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Irreführung in der Natur
from RePHlex Ausgabe 41
by RePHlex
Flora und Fauna überzeugen uns nicht nur aufgrund ihrer unglaublichen Schönheit, sondern auch durch ihre Cleverness. Wenn es um Täuschungsmanöver oder das nackte Überleben geht, dann sind einige Tier- und Pflanzenarten uns Menschen weit voraus. Folgend einige Tipps, Tricks und Funfacts, die den einen oder anderen zum Staunen bringen könnte.
Text: Loreena Buchli und Vera Kobler
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Illustration: Vera Kobler
Fantastische Insektenwelt
Die unglaubliche Vielfalt der Insekten lässt unterschiedlichste Tarnungs- und Täuschungsmanöver zu. Die Tiere können sich vor Feinden nahezu unscheinbar machen, indem sie sich mit der Umwelt vereinen oder sich durch unterschiedliche Düfte geschickt anderen Tiere imitieren. Diese geschickten Manöver haben die kleinen Wesen auch bitternötig, denn die Insekten sind bei sehr vielen Tieren eine beliebte Futterquelle.
Ein weiteres fliegendes Insekt, das eine interessante Fähigkeit hat, ist das Glühwürmchen. In dem sehr zu empfehlenden Buch «Der Gesang der Flusskrebse» von Delia Owens gibt es eine Passage, die akribisch genau beschreibt, wie den Männchen die Cleverness des anderen Geschlechtes zum Verhängnis wird. Durch ein bestimmtes Lichtsignal der Weibchen werden die Männchen angelockt. Sie gehen davon aus, Nachwuchs zu produzieren, was oft auch der Fall ist. Doch die Weibchen sind auch in der Lage, das Signal von anderen Spezies zu imitieren. Wer auf dieses Lichtzeichen reinfällt, und das sind die meisten, wird auf der Stelle als Nachtisch verspeist. (Da hat es wohl mit der Futterquelle nicht so gut funktioniert.)
Schon als Kinder haben wir gelernt, dass die Flügel eines Schmetterlings so sensibel sind, dass sie durch Berührung verletzt werden und dadurch nicht weiter fliegen können. No fake! Die unzähligen Schuppen sind nicht nur filigran, sondern auch wunderschön. Wer aber genau hinschaut, kann das Muster der Flügel durchschauen. Denn bei einigen Sorten sind darauf kreisförmige Punkte zu erkennen. In einer optimalen Umgebung verwandeln sich diese Punkte zu Schlangen- oder Eulenaugen, was die kleinen Fluginsekten ideal vor Feinden schützt.
Hast du einen Vogel oder was?
Du treckst seit einer Woche durch die Wildnis Australiens Bear-Grills-style und plötzlich hörst du das Geräusch einer Kettensäge. Kein Baum fällt, kein Mensch ist da und auch keine mensch-gemachten Wege, das Einzige, was du siehst ist ein schwarzer Vogel mit langen Schwanzfedern auf einem Ast. Von wo kam das Geräusch? Richtig! Vom Leierschwanz, der Vogel mit der Schwanzfederpracht, der die Weibchen beeindrucken will. Der Leierschwanz hat ein unglaubliches Repertoire an Geräuschen dank seines Stimmorgans, dass als eines ausgeprägtesten aller Singvögel gilt. Dieser kleine Vogel beeindruckt schon lange nicht mehr nur die Weibchen mit seinen ausserordentlichen Fähigkeiten.
Auch der Hahn, weiss sich zu helfen. Der Hahn kräht einen unverwechselbaren Futterruf, um Hühner an sich zu locken. Die Hühner eilen zur Futterquelle, wobei sie lediglich Gesellschaft erwartet. Also wenn das keine Lüge ist?
Eine ähnliche Methode hat sich der Trauerdrongo ausgedacht, der sich gern zu den Erdmännchen gesellt. Hier zeigt sich das dreiste schauspielerische Talent der Vögel: Sobald die Erdmännchen eine Beute ergriffen haben, ahmt der Trauerdrongo die Rufe der Greifvögel nach, die die Erdmännchen fressen. (Und wenn ein Greifvogelruf nicht funktioniert, dann wird ein anderer funktionieren!) Diese verziehen sich in ihren Bau und der Vogel hat sich seinen Mittagstisch ermogelt. An guata!
Um noch weitere faszinierende Geräusche herauszuhören, sieh dir das Video von Natural Geographic auf Youtube an:
Unterwasser Phänomene
Die Moschusschildkröten sind echte Tauchkünstler. Das Reptil kann bis zu sechs Monate unter Wasser leben, ohne aufzutauchen. Diese Attraktion verdanken sie ihren Papillen, die so ähnlich funktionieren wie Kiemen bei Fischen. Na dann, Petri Heil!
Das ist kein Fake, es gibt sie wirklich, die Unterwasserdisco. Die Veranstalter dieser Party sind die Discomuscheln auch «Ctenoides ales» genannt. Die Weichtiere können in bis zu 200 Meter Tiefe wohnen, wo es natürlich sehr dunkel ist. (Wie in einer Disco) Um dort die Partner anzulocken senden sie blitzartige Lichter zur Orientierung. Let’s get the party started!
Von der Disco direkt zum nächsten Akt. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Forellen ihren Orgasmus vortäuschen können. Dadurch, so vermuten die Biologen, wird womöglich das Paaren mit einem unerwünschten Partner verhindert. Bei einem Testversuch in einem Aquarium wurden 69 von 117 Geschlechtsakten vorgetäuscht.
Tintenfische können ihre Hautfarbe mittels Steuerung vom Gehirn aus binnen Sekunden wechseln. Die Pigmente auf der Haut sind bei entspanntem Zustand weiss. Sie können sich aber mit rund 40 anderen Farbmustern perfekt an die Umgebung anpassen und werden dadurch fast unsichtbar. Das spektakuläre Phänomen ist auch in «Findet Dorie» beim Oktopus Hank zu sehen, als er Dorie zu retten versucht.
Ah und noch was: Kaum zu glauben, aber die meisten Aquarien sind mit fake Pflanzen ausgestattet. ;)
Und nun zu den echten Pflanzen …
Echte Fake-Pflanzen
Es ist Hochsommer, die Sonne brennt auf die Erde herab als es plötzlich tausendfach in den Facettenaugen der Fliege glitzert ...Wasser! Die Fliege setzt sich auf eines der vielen Tentakeln des Sonnentaus - und damit hat es sein Schicksal besiegelt. Die Tropfen, die diese Fleischfressende Pflanze bildet, ist kein lebensspendendes Wasser, sondern eine gemeine Falle - es ist eine klebrige Masse von der sich die Fliegen nicht mehr befreien können.
Funfact: Als die ersten Biologen, darunter auch Darwin, fleischfressenden Pflanzen untersuchten, wurden sie von der Allgemeinheit verhöhnt. Wobei es sicherlich nicht half, dass einige Geschichten darüber zirkulierten, dass es Menschenfressende Bäume gibt!
Blumen sehen nicht nur gut aus, sie sollen auch gut riechen, oder? Die Ragwurzen riechen für die Bienen besonders gut, weil diese die Sexual-Duftstoffe der Weibchen nachahmen. Doch damit ist nicht genug! Sind die Bienen einmal angelockt, täuscht die Blüte selbst den Körper eines Weibchens vor, denn die Blüte sieht wie eine Biene aus und fühlt sich dank ihrer feinen Härchen auch so an. Somit vollziehen die Männchen eine Pseudokopulation dieser Orchideenart und sichert damit deren Bestäubung. Win Win, oder?
Tarnungsanimation mit dem Oktopus in «Findet Dorie»