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RETTET DAS AUTO

Macht’s gut und danke für den Lambo!

Fernseher, Handy und klar: Auto. Wenn es eine Sache gibt, die bleibt, dann das Auto. Sagt unser Autor Christian Werner – und er weiß auch, warum.

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Das Ende des Autos? Die Vorstellung tut weh.. Puh! Klar, dass ich bei dem Gedanken daran Albträume bekomme – nichts Außergewöhnliches in meinem Alter. In Träumen kämpfe ich meist mit maskierten Banditen. Erst verfolgen sie mich, dann ich sie, dann sie wieder mich. Ich rufe nach Hilfe, die Hilfe kommt nicht, die Banditen (oder sind es Amazonen?) eilen dafür immer näher heran. Dann wache ich meistens auf. Aber wir können unser Leben ja nicht anhalten: Wir bewegen uns, wir drehen uns ständig, auch beim Essen und im Schlaf. Auch wenn wir uns anstrengen ganz still zu bleiben, bewegen wir uns trotzdem. Das kommt daher, dass wir auf sich ständig drehenden Objekten leben. Wir drehen uns mit unserem Planeten mit, der Planet dreht sich um seine Achse und um die Sonne, die sich ebenfalls dreht, und sicher dreht sich auch das Universum um irgendetwas noch Größeres herum. Selbst einem erfahrenen Rennfahrer kann bei dieser Vorstellung schwindlig werden.

Das Positive an diesem unaufhörlichen Drehen ist aber meiner Meinung nach, dass es nie langweilig wird, obwohl wir uns doch immer wieder auf der gleichen Bahn bewegen. Dennoch: Mit jedem Dreh um die Sonne verändert sich unser Leben. Ideen, Personen und Geräte, die uns prägten und im Alltag begleit haben, bleiben auf der Strecke. Neue Ideen, Personen und Geräte nehmen ihren Platz ein. Regierungen werden gebildet und ausgewechselt, Kinder werden erwachsen und bekommen selbst welche, Revolutionen und Frauen begeistern oder enttäuschen, aber alles geht vorbei. Nur drei Dinge bleiben: Fernseher, Handy und Auto. Vielleicht noch der Kühlschrank. Den hatte ich vergessen. Alles andere, was uns umgibt, sind bloß moderne Mythen. Legenden, die immer dort entstehen, wo die Realität scheitert. Es entsteht ein Panoptikum „der Letzten“: Der letzte Kaiser, der letzte Samurai, der letzte Diktator Europas, der letzte Visionär. Nicht anders ist es in der Welt der Technik: der letzte Videorecorder, der letzte Plattenspieler, das letzte Mobiltelefon ohne Kamera, die letzte Aufnahme von der letzten Polaroid.

Vielleicht wird es bald sogar die letzte Glühbirne geben. Aber jeder Tag bringt auch wieder Neues: Personalausweise mit elektronischen Fingerabdrücken, sprechende Uhren, aus denen erotische Frauenstimmen die Zeit ansagen, Turnschuhe, die fast von allein laufen und beim Joggen die Geschwindigkeit anzeigen, Autos, die ihre eigene Energie produzieren und sogar fliegen können. Die Faszination des Neuen hält jedoch nie lange an, daher lässt sich heute bereits sagen: Alle diese Dinge werden bald Schrott sein und keine Krähe weint ihnen eine Träne nach. Niemals wird es aber einen letzten Fernseher, letzten Kühlschrank oder ein letztes Auto geben. Es sind Geräte, die unsere Realität zusammenhalten, die uns vor dem Blick in die Tiefen der Unendlichkeit schützen, die Grundpfeiler jeder Existenz. Man müsste eigentlich diesen Geräten in jeder Großstadt ein Denkmal setzen. Eine mit Autos verstopfte Theodor-Heuss-Straße ist kein Denkmal!

Text: Christian Werner

Das Auto ist für uns mehr als ein Fortbewegungsmittel. Es ist auch Symbol für Freiheit, Wohlstand und Unabhängigkeit.

Die wahre Bedeutung dieser Geräte ist aber nicht jedem klar. Der Fernseher ist natürlich nicht nur zum Reinschauen da. Der Fernseher ist ein Symbol der Offenheit, der Neugier auf die Welt und der Lust, andere Menschen kennenzulernen. Nicht umsonst steht in jeder Wohnung das Fernsehgerät an einem zentralen Platz. Man hat es „das Lagerfeuer des 20. Jahrhunderts“ genannt, um das sie sich nicht rumsetzen, um sich Geschichten zu erzählen, sondern von dem sie sich Geschichten erzählen lassen. Das Fernsehen ist das Tor jedes Einzelnen zur Öffentlichkeit, ein Weg, um am Weltgeschehen draußen teilzunehmen. Der Kühlschrank ist der Antipode des Fernsehers, sein Gegenpol. Er symbolisiert die Verschlossenheit, verleiht dem Leben die notwendige Intimität. Im Kühlschrank lagern wir unsere Unabhängigkeit, die eingefrorene Freiheit sozusagen. Die Unabhängigkeit von Lebensmittelladenketten, von Ladenschlussgesetzen, letzten Endes vom Staat und vom prekären Weltfrieden. Die Bedeutung, die Symbolik des Autos bleibt dagegen den meisten nach wie vor unklar.

Viele denken, das Auto würde den Menschen an die Gemeinschaft binden wie der Fernseher, ihm das Abenteuer „Leben“ nahe bringen, in greifbare Nähe sozusagen. Andere wiederum denken, das Auto sei ein Symbol der Unabhängigkeit und Freiheit – wie der Kühlschrank: eine Unabhängigkeit von öffentlichen Verkehrsmitteln oder von ihrer Abwesenheit; die Freiheit, jederzeit an jedem Ort sein zu können. Sie irren. In Wirklichkeit symbolisiert das Auto die Bewegung an sich, den Dreh des Universums. Menschen, die einmal gefahren sind, können nicht mehr laufen, auch ohne Auto fahren sie weiter in Gedanken, und sind deswegen für Außenstehende schwer zu verstehen. Deshalb wird das Auto nie wegmodernisiert werden, genau wie der Kühlschrank und das Fernsehgerät. Sicher wird auch das Auto eine andere, eine neue Form bekommen, es wird statt Sprit Strom tanken. Oder Wind, Stroh, Bakterien – vielleicht gar mit einer chemischen Reaktion das Adrenalin, das unterwegs im Fahrer entsteht und sich in das Drehen der Räder umwandeln lässt, egal wie. Hauptsache, das Auto kann richtig fahren.

Und sollte morgen etwas Unvorhergesehenes geschehen, würde beispielsweise die Erde aufhören sich zu drehen und das Auto wäre verdammt – ja dann tröstet uns bestimmt diese beigefügte Bastelanleitung. Und das es einmal mehr ein Lamborghini (warum eigentlich?) ist, lässt uns hoffen, dass alles doch nur ein böser Traum ist. Darum: Rettet das Auto! Klare Sache!

KURZANLEITUNG

1. Erstellen Sie eine Fotokopie dieser Seite, damit Sie ihre Ausgabe der RETROWELT nicht beschädigen müssen. 2. Alle Teile, einschließlich der Klebelaschen, sorgfältig ausschneiden. 3. Klebelaschen und diverse Fahrzeugkanten schon vor dem verkleben falten.

Hinweis: Nur unbedingt erforderliche

Kanten falten. Rundungen vor dem verkleben über einen scharfen Gegenstand vorformen. 4. Klebelaschen mit den dazugehörigen

Fahrzeugkanten verkleben.

Hinweis: Hinten beginnen, dann den oberen Bereich und zum Schluss den vorderen Bereich. 5. Die Räderinnenseiten vorerst mit den

Reifenprofilen verkleben und dann erst mit den Innenseiten der Fahrzeugseitenteile. 6. Die Versteifung des Fahrzeugbodens erst zum Schluss verkleben.

Viel Spaß beim basteln.

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