, und gewisse Eigenschaften zeigen ihm immer wieder, dass er nicht von dieser Welt stammt – aber er darf in der Stadt nicht auffallen und würde alles dafür geben, ganz normal leben zu können. Doch schon bald muss er sich seiner Herkunft stellen – denn die kleine Schwester seiner grossen Liebe verschwindet, und ihm bleibt nicht viel Zeit, sie zu retten. Er begegnet den dunklen Wesen unter der Stadt und muss sich jetzt entscheiden, wo sein Platz ist.


Fantastisch!

Die Geschichte ist ziemlich schräg. Sie beginnt ganz harmlos, wir begleiten Mackie zur Schule, lernen sein Umfeld kennen und so weiter – aber dann wird die Sache wirklich verwirrend. Es gibt zwar auch eine Liebesgeschichte, alles in allem ist ‚Schweigt still die Nacht’ aber eher harte Kost. Das Buch eignet sich vor allem für Jugendliche, die eigenartige und wirklich spannende Geschichten mögen.

‚Böses Blut’ handelt von einer Patchworkfamilie. Der verwitwete Vater hat eine Tochter und einen Sohn, seine neue Frau bringt ebenfalls eine Tochter und einen Sohn mit. Die vier Kinder mögen einander überhaupt nicht; die Jungs kommen mit der Zeit zwar besser miteinander aus, aber die Mädchen machen einander die Hölle heiss. Die Familie verreist in ein unheimliches altes Landhaus, das der verstorbenen ersten Frau des Vaters – der Mutter seiner beiden Kinder – gehörte. Auf dem Estrich stösst Katherine auf die Memoiren ihrer Mutter. Darin ist die Rede von einem verborgenen Spielzimmer. Die Kinder finden es und entdecken dort zum einen ein Buch voller durchgestrichener Namen, zum anderen 30 Puppen, denen mit einer Schere die Augen herausgeschnitten wurden. Nur eine Puppe mit auffallend schönen Haaren ist intakt: Delilah. Eines Abends schläft eines der Mädchen im Spielzimmer. Am Morgen merkt es, dass ihm eine Haarsträhne fehlt – und Delilah die Strähne in der Hand hält. In der anderen Hand der Puppe finden die Kinder eine Schere. Dann spitzen sich die Dinge zu. Die Kinder finden heraus, dass die Verstorbene mit zwei Freundinnen ein übles Spiel entwickelt hatte, bei dem es darum ging, Wesen umzubringen und neue Wesen zu schaffen. Dabei erschufen sie ein Wesen, dass sie nicht mehr kontrollieren konnten ... Die Autorin spielt sehr gekonnt mit den Ängsten ihrer Figuren – und auch mit jenen ihrer Leserinnen und Leser. Die Puppe wird immer unheimlicher. Hören die Kinder in der Dunkelheit ein Getrampel, wissen sie: Die Puppe ist wieder unterwegs und will jemandem etwas abschneiden. Da bekommt man wirklich Gänsehaut. Das Buch ist nicht im Stil der Werke von Stephen King, es ist nicht so brutal, aber wirklich sehr, sehr gruselig. Der Verlag empfiehlt dieses Buch für Kinder ab zwölf Jahren, aber ein Kind sollte schon sehr mutig sein, wenn es in diesem Alter das Buch lesen will; meines Erachtens eignet sich der Roman eher für Jugendliche.

Allen, die es lieber noch etwas unheimlicher haben, empfehle ich ‚Böses Blut’ von Rhiannon Lassiter. Dieses Buch las ich mit etwa 14 Jahren, und wenn ich daran zurückdenke, schaudert es mich heute noch. Zwischendurch fand ich es derart unheimlich, dass ich es zur Seite legen wollte – aber selbstverständlich wollte ich dann trotzdem wissen, wie es weitergeht.

Kommen wir noch zu meinem absoluten Lieblingsbuch: ‚Wicked’ von Gregory Maguire. Es war ein Weltbesteller und diente als Vorlage für das gleichnamige Musical. ‚Wicked’ erzählt die Vorgeschichte des noch berühmteren Buchs ‚Der Zauberer von Oz’. Im Mittelpunkt steht Elphaba – das ist im ‚Zauberer von Oz’ die böse Hexe mit den roten Schuhen, die von Dorothy getötet

Tim Lenny George Tim Lenny George, 16, absolviert in der Filiale Kramhof in Zürich das erste Jahr seiner Buchhändler-Lehre. Weil Tim in einem Dorf ausserhalb von Bern lebt, braucht er täglich vier Stunden, um morgens zur Arbeit und danach wieder nach Hause zu gelangen. «Den weiten Weg nehme ich aber gern auf mich», sagt er. «Als ich mich für die Buchhändler-Lehre entschied, kam für mich als Lehrbetrieb nur Orell Füssli in Frage. Der Kramhof ist genau so, wie eine Buchhandlung sein sollte. Die Mitarbeitenden verfügen über ein riesiges Wissen, und man hat es hier wirklich schön.» Die Zeit im Zug nutzt Tim vor allem zum Lesen. Zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehört auch das Klavierspiel; er kann sich vorstellen, der Lehre eine Ausbildung zum Musiker anzuhängen.

wird. Hier erfahren wir, dass Elphaba gar nicht so böse ist. Sie wird in einem kleinen Dorf geboren, und von Beginn weg ist klar, dass sie es nicht einfach haben wird – denn sie kommt mit grüner Haut zur Welt. Schon im Kindergarten teilt Elphaba ziemlich heftig aus, um sich zu schützen. Weil sie sehr intelligent ist, kommt sie an die Universität von Shiz. Dort gibt es ein kleines Unglück bei der Zimmerverteilung, und Elphaba muss ihr Zimmer mit Galinda teilen. Dieses Mädchen ist ihr Gegenstück, höflich, beliebt, blond, halt einfach die perfekte Frau. Die beiden Studentinnen streiten sich zunächst immer, aber mit der Zeit entwickelt sich zwischen ihnen eine enge Freundschaft. Diese Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt, weil Elphaba den Zauberer von Oz stürzen will – denn sie hat erkannt, dass er Böses im Schilde führt. Elphaba selber kämpft für das, woran sie glaubt; dank ‚Wicked’ gewinnen wir einen völlig neuen Eindruck von ihr. Auf der anderen Seite sind die Guten aus ‚Der Zauberer von Oz’ plötzlich gar nicht mehr so toll. Man muss das alte Buch übrigens nicht kennen, um das neue zu verstehen – aber es ist natürlich ein besonderer Genuss, die bekannten Figuren von einer anderen Seite her zu betrachten. Gregory Maguire hat viel in seine spannungsgeladene Geschichte hineingepackt. Es geht um die Diskriminierung von Menschen, um Freundschaft, Liebe, Verrat – das ist wirklich ein sehr tolles Buch!»

Tharkarún Chiara Strazzulla 911 Seiten CHF 31.90 Bertelsmann

Schweigt still die Nacht Brenna Yovanoff 368 Seiten CHF 28.90 script5

Böses Blut Rhiannon Lassiter 392 Seiten CHF 27.90 Fischer

Wicked – die Hexen von Oz Gregory Maguire 536 Seiten CHF 33.90 Klett Cotta

books – Mai 2011 – 33


Fantastisch! Junge Mitarbeitende von Orell Füssli geben weitere Tipps:

Janine Dübendorfer, 18, arbeitet im zweiten Lehrjahr in der Filiale am Bellevue. Sie lebt in Zürich und liest regelmässig Fantasy-Bücher, weil «mir erfundene Welten und Geschöpfe Abwechslung zum Alltag bieten». Ihr Tipp: «Elfenliebe» von Aprilynne Pike. «Laurel hat sich mit ihrer Identität als Elfe abgefunden, doch sie muss noch viel lernen. Damit sie ihre magischen Fähigkeiten besser beherrschen kann, wird sie für acht Wochen auf eine Akademie nach Avalon geschickt. Gemeinsam mit dem Frühlingself Tamani verbringt sie einen wunderschönen Sommer im Reich der Elfen. Ihr Freund David, der daheim auf sie wartet, rückt dabei etwas in den Hintergrund. Laurel muss sich entscheiden: David oder Tamani? Beim ganzen Gefühlschaos geraten die Orks, die noch immer nach Rache lechzen, komplett in Vergessenheit. Ein übler Fehler ... Die Fortsetzung des Bestsellers ‚Elfenkuss’ beginnt etwas zäh, gewinnt aber schnell an Spannung und endet vielversprechend. Auch die Charaktere sind facettenreich in ihrer Verschiedenartigkeit und werden sehr detailliert beschrieben.» Elfenliebe Aprilynne Pike 397 Seiten CHF 27.90 cbj

Amos König, 18, arbeitet im dritten Lehrjahr in der Filiale Kramhof in Zürich. Er lebt in Adliswil. «Meine Mutter ist Buchhändlerin bei Orell Füssli in Luzern und Frauenfeld», erzählt er, «deshalb sind Bücher bei uns daheim ein Dauerthema.» Ihm gefallen an Fantasy-Büchern vor allem die mittelalterliche Atmosphäre und die Tatsache, dass die Autorinnen und Autoren eine ganze Welt nach ihrem Gusto gestalten können. Sein Tipp: «Im Rausch der Stille» von Albert Sánchez Piñol. «In mancherlei Hinsicht ein seltsames Buch. Die beiden einzigen handelnden Figuren sind der Ich-Erzähler – ein junger irischer Freiheitskämpfer, der das Exil suchte – und der verschlossen-kauzige Leuchtturmbewohner Batis Caffó. Die beiden leben völlig allein auf einer verwaisten kleinen Insel im Südatlantik, auf welcher der ganze Roman spielt – völlig allein, wären da nicht noch diese Wasserwesen, Froschmänner genannt. Die Kreaturen steigen des Nachts aus dem kalten Meer und wollen dem ungleichen Paar ans Eingemachte.
Die düster-einsame Atmosphäre, die in den nächtlichen Szenen durch eine gehörige Portion Horror und eine gut portionierte Prise Splatter gewürzt wird, macht den Charme von Piñols Erstling aus. Doch nicht nur die unwirkliche Situation hat mich als Leser beeindruckt; der katalonische Autor beherrscht auch das Spiel mit den Gefühlen seiner Leser gut. Der Ich-Erzähler bleibt für die Leserinnen und Leser immer eine klare Identifikationsfigur, obwohl er doch sehr dramatische Entwicklungen durchmacht. Eine Kaufempfehlung für Liebhaber mysteriöser Szenarios!» Im Rausch der Stille Albert Sánchez Piñol 251 Seiten CHF 15.90 Fischer TB

34 – books – Mai 2011

Katharina Iten, 24, arbeitet in der Filiale Kramhof in Zürich. Sie lebt in Dübendorf. Fantasy-Bücher liebt sie, weil «mir fantastische Geschichten erlauben, für kurze Zeit in eine völlig andere Welt einzutauchen – die Möglichkeiten erscheinen mir dann grenzenlos». Ihr Tipp: «Yelena und die Magierin des Südens» von Maria V. Snyder. «Um ihrer Hinrichtung zu entgehen, akzeptiert Yelena das Angebot von Valek, des obersten Sicherheitschefs von Ixia: Sie übernimmt den riskanten Posten der Vorkosterin des Militärdiktators. Um Yelena an der Flucht zu hindern, verabreicht Valek ihr ein eigens angefertigtes Gift. Sollte sie auch nur einmal die tägliche Ration Gegengift nicht bekommen, würde Yelena eines qualvollen Todes sterben. Eine weitere Gefahr erwächst ihr, als sie ihr magisches Potenzial entdeckt – denn magie­ begabte Menschen werden in Ixia verfolgt und hingerichtet. Während Yelena darüber grübelt, wie ihr die Flucht doch noch gelingen könnte, wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt ... Die Hauptfigur mit all ihren Ecken und Kanten schliesst man sofort ins Herz. Mit angehaltenem Atem verfolgt man, wie sie von einer unverschuldeten Katastrophe in die nächste rutscht. Ein rasantes Abenteuer mit einem Hauch Romantik und viel Action. Dieses Buch gehört in jedes Büchergestell ambitionierter Fantasy-Fans.» Yelena und die Magierin des Südens Maria V. Snyder 464 Seiten CHF 13.90 Mira


Buchtipps

Victory und Vekselberg − Der Poker um die Schweizer Industrie Alice Chalupny

Der Schweizerkönig – Johann Rudolf Wettstein

Der Oligarch Viktor Vekselberg und die aufstrebenden Finanzjongleure Ronny Pecik, Mirko Kovats und Georg Stumpf schafften, was vor ihnen noch keinem gelungen war: Zwischen 2005 und 2008 brachten sie mit einer beispiellosen Strategie vier Schweizer Traditionskonzerne unter ihre Kontrolle: Oerlikon-Bührle, Saurer, Sulzer und – vorübergehend – Ascom. Wie konnte das passieren? Schliefen die verantwortlichen Manager oder waren die gesetzlichen Richtlinien zu lasch? Und welche Rolle spielten die Banken im Übernahmepoker? Die Antworten – sorgfältig recherchiert und differenziert dargestellt – liefert die Wirtschaftsjournalistin Alice Chalupny.

Als Johann Rudolf Wettstein 1645 zum Basler Bürgermeister gewählt wird, tobt in Nordeuropa der Dreissigjährige Krieg – und die Eidgenossenschaft ist noch immer Teil des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Wie Wettstein bei den Friedensverhandlungen in Westfalen die lang ersehnte Unabhängigkeit durchsetzt und so den Grundstein für die heutige Schweiz legt, schildert Mary LavaterSloman auf lebendige und eindrückliche Weise. Auch 350 Jahre nach den Ereignissen haben die zentralen Anliegen Wettsteins nichts von ihrer Aktualität eingebüsst: Wie definiert sich die Schweiz nach aussen? Wie können Neutralität und Unabhängigkeit gewahrt werden?

272 Seiten

240 Seiten

CHF 38.90

CHF 36.90

rüffer & rub Sachbuchverlag

Römerhof Verlag

ISBN 978-3-907625-54-5

ISBN 978-3-905894-08-0

Die Ritter

Wie man sich die Welt erlebt

Karl-Heinz Göttert

Keri Smith

Als Kind war es nicht schwer, ein Ritter zu werden: Ein Topf als Helm, ein Stecken als Schwert, und schon konnte man grosse Turniere ausfechten. Die Realität der mittelalterlichen Recken sah jedoch anders aus: Nur dem Adel war es vorbehalten, Ritter zu werden; Pferde, Waffen und Burgen waren Statussymbole; Turniere symbolisierten Macht und gesellschaftlichen Status. Daneben ist es aber auch den martialischen Rittern zu verdanken, dass Werte wie Freiheit, Grosszügigkeit und Eleganz in Mode kamen. In seiner spannenden und unterhaltsamen Gesamtdarstellung des mittelalterlichen Rittertums stellt Karl-Heinz Göttert diese Werte in den Vordergrund des historischen Blicks.

Wissen Sie, wie interessant die Welt ist? Nicht die grosse, weite Welt, sondern die alltägliche, kleine Welt um uns herum? Wenn nicht, zeigt Ihnen Keri Smith, wie Sie selbst zum Alltagsentdecker werden können. Die Amerikanerin stattet ihre Leser mit dem nötigen Rüstzeug für Alltagsexpeditionen aus – für solche in den eigenen vier Wänden, in der Nachbarschaft oder auch in der Fantasie. Sie macht aus Lesenden Beobachter, Sammler, Archivare und Abenteurer und führt sie auf die Spuren anderer Weltenentdecker von Maira Kalman über Walt Whitman bis zu Albert Einstein. Im Anhang des Buchs liegt die Grundausstattung für zukünftige Feldforscher: viel Platz, um Erlebtes zu dokumentieren.

298 Seiten, 85 Abbildungen

204 Seiten

CHF 38.90

CHF 25.90

Reclam

Antje Kunstmann

ISBN 978-3-15-010807-9

ISBN 978-3-88897-709-1

Mary Lavater-Sloman

books – Mai 2011 – 35


Kaffeepause

Die

Debatte Was machen eine Buchhändlerin und ein Buchhändler in der Kaffeepause? Sie plaudern über Bücher. books hat sich im «Starbucks» der Filiale Bellevue zu den Orell-Füssli-Mitarbeitenden Patrizia Melaugh und Immanuel Peter gesetzt. Aufzeichnung: Marius Leutenegger

books: Drei Bücher, zwei Fachleute – eine schöne Runde. Beginnen wir doch mit dem schmalsten der drei Bände, jenem Buch, das Patrizia für unser heutiges Gespräch ausgesucht hat: «Taxi 79 ab Station». Dieser isländische Klassiker aus dem Jahr 1955 stammt von Indridi G. Thorsteinsson, dem Vater des weltberühmten Krimischriftstellers Arnaldur Indridason. Worum geht’s? Patrizia Melaugh (PM): Der Ich-Erzähler ist ein junger Taxifahrer, der während einer nächtlichen Fahrt auf ein Auto trifft, das eine Panne hat. Er hält an und hilft der eleganten Frau, die Panne zu beheben. Daraus entwickelt sich eine Liebesgeschichte, die allerdings nicht gut enden kann: Die Frau hat mehrere Liebesbeziehungen. Zu einem grossen Teil spielt die Geschichte auf der Station, auf der die Fahrer auf Auf36 – books – Mai 2011

träge warten, einander necken und Schach spielen, zum anderen werden die Fahrten durch die karge isländische Landschaft beschrieben. Die Dialoge sind recht einfach, da werden nicht viele Worte gemacht. Das Buch ist überhaupt recht herb – aber plötzlich berührt es dann wieder sehr. Einmal beschreibt Thorsteinsson, wie es Frühling wird. Es hat mich umgeworfen, wie poetisch das ist. Am Schluss verlangsamt sich die Handlung fast bis zum Stillstand; nachdem der Taxifahrer herausgefunden hat, dass er nicht der einzige Liebhaber der Frau ist, läuft alles nur noch in Zeitlupe auf das Ende zu. Immanuel Peter (IP): Die Schlussfahrt wirkt fast wie Trance. Es ist ja auch immer viel Alkohol im Spiel. Der Plot des Buchs wirkt eher etwas simpel ... PM: Das ist er auch. Es geht darum, wie die Taxifahrer miteinander umgehen, und um eine Liebesgeschichte. IP: Und die ist schon interessant. Die Liebe hätte vielleicht auch eine Chance. Hin und wieder gibt es Lichtblicke – wenn der Erzähler in ein paar Sätzen die Frau beschreibt. Da merkt man, wie verliebt er ist. Doch der Mann stellt sich seinen Gefühlen nicht, er ist überfordert und tritt die Flucht an.

Patrizia, was hat dir an diesem Buch denn derart gefallen, dass du es mitgebracht hast? PM: Ich finde die Gegensätze anziehend. Auf der einen Seite dieser trockene Stil und die Melancholie – und dann plötzlich wieder Sätze, die aufleuchten, die einen tief berühren. IP: Insgesamt hinterliess das Buch bei mir eher gemischte Gefühle. Viele Beschreibungen sind wirklich gut, aber ich hatte Mühe damit, dass man nicht richtig an die Figuren herankommt. Ich denke, das ist ein Buch, das man gut ein zweites Mal lesen könnte – ich bin sicher, dass ich beim zweiten Lesen vieles anders aufnehmen würde. PM: Weisst du, was ich machte, nachdem ich das Buch fertig gelesen hatte? Ich begann noch einmal von vorn! Am Anfang kommen zum Beispiel Leute vor, die später überhaupt keine Rolle mehr spielen. Dass die Figuren einfach verschwinden, gehört zu den Sachen, die an diesem Buch vielleicht nicht perfekt sind, aber gerade das Unperfekte finde ich attraktiv – das Buch ist wie ein ungeschliffener Diamant. Was hat man denn davon, wenn man es liest? PM: Es ist einfach ein Genuss, und dieses Buch ist wieder einmal ein Beispiel dafür, was Literatur vermag: Man kann sich vorstellen, ein Taxifahrer im Island der 1950er-Jahre zu sein. Kein anderes Medium eröffnet einem so intensive Kopfreisen. Wem würdet ihr dieses Buch empfehlen? IP: Leuten, welche die nordische und melancholische Literatur schätzen. PM: Nun ja, das ist schon kein Buch für jeden – aber es eignet sich für alle, die gross­ artige Schlichtheit zu schätzen wissen.

«Die Aufmachung des Buchs ist eine Katastrophe. So kann ich dieses Buch keinem Mann in die Hand drücken. Dabei könnte es Männern ebenso gefallen.»


Kaffeepause Taxi 79 ab Station Indridi G. Thorsteinsson 117 Seiten CHF 24.90 Transit

Meine russische Grossmutter und ihr amerikanischer Staubsauger Meir Shalev 281 Seiten CHF 36.90 Diogenes

Gute Geister Kathryn Stockett 604 Seiten CHF 35.90 btb

Kommen wir zum Buch, das Immanuel mitgebracht hat: «Meine russische Grossmutter und ihr amerikanischer Staubsauger» von Meir Shalev. Wie bist du überhaupt darauf gekommen? IP: Ich wählte es, weil ich einen israelischen Autor kennenlernen wollte – und weil ich für unsere Debatte ein sommerliches Buch mit Humor suchte. Meir Shalev erzählt eine Geschichte aus seiner Verwandtschaft. Im Mittelpunkt steht seine Grossmutter Tonia, eine eigenwillige Frau, die man sich mit Putzlappen über der Schulter vorstellen muss – sie hat Dreck und Staub den Krieg erklärt. In den 1920er-Jahren zog sie aus Russland nach Palästina, dort traf sie Shalevs Grossvater, der ursprünglich aus der Ukraine stammte. Ein dritter Protagonist neben den Grosseltern ist ein amerikanischer Staubsauger; er wurde der Grossmutter von ihrem Schwager als Geschenk geschickt. Alles in allem erzählt Shalev aber ganz viele Geschichten und Geschichtchen aus seiner Verwandtschaft. Dabei erweist er sich als grandioser Erzähler, er ist unglaublich wortgewandt, verfügt über viel Sprachwitz und Fantasie. Manches ist hinzugedichtet oder schon sehr fantasievoll – wenn er zwischen Dichtung und Wahrheit wählen muss, entscheidet er sich offenbar immer für die bessere Geschichte. Se non è vero, è ben trovato – wenn es nicht wahr ist, ist es wenigstens gut erfunden? PM: Ja, nach diesem Motto lebt auch Shalevs Verwandtschaft: Sie wählt unter den

vielen Varianten, die über bestimmte Ereignisse der Familie kursieren, stets die beste aus. IP: Das Buch ist wirklich lustig, aber es kommt ohne Schenkelklopfhumor aus – die Leserinnen und Leser werden wohl eher schmunzeln als vor Lachen brüllen. Die Figuren sind sehr sympathisch, sehr eigen und natürlich auch schwierig. Wie fandest du das Buch eigentlich? PM: Der Einstieg hat mir sehr gut gefallen. Während Shalev schläft, lackieren ihm seine Nichten die Zehennägel rot. Er wird fuchsteufelswild, als er erwacht – aber sie finden nur, er sei einfach zu feige, so auf die Strasse zu gehen. Das lässt er nicht auf sich sitzen, er zieht Sandalen an und geht so zu einer Veranstaltung. Es gibt viele solcher anekdotenhaften Episoden. Im Mittelpunkt stehen aber immer die Grossmutter und ihr Staubsauger. Es geht lange, bis man erfährt, warum das Gerät vor 40 Jahren in einem Kasten landete und seither nie benutzt worden ist. IP: Nach 40 Jahren kommt der Enkel und will der Grossmuter den noch immer neuen Staubsauger für ein Museum abkaufen. Sie gibt ihn nicht her, obwohl sie ihn niemals benutzen wird. Sie merkt, da ist etwas faul – wenn ihr dafür 1000 Dollar angeboten werden, muss der Staubsauger ja noch viel mehr wert sein! PM: Das ist wirklich alles recht lustig, aber es war mir manchmal dann doch etwas viel Geplauder. Ich wurde zuweilen etwas ungeduldig.

IP: Aber gerade diesen Plauderton fand ich sehr gut. Es ist ja kein Geschwätz, sondern einfach ein lockerer Stil. Ich verstehe aber, was du meinst – gewisse Stellen sind vielleicht etwas weniger geglückt. Trotzdem hat mich das Buch stets gut unterhalten. PM: Ja, man hört nicht auf zu lesen, weil man einfach wissen will, was es mit diesem Staubsauger auf sich hat. Ich denke, das Buch gefällt allen, die gute Unterhaltung suchen. IP: Für mich ist das jedenfalls ein sehr guter Sommerroman! Das dritte Buch, über das wir reden, ist «Gute Geister» von Kathryn Stockett. In den USA war das Buch ein riesiger Erfolg. PM: Es handelt von schwarzen Kindermädchen, die in den 1960er-Jahren bei weissen Familien im Staat Mississippi arbeiten. Eine junge weisse Frau kehrt nach dem College ins Elternhaus zurück; eigentlich sollte sie jetzt einen Mann finden und heiraten, doch sie möchte Schriftstellerin oder Journalistin werden. Tatsächlich erhält sie von der lokalen Zeitung einen kleinen Auftrag: Sie darf eine Kolumne mit Haushalttipps schreiben. Da sie keine Ahnung vom Haushalt hat, fragt sie das schwarze Dienstmädchen einer Freundin, ob diese ihr helfen könne. Fortan schreibt die weisse Frau, was die schwarze Frau sagt. Irgendwann kommt die Jungjournalistin auf die Idee, die Lebensgeschichte des schwarzen Kindermädchens aufzuschreiben. Sie entwickelt das Projekt, mit mehreren Kindermädchen books – Mai 2011 – 37


Kaffeepause zu reden und ein Buch zu verfassen. Ein Verlag zeigt tatsächlich Interesse, und so beginnt die Arbeit am Manuskript. Diese Arbeit ist nicht ungefährlich, denn würde der enge Kontakt zwischen den Frauen bekannt, verlören die Schwarzen ihre Stelle und die Weisse ihre Stellung in der Gesellschaft. Wieso machen die Kindermädchen denn überhaupt mit? IP: Sie sind froh, dass sich jemand für sie interessiert. Sie sind voller Wut und haben die Demütigungen und den Rassismus satt. Misstrauisch bleiben sie aber schon. Wie ist das Buch geschrieben? PM: Mit überraschend viel Humor; die schwarzen Kindermädchen sind sympathische, liebenswürdige Gestalten. IP: Absolut. Das Buch bedient aber nicht nur das Gut-Böse-Schema, sondern zeigt auch, dass es schöne Seiten gab in der Beziehung zwischen den Familien und den Dienstmädchen. Diese Beziehung war sehr widersprüchlich – die Autorin schreibt vom «widersprüchlichen Nebeneinander von Zuneigung und Geringschätzung». Dennoch hatte ich einige Schwierigkeiten, ins Buch reinzukommen. Während der ersten 40 Seiten musste ich mich zum Weiterlesen überwinden, denn sprachlich ist der Roman schon recht einfach gestrickt – da gab es nichts, was mich beeindruckte. Ich bin aber froh, dass ich dranblieb, denn mit der Zeit las sich das Buch wie ein Krimi. Ich entwickelte eine grosse Sympathie zu den Figuren.

Soja

Strawberries & Cream Frappuccino blended beverage

Extra Coffee

Patrizia Melaugh, 59, lebt in Schaffhausen und arbeitet in der Abteilung Belletristik der Filiale Kramhof. Sie mag vor allem Bücher aus dem englischen Sprachraum. Ihre zwei Kinder sind bereits erwachsen.

Immanuel Peter, 27, lebt in Zürich und arbeitet in der Abteilung Belletristik der Filiale am Bellevue. Er liest gern ganz unterschiedliche Romane sowie Sachbücher im Bereich Gesundheit und Meditation.

PM: Das freut mich, denn ich dachte erst: Das ist doch ein richtiges Frauenbuch und gefällt Männern nicht! IP: Ich hatte tatsächlich zuerst den Eindruck: Das ist wieder eines dieser Bücher, in denen die Männer die Frauen verprügeln, abgehauen oder – wenn sie gut waren – gestorben sind. Es erschien mir alles sehr einseitig. Doch dann wurde es besser und besser. Wie Kathryn Stockett das Thema Gleichberechtigung behandelt, hat mir sehr gut gefallen. PM: Es geht ja nicht nur um Rassismus, sondern ganz generell um Klassenunterschiede – auch zwischen den weissen Frauen. IP: Aber bezüglich deiner Befürchtung, Männer könnten von diesem Buch nicht angesprochen werden, möchte ich noch

eine Bemerkung machen: Die Aufmachung des Buchs ist eine Katastrophe. Kein Mann fühlt sich von diesem Blümchen-Umschlag angesprochen. PM: Das stimmt. Auf dem englischsprachigen Original sind die schwarzen Kindermädchen abgebildet, aber das hier sagt gar nichts aus. IP: So kann ich dieses Buch keinem Mann in die Hand drücken. Dabei könnte es Männern ebenso gefallen. PM: Ich dachte schon, als Mann hättest du vielleicht Mühe mit dem Text. IP: Im Gegenteil: Ich finde es spannend, über Frauen zu lesen!

Light

Mocha Frappuccino blended beverage

Caramel Frappuccino blended beverage

Eine Empfehlung der Starbucks Coffeehouses in den Orell Füssli Buchhandlungen im Westside (Bern), im Kramhof und am Stadelhofen (Zürich). 38 – books – Mai 2011 © 2011 Starbucks Coffee Company. All rights reserved. Printed in Germany.


Buchtipps

Mr. Globetrotter Klaus Denart Klaus Denart ist so etwas wie der Guru aller modernen Abenteurer. Getrieben von einer unstillbaren Neugier und dem Verlangen, die eigenen Grenzen auszuloten, bereiste er mit fast nichts im Gepäck die halbe Welt. Den Blauen Nil befuhr er in einem hölzernen Sarg, den lateinamerikanischen Dschungel durchquerte er gar zu Fuss. Das Buch ist Denarts Lebensgeschichte, spannend und humorvoll erzählt. Mit jeder Seite legt der Autor ein Stück seiner selbst frei und erklärt, wie aus dem Abenteurer auch ein erfolgreicher Geschäftsmann für Outdoor-Ausrüstung wurde. Eine Autobiografie mit einem Vorwort des deutschen Überlebenskünstlers Rüdiger Nehberg – spannend wie ein Abenteuerroman!

Hape – Auf den Spuren des lustigsten Deutschen Alexandra Reinwarth Spätestens seit Hape Kerkeling zum Pilger wurde und «Ich bin dann mal weg» sagte, ist der wohl bekannteste deutsche Komiker auch hierzulande jedem ein Begriff. Doch Kerkeling blödelt und witzelt sich schon seit über 20 Jahren in verschiedensten Inkarnationen durchs Fernsehen: als Hannilein, Horst Schlämmer oder – unvergessen – als Königin Beatrix. Alexandra Reinwarth geht in der ersten Biografie über den immer freundlichen und noch immer bescheidenen Entertainer dem Phänomen Hape auf den Grund: Wie wurde er zum erfolgreichsten Entertainer Deutschlands? Woher nimmt er seine Ideen? Wie funktioniert Humor? Und: Was für ein Mensch ist Hape Kerkeling?

384 Seiten

256 Seiten

CHF 31.90

CHF 33.90

Irisiana

riva

ISBN 978-3-424-15081-0

ISBN 978-3-86883-139-9

Vegetarische Verführungen Wildkräuter & Wildfrüchte Udo Einenkel – Das Rezeptbuch Schon längst ist «vegetarisch» kein Schimpfwort mehr. Das Vorurteil vom Vegetarier als «Chörnlipicker» ist ebenfalls überholt, und Spitzenköche aus aller Welt lassen es sich nicht nehmen, kulinarische Leckerbissen der fleischlosen Art zu kreieren. Udo Einenkel ist überzeugter Vegetarier, Koch, Gesundheitsberater und Food-Fotograf – und damit prädestiniert, ein Kochbuch zusammenzustellen, das vor kulinarischer Fantasie und Frische nur so strotzt. Ob Vorspeisen, Hauptgerichte oder Desserts, in Einenkels Kreationen kommen nur die besten Bioprodukte, und zwar in Variationen, die einem schon beim Anblick der Bilder das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

Gertrud Scherf Wer sich mit heimischen Kräutern und Früchten auskennt und sein Wissen nutzt, hat das ganze Jahr über viel Abwechslung auf dem Tisch. Deshalb geht es im ersten Teil des Buchs auch darum, mit kompakten Steckbriefen das nötige Wissen zu vermitteln: Welche Kräuter und Früchte wachsen wann? Welches sind ihre Merkmale? Wann werden sie gesammelt? Wo kommen sie vor? Mit diesem Rüstzeug ist es anschliessend ein Leichtes, die nötigen Zutaten für die Rezepte zu besorgen. Bis zu acht Gerichte pro Monat werden Schritt für Schritt beschrieben: von der Waldmeister-Bowle über die Dostblüten-Polenta bis zum Gänseblümchen-Kartoffel-Salat und der Vogelmieren-Suppe.

220 Seiten

128 Seiten

CHF 39.90

CHF 27.90

BLV

BLV

ISBN 978-3-8354-0765-7

ISBN 978-3-8354-0718-3

books – Mai 2011 – 39


Orell Füssli

Orell Füssli hebt ab

Winterthur, die Zweite Ab jetzt vergehen Ferienreisen wie im Flug! Am 14. April 2011 öffnete die neue Orell-Füssli-Filiale im Airport Center des Flughafens Zürich. Auf 200 Quadratmetern finden hier Reisende und Pendler alles, was das Leseherz begehrt: Bestseller, Krimis, Kinderbücher, Sachbücher und so weiter – während 365 Tagen im Jahr. In dieser internationalen Umgebung sind natürlich viele Bücher in verschiedenen

Schon seit bald 15 Jahren sorgt Orell Füssli in Winterthur für Lesefutter. Seit dem 7. April 2011 hat sich das Angebot verdoppelt: In der hellen Filiale im neu gebauten Einkaufszentrum Rosenberg kommen Leseratten auf 300 Quadratmetern voll auf ihre Kosten. Neben dem breiten Sortiment an Büchern gibt es eine grosse Auswahl an Postkarten und Geschenkartikeln. «Wir freuen uns, dass wir mit der Eröffnung der zweiten Filiale in Winterthur unser Engagement für die Stadt deutlich machen können», sagt András Németh, Leiter Marketing der Orell Füssli Buchhandlungs AG. Übrigens: Das Hauptgeschäft an der Marktgasse wird gerade umgebaut und erstrahlt schon bald in neuem Glanz – «books» wird selbstverständlich darüber berichten!

Sprachen erhältlich. Zum reichhaltigen Angebot zählen auch E-Reader und Spiele für die ganze Familie. Und als zusätzliche Dienstleistung erhalten Kundinnen und Kunden nun auch die Möglichkeit, Bücher über www.books.ch zu bestellen und sie direkt am Flughafen abzuholen. Checken Sie ein!

Ein Muss für Krimifans Wer Krimis liebt, kennt die Internet-Plattform «Krimi-Couch» – oder sollte sie unbedingt kennen. Auf der Website tummeln sich täglich rund 14'000 Krimi-Fans. Sie informieren sich hier über ihre Lieblinge, suchen Empfehlungen und kommentieren Neuerscheinungen. Besonders attraktiv ist die Zuordnung der Krimis und ihrer Autoren nach Regionen: Wer wissen möchte, welche Krimis zum Beispiel in Bern spielen, findet hier detaillierte und professionell redigierte Angaben. Die neue Schweizer Ausgabe des Online-Magazins wird präsentiert von Orell Füssli; Bestellungen ab www.krimi-couch.ch führen direkt auf www.books.ch.

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Bronzemedaille für «Mein Altes ist mein Neues» Der BuchMarkt-Award ist der einzige Marketingpreis der Buchbranche. Er wird alljährlich auf der Leipziger Buchmesse verliehen. In der Kategorie «Buchhandelskommunikation des Jahres» wurde Orell Füssli im April die Auszeichnung in Bronze verliehen. Grund dafür war die Kampagne «Mein Altes ist mein Neues». Im Rahmen der Aktion konnten Lesefreunde im vergangenen Frühjahr einen alten Roman in einer der Filialen von Orell Füssli abgeben und dafür einen neuen mit 20 Prozent Rabatt wieder mitnehmen. Unser Bild zeigt Martin Fawer, Leiter Marketingkommunikation von Orell Füssli, mit dem Jury-Vorsitzenden Florian Andrews.


Orell Füssli

Ein Schellen-Ursli in Gold Die Geschichte vom kleinen Ursli, der sich aufmacht, die grösste Kuhglocke zu holen und damit an der Spitze des ChalandamarzUmzugs den Winter auszuschellen, fasziniert Kinder und Erwachsene gleichermassen − und dies schon seit über 60 Jahren. Fast noch berühmter als die Geschichte aus der Feder von Selina Chönz sind die Illustrationen des Bündner Grafikers Alois Carigiet. Sie dienten als Vorlage für das Sujet der Schweizer Goldmünze 2011, welche die Eidgenössische Münzstätte Swissmint jetzt herausgegeben hat. Die sorgfältige, detailreiche Gestaltung des Schellen-Urslis ist nur in einer streng limitierten Auflage erhältlich. Die Sonderprägung ist daher ein exklusives Geschenk von bleibendem Wert – sowohl für Numismatiker als auch für Freunde der weltberühmten Kinderbuch-Figur. Erhältlich ist die Münze in der Qualität «Polierte Platte» im Etui unter www.swissmint.ch.

Erik Brühlmann (Texte) und Marius Leutenegger (Fotos)

Hereinspaziert ins Buch! Bestimmt haben Sie schon einmal ein Buch «verschlungen» − aber haben Sie auch schon eines betreten? Wenn nicht, bekommen Sie vom 1. bis zum 30. September 2011 Gelegenheit dazu. Bevor die auf unserem Foto zu sehende Villa Mainau im Zürcher Seefeld einem Neubau weichen muss, wird sie nämlich mit dem angrenzenden Kino Razzia und unter der Regie von Orell Füssli zum begehbaren Buch umfunktioniert. Geplant ist ein multimediales Kulturhappening, das ganz im Zeichen des Buchs steht. Lesen, beobachten, betrachten, fühlen, riechen, schmecken, hören, kurzum: Bücherfreunde aller Altersklassen werden in der Villa Mainau die unendlich facettenreiche Welt der Bücher neu und anders entdecken können. Sie sind neugierig geworden? Dann lesen Sie in der nächsten Ausgabe von «books» mehr über das spannende Projekt.

Auf den Spuren einer Freundschaft zu Alberto Giacometti und anderen Künstlern. Ein bibliophiles Kleinod.

Renato Bergamin

Über Giacometti reden Begegnungen mit Eberhard W. Kornfeld und Ernst Scheidegger R e n a tR o e Bn ea rt go a B m ei rn g a m i n

Über Über Giacometti Giacometti reden reden Begegnungen Begegnungen mit mit Eberhard W. Kornfeld Eberhard W. Kornfeld und Ernst Scheidegger und Ernst Scheidegger BenteB l ie n t e l i

Mit einem Nachwort von Iso Camartin 111 Seiten, 15 Abbildungen 11,5 x 21 cm, Leinenband ISBN 978-3-7165-1677-5 CHF 28.90

Eberhard W.undKornfeld und Ernst Scheidegger Eberhard W. Kornfeld Ernst Scheidegger, Zürich 2010, Fotografie: Renato Bergamin „In einem dieser Wagen sollte damals auch Alberto Giacometti mitfahren und, Scheidegger zu hoher Geschwindigkeit anstachelnd, ein Gefühl der Berauschtheit offenbaren,www.benteli.ch eine Mischung aus Angst und 2011 – Staunen. Eigentlich unvorstellbar, aberbooks dennoch–einMai faszinierendes Bild. Damit waren wir bei Giacometti angelangt, und ich spürte, dass jener Mensch dem erzählenden Scheidegger nahe gestanden hatte, nahe steht, auch 30 Jahre nach seinem Tod.“

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Kinderwelt

Die Kinderwelt Im Frühjahr ist im Hauptgeschäft von Orell Füssli, im Kramhof an der Zürcher Bahnhofstrasse, eine neue Abteilung eröffnet worden: Die 300 Quadratmeter grosse Kinderwelt. Die jüngsten Leserinnen und Leser haben damit an Bedeutung gewonnen, und das schlägt sich jetzt auch in «books» nieder: Ab sofort erscheint in jeder Ausgabe eine Doppelseite über Kinder- und Jugendbücher. Text: Marius Leutenegger

Seit zwei Jahren gibt es im Kramhof eine ganz besondere Gruppe von Kindern und Jugendlichen: die Kramhof-Testleser. Wer dazugehört, kann sich während eines halben Jahres kostenlos Neuerscheinungen ausleihen. Über jedes gelesene Buch schreiben die jungen Leseratten dann eine Kritik, die in der Buchhandlung aufgehängt und von den Besucherinnen und Besuchern mit viel Interesse gelesen wird. Die Testleserinnen und -leser haben sich schriftlich um die Aufnahme in die Gruppe beworben und sind dann von den Buchhändlerinnen ausgewählt worden; im Moment gibt es eine lange Warteliste, deshalb werden vorübergehend keine neuen Bewerbungen mehr angenommen. Zur aktuellen, rund 20 Kinder umfassenden Gruppe gehört auch Nika Rordorf aus Zürich. Sie besucht die 6. Klasse der Primarschule und bereitet sich gerade auf die Gymi-Prüfung vor. Warum liest sie derart gern, dass sie sich als Testleserin beworben hat? «Wenn ich lese, vergesse ich alles um mich herum», meint die Zwölfjährige. «Ich tauche gern in andere Welten ein.» Besonders gefallen ihr spannende Bücher und Fantasy-Romane. «Ich mag Abenteuer zum Beispiel viel lieber als Liebesgeschichten, die sind nicht so mein Ding», sagt Nika. Daher empfiehlt sie allen jungen Leseratten und Bücherwürmern auch eine Serie voller Spannung und Fantasie: «Warrior Cats» von Erin Hunter. Nika: «Vier Clans von Katzen leben im Wald. Im Winter gibt es oft Krieg zwischen ihnen, weil die einen zu wenig zu essen haben und die anderen bestehlen. Im Mittelpunkt der Serie steht ein Kater, der sich vom einfachen Schüler zum Anführer emporarbeitet. In jedem Buch der Serie taucht ein neues Problem auf; mal brennt der halbe Wald nieder, mal kommen die Menschen und zerstören vieles. Jetzt ge42 – books – Mai 2011

rade lese ich das letzte Buch der Serie, das bislang veröffentlicht wurde – Band 9. Bald erscheinen aber weitere Folgen. Diese Serie habe ich als Testleserin entdeckt. Ich liebe sie, weil die Bücher schön formuliert und wirklich spannend sind. Ich finde, sie eignen sich für Buben und Mädchen – in meiner Klasse lesen jedenfalls auch viele Buben ‚Warrior Cats’.»

«Wenn ich lese, vergesse ich alles um mich herum. Ich tauche gern in andere Welten ein.» Ein Kollege von Nika in der TestleserGruppe ist David Ludescher. Der 15-Jährige aus dem Zollikerberg besucht das 2. Gymnasium in Zürich. Da seine Mutter in der Bibliothek arbeitet, hätte er problemlos Zugang zu vielen Büchern – «aber in der Bibi muss man immer auf die Neuerscheinungen warten». Als Testleser kommt er nun an Bücher heran, bevor diese offiziell erschienen sind. «Ich muss aber zugeben, dass ich jetzt weniger lese als früher, denn ich mache auch noch viele andere Dinge, gehe viermal pro Woche ins Rudertraining und treffe mich gern mit Kollegen.» Vor dem Einschlafen greift David aber weiterhin zu einem Buch. Damit es bei ihm ankommt, muss es vor allem spannend sein. «Ich mag Thriller, Krimis und Fantasy», sagt er. «Wichtig ist mir, dass das Buch keine Längen aufweist. Es muss nicht alles bis ins Detail beschrieben werden.» Sein gegenwärtiges Lieblingsbuch ist «Die Tribute von Panem» von Suzanne Collins. «Das Land Panem liegt in Nordamerika

In der Kinderwelt ist immer viel los: Zu den Attraktionen der neuen Kinderwelt im Kramhof zählen auch die vielen Veranstaltungen, die hier speziell für Kinder durchgeführt werden. Oft erhält die Kinderwelt prominenten Besuch – in diesem Frühling zum Beispiel von der Maus aus «Die Sendung mit der Maus», Käpt’n Sharky oder Papa Moll. Informationen über künftige Anlässe findet man unter www.books.ch > Veranstaltungen.


Kinderwelt

Der Bilderbuch-Tipp Irene Yoker, 53, lebt in Zürich-Altstetten. Die frühere Sozialpädagogin wollte schon immer bei Orell Füssli arbeiten. Sie begann mit einem Teilzeitpensum im Kundendienst, absolvierte dann einen «Seiteneinsteigerkurs» und arbeitet jetzt seit drei Jahren mit viel Leidenschaft als Buchhändlerin in der Kinderwelt. Die Mutter von drei Töchtern liebt vor allem Bilderbücher, denn «mich fasziniert die Kombination von Bild und Text». Inzwischen hat sie auch eine Sammlung jener Bücher, die ihr besonders gut gefallen, angelegt. Heute empfiehlt sie gleich zwei Bilderbücher. «Zuerst einmal ‚Lina quasselt’ von Anke Faust. Die Tiere veranstalten ein Seifenkistenrennen; Ente Lina quasselt die ganze Zeit, lenkt die anderen vom Basteln ab und kommt gar nicht dazu, selber eine Seifenkiste zu bauen. Als das Rennen startet, kann sie nicht mitmachen. Doch da beschliessen die Tiere: Lina soll Reporterin werden und das Rennen kommentieren! So kann die Ente ihre Stärke, die ihr fast zum Verhängnis geworden wäre, gut nutzen. Das Buch ist sehr schön in einer Mischtechnik aus Collage und Zeichnungen gestaltet – es gibt viel zu sehen und zu entdecken, und das gefällt Kindern natürlich genauso gut wie die reizende Geschichte. Meine zweite Empfehlung ist ‚Der Cowboy’ von Hildegard Müller, der Schöpferin der ‚Bärenfreunde’. Mir gefällt das Buch aus zwei Gründen: Es ist hübsch und kindsgerecht gezeichnet – und im Zentrum steht eine Figur, die in Kinderbüchern sonst kaum vorkommt, ein Cowboy. Allerdings ist dieser sehr coole Typ ein kleiner Junge. Er hilft einem Mädchen, ihren verlorenen Hund Toto zu finden und mit dem Lasso einzufangen. Für ihn ist alles ‚kein Problem’! Das Buch handelt davon, dass Kinder einander helfen – und mir gefallen Bücher mit solchen sozialen Aspekten.»

Lina quasselt Anke Faust

Der Cowboy Hildegard Müller

ab 4 Jahren 32 Seiten CHF 22.90 Nord-Sued

ab 4 Jahren 32 Seiten CHF 21.90 Carlsen

und wird von einer unerbittlichen Regierung geführt – dem Kapitol. Zur Strafe für eine Rebellion veranstaltet das Kapitol jedes Jahr die ‘Hungerspiele’. Dazu werden aus jedem der zwölf Bezirke ein Junge und ein Mädchen ausgelost und als so genannte Tribute in eine riesige Arena geschickt. Von den 24 Kindern darf nur eines überleben. Um ihre kleine Schwester vor diesem grausamen Schicksal zu bewahren, meldet sich Katniss freiwillig. Aus ihrem Bezirk wird auch noch Peeta ausgelost. Peeta und Katniss überleben – und tricksen das Kapitol aus ... Das Buch ist der erste Band einer Trilogie und sehr gut geschrieben, es wird einem keine Sekunde lang langweilig. Ich finde, es eignet sich für alle – denn es gibt spannende Kämpfe und erst noch eine Liebesgeschichte.»

Nika Rordorf, 6-Klässlerin mit Hang zu Abenteuergeschichten. Warrior Cats – Die neue Prophezeiung 02. Mondschein Erin Hunter ab 12 Jahren 310 Seiten CHF 25.90 Beltz & Gelberg

David Ludescher geht ins 2. Gymi und mag Bücher ohne Längen. Die Tribute von Panem 1: Tödliche Spiele Suzanne Collins ab 14 Jahren 414 Seiten CHF 29.90 Oetinger

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Kochbücher

Alte Gartenschätze – frisch auf den Tisch Wer sagt denn, der Mensch entferne sich immer mehr von der Natur? Heute ist das Bedürfnis stärker denn je, die ganze Vielfalt der Kräuter-, Gemüseund Früchtesorten zu erhalten. Das schlägt sich auch bei den Kochbüchern nieder: Prachtvolle Neuerscheinungen zeigen, welche kulinarischen Schätze die alten und vergessenen Sorten bergen. Text: Marius Leutenegger

1982 wurde in der Schweiz die Stiftung «Pro Specie Rara» ins Leben gerufen. Ihr Ziel: gefährdete Nutztierrassen und Kulturpflanzen vor dem Aussterben zu bewahren. Am Anfang fristete die Stiftung – wie die ganze grüne Bewegung – ein Schattendasein. Inzwischen aber ist sie zum Synonym einer umfassenden Entwicklung geworden: Sogar beim Grossverteiler findet man heute Gemüsesorten, die von Pro Specie Rara vor dem Aussterben bewahrt wurden. Der Erhalt der Artenvielfalt ist für uns überlebenswichtig. Gäbe es beispielsweise weltweit nur noch eine Reissorte, könnte bereits eine einzige Schädlingsart zur Katastrophe führen. Biodiversität beschert uns aber auch kulinarische Vielfalt. Vorbei die Zeiten, in denen nur Blumenkohl, Spinat, Tomaten und ein paar andere Gemüse auf den Tisch kamen: Die wiederentdeckten Sorten bringen neue Farben in den Teller! Wer zunächst einmal wissen möchte, welches diese alten und vergessenen Sorten sind, kann sich im Band «Alte Gemüse & Kräuter wiederentdeckt» informieren. Die beiden Autorinnen Marianne Buser und Antonia Koch präsentieren auf den ersten 50 Seiten ihres schönen Buchs die einzelnen Pflanzen in grossen Bildern und kurzen Texten. Hier erfährt man zum Beispiel, welche interessanten heimischen Gewächse vom Spinat verdrängt wurden: unter anderem die Gartenmelde und der Grüne Heinrich. Was ist Kardy? Wozu wurde einst Beinwell verwendet? Wie der 44 – books – Mai 2011

Titel schon andeutet, geht es in diesem Buch auch um Kräuter, die aus der Alltagsküche verbannt wurden. Holt man sie jetzt wieder zurück, bringen sie neuen Pfiff in bekannte Gerichte. Da das Buch einen gewissen didaktischen Anspruch hat, sind die Rezepte nach Jahreszeiten zusammengestellt – das ist für alle hilfreich, die vernünftigerweise Saisongemüse kaufen möchten. Jetzt wäre zum Beispiel gerade Zeit für ein Schaumsüppchen aus Mairüben, eine Hopfensprossen-Quiche oder eine Quarkcreme mit Löwenzahnblüten-«Honig». Die Namen der Gerichte weisen darauf hin, dass es in diesem Buch wirklich viel Ungewöhnliches zu entdecken gibt. Eine Reise zu verborgenen Schätzen der Natur bietet auch «Vergessene Gemüse», ein Kochbuch mit viel Persönlichkeit: Autorin Gabriele Redden plaudert sozusagen aus ihrem kulinarischen Nähkästchen. Sie erzählt uns, woher sie ihre Rezepte hat, wie die Gerichte ihren Gästen geschmeckt haben oder wie man sie variieren kann. Abgedruckt sind auch Briefe einer Freundin, die offenbar in die Schweiz gezogen oder Schweizerin ist und vom hiesigen Umgang mit den alten Sorten berichtet. Kombiniert mit hervorragenden Bildern macht das alles nicht nur Hunger, sondern auch Lust aufs Ausprobieren – man würde schon gern wissen, warum diese Variante eines Gerichts Frau Reddens Familie besser schmeckt als jene. Die Rezepte sind diesmal nach Gemüse sortiert; auf diese Weise erkennt man auch leicht, wie vielfältig die Wiederentdeckungen genutzt werden können. Und was für Rezepte sind das! Brennnessel-Soufflee, Mehrkohl-Tortilla, Steckrübensuppe mit Knödel – da kitzelt wirklich viel Neues den Gaumen. Der umfassendste Band zum Thema ist wohl das «Arche-Noah-Kochbuch der geretteten Obst- und Gemüsesorten». Der Verein Arche Noah ist das österreichische Pendant zu Pro Specie Rara. Seine Geschäftsführerin Beate Koller bietet

gemeinsam mit Fotograf Stefan Liewehr und Koch Johann Reisinger einen besonders umfassenden Einblick in die neue Welt der alten Gemüse; sie belegt die gesellschaftliche Bedeutung der ökologischen Vielfalt, schafft historische Bezüge oder gibt Tipps zu Gemüseanbau und Bezugsquellen, denn viele alte Sorten sind ja nicht einfach zu kriegen. Die Autoren bleiben konsequent im Garten: Die Gerichte wurden alle im Pavillon des Arche-Noah-Schaugartens nordwestlich von Wien zubereitet. Sie sind währschaft und gesund; manchmal lässt sich ein gewisses «Chörnlipicker»-Kolorit nicht ganz verleugnen, aber das Buch präsentiert wirklich originelle Ideen. Oder haben Sie schon einmal Kartoffeln und Zwiebeln in Lehm eingepackt und dann in der Glut eines Feuers gegart? Oder Fenchel zu Pudding verarbeitet? Oder Taglilienblüten mit Honig und Frischkäse gefüllt? Sehen Sie. Allen drei vorgestellten Büchern ist gemein, dass sie zu Experimenten inspirieren. Und dass sie sich nicht nur für Vegetarier eignen, sondern auch zeigen, wie sich Fleischund Fischgerichte mit Beilagen aus Wiederentdeckungen bereichern lassen. So wird Biodiversität für alle zum Genuss!

Alte Gemüse & Kräuter wiederentdeckt Marianne Buser, Antonia Koch 183 Seiten CHF 35.90 Fona

Vergessene Gemüse Gabriele Redden 124 Seiten CHF 25.90 Bassermann

Arche Noah Kochbuch Beate Koller, Johann Reisinger, Stefan Liewehr 203 Seiten CHF 52.00 Christian Brandstätter


Kochbücher

Für Sie probiert: Portulak-Gnocchi (Rezept aus dem links besprochenen Buch «Vergessene Gemüse» von Gabriele Redden)

Für 4 Personen: Zutaten: 500 g Portulak 150 g Ricotta 50 g geriebener Gouda 1 Ei 1 Eigelb Salz, Pfeffer, Muskatnuss 120 g Mehl 3 EL Butter frisch geriebener Parmesan Zubereitung: Den Portulak verlesen, waschen, trocken tupfen und fein hacken. Mit Ricotta, Gouda, Ei, Eigelb, Salz, Pfeffer und Muskatnuss vermischen. Nach und nach so viel Mehl daruntermischen, dass ein geschmeidiger Teig entsteht. Mit einem Teelöffel kleine Gnocchi abstechen und sie portionenweise in siedendem Salzwasser garen. Die Gnocchi herausnehmen, sobald sie an die Oberfläche steigen. Eine feuerfeste Form mit Butter ausfetten. Gnocchi hineingeben und rütteln, damit sie rundherum gebuttert werden. Mit Parmesan bestreuen und im vorgeheizten Backofen bei 220 Grad 8 Minuten lang überbacken.

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DVD 4

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Heartbreakers – der Auftragslover

The Tourist Actionkomödie

1

Komödie

Hereafter – Das Leben danach

Burlesque Musikfilm

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Drama

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Der Amerikaner Frank (Johnny Depp) reist quer durch Europa, um seine unglückliche Liebe zu vergessen. Im Zug von Paris nach Venedig trifft er die wunderschöne Elise (Angelina Jolie), die sich scheinbar zu ihm hingezogen fühlt. Was er nicht weiss: Es handelt sich nicht um eine Zufallsbegegnung, und als Elise nach einer gemeinsamen Nacht wieder verschwindet, findet sich Frank in einem gefährlichen Abenteuer wieder – gejagt von der Polizei und von russischen Killern.

Alex ist ein professioneller Herzensbrecher: ein Auftragsverführer, der Frauen die Augen öffnen und die Männer an ihrer Seite als grossen Fehler enttarnen soll. Eigentlich ist das ein Job wie jeder andere – bis die junge, erfolgreiche Juliette (Vanessa Paradis) auftaucht. Sie ist kurz davor, mit ihrem steinreichen Verlobten die perfekte Hochzeit zu feiern. Der Job, die beiden auseinanderzubringen, endet mit Verfolgungsjagden, Tanzeinlagen und Handgreiflichkeiten.

Die Provinzsängerin Ali (Christina Aguilera) träumt von der grossen Musikkarriere. Sie zieht nach Los Angeles und entdeckt dort das «Burlesque» − einen glamourösen Nachtklub mit heissen Tänzern und noch heisserer Musik. Doch zu mehr als einem Job als Kellnerin im Klub reicht es zunächst nicht. Erst als Besitzerin Tess (Cher) in finanzieller und künstlerischer Not eine neue, grosse Stimme sucht, schlägt endlich Alis grosse Stunde.

George (Matt Damon) besitzt seit seiner Kindheit eine besondere Verbindung zum Jenseits. Die französische Journalistin Marie (Cécile de France) wird durch ein Nahtoderlebnis traumatisiert. Der Schüler Marcus verliert den Menschen, der ihm am meisten bedeutet. Alle drei sind auf der Suche nach der Wahrheit. Als sich ihre Wege kreuzen, machen sie durch ihren Glauben an ein Leben nach dem Tod fundamentale Erfahrungen. Inszeniert von Oscar-Preisträger Clint Eastwood.

CHF 27.90

CHF 28.90

CHF 26.90

CHF 28.90

ab 12 Jahren

ab 12 Jahren

ab 6 Jahren

ab 12 Jahren

EAN 7619965022113

EAN 7619965022281

EAN 4030521723610

EAN 5051890027030

Blu-Ray: 7619965022120

Blu-Ray: 5051890027054

Blu-Ray: 5051890027184

Blu-Ray: 8717418296735

Die Chroniken von Narnia: Die Reise auf der Morgenröte

Drei

Nowhere Boy

TRON Legacy

Drama

Drama

Science Fiction

6

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7

Drama

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Hanna und Simon sind seit 20 Jahren ein Paar. Die beiden Berliner leben nebeneinander und miteinander, sind attraktiv, modern, gereift, kinderlos, kultiviert – und ernüchtert. Sie haben viel hinter sich, Kinderwunsch, Fehlgeburten und Fremdgehen inklusive. Dann verlieben sich beide, ohne voneinander zu wissen, in denselben Mann. Heimlich führen Hanna und Simon ihre Affären mit Adam, bis Hanna schwanger wird und die drei Beziehungen zu zerbrechen drohen.

Liverpool in den 1950er-Jahren: Der 15-jährige John Lennon hat genug von der Schule und vom Leben bei der strengen Tante Mimi. Doch dann trifft er seine Mutter Julia, die ihn vor zehn Jahren verliess. Julia bringt ihrem Sohn das Banjospiel bei und führt ihn in die aufregende Welt des Rock’n’Roll ein. John gründet eine Band und lernt den talentierten Paul McCartney kennen – doch Musik, Mutter und Tante sorgen dafür, dass Johns Leben zur Zerreissprobe wird.

Vor vielen Jahren verschwand der Computervisionär Kevin Flynn (Jeff Bridges) spurlos in einem Computerspiel. Sein Sohn Sam empfängt eines Tages ein seltsames Signal aus der alten Spielhalle seines Vaters. Er untersucht es – und wird in die digitale Welt gezogen. Mit seinem Vater und der Kriegerin Quorra begibt er sich auf eine gefährliche Reise durch eine Welt, die Kevin Flynn einst selbst geschaffen hat. Die opulente Fortsetzung des Sci-Fi-Klassikers TRON.

Lucy und Edmund warten sehnsüchtig darauf, endlich wieder nach Narnia gerufen zu werden. Und tatsächlich: Plötzlich finden sie sich gemeinsam mit ihrem schrecklichen Cousin Eustachius an Bord der «Morgenröte» wieder, dem Schiff von König Kaspian. Mit der Kraft der sieben Lords und ihrer verschollenen Schwerter müssen Lucy, Edmund und Eustachius die bösen Mächte zurückschlagen, die jede beliebige Gestalt annehmen können ...

CHF 25.90

CHF 23.90

CHF 28.90

CHF 31.90

ab 12 Jahren

ab 12 Jahren

ab 12 Jahren

ab 6 Jahren

EAN 5051890027160

EAN 7613059305410

EAN 8717418296612

EAN 8712626998563

Blu-Ray: 8712626998570

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Veranstaltungen von Orell Füssli Lesung von Arno Geiger: «Der alte König in seinem Exil» in Zusammenarbeit mit dem Kaufleuten Freitag, 27. Mai 2011, 20 h Kaufleuten, Pelikanplatz 18, 8001 Zürich

Neueröffnung Winterthur mit vielen Attraktionen Freitag, 17. Juni, und Samstag, 18. Juni 2011 Orell Füssli Winterthur, Marktgasse 3, 8400 Winterthur

Ausstellung: «Taxi» von Oliver Perrottet und Miklos Gimes im Juni im Orell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8022 Zürich

Wo ist Walter? Kinder suchen die Figur von Walter im Laden Freitag, 17. Juni 2011, 14-16 h Orell Füssli Winterthur, Marktgasse 3, 8400 Winterthur

Lesung von Doris Knecht: «Gruber geht» Dienstag, 7. Juni 2011, 20.30 h Orell Füssli am Bellevue, Theaterstrasse 8, 8001 Zürich

Globi, Papa Moll und ein Zirkus viel Besuch und Attraktionen in der Kinderwelt Samstag, 18. Juni 2011, 11-15 h Orell Füssli Winterthur, Marktgasse 3, 8400 Winterthur

Buchvernissage: «Taxi» von Oliver Perrottet und Miklos Gimes, mit Patrick Frey Donnerstag, 9. Juni 2011, 18 h Orell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8022 Zürich

Hörbuchvernissage mit Peter K. Wehrli: «Katalog von Allem» Mittwoch, 29. Juni 2011, 20.30 h Orell Füssli am Bellevue, Theaterstrasse 8, 8001 Zürich

Buchpräsentation: «Neue Menschen» von Rico Scagliola und Michael Meier, mit Patrick Frey Donnerstag, 16. Juni 2011, 18 Uhr Orell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8022 Zürich Warme Nacht Gay Life bei Orell Füssli mit Ralf König, Nina Queer und Simon Froehling. Musik: Djane beatween Donnerstag, 16. Juni 2011, 20.30 h Orell Füssli am Bellevue, Theaterstrasse 8, 8001 Zürich

Autogrammstunde mit Claude Jaermann und Felix Schaad: «Eva» Samstag, 2. Juli 2011, 14 h Orell Füssli Winterthur, Marktgasse 3, 8400 Winterthur Abenteuer von Zauberwicht Kien Zappu mit Märlitante Barbara Burren für Kinder ab 4 Jahren Mittwoch, 6. Juli 2011, 14-17 h Orell Füssli Westside, Gilberte-de-Courgenay-Platz 4, 3027 Bern

Abheben mit dem «KiBuK»! Das «KiBuK» erzählt Kindern ab 6 Jahren Geschichten über das Abheben, Mutigsein und Weltentdecken. Mittwoch, 10. August 2011, 15-16 h Orell Füssli Westside, Gilberte-de-Courgenay-Platz 4, 3027 Bern Business talk with Alexander Osterwalder about his book «Business Model Generation A Handbook for Visionaries, Game Changer and Challengers» Thursday 25th August at 8:15 pm Orell Füssli The Bookshop, Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich Märlistunden für Kinder ab 3 Jahren p Jeden letzten Samstag im Monat um 11 h: Orell Füssli Luzern, Frankenstrasse 7-9, 6003 Luzern p Jeden letzten Samstag im Monat um 10.30 h: Orell Füssli Frauenfeld, Bahnhofstrasse 70/72, 8500 Frauenfeld p Jeden ersten Samstag im Monat um 14 h: Orell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8022 Zürich p Jeden ersten Samstag im Monat um 10 h: an hour full of stories, fun and activities Orell Füssli The Bookshop, Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich Kinderspezialprogramme in verschiedenen Buchhandlungen von Orell Füssli – ausführliche Informationen unter www.books.ch.

Mehr Veranstaltungen und Informationen finden Sie auf www.books.ch/veranstaltungen.

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Schicken Sie uns Ihr Manuskript – es kommt in gute Hände! R.G.Fischer macht Bücher erfolgreich – seit über drei Jahrzehnten. Biographien, 48 – books –Romane, Mai 2011Erzählungen, Gedichte, Ratgeber, Sachbücher u. a. 48 – books – Mai 2011 Kurze Beiträge passen vielleicht in unsere hochwertigen Anthologien.

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books – Mai 2011 – 49


Kolumne Wenn Leute, denen ich unterwegs begegne, wissen möchten, wie ich schreibe, sind sie von der Antwort meistens enttäuscht. Menschen, die selber nicht schreiben, möchten von einem Berufsschreiber hören, er suche ein abgeschiedenes Plätzchen auf, wo ihn höchstens Vogelgesang akustisch begleitet. Dort soll der Poet dann auf die Eingebung warten – und seine edlen Gedanken mit Feder und Tinte in ein Wachstuchheft schreiben, sobald sie eintritt. Sage ich dann, ich besässe kein Wachstuchheft, flüssige Tinte sei der natürliche Feind des Linkshänders und mein Schreibtisch stehe in einem Grossraumbüro, beginnen die Leute an meiner beruflichen Legitimation zu zweifeln. Vielleicht ist das gar kein richtiger Schriftsteller, höre ich sie denken. Die Romantik ist eine literarische Epoche des ausgehenden 18. Jahrhunderts, die

Frage selbst hat mich zu dieser Abweichung verleitet. Die Frage, wie ich meine tägliche Arbeit ausführe, interessiert nur, weil ich Schriftsteller bin. Früher, als ich eine andere Arbeit verrichtete, wurde ich nie gefragt, wie ich sie verrichte, ob ich friere im Winter, ob ich mit einer Mailänderkelle oder mit einer Hamburgerkelle den Mörtel aufziehe, ob ich das Senkblei der Wasserwaage vorziehe und welches Medikament ich bei Rückenschmerzen einwerfe. Dabei gäbe es zur Verrichtung handwerklicher Arbeit einiges zu erzählen.

Umgebungslärm reagiere, ist es Zeit aufzuhören. Meist packe ich dann meine Texte ein und fahre zu einer Lesung. Ob der Tag produktiv war oder nicht, kümmert mich weniger. Die Erfahrung hat mich gelehrt, nicht einen Tag für sich allein zu beurteilen, sondern immer weiterzuschreiben.

Mein Schreiben dagegen ist eine unspektakuläre Verrichtung. Ich fahre zum Arbeitsplatz, der sich im bereits erwähnten Grossraumbüro in einer ehemaligen Fabrik befindet. Neben mir arbeitet ein Illustrator und auf der anderen Seite eine Grafikerin. Jeden Tag nehme ich mir vor, wie viele

Schweizer Autorinnen und Autoren erzählen in books, wie sie schreiben. Heute: Pedro Lenz nach wenigen Jahrzehnten überholt war. Was von dieser Epoche übrigblieb, ist das Bild des Künstlers als Genie, das einen direkten Draht zu den Göttern hat. Daher kommt auch die Idee vom sensiblen Künstler, der auf einen göttlichen Funken wartet und mit Schnüerlischrift schwere Gedanken zu Papier bringt. An Autorenlesungen stelle ich oft fest, dass einige Kollegen alles tun, um dieses Bild zu konservieren. Die übertriebene Ernsthaftigkeit jeder Geste, die innere Distanz zum Publikum, das Kaschieren mangelnder Vorbereitung durch gespielte Zerstreutheit, das sind lauter Attitüden, die den Mitmenschen sagen wollen: «Seht her, bestaunt mich und mein Werk, ich bin ein vom Himmel mit einer besonderen Gabe Gesegneter.» Würde jeder, der gut schnitzen, gut gärtnern oder gut verkaufen kann, ein solches Gehabe um seine berufliche Qualifikation machen, wäre unser Alltag eine unerträgliche Eitelkeitsshow. Aufmerksame Leserinnen und Leser merken, dass ich vom Thema abgewichen bin – also von der Frage, wie ich schreibe. Die 50 – books – Mai 2011

Stunden ich schreiben will. Habe ich weniger als zwei Stunden Zeit, ist es schwierig, in die Gänge zu kommen. Will ich mehr als sechs Stunden schreiben, überschreite ich die Möglichkeiten meiner Konzentrationsfähigkeit. Meistens beginne ich am Vormittag ungefähr gegen neun Uhr. Die Regelmässigkeit hilft mir, mich nicht zu verzetteln. Dann entscheide ich, welche Textsorte ich am betreffenden Tag schreibe. Will ich beispielsweise eine Kolumne verfassen, entwerfe ich, bis ich zu wissen glaube, wie sie werden soll. Dann lege ich los. Wie lange ich für die Kolumne brauche, weiss ich erst, wenn ich fertig bin. Bleibt mir dann noch Zeit, schreibe ich vielleicht an einer längeren Arbeit. Merke ich aber, dass die innere Aufmerksamkeit nachlässt, lasse ich es bleiben und verrichte dafür administrative Arbeiten. Während ich an einem Text arbeite, bin ich lärmunempfindlich. Da können die anderen Leute im Büro telefonieren oder plaudern, nichts davon dringt bis zu mir. Sobald ich jedoch merke, dass ich auf den

Pedro Lenz, 46, lebt in Olten. Nach seiner Maurerlehre holte er auf dem zweiten Bildungsweg die Matura nach und studierte einige Semester lang an der Universität Bern. Seit zehn Jahren ist er hauptberuflich Dichter, Schriftsteller sowie Kolumnist für so unterschiedliche Publikationen wie «Sonntag», «Neue Zürcher Zeitung» und «WoZ». Sein 2010 erschienener Romanerstling «Der Goalie bin ig» wurde mit dem Literaturpreis des Kantons Bern ausgezeichnet und für den Schweizer Buchpreis nominiert. Der Goalie bin ig 183 Seiten CHF 25.90 Der gesunde Menschenversand


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