Das Magazin der Orell Füssli Buchhandlungen Nr. 2/2012
« Ich versuche, jeden Tag eine Regel zu brechen» Interview mit Michael Ondaatje
Ihr persönliches Exemplar – mit Wettbewerb!
Ein Haufen Juwelen Porträt von
Fred Vargas
Spezial: Reiseführer Gebrauchsanweisungen für die Welt Grosser Sinnsucher voller Widersprüche Neue Biografien über Hermann Hesse
Reisekompetenz 10 Die neuen Travelhouse Kataloge sind genauso spannend und inspirierend wie gute Reisef체hrer.
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Travelhouse vereint zehn hochkar채tige Reisespezialisten:
Editorial | 3
4
Notizen
Seite 10 «Ich versuche, jeden Tag eine Regel zu brechen»
Losziehen und entdecken
Interview mit Michael Ondaatje 14 Zeitvertreib mit Stil Besondere Bücher
Liebe Leserin, lieber Leser Den britischen Schriftsteller Aldous Huxley kennen wir vor allem wegen seiner düsteren Zukunftsvision «Schöne neue Welt». Von ihm stammen auch einige kluge Sinnsprüche. Zum Beispiel dieser hier: Das Ziel des Reisens sei zu «entdecken, dass alle unrecht haben mit dem, was sie über andere denken».
18 Grosser Sinnsucher voller Widersprüche Vor 50 Jahren starb Hermann Hesse
Seite 20 Ein Haufen Juwelen Die französische Krimiautorin Fred Vargas
Tatsächlich geht es ja den meisten von uns so: Wir sind stolz darauf, wenn wir ein Land individuell erobern können. Haben Sie nicht auch schon einmal den Satz fallen lassen, Sie hätten in den Ferien eine Attraktion fernab der Touristenströme entdeckt? Und dann erst die schlitzohrige Freude, wenn man merkt: Im Reiseführer war die charmante Trattoria, auf die man zufällig stiess, nicht einmal vermerkt! Heute ist es allerdings gar nicht so einfach, auf der anderen Seite der Erde noch echtes Neuland zu betreten und jene, die vorher hier waren, Lügen zu strafen. Denn noch nie waren die Reiseführer so gut wie heute. Die Autoren müssen sich im Zeitalter des Internets gewaltig strecken, wollen sie echten Mehrwert bieten – und sie tun das auch. Die Originalität ihrer Bücher ist imponierend, und deshalb widmen wir ihnen in dieser Ausgabe einen achtseitigen Spezialteil. Doch keine Angst: Die Welt verändert sich laufend. Losziehen und eine eigene Wahrheit finden, das können wir immer noch!
Seite 23 Spezial: Reiseführer 32 Kaffeepause Die Debatte 36 Fantastisch! Fantasy-Neuerscheinungen 40 Kinderwelt So werden Jungs zu Leseratten 42 Mein Buch 43 Neues von Orell Füssli 44 Aller Anfang ist einfach Kochbücher für Einsteiger 48 Kreuzworträtsel 49 Veranstaltungen 50 Kolumne So schreibe ich – von Michèle Minelli
Ihr András Németh Mitglied der Geschäftsleitung
Die nächste Ausgabe von Books, dem Magazin der Orell-Füssli-Buchhandlungen, erscheint am 14. September 2012. Sie erhalten Books kostenlos in jeder Filiale. Bestellungen nehmen wir gern entgegen über www.books.ch, orders@books.ch und Telefon 0848 849 848. Buchhandlungen von Orell Füssli finden Sie in Basel, Bern, Frauenfeld, St.Gallen, Winterthur und Zürich sowie am Flughafen Zürich.
Preisänderungen vorbehalten. Unsere aktuellen Verkaufspreise und eine umfassende Auswahl an Büchern, Filmen und Spielen finden Sie auf www.books.ch.
Impressum Herausgeber: Orell Füssli Buchhandlungs AG, Dietzingerstrasse 3, Postfach, 8036 Zürich Gesamtherstellung: Media Tune AG, Zürich Redaktion: Die Blattmacher GmbH, Zürich Gestaltungskonzept/Layout: Strichpunkt GmbH, Winterthur Coverfoto: Ian Rutherford / Keystone Alle so gekennzeichneten Bücher sind auf www.books.ch auch als eBook erhältlich.
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Books Nr. 2/2012
Notizen Marius Leutenegger
2009 wurde Hilary Mantel für ihren Roman «Wölfe» mit dem Booker Prize ausgezeichnet, dem wichtigsten britischen Literaturpreis. Das Aufsehen, das dieser Roman weltweit auslöste, hat dazu geführt, dass jetzt endlich auch ein älteres Buch der britischen Autorin auf Deutsch vorliegt: «Brüder», veröffentlicht bei Dumont. Die Originalausgabe «A place of greater safety» erschien 1992. Auf rund 1000 Seiten malt Hilary Mantel das Panorama eines der wichtigsten historischen Ereignisse über-
© Patric Sandri, unter Verwendung von Filmstills (Edgar Rice Burroughs Inc.)
haupt, der französischen Revo lution. Im Mittelpunkt stehen die jungen Revolutionäre Danton, Robespierre und Desmoulins. «Brüder» zeigt bereits alle Stärken, die auch «Wölfe» auszeichneten: Die Autorin verknüpft historische Fakten auf so attraktive und 100 Jahre ist es her, dass der erste Band von «Tarzan» erschien. Der Dschungelheld ist
unterhaltsame Weise mit eigenen
eine Erfindung des Abenteuerschriftstellers Edgar Rice Burroughs, der von 1875 bis 1950
Ideen, dass man das Buch nicht
lebte und insgesamt 24 Tarzan-Romane verfasste. Auch das Science-fiction-Abenteuer
mehr zur Seite legen kann. Sie
«John Carter», das Disney kürzlich einen der teuersten Flops der Kinogeschichte be-
nutzt dabei den Spielraum, den ihr
scherte, stammt übrigens aus der Feder von Burroughs. Vermutlich machte das Tarzan-Epos wohl vor allem in einer Zeit
die Geschichte lässt, denn über die drei Männer, die von ihrer
Eindruck, als das Reisen in die entlegensten Winkel der Erde noch
eigenen Revolution gefressen
keine Selbstverständlichkeit war – doch die Geschichten versprü-
wurden, ist nur wenig bekannt.
hen noch heute viel Charme. Zum Jubiläum veröffentlicht der Zür-
Auch formal schöpft Hilary
cher Verlag Walde+Graf jetzt gleich drei Tarzan-Romane im Schu-
Mantel aus dem Vollen: Sie
ber: den Erstling «Tarzan bei den Affen» sowie die Raritäten «Tarzan und der Verrückte» und «Tarzan und der Schiffbrüchige». Wie immer bei Publikationen von Walde+Graf spielen die Il-
bietet intime Einblicke, herrliche Dialoge, überraschende Wendun-
lustrationen eine herausragende Rolle – in diesem Fall stammen
gen, plausible Spekulationen.
sie vom Ustermer Patric Sandri.
Historische Fiktion vom Feinsten!
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Leute, die das mögen, mögen auch ...
Oft ist die letzte Seite eines Buchs jene, die man am wenigsten mag – weil man nicht möchte, dass das Lesevergnügen schon zu Ende ist. Glücklicherweise gibt es Fachleute, die einem in solchen Momenten Bücher mit vergleichbaren Qualitäten empfehlen können – Fachleute wie Bettina Zeidler von Rösslitor Bücher in St.Gallen. Die Germanistin absolvierte vor sechs Jahren ein Praktikum im Rösslitor und ist seither begeisterte Buchhändlerin. Ihr gefallen vor allem Thriller und Krimis; sie hat aber auch noch andere Vorlieben, wir ihr aktueller Tipp verrät.
«Immer wieder fragen mich Kundinnen und Kunden: Gibt es etwas, das sich mit ‹Tauben fliegen auf› vergleichen lässt? Der Roman von Melinda Nadj Abonji hat ein sehr breites Publikum angesprochen und aus gutem Grund den Schweizer und den Deutschen Buchpreis gewonnen: Es ist beeindruckend, mit wie viel Leichtigkeit, Lebhaftigkeit und Witz die Autorin die Migration aus Sicht eines Mädchens beschreibt. Jetzt endlich ist ein Buch erschienen, das ich mit gutem Gewissen allen Fans von ‹Tauben fliegen auf› empfehlen kann: ‹Der Russe ist einer, der Birken liebt›. Ich habe den bei Hanser erschienenen Debütroman von Olga Grjasnowa innerhalb von zwei Tagen gelesen und finde ihn einfach genial. Er ist zugleich tragisch und komisch, steckt einerseits voller Witz und andererseits voller Weisheit. Wie Abonji erzählt auch Grjasnowa eine Migrantinnen-Geschichte. Ihre Mascha ist Jüdin und ein Produkt der multikulturellen Gesellschaft; sie stammt aus Aserbeidschan und hat in Russland, Polen und Israel gelebt. Jetzt wohnt sie in Deutschland und durchlebt dort eine schlimme Erfahrung: Ihr Lebenspartner Elias stirbt wegen einer dummen Verletzung, die er sich beim Fussballspiel zugezogen hat. Erstmals muss sich Mascha ihrer Situation stellen. Das Buch beschreibt das atemberaubende Leben der jungen Generation in Zeiten der Globalisierung – ein Leben zwischen Weltoffenheit, Traditionsbewahrung und Identitätssuche. Den Schreibstil von Olga Grjasnowa finde ich sehr erfrischend, ihr rundum gelungenes Buch hat mich bewegt und gut unterhalten.»
Als Robert Gernhardt 2006 im Alter von 69 Jahren starb, verlor Deutschland einen klugen und sehr kreativen Kopf: Der Schriftsteller, Zeichner und Maler gehörte zu den Redakteuren der legendären Satire-Zeitschrift Pardon und zu den Gründern der gar noch etwas legendäreren Satire-Zeitschrift Titanic. Er war einer der wichtigsten zeitgenössischen Dichter – und erst noch, was kaum jemand weiss, während Jahren der Haupttexter des Komikers Otto Waalkes. Die Edition Büchergilde hat nun ein paar schöne Texte aus dem riesigen Werk von Gernhardt herausgezupft, sie von Rudi Hurzlmeier kongenial illustrieren lassen und alles in den Band «Wenn schöne Frauen morgens sich erheben» gepackt. Ein Buch, das Spass macht – denn Gernhardt ist ein guter Beobachter und sagt endlich einmal all das, was man selber auch schon lange dachte. Nur drückt er es viel besser aus, als man das selber je gekonnt hätte.
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Books Nr. 2/2012
Jahrestage
© Beowulf Sheehan-PEN American Center
Diesen Sommer kommen ältere Rock- und Popfans mit Feiern kaum mehr nach. Am 1. Juni wird Ron Wood 65 Jahre alt – und am 12. Juli ist es genau 50 Jahre her, dass dessen Band, die Rolling Stones, ihren ersten Auftritt hatte. Dazwischen feiert der Beatle Sir Paul McCartney seinen 70. Geburtstag, nämlich am 18. Juni. Das alles geht natürlich auch am Buchhandel nicht spurlos vorbei. Hervorheben möchten wir unter den Neuerscheinungen «The Rolling Stones at Fifty» des Rock-Historikers Richard Havers, erschienen bei Prestel, und «Paul McCartney» von James Kaplan. Wer nur ein Buch besitzen, aber viel über beide Bands erfahren möchte, kauft sich am besten «Beatles gegen Rolling Stones – die grossen Rock’n’Roll-Rivalen», erschienen bei Hannibal.
Ein weiterer Sir, der einen runden Geburtstag feiert, ist Salman Rushdie – am 19. Juni wird er 65 Jahre alt. Sein Name wird wohl für immer mit einer Fatwa verknüpft bleiben: Wegen seines Romans «Die satanischen Verse» wurde Rushdie 1989 vom iranischen Staatsoberhaupt Khomeini zum Tode verurteilt. Seither hat der britische Autor indischer Herkunft unter Polizeischutz und in erzwungener Isolation gelebt. Das hat ihn aber nicht davon abgehalten, weiterhin hervorragende Literatur zu verfassen – zuletzt den Roman «Luka und das Lebensfeuer», der demnächst auch als Taschenbuch erscheint. Gegenwärtig arbeitet Salman Rushdie an seinen Memoiren, auf die man sich freuen darf: Da schreibt ein Könner über ein schillerndes Leben!
cher Mystik. Wer mehr über den Schriftsteller erfahren möchte, braucht einen DVD-Player. Denn soeben ist ein Dokumentarfilm über den Schriftsteller erschienen, «Paulo Coelho – mein Leben».
Gleich zwei Illustratoren, die unzählige Bücher verkauft haben, feiern im August ihren 80. Geburtstag: am 4. August Mordillo und am 17. August Sempé. Der Argentinier Guillermo Mordillo wurde in Buenos Aires geboren. Er arbeitete als Werbegrafiker in Lima und als Trickfilmzeichner in New York, ehe er sich in Frankreich niederliess. Ab 1970 machten ihn seine hu-
Am 2. August wird die erfolgreichste Schriftstellerin Lateinamerikas 70 Jahre alt: Isabel Allende. Die chilenische Feministin hat bislang über 50 Millionen Bücher verkauft. Weltweit berühmt wurde sie dank «Das Geisterhaus». Der Roman ist typisch für Allendes Werk, denn er verknüpft eine Familiengeschichte mit historischen Bezügen und Sozialkritik. Im August erscheint der neue Roman von Isabel Allende, «Mayas Tagebuch». Wieder geht es um die Geschichte einer Familie, die untrennbar mit jener eines Landes verflochten ist.
Wenn wir schon bei lateinamerikanischen Geburtstagskindern sind, darf dieses nicht unerwähnt bleiben: Paulo Coelho wird 65 Jahre alt – am 4. August. Der Brasilianer wollte schon früh Autor werden, aber erst die Begehung des Jakobswegs 1986 – und die Aufzeichnung dieser Erfahrung – begründete seine Erfolgskarriere. 1988 folgte mit «Der Alchimist» der weltweite Durchbruch. Seither liefert Coelho regelmässig neue Bücher ab, die vom Publikum geliebt und vom Feuilleton eher belächelt werden. Zumeist handeln sie von metaphysischen Erfahrungen und christli-
moristischen Zeichnungen mit den markanten rundlichen Männchen welt berühmt; ein Grund für den internationalen Erfolg ist wohl, dass Mordillos Witzzeichnungen völlig ohne Worte auskommen. In diesem Jahr dürfte ein ewiger Bestseller von Mordillo wieder einige Male verschenkt werden: «Mordillo für Fussballer», erschienen bei Lappan. Weit weniger grell ist das illustrative Werk von Jean-Jacques Sempé. Er zeichnet mit leichter Hand und feinem Strich vor allem für französische Zeitschriften und den «New Yorker». Sein berühmtestes Werk ist «Der kleine Nick», den er zusammen mit AsterixAutor René Goscinny schuf. Im deutschen Sprachraum wird Sempé von Diogenes verlegt; zum soeben erschienenen Lesebuch «Gartenglück» steuerte er die Illustrationen bei.
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Sterben Delphine in einem Vergnügungspark, ist das Entsetzen riesig. Doch die Empörung über die toten Meeressäuger mutet eigenartig an angesichts des gigantischen Leids, das der Mensch an Tieren verursacht. Jedes Jahr sterben weltweit sage und schreibe 60 Milliarden Tiere durch Menschenhand. Noch grösser ist die Zahl jener Hunde, Vögel, Fische oder Kühe, die unter Rücksichtslosigkeit, Sadismus, Nachlässigkeit oder falsch gelebter Zuneigung leiden. Wie ist dieser Widerspruch zu erklären? Oder anders gefragt: «Wieso Hähnchenschenkel, aber kein Kanarienvogel im Speckmantel?» Dem geht der ehemalige Zürcher Tieranwalt Antoine F. Goetschl nach – in seinem leidenschaftlichen Plädoyer «Tiere klagen an», das bei Scherz erschienen ist. In betont sachlichem Ton, dem jeder tierschützerische Fanatismus abgeht, beschreibt Goetschl, was wir alle den Tieren antun. Die nüchtern festgehaltenen, teilweise schier unfassbaren Grausamkeiten, die Goetschl aufzählt, regen zu grundsätzlichen Überlegungen an: Warum verhalten wir uns so ambivalent, wenn es um Tiere geht? Wie sehen wir unseren eigenen Platz im Universum? Wie gelingt es uns, unsere fraglos vorhandene Empathie in vielen Fällen ganz und gar zu überwinden? «Tiere klagen an» ist dank seiner vielen Gedankenanstösse für alle lesenswert, die sich nicht nur für das Tier, sondern auch für den Menschen interessieren.
Was lesen Sie gerade?
René Schudel, Gastgeber und Koch im Restaurant benacus Unterseen – sowie Koch im Funky Kitchen Club auf Pro7. «Viel Zeit zum Lesen bleibt mir neben der Arbeit nicht. Meist stöbere ich in Kochbüchern, suche darin neue Ideen für mein Restaurant und meine Kochevents – oder lasse mich von ihnen einfach inspirieren. Jetzt gerade lese ich ‹The Balthazar Cookbook›. Das renommierte Balthazar ist mein Lieblingsrestaurant in New York. Inmitten der schnelllebigen Grossstadt wird dort eine sehr frische und doch klassische Küche angeboten. Die Autoren des Buchs, allesamt Köche, haben eine geniale Auswahl an Favoriten zusammengestellt. Sie erklären jedes Rezept auch für Laien verständlich und versehen es mit vielen tollen sowie überraschenden Zusatzinformationen. Die klassische Küche, die hier hochgehalten wird, gab es immer, nun ist sie aber wieder stark im Kommen. Das Buch erinnert mich an meine Lehrzeit, denn ich finde darin alte Prüfungsgerichte wieder, die jeder Koch in seinen Anfängen kennenlernte und umsetzen musste. Für mich vermittelt dieses Buch wichtige Elemente wie Gastlichkeit und traditionelle Werte – neu serviert.»
ieses Buch ist eine Insel.
192 Seiten, mit 18 farbigen Illustrationen von Christian Schneider,
Halbleinenband, Lesebändchen, 44,90 CHF, ISBN 978-3-86648-171-8 www.mare.de
»Schöner stranden kann man nicht.« Wolfgang Herles, »Das blaue Sofa«, ZDF
The Balthazar Cookbook 272 Seiten Absolute Press
mare
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Books Nr. 2/2012
Nicht nur im Sommer – aber dann besonders oft – packen Leseratten gern ein Buch in die Tasche, wenn sie nach draussen gehen. Wie alles Schöne im Leben hat aber leider auch das einen Nachteil: Die meisten Bücher sehen nicht mehr so gut aus, wenn man sie länger herumträgt, denn die Ecken werden eingedrückt und der Einband wird zerknittert. Die Fischer Taschenbibliothek bietet seit einiger Zeit eine attraktive Lösung für dieses Problem: Die Taschenbücher haben einen festen Einband mit abgerundete Ecken. Die gesamte Aufmachung der Bücher macht Freude, das Papier ist hochwertig, der Druck sauber, das Lesebändchen hübsch. Und das tolle Äussere ist keineswegs nur Blendwerk, denn die Taschenbuchreihe präsentiert viele Werke, die man einfach einmal gelesen haben muss – von Autoren wie J.M. Coetzee, Gabriel Garcia Márquez, Judith Hermann, Markus Werner, Zsuzsa Bánk oder Alice Munro. Kurzum: Mit diesen Büchern darf man sich gleich mehrfach auf den Lesesommer freuen!
Hansjörg Schneider gehört zu den erfolgreichsten Schriftstellern der Schweiz. Ob seines Grosserfolgs mit der Hunkeler-Reihe geht fast vergessen, dass der in Basel wohnhafte Aargauer weit mehr ist als «nur» ein Krimi-Autor. Schneider hat einige erfolgreiche Theaterstücke geschrieben – und auch das grossartige «Nachtbuch für Astrid», ein 2000 erschienenes Tagebuch, das er nach dem Tod seiner Frau führte. Die NZZ bezeichnete es seinerzeit als «ergreifende Geschichte einer zarten und störrischen und sinnlichen Liebe». Nun hat dieses Nachtbuch eine späte Fortsetzung erfahren: «Nilpferde unter dem Haus», erschienen bei Diogenes. Der Band präsentiert Tagebuch-Eintragungen von 2001 bis 2011, dazu einige längere Abschnitte mit Erinnerungen. Viele Texte
scheinen etwas unausgegoren und, wie bei Tagebüchern üblich, wenig gestaltet – unzählige Einträge beginnen mit «Heute Morgen bin ich ...». Doch genau das macht den grossen Reiz des Buchs aus: Der Text wirkt authentisch, und er berührt einen durch Ehrlichkeit und Offenheit. An einer Stelle schreibt Schneider, er lebe nur noch in Erinnerungen, und dieser Eindruck verdichtet sich bei der Lektüre: Da denkt einer zurück an Zeiten, die nicht immer nur gut waren, reiht Bruchstücke einer Biografie aneinander, ohne sich genötigt zu fühlen, ein Fazit über sein Leben zu ziehen. «Das Schöne am Leben ist, dass man lebt, als wäre es selbstverständlich», hält Schneider an einem Abend fest. Man kann das kaum besser sagen.
In der Schweiz, in Deutschland und Österreich leben insgesamt etwa elfeinhalb Millionen Katzen und sechseinhalb Millionen Hunde. Die Zahl der Tierpsychologen ist aber noch verschwindend klein. Ein Notstand! Um die Notwendigkeit und Effizienz der Tierpsychologie zu dokumentieren, hat der in Luzern lebende Illustrator Patrick Bonato flugs «Das bunte Buch verhaltensgestörter Tiere» kreiert. Darin stellt er fünf Patienten vor, «die dank tierpsychologischer Beratung hoffentlich bald wieder zu einem glücklichen und friedvollen Zusammenleben mit ihren menschlichen Partnern finden werden». Diese Tonalität setzt sich durchs ganze Buch fort: Mit feiner Ironie werden wahre Geschichten aus der tierpsychologischen Praxis erzählt. Da ist zum Beispiel der ChowChow Ajax, der jeden Unbekannten afrikanischer Herkunft anbellt. Oder die griechische Landschildkröte Morli mit dem unkontrollierten Sexualtrieb. Die Patientenberichte sind höchst unterhaltsam – wirklich anziehend macht das bei Luftschacht erschienene Buch aber die originelle und vielseitige Art der Umsetzung: Bonato schöpft aus dem Vollen und illustriert die Krankenakten mit sichtbarem Vergnügen.
WettbewerbsGewinner In der letzten Ausgabe von Books verlosten wir unter den Teilnehmenden unseres Kreuzworträtsel-Wettbewerbs drei Büchergutscheine. Gewonnen haben: 1. Preis: Daniel Müller, Luzern 2. Preis: Petra Stampfli, Avenches 3. Preis: Gaby Vettiger, Jona
Herzliche Gratulation! Die Gewinnerinnen und Gewinner der Preise 4 bis 10 werden schriftlich benachrichtigt. Das aktuelle Kreuzworträtsel finden Sie in dieser Ausgabe auf Seite 48.
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... und ausserdem
SPEZIALANGEBOT Samsung Galaxy Tab 8.9 plus gratis Hülle plus Fr. 20.– eBook Gutschein
Jetzt beginnt für Leserinnen und Leser wieder die traumhafte Zeit, in der man sich mit einem guten Buch – oder mit einem vollen eReader – am Strand und in der Badi herumfläzen kann. In diesem Jahr ist endlich auch ein altes Problem gelöst, das bislang viele Bücherfreunde beschäftigt hat: Wohin mit dem allseits begehrten Bestseller, wenn man sich mal kurz abkühlen will? Das heiss geliebte Buch lässt man ja so ungern herumliegen wie das Handy, die Schlüssel oder das Portemonnaie. Orell Füssli hat für solche Momente das richtige Angebot parat: den Wickelfisch. Der wirklich total wasserdichte Badesack erlaubt es einem, alle persönlichen Dinge ins Wasser mitzunehmen, ohne dass sie dort nass werden. Den leichten Sack aus Ripstop-Nylon erhält man in allen Filialen in zwei Grössen und fünf Farben. Wickelfisch CHF 19.90/29.90 Tilo Ahmels
Wie die Zeit vergeht: Das Goldmann-Taschenbuch gibt es tatsächlich schon seit 90 Jahren. Der Verlag hat zum Jubiläum eine schöne Idee entwickelt: Die Goldmann-Besteller werden mit sehr aufwändigen haptischen Umschlägen neu aufgelegt. «Göttin in Gummistiefeln» von Sophie Kinsella fühlt sich zum Beispiel an wie eine Handtasche aus Krokodilleder. Wird auf dem Umschlag eine Mauer abgebildet, ist er rau wie Stein. Das alles kann man kaum beschreiben, und deshalb gibt es jetzt nur eine Empfehlung: ab zu Orell Füssli – und die Jubiläumsbücher selber in die Hand nehmen!
CHF 399.– statt 449.–
10 | Interview
Books Nr. 2/2012
«Ich versuche, jeden Tag eine Regel zu brechen» Mit «Katzentisch» hat der Kanadier Michael Ondaatje seinen nächsten grossen Wurf gelandet – nach «Der englische Patient». Die Geschichte um eine Schiffsreise von Sri Lanka nach England fasziniert, weil sie gleichzeitig spannend, lustig und traurig ist. Erik Brühlmann
Books: Michael Ondaatje, Ihr neuer Roman «Katzentisch» wurde vom Publikum und von den Kritikern begeistert aufgenommen. Haben Sie das erwartet? Michael Ondaatje: Um ehrlich zu sein, bin ich nie sicher, ob meine Bücher ankommen werden oder nicht. Während des Schreibens denke ich oft: Das wird nicht funktionieren – aber ich muss trotzdem so weitermachen, wie ich begonnen habe. Das war auch diesmal so. Ich hätte nie mit solch positiven Reaktionen gerechnet; sie haben mich natürlich sehr gefreut, aber auch überrascht. War es denn schwierig, diese Geschichte mit all ihren kleinen Zwischenszenen und Perspektivwechseln zu schreiben? Seltsamerweise nicht. Das Schreiben fühlte sich einfacher an als bei «Der englische Patient», wo ich ständig zwischen der Wüste und Italien hin und her sprang, oder bei «Divisadero» mit den Wechseln zwischen Kalifornien und Frankreich. Bei «Katzentisch» konnte ich ja die meiste Zeit auf dem Schiff bleiben. Auf diese Weise war die Struktur der Geschichte limitiert. Die wichtigen Dinge mussten auf dem Schiff geschehen, und das verhinderte, dass ich abschweifte. Dennoch ist die Geschichte sehr vielschichtig und bunt – wie behält man da als Autor den Überblick? Aus irgendeinem Grund gelingt mir das einfach. Die Geschichte ist ständig in meinem Kopf. Ich gehöre nicht zu den Schriftstellern, die im Voraus umfangreiche Pläne machen und Karteien anlegen, was wann in einer Geschichte genau passieren muss. Ich lasse es zu, dass sich eine Geschichte entwickelt, während ich sie schreibe, damit während dieses Prozesses im Grunde wirklich alles geschehen kann.
Isolde Ohlbaum
Also wissen Sie nie, was im nächsten Kapitel geschehen wird? So ist es. Die Folge davon ist allerdings, dass ich vieles immer und immer wieder überarbeiten muss, damit die Geschichte am Ende stimmt. Wie lange haben Sie denn an «Katzentisch» gearbeitet? An der ersten Version etwa eineinhalb Jahre lang. Dann folgten während zwei Jahren unzählige Überarbeitungen. Ich schreibe meine Manuskripte noch von Hand, weil ich auf diese Weise schneller vorankomme, als wenn ich tippen würde. Natürlich wird dadurch das Überarbeiten, bei dem die ursprüngliche Version verdichtet und in Form gebracht wird, umso aufwändiger. Die Geschichte von «Katzentisch» ist so dicht, dass die beliebte Schulaufgabe «Fasse das Buch in drei Sätzen zusammen» fast nicht erfüllt werden kann. Stimmt – ich glaube, ich könnte sie auch nicht so kurz zusammenfassen! Vielleicht: Ein Junge geht an Bord eines Schiffs? Das wäre doch etwas gar simpel. Aber es stimmt schon, je länger man an einem Buch arbeitet, desto komplexer wird die Geschichte. Man versucht, jedes Detail genau zu untersuchen, die Charaktere zu entwickeln, sie aus anderen Winkeln zu beleuchten. Das hat mir grossen Spass gemacht. Ursprünglich sollte sich die Geschichte ja nur um einen Jungen auf einem Schiff drehen – bis mir irgendwann bewusst wurde, dass ich einige Schritte weitergehen muss. Apropos Junge: Der Erzähler heisst Michael und geht 1954 als Elfjähriger auf eine Schiffsreise von Colombo nach Tilbury, England – genau wie Sie. Wie
viel Autobiografisches steckt in «Katzentisch»? Tatsächlich habe ich als Kind eine solche Reise unternommen. Genau wie Michael fuhr ich zu meiner Mutter, und genau wie Michael wurde ich Schriftsteller. Damit enden aber die Gemeinsamkeiten, denn an meine eigene Reise kann ich mich nämlich gar nicht mehr erinnern. Der Rest der Geschichte ist ebenso frei erfunden, wie es alle die Charaktere sind, die im Buch vorkommen. Natürlich stecken in jeder Geschichte Elemente aus dem eigenen Leben, Fiktion und Realität vermischen sich immer bis zu einem gewissen Grad. Ich hatte nach dem Schreiben sogar das Gefühl, dass die Geschichte die Lücken in meiner Vergangenheit ausfüllt, an die ich keine Erinnerung mehr habe. Würden Sie der Aussage zustimmen, dass es in «Katzentisch» ebenso sehr ums Reisen wie ums Ankommen geht? Auf jeden Fall. Am Anfang sollte sich die Geschichte einfach um Michaels «Entwicklungsreise» drehen. Aber je länger ich daran schrieb, desto wichtiger wurde mir, wie die Figuren ankommen – wie sich Michael, Cassius, Ramadhin, Emily und wie sie alle heissen auf der Reise und durch die Reise verändert haben. Was ist denn für Sie persönlich wichtiger: das Reisen oder das Ankommen? Vor Jahren gab es in England einmal Probleme bei British Railways. Damals witzelten die Leute: ‚Es ist besser zu reisen als jemals anzukommen.’ Aber im Ernst: Für mich ist beides wichtig, denn eine Reise wird meist erst richtig eingeordnet, wenn man angekommen ist. Alle wichtigen Charaktere sitzen oder verkehren am so genannten Katzentisch ...
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Michael Ondaatje br. Michael Ondaatje wurde 1943 in Colombo, Ceylon (heute Sri Lanka), geboren. Der Schriftsteller niederländischtamilisch-singhalesischer Herkunft zog 1954 zu seiner Mutter nach England und acht Jahre später nach Kanada. Er studierte Englische Literaturwissenschaft an der Universität von Toronto und an der Queen’s University in Kingston, Ontario. Ab 1983 lehrte er viele Jahre lang Englische Gegenwartsliteratur in Toronto, wo er mit seiner Frau Linda Spalding noch heute lebt. Michael Ondaatjes erste Veröffentlichungen waren Gedichtbände, unter anderem der 1970 erschienene «Die gesammelten Werke von Billy the Kid». 1976 erschien mit «Buddy Boldens Blues» sein Romandebüt; es wurde mit dem Books in Canada First Novel Award ausgezeichnet. Sein bislang bekanntestes Werk ist «Der englische Patient» (1992). Der Roman erhielt den Booker Prize; die Verfilmung mit Ralph Fiennes, Juliette Binoche und Willem Dafoe wurde mit insgesamt neun Oscars ausgezeichnet. Michael Ondaatje, der mittlerweile die kanadische Staatsbürgerschaft angenommen hat, gilt als einer der bedeutendsten kanadischen Schriftsteller.
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Eine rigorose Analyse der US-Wirtschaft
Das ist übrigens ein Ausdruck, der in Nordamerika gänzlich unbekannt ist. Ich hörte ihn zum ersten Mal bei einem Gespräch mit meiner deutschen Lektorin. Sie erzählte mir von einem Traum, bei dem sie am Katzentisch sass. Ich fragte sie, was das bedeute, und sie erklärte mir, dass der Begriff für den schlechtesten Tisch bei einem Anlass oder in einem Restaurant steht. Ich fand diesen Ausdruck wundervoll und beschloss, ihn zur Überraschung aller zum Titel des Romans zu machen. Auch wenn der Katzentisch der unwichtigste Tisch weit weg vom Tisch des Kapitäns ist: Für die Charaktere ist er der perfekte Ort. Das stimmt, denn es sind immer diese informellen Plätze fernab vom offiziellen Gehabe, auf denen sich die spannenden Dinge abspielen. Ein kanadischer Arzt sagte einmal: «Niemand hatte je eine gute Idee in einem Anzug.» Bei formellen Anlässen ist man oft in einer Rolle gefangen. Die drei Jungs Michael, Cassius und Ramadhin nutzen die gesellschaftliche Unsichtbarkeit ihres Tischs weidlich aus und lernen ganz nebenbei etwas über das Leben. «Wir begannen die Erwachsenen kennenzulernen, einfach weil wir uns unter ihnen befanden», sagt Michael. So funktioniert das Erwachsenwerden ja auch. Der Unterschied in meiner Geschichte ist, dass alles in einem sehr engen zeitlichen und räumlichen Rahmen abläuft. Die Jungs können weder dem Schiff noch den erwachsenen Passagieren aus dem Weg gehen. Wären sie in der Heimat geblieben, hätten sie die meiste Zeit mit Gleichaltrigen verbracht. Auf dem Schiff bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als mit Erwachsenen zu verkehren.
Fr. 26.90 gebunden, 224 Seiten 978-3-280-05450-5
Myret Zaki deckt auf, welche Interessen im Krieg gegen den Euro eine Rolle spielen. Sie entwickelt Zukunftsszenarien für die Post-Dollar-Ära und für ein komplett neu organisiertes monetäres System.
www.ofv.ch
Schnell beschliessen die drei Kumpane, jeden Tag mindestens eine Regel zu brechen. Halten Sie das auch so? Ich versuche es! Es muss ja nicht immer eine wichtige Regel sein. Michael ist zwar der Erzähler der Geschichte. Viele der Episoden entwickeln sich allerdings rund um seine ältere Cousine Emily ... Sie steht quasi in beiden Welten. Sie ist einerseits noch ein Kind, andererseits aber bereits eine Erwachsene. Vielleicht ist sie in gewisser Weise sogar die Hauptfigur der Geschichte – in dem Sinn, dass die Leser vermutlich von ihr und ihrem traurigen Leben am meisten berührt sein werden.
Books Nr. 2/2012
Sie entspricht der Katharine Clifton in «Der englische Patient». Woher nehmen Sie eigentlich die Ideen für solch schillernde Figuren wie den zarten Ramadhin, den rüpelhaften Cassius oder die geheimnisvolle Miss Lasqueti? Diese Figuren habe ich nach und nach erfunden, wie ich sie für die Geschichte brauchte. Wenn ich auf einem Schiff wäre, würde ich von interessanten Menschen umgeben sein wollen. Als ich den Roman fast fertig hatte, beschloss ich, eine Schiffsreise zu machen, um zu sehen, wie das Leben an Bord wirklich ist. Denn seit meiner Überfahrt nach London war ich nie mehr auf einem Schiff gewesen. Man
«Figuren sollten in der Lage sein, den Leser jederzeit zu überraschen.»
wies mir meinen Tisch zu, und da sassen all diese Fremden. Ich erwartete unbewusst, eine Miss Lasqueti oder einen Cassius zu finden – aber in Tat und Wahrheit waren meine Tischgenossen wahnsinnig langweilig. Für den Rest der Reise ass ich nur noch in der Cafeteria, weil ich es nicht ertragen konnte, dass meine Romanfiguren nicht bei mir am Tisch sassen! Welches ist denn Ihre Lieblingsfigur? Einen echten Liebling habe ich nicht. Cassius zum Beispiel hatte ursprünglich einen anderen Namen, der nicht so recht zu ihm passte. Als ich ihn im Lauf der Zeit in Cassius umbenannte, konnte er sich völlig entfalten – und benahm sich plötzlich doppelt so schlecht. Cassius ist mir sehr ans Herz gewachsen, auch weil er nach der Reise einfach verschwindet. Miss Lasqueti wiederum erlebt auf dem Schiff endlich ihren grossen Auftritt, auf den sie ein Leben lang warten musste. Aber ich mag auch Emily, Mr. Mazappa, Ramadhin ... Nein, ich kann mich wirklich nicht für eine einzige Figur entscheiden. Das spricht für die Figuren, oder? Auf jeden Fall! Sie leben in gewisser Weise, und sie sind auch nicht bis ins allerletzte Detail erforscht. Sie sind so
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komplizierte Charaktere, dass das Buch sie gar nicht komplett ausloten kann. So kann man sich vorstellen, dass die Figuren ihre Leben weiterführen, auch wenn man die Geschichte zu Ende gelesen hat. Führen Sie deshalb den Gedanken des Filmemachers Luc Dardenne an: «Wir, das Publikum, sollten uns nie für klüger halten als die Figuren»? Ja, denn ich halte nicht viel von Figuren, die einfach nur die Marionetten eines Autors sind. Figuren sollten in der Lage sein, den Leser jederzeit zu überraschen, unberechenbar zu sein. Das macht ein Buch erst interessant. Wenn die Figuren einfach Klischees abspulen, finde ich das sehr ärgerlich. Bücher mit solchen Figuren lege ich in der Regel schnell beiseite. Sogar ich weiss nicht alles über die Figuren. Hat Miss Lasqueti einen Schuss abgefeuert, um dem Schiffsgefangenen die Flucht zu ermöglichen? Ehrlich gesagt: Ich weiss es nicht! Was können wir in Zukunft von Ihnen erwarten? Arbeiten Sie an einem neuen Roman? Ich arbeite an etwas, ja. Aber ich gehöre zu den abergläubischen Autoren, die im Voraus nichts verraten wollen. Erst, wenn eine erste Version des Manuskripts fertig ist, zeige ich sie einigen Freunden und warte ihre Reaktion ab. Dann geht es zurück an den Schreibtisch zum Überarbeiten. Also ja: Ich habe gerade angefangen, etwas zu schreiben. Was letztlich daraus wird, vermag ich aber jetzt noch nicht abzuschätzen.
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Ausgewählte Bücher von Michael Ondaatje Die gesammelten Werke von Billy the Kid
»Was für ein raffiniertes, verstörendes Buch!« Margriet de Moor
(1976) 139 Seiten CHF 16.90 dtv
Eine Collage aus Gedichten, Auszügen aus Comic-Heften, zeitgenössischen und nachgestellten Fotos sowie abenteuerlichen Geschichten von Wahnsinn und Gewalt. Buddy Boldens Blues (1979) 1979 Seiten CHF 14.90 dtv
Das Leben des legendären Kornettisten Buddy Bolden – jenes Mannes, von dem es heisst, er habe den Jazz erfunden – in einer Mischung aus Wahrheit und Fiktion. In der Haut eines Löwen (1987) 241 Seiten CHF 14.90 dtv
Ein Abenteuer- und Grossstadtroman, der gleichzeitig ein Porträt Kanadas zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist und gekonnt Realität, Legende und Erfindung miteinander verknüpft. Der englische Patient (1992) 384 Seiten CHF 16.90 dtv
In einer zerbombten Villa in der Nähe von Florenz treffen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges vier Menschen aufeinander: ein Dieb, ein Bombenentschärfer, eine Krankenschwester – und der englische Patient.
Übersetzt von Ilja Braun Mit 11 Illustrationen 192 Seiten. Gebunden 28,90 sFr. ISBN 978-3-7160-2675-5
Anils Geist (2000) 323 Seiten CHF 15.90 dtv
Anil kehrt im Auftrag einer Menschenrechtskommission in ihre Heimat Sri Lanka zurück. Dort soll sie beweisen, dass ihre Regierung Menschen foltert, tötet und verschwinden lässt. Handschrift (2001) 88 Seiten CHF 19.90 Hanser
Es gibt nicht allein den Romancier, sondern auch den Lyriker Michael Ondaatje. Mit seinen Gedichten gelingt es ihm, ganze Welten entstehen zu lassen. Divisadero (2007) 276 Seiten CHF 16.90 dtv
Katzentisch 300 Seiten CHF 29.90 Hanser
Die Waisen Anna, Claire und Cooper wachsen auf wie Geschwister. Bis Anna sich in Cooper verliebt. Als der Ziehvater die beiden erwischt, schlägt er Cooper halb tot – und die Familie zerbricht.
Ein Vater mit seiner Tochter in einem Boot auf der Nordsee – und nichts ist, wie es scheint
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Zeitvertreib mit Stil Manche Bücher werden nie als E-Book gekauft – weil ihre Aufmachung so aussergewöhnlich ist, weil sie immer wieder zum Herumblättern einladen oder weil sie sich ideal als Geschenk eignen. Ursula Zangger, Leiterin von Orell Füssli am Bellevue in Zürich, stellt einige ihrer liebsten «Besonderen Bücher» vor. Marius Leutenegger
Sechs Bücher hat Ursula Zangger vor sich liegen. «Ich habe heute vor allem Bücher mit Schweizer Bezug gewählt», begründet die Buchhändlerin ihre Auswahl. Und weil bei der Präsentation von «Besonderen Büchern» auch besondere Kriterien angebracht sind, gehen wir diesmal streng nach der äusseren Erscheinung vor: das grösste Buch kommt zuerst, das kleinste am Schluss.
Hochstapeln mit Witz In einem von «Walt Disneys lustigen Taschenbüchern» liefern Dagobert Duck und Klass Klever einander eines ihrer berühmten Duelle: Beide wollen des höchste Haus von Entenhausen bauen – und ergänzen ihre Wolkenkratzer deshalb laufend mit noch mehr Türmchen, Antennen oder Fahnenstangen. Die gleiche Idee liegt auch dem schönen Buch «Die Hochhausstapler» zugrunde. Agenor Freiherr Birnbaum zu Kirchenberg auf der linken und Hardy
Klöterding junior auf der rechten Buchseite haben je eine schicke Villa, die sie gelinde ausgedrückt ein bisschen aufbrezeln. Zuerst kleben die Villen sozusagen nur am unteren Bildrand, darüber gibt es viel weisses Papier – aber bald sind die Seiten voll bis oben. «Und voller Details!», ergänzt Ursula Zangger begeistert. Tatsächlich: Die Genfer Illustratorin Albertine Zullo hat Hunderte von lustigen, überraschenden und skurrilen Einfällen in feinen und witzigen Tuschezeichnungen festgehalten. Für die gutbetuchten Bauherren kommt Hochmut übrigens vor dem Fall, aber das Ende sei hier nicht verraten. «Die Hochhausstapler» schaut man gern mehrmals an, weil man immer wieder neue Details findet.
Eine Rose ist eine Rose? Ein Buch, das man ebenfalls immer wieder einmal aus dem Re-
gal zieht, ist «Die Blumen der Frauen» des Zürchers Andreas Honegger. Blumen sind ja nicht einfach etwas buntere Pflanzen, sondern wurden vom Menschen symbolisch aufgeladen: Mit ihnen drücken wir Zuneigung, Trauer, Liebe und andere Gefühle aus. Sie sprechen also eine ganz besondere Sprache – und der NZZ-Journalist Honegger liefert uns mit seinem prächtigen Bildband sozusagen den passenden Dictionnaire. Er zeigt Gemälde aus sieben Jahrhunderten, auf denen Frauen und Blumen abgebildet werden, und erläutert fachkundig, was hier mit Blumen gesagt wird. Manche Botschaften sind eher geheim, andere offensichtlich – aber mit jeder Übersetzung weckt Andreas Honegger Interesse für Kunst, Frauen und Blumen. «In diesem Buch habe ich mit grossem Genuss geblättert und gelesen», meint Ursula Zangger. «Ich betrachte manche Kunstwerke jetzt auf eine etwas andere Weise.»
Bewegte Bilder in 2D Für alle, die nach der anspruchsvollen Lektüre der Bildbeschreibungen Lust auf spielerische Entspannung bekommen, hat Ursula Zangger natürlich auch einen passenden Titel parat: «Dieses wunderschöne handgebundene schmale Büchlein aus dem Lars Müller Kunstverlag aus Baden», sagt sie. Und zeigt: «Poemotion» des Japaners Takahiro Kurashima. «Das Buch präsentiert abstrakte Grafikmuster, die für sich schon fantastisch sind. Zieht man aber die beiliegende Folie darüber, verändern sich die Grafiken – aus einzelnen Strichen werden plötzlich Baumringe, aus einfachen Kreisen dynamische Windräder. Je nachdem, wie man mit der Folie über die Gra-
Zauberhaft: «Poemotion».
Besondere Bücher | 15
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Die Hochhausstapler Albertine und Germano Zullo 48 Seiten CHF 24.90 Sanssouci
Die Blumen der Frauen Andreas Honegger 149 Seiten CHF 38.90 Elisabeth Sandmann
Poemotion Takahiro Kurashima 64 Seiten CHF 38.90 Lars Müller Publishers
Die Schweiz in Listen Hannes Bertschi 293 Seiten CHF 32.90 FONA
365 Erfinder Hans-Martin Bürki-Spycher 442 Seiten CHF 36.90 Echtzeit
Hoch, höher, Hochhausstapler: Viel Vergnügen beim illustrierten Wettkampf zwischen zwei Gutbetuchten.
fiken fährt, gibt es ganz andere Formen und scheinbare Bewegungen.» Dieses Buch eigne sich vor allem für Leute, die fasziniert sind von grafischen Mustern – auf Papier, nicht digital.
Wo ist die Katzendichte am höchsten? Die Zeit vertreiben kann man sich auch bestens mit dem handlichen Büchlein «Die Schweiz in Listen» von Hannes Bertschi. «Das ist eines dieser heute so beliebten ‹Darinherumsuchbücher› voller wissenswerten Fakten», sagt Ursula Zangger. Auf jeder Seite findet man spannende
Aufzählungen: Welches sind die zehn erfolgreichsten Schweizer Filme? Die zehn kältesten Orte unterhalb 600 Meter, die 20 häufigsten Strassennamen? Wo ist die Katzendichte am höchsten? Sogar Orell Füssli kommt auf einer Liste vor – als zweitältester Verlag des Landes. «Mit diesem Buch kann sich eine Gruppe von Leuten wie mit einem Gesellschaftsspiel unterhalten», so Ursula Zangger. «Man kann das Buch auch auf die Toilette legen und immer wieder einmal darin blättern.» Oder es in der Tasche mit sich tragen, denn damit lassen sich kurze Wartezeiten ideal überbrücken.» Schön sei, dass man die Fakten
The Pixel Book Anja Haas CHF 14.90 Hoffmann und Campe
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praktisch sofort wieder vergesse und immer wieder von Neuem geniessen könne – bei den insgesamt «2000 Antworten auf das Phänomen Schweiz», die das Buch gibt, ist das ja auch kein Wunder.
Soziales Herumblättern «Wenn wir schon bei den Sammelbüchern sind, habe ich da gleich noch eines», meint Ursula Zangger: «‹365 Erfinder›. Darin werden Menschen porträtiert, die etwas erfunden haben, das für unseren Alltag wichtig ist – von Nutella über Heftpflaster bis zur Schreibfeder und Zuckerwatte.» Das Buch ist eine Zusammenstellung von Beiträgen, die der Autor Hans-Martin Bürki-Spycher für die Schweizer Familie verfasste. Ursula Zangger: «Auch dieses Buch ist klein und handlich und lässt sich gut in der Handtasche verstauen – und na-
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türlich neugierigen Menschen verschenken.» Das Tüpfelchen auf dem I ihrer Auswahl sei aber noch ein bisschen kleiner – und bereite ebenfalls immer wieder Freude: «The Pixel Book» von Anja Haas. «Dieses Büchlein hat zwar keinen besonderen Schweiz-Bezug, aber ich nehme es trotzdem in die Auswahl – weil es so viel Spass macht. Die Grafikerin Anja Haas stellt mit ein paar wenigen Pixeln Prominente dar. Es ist einfach sehr witzig festzustellen, wie wenig Information man braucht, um Charlie Chaplin, Elvis Presley oder die Queen zu erkennen.» «The Pixel Book» ist zudem ein sehr soziales Buch: Man möchte es nicht allein geniessen, sondern mit anderen teilen. Aber das gilt ja eigentlich für alle Bücher, die wir hier vorgestellt haben!
Ursula Zangger Ursula Zangger, 52, leitet die Filiale von Orell Füssli am Bellevue. Bücher hat sie schon immer geliebt. «Als Kind las ich die Bibliotheken leer, den Beruf der Buchhändlerin kannte ich allerdings nicht – bis ich in einer Buchhandlung eine Schnupperlehre absolvierte.» Obwohl ihr der Beruf «extrem gut» gefiel, wie sie sagt, arbeitete sie nach ihrer Ausbildung zur Buchhändlerin auch in anderen Berufen; sie war in einem Verlag und in einem Filmverleih tätig, war als Reiseleiterin unterwegs und verkaufte Verlagssoftware in Berlin, wo sie sechs Jahre lang lebte. Mittlerweile arbeitet sie seit 13 Jahren bei Orell Füssli. Vor acht Jahren übernahm sie die Filiale am Bellevue. «Das ist, als würde ich meine eigene Buchhandlung führen – und welche Buchhändlerin wünscht sich das nicht!» Ihr Gestaltungsspielraum sei gross, denn jede Filiale von Orell Füssli habe einen eigenen Charakter. «Wir versuchen, unser Sortiment ganz auf unsere Kundinnen und Kunden auszurichten.»
«The Pixel Book»: Individuen auf wenige Pixel reduziert - und doch erkennbar!
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BUCHtipps | 17
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Sten Nadolny
Julie Peters
Lucinda Riley
Teresa Fortis
In einem Sommergewitter kentert das Segelboot des angesehenen Berliner Richters Wilhelm Weitling. Er kommt knapp mit dem Leben davon – muss aber feststellen, dass ihn sein Unfall 50 Jahre in die Vergangenheit zurückgeworfen hat. Neugierig, aber auch mit sanfter Kritik begleitet er den Jungen, der er einmal war, durch die Tage nach dem Sturm. Wer war er damals? Und wie konnte aus diesem Menschen jener werden, der er heute ist? Muss er die Erinnerung an seine Eltern, seine erste Liebe, seine Berufswahl, sein ganzes Leben revidieren? Und wird er zu seiner Frau und in sein altes Leben zurückkehren dürfen? Eine philosophische Zeitreise, die zu unerwarteten Erkenntnissen führt.
Neuseeland, 1907: Ein tiefer Riss geht durch die irische Auswandererfamilie der O’Briens, die im fernen Neuseeland mit ihrer Schafzucht ihr Glück gemacht hat. Josie wächst bei ihrer Mutter im Wald auf, ihre Schwester Sarah auf dem Stammsitz der O’Briens. Sarah ist pflichtbewusst, Josie ein Wildfang, und die beiden beneiden einander um das, was sie vermissen. Dann bricht der Erste Weltkrieg in Europa aus. Sarah heiratet einen ungeliebten Mann, ihre Schwester wendet sich von der Familie ab. Bald müssen die Schwestern erkennen, dass ein Leben ohne Wurzeln nicht wert ist, gelebt zu werden. Und sie beginnen, um ihr Glück zu kämpfen ...
Ein Haus an den Klippen. Eine schicksalhafte Liebe. Ein Mädchen auf der Suche nach seiner Mutter.
Nach dem autobiografischen Bestseller «Lockruf Saudia» jetzt der Debütroman von Teresa Fortis: Die aufmüpfige Lisa wächst in zerrütteten Familienverhältnissen auf. Der neue Mann der Mutter kritisiert das Mädchen ständig, und Lisa beschliesst, von zu Hause auszureissen. Am Genfersee dringt sie in eine verlassene, baufällige Villa ein, um Schutz vor Regen und Kälte zu finden. Doch plötzlich ist sie nicht mehr allein: Ein geheimnisvoller alter Gaukler entdeckt das mittellose Mädchen ... Der Roman widerspiegelt den Geist der 1960er-Jahre, die Zeit der Jugendproteste und des Aufbruchs in eine neue Freiheit. Die Abenteuer der Protagonistin sind so lebensnah beschrieben, dass man spürt: Hier weiss eine, wovon sie schreibt.
Weitlings Sommerfrische
Im Land des Feuerfalken
Das Mädchen auf den Klippen
Mit gebrochenem Herzen sucht die Bildhauerin Grania Ryan Zuflucht in ihrer irischen Heimat. Während eines Spaziergangs an der Steilküste von Dunworley Bay wird sie jäh aus ihren trüben Gedanken gerissen: Am Rande der Klippen steht ein Mädchen, barfuss und nur mit einem Nachthemd bekleidet. Der Wind zerrt an der zerbrechlichen Gestalt, und von plötzlicher Sorge ergriffen spricht Grania das Kind an. Ohne es zu ahnen, stösst sie damit die Tür zu einer über Generationen reichenden, tragischen Familiengeschichte auf – zu ihrer Geschichte.
Der zweite, in sich abgeschlossene Teil von Julie Peters’ prächtiger Neuseelandsaga.
Die Ausreisserin
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448 Seiten
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Piper
Wunderlich
Goldmann
WOA
ISBN 978-3-492-05450-8
ISBN 978-3-8052-5024-5
ISBN 978-3-442-47789-0
ISBN 978-3-9523657-4-8
18 | Hermann Hesse
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Grosser Sinnsucher voller Widersprüche Vor 50 Jahren, am 9. August 1952, starb mit Hermann Hesse einer der beliebtesten deutsch sprachigen Schriftsteller. Zahlreiche neue Biografien beschreiben sein Leben und zeigen vor allem eines: wie stark sein Werk autobiografisch geprägt ist. Markus Ganz
Hermann Hesse beschwor immer wieder die «Kunst des Müssiggangs». Er selber blieb aber getrieben vom strengen Arbeitsethos seines protestantisch-pietistischen Elternhauses. Allein die im Juli dieses Jahres bei Suhrkamp erscheinende Taschenbuchausgabe seines erzählerischen und essayistischen Werks umfasst über 13’000 Seiten. Hermann Hesse verfasste aber noch viel mehr, zum Beispiel Briefe. Je nach Quellenangabe sind es 35’000 oder 44‘000 Schreiben, in denen er teilweise freimütig seine innersten Gefühle preisgab – dagegen wirkt selbst die Offenbarungsmanie der Facebook-Generation heilig. Dieser Fundus an Briefen, von denen bisher etwa ein Siebtel publiziert wurde, ist ein Schlüssel zum Verständnis von Hermann Hesse. Es kann deshalb nicht verwundern, dass diese Briefe schon mancher Hesse-Biografie dokumentarische Glaubwürdigkeit verliehen haben. Sie haben aber auch zu einer gewissen Gleichförmigkeit geführt: Die meisten Biografen schildern das Leben des weltbekannten Autors chronologisch und verwenden zahllose Briefzitate zur Untermauerung. Auch Heimo Schwilk und Gunnar Decker sind in ihren neuen Hesse-Biografien ähnlich vorgegangen. Aber es gelingt ihnen trotzdem, neue Aspekte des Nobelpreisträgers herauszuschälen und spannend zu vermitteln.
Packende Charakterisierung Heimo Schwilk fesselt gleich zu Beginn von «Das Leben des Glasperlenspielers» mit der Schilderung, wie Hermann Hesse im Alter von knapp 15 Jahren aus dem Seminar Maulbronn flüchtet: «Nichts wird so sein wie vorher. Das Herz rast, heisse Wel-
Hermann Hesse mg. Hermann Hesse wurde am 2. Juli 1877 in Calw in Baden-Württemberg als Sohn eines pietistischen Missionarsehepaars geboren. Vier Jahre später zog die Familie vorübergehend nach Basel – und in der Schweiz sollte Hermann Hesse, der 1923 Schweizer Staatsbürger wurde, fortan einen Grossteil seines Lebens verbringen. Allein in Montagnola bei Lugano, wo er am 9. August 1962 im Alter von 85 Jahren starb, lebte er über vier Jahrzehnte. Mit «Peter Camenzind» gelang Hesse 1904 der Durchbruch, weltweit berühmt machten ihn vor allem die Prosawerke «Siddhartha» (1922) und «Der Steppenwolf» (1927). 1946 erhielt Hesse den Nobelpreis für Literatur.
len treiben ihn voran. Der junge Mann spürt, dass diese Entscheidung sein Leben verändern wird. Eben ist er durch die Mauerpforte an der Nordwestecke des Klosters geschlüpft, jetzt gibt es kein Zurück mehr.» Heimo Schwilk charakterisiert vor allem den jungen Hesse sehr glaubhaft. Diesem sei klar gewesen, dass sein romantischer Ausbruch scheitern musste. Er habe den höheren Sinn eben nicht im Durchbrechen der Ordnung, sondern im Erzwingen des Eigenen gesehen. Der Missionarssohn wollte sich selbst verwirklichen und sein Leben nicht Gott widmen, wie es seine Eltern erwarteten. Schon im Alter von zwölf Jahren erklärte er trotzig, er wolle «entweder ein Dichter oder gar nichts» werden.
Dichten und Dienen 125 Millionen Bücher von Hermann Hesse sollen bis heute weltweit verkauft worden sein. Dieser gewaltige Erfolg hat immer wieder nach einfachen Erklärungen gerufen: Hermann Hesse wird gern als Dichter der Jugend und des Protests, als Kämpfer gegen Autorität und für Individualismus, als asketischer Mystiker und protestantischer Buddhist charakterisiert. Heimo Schwilk begnügt sich in seiner Biografie nicht mit solchen Allgemeinplätzen und Klischees, denn sie würden nur wenig zum Verständnis des Phänomens Hesse beitragen, wie er in seinem Vorwort erklärt. Das eigentlich Faszinierende an Hesse lasse sich mit der Doppelbegrifflichkeit von «Dichten und Dienen» ausdrücken. Für
Hermann Hesse | 19
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Hermann Hesse sei der Mensch auf sein ureigenes Wesen angelegt, dem er in seinem Wirken Gestalt zu verleihen und dem er zu dienen habe. Dieser Ansatz zum Verständnis von Leben und Werk Hesses ist durch die ganze Biografie hindurch spürbar, ohne dass dies bemüht wirkt. Denn Heimo Schwilk weiss zu erzählen. Er belebt das dokumentarische Material mit Freiheiten der Ausschmückung und lässt zuweilen auch sein Unverständnis durchscheinen, wenn es um die Widersprüche des grossen Dichters geht.
Psychologischer Schwerpunkt Diese Widersprüche und die Zerrissenheit, in die Hermann Hesse auf seiner lebenslangen Suche nach Sinn geriet, haben auch viel zur Faszinationskraft seines Werks beigetragen. Das zeigt Gunnar Decker in seiner Biografie «Der Wanderer und sein Schatten», die ausführlicher als die von Heimo Schwilk geraten ist. Decker hat Aspekte wie Hesses Beziehung zu Thomas Mann und die sensible Psyche des Dichters als Schwerpunkte gesetzt. Er beschreibt vertiefend das Kind, das nicht Kind sein durfte, den Menschen, der ein Leben lang von suizidalen Gedanken gequält wurde, den Schriftsteller, den trotz frühem Erfolg die Selbstzweifel plagten. Und den Sinnsucher, der mit der Psychoanalyse den Zugang zur Seele und damit zum Göttlichen suchte. Gunnar Decker brilliert zudem mit einem Vorwort, in dem er nicht zuletzt auch zu erklären vermag, weshalb die Werke von Hermann Hesse nichts von ihrer Gültigkeit verloren haben und immer wieder von neuen Generationen entdeckt werden.
Frauen ... Decker beschreibt Hesse als «notorisch reizbaren Einzelgänger, der andere Menschen – sogar die eigenen Ehefrauen – immer nur in gehöriger Distanz zu ertragen» vermochte. Heimo Schwilk ist sogar der Ansicht, dass unter dem Eigensinn des Dichters vor allem dessen Frauen zu leiden hatten. Bärbel Reetz porträtiert in «Hesses Frauen» nun die drei Ehefrauen von Hermann Hesse, die stets in dessen Schatten standen und deren Bedeutung oft ignoriert wurde. Die Biografin zeigt, welche Persönlichkeiten die Fotografin Maria Bernoulli, die Sängerin Ruth Wenger und die Kunsthistorikerin Ninon Dolbin-Ausländer waren, und sie lässt sie aus teilweise unveröffentlichten Briefen sprechen. Mia Hesse etwa, die erste Ehefrau des Dichters und Mutter seiner drei Söhne, schrieb 1925, nachdem Hesse bereits mit der 20 Jahre jüngeren Ruth Wenger verheiratet war: «Ich könnte nie mehr mich seiner Überlegenheit fügen. Das ist vorbei, denn er kann mir nur noch als Dichter etwas geben.»
Was kann uns Hermann Hesse heute noch als Dichter geben? Der Suhrkamp-Verlag stellte im März 2012 jeden Tag drei seiner Briefe auf eine Facebook-Seite und regte die Nutzer an, darauf zu reagieren. Die beliebtesten Briefe und Kommentare werden im Juni im Taschenbuch «Hermann Hesse antwortet ... auf Facebook» veröffentlicht.
DIE APP FÜR 250'000 250 000 eBOOKS BOOKS AUF IHREM MOBILGERÄT Alle eBooks finden Sie unter www.books.ch Available in
Heimo Schwilk 431 Seiten CHF 35.90 Piper
Hermann Hesse – Der Wanderer und sein Schatten Gunnar Decker 703 Seiten CHF 38.90 Hanser
Hesses Frauen Bärbel Reetz 426 Seiten CHF 27.90 Insel
... und Facebook
LEICHTER LESEN Android Market
Hermann Hesse – Das Leben des Glasperlenspielers
Hermann Hesse antwortet ... auf Facebook 80 Seiten CHF 8.90 Suhrkamp Erscheint im Juni
Im Juli erscheint bei Suhrkamp zudem die erste vollständige Edition des erzählerischen und essayistischen Werks von Hermann Hesse im Taschenbuchformat.
20 | Neuerscheinung
Books Nr. 2/2012
Ein Haufen Juwelen Die Pariser Archäologin Fred Vargas begann während Grabungen zu schreiben – zum Zeitvertreib. Heute haben ihre Krimis Millionen von Leserinnen und Leser. Sie lassen sich vor allem von der eigenwilligen Mischung aus archaischen Themen und rationalen Erklärungen faszinieren. Benjamin Gygax
Während einer archäologischen Grabung in Südfrankreich begann Fred Vargas im Alter von 28 Jahren zu schreiben – zum Spass und als Ausgleich. Nicht, dass es der jungen Frau an Anerkennung in ihrer Wissenschaft gefehlt hätte. Die Mittelalterarchäologin und Archäozoologin verfasste viel beachtete Werke zur mittelalterlichen Sozialstruktur und über die Pest. Doch Vargas sagt: «Ich liebe meine Arbeit, aber als ich meine älteren Kollegen betrachtete, wusste ich, dass ich noch etwas anderes in meinem Leben brauche als die ernste Wissenschaft.» Also begann sie, Krimis zu schreiben. Dieses Genre wählte die belesene Frau, die Rousseau, Proust und Hemingway zu ihren liebsten Autoren zählt, aus Widerwillen gegen die zeitgenössische französische Literatur. Sie taxiert diese als «Literatur des Narzissmus über ‹ich und meine Familie›, ‹ich und meine Probleme›, ‹ich und mein Liebhaber›» und meint: «Ich habe das satt, besonders, da Proust das alles schon vor so vielen Jahren perfekt machte.»
Im Krimi ist alles erlaubt Also wandte sich Fred Vargas dem Krimi zu, einem Genre, von dem sie wusste, dass es ihr intellektueller Vater nicht billigen würde. Vargas ist gewiss: «Ich hätte es ihm gezeigt und er hätte gesagt: ‹Fred, das ist Mist von A bis Z›. Und er hätte Recht gehabt und ich hätte mit dem Schreiben aufgehört.» Doch das Buch erschien erst, als ihr Vater bereits gestorben war – und Fred Vargas blieb beim Schreiben. Es sei eine Gewohnheit, die abhängig mache wie das Rauchen. Und dem Urteil ihres Vaters zum Trotz gefällt ihr das leicht anrüchige Image der Kriminalliteratur besonders gut: «In Krimis kann man sich alles erlauben – das Aussenseitertum macht es möglich. Es lässt uns die Freiheit, wie ein Hexenlehrling in einem Versuchslabor zu experimentieren.» Von dieser Freiheit macht sie zur Freude ihrer Leserinnen und Leser ausgie-
big Gebrauch. Fred Vargas hat dem Genre neue Impulse verliehen. Beim Experimentieren mit dem Krimi verlässt sich die Archäologin auch auf ihren wissenschaftlichen Hintergrund. Sie schreibt Kriminalromane, in denen Aberglaube und Volkssagen auch im zeitgenössischen Frankreich noch wirken. Ihr historisches Wissen über die Pest, Reliquien, den Aberglauben an Werwölfe, Vampire oder ans Wütende Heer, die Mesnie Hellequin, fliesst in die Geschichten ein. Das hat der Autorin das Image eingetragen, ihre Kriminalromane seien «anders» oder «schräg». Die Autorin beteuert, sie mache doch nichts anderes, als «einen abseitigen Wissensstand in das Krimi-Genre zu implantieren». Und bei der Auflösung ihrer Geschichten hält sie sich strikt an die Ratio.
Ein schwerer Start Auch wenn ihre Motive bisweilen etwas archaisch und irrational wirken – das Surreale mag Fred Vargas nicht: «Im Grund gehen mir die Surrealisten fürchterlich auf die Nerven», sagt sie in einem Seitenhieb auf ihren dominanten und elitären Vater, der dieser Bewegung nahe stand, «denn anders als sie war ich schon immer an Lösungen und nicht an Verrätselungen inte ressiert.» Auch in ihrem ersten und eigentlichen Beruf, der Archäologie, gehe es ja darum, Puzzleteile zu finden und sie zu einer Lösung zu kombinieren. Diese rationale Haltung hindert Fred Vargas nicht daran, ihre Geschichten mit unkonventionellen Charakteren zu bevölkern. In ihren Romanen gibt es den Mann, der nur nackt herumläuft, oder die alte Frau, die zuhause Computercodes knackt. Eine Figur in ihrem jüngsten Werk spricht Wörter rückwärts und hat sechs Finger an jeder Hand. An solchen Figuren lag es unter anderem, dass Vargas als Erstlingsautorin bis 1991 keinen Verlag fand. Als schliesslich ein kleiner Verlag ihr unkonventionelles Buch aufnahm, verkaufte sich dieses kaum. Die
Verlagsleiterin Viviane Hamy riskierte viel, machte sich mit zwei vollen Koffern auf den Weg von Buchhandlung zu Buchhandlung und drückte den Buchhändlern die Romane persönlich in die Hand. Die Mühe hat sich gelohnt: Heute werden die Krimis
Fred Vargas Die Pariser Historikerin und Mittelalter archäologin Fred Vargas kam 1957 als Frédérique Audoin-Rouzeau zur Welt. Viele Leute glauben, bei Fred Vargas handle es sich um einen Mann, wenn sie den Namen hören, doch die Autorin wurde schon als Kind Fred genannt. Vargas ist ein Nachname, den sich zuerst ihre Zwillingsschwester zulegte, die Malerin Joe. Die beiden Frauen borgten den Namen bei der Schauspielerin Ava Gardner, die im Film «Die barfüssige Gräfin» den Namen Maria Vargas trägt. Fred stammt aus gebildetem Haus: Ihr Vater war Kulturjournalist aus dem Kreis der Surrealisten, ihre Mutter Chemikerin. Unterbewusstsein und Ratio verbinden sich auch in den Büchern von Vargas, die seit 1986 schreibt. Die Autorin hat einen Sohn und lebt zurückgezogen in Paris Montparnasse.
millionenfach verkauft, in unzählige Sprachen übersetzt und mit Preisen überhäuft.
Neolithisches Kunstverständnis Vielleicht hat dieser Erfolg damit zu tun, dass Fred Vargas für ihre Bücher ein sehr altes Rezept befolgt. Sie vertritt eine «Kunsttheorie», die bis in die neolithische Zeit zurück reicht: «Ich glaube, Kunst hat sich zu einer Art Medizin entwickelt. Sie soll darüber hinweg helfen, dass wir Angst haben und uns in einer gefährlichen Welt allein, klein und schwach fühlen. Deshalb erfinden wir eine zweite Realität – unserer ähnlich, mit ihr aber nicht identisch –, in die wir uns fliehen, um uns den Gefahren zu stellen». Diesem Bedürfnis kommt die
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ein sehr befriedigendes Gefühl.» Ihr Inte resse für Musik wird auch deutlich, wenn Fred Vargas über «Die dritte Jungfrau» spricht: «Ich denke an den Plot wie an ein Orchester – mit Violinen und Bläser, welche die Handlung vorantreiben. Doch im Hintergrund sind die Bässe, sie machen einen Ton, der aus der Ewigkeit kommt.»
«Ich sammle den Leser am Schluss meiner Geschichte wieder auf.»
Diese Ewigkeit – oder vielmehr das ewig Menschliche – verträten die normannischen Dorfbewohner, die ihren Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg bei seinen Ermittlungen beobachten und sich in ihren Ansichten nie bewegten.
Der schwebende Held
Autorin gern entgegen. Sie behandelt ihre Leserinnen und Leser sorgsam, im Unterschied zu Autorinnen und Autoren anderer Krimi-Gattungen: «Im Roman Noir wird der Leser an einen abgelegenen Ort geführt und dort vom Autor anschliessend liegen gelassen. Ich hingegen sammle ihn am Ende meiner Geschichte wieder auf und bringe ihn sogar ganz fürsorglich in sein kuscheliges Bett.» Überhaupt äussert sie trotz neuer Themen eine geradezu konservative Haltung gegenüber ihrer Kunst: «Die archaische Literatur – Märchen zum Beispiel – handelt ja immer davon, dass ein Held in die Welt auszieht, um am Ende einen Schatz von dort mitzubringen, ein Schloss zu finden oder einen Haufen Juwelen, die im Mittelalter Symbole der Weisheit waren. Diese urtümliche Bewegung vom Suchen, Finden und Erkennen kommt im klassischen Kriminalroman immer vor.
Sie hat für mich etwas Anmutiges, und man sollte sie nicht verändern.»
Das Geheimnis von Elvis Diese Haltung wirkt sehr unprätentiös für eine erfolgreiche Autorin – und auch die folgende Aussage zeugt von Bescheidenheit: «Ich wollte mich, wenn ich ehrlich bin, eigentlich immer nur amüsieren mit meinem Material.» Aus diesem Geständnis sollte man allerdings nicht schliessen, Fred Vargas sei als Autorin anspruchslos. Ihr besonderes Interesse gilt der Musik in der Sprache. «Was ist das Geheimnis eines Elvis-Songs? Das Vibrato? Die Modulation? Die Tonlage?», fragt sie. Alles sei irgendwie wichtig, aber es gäbe da noch etwas anderes: «Man kann es nicht erklären. Wenn dein eigener Roman dich an einen Ort führt, ohne dass du am Ende sagen kannst, wo du gewesen bist, dann ist das
Fred Vargas hat verschiedene Krimis geschrieben, aber die Reihe mit Kommissar Adamsberg von der Pariser Brigade Criminelle hat die meisten Fans. «Mein Kommissar sollte auf keinen Fall einen typisch französischen Namen tragen», sagt die Autorin, «ich brauchte einen Namen, der irgendwie aus dem Nichts zu kommen schien.» Der Kommissar ist unkonventionell und sieht gut aus – vielleicht gerade deshalb, weil er sich nicht darum schert: «Adamsberg war nahezu gleichgültig gegenüber dem, was er ass, er konnte ewig den gleichen Teller Pasta hinunterschlingen, wie er auch ständig das Gleiche anzog, Jacke und Hose aus schwarzem Leinen, wie immer das Wetter war» heisst es im neuesten Roman «Die Nacht des Zorns». Vargas’ Protagonist «schwebe regelrecht». Er verfügt über eine ausgeprägte Beobachtungsgabe und Intuition. «Die Tür unseres Unterbewussten ist in der Regel ziemlich fest verschlossen», sagt die Autorin, «doch bei Adamsberg funktioniert das Unterbewusste, wie die Türen eines Saloons funktionieren: Sie sind nie ganz offen und nie ganz geschlossen».
Das Wütende Heer Diese Gabe hilft Adamsberg auch bei der Aufklärung seines neuesten Falls. Eine alte Frau aus dem normannischen Dorf Ordebec sucht ihn in Paris auf, um ihm über die Vision ihrer Tochter zu berichten. Lina sei
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der Tod des verschwundenen Michel Herbier erschienen: «In jener Nacht, sagte sie langsam, hat Lina das Wütende Heer vorüberreiten sehen. Und Herbier war unter ihnen. Und er schrie. Und noch drei andere schrieen.» Gemäss einer Volkssage durchziehen so genannte Grimwelds den Norden Europas. «So nennt man einen Weg, über den die Mesnie Hellequin zieht, oder das Wütende Heer, wenn Ihnen das lieber ist, oder die Wilde Jagd», erklärt Adamsbergs belesener Mitarbeiter Dargland. «Dieses alte Heer, Armel, das da solchen Krach verbreitet, ist ziemlich demoliert. Die Pferde und ihre Reiter sind abgezehrt, es fehlen ihnen Arme und Beine. Es ist eine Armee von Toten, halb vermoderten, schreienden und sich wild gebärdenden Toten, die den Himmel nicht finden.» Sieht sie jemanden vorbeiziehen und lebende Personen mitführen, ist das die Ankündigung ihres Todes.
Schrecken befällt das Dorf Adamsberg misst der Geschichte zunächst keine grosse Bedeutung zu – noch ist nichts passiert, er ist nicht zuständig und es handelt sich nur um eine alte Sage. Doch eines ist ihm klar: «Mag man noch so wenig daran glauben, man glaubt trotzdem daran. Die tückische Idee gräbt sich ihre Gänge. Lautlos dringt sie in die unnennbaren Regionen des Geistes vor, sie schnüffelt, sie schlendert. Man stösst sie zurück, sie schweigt, sie kommt wieder.» Und tatsächlich wird der brutale und unbeliebte Herbier schon bald erschossen aufgefunden. Erneut reist also Kommissar Adamsberg in die Normandie, um der lokalen Polizei wohl oder übel beizustehen. Während Adamsberg in Ordebec inmitten verängstigter Dorfbewohner ermittelt, bleibt es nicht bei diesem Mord. Doch Adamsberg lässt sich vom Aberglauben wie immer nicht schrecken: «Er geht den grössten Schrecknissen mit Gelassenheit entgegen, fast ein bisschen autistisch», sagt Fred Vargas über ihren Kommissar.
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kann sie gar nicht mehr. Sie verendet langsam an Hunger und Durst. So geht das Spiel. Und ich verabscheue dieses Spiel und werde den Kerl finden, der sich da raus einen Spass macht.» Auf die ungläubige Nachfrage, ob er sich tatsächlich mit dem Schicksal einer Taube abgebe, wo es doch davon so viele gäbe und diese nur viel Dreck machten, meint Adamsberg barsch: «Aber die hier ist nicht ‹jede Menge›, es ist einfach eine Taube, eine Taube für sich allein. Das ist der Unterschied.»
Helden in die Scheisse reiten Der Kommissar ist aller Humanität zum Trotz nicht einfach eine Lichtgestalt, sondern hat Schwächen. «Adamsberg und ich sind sehr verschieden, er ist das Gegenteil von mir», sagte Fred Vargas 2006 nach dem Erscheinen von «Der vierzehnte Stein». «Er ist unfähig zu plaudern und eine tiefere Beziehung einzugehen.» Er habe langsam angefangen, ihr mit seiner Einsamkeit und Unfähigkeit, Hilfe anzunehmen auf die Nerven zu gehen. «Ich dachte, wenn es so weiter geht, wird sich der Typ bald als Held aufspielen. Deshalb wollte ich ihn in meinem neuen Buch in die Scheisse reiten – mit voller Absicht.» Sie lässt Adamsberg von Panikattacken heimsuchen und macht ihn selbst zum Mordverdächtigen. Doch auch diese Gefahr hat der Kommissar überstanden, und das Verhältnis zu seiner Schöpferin hat sich entspannt. Fred Vargas meint heute: «Im Moment ist Adamsberg einfach da. Wenn ich daran denke, einen Krimi ohne Adamsberg zu schreiben, habe ich sofort Lust, ihn in Szene zu setzen, weil ich ihn so gut kenne und sein Wesen noch nicht satthabe. Ich mag ihn wirklich gern und würde ihn niemals töten.» Adamsbergs Fans können also aufatmen und auf weitere Abenteuer hoffen – wenn der Kommissar es mit seiner seltsamen Art nicht wieder übertreibt.
Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord (1991) 212 Seiten | CHF 14.90 Aufbau
Jemand markiert in Paris kleine Gegenstände am Boden mit Kreidekreisen. Dann geschieht, was Adamsberg befürchtet: Im Kreidekreis liegt ein Toter. Bei Einbruch der Nacht (1999) 336 Seiten | CHF 13.90 Aufbau
Ein Wolfsmensch, so sagen die Leute, zieht nachts mordend durch die Dörfer und reisst Schafe. Letzte Nacht hat er die Bäuerin Suzanne getötet. Fliehe weit und schnell (2001) 399 Seiten | CHF 14.90 Aufbau
Panik erfasst die Pariser, als Pesttote mit Flohbissen übersät und schwarz in ihrer Wohnung gefunden werden – wie im Mittelalter. Die Flöhe kamen mit der Post. Die schwarzen Wasser der Seine – Kriminalgeschichten (2002) 147 Seiten | CHF 14.90 Aufbau
Die drei Kriminalgeschichten aus Paris mit Adamsberg in der Hauptrolle sind voller Poesie, Humor und feinsinniger Dialoge. Der vierzehnte Stein (2004) 479 Seiten | CHF 15.90 Aufbau
Durch Zufall stösst Adamsberg auf den Mord an einem Mädchen, das mit einem Dreizack erstochen wurde. Die Spur führt 30 Jahre zurück. Die dritte Jungfrau (2006) 474 Seiten | CHF 15.90 Aufbau
Jede Taube zählt Das heisst allerdings nicht, dass Adamsberg gefühllos wäre. Während der ganzen Ermittlungen kümmert er sich mit seinem Sohn Zerk ebenso ernsthaft um eine Taube, der jemand übel mitgespielt hat, wie um den Kriminalfall. Adamsberg sagt: «Ich weiss nicht, ob man dieses Spiel bei Ihnen kennt, aber in Paris gibt es das. Einen Vogel fangen, ihm beide Beine mit drei Zentimetern Schnur zusammenbinden. Dann kann die Taube nur noch mit ganz kleinen Hüpfern vorwärtskommen, und fliegen
Weitere Krimis mit Adamsberg
TOPPreis
Ein Doppelmord in Paris. Wurde wirklich ein teuflisches Elixier aus einem Reliquienbuch des 17. Jahrhunderts zum Mordinstrument? Der verbotene Ort (2008) 423 Seiten | CHF 15.90 Aufbau
Die Nacht des Zorns 453 Seiten CHF 29.90 Aufbau
Adamsberg stürzt sich in einer Region, wo der Glaube an Untote noch lebendig ist, in einsame Ermittlungen. Sie führen zu einer alten Legende.
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Books Spezial
Reisebücher: Gebrauchsanweisungen für die Welt Flitterwochen auf den Bahamas, Shopping in London oder Abenteuerferien im Outback – egal, wohin man reist, es gibt immer ein Buch, das einem die besten Hotels, die trendigsten Quartiere oder die lauschigsten Plätze näherbringt. Und alles gibt es erst noch für jeden Reisetyp: für den unkomplizierten Backpacker, Familienurlauber oder den etwas anspruchsvolleren Globetrotter. Buchhändler und Buchhändlerinnen können einen sicher durch den Dschungel von Büchern rund ums Reisen führen.
Spezial – Reisebücher | 23
24 | Spezial – Reisebücher
REISE KNOW-HOW Citytrips
Books Nr. 2/2012
Keine Reise ohne Bücher Erfahrene Reisende ziehen nicht los, ohne sich vorher ausgiebig über das jeweilige Ziel zu informieren. Den Luxus, vom Wissen anderer zu profitieren, hatten Reisende in früheren Zeiten selten. Ein Streifzug durch die Geschichte der Reiseliteratur. Erik Brühlmann
sFr 15.90
978-3-8317-2003-3
«Im Allgemeinen sind Bäume Bäume und Berge Berge, egal, in welchem Land man sie antrifft», rechtfertigte einst «Dracula»Autor Bram Stoker die Tatsache, dass er nie einen Fuss nach Transsilvanien gesetzt hatte. Die meisten Menschen sind allerdings neugieriger als der bärtige Ire und möchten alles am liebsten mit eigenen Augen sehen – oder zumindest etwas über die Länder und Sitten der Welt lesen.
Neugier: ein menschlicher Grundzug Diese Neugier auf das Unbekannte gab es schon immer – in früheren Zeiten liess es sich aber nur wenig stillen. Schliesslich war das Reisen bis in die frühe Neuzeit ein Privileg der Reichen, und an spannende Dokumentationen in Rundfunk, Fernsehen und Magazinen war nicht zu denken. Umso wertvoller waren die Reiseberichte eines Strabo, der zu Beginn des 1. Jahrtausends in seiner 17-bändigen «Geographie» die damals bekannte Welt beschrieb. Noch früher schilderte Herodot in den «Historien» Begegnungen in fremden Ländern.
sFr 15.90
hann Wolfgang von Goethe berichtete seinen Landsleuten von Italien, William Wordsworth malte den Briten die Schweizer Alpen mit Worten, und Mark Twain brachte seinen Lesern sowohl das weit entfernte Europa als auch das viel näher liegende Leben auf dem Mississippi näher.
Der erste echte Reiseführer Eine Revolution für das Genre der Reiseführer war Karl Baedekers «Rheinreise von Mainz bis Cöln» von 1828. Erstmals konnten Touristen, die mittlerweile in
Baedeker war der erste, der seine Reiseführer regelmässig überarbeitete.
978-3-8317-2107-8
Mit den Entdeckern unterwegs
sFr 16.90
978-3-8317-2204-4
144 Seiten; Komplett in Farbe; Separater Faltplan; Ausführliches Register; Zahlreiche Abbildungen; GPS-genauer Cityatlas; Großer Faltplan zum Herausnehmen
www.reise-know-how.de
Als sich im Lauf der Jahrhunderte die bekannte Welt nach und nach vergrösserte, stieg auch das Bedürfnis nach Reiseberichten – auch wenn diese mit den heutigen Reiseführern freilich nichts gemeinsam hatten. Statt praktischer Tipps zu empfehlenswerten Hotels und Aufzählungen von Sehenswürdigkeiten fanden sich Beschreibungen bis dahin gänzlich unbekannter Völker, Pflanzen und Tiere. Ein wahrer Quell solcher Informationen ist Georg Forsters «Reise um die Welt». Darin hält der deutsche Naturforscher und Ethnologe seine Beobachtungen fest, die er als Begleiter von James Cook auf dessen zweiter Weltumsegelung machte.
Reiseberichte der gehobenen Art Mit Jean-Jaques Rousseaus Ausruf «Zurück zur Natur!» entdeckten schliesslich die Intellektuellen die Reiseliteratur für sich – natürlich meist eingebettet in ein angemessen philosophisches Gewand. Jo-
Scharen durch die Länder zogen, auf örtliche Fremdenführer verzichten – denn das kleine rote Büchlein reichte aus, um sich vor Ort zurechtzufinden. Baedeker war auch der erste, der seine Reiseführer regelmässig überarbeitete, um die Informationen ständig auf dem aktuellsten Stand zu halten. Kein Wunder, haben sich die Baedeker-Reiseführer bis heute gehalten – auch wenn es mittlerweile so viele Konkurrenzpublikationen gibt, dass man sich in den Regalen der Buchhandlung fast schon öfter verirrt als am Reiseziel.
SPEZIAL – Reisebücher | 25
Alle Bücher finden Sie auch auf
Ein passender Typ für jeden Fall «Die schönsten Wanderungen in Mexico City», «Gault Millau für Grossbritannien» oder «Die Malediven per Fahrrad erkunden» sucht man in den Buchhandlungen noch vergebens. Ansonsten liegt aber für fast jedes Reiseziel eine breite Auswahl verschiedener Reiseführer bereit. Stephan Bieri und Matthias Bernet von der Reisebuchabteilung am Bellevue sind kompetente Guides durch den Dschungel der Reiseführer – sie kennen den passenden Typ für jeden Fall. Benjamin Gygax
Stephan Bieri ist seit 20 Jahren bei Orell Füssli und leitet die Reisebuchabteilung der Filiale am Bellevue. «Das ist meine Lieblingsabteilung, denn ich finde es toll, mich mit Kunden übers Reisen zu unterhalten und Tipps auszutauschen.» Wer einen Reiseführer sucht, bringe immer gute Laune mit. Bieri ist Spezialist für Malta, Südostasien und die Schweiz. Seine liebste Destination sind gegenwärtig die USA.
Matthias Bernet ist Buchhändler und stiess 2006 zu Orell Füssli. Vor einigen Jahren wechselte er in die Reisebuchabteilung am Bellevue. Er liebt seine Arbeit, denn «Reisebücher zu verkaufen ist wie jeden Tag mit den Kunden in die Ferien zu gehen». Seine nächste Reise führt ihn nach Schottland – über diese Destination kann man ihn bereits jetzt alles fragen.
Der Trendscout
Der Backpacker
Der Trendscout gibt zwar nur Substanz für einige Tage her, dafür kennt er alle Hotspots für den Kurztrip in die Trend-Stadt. Er verrät, in welchen Restaurants, Bars und Boutiquen man für das stilvolle «urban life» am besten Geld ausgeben kann. Wer etwas länger bleiben will, nimmt den Trendscout vorzugsweise als Ergänzung mit. Der Platzhirsch dieses Typs ist die handliche Reihe von Wallpaper. Mit der Rubrik «24 hours» hat man seinen Tag stilmässig voll im Griff: vom Frühstücksbuffet bis zum Nightclub. Bücher zu grossen Destinationen werden mindestens einmal jährlich überarbeitet und halten auch den schnellsten Trendwechseln stand. Einige Destinationen sind nur auf Englisch erhältlich, aber das dürfte für seine Anhänger nun wirklich kein Hindernis darstellen.
Das Gegenstück zum Trendscout hinsichtlich touristischem Lebensentwurf stellt der Backpacker dar. Er schnüffelt nicht den neuesten Trends, sondern dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis hinterher. Eigentlich ist er schon fast ein Telefonbuch – mit ähnlich viel Charme und Informationsgehalt –, und er trägt auch ähnlich viel zum Gewicht des Rucksacks bei. Aber wer auf eigene Faust und ohne Plan ein Land bereist, findet darin alle nur erdenklichen Informationen zum öffentlichen Verkehr, zu günstigen Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten. Wer sehr viel Zeit und sehr wenig Geld zur Verfügung hat, packt am besten ein Buch des Typs Backpacker ein. Die grösste street credibility hat Lonely Planet.
Wallpaper City Guide Dublin 2012
Great Britain Lonely Planet
(Englisch) 103 Seiten CHF 17.90 Phaidon
(Englisch) 1101 Seiten CHF 41.90 Lonely Planet
Bücher zu grossen Destinationen werden mindestens einmal jährlich überarbeitet und halten auch den schnellsten Trendwechseln stand.
26 | Spezial – Reisebücher
Books Nr. 2/2012
Der Informierte
Der Geheimtipp
Kommen Rucksacktouristen ein bisschen in die Jahre, greifen sie gern zum Informierten. Er dient einem gesetzteren Publikum, das immer noch gern auf eigene Faust unterwegs ist, dabei aber gut informiert sein will. Es geht also weniger um Jugendherberge und Imbissbude, sondern um Fly & drive oder Bed & Breakfast. Der Informierte bietet eine umfassende und ausgewogene Mischung von Kultur, Landschaft und Aktivitäten. DuMont ist eine gute Wahl in der Kategorie der Informierten. Die Reiseführer gibt es in drei Reihen: Das ReiseHandbuch informiert umfassend über besondere Regionen, das Reise-Taschenbuch über ganze Länder oder über Städte – und DuMont direkt dient dem Kurztripp.
Der Informierte hat einen Cousin: den Geheimtipp. Beide kümmern sich gern um die Interessen und Bedürfnisse von Individualreisenden. Sie präsentieren eine ausgewogene Mischung aus Kultur, Natur und Freizeitaktivitäten wie Wandern und Velofahren. Der Geheimtipp ist aber besonders stolz darauf, dass er seine Informationen von Landsleuten bezieht und seine Leser abseits der ausgetretenen Touristenpfade führt. Mit dem Geheimtipp landet man auch mal in einem Restaurant, das nur von Einheimischen frequentiert wird. Der bestinformierte heisst Michael Müller: umfassend wie die Bibel, organisiert wie ein Lexikon.
DuMont direkt: Kanalinseln
Baedeker ist der Grandseigneur unter den Klassikern: Sauber aufgebaut und mit hervorragendem Kartenmaterial ausgestattet.
Cornwall & Devon: Reisehandbuch mit vielen praktischen Tipps
120 Seiten CHF 19.90 DuMont Reiseverlag
264 Seiten CHF 29.90 Michael Müller
Der Klassiker
Der Fulminante
Der Junior
Der Klassiker hat eine lange und ruhmreiche Geschichte und ist sich dessen durchaus bewusst. Seiner Gravitas entsprechen auch die Informationen, die er aufzulisten für würdig hält: Er gibt Hinweise auf Kultur in jeder Form und sammelt das nötige Hintergrundwissen, damit seine Leser die kulturellen Leistungen auch gebührend würdigen können. Bewährte Tipps zu landestypischen Restaurants freuen den gebildeten Gaumen. Baedeker ist der Grandseigneur unter den Klassikern: Sauber aufgebaut und mit hervorragendem Kartenmaterial ausgestattet.
Während die Klassiker durch innere Werte überzeugen, glänzt der Fulminante auch dank seiner Erscheinung. Zugegeben: Er ist nicht ganz billig, aber die gepflegte Fotografie und die attraktiven Infografiken und Pläne rechtfertigen den Preis. Der Fulminante eignet sich sehr gut für wissbegierige und abenteuerlustige Familien, die nicht allzu viel Zeit zum Lesen haben – und als Geschenk, denn man schaut ihn auch nach der Reise gern immer wieder mal an. Das üppigste Exemplar dieses Typus heisst Dorling Kindersley vis-à-vis. Er enthält grossartige 3D-Darstellungen historischer Bauwerke.
Apropos Familien: Wer mit Kindern reist, hat besondere Bedürfnisse – und die Kinder selbst haben solche sowieso. Niemand kennt diese besser als der Junior. Er präsentiert alles, was Kinder über eine Reisedestination wissen wollen, quirlig, bunt und frech. Mit vielen Bildern und wenig Text informiert er über Interessantes, Kurioses und über Hintergründe. Mit Hoteladressen oder Buslinien hält er sich dagegen gar nicht erst auf – denn für etwas gibt es ja Eltern. Kinder zwischen 7 und 12 Jahren mögen Für Eltern verboten, Teenager finden sich mit den Aufklappkarten für Stadtrundgänge im National Geographic Explorer gut zurecht und Eltern planen ihre Reise gut mit den DK Family Guides.
Irland (2011) 476 Seiten CHF 42.90 Baedeker
Schottland vis-à-vis Dorling Kindersley (Englisch) 240 Seiten CHF 39.90 Dorling Kindersley
Für Eltern verboten – London: Der cool verrückte Reiseführer 96 Seiten CHF 15.90 National Geographic / Lonely Planet
Bike and more! Neue Hallwag-Kartenserie für das ultimative MountainbikeErlebnis in Zusammenarbeit mit Geo-Tracks und Scott. Der ideale Massstab von 1: 50 000 verschafft den raschen Überblick über die geplante Tour. Alles Wissenswerte ist einfach ersichtlich. Wichtige Angaben über Höhenprofile, Schwierigkeitsgrade, Distanzen, Fahrzeiten, Sicherheitshinweise, Start- und Stützpunkte fehlen eben so wenig wie Routenvorschläge in verschiedenen Varianten. Die GPS-tauglichen Karten sind praktisch, strapazierfähig, wasserund reissfest. Fr. 24.80 1 Baselland 2 Zürcher Oberland 3 Zug – Schwyz © heidiland.com
4 Heidiland 5 Neuchâtel 6 Gstaad – Adelboden – Lenk 7 Pilatus – Hasliberg 8 Martigny 9 Surselva – Flims 10 Davos – Arosa – Lenzerheide 11 Engadin – St. Moritz 12 Lugano – Malcantone 13 Locarno – Bellinzona 15 Solothurn 16 Uri – Andermatt 17 Alta Rezia – Val Müstair
www.swisstravelcenter.ch
28 | Spezial – Reisebücher
Books Nr. 2/2012
«Der Anspruch an Erlebnisse hat sich verändert» Reisebuchautorin? Das klingt nach einem Traumjob. Susanne Tschirner weiss aber, wie viel Arbeit hinter einem guten Reiseführer steckt. Benjamin Gygax
lin an und wunderte mich, dass ich kein Hotelzimmer fand. Dabei ist der 17. März der wichtigste Feiertag: St. Patricks Day. Der Kollege, der meinen Irland-Führer lektorierte, sagte mir dann auch, es gäbe scheinbar viele Kirchen und Grabmäler in Irland, aber am Atmosphärischen fehle es noch ein wenig. Daraufhin überlegte ich mir noch einmal, was die Leserinnen und Leser erwarten.
Susanne Tschirner Die Autorin wurde 1959 in Herne im Ruhrgebiet geboren, ist verheiratet und lebt mit Mann und Sohn im Rheinland. Sie hat Reiseführer für Irland, Schottland, Dublin, die Provence und das Elsass verfasst.
Books: Wie wird man Reisebuchautorin? Susanne Tschirner: Ich war eigentlich eine Doppel-Quereinsteigerin. Nach dem Studium der Geschichte und Germanistik arbeitete ich als Lektorin bei DuMont. Bei diesem Verlag schrieb ich meinen ersten Reiseführer für Irland. Inzwischen habe ich viel Zeit gehabt, um zu üben, und heute mache ich einiges anders als vor 22 Jahren. Was war denn rückblickend nicht so gut? Ich hatte mich für den Reiseführer für Irland eingehend über die Geschichte und Kunstgeschichte des Landes informiert und viel Literatur irischer Autoren gelesen. Was das Alltägliche angeht – die Seele der Iren –, war ich dagegen schlecht vorbereitet. Ich kam am 16. März in Dub-
Was macht denn einen guten Reiseführer aus? Das Entscheidende ist, dass er alle möglichen Informationen zur Reisedestination bündelt. Früher waren Reiseführer noch mehr auf Sehenswürdigkeiten beschränkt. Heute müssen Reisebuchautoren sehr unterschiedlichen Bedürfnissen entsprechen: Jenen einer jungen Familie, eines älteren Ehepaars und des schwulen Single, der Tipps für Dublins Nachtleben sucht. Der Anspruch an Erlebnisse hat sich verändert: Auch heute besichtigen Reisende noch eine Kirche, doch sie wollen von dort aus zusätzlich eine Wanderung zum nächsten Aussichtspunkt unternehmen, einen Wellness-Nachmittag in irischem Seetang buchen und gut essen gehen. Was hat sich an Reiseführern sonst noch verändert? Niemand würde heute einen Reiseführer von 1990 kaufen. Das waren Bleiwüsten mit Schwarzweiss-Fotografien. Ich habe meinen Irland-Führer inzwischen schon zum fünften Mal komplett überarbeitet, um ihn an neue Reise- und Lesegewohnheiten anzupassen. Heute sind auch eher mal persönliche Bewertungen gefragt. Natürlich gibt es einen «Kanon» darüber, was man in einem Land gesehen haben
muss – in Irland zum Beispiel die Cliffs of Moher und den Rock of Cashel –, aber ich suche immer nach einer individuellen Beobachtung, die den Lesern sagt, warum sie gerade diese Sehenswürdigkeit nicht verpassen sollten. Darf man auch mal Kritik üben? Man kann auch mal einen kritischen Satz sagen, zum Beispiel über ein Besucherzentrum, das in die Natur geklotzt wurde. Heftige Reaktionen erhielt ich, als ich in meiner ersten Ausgabe kritische Anmerkungen zur katholischen Kirche in Irland machte – auch auf unbestreitbare Fakten wie die Missbrauchsskandale. Dabei kommt es mir darauf an, innerirische Debatten aufzugreifen und nicht mit dem mahnenden Zeigefinger zu kommen. Ist Ihre Arbeit also anspruchsvoller geworden? Auf alle Fälle. Es werden immer mehr Informationen verlangt. Früher hätte man in Bezug auf Eintrittspreise ein generelles «zwischen 3 und 6 Euro» angegeben, heute korrigieren Sie als Autorin alle zwei Jahre den aktuellen Eintrittspreis. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Leute einen Leserbrief schreiben, um mitzuteilen, dass der Eintrittspreis um 40 Cent gestiegen ist. Wie kommen Sie zu Ihren Informationen? Alle Adressen, Telefonnummern und Websites zusammenzutragen, ist eine grosse Kärrnerarbeit. Dafür gibt es Bücher; und das Internet ist auch immer wichtiger geworden. Aber man muss natürlich alles gesehen haben, was man beschreibt – denn die persönliche Wertung ist wie gesagt wichtig. Für den ersten Reiseführer
SPEZIAL – Reisebücher | 29
Alle Bücher finden Sie auch auf
Schottland. Mit Orkney, Shetland und Hebriden Susanne Tschirner 432 Seiten CHF 42.90 DuMont
Irland Susanne Tschirner 288 Seiten CHF 27.90 DuMont
Ist Reisebuchautorin ein Traumjob auf Spesenrechnung? Ich bin ein Eine-Frau-Unternehmen und beschaffe mir alle Informationen selbst – wobei die Familie zwangsläufig mitmachen, ja auch mal «mitleiden» muss. Manchmal würde man um sechs Uhr abends gern Schluss machen und nicht noch eine weitere Ruine ansehen. Die Reisen finanziere ich selbst. Man bekommt
Dres Balmer
Route 66
Thomas Bachmann
Mit de m Fahrrad von Chicago nach Los Angeles
Vallemaggia
Mit Farbfotos und Routenskizzen 320 S., Klappenbr., 2012 978-3-85869-478-2 Fr. 41.90
Mit Farbfotos und Routenskizzen 296 S., Klappenbr., 2012 978-3-85869-480-5 Fr. 42.90
Mit dem Fahrrad von Chicago nach Los Angeles Dres Balmer hat die 3943 Kilometer lange Strecke durch acht Bundesstaaten mit dem Fahrrad zurückgelegt. 41 Tage war er unterwegs, 34 im Sattel und 7 auf der faulen Haut.
Wandern in einem spektakulären Tessiner Tal
einen Vorschuss auf die erste Auflage, dann kommen die Einnahmen nach und nach über die Buchverkäufe herein. Was hat Sie an Irland angezogen? Wenn man Reisebücher schreiben will, muss man eine grundlegende Entscheidung treffen: Soll man eine Reisedestination wählen, die sehr beliebt ist und die sich deshalb auszahlt, oder eine, die einem liegt? Weil ich dachte, ich würde weiter als Lektorin arbeiten, habe ich jenes Ziel ausgesucht, zu dem ich damals als nächstes hinfahren wollte. Mir liegen die britischen Inseln.
Ursula Bauer Jürg Frischknecht Marco Volken
Wandern in der Stadt Zürich Farbfotos von M. Volken Mit Stadtplänen und Serviceteil 300 S., Klappenbr., 2012 978-3-85869-481-2 Fr. 39.90
Oben die Ruhe
Urbanes Wanderparadies
Verästelt, verzweigt, verwinkelt Vallemaggia, Val Bavona, Val Lavizzara, Valle di Peccia, das Maggiatal im Tessin will entdeckt sein. Unten die betriebsamen Dörfer, oben die verlässliche Ruhe. Die 40 Wandertage dieses Buches verlaufen mal flach, dann hinauf über tausendundeine Treppenstufe und durch Kastanienwälder wieder hinab.
Die passionierten Bergwanderer Ursula Bauer, Jürg Frischknecht und Marco Volken haben Zürich von Nord nach Süd und von Ost nach West durchstreift, dabei die Stadt, in der sie seit Jahrzehnten zu Hause sind, neu entdeckt.
www.rotpunktverlag.ch
Welche Fähigkeiten braucht es sonst noch als Reisebuchautorin? Es gibt keine Ausbildung zur Reisebuchautorin – genau so wenig wie zum Roman-
autor. Ich bin einfach ins kalte Wasser gesprungen. Aber um eine Voraussetzung kommt man natürlich nicht herum: Man muss gern reisen.
Rotpunktverlag.
verbrachte ich insgesamt drei Monate in Irland, und seit 22 Jahren fahre ich jedes Jahr hin. Aber eine Recherche-Reise ist immer begrenzt, man kann auch nur zweimal am Tag essen gehen. Deshalb muss man eine Vorauswahl treffen, wobei auch Leserzuschriften ausgesprochen wichtig sind. Man braucht ein gutes Gespür dafür, wo Erlebnisse zu holen sind, die sich Reisende in ihrem Urlaub wünschen.
30 | Buchtipps
Books Nr. 2/2012
Martin Walker
Barbara Leuthold, Sandra Papachristos
Utta und Niklas Neander
Barbara Leuthold
Für Brunos Geschmack ist im malerischen Saint-Denis im Périgord entschieden zu viel los: Ein spanischfranzösisches Gipfeltreffen ruft die Separatistenbewegung ETA auf den Plan, eine Gänsefarm wird von Tierschutzaktivisten attackiert – und dann ist da auch noch die archäologische Ausgrabungsstätte, deren deutscher Forschungsleiter nach einem prähistorischen Menschen sucht. Das Skelett, das dann auch gefunden wird, ist allerdings längst nicht so alt wie erhofft – und weist alle Spuren eines Gewaltverbrechens auf. Bruno muss gute Nerven beweisen, um alle Fäden zusammenzuführen. Der vierte Fall des schottischen Historikers und Schriftstellers Martin Walker für seine Figur Bruno, Chef de police.
Tiere beobachten, Staunen und Lernen in der Natur, Wandervorschläge und Bergtourentipps für jede Jahreszeit und die ganze Familie: «Auf Spurensuche» zeigt, wo in der Schweiz Gämsen, Murmeltiere, Biber, Frösche oder Smaragdeidechsen beobachtet werden können. Wir staunen über Bartgeier, Enten, Mauersegler und Libellen. Wir bewundern bunte Schmetterlinge und zirpende Heuschrecken, erforschen Fischteiche und lernen die Spuren des Wolfs kennen. Wanderungen und Wanderziele in Graubünden, in der Ostschweiz, im Tessin, Mittelland, Jura Westschweiz und Wallis – vom Zürichsee bis ins Maggiatal.
Berlin ist für Kunstliebhaber und Architekturfreunde immer eine Reise wert: Ob Highlights moderner Architektur von Chipperfield, Foster und Liebeskind oder die einzigartige Ausstellungsdichte und -vielfalt der Museumsinsel – es gibt unendlich viel zu entdecken. «Reclams Städteführer Berlin» bietet umfassende Informationen zu Kunst und Architektur der Spree-Metropole. Er stellt die wichtigsten Bauwerke, Museen und Denkmäler anschaulich vor, übersichtlich nach Stadtteilen sortiert.
Die Osterglockenblüte im Jura ist ein atemberaubendes Erlebnis – allerdings nur, wenn man das Glück hat, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Das gilt auch, wenn man die weissen Narzissenwiesen im Waadtland, das nach Vanille duftende Männertreu, die blühenden Kirschbäume im Baselbiet oder den fleischfressenden Sonnentau entdecken will. Der neue Coop-Wanderführer «Blütenwandern» hilft einem dabei, den richtigen Zeitpunkt für einen von 20 eindrücklichen Ausflügen mit faszinierender Blütenpracht zu finden. Alle Wandertipps sind farbig illustriert und mit Karten, Routenbeschrieb und Fahrplaninformationen ergänzt.
416 Seiten
96 Seiten
279 Seiten
96 Seiten
CHF 39.90
CHF 24.–
CHF 14.90
CHF 24.–
Diogenes
Coop Presse
Reclam
Coop Presse
ISBN 978-3-257-06819-1
ISBN 978-3-9523778-0-2
ISBN 978-3-15-018453-0
ISBN 978-3-905990-01-0
Delikatessen
Reclams Städte Auf Spurensuche führer Berlin 20 tierisch gute Architektur und Familienausflüge Kunst
«Reclams Städteführer» knüpfen an die erfolgreiche Reihe der Reclam Kunstführer an und sind bis jetzt zu zwölf Destinationen erhältlich – zum neuen Prag-Führer wird auf der Verlagswebsite www.reclam.de sogar eine Prag-Reise verlost!
Blütenwandern 20 Ausflüge zu Blüten, Bäumen und Urpflanzen
Der QR-Code führt direkt zum Buch-Trailer!
BUCHtipps | 31
Alle Bücher finden Sie auch auf
Tana French
Schattenstill
Rachel Joyce
Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
Monika Peetz
Martin Walker
Broken Harbour, eine windgepeitschte Geisterstadt voller Bauruinen nördlich von Dublin: In einem der wenigen bewohnten Häuser wird eine junge Familie aufgefunden – die Eltern wurden brutal niedergestochen, die beiden kleinen Kinder erstickt. In den Wänden des hübsch eingerichteten Häuschens klaffen rätselhafte Löcher. Detective Mike Kennedy ist überzeugt, dass er den Fall lösen wird, schliesslich arbeitet niemand in der Mordkommission so effektiv wie er. Doch Broken Harbour entpuppt sich als erbarmungsloser Abgrund, der auch ihn zu verschlingen droht ...
«Ich bin auf dem Weg. Du musst nur durchhalten. Ich werde dich retten, du wirst schon sehen. Ich werde laufen, und du wirst leben.» Harold Fry will nur kurz einen Brief einwerfen an seine frühere Kollegin Queenie Hennessy, die im Sterben liegt. Doch dann läuft er am Briefkasten vorbei und auch am Postamt, aus der Stadt hinaus und immer weiter, 87 Tage, 1000 Kilometer. Zu Fuss von Südengland bis an die schottische Grenze zu Queenies Hospiz. Eine Reise, die er jeden Tag neu beginnen muss. Für Queenie. Für seine Frau Maureen. Für seinen Sohn David. Für sich selbst. Und für uns alle.
Die Fortsetzung des Bestsellers «Die Dienstagsfrauen»: Die Dienstagsfrauen gehen fasten. Zu ihrem jährlichen Ausflug checken die fünf ungleichen Freundinnen im einsam gelegenen Burghotel Achenkirch ein. Sieben Tage ohne Ablenkung. Kein Telefon, kein Internet, keine Männer, keine familiären Anforderungen und beruflichen Verpflichtungen. Leider auch sieben Tage ohne Essen. Theoretisch jedenfalls. Quälender Heisshunger, starre Regeln und nachreisende Probleme führen zu immer neuen Heimlichkeiten und gefährden jeden Therapieerfolg. Die schwerste Prüfung jedoch steht Eva bevor: Hinter den dicken Burgmauern begibt sie sich auf die Suche nach ihrem unbekannten Vater – und entdeckt, dass man manche Familiengeheimnisse besser ruhen liesse ...
Das Périgord ist die Heimat der schwarzen Trüffeln – sie sind der wichtigste Bodenschatz der Region. Als ruchbar wird, dass die schwarzen Diamanten auf dem Trüffelmarkt des Nachbarorts mit billigen Importen aus Asien verschnitten werden, muss Bruno als Chef de police ermitteln. Der Fall nimmt eine dramatische Wendung, als ein furchtbarer Mord begangen wird – an Brunos altem Jagdfreund Hercule, dem grössten Trüffelexperten der Region. Jetzt steht Bruno vor der Herausforderung, die Verbindung zwischen diesem und einigen lange zurückliegenden Verbrechen zu finden, die eng mit Frankreichs unrühmlicher kolonialer Vergangenheit in Indochina verknüpft sind.
Verbrechen, die niemals vorübergehen: der neue grosse Kriminalroman von Tana French, erhältlich ab 6. Juni 2012.
Sieben Tage ohne
Schwarze Diamanten
Der QR-Code führt direkt zum Buch-Trailer!
736 Seiten
384 Seiten
336 Seiten
352 Seiten
CHF 27.90
CHF 29.90
CHF 15.90
CHF 18.90
Scherz
Krüger
Kiepenheuer & Witsch
Diogenes
ISBN 978-3-502-10223-6
ISBN 978-3-8105-1079-2
ISBN 978-3-462-04410-2
ISBN 978-3-257-24180-8
32 | K affeepause
Books Nr. 2/2012
Die Debatte Was machen eine Buchhändlerin und ein Buchhändler in der Kaffeepause? Sie plaudern über Bücher. Books hat sich im «Starbucks» der Filiale Kramhof zu den Orell-FüssliMitarbeitenden Patrizia Melaugh und Ernst Schipper gesetzt. Marius Leutenegger
Das Geräusch einer Schnecke beim Essen Elisabeth Tova Bailey 169 Seiten CHF 25.90 Nagel & Kimche
Der Umweg Gerbrand Bakker 228 Seiten CHF 29.90 Suhrkamp
Die sterblich Verliebten Javier Marías 429 Seiten CHF 29.90 S. Fischer
Erik Brühlmann
Books: Patrizia, du hast vorgeschlagen, dass wir über «Das Geräusch einer Schnecke beim Essen» von Elisabeth Tova Bailey sprechen. Worum geht’s? Patrizia Melaugh (PM): Um eine 34-jährige US-Amerikanerin, eine Biologin, die von einer Europreise nach Hause kommt – und eine Krankheit mitbringt, von der niemand so recht weiss, worum es sich handelt. Die Frau wird von der Krankheit komplett umgehauen, kann weder aufstehen noch lesen, es fehlt ihr die Kraft für alles, monatelang. Eines Tages kommt eine Freundin zu Besuch, die ihr einen Topf mit Veilchen bringt. Unter die Blätter hat sie eine kleine Schnecke gesetzt, die sie im Wald fand. Die Kranke fragt sich natürlich, was sie mit einer Schnecke soll. Am nächsten Morgen merkt sie, dass die Schnecke in der Nacht aus dem Topf gekrochen ist und ein Quadrat aus einem Kuvert gefressen hat. Offenbar hat das Tier Hunger und sucht etwas zu fressen. Die Frau beginnt sich immer stärker für die Schnecke zu interessieren. Diese befindet sich ja in gewisser Weise in der gleichen Situation wie sie selbst, ist aus ihrer Welt herausgerissen worden und muss sich jetzt in der neuen Umgebung zurechtfinden. Die Schnecke ist jedenfalls genau das richtige Haustier für die Frau, bei der alles nur noch ganz langsam und reduziert abläuft. Die Schnecke gibt ihr das Gefühl, nicht allein zu sein. Die Frau merkt, dass sie sogar das Geräusch wahrnimmt, das die Schnecke beim Fressen macht, und sie beginnt sich intensiv über diese Tiere zu informieren. Und dann? PM: Das ist die ganze Geschichte.
Es passiert nichts weiter? Dieses Buch lässt sich wohl nur schwer verfilmen ... Ernst Schipper (ES): Nur sehr schwer sogar. Aber es ist keinen Moment lang langweilig. Die Frau ist eine gute Beobachterin, und das bringt erstaunliche Erkenntnisse hervor. PM: Für mich ist das Buch ein regelrechter Pageturner. Ich war vollkommen fasziniert von den verblüffenden Dingen, welche die Frau über die Biologie der Schnecken herausfindet. Es gibt auch viele liebenswürdige Episoden. Einmal bringt eine Freundin frische Erde für den Topf, aber das gefällt der Schnecke gar nicht – sie vermeidet sorgsam, mit der neuen Erde in Berührung zu kommen. Bis Erde aus dem Wald in den Topf kommt. ES: Und dann gibt es auch noch Nachkommen: 118 kleine Schnecken. Da fühlt sich die kranke Frau überfordert. Viele der Schnecken werden ausgesetzt. Oder sie gehen als Haustiere zu Freunden, denn die Begeisterung der Frau für Schnecken ist offenbar ansteckend. Das klingt auf mich jetzt alles ein wenig gewollt originell ... PM: Das ist es aber nicht – denn die Geschichte ist wahr! Das Buch ist autobiografisch; die Autorin schrieb vier Jahre daran, als es ihr etwas besser ging. Ich empfand die Lektüre als beglückend. ES: Ja, sie trägt auf wunderbare Weise zur Entschleunigung bei. Ich kenne jemanden, der eine ganz ähnliche Krankheit hat. Die Betroffenen sind wahnsinnig reduziert und verlieren das ganze Umfeld; ihr Radius wird sehr klein. Die Autorin ist aber überhaupt nicht wehleidig und auch nicht depressiv, man merkt einfach, wie viel ihr diese Schnecke bedeutet.
K affeepause | 33
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PM: Sie beschreibt alles sehr sorgfältig und präzise. Es ist eine ganz kleine Welt, mit der sie sich befasst – und doch ein ganzes Universum. Ernst, du sagtest, das Buch trage zur Entschleunigung bei. Kann man es denn jemandem schenken, der Entschleunigung braucht? ES: Unbedingt. Es eignet sich aber auch für Leute, die sich einmal auf etwas ganz Neues einlassen wollen. Das zweite Buch, über das wir reden, hast du vorgeschlagen, Ernst: «Der Umweg» von Gerbrand Bakker. Wie bist du darauf gestossen? ES: Ich bin Holländer wie Bakker – vielleicht gibt das eine Verbindung. Ich finde, Bakker schreibt sensationell, und ich habe bereits zwei Bücher von ihm gelesen. Was findest du denn so gut an seinen Büchern? ES: Bakker ist ein Meister des Weglassens. Er macht immer nur Andeutungen und überlässt vieles den Lesern. Man muss sich auf seinen Text richtig einlassen. Mir gefällt aber auch die subtile Ironie, mit der er schreibt. «Der Umweg» ist in diesem Sinn ein typischer Bakker. Der Roman handelt von einer Literaturdozentin aus Amsterdam, die sich Hals über Kopf in ein Bauernhaus in Wales flüchtet. Warum sie dorthin gegangen ist, weiss man zu Beginn des Buchs nicht. Langsam erkennt man aber, dass die Frau diverse Probleme hat – mit ihrer Gesundheit und ihrer Ehe. Jetzt lebt sie also in diesem Bauernhaus und macht ganz alltägliche Dinge, kümmert sich um die Gänse, die sie übernommen hat, und um den Garten. Eines Tages taucht ein junger Mann mit einem Hund auf, mit dem sie sich anfreundet. Der junge Mann findet mit der Zeit heraus, was die Frau umtreibt, und er beginnt, sich um sie zu kümmern. PM: Bakker beschreibt nur, was die Frau macht, was sie sieht. Es gibt keine Beschreibung des Innenlebens oder der Gedanken, sondern nur Handlungen. Als Leser wird man auf diese Weise allmählich an die Charaktere herangeführt – durch Beobachtungen. Irgendwann merkt man zum Beispiel: Aha, die ist wohl krank. Und langsam beginnt man auch zu ahnen, was sie vorhat. ES: Es gibt tatsächlich sehr wenig Reflexion, als Leser nehmen wir eine Aussenperspektive ein. PM: Das funktioniert sehr gut – ich fand das Buch jedenfalls super!
Patrizia Melaugh: Ich habe kaum ertragen, wie Marías alles erklärt, jeden Gedanken präzisiert, jede Reflexion noch einmal von der anderen Seite her beleuchtet. Das ist furchtbar! Ernst Schipper: Ich finde das Buch nicht furchtbar, aber schwierig. Patrizia Melaugh: Ja, das ist ja das Perfide: Ich kann nicht sagen, das Buch ist schlecht. Es enthält wirklich gute Gedanken, über den Tod zum Beispiel. Aber Marías zerschreibt alles.
ES: Wie gesagt: ein Buch voller Andeutungen. Es ist ein wenig wie ein Krimi, weil man selber so viel herausfinden muss. Aber es ist natürlich mehr als ein Krimi, weil die Geschichte einen auch richtig berührt. Was hat dir denn so gut an «Der Umweg» gefallen, Patrizia? PM: Genau das, was Ernst erwähnt hat: die Kunst des Weglassens. Bakker schreibt knapp, fast karg. Interessant finde ich übrigens, dass sich bei ihm gewisse Themen wiederholen. Immer stehen bei ihm Tiere herum, immer spielen seine Geschichten im bäuerlichen Milieu, immer gibt es eine homoerotische Nebenhandlung. ES: Und immer sind die Naturbeschreibungen sehr gut. Mir gefällt auch der verschrobene Humor voller Ironie. Und die Nüchternheit. Wir Holländer gelten ja als sehr nüchtern, und auf Bakker trifft diese Einschätzung sicher zu.
Patrizia Melaugh, 60, lebt in Schaffhausen und arbeitet in der Abteilung Belletristik der Filiale Kramhof. Sie mag vor allem Bücher aus dem englischen Sprachraum. Ihre zwei Kinder sind bereits erwachsen.
Ernst Schipper, 44, lebt in Zofingen und arbeitet in der Abteilung Belletristik der Filiale Westside in Bern. Der gebürtige Niederländer und Bücherfan studierte Germanistik, arbeitete in Zürich lange im Spieleladen «Rien ne va plus» und wurde anschliessend Buchhändler.
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Wem werdet ihr dieses Buch empfehlen? ES: Leuten, die Short Stories mögen – denn dort wird ja auch vieles nur angedeutet. Ich denke zum Beispiel, dass die Fans von Alice Munro von «Der Umweg» begeistert sein werden. PM: Das glaube ich auch. Dieses Buch ist zudem ideal für Liebhaber nordischer Literatur. ES: Diesbezüglich ist «Der Umweg» das totale Gegenteil vom dritten Titel, den wir hier behandeln: «Die sterblich Verliebten» von Javier Marías. PM: Der Kontrast ist tatsächlich riesig – er könnte kaum grösser sein. Ich las «Die sterblich Verliebten» unmittelbar nach «Der Umweg» und ging fast die Wände hoch. Warum? PM: Ich habe kaum ertragen, wie Marías alles erklärt, jeden Gedanken präzisiert, jede Reflexion noch einmal von einer anderen Seite her beleuchtet. Das ist furchtbar! ES: Ich finde das Buch nicht furchtbar, aber schwierig. PM: Ja, das ist ja das Perfide: Ich kann nicht sagen, das Buch ist schlecht. Es enthält wirklich gute Gedanken, über den Tod zum Beispiel. Aber Marías zerschreibt alles. ES: Inhaltlich ist der Roman in gewisser Weise ein Meisterwerk. Es geht um die grossen Themen Tod und Liebe, und es gibt sehr viele kluge Bemerkungen dazu. Doch so wie das Buch geschrieben ist, macht es einen fast wahnsinnig. Überspitzt gesagt dauert das Umrühren des Löffels im Kaffee zehn Seiten. Alles ist
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sehr repetitiv, voluminös und wird bis ins Detail zerredet. Das Buch könnte auch 200 Seiten weniger lang sein und wäre immer noch umfangreich. Worum geht es denn eigentlich? ES: Um eine junge Frau, Maria, die jeden Morgen in einem Café ein offenbar perfektes Ehepaar beobachtet. Nach einer Zeit taucht das Paar aber nicht mehr auf. Zufällig erfährt Maria, dass der Mann grundlos von einem Obdachlosen umgebracht wurde. Sie informiert sich weiter und findet die Witwe. Die beiden Frauen sind einander sympathisch. Irgendwann taucht bei der Witwe auch noch Javier auf, der ein Freund des Paars war und sich jetzt ein wenig um die Frau kümmert. Maria verliebt sich in Javier, und die beiden beginnen eine Beziehung. Eines Tages liegt Maria im Bett, und sie hört, wie Javier einen Besucher empfängt. Maria bekommt den Eindruck, die beiden würden über den Mord am Mann reden – und sie hätten diesen Mord in Auftrag gegeben. Hat Javier den Mann ermorden lassen, um später die Witwe für sich zu gewinnen – aus Eifersucht? Daraus entwickelt sich der Rest der Handlung. PM: Das klingt jetzt viel aufregender, als es ist. Jeder Gedanke wird ausgebreitet, es bleibt nichts ungesagt. ES: Ja, man muss es immer wieder betonen: Marías schreibt sehr explizit und ausufernd. PM: Dabei gefielen mir seine Bücher sehr, als ich sie vor zehn Jahren las. Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Habe ich mich geändert – oder er sich? ES: Ich glaube, Marías hat sich nicht ge-
ändert. Das geht einem doch oft so: Nach langer Zeit liest man ein Buch, das einem früher gefiel, erneut – und man fragt sich: Wie konnte ich das nur gut finden? Wie man ein Buch einschätzt, hängt eben auch davon ab, wo man steht. Nun, vielleicht müsste man «Die sterblich Verliebten» einfach ganz anders lesen: zehn Seiten pro Tag, hoch konzentiert. So liesse sich vielleicht ertragen, dass jeder Gedanke von fünf Gesichtspunkten angeschaut wird. Die meisten Kritiker geben dem Roman bessere Noten ... PM: Ja, Marías bekam viel Lob – aber es gab auch kritische Stimmen. Im «Literaturclub» wurde es mehrheitlich als geschwätzig bezeichnet. ES: Das kann ich gut nachvollziehen. Mich stört zudem eine gewisse Autoreneitelkeit, die Marías immer wieder verrät. Seine Hauptfiguren heissen Javier und Maria – so wie er! Man könnte das allerdings auch positiv als Selbstironie auslegen. Wem würdet ihr dieses Buch empfehlen? PM: Niemandem. Ich kann keine Bücher empfehlen, die mir nicht gefallen. ES: Nun, man kann das Buch schon empfehlen – allen Leuten, die gern anspruchsvolle Literatur lesen. PM: Moment, wir lesen doch auch gern anspruchsvolle Literatur! ES: Also gut: Leuten, die gern einen Gedanken wälzen. Nun, ich habe das Buch wirklich nicht mit grossem Vergnügen gelesen und werde es wohl auch nicht gross empfehlen.
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36 | Fantastisch!
Books Nr. 2/2012
Fantastisch! Ein junger Mitarbeiter von Orell Füssli präsentiert Neuerscheinungen und Geheimtipps aus dem Fantasy-Genre: Bücher für alle, die sich gern in fremde Welten entführen lassen. Marius Leutenegger
«Heute empfehle ich zwei Bücher, die in meinem Umfeld hervorragend angekommen sind. ‹Nachtzirkus› von Erin Morgenstern handelt von einem Zirkus, der erst nach Sonnenuntergang öffnet und bei Sonnenaufgang wieder schliesst. Alles um den ‹Cirque des Rêves› ist sehr geheimnisvoll: Es gibt keine Vorankündigung, niemand weiss, wann er an welchem Ort Halt macht. Anders als ein üblicher Zirkus ist dieser hier ganz und gar farblos: Kostüme und Requisiten sind schwarz, weiss und grau. Und beim Nachtzirkus gibt es auch kein grosses Chapiteau, in dem eine Nummer nach der anderen aufgeführt wird, er besteht aus vielen kleinen Zelten, in denen die Artisten gleichzeitig ihre Kunststücke zeigen – das Publikum spaziert also von Zelt zu Zelt. Dieser aussergewöhnliche Ort bietet den Schauplatz eines magischen Wettkampfs. Prospero, ein echter Zauberer, der während seinen Vorführungen seine Gabe als Trickserei tarnt, fordert den Mann im grauen Anzug, einen anderen Zauberer, zu einem Wettkampf heraus: Jeder von ihnen unterrichtet einen jungen Menschen in Zauberei, und die beiden Zauberlehrlinge treten dann gegeneinander an. Der echte Magier bildet fortan seine Tochter Celia aus, der andere den Waisen Marco. Die beiden jungen Leute wissen nicht, dass sie Gegner sind und worum es beim Wettbewerb geht. Ihre Mentoren haben vereinbart, dass sich die beiden so lang miteinander messen müssen, bis einer klar gewonnen hat. Celia und Marco
zu entdecken, Erin Morgenstern hat viel Fantasie und beschreibt ihre Ideen wunderschön. Ich habe das Buch in einem Zug gelesen und bin überzeugt: ‹Nachtzirkus› gefällt nicht nur allen Fantasy-Fans, sondern auch den Liebhabern von Belletristik. Die Fantasy-Elemente sind dezent in die Handlung eingewoben und dienen vor allem dazu, eine zauberhafte Stimmung entstehen zu lassen. In diesem abgeschlossenen Roman steckt wirklich für jeden und jede etwas drin: Liebe, Geheimnis, Abenteuer und Magie. Tim Lenny George, 16, absolviert im Kramhof in Zürich das zweite Jahr seiner Buchhändler-Lehre. Weil er in einem Dorf ausserhalb von Bern lebt, braucht er täglich vier Stunden, um morgens zur Arbeit und danach wieder nach Hause zu gelangen. «Den weiten Weg nehme ich aber gern auf mich», sagt er. «Denn die Zeit im Zug kann ich zum Lesen nutzen.»
erweitern den Zirkus über die Jahre Zelt um Zelt und beweisen so ihre magischen Kräfte. Irgendwann verlieben sie sich ineinander – und nun müssen sie einen Weg finden, aus dem Kampf heil herauszukommen ... Bei diesem Roman hat mir vor allem die Atmosphäre gefallen. Wenn Celia neue Zelte zaubert – zum Beispiel ein Wolkenzelt –, zieht das einen regelrecht ins Buch hinein. Es gibt in der schillernden Welt des farblosen Zirkus’ unendlich viel
Mit meinem zweiten Tipp machte ich eine lustige Erfahrung: Nachdem ich ‹Die Bestimmung› von Veronica Roth gelesen hatte, kam in der Schule eine Kollegin auf mich zu und legte mir genau dieses Buch ans Herz. Und eine Woche später fand eine andere Kollegin, ich müsse das unbedingt lesen. Jeder, der das Buch gelesen hat, will es offenbar empfehlen – es ist daher nicht erstaunlich, dass die Originalausgabe von ‹Die Bestimmung› Platz 1 der Bestsellerliste der New York Times erreichte. Eigentlich handelt es sich bei diesem Roman eher um Science-fiction als um Fantasy, denn es gibt keine Zauberei, keine Trolle und so weiter. Die Geschichte spielt in einer gut vorstellbaren Zukunft, in der die Gesellschaft in fünf Fraktionen unterteilt ist. Es gibt Altruan, die Selbstlosen; Candor, die Freimütigen; Ken, die Wissenden; Amite, die Friedfertigen; und Ferox, die Furchtlosen. Wer 16 Jahre alt wird, muss sich je nach Neigung einer der Fraktionen
Fantastisch! | 37
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anschliessen. Eine Prüfung ergibt für die Hauptfigur Beatrice allerdings kein klares Bild – sie trägt mehrere Begabungen in sich und ist deshalb eine so genannte Unbestimmte. Warum das für sie lebensgefährlich ist, erfährt man erst mit der Zeit. Und welche Aufgabe auf Beatrice wartet, wird auch erst gegen Ende des Buchs klar.
Und noch ein Tipp: TOPPreis
« ‹Die Bestimmung› wird sicher allen gefallen, die ‹Panem› mochten, denn die Bücher weisen einige Parallelen auf. »
Mich hat dieser erste Teil der Trilogie von Veronica Roth völlig in Bann geschlagen, ich las das ziemlich dicke Buch in einem Stück innerhalb von nur anderthalb Tagen. Es gibt so viele dramatische Wendungen, dass man den Roman nicht mehr aus der Hand legen kann – das ist wirklich allerbeste Unterhaltung. ‹Die Bestimmung› wird sicher allen gefallen, die ‹Panem› mochten, denn die Bücher weisen einige Parallelen auf. Und wer weiss, vielleicht kommt ‹Die Bestimmung› ebenfalls ins Kino: Summit Entertainment, das Produktionsstudio von ‹Twilight›, hat die Filmrechte bereits gekauft!»
Der Nachtzirkus Erin Morgenstern 463 Seiten CHF 29.90 Ullstein
Die Bestimmung Veronica Roth 476 Seiten CHF 28.90 cbt
Die Hüterin Midgards Ivo Pala 382 Seiten CHF 35.90 Sauerländer
Manuela Bigler, 23, arbeitet in der Kinder- und Jugendbuchabteilung von Orell Füssli im Berner Einkaufszentrum Westside. «Das Lesen hat mich von Kind auf begleitet», sagt sie, «deshalb wollte ich auch beruflich mit Büchern zu tun haben.» Am liebsten mag sie Fantasy-Romane. «Bei diesem Genre kann ich am besten abschalten», sagt die Bernerin. «Ich lese nicht so gern Geschichten, die zu nahe an der Realität sind, denn Lesen soll ja auch einen Ausgleich zum Alltag bieten.» Ihr Tipp: «Die Hüterin Midgards» von Ivo Pala. «Svenya ist aus dem Jugendheim abgehauen und lebt nun als Obdachlose in Dresden. Am Abend ihres 17. Geburtstags wird sie von einem sehr grossen Wolf mitten in der Stadt angegriffen und von drei Typen in eine Höhle unterhalb von Dresden entführt – in eine Stadt namens Midgard. Was sie hier zu sehen und zu hören bekommt, kann sie nicht fassen: Direkt unter Dresden liegt eine gewaltige Höhlenwelt. Die Lichtelben leben hier im Exil, nachdem sie vor 2000 Jahren in ihrer ursprünglichen Heimat Alfheim einen gewaltigen Krieg gegen die Dunkelelben verloren haben. Zugleich bewachen sie das letzte Tor zwischen Midgard und Alfheim, um die Dunkelelben um ihren Anführer Laurin daran zu hindern, die Welt der Menschen zu überfallen. Svenya ist die künftige Hüterin Midgards – sie soll die Menschheit vor Laurins Horden beschützen. Die Heimatlose erhält
endlich ein Zuhause in der zauberhaften Festung Elbenthal – aber sie darf niemals fragen, wer sie wirklich ist … Die Hauptfigur ist erfrischend, ehrlich und unverbraucht. Man kann sich gut mit ihr identifizieren. Svenya lässt sich von niemandem etwas sagen und steht voll hinter ihren moralischen Überzeugungen. Auch die Elben sind super beschrieben. Ivo Pala hat ihnen einen modernen Touch verliehen – sie kämpfen nicht nur mit Schwert und Bogen, sondern auch mit Waffen und WalkieTalkies. Sehr unterhaltsam!»
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Der grosse historische Roman über einer der bedeutendsten Künstler der Renaissance: Michelangelo. Italien, Anfang des 16. Jahrhunderts.
Micha Schärer widmet sich Schweizer Spezialitäten, die er modern interpretiert und anrichtet. Raffiniert verwandelt er bisher schwere Kost in leichte Lifestyle-Gerichte, aus traditionellen «Sünden» werden gesunde Leckereien, die viel Genuss versprechen. Neben Hauptgerichten stellt Schärer zu jedem Kanton eine Köstlichkeit als Fingerfood und einen Shot vor: Wie wäre es beispielsweise mit einem Nocino-Shot aus dem Tessin, einem Rüebli-Shot aus dem Aargau oder einem Absinth-Shot aus dem Jura? Typische Schweizer Küche – aber ganz anders!
Millionen haben die Streitschriften von Stéphane Hessel gelesen. Jetzt legt der 94-jährige Franzose seine Bilanz vor. Wogegen soll man sich empören, wofür sich engagieren? Der Wanderer zwischen den Kulturen spricht über seine Ideale, über Menschen, denen er begegnete, über Ideen, die ihn beflügelten, über Kämpfe, die er austrug, und über Rechnungen, die noch offen sind. Als KZ-Überlebender, Mitglied der Résistance, Politiker, Diplomat und Literat hat sich Hessel ein Leben lang für Freiheit, Gerechtigkeit und die Würde des Menschen eingesetzt. Diese Werte sieht er heute stärker bedroht denn je – deshalb appelliert er an seine Leserinnen und Leser, sich zu engagieren und Widerstand zu leisten.
Leo liest auf, was ihn fasziniert: eine Schnur oder einen rostigen Schlüssel. Und natürlich rufen die Eltern: «Leo! Wo bleibst du?» «Leo, du sollst auf dem Weg bleiben!» Aber Leo sucht weiter, findet Raritäten und verbuddelt schliesslich seinen Schatz. Mit einer selbst gezeichneten Schatzkarte kann er die Eltern für eine Schatzsuche gewinnen. Jetzt kehrt das Spiel: «Papa! Ich glaube, du solltest nicht über die Tücher der Leute laufen», «Mama! Pass auf, die Krabbe zwickt!» Doch dann entdeckt die Familie unter Mamas Strandtuch eine Schatzkiste … Eine Feriengeschichte mit witzigen Dialogen, Raum für Überraschendes – und vielen Nebengeschichten.
Der sixtinische Himmel
Der junge Aurelio kommt nach Rom, um dort beim grössten Bildhauer seiner Zeit in die Lehre zu gehen: Michelangelo Buonarroti. Gerade hat der Papst diesen gegen seinen Willen mit einem Deckenfresko für die Sixtinische Kapelle beauftragt. Missmutig macht sich der Künstler ans Werk. Nachts jedoch erschafft er aus weissem Marmor das Bildnis einer Frau, die keiner jemals sehen darf: die Kurtisane des Papstes.
Echt schweizerisch!
Aurelio verliebt sich unsterblich in die geheimnisvolle Schöne. Doch seine Liebe wird nicht nur ihm zum Verhängnis ...
Empörung – Meine Bilanz
Leo, Dünen, Strand und mehr
Ab 4 Jahren
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176 Seiten
240 Seiten
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40 | Kinderwelt
Books Nr. 2/2012
So werden Jungs zu Leseratten Buben lesen nicht, lautet ein weit verbreitetes Klischee. «Doch das stimmt nicht», weiss Nicole Stäuble. Die Buchhändlerin arbeitet in der Filiale von Orell Füssli in Frauenfeld und ist auf Kinder- und Jugendbücher spezialisiert. Für Books hat sie für jedes Bubenalter eine passende Neuerscheinung ausgewählt. Marius Leutenegger
«Dass Buben weniger lesen, kann ich nicht bestätigen», sagt Nicole Stäuble. «Im Jugendalter lesen Mädchen sicher mehr als Buben, aber bei den Kindern gibt es keine grossen Unterschiede.» Die Aussage lässt sich unter anderem auch mit dem riesigen Erfolg der Serie «Gregs Tagebuch» belegen; wie einst «Der kleine Nick» richtet sich der aktuelle Comic-Roman vor allem an Buben, und er wird von diesen heiss geliebt. Aber es gibt natürlich noch viele andere Bücher, die Buben jeden Alters begeistern können – Nicole Stäuble hat eine Auswahl von Neuerscheinungen zusammengestellt. «Ein Buch, das ich Eltern von Buben im Kindergartenalter gern ans Herz lege, ist ‹Laurin, das Schlossgespenst› von Bettina Obrecht. Laurin lebt auf einem Schloss und gibt sich alle Mühe, seine Arbeit als Spukgespenst gut zu machen. Doch der alte Graf, der selber ein Gespenst ist, setzt ihn vor die Tür. Laurin wird darauf Gespenst auf dem Schrottplatz. Hier kann er mit alten Autos herumkurven, und er freundet sich mit zwei Kindern, einem Hund und einer Fledermaus an. Doch eines Tages kommen ihm eigenartige Dinge von seinem ehemaligen Arbeitsplatz zu Ohren. Er geht der Sache nach – und bald müssen Laurin und seine Freunde das Schloss retten.
Nicole Stäuble, 39, ist Buchhändlerin bei Orell Füssli in Frauenfeld; sie hat einen zweieinhalbjährigen Sohn. «Ich machte bereits meine Lehre zur Buchhändlerin bei Orell Füssli», erzählt sie. Schon in der Lehre seien Kinder- und Jugendbücher für sie das Grösste gewesen, denn «dieser Bereich ist so vielseitig – und fast so etwas wie eine Buchhandlung in der Buchhandlung!» Ausserdem könne man die Kundinnen und Kunden, die Kinderbücher suchten, richtig beraten: «Die meisten Leute sind dankbar für Empfehlungen, weil sie sich mit den Neuerscheinungen nicht so gut auskennen.»
Die Geschichte ist so herzig und fein geschrieben, dass man sie immer mit einem Schmunzeln liest. Es wird einem nie langweilig, und auch die Illustrationen finde ich sehr schön. Dieses Herzensbuch eignet sich vor allem zum Vorlesen; wenn ein Bub es selber lesen möchte, muss er bereits ein guter Leser sein.
Die meisten Buben werden wohl ‹Rocco Randale› von Alan MacDonald sofort ins Herz schliessen – denn Rocco ist ein richtiger Lausbub, der einen Blödsinn nach dem anderen anstellt. Wo Rocco auftritt, regiert bald das Chaos, aber man kann ihm deswegen nie böse sein. Rocco ist ein bisschen wie Michel von Astrid Lindgren, er muss einfach immer gleich alles ausprobieren, was ihm einfällt – und damit macht er uns Lesenden viel Freude: Die Serie ist wirklich sehr lustig. Gerade jetzt ist der siebte Band ‹Fussballspiel mit Matschparade› mit drei neuen Geschichten zum Thema Fussball erschienen. Ich empfehle die Serie für Buben ab acht, neun Jahren. Das möchten wohl alle: Gedanken lesen können. In ihrem neuen Kinderkrimi ‹Der Junge, der Gedanken lesen konnte› stattet die bekannte Autorin Kirsten Boie ihre Hauptfigur Valentin mit genau dieser Fähigkeit aus. Eigentlich wollte Valentin nur einer dicken Dame helfen, den Einkaufswagen die Treppe hoch zu schleppen – und plötzlich weiss er, was andere denken. Das verwirrt ihn zunächst einmal ziemlich. Das spannende Buch berührt viele Fragen, die Buben beschäftigen: Wie ist das mit dem Leben und dem Tod? Was bedeutet Freundschaft? Mich hat die Geschichte von Valentin, die sich für Buben ab zehn
Kinderwelt | 41
Alle Bücher finden Sie auch auf Bild links: Rocco Randale begeistert Jungs ab acht, neun Jahren. Bild rechts: Die Kurzhosengang spricht vor allem Buben an, die richtig gern lesen.
Laurin, das Schloss gespenst Bettina Obrecht 270 Seiten CHF 26.90 cbj
Jahren eignet, jedenfalls ab der ersten Seite in Bann geschlagen. Nun wird es wieder sehr witzig – mit ‹Wie man 13 wird und überlebt› von Pete Johnson. Das ist genau das richtige Buch für alle, die sämtliche Greg-Bücher gelesen haben und jetzt etwas Ähnliches suchen. Markus ist 13 Jahre alt und erfährt von seinen Eltern, dass er sich in den nächsten Tagen in einen Halbvampir verwandeln wird. Tatsächlich beginnt er schon bald grässlich zu stinken, ihm wächst ein Eckzahn, er bekommt einen neuen Namen. Markus findet das alles überhaupt nicht lustig, aber seine Eltern sind sooooo stolz auf ihn. Das alles ist witzig, voller Fantasie und total schräg. Mir gefällt, dass die Geschichte in Tagebuchform erzählt wird; die Abschnitte sind kurz, und wer nicht so gern liest, fühlt sich damit sicher wohl. Dieses Buch spricht Jungs ab zehn, elf Jahren an. Auch mein nächster Tipp eignet sich für Buben in diesem Alter – allerdings eher für solche, die wirklich gern lesen. Der in Deutschland lebende Kroate Zoran Drvenkar ist ein vielfach ausgezeichneter Thriller-Autor. Er schreibt auch für Kinder, unter anderem unter dem Pseudonym von zwei kanadischen Schriftstellern, Victor Caspak und Yves Lanois. Als Caspak-Lanois veröffentlichte Drvenkar 2004 den Kinderroman «Die Kurzhosengang», für den er ein Jahr später den Jugendliteraturpreis gewann. Jetzt ist ein neuer Roman mit der Kurzhosengang erschienen, ‹Die Kurzhosengang und das Totem von Okkerville›; man kann ihn auch lesen, wenn man die anderen Bücher der Serie nicht kennt. Eines Nachts werden die vier Freunde Island, Snickers, Rudolpho und Zement – eben die Kurzhosengang – vom Sportlehrer zusammengetrommelt. Sie
Rocco Randale – Fussballspiel mit Matschparade Alan MacDonald 91 Seiten CHF 14.90 Klett
müssen mit ihm und einer alten Hexe sofort eine Reise antreten. Mit der Zeit erfahren sie, dass sie auf der Suche nach einem Totempfahl sind, hinter dem auch die Pauli-Gang her ist ... Die Ideenvielfalt, mit der Drvenkar dieses mitreissende Abenteuer gestaltet, hat mich schwer beeindruckt, und ich verstehe, dass der Autor mit Preisen überhäuft wird – auch dieses neue Buch ist schlicht genial. Mein letzter Tipp geht an alle Buben ab zwölf Jahren: ‹Méto› von Yves Grevet. Ein sehr düsteres, gruseliges und spannendes Buch! 64 Buben leben in einem Haus; sie wissen nicht, woher sie kommen und warum sie wie Gefangene festgehalten werden. Méto ist einer der Buben, und er will endlich wissen, was los ist – und was mit den Buben geschieht, die mit unbekanntem Ziel abgeholt werden. Das alles ist so spannend beschrieben, dass man das Buch kaum noch aus den Händen legen will. Weil es sich um eine Trilogie handelt – die übrigens in Frankreich ein riesiger Erfolg war –, wird man als Leser ziemlich auf die Folter gespannt. Ich muss aber sagen, dass sich dieses Buch eher nicht so für empfindsame Seelen eignet – es geht zuweilen etwa so gewalttätig zu und her wie in ‹Panem›.»
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Wie man 13 wird und überlebt Pete Johnson 176 Seiten CHF 16.90 ars edition
Die Kurzhosengang und das Totem von Okkerville Zoran Drvenkar 501 Seiten CHF 25.90 cbj
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Globi – unzirkuliert oder poliert! Braucht es noch einen Beweis dafür, dass Globi zum Schweizer Kulturgut gehört? Bitte, hier ist er: 2012 feiert die Kinderbuchfigur ihren 80. Geburtstag – und das ist der Eidgenössischen Münzstätte Swissmint Anlass genug, eine Sondermünze für den Sammler- und Liebhabermarkt zu prägen. Die Globi-Münze hat einen Nennwert von 20 Franken und ist ab dem 5. Juni 2012 erhältlich – in den Qualitäten «unzirkuliert» für 25 und «Polierte Platte» für 50 Franken. Der Prägegewinn wird für kulturelle Projekte genutzt. Übrigens: Die Vorlage für das Sujet stellte der Globi-Verlag zur Verfügung – und der gehört seit fünf Jahren zu Orell Füssli.
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Books Nr. 2/2012
«Romane interessieren mich nicht» Wir möchten von Orell-Füssli-Kundinnen und -Kunden wissen: Welches ist Ihr liebstes Buch? Heute antwortet Bruno Arnold aus Zürich. Erik Brühlmann
guter Anhang und ein solider Anmerkungsapparat sind das A und O jedes Buchs», ist er überzeugt. «Damit meine ich nicht einfach eine Auflistung von Titeln, sondern dass der Autor auch vermerkt, weshalb dieses oder jenes Buch angeführt wird.» Überhaupt hänge vieles davon ab, wie ein Autor seinen Stoff präsentiere. «Nicht jeder, der auf seinem Gebiet viel weiss, kann auch darüber schreiben. Oder um es deutlich zu sagen: So mancher Gelehrte hat keine Ahnung, wie man ein Thema verständlich und lesbar präsentieren muss!»
Fr. 24.90
Globi auf der Suche nach dem legendären Piratenschatz Fr. 21.50
Hörspiel
CD Fr. 16.90 MC Fr. 12.90
Fr. 21.90
Aktivitäten rund um die Jahreszeit
Die Mitarbeitenden der Filiale von Orell Füssli am Bellevue in Zürich kennen Bruno Arnold als regelmässigen Kunden, der stets einen lockeren Spruch auf den Lippen hat. «Im obersten Stock bin ich Stammkunde», sagt der 69-Jährige. Dort befinden sich die Geschichtsbücher. Romane interessieren Bruno Arnold nicht; natürlich habe auch er die Klassiker gelesen, erzählt er, aber seit er pensioniert sei, gebe er sich voll und ganz seiner Passion Geschichte hin. «Vorher war ich beruflich viel zu beschäftigt, als dass ich Zeit zum Lesen gehabt hätte», gesteht der gebürtige Altdorfer, der 35 Jahre lang am Triemli-Spital in Zürich als Wissenschaftsfotograf arbeitete. Eine bevorzugte Epoche hat Bruno Arnold nicht: «Ich habe mir vorgenommen, mich in keiner Weise einzuschränken.» Dass sich dafür im Lauf der Zeit die Bücher in seinen Regalen stapeln, versteht sich von selbst. «Wie viele Bücher ich habe? Auf jeden Fall zu viele, um sie zu zählen!», sagt er. Aus Platzmangel müsse er ab und zu ein paar Säcke voll ins Brockenhaus geben. «Aber ich gebe nur die weg, die mir nicht gefallen.» Aus Platzgründen würde sich Bruno Arnold zu gern einen eReader kaufen, doch leider gebe es die Bücher, die ihn interessieren, nicht in der digitalen Variante.
Fr. 29.90
Erhältlich in Ihrer Buchhandlung
Bruno Arnold findet seine Bücher nicht nur bei Rundgängen im Orell Füssli. Oft führt ein Buch gleich zum nächsten. «Ein
Ein spezielles Buch für unsere Rubrik he rauszugreifen, fällt dem Geschichtsinte ressierten schwer. Vor allem in letzter Zeit seien ausserordentlich viele lesenswerte Geschichtsbücher erschienen, findet er. Die «Kleine Kulturgeschichte der Antike» von Klaus Bringmann habe ihn sehr interessiert, auch wenn er vermutet, dass die meisten diese ganz alte Geschichte nicht mögen. Aktueller sei «Friedrich Engels. Der Mann, der den Marxismus erfand» des britischen Historikers und Politikers Tristram Hunt. «Das Buch geht über das Nacherzählen des Lebens hinaus», sagt Bruno Arnold. «Es befasst sich auch mit dem Revolutionsjahr 1848 und mit der Nationalökonomie. Wie könnte man auch über Engels schreiben, ohne über Nationalökonomie und den Sinn und die Funktion von Geld zu schreiben?» Eigentlich könne man das schon, räumt er doch noch ein. Er habe schon zwei Marx-Biografien gelesen, in denen diese Themen mit keinem Wort angeschnitten wurden. «Aber das ist unsinnig!», kritisiert er – und möchte die Autoren lieber ungenannt lassen.
Friedrich Engels. Der Mann, der den Marxismus erfand. Tristram Hunt 573 Seiten CHF 39.90 Propyläen
Orell Füssli | 43
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Wichtiger Preis für «Das begehbare Buch» An der Leipziger Buchmesse werden jedes Jahr die «BuchMarkt-Awards» vergeben. Bei der 13. Austragung des Wettbewerbs in diesem Frühling erhielt Orell Füssli einen der begehrten Preise: die silberne Auszeichnung in der Kategorie «Media». Preisgekrönt wurde damit das Projekt
www.books.ch noch besser! Es hat schon immer gute Gründe gegeben, auf www.books.ch einzukaufen – jetzt gibt es noch vier Gründe mehr.
«Das begehbare Buch». Sie erinnern sich: Im letzten Herbst gestalteten über 20 Partner auf Einladung von Orell Füssli in der Villa Mainau in Zürich 36 Zimmer zu einem Buch ihrer Wahl. Die Aktion, die von vielen spannenden Veranstaltungen begleitet wurde, war ein riesiger Erfolg und lockte über 4000 Besucher an. Gold gewann in der Kategorie «Media» übrigens der Ehrengast der Frankfurter Buchmesse, das «sagenhafte Island».
ORELL FÜSSLI PRÄSENTIERT
Erstens: Der Shop ist für QR-Codes ausgerüstet. Das sind die schwarzweissen Quadrate, die man mittlerweile überall sieht – QR steht für «Quick Response», schnelle Antwort. Sie führen auf www.books.ch direkt auf die richtige Seite. Installieren Sie die App «Quickmark», die es für fast alle Smartphones gibt. Öffnen Sie diese, wenn Sie neben einem Buch, das Sie interessiert, den QRCode sehen, fotografieren Sie den Code – schon werden Sie automatisch mit der entsprechenden Seite verbunden und können den Kaufprozess starten. Zweitens: Der MobileShop läuft ab sofort auf dem allerneusten, plattformunabhängigen Web-Standard HTML5/CSS3. Er sieht deshalb besser aus, wenn man ihn vom Smartphone aus anwählt – und ist noch leichter zu bedienen.
DAS BEGEHBARE BUCH
Drittens: Orell Füssli hat spezielle ReaderApps zum Lesen von eBooks auf den Plattformen iOS (Apple) und Android lanciert. Damit können eBooks auf mobilen Lesegeräten gelesen und in einer persönlichen Bibliothek gespeichert werden. Die Android-App verfügt zusätzlich über eine Verbindung zum Mobile-Shop books.ch. Die beiden Apps kann man gratis in den App-Stores von Apple und Android herunterladen.
01. – 30.09.2011
MEHR ALS 20 VERLAGE LADEN EIN, DER WELT DER BÜCHER EINE NEUE SEITE HINZUZUFÜGEN. www.dasbegehbarebuch.ch
VILLA MAINAU : 11.30 BIS 19.00 UHR KINO RAZZIA : 19.00 BIS 24.00 UHR
Und viertens: Das Angebot an eBooks ist in den letzten Monaten massiv vergrössert worden. Gegenwärtig umfasst es über 250‘000 Titel auf Deutsch, Englisch und Französisch – und täglich werden es mehr.
Wir danken unseren Partnern:
VILLA MAINAU / KINO RAZZIA SEEFELDSTR. 82, 8008 ZÜRICH
44 | Kochbücher
books Nr. 1/2012
Aller Anfang ist einfach Wagt sich ein Kochnovize gleich an ein Filet Wellington, ist das Scheitern fast unvermeidlich. Glücklicherweise sorgen aber neue Grundkochbücher mit einfach nachzukochenden Rezepten für schnelle Fortschritte in der Kunst des Kochens – nicht zuletzt, weil die vorgestellten Gerichte auch dem Gaumen viel Freude bereiten. Markus Ganz
An Kochbüchern mangelt es in den wenigsten Haushalten. Meist wecken sie mit prächtigen Bildern Appetit auf raffinierte Gerichte. Wenig erfahrene Hobbyköche sind damit aber oft überfordert – ihnen fehlen die Grundlagen fürs Kochen. Und seien wir ehrlich: Auch Fortgeschrittene scheitern manchmal am ehrgeizigen Menu. Dann etwa, wenn sie einen ganzen Fisch zubereiten sollen, aber nur Erfahrung mit Fleisch haben. Ratlos durch die Sammlung von Kochbüchern blättern aber oft auch jene, die ein scheinbar simples, aber im Moment dramatisches Problem haben – wenn zum Beispiel etwas versalzen ist. Abhilfe können da bewährte Grundkochbücher wie «1001 Rezept» und «Tiptopf» schaffen. Deren pädagogischer Anspruch und ihre Ausführlichkeit lassen bei potentiellen Kochenthusiasten aber oft wieder den Mut sinken. Zum Glück bieten motivierend gestaltete Neuerscheinungen gute Alternativen – zumal sie kompakt und günstig sind. Sie folgen ganz der Devise: Learning by doing. Und das bedeutet, dass man nicht nur etwas lernt, sondern auch mit feinem Essen belohnt wird.
Grundlagen in einem Monat Der Titel des Buchs «In 30 Tagen kochen können» von Margit Proebst lässt einen trockenen Lehrgang erwarten, der nur blutigen Anfänger etwas bietet. Das scheint sich am Anfang mit der bebilderten Anleitung zu bestätigen, welche Lebensmittel wo zu lagern sind. Die Erfahrung lehrt allerdings: Selbst routinierte Köche verstossen manchmal gegen die hier wieder einmal in Erinnerung gerufene Regel, dass
Tomaten und Zwiebeln nicht in den Kühlschrank gehören. Vor Enttäuschungen bewahren einen auch praktische Checklisten, Foto-Spickzettel und Tipps, etwa eben dazu, wie man ein versalzenes Gericht retten kann. Bestechend an diesem Buch ist, dass einem grundlegende Techniken in der Praxis vermittelt werden. Für jeden der 30 «Kurstage» gibt es Rezepte für eine volle Mahlzeit, die dank ausführlichen Beschreibungen und Fotoreihen wirklich einfach nachzukochen sind. Die angegebenen Varianten machen einem auch Mut, Rezepte den eigenen Vorlieben oder den aktuellen Vorräten anzupassen. Schon am dritten Tag kommt Zucchinipfannkuchen mit Schafskäse auf den Tisch, am dreissigsten Tag dann – zur Krönung des Kochlehrlings – ein Roastbeef an Thymian-Rotwein-Sauce mit Speckböhnchen und Bratkartoffeln.
Schneller Küchenzauber «Alles, was man braucht, um ganz schnell etwas Gutes zu kochen», heisst der Untertitel von «Quick Basics». Sebastian Dickhaut und Cornelia Schinharl folgen diesem Versprechen auf ungewohnte Weise: Sie setzen auf Reduktion. Im ersten Buchteil präsentieren sie sieben «Zutaten, die Zeit schenken» (etwa das Couscous), sieben «Aromen, die sogleich wirken» (etwa die Currypaste), vier «Werkzeuge, die beschleunigen» (etwa den Pürierstab) und vier «Techniken, die es laufen lassen» (etwa den richtigen Schnitt). Hinzu kommen übersichtliche Angaben («Was gart wie lange?») und bebilderte Anleitungen («Eine schnelle Kruste»). Im zweiten Teil stellen sie über 100 Rezepte mit über 30
In 30 Tagen kochen können Margit Proebst 158 Seiten CHF 26.90 Gräfe & Unzer
Quick Basics Sebastian Dickhaut, Cornelia Schinharl 144 Seiten CHF 23.90 Gräfe & Unzer
Die grosse Kochschule – Die Kochwerkstatt für Einsteiger Anne Iburg; Franke Veldmann 256 Seiten CHF 31.90 Fackelträger
Kochbücher | 45
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Varianten vor; alles lässt sich meist in weniger als 20 Minuten zubereiten. Überall findet man zudem ebenso praktische wie unkonventionelle Tipps – so wird einem beispielsweise gezeigt, wie man mit Resten von angemachtem Salat einen Dip oder eine Pesto zubereitet.
Solide Basis für Anfänger
Für Sie probiert: Blitzgulasch mit Sauerkraut Rezept aus dem nebenan besprochenen Buch «Quick Basics» Hauptgang für 4 Personen
Wer die Grundlagen der Kochkunst etwas genauer kennenlernen möchte, ist mit «Die grosse Kochschule – Die Kochwerkstatt für Einsteiger» bestens bedient. Anne Iburg und Franke Veldmann haben ein Basiswerk geschaffen, das auch viele vertiefende Informationen zur Küchenausstattung, zu den Zubereitungstechniken und den Lebensmitteln mitsamt ihrer Lagerung vermittelt. Im Mittelpunkt stehen trotz-
Man lernt nicht nur etwas, sondern wird auch noch mit einem feinen Essen belohnt.
dem unkomplizierte Rezepte von «beliebten deutschen Klassikern über leckere Trendgerichte bis hin zu internationalen Highlights». Ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen, hilfreiche Tipps und Zusatzinformationen garantieren, dass auch jedes Rezept gelingt – dies verspricht zumindest der Verlag. Schöne Fotos findet man übrigens auch hier. Sie wollen aber in erster Linie nicht einfach den Appetit anregen – sondern dem Anfänger und der Anfängerin helfen, die Rezepte umzusetzen.
Zutaten:
Zubereitung:
1 weisse oder rote Zwiebel 1 kleine rote Peperoni 600 g Schweinelende oder -filet 1 EL Butter 1 EL neutrales Öl je 1 TL edelsüsses und rosenscharfes Paprikapulver ¼ l Fleischbrühe 400 g gegartes Sauerkraut Salz und Pfeffer 1 Bund Schnittlauch 100 g Sauerrahm
Die Zwiebel schälen, vierteln und in dünne Streifen schneiden. Die Peperoni vierteln, putzen, waschen und ebenfalls in dünne Streifen schneiden. Das Fleisch von Sehnen befreien und in gut 1 cm grosse Würfel schneiden. Die Butter und das Öl in einem Topf erhitzen. Das Schweinefleisch darin bei starker Hitze in zwei Portionen jeweils unter Rühren kräftig anbraten, wieder herausnehmen. Die Zwiebel und die Peperoni im Bratfett andünsten. Beide Paprikapulver darüberstäuben und kurz mit anschwitzen. Brühe angiessen, das Kraut abtropfen lassen und ebenfalls dazugeben. Fleisch wieder untermischen, mit Salz und Pfeffer würzen. Alles zugedeckt etwa 5 Minuten bei mittlerer Hitze schmoren lassen. Den Schnittlauch abbrausen, trocken schütteln und in feine Röllchen schneiden. Den Sauerrahm unters Gulasch rühren, mit Salz und Pfeffer abschmecken und vor dem Essen den Schnittlauch aufstreuen.
46 | DVD
Thriller
The Ides of March – Tage des Verrats
Books Nr. 2/2012
Thriller
Anonymus
Thriller
Komödie
Verblendung
Habemus Papam – ein Papst büxt aus
Stephen Meyers (Ryan Gosling) gilt schon in jungen Jahren als politisches Wunderkind. Er organisiert die Wahlkampagne des US-Präsidentschaftskandidaten Mike Morris (George Clooney). Auch eine Affäre mit der jungen Praktikantin Molly lenkt ihn nicht von seiner Mission ab. Doch sein Ehrgeiz ist auch seine grosse Schwachstelle: Ein alter Hase der Gegenseite stellt ihm eine perfide Falle. So muss sich Meyer plötzlich entscheiden zwischen Karriere und Idealen, Herz und Verstand.
Wer war der Autor der Stücke, die William Shakespeare zugeschrieben werden? Zahlreiche Experten haben darüber diskutiert. «Anonymus» gibt eine mögliche Antwort und konzentriert sich dabei auf eine Zeit, als sich politische Intrigen, verbotene Romanzen am Königlichen Hof und die Machenschaften habgieriger Aristokraten an einem ungewöhnlichen Ort wiederspiegelten: auf der Londoner Bühne.
Der in Ungnade gefallene Journalist Mikael Blomkvist (Daniel Craig) akzeptiert das Angebot, im Stillen einen ungeklärten Mord von vor 40 Jahren aufzuklären. Zusammen mit der Hackerin Lisbeth Salander (Rooney Mara) kommt er einer Geschichte von Mord und sexuellem Missbrauch auf die Spur, die Schwedens industrielle Vergangenheit verdunkelt. Dabei geraten die beiden so weit in die Fänge des Bösen, dass es sie zu verschlingen droht.
Die Kirchenglocken läuten, weisser Rauch steigt in den Himmel, Abertausende harren auf dem Platz vor dem Petersdom in Rom einer frohen Kunde. Doch Kardinal Melville (Michel Piccoli) hat Panik: Er wurde zum Papst gewählt. Was soll er bloss tun? Er will sich den Gläubigen nicht zeigen, und er tut das auch nicht. Schon bald ist die ganze Welt in Sorge, während der Vatikan verzweifelt nach Lösungen sucht. Der designierte Papst wählt einen ganz besonderen Ausweg: Er büxt aus.
CHF 29.90
CHF 26.90
CHF 25.90
CHF 28.90
Ab 12 Jahren
Ab 12 Jahren
Ab 16 Jahren
Ab 12 Jahren
EAN 5050582883701
EAN 4030521726536
EAN 4030521726581
EAN 7619965023035
EAN Blu-Ray 4030521726550
EAN Blu-Ray 4030521726598
DVD | 47
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Komödie
Komödie
Kinderfilm
Rubbeldiekatz
Chinesen zum Mitnehmen
Drama
Ein Job ist ein Job, sagt sich der erfolglose Theaterschauspieler Alexander. Er verwandelt sich in Alexandra – und ergattert tatsächlich eine Frauenrolle in einem grossen Hollywoodfilm! Aber kann er in Pumps und ausgestopftem BH auf Dauer überzeugen? Mehr als ihm lieb ist! Sein Kollege beginnt ihn zu begrabschen, und seine Ex-Freundin flippt aus. Alex würde seine falschen Locken am liebsten an den Nagel hängen – wenn er sich nicht unsterblich in seine Partnerin Sarah Voss verliebt hätte ...
Als Jun seiner Verlobten einen Heiratsantrag macht, stürzt eine Kuh vom Himmel und tötet die zukünftige Braut. Jun will in Argentinien bei seinem Onkel ein neues Leben beginnen. Leider wird er aber ausgeraubt; er landet beim misanthropischen Einsiedler Roberto, der sein Leben aufs Penibelste strukturiert. Nach anfänglichen Scherereien entwickelt sich eine ehrliche Freundschaft zwischen den beiden Männern. Erscheint am 14. Juli 2012.
Der elfjährige Oskar Schell ist ein aussergewöhnliches Kind: AmateurErfinder, Frankreich-Fan, Pazifist. Sein Vater kam am 11. September 2001 im World Trade Center um. Eines Tages findet Oskar einen geheimnisvollen Schlüssel des Vaters und macht sich darauf heimlich auf eine nicht alltägliche Suche durch die fünf Stadtbezirke von New York. Seine Suche endet schliesslich dort, wo sie begonnen hat – doch Oskar ist ein anderer geworden. Erscheint am 14. Juli 2012.
Muppet-Fan Walter muss sich mächtig ins Zeug legen. Es will einen teuflischen Plan des Ölmagnaten Tex Richman durchkreuzen: das berühmte Muppets-Theater abzureissen. Gemeinsam mit Gary und Mary initiiert er den grössten Spendenmarathon, den die Welt je gesehen hat. Kermit soll helfen, die alte MuppetsGang wieder zusammenzubringen, und stellt mit deren Hilfe die wohl verrückteste, bunteste und fröhlichste Ausgabe der besten Show aller Zeiten auf die Beine.
CHF 24.90
CHF 26.90
CHF 26.90
CHF 24.90
Ab 12 Jahren
Ab 12 Jahren
Ab 12 Jahren
Ohne Altersbeschränkung
EAN 5050582882896
EAN 7613059802292
EAN 5051890099518
EAN 8717418344108
EAN Blu-Ray 5050582882919
EAN Blu-Ray 7613059402294
Extrem laut und unglaublich nah
Die Muppets – Der Film
48 | WETTBEWERB
Books Nr. 2/2012
Das Literatur-Kreuzworträtsel Unter den richtigen Lösungen verlosen wir Bücher-Gutscheine: 1. Preis: CHF 200.–, 2. Preis: CHF 100.–, 3. Preis: CHF 50.–, 4. bis 10. Preis: je CHF 20.–.
✁ Lösungswort: Vorname / Name Adresse Bis am 27. Juli 2012 in einer der Orell-Füssli-Filialen in Zürich, Basel, Bern, Winterthur, Frauenfeld, am Flughafen Zürich oder bei Rösslitor Bücher in St. Gallen abgeben – oder per E-Mail an: books@books.ch. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.
PLZ / Ort E-Mail
VERANSTALTUNGEN | 49
Alle Bücher finden Sie auch auf
Veranstaltungen von Orell Füssli 19. Rösslitor Bücher, St. Gallen
Mai
ab 19 h
Literaturcafé
26. Filiale Kramhof, Zürich
10.30-12 h / 14-15.30 h
Buchhändlerinnen vom Rösslitor sowie Gastleserin Frau Yvonne Menzi, Pfarrerin in der evang.-ref. Kirchgemeinde Goldach, servieren ab 20 Uhr die literarischen Leckerbissen des Frühlings, das Team vom Kafi Rössli kümmert sich von 19 bis 20 Uhr ums leibliche Wohl der Bücherfans. In Zusammenarbeit mit der Frauenzentrale des Kantons St. Gallen.
«Gregs Tagebuch» Lerne zu zeichnen wie Greg
19. Filiale Bellevue, Zürich
25. Filiale Kramhof, Zürich
14-17 h
Wendolina auf Besuch in der Kinderwelt Lass dich bunt und schräg schminken.
28. Filiale Kramhof, Zürich
20.15 h
20.30 h
«Meine Schweizer Kühe» Fernsehkoch Andreas C. Studer – besser bekannt als Studi – präsentiert sein Buch. Anschliessend Käsedegustation.
Juni 6.
Filiale Westside, Bern
14-17 h
Zirkusgeschichten
27. Filiale Frauenfeld
«Lesen für Leser»
mit Barbara Burren
7.
Filiale Winterthur
17-20 h
Handanalysen mit Monika Hauser
30. Filiale Kramhof, Zürich
liest erstmals aus seinem neuen Kriminalroman. Moderation Richard Bhend 14-17 h
Wendolina und Globi auf Besuch in der Kinderwelt
Lassen Sie sich in zehn Minuten aus der Hand lesen und erfahren Sie Neues über sich.
7.
Sunil Mann
19 h
Spass und Unterhaltung
September 4.
Filiale Kramhof, Zürich
14-17 h
Wendolina und Globi auf Besuch in der Kinderwelt
Juli
Hol dir dein Diplom in Verkehrskunde.
4.
13. Filiale Frauenfeld
7.
Momentaufnahmen, die Alzheimer ein wenig den Schrecken nehmen – Lesung von Denise Broer.
16. Filiale Kramhof, Zürich
20.30 h
«Herzenstimmen» Jan-Philipp Sendker liest aus der Fortsetzung von «Herzenhören».
Filiale Westside, Bern
14-17 h
Piratenparty mit Globi
5.
19 h
«Mr. A»
Filiale Bellevue, Zürich
Filiale Westside, Bern
14-17 h
Märlistunde mit Yolanda Steiner
Filiale Winterthur
Übersetzungsprogramme von Franklin Experten führen in die elektronischen Wörterbücher und Übersetzungsprogramme ein.
13. Filiale Winterthur
17-20 h
Handanalysen mit Monika Hauser Lassen Sie sich in zehn Minuten aus der Hand lesen und erfahren Sie Neues über sich.
ab 13 h
12. Filiale Winterthur
17-20 h
Handanalysen mit Monika Hauser Lassen Sie sich in zehn Minuten aus der Hand lesen und erfahren Sie Neues über sich.
August
Märlistunden für Kinder ab 3 Jahren
6.-11. Filiale Frauenfeld
Rondell-Woche
Jerzovskaja signiert «Fussballhelden 2012» Das Buch des Zürcher Designers ist das einzige Sticker-Album mit allen Spielerporträts der diesjährigen Fussball-Europameisterschaft.
8.
Filiale Westside, Bern
Geschichten vom kleinen Eisbär Lars
14-17 h
Jeden letzten Samstag im Monat um 10.30 h: Filiale Frauenfeld Jeden ersten Samstag im Monat um 10 h: an hour full of stories, fun and activities The Bookshop, Zürich
Mehr Veranstaltungen und Informationen finden Sie auf www.books.ch
50 | Kolumne
Books Nr. 2/2012
Schweizer Autorinnen und Autoren erzählen in «books», wie sie schreiben. Heute: Michèle Minelli
meiner Bücher so, egal, ob Sachbuch oder Roman, Reisereportage oder Aphorismensammlung – ich glaube, es ist auch dieses brennende Wesen, was uns glückliche Schriftstellerinnen ausmacht. Wir brennen, und wir wissen es.
Nachts kommen sie. Nachts sind sie alle da, meine Figuren. Sie schleichen um mein Bett herum, stellen sich auf in einer Reihe. Eine um die andere setzt sich neben mich. Erzählt. Plappert, plaudert, frisst mir meine Stunden weg, die halbe Nacht. Nichts hilft. Wenn ich einmal angefangen habe, wenn ich einmal drin bin in einer Geschichte, dann sind sie drin in mir, meine Figuren, und nehmen mich für sich ein. Sie fressen mich mit Haut und Haar.
Vor Jahren einmal las ich das Interview einer Kollegin. Für sie war Schreiben ein einziges Elend, ein unerfreulicher Kraftakt, eine Qual. Das habe ich nicht verstanden und selber auch nie so erlebt. Auch ich gebe Kraft, fast meine ganze, ins Schreiben hinein, nur: Ich beziehe auch Kraft, fast meine ganze, genau daraus.
«Das musst du jetzt ganz unbedingt mit aufnehmen in dein Buch, meine liebe Michèle, lass mich dir noch einmal sagen ...», so und ähnlich klingt es, wenn mir eine Alžbeta Csöke ein weiteres Anekdötchen ihres Lebens mit František Schön berichtet und im Brustton der Überzeugung darlegt, dass es um dieses eine – «nur das eine noch» – ein Herumkommen nicht geben kann. Ihre Ernsthaftigkeit duldet kein Erbarmen. Das kann auch ermüdend sein; manchmal ist es, als ob ich Steine schleppe. Oft ist es erheiternd, immer ist es bereichernd, nie ist es mir zu viel. Während der Arbeit zu «Die Ruhelosen» füllte sich unsere Wohnung nicht nur mit Geistern, sie füllte sich auch mit Material. Kistenweise Fotoalben, stapelweise Bücher, ganze Laufmeter sogar, Briefe, Dokumente, und die lange Wand tapeziert mit Blättergirlanden: die fiktiven Stammbäume der Familien Schön, Senigaglia und Israël. Das war bei jedem
Das ist ein gesundes Wechselspiel, das da wirkt, ein umgekehrter Circulus vitiosus (circulus medicorus? Circulus sanarus?), ein phantastisches Perpetuum Mobile, das läuft und läuft und läuft und läuft – mein glückliches Schreiben und ich. Was für mich dazugehört: – Musik, nicht zu leise (und manchmal ein- und dasselbe Stück Stunde um Stunde auf repeat); – Trinken, literweise (vor allem Tee); – Katzen, rund um mich herum (Susi, bitte nicht schon wieder über die Tastatur pföteln!); – Zimmer, aufgeräumt (zumindest das Arbeitszimmer), Boden, gewischt (bestenfalls feucht aufgenommen), Küche, sauber (ein Muss); – Arbeitstisch, befreit von allen Obliegenheiten (Rechnungen, Briefe, zu beantwortende Mails); – Musik (immer noch dasselbe Stück).
© Anne Bürgisser
Ihre Rede ist stets imperativ. So liege ich und höre ich ihren Monologen zu; ich habe gelernt, im Dunkeln zu schreiben. Ein kleiner Block, ein Stift mit breiter Mine (sonst wären meine schlaftrunkenen Buchstaben nächstentags nicht zu entziffern) und für die ganz hartnäckigen Fälle: ein Olympus Voice Recorder.
Scham, wenn ich manche meiner Sätze wiederlese und nichts Originelles wiederfinden kann. Dann möchte ich am liebsten schwinden und ganz, ganz klein sein und meine Sätze, Absätze, meine Kapitel, Titel, mein ganzes ABC – mein Weh – mir wegwünschen; indes: Ich tu es nicht. Denn wie wenig kunstreich meine Worte Sätze Absätze Kapitel Titel sind: Schreiben macht mich zu einem besseren Menschen, beim Schreiben bin ich nicht mehr allein, über das Schreiben habe ich gelernt, mich mitzuteilen, andere teilhaben zu lassen und selber Teil zu sein.
Michèle Minelli Michèle Minelli, 1968 geboren, gewann für die Arbeit an ihrer opulenten europäischen Familiensaga «Die Ruhelosen» 2010 das erste Projektstipendium der internationalen Autorinnenvereinigung. Jetzt liegt das Buch vor.
Musik hat eine unmittelbare Wirkung auf mich. Das hatte sie schon immer. Mein Hirn reagiert sofort und mit der Zuverlässigkeit des Unbewussten, sobald es durch bestimmte Klänge aktiviert wird. Erklingt die Musik, transportieren mich die einzelnen Noten Takt für Takt in meinen Text hinein. Erklingt die Musik, spüre ich, wie eine Geschichte weitergeht. Die Ruhelosen
Dabei bin ich keine Wortkünstlerin, ich weiss nicht, was ich bin. Ich glühe vor
752 Seiten CHF 36.90 Aufbau
UNSERE BUCHHANDLUNGEN Z ÜR ICH KRAMHOF Füsslistrasse 4, 8001 Zürich MO – FR: 09.00 – 20.00 | SA: 09.00 –18.00 AM BELLEVUE Theaterstrasse 8, 8001 Zürich MO – FR: 09.00 – 20.00 | SA: 09.00 – 18.00 THE BOOKSHOP Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich MO – FR: 09.00 – 20.00 | SA: 09.00 – 18.00 FLUGHAFEN Airport Center, 8060 Zürich-Flughafen MO – SO: 08.00 – 21.00 | 365 Tage ZÜRICH HAUPTBAHNHOF Shopville, Halle Landesmuseum MO – FR: 07.00 – 21.00 | SA / SO: 09.00 – 20.00 BAHNHOF STADELHOFEN Stadelhoferstrasse 8, 8001 Zürich MO – FR: 08.00 – 20.00 | SA: 09.00 – 18.00 SO: 10.00 – 18.00 KIDS TOWN Franz Carl Weber Bahnhofstrasse 62, 8001 Zürich MO – MI: 09.00 –18.30 | DO / FR: 09.00 – 20.00 SA: 09.00 –18.00
W I NT ERT HU R MARKTGASSE Marktgasse 3, 8400 Winterthur MO – MI / FR: 09.00 –18.30 | DO: 09.00 – 21.00 SA: 09.00 –17.00 ROSENBERG Einkaufszentrum Rosenberg Schaffhauserstrasse 152 8400 Winterthur MO – FR: 08.30 – 20.00 | SA: 08.00 –18.00
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ST.G A L L E N RÖSSLITOR BÜCHER Multergasse 1– 3, 9001 St.Gallen MO – MI / FR: 09.00 –18.30 | DO: 09.00 – 21.00 SA: 09.00 – 17.00 BAHNHOF ST.GALLEN Poststrasse 28, 9000 St.Gallen MO – FR: 08.00 – 21.00 | SA / SO: 10.00 – 20.00
FR AU EN FELD PASSAGE Einkaufszentrum Passage Bahnhofstrasse 70 / 72, 8500 Frauenfeld MO – DO: 08.15 –19.00 | FR: 08.15 – 20.00 SA: 08.00 –17.00
BERN WESTSIDE Einkaufszentrum Westside Gilberte-de-Courgenay-Platz 4, 3027 Bern MO – DO: 09.00 – 20.00 | FR: 09.00 – 22.00 SA: 08.00 –17.00
BA SEL BAHNHOF SBB Passerelle Güterstrasse 115, 4053 Basel MO – FR: 07.00 – 21.00 | SA / SO: 09.00 – 20.00
KU N D E N SE RV I C EC E N TER Tel.: 0848 849 848 Fax: 044 455 56 20 eMail: orders@books.ch Orell Füssli Buchhandlungs AG Kundenservicecenter Dietzingerstrasse 3, Postfach 8036 Zürich
Zeit für das Beste!
n, 288 Seite b. Ab über 400
ISBN 978-3-7654-5817-0
sFr. 24,90 überzeugend anders: ★ 288 prallgefüllte Seiten mit über 400 Fotos
★ Nur echte Highlights – von unseren Autoren handverlesen ★ Exzellentes Kartenmaterial: Übersichts- und Stadtteilkarten ★ Locator-Maps und Karten zu Stadtspaziergängen Die Welt neu entdecken Alle Titel in Ihrer Orell Füssli Buchhandlung erhältlich