Le Guillon Nr. 47 - DE

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ZEITSCHRIFT DES WAADTLÄNDER WEINS

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NR. 47 2/2015

WITH ENGLISH SUMMARY



Editorial

Dézaley, der heilige Berg Der Hang ist überwältigend. Doch diejenigen, die ihn vor vielen Jahrhunderten urbar machten und domestizierten, hielten ihn zweifellos für furchterregend. Als die Zisterzienser in ihren braunen Wollkutten, die Füsse in zerschlissenen Sandalen, es mit diesem Steilhang aufnahmen, waren ihre wichtigsten Werkzeuge Glaube und Muskelkraft. Der Schweiss floss in Strömen, bevor der erste Tropfen des famosen Elixiers gewonnen werden konnte. Die Frauen und Männer, die heute im Dézaley arbeiten, haben keine wesentlich leichtere Aufgabe als die Mönche von einst. Denn Mechanisierung kann man hier vergessen! Auge und Hand, Rebschere und Aufopferung: das Dézaley muss mit

Pascal Besnard Verantwortlicher Redakteur

vollem Körpereinsatz bearbeitet werden. Der Wein aus diesen unglaublichen Rebbergen will verdient sein. In seiner frühesten Jugend oft zurückhaltend – um nicht zu sagen streng –, verlangt er nach Jahren des stillen Reifens, um den Verkoster mit Noten von Bienenwachs, Nüssen, eingemachten Zitrusfrüchten, Honig oder gar Met, dem Getränk der Götter, zu beglücken! Diese bemerkenswerte Alterungsfähigkeit fördert und bewirbt die Baronnie du Dézaley, die 2015 ihren zwanzigsten Geburtstag feiern kann, voller Enthusiasmus. Die erst kürzlich wieder verkosteten Jahrgänge 1997, 1996, 1987 und 1986 bezeugen diese Gabe meisterhaft. Und

gleich drei Dézaleys kamen beim Mondial du Chasselas in der Kategorie «alte Jahrgänge» zu Ehren (4., 6. und 7.). Das Dézaley und der hier produzierte Wein sind einzigartig. Sie verdienen das grosse Dossier, das wir ihnen in dieser Ausgabe widmen. Da jede Waadtländer Weinregion köstliche Weine zu produzieren versteht, werden wir die Rundreise in der Frühlingsausgabe der Revue Le Guillon im nächsten Jahr fortsetzen. Bis dahin gute Lektüre… und Santé!

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Inhalt

Revue Le Guillon Nr. 47 – 2/2015 Titelbild: Sandra Culand

1 Editorial 3 Inhalt und Impressum 4 6 13 18 24 29

Dézaley … … zur Zeit der Mönche … mit einzigartigen Konturen … eine weintouristische Region Wyschiff ahoi! Knie: Was für ein Zirkus um den Waadtländer Wein! 31 Cave de la Côte, neue Dimensionen 35 Viel Neues bei den Dutruys 37 Der Clos du Rocher stösst zu CD&C 38 Ziegenkäse, des Waadtländers Stolz 45 Weinconcours Confrérie du Guillon 55 Botschaft des Gouverneurs 56 Die Ressats der bezaubernden Amsel 65 Propos de Clavende 66 Aargauer Guillonneur 68 Interview: Jacques de Watteville 72 Lüften wir den Deckel: Pierrick Suter 77 Porträts zweier Conseillers 78 Nachruf 79 Musée de la Vigne, du Vin et de l'Etiquette 80 Die Kolumne von Michel Logoz

Revue Le Guillon GmbH, Ch. de la Côte-à-Deux-Sous 6, CH-1052 Le Mont-sur-Lausanne revue@guillon.ch, www.revueleguillon.ch Le Guillon, die Revue des Waadtländer Weins erscheint zweimal jährlich in den Sprachen Französisch und Deutsch, mit englischen Zusammenfassungen.

IMPRESSUM – Geschäftsführung: Dr. Jean-François Anken (Präsident), Luc Del Rizzo, Daniel H. Rey – Partner: Confrérie du Guillon, Office des Vins Vaudois, Label de qualité Terravin, Fédération des caves viticoles vaudoises, Section vaudoise de l’Association suisse des vignerons encaveurs, Service de l'agriculture (SAGR) – Office cantonal de la viticulture et de la promotion (OCVP), Service de la promotion économique et du commerce (SPECO) – Verantwortlicher Redakteur: Pascal Besnard – Mitarbeiter dieser Ausgabe: Raoul Cruchon, Pierre-Etienne Joye, Michel Logoz, Fabien Loi Zedda, Claude-Alain Mayor, Pierre Thomas, Alexandre Truffer, Jean-Claude Vaucher, Fabrice Welsch, Eva Zwahlen – Übersetzung: Evelyn Kobelt, Eva Zwahlen, Loyse Pahud, IP Communication in English – Art director: STLDESIGN – Estelle Hofer Piguet – Fotografen: Edouard Curchod, Régis Colombo, Sandra Culand, Philippe Dutoit, Bertrand Rey, Hans-Peter Siffert – Fotolitho: Genoud Entreprise d’arts graphiques SA – Druck: PCL Presses Centrales SA – Anzeigenleitung: Alain Bassang, +41 79 464 49 97 – Abonnemente: www.revueleguillon.ch – revue@guillon.ch – ISSNN 1423-7393

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© Hans-Peter Siffert

DEZALEY…

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... zur Zeit der MĂśnche 6 ... mit einzigartigen Konturen 13 ... eine weintouristische Region 20

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Dézaley | Geschichte Die ehemalige Kapelle der Mönche von Haut-Crêt, auf dem Clos des Moines. 

Das Dézaley zur Zeit der Mönche Zwischen 1079 und 1536 unterstanden das Dézaley und ein bedeutender Teil des Lavaux der Gerichtsbarkeit des Bischofs von Lausanne. Letzterer stützte sich bei der Entwicklung des Weinbaus auf Mönchsgemeinschaften. Alexandre Truffer Fotos: Sandra Culand Die Geschichte des Dézaley scheint untrennbar mit derjenigen der Stadt Lausanne verbunden, die bis heute die wichtigste Grundbesitzerin in dieser Ausnahmeappellation geblieben ist. Um den Einfluss der Waadtländer Hauptstadt auf die Rebgebiete zu begreifen, muss man sich in Erinnerung rufen, dass Lausanne während des ganzen Mittelalters ein kultureller, politischer und ökonomischer Pol von beachtlicher Bedeutung war, der dann aber durch die Berner Besatzung für mehrere Jahrhunderte seine Strahlkraft verlor. Der Aufschwung der Stadt begann im 6. Jahrhundert, als Lausanne Avenches als administratives und religiöses Zentrum ablöste. Neun Jahrhunderte lang folgten sich rund fünfzig Bischöfe an der Spitze einer Diözese, die das ganze Waadtland, die Kantone Freiburg, Neuenburg sowie die Hälfte der Kantone Bern und Solothurn umfasste. Diese religiösen Würdenträger besassen auch eine weltliche Herrschaft, die deutlich kleiner und zerstückelter war, deren Prosperität bei den mächtigen Nachbarn aber Begehrlichkeiten auslöste: vor allem bei Bern und Savoyen, aber auch bei den Burgundern, Freiburgern, Genfern und Wallisern. Lavaux, Besitztum von Lausanne 1032 wurde das Burgund, dem das Territorium des heutigen Kantons Waadt unterstand, ins Heilige Römische Reich aufgenommen. Der Bischof von ■ ■ ■

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Der Dézaley, der hochgeschätzte Wein «1392 beschwerte sich der Inquisitor, der im Spital von Yverdon logierte, über den Wein. Er verlangte nach einem Wein besserer Qualität, einem Wein aus dem Lavaux. Dieses Verlangen fand Niederschlag in einer Rechnungsnotiz, welche die ausserordentliche Ausgabe für den Kauf eines teuren Weins rechtfertigte.» Die von Jean-Daniel Morerod erzählte Anekdote beweist, dass die Weine von den Mönchsdomänen damals bereits als die prestigereichsten des Lavaux galten und nicht nur einen guten Ruf besassen, sondern auch einen stolzen Preis lösten. Hoch geschätzt wurden sie auch von Berner und Freiburger Adligen. Archivdokumente zeigen, dass von 1344 bis 1350 der Preis für ein Doppelfass (rund 600 Liter) Dézaley auf dem Lausanner Markt zwischen 60 und 140 Sols schwankte. Ein Maurer verdiente damals zwei Sols pro Tag. Eine grobe Umrechnung ergibt eine Spannweite von 15 bis 35 (heutige) Franken pro Liter Wein. AT

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Dézaley | Geschichte  Blick auf den Lac Léman vom berühmten Clos des Abbayes aus.

 Jean-Daniel Morerod, Geschichtsprofes-

sor an der Universität Neuenburg: «Der Papierkrieg wurde gegen Ende des Mittelalters fast beängstigend.»

© Philippe Dutoit

«Lausanne, Reichsstadt und Bischofssitz, gewann bis Ende des 13. Jahrhunderts stetig an Bedeutung. Sie erreichte ihren Höhepunkt anlässlich der Begegnung zwischen Papst Gregor X. und Kaiser Rudolph von Habsburg im Jahr 1275. Trotzdem verlor der Bischof an Einfluss, wegen seiner Kämpfe gegen Savoyen und seine eigenen Untertanen», erklärt Jean-Daniel Morerod, Professor an der Universität Neuenburg. «In den Machtkämpfen zwischen dem Bischof und seinen zahlreichen Gegnern erwiesen sich die Zisterziensermönche als treue Verbündete. Mehrere von ihnen dienten dem Fürstbischof als Kanzler oder Berater.»

Lausanne war dem Reich direkt unterstellt, er war also nur dem Kaiser persönlich Rechenschaft schuldig und konnte seine Lehen theoretisch nach Gutdünken verwalten. Zwischen 1056 und 1089, als ein übler Streit zwischen Kaiser und Papst tobte, hatte Burkhard von Oltingen den Bischofsstuhl von Lausanne inne. Er gehörte zu den treusten Unterstützern des römisch-deutschen Kaisers Heinrich IV. Er begleitete ihn nach Canossa, wo der Kaiser Papst Gregor VII. um Vergebung bitten musste, um seine Exkommunikation zu verhindern. Als Dank für seine Treue erhielt der Bischof, von seinen Feinden Antichrist von Lausanne genannt, 1077 die Lehen von Lutry, Villette, Corsier und Chexbres. ■ ■ ■

Nützliche Bürokratie In einer von Kriegen verschonten, relativ prosperierenden Region übernahm die Verwaltung eine immer wichtigere Rolle. «Der Westen erlebt in Sachen Schriftlichkeit Ende des 12. Jahrhunderts eine Wende. Ab 1220 wird viel geschrieben, und gegen Ende des Mittelalters wird der Papierkrieg, vor allem was juristische Dokumente betrifft, fast beängstigend, erklärt Jean-Daniel Morerod. Die Papierflut erklärt sich durch die Wiederentdeckung des römischen Rechts und vielleicht auch durch eine ökonomische Euphorie, begleitet von einer klimatischen Erwärmung, die kurz nach dem Jahr 1000 einsetzt. Dieser Optimismus hält an bis zu Beginn des 14. Jahrhunderts, das verheerende Epidemien mit sich bringt (1348 und 1360 wütet die Pest in Lausanne; rund ein Drittel der Be-

Dézaley at the Time of the Medieval Monks The history of Dézaley has been inextricably linked to that of the city of Lausanne, which still owns most of the wine-growing area that produces this exceptional appellation. The city began to grow in the 6th century when it replaced Avenches as the

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main administrative and religious centre. For nine centuries, some 50 bishops succeeded each other at the head of a diocese that covered the region of Vaud, the cantons of Fribourg and Neuchâtel as well as half of the canton of Bern.

völkerung fällt ihr zum Opfer).» Diese Bürokratie liefert eine grosse Zahl von Angaben zu den mittelalterlichen Weinbergen, ohne allerdings einen allgemeinen Überblick zu bieten. Dafür stösst man etwa auf ein Pergament, in dem sich zwei Nachbarn versprechen, keine Nussbäume in ihren Rebbergen zu pflanzen, da sie Schatten werfen könnten. Dank solchen Quellen weiss man, dass es verschiedene Weintypen gab: den supra matrem, einen Wein desselben Jahres, der noch auf den Feinhefen lag, und den vin regie, der als «gut, zulässig und handelbar» galt. Da verschiedene Rebsorten zusammen in derselben Parzelle wuchsen, konnten die Winzer Weisswein, Rotwein oder eine Mischung aus beidem produzieren. In den Torkeln, damals mitten in den Reben plaziert, und Kellern konnten verschiedene Cuvées vinifiziert werden. Texte um 1200 bestätigen, dass die Qualität des Weissweins die des Roten bei weitem übertraf. Fast alle diese bereits bekannten Fakten stammen aus einem einzigartigen Werk, nämlich der 1959 von Anne-Marie Courtieu Capt verfassten Doktorarbeit La vigne dans la partie méridionale de l’ancien domaine de Lausanne. Darin bedauert die Autorin, dass all ihre Quellen ausschliesslich aus den Waadtländer Archiven stammen und dass sie keinen Zugang zu den savoyardischen Dokumenten der damaligen Zeit hatte. Das lässt vermuten, dass ein nicht zu vernachlässigender Teil der Geschichte des Dézaley und des Lavaux noch zu schreiben bleibt.

In 1032, the Duchy of Burgundy which stretched into what is present-day Vaud, became part of the Holy Roman Empire so with immediate effect, the bishop of Lausanne became Prince of the Empire. From 1056 to 1089, whilst a conflict was raging between the Emperor and the papacy, the bishop’s throne in Lausanne was occupied by Burcard d'Oltingen, one of the most loyal supporters of Henry IV. He accompanied him to Canossa where,

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to avoid excommunication, the emperor had to ask Pope Gregory VII for forgiveness. In 1077, the bishop - referred to by his enemies as the antichrist of Lausanne - was given the fiefdoms of Lutry, Villette, Corsier and Chexbres as a token of gratitude for his loyalty. Useful bureaucracy In a region spared from wars and relatively prosperous, public administration

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often takes on an increasing importance. “From 1220 written documents started proliferating, especially legal ones, so that by the end of the Middle Ages the amount of red tape was terrifying”, explains the historian, JeanDaniel Morerod. This very bureaucracy provides us with an important number of clues about medieval vineyards, but without giving any overall picture. We find out that different types of wine co-

habit: the supra matrem, a wine made from the current year’s harvest, still on the lees, and wine from controlled production, described as “good, drinkable and merchantable”. Also, as different varieties were planted together in the same lots, the wine-makers could produce white or red, or a blend of both. Texts dating back to 1200 show that already then the quality of white wines was far greater than that of reds.

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Dézaley | Geschichte

Der Clos des Moines, eingebettet in die terrassierten Rebberge des Dézaley.

Die Mönche im Lavaux Zwischen dem 3. und 4. Jahrhundert kam das Mönchtum auf, definiert als religiös geprägte Lebensform von Mönchen oder Nonnen, die sich in einem Orden zusammenschliessen und gemeinsame Regeln respektieren. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts beeinflusste das Einsiedlerleben des heiligen Antonius von Ägypten zahlreiche seiner Anhänger, die aus dem Nahen Osten in den Westen zogen (in die Provence, nach Irland und Italien). Benedikt von Nursia, Prior von Monte Cassino, verfasste 529 seine Ordensregeln in 73 Kapiteln, welche das gesamte klösterliche Leben strukturierten. Unter anderem waren die Mönche verpflichtet, ihr Auskommen mit ihrer Hände Arbeit

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zu verdienen. Im 9. Jahrhundert erklärte Kaiser Ludwig der Fromme die Regel des Heiligen Benedikt für alle Klöster der westlichen Welt als verbindlich. 910 gründete der Herzog Aquitaniens die Abtei von Cluny und unterstellte sie direkt der Gewalt des Papstes. Diese Unabhängigkeit, die sie vor den Konflikten zwischen Adel und Klerus bewahrte, förderte die Prosperität der Abtei. Eineinhalb Jahrhunderte später erlangte Cluny seinen Höhepunkt, mit insgesamt 10 000 Mönchen, verteilt auf fast 1200 Klöster. Dieser Erfolg der Cluniazenser ging allerdings Hand in Hand mit einem Nachlassen der Disziplin. 1098 gründete Robert de Molesne die Abtei von Cîteaux an einem verlassenen, isolierten Ort. Die ersten Zisterzienser, die

ihr Leben der Askese und der Kontemplation widmeten, taten sich schwer damit, Nachwuchs zu finden. Das änderte 1112, als ein junger, charismatischer Adliger namens Bernard de Clairvaux mit zwanzig Gefährten nach Cîteaux kam. Als produktiver Autor und Berater der grössten Machthaber seiner Zeit verwandelte Bernard de Clairvaux die kleine, isolierte Abtei in einen Orden, der bald in der ganzen westlichen Welt tätig war. Bei seinem Tod, 41 Jahre nach seinem Ordensgelübde, zählte die Abtei gegen 350 Filialen.

Abtei von Montheron

1141 erhält diese sechs Jahre zuvor von Bischof Girard de Faucigny gegründete

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Die mittelalterliche Tour de Marsens thront stolz oben am Hang des Dézaley.

Zisterzienserabtei Güter im Osten des Dézaley, um darauf Reben anzupflanzen. Trotz grosszügiger Schenkungen ist das Kloster dem Untergang geweiht. 1536 verliert Lausanne seinen Status als Reichsstadt und wird von den Kantonen Bern und Freiburg, seinen früheren Verbündeten, eingenommen. Als Kompensierung offeriert Bern den Bürgern der ehemaligen Bischofsstadt das Weingut der Abtei von Montheron: den Clos des Abbayes. Montheron selber wird wenige Jahrzehnte später zerstört.

Abtei von Haut-Crêt

1134 vom Kloster Cherlieu im Burgund und unter dem Patronat des Lausanner Bischofs Guy de Maligny gegründet, er-

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hält diese Zisterzienserabtei den westlichen Teil des Dézaley. Haut-Crêt, ein prosperierendes Kloster von weitreichendem Ruf, verpachtet einen Teil seiner Rebberge an lokale Weinbauern. Mitte des 14. Jahrhunderts zählt die Weindomäne, zu der auch eine Schenke gehört, rund dreissig Winzer, die eine Pacht zahlen. 1536 wird das Kloster mitsamt seinen Gütern in die Vogtei von Oron integriert. Als der Kanton 1803 aus der Berner Vormundschaft entlassen wird, kaufen die Lausanner Behörden dieses Dézaley d’Oron genannte Weingut für 62 000 Franken zurück. Das vier Hektaren umfassende Gut nimmt 1912 den Namen Clos des Moines an. Die Abtei, die kurz als Spital dient, zerfällt und wird zur Ruine. Erst 2006 kann dank archäologi-

schen Grabungen ihr genauer Standort definiert werden.

Abtei von Hauterive

Die Zisterzienserabtei von Hauterive, in der noch heute rund zwanzig Mönche leben, wurde 1138 von Guillaume de Glâne gegründet. In jenem Jahr schenkte ihm der Bischof von Lausanne die Kirchgemeinde Les Faverges (wörtlich: die Schmiede) von Saint-Saphorin, zu der damals auch das Dézaley gehörte. In den Archiven finden sich zahlreiche Kaufs-, Verkaufs- und Pachturkunden von Rebparzellen, verteilt über sieben Jahrhunderte. 1848 konfiszierte die radikale Freiburger Regierung die Güter des Klosters, um die Reparationszahlungen ■ ■ ■

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Dézaley | Geschichte

Ein traumhaftes Dekor… Im Vordergrund der Clos des Abbayes.

aus dem Sonderbundskrieg zu begleichen. Zwanzig Jahre später schenkt der Freiburger Staatsrat, dessen politische Mehrheit mittlerweile geändert hat, verschiedenen religiösen Institutionen 435 000 Franken als Kompensation für die Enteignung ihrer Güter, inklusive die Domaine des Faverges. ■ ■ ■

Prämonstratenserabtei Humilimont-Marsens Die Abtei von Humilimont-Marsens, 1137 in Ogoz im Greyerzerland gegründet, beherbergt Mönche und Nonnen, die nach der Regel des heiligen Augustinus leben. Sie untersteht der Abtei von Lac-de-Joux, die 1141

ein Frauenkloster in Rueyres gründet, auf dem Territorium der Kirchgemeinde Saint-Saphorin. Die frommen Frauen pflanzen die ersten Reben an, vier Jahre später schickt ihnen der Orden Mönche aus Gruyère zur Verstärkung. 1325 schenkt Girard de Vuippens, Bischof von Lausanne und später von Basel, den Ordensleuten 300 Gulden, um «Rebberge im Dézaley zu kaufen». 1580 enteignet Papst Gregor XIII. das Kloster, das abgebrannt ist. Er überschreibt die Besitzungen von Humilimont dem von Jesuiten gegründeten Kollegium Saint-Michel. 1962 benötigt dieses Mittel, um seine Gebäude zu renovieren. Die Rebberge werden deshalb an den Kanton Freiburg verkauft, der sie in die Domaine des Faverges integriert, aber sich von einigen peripheren Reben trennt. So kommt eine Hektare im Dézaley-Marsens auf den Markt, zum Preis von 40 Franken pro Quadratmeter. AT

Dézaley - A Much Appreciated Wine In 1392, an inquisitioner staying at the Yverdon hospital complained about the wine. He demanded a wine of superior quality, specifically a Lavaux wine. Wines from estates belonging to monasteries, already among the most prestigious in Lavaux, enjoyed an excellent reputation and had considerable market value. Archives show that in the period 1344 to 1350, the price of a muid (about 600 litres) of Dézaley ranged from 60 to 140 sols on the Lausanne market. This is roughly equivalent to 15 to 35 francs a litre at today’s prices. At that time, a mason’s salary was two sols a day. The Abbaye de Montheron - In 1141 this Cistercian abbey, founded six

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years earlier by the bishop Girard de Faucigny, obtained the lands to the east of Dézaley for planting vines. Although benefitting from generous donations, the monastery foundered. In 1536, Lausanne lost its status of imperial city and came under the jurisdiction of the cantons of Bern and Fribourg, with which it had hitherto been allied. As a compensatory measure, Bern gave the burghers of the ancient episcopal city the winegrowing area of the Montheron abbey, Clos des Abbayes. The abbey itself was destroyed a few decades later. The Abbaye d'Haut-Crêt - Founded in 1134 by Cherlieu de Bourgogne under the patronage of Guy de Maligny,

bishop of Lausanne, this Cistercian abbey obtained the western part of Dézaley. Haut-Crêt soon became a prosperous and internationally recognised monastery, and leased part of its vineyards to local wine-growers. In the middle of the 14th century the estate, which included an inn, recorded some thirty wine-growers paying for leases. In 1536 the monastery and its land were incorporated into the Bailiwick of Oron. When in 1803 the canton was freed from Bernese control, the administration of Lausanne bought back for the sum of 62,000 francs what was then called the Dézaley of Oron. In 1912 this fourhectare estate took the name Clos des Moines.

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Dézaley | Degustation

Die einzigartigen Konturen des Dézaley Die Einzigartigkeit von Dézaley (und Calamin) ist im Waadtländer Weinbaugesetz seit mehr als sechzig Jahren anerkannt. Pierre Thomas Diese Vorherrschaft verloren sie 2009 zugunsten der regionalen Appellation Lavaux. Im Jahr 2013 überarbeitete der Staatsrat auf Ersuchen der Winzer aus den beiden Ex-Appellationen seine Vorlage. Dabei erhielten Dézaley (54 ha) und Calamin (16 ha) sogar mehr als nur eine AOC, nämlich eine «AOC Grand Cru». Die Produzenten der beiden «Terroirs» haben sich unter anderem dazu verpflichtet, ihre Weine nicht zu verschneiden (das Assemblieren von Rebsorten und Jahrgängen bis zu einem Anteil von 15% wird allerdings weiterhin toleriert). Dort, wo der Chasselas König ist Das gesamte Terroir des Dézaley, also 50 ha plus die 4 ha des Dézaley-Marsens, direkt unter dem gleichnamigen mittelalterlichen Turm, ist hauptsächlich dem Chasselas vorbehalten. Im DézaleyMarsens nimmt er 100% der Fläche ein, im Dézaley immerhin 86%. Der Gamay bringt es hier auf 4,14%, der Pinot noir auf 3,62%, der Merlot auf 2,31% und die Syrah auf 1%. 12% sind also roten Sorten vorbehalten, der Rest entfällt auf weisse Spezialitäten. Die Fläche ist in den letzten Jahren praktisch unverändert geblieben, doch die Erntemengen schwanken: 395 000 Liter waren es im Jahr 2012, als der Chasselas auf reife 80° Oechsle anstieg, 327 000 Liter 2013, mit etwas weniger als 76° Oechsle, und 367 000 Liter 2014 mit 76° Oechsle. Der Dézaley-Marsens bringt immer 2 bis 4° Oechsle weniger auf die Waage.

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2015 sind die erlaubten Höchstmengen für alle drei Appellationen des Lavaux dieselben, sie liegen bei 0,96 Liter klaren Weins pro Quadratmeter für den Chasselas. Bisher hat erst ein einziger Wein aus dem Dézaley darum ersucht, als 1er Grand Cru akzeptiert zu werden – und wurde aufgenommen. Es handelt sich um einen Teil des Dézaley La Guéniettaz von Christophe Chappuis aus Rivaz (10. in unserer Degustation, siehe Seite 16-17). Einzigartig, und dies seit Jahrtausenden Besitzt das Dézaley ein aussergewöhnliches Terroir? Die 54 ha Reben sind in Terrassen angelegt und türmen sich vom Seeufer auf 375 m bis zur Tour de Marsens auf 550 m Höhe auf. Die Niederschläge betragen 1100 mm pro Jahr. Doch diese 54 ha, also 1,41% der Waadtländer Rebfläche, sind anders als die restlichen 736 Hektaren des Lavaux, und zwar in mehrerer Hinsicht. Vor 20 bis 30 Mio. Jahren bildeten mergelhaltige Molasse und Moränen den südlich-südwestlich ausgerichteten Hang mit steilen Flanken, die bisweilen 100% Steigung aufweisen. Doch die Moräne ist im Dézaley weniger präsent, es dominiert ein kalkreicher, vom Menschen oft umgestalteter Boden: der Felsvorsprung von Rivaz hat ihn zurückgehalten, damals vor 12 000 Jahren, als der Rhonegletscher (der bis Lyon vorgestossen war), sich wieder zurückzog. Die 2004 veröffentlichte Studie zu den Waadtländer Terroirs bestätigt, dass der Untergrund des Dézaley (und des Calamin) mit keinem anderen Waadtländer

Boden oder «climat» übereinstimmt. Die Form der «hängenden Gärten», in der die Reben erzogen werden, 8000 bis 12 000 Stöcke pro Hektare (umgerechnet auf eine Hektare in der Ebene…), mittlerweile auf den «banquettes» genannten Terrassen auf Drahtrahmen und nicht mehr im Stickelbau erzogen, um die Erosion zu vermindern, die durch Mauern begrenzten Terrassen, die Tiefe der Böden, die Reflexion des Sonnelichts (durch den See und die Mauern), die vorherrschenden Winde (tagsüber vom See aufsteigend, nachts von Norden abfallend) – all das führt zu einer frühen Entwicklung der Pflanzen und einem um rund zwei Wochen verlängerten Vegetationszyklus, mit einer Lese, die später stattfindet als anderswo im Lavaux. Diese 54 ha Reben sind im Besitz von rund 120 Familien, 60 Produzenten sowie Weinhändlern, die sie bewirtschaften (darunter auch die Stadt Lausanne). Die Mehrheit der Produzenten ist in einer Vereinigung zusammengeschlossen, die vom Selbstkelterer Jean-François Chevalley aus Treytorrens präsidiert wird (siehe dazu: www.dezaley.ch).

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Dézaley | Degustation

Die Baronnie wird zwanzig Die Baronnie du Dézaley mit ihrer eigenen Produktionscharta und einer eigenen Flasche, in die ihr Name eingraviert ist, feiert dieses Jahr ihren zwanzigsten Geburtstag. Sie umfasst zwölf kleine und grosse (durch Kooptation ausgewählte) Mitglieder und wird von Luc Massy in Epesses präsidiert. Die Be-

wegung hat sich zum Ziel gesetzt, eine dem Chasselas aus dem Dézaley eigene Qualität besonders in den Vordergrund zu rücken: Dieser Weisswein altert nicht nur ausgezeichnet, sondern verbessert sich beim Reifen sogar noch; dabei verändert sich sein aromatisches Profil. Zwischen 2001 und 2006 hat die

Baronnie jeweils eine Kiste mit zwölf Flaschen auf den Markt gebracht (immer noch im Verkauf), mit dem Jahrgang 2013 hat sie an diese Tradition angeknüpft. Periodisch lässt sie «les grands millésimes» verkosten, die von ihren Mitgliedern seit 2000 zur Verfügung gestellt werden – und von einigen sogar schon viel länger. (Alle Details auf www.baronnie.ch). PTs

 Von links: François Murisier,

Alexandre Truffer, Dominique Fornage und Pierre Monachon.

© Pascal Besnard

Anfang Sommer hat die Jury der Baronnie die Dézaleyweine der Jahrgänge 2007, 2006, 1997, 1996, 1987 und 1986 wieder degustiert. Die ältesten (immerhin fast dreissig Jahre alt!) waren ihrem Höhepunkt offensichtlich sehr nahe, die vier «jüngsten» dagegen zeugen von einer schönen Frische und einem beeindruckenden Alterungspotential.

The Unique Contours of Dézaley The entire Dézaley area of 50 hectares and the 4 hectares of Dézaley-Marsens, situated directly beneath the medieval tower of the same name, are essentially dedicated to Chasselas: as much as 100% for Dézaley-Marsens and 86% for Dézaley, where Gamay represents 4.14%, Pinot Noir 3.62%, Merlot 2.31%, and Syrah 1%, in all 12% for red, with the rest being white specialities. Although the surface area has remained more or less stable over the last few years, production has fluctuated from 395,000 litres in 2012, to 327,000 litres in 2013, then rising to 367,000 litres in 2014. In 2015, the three Lavaux appellations will have the same Chasselas production quotas of 0.96 litres of clear wine per m2 .

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Unique characteristics, thousands of years old The 54 hectares of Dézaley terraced vineyards on the shores of Lake Geneva stretch upward over a surface of 375 m reaching an altitude of 550 m at the Tour de Marsens. Rainfall is on average 1,100 mm a year. Yet these 54 hectares, representing 1.41% of the total Vaud winegrowing area, are different from the 736 other hectares on a number of counts. Some 20 to 30 million years ago, the hill was formed of marly molassic rock and moraine, facing south to south-west, and the slopes sometimes reached gradients of 100%. Dézaley, however, has more of a clay-limestone soil because when the Rhone glacier receded 12,000 years ago,

the moraine was held back by the Rivaz rock spur. A number of factors favour the early development of the vine, extend the growing cycle by two weeks, and make for harvests that are later than elsewhere in Lavaux: the ‘hanging-gardens’ shape of the vines, planted at a density of 8 to 12,000 vines per hectare, on wires in narrow terraces, instead of the gobelet training system facing the slope, in order to limit erosion; the existence of terraces bordered by walls; the depth of the soil; the reflection of the sun (from the lake onto the walls); and the wind patterns (up-slope from the lake in the day and down-slope from the north at night).

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© Philippe Dutoit

 Die

Jury (von links): Jean Solis, Marco Grognuz, Richard Pfister, Daniel Dufaux und Fabio Penta.

Hinter den Kulissen einer Prestige-Degustation Die Organisatoren veröffentlichen niemals die Details einer Verkostung. Hier allerdings geben wir einige bekannt, auch wenn wir uns verpflichtet haben, nicht die komplette Weinliste zu enthüllen. Die Weine trafen aussergewöhnlich zahlreich bei uns ein. Wir räumen ein, dass es etwas mehr als 60 verschiedene Etiketten des Dézaley Grand Cru gibt, einige von Weinhändlern für die Grossverteiler produzierte inbegriffen. 52 Weine traten zum Rennen an, 31 aus dem Jahrgang 2014, mehrheitlich gerade erst abgefüllt, und 21 aus dem Jahrgang 2013; kein einziger war in beiden Jahrgängen vertreten. Zur Jury gehörten Daniel Dufaux, Präsident der Union Suisse des Œnologues und Önologe bei der Badoux SA in Aigle, der Selbstkelterer Marco Grognuz, Vizepräsident der Selektionskommission des Qualitätslabels Terravin, sowie zwei weitere Mitglieder desselben Areopags, nämlich der Önologe Richard Pfister sowie Jean Solis, und zu guter Letzt Fabio Penta, Kellermeister bei Œnologie à façon in Perroy.

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Acht Serien für 16 Finalisten Dieses Kollegium selektionierte zuerst blind die 16 Finalisten. In jeder von acht Serien (à sechs oder sieben Weine) wurden zwei Weine ausgewählt. Die Weine in den Serien waren willkürlich nach dem Zufallsprinzip verteilt, aber in jeder Serie befand sich mindestens einer, der Mitglied ist bei der Baronnie du Dézaley (von den zwölf Mitgliedern haben elf ihre Weine eingeschickt), plus zwei mit dem Label Terravin (16 von 52 trugen das goldene Label). 18 Weine waren mit Naturkorken verschlossen, 17 mit Diam-Korken und 16 mit Drehverschluss. Die Verhältnisse waren also ausgewogen, ohne dass die Verkoster darüber im Bild waren. Die 16 Finalisten waren einfach zu bestimmen, die Meinungen der Jurymitglieder gingen kaum je auseinander. Danach wurden die Weine erneut verkostet, (nach dem 20-Punkte-Schema) benotet und kommentiert, natürlich blind, in zufälliger Reihenfolge und ohne Wissen um Rangierung innerhalb der Serien oder um die Jahrgänge. Zum Erstellen des Klassements wurde

jeweils die höchste und die tiefste Note der Jury eliminiert. Die Reihenfolge der gleich bewerteten Weine ergibt sich aus der höchsten erhaltenen Note, danach aus der grosszügigsten tiefsten Note. Terravin schneidet stark ab! Die Weine mit Drehverschluss (8) überwogen im Finale die mit Naturkork und die mit Diam-Kork (je 4). Unter den elf besten Weinen tragen acht das Goldlabel von Terravin – eine bemerkenswerte Leistung! «Last but not least»: ein einziger (von ursprünglich elf Weinen) der Baronnie, die eine eigene Flasche besitzt, hat sich klassiert, allerdings an der Spitze mit 18/20 Punkten. Die besten sechs Weine stammen alle aus dem Jahrgang 2014. Der beste 2013er (von sechs) liegt ex aequo auf dem sechsten Platz. Zur Erinnerung (und gültig für jeden Wettbewerb): Diese Degustation widerspiegelt einen Augenblick, aufgenommen am Tag y zur Stunde x, sprich am Montag, den 6. Juli 2015, ab 9 Uhr, in der Weinbar «Le Midi 20» in Lausanne. PTs

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Dézaley | Degustation

 Von links: Toni und Agathe Fonjallaz, Patrick Fonjallaz, Pierre-Luc Leyvraz und Jean-François Neyroud-Fonjallaz.

Dézaley Grand Cru 2013 und 2014:

Die grosse Degustation Pierre Thomas Fotos: Bertrand Rey

1. 18/20

2. ex aequo 17,3/20

Dézaley GC 2014 Familie Fonjallaz, Agathe und Toni 12,8%, 70 cl, Naturkork, Baronnie-Flasche www.famillefonjallaz.ch

Dézaley GC 2014 Pierre-Luc Leyvraz, Chexbres 12,3%, 70 cl, Drehverschluss www.leyvraz-vins.ch

Helles Gelb. Intensive Nase, frische Fruchtnoten, mineralisch (Feuerstein); gute Struktur, reichhaltig, kompakt und mit Schmelz, homogen, lang anhaltend, mit einem Hauch von Bitterkeit. Ein markanter Terroirwein mit schönem Alterungspotential.

Helles Gelb. Frische, dichte Nase mit fruchtigen und mineralischen Noten. Schöne Reife, fleischiger, mächtiger Körper, lebhaft, rassig und komplex, von schöner Typizität und mit gutem Alterungspotential.

2. ex aequo 17,3/20

Dézaley GC 2014 Jean-François Neyroud-Fonjallaz, Chardonne, 12,5%, 70 cl, Drehverschluss, Terravin www.neyroud.ch

Dézaley de l’Evêque GC 2014 Patrick Fonjallaz 12,5%, 75 cl, Naturkork, Terravin www.fonjallaz.info Goldgelb. Offene, reife Nase mit leicht laktischem Anklang. Ausladender Auftakt, anmutig und weich, aber voller Frische; reichhaltig, trotzdem rassig und ausgewogen.

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2. ex aequo 17,3/20

Helles Gelb. Frische, fruchtige Nase mit mineralischen Noten und Zitrusaromen, im offenen, ausladenden Gaumen trifft man erneut auf die ausgeprägte Mineralität. Feine Bitternoten und gute Säurestütze – ein schöner, harmonischer Wein.

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5. 17/20

6. ex aequo 16,7/20

10. ex aequo 16,3/20

Dézaley GC L’Ermite 2014 Pascal Fonjallaz-Spicher, Epesses 12,9%, 70 cl, Drehverschluss, Terravin www.fonjallaz-vins.ch

Dézaley Renard GC 2013 Pinget Vins SA, Rivaz (J.-F. und M. Dizerens) 12,5%, 70 cl, Naturkork www.dizerensvins.ch

Plan Perdu, Dézaley GC 2013 Christelle Conne, Chexbres 12,5%, 70 cl, Diam-Kork, Terravin www.cavechampdeclos.ch

Helles Gelb. Diskrete, mineralische, schon etwas entwickelte Nase; reichhaltige Struktur mit Schmelz, Finale etwas laktisch, präsente Kohlensäure, die dem verführerischen Wein Frische und feine Bitternoten verleiht. 6. ex aequo 16,7/20 Dézaley Les Embleyres 2014 Les Fils Rogivue, Chexbres 12,5%, 70 cl, Drehverschluss, Terravin www.rogivue.ch Helles Gelb. Feine Nase mit Noten von Feuerstein, Lindenblüten, Quitten und Honig. Gaumen ausgewogen, von schöner Harmonie und mit guter Struktur. Ein frischer, vifer Wein, elegant und von grosser Finesse. 6. ex aequo 16,7/20 Dézaley GC 2013 Domaine Bovy, Chexbres 12,8%, 75 cl, Diam-Kork, Terravin www.domainebovy.ch Helles Gelb. Florale Nase mit Noten von Lindenblüten sowie mineralischen und Gär­ aromen. Frischer, fülliger Auftakt voller Schmelz, schöne Länge im Gaumen, weich, reichhaltig; etwas alkoholisches Finale.

Gelb mit gräulichen Reflexen. Diskrete, feine Nase mit Noten von Rebbergspfirsichen und Quitten. Gehaltvoll, fleischig und voluminös. Lang und vielversprechend – ein Wein, der seine Frische bewahrt hat.

14. 15,6/20 10. ex aequo 16,3/20 Dézaley GC 2014 Alexandre Chappuis & Fils, Rivaz 12,5%, 70 cl, Drehverschluss, Terravin www.vins-chappuis.ch Helles Gelb. Schmeichelnde, feinwürzige Nase. Weicher Auftakt, mittlere Struktur, mittlere Fülle, aromatisch und mit lebhaftem Finale von angenehmer Länge. 10. ex aequo 16,3/20 Dézaley GC 2013 1er Grand Cru, La Gueniettaz Christophe Chappuis, Rivaz 12,8%, 70 cl, Naturkork www.domainechappuis.ch Helles Gelb. Komplexe Nase mit laktischen und Gäraromen, ein Hauch von Holz. Geschmeidiger Auftakt, dichte, feine Textur; üppiger Wein mit einem Hauch von Bitterkeit im Finale (etwas brandig).

6. ex aequo 16,7/20

10. ex aequo 16,3/20

Dézaley GC 2014, Côte d’Or Domaine Ruchonnet, Rivaz 13%, 70 cl, Drehverschluss, Terravin www.vins-de-st-saphorin.ch

Dézaley GC 2013 Constant Jomini, Chexbres 12%, 70 cl, Diam-Kork www.jomini-vins.ch

Helles Gelb. Frische, ausgewogene und elegante Nase mit Zitrusfruchtnoten; frischer Auftakt, lang und voluminös. Schöne Persönlichkeit und interessantes Alterungspotential.

Helles Gelb. Frische Nase mit Aromen von gelbem Pfirsich, Mango und einem laktischen, ja buttrigen Anflug. Reichhaltiger, ausladender Wein, harmonisch und gefällig.

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Gelb. Frische Nase mit reifen Fruchtnoten und präsenten mineralischen Akzenten. Frischer Auftakt, feine Textur, Noten von Ananas und Mango. Ein trinkreifer Wein, dem es ein bisschen an Lebhaftigkeit mangelt.

Dézaley GC 2014, Latitude 46°47 Christophe Chappuis, Rivaz 12,5%, 70 cl, Drehverschluss, Terravin www.domainechappuis.ch Helles Gelb mit goldenen Reflexen. Von der Gärung geprägte, etwas laktische Nase mit Karamelnoten. Runder Auftakt, ein weicher, geschmeidiger, fast süsslich wirkender Wein von mittlerer Länge. 15. ex aequo 15,3/20 Dézaley GC 2014 Philippe Rouge, Cave A la Cornalle, Epesses, 12,8%, 70 cl, Drehverschluss, Terravin www.rouge-vins.ch Helles Gelb. Verschlossene, etwas reduktive Nase mit Noten von Feuerstein und Röstaromen. Im Gaumen etwas unentschieden zwischen Reichhaltigkeit und Bitternoten, trotz einer grossen Länge. Unbedingt in eine Karaffe umgiessen! 15. ex aequo 15,3/20 Dom. de la Chenalettaz, Dézaley GC 2013 Jean-François Chevalley, Treytorrens 13%, 70 cl, Diam-Kork, Terravin www.vins-chevalley.ch Goldgelb. Etwas verschlossene, reife, vom Terroir geprägte Nase. Vollmundiger Auftakt mit Schmelz und Gehalt, fleischig, aber noch nicht voll entfaltet; reichhaltig, etwas schwer und mit markanter Kohlensäure.

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Dézaley | Weintourismus

Annäherung an eine monumentale Weinlandschaft

Ein Abend im Dézaley

Urtümlich, wild, schroff – und gleichzeitig mild und sanft: so präsentiert sich das Dézaley, eine einzigartige Kulturlandschaft, geschaffen von Natur und Menschenhand. Ein grandioses Stück Landschaftsarchitektur, dem man sich am besten zu Fuss nähert. Eva Zwahlen – Fotos: Hans-Peter Siffert Treffpunkt ist das Winzerdorf Epesses, 1. Juli 2015, abends um 20 Uhr. Die Quecksilbersäule zeigt immer noch weit über dreissig Grad, die Luft ist flirrend heiss, das Atmen fällt schwer. Welche Wohltat, am plätschernden Brunnen an der Route de la Corniche die Arme einen Moment ins Wasser zu tauchen! Selbstkelterer Louis Fonjallaz, der sich als Führer durch «sein» Dézaley zur Verfügung gestellt hat, wirkt ebenfalls etwas mitgenommen. «Es ist spät geworden gestern abend», entschuldigt er sich. Dann schwingt er sich auf seine Vespa und braust los, wir im Auto hinterher. Wo Chemin de la Dame und Chemin du Dézaley zusammentreffen, lassen wir unsere Gefährte stehen und schlendern auf dem Chemin du Dézaley in Richtung der untergehenden Sonne. Den ganzen Tag über hat sie vom wolkenlosen Himmel gebrannt. Doch jetzt weicht die gnadenlose Hitze unmerklich einer erträglicheren Wärme, wird die gleissende Helligkeit von einem milderen Licht abgelöst. Selbst die Reben, welche den Weg säumen, scheinen aufzuatmen.

nem schwindlig werden, so steil fallen die Rebkaskaden gegen den See hin ab; eine Schrecksekunde lang meint man, ein einziger Augenblick der Unaufmerksamkeit würde genügen, um kopfüber ins Wasser zu stürzen. Rechterhand erheben sich von Menschen aufgetürmte Steinmauern, welche die unzähligen klei-

nen Rebterrassen stützen, da und dort unterbrochen vom Naturfelsen, diesem unverkennbaren, «poudingue» genannten, harten und kalkreichen NagelfluhKonglomerat, das so typisch ist für das Dézaley. «Abends, wenn es abkühlt, spürt man den Unterschied», meint Louis Fonjallaz und legt seine Hände prüfend

«Abends, wenn es abkühlt, spürt man den Unterschied», meint Louis Fonjallaz und legt seine Hände prüfend auf Mauern, Felsen und Metallgeländer. «Die Mauern» – insgesamt rund 400 Kilometer im ganzen Lavaux, mehr als 300 davon im Dézaley – «speichern die Hitze des Tages und geben sie nachts langsam wieder ab.» Der Wasserfall von Forestay neben dem Vinorama inspirierte einst Maler Marcel Duchamp. 

 Die

Hand des Winzers Louis Fonjallaz und die in den Steinmauern des Dézaley gespeicherte Hitze.

Sehnsuchtsort Dézaley «Ich liebe es, abends im Dézaley spazieren zu gehen», meint Louis Fonjallaz. Damals, als er als junger Winzer in Tasmanien arbeitete, hatte er Heimweh nach diesen Momenten. Vollkommen glatt und still liegt uns der Lac Léman zu Füssen. Schemenhaft zeichnen sich am anderen Ufer drüben die Savoyer Alpen im Dunst ab, eine gewaltige Theaterkulisse vor blauem Grund. Fast könnte ei-

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auf Mauern, Felsen und Metallgeländer. «Die Mauern» – insgesamt rund 400 Kilometer im ganzen Lavaux, mehr als 300 davon im Dézaley – «speichern die Hitze des Tages und geben sie nachts langsam wieder ab.» Dass die «dritte Sonne» mehr ist als ein Gerücht, merkt der abendliche Flaneur in den Reben. Die Steinmauern und Naturfelsen sind deutlich wärmer als Geländer oder Betonmauern und verströmen eine mollige Wärme, fast wie ein Kachelofen. «Darum liegt die Temperatur am Ende des Tages im Dézaley immer deutlich höher als in Epesses, wo ich wohne», meint Louis. Stille, nichts als Stille Eine friedvolle Stille hat sich über uns gesenkt. In einem Gebüsch zwitschert ein Gartenrotschwanz, auf dem Dachfirst des imposanten Clos des Abbayes flötet eine Amsel, Eidechsen huschen flink in ihre Verstecke, während der Horizont zu verschwimmen und die verblassende Sonne sich im Dunst aufzulösen scheint. Zwei, drei Segelschiffe, kleine weisse Dreiecke, gleiten tief unter uns über die spiegelnde Fläche des Sees. Nur einmal wird die Ruhe durch das ferne Rauschen ■ ■ ■

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An evening in Dézaley “I love walking around Dézaley in the evenings”, says the winegrower Louis Fonjallaz, with a smile. He explains that he missed those moments when as a young man he worked as a winegrower in Tanzania. The perfectly still waters of the lake spread out below. Beyond the shores, on the other side, like a huge stage setting we can see the misty outline of the Savoie Alps. To our right, the masonry stone walls built to support the numerous vine terraces, are discontinued here and there by blocs of puddingstone, a very characteristic rock, a hard lime-conglomerate typical of the Dézaley area. “In the evenings, when the air gets cooler, we can feel the difference” explains Louis Fonjallaz as he places his hands on the walls, then on the rock, and then on the metal bars. “The walls – 400 kilometres of them in Lavaux, of which 300 are in Dézaley – store the heat during the day and emit it at night”. You only need to stroll around the vineyards at night to realise that this ‘third sun’ is not a myth. The walls and the rocks are far warmer than the cement and the metal barriers, and they emit a steady heat, like a tiled stove. “That’s why, at the end of the day, the temperature here is higher than in Epesses, where I live”.

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Dézaley | Weintourismus

Zwischen Jungfraujoch und Matterhorn

Asien im Lavaux Kaum ein Schweizer Winzer setzt so zielbewusst auf die Karte Tourismus wie Eric Bovy. Vor allem Gäste aus Asien bekommen dank ihm einen kleinen Einblick in Landschaft und Weinschaffen des Lavaux. Eric Bovys kleines Königreich in Chexbres, hoch über dem Genfersee, mit gepflegtem Garten, Pétanque-Bahn und plätscherndem Brunnen, diversen Sitzgelegenheiten, einer überdachten Veranda und – natürlich! – grandiosem Blick auf Reben, See und Berge vermittelt nichts weniger als einen kleinen Vorgeschmack aufs Paradies. Wie stets dieser Tage erwartet Eric Bovy japanische Reisende. Wir nutzen die Ruhe vor dem Taifun, um ihn nach seinem Erfolgsrezept zu fragen. Der Winzer mit der Statur des ausgewiesenen Geniessers bewirtschaftet das elterliche Gut zusammen mit seinem Bruder Bertrand. Dieser ist zuständig für Reben und Keller, Eric hingegen kümmert sich «während der Saison» an sieben von sieben Tagen um die Kunden, zumeist Reisegruppen, aber auch Hochzeits- oder Geburtstagsgesellschaften sowie Feinschmecker, die etwa zu seinen beliebten Tapasabenden herbeipilgern. Unverkennbar: das Geschäft brummt. Unesco als Tourismushelfer «2007 hat es klick gemacht», bestätigt Bovy, der sich durch sein ständig dudelndes Handy nicht aus der Ruhe bringen lässt. 2007 wurde das Lavaux ins UnescoWeltkulturerbe aufgenommen. «Wir haben schon vorher mit Reise- und Tourismusbüros zusammengearbeitet, aber ab 2007 sind die Besucherzahlen markant gestiegen.» Bewirtete er 2008 noch 50 bis 60 Gruppen aus Japan, sind es jetzt mindestens 150 pro Saison, «und das sind jetzt nur die von Kuoni…». Bovy spricht diverse Sprachen, als leidenschaftlicher Japanliebhaber und -kenner sogar ein bisschen Japanisch. «Ich liebe den Kontakt zu Menschen», meint er, und man glaubt es ihm aufs Wort. Die Japaner liegen ihm besonders am Herzen, «sie sind sehr respektvoll und liebenswürdig.»

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Bertrand und Eric Bovy

Während wir auf die japanischen Gäste warten, kommen zwei etwas verloren wirkende Frauen mit Sonnenschirm zögerlich herbei und fragen nach einem Restaurant. Die beiden sind aus Shanghai und Eric Bovy bemüht sich nach Kräften, ihnen auf den richtigen Weg zu helfen. «Ich fungiere auch als Infopunkt für Touristen, die sich verlaufen haben…», lacht er. «Manchmal meinen die Leute sogar, das hier sei ein Restaurant.» Keine zwei Minuten danach schneit wie zur Illustration ein junges Paar aus Château d’Œx herein, die Frau bestellt munter eine Cola Zéro. Freundlich erklärt der Hausherr, er sei Winzer. Zéro Cola also, dafür Saint-Saphorin und Traubensaft. Nicht lange, und die jungen Leute entschliessen sich spontan, hier an diesem lauschigen Plätzchen ihre Hochzeit zu feiern. Eric Bovy zückt sein Smartphone, studiert seine Agenda – und flugs ist der Termin gebucht. Neuland für asiatische Touristen Eine halbe Stunde später steht der Hausherr, umringt von einer Schar Japaner, in seinem prachtvollen Holzfasskeller und erzählt, dass die imposanten Bilder, welche die teilweise hundert Jahre alten Fuder zieren, von seinem Grossvater Maurice stammen. Die Gäste aus Asien quittieren seine Erläuterungen mit «Ahs» und «Ohs» und probieren aus kleinen Gobelet-Gläschen mit geschürzten Lippen die Weine des Hauses. Besonderen Anklang finden der weisse Saint-Saphorin und der ebenfalls aus Chasselastrauben gekelterte Strohwein Chorus. Bevor die Japaner ihre Reise in Richtung Chamonix fortsetzen, werden sie die eine oder andere der kostbaren Flaschen erwerben. «Die Ver-

packung ist für Japaner sehr wichtig», erläutert Eric Bovy, «deshalb legen wir Wert auf hochwertige, elegante Aufmachung.» Immerhin 10% der unter eigener Etikette kommerzialisierten 65 000 Flaschen Wein verkauft Bovy bei solchen Touren und anderen Anlässen auf dem Gut. Die meisten Mitglieder der Gruppe sind zum ersten Mal in der Schweiz. Nicht so Takao und Fumiko Iwasaki, die vor vierzig Jahren auf ihrer Hochzeitsreise schon hierher kamen. Die Höhepunkte ihrer zweiten helvetischen Tour? Das Jungfraujoch natürlich! Das Matterhorn! Luzern! Und die Weine? Er kenne nur Chardonnay, meint Takao entschuldigend, Schweizer Weine hätte er vorher noch nie probiert. «The white one is very good, very interesting», meint er höflich und beeilt sich, zwei Flaschen zu kaufen. Schon mahnt die Reiseleiterin zum Aufbruch, der nächste Höhepunkt des Europatrips wartet. Ob sich Takao, Fumiko und ihre Reisegefährten zu Hause noch an die spektakulären Rebterrassen des Lavaux erinnern werden? Es bleibt zu hoffen. Sicher aber wird ihnen die herzliche Gastfreundschaft von Eric Bovy – und damit ein Stück ureigenes Waadtland – unvergessen bleiben. EZ  Fumiko und Takao, 40 Jahre nach der

Hochzeitsreise wieder in der Schweiz!

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Abendlicher Blick vom Dézaley auf die Tour d'Aï und die Tour de Mayen, hinter denen – wie bestellt! – der Vollmond aufgeht…

eines Zugs unterbrochen. Eine angenehme kleine Brise kommt auf, «der typische Abendwind des Dézaley, der vom Berg herunterweht» und uns fast zärtlich über die Gesichter streicht. Louis Fonjallaz erzählt vom speziellen Klima des Dézaley: Am Morgen liegt der Hang bis etwa 9 Uhr im kühlenden Schatten, bis zum Sonnenuntergang baden die Reben danach aber im vollsten Sonnenlicht, stets belüftet von einer kleinen Brise, die vom See heraufweht, abends vom Bergwind. Diese speziellen Verhältnisse bescheren dem Chasselas eine lange Reifezeit; nirgends treibt er früher aus als im Dézaley, nirgends wird er später gelesen. Wir setzen uns auf eine Bank und schauen schweigend zu, wie sich die Landschaft rund um uns herum in eine Symphonie in Blau verwandelt. Die Rebhänge, die Bergkämme, der See – alle kleiden sich in andere, immer dunkler werdende Schattierungen von Blau. «Hört ihr das?», fragt Louis leise. Ja, wir hören es: es ist still. Vollkommen und wunderbar still. Und nun, wie nach Drehbuch, geht der Vollmond über Tour d’Aï und Tour de Mayen auf und taucht die Landschaft in silbernes Licht. Ob die Mönche, die diesen unwirtlich-schroffen Hang zähmten und terrassierten, bisweilen auch hier sassen und wortlos staunten ob der Schönheit ihres Werks? Höchste Zeit, eine Flasche Dézaley zu öffnen und auf ihr Wohl zu trinken! ■■■

Asia Meets Lavaux

It’s here in Chexbres, every day of the week at this time of year, that Eric Bovy awaits the arrival of a group of Japanese tourists. He manages the family estate with his brother Bertrand who takes care of the vineyards and the cellar. Eric looks after the clients (24/24 during the season): organised winery tours, wedding and birthday receptions, and even tapas evenings for gourmet groups. Business is clearly booming. In the calm before the storm, we managed to ask the bon vivant winegrower about the secret of his success. “In 2007, the penny dropped”, he began, without paying any attention to the incessant ringing of his cell phone. The year 2007 was when Lavaux was designated a UNESCO world heritage site. “We were already working with travel and tourist agencies but by 2007 the number of visitors had risen enormously. By 2008, we had 50-60 Japanese groups in the season and now it’s at least 150 – and that’s only Kuoni groups”. Taking groups around the winery and hosting events generates substantial sales that account for 10% of the estate’s 65,000 labelled bottles. He speaks a number of languages, even some Japanese. “I love the contact with people” he says, which one can easily believe! He has a weak spot for the “very respectful and dignified way of the Japanese”.

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Dézaley | Weintourismus

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Nützliche Adressen Es gibt mittlerweile ein umfangreiches touristisches Angebot mit geführten Touren durchs Lavaux und damit auch durchs Dézaley. Wer nicht zu Fuss gehen mag, kann sich in eines der beiden Tourismuszüglein Lavaux Panoramic oder Lavaux Express setzen und sich kreuz und quer durch die Reben chauffieren lassen. Doch keine Sorge: Im Gegensatz zu anderen Stätten des Weltkulturerbes wird das Dézaley – Gott sei Dank – bis heute nicht von Touristenmassen überrollt, auch wenn die Besucherzahlen merklich zugenommen haben. Im Winter oder abends ist man fast allein. www.lavaux-unesco.ch www.region-du-leman.ch www.myvaud.ch www.lavaux-panoramic.ch www.lavauxexpress.ch www.montreux-vevey.com Ein obligatorischer Besuch Nach telefonischer Voranmeldung sind Besucher bei allen Winzern willkommen. Wer ein breiteres Weinsortiment kennenlernen und verkosten möchte, dem sei unbedingt das architektonisch sehenswerte Vinorama (1) & (2) empfohlen. Seit dem April 2015 führt ein Weg direkt vom Vinorama steil bergauf, vorbei an sprühenden Wasserfällen und mitten durch die Reben bis zum Chemin de la Dame. www.lavaux-vinorama.ch Per Pedes durchs Dézaley (3) Das Wegnetz durch Lavaux und Dézaley ist dicht und vielfältig. Da die meisten Wege asphaltiert sind, können sie auch bestens mit dem Fahrrad erkundet werden. Eine besonders schöne, etwas mehr als einstündige Tour führt vom Dampfschiffsteg in Cully direkt dem See entlang vorbei an Campingplatz

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und Hafen bis zur Zug-Haltestelle Epesses. Via Unterführung geht es nun hoch in die Rebberge Richtung Epesses, dann aber auf halber Höhe rechts in den Chemin du Calamin, der nach längerem Marsch zum Chemin du Dézaley wird. Vorbei an den imposanten historischen Gütern der Stadt Lausanne, Clos des Moines und Clos des Abbayes, gelangt man schliesslich auf den Chemin de la Dame und erreicht, steil abwärts gehend, das Vinorama. Mit Volldampf voraus (4) Ein Spaziergang durchs Dézaley wird höchstens noch übertroffen von einer Fahrt auf einem der altehrwürdigen, aus der Belle Epoque stammenden Dampfschiffe der CGN. Unvergleichlich der Blick vom Oberdeck aus auf den imposanten Rebhang des Lavaux und seine steilste Partie, das Filetstück gewissermassen: das Dézaley. Weit oben erkennt man die mittelalterliche Tour de Marsens und, weiter östlich, den an Hollywood erinnernden Schriftzug «Dézaley», der in riesigen weissen Lettern auf dem Bergkamm prangt. www.cgn.ch

Empfehlenswerte Restaurants Sympathische Auberge mitten in Epesses, mit Blick auf Rebterrassen und Lac Léman. Regionale Spezialitäten wie Eglifilets oder Saucisson Vaudois. www.aubergeduvigneron.ch Im Café de Riex, einem typischen, sehr gemütlich eingerichteten Bistro, wird man mit einer originellen Marktküche und Terroirprodukten verwöhnt. Am Herd steht Peter Hasler, der früher im Restaurant Raisin in Cully kochte. www.cafe-de-riex.ch Die Auberge de l’Onde mitten in den engen Gässchen von St-Saphorin lohnt nicht nur wegen ihrer exzellenten Küche einen Besuch, sondern auch wegen Maître d’hôtel und Sommelier Jérôme Aké Béda. Er ist ein eben so profunder wie begeisterter Kenner und Liebhaber der Waadtländer Weine. www.aubergedelonde.ch

Empfehlenswerte Hotels Hotel Baron Tavernier & Spa, Luxuriös, geschmackvoll und teuer, mit atemberaubendem Blick, Spa und gastronomischem Restaurant. www.barontavernier.ch Hotel Lavaux (5), Praktisches, modernes Hotel, sehr gut gelegen und von vielen asiatischen Gästen besucht. www.hotellavaux.ch

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Wyschiff

 Das Wyschiff – ein geglücktes

Treffen von Wasser und Wein!

Schwimmendes Schaufenster für Qualitätsweine aus der Schweiz

Wyschiff ahoi! Das Wyschiff? Eine kleine, feine Weinmesse in fünf Schweizer Städten, die ausschliesslich ausgewählten Schweizer Produzenten vorbehalten ist und den Wein dorthin bringt, wo er hingehört: zu den Konsumenten. Eva Zwahlen Fotos: Hans-Peter Siffert Wer beim Besuch des Wyschiffs trunkene, von Fondueduft geschwängerte Volksfestatmosphäre erwartet, sieht sich aufs angenehmste enttäuscht. Still und edel liegt die MS Berner Oberland am Steg in Thun, das schönste aller Wyschiffe, «aber das darf man nicht sagen, sonst sind die anderen beleidigt», wie ein Aussteller hinter vorgehaltener Hand verrät. Kundenkontakt im Mittelpunkt Jeder Gast wird persönlich willkommen geheissen, erhält sein Degustationsglas und, falls gewünscht, Anleitung zur Verkostung. Die Atmosphäre ist angenehm ruhig und konzentriert, die Stände schlicht und stilvoll, bestückt mit edlen schwarzen Spucknäpfen. Sie hätten noch nie einen Betrunkenen gesehen auf den Schiffen, hört man an jedem Stand. Es bleibt genügend Raum, um in aller Seelenruhe zu verkosten und mit den Produzenten zu fachsimpeln. Das Gespräch mit dem Winzer, der Winzerin – das Gros der Aussteller besteht aus Selbstkelterern – ist das Nonplusultra des Wyschiffs und der Idee dahinter. Genau darum geht es: um den Kontakt zwischen Konsumenten und Produzenten. Kein Wunder, besteht strikte Anwesenheitspflicht für die Winzer.

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Alle sitzen im gleichen… Wyschiff Das erste bekannte Gesicht, das uns auffällt, gehört Jean-Daniel Porta aus Aran. Er ist zum vierten Mal in Thun, stellt aber auch auf dem Wyschiff in Luzern und Basel aus. «Man darf sich keine Illusionen machen», meint er, «es ist ein ziemlicher Aufwand, vor allem auch zeitlich, aber auf lange Sicht lohnt es sich. Wir wollen hier Deutschschweizer Kunden zurückgewinnen und auch Junge ansprechen.» Und gelingt das? Durchaus! Auf dem Wyschiff Luzern etwa lernte Porta eine Gruppe von Weinfreunden kennen, die ihn bald darauf auf seinem Gut im Lavaux besuchten. Es brauche einen langen Schnauf, bestätigt Willy Deladoëy, Produzent aus Bex (Domaine Le Luissalet), mit einem Bein in der Waadt und dem anderen im Wallis. Der Präsident ad interim der Fédération suisse des vignerons erzählt: «Im ersten Jahr schauen die Besucher bloss und wagen sich nicht an den Stand. Im zweiten probieren sie den Wein. Und im dritten bestellen sie dann…» Trotzdem ist er überzeugt vom Konzept. Denn es besteht Handlungsbedarf: «Vor einer Stunde kamen ein paar Junge aufs Schiff, die gleich wieder kehrtmachten, als sie sahen, dass hier nur Schweizer Wein ausgeschenkt wird», erzählt der

leutselige Willy Deladoëy in fast perfektem Deutsch. Oft fehle in der Schweiz der Stolz auf das eigene Produkt. Da sei das Wyschiff eine gute Möglichkeit, zu zeigen, wozu Schweizer Winzer in der Lage sind, und Restaurateure wie Private gleichermassen zu erreichen. «Viele Restaurants ziehen es vor, alle Getränke vom gleichen Lieferanten zu beziehen, das können wir nicht bieten.» Er schätzt auch die Offenheit unter den Winzern, die Freundschaften, die entstehen, den wachsenden Zusammenhalt. «Es ist wichtig, dass wir zusammenarbeiten», ist er überzeugt, «wir sitzen im gleichen Boot». Gerade im intimen Rahmen des Wyschiffs könne man Beziehungen knüpfen. Das schätzen auch die Kunden, etwa Barbara und Peter Marbet aus Basel, die in Thun in den Ferien weilen. «Wir legen grossen Wert auf den persönlichen Kontakt zum Produzenten», betonen sie, «wir wollen die Geschichte hinter dem Wein kennen und uns beim Geniessen an schöne Momente und Begegnungen erinnern.» Die Rückeroberung Der Präsident, gewissermassen der Kapitän der Wyschiffe, den ein Hauch von Dandytum umweht, ist der zuvorkommende Jean-Pierre Cavin. Unterstützt

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wird er von Stephan Schnoz, dem Sekretär der Vereinigung und nach eigener Aussage «Zudiener von Monsieur le Président». «Wir sind eine grosse Familie von 37 Winzern», beginnt Jean-Pierre Cavin zu schwärmen, kaum dass er sich von seinem Stand (an dem er die Arti­sans Vignerons d’Yvorne vertritt) loseisen kann. Vor zwölf Jahren begann das Abenteuer in Basel, doch Monsieur le Président ist noch lange nicht müde: «Es gibt

noch andere Seen, denen ein Wyschiff gut bekommen würde, Murtensee, Bielersee, Genfersee, Bodensee…» Das Ziel der ganzen Aktion: die Deutschschweiz zurückerobern! «Die Diagnose ist unbestritten: Die Deutschschweizer Kunden kommen nicht mehr zu uns, also kommen wir zu ihnen.» Wir sind in diesem Fall die Westschweizer Produzenten, die den Löwenanteil der Schweizer Weinproduktion abdecken. Obwohl man auf der

«Wir wollen hier Deutschweizer Kunden zurückgewinnen und auch Junge an­ sprechen.» Jean-Daniel Porta

Ausstellerliste der Wyschiffe selbstredend den einen oder anderen Produzenten von diesseits der Saane oder aus dem Tessin findet. Mittlerweile besteht übrigens eine Warteliste von Produzenten für die fünf Wyschiffe in Rapperswil, Luzern, Basel, Thun und Zug. Zu den wichtigsten Sponsoren gehört seit kurzem Swiss Wine Promotion. Zu Recht, sind doch die Wyschiffe wunderbare Schaufenster für Vielfalt und ■ ■ ■

«Im ersten Jahr schauen die Besucher bloss und wagen sich nicht an den Stand. Im zweiten probieren sie den Wein. Und im dritten bestellen sie dann…» Willy Deladoëy

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Wyschiff

«Unsere Gäste sind interessierte Weinken­ ner, also genau das, was wir suchen.» Jean-Pierre Cavin

«Zahlreiche Kunden, die wir hier kennenlernen, kommen uns auf dem Gut besuchen.» Marylène und Louis Bovard-Chervet

Reichtum des Qualitätsweinbaus unseres Landes. «In Zug, wo viele Expats leben, sind die Leute jeweils begeistert, wenn sie entdecken, was für tolle Weine die Schweiz produziert», erzählt JeanPierre Cavin stolz. ■ ■ ■

Der Kunde ist König Jeder Aussteller lädt seine Kunden ein, daneben verkünden Plakate, Annoncen in Zeitungen oder Werbespots in Lokalradios, dass bald das Wyschiff vor Anker gehen wird. «Dank den sozialen Medien

wie Facebook erreichen wir auch die jungen Leute, das ist uns besonders wichtig», betont Cavin. Der Besucherandrang hier in Thun hält sich in Grenzen, aber «weniger ist mehr. Uns interessiert die Qualität, beim Wein und den Besuchern. Unsere Gäste sind interessierte Weinkenner, also genau das, was wir suchen.» Die Jungen kommen in erfreulich grosser Zahl. Sie kennen sich meistens noch nicht so gut aus, sind aber offen und neugierig. «Wir wollen die Jungen für Schweizer Wein sensibilisie-

ren, ihnen die Geschichten erzählen, die hinter jedem Wein, jedem Produzenten stehen», meint Ernst Born. Er, der im Auftrag von Swiss Wine Promotion für den Empfang der Gäste zuständig ist, nimmt sich ihrer gerne an und führt sie in die Geheimnisse der Degustation ein. Vor dem Stand des jungen Winzerpaars Marylène und Louis Bovard-Chervet vom Château de Praz im Vully drängen sich auffallend viele Junge. «Wir waren von Anfang an in Thun dabei», erzählt Marylène, die auf diese Weise ein

Swiss Wines – Sail On! Ever heard of a Wyschiff? It’s a German name combining wein (wine) and Schiff (ship). It’s a wine fair on the lake! Imagine a vessel loaded with handpicked nectars sailing into 5 cities in German-speaking Switzerland - and taking consumers on board. When the imposing MS Berner Oberland stood moored at the pier in Thun, an exhibitor whispered: “That’s the most beautiful Wyschiff, but keep that to yourself

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for fear of offending the others!” Visitors who board a Wyschiff are given a personal welcome, a wine-tasting glass, and any advice or information they may need. The atmosphere is pleasantly calm and focussed, the stands are elegantly designed and equipped with very smart black spittoons. At every stand we are repeatedly told that no-one ever gets drunk on board a Wyschiff. There’s enough space to allow for leisurely tast-

ing, and chatting with the producers. The possibility of talking with the winemakers is the main attraction of this initiative and the underlying principle. The whole point is to bring together producers and consumers. It’s essential for the wine-makers to be there in person. Staying power and patience “It needs staying power and patience”, explains Willy Deladoey, the ad interim

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«Im Mittelpunkt steht nicht der eigene Wein, sondern der Schweizer Wein als Ganzes.» Jean-François Chevalley

tragfähiges Beziehungsnetz aufbaut. «Zahlreiche Kunden, die wir hier kennenlernen, kommen uns auf dem Gut besuchen.» Die junge Önologin schätzt den Austausch. «Nicht zuletzt dank dem Echo der jungen Kundschaft haben wir unsere altmodischen Etiketten umgestaltet – jetzt kommen sie wesentlich besser an!»

Das nächste Wyschiff geht in Zug vor Anker, vom 12. bis 15. November 2015: www.wyschiff-zug.ch

ten sind. Abends gehen wir meistens miteinander essen, trinken ein Glas – und schlafen danach himmlisch.» Ohne Zweifel im Bewusstsein, dass das Wyschiff gut auf Kurs ist!

Schaufenster für den Schweizer Wein Ein alter Wyschiff-Hase und erklärter Fan ist Jean-François Chevalley aus

dem Lavaux, seit acht Jahren auf allen Wyschiffen ausser in Basel präsent. «Das Wyschiff vermittelt ein sehr positives Image vom Schweizer Wein», findet er. Die Auswahl und die Qualität der Produzenten und ihrer Weine stimme. «Im Mittelpunkt steht nicht der eigene Wein, sondern der Schweizer Wein als Ganzes.» Ein verschmitztes Lächeln huscht über sein Gesicht: «Wir selber geniessen hier auch die freundschaftlichen Kontakte zu den anderen Winzern, die viel eher Kollegen als Konkurren-

president of the Swiss Wine-Makers’ Federation and a producer in Bex (domaine Le Luissalet, which has one foot in the canton of Vaud and the other in Valais). “On their first visit people wander around, look at the stands but don’t stop. On their second they taste the wines, and on their third they order.” Willy Deladoey is nonetheless still confident about the concept. He realises that there’s an important issue that needs to

be addressed urgently. “An hour ago some young people came on board but left as soon as they realised there were only Swiss wines.” The Wyschiff certainly provides a fine opportunity to demonstrate the high quality of Swiss wines both to restaurateurs and private individuals. Jean-Pierre Cavin, the Wyschiff president, started the venture 12 years ago, in Basel, and he’s not finished with it. “There are a lot more

lakes that would welcome Wyschiffs, the lakes of Morat, Bienne, Constance, and Geneva”. The objective of the mission is for the French-speaking Swiss to win back their German-speaking clientele. No-one can challenge the following diagnosis: if the German-speaking Swiss don’t come to us, we’ll have to go to them.

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www.wyschiff.ch

www.wyschiff.ch

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Depuis 1933

www.c idis.ch


Partnerschaft OVV und Knie

Was für ein Zirkus um den Waadtländer Wein! Haben Zirkus und Wein etwas gemeinsam? Selbstverständlich! Zumindest seit März 2015, genauer: seit das Office des Vins Vaudois (OVV) und der Nationalcircus Knie eine Partnerschaft für die nächsten drei Jahre eingegangen sind.

Die grosse Attraktion im diesjährigen Programm von Knie, dem Schweizer Natio­nalcircus? Nein, nicht die Freiheitsdressur von Géraldine Knie mit ihren feurigen Vollblutarabern und auch nicht die akrobatischen Einlagen der Brüder Errani. Die grosse Sensation dieser 97. Tournee ist, zumindest aus Waadtländer Sicht, der erste Auftritt der weiss, rosa und rot gewandeten Tropfen aus Weinbergen und Kellern der Waadt, vor denen Bewunderer in die Knie gehen… So insinuiert es zumindest der fast unübersetzbare (und ein klitzekleines bisschen hinkende) Slogan «Mir gö i d’Knie vorem Waadtländer Wii». Charmeoffensive unter dem Chapiteau Ausgebrütet hat die zirzensische Idee Pierre Keller, umtriebiger Präsident der Waadtländer Weine. «Wir müssen die Kunden in der Deutschschweiz zurückgewinnen», fordert er, wie gewohnt sprühend vor Energie, «und zwar mit einer richtigen Charmeoffensive! Dazu gehört auch unser Auftritt im Knie, der Qualität garantiert und zugleich seriös und amüsant ist.» In den Städten, in denen der Zirkus gastiert, wird zeitgleich eine Plakatkampagne gestartet, an den wichtigsten Premieren und an grossen Kundenanlässen organisiert das OVV im Anschluss an die Vorstellung einen Apéro, an dem (wechselnde) Waadtländer Winzer persönlich ihre Tropfen ausschenken. «Darunter durchaus auch unbekannte», wie OVV-Direktor Nicolas Joss unterstreicht, aber partout keine Namen nennen will. «Wichtig ist die begleitende

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Illustrations OVV

Eva Zwahlen Plakatkampagne, die kommt extrem gut an», lenkt er souverän ab, «viele Leute fragen bei uns an, ob sie das Plakat bekommen können.» Die etwas andere Plattform Natürlich figurieren auf der Weinkarte des Knie-Restaurants dank der Zusammenarbeit ebenfalls mehr Waadtländer Weine als zuvor, wobei die bisher ausgeschenkten Waadtländer – und Walliser! – Weine nicht ersetzt, sondern ergänzt wurden. Auf Zirkusseite lobt Knies Marketingchef Herbert Scheller die «tolle Zusammenarbeit» mit den Waadtländern und schwärmt von deren wunderbaren Weinen. Geliefert werden die Tropfen vorwiegend vom Haus Obrist in Vevey und von Luc Massy in Epesses. «Das ist eine neue und originelle Plattform für die Waadtländer Weine», findet Scheller. Und definitiv ein Grund mehr, wieder einmal in die Knie, pardon, in den Knie zu gehen! Finden wir.

Der ursprünglich vom Office des Vins Vaudois für den Zirkus geschaffene Slogan hat den passenden Rahmen gefunden: im Herzen des Lavaux. Auf eine Plane von 295 m 2 Fläche gedruckt und von Bergsteigern am Baugerüst befestigt, das den Clos du Boux von Luc Massy in Epesses verbirgt, entgeht die kapitale Botschaft niemandem. 

A Circus Tent for Vaud Wines

In March 2015, the Vaud Wine Office and the Knie circus signed a three-year partnership agreement. The slogan of this cooperation is: The world takes a bow before the Wines of Vaud! The idea was the brainchild of Pierre Keller, Vaud Wine Office (VWO) president. A poster campaign has been launched in all the cities the national circus will visit. At some of the more important first nights, the VWO will be organising an aperitif after the performance where the Vaud producers will present their produce to the guests for tasting.

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Genossenschaft

Cave de la Côte, neue Dimensionen Pascal Besnard - Fotos: Bertrand Rey

«Das ist ein riesengrosser Schritt für das Haus. Wir sprachen seit zwanzig Jahren davon. Der ganze Prozess wurde angestossen durch eine Kaufanfrage für unsere Parzelle in Morges. In einem gewissen Moment mussten wir den Sprung einfach wagen… und das haben wir getan!» Die Aussage von Thierry Walz, Generaldirektor von Uvavins, belegt es: Die Idee, die Genossenschaftskeller von Morges und Saint-Prex in Tolochenaz zusammenzulegen, wurde nicht erst gestern geboren. «Es ist schon ewig her, dass das Zirkulieren der Lastwagen in Morges untragbar wurde. Der Plan, unseren Grund und Boden, 6000 m2 mitten im Zentrum der Stadt, zu verkaufen, hat sich 1991 konkretisiert, doch dann kam die Immobilienkrise dazwischen», erklärt Gilles Cornut, technischer Direktor von Uvavins und Chef des neuen Kellerprojekts der Cave de la Côte.

Da sie das Grundstück in Morges nicht verkaufen konnte, begnügte sich die Direktion von Uvavins im Jahr 2000 damit, die Kellerei in Morges zu modernisieren, diejenige von Nyon folgte vier Jahre später. Vor 2004 besass die Kooperative vier verschiedene Kellereien, nämlich in Morges, Saint-Prex, Gilly/Bursinel und Nyon. Nur die erste und die letzte werden noch aufrechterhalten, bis zum kompletten Transfer aller Aktivitäten von Morges nach Tolochenaz, im September 2015. Ein Transfer übrigens, der von den Behörden der Gemeinde Tolochenaz mit Begeisterung begrüsst wird.

 Generaldirektor Thierry Walz (links) und der technische Leiter Gilles Cornut.

Der Verkauf der berühmten Parzelle von Morges im Sommer 2013 brachte die notwendigen Mittel zur Finanzierung der neuen Installationen. Dabei ging es nicht um kleine Beträge: Das Projekt wird auf rund 14,5 Mio. Franken veranschlagt, wobei die Beträge zur Modernisierung der alten Kellerausrüstung inbegriffen sind. Nachhaltige Entwicklung Doch jenseits aller Zahlen steht auch eine Philosophie, wie Gilles Cornut unterstrichen haben möchte:

«Ziel ist es, das Lesegut besser, sanfter zu behandeln. Das neue Gebäude ist der nachhaltigen Entwicklung verpflichtet. Der Wasserverbrauch wird re­ duziert, Energie gespart und selber gewonnen, toxische Produkte geächtet. Indem wir alle Aktivitäten an einem Ort bündeln, vermindern wir auch die Personentransporte von einem Ort zum andern. Und wir begrenzen den Schadstoffaus­ stoss durch hin- und herfahren­ de Fahrzeuge. Im Tausch gegen unser Terrain in Morges konn­ ten wir eine neue, moderne und schlagkräftige Kellerei bauen.» Die Dimensionen des Gebäudes (1) sind einschüchternd: 1350 m2 Grundfläche, 21 850 m3 nutzbares Volumen… Diese ■ ■ ■

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Das Gebäude ist der Nachhaltigkeit verpflichtet.

 und  210 neue Stahltanks, deren Fassungsvermögen zwischen 1000 und

Cave de la Côte/Uvavins in Zahlen: • Gründungsjahr (Cave de Morges): 1929 • Mitarbeiter: 90 • Traubenlieferanten: 320 • Genossenschafter: 550 • Rebflächen: 415 ha (230 ha von Tolochenaz, 185 ha von Nyon verarbeitet) • Anzahl Rebparzellen: 1800 • Menge des verarbeiteten Traubenmosts: 3 bis 5 Mio. Liter (40% Rotwein) • Rebsorten: 30 • Anzahl der produzierten Weine: 200 • Gesamtanzahl der Tanks (Morges und Nyon): 800

Zahlen bewegen sich auf industriellem Niveau. Die 210 neuen Tanks, deren Inhalt zwischen 1000 und 26 000 Litern (2) variiert, tragen zu diesem überwältigenden Gigantismus bei. Die kultivierten Rebflächen und die verarbeiteten Volumen (siehe Kästchen) erklären derartige Proportionen. Die übrigens keinerlei negativen Einfluss auf die Qualität haben. Die Weine, die das Label Cave de La Côte und die Unterschrift des Önologen Rodrigo Banto tragen, tun sich denn ■ ■ ■

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26 000 Litern schwankt.

auch immer wieder in Concours hervor. Das bezeugen beispielsweise der erste Platz des Luins Bertrand de Mestral 2014 in der Kategorie Süssweine beim Mondial du Chasselas 2015, der Sieg des Schaumweins Auguste Chevalley beim Grand Prix du Vin Suisse 2014 oder der Triumph des Merlot 2009, vor einigen Jahren Weltmeister beim Mondial des Merlots. Man könnte diesem erschöpfenden Inventar der Erfolge auch die beiden Premiers Grands Crus des Hauses anfü-

Der Lagerkeller mit Barriques und Fudern.

gen: Château de Malessert und Château La Bâtie. Kurz und gut: hier versteht man es, Wein zu machen. Falls es denn noch nötig ist, das zu präzisieren…

(1) Der Architekt ist Frédéric Laurent (Architekturbüro in Lonay) (2) Zur Hauptsache stehen im Keller Inoxstahltanks, doch es finden sich auch sechs Holzfuder à 6500 Liter Inhalt, in denen Pinot Noir und Merlot ausgebaut werden, sowie 250 Eichenholzbarriques im Untergeschoss.

UVAVINS - CAVE DE LA CÔTE Chemin du Saux 5 1131 Tolochenaz Tel. +41 21 804 54 54 www.uvavins.com

La Côte Winery: New Dimensions Thierry Walz, CEO of Uvavins explains that the idea of grouping together the cooperative and the Morges and St. Prex wineries at the site in Tolochenaz dates back to some time ago. Gilles Cornut, the Uvavins technical director and project leader of the new La Côte winery adds that their intention to sell 6,000 m2 of land in the centre of Morges took shape back in 1991. However, the real estate crisis stopped that process. The Uvavins management then took the decision to modernise the Morges winery in 2000, and the one in Nyon four years later. The proceeds from the sale of the plot of land in Morges in 2013 enabled the financing of the installations in Tolochenaz. The project was estimated at 14.5 m francs. Sustainable development Gilles Cornut makes the point that beyond the numbers there’s a philosophy.

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The idea was to make the wine-making process environment friendly. The building was designed according to principles of sustainability. The size of the place is intimidating: 1350 m2 of floor space and 21,850 m3 of usable volume. The 210 new vats with capacities of 1,000 to 26,000 litres also contribute to this impression of enormity. The size of these installations can be explained by the large surface area of the supplying vineyards and the large volumes of grapes treated. The La Côte winery’s wines have also performed well in competitions: Luins Bertrand de Mestral 2014 was first in the sweet wines category at the 2015 Mondial du chasselas; Auguste Chevalley was the winner in sparkling wines at the 2014 Swiss Wine Grand Prix; and their Merlot 2009 was the Merlot world champion. And let’s not forget the winery’s two premiers grands crus: Château de Malessert and Château La Bâtie.

La Côte winery/Uvavins – some data: • Founding year (Morges winery): 1929 • Employees: 90 • Grape suppliers: 320 • Members: 550 • Area: 415 ha (230 ha treated in Tolochenaz, 185 ha in Nyon) • Number of lots: 1,800 • Amount of must treated: 3 to 5 million litres (40% from red grapes) • Grape varieties: 30 • Different wines: 200 • Number of vats (Morges and Nyon): 800

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© Siffert/weinweltfoto.ch


Innovation

Hier begegnen sich Moderne und Tradition in grosser Harmonie. 

Viel Neues bei den Dutruys Christian und Julien Dutruy, Starwinzer aus Founex in der Waadtländer Côte (25 ha, 150 000 Flaschen), haben im Mai zeitgleich ihre neue Kellerei eingeweiht und die Tage der offenen Waadtländer Keller gefeiert. Text und Fotos: Pascal Besnard Die neuen Reifekeller der Dutruys beherbergen 55 mittels Computer temperaturkontrollierte Inoxstahltanks sowie im unteren Stockwerk 120 Eichenholzbarriques. Doch die wirkliche Innovation ist das sogenannte «Cuvon»-System, mit dessen Hilfe die Rotweintanks allein durch die Schwerkraft gefüllt werden, ganz ohne mechanische Pumpen. Eine Installation, die von ihren Erfindern als Schweizer Premiere präsentiert wurde.

Die beiden Brüder Dutruy, die jede Parzelle getrennt ausbauen, praktizieren entsprechend eine aufwendige Mikro­ vinifikation, um die Ausdruckskraft jedes einzelnen Terroirs so gut wie möglich einzufangen. Dank Kohlensäuremaischung werden weder die Trauben noch die Traubenkerne gequetscht. Dank diesem Vorgehen werden mehr aromatische Enzyme freigesetzt und die Oxydation des Mostes verringert.

Schonender Umgang mit den Trauben Von der Traubenannahme an (alle Trauben werden von Hand gelesen) werden sämtliche Arbeitsschritte auf demselben Stockwerk getätigt, um die Trauben möglichst zu schonen. Die von ihren Rappen befreiten Trauben werden nie umgepumpt, sondern dank den famosen «Cuvons» nur mittels Schwerkraft in die Gärtanks transportiert, was für eine höhere Qualität garantiert.

www.lesfreresdutruy.ch  Julien

(links) und Christian Dutruy.

Innovation at the Dutruy Winery The brothers Christian and Julien Dutruy from Founex, La Côte (25 ha, 15,000 bottles), are in the spotlight with their new winery which was inaugurated at the Vaud wineries’ open day event last May. Their renovated winery houses 55 stainless steel vats with computerised tem-

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perature control and 120 oak barrels in the basement. The real innovation, presented as a first in Switzerland, is the system of containers that feed the red grapes into the vats by the force of gravity alone, without the use of pumps. When the harvested grapes arrive (entirely hand-picked), all the wine-making

operations take place on one level to provide best conditions for the grapes. The berries, once they are separated from their stems, are not pumped but thanks to these special containers are transferred into the vats by the force of gravity. The must thus obtained is of superior quality.

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Toujours là où il y a des chiffres. Immer da, wo Zahlen sind.

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Ouvrons la voie


Clos, Domaines & Châteaux

Der Clos du Rocher stösst zu CD&C Pascal Besnard

Der Liebling von Emile Obrist Die Geschichte des Clos du Rocher beginnt im ersten Drittel des 19. Jahrhun-

derts. Damals nahm es Aimé Benjamin Mégroz von La Tour-de-Peilz auf sich, dieses Terroir von Geröll und Gestrüpp zu befreien, zu roden und von Steinmauern gestützte Rebterrassen anzulegen. Das Haus und der Keller, emblematisch für den Clos du Rocher, wurden 1836 gebaut. Das Haus Obrist in Vevey kaufte das Gut im Jahr 1918. Es wird erzählt, der Clos du Rocher sei das Lieblingskind von Emile Obrist gewesen. Der Clos du Rocher, ein zusammenhängender Weinberg von zehn Hektaren, ist überwiegend dem Chasselas (96%) vorbehalten. Einem Chasselas nota bene, der 2012 mit dem Jahrgang 2011 bei der ersten Austragung des Mondial du Chasselas zum Weltmeister gekrönt wurde. Eine Degustation von alten Jahrgängen auf der Domäne bewies eindrücklich

Clos du Rocher joins CD&C

das grosse Alterungspotential der Weine des Clos du Rocher. Der 1982er und der 1976er etwa, um nur diese beiden zu zitieren, haben die Verkoster durch ihre Frische und ihre aromatische Komplexität verblüfft. Seit rund zwanzig Jahren produziert das Gut auch einen hochstehenden Rotwein, eine Assemblage aus Merlot, Syrah und Cabernet Sauvignon. www.c-d-c.ch / www.obrist.ch

 Alain Leder (links), Direktor von Obrist,

und André Fuchs, Präsident von Clos, Domaines & Châteaux.

© Pascal Besnard

CDC – das ist das Kürzel für die 2004 gegründete Vereinigung Clos, Domaines & Châteaux, die mittlerweile 23 Weindomänen umfasst, alle bekannt für ihre vorzüglichen Terroirs und Weine, aber auch für ihr historisches Erbe. Vier Weinhandelshäuser gehören ebenfalls zu den Unterzeichnern der Qualitätscharta von Clos, Domaines & Châteaux. Die Vereinigung betont, dass das Reglement dieser Charta strenger sei als die Gesetzgebung der AOC. Die rote Banderole, die als Halskrause die Flaschen ziert, zeugt von ihrer Zugehörigkeit zu CD&C.

CDC, which stands for Clos, Domaines & Châteaux (Vineyards, Estates and Chateaux) is an association, created in 2004, which brings together 23 vineyards, famed for the excellence of their soil and the wine they produce, as well as for their historical heritage. Four wine merchants are also members of CD&C. The association says its rules and regulations are more severe than those of AOC. The Vevey wine producer, Obrist, acquired Clos du Rocher in 1918. A 10-hectare single-block vineyard, Clos du Rocher produces chiefly Chasselas (96%). Their 2011 vintage was crowned world champion in 2012, at the first edition of Mondial du Chasselas. The estate also produces a high-quality red, a blend of Merlot, Syrah and Cabernet Sauvignon.

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Terroirprodukte Die Rasse der gemsfarbigen Gebirgsziegen wird von den Waadtländer Züchtern sehr geschätzt. 

Ziegenkäse, des Waadtländers Stolz Ob frisch oder gereift, Ziegenkäse ist «in» in der Waadt. Die Ziegenzucht befindet sich im Aufschwung und gewisse Produzenten haben sich spezialisiert in ihrer Käseherstellung. Vorbei die Zeiten, als der «Alptomme» für folkloristische Zwecke missbraucht wurde. Der Waadtländer Ziegenkäse darf sich rühmen, zu den ganz Grossen zu gehören. Pierre-Etienne Joye – Fotos: Sandra Culand Wenn man an Ziegenkäse denkt, machen sich unsere Einbildungskraft, unsere Erinnerungen und unser Geschmack sofort auf die imaginäre Reise. Nach Griechenland, Spanien oder Afrika beispielsweise. Und natürlich nach Frankreich. Es wimmelt nur so von geschützten Herkunftsbezeichnungen (AOP = appellations d’origines protégées) und die Namen klingen süss in den Ohren und lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Wer ist nicht schon den Avancen eines Crottin de Chavignol, eines Pélardon oder eines Chabichou erlegen? Doch wer weiss schon, dass die grosse Mehrheit der französischen Ziegenzüchter mit ursprünglich schweizerischen Ziegenrassen arbeitet? Vor allem mit der Saanenziege, einer Rasse aus dem Saanenland im Berner Oberland und dem Obersimmental. Sie ist in der ganzen Schweiz und im Ausland verbreitet. Der Schweizerische Ziegenzuchtverband (SZZV) gibt an, dass dank dem Engagement von Züchtern für ihre Rasse und einer geeigneten Selektion Ziegen aus der Schweiz ihre Gene in zahlreichen Ziegenrassen der ganzen Welt verteilt haben. Die arme Ziege Blanquette von Monsieur Seguin (aus einer Erzählung von Alphonse Daudet) könnte also gut und gerne… schweizerischen Ursprungs sein. Vom Mittelmeer bis ins Waadtland Gehen wir zurück in der Zeit, um kurz die Geschichte des Ziegekäses im Lauf

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der Jahrhunderte zu beleuchten, und stellen den Zeiger unserer Zeitmaschine auf 10 000 Jahre v. Chr. Zu jener Epoche domestizieren die Bewohner rund ums Mittelmeer bereits Ziegen und verstehen es, Käse aus ihrer Milch zu fabrizieren. Im antiken Griechenland wird der Konsum von Ziegenkäse zu etwas Alltäglichem. Homer erzählt in seiner Odyssee vom berühmten Zyklopen Polyphem, der aus Ziegenmilch Käse in dichtgeflochtenen Körben bereitete. Darauf folgt die römische Besatzung, während der man für kleine Ziegenkäslein in Olivenöl schwärmt. Das ist auch noch heute der Fall, nicht wahr? Seit dem Mittelalter wird Ziegenkäse zu einem Tauschmittel, mit dem Aufkommen der Transportmittel und der Urbanisierung explodiert sein Konsum buchstäblich. In diesem Moment werden die Methoden zum Affinieren des Käses

Kleine Frischkäslein aus Ziegenmilch, mit Kräutern aromatisiert. 

Goat Cheese – Pride of the Vaud Canton Not many people are aware of the fact that French goat breeders work with breeds that originated in Switzerland. This is the case for the famous Gesseney or Saanen goat that comes from Saanenland – the Saan river region – and Obersimmental in the Bern canton. You can find them all over Switzerland and also beyond. The Swiss Goat Breeders’ Federation points out that thanks to the commitment of breeders who were passionate about breeding and making… p. 41

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Terroirprodukte 

immer ausgefeilter. Heute sind die Ziegenkäse in unterschiedlichen Formen und Aromen das Aushängeschild mehrerer Regionen. Der Kanton Waadt ist eine von ihnen, die Gewicht hat in der Gourmet-Landschaft. Selbstverständlich. Und um so besser. Grundprinzipien Ob im Larzac, in der Ardèche oder im Kanton Waadt, die Basisherstellung von Ziegenkäse unterscheidet sich kaum. Und dies seit der Antike. Keine grossen Evolutionen und schon gar keine Revolutionen, aber ein Savoir-faire und einige Etappen, die es zu respektieren gilt. Zuerst die Gerinnung. Rohmilch, pasteurisierte Milch? Die meisten Waadtländer Ziegenkäseproduzenten verwenden etwas dazwischen, was andere als typisch helvetischen Kompromiss abtun könnten. Dabei ist es in Sachen gesundheitlicher Sicherheit und geschmacklicher Qualität ebenso praktisch wie diplomatisch: Die

Pierre Schlunegger und seine gemsfarbigen Gebirgsziegen. 

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Milch wird thermisiert, also auf rund 60 Grad erhitzt. «Eine sanfte Gerinnung bei geringen Temperaturen», erklärt Pierre Schlunegger von der Domaine de PrazPalex in Forel (Lavaux). «Man lässt die Milch während etwa 24 Stunden gerinnen, bevor die Käse direkt in den Käseformen abtropfen und ihre Gestalt annehmen.» Das gilt für allem für die Frischkäse, denen zuerst Milchsäurebakterien und Lab in dosierter Menge nach allen Regeln der Kunst hinzugefügt wird. Die Textur variiert je nach Grad des Labs, das für die Gerinnung verwendet wird. Nachdem der Käsebruch in die Formen gepresst wurde, folgt die Etappe des Abtropfens oder -pressens der Molke, danach das Salzen und allenfalls das Affinieren (Reifen). Die chemischen Modalitäten übergehen wir. Das Resultat spricht für sich. Geschmack, Geschmeidigkeit und Körper Zuerst erhält man also einen delikaten, feuchten Frischkäse, reichhaltig und ein bisschen säuerlich. Zum Teufel mit dem Geiz, denn jetzt kann er angereichert

Vom Formen im Abtropfsieb bis hin zum Hartkäse: das Savoirfaire von Nicolas Crottaz.

werden mit (salzigen oder süssen) Gewürzen. Frische im Gaumen, das ist das A und O in jedem Fall der Fälle. Die Aromen des Ziegenkäses variieren je nach Grad der Reife. Affinage bedeutet nicht, dass man gemütlich zuschaut, wie der Käse altert und von selber trocken wird wie ein Grosser… Man muss ihn regelmässig pflegen, unseren lieben Kleinen… Im Profijargon spricht man von Reifekeller. Es braucht Fingerfertigkeit und Savoir-faire, um einen Käseteig im gewünschten Reifegrad zu erhalten. Der Käse reduziert sein Volumen, wird fester, seine Farbe dunkler, sein Geruch und sein Geschmack ausgeprägter, ja richtiggehend betörend. Und schon ist er bereit für Verpackung und Etikettierung. «Die Ziegenkäse mit gewaschener Rinde werden nochmals anders produziert», präzisiert Pierre Schlunegger, «schlussendlich nähert man sich da von der Stoffigkeit her mehr einem Tilsiter oder Raclettekäse. Bei uns ist das der Tomme de Gourze, den man in der Tat für ein reines Ziegenkäsefondue verwenden kann.» (siehe Kästchen, S. 42) Hart- oder

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Weichkäse, mit Schmierrinde oder ohne – es sind alles echte Terroirprodukte, die eben so gut zu Weisswein wie zu einem leichten Rotwein passen. Die Waadtländer Winzer werden da gerne mit Rat und Tat behilflich sein. Interview übers Kreuz Pierre Schlunegger, Nicolas Crottaz und Jean-François Burnet haben sich alle drei spezialisiert auf Ziegenzucht, allerdings in verschiedenen Regionen der Waadt. Sie besitzen 250 beziehungsweise 60 und 150 Tiere, alle Tiere gehören der

…the right selections, Swiss goat genes have spread to many different breeds all over the world. Mr Seguin’s goat, Blanquette (a famous character from an Alphonse Daudet story) might well have had Swiss origins! Basic principles The basic principles of goat cheese fabrication have not changed since antiquity. First comes the curd. Should one use pasteurised or unpasteurised milk? Most Vaud producers go with a compromise which is both practical and diplomatic in terms of health safety and taste. The milk is heated, that is, it is warmed to about 60 degrees. Pierre Schlunegger, from Domaine de PrazPalex in Forel (Lavaux) recommends a slow setting of the curd, at a low temperature. “We let the curd set over a pe-

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Rasse der sogenannten gemsfarbigen Gebirgsziegen an. Die drei Produzenten sind Mitglieder der Westschweizer Vereinigung der Ziegenzüchter. Le Guillon: Was hat Sie dazu gebracht, Ziegen zu halten und zu züchten, um Käse zu produzieren und wann haben Sie begonnen? Pierre Schlunegger: Alles hat Anfang der 1980er Jahre begonnen. Ich habe mich in erster Linie aus Liebe zu den Ziegen für diese Diversifikation entschieden, aber auch, weil ich einen Produktionsprozess von A

riod of about 24 hours before moulding it into cheese-sieves.” This is the case for fresh cheeses, after the addition of lactic ferments and rennet in quantities based on the producer’s skill and experience. The texture of the cheese varies depending on the how much rennet is used to obtain the curd. Once moulded, the cheese is drained, then salted, and if necessary ripened. Flavour, softness and body So first of all, one obtains a fresh cheese that is delicate, moist, unctuous and very slightly acid. It can be enriched with sweet or savoury condiments and spices. The taste of the goat cheese will vary depending on how long it matures. The artisan needs skill and know-how to obtain the desired degree of ripeness. The cheese will have reduced in size, will

bis Z verfolgen wollte: die Tiere aufziehen, ihre Milch in Käse verwandeln und diesen verkaufen. Drei Berufe in einem also. Wir haben uns von französischen Produktionen inspirieren lassen, als wir selber anfingen, heute verarbeiten wir etwa 200 000 Liter Ziegenmilch pro Jahr, was 30 Tonnen Frischkäse entspricht, in kleinen Laiben von 30 bis 500 Gramm. Nicolas Crottaz: Aus Passion für die Ziegen. Von klein auf. Und aus Liebe zu einem Beruf, dem ich mich seit sechs, sieben Jahren nun wirklich ernsthaft verschrieben habe. Ich liebe die Produkte, welche Ziegen ergeben,

have become firmer, its smell and taste will have become more pronounced, even pungent. Pierre Schlunegger explains that washed-rind goat cheeses are made differently, and in terms of texture they are more like Tilsit or Raclette. His Tomme de Gourze lends itself very well to a pure goat- cheese fondue (see box). Hard or soft, with bloomy rinds or natural rinds, these cheeses are true jewels of our local produce and can pair well with either a red or a white wine. The Vaud winegrowers will help you select the right match. Vaud goat cheese served hot Goat cheeses made in the Vaud canton are delicious just as they are, simply with a piece of good bread. The producers offer a host of different flavours: natural, with pepper, with herbs, or with… p. 43

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Terroirprodukte 

Fleisch oder Käse. Es macht mir Spass, von Anfang der Produktionskette an einbezogen zu sein, bis hin zum Verkauf der Produkte. Es stimmt, wir sind von Frankreich beeinflusst worden, das seine erfolgreichen Produkte bestens bei uns abgesetzt hat. Heute besteht natürlich eine Konkurrenzsituation, aber auch gegenseitige Anerkennung. Auf Schweizer und folglich Waadtländer Niveau suchen die Leute immer mehr Produkte aus der Nähe. Jean-François Burnet: Ich wusste schon immer, dass ich eines Tages Ziegen halten würde. Der grosse Sprung? Das war Ende der 1970er Jahre. Ein Dutzend Tiere, «learning by doing». Auch Kollegen fingen an, doch nicht allen gelang es. Von den paar

Ziegen damals habe ich es auf eine Zucht gebracht, die man heute als eine der grössten des Kantons bezeichnen kann. Warum diese Begeisterung für Ziegenkäse? P.S.: Der Geschmack ändert sich, auch die Ernährungsgewohnheiten. Die Konsumenten mögen mittlerweile lieber frischen Käse. Jenseits aller Moden wird Ziegenkäse aus ernährungswissenschaftlicher Hinsicht geschätzt. Er ist eine gute Alternative für Personen mit einer Laktoseintoleranz. N.C.: Heute verlangt der Markt nach Produkten auf der Basis von Ziegenmilch, vor allem nach Ziegenkäse. Die Nachfrage steigt – um so besser! Die Liebhaber inte-

Jean-François Burnet, umringt von seinen Ziegen – die Begeisterung ist offenkundig gegenseitig!

ressieren sich aus geschmacklichen Gründen für unsere Produktion, weil sie die Produkte vom Bauernhof schätzen, aber auch aus Sorge um ihre Gesundheit. J.-F.B.: Ganz klar, in Sachen Konsum von Ziegenkäse ist die Entwicklung augenfällig. Zu Anfang mussten wir Degustationen organisieren, um ein wenig geläufiges, bisweilen neues Produkt überhaupt bekannt zu machen. Heutzutage sind die Leute weit gereist und wissen, wovon man spricht, wenn es um Ziegenkäse geht. Sie suchen sie. Und nicht nur die grossen importierten Namen. Auch die Gastronomie bevorzugt zunehmend unsere lokalen Produkte. Ziegenkäse eignet sich ja auch für spannende kulinarische Zubereitungen.

Waadtländer Ziegenkäse in der Küche Die Waadtländer Ziegenkäse lassen sich köstlich einfach so geniessen, nur mit einem guten Stück Brot. Unsere Produzenten haben aber weitere Vorschläge in Hülle und Fülle: natur, mit Pfeffer, mit Kräutern, mit rosa Pfefferkörnern. Die Käse nennen sich dann «bûches», «bichette», «chevret», «armailli» oder schlicht Ziegenkäse vom Bauernhof, Tomme, Raclette oder Brie. Die Grössen sind unterschiedlich, die Formen ebenfalls. Serge Porchet (unten) von der Fischräucherei «Armoire à brume» in Servion reichert die Ziegenkäse von Pierre Schlunegger mit frischen, zerquetschten rosa Pfefferkörnern und Olivenöl an. Diese Ziegenkäse finden auch in der Küche Verwendung. Bekannt sind die grossen Klassiker vom Stil Salat mit warmem Ziegenkäse, Quiche, Tarte oder Blätterteigkuchen mit Ziegenkäse. Die verschiedenen Sorten, die auf Waadtländer Bauernhöfen je nach Herstellungsart oder Reifestadium produziert werden, lassen eine Menge kulinarischer Spielarten zu. Nehmen wir also unsere Pfannen hervor und stellen unsere Öfen an, um hier eine Omelette, da ein Cremesüppchen zu sublimieren, Zucchetti zu füllen oder Croquetten zuzubereiten. Und wagen wir fröhlich ein ZiegenkäseFondue, indem wir einen gepressten, halbharten Ziegenkäse unserer Produzenten schmelzen lassen – die weissliche, duftende Masse wird verführerisch sein. Einige Frühkartöffelchen dazu, und das Spiel geht an uns. Das klappt auch mit Ziegenkäse-Raclette. Wein dazu natürlich, aber nicht im Fondue. Das Fondue bereiten wir nur mit Wasser zu. Als Begleiter wählen wir einen frischen Rotwein, das passt perfekt. Einen Waadtländer, versteht sich. PEJ

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 Eine breite Auswahl

verschiedener Ziegenkäse gibt es bei Pierre Schlunegger. Adressen: Pierre Schlunegger Domaine de Praz-Palex ch. de la Gourze 9, 1072 Forel (Lavaux) 079 507 26 03 Nicolas Crottaz route de Romont 5, 1682 Prévonloup 079 239 92 42 Jean-François Burnet La Croix-de-Luisant, 1170 Aubonne 021 808 51 14 Armoire à Brume route cantonale 15, 1077 Servion 079 633 44 89

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…pink peppercorns. They call them bûche, bichette, chevret, armailli, or simply pure farm goat cheese, tomme, raclette or brie. Sizes vary and so do shapes. Serge Porchet of Armoire à brume, in Servion, enhances Pierre Schlunegger’s goat cheese with crushed pink peppercorns and olive oil. These goat cheeses can also be served hot.

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The classics such as salad with hot goat cheese, quiche, tarts or puff pastry with goat cheese are all well known. The many varieties of goat cheese produced in the farms of Vaud can be used in a number of culinary preparations depending on how the cheese was produced and its degree of ripeness. Why not try a goat cheese fondue? When you

melt a semi-hard pressed cheese, you will love the fragrance of the whitish coloured sauce obtained. Some small yellow potatoes to go with it and that is it. Goat cheese also works wonderfully in a raclette. You do need some wine, but not in the fondue - water is best for that. To go with it, a cooled red wine will do the job – a Vaud wine, of course.

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MANCHE STÄDTE SIND BERÜHMT FÜR IHR TENNISTURNIER Das Waadtland ist berühmt für seine Weine, dies seit über 1000 Jahren. Die 15 Önologen der Fédération des Caves Viticoles Vaudoises (FCVV) haben für Sie 15 AOC-Anthologie-Weine ausgewählt.

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Weinconcours

Domaine de la Ville de Morges:

Höhenflüge am Mondial du Chasselas 2015 Die Domaine de la Ville de Morges gewinnt bei der vierten Ausgabe des Mondial du Chasselas, bei dem sich gegen 700 Weine auf Schloss Aigle gegenüberstanden, vier Trophäen und hinterlässt damit einen unauslöschlichen Eindruck. Alexandre Truffer Fotos: Edouard Curchod Es ist der 5. Juni. Ein paar Jurymitglieder degustieren einen Chasselas, der nicht ganz so ist wie die anderen. Schöne Robe, ausdrucksvolle Nase mit typischen, verführerischen Aromen, ein Gaumen, der sich durch seine Reintönigkeit, seine positive Intensität, die Qualität seiner Aromatik sowie seine Länge auszeichnet. Auch was die allgemeine Harmonie betrifft, müssen die Jurymitglieder zwischen «ausgezeichnet» und «sehr gut» wählen. Die im Château d’Aigle versammelten Profis schicken per Mausklick einer nach dem anderen ihre Bewertungen ab, alle liegen weit über 89 Punkten. Nicht nur die Goldmedaille ist damit gesichert, der Schnitt von 93,4 Punkten, der auf dem Bildschirm des Tischvorsitzenden aufleuchtet, zeigt, dass man es hier mit einem grossen Wein zu tun hat. Der Sieger der Ausgabe 2014, die Sélection der Domaine Chervet, hatte es «lediglich» auf 93,2 Punkte gebracht. Kaum waren die Resultate der anderen 692 Wettbewerbsteilnehmer bekannt, gab es keinen Zweifel mehr: La Grand’Rue 2013 der Domaine de la Ville de Morges erhält am 26. Juni bei der Preisverleihung die Trophäe als bestbenoteter Wein aller Kategorien. Während des Galaabends wird dieser hochstehende Chasselas mit drei weiteren Preisen ausgezeichnet: mit

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 Die

76 Jurymitglieder aus der Schweiz und dem Ausland degustierten 693 Weine – das ist neuer Rekord!

dem 1. Preis in der Kategorie der trockenen Weine, dem Preis als bester Waadtländer Wein und schliesslich dem Preis für den besten Wein, der in einer Auflage von mehr als 15’000 Flaschen produziert wird. Ein von Grund auf erneuertes Weingut Der Chasselas Grand’Rue, mit den Goldlorbeeren von Terravin 2014 ausgezeichnet und Sieger bei der Degustation der Chasselas der Appellation Morges im Jahr 2014, ist kein Unbekannter. Mit einer

Etikette bekleidet, die eine alte Postkarte mit der Hauptstrasse von Morges ziert, wurde dieser weisse Gastronomiewein im September 2013 aus der Taufe gehoben. Er symbolisiert die Metamorphose, welche die 1547 gegründete Domaine der Stadt Morges durchgemacht hat. 2013 wurde die Weinbauinstitution zur Aktiengesellschaft. Die 15 Hektaren, davon acht mit Chasselas bestockt, bleiben im Besitz der Stadt, doch der neu engagierte Direktor Marc Vicari soll den Staatsbetrieb dynamischer machen. ■ ■ ■

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La Grand’Rue 2013 von der Domaine de la Ville de Morges feierte mit vier gewonnenen Trophäen einen wahren Triumph. Der Direktor des Weinguts, Marc Vicari, schenkt den siegreichen Wein zum Verkosten aus. 

■ ■ ■

Die Côte verpasst haarscharf den Grand Slam Mit 596 von insgesamt 693 Weinen ist die Kategorie der trockenen Weine bei weitem die wichtigste des Mondial du Chasselas. Die Kategorie der speziellen Vinifikationen entscheidet Neuenburg für sich, und zwar mit zwei Non-Filtrés – Domaine de Chambleau und Domaine de Montmollin –, die ex aequo gleichauf liegen. Die beiden anderen Kategorien dagegen werden von der Côte gewonnen. Bei den Süssweinen setzt sich der Bertrand de Mestral 2014 der Cave de la Côte vor dem Ange et Démon 2013 der Artisans Vignerons d’Yvorne durch. Und bei den alten Jahrgängen, die 56 Weine umfasst, Jahrgang 2008 und älter, feiert die Réserve du Domaine 1990 vom Château de Châtagneréaz einen Sieg über so illustre Konkurrenten wie Cure d’Attalens, Château Maison Blanche oder Dézaley-Marsens der Frères Dubois. Die Pressevertreter erkoren übrigens den Clos Maijoz, die Réserve der Gemeinde Aigle, zu ihrem Lieblingswein.

Domaine de la Ville de Morges flies high at the 2015 World Chasselas On June 5th, in the Château d'Aigle, a group of judges tasted an out-of-theordinary Chasselas. It achieved 93.4 points indicating it was a great wine. Only when the scores of the 692 other contestants were known was there no longer any doubt whatsoever! The Grand'Rue 2013, from the Domaine de la Ville de Morges, had been awarded

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the winner’s trophy for best results in all categories. This same Chasselas also won three other trophies: first prize in the dry wines category, best Vaud wine, and best wine produced in quantities of more than 15,000 bottles. Neuchâtel came out on top in special wines with a tie for two non-filtered wines - Domaine de Chambleau and

Domaine de Montmollin – while La Côte excelled in the two other categories. In sweet wines, Bertrand de Mestral 2014, from Cave de la Côte, won first place. In old wines, Réserve du Domaine 1990, from Château de Chatâgnéréaz, took first prize. The favourite selected by the press was Clos Maijoz 2013, the reserve of the Aigle communal authorities.

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Die Preisträger der Selektion 2015 und, in ihrer Mitte, Pierre Keller, Präsident des OVV (dritter von rechts).

©Photo OVV

Selektion der Waadtländer Weine Alexandre Truffer 300 Winzer des Kantons präsentierten 720 Weine bei der Selektion der Waadtländer Weine 2015. Unterteilt in zehn Kategorien und degustiert von 74 Jurymitgliedern, wurden diese Weine mit 95 Goldmedaillen und 185 Silbermedaillen ausgezeichnet. Am 9. Juli, anlässlich des Montreux Jazz Festivals, erhielten die ersten drei aus jeder Kategorie zudem noch eine Gedenktrophäe. Drei Betriebe zeichneten sich besonders aus und brachten mehrere Weine aufs Podium: die Domaine de Chantegrive in Gilly (Gamay, Merlot und rote Assemblagen), die Cave Philippe Bovet in

Givrins (Merlot und trockene Weissweine aus anderen Rebsorten) sowie die Frères Kursner in Féchy (Schaumweine). Vier Preisträger erhielten zudem einen Spezialpreis. Die Trophée Master ging an David Kind von der Domaine de Terre Neuve in Saint-Prex. Mit 92,6 Punkten hatte sein Noir de Lys 2014 die Kategorie Pinot Noir gewonnen und erst noch die höchste Punktzahl des Wettbewerbs erreicht. Der von den regionalen Journalisten verliehene Pressepreis ging an den Clos en Blassinges 2013 der Domaine Bovy in Chexbres, Sieger in der Kategorie Chasselas der Jahrgänge 2012 und 2013. Der Clos Maijoz 2013 der Gemeinde Aigle,

zweiter in derselben Kategorie, gewann dafür die Trophäe der ausländischen Verkoster. Und die Trophée Bio Vaud schliesslich ging an die Stadt Lausanne für ihren Garanoir 2013 vom Château Rochefort, sechster in der Kategorie andere reinsortige Weine. Die Selektion unterteilt die Weine der emblematischen Waadtländer Haupt­ sorte Chasselas in zwei Kategorien. Bei den Weinen des Jahrgangs 2014 setzte sich der Dézaley Olivine von Claude und Alexandre Duboux durch, vor dem Chasselas Es Ruffinel der Cave VeveyMontreux und der Réserve Blanche des Château de Glérolles. Bei den ■ ■ ■

The Sélection des Vins Vaudois Competition Some 350 winegrowers presented 720 wines at the 2015 edition of Sélection des Vins Vaudois. The awards included 95 gold medals and 185 silver. The master trophy was awarded to David Kind. His Noir de Lys 2015, from Domaine de Terre Neuve, in Saint-Prex, came came top in the Pinot Noir category and obtained the most points in the competition. The press trophy went to Clos en Blassinges 2013, from Domaine Bovy, in Chexbres. The foreign tasters’ trophy was awarded to Le Clos Maijoz 2013, from the Commune

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of Aigle. The Vaud organic Trophy was won by Garanoir 2013, from Château Rochefort (city of Lausanne). The Dézaley Olivine 2014 from Claude and Alexandre Duboux was awarded best vintage prize. In the white specialties there was a winning tie: Chardonnay 2013 from Domaine de la Grille and Pinot Gris from Domaine de Chantemerle. In the rosé category, l'Œil-de-perdrix Mavignan 2014, from Patrick Fonjallaz triumphed. Among the Gamays, a 2012

vintage Crescendo from Domaine de Chantemerle won the day. In the Pinots, as we have said David Kind’s Noir de Lys won. In the Merlot category, Philippe Bovet took first prize with his 2010 vintage, and in the red blended category, it was Cuvée Spéciale 2011 from Domaine des Sieurs. Finally, the Kursner brothers emerged victorious in sparkling wines with their Melchior, and in sweet wines Les Larmes de Licorne 2013, from Bolle won the gold medal.

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gereifteren Chasselas findet man neben den beiden Weinen, die mit einer Spezialtrophäe ausgezeichnet wurden, zwei Dézaleys 2012, nämlich den Prestige der Domaine Blondel und Les Em­ bleyres von Raymond Chappuis. ■ ■ ■

Ex aequo Den Jurymitgliedern ist es nicht gelungen, sich bei den weissen Spezialitäten für einen Favoriten zu entscheiden, haben doch der Chardonnay 2013 von der Domaine de la Grille und der Pinot Gris der Domaine de Chantemerle beide je 90,8 Punkte erhalten. Sie übertreffen damit den Auxerrois 2014 von der Domaine Au Point du Jour und den Chardonnay 2014 von Philippe Bovet. Gleichauf liegen in der Kategorie Rosés die Zweitplazierten, der Clair de la Lune von La Grande Vigne und der Blanc de Noir von Badoux Vins, vor dem Rosé der Domaine de la Crosettaz, aber hinter dem Sieger, dem Œil-de-Perdrix Mavignan de Patrick Fonjallaz. Alle Weine stammten erwartungsgemäss aus dem Jahrgang 2014. Bei den Gamays hingegen gewannen ein 2012er, der Crescendo von der Domaine de Chantemerle, vor dem 2014er Enjôleur der Domaine de Roliebot und einem

2013er, dem Rubis de Gamay der Cave des 13 Coteaux. Bei den Pinots setzte sich die Jugend durch, landeten doch vier 2014er auf dem Siegerpodest. Erster wurde der Noir de Lys von David Kind, gefolgt von der Cuvée du Baron der Cave du Château de Valeyres, dem Clos de la Peraille von Joël Favre und dem Pinot Noir von Pierre-Luc Leyvraz. Die Kategorie Merlot konnte Philippe Bovet für sich entscheiden, und zwar mit einem 2010er, vor dem Mas-Noir 2012

der Frères Blanchard, Cellier du Mas, und dem Drittplazierten Arioso 2014 der Domaine de Chantegrive. Letztere konnte bei den roten Assemblagen mit ihrem Crescendo Merlot-Cabernet Franc 2012 einen zweiten Platz belegen. Übertroffen wurde er nur von der Cuvée Spéciale 2011 der Domaine des Sieurs, der Siegerin dieser Kategorie, auf dem dritten Rang landete der Gamaret-Garanoir der Cave Mirabilis. In Erinnerung bleibt auch das gute Abschneiden der Frères Kursner, die bei den Schaumweinen den ersten und den dritten Platz belegten mit ihrem Melchior und ihrem Gaspard. Zweitbester Schaumwein wurde der Bertrand de Mestral Brut von Uvavins. Alle drei wurden nach der Charmat-Methode (Cuve close) hergestellt. Bei den Süssweinen triumphierten Les Larmes de Licorne 2013 von Bolle vor dem Solaris der Domaine Le Champagnoux und dem Pinot Gris der Celliers du Chablais, beide ebenfalls Jahrgang 2013. Lucien und David Kind gewannen die Trophée Master der Selektion der Waadtländer Weine mit ihrem Pinot Noir de Lys 2014. 

©Photo OVV

Die Waadtländer Nominierten beim Grand Prix du Vin Suisse 2015 Die neunte Ausgabe des Grand Prix du Vin Suisse, organisiert von der Vereinigung VINEA in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Vinum, hat wie immer in Sierre stattgefunden. Gegen 3000 verschiedene Weine von rund 550 Produzenten wurden bei diesem Concours präsentiert. Insgesamt konnten 279 Goldmedaillen verliehen werden. Die Namen der grossen Kategoriensieger werden anlässlich der Gala des Schweizer Weins am 29. Oktober in Bern bekanntgegeben. Hier die Liste der Waadtländer Nominierten: Chasselas • Epesses Grand Cru, Domaine Maison Blanche 2014, Lavaux AOC, Alain Parisod (Grandvaux) • Dézaley-Marsens de la Tour - Vase N°4 2012, Lavaux AOC, Les Frères Dubois (Cully)

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• Chasselas Treize Coteaux 2014, Côtes de l'Orbe AOC, Cave des 13 Coteaux (Arnexsur-Orbe) • Le Petit Vignoble Yvorne 2013, Chablais AOC, Badoux Vins (Aigle) • Terroir du Scex Villeneuve 2014, Chablais AOC, Domaine du Scex du Châtelard (Villeneuve) Weisse Assemblagen • Le Curieux Luins 2013, La Côte AOC, Cave de la Rose d'Or (Luins) Rosé und Federweisse • Val d'Eve Œil-de-Perdrix 2014, Vaud AOC, Hammel - Terres de Vins (Rolle) • Œil de Perdrix Rosé de Pinot Noir 2014, La Côte AOC, Parfum de Vigne (Dully) Gamay • Aurore de Gamay XIII Or 2013, Côtes de l'Orbe AOC, Cave des 13 Coteaux (Arnexsur-Orbe) • Gamay Confidentiel 2013, Côtes de l'Orbe

AOC Château de Valeyres (Valeyressous-Rances) Andere sortenreine Rotweine • Syrah St-Saphorin 2013, Lavaux AOC, Cave des Rois (La Tour-de-Peilz) Rote Assemblagen • Syrah-Cabernet St-Saphorin 2012, Lavaux AOC, Alexandre Chappuis et Fils (Rivaz) • Les Guérites Rouge, Morges Grand Cru 2013, La Côte AOC, Domaine de la Ville de Morges Weissweine, Rotweine und Rosés mit Restzucker ab 8 g/l • Colino 2009, Vaud AOC, Cave Philippe Bovet (Givrins) Schaumweine • Blanc de Blanc Yvorne, Chablais AOC, Artisans Vignerons d'Yvorne • Bleu Nuit Mousseux de Romandie, Vin de Pays, Uvavins - Cave Cidis (Tolochenaz)

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Weinconcours

Ein Barriquechasselas sorgt für Überraschung Doppeltes Gold für den Chasselas 2013 Lettres de Noblesse von Badoux in Aigle: er gewinnt je eine Goldmedaille bei den Vinalies in Paris und beim Mondial von Brüssel. Ein schöner Exploit! Pierre Thomas – Fotos: Philippe Dutoit Jeder Concours hat sein eigenes Profil: Die Önologen Frankreichs betrachten die Vinalies gewissermassen als ihre ureigene Domäne, während der Concours Mondial von Brüssel (CMB), der dieses Jahr im Seebad des Lidos von Jesolo unweit von Venedig stattfand, seine Jury auch für Journalisten und Sommeliers öffnet. Starkes Chablais In beiden Fällen hat dieser Chasselas die Verkoster entzückt. Sein Geheimnis? Der Ausbau in Barriques. Dies hat die Puristen vom Gutedel Cup weniger überzeugt; dort landete die Cuvée auf dem

vierten Rang, ex aequo mit einem weiteren Wein von Badoux, dem Yvorne Petit Village 2013. Der deutsche Wettbewerb fand Ende April in Badenweiler statt. Hier konnte die No 1, Cuvée E. Obrist 2013, aus Chardonne, vinifiziert von Obrist, überzeugen, und zwar in der Kategorie «Selektion trocken», vor einem deutschen Wein und dem drittplazierten Merveille des Roches 2014 der Celliers du Chablais in Aigle. Dieselbe Cuvée N° 1 gewann ebenfalls Gold in Paris, wo das Chablais auch dank zwei vergoldeten Rotweinen einen starken Auftritt hatte: dem La Saga 2012 von Obrist und dem Magnus Corpus 2013 aus der Linie Vigne

A Chasselas Springs a Surprise The 2013 Chasselas, Lettres de Noblesse, from Badoux, in Aigle, won two gold medals: one at Vinalies in Paris and the other at Mondial de Bruxelles. What an achievement! On both occasions this Chasselas delighted the tasters. What was its secret? It had matured in barrels! However, the purists at the German Gutedel Cup competition, held in Badenweiler at the end of April, found that aspect less convincing and the same wine came only fourth, tying with another produce by Badoux, l’Yvorne Petit Village 2013. In the dry wines category, the winner was N° 1 Cuvée

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E. Obrist Chardonne 2013, produced by Obrist, second place was awarded to a German wine, and Merveille des Roches 2014, from Celliers du Chablais, in Aigle, came third. In Paris, N° 1 won another gold and Chablais scored again with two other wines, both red, La Saga 2012, from Obrist, and Magnus Corpus 2013, from the Vigne d’Or line, produced by Artisans Vignerons d’Yvorne. In Brussels, two reds from Vaud were awarded golds: a Gamaret – Garanoir blend, Dioscures 2013, from Bolle & Cie, in Morges, and Garanoir Expression 2013, from Uvavins. In London, where thanks to the world’s

leading sommelier, Paulo Basso, Swiss wines took part in and earned a Decanter magazine award, Vaud wineries won 13 silver medals, 10 of which were for reds. In the Gamay competition in Lyon, two Côtes de l’Orbe wines won gold medals: Confidentiel 2013, from Château de Valeyres, and the rosé Les Cicadelles 2013, from Treize-Coteaux. At the Mondial du Rosé in Cannes, no gold medals for Swiss wines, but three silvers for La Côte wines: Le Rosé 2014 and Le Roussard 2014, from Uvavins, and Gamay Grand Cru (rosé) 2014, from Domaine de Autecour, in Mont-sur-Rolle.

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Ein Triumph für Daniel Dufaux und seinen «Lettres de Noblesse» (Badoux) in Paris und Brüssel. 

d’Or der Artisans Vignerons d’Yvorne. Zwei Waadtländer Rotweine hielten sich gut beim CMB, wo sie Gold holten: die Assemblage Dioscures 2013 aus dem Duo Gamaret/Garanoir von Bolle & Cie in Morges und der Garanoir Expression 2013 in einem Soloauftritt, produziert von Uvavins. In London hatten die Schweizer Weine Anrecht auf eine Selektion beim Concours des Weinmagazins Decanter, und zwar dank dem besten Sommelier der Welt Paolo Basso, der in jüngeren Jahren im Raisin in Cully servierte, also ein bisschen waadtländisch angehaucht ist. Die Waadtländer gewannen dabei 13 Silbermedaillen, zehn davon gingen an Rotweine. Gut plazierte Rosés Das Jahr hatte Mitte Januar in Lyon gut begonnen für die Waadtländer Gamays, als zwei Weine aus den Côtes de l’Orbe im Concours, der dem Gamay vorbehalten ist, eine Goldmedaille gewannen: der Confidentiel 2013 vom Château de Valeyres sowie der Rosé Les Cicadelles 2013 der Kellerei Treize-Coteaux. In Cannes, am Mondial du Rosé, konnten die Schweizer Weine kein Gold erringen, drei Waadtländer – ein Trio aus der Côte – brachten es immerhin zu Silber: Le Rosé 2014 und Le Roussard 2014 von Uvavins sowie der Gamay Grand Cru (Rosé) 2014 der Domaine de Autecour, Mont-sur-Rolle.

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Der Önologe André Hotz (Obrist) und seine Cuvée «N°1» aus Chardonne wurden in Deutschland ausgezeichnet. 

Mondial des Merlots Die fünfte Ausgabe des Mondial des Merlots bewertete 440 Weine aus 25 verschiedenen Ländern. Die in Sierre versammelten Jurymitglieder vergaben drei Goldmedaillen an Waadtländer Weine, alle aus dem Jahrgang 2012. Zwei sind Assemblagen mit mindestens 51% Merlot-Anteil: die Cuvée Expression der Cave de la Rose d’Or in Luins, welche Merlot mit Syrah vermählt, sowie die Cuvée Crescendo der Domaine de Chantegrive in Gilly, eine Verbindung von Merlot mit Cabernet Franc. Philippe Bovet aus Givrins errang die einzige Goldmedaille in der Kategorie der reinsortigen Merlots, und zwar mit seinem Cima Dell’Adula 2012, einem Schweizer Landwein, produziert aus Tessiner Trauben, aber in der Waadt vinifiziert. AT

World Merlot Four hundred and forty wines from 25 different countries competed in the fifth edition of Mondial du Merlot & Assemblages, in Sierre. The jury attributed gold medals to three 2012 wines from the Vaud canton. Two of them are blends: Expression, from Cave de la Rose d'Or, in Luins, which combines Merlot and Syrah, and Crescendo – a Merlot and Cabernet Franc blend - from Domaine de Chantegrive, in Gilly. Philippe Bovet, from Givrins, was the only gold medal winner in Vaud in the pure red Merlot category with their Cima Dell'Adula 2012, a Swiss ‘vin de pays’ produced in Vaud from grapes from Ticino.

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Découvrez l’accord parfait entre fromages AOP et Chasselas Le Chasselas a trouvé en

Pays de Vaud une terre de prédilection. Ce cépage est magnifique pas sa finesse, son élégance. Il est très apprécié pour sa délicatesse, sa faible acidité et sa rondeur qui s’accorde parfaitement avec les fromages tels que les rebibes de L’Etivaz AOP, le Vacherin Mont-d’Or AOP et le Gruyère AOP jeune ou vieux.

Der Chasselas hat im

Waadtland seine Heimat, seinen Lieblingsstandort gefunden. Diese Rebsorte bezaubert durch ihre Finesse und ihre Eleganz. Sie wird gelobt für ihre Delikatesse, ihre geringe Säure und ihren runden Körper-, der so unvergleichlich gut zu Käse passt, etwa zu Etivaz AOP, zu Vacherin Mont-d’Or AOP sowie zu jungem oder gereiftem Gruyère AOP.

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Avec le Vacherin Montd’Or AOP une onctuosité en bouche avec des notes résineuses (goût de sapin par le cerclage).

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Vacherin Mont d’Or präsentiert sich im Gaumen weich und rund, mit harzigen Noten, die an Tannen denken lassen.

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schliesslich bezaubert durch seine floralen Noten, seinen knackigen Gaumen mit zugleich salzigen und karamellisierten Anklängen.

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Cellarmen and Banquet Waitresses: from the Shadows into the Limelight The cellarmen, who pull the corks from the four hundred bottles of wine served at every ressat, or winegrowers’ banquet, are hidden away in some ob-

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scure corner of the chateau of Chillon, neither seen nor heard by the guests. While the councillors make their speeches, these lieutenants of the Confrérie du Guillon are busy sniffing and tasting the wines, ready to withhold any bottle that is corked or oxidised. That is the promise of perfect bliss that the Guillon offers its guests. But it is only thanks to the work of the banquet waitresses - or fanchettes, so called after Fanchette, one of their forerunners - that the guests are able to partake of these divine drinks. There are twenty-two fanchettes at every banquet wearing sky-blue uni-

forms – which enhances our feeling of heaven! They set and clear the tables, serve the two hundred and fifty quests, and fill one thousand five hundred glasses with wine. Ressats require military-style logistics, so the fanchettes are placed under the orders of a General. Dear fellow Guild member and friend, always remember that we are graced with vines, but our Guild, like the wine we make, is the fruit of hard work. Fabrice Welsch

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Botschaft des Gouverneurs Jean-Claude Vaucher

Prosecco? Nein danke, Chasselas! Unsere Freunde jenseits der Alpen sind richtige Meister darin geworden, ihre kulinarischen Vorlieben zu verbreiten und festzuschreiben. Nachdem sie die Pizza auf den fünf Kontinenten eingebürgert hatten, überschwemmten sie uns mit verschiedenen Teigwarensorten, Spaghetti und Ravioli, aber auch mit Tomaten, Mozzarella und Parmesan. Selbst was die Weine betrifft, hat Italien nicht einfach gewartet, sondern von der Internationalisierung seiner Küche profitiert, um seine Produktion zu revolutionieren und seine Exporte zu dynamisieren und ist so zum zweitgrössten Weinexportland der Welt geworden. Angesichts dieser Erfolge sind die Italiener jetzt daran, uns ihren jüngsten Favoriten aufzudrängen, den Prosecco. Nachdem er den Gotthard durchquert hat, um die Schweiz, Deutschland und Europa zu vereinnahmen, hat dieser zur Mode gewordene Schaumwein den Ärmelkanal und den Atlantik überquert und wird selbst in den asiatischen Märkten angeboten. Der Prosecco stammt aus der italienischen Provinz Treviso und wird aus den besonders

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ergiebigen Glera-Reben hergestellt, dürfen doch bis zu 20 Tonnen Trauben pro Hektare geerntet werden. Es handelt sich somit in erster Linie um ein technologisches Produkt, mit sehr diskretem Geschmack. Einzig die Restzuckermenge bei der Gärung macht den Unterschied zwischen einem sehr trockenen, einem trockenen oder einem halb-trockenen Prosecco aus. Weil man Aufwand und Preis eher bescheiden halten möchte, wird der Prosecco in Tankgärung hergestellt und nicht in der aufwändigeren Flaschengärung. Das Endprodukt ist nicht besonders subtil und die Herkunftsbezeichnung ist ziemlich bedeutungslos. Zu seinen raren Qualitäten gehören die Neutralität und die Perlenexplosion. Auf der Erfolgswelle der Schaumweine reitend ist der Prosecco auf gutem Weg, auf den Märkten die Champagner, Cava, Crémants und anderen deutschen Sektsorten zu verdrängen. Dieser phänomenale Erfolg erklärt sich unter anderem mit der grossen italienischen Diaspora und der riesigen Zahl von italienischen Restaurants in aller

Welt, die so dem Prosecco zum Durchbruch verhelfen. Die Einfachheit des Produkts und besonders sein wettbewerbsfähiger Preis erlauben es den Zwischenhändlern, schäumende Margen zu erzielen, und sie erklären die rasante Entwicklung. Weil die Nachfrage nicht mehr gedeckt werden kann, wurde die Gesetzgebung über die Zubereitung einmal mehr gelockert, um die Produktionsmöglichkeiten und die Zusetzung anderer Rebsorten zu erhöhen. Immerhin ist es bei der Industrialisierung dieses Produkts erstaunlich, dass der Schweizer Konsument beim Aperitif dem Chasselas so oft untreu wird. Dieser enthält alle Tugenden einer spezifischen Herkunft. Zudem handelt es sich um eine streng begrenzte und umweltfreundliche Produktion. Und unser Schweizer Chasselas ist ebenfalls ein perliger Wein, aber einer mit einer unvergleichlich höheren Subtilität, Feinheit und Raffinesse. Die Kenner haben das sehr wohl begriffen, aber der Chasselas müsste auch bedingungslos der Liebling aller Landsleute werden, Deutschschweizer inbegriffen!

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Ressats

Die Ressats der bezaubernden Amsel «Wenn die Amsel die Weinleser in die Rebberge einziehen sieht, staunt sie vor allem, weil diese nicht wie sie Angst haben vor der Vogelscheuche.» Jules Renard, den man eigentlich eher mit einem Raben in Verbindung bringt, stellt hier mit seinem Denkspruch eine unlösliche Verbindung zwischen der Amsel und der Weinlese her, oder – wenn es Ihnen lieber ist – zwischen der Traube, also dem Wein, und Turdus Merula, dem schwarzen Vogel mit dem wohlklingenden Gesang und dem für ein Beeren-, Regenwurm-, Mollusken- und Wirbellosen-Regime angepassten gelben Schnabel. Pierrick Suter, von dem man weit herum die fast schon zwangshafte Achtung der Produkte und ihrer Herkunft kennt, unterliess es hier geflissentlich, die anspruchsvolle Ernährungsweise unseres Freundes, des dunklen aber warmblütigen, eierlegenden und federbedeckten Wirbeltieres, anders gesagt des schwarzen Vierfüssers, dessen hintere Glieder der Fortbewegung auf dem Boden dienen und dessen Flügel der Fortbewegung durch die Lüfte, identisch zu reproduzieren. Kurz jene des Stars unserer Frühjahrsressats. Der Chefkoch aus Lucens berief sich auch nicht auf das alte pessimistische Sprichwort, das besagt: «mangels Drosseln essen wir Amseln». Und das trotz dem hinterhältigen Druck, den ein Robenträger ausübte, um die korsische Amselpastete aufzudrängen. Nein, Pierrick Suter gab nicht nach und verköstigte die Saisongäste der Savoyerfestung mit Gänseleber, Krebssuppe, Genfersee-Felchen, Kalbsnuss und –bries, Serac und gefrorener Baisertorte. Das alles war – wenn man das denn wirklich noch sagen muss – eine richtige Freude! Pascal Besnard, Echotier Edouard Curchod, Fotograf

Alle Fotos der Ressats sind abrufbar auf www.guillon.ch

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Ressats

Freitag 24. April Compagnon d’honneur Michel Thentz Jurassischer Regierungspräsident, Gesundheitsminister Compagnon juré André Gindroz Chapeau Noir 2014 Compagnon Manuel Diez Marin Philippe Diserens Mollie-Margot Jean-Marc Ehry Le Lyaud Philippe Grenèche Publier Jean-Louis Marx Publier Patrick Reithaar Arzier Nathalie Vaillant Neuvecelle

1. Ehrenhof für die neu Inthronisierten 2. Über die Worte von Préfet Pétremand lacht Michel Thentz aus vollem Hals, was in den Magen gehen könnte. Normal, schliesslich ist er Gesundheitsminister. 3. Der Chapeau Noir André Gindroz hat die Angst vor dem weissen Blatt überwunden 4. Der stellvertretende Hauptinspektor Diserens inspiziert den Inhalt der Trinkschale.

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Ressats

Samstag 25. April Compagnon d’Honneur Isabelle Chassot Direktorin Bundesamt für Kultur Compagnon Vincent Bieri Grandvaux François Blanchard Mont-sur-Rolle Steve Bovay Freiburg Gregory Bovay Clarens Corinne Buttet Chardonne France Cavin Aigle Patrick Chenaux Bussigny Sarah Colliard Châtel-Saint-Denis Tobias Eastus Bern Jean-René Fonjallaz Saint-Légier Rolf Hertig Luzern Stefan Armin Hess Hünenberg Peter Hügli Kirchberg (BE) Philipp Kaufmann Luzern Luc Luyckx Servion Didier Ochs Villars-Tiercelin Hubert Santschi Poliez-le-Grand Patrick Schoeni Rolle Christian Streit Aubonne

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1. Frau Kultur und Herr Guillon, Isabelle Chassot und Jean-Claude Vaucher 2. Mit dem Fondue? Ein Waadtländer Chasselas! Sarah Colliard aus Tivoli über Châtel-St-Denis 3. Der Wein enthält rund 85% Wasser, versichern der Préfet Vioud und Philippe Gallois, Generaldirektor von Evian Volvic, einstimmig 4. Murielle Girardin hat die Prüfung am Guillon erfolgreich bestanden

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Freitag 1. Mai

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Compagnon d’honneur Philippe Gallois Generaldirektor von Evian Volvic Sources & Vizepräsident Internationaler Vertrieb Eaux Danone Compagnon majoral Georges Oberson MOB-Direktor Compagnon Jacques Ansermet Chéserex Philippe Aubert Aubonne Steven Blackwell Mont-sur-Rolle Guglielmo L. Brentel Rapperswil-Jona Robert Bruchez Verbier Olivier Burgat Bevaix Jean-Jacques Dayer Grandvaux Nadine Duchemin Rivaz Eric Fassbind Villette (Lavaux) Pascal Gauthier Le Mont-sur-Lausanne Murielle Girardin Belmont-sur-Lausanne Christine Joss Saint-Triphon Christian Lambert des Cilleuls Nancy Christoph Lehmann Abtwil (SG) Dominique Martin Blonay Laurent Monard Bussigny Olivier Roux Lausanne Odile Tornare Vuarrens Kim Walder Flawil Rolf Weber Prilly

5. Der neue Préfet von St. Gallen, Patrick Rütsche, zusammen mit einer Delegation seines Cotterd 6. Ein jovialer Compagnon majoral: Georges Oberson, MOB-Direktor

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SERVAGNIN MORGES GRAND CRU

Le vrai goût DU du SERVAGNIN Servagnin

LE VRAI GOÛT

DESCRIPTION Seules les vignes plantées en Pinot Noir, clone Salvagnin, situées dans le lieu de production Morges, ont droit à l’appellation Servagnin de Morges. La production maximale ne doit pas dépasser 50 hectolitres à l’hectare et son raisin doit atteindre un minimum de 82 degrés Oechslé. Vinifié obligatoirement en barrique de chêne, son élevage doit durer au moins 16 mois. Il ne peut pas être commercialisé avant le 1er avril de chaque année. La Commission du Servagnin, qui contrôle toutes ces normes, attribue l’appellation Servagnin de Morges après avoir jugé par une sévère dégustation que les qualités obtenues correspondent à la haute définition exigée. Les bouteilles ayant obtenu l’agrément portent la capsule rouge d’authentification Servagnin de Morges.

Association pour la promotion des Vins de Morges Case postale 72 1110 Morges 1 T 079 869 28 94 vinsdemorges@bluewin.ch www.vinsdemorges.ch


Ressats

Samstag 2. Mai Compagnon majoral Florence Germond Lausanner Stadträtin für Finanzen und Grünflächen Alexandre Girod Chef Sicherheitspolizei Kanton Waadt Compagnon juré Etienne Krebs Ehemaliger Küchenchef im L’Ermitage in Clarens Compagnon Reynald Birchler Villeneuve (VD) Alexis Borter Yvorne Christophe Chabloz Echallens Robert Erba Bouveret

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Kenneth Gentizon Cudrefin Christophe Haller Basel Marc Hoch Bubendorf Marie-Noëlle Massy-Mittaz Vissoie Thierry Molliex Féchy Jean-Marc Moreillon Yvorne Sébastien Pittet Saint-Prex Cyrille Pittier Villeneuve (VD) Roberto Ré Ollon (VD) Martine Rüdlinger Yvorne Alexandra Tharin Lausanne

1. Der Héraut und der Gouverneur in stillem Einverständnis (Christian Dénériaz und Jean-Claude Vaucher)

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Propos de Clavende

Le Gamay La Côte AOC 2013 Raoul Cruchon, Conseiller «Admirable langue française, riche de tant de tours, foisonnante de tant d’astuces.» C’est par cette belle accroche que notre chancelier Edouard Chollet, dans l’invitation aux Ressats du Merle enchanteur, nous sifflait le bonheur de nos retrouvailles à Chillon. Admirable langue française certes. Mais que dire de la langue des Vaudois, dont le lyrisme et la poésie naquirent souvent dans le tréfonds de nos carnotzets. Oui, dans ce pays où c’est l’eau qui se boit en cachette, le chasselas a grandement influencé le vocabulaire. Ainsi donc va naître un langage imagé qui s’éloigne passablement du français académique.

Et puis en vaudois il y a le langage périphrasé. Soit une tournure de phrase subtile pour dire autrement la même chose. Une grande spécialité! Car le Vaudois ne s’exprime que rarement en termes directs, mais presque toujours détournés. A une personne paresseuse par exemple, Torchette ne dira jamais: «Fainéant!» Mais il lui dira «Oh toi, les rares fois que t’as les mains sales c’est quand t’as de la terre au fond des poches!» A un Ormonan dont chacun connait la légendaire pingrerie, Torchette dira «T’es Ormonan? On m’a toujours dit que si les pommeaux de douches ont douze trous, c’est parce que les Ormonans ont dix doigts!». A une grande batoille qui te saoule de mots, Torchette dira «Quand Dieu t’as créé, il a commencé par la gueule et y est pas resté grand-chose pour le reste!»

Et puis ce langage vaudois peut prendre des contours improbables autour d’un seul mot. Prenons le verbe voir pour illustrer le propos. «Viens voir!» Bon d’accord. Mais «viens voir regarder!» Donne dans la redondance. Que penser alors de «Dis voir!» qui mélange les genres. Tout comme «Ecoute-voir!» Qui fait dans l’audiovisuel. Et puis il y a encore plus fort avec «Tu vois ce que j’entends?» pour dire tu comprends mon raisonnement. Et cet énigmatique «Pense-te voir!» pour dire que tu n’y penses pas. Et finalement cette dernière tournure «Tais-te-voir!» qui se comprend différemment selon qu’on a soif ou non. A propos de téter, écoutons le commentaire de Torchette, en vaudois, sur le Gamay 2013 AOC La Côte: «Ouvre tes quinquets et reluque-voir c’te roclore. C’est pas du rodzoyet, pas de ces couleurs de cougne-pets, là c’est noir… comme un démocrate valaisan! Au pif ça sent la cougnarde qu’on avale en pique-nique à la chotte dans les sousbois avec ma minçolette. A la première lampée, tu manques de cupesser tant c’est bon! Y a tant de fruit qu’on dirait une sangria! A la deuxième tzequée t’as l’impression d’avoir la main d’une gâtionne qui te cocolle les muqueuses tant c’est souple. C’est le tofin des gamays de la Côte! Il est essetra!»

© Studio Curchod

Torchette est un spécialiste de la langue vaudoise! Imaginons-le au fond du carnotzet. Prenons quelques exemples en français conventionnel et voyons ce que cela donne en vaudois.

Un enfant agace en jouant avec son mouchoir. «Eh le bouêbe, qu’est-ce que tu borrates avec ton tire-moque?» Marguerite est dépressive. «La Guéguette a le zon!» Tu trouveras de nombreuses bouteilles dans le gardemanger. «Tu trouveras une racaquée de botoilles dans le cagnard!»

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Aargauer Guillonneur 2015

Überraschungen und Freuden Claude-Alain Mayor, Tabellion – Fotos: Edouard Curchod

 Jean-Pierre Cavin (links) und Albi Von Felten füllen am Aargauer Guillonneur die Gläser der Gäste.

Es gibt sehr beliebte Guillonneurs, weil sie in prestigeträchtigen Orten wie Basel oder Zürich stattfinden. Es gibt auch solche, die sich als Vorwand für ein verlängertes Wochenende in Zweisamkeit an den Gestaden des Langensees oder des Luganersees anbieten. Und dann gibt es die geheimeren, die sozusagen für eine Hand voll Eingeweihte reserviert sind. Das trifft unzweifelhaft auf jenen im Aargau bei Albi von Felten in seinem Landhotel Hirschen in Obererlinsbach zu. Im GPS-Zeitalter widersteht kein Weg lange dem abenteuerlichen Erforscher. Aber man muss es wagen, Aarau im Nordwesten zu verlassen und sich in den Tafeljura aufzumachen. Fast am Ende von Erlinsbach stösst man auf das entzückende Landhotel, wo der Cotterd seine Gewohnheiten hat. Auf den ersten Blick ist es nicht eigentlich kosmopolitisch, aber der Ort zeichnet sich immerhin dadurch aus, dass er zur Hälfte auf Solothurner und zur

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andern Hälfte auf Aargauer Boden liegt. Der Durchgangsort und die traditionelle Gastfreundschaft erklären zweifellos den besonders herzlichen Empfang, der den rund dreissig Gästen vorbehalten war, die sich an diesem Freitag den 20. Februar im Namen der Confrérie versammelten. Improvisierter Guillonneur Amphitryon beherrscht sein Thema perfekt, aber an diesem Abend ist alles nicht so einfach. Die vorhersehbaren, aber doch heimtückischen Staus auf der A1 in der Region von Olten erwiesen sich für gewisse Flüssigkeiten-Lieferanten als Falle und der Conseiller, der die Feierlichkeiten anführen sollte, liess sich auch nicht blicken. So musste ein Guillonneur improvisiert werden, indem man sich der lokalen Rohstoffe bediente. Die Konkurrenten mussten nicht nur zwischen den Regionen jonglieren, sondern auch mit drei verschiedenen Jahrgängen, so

dass die sonst schon schwierige Übung zusätzlich kompliziert wurde. Aber dank dem Zauber des Orts, der unverwüstlich guten Stimmung unter den Teilnehmern und den klugen Kommentaren von Hausherr Albi von Felten sowie dem Wissen von Jean-Pierre Cavin, Compagnon juré und Vertreter der Winzer aus Yvorne, tat das Ganze dem Erfolg des Abends keinen Abbruch. Unter den besten Resultaten musste das Los entscheiden. Kurt Sager war schliesslich der glückliche Gewinner der zwei Plätze an einem der nächsten Ressats auf Schloss Chillon. Ein Diplom, das die aussergewöhnlichen geschmacklichen Qualitäten bezeugt, entschädigte zudem all jene, die sich durch den etwas atypischen Wettbewerb nicht aus der Ruhe bringen liessen. Die Höhle von Ali Baba Wer nicht die rund zwanzig Stufen hinunterstieg, die in den Degustationskeller

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Dank den Gais Compagnons wurde die Degustation von Gesang begleitet.

führen, und diese eigentliche Höhle von Ali Baba entdeckt hat, der kann sich nicht rühmen, den Hirschen zu kennen. Die Wände sind bedeckt mit Flaschengestellen, in denen weit über hundert Weine von überall her lagern, die von einem leidenschaftlichen Sammler ausgewählt wurden, der seine Leidenschaft gerne teilt. In diesem Keller spielte sich der offizielle Teil ab, begossen von einem Dézaley AOC Grand Cru 2013 von Alexandre Chappuis und einem Clos de l’Ombren 2013 der Gemeinde Yvorne, die inzwischen dem Autobahn-Flaschenhals entkommen. Gesättigt von göttlichen Tropfen, dem Speck eines Wollschweins, Toasts mit Sobrasada und heimischer Wurst, bewegte sich die Versammlung zum Restaurant. Nur die glücklichen Gais Compagnons waren privilegiert und dürfen inmitten der köstlichen Säfte speisen. Wenn der Rahmen ein anderer war, so erfreute das Menu, das vom Aargauer

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Préfet liebevoll ausgedacht und ausgeführt wurde, alle Gaumen gleichermassen. Die selbstgeräucherte Forelle an Randen eröffnete den Schmaus. Gefolgt wurde sie von einer Kastaniensuppe mit Birnensorbet, einem Poulardenschlegel aus Mägenwil an Rotweinsauce und Pastinakenpüree. Ein Stück Apfelkuchen mit Zimteis machte den Abschluss. Alle Produkte stammten aus der Region, angebaut und aufgezogen wie es sich gehört. Alles war perfekt gegart, die Farben prächtig, alles aufeinander abgestimmt, mit den Beilagen wie mit den Weinen, die zur grossen Freude der Gäste von den Winzern in Yvorne passend ausgesucht worden waren. Der Varietas, der Gamay, der Magnus Corpus (alle drei mit der Auszeichnung Vigne d’Or) ebenso wie der weichen Betten des Hotels kamen die Waadtländer Weine mit einer vielfältigen, kreativen, raffinierten und schollenverbundenen Küche harmonisieren lassen.

Prächtiger Hirschen Schönes Aargauerland, auf dessen Märkten reichlich Fleisch- und Gemüseschätze von höchster Qualität angeboten werden. Prächtiger Hirschen, der diese Schätze verarbeitet und mit Stil und Behendigkeit serviert (danke, Silvana!). Und schliesslich bemerkenswerte Confrérie du Guillon, unter deren Schirmherrschaft die Treffen fruchtbar und die Feste erfolgreich sind, selbst und vor allem wenn anfängliche Überraschungen mit Fantasie und Talent gemeistert werden müssen. Wie üblich haben die standhaftesten Gäste noch mit einem Glas Waadtländer Chasselas in der Hand den Abend und Gott und die Welt Revue passieren lassen, bevor sie in den Genuss der weichen Betten des Hotels kamen – ohne zu überborden, den die Zimmer befinden sich auf Aargauer Boden!

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Interview

Jacques de Watteville, optimistisch und kämpferis Claude-Alain Mayor, Tabellion – Fotos: Edouard Curchod

Der 1951 geborene Jacques de Watteville ist Doktor der Rechte, Anwalt und verfügt über ein Lizentiat in Wirtschaftswissenschaften. 1982 trat er in die Dienste des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten ein, wo er prestigeträchtige Posten als Botschafter in Syrien und China und als Missionschef der Schweiz bei der Europäischen Union belegte. Seit 2013 ist er Staatssekretär für internationale Finanzfragen. Und erst kürzlich hat ihn der Bundesrat auserkoren, um die Verhandlungen mit der EU über die verschiedenen Dossiers zu koordinieren. CAM Nach dem Referendum in Griechenland haben die Schweizer den Eindruck, Europa hätte sie nach der Abstimmung vom 9. Februar 2014 benachteiligt, während die EU Ministerpräsident Tsipras alle Türen öffnete, um eine Lösung zu finden. JDW Die Ausgangslage ist klar verschieden: Griechenland ist Mitglied der EU und kommt als solches in den Genuss der Solidarität seiner Partner. Vor allem aber müssten die Gläubigerländer der EU hohe Verluste verbuchen und der Euro käme nicht ungeschoren davon, wenn Griechenland Konkurs ginge. Auch die politische Herausforderung ist gross. Die Schweiz hingegen geniesst bei der EU keine Priorität, selbst wenn sie der zweitwichtigste Handelspartner ist (der gegenseitige Handel lässt sich an jedem Arbeitstag mit einer Milliarde Schweizer Franken beziffern). CAM Inwiefern wäre die Schweiz von der Bedrohung eines Grexit betroffen? JDW Der Schweizer Anteil der Kredite, die im Rahmen des IWF an Griechenland gesprochen wurden, beläuft sich auf rund 2%. Das ist aber

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sch weniger beunruhigend als die Turbulenzen, zu denen ein Grexit in Europa und auf den Devisenmärkten führen könnte, mit seinen Konsequenzen auf den Franken als Fluchtwährung. Schliesslich würde das auch unsere Gespräche mit Griechenland in Steuerfragen nicht erleichtern, die darauf abzielen, eine Regulierung der nicht deklarierten Gelder vor dem Inkrafttreten des automatischen Informationsaustausches zu begünstigen, anstatt ihren Exodus ausserhalb jeder Kontrolle in Richtung Steuerparadiese zu provozieren. CAM Könnte die Schweiz trotzdem von der Situation profitieren und sich gegenüber einem geschwächten Europa, das durch Zentrifugalkräfte gefordert ist, besser positionieren? JDW Unser Land hat grosses Interesse daran, dass die EU rasch eine Lösung findet. Sollte das nicht der Fall sein und der Euro weiter an Wert verlieren, dann würden sowohl unser Tourismus wie auch unsere Exportwirtschaft leiden. Auf den ersten Blick könnte man sich von den zwischen der Regierung Cameron und der EU aufgenommenen Verhandlungen mehr erhoffen. Aber die Aussichten sind gering: Einerseits möchte Grossbritannien den freien Personenverkehr nicht quantitativ begrenzen, sondern eine Regelung revidieren, die Missbräuche im Rahmen der Sozialversicherungen nach sich zieht. Andererseits ist die Versuchung für Brüssel gross, nicht auf die Anliegen der Schweiz einzutreten, um Grossbritannien vor Augen zu führen, dass es sich besser innerhalb als ausserhalb der EU leben lässt. CAM Haben Sie nicht den Eindruck, dass sich weltweit alles verschlechtert: Konflikte, Bevölkerungsmigration, Machtmissbrauch und ■ ■ ■

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Interview

Zerstörung historischer Stätte durch die Vertreter des IS, der Bau einer Mauer zwischen Ungarn und Serbien? JDW Gewisse Entwicklungen sind in der Tat besorgniserregend. Aber wenn wir zurückdenken (Pest, Hungersnöte, Weltkriege), dann war die Lage in Europa nie besser als heute. Die Herausforderungen sind riesig – Terrorismus, Konflikte, Migration, Klimaerwärmung, Endlichkeit von Energieträgern und Rohstoffen –, aber ich vertraue den Menschen: Die generelle Stossrichtung ist positiv und sollte uns veranlassen, die Ärmel hochzukrempeln und die Probleme anzupacken. Denken wir beispielsweise an die Alterung der Bevölkerung, die oft als grosses Problem dargestellt wird: In erster Linie ist das eine sehr positive Entwicklung, die von den Fortschritten der Medizin und der Gesundheit ganz allgemein zeugt. Die Erhöhung des Rentenalters, die sie auf Zeit nach sich ziehen wird, kann auch als Chance betrachtet werden, vor allem wenn man seinen Beruf liebt und man die Belastung und die körperlichen Anstrengungen dem Alter anpassen kann. Aber das ist selbstverständlich meine ganz persönliche Sicht der Dinge. ■ ■ ■

CAM Ich präzisiere meine Frage: Ist eine Verschlechterung nicht unumgänglich, weil der Kuchen begrenzt ist und eine immer grössere Zahl von Menschen ein Stück davon abschneiden will? JDW Genau: In meinen Augen ist der Kuchen nicht begrenzt. Jedes Mal, wenn man das Ende der Mittel nahen sieht, erlauben es neue Entdeckungen und neue Technologien, diese Grenzen zurückzusetzen. Das trifft auf die Nahrungsmittel zu, aber auch auf die Energie: Vor zehn Jahren dachte man, das Erdöl gehe langsam aus und werde immer teurer. Aber wir haben neue Quellen gefunden, neue Extrahierungstechniken, und der Preis ist deutlich gefallen. In China verweisen Windparks (mit ABB-Motoren ausgerüstet) und Solaranlagen die Wüste in ihre Grenzen. Natürlich bedingt das kleine Revolutionen und eine Veränderung der Mentalitäten. Und die geopolitischen Aus-

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wirkungen sind alles andere als harmlos. Diese Herausforderungen beinhalten Risiken, die wir minimieren müssen, aber auch Opportunitäten, die wir maximieren müssen, um schliesslich zu den Gewinnern zu gehören. CAM Verlassen wir die internationale Bühne und wenden wir uns einigen persönlicheren Fragen zu. Welche Beziehung unterhalten Sie zum Wein? JDW Der Gutsbetrieb Montbenay in Montsur-Rolle gehört einem Cousin und mein Grossvater mütterlicherseits besass Weinberge in Perroy und in Siders. Ich habe schon in meiner Jugend den Wein kosten und schätzen gelernt sowie seine Bedeutung für unsere Lebensart, unsere Kultur und unsere Traditionen erkannt. In meiner Rolle als Botschafter habe ich

selbst meinen Schweizer Gästen zu immer neuen Entdeckungen von lokalen Produkten verholfen und natürlich anlässlich von offiziellen Empfängen und für meine ausländischen Gäste immer Schweizer Weine ausgeschenkt. Es ist sehr wichtig, dass wir unsere feinen Tropfen in möglichen Exportmärkten bekannt machen. Übrigens schneiden wird bei vergleichenden Degustationen immer recht gut ab. CAM Die Schweizer Winzer beklagen sich gerne über die Konkurrenz durch ihre EUKollegen, die sowohl für die Renovation ihrer Infrastrukturen wie auch für die Ex-

porte ausserhalb der EU-Zone mit europäischen Geldern subventioniert werden. JDW Vergessen wir einfach nicht, dass die Schweizer Landwirtschaft insgesamt eine der meistgeschützten weltweit ist, selbst wenn die Vergleiche im Weinbaubereich etwas komplizierter sind. Eine Aktualisierung von internationalen Abkommen würde wohl bedeuten, dass die Unterstützung eingeschränkt wird. CAM Kommt es vor, dass Sie sich an den Herd stellen? JDW Meine Frau ist eine ausgezeichnete Köchin, so dass ich das ihr überlasse. Aber selbstverständlich kann ich mich wie die meisten Schweizer Männer rühmen, ein Fondue oder ein Raclette vorbereiten oder einen Gigot aufschneiden zu können! CAM Was ist Ihre liebste Freizeitbeschäftigung? Wie erholen Sie sich? JDW Ich interessiere mich sehr für das kulturelle Leben, mit einer Vorliebe für das Theater. Dann mag ich auch Comics: Die klassischen Serien wie Blake und Mortimer oder Largo Winch, aber auch Schuiten und Peeters, deren prächtigen Zeichnungen zur Neuen Kunst zu zählen sind und zu fast philosophischen Überlegungen verleiten, beispielsweise über die Beziehung zwischen Virtualität und Realität. Am meisten aber schätzte ich Abende mit Freunden und einem guten Glas Wein, an denen wir uns über die Neuordnung der Welt unterhalten. Was die sportliche Betätigung betrifft, so bin ich seit jeher ein begeisterter Skifahrer und Wanderer, auch mit dem MTB. Aus meiner Militärdienstzeit, die ich als Offizier in der Berginfanterie absolvierte, datiert meine Faszination für die prächtigen Landschaften, in denen wir leben dürfen. Von den Terrassen im Lavaux zu den Chalets im Jaman erfreuen wir uns einer zauberhaften und doch echten Kulisse, die unser Wirtschaftsleben und unser Erbe prägt. Die Verankerung in unserer Scholle ist für mich sehr wichtig und es ist grundlegend, dass unsere Landwirte sie auch weiterhin leben lassen können.

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Lüften wir den Deckel

Die Rückkehr von Suter! Pierrick Suter, Hôtel de la Gare in Lucens Pascal Besnard, Echotier Fotos: Edouard Curchod Sicher, wir mussten uns vier Jahre gedulden zwischen dem ersten und dem zweiten Durchgang von Pierrick Suter. Aber das Warten hat sich gelohnt! Der Zauberer vom Hôtel de la Gare in Lucens und seine Küchenbrigade haben die Frühjahrsgäste auf Schloss Chillon richtiggehend bezirzt. Mit zwei Schlägen mit dem Zauberstab liefert uns der Zauberer… zwei Rezepte!

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 Pierrick Suter und seine rechte Hand Sébastien Berthurel (links)

Als Begleitung empfiehlt Pierrick Suter einen Domaine de Rueyres Grand Cru 2014 auf Weinhefe vinifiziert

«Erstens weil es ein Chasselas ist… mein Lieblingswein! Und weil er auf Hefe verarbeitet wurde, was im Kraft und Fülle verleiht. Damit passt er ausgezeichnet zur Gänseleber und zur Terrine. Weiter erhielt dieser Wein die Auszeichnung Terravin, für mich die beste Marke auf einer Flasche! Und schliesslich wird dieser Wein von einem Gay Compagnon hergestellt, Jean-François Cossy, der ebenso viele Qualitäten hat wie dieser Grand Cru…! Prost.»

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Zutaten für… … Ententerrine (innen) 200 g Entenfleisch 100 g Gänseleber 50 g gebratene Geflügelleber 100 g fetter Speck 50 g Schalotten fein gehackt und kandiert 6 g Salz 1 g Salpeter 1 g Pastetengewürz 1 Umdrehung Pfeffer 2 EL Rahm 1 Spritzer Cognac … Gänseleber 1 kg Gänseleber ohne Äderchen 13 g Salz 2 g Zucker 2 g Salpeter 1 g gemahlener Pfeffer Weisser Porto und Madeira

Gänseleberterrine à la Vaudoise (sieht aus wie eine Wurstpastete) Rezept für vier Personen Zubereitung für… … Ententerrine (innen) • Alle Zutaten grob hacken, die Gewürze beifügen und 12 Stunden kühl stellen. • Die Masse in Klarsichtfolie rollen und eine Wurst formen. • Im Dampf bis auf eine Innentemperatur von 70° garen. … Gänseleber • Die Gänseleber würzen. In eine Terrine geben – sie muss zur Hälfte gefüllt sein. Bedecken und 12 Stunden kalt stellen. • 30 Minuten im Wasserbad bei 100° garen. • Aus dem Ofen nehmen und die Ententerrine hineinlegen: Sie muss von der Gänseleber bedeckt sein. Dann abkühlen lassen.

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1er Grand Cru

Un millénaire d’excellence Entrez dans l’univers d’exception d’un 1er grand cru www.chatagnereaz.ch Les 1ers Grands Crus vaudois, nouveaux symboles d’excellence Membre de l’Association


Lüften wir den Deckel

Zutaten für… … «Schweizer» Meringue 150 g Eischnee 300 g Puderzucker Zerstossene Pistazien … Coulis 300 g rote Beeren 100 g Zucker 20 g Zitronensaft … Erdbeersorbet 1 kg Erdbeeren gemixt und passiert 160 g Zucker 8 g Stabilisator 300 g Wasser 76 g Glukosesirup 25 g Invertzucker … Schlagrahm 500 g Rahm 40 g Puderzucker

Vacherin Glacé (Baisertorte) mit Erdbeersorbet und Beerensauce Rezept für vier Personen Zubereitung für… … «Schweizer» Meringue • Eischnee und Puderzucker im Wasserbad bis 50° aufschlagen, dann energisch schlagen bis die Masse abgekühlt ist. • Mit einem Spritzsack Scheiben mit 6,5 cm Durchmesser und Stäbchen von ca. 8 cm Länge fertigen, • Mit zerstossenen Pistazien bestreuen. • Im trockenen Ofen bei 30° rund 3 Stunden backen.

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… Coulis • Bei mittlerer Hitze rund 15 Minuten kochen. • Mixen, sieben und kühl stellen. … Erdbeersorbet • Zucker, Stabilisator, Wasser, Glukose und Invertzucker in eine Pfanne geben und rührend auf 85° erwärmen. • Während drei Stunden im Kühlschrank auskühlen lassen. • Mit den Erdbeeren mischen und auf -18° gefrieren, rühren.

… Schlagrahm • Aufschlagen, bis der Rahm fest ist. Fertigstellen • Inox-Ring mit 6,5 cm Durchmesser benutzen • Meringue-Scheibe hineingeben • Mit Sorbet auffüllen und gefrieren • Vor dem Servieren den Ring entfernen und den Vacherin Glacé mit Rahm und Coulis garnieren • Als Dekoration die Meringue-Stäbchen hinzufügen

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Die zweite Collection Chandra Kurt ist dem Waadtland gewidmet und eine Hommage an die Chasselas Traube, deren Ursprungsort die Waadt ist. Diese Weinlinie umfasst zurzeit vier TerroirWeine, die – wie die meisten Waadtländer Chasselas – den Namen ihrer geografischen Herkunft tragen und deren geschmackliche Ausprägung stark vom jeweiligen Terroir geprägt wird. www.chandrakurt.com www.bolle.ch


Porträts zweier Conseillers Fotos: Edouard Curchod

Alain Bovay

Jovial und immer positiv! Alles prädestinierte Alain Bovay für den Guillon! Angefangen beim Vater, der während 15 Jahren Mitglied unseres Chors war, der Gais Compagnons. Dann wurde er auch bereits vor mehr als 20 Jahren Compagnon. Geboren 1958 in Territet zügelte der Sportjournalist nach einer Ausbildung als Verantwortlicher für gemeinnützige Institutionen 1982 nach St-Légier-La Chiésaz. Er ist dort glücklicher Gemeindepräsident. Seit 1988 leitet er ein familiäres Seniorenheim in der Region und schuf ein neues Heim in Montreux, das er präsidiert. Seit kurzem sind er und seine Frau Fabienne Grosseltern, nachdem sie drei Kinder grossgezogen hatten. Der Hyperaktive, wie er sich selber nennt, liebt die zu seltenen entspannten Momente zusammen mit seiner Frau, der Familie und Freunden, wo sein schallendes Lachen schon getestet wurde. So sind denn auch die Gastronomie und die guten Weine naheliegend. Wobei er bis zum Alter von 23 Jahren nie ein Glas anrührte. Das änderte sich, als seine Radfahrerkarriere ein abruptes Ende nahm. Immerhin hat dann einer der Söhne an diese Karriere angeknüpft und international Erfolge verbucht. 1984, als

angehender Journalist, entdeckte Alain Bovay übrigens den Frauenradsport, als er über die erste Tour de France berichtete, und er liess seine Leser an der Entdeckung teilhaben. In seiner Freizeit erkundet er zusammen mit seiner Frau exotische Reiseziele, die es ihnen erlauben, gemeinsam neue Kulturen kennenzulernen. Der immer positive Tischgenosse reiht sich zu unserem grossen Glück in die Kohorte ein, die Prätorianergarde der lebhaften Truppe der Chantres und Clavendiers. Das ist zweifellos der Grund, weshalb er am Chemin du Ressat wohnt, und das ist nicht einfach eine Erfindung! Fabien Loi Zedda, Conseiller

Thierry Maurer

Ehrgeiziges Ziel: die Qualität Obschon 1968 geboren begnügt sich unserer neuer Conseiller Thierry Maurer damit, die Tradition zu pflegen anstatt sich einer ungewissen Revolution zu verschreiben. Als Vertreter der fünften Generation des Guts Roliebot in Mont-sur-Rolle übernahm er den Betrieb im 2002 und reicherte den Rebsortenbestand mit Cabernet franc, Gamaret, Garanoir, Pinots gris und noir sowie Sauvignon blanc an. Ein berechtigter Ehrgeiz inspiriert seine Arbeit: die Qualität. Diese wurde bei der Selektion der Waadtländer Weine 2015 mit zwei Goldmedaillen ausgezeichnet. Prämiert wurden Maurers Chasselas mit einem 9. Rang und sein Gamay l’Enjoleur wurde gar 2. in seiner Kategorie. Ganz am Anfang seiner Karriere hatte Thierry Maurer sein Schweizerdeutsch in der Nähe des Rheinfalls aufgebessert, um dann eine Ausbildung als Weinbauer zu durchlaufen und mit einer Önologie-Ausbildung zu ergänzen. Der Winzer und Gelegenheitsschlagzeuger teilt seine berufli-

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che Leidenschaft mit seiner Frau Chantal und seinen Hang zur Musik mit seinen Söhnen Axel (15 Jahre) und Maxime (10 Jahre). Thierry Maurer war bis Ende 2014 Feuerwehrkommandant in Mont-sur-Rolle und übernimmt im 2016 die Leitung über die Erste-Hilfe-Einsatzzentrale Rolle mit 29 Gemeinden. Der Wein, Familie und Freundschaft, der Sinn für das Gemeinwohl und die Musik: Wenn das nicht ein würdiger Vertreter für unsere Confrérie ist, die nicht eigentlich Verschwiegenheit kultiviert! Fabrice Welsch, Conseiller

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Nachruf

Seit dem 8. Juli, dem Todestag von Philippe Rochat, wurden unzählige Nachrufe auf den grossen Küchenchef und echten Freund der Waadtländer Weine veröffentlicht. Mit diesem Foto erinnern wir in unserer Zeitschrift daran, dass im 2013 Philippe Rochat, Frédy Girardet und Benoît Violier (hier zusammen mit Edgard Bovier) mit dem Guillon d'Or für ihren unermüdlichen Einsatz im Waadtländer Gastronomietempel, dem Restaurant de l'Hôtel de Ville in Crissier, ausgezeichnet wurden.


Musée de la Vigne, du Vin et de l'Etiquette

Im Weinmuseum mit seinen Etiketten und…

der «Œnosémiophilie»… Sie werden sich jetzt sicher fragen, was «l’entier œnosémiophile ou œnographile» heissen soll? Es handelt sich dabei um eine Weinetikette mit einem bestimmten Thema, auf die eine Briefmarke geklebt wird, die das gleiche Thema aufnimmt, entsprechend gestempelt oder mit dem Ersttagsstempel versehen ist. Begleitet wird das Ganze oft von einem Briefumschlag mit Ersttagsstempel, der mit dem entsprechenden Inhalt unterwegs war.

Vor genau zwanzig Jahren beschlossen fünf Mitglieder der Etiketten-Bruderschaft, begeisterte Sammler von Weinetiketten und Briefmarken, auf unübliche und spielerische Weise einzelne Sammlerstücke im Rahmen einer innovativen und klar definierten Thematik neu aufleben zu lassen. Auf der Grundlage der Maxiphilatelie wurde «l’entier  œnosémiophile» geschaffen, wobei sich eine neue Dimension für Forschung und Sammlung eröffnete.

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Weinbau-Anlässe und -Regionen. Die Ausstellung wird am Samstag 26. September 2015 eingeweiht. Wir erwarten Sie zahlreich an der Ausstellung, die ihre Tore Ende März 2016 wieder schliessen wird. Fabien Loi Zedda, Conseiller, Im Namen des Komitees des Wein- und Weinbausowie Etikettenmuseums (MVVVE)

Die Brente von Gustave Doret Unser Museum wird dieses Jahr mit einer Briefmarke der Serie Pro Patria, Schweizer Orts- und Regionalmuseen, geehrt, die am 7. Mai 2015 herausgegeben wurde und auf der eine Brente aus unserer Sammlung abgebildet ist. Das prächtige Stück für den Traubentransport gehörte Gustave Doret, dem Komponisten der Musik für die Winzerfeste 1905 und 1927 in Vevey. Das bietet dem Weinmuseum die Gelegenheit, zusammen mit der EtikettenBruderschaft die oben beschriebene innovative Sammlung im Rahmen einer Sonderausstellung einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Sie werden verschiedene interessante Themen entdecken, etwa Schlösser, das Winzerfest,

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Die Kolumne von Michel Logoz

Schön ist das Leben in der Bedingungsform Die Neuigkeit wird die Algorithmen der sozialen Netzwerke sprengen. Dank Indiskretionen haben wir vernommen, dass der Waadtländer Regierung vom Branchenverband des Waadtländer Weins ein neuer Entwurf des Reglements über die Waadtländer Weine unterbreitet wurde. Um der Kritik einen Riegel zu schieben, die infolge von einigen zweifelhaften Affären laut geworden war, schlagen die Verantwortlichen unserer Weinbaukreise vor, die heutige Gesetzgebung über die AOC durch einen viel klareren und rigoroseren Text zu ersetzen. Das neue Reglement würde festlegen, dass die Weine, die mit einer Gemeinde-Appellation angeboten werden (AOC Epesses, AOC Mont-sur-Rolle), künftig zu 90 % aus Rebbergen auf dem Gebiet derselben Gemeinde stammen müssen. Diese AOC <Villages> würden somit die Anforderungen erfüllen, die auch für die Premiers Grands Crus und die Grands Crus gelten und die ihrerseits die oberen Etagen der Pyramide belegen. Und was würde mit dem unteren Teil geschehen? Alle Waadtländer Weine, die nicht zu den oben definierten Kategorien gehören, würden unter einer einzigen und für alle gleichen Appellation zusammengefasst, nämlich <Vaud AOC> (ausgenommen natürlich die Weine, die die für die AOC definierten Regeln nicht erfüllen). Sie würden rund die Hälfte der Waadtländer Produktion ausmachen. Unsere Informanten legen Wert darauf, dass diese neuen Massnahmen einen echten Mehrwert bringen würden. Sie würden den Erwartungen der Märkte entsprechen und stünden in perfektem Einklang mit der Hierarchie der internationalen Klassifizierung, wo wir die <ICON> (Premiers Grands Crus) finden, die <Ultra Premium> (Grands Crus), die <Super Premium> (AOC Villages), gefolgt von den <Premium> (Vaud AOC) und schliesslich den <Basic>, die den <Vins de Pays> (Gamay de Romandie usw.) ausserhalb der AOC entsprechen. Weil sich der gesunde Menschenverstand nicht immer durchsetzt, könnte es sehr wohl sein, dass die hier erwähnten Fakten mit der Realität nur scheinbar glücklich und zufällig übereinstimmen.

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Avec l'aimable participation de la Sinfonietta de Lausanne - www.sinfonietta.ch et du Théâtre Grand-Champ de Gland / Crédits photographiques : imagevideo.ch

WWW. BADOUX- VINS. CH


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