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LA BELLA BADASS LANCIA AURELIA

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SCHÖNE DINGE

SCHÖNE DINGE

LA BELLA BADASS DIE ELEGANTESTE WUCHTBRUMME DER WELT

Text: Jan Piet Stempels ∙ Fotos: Thornley Kelham, Charlie B. Photography

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Was entsteht, wenn eine italienische Rallye-Sensation aus den frühen 1950er Jahren auf die britischen Oldtimer-Experten von Thornley Kelham und deren 36-köpfiges Team im englischen Cotswold trifft? Nichts für Puristen, so viel ist sicher. Auf jeden Fall aber ein Gran Turismo, der das seltene Prädikat „badass“ voll und ganz verdient und uns 70 Jahre später ein Leuchten in die Augen zaubert.

as italienische Wort für „Outlaw“ D ist „Fuorilegge“ und somit ist es nicht verwunderlich, dass die Website www.fuorilegge.co.uk direkt zu einem der eigenwilligsten Outlaw-Konzepte führt, die derzeit in Großbritannien realisiert werden. Aber „first things first“, wie der Brite zu sagen pflegt, denn seinen Ursprung nimmt alles im Jahre 1951 in Turin. Ein Jahr zuvor hatte Lancia die Aurelia Baureihe auf dem Turiner Salon präsentiert, in unterschiedlichen Limousine-Modellen erfolgreich auf den Markt gebracht und erweiterte nun um das B20 GT Coupé. Schon wenige Wochen nach der Markteinführung wurde auch dieses ein durchschlagender Erfolg, vor allen Dingen auch in der europäischen Rennsport- und Rallye-Szene. Das Coupé war das bevorzugte Automobil vermögender Industrieller, italienischer Adliger und Rennfahrer, darunter Fangio, Hawthorn und Behra. Zu verdanken waren die ersten Erfolge jedoch dem Privatier und Gentleman-Rennfahrer Giovanni Bracco, der seinerzeit mit seinem Lancia Aurelia B20 GT einen Erfolg nach dem anderen einfuhr. Die Mille Miglia beendete er als Zweiter der Gesamtwertung, belegte den ersten Platz im 6-Stunden-Rennen von Pescara sowie bei dem Caracalla-Nachtrennen und wurde Erster seiner Klasse in Le Mans. Doch nicht nur die Herzen der Rennsport-Enthusiasten schlugen höher. Der B20 GT baute auf den Innovationen im Karosseriebau auf, die bei Lancia schon in den 1920er Jahren mit dem Lambda begannen und das in der Carozzeria Ghia entstandene Designkonzept erhielt durch Pininfarina seinen finalen Schliff.

EINE LANCIA AURELIA IM OUTLAW-STIL: STÄRKER, FLACHER UND LEICHTER ALS DAS ORIGINAL

AUCH BEI NEUEM OUTLAW-MODELL ENTSCHEIDEN DIE KUNDEN ÜBER DIE KONFIGURATION

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Der Interessent wählt die Farbe der Karosserie und im Innenraum wird auf Wünsche wie die Sitzform, die Bezüge aus ConnollyLeder sowie ein Lenkrad aus Holz eingegangen. Serienmäßig ist das Fahrzeug mit Annehmlichkeiten wie einer Klimaanlage, einem unsichtbaren Überrollkäfig und einem Alcantra Dachhimmel ausgestattet, während der Aufbau vom Armaturenbrett in allen Details den Vorstellungen vom Kunden obliegt.

IST DAS NOCH EIN OLDTIMER, IST DAS NOCH ZEITGENÖSSISCH UND IST DAS ÜBERHAUPT ERLAUBT?

Auch Jahrzehnte später, als Thornley Kelham mit der Entwicklung des ersten Outlaw dieser Serie beauftragt wurde, spielte ein Blick in die bewegte Vergangenheit dieser Baureihe eine wichtige Rolle. Eines der Schlüsselmomente stellte die Entdeckung eines Artikels in der Zeitschrift "Auto Italiana" dar. Der Text und ein winziges Foto bestätigten, dass Lancia und Bracco das Dach des Chassis 1010 auf der Suche nach aerodynamischen Verbesserungen abgesenkt hatten, zumal der 2-Liter-Motor damals noch wenig Spielraum für eine Leistungssteigerung bot. Dies griff man in Cotswold beherzt auf und kürzte zudem die Frontscheibe ein.

In anderen Details weicht das TK-Team ganz bewußt vom Bracco-Original ab – wie zum Beispiel bei den verbreitert ausgeführten Kotflügeln oder dem links unterhalb der Heckscheibe nach außen ragenden Tankdeckel mit Schnellverschluss. Für den gesamten Arbeitsprozess von einer originalen Aurelia B20 GT bis zum fertigen Outlaw vergehen je nach Sonderwünschen mindestens 5.000 Stunden. Sobald die Karosserie fertig ist, geht es an die Arbeit, um die Hochglanzlackierung, die Beplankung und all die Details, die das Auto optisch so beeindruckend machen. Allein mehr als 800 Stunden werden für die Vorbereitung der Paneele und die Lackierung aufgewendet, einschließlich der Nahtabdichtung und der aufeinanderfolgenden Grundierungsrunden.

Während der Serien-Aurelia anno 1951 mit 75 PS auf die Straße kam und die bisherigen OutlawModelle 220 PS im Datenblatt stehen haben, sitzt als Herzstück unter der Motorhaube der verbleibenden Modelle dieser limitierten Serie kein normaler Flamina-Motor, sondern ein 3,2 Liter großer V6. Dieser bringt es für die letzten drei der insgesamt neun Outlaw-Modelle auf mehr als 300 PS und einem Drehmoment von etwa 250 ft/lbs. Dieses Triebwerk wird an ein modernes 5-Gang-Getriebe gekoppelt, das speziell für diesen Zweck entwickelt wurde. Gleichzeitig kommt für das Fahrwerk, die Bremsen und die Lenkung eine sogenannte „Fast Road“-Spezifikation zum Einsatz, die unter anderem Scheibenbremsen, ein Sperrdifferenzial und eine Zahnstangenlenkung beinhaltet.

Was es an technischen Upgrades on top gibt, kommt beim Gewicht wieder runter. Um rund 75 Kilogramm hat Thornley Kelham das Gewicht der Aurelia gesenkt. Ab Werk waren Hauben und Türen aus Aluminium gefertigt, der britische Spezialist aber baute darüber hinaus die gesamte Karosserie aus Leichtmetall und so beträgt das Leergewicht lediglich 1.100 Kilogramm.

Um die Individualität für jeden Auftraggeber zu gewährleisten, bleibt es bei ausschließlich neun Lancia Aurelia B20GT Outlaws, die Thornley Kelham baut, wobei jeder Kunde aus drei finalen Konfigurationen auswählen kann. Dies gilt neben unterschiedlichen technischen Aspekten sowohl für die farbliche Gestaltung der Karosserie, die Vielzahl an Außendetails und natürlich auch für das Interieur. Ob es um ein individuelles Armaturenbrett geht, die obligatorische Sitzauswahl, einen lederbezogenen Überrollbügel, einen eleganten Stauraum im Heck oder die smarte Implementierung eines Audiosystems – the sky is the limit. Die Innenausstattung des europäischen Lancia B20GT Outlaw vereint das Beste aus Lancias ursprünglichem, klaren Design und modernsten Features, die den Grant-TurismoAnspruch modern interpretieren.

Damit genau das auch weiterhin gelingen kann, hat das 2008 gegründete Unternehmen Thornley Kelham alle wichtigen Gewerke unter einem Dach. Von den eigenen Werkstätten für Karosseriebau und Lackierung bis hin zu Motorenbau und Technik – um die umfassende Qualität der Restaurierungen von historisch bedeutsamen und einzigartigen Fahrzeugen sicherzustellen, bedarf es eines holistischen Angangs ohne Kompromisse. Schließlich arbeitet man im beschaulichen Gloucestershire nicht nur an dem ambitionierten Fuorilegge-Konzept des B20 GT, sondern auch an Großprojekten wie dem Mercedes 300SL Flügeltürer, dem Rolls Royce Phantom II und zum Beispiel an einem anderen Lancia, dessen zeitlose Eleganz ebenfalls viele weitere Augen zum Leuchten bringen wird: dem Flaminia Zagato. So geht „back to the future“ wie wir es mögen.

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