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books – das Magazin der Orell Füssli Buchhandlungen – September 2010

« Das Morden macht mir Spass – und es tut mir leid »

Interview mit Ingrid Noll

Auf den Inseln des letzten Lichts

Der neue Roman von Rolf Lappert

Der letzte Tabubruch

Interaktive Bücher

Aus dem Schatten des Wahnsinns Argentinien erzählt

Mit Wettbewerb

Gewinnen Sie Büchergutscheine


SO BEREITET LESEN NOCH MEHR FREUDE FORDERN SIE JETZT IHRE KOSTENLOSE BOOKPOINTS-KUNDENKARTE AN UND PROFITIEREN SIE VON ZAHLREICHEN VORTEILEN: – Gültig in allen Orell Füssli Buchhandlungen, bei Rösslitor Bücher und auf www.books.ch – Jeder bezahlte Franken wird mit Punkten belohnt. Für 300 gesammelte Punkte erhalten Sie einen Gutschein von 10 Franken. – Sie profitieren regelmässig von exklusiven Spezialangeboten.

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© Heiner H. Schmitt Jr.

© Annette Pohnert /Carl Hanser Verlag

Fiktion und Realität

16 Liebe Leserin, lieber Leser

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Inhalt

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4 Notizen 9 Gespräch mit Rolf Lappert 12 Schwerpunkt: Der Tod und die Frauen 16 Interview mit Ingrid Noll 24 Der letzte Tabubruch: Interaktive Bücher 28 Mein Buch 29 Aus dem Schatten des Wahnsinns: Bücher aus Argentinien 32 Interview mit dem neuen CEO von Orell Füssli 34 Fantastisch!: Fantasy-Neuerscheinungen 38 Kaffeepause: Die Buchhändlerinnen-Debatte 42 Kochbücher: Den Sommer verlängern 47 «Ein Scheidungsratgeber – sofort!» 48 Veranstaltungskalender 49 Kreuzworträtsel 50 Kolumne: So schreibe ich Die nächste Ausgabe von books, dem Magazin der OrellFüssli-Buchhandlungen, erscheint am 19. November 2010. Sie erhalten books kostenlos in jeder Filiale. Bestellungen nehmen wir gern entgegen über www.books.ch, orders@books.ch und Telefon 0848 849 848. Buchhandlungen von Orell Füssli finden Sie in Bern, Frauenfeld, Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zürich.

In dieser Ausgabe von «books» leisten wir uns den Luxus, in die menschlichen Abgründe des Verbrechens einzutauchen. In der Sicherheit unseres zivilisierten Lebens geniessen wir mit Krimis grosse Gefühle, Spannung und Unterhaltung. Daran ist gewiss nichts falsch, zumal auch Krimis längst anspruchsvolle Literatur sind – das belegen Autorinnen wie Ruth Rendell, Donna Leon oder Ingrid Noll. Dem Erfolg dieser und weiterer KrimiLadys haben wir gleich zwei Beiträge gewidmet. Welche realen Auswirkungen die Gewalt auf Menschen und Gesellschaft hat, lässt sich lesend genauso eindrücklich erfahren. Heute setzen sich Schreibende in Argentinien mit der blutigen Geschichte ihres Landes auseinander. Die Ergebnisse dieser Vergangenheitsbewältigung sind vielseitig und berührend. Weil Argentinien in diesem Herbst Ehrengast der Frankfurter Buchmesse ist, sind jetzt viele grossartige Bücher auch auf Deutsch erschienen – mehr dazu ab Seite 29.

Impressum Herausgeber: Orell Füssli Buchhandlungs AG Dietzingerstrasse 3 Postfach 8036 Zürich Gesamtherstellung: Media Tune AG, Zürich Redaktion: Die Blattmacher GmbH, Zürich Gestaltung: Strichpunkt GmbH, Winterthur Foto Cover: dpa Picture-Alliance GmbH

Alle so gekennzeichneten Bücher sind auch als eBook auf www.books.ch erhältlich.

Übrigens: «books» liegt jetzt auch am Flughafen Zürich auf. Nehmen Sie ein Exemplar mit – und die Reisezeit vergeht wie im Flug!

Ihr András Németh Mitglied der Geschäftsleitung


Notizen Jedes Jahr erscheint so viel Neues, dass man kaum dazu kommt, auch die guten alten Bücher zu lesen – obwohl für einen gebildeten Menschen eigentlich kein Weg an den Klassikern vorbeiführt. Eine unterhaltsame Lösung für das Zeit-Dilemma bietet das Taschenbuch «Weltliteratur für Eilige». Der Schwede Henrik Lange fasst darin 186 Klassiker zusammen, von «Romeo und Julia» bis «Der grosse Schlaf». Jedes Werk wird in genau drei Bildern abgehandelt – kürzer geht es nun wirklich nicht. Dabei gelingt Lange auch noch das Kunststück, die jeweilige Handlung witzig zu kommentieren. Also: Die Ausrede, man habe keine Zeit gehabt, die Klassiker kennenzulernen, gilt ab sofort nicht mehr.

Der Basler Hansjörg Schneider ist einer der meistgespielten deutschsprachigen Theaterautoren. Sein grösstes Publikum findet er aber mit Krimis um den Kommissär Peter Hunkeler. Soeben ist der neueste Band mit dieser Hauptfigur erschienen: «Hunkeler und die Augen des Ödipus». Für einmal verbindet Schneider darin sein Theater- mit seinem Krimischaffen: Der Roman spielt im Theatermilieu. Der Basler Theaterintendant Bernhard Vetter wird tot aus dem Rhein gefischt. Ihm wurden die Augen ausgestochen. Hat der Fall mit einer umstrittenen Inszenierung des «Ödipus» zu tun? Der griechische König sticht sich in Sophokles’ Drama schliesslich auch die Augen aus. Hunkeler übernimmt den Fall nicht, weil seine Pensionierung vor der Tür steht – aber er trägt dennoch zur Aufklärung bei ... Wieder legt Hansjörg Schneider einen Roman in bester Maigret-Tradition vor: Sein Kommissär lässt sich treiben, macht sich vertraut mit dem Milieu, spürt einer Fährte nach, die immer deutlicher wird. Nebenbei erlaubt sich Schneider einen sarkastischen Blick auf das aktuelle Theaterschaffen, das oft am Publikum vorbei produziert und darauf erst noch stolz ist.

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© Maki Galimberti

Notizen Die Thriller von John Grisham kann jeder lesen, denn sie sind zwar raffiniert gebaut, aber einfach geschrieben. Das hat dazu geführt, dass der US-Amerikaner bislang sagenhafte 250 Millionen Bücher verkaufte, die Feuilletons aber eher die Nase rümpften über sein Werk: Wer so viel Erfolg beim Volk hat, den kann man schliesslich nicht ernst nehmen! Das neuste Buch von Grisham macht es den Kritikern jetzt aber schwer, ihn weiterhin ganz aus der Literatenecke fernzuhalten. «Das Gesetz» ist der erste Erzählband des Romanciers. Er enthält sieben Geschichten, die alle in der fiktiven Kleinstadt Ford County in Mississippi spielen. Sie handeln vom ganz Grossen wie der Todesstrafe und vom ganz Kleinen wie dem Alltag im Süden. Die Schnörkellosigkeit der Geschichten ist geradezu kunstvoll, die Sprache entwickelt eine grosse erzählerische Kraft. In den USA waren sich die meisten Kritiker einig: Grisham überrascht. Für Fans ist das Buch natürlich ein Muss – und für alle anderen die Gelegenheit, sich einmal an den Rand des Grisham-Universum zu wagen.

Müsste man ein Beispiel für einen kreativen Menschen nennen, träfe man mit dem Namen Franz Hohler sicher keine schlechte Wahl: Aus dem 67-jährigen Zürcher sprudeln die Ideen schon seit Jahrzehnten ohne Unterlass. Sie sind so zahlreich, dass sie noch nie in einer einzigen Schublade Platz fanden – Hohler ist Kabarettist, Regisseur, Liedermacher, Kinderbuchautor, Fernsehstar, x-fach preisgekrönter Schriftsteller, engagierter Zeitgenosse und noch vieles mehr. Seine aktuelle Neuerscheinung heisst «Das Kurze. Das Einfache. Das Kindliche.» und ist eine Sammlung ganz verschiedener Hohler-Texte aus den letzten Jahren: Zeitungsartikel stehen neben Reden und Vorlesungen. Ihnen allen ist gemein, dass sie ideal zum Titel passen, denn sie sind kurz, lesen sich auf eindrückliche Weise leicht – und sie belegen, dass sich Franz Hohler eine gewisse Kindlichkeit erhalten konnte. Von jeder Seite blinzelt einem ein neugieriger, begeisterungsfähiger und sehr offener Autor entgegen. Die eindrücklichsten Texte sind drei Poetik-Vorlesungen, die der Autor an der Universität Zürich hielt. Er beschäftigt sich darin auf vergnügliche und ganz und gar unakademische Weise mit dem Schreiben, zitiert seine Lieblingsautoren und seine eigenen Werke, erzählt vom Schriftstellerdasein – und präsentiert Briefe und Geschichten, die ihm die Leserinnen und Leser zugestellt haben.


Die riesige Fangemeinde von Isabel Allende kann sich freuen: Der neue Roman der chilenischen Erfolgsautorin ist ein über 550 Seiten dickes Epos, in das man tief eintauchen kann. In «Die Insel unter dem Meer» erzählt Allende eine hochemotionale Saga um die junge Sklavin Téte, die im 18. Jahrhundert lebt. Die Geschichte führt von den Zuckerrohrplantagen auf Saint-Domingue, dem heutigen Haiti, über Kuba ins pulsierende New Orleans des frühen 19. Jahrhunderts. Der Entstehungsprozess des Romans sei sehr hart gewesen, befand Allende in einem Interview. «Ich bekam eine Ahnung davon, wie weit die Gräueltaten von Menschen gehen können.» Mit dem Thema des Buchs wolle sie darauf hinweisen, dass die Sklaverei auch heute vielerorts noch ein Problem darstelle, «wenn auch oft mit anderen Vorzeichen als damals».

DIE NEUE ANNE TYLER! Foto: Diana Walker

Der Schweizer Daniel Ammann ist so etwas wie ein Akrobat unter den Journalisten: Er vollbringt überraschende Kunststücke. Als einzigem Autor der Welt gelang es ihm, den extrem medienscheuen Multimilliardär Marc Rich zu ausführlichen Interviews zu bewegen. Rund 30 Stunden lang stand ihm der berühmt-berüchtigte Rohstoffhändler Red und Anwort – in seinem Büro in Zug oder auf den Skipisten in St. Moritz. Das allein wäre schon eine Sensation, wirklich beeindruckend aber ist, wie offen Marc Rich über seinen Aufstieg, seinen jahrzehntelangen Zoff mit der US-Regierung, sein Privatleben und seine Geschäftsphilosophie plauderte. Laut Daniel Ammann veränderte der Unternehmer kein Komma am Manuskript – die Biographie «King of Oil» wurde von Marc Rich zwar persönlich auf Herz und Nieren geprüft, sie ist aber keine «autorisierte» Schönfärberei, sondern ein kritisch-sachlicher psychologischer Thriller. Das dicke Buch ist ein gutes Beispiel dafür, wie man heute eine Biographie schreibt – und erst noch packendes Anschauungsmaterial für alle, die wissen möchten, wie Hochfinanz und Weltpolitik funktionieren.

nd »Klug u hrend.« ü r n a n Cosmop

Als Redaktor eines Büchermagazins fragt man sich immer wieder: Welche Neuerscheinung könnte der nächste Bestseller werden? Den möchte man natürlich nicht verpassen, sondern möglichst vor allen anderen vorstellen. Also: Ein durchschlagender Erfolg könnte in diesem Herbst «Die Landkarte der Zeit» werden. In Spanien hat das dicke Buch des Werbetexters und Autors Félix J. Palma derart eingeschlagen, dass es jetzt in 30 weiteren Ländern erscheint. Palma erzählt ein turbulentes Epos, das im London von 1896 beginnt: Andrew will sich das Leben nehmen, weil er über den Verlust seiner Geliebten nicht hinwegkommt – die Prostituierte Marie wurde ein Opfer von Jack the Ripper. Doch dann erfährt Andrew, dass man neuerdings auch Zeitreisen machen kann. Gibt es eine Möglichkeit, Marie zu retten? Gleichzeitig verliebt sich eine Zeitgenossin von Andrew in einen Herrn aus der Zukunft. Und Inspektor Garrett wird mit Morden konfrontiert, bei denen Waffen im Spiel waren, die es noch gar nicht gibt … Palma katapultiert seine Leser in immer schnellere Zeitspiralen und -loopings – und bringt erst noch das Kunststück fertig, die atemberaubende Geschichte mit ruhigem Schalk zu erzählen.

olita

Roman, gebunden, 304 Seiten ISBN 978-3-0369-5571-1 € 19.90, SFr. 29.90

Ein weiser, humorvoller und äußerst einfühlsamer Roman über einen Mann, der verlorenen Erinnerungen hinterherjagt und dabei die Liebe findet. »Anne Tyler ist nicht bloß gut, sie ist teuflisch gut.« John Updike

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KEIN & ABER


«Zettel’s Traum» von Arno Schmidt (1914 – 1979) ist ein in jeder Hinsicht monumentales Werk: Es umfasst über 1300 DIN-A3-Seiten, die mehrspaltig mit Schreibmaschine und von Hand beschrieben wurden. Das Riesenbuch behandelt einen Tag im Leben von Daniel Pagenstecher. Der alternde Schriftsteller bekommt Besuch von einem Übersetzerehepaar und dessen 16-jähriger Tochter, die unendlich in ihn verliebt ist. Die vier Leute unterhalten sich einen Tag lang intensiv über Edgar Allan Poe, über Literatur, über Ereignisse im nahen Dorf, über Sigmund Freud, über Gott und die Welt. Ausgangsmaterial für das hochkomplexe Gedankenlabyrinth war Schmidts legendärer Zettelkasten: Auf 120’000 Kärtchen hatte der Autor Stichworte und Einfälle gesammelt. Schmidts Manuskript hatte eine so vertrackte Struktur, dass es sich nicht mehr setzen liess – es erschien daher 1970 als Faksimile, mitsamt

handschriftlichen Korrekturen und Streichungen. Schmidt selber vermutete, auf der ganzen Welt würden nur etwa 400 Menschen sein Werk verstehen. Doch die Begeisterung, die «Zettel’s Traum» in Intellektuellenkreisen auslöste, war so gewaltig, dass schliesslich sogar günstige Raubdrucke publiziert wurden. Zum 40-Jahr-Jubiläum der Erstveröffentlichung erscheint «Zettel’s Traum» nun endlich gesetzt – als Abschluss einer Gesamtausgabe der Werke von Arno Schmidt. Das komplexe Layout wurde in jahrelanger Detailarbeit in einen lesefreundlichen Schriftsatz überführt, ohne dass der Charakter des Buchs darunter gelitten hätte. Der sieben Kilogramm schwere Brocken aus dem Hause Suhrkamp kostet zwar ein kleines Vermögen – nämlich 474 Franken –, aber wahre Literaturfreunde leisten sich natürlich lieber diesen Klassiker der Moderne als zwei Paar schicke Schuhe!

Jubiläen 2010 ist gleich in doppelter Hinsicht ein Kurt-Tucholsky-Jahr: Der grösste Satiriker der Weimarer Republik kam vor 120 Jahren zur Welt – und starb vor 75 Jahren. Dazwischen lagen Jahre enormer Produktivität. Tucholsky schrieb über 3000 Artikel, Gedichte und Erzählungen. Die meisten seiner Arbeiten erschienen in der legendären Zeitschrift «Die Weltbühne», einer der wichtigsten gesellschaftskritischen Publikationen der deutschen Geschichte. Eigentlich war Kurt Tucholsky, der aus einer recht vermögenden jüdischen Familie stammte, Jurist; das Schreiben und die Politik hatten es ihm aber schon früh angetan, deshalb liess er die vielversprechende Karriere als Anwalt sausen und wetzte fortan seine Feder gegen Militarismus und Engstirnigkeit. Seine Vielseitigkeit als Autor war so gross, dass er zu jeder Rubrik der «Weltbühne» etwas beisteuern konnte. Damit das Heft nicht als reine Tucholsky-Textsammlung daherkam, legte sich der Autor eine ganze Reihe von Pseudonymen zu: Ignaz Wrobel, Theobald Tiger, Peter Panter, Kaspar Hauser, Paulus Bünzly oder Theobald Körner. Sein vielleicht schönstes Werk, die leichte Sommernovelle «Schloss Gripsholm», veröffentlichte Tucholsky aber unter eigenem Namen. Liest man diese Erzählung, staunt man, wie frisch und unbekümmert Tucholskys Sprache noch immer wirkt. Sie hat die Zeit überstanden, ohne Staub anzusetzen – das ist bei vergnüglichen Texten selten, Humor und Satire altern in der Regel schlecht. Tucholskys elegante Vielschreiberei half indessen wenig, die realen Verhältnisse zu verändern. Deutschland radikalisierte sich, 1933 kamen die Nazis an die Macht; sie verboten die «Weltbühne», verbrannten Tucholskys Bücher und bürgerten den Schriftsteller 6 – books – September 2010

aus. Der war allerdings schon in den 1920er-Jahren angeekelt nach Schweden ausgewandert. Ob er sich im Exil 1935 das Leben nahm, wie lange vermutet wurde, oder ob er aus Versehen eine Überdosis Schlafmittel schluckte, wird man wohl nie wissen. Zahlreiche Neuerscheinungen ermöglichen uns Heutigen, das grosse Werk des «kleinen dicken Berliners» (Erich Kästner) noch einmal Revue passieren zu lassen. «Gute Laune mit Kurt Tucholsky» verbreitet genau das, was der Titel verspricht. Der Feuilletonist Fritz J. Raddatz hat die neue Biographie «Tucholsky» verfasst. Und etwas später im Jahr erscheint dann auch noch «Weihnachten mit Kurt Tucholsky», eine unsentimentale Festtagsbegleitung. Eine ganz besondere Empfehlung ist schon etwas älter: Der schöne Band «Augen in der Grossstadt» der Edition Büchergilde präsentiert die besten Gedichte, Aphorismen und Artikel, alles kongenial illustriert von Hans Ticha. Als amuse bouche ein kleines Müsterchen vom Meister: Wenn ich jetzt sterben müsste, würde ich sagen: «Das war alles?» Und: «Ich habe es nicht so richtig verstanden.» Und: «Es war ein bisschen laut.»

© MaxEhlert_SV

Notizen


Was lesen Sie gerade ? Michael von der Heide, Sänger, Zürich: «Im Moment lese ich ‚Juni’. Autor Gerbrand Bakker erzählt von einem Dorf im Norden der Niederlanden, von seinen Bewohnern und von der Familie Kaan, die auf einem alten Bauernhof lebt. Alles verläuft ruhig und gemächlich, im Grunde geschieht nicht viel. Doch an einen Sommertag vor 40 Jahren erinnern sich noch alle gut. Damals kam die Königin zu Besuch. Und damals ereignete sich ein schrecklicher Unfall ... Gerbrand Bakker erzählt in einer unprätentiösen, berührenden Sprache von einem Dorf und einem Hof. Vor allem aber von einer Familie, deren Mitglieder alle auf ihre Weise versuchen, mit Verdrängung, Trauerarbeit und Erinnerung umzugehen. Dieses elegische und melancholische Buch empfehle ich gern weiter.»

Leute, die das mögen, mögen auch... Oft ist die letzte Seite eines Buchs jene, die man am wenigsten gern liest – weil man nicht möchte, dass das Buch schon zu Ende ist. Glücklicherweise können einem Fachleute in solchen Momenten weiterhelfen und einem Bücher mit vergleichbaren Qualitäten empfehlen. Heute macht das Susanna Beusch; sie ist seit 33 Jahren Buchhändlerin und arbeitet seit sechs Jahren bei Orell Füssli in Winterthur. «Wem der Grosserfolg ‚Die Eleganz des Igels’ von Muriel Barbery gefiel, wird sicher auch viel Freude haben an ‚Das Labyrinth der Wörter’ von Marie-Sabine Roger. Beides sind richtige Herzensbücher. In ‚Die Eleganz des Igels’ geht es um die Begegnung zweier Seelenverwandter: einer zurückhaltenden Concierge mit einem schwierigen Mädchen aus der Oberschicht. In ‚Das Labyrinth der Wörter’ trifft nun ein 40-jähriger ungebildeter Sonderling auf eine bezaubernde alte Dame, eine Akademikerin, die ihm die Welt der Literatur öffnet. Beide Bücher sind berührend, eindrücklich und tragikomisch. Fans von Donna Leon fiebern dem nächsten Brunetti-Fall meistens sehnsüchtig entgegen. Abkürzen können sie die Wartezeit mit den Krimis von Martin Walker. Die

GROSSE

AUTOREN,

perfekte

STIMMEN

15 CD | 54,00 sFr Gelesen von Ulrich Matthes

Parallelen zwischen Walker und Donna Leon sind eindeutig: Beide Autoren stammen aus dem angelsächsischen Raum und haben Schauplätze in lateinischen Ländern gewählt. Was Venedig für Donna Leon ist, ist das Périgord für Martin Walker. Beide Autoren schreiben auf vergleichbarem Niveau, lassen etwas Gesellschaftskritik in ihre Bücher einfliessen und arbeiten mit festem Personal. Walkers Hauptfigur Bruno Chef de Police wird wohl so viele Fans gewinnen, wie sie Commissario Brunetti schon hat – denn ich bin sicher: Wer Donna Leon liebt, wird auch Martin Walker lieben!»

Orell Füssli setzt auf Ökostrom Kundinnen und Kunden des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich (EWZ) können etwas für eine nachhaltige Stromversorgung tun: Sie zahlen einen etwas höheren Preis für Stromlieferungen – und das EWZ speist dafür die entsprechende Menge ökologisch produzierten Stroms ins Netz ein. Die Orell Füssli Buchhandlungs AG hat sich entschieden, den gesamten Strombedarf ihrer Standorte in der Stadt Zürich mit Ökostrom zu decken

6 CD | 39,90 sFr Gelesen von Matthias Koeberlin

8 CD | 39,90 sFr Gelesen von Astrid Meyerfeldt und Simone Kabst

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Notizen Reden Sie mit auf booksblog.ch www.books.ch ist der Shop von Orell Füssli – und booksblog.ch der Blog. Vor wenigen Wochen wurde er aufgeschaltet, und bereits haben sich Hunderte von Teilnehmenden für die FacebookApplikation angemeldet. booksblog.ch ist sozusagen das schnelle und von den Leserinnen und Lesern mitgestaltete Online-Büchermagazin von Orell Füssli: Auf der Website finden Sie aktuelle Rezensionen, süffige Kommentare und persönliche Empfehlungen, dazu viele Videos rund ums Buch. Alle Bücherfreundinnen und -freunde finden jetzt auf booksblog.ch eine besondere Aktion: Werden Sie Orell-Füssli-Fan auf Facebook und sagen Sie uns, wie Sie zur gentechnischen Veränderung von Organismen stehen. Die zehn besten Kommentare werden mit je einem Exemplar des Gentech-Thrillers «Die Saat» verdankt. Mehr zu diesem Buch auf Seite 18.

Die Leseausrüstung: 3. Folge

Seit die Orell-Füssli-Filialen einen frischen Auftritt haben, erhalten Kundinnen und Kunden auch neu gestaltete Plastiksäcke – darin lassen sich Einkäufe stilvoll durch die Stadt und nach Hause tragen. Wer es noch ein wenig hochwertiger liebt – und erst noch etwas nachhaltiger –, findet bei Orell Füssli aber auch Alternativen für den Büchertransport. Zum Beispiel den modischen und ökologischen Einkaufsbeutel der australischen Designer von envirosax. Die trendige und sehr stabile Tasche lässt sich auf die Grösse eines Sushi-Stücks zusammenfalten und wiegt nur 40 Gramm. So kann man sie immer bei sich tragen und wieder und wieder verwenden. Seit es envirosax gibt, sind schon Millionen von Einkaufstüten auf der ganzen Welt eingespart worden – das ist Umweltschutz, der erst noch gut aussieht! Einkaufsbeutel CHF 13.90 envirosax

Seit 2005 publiziert die «Schweizer Familie» die Fotoreportagen-Serie «Stille Orte». In ausdrucksvollen, aber nie pathetischen Bildern und gefühlvollen, aber nie prätentiösen Texten fängt Heinz Storrer den Zauber von Orten ein, die man zwar kennt, aber noch nie so betrachtet hat. Die schönsten der umfangreichen Reportagen kann man jetzt noch einmal in Buchform geniessen: «Stille Orte der Schweiz» ist ein Geschenk, das man sich selber machen kann.

WettbewerbsGewinner In der letzten Ausgabe von books verlosten wir Büchergutscheine. Gewonnen haben: 1. Preis: Christine Gerlach, Wetzikon 2. Preis: Ines Kühne, Fahrwangen 3. Preis: Eva Horvath, Winterthur

Herzliche Gratulation! Die Gewinnerinnen und Gewinner der Preise 4 bis 10 werden schriftlich benachrichtigt.

Aus dem Leben einer Buchhändlerin

Kundin: «Ich suche ein Buch über Pilze.» Buchhändlerin: «Das finden Sie bei uns im 2. Stock, dort sind alle Pilzführer.» Kundin: «Was, so etwas gibt es? Und das heisst auch noch ‚Pilzführer’? Nein, so etwas!» Buchhändlerin (verunsichert): «Also... Sie meinen schon Waldpilze und so? Steinpilze, Goldröhrlinge...» Kundin: «Neiiin, doch nicht Waldpilze, ich habe einen Fusspilz!» (Dialoge in dieser Rubrik sind authentisch und wurden in einer Filiale von Orell Füssli geführt.)

Alle Notizen von Marius Leutenegger 8 – books – September 2010


Schwerpunkt Text: Erik Brühlmann – Foto: Annette Pohnert /Carl Hanser Verlag

« Entweder man mag meinen Sound oder nicht » Zwei Geschwister auf der Suche nach einander und nach sich selbst; eine Insel irgendwo im Nirgendwo, auf der seltsame Dinge vor sich gehen; ein Affe, der mit Menschen kommunizieren kann; Forscher, die nicht sind, was sie scheinen – Rolf Lapperts neuer Roman «Auf den Inseln des letzten Lichts» ist ein Genuss für alle, die das Aussergewöhnliche mögen. books – September 2010 – 9


© Gerard Clifford

Schwerpunkt

Rolf Lappert Geboren 1958 in Zürich, absolvierte Rolf Lappert zunächst eine Lehre als Grafiker. «Schon zu dieser Zeit wusste ich, dass ich Schriftsteller werden wollte», verrät er. «Ich hätte die Lehre auch beinahe abgebrochen, weil ich es romantisch fand, einfach abzuhauen, am besten ins Ausland. Zur Erleichterung meine Eltern beendete ich die Lehre dann aber doch.» Schon drei Jahre später erschienen sein Erstlingswerk «Folgende Tage» und der Gedichtband «Die Erotik der Hotelzimmer». «Ich wurde auch vom Kuratorium des Kantons Aargau unterstützt – wobei mir da weniger das Geld wichtig war als die Anerkennung, mit meiner

Der vorletzte Roman von Rolf Lappert erschien 1995 – der letzte 2008. Der gebürtige Zürcher ist offenbar einer, der sich Zeit lässt beim Schreiben. Diesmal allerdings hat es keine kleine Ewigkeit bis zum nächsten Buch gedauert: «Auf den Inseln des letzten Lichts» erscheint bereits zwei Jahre nach dem Erfolgsroman «Nach Hause schwimmen». Der Grund dafür ist einfach: «Ich hatte mit dem Verlag einen Abgabetermin ausgehandelt, und den musste ich natürlich einhalten», erklärt Rolf Lappert. «Deshalb schrieb ich auch über Monate hinweg jeden Tag an ‚Auf den Inseln des letzten Lichts‘. Das war zwar oft sehr anstrengend und ermüdend, doch es hatte auch etwas Positives: Ich war immer in der Geschichte drin.» Aber kann man von einem Schriftsteller erwarten, jeden Tag kreativ zu sein? Was, wenn ihn die Muse einmal partout nicht küsst? «Das gehört dazu, damit kann ich umgehen. Früher wäre ich noch spazieren gegangen oder hätte mich sonst irgendwie abgelenkt; diesmal blieb ich einfach dran und wartete, bis der Knoten platzt. Die berühmte Schreibblockade, bei der einem gar nichts einfällt oder man überhaupt nicht mehr weiterkommt, kenne ich zum Glück nicht.»

Schriftstellerei wahrgenommen zu werden.» Rolf Lappert war schon immer ein Rastloser

Beinahe filmisch

und verbrachte neben dem Schreiben viel Zeit

Mit 544 Seiten ist «Auf den Inseln des letzten Lichts» ein umfangreiches Werk geworden – «obwohl ich mir nur 400 Seiten vorgenommen hatte», wie Lappert gesteht. «Jetzt sind es halt ein paar mehr geworden.» Das liegt unter anderem auch daran, dass der Roman vor atmosphärischen Beschreibungen nur so strotzt. So ist zum Beispiel ein Laken nicht einfach schmutzig, sondern es ist ein Laken, «dessen Farbe vor lauter Krümeln und Asche, unbenutzten Teebeuteln, zerknüllten Notizzetteln und Papiertaschentüchern, Büchern, Bonbons, Keksen, Streichholzschachteln, Stiften, Spielkarten, Zeitungsfetzen und zahllosen anderen Dingen nur schwer als Weiss zu erkennen war». «Ich höre immer wieder, dass die Leser die Atmosphäre, das Tempo und das beinahe Filmische eines solchen Textes schätzen und sich dafür auch entsprechend Zeit nehmen», erzählt der Autor. «Das ist eben mein ‚Sound‘ – entweder mag man ihn oder nicht.» Die Literaturkritiker mögen ihn; einige vergleichen Lappert gar mit John Irving. Für Lappert selbst ist dieser Vergleich nahe liegend: «Das kommt daher,

damit, durch die Welt zu reisen und Neues auszuprobieren. So gründete er Anfang der 1990er-Jahre gemeinsam mit einem Freund in Aarburg einen Jazzklub, fand jedoch mit den ersten beiden Teilen seiner Amerika-Trilogie – «Der Himmel des perfekten Poeten» (1994) und «Die Gesänge der Verlierer» – wieder kurzzeitig zur Schriftstellerei zurück. Zwischen 1997 und 2004 arbeitete Lappert als Drehbuchautor fürs Schweizer Fernsehen und entwickelte unter anderem die Serie «Mannezimmer». Für seinen nächsten, bisher erfolgreichsten Roman «Nach Hause schwimmen» erhielt Rolf Lappert 2008 den ersten Schweizer Buchpreis und wurde er für den deutschen Buchpreis nominiert.

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dass ich früher alles von Irving verschlang – jetzt fliessen wohl auch Elemente von ihm in mein Schreiben ein. Mittlerweile mag ich Irvings Bücher aber nicht mehr. Sie sind mir zu langatmig, zu verschroben und sperrig.» Ein weit grösseres Kompliment sei für ihn, dass Kritiker seine Bücher in der amerikanischen Erzähltradition sähen. «Auch wenn mir klar ist, dass mich das in der deutschsprachigen Literatur zum Exoten macht.»

«Die berühmte Schreibblockade, bei der einem gar nichts einfällt oder man überhaupt nicht mehr weiterkommt, kenne ich zum Glück nicht.» Einfacher, als es scheint Bei so viel Detailreichtum, einem Grossaufgebot an Personal, Haupt- und Nebensträngen muss das Planen einer Geschichte ziemlich aufwändig sein, möchte man meinen. Doch Rolf Lappert verneint: «Ich plane nicht alles von A bis Z, und ich lege mir auch keine Sammlung von Notizzetteln an. Ich weiss in etwa, wo es lang gehen soll, und dann schreibe ich die Geschichte, wie sie im Buch erscheint.» Das ist insofern erstaunlich, als dass in den Hauptstrang um die Geschwister Tobey und Megan unzählige Nebengeschichten verwoben sind: jene um den undurchsichtigen, aber trotzdem sympathischen Tanvir; jene des BonoboAffen Montgomery; jene um die beiden philippinischen Inseln, auf die es Tobey auf seiner Suche nach Megan verschlägt, und noch einige mehr. Alles zusammen ergibt einen Roman, der ... Ja, welchem Genre soll man ihn eigentlich zuordnen? «Ich habe im Zusammenhang mit dem Buch schon ‚Robinsonade‘ gehört, aber auch ‚Abenteuerroman‘. Im Grunde ist es gut, wenn man ihn nicht definitiv einordnen kann», sagt Lappert. Für ihn selbst sei «Auf den Inseln des letzten Lichts» vor allem anderen die Charakterstudie der beiden Hauptfiguren Megan und Tobey. «Ich hätte aber kein Problem damit, würde das Buch als Abenteuerroman angepriesen – auch wenn


Schwerpunkt ich finde, dass dafür zu wenig Action in der Geschichte steckt.»

«Megan ist eigentlich die erste Figur, die mir stark ähnelt. Wie sie bin auch ich Vegetarier, weil ich Mitleid mit den Tieren habe. Wie sie bin ich nicht irgendwo verwurzelt, wusste lange Zeit nicht, wo ich zu Hause sein will. » Wo Lappert draufsteht ... Der Roman lebt von den und durch die starken Figuren. Mit Helden wartet er jedoch nicht auf. «Die hat man im Leben schliesslich auch nicht», argumentiert Lappert. «Deshalb bevorzuge ich Figuren mit einer gebrochenen Biografie oder zwiespältigem Charakter.» Das spürt man auch bei den Hauptfiguren Tobey und Megan. «Ich wusste von Anfang an sehr genau, wie die beiden sein sollen. Dass zum Beispiel Megan sehr tierlieb ist, aber in ihrer Tierliebe auch sehr weit geht, sich dadurch aus der Gesellschaft ausgrenzt und einsam ist. Tobey dagegen ist ein Trotzkopf, eher verschlossen.» Dass man als Autor seine Figuren irgendwann in- und auswendig kenne, sei immer das Ziel. Bei Tobey und Megan sei es ihm gelungen, besonders schnell mit ihnen «intim» zu sein – weil in den beiden vielleicht besonders viel von ihrem Schöpfer steckt? Rolf Lappert bejaht: «Megan ist eigentlich die erste Figur, die mir stark ähnelt. Wie sie bin auch ich Vegetarier, mittlerweile seit etwa zwanzig Jahren, weil ich Mitleid mit den Tieren habe. Wie sie bin ich nicht irgendwo verwurzelt, wusste lange Zeit nicht, wo ich zu Hause sein will. Und auch ich habe – wie Megan, nur nicht so ausgeprägt – meine Phasen, in denen ich melancholisch bin, mich zurückziehe und die Gesellschaft anderer meide.»

Der Künstler, der Egoist Der Autor gesteht, dass solche Phasen auch mit Egoismus zu tun hätten. «Ich bin gern unter Leuten, aber ich möchte selbst bestimmen können, wann ich sie treffe. An der Einsamkeit leide ich nicht – ich schreibe dann einfach. Und das kann ich am besten, wenn nicht ständig irgendwelche Verpflichtungen und Erwartungen an mich herangetragen werden.» Kunst ohne Egoismus gebe es nicht, so Lappert, gerade im Fall der Schriftstellerei. «Man entscheidet sich, diesen Weg zu gehen, und weiss dabei, dass man auf einiges verzichtet, was für andere Menschen selbstverständlich ist: Familie, Kinder und so weiter.» Man könne die Alternativen aber auch nicht gegeneinander aufwiegen, und er wisse, dass für ihn ein anderer Weg nicht funktioniert hätte. Seine Kinder existieren eben in Buchform, und sie sind der ganze Stolz ihres «Vaters»: «‚Auf den Inseln des letzten Lichts‘ ist genau jenes Buch geworden, das ich schreiben wollte.» Mehr kann ein Schriftsteller nicht von sich verlangen.

Die Romane von Rolf Lappert Nach Hause schwimmen 603 Seiten CHF 19.90 dtv

Wilbur hatte keine glückliche Kindheit und bislang kein glückliches Leben – wenn er denn überhaupt eines hatte. Doch dann kommt jemand, der alles ändern möchte. Ausgezeichnet mit dem Schweizer Buchpreis 2008. Der Himmel der perfekten Poeten 352 Seiten CHF 16.90 dtv

Vier Schriftsteller versuchen in einem abgelegenen Motel in Arizona, an ihren Projekten zu arbeiten. Schon bald liegen sie nicht nur mit der Hitze im Clinch. Die Gesänge der Verlierer 410 Seiten CHF 16.90 dtv

Tyler, der Manager einer Rockband, reist quer durch den Süden der USA. Am Anfang sucht er den verschwundenen Sänger der Band – doch die Reise führt ihn viel weiter.

Auf den Inseln des letzten Lichts 540 Seiten CHF 35.90 Hanser

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Schwerpunkt

Der Tod und die Frauen Krimiautorinnen haben sich rund um den Globus einen festen Platz im Genre erkämpft. Zunächst schrieben sie klassische Rätselkrimis, eine zweite Generation interessierte sich besonders für die psychologischen Aspekte von Verbrechen. Heute schreiben Frauen immer häufiger auch Thriller. Text: Benjamin Gygax

Die alte Dame auf der vergilbten Fotografie blickt mit melancholischen Augen auf ein Buch. Sie hat die weissen Haare hochgesteckt und sieht so aus, wie man sich sein Grosi wünscht. Doch die Frau hat’s in sich – denn sie ist sozusagen die Mutter aller Morde. Auguste Groner wurde 1850 in Wien geboren, war mit dem Journalisten Richard Groner verheiratet, arbeitete als Lehrerin und lebte bis 1929 im Wien der k.u.k.-Monarchie. Die Österreicherin schuf mit Joseph Müller den ersten Polizeidetektiv der deutschsprachigen Literatur. Er zog seine Leserschaft in einer Serie von 13 kürzeren und längeren Geschichten in den Bann. Diese Geschichten machten Auguste Groner zur bekannten Krimiautorin; ihre Geschichten wurden ins Englische übersetzt, erschienen in Skandinavien und sollen in den Anfängen von Hollywoods Filmindustrie sogar verfilmt worden sein. Heute ist Auguste Groner wieder weitgehend unbekannt. Ihr bleibt aber die Ehre, als Ahnmutter aller Krimiautorinnen zu gelten.

Sherlock Holmes’ Kollege Die Abenteuer des Detektivs Joseph Müller heissen «Die goldene Kugel», «Der Brief aus dem Jenseits» oder «Der Mann mit den vielen Namen». Wer bei diesen Titeln an Arthur Conan Doyle denkt, liegt nicht falsch. Auguste Groner veröffentlichte ihre erste Kriminalgeschichte 1889 – noch bevor Conan Doyles Werke auf Deutsch übersetzt waren. Doch sie teilte mit dem etwas jüngeren, aber viel bekannteren Doyle das Interesse für rätselhafte Fälle, in denen zunächst übersinnliche Kräfte am Werk scheinen, die sich unter den wachen Augen des Detektivs aber bald rational erklären lassen. Sherlock Holmes und Joseph Müller verbinden das methodische Vorgehen mit dem Scharfsinn. Und beide haben ihr dunkles Geheimnis: Sherlock Holmes füllt die Zeit zwischen seinen Fällen mit Morphium, Kokain und Geigenspiel, Müller sass schon einmal selbst im Gefängnis. Vielleicht ist es diese Vergangenheit, die den unauffälligen Mann empfänglich macht für die Schicksale von Opfern und Tätern. Auf jeden Fall interessiert sich Müller im Gegensatz zum intellektuellen Dandy Holmes mehr für die

Die Mutter aller mordenden Schriftstellerinnen: Die Österreicherin Auguste Groner.

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Frauen auf dem Vormarsch Auf Groner folgte eine ganze Reihe von Krimiautorinnen, die ihre Bekanntheit behielten oder die heute noch sehr erfolgreich schreiben. Die bekannteste Crime-Lady ist sicher die 1890 geborene Agatha Christie mit ihren rund 70 «Whodunit»- oder Rätselkrimis. 1928 erweiterte sie das KrimiGenre mit einer Besonderheit: einer Ermittlerin. Als Vorbild für die schrullige, aber einfühlsame Privatdetektivin Miss Jane Marple diente Agatha Christie ihre eigene Grossmutter. Inzwischen haben sich Frauen ihren festen Platz in der Kriminalliteratur erarbeitet. Dabei fällt auf, dass viele der ganz grossen Namen bis vor wenigen Jahren vorwiegend aus dem englischsprachigen Raum stammten. Patricia Highsmith und Donna Leon sind Amerikanerinnen, Magdalen Nabb und Ruth Rendell, die seit 1984 auch Psychothriller unter dem Pseudonym Barbara Vine verfasst, stammen wie Christie aus England. Heute sind Frauen aber auch für den skandinavischen Krimiboom mitverantwortlich, und es gibt erfolgreiche Autorinnen in allen Sprachen.

Schicksale und Abgründe Alle genannten Autorinnen sind Meisterinnen darin, in dunkle Ecken der Vergangenheit zu leuchten und das Schicksal ihrer Figuren plastisch zu beschreiben. So auch Ruth Rendell in ihrem neuesten Werk «Die Unschuld des Wassers». Ismay verlor im Alter von 15 Jahren ihren Stiefvater, mit dem sie ein Techtelmechtel hatte. Er ertrank nach einer schweren Grippe in der Badewanne – die Mutter glitt vor Trauer in den Wahnsinn. Ismay ist sich nach diesem schlimmen Ereignis nie sicher, ob nicht ihre jüngere Schwester Heather nachgeholfen hatte im Glauben, sie müsse ihre Schwester vor dem Stiefvater beschützen. Erst als beide Schwestern erwachsen sind und in Beziehungen leben, bricht das Tabu – und die schreckliche Wahrheit drängt ans

Tageslicht. Auch wenn die ganze Anlage der Geschichte etwas stark vom Reissbrett stammt, fesselt einen von der ersten bis zur letzten Seite, wie Rendell ihre Figuren und deren Innenleben beschreibt. Etwas weniger empathisch schildert Mary Higgins Clark die Gefühle und Gedanken ihrer Protagonistinnen in «Flieh in die dunkle Nacht». Doch der dicke Wälzer bietet beste Unterhaltung mit einem Schuss Spannung und Romantik. Der jungen Kinderärztin Monica Farrell ist nicht bewusst, dass sie in grosser Gefahr schwebt. Sie ist nämlich die Erbin der steinreichen 82-jährigen Olivia Morrow. Weil das bisher nur sehr wenige Menschen wissen, besteht immer noch die Chance, die alte Dame und ihre Enkelin aus dem Weg zu räumen und den letzten Willen der Millionärin zu umgehen. Noch ist Olivia Morrow auch nicht sicher, ob sie der jungen Ärztin von ihrer Erbschaft erzählen soll, denn dazu müsste sie einen Schwur brechen und ein Geheimnis enthüllen, das ihre Cousine vor einigen Jahren mit ins Grab nahm. Noch bevor Monica Farrell sich der Gefahr bewusst wird, naht auch schon Rettung.

Sehr traurig. Sehr komisch. Sehr Tropper.

448 Seiten | CHF 28.90 | ISBN 978-3-426-66273-1

sozialen Umstände und vertraut dagegen seltener auf wissenschaftlich-forensische Technik. Von der Pionierin der Kriminalliteratur sind leider nur noch englischsprachige Übersetzungen verfügbar. Wer keine Sprachbarrieren scheut, findet im Buchhandel Neuauflagen von fünf geheimnisvollen Fällen des k.u.k.-Polizeidetektivs Joseph Müller.

Die letzte Männerbastion fällt Lange Zeit waren Krimiautorinnen vor allem im Genre der psychologisch anspruchsvollen Krimis daheim. Blutige oder actiongeladene Geschichten blieben bis vor wenigen Jahren Männern wie James Ellroy oder Jo Nesbø vorbehalten. Dass es auch Frauen ganz schön knallen lassen können, zeigen einige jüngere Autorinnen, unter ihnen Karin Slaughter. Wo Slaughter drauf steht, da steckt auch Schlächterei drin. Alle Fans der erfolgreichen Thrillerautorin wissen, dass es in deren Büchern ziemlich hart zur Sache geht – dafür ist auch Hochspannung garantiert. «Gewalt interessiert die Menschen nun mal, besonders Frauen», ist die Autorin überzeugt. «Als ich aufwuchs, lasen meine Mutter und meine Grossmutter ein Magazin namens ‚True Crime’ über all diese schrecklichen Verbrechen.» Karin Slaughter – die Frau heisst übrigens wirklich so – meint zur Gewalt in ihren Büchern: «Auf meinen Buchumschlägen sind keine Kätzchen abgebildet – die Leser wissen schon, was sie erwartet.» Die Gesamtauflage Slaughters beträgt mittlerweile über 17 Millionen; damit ist sie dem weltweiten Überraschungserfolg von

»Ich liebe meine Familie. Jeden einzelnen. Aber ich liebe sie mehr, wenn sie nicht in meiner Nähe sind.« Judd Foxman hat es momentan nicht leicht: Vor kurzem hat er seine Frau in flagranti mit seinem Boss erwischt, nun ist sein Vater gestorben, und die Familie soll für ihn die traditionelle jüdische Totenwache halten. Für Judd bedeutet das, dass er es sieben Tage mit all seinen Lieben im selben Raum aushalten muss ... Lernen Sie die Foxmans kennen auf www.knaur.de/tropper

books – September 2010 – 13


Buchtipps

Sommerlügen Bernhard Schlink

Thesen über die Existenz der Liebe Torben Guldberg

Was wäre das Leben ohne Lebenslügen? Lebensentwürfe, Liebeshoffnungen, Alterseinsichten – was davon ist real, was nur Illusion? Was bleibt, wenn eine Illusion zerplatzt wie eine Seifenblase? Flüchtet man einfach in die nächste Lüge, weil das einfacher ist, als der Wahrheit ins Auge zu sehen? In sieben bewegenden Geschichten erzählt Bernhard Schlink, wie das Leben und die Lüge Hand in Hand gehen – manchmal absichtlich, manchmal als Selbstbetrug. Wie bei der Frau, die plötzlich merkt, dass ihr Leben auf ganz falschen Pfeilern beruht. Die Geschichten verurteilen nicht, sie decken auf; feinfühlig und verständnisvoll. Denn wenn wir ehrlich sind, ist niemand frei von Lügen.

Die Liebe ist die grösste Kraft – doch was genau ist sie? Die Suche nach der Antwort aller Antworten treibt den Erzähler durch fünf Jahrhunderte, rund um die Welt. Er sammelt in Amsterdam, Berlin und New York Liebesgeschichten: leidenschaftliche, zärtliche, zerstörerische, rebellische. Er versucht sogar, die Liebe mit einem gigantischen Fernrohr zu bündeln – und macht mit seinem wahnwitzigen Experiment eine ganze Stadt dem Erdboden gleich. Die Liebe ist eben nicht fassbar, nicht ergründbar, nicht kontrollierbar. Sie ist ein allumfassendes Gefühl, wie eine Vibration im Weltall – und ein Gefühl, von dem wir nie aufhören werden zu erzählen.

288 Seiten

464 Seiten

CHF 32.90

CHF 31.90

Diogenes

S. Fischer

ISBN 978-3-257-06753-8

ISBN 978-3-10-027038-2

Purgatorio

Unsichtbar

Tomás Eloy Martínez

Paul Auster

Eine Frau kann nicht glauben, dass eine Todesschwadron ihren Mann umgebracht hat. Sie folgt Spuren und Hinweisen, die sie von Buenos Aires nach Rio de Janeiro und von Nicaragua bis nach Mexiko führen. Erst in New Jersey findet sie den verschollenen Gatten endlich wieder. Ist es Zufall, Spürsinn – oder hat sie ihn einfach herbeigeliebt? Der Roman erzählt sinnlich und abgründig von einer Liebe zwischen Terror und Exil. Der mittlerweile verstorbene argentinische Schriftsteller Tomás Eloy Martínez lebte selbst zwanzig Jahre lang im Exil, nachdem er in der Heimat mit dem Tod bedroht worden war. Ganz Südamerika war und ist begeistert von seinen Werken.

New York, 1967: Der hochsensible Adam Walker will Dichter werden. Eines Abends bietet ihm auf einer Party ein reicher Franzose namens Rudolf Born Geld zur Gründung einer Literaturzeitschrift an. Walker hält das zunächst für eine Schnapsidee, doch als Born ihm einige Tage später bei einem Essen den Scheck überreicht, verflüchtigen sich die Bedenken. Allerdings ist Born nicht einfach ein grossherziger Gutmensch, denn er will Walker zum Eingeständnis nötigen, er begehre Borns Freundin Margot – was auch der Wahrheit entspricht. Als Born verreist, beginnt zwischen Margot und Walker tatsächlich eine amour fou. Doch Born ist einer, der über Leichen geht.

304 Seiten

320 Seiten

CHF 31.90

CHF 29.90

S. Fischer

Rowohlt

ISBN 978-3-10-048925-8

ISBN 978-3-498-00081-3

14 – books – September 2010


Schwerpunkt Stieg Larsson eng auf den Fersen. Jetzt kommt ihr neues Werk «Entsetzen» in die Buchhandlungen. Abigail sitzt in ihrem goldenen Käfig, hadert mit der Untreue ihres Mannes und hat das Gefühl, es könne nicht mehr schlimmer kommen. Doch dann überrascht sie im eigenen Haus einen Einbrecher, der vermeintlich ihre fast erwachsene Tochter erstochen hat. In Notwehr erwürgt sie den Mörder ihres Kindes, und damit scheint der Alptraum perfekt ... Doch es stellt sich heraus, dass die tote junge Frau nicht ihre Tochter, sondern deren Freundin ist. Die Tochter dagegen wurde entführt. Special Agent Will Trent und seine neue Partnerin Faith Mitchell stehen unter Zeitdruck, wollen sie dem sadistischen Täter doch noch das Handwerk legen.

Die schwangere Ermittlerin So direkt wie Slaughter geht auch Tania Carver zur Sache. Die südenglische Autorin hat mit «Entrissen» ihren ersten Krimi veröffentlicht. Obwohl es sich um einen Erstling handelt, führt die Autorin routiniert und zielsicher durch die spannende Handlung. Detective Inspector Phil Brennan ist im beschaulichen Essex mit einer Serie besonders scheusslicher Morde konfrontiert. Jemand bringt schwangere Frauen um, von deren Kindern fehlt jede Spur. Die Psychologin und Profilerin Marina Esposito soll die Polizei unterstützen. Ihr Täterprofil ergibt, dass eine Frau mit verzweifeltem Kinderwunsch hinter den Taten stehen könnte. Noch ahnt sie nicht, dass auch sie selbst ein Ziel abgeben könnte – denn auch sie ist schwanger …

Anz Oksanen, Orell Füssli:Anz Bronsky

17.08.2010

The Case of the Golden Bullet Auguste Groner 68 Seiten CHF 21.90 Europäischer Hochschulverlag Mord im Pfarrhaus Agatha Christie 389 Seiten CHF 15.90 Fischer Die Unschuld des Wassers Ruth Rendell 380 Seiten CHF 34.90 S. Fischer Flieh in die dunkle Nacht Mary Higgins Clark 432 Seiten CHF 34.90 Heyne Entsetzen Karin Slaughter 512 Seiten CHF 34.90 Blanvalet Entrissen Tania Carver 489 Seiten CHF 26.90 List

Frauen morden anders bgy. Frauen haben sich einen festen Platz als Krimiautorinnen erworben und morden auf dem Papier mindestens so erfolgreich wie ihre Kollegen. Im Leben sind Mörderinnen immer noch eine Seltenheit. Schweizer Kriminologen haben erhoben, dass der Anteil vorsätzlicher Tötungen, die von Frauen begangen werden, ziemlich konstant bei 10 Prozent liegt. Begeht aber eine Frau einen Mord, wird sie schnell zur Berühmtheit und trifft sie die volle Wucht der öffentlichen Verachtung. Zudem morden Frauen anders als Männer: Sie handeln seltener aus materiellen Motiven oder im akuten Streit. Häufiger sind dagegen Verzweiflungstaten und Beziehungsdelikte. Der Kriminalhauptkommissar der Düsseldorfer Polizei Stephan Harbort geht in seinem eben erschienenen Buch «Wenn Frauen morden» einigen spektakulären Fällen nach, die sich in Deutschland seit Mitte des letzten Jahrhunderts ereignet haben. Er schildert sachlich, aber einfühlsam, wie eine Frau drei Ehemänner mit Pflanzengift ermordet, wie eine Mutter neun Babys zur Welt bringt und sterben lässt, oder wie eine Pflegerin reihenweise Patienten umbringt. Die geschilderten Fälle zeichnen ein plastisches Bild des jeweiligen Milieus und schälen die typischen Merkmale weiblicher Tötungsdelikte deutlich heraus. Dem Autor, der auch als Berater für Film- und Fernsehproduzenten tätig ist, gelingt es ausgezeichnet, die wichtigsten Aspekte des Themas leicht lesbar zu beleuchten. Wenn Frauen morden Stephan Harbort 207 Seiten CHF 16.90 Piper

14:30 Uhr

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© Toni Härkönen

Das international gefeierte Meisterwerk über Liebe, Verrat und Unterdrückung Deutsch von Angela Plöger Gebunden. 400 Seiten. sFr 31,90

books – September 2010 – 15 www.kiwi-verlag.de


Interview Text: Marius Leutenegger Fotos: Heiner H. Schmitt Jr.

«Das Morden macht mir Spass – und es tut mir leid»

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Interview Es gibt viele Gründe, Ingrid Noll zu interviewen: Eben ist ihr neuester Roman erschienen, in diesem Jahr feiert die erfolgreichste deutschsprachige Krimiautorin ihren 75. Geburtstag, ausserdem jährt sich die Publikation ihres legendären Erstlings «Der Hahn ist tot» bald zum 20. Mal. Der beste Grund für ein Interview ist aber Ingrid Noll selbst: Es macht viel Spass, mir ihr zu sprechen. books: Frau Noll, welche Frage wird Ihnen am häufigsten gestellt? Ingrid Noll: Weshalb ich in Shanghai zur Welt kam. Und warum kamen Sie in Shanghai zur Welt? Mein Vater absolvierte seine Facharzt-Ausbildung in Genf. Dort lernte er einen Chinesen kennen, der ihm riet, nach China zu gehen, wo man Ärzte brauche. Meine Mutter fand die Idee toll und sagte: Lass uns gehen, wir verdienen dort einen Haufen Geld und kehren dann wieder nach Deutschland zurück. Leider kam alles ein wenig anders. Geld verdienen war in China auch nicht immer einfach, und nach Deutschland wollten sie unter den gegebenen Umständen nicht mehr zurück – das war damals ja eine finstere Zeit. Ich hatte den Eindruck, die häufigste Frage, die man Ihnen stelle, laute: Wie kommt eine so freundliche Dame dazu, so böse Geschichten zu schreiben? Ja, das werde ich tatsächlich oft gefragt. Ich selber bin ja ein betont friedlicher Mensch, das fällt schon auf. Andererseits habe ich festgestellt, dass die Krimiwelt meistens aus friedlichen, sozialen Menschen besteht – das gilt für meine Kolleginnen und Kollegen, die Krimis schreiben, ebenso wie für unsere Leserinnen und Leser. Wie erklären Sie sich das? Vielleicht kehren wir Konflikte im Alltag eher unter den Teppich und sind dann froh, wenn wir in einem Buch einmal ordentlich draufhauen dürfen.

Das heisst: Sie haben in Ihren Büchern auch schon einmal einen Feind aus dem richtigen Leben um die Ecke gebracht? Ich habe gar keine Feinde – oder besser gesagt: Mir ist nicht bewusst, dass ich Feinde hätte. Und es ist ja auch nicht so, dass ich die Personen in meinen Büchern gern um die Ecke bringe. Ich versuche immer, mich in jede Figur hineinzufühlen und sie zu verstehen. Empathie ist ganz wichtig, wenn man die Charaktere glaubwürdig gestalten möchte. Aber wenn Sie mit Ihren Figuren derart mitfühlen – wie können Sie sie dann sterben lassen? Ich finde es tatsächlich schlimm, wenn sie sterben müssen. Meistens tut mir das wahnsinnig leid, ich bin dann ganz niedergeschlagen. Aber es muss leider sein. Warum? Aus dramaturgischen Gründen! Der Mord ist in meinen Büchern zwar nicht das Wichtigste, mich interessiert hauptsächlich die Entwicklung einer Person, ihre Verhaltensweise. Ich möchte ein Psychogramm erstellen. Aber der Mord ist das Sahnehäubchen obendrauf. Sie lächeln – so schlimm ist es also doch nicht, eine Figur umzubringen. Es macht mir Spass. Und es tut mir leid. In Ihren letzten beiden Büchern gibt es auch gar keine richtigen Morde, sondern eher Unfälle oder Missgeschicke mit tödlichen Folgen. Trotzdem gelten Sie weiterhin als Krimiautorin. In welche Schublade gehören Sie tatsächlich? Ich habe nichts dagegen, als Krimiautorin zu gelten, denn es ist mir eigentlich egal, wo man mich hinsteckt. Ich sehe mich nicht in einer Schublade, sondern bin wohl eine ganze Kommode. Aber warum schreiben Sie nicht einfach einmal einen schönen Liebesroman, bei dem niemand stirbt? Die Liebe kommt in meinen Romanen ja immer vor, sie ist eine sehr starke Emotion und liefert gute Motive. Aber einen reinen Liebesroman? Ich bin nun einmal nicht die Pilcher, ich kann nur so schreiben, wie ich es kann.

Als Leserin und Leser tendiert man dazu, Werke autobiografisch zu lesen. Ihr neuester Roman «Ehrenwort» handelt vom Greis Willy Knobel, der von der Familie seines Sohnes aufgenommen wird, damit er die letzten Lebenstage nicht im Heim verbringen muss. Sie selber haben Ihre Mutter ebenfalls bei sich aufgenommen und bis zu ihrem Tod gepflegt – sie starb mit 106 Jahren. Wie viel von Ihrer Mutter steckt in Willy Knobel? Natürlich verwende ich eigene Erfahrungen, das machen alle Schriftsteller. Zu viele Parallelen sollte man dennoch nicht in meine Bücher hineinlesen. Meine Mutter war sehr zurückhaltend, was man von Willy Knobel nun wirklich nicht behaupten kann. Aber selbstverständlich kenne ich die ambivalenten Gefühle, die man hat, wenn man einen Elternteil pflegt. Ich habe meine Mutter sehr geliebt, aber manchmal hatte ich auch genug von der Situation – so, wie eine Mutter auch einmal genug hat von ihrem Kind. Als Sie Ihre Mutter pflegten, dachten Sie da schon: Das könnte einmal ein Stoff für einen Roman werden? Nein, nie. Es vergingen ja auch zwei Jahre nach dem Tod meiner Mutter, ehe ich die Arbeit an «Ehrenwort» aufnahm. Ich brauchte diese Zeit. Wie finden Sie Ihre Stoffe? Wie gehen Sie vor, wenn Sie ein neues Buch beginnen? Alles beginnt mit einer wochenlangen Schwangerschaft, in der ich mich frage: Über wen will ich schreiben? In dieser frühen Phase geht es nicht um eine Handlung, sondern nur um die Menschen, die mich interessieren. Bei meinem letzten Buch «Kuckuckskind» interessierte mich zum Beispiel eine Frau mit Depressionen und einem unerfüllten Kinderwunsch. Dann kommen nach und nach weitere Personen hinzu – etwa eine Kollegin, die gleichzeitig die Konkurrentin der Hauptfigur ist. Ich versuche dann, wie eine Schauspielerin in diese Rolle hineinzuschlüpfen und sie nachzuempfinden. Zu diesem Zeitpunkt machen Sie sich noch keine Gedanken über die Handlung? Nein. Aber wenn ich die Personen im Griff habe, hetze ich sie aufeinander – und gucke mal, was dabei herauskommt. Dass es zwischen diesen Leuten nicht gut ausgehen kann, ist ja klar. (Fortsetzung Seite 20) books – September 2010 – 17


ISBN 978-3-404-16411-0 | sFr. 15,90

Paris. In einem Labor wird ein Wissenschaftler grausam hingerichtet. Uganda. In einem Krankenhaus sterben Menschen an einer r채tselhaften Gehirnkrankheit. Rouen. Im Gef채ngnis sagt eine Umweltaktivistin eine schreckliche Katastrophe voraus. All dies ist erst der Anfang eines Geschehens, das das Leben auf der Erde f체r immer ver채ndern soll ...


ACHTUNG!

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© Heiner H. Schmitt Jr.

Interview

Ingrid Noll Ingrid Noll kam am 29. September 1935 in Shanghai zur Welt; ihr Vater arbeitete in China als Arzt. 1949 musste die Familie das Reich der Mitte verlassen und kehrte nach Deutschland zurück. Ingrid Noll besuchte eine katholische Mädchenschule in Bad Godesberg und machte 1954 das Abitur. Anschliessend studierte sie Germanistik und Kunstgeschichte. Sie brach die Studien aber ab, um mit dem

Die Handlung ergibt sich einfach von selbst? Manchmal stockt der Fluss natürlich, dann hole ich Dinge nach, die ich schon längst hätte tun sollen – die Gardinen waschen oder so. Ich habe glücklicherweise keinen Druck. Mein Vorteil besteht darin, dass ich die Idee im Unterbewusstsein weiterarbeiten lassen kann. Irgendwann entsteht ein roter Faden. Wenn ich ihn habe, beginne ich mit dem Schreiben; die einzelnen Szenen entwickle ich dann am Computer.

«Ich kriege keinen Nobelpreis und schwebe nicht in den höchsten Sphären. Was ich produziere, ist Unterhaltung, und damit bin ich sehr zufrieden.»

Arzt Peter Gullatz eine Familie zu gründen. Das Paar, das seit 1959 verheiratet ist und in Weinheim bei Heidelberg lebt, hat drei Kinder und vier Enkelkinder. Jahrzehntelang kümmerte sich Ingrid Noll um den Haushalt und half in der Praxis ihres Mannes mit – «ich tippte Rechnungen, Arztberichte und Gutachten». Als die Kinder das Haus verlassen hatten, schrieb Ingrid Noll ihren RomanErstling «Der Hahn ist tot»; da war sie bereits 54 Jahre alt. Das Buch wurde ein riesiger Überraschungserfolg. Heute gilt Ingrid Noll als erfolgreichste deutsche Krimi-Autorin.

Ihren ersten Roman, «Der Hahn ist tot», schrieben Sie ursprünglich in die ungenutzten Schulhefte Ihrer Kinder. Hat der Computer Ihr Schreiben verändert? Ja, er hat vieles vereinfacht. Ich habe zum Beispiel oft Probleme mit den Namen. Einmal merkte ich etwas spät, dass ich einer Frau den Namen meiner Cousine gegeben hatte. Die wäre tödlich beleidigt gewesen – am Computer konnte ich den Namen mit der Suchfunktion ganz einfach ersetzen. Dank des Computers kann ich alles herumschieben, und ein Rechtschreibeprogramm ist natürlich etwas Wunderbares. Ausserdem bin ich froh, dass ich im Internet recherchieren kann. In «Ladylike» beschrieb ich, wie Lore und Anneliese von einer Heidelberger Brücke ins Wasser springen. Früher hätte ich nach Heidelberg fahren müssen, um nachzuschauen, ob das überhaupt geht – jetzt kann ich das auf einen Klick nachprüfen. Solche Sachen müssen stimmen, sonst kriegt man sofort Leserbriefe. Wie intensiv schreiben Sie, wenn Sie an einem Roman arbeiten? Vormittags etwa zwei Stunden, manchmal auch noch am Nachmittag. Länger hat keinen Zweck bei mir, ich muss viel nachden-

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ken über alles. Und wie gesagt, ich bin ja nie unter Druck. Ich muss nicht schreiben. Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Werken? Ach, ich kenne meine Grenzen. Ich kriege keinen Nobelpreis und schwebe nicht in den höchsten Sphären. Was ich produziere, ist Unterhaltung, und damit bin ich sehr zufrieden. Gibt es kein Bedauern über diese Grenzen? Ich bin alt genug, um zu wissen: Es hilft nichts, wenn man lamentiert. Ich kann nun einmal nur so schreiben, wie ich bin. Gibt es ein Buch, auf das Sie besonders stolz sind – Ihr Lieblingswerk? Mein erstes Buch war für mich ein Meilenstein. Bei vielen Autoren ist der Erstling ja besonders geglückt, denn da kann man ganz viel rauslassen, was einen schon lange beschäftigt hat. Ist für Sie das Schreiben seither schwieriger oder einfacher geworden? Einfacher, weil ich mehr Lebenserfahrung habe – und schwieriger, weil ich lahmer geworden bin. Vieles, was mich früher überhaupt nicht anstrengte, macht mich heute richtig fertig. Aber alles in allem ist Schreiben für mich noch immer ein Luxus. Sie haben einmal gesagt, Sie schrieben nicht mit Herzblut, sondern mit leidenschaftlichem Vergnügen. Wo liegt der Unterschied? Es wäre lächerlich, wenn ich sagen würde: Das habe ich mit Herzblut geschrieben, hier steckt mein Innerstes drin. Mein Herzblut fliesst nicht wie Tinte. Ich habe beim Schreiben vor allem viel Spass – ausser vielleicht, wenn ich einen Menschen beseitigen muss. Ich glaube, dieser Spass dringt auch durch, denn bei vielen Lesungen lacht das Publikum. Wer ist eigentlich Ihr Publikum? Das sind sehr unterschiedliche Leute – vom 16-jährigen Mädchen bis zur älteren Dame, auch beruflich sind sie über das ganze Spektrum verteilt. Allerdings sind die Frauen bei meinen Lesungen deutlich in der Überzahl; die Belletristik ist ja fest in Frauenhand. Meistens sind auch Ihre Hauptfiguren weiblich. Schreibe ich in der Ich-Form, fällt es mir leichter, in eine weibliche Seele hineinzu-


schlüpfen. Die Männer sind dann oft das Opfer, das sterben muss. Das hat mir auch schon den Vorwurf eingebracht, ich sei eine Männerhasserin, was natürlich Quatsch ist. Ich bin sogar schon gefragt worden, ob mein Mann vor mir zittere. Und? Zittern nicht alle Männer vor ihren Frauen? Wir liegen da sicher in der Norm.

«Zuerst hatte ich mir ein richtiges Pseudonym überlegt: Charlotte Katzenmeier. Aber mein Verleger meinte, ich wolle als Autorin doch ernst genommen werden, und mit einem solchen Namen sei das unmöglich.» In einem Interview haben Sie einmal gesagt, Ihr Mann sei Ihr erster Leser. Wie würde er sich verhalten, wenn ihm ein Text überhaupt nicht gefiele? Er ist vorsichtig mit Kritik, aber ich glaube nicht, dass er einen Text von mir überhaupt nicht mag. Wir sind schon so lange ein Team, da ist man nicht mehr so konträr. Ich bin jedenfalls dankbar, wenn er mich auf Dinge hinweist, die verbesserungswürdig sind. Vor allem mit der Technik habe ich es nicht so. Sie sind seit 50 Jahren mit Ihrem Mann verheiratet. Darin unterscheiden Sie sich von den Frauen in Ihren Büchern – die haben in der Regel keine glückliche Hand bei der Wahl ihrer Männer. Warum? Weil sie schwierige Menschen sind – und schwierige Menschen geraten eher an andere Problemfälle. Wie kamen Sie eigentlich zum Schreiben? Schreiben und Lesen waren von Anfang an meine Freunde – und Mathe war mein Feind. Wie viele andere Kinder schrieb

auch ich als kleines Mädchen Geschichten. Als ich selber Kinder hatte, schrieb ich vor allem Briefe. Dann zogen die Kinder aus und ich dachte: Jetzt probier ich mal aus, ob ich einen fiktiven Text schreiben kann. Zuerst verfasste ich Kindergeschichten, die teilweise veröffentlicht wurden. «Der Hahn ist tot» war dann das erste richtige Buch, das ich schrieb. Darin geht es um die alleinstehende Rosemarie Hirte. Sie verliebt sich – und räumt alle Hindernisse beiseite, die ihr Glück gefährden könnten. Woher nahmen Sie die Idee zu diesem Buch? Bei einem Treffen meiner Schulklasse fiel mir auf, dass es zwei Gruppen gab: die kinderlosen erfolgreichen Karrierefrauen und die Mütter. Beide waren neidisch aufeinander. Damals fragte ich mich: Was wäre aus mir geworden, wenn ich seinerzeit nicht geheiratet hätte? Wäre ich dann zufriedener? Oder hätte ich auch eine solche Torschlusspanik wie Rosemarie? Diese Überlegungen standen am Anfang von «Der Hahn ist tot». Schon Ihren Erstling veröffentlichten Sie unter Ihrem Mädchennamen. Warum haben Sie nicht Ihren offiziellen Nachnamen Gullatz verwendet? Der ist ein bisschen komplizierter, und ich wollte meine Familie aus allem heraushalten. Zuerst hatte ich mir übrigens ein richtiges Pseudonym überlegt: Charlotte Katzenmeier. Den Vornamen wählte ich, weil er leicht literarisch klingt, den Nachnamen entdeckte ich in einer Todesanzeige. Ich fand ihn richtig bodenständig, und diese Kombination gefiel mir. Aber mein Verleger meinte, ich wolle als Autorin doch ernst genommen werden, und mit einem solchen Namen sei das unmöglich. Dieser Verleger war Daniel Keel vom Diogenes-Verlag in Zürich. Wie kam es dazu, dass er bis heute Ihre Bücher veröffentlicht? Ich sandte das Manuskript von «Der Hahn ist tot» an einen einzigen Verlag – meinen Lieblingsverlag Diogenes. Ich war zu faul und wohl auch zu geizig, um viele Kopien herumzuschicken. Eine Lektorin las das Manuskript, rief mich an und fragte mich, was ich bisher veröffentlicht hätte. Ich sagte, dies hier sei mein erster Roman. Sie war erstaunt und fand, der Text sei absolut professionell geschrieben, sie werde ihn dem

Interview Praktische Führer

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Verleger weitergeben. Zehn Tage später rief mich Daniel Keel an und wollte alles von mir wissen. Seither ist er mein Verleger. Das heisst: Sie mussten nie die Ochsentour machen, die am Anfang der meisten Schriftsteller-Karrieren steht? Ich hatte riesiges Glück! Seither haben Sie acht weitere Romane und viele Erzählungen veröffentlicht. Auffallend ist, dass die Täterinnen in den meisten Geschichten unentdeckt bleiben und für ihre Morde nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Interessiert Sie Gerechtigkeit nicht? Mich interessiert die Strafe nicht besonders, die Strafverfolgung ist ja auch nie das Thema meiner Bücher. Die Zukunft der Täterinnen kann sich jeder selber ausmalen. Ausserdem bestrafen sich die Täterinnen oft selbst durch ihr rabiates Vorgehen – wie Rosemarie Hirte, deren Liebster am Ende im Rollstuhl sitzt.

Wir sitzen in Ihrem schönen Garten in einem Einfamilienhaus-Quartier. Wissen Ihre Nachbarn eigentlich, wer Sie sind? Die meisten schon, aber es kümmert sie nicht besonders. Man darf nie vergessen, dass es viele Leute gibt, die sich überhaupt nicht für Bücher interessieren. Wenn ich mit den Enkelkindern auf den Spielplatz gehe, werde ich jedenfalls nie um Autogramme angegangen.

«Ich habe ein wohltemperiertes Temperament. Ich gräme mich nicht jahrelang über Dinge, die ich nicht ändern kann.»

265 Seiten CHF 18.90 Diogenes

Die Häupter meiner Lieben (1993) 279 Seiten CHF 18.90 Diogenes

Die Apothekerin (1994) 248 Seiten CHF 18.90 Diogenes

Kalt ist der Abendhauch (1996) 245 Seiten CHF 18.90 Diogenes

272 Seiten CHF 18.90 Diogenes

Selige Witwen (2001) 269 Seiten CHF 18.90 Diogenes

Rabenbrüder (2003)

Sie werden am 29. September 75 Jahre alt. Wie stark beschäftigt Sie das Älterwerden? Ich finde es erstaunlich, dass das Leben immer schneller verläuft. Erst geht es sehr langsam den Berg hinauf, dann beginnt das Rad zu rollen und gewinnt immer mehr an Fahrt. Ich spüre auch, dass die Sinnesorgane nachlassen. Das halte ich aber für normal – vielen geht es viel schlechter als mir.

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Der Hahn ist tot (1991)

Röslein rot (1998)

Der Tod kommt bei Ihnen manchmal eher als Ulk denn als dunkle Bedrohung daher. Küchenpsychologisch könnte man das so interpretieren: Sie geben dem Tod ein leichtes Gepräge, weil Sie ihn in Wirklichkeit fürchten. Vor dem Tod habe ich keine Angst, aber ich fürchte mich vor Schmerzen und vor langer Leidenszeit. Nun gut, ein bisschen leben will ich natürlich schon noch.

Wenn man mit Ihnen spricht, gewinnt man den Eindruck, Sie hätten ein sehr sonniges Gemüt ... Ich bin nicht immer zufrieden mit allem, aber ich habe wohl schon ein wohltemperiertes Temperament. Ich gräme mich nicht jahrelang über Dinge, die ich nicht ändern kann. Und Fragen wie «Was wäre, wenn Sie bereits früher geschrieben hätten» mag ich überhaupt nicht. Man kann das Rad nicht zurückdrehen und soll nicht hadern mit dem, was vorbei ist!

Die Romane von Ingrid Noll

288 Seiten CHF 18.90 Diogenes

Ladylike (2006) 336 Seiten CHF 18.90 Diogenes

Kuckuckskind (2008) 352 Seiten CHF 18.90 Diogenes

Ehrenwort 336 Seiten CHF 39.90 Diogenes


Buchtipps

Endlich! Ildikó von Kürthy

Der Pilot: Die Weisheit wartet über den Wolken Richard Bach

40 und zufrieden sein – das ist für eine Frau zu viel verlangt. Ich habe versehentlich die Wahrheit über meine Ehe herausgefunden: Ich werde betrogen! Ich brauche ein neues Ego. Ich beschatte meinen Mann, schlafe mit einem fremden Mann, besuche das Seminar «Nackt besser aussehen». Ich lege mir sogar einen Personal Trainer zu, denn ich will eine Frau werden, die man nicht betrügt. Ich will meinen Mann und mein Leben zurück! Aber mein Personal Trainer meint: «Wahrheit oder Glück, du kriegst niemals beides.» Und was bekomme ich zum Schluss? Genau das, was ich mir schon immer hätte wünschen sollen. Endlich! Ein schlauer Frauenroman der Bestsellerautorin Ildikó von Kürthy.

Jamie Forbes ist begeisterter Flieger und Fluglehrer. Doch ihn erwartet auf einem Überführungsflug eine Herausforderung, die für ihn nur schwer zu meistern ist. Per Funk kommt er in Kontakt mit Maria, deren Mann soeben einen Herzinfarkt erlitten hat – über den Wolken! Maria kann selbst nicht fliegen, und so muss Jamie sie per Funk anleiten, damit sie das Flugzeug sicher zu Boden bringt. Der Zwischenfall ist gleichzeitig auch ein Wendepunkt in Jamies Leben, denn von nun an beginnt für den Piloten eine poetische Flugreise zu einem höheren Selbst. Der neue spirituelle Roman des Autors von «Die Möwe Jonathan».

320 Seiten

192 Seiten

CHF 28.90

CHF 29.90

Wunderlich

Allegria

ISBN 978-3-8052-0898-7

ISBN 978-3-7934-2195-5

Zehn

Shake Your Life

Franka Potente

Ralph Goldschmidt

Was wird, wenn die schwangere Ikuko die Einzige in ihrer Familie ist, die sich eine Tochter wünscht? Wo endet es, wenn sich Miyu, die heimlich in einem Nachtclub tanzt, in einen schüchternen Polizisten verliebt? Was ist mit dem Stolz einer Zeichnerin oder dem peinlichen Missgeschick eines jungen Ehepaars? Die bekannte deutsche Schauspielerin Franka Potente gibt in ihren Kurzgeschichten einen erstaunlichen Einblick in die japanische Kultur und eröffnet einen Zugang zu den Menschen, denen sie im Land des Lächelns begegnet ist. Und sie lässt den Leser auf bestechende Weise an den Empfindungen und Gedanken ihrer unverwechselbaren Figuren teilhaben.

Work-Life-Balance ist das Zauberwort der modernen Gesellschaft. Aber die Forderung nach Ausgeglichenheit kann auch viel Stress mit sich bringen – schliesslich will man in allen Bereichen top sein, ob im Sport, im Beruf, im Bett oder als Eltern. Es muss doch möglich sein, trotz allem die Leichtigkeit des Seins zu bewahren! Das ist das Thema in der Jangada Bar, wo Barmixer Hans seinen Gästen in sieben frechen Geschichten sieben Prinzipien für mehr Leistungskraft und Lebensglück vermittelt. Mit den sieben hochprozentigen und süffigen Cocktails erfährt der Leser auch, wie er seinen individuellen Lebensstil finden und dabei scheinbare Gegensätze integrieren kann.

168 Seiten

224 Seiten

CHF 26.90

CHF 44.90

Piper

GABAL

ISBN 978-3-492-05423-2

ISBN 978-3-86936-107-9

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Interaktive Bücher

Der letzte Tabubruch

Sie leiden, wenn ein Buch zu Boden fällt und sich dabei sichtbar verletzt? Oder wenn jemand eine Notiz in Ihr Buch gekritzelt hat? Höchste Zeit, dass Sie sich abhärten. Die richtige Medizin ist in diesem Fall eine Reihe von neuen Büchern, die Ihre Aktivität fordern – und zuweilen auch Ihre Brutalität. Text: Marius Leutenegger

Vielleicht geht es Ihnen ähnlich wie mir: Während ich überhaupt keine Hemmungen habe, jede Woche einen dicken Haufen Magazine und Zeitungen zu verschnüren und ins Altpapier zu schmeissen, bringe ich es nicht fertig, Bücher als Abfall zu betrachten. Eine Zeitschrift und ein Buch bestehen zwar beide aus Papier, doch während erstere das Zerfallsdatum quasi schon im Namen trägt, hat sich letzteres den Nimbus des Beständigen und Hochwertigen erhalten. Dabei wird es diesem Nimbus oft genug nicht gerecht. Vermutlich gibt es sogar wesentlich mehr schlechte Bücher als schlechte Zeitschriften – bei jährlich 100‘000 deutschsprachigen Novitäten auf dem Buchmarkt ist das keine mutige Behauptung. Und trotzdem: Auch den grössten Mist trage ich lieber ins Brockenhaus als auf den Müll, wenn er zwischen zwei

Mach dieses Buch fertig Keri Smith 192 Seiten CHF 17.90 Kunstmann

24 – books – September 2010

KeinBuch Keri Smith 176 Seiten CHF 16.90 mixtvision

Buchdeckeln vor sich hindampft. Diese Beisshemmung erkläre ich mir küchenpsychologisch mit der kulturellen Bedeutung von Büchern: Diese waren einst nicht nur extrem teuer, sondern auch die exklusiven Träger des Wissens dieser Welt. Am Anfang war das Wort, und während langer Zeit gab es keinen anderen Worttresor als das Buch. Ihm musste man daher grösste Sorge tragen, sollte es mit der Welt irgendwie vorwärts gehen. Offenbar hat sich das alles auf meine Gene ausgewirkt, denn schon als Kind vermied ich es tunlichst, einem Buch ein Eselsohr zu verpassen. Ich weiss zwar bis heute nicht, was ein Falz mit den Ohren eines Esels zu tun hat, aber ich fand den Namen schon passend: Wer ein Buch schändet, ist ein Esel, dem die Ohren langgezogen gehören!

Walls Sherwood Forlee 160 Seiten CHF 18.90 Hoffmann und Campe

«Vergiss alles, was du über den Umgang mit Büchern gelernt hast» Doch dann kam ES. Dieses schwarze Büchlein, das aussieht wie ein Moleskine vom Warenposten. «Mach dieses Buch fertig», rief es mir vom Büchertisch im Kramhof entgegen. Untertitel: «Erschaffen ist Zerstören.» Ich wandte mich selbstverständlich angewidert von diesem «Werk» der US-amerikanischen Grafikerin Keri Smith ab. Während eines Aufenthalts in New York begegnete ich dem sinistren Buch allerdings wieder: «Wreck this journal», schrie es da. Ich fragte die Buchhändlerin, ob sich etwas derart Unanständiges in den stets korrekten USA überhaupt verkaufen liesse. Sie lächelte mich so charmant an, wie das Buchhändlerinnen in diesem Land zu tun pflegen: «Ja, grossartig!» Zurück in der Schweiz konnte ich mich

Das Telefon-Kritzel-Buch Andrew Pinder 168 Seiten CHF 18.90 Knesebeck

Kritzelblock für Pendler 80 Seiten CHF 9.90 Carlsen


Bücher über Männer dann nicht mehr zurückhalten: Ich erstand mir die sündige Publikation. Sie empfing mich auf Seite 4 mit einer Warnung: «Bei der Arbeit an diesem Buch machst du dich möglicherweise schmutzig.» Iiiek! Schnell umblättern – und lesen: «Vergiss alles, was du über den Umgang mit Büchern gelernt hast.» Man solle das Buch einfach irgendwo aufschlagen und die Anleitung befolgen, wurde einem da geraten.

Viva la Revolución! Nun, ich gebe es zu: Ich tat fortan alles, was dieses Buch von mir verlangte. Wirklich alles. Es begann mit «Bohre mit einem Bleistift Löcher in diese Seite» – das verlangte zwar viel Überwindung, doch das Gefühl, wenn der Stift durch das weiche Papier drang, erwies sich als erstaunlich angenehm. «Schütte, kleckere, tropfe, spucke, schmiere deinen Kaffee genau hier hin», hiess es andernorts. Wozu sollte ich so etwas tun? Ich tat’s, heimlich und etwas verschämt. Dann kamen die ganz harten Sachen. «Breche den Buchrücken», «Setze diese Seite in Brand», «Reisse diese Seite raus, stecke sie in deine Hosentasche, wasche sie mit, klebe sie wieder hier ein». Ich tat’s, ich tat’s, ich werde es tun. Denn nach der ersten Überwindung machte das alles plötzlich viel Spass. Auch das lässt sich laienpsychologisch deuten: Ein Blatt Papier verbrennen ist nicht lustig oder besonders spannend – aber eine Seite eines Buchs anzünden, das ist eine echte Revolution, ein Tabubruch, ein Befreiungsschlag! Ich fühlte mich wie Daniel Cohn-Bendit im Sommer 68. Was sonst gibt einem heute noch ein solches Gefühl, jetzt, wo jeder Banker ein Fussball-Fan und selbst manche Bundesrats-Gattin tätowiert ist? Wie jede Revolution hat sich übrigens auch jene von «Mach dieses Buch fertig» als Gesellschaftsereignis erwiesen. Das Internet ist voll von Blogs und Websites, auf denen meine Mitrevolutionäre ihre manchmal überraschend schön gestalteten, oft aber ganz einfach übel zugerichteten Bücher präsentieren (siehe zum Beispiel www.freeblog.in/WtJBlog/). Man ist wahrlich nicht allein, wenn man einem Buch Ungutes tut.

Das Malbuch für Paare Claire Faÿ 64 Seiten CHF 15.90 Blanvalet

Zumal es, wie immer bei Bestsellern, mittlerweile eine ganze Reihe ähnlicher Werke gibt. Sehr «schön» ist zum Beispiel auch «KeinBuch» von Sebastian Zembol, dem nach dem grossen Durchbruch – sprich der grossen Zerstörung – «KeinBuch2» folgte. Die beiden Bände schreien ebenfalls nach möglichst mieser Behandlung und eignen sich offenbar sogar für Golfspiele mit überreifen Tomaten (siehe www.keinewebsite. de).

«Ein Blatt Papier verbrennen ist nicht lustig oder besonders spannend – aber eine Seite eines Buchs anzünden, das

ist eine echte Revolution, ein

Tabubruch, ein Befreiungsschlag!» Sudeln ist nicht schön, aber irgendwie schon Seit ich «Mach dieses Buch fertig» regelmässig fertig mache, habe ich zwar noch immer nicht aufgehört, Bücher zu lieben und sie meistens so sorgfältig wie Wertpapiere zu behandeln – aber ich habe entdeckt, dass man mit ihnen noch ganz viel anderes tun kann, als zu ihnen lieb zu sein. Man kann sie zum Beispiel vollsudeln mit Notizen. «Walls» von Sherwood Forlee ist ein hübsches Fotobuch, das nichts als Mauern aus der ganzen Welt zeigt – und diese Mauern darf man jetzt vollkritzeln, als wäre man ein Graffiti-Strolch. Man kann zwar meistens nicht genau lesen, was man auf die bunten Seiten hingeschmiert hat, aber was ist schon eine saubere Notiz gegen das Gefühl, so richtig über die Stränge zu schlagen und ein wilder Kerl zu sein! Noch einfacher ist das Sudeln beim «Telefon-Kritzel-Buch» von Andrew Pinder. Vielleicht gehören Sie auch zu jener Sorte Mensch, die beim Telefonieren ständig Kunst produzieren muss; Konrad Lorenz hätte das wohl als Übersprungshandlung bezeichnet. Weil der ehemalige Archäologe Pinder offenbar viel Verständnis für dieses

Mein Buch für das Leben Yvonne Niewerth 240 Seiten CHF 26.90 Sanssouci

Fragebuch Mikael Krogerus und Roman Tschäppeler, 175 Seiten CHF 28.90 Kein & Aber

obskure Verhalten hat, bietet er das ideale Umfeld für Telefonkritzeleien: rund 200 halbfertige Vorlagen, die Lust machen, sie so schnell wie möglich zu ergänzen oder zu versauen. Der Kreativität werden hier nicht nur keine Grenzen gesetzt – ihr werden vielmehr ganze Stadtteile geöffnet. Gleiches gilt auch für die Serie der «Kritzelblöcke» (fürs Studium, fürs Büro, fürs den Ruhestand, für die Reise, für Pendler und so weiter) aus dem Carlsen-Verlag. Diese Bücher zerstört man zwar nicht, sie verlangen von Ihnen aber, dass Sie sich als Co-Autor schuldig machen: Verbinden Sie Punkte, malen Sie aus, was Ihnen passt, fassen Sie Ihre Wut über Kollegen, Chef und Chefin in derbste Zeichnungen!

Stilles Lesen war einmal – jetzt wird mitgearbeitet «Interaktivität» – sie ist im Internet-Zeitalter das Mass aller Dinge. Da kann es nicht erstaunen, dass sie jetzt auch allmählich den Buchmarkt erobert und wir in immer mehr Büchern aktiv mitarbeiten dürfen. In ihrem jüngsten Roman «Möchtegern» hat die Autorin Milena Moser einige Seiten weiss gelassen, damit die Lesenden ihre eigenen Reime auf die Geschichte niederschreiben können. Das ist zwar sehr nett von Frau Moser, überfordert aber vermutlich einige der heutigen Interaktiven – die sind es sich schliesslich vor allem gewohnt, einen Link oder ein paar Kästchen anzuklicken. Zu diesem Verhalten passen die Bücher der französischen Nachwuchs-Grafikerin Claire Faÿ hervorragend. Da wird man jederzeit angeleitet, was zu tun ist. «Das Malbuch für Paare» bietet einem die richtige Plattform, seinen Gefühlen mal richtig Luft zu machen: Die Ideen zum Ausmalen, Zeichnen, Ausschneiden, Zerknüllen und Zerreissen dienen dem Frustabbau oder können die Vermittlung von Liebesgefühlen erleichtern. Claire Faÿ bietet übrigens Hilfe zur Selbsthilfe in jeder Lebenslage: Von ihr stammen auch «Das Malbuch für alle, denen zum Aussteigen das Geld fehlt» (also für praktisch alle) und «Das Malbuch für alle, die sich im Büro langweilen» (dito). Es ist klar, dass sich diese Bände – wie alle

Tagebuch (rot): Wie war dein Tag? Doro Ottermann 208 Seiten CHF 17.90 Droemer Knaur

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Interaktive Bücher hier vorgestellten – auch hervorragend als Geschenk eignen.

«Die Fragen, die man beantworten darf/kann/soll, animieren zu derart persönlichen Stellungnahmen, dass man diesem Buch eigentlich ein dickes Vorhängeschloss wünschte.» Tagebuch für Schreibfaule «Mach dieses Buch fertig» oder «Das Malbuch für Paare» werden durch den individuellen Gebrauch erst richtig flott. Ähnliche Bücher erhalten durch die persönliche Nutzung sogar den Charakter regelrechter Visitenkarten. Das gilt zum Beispiel für «Mein Buch für das Leben» von Yvonne Niewerth. Laut Werbung handelt es sich hier um ein «Eintragebuch» – was es doch nicht alles gibt! Leserin und Leser werden aufgefordert, ihre Wünsche, Absichten und Meinungen festzuhalten. Die Fragen, die man beantworten darf/kann/soll, animieren zu derart persönlichen Stellungnahmen, dass man diesem Buch eigentlich ein dickes Vorhängeschloss wünschte. Das gilt auch für das schön gemachte «Fragebuch» von Mikael Krogerus und Roman Tschäppeler, das im Stile des legendären Fragebogens von Max Frisch die Lesenden zum Kern ihrer Gedanken führt. Doch was ist, wenn man gar nicht so viel nachdenken und arbeiten mag, aber denParks_books:Layout 1

03.08.2010

noch ein ganz persönliches Buch haben will? Dann gibt es zum Glück noch immer das «Tagebuch: Wie war dein Tag?» – eine Chronik für ganz Schnelle und Schreibfaule. Die Autorin Doro Ottermann hat ein Multiple-Choice-Verfahren entwickelt, mit dem man den Alltag in Sekundenschnelle erfassen kann. Aufklappen, ankreuzen, zuklappen, fertig. So schreibt man heute Tagebuch. Und wenn die Kreuzchen-Analyse Ihres Tags ergibt, dass es Ihnen eigentlich ganz dreckig geht, dann ist es vielleicht höchste Zeit für ein entspannendes kleines Buch-Massaker – und damit beginnt unsere Geschichte wieder von vorn.

17:09 Uhr

Ein Klassiker und sein Nachfolger für Kinder ml. Mitmachbücher treten heute in auffallend grosser Zahl auf – doch es gibt sie schon länger. Einer der Ahnherren des Genres dürfte der 1972 erschienene Band «Die Kronenklauer» der beiden Satiriker Friedrich Karl Waechter und Bernd Eilert sein. Die berühmten Vertreter der so genannten «Neuen Frankfurter Schule» laden Kinder mit ihrem übermütigen Buch in eine fröhlich-verkehrte Welt ein – und fordern die kleinen Lesenden zum Falzen, Raten, Reimen, Puzzlen, Malen oder Singen auf. Zudem dürfen die Buben und Mädchen «Die Kronenklauer» mit der Schere traktieren. In der Nachfolge zu diesem Klassiker steht das soeben erschienene «Kinder Künstler Mitmach Buch». Es ähnelt in der Machart sehr «Mach dieses Buch fertig», ist aber durch und durch Kindgerecht und besonders liebevoll. Die schönste Doppelseite: Links darf man «Kritzel krakeln», recht «Kraken kritzeln». Die Kronenklauer Friedrich Karl Waechter, Bernd Eilert 188 Seiten CHF 34.90 Diogenes Kinder Künstler Mitmach Buch Labor Ateliergemeinschaft Ca. 200 Seiten CHF 16.90 Beltz & Gelberg

Seite 1

»In unserer von billigen Selbstenthüllungen und Quacksalber-Ratgebern dominierten Welt ist dieses Buch das einzig Wahre!« will self, the times Tim Parks’ persönlichstes Buch: eine Krankheitsgeschichte mit »happy end«, klug und unglaublich unterhaltsam. Die meisten von uns werden irgendwann krank; aber nur wenige können darüber mit solch einer brillanten Intelligenz erzählen wie Tim Parks.

26 – books – September 2010

368 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag CHF 38,90; ISBN 978-3-88897-680-3

Mehr unter: www.tim-parks.com

verlag antje

kunstmann www.kunstmann.de


Buchtipps

Ehrenwort

Sechseläuten

Ingrid Noll

Michael Theurillat

Drei Generationen unter einem Dach: Da ist Ärger vorprogrammiert. Das merken auch Harald und Petra, als sie Haralds hochbetagten Vater Willy zur Pflege bei sich aufnehmen. Es soll ja nicht mehr lange mit ihm gehen, sagen die Ärzte. Doch Student Max schafft es, den Grossvater wieder aufzupäppeln und gleichzeitig das Leben der Eltern in den Grundfesten zu erschüttern. Während Harald und Petra überlegen, wie sie den Störenfried Willy möglichst elegant wieder loswerden, bandelt Max mit der Pflegerin Jenny an. Er weiss jedoch nicht, dass sie ein dunkles Geheimnis hat ... Eine bitterböse Kriminalkomödie, in der Ingrid Noll zeigt, dass es weder heile noch heilige Familien gibt.

Ein Mord am Zürcher Sechseläuten ruft Kommissar Eschenbach auf den Plan. Die Spur führt den Ermittler zum Weltfussballverband FIFA, wo die Ermordete im Sekretariat gearbeitet hat. Doch dort scheint sich niemand für den Fall zu interessieren. Leider schweigt auch der Junge, den man neben der Leiche fand. Als er endlich zu reden beginnt, werden die Rätsel nur noch grösser, denn er spricht die Sprache der Jenischen. Eschenbach muss sich plötzlich mit alten Akten der Pro Juventute befassen. Bald entdeckt er eine hoch geheime Liste, auf der Namen von Kindern verzeichnet sind – von jenischen Kindern, die bis 1972 aus ihren Familien «entfernt» worden waren ...

336 Seiten

326 Seiten

CHF 39.90

CHF 17.90

Diogenes

List

ISBN 978-3-257-06760-6

ISBN 978-3-548-60944-7

Die Perspektive des Gärtners Håkan Nesser

Entsetzen Karin Slaughter

Vor vierzehn Monaten verschwand die vierjährige Tochter von Erik und Winnie Steinbeck spurlos. Es gibt keinen Erpresserbrief, keine Hinweise auf den Täter. Um Abstand zu gewinnen, beschliessen die beiden, nach New York zu ziehen. Anfangs scheint dies die rettende Idee: Winnie beginnt wieder zu malen, Erik geht jeden Tag in die Bibliothek, um zu schreiben. Doch dann behauptet Winnie zu wissen, dass Tochter Sara noch lebt. Sie malt sogar ein Bild der Entführung – aber ohne das Gesicht des Entführers. Als Erik entdeckt, dass Winnie heimlich aus dem Haus geht, wenn er nicht da ist, wird ihm langsam klar, dass sie ihm nicht die ganze Wahrheit über sich und ihre Vergangenheit erzählt hat.

Als Abigail Campano nach Hause kommt, erwartet sie das nackte Grauen: Glasscherben auf dem Boden, ein blutiger Fussabdruck, ein Mann, der sich über den leblosen Körper ihrer Tochter beugt. Abigail stürzt sich auf den Unbekannten, ringt ihn nieder und erwürgt ihn in einem erbitterten Kampf auf Leben und Tod. Erst dann sieht sie, dass das tote Mädchen nicht ihre Tochter Emma ist, sondern deren beste Freundin Kayla. Sie wurde brutal erschlagen, ihr Körper ist mit Prellungen und Bisswunden übersät. Doch wo ist Emma? Special Agent Will Trent macht Abigail wenig Hoffnung, das Mädchen lebend wiederzufinden. Der zweite Fall für Will Trent, diesmal ermittelt er mit seiner neuen Partnerin Faith Mitchell.

320 Seiten

512 Seiten

CHF 34.90

CHF 34.90

btb

Blanvalet

ISBN 978-3-442-75173-0

ISBN 978-3-7645-0344-4

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Mein Buch

«Nicht schöngefärbt» Wir möchten von Orell-Füssli-Kundinnen und -Kunden wissen: Welches ist Ihr liebstes Buch? Heute antwortet Kathi Menziger aus Zürich. Sie ehrt heimisches Schaffen. Aufzeichnung: Susanne Loacker

Kathi Menziger ist diplomierte Architektin ETH und betreibt zusammen mit ihrem Mann ein eigenes Architekturbüro. Die 46-jährige Mutter zweier Buben wohnt am Stadtrand von Zürich und liest fast täglich – am liebsten am Abend vor dem Einschlafen oder im Sommer in der Badi. «Lesen ist für mich entspannend», sagt sie, «dabei muss es nicht immer hochstehende Literatur sein. Es gibt viele Bücher, die ich zur Unterhaltung lese und dann bald wieder vergesse – sie sind sozusagen nicht nachhaltig. Bei diesen Büchern ist mir die Geschichte wichtiger als die Sprache.» Es gibt aber auch viele Bücher, die Kathi Menziger mehrmals liest. «Bei Büchern, die ich mehr als einmal lese oder zumindest gern wieder einmal lesen würde, sind mir sowohl die Sprache als auch die Geschich-

te wichtig», sagt sie. Im Moment gehören Jane Austen, «Jim Knopf» – den sie auch ihren Buben vorgelesen hat – und «Wassermusik» von T.C. Boyle zu ihren Lieblingen. Auf die sprichwörtliche einsame Insel nähme sie aber drei andere Bücher mit: «Den ‚Brockhaus’, ‚Tristram Shandy‘ von Laurence Stern, weil dies der nächste Titel auf meiner Leseliste ist, und dann ‚Melnitz‘ von Charles Lewinksy.» Diesen letzten Titel würde die Architektin denn auch als ihr Lieblingsbuch bezeichnen. In diesem Roman erzählt der Zürcher Autor Charles Lewinsky die Geschichte der jüdischen Familie Meijer vor dem Hintergrund der geschichtlichen Ereignisse in der Schweiz zwischen 1871 und 1945. «Ich mag Bücher, die mehrere Generationen umspannen», erklärt Kathi Menziger. «Das Buch gefällt mir sprachlich, ausserdem spielt es in einer Gegend, die ich kenne: Als Kind war ich oft im Aargau in den Ferien.» Auch die Personen der Geschichte machen Kathi Menziger Eindruck, vor allem die Adoptivtocher Chanele Meijer: «Die Figuren sind spannend, nicht einfach schöngefärbt.»

Neben «Melnitz» hat Kathi Menziger bisher keine Bücher von Charles Lewinsky gelesen, obwohl ihr sein Stil sowohl inhaltlich als auch sprachlich sehr gefällt. Bücher kauft Kathi Menziger am liebsten im Geschäft. «Dort kann ich ein Buch in die Hand nehmen, darin blättern und lesen. Online bestelle ich auch, dann aber gezielt, zum Beispiel aufgrund einer Empfehlung von Freunden oder der Presse. Müsste ich mich für eine Variante entschieden, würde ich immer das Fachgeschäft bevorzugen.»

Melnitz Charles Lewinsky 772 Seiten CHF 19.90 dtv

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Saison

Aus dem Schatten des Wahnsinns

Argentinien feiert sein zweihundertjähriges Jubiläum – und ist diesjähriger Ehrengast an der Frankfurter Buchmesse. Aus diesem Anlass stellt «books» einige der vielen Neuerscheinungen aus dem Land der Gauchos vor. Text: Benjamin Gygax

Die Frankfurter Buchmesse hat eine Liste mit über 100 deutschsprachigen Neuerscheinungen aus Argentinien zusammengestellt. Sie zeugen vom regen literarischen Schaffen im südamerikanischen Land. Kaum ein Buch ist der Staatsgründung gewidmet, die sich 2010 jährt. Viel öfter beschäftigt die Autorinnen und Autoren des Landes dagegen die bleierne Zeit der Militärdiktatur. Sie begann 1976, als die Militärs mit einem Putsch die Macht im krisengeschüttelten Land übernahmen. Unter dem euphemistischen Titel «Prozess der Nationalen Reorganisation» errichtete die Militärjunta der «Monteneros» eine konservative Diktatur und tötete in ihrem «schmutzigen Krieg» gegen oppositionelle Guerilleros etwa 2300 Menschen, bis zu 30’000 weitere verschwanden für immer. 1983 brach die argentinische Militärdiktatur unter der Last einer Wirtschaftskrise und des verlorenen Falklandkriegs zusammen.

«Nationale Reorganisation» als kollektives Trauma Das Schicksal der «Desaparecidos», der vielen Verschwundenen, verfolgt Argentinien bis heute. Sinnlich und berührend umkreist

der kürzlich mit 76 Jahren verstorbene Altmeister Tomás Eloy Martínez das Thema in seinem letzten Werk «Purgatorio». Das Purgatorium oder Fegefeuer ist nach katholischem Glauben jener Ort, wo die Unreinen bis zur Aufnahme in den Himmel geläutert werden. Die Qual der Verstorbenen besteht darin, dass sie zwar die Gegenwart und Liebe Gottes spüren, sich dieser Liebe aber wegen ihrer Sünden nicht würdig fühlen. Martínez schildert eine irdische Form des Fegefeuers: Emilias Ehemann verschwindet kurz nach der Hochzeit in einem Polizeigefängnis. Zeugen berichten später von seinem Tod, doch Emilia wird ihr Leben lang auf der Suche nach ihrem Símon von Ort zu Ort getrieben. Nach Jahrzehnten glaubt sie, ihm in New Jersey wieder zu begegnen.

Verschwinden, um aufzufallen? Der vielschichtige Roman ist eine scharfe politische Abrechnung mit der argentinischen Diktatur und zugleich eine herzzerreissende Geschichte über eine Familie, über unerfüllte Liebe und übers Älterwerden. «Vielen Leuten ist jedes Mittel recht, um aufzufallen, und sie verschwinden einzig und allein, da-

mit man sie nicht vergisst», kommentiert der Aal – gemeint ist Militärdiktator Videla – Símons Verschwinden. Damit verdreht er das Schicksal der Desaparecidos grotesk – und spricht doch etwas Wahres aus. Emilia bleibt gefangen in der gemeinsamen Vergangenheit mit Símon, weil ihr die Wahrheit und ein Abschied verwehrt bleiben. Ähnliche Themen berührt auch «Die blinde Küste» von Carlos María Domínguez. In poetischer Sprache beschreibt er das Aufeinandertreffen des 50-jährigen Arturo Balz mit der jungen Tramperin Camboya. Sie tasten sich im Gespräch an eine Vergangenheit heran, die beide verbindet.

Schreiben im Exil und gegen das Vergessen Die argentinische Literatur versteht sich zwar als Teil des gemeinsamen mittel- und südamerikanischen kulturellen Erbes. Das Einwanderungsland hat aber traditionell eine enge Bindung zu Europa – vor allem zu Frankreich. Weil viele Autoren während der Diktatur im französischen Exil lebten, sind die Bezüge noch stärker geworden. Auch Laura Alcoba floh mit ihrer Mutter im Albooks – September 2010 – 29


Saison ter von zehn Jahren vor der Diktatur nach Paris. In ihrem kurzen biografischen Roman «Das Kaninchenhaus» schildert sie das Leben im Untergrund aus der Perspektive des Mädchens. Lange hatte Laura Alcoba die Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit gescheut und aufs Alter verschoben. Doch plötzlich hielt sie das Warten nicht mehr aus. «Ich werde von diesem argentinischen Wahnsinn schreiben und von den Menschen, die durch seine Gewalt zerstört worden sind», schreibt Alcoba. Sie schildert ihre Erinnerungen so lakonisch wie eindringlich: die Besuche bei ihrem Vater im Gefängnis, das konspirative Leben im Untergrund, das Ringen um einen normalen Kinderalltag, das tragische Ende ihrer Schicksalsgefährten. Die Erzählung des kleinen Mädchens zeigt drastisch, wie schnell Kinder sich an so unmenschliche Lebensbedingungen anpassen – und wie sehr sie gleichzeitig damit überfordert sind.

Generation ohne Eltern «76» nennt Félix Bruzzone seine zweite grössere Publikation nach dem viel beachteten Erstling «Los topos». Der karge Titel be-

zieht sich zugleich auf das Datum der Machtergreifung und das Geburtsjahr des Autors. Félix Bruzzone steht für eine Generation von jungen Argentiniern, die ohne Eltern aufgewachsen sind; auch die Eltern des Primarlehrers und Literaturwissenschaftlers sind «Verschwundene». In «76» verbindet Bruzzone acht Erzählungen. Präzis und eindrücklich, aber unprätentiös schildert er Kindheitserinnerungen, Anekdoten aus der Jugend und Alltagsszenen. Sie handeln von Kindern, ihren Grosseltern, von Jugendfreunden oder Lastwagenfahrern – und eines verbindet sie alle: Mütter und Väter fehlen. So spannt Félix Bruzzone unaufdringlich die tragische Vergangenheit als gemeinsamen Hintergrund für seine Geschichten auf.

Die Vergangenheit als Thriller Zur gleichen jungen Generation wie Alcoba und Bruzzone gehört auch Marcelo Figueras. Er nähert sich der Vergangenheit jedoch viel unbeschwerter an. Schon nach wenigen Seiten wird offensichtlich, dass der Verfasser von «Der Spion der Zeit» auch als Drehbuchautor arbeitet. Wenn sich in der fiktiven ehemaligen Militärdiktatur Trinidad ein

«Argentinische Literatur lässt sich nicht auf Vergangenheitsbewältigung reduzieren, doch die Vergangenheit durchzieht die meisten Veröffentlichungen.» Täter grausam an den fünf Generälen rächt, klingt diese Idee ein bisschen nach «Inglorious Basterds»; und das Vorgehen des Täters erinnert an den düsteren Thriller «Seven». Kommissar Van Upp, die Hauptfigur des Buchs, verbrachte die Zeit der Diktatur in einer psychiatrischen Klinik. Der scharfsinnige Shakespeare-Liebhaber wird jetzt zwar als Sonderling argwöhnisch beäugt, dafür hat ihm der Klinikaufenthalt das gefährliche Lavieren zwischen den Erwartungen der Machthaber und seinem Gewissen erspart. Als Van Upp zum Chefermittler im Mordfall

Soeben erschienen!

Unschuldig hinter Gittern NEU Weggesperrt — Warum Tausende in der Schweiz unschuldig hinter Gittern sassen 144 Seiten, 1. Auflage September 2010

Wer nicht «recht tat», wurde eingesperrt — ohne Gerichtsurteil. Das neue Beobachter-Werk folgt den Spuren der administrativ Versorgten. «Weggesperrt» schildert eindrücklich, warum unschuldige junge Menschen in der Schweiz wie Straftäter behandelt wurden. BeobachterRedaktor Dominique Strebel bringt Licht in ein dunkles Kapitel Schweizer Geschichte.

Beobachter-Buchverlag, Postfach, 8021, Zürich www.beobachter.ch/buchshop 30 – books – September 2010 Auch in Ihrer Buchhandlung erhältlich!

Wissen, was wichtig ist.


Saison

zweier Junta-Mitglieder gemacht wird, weiss niemand so richtig, ob man ihm wegen seiner sicheren Spürnase vertraut oder ob er schon mal als Sündenbock für erfolglose Ermittlungen in Position gebracht wird. Figueras verbindet seinen scharfen Blick auf die politische Geschichte Argentiniens mit packenden Charakterisierungen und unterhält auf kluge Weise.

Purgatorio Tomás Eloy Martínez 297 Seiten CHF 31.90 S. Fischer

bgy. Wer Argentinien nicht nur aus Büchern erfahren will, sondern eine Reise dorthin plant, dem sei die «Gebrauchsanweisung für Argen-

Die blinde Küste Carlos María Domínguez 137 Seiten CHF 25.90 Suhrkamp

Sich erinnern, um zu vergessen Argentinische Literatur lässt sich sicher nicht auf Vergangenheitsbewältigung reduzieren; und wer bei argentinischen Autorinnen und Autoren andere Themen als die Militärdiktatur sucht, wird sie finden. Doch die Vergangenheit durchzieht die meisten Veröffentlichungen der Literaturschaffenden aus dem lateinamerikanischen Land. Laura Alcoba bringt ihr persönliches Motiv dafür in der Einleitung zum «Kaninchenhaus» auf den Punkt: «Wenn ich jetzt mein Gedächtnis anstrenge, um vom Argentinien der Monteneros zu sprechen, von der Diktatur und dem Terror, und das alles aus der Sicht eines Kindes, dann geht es mir weniger darum, mich zu erinnern, als herauszufinden, ob ich danach anfangen kann zu vergessen.» Damit dürfte sie auch für viele andere sprechen.

Facetten von Argentinien

tinien» von Christian Thiele empfohlen. Wie alle Bücher aus dieser Reihe bietet auch jenes über Argentinien keine konkreten Reiseinformationen, sondern vielfältige Eindrücke: aus der Weite Patagoniens, aus der Pampa oder

Das Kaninchenhaus Laura Alcoba 118 Seiten CHF 25.90 Insel

der Metropole Buenos Aires, zum lateinamerikanischen Temperament und zu europäischen Einflüssen. Thiele berichtet über Maradona, über den Grabwächter von Evita Perón, einen Rinderauktionator und eine jener bekannten Mütter vom Plaza de Mayo, die unermüdlich

76 Felix Bruzzone 160 Seiten CHF 25.90 Berenberg

nach dem Verbleib ihrer verschwundenen Söhne fragen. Die Schilderungen sind so vielseitig und lebendig, dass sie bestens auf einen Besuch des Landes vorbereiten – und auch jene unterhalten, die jetzt nicht nach Argentinien reisen können.

Der Spion der Zeit Marcelo Figueras 281 Seiten CHF 29.90 Nagel & Kimche

Gebrauchsanweisung Argentinien Christian Thiele 224 Seiten CHF 24.90 Piper

Die Liste der 100 Neuerscheinungen aus Argentinien kann herunter geladen werden unter www.buchmesse.de/ehrengast.

books – September 2010 – 31


Orell Füssli

«Wir wollen die Kunden gezielter ansprechen» Die Orell Füssli Holding hat seit Mai dieses Jahres einen neuen CEO: Michel Kunz. Der 51-Jährige war zuvor Konzernleiter der Post. Im Gespräch mit books verrät er, was die Kundinnen und Kunden der Orell-Füssli-Buchhandlungen von ihm erwarten dürfen. Interview: Marius Leutenegger und Benjamin Gygax

books: Michel Kunz, in wenigen Wort: Wer sind Sie? Michel Kunz: Nun, ich bin ein sehr aktiver Mensch. Meist habe ich zu wenig Zeit für meine Interessen und muss deshalb Prioritäten setzen; dann bin ich vor allem in der Natur, als Ausgleich zu meiner Bürotätigkeit. Sie waren Chef der Post, eines Unternehmens mit 58‘000 Mitarbeitenden. Jetzt sind Sie Chef der Orell Füssli Holding mit rund 1100 Mitarbeitenden. Was hat Sie an der neuen Aufgabe gereizt? Die Grösse eines Unternehmens ist natürlich nicht das einzige Kriterium, wie spannend eine Arbeit ist. Meine unternehmerische Verantwortung bei Orell Füssli ergibt einen grösseren Handlungsspielraum, als dies bei der Post der Fall war. Spielt es für einen Manager überhaupt eine Rolle, in welcher Branche er tätig ist? Ich bin überzeugt: Man muss an der Branche, in der man arbeitet, Freude haben. Es braucht eine gewisse Affinität. Bei mir ist sie hinsichtlich Buchhandel auf jeden Fall gegeben: Ich lese viel und gehe gern und oft in Buchhandlungen, um ein wenig zu stöbern. Weiss ich hingegen genau, was ich will, bestelle ich den Titel häufig im Internet. Was lesen Sie am liebsten? Bücher müssen mir einen Mehrwert bringen. Bei Sachbüchern besteht er in Wissen, bei Romanen in der Unterhaltung. Seit ich bei Orell Füssli arbeite, lese ich vor allem Bücher, die wir selbst verlegen. Jetzt habe ich gerade mit «Eudora» von Urs Jäggi be32 – books – September 2010

gonnen, das mir gut gefällt. Ausserdem interessieren mich Sachbücher, im Moment vor allem solche über die Entstehung der Erde und den Klimawandel. Werden Sie als CEO auch Einfluss nehmen auf das Programm des Orell-Füssli-Verlags – und Bücher zu Ihren Lieblingsthemen vorschlagen? Ich gehe davon aus, dass mir eine gewisse Einflussnahme zugestanden wird. Als CEO erhalte ich ja auch viele Anfragen von Autoren. Die Titel müssten natürlich ins Programm passen.

«Bücher werden auch künftig primär in gedruckter Form verlangt werden – aber wir werden sie in zunehmendem Mass auch digital anbieten.» Wofür steht Orell Füssli? Ich habe mich umgehört: Die Marke Orell Füssli ist sehr positiv besetzt. Es gibt aber grosse regionale Unterschiede. In Bern wird Orell Füssli vor allem als Druckerei des Schweizer Geldes wahrgenommen, in Zürich bringt man das Unternehmen vorwiegend mit dem Buchhandel und dem Verlag in Verbindung. Gewisse Aktivitäten

von uns sind in der Schweiz kaum bekannt – etwa unsere Division Atlantic Zeiser, die weltweit industrielle Anlagen und Technologien zur digitalen Kodierung und Beschriftung liefert. Ist die starke Diversifizierung der OrellFüssli-Gruppe – vom Buchverlag über den Buchhandel und den Sicherheitsdruck bis zu den Industrietätigkeiten mit Atlantic Zeiser – eigentlich ein Vor- oder ein Nachteil? Analysten schätzen dieses Modell nicht sehr, weil es die Bewertung der Zukunftsaussichten unseres Unternehmens erschwert. Ich finde unsere Diversifizierung aber gut, wir sind damit breit abgestützt und verteilen die Risiken. In der aktuellen Wirtschaftsflaute ist es dem Buchhandel zum Beispiel immer noch recht gut gegangen. Was ist von Ihnen als CEO der Orell Füssli Holding zu erwarten? Ich bin wohl Ingenieur, handle aber als Unternehmer, der alle wesentlichen Geschäftstätigkeiten weiterentwickeln wird. Der Buchhandel hat für Orell Füssli auch in Zukunft eine sehr grosse Bedeutung. Der Buchhandel steht allerdings vor gewaltigen Umwälzungen: Die digitale Revolution verändert das Verhalten der Kundinnen und Kunden, es gibt klare Konzentrationstendenzen. Auf die Fragen, die diese Umwälzungen aufwerfen, müssen wir natürlich passende Antworten finden. Dank meinen früheren Tätigkeiten bei der Post habe ich viel Erfahrung mit der Logistik – mit Einkauf und Warenflüssen. Ich denke, in diesen Bereichen gibt es bei uns ein gewisses Optimierungspotenzial, das uns auch im Preiswettbewerb nützt. Ein sehr wichtiges Thema ist der Zugewinn des Internets als Verkaufskanal auf Kosten des Flächenbuchhandels; damit beschäftige ich mich intensiv. Welche Zukunft erwarten Sie? Bei der Post hörten wir schon vor zehn Jahren, die Zeit des Briefs sei vorbei, die elektronische Post werde unsere Dienstleistungen obsolet machen. Tatsächlich hat sich viel verändert – aber nicht in dem Ausmass, das man erwartete. Auch bei den Zeitungen spricht man schon lange davon, sie würden verschwinden, doch sie existie-


Orell Füssli Der neue CEO von Orell Füssli Michel Kunz studierte an der ETH Zürich Elektrotechnik und besitzt den Master in Business Administration. Er arbeitete bei der damaligen BBC, bei Schweizer Electronics und bei Ascom. National bekannt machte ihn seine Tätigkeit bei der Post: Er war Leiter Systementwicklung bei PostFinance, Leiter der Informatik der Post, Leiter der PaketPost, Leiter Post­Logistics und PostMail. 2009 war er als Nachfolger von Ulrich Gygi acht Monate lang Konzernleiter der Post; ein Zerwürfnis mit dem (inzwischen ausgewechselten) VR-Präsidenten führte zu seiner Absetzung. Michel Kunz lebt in der Nähe von Bern, ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Töchter. Als seine Hobbys bezeichnet er Wandern, Fitness und die Natur.

ren noch immer. Diese beiden Fälle zeigen mir, dass es kein «Entweder-oder» gibt, sondern ein «Sowohl-als-auch». Bücher werden auch künftig in gedruckter Form verlangt werden – aber wir werden sie in zunehmendem Mass auch digital anbieten. In fünf bis zehn Jahren werden Autorinnen und Autoren wohl auch multimediale Bücher verfassen, Lesetexte zum Beispiel mit Videos anreichen und so weiter. Ich denke, der neue iPad wird die Welt der eReader nicht nur auf den Kopf stellen, sondern auch massgeblich erweitern. Zu welchen Strategien führt diese Entwicklung bei Orell Füssli? Wir bauen unser digitales Angebot aus. Gemeinsam mit den grossen Medienhäusern der Schweiz und mit der Swisscom sind wir dabei, einen digitalen Kiosk zu entwickeln; der Internetauftritt der Orell-Füssli-Buchhandlungen wird stark weiterentwickelt, damit die Kundinnen und Kunden mehr Nutzen davon haben. Was bedeutet die Entwicklung fürs Filialnetz? Die Statistik zeigt: Wer eine Buchhandlung betritt, gibt im Laden etwa gleich viel Geld aus wie früher. Das Problem ist also die Besucherfrequenz: Wie bringen wir genügend Kundinnen und Kunden in den Laden? Rentabel betreiben kann man eine Buchhandlung eigentlich nur an einer Fre-

quenzlage. Doch gute Lagen werden immer teurer, die Mieten sind in den letzten Jahren exponentiell gestiegen. Daher sind wir stärker als früher zu Reaktionen gezwungen, wenn es irgendwo nicht so gut läuft.

«In Luzern würden wir gern einen guten Standort finden.»

gang 1519. Was bedeutet es, einem so alten Unternehmen vorzustehen? Ein Manager hat immer nur eine Verantwortung auf Zeit. Es wäre daher völlig falsch, etwas zu zerschlagen, was seit Jahren aufgebaut wurde, nur weil man sich profilieren will. Ich plane keine Abenteuer, jeder Schritt muss wohlüberlegt erfolgen.

Gibt es umgekehrt Pläne, das Filialnetz zu erweitern? In Luzern würden wir gern einen guten Standort finden. Und selbstverständlich prüfen wir Möglichkeiten, bestehende Anbieter an guten Lagen zu übernehmen – denn mit solchen Übernahmen haben wir eigentlich nie negative Überraschungen erlebt. Werden die Kundinnen und Kunden der Orell-Füssli-Filialen überhaupt spüren, dass die Holding einen neuen CEO hat? Was ich auf jeden Fall fördern werde, ist die individuelle Kundenansprache mit Marketingmassnahmen. Wir wollen unsere Kunden gezielt auf neue Angebote aufmerksam machen, die ihren Interessen entsprechen. Die Holding, die Sie jetzt leiten, geht zurück auf eine Zürcher Druckerei mit Jahrbooks – September 2010 – 33


Fantastisch!

Ein junge Orell-Füssli-Mitarbeiterin präsentiert Neuerscheinungen und Geheimtipps aus dem Fantasy-Genre: Bücher für alle, die sich gern in fremde Welten entführen lassen. Aufzeichnung: Marius Leutenegger

«Noch ist die Vampir-Welle in der FantasyWelt nicht abgeflaut – und bereits kündigt sich die nächste Welle an: Sie beschert uns Engel als Hauptfiguren. Ein eindrücklicher Vertreter des neuen Trends ist ‚Engelsnacht‘ von Lauren Kate. Der Roman handelt von der 17-jährigen Luce, die in eine Erziehungsanstalt eingewiesen wird. Sie ist eigentlich ein braves Mädchen, aber sie wurde für einen Brand an ihrer früheren Schule verantwortlich gemacht. Als sie in die Erziehungsanstalt kommt, ist Luce sehr verunsichert – kein Wunder, viele der Kinder und Jugendlichen werden von den Lehrern regelrecht gequält. Allmählich lernt sie aber neue Freundinnen kennen. Und schliesslich begegnet sie Daniel, einem umwerfenden, geheimnisvollen 34 – books – September 2010

Jungen. Er hält sich allerdings auf auffällige Weise von ihr fern. Im Laufe der Geschichte gerät Luce immer wieder in gefährliche Situationen, in denen ihr Daniel aus der Patsche hilft. Schliesslich beginnt Luce nachzuforschen, was mit Daniel nicht stimmt; bei der letzten Rettung hatte sie nämlich das Gefühl, er flöge mit ihr durch die Luft. Schliesslich kommt es zum grossen, actiongeladenen Finale – und zu einer mehr als überraschenden Auflösung.

sind. Während die Vampire aber durch gute Seiten überraschen, zeigen die Engel jetzt einige schwierige Charakterzüge. Die Fantasy-Engel sind übrigens gleich wie die biblischen Engel. ‚Engelsnacht’ ist dennoch kein religiöses Buch, auch wenn sich die Autorin gelegentlich auf biblische Engelsgeschichten bezieht. Ich bin überzeugt, dass dieses Erstlingswerk der New Yorkerin Lauren Kate ein grosser Erfolg wird – und dass die Fortsetzung nicht lange auf sich warten lässt.

Ich habe in letzter Zeit viele Bücher über Engel gelesen, die meisten davon fand ich seicht und nichtssagend. ‚Engelsnacht‘ gefiel mir hingegen sehr: Das Buch ist spannend geschrieben, man kann die Handlung nicht ständig erahnen, die Personenbeschreibungen finde ich sehr einfühlsam. Die Atmosphäre ist allerdings recht düster und zuweilen hoffnungslos, das muss man natürlich mögen, damit einem das Buch gefällt. Interessant finde ich, dass Engel in vielen FantasyBüchern ähnlich dargestellt werden wie Vampire: als Wesen, die eben auch nur Menschen

Keinen zweiten Band wird es vom nächsten Buch geben, das ich Ihnen ans Herz lege: ‚Urbat – Die dunkle Gabe’ von Bree Despain ist eine abgeschlossene Geschichte. Die 16-jährige Grace Divine, Tochter eines Dorfpastors, führt ein ganz normales Leben in einer typischen US-amerikanischen Vorstadt. Eines Tages kommt sie in die Schule – und begegnet Daniel. Ja, die beiden männlichen Hauptfiguren meiner Empfehlungen heissen genau gleich. Dieser Daniel hier war die erste grosse Liebe von Grace. Rückblende: Man erfährt, dass Daniel einst der Nachbarsjunge


Fantastisch!

Katharina Iten Katharina Iten, 23, arbeitet am Kundendienst bei Orell Füssli Kramhof an der Zürcher Bahnhofstrasse. Sie lebt in Dübendorf. FantasyBücher liebt sie, weil «die Geschichten in einer anderen Welt spielen, aber meistens sehr realistisch klingen – und weil sie fast immer ein Happyend haben». Darüber hinaus ist sie süchtig nach Filmen und TV-Serien. «Als ich die letzte Staffel von ‚Veronica Mars’ in die Hände bekam, hatte ich nachher viereckige

Mehr möchte ich nicht verraten. Nur so viel: Es geht um eine grosse Liebe, um einen bösen Fluch, um Erlösung – und, Sie haben es vielleicht gemerkt, um Werwölfe. Als Leserin oder Leser erkennt man den Dreh der Geschichte lange nicht, man wird regelrecht auf die Folter gespannt. Mit hat der Gegensatz zwischen der unschuldigen und naiven Grace und dem verzweifelten Daniel gut gefallen. Überhaupt sind die Beziehungen zwischen den Figuren interessant: Da gibt es eine neurotische Mutter, einen sehr verschlossenen Bruder und einen immer nur positiven und sehr religiösen Vater. Die Geschichte wird flüssig erzählt; viele Fantasy-Romane weisen ja gewisse Durststrecken auf, bei denen man etwas durchhalten muss, aber ‚Urbat’ ist von vorn bis hinten spannend. Ich denke allerdings, dass sich dieses Buch eher für ein weibliches Publikum eignet, denn im Zentrum steht die scheinbar unerreichbare und auf jeden Fall gefährliche Liebe zwischen Grace und Daniel. Das Buch wird gleichzeitig in 13 Ländern veröffentlicht und stark beworben – man kann davon ausgehen, dass es den Erfolg erzielt, den es auch verdient.

auf den Markt, die erste grosse Vampirserie. Der erste Band heisst ‚Bittersüsse Tode’. Erstmals begegnen wir der Hauptfigur Anita Blake. Die junge, gutaussehende und knallharte Frau ist eine so genannte Animatorin – sie erweckt Tote vorübergehend, damit die Verstorbenen zum Beispiel noch einmal sagen können, wie man ihr Testament interpretieren soll. Im Nebenjob ist Anita Blake Vampirhenkerin und hilft der Polizei, übernatürliche Verbrechen aufzudecken. Im ersten Band wird sie vom Obervampir von St. Louis engagiert, eine Reihe von mysteriösen Mordfällen an Vampiren aufzuklären. Natürlich löst Anita Blake den Fall – mit spitzer Zunge und vielen guten Sprüchen. Das Buch ist sehr rasant und witzig geschrieben. In den USA hat Laurell K. Hamilton damit einen riesigen Erfolg erzielt – inzwischen liegen bereits acht Anita-Blake-Romane vor. Sie alle bieten beste Unterhaltung!»

Augen», erinnert sich die ehemalige Eiskunstläuferin.

von Graces Familie war und von seinem Vater ständig misshandelt wurde. Er verbrachte viel Zeit mit Graces Familie und freundete sich mit ihrem Bruder Jude an. Als Daniel schliesslich bei Graces Familie einzog, veränderte sich sein Charakter, er verlor immer häufiger die Kontrolle über sich selbst. Eines Nachts lag dann Jude blutüberströmt auf der Veranda – und Daniel war verschwunden. Jude erfährt, dass Daniel wieder aufgetaucht ist. Er nimmt seiner Schwester das Versprechen ab, dass sie sich nicht mit Daniel trifft. Sie verspricht es, spürt aber, dass sie noch immer in Daniel verliebt ist und dass sie ihr Versprechen nicht wird halten können. Dann geschehen seltsame Dinge. Eine alte Dame wird tot auf der Veranda aufgefunden; sie weist Bissspuren auf, als wäre sie von einem wilden Tier angeknabbert worden. Und dann wird auch noch der kleinere Bruder von Grace aus seinem Kinderzimmer entführt. Grace wendet sich an Daniel und geht mit ihm in den nächtlichen Wald, um den kleinen Bruder zu suchen. Dort merkt sie, dass Daniel die Witterung des Buben aufnimmt ...

Kommen wir noch zu zwei nicht ganz neuen Empfehlungen. ‚Silberlicht’ von Laura Withcomb lässt sich nicht so leicht zusammenfassen. Die Hauptfigur Helen ist seit 130 Jahren tot; bei ihrem Tod war sie um die 20 Jahre alt. Jetzt schwebt sie als Lichtgestalt durch die Welt und fungiert als Muse; momentan hat sie sich an einen Lehrer gehängt. In dessen Schule lernt sie den Schüler James kennen, der sie zu sehen scheint. Es stellt sich heraus, dass auch er eine Lichtgestalt ist. Ihm ist es gelungen, den Körper eines Jungen zu nutzen, dessen Seele sich verabschiedet hat. Auch Helen findet einen Körper, in dem sie wieder richtig leben und lieben kann. Doch dann erkennen die beiden Lichtgestalten, dass sie die ursprünglichen Besitzer ihrer Körper retten müssen. Das alles klingt jetzt vielleicht alles ein wenig verwirrend, das Buch ist aber wunderschön geschrieben, fein und gemächlich wie ein guter Traum. Es gibt kaum Action, aber sehr viele Stellen, an denen ich gedacht habe: Ja, genau so ist es, genau so fühlt es sich an! Die ‚Biss’-Romane von Stephenie Meyer haben unzählige Nachahmer gefunden. Wussten Sie aber, dass die Serie auch so etwas wie einen Vorgänger hat? Laurell K. Hamilton brachte noch vor ‚Biss’ die Anita-Blake-Serie

Engelsnacht Lauren Kate 446 Seiten CHF 31.90 Bertelsmann

Urbat – Die dunkle Gabe Bree Despain Bree Despain 431 Seiten CHF 26.90 Aufbau

Silberlicht Laura Withcomb 310 Seiten CHF 24.90 Droemer Knaur

Bittersüsse Tode Laurell K. Hamilton 397 Seiten CHF 13.90 Lübbe

books – September 2010 – 35


Fantastisch! Junge Mitarbeitende von Orell Füssli geben weitere Tipps:

Janine Dübendorfer, 17, arbeitet im ersten Lehrjahr in der Filiale Zürich-Bellevue. Sie lebt in Zürich und liest regelmässig FantasyBücher, weil «mir erfundene Welten und Geschöpfe Abwechslung zum Alltag bieten». Ihr Tipp: «Gegen das Sommerlicht» von Melissa Marr. «Seit ihrer Geburt besitzt Ashlyn die Gabe, Elfen zu sehen, die sich frei unter den Menschen bewegen. Als sich ein Elf plötzlich für sie zu interessieren scheint, kriegt sie es mit der Angst zu tun – zumal es sich bei ihm erst noch um den Sommerkönig handelt. Er umwirbt sie mit allen Mitteln und verspricht ihr ein Leben als Königin. Nur sie allein könne die Welt vor der eisigen Wut der Winterkönigin retten. Ashlyn spürt die drohende Gefahr, doch es ist schon zu spät, um sich noch aus der Affäre ziehen zu können ... Die Autorin Melissa Marr versteht es, die Realität mit der Fantasie zu vermischen – am Ende glaubt man selbst, von unsichtbaren Elfen umgeben zu sein!»

Fernando Obieta, 20, hat gerade seine Buchhändler-Lehre abgeschlossen. Als Kind bekam er von seinem Vater die Science-fictionRomane von Isaac Asimov vorgesetzt. Er empfiehlt daher für einmal einen Sciencefiction-Titel: «Das Orakel vom Berge» von Philip K. Dick. «Der Autor ist eine sehr interessante Figur: Er schrieb fast nur für die Schublade und wurde erst nach seinem Tod 1982 zu einem der wichtigsten Science-fictionSchriftsteller; auf seinen Büchern basieren zum Beispiel die Filme ‚Blade Runner’, ‚Total Recall’ und ‚Minority Report’. ‚Das Orakel vom Berge’ ist ein Was-wäre-wenn-Roman: Die Deutschen und die Japaner haben den Zweiten Weltkrieg gewonnen und die USA unter sich aufgeteilt. Die vier Hauptfiguren versuchen nun, den Dritten Weltkrieg zu verhindern. Das alles ist sehr düster – und sehr faszinierend. Die Lesenden werden dazu animiert, über ihre eigenes Verständnis von richtig oder falsch nachzudenken.»

Gegen das Sommerlicht Melissa Marr

Das Orakel vom Berge Philip K. Dick

346 Seiten CHF 17.90 Carlsen

348 Seiten CHF 18.90 Heyne

Amos König, 18, arbeitet im zweiten Lehrjahr in der Filiale Kramhof Zürich. Er ist ein enthusiastischer Leser fantastischer Geschichten. Sein aktueller Tipp: «Der Elbenschlächter» von Jens Schumacher und Jens Lossau. «Mord im Fantasyland! Wenn die Stadtwache in Nophelet nicht mehr weiter weiss, dann kommen die Ermittler des IAIT – des Instituts für angewandte investigative Thaumaturgie. Sie sind sozusagen die CSI der viktorianisch-fantastisch anmutenden Stadt. Im Fokus des Buchs steht das Ermittlerduo Hippolit und Jorge. Die beiden könnten ungleicher nicht sein. Hippolit ist ein altehrwürdiger Meister der Magie, der schon arkane Verbrechen löste, als Jorge noch in den Windeln steckte. Die fehlende Erfahrung in der hohen Kunst der Thaumaturgie macht Jorge aber durch sein ‚Feingefühl’ vor Ort wett; er ist sozusagen der ‚Hutch’ des Duos und provoziert aus investigativen Gründen auch mal eine Kneipenschlägerei. Wer etwas Neues ausprobieren möchte und sich von einer fantastischen Multikulti-Metropole samt Vampyrghettos, Elbenstrichern und sozialen Unruhen in den Zwergenminen nicht abschrecken lässt, bekommt mit dem ‚Elbenschlächter’ eine erfrischend dreckige, doch humorvolle Alternative.»

Der Elbenschlächter Jens Schumacher, Jens Lossau 315 Seiten CHF 19.90 Egmont

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Buchtipps

Sax Adolf Muschg

Das Haus zur besonderen Verwendung John Boyne

Die drei jungen Rechtsanwälte, die in die Dachwohnung im Haus «zum eisernen Zeit» in Münsterburg einziehen, scheinen regelrechte Magneten für Wiedergänger zu sein. Das beginnt mit dem Freiherrn von Sax und seiner tödlichen Schädelwunde und endet mit ... ja, noch nicht einmal mit dem Gespenst des Kommunismus und den bösen Geistern des 19. und 20. Jahrhunderts. Und dann ist da auch noch die berühmteste Minnehandschrift des Mittelalters, die der Freiherr einst als Kriegsbeute mitgehen liess. Die Handschrift lebt: Wer sie öffnet, wird mit Haut und Haar hineingezogen. Spannend, hoch erotisch und visionär: das Leseabenteuer einer Geisterbeschwörung à la Adolf Muschg.

Russland 1915: Der Bauernjunge Georgi verhindert in einem Dorf ein Attentat auf ein Mitglied der Zarenfamilie. Als Dank beruft ihn Zar Nikolaus II. nach Sankt Petersburg und macht ihn zum Leibwächter seines Sohnes. Schutzperson und Leibwächter werden schon bald Freunde. Die Zarentochter Anastasia hingegen wird mehr als nur ein Freund: Georgi verliebt sich in sie, wohl wissend, dass diese Liebe verboten ist. Doch dann erhebt sich das Volk, und Russland gerät in den Sog der Revolution. Anastasia und die Zarenfamilie werden an einen geheimen Ort verschleppt – ins «Haus zur besonderen Verwendung». Der Nachfolgeroman zum Bestseller «Der Junge im gestreiften Pyjama».

459 Seiten

560 Seiten

CHF 35.90

CHF 42.90

C.H. Beck

Arche Literatur Verlag

ISBN 978-3-406-60517-8

ISBN 978-3-7160-2642-7

Fillory – Die Zauberer

Schuld

Lev Grossman

Ferdinand von Schirach

Quentin Coldwater steht kurz vor dem Abschluss der Highschool. Er ist hochintelligent, aber vom Alltag gelangweilt. Deshalb flüchtet er sich am liebsten in die fantastischen Romane rund um das magische Land Fillory. Und plötzlich findet er sich in einem geheimen College ausserhalb von New York wieder; sein Verständnis von Realität und Fantasie wird auf den Kopf gestellt. Er beginnt, moderne Zauberei zu studieren, schliesst Freundschaften – und findet heraus, dass es Fillory tatsächlich gibt. Allerdings ist das magische Land düsterer, als er es sich vorstellte. Und die Reise dorthin, die Quentin und seine neuen Freunde machen, gerät zu einem gefährlichen Abenteuer.

Neue Fälle aus der Praxis des Strafverteidigers von Schirach: Ein Mann bekommt zu Weihnachten neue Zähne statt Gefängnis; ein Junge wird im Namen der Illuminaten fast zu Tode gefoltert; die neun Biedermänner einer Blaskapelle zerstören das Leben eines Mädchens, und keiner von ihnen muss dafür büssen. Mit bohrender Intensität und seiner unvergleichlichen knappen Sprache stellt der Autor Ferdinand von Schirach die ewige Frage nach Gut und Böse, Schuld und Unschuld. Niemals aufdringlich, aber sehr bestimmt beschäftigt sich von Schirach mit der moralischen Verantwortung von uns allen. Das Nachfolgewerk von «Verbrechen», gespickt mit schier unglaublichen Geschichten.

624 Seiten

208 Seiten

CHF 31.90

CHF 28.90

Fischer FJB

Piper

ISBN 978-3-8414-2100-5

ISBN 978-3-492-05422-5

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Kaffeepause

2 Frauen und

3 Bücher Was machen zwei Buchhändlerinnen in der Kaffee­pause? Sie trinken Kaffee – und plaudern über Bücher. books hat sich im «Starbucks» der Filiale Bellevue zu den Orell-Füssli-Mitarbeiterinnen Patrizia Melaugh und Barbara Imboden gesetzt. Aufzeichnung: Marius Leutenegger

books: Barbara, du wolltest heute über «Ruhestörung» des US-Amerikaners Richard Yates reden. Worum geht’s? Barbara Imboden (B.I.): Das Buch spielt in den 1960er-Jahren und erzählt vom erfolgreichen Geschäftsmann John Wilder, der einen Zusammenbruch erleidet: Er kehrt zurück von einer Geschäftsreise, ruft aus einer Bar seine Frau an und teilt ihr mit, er könne nicht nach Hause kommen. Wilder ist sturzbetrunken und fürchtet, er werde seine Frau umbringen. Sein bester Freund spürt ihn auf und bringt ihn in eine psychiatrische Klinik. Wilder wird in die schlimmste geschlossene Abteilung gesteckt und kommt erst nach fünf Tagen wieder raus. Die Ärzte raten ihm, den Alkoholkonsum zu drosseln, doch Wilder 38 – books – September 2010

säuft weiter. Er tut so, als träfe er sich mit den Anonymen Alkoholikern, stattdessen geht er in die Bar oder zu seiner Geliebten. Diese Geliebte verfällt dann auf die Idee, einen Film über Wilders Tage in der Psychiatrie zu drehen. Eine Studentengruppe nimmt sich dieses Projekts an, aber die Sache kommt nie richtig in die Gänge. Am Ende zerbricht Wilder am Alkoholkonsum und wird wieder psychotisch. Patrizia Melaugh (P.M.): Das ist eine furchtbare Geschichte! Sie beschreibt den Abstieg eines Alkoholikers und zeigt auf, wie er sein Leben zerstört. B.I.: Das ist typisch Yates. P.M: Der Autor, der 1982 starb, wird heute ja richtig hochgejubelt. Seine Bücher erscheinen nach und nach auch auf Deutsch. Ich habe noch nichts anderes von ihm gelesen, aber ich hoffe, dass die anderen Bücher etwas weniger deprimierend sind. B.I.: Die anderen Romane sind fast noch schlimmer. Man hat bei Yates immer das Gefühl, das Leben der Figuren komme jetzt wieder ins Gleichgewicht – doch dann wird alles nur noch grässlicher. P.M: Eines hat mich irritiert: Yates beschreibt zwar genau, was geschieht, aber seine Hauptfigur macht sich überhaupt kei-

ne Gedanken zu den Vorgängen. Nie fragt sich Wilder zum Beispiel, was aus seiner Frau wird, die er verlassen hat. B.I.: Das interessiert ihn halt nicht. Er hat zu jung und ohne grosse Gefühle geheiratet und sich immer mehr genervt über sie. Mir als Leserin ging sie mit der Zeit mit ihrem Kontrollbedürfnis auch ziemlich auf die Nerven. P.M: Aber mich hätte es interessiert, was aus ihr wird! Ich erfahre nichts über das Innenleben der Figur, das ganze Buch ist in einem derart nüchternen Ton geschrieben. books: Barbara, du hast dieses Buch für das heutige Treffen ausgesucht. Patrizia scheint davon nicht so angetan. Was hat dir denn gefallen an «Ruhestörung»? B.I.: Yates ist mein Lieblingsautor. Sprachlich gehört er zu den ganz Grossen. Ich habe die Bücher satt, in denen es immer um das Innenleben der Figuren geht. Yates kümmert sich nicht darum, er erzählt einfach eine Geschichte – und seine Stärke ist eben, dass er nur durch reines Erzählen das Innenleben übermitteln kann. Das ist genau das, was mich an ihm fasziniert: Ohne viele Worte kann er aufzeigen, wie sich diese Menschen fühlen. P.M: Ich mag es auch, wenn in einem Buch nicht zu viel geredet wird, wenn man allein durch die Handlung erkennt, was in den Personen vorgeht. Doch hier habe ich die Erzählweise flach gefunden, die Dinge erklären sich nicht von selbst. Mir hat eine Ebene gefehlt. B.I.: Bei Yates steht sehr viel zwischen den Zeilen. Ich kenne keinen Autor, der das Abgründige so gut erfasst wie er. Faszinierend finde ich, was zurück bleibt, wenn man Yates gelesen hat: Es beschäftigt einen wirklich. Und das geht ja nicht nur mir so. Ich habe dieses Buch schon fünf Kundinnen und Kunden empfohlen, die Yates zuvor nicht kannten – und sie alle waren begeistert. books: Warum ist das Buch eigentlich erst jetzt auf Deutsch erhältlich? Geschrieben wurde es ja bereits 1975 ... B.I.: Es spielt in den 1960er-Jahren, und das interessierte die Menschen damals wohl nicht besonders – daher war das Buch auch nicht erfolgreich. Spätestens seit der Verfilmung seines Romans «Zeiten des Aufruhrs» ist das Interesse an Richard Yates aber riesig.


Kaffeepause Ruhestörung Richard Yates 315 Seiten CHF 34.90 Dva

Brooklyn Colm Tóibín 304 Seiten CHF 33.90 Hanser

Sommerlügen Bernhard Schlink 288 Seiten CHF 32.90 Diogenes

Patrizia Melaugh (rechts), 58, lebt in Schaffhausen und arbeitet in der Abteilung Belletristik der Filiale Kramhof. Sie mag vor allem Bücher aus dem englischen Sprachraum. Ihre zwei Kinder sind bereits erwachsen.

books: Für wen eignet sich «Ruhestörung»? B.I.: Für alle literarisch Interessierten. Ich empfehle Yates, wenn jemand ein Buch mit guter Sprache sucht und auch einen etwas düstereren Text mag. Bis jetzt habe ich noch nie eine negative Rückmeldung erhalten. P.M.: Wenn die Begeisterung so gross ist, muss mir wohl etwas verborgen geblieben sein. Dieses Buch hilft mir jedenfalls nicht, die Menschheit besser zu verstehen. Ich erfahre nichts Neues. B.I.: Aber Yates beschreibt die grauenhafte Situation, in der ein Mensch stecken kann, doch so eindrücklich! P.M.: Mich hat einfach irritiert, dass sich diese Hauptfigur so wenig Gedanken macht.

nicht gefragt. Eilis landet in Brooklyn und findet eine Anstellung in einem Warenhaus, hat aber starkes Heimweh. Der Pfarrer rät ihr, einen Abendkurs in Buchhaltung zu machen, damit sich ihre Berufschancen verbessern und sie nicht ständig allein daheim sitzt. Tatsächlich gewöhnt sich Eilis allmählich ans Leben in New York. Dann lernt sie einen jungen Mann kennen. Ihrer Gefühle ihm gegenüber ist sie sich allerdings nicht so sicher. Liebt sie ihn? Aus familiären Gründen muss sie wieder nach Irland zurückkehren. Eilis ist eine anständige junge Frau, die alles richtig machen möchte. Sie hört nicht auf sich selbst und beugt sich ständig äusserem Druck – das hat natürlich viel mit der Zeit zu tun, in der sie lebt.

books: Es ist anzunehmen, dass dir «Brooklyn» des Iren Colm Tóibín besser gefallen hat – du hast dieses Buch für unsere Runde empfohlen. P.M.: Tatsächlich: «Brooklyn» finde ich eines der besten Bücher der letzten Jahre. Es spielt im Irland der 1950er-Jahre. Die junge Eilis, die mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester zusammenlebt, findet daheim keine Arbeit. Ein Pfarrer, der in den USA tätig ist, kommt auf Besuch und meint, in Amerika würde Eilis sofort angestellt. Die Schwester und der Pfarrer leiten darauf alles in die Wege, damit Eilis in die USA gehen kann – ob sie auch gehen will, wird

books: Mehr über die Handlung sollten wir nicht verraten. Wie fandest du denn dieses Buch, Barbara? B.I.: Mir war es etwas zu absehbar. Man kann dieses Buch sicher vielen empfehlen, es bietet gute Unterhaltung, man kann es regelrecht verschlingen – aber mir steckt am Ende einfach zu wenig drin. Ich habe immer auf etwas gewartet, das nie kam. P.M.: Für mich war es viel mehr als nur Unterhaltung, es wirft zum Beispiel die Frage auf, wie wichtige Entscheidungen im Leben getroffen werden. Es hat mich überrascht, dass sich ein männlicher Autor so gut in eine junge Frau in den 1950er-Jahren ein-

fühlen kann. Alles ist sehr subtil beschrieben: Wie Eilis nach Brooklyn kommt, sich fremd fühlt, nicht weiss, zu welcher Gruppe sie gehört. Oder die inneren Konflikte, die sie wegen des jungen Mannes durchlebt: Er ist ihr sympathisch, aber sie weiss nicht, ob das genug ist für ein gemeinsames Leben. Mir gefiel natürlich auch das Irische an diesem Roman, weil ich das kenne. Ja, für mich ist «Brooklyn» eines dieser ganz kostbaren Bücher, die für immer in meinem Büchergestell bleiben dürfen. books: Hat diese Begeisterung vielleicht auch damit zu tun, dass es dir leicht fällt, dich mit Eilis zu identifizieren – leichter als mit John Wilder? P.M.: Vielleicht schon, ich kann mir diese Frau sehr gut vorstellen. B.I.: Das ist mir ähnlich ergangen. Trotzdem war ich nicht so begeistert. Ich bin aber sicher, dass dieses Buch gut ankommen wird – solche Frauenschicksale interessieren viele Leute. books: Als drittes Buch für unser heutige Kaffeepause haben wir «Sommerlügen» von Bernhard Schlink gewählt – eine Sammlung von Erzählungen P.M.: Auch dieses Buch hat mir sehr gut gefallen. Der Band enthält sieben Erzählungen, in denen es eigentlich immer um zwischenmenschliche Beziehungen geht: um die Beziehung eines Paars, zwischen Sohn books – September 2010 – 39


Kaffeepause Mann gar nicht richtig überlegen kann, ob er sein bisheriges Leben wirklich aufgeben will. Der innere Zwiespalt ist sehr gut beschrieben.

Barbara Imboden, 25,lebt in Luzern und arbeitet in der Abteilung Belletristik der Filiale Bellevue. Sie liest selber viel Belletristik, Krimis und Bücher über den Zweiten Weltkrieg.

und Vater, zwischen einer Mutter und ihren Kindern. Alle diese Beziehungen kamen mir vor wie ein Tanz, bei dem die Partner leicht aus dem Gleichschritt geraten sind. Als ich das Buch zu lesen begann, fand ich sofort: Das ist toll! Erzählungen mag ich eigentlich sonst nicht so sehr, sie haben immer etwas Flüchtiges, oft kann ich mich schon bald nicht mehr an die einzelnen Geschichten erinnern. B.I.: Die Qualität der Geschichten ist allerdings recht unterschiedlich. Die ersten beiden Geschichten fand ich ausgezeichnet, später musste ich mich auch einmal durchkämpfen. Ich war schon vom letzten Buch von Bernhard Schlink, der zuvor mit «Der

Vorleser» einen riesigen Hit gelandet hatte, etwas enttäuscht – auch das war mir zu langatmig. P.M.: Mir gefällt «Sommerlügen», weil ich Geschichten mag, die sich mit der Frage beschäftigen: Warum handeln Menschen auf diese Weise? Ich will verstehen, warum Menschen etwas auf eine bestimmte Art tun. Das, was mir bei «Ruhestörung» gefehlt hat, bekomme ich hier. Die erste Geschichte ... B.I.: ... die ist wirklich super ... P.M.: ... handelt von einem Mann, der in den Ferien eine Frau kennen lernt. Sofort entwickelt sich zwischen den beiden eine nahe Beziehung – so schnell, dass sich der

books: Warum legt Schlink einen Erzählband vor – und keinen Roman? Fehlt ihm die Idee für eine ganz grosse Geschichte? B.I.: Das müsste man ihn natürlich selber fragen, aber ich hatte eher den Eindruck, dass er zu viele Ideen hat. Einige Geschichten hätten sich leicht zu einem Roman ausbauen lassen. Erzählungen lassen sich zwar etwas schwerer verkaufen als Romane, aber eigentlich ist das eine tolle Form: Man kann das Buch auch einmal weglegen – und dann wieder hervor nehmen, um die nächste Geschichte zu lesen. books: Wem würdet ihr dieses Buch empfehlen? B.I.: Man muss es wohl kaum empfehlen – ein neuer Schlink verkauft sich von allein! P.M.: Ich würde es jemandem anbieten, der gute Erzählungen sucht. B.I.: Auf jeden Fall. Oder wenn jemand ein Geschenk braucht. Mit diesem Buch kann man nichts falsch machen!

weltbesten kaffee zu servieren is t unsere leidenschaf t seit

197 1 Eine Empfehlung der Starbucks Coffeehouses in den Orell Füssli Buchhandlungen im Westside (Bern), im Kramhof und am Stadelhofen (Zürich).

40 – books – September 2010

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ihnen den


Buchtipps

Der Sinn des Gebens Stefan Klein Den Egoisten gehört die Welt? Von wegen! Neueste wissenschaftliche Befunde beweisen das Gegenteil. Bestsellerautor Stefan Klein zieht einen faszinierenden Querschnitt durch die aktuellen Ergebnisse der Hirnforschung und der Genetik, der Wirtschaftswissenschaften und der Sozialpsychologie. Er stellt dar, warum menschliches Miteinander und das Wohlergehen anderer zu unseren tiefsten Bedürfnissen gehören. Und er zeigt ebenso anschaulich wie fundiert, warum selbstlose Menschen zufriedener, erfolgreicher und gesünder sind - und sogar länger leben! Ein Buch, das unser Denken und Handeln grundsätzlich verändern wird.

Die einfachen Dinge. Worauf es im Leben ankommt Judith Giovannelli-Blocher Soziale Verantwortung, Rücksicht, Fairness, Mitleid, Solidarität – alle diese grundlegenden Werte scheinen der modernen Gesellschaft mehr und mehr abhanden zu kommen. Judith Giovannelli-Blocher zeigt, wie die eigene Lebenserfahrung dabei helfen kann, gegenüber dieser sozial erkaltenden Welt Zuversicht und Gelassenheit zu entwickeln. Trotz aller Zumutungen, die tagtäglich auf einen einprasseln. In einfachen, verständlichen Geschichten erzählt sie von Freundschaft und Familiensinn, von Verantwortung und der Fähigkeit, das Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Aber sie handeln auch von der Verunsicherung, die wir alle bei der Begegnung mit Fremden verspüren. Ein Ratgeber, der Mut macht.

336 Seiten

176 Seiten

CHF 29.90

CHF 27.90

S. Fischer

Nagel & Kimche Verlag

ISBN 978-3-10-039614-3

ISBN 978-3-312-00459-1

Die Enden der Welt

Cantinetta Antinori – Zu Tisch in der Toskana

Roger Willemsen Auf fünf Erdteilen war Roger Willemsen unterwegs, um seine ganz persönlichen Enden der Welt zu finden. Manchmal waren es die großen geographischen: das Kap von Südafrika, Patagonien, der Himalaja, die Südseeinseln von Tonga, der Nordpol. Manchmal waren es aber auch ganz einzigartige, individuelle Endpunkte: eine Bahnstation in Birma, ein Bett in Minsk, ein Fresko des Jüngsten Gerichts in Orvieto, eine Behörde im kriegszerrütteten Kongo. Immer aber geht es in diesen grandiosen literarischen Reisebildern auch um ein Enden in anderem Sinn: um ein Ende der Liebe und des Begehrens, der Illusionen, der Ordnung und Verständigung. Um das Ende des Lebens – und um den Neubeginn.

Allegra Antinori, Herbert Lehmann, Carmen Wieser Die Toskana ist ein Paradies für Feinschmecker. Seit 26 Generationen bauen die Marchesi Antinori hier ihre weltberühmten Weine an. Der Stammsitz der Familie, ein malerischer Renaissance-Palazzo im Herzen von Florenz, beherbergt auch die berühmte Cantinetta Antinori. Dort können Gäste aus aller Welt die authentische Küche der Toskana erleben; sie ist einfach und unverfälscht, kommt ohne schwere Saucen oder übertriebene Gewürze aus und lässt den Eigengeschmack der Zutaten optimal zur Geltung kommen. Das vorliegende Buch verrät die besten Rezepte, saisonal ausgewählt und lustvoll präsentiert. Natürlich dürfen die passenden Weintipps nicht fehlen. Buon appetito!

544 Seiten

208 Seiten

CHF 35.90

CHF 52.00

S. Fischer

Brandstätter

ISBN 978-3-10-092104-8

ISBN 978-3-85033-451-8

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Kochbücher

Den Sommer verlängern Der Sommer ist vorbei – und damit auch die Ferienzeit. Kulinarisch kann man sich aber die Sommer- und Feriengefühle erhalten. Text: Benjamin Gygax

Die Koffer sind wieder im Estrich verstaut, die Pullover liegen im Schrank jetzt etwas weiter vorn und die Sonnenbrille gehört nicht mehr zur täglichen Ausstattung. Wer sich die unbeschwerte Sommerlaune und seine Ferienerinnerungen erhalten will, kann von Zeit zu Zeit Musik aus der Reisedestination auflegen – oder zu einem Kochbuch mit Rezepten aus fernen Ländern greifen. Einige Neuerscheinungen sind ganz besonders dazu geeignet, Feriengefühle zu erhalten. Sie führen kreuz und quer durch Asien und seine vielseitige Küche – zum Beispiel «Currys, Currys, Currys» von Madhur Jaffrey. Die Kochbuchautorin und Schauspielerin gilt als Grande Dame der indischen Küche. Sie hat 225 gut nachzukochende Rezepte für Currys zusammengestellt, diesmal aber nicht ausschliesslich aus Indien, sondern aus Indien, Indonesien, Thailand, Japan, Vietnam, Pakistan und sogar aus Südafrika, Kenia und Trinidad. Das Buch zeigt eindrücklich, wie vielseitig Currys sind – und wie beliebt rund um den Globus. Ebenfalls in ganz Asien mag man Nudelgerichte. Sie werden zum Frühstück, zu Mittag und Abend gegessen oder als kleiner Snack vor dem Schlafengehen. Der Autor von «Noodles» heisst Vatcharin Bhumichitr, lebt seit über 30 Jahren in England und hat sich als Koch und Autor über die thailändische Küche einen klingenden Namen geschaffen. Bhumichitr präsentiert 100 Rezepte, die ihm besonders gefallen: Eier- und Reisnudeln, chinesische Wan Tan, Sobaund Udon-Nudeln aus Japan, koreanische Süsskartoffelnudeln und thailändische Vermicelli aus Reismehl. 42 – books – September 2010

Drei weitere Bücher sind jeweils einen Land und seiner Küche gewidmet. Der Autor und Fotograf Thomas Ruhl reiste während vieler Jahre durch China. Der Name seines Buchs «Chinatown» bezeichnet die quirligen chinesischen Viertel in allen Städten der Welt. Sie sind bunt, laut und voller exotischer Düfte und Genüsse. Das Kochbuch ist wunderschön produziert, stellt typische chinesische Produkte vor und geht der Frage nach, wie sich asiatische und europäische Küche gegenseitig beeinflussthaben. Wer immer dachte, chinesisch zu kochen sei kompliziert, kann sich jetzt vom alltagstauglichen Kochbuch der Chinesin ChingHe Huang umstimmen lassen. In «Chinesisch kochen ganz easy» präsentiert sie 97 Rezepte, die auch Anfängern sicher gelingen. Ein Einführungskapitel in die chinesischen Kochtechniken und ein ausführliches Glossar helfen zusätzlich. Huangs frische, leichte und blitzschnelle chinesische Alltagsküche reicht von Klassikern wie Schweinefleisch süss-sauer oder Poulet mit Cashewnüssen bis hin zu neuen Kreationen wie scharfes Pfefferhuhn oder Rindfleisch nach Chongqing-Art. Die Rezepte werden mit 165 Fotos illustriert.

«Wer immer dachte, chinesisch zu kochen sei kompliziert, kann sich jetzt umstimmen lassen.» Das letzte Buch, das wir Ihnen hier empfehlen, führt nach Japan. Zwar sind Sushi bei uns inzwischen sehr beliebt und beinahe an jedem Wurststand zu haben, aber damit ist die japanische Küche längst nicht ausgereizt. Der Schweizer Fotograf Sylvan Mül-

ler machte sich auf eine Entdeckungsreise durch die Küchen Japans. Seine wichtigsten Begleiter: kleine Zettelchen mit phonetisch geschriebenen Fragen. «Was ist es, was ich da esse?», «Kann ich mit dem Koch sprechen?» oder «Wie wird dieses Gericht zubereitet?». So ausgerüstet trat Müller seine Odyssee durch die japanische Gastronomie an, ohne Route, Restaurantauswahl oder Köche vorher festzulegen. In seinem Buch «Japan – Kochreisefotobuch» erzählt er mit über 300 wunderschönen Fotografien und vielen Rezepten von seiner Reise.

Currys, Currys, Currys Madhur Jaffrey 352 Seiten CHF 31.90 Christian

Noodles Vacharin Bhumichitr 176 Seiten CHF 31.90 Styria

Chinatown Thomas Ruhl 309 Seiten CHF 102.– Fackelträger/Port Culinaire

Chinesisch kochen ganz easy Ching-He Huang 240 Seiten CHF 37.90 Dorling Kindersley

Japan Kochreisefotobuch Sylvan Müller 240 Seiten CHF 70.– AT


iyaki

»Unabhängig von Ort und Zeit – dieser Roman packt einen einfach überall. Ein Buch wie Kino, reingehen, hinsetzen und mittendrin sein.« Christine Westermann, WDR 2

Fleischbällchen vom Huhn (Rezept aus: «Japan – Kochreisefotobuch» von Sylvan Müller)

Für 8 Stück: 200 g gehacktes Pouletfleisch vom Oberschenkel ½ TL Salz 3 EL Lauch, fein gehackt 2 EL Ingwer, fein gehackt 2 TL Sake 1 kleines Ei Pfeffer 1 TL helle Sojasauce 1 EL Mais- oder Kartoffelstärke 1 EL Sesamöl 2 EL Sake 2 EL Mirin 3 EL gehackte Minze grob gemahlener Pfeffer

Vermengen Sie in einer Schüssel das Pouletfleisch mit dem Salz, dem Lauch, dem Ingwer und dem Sake.

Berrühren Sie das Ei mit etwas Pfeffer und der 12.7.2010 Sojasauce und geben Sie es zur Fleisch mischung. Mischen Sie die Stärke unter und kneten Sie alles gut durch. Nun formen Sie die Fleischmischung zu acht Bällchen. Braten Sie diese in etwas Sesamöl von allen Seiten gut an. In einer zweiten Pfanne erhitzen Sie nun Sake, Mirin und die Sojasauce und begiessen die Fleischbällchen damit. Drehen Sie die Fleischbällchen kurz in der Sauce und lassen Sie diese ein wenig eindicken. Servieren Sie die Fleischbällchen garniert mit gehackter Minze und grob gemahlenem Pfeffer. Sachiko garniert die Klösschen mit Kinomeblättern. Das sind die hellgrünen Blättchen einer Rautenart, deren Früchte man zum Szechuanpfeffer verarbeitet. Kinomeblätter sind in Japan sehr beliebt, schmecken pfeffrig und ein wenig nach Minze sowie Zitrone. Frisch gehackte Pfefferminze und ein wenig grob gemahlener schwarzer Pfeffer sind ein guter Ersatz.

11:56:49 Uhr

432 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen, CHF 31,90; ISBN 978-3-86648-131-2 www.rubinrotesherz.de; www.mare.de

mare

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Prince of Persia Fantasy

Lila, Lila

A Serious Man

Zweiohrküken

Komödie

Komödie

Komödie

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Verfilmung des erfolgreichen Computerspiels: Im Persien des 6. Jahrhunderts erwachen Legenden zum Leben. Die Vorsehung führt Prinz Dastan und Prinzessin Tamina zusammen. Sie kämpfen gemeinsam gegen das Böse. Ein sagenumwobener Dolch, der Dastan in die Hände fällt, könnte alle Wünsche erfüllen – denn der Besitzer der Waffe kann den magischen Sand der Zeit freisetzen, die Zeit zurückdrehen und die Welt beherrschen. Natürlich wollen auch dunkle Mächte die Waffe haben ...

Der Erfolgsroman «Lila, Lila» von David Kern stürmt die Bestsellerlisten. Der unscheinbare Kellner ist aber gar nicht der Autor des Buchs; er hat das Manuskript im Nachttisch eines Trödlers gefunden. Da David aber die schöne Marie für sich erobern will, gibt er den Text kurzerhand als seinen eigenen aus. Die beiden werden tatsächlich ein Paar, doch bei einer Autogrammstunde taucht der wahre Autor des Buchs auf ... Verfilmung des Bestsellers von Martin Suter.

Eigentlich lebt Larry Gopnik ein beschauliches Leben in einer kleinen jüdischen Gemeinde im Mittleren Westen der USA. Aber plötzlich fällt seine ganze Existenz aus dem gewohnten Rahmen: Seine Frau verlangt die Scheidung, sein Sohn schwänzt die Schule, seine Tochter bestiehlt ihn, sein psychisch labiler Bruder nistet sich bei ihm ein, und seine Karriere gerät ins Trudeln. Also beschliesst Larry, Hilfe bei einem Rabbi zu suchen. Rabenschwarze Komödie der CoenBrüder.

Ludo (Til Schweiger) und Anna (Nora Tschirner) aus «Keinohrhasen» sind wieder da! Nach zwei Liebesjahren ist bei ihnen der graue Alltag eingekehrt. Dann trifft Ludo eine alte Flamme wieder. Das weckt in Anna das Feuer der Eifersucht – zu Recht. Doch Ludo wehrt sich dagegen, kontrolliert zu werden, und verlangt seinen Freiraum. Als jedoch plötzlich Annas Ex-Freund auftaucht, der Frauenversteher Ralf, gefällt Ludo der neu gewonnene Freiraum gar nicht mehr so gut ...

CHF 33.90

CHF 29.90

CHF 27.90

CHF 27.90

Ab 12 Jahren

Ab 6 Jahren

Ab 12 Jahren

Ab 12 Jahren

EAN 8717418276577

EAN 5051890015808

EAN 0886974461593

EAN 5051890013316

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Nine

Der letzte Weynfeldt

In meinem Himmel

Der Ghostwriter

Drama

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Drama

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Drama

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Musikfilm

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Der italienische Filmregisseur Guido Contini (Daniel Day-Lewis) steckt in einer Midlife-Krise. Seine Nerven leiden ebenso wie seine Kreativität, und das Geflecht aus Affären, Leidenschaft und Streitereien mit den Frauen seines Leben wird immer undurchdringlicher. So steht er bald zwischen seiner Ehefrau, seiner Geliebten (Penélope Cruz), einer Modejournalistin, einer Muse (Nicole Kidman) und seiner toten Mutter (Sophia Loren). Musical frei nach Fellinis «Otto e mezzo».

Adrian Weynfeldt hat mit der Liebe abgeschlossen. Eines Abends jedoch bringt ihn eine junge Frau dazu, sie mit zu sich nach Hause zu nehmen. Am nächsten Morgen findet Weynfeldt sie an der Balkonbrüstung – und kann sie gerade noch vom Sprung abhalten. Von nun an macht die Frau Adrian für ihr Leben verantwortlich und nötigt ihn immer wieder, sie aus Schwierigkeiten zu befreien. Weynfeldts Leben gerät langsam aus den Fugen. Nach dem Buch von Martin Suter.

Als Susie Salmon ermordet wurde, hatte sie ihr ganzes Leben noch vor sich – denn sie war erst 14 Jahre alt. Jetzt existiert sie in einer seltsamen, wundervollen Zwischenwelt. Von dort aus versucht sie, ihrem Vater bei der Suche nach ihrem Mörder zu helfen und ihre Familie zu schützen. Nur dann kann sie für immer gehen. Ein ergreifender, hoffnungsvoller Film über die versöhnende Kraft der Liebe, von Oscar-Preisträger Peter Jackson mit viel Fingerspitzengefühl umgesetzt.

Ein namenloser Ghostwriter (Ewan McGregor) soll die Memoiren des ehemaligen Premierministers Lang (Pierce Brosnan) schreiben. Ein gut bezahlter Job, weshalb sich der «Ghost» auf den Weg zu der Insel macht, wo Lang mit Frau und Beratern lebt. Dort findet er das Skript seines Vorgängers, der auf der Insel ums Leben gekommen ist. Und schon bald schwebt auch der «Ghost» durch seine Ermittlungen in Lebensgefahr. Roman Polanskis spannende Verfilmung des Robert-Harris-Romans «Ghost».

CHF 31.90

CHF 33.90

CHF 28.90

CHF 29.90

Ab 6 Jahren

Keine Altersbeschränkung

Ab 12 Jahren

Ab 12 Jahren

EAN 7613059303775

EAN 7611719445100

EAN 4047553500720

EAN 4006680051116

Blu-Ray: 4047553250083

Blu-Ray: 4006680051123

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Die Fremde Drama

Ein Prophet

Plastic Planet

The Last Giants

Drama

Dokumentation

Dokumentation

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Die 25-jährige Umay ist mit ihrem Sohn Cem aus einem unglücklichen Eheleben in Istanbul nach Berlin zu ihrer Familie entflohen. Blut ist dicker als alle gesellschaftlichen Zwänge, hofft sie – und irrt sich. Schon bald merkt sie, dass die Familie die traditionellen Konventionen nicht einfach über Bord werfen kann und an den Herausforderungen zu zerbrechen droht. Als die Familie schliesslich Cem zu seinem Vater nach Istanbul zurückschicken will, flieht Umay erneut.

Der arabischstämmige Malik ist 19 Jahre alt, als er zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt wird. Im Gefängnis ist er auf sich allein gestellt. Der Anführer einer Gang der korsischen Mafia, die den Knast kontrolliert, zwingt ihn, sich im Drogenhandel zu betätigen und einen ersten Mord zu begehen. Mit der Zeit steigt Malik in der Gefängnishierarchie auf und baut seinen eigenen Drogenring auf. «Ein Prophet» war 2010 für den Oscar für den besten fremdsprachigen Film nominiert.

Wir sind Kinder des Plastikzeitalters – aber wussten Sie auch, dass Sie Plastik im Blut haben? Regisseur Werner Boote zeigt, dass Plastik zu einer globalen Bedrohung geworden ist. Mit seiner Reise von amerikanischen Implantate-Kliniken über indische Mülldeponien zu verschmutzten Stränden in Japan stellt er Fragen, die uns alle angehen: Warum ändern wir unser Konsumverhalten nicht? Warum reagiert die Industrie nicht auf die Gefahren? Wer ist verantwortlich für die Müllberge?

In der Strasse von Gibraltar leben mehr verschiedene Walarten als irgendwo sonst auf diesem Planeten. Doch die Strasse von Gibraltar ist auch die am meisten befahrene Wasserstrasse der Welt – das gefährdet die riesigen Säugetiere existentiell. Die ehemalige Modeschöpferin Katharina Heyer veranstaltet Fahrten zur Beobachtung der Meeressäuger und sammelt dadurch Geld für den Schutz der bedrohten Tiere. Ihr Ziel: ein Walhospital. Beeindruckende Bilder faszinierender Tiere.

CHF 33.90

CHF 29.90

CHF 33.90

CHF 28.90

Ab 12 Jahren

Ab 16 Jahren

Ab 12 Jahren

Ab 6 Jahren

EAN 7611719457103

EAN 7611372641291

EAN 7611719444103

EAN 4260181986135

Blu-Ray: 7611372740031

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Orell Füssli

«Ein Scheidungsratgeber – sofort !» Egal, welche Filiale von Orell Füssli Sie telefonisch kontaktieren möchten: Ihr Anruf wird immer vom Kundenservicecenter an der Zürcher Dietzingerstrasse entgegen genommen. Als einziges Unternehmen im Schweizer Buchhandel betreibt Orell Füssli ein eigenes Callcenter. Es sichert die Erreichbarkeit, verkürzt Wartezeiten – und garantiert erstklassige Beratung Text und Bilder: Marius Leutenegger

Füssli den Mitarbeitenden für die Beratung einräumt. «Üblicherweise geht es in einem Callcenter um möglichst schnelle Abfertigung, um Quantität – bei uns steht aber die Beratungsqualität im Vordergrund.» Ein durchschnittliches Telefongespräch dauere bei ihnen rund dreieinhalb Minuten, «und das ist für ein Callcenter schon sehr, sehr, sehr, sehr, SEHR lang!»

Zeynep Sayin, Leiterin des Kundenservicecenters von Orell Füssli: «Wir beantworten jede Woche rund 2500 Anrufe.»

Einst riefen die Kunden mit ihren vielfältigen Anliegen direkt in die Filialen von Orell Füssli an. Dort nahm eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter den Anruf entgegen; das ging so lange gut, wie die Anzahl der Anrufe gering blieb. Doch mit der Zeit klingelten die Telefone in den Filialen derart häufig, dass die Wartezeiten für die Anrufenden immer länger wurden. Als erstes – und bislang einziges – Unternehmen seiner Branche entschied sich Orell Füssli schliesslich, unter der Nummer 0848 849 848 ein Callcenter einzurichten und sämtliche Anrufe an alle Filialen hierher umzuleiten. Heute arbeiten im Kundenservicecenter an der Zürcher Dietzingerstrasse zwölf Frauen und drei Männer. Geleitet wird das Center seit Sommer 2009 von Zeynep Sayin. Die muntere Germanistin rutschte nach ihrem Studium eher zufällig in die Callcenter-Branche. Im Gegensatz zu ihr absolvierten die meisten ihrer Mitarbeitenden eine Lehre im Buchhandel. «Das ist auch wichtig», sagt Zeynep Sayin. «Wir wollen einen hochwertigen Kundenservice anbieten.» Die Callcenter-Fachfrau staunte bei ihrem Stellenantritt, wie viel Zeit Orell

Bewährter Service – ohne Wartezeiten Die Atmosphäre im Kundenservicecenter ist denn auch vielmehr von Ruhe geprägt als von jener Hektik, die man in einem Callcenter eigentlich erwarten würde. Die Mitarbeitenden des Kundenservicecenters nehmen sich für alle Anrufenden Zeit: Für die Kundin, die ein seltenes Buch über eine noch seltenere Hunderasse sucht; für den älteren Herrn, der gestern seinen Stock in einer Filiale verlor; und für die Dame, die einfach nicht klar kommt mit dem Bestellformular auf www.books.ch. Schon seit einiger Zeit am Draht ist jetzt auch jene Kundin, die für ihren Sohn ein Buch über Weisskopfadler sucht. Die Mitarbeiterin des Servicecenters macht ihr ein paar Empfehlungen – und rät ihr letztlich doch, in eine Filiale zu gehen, um sich die verschiedenen Titel anzusehen. Solche Anrufe seien eher selten, sagt Zeynep Sayin. «Man ruft bei uns nicht an, um zu stöbern – die meisten wissen genau, was sie wollen.» Viele Anrufende stammen aus einer Region, in der Orell Füssli keine Filiale betreibt – sie möchten aber dennoch nicht auf den Service von Orell Füssli verzichten. Ein anderes Segment der Anrufenden bilden ältere Leute, die schlecht zu Fuss sind und auch nicht per Internet bestellen können. Und dann gibt es noch jene Kundinnen und

Kunden, die sich nur kurz darüber informieren wollen, ob ein gewünschtes Buch in einer bestimmten Filiale vorhanden ist. Dass sie in ein Callcenter anrufen und nicht direkt in die Filiale, würden sie in der Regel nicht merken, sagt Zeynep Sayin. «Es kann allerdings vorkommen, dass jemand erzählt: ‚Ich habe gestern bei Ihnen dieses rote Buch gesehen, im Regal gleich neben dem Eingang. Kann man es mir zur Seite legen?’» Man kann – in solchen Fällen schliessen sich die Mitarbeitenden des Callcenters umgehend mit der entsprechenden Filiale kurz.

Offene Leitung für Sonderwünsche Rund 2500 Anrufe nimmt das Callcenter jede Woche entgegen. Im Gegensatz zur Situation in den Filialen läuft hier zu Wochenbeginn am meisten; die Kundinnen und Kunden sind am Wochenende in einer Zeitung auf ein Buch gestossen, das sie interessiert, oder sie haben ihre Rechnung kontrolliert und jetzt eine Frage dazu. Längst nicht immer geht es in den Anrufen um Buchbestellungen. «Einmal verlangte ein Herr, wir sollten ihm ein französisches Sprichwort auf deutsch übersetzen!», erinnert sich Zeynep Sayin. Solche Aufgaben fallen allerdings nicht in den Aufgabenbereich des Kundenservicecenters von Orell Füssli. Die langjährige Mitarbeiterin Romana Künzler erinnert sich an einen anderen Fall von Lebenshilfe: «Im Hintergrund hörte ich eine Frau schreien. Und ein Mann brüllte ins Telefon, er brauche jetzt sofort einen Scheidungsratgeber, SOFORT!, und zwar per Express.» Dem Anliegen wurde umgehend entsprochen.

Die Fachfrauen und -männer des Callcenters nehmen sich viel Zeit für die Kundinnen und Kunden.

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Veranstaltungen

Veranstaltungen von Orell Füssli Lesung von John Irving: «Letzte Nacht in Twisted River»

Zirkusluft mit Animator Stefan Burri

in Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Zürich Samstag, 18. September 2010, 20 h Schauspielhaus Zürich Pfauen, Rämistrasse 34, 8001 Zürich

Jongliere mit Bällen und Keulen, balanciern auf dem Rola-Rola Nur mit Voranmeldung: 0848 849 848, orders@books.ch Mittwoch, 22. September 2010, 15 und 16 h Orell Füssli Westside, Gilberte-de-Courgenay-Platz 4, 3027 Bern

Buchvernissage mit dem Winterthurer Therapeuten Hanspeter Ruch: «Burnout – Aus der Erschöpfung in die Kraft» Mittwoch, 22. September 2010, 19 h Orell Füssli Winterthur, Marktgasse 3, 8400 Winterthur

Enjoy @ The Bookshop Taste and buy delicious British Cheese Samstag, 18. September 2010, ab 11 h Samstag, 16. Oktober 2010, ab 11 h Samstag, 20. November 2010, ab 11 h Orell Füssli The Bookshop, Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich

Inside Orell Füssli Luzern Neustadt INSIDE: Die Läden der Luzerner Neustadt haben bis 20 Uhr geöffnet. Auf geführten Touren kann man hinter die Kulissen verschiedener Läden schauen. Samstag, 18. September 2010, 16 bis 20 h Orell Füssli Luzern, Frankenstrasse 7-9, 6003 Luzern

Doppellesung von Beat Sterchi und Pedro Lenz: «Ging, Gang, Gäng» und «Der Goalie bin ig» in Zusammenarbeit mit der Kellerbühne St. Gallen Montag, 20. September 2010, 19 h Kellerbühne, St.Georgen-Str. 3, 9000 St.Gallen

Lesung von Rolf Lappert: «Auf den Inseln des letzten Lichts» in Zusammenarbeit mit dem Kaufleuten Dienstag, 21. September 2010, 20 h Kaufleuten, Pelikanplatz 18, 8001 Zürich

Gespräch mit Barbara Bosshard: «Den Himmel berühren» Moderation: Röbi Koller Donnerstag, 23. September 2010, 20.30 h Orell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8022 Zürich

Autumnal stories with Naomi Steinberg Donnerstag, 23. September 2010, 19 h Orell Füssli The Bookshop, Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich

Lesung von Ian McEwan: «Solar» in Zusammenarbeit mit dem Kaufleuten Dienstag, 12. Oktober 2010, 20 h Kaufleuten, Pelikanplatz 18, 8001 Zürich

Hommage an Erika Burkart in Zusammenarbeit mit der Kellerbühne St. Gallen: Charles Linsmayer, Hans J. Ammmann und Ariane Gafron stellen zu Bildern von Hansueli Trachsel Erika Burkarts letzten Gedichband «Das späte Erkennen der Zeichen» vor. Montag, 18. Oktober 2010, 20 h Kellerbühne St. Gallen, St. Georgen-Strasse 3, 9000 St. Gallen

Märlistunden für Kinder ab 3 Jahren Samstag, 25. September 2010, 11 h Samstag, 30. Oktober 2010, 11 h Orell Füssli Luzern, Frankenstrasse 7-9, 6003 Luzern Samstag, 29. September 2010, 14 h Samstag, 6. November 2010, 14 h Orell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8022 Zürich Samstag, 25. September 2010, 10.30 h Samstag, 30. Oktober 10.30 h Orell Füssli Frauenfeld, Bahnhofstrasse 70/72, 8500 Frauenfeld Join Dave to an hour full of stories, fun and activities. Samstag, 2. Oktober 2010, 10 h Samstag, 6. November 2010, 10 h Orell Füssli The Bookshop, Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich

Lesung von Felicitas Mayall: «Die Stunde der Zikaden» Donnerstag, 21. Oktober 2010, 21 h Orell Füssli am Bellevue, Theaterstrasse 8, 8001 Zürich

Lesung von Matthias Binswanger: «Sinnlose Wettbewerbe» Mittwoch, 27. Oktober 2010, 20 h Rösslitor Bücher, Multergasse 1-3, 9001 St. Gallen

Vernissage mit Leonor Gnos: «Nelly N.» Freitag, 5. November 2010, 18.30 h Orell Füssli Luzern, Frankenstrasse 7-9, 6003 Luzern

Literaturcafé: Buchhändlerinnen vom Rösslitor stellen Neuerscheinungen vor Montag, 8. November 2010, 19 h Rösslitor Bücher, Multergasse 1-3, 9001 St. Gallen

Mehr Veranstaltungen und Informationen finden Sie auf www.books.ch/veranstaltungen 48 – books – September 2010 books – September 2010 – 48


Wettbewerb

Das Literatur-Kreuzworträtsel Unter den richtigen Lösungen verlosen wir Bücher-Gutscheine: 1. Preis: Fr. 200.–, 2. Preis: Fr. 100.–, 3. Preis: Fr. 50.–, 4. bis 10. Preis: je Fr. 20.–

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Bis am 15. November 2010 in einer der Orell-Füssli-Filialen in Zürich, Bern, Luzern, Winterthur, Frauenfeld oder bei Rösslitor Bücher in St. Gallen abgeben oder per E-Mail an: books@books.ch. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.

PLZ / Ort E-Mail

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Kolumne Es ist jedes Mal anders: «Fünfunddreissig», meinen Erstling, schrieb ich frisch von der Leber weg. Ich hatte nicht einmal die Vorstellung, dass das Buch je gedruckt würde. Beim zweiten Roman schwirrte immerhin eine vage Idee im Kopf herum, wie die Geschichte laufen soll. «Himmelreich», das dritte Buch, war eine Impulshandlung – und entstand hauptsächlich im Starbucks in den USA. «Wer bin ich?», die 777 Fragen, formulierte ich in Paris, schlendernd, mit dem Diktaphon in der Hand. «Turbulenzen» entstand im Kloster Einsiedeln, in meiner Zelle, zwischen den Gebetszeiten. Und bei «Massimo Marini»? Hier wollte ich eine Figur schaffen, die der Leser nie mehr vergisst. Und ich wollte diesen Massimo von seiner Kindheit bis zum reifen Alter Schritt um Schritt entwickeln: seine schüch-

raktere, schrieb Biographien, als hätten sich die Figuren bei mir persönlich zu bewerben. Ich wollte genau wissen, mit wem ich es zu tun hatte. Zwei Mal fuhr ich an die Stollenbrust des Gotthardbasistunnels, dort, wo gebohrt wird. Ich interviewte Mineure, Fremdarbeiter und Bauunternehmer und sprach mit dem Leiter der Fremdenpolizei des Kantons Luzern, um die 1960er- und 1970er-Jahre, die Jugendzeit meines Helden, genau einzufangen. Schliesslich notierte ich alle Szenen stichwortartig auf Kärtchen und legte diese auf dem Fussboden aus. Ich veränderte die Reihenfolge unendliche Male. So viele Karteikarten lagen auf dem Boden, dass ich es kaum mehr von der Tür zu meinem Schreibtisch schaffte, ohne auf die eine oder andere Szene zu trampen. Zwei Monate

Schweizer Autorinnen und Autoren erzählen in books, wie sie schreiben. Heute: Rolf Dobelli

ternen Anfänge, seine Höhenflüge, seine Dummheiten, seine Glanzlichter, die grosse Liebe, an der sein Leben zerbricht. Ausserdem sollte das Buch, das ich im Kopf hatte, ein Krimi werden. Als Milieu hatte ich mir die Schweiz vorgenommen, und ins Zentrum stellte ich, symbolisch für die Einwanderer aus Italien, den Mythos Gotthard. Technisch und stilistisch sollte der Roman anspruchsvoll sein – ein Roman, wie ich ihn eben selbst gern lesen würde. Der Respekt vor diesem Vorhaben war so gross, dass ich mich eine Weile lang mit allem Möglichen beschäftigte, um ja nicht beginnen zu müssen. Mir wurde bange, wenn ich nur schon an den leeren Computerbildschirm dachte. Schliesslich zwang ich mich, den Roman anzupacken, in dem ich mir eine Frist setzte. Also fing ich an. Wie ein Architekt. Ich bestellte eine riesige Wandtafel, die ich in meinem Schreibzimmer montierte. Dort zeichnete ich die verschiedenen Stränge der Geschichte mit Filzstift auf. Ich radierte aus. Zeichnete von neuem. Löschte wieder. Wochenlang so. Ich entwickelte die Cha50 – books – September 2010

waren vergangen. Ich kam mir wie ein Idiot vor – zwei Monate, und noch immer keinen einzigen Satz geschrieben! Doch dann, eines Tages, stimmte die Geschichte, und ich konnte mit dem Schreiben loslegen. Ich pickte die schwierigste Szene heraus und schrieb sie. Dann die zweitschwierigste. Und so weiter. Bis plötzlich, magisch, der ganze Roman geschrieben war. Und nun ist er da: «Massimo Marini». Erst jetzt kann ich ihn loslassen, diesen Mann, mit dem ich unzählige Stunden gerungen habe, diesen Mann, der mir ans Herz gewachsen ist.

Rolf Dobelli, 44, lebt in Luzern. Der Mitgründer von getAbstract, dem weltweit führenden Anbieter von Buchzusammenfassungen, begann erst vor neun Jahren mit dem literarischen Schreiben. Sein sechstes Buch erscheint am 28. September 2010: Massimo Marini 384 Seiten CHF 39.90 Diogenes


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