Le Guillon Nr.56 - DE

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ZEITSCHRIFT DES WAADTLÄNDER WEINS

REVUELEGUILLON.CH

Nr. 56 2020/1

WITH ENGLISH SUMMARY



Editorial

Pascal Besnard Verantwortlicher Redakteur

Weltkulturerbe und ihre unbestreitbare Rolle bei der Klassierung des Lavaux als Unesco-Weltkulturerbe führen uns eine Offensichtlichkeit vor Augen: In dieser Ecke der Waadtländer Weinlandschaft, auf den Lavauxhängen, produzieren die Menschen seit vielen Jahrhunderten Wein, unermüdlich und fast gegen den gesunden Menschenverstand, so unzugänglich wirkt das Terroir. Trotzdem produzieren die Menschen auf diesem Boden grosse Weine, die heute weitherum anerkannt werden. Eine Feststellung, die selbstverständlich auch für alle anderen geschichtsträchtigen Waadtländer Terroirs zutrifft.

Wie also kann man seine Solidarität mit den Winzerinnen und den Winzern ausdrücken, die sich Tag für Tag abmühen, auf den Waadtländer Terroirs Weine von grosser Qualität zu produzieren? Es klingt trivial: ganz einfach, indem man diese Weine konsumiert. Und sich beispielsweise von ihrer formidablen Fähigkeit, harmonisch zu altern, überraschen lässt. Unser Kulturerbe ist hier, direkt vor unseren Augen, in Reichweite des Glases… Das sollten wir nicht vergessen.

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© Hans-Peter Siffert

450 Kilometer lange Mauern, die 10  000 Rebparzellen im Lavaux begrenzen… Die Zahlen könnten einen schwindlig machen, nicht zuletzt auch die Kosten für die Renovation der erwähnten Mauern, die sich auf Zehntausende von Franken belaufen. Und nur ein Drittel dieser Kosten wird vom Kanton übernommen. Den Rest zahlen die Winzer, die im Moment – das ist keine Neuigkeit – von anderen Sorgen geplagt werden: der Wein verkauft sich insgesamt schlecht. Und der Waadtländer Wein ist von dieser Tendenz nicht ausgenommen. Die Lavaux-Mauern, die mit ihrem Unterhalt verbundenen Unannehmlichkeiten


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Inhalt Titelbild: Die Mauern im Lavaux, von Hans-Peter Siffert

3 1 Editorial 3 Weltkulturerbe – Sorge um das Weltkulturerbe Lavaux Mauern in Gefahr! 15 Premiers Grands Crus – Zwischen Licht und Schatten 23 Rebsorten – Das Bordelaiser Duo Cabernet franc und Sauvignon blanc 31 Weinwirtschaft – Fünf Fragen an Nicolas Joss, Direktor von SWP 32 Terroirprodukt – Waadtländer Honig, so begehrt wie Gold 39 Der Servagnin feiert seinen 600. Geburtstag – in blendender Form! 43 Die Heldensaga von Chabag, vom Léman zum Liman 49 Weisse Platin-Lorbeeren 2019 – Wieder ein Villeneuve! 51 Grand Prix du Vin Suisse 2019 – Allerhöchste Weihen für die Cave de La Côte

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Confrérie du Guillon 55 Botschaft des Gouverneurs 56 Ressats des Rois 67 Propos de clavende 69 Guillonneur in Savoyen 72 Lüften wir den Deckel – Steve Willié, Küchenchef im La Bagatelle in Gstaad 77 Würdigung von Albert Munier 79 Porträt zweier Conseillers: Alain Barraud und Michel Gfeller 80 Die Kolumne von Michel Logoz

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Weltkulturerbe Text: Eva Zwahlen Fotos: Hans-Peter Siffert

Sorge um das Weltkulturerbe Lavaux

Mauern in Gefahr !

Die Rebterrassen des Lavaux ohne Steinmauern? Das ist so unvorstellbar wie die Waadt ohne Chasselas. Die Mauern am Steilhang zwischen Lausanne und Vevey gehören untrennbar zum Bild dieser grossartigen, von Menschenhand geformten Kulturlandschaft, die 2007 von der Unesco zum Weltkulturerbe erhoben und damit unter Schutz gestellt wurde. Ende gut, alles gut also. Oder doch nicht?

Aneinandergereiht rund 450 Kilometer lang, stützen die Steinmauern im Lavaux nicht weniger als 10 000 Rebterrassen.

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Man muss nichts neu erfinden, sondern sich inspirieren lassen vom Savoir-faire unserer Vorfahren.  Henri Chollet, Selbstkelterer in Aran-Villette

Die Lavaux-Steinmauern, aneinandergereiht rund 450 Kilometer lang, die die 10 000 Rebterrassen stützen, wiegen schwer. Buchstäblich. Sie widersetzen sich dem Bergdruck, halten die Erde, zumeist lehmige Mergelböden, zurück und hindern sie am Abrutschen. Nach heftigen Niederschlägen, vom Zahn der Zeit angenagt oder schlecht gebaut, stürzt hier und da eine dieser Mau-

ern ein, Reben, Steine und Wasserleitungen mit sich reissend. Das ist der Moment, in dem die Mauern zur schweren Belastung werden für den Winzer, der sie wieder aufbauen muss. Vergessenes Savoir-faire Wer mit offenen Augen durch die Rebberge des Lavaux streift, entdeckt immer wieder verwitterte, bröckelnde Mauern mit breiten Rissen – oder solche, die ohne Fingerspitzengefühl unsachgemäss instand gestellt wurden, mit ortsfremden Steinen, lieblos betoniert. «Dabei wäre es so einfach», echauffiert sich Henri Chollet, Selbstkelterer in Aran-Villette. Die Mauern «à l’ancienne»,

The Great Wall of Lavaux at Risk The man-made, low stone walls that zigzag across the hilly slopes between Lausanne and Vevey are a characteristic feature of the unique landscape. Despite its classification as a UNESCO World Heritage Site in 2007, it is not protected from problems. Put end to end the stone walls of Lavaux would be 450 kilometers long. These heavy walls support 10,000 terraces. They resist the pressure of the slope, hold back the earth, at least the clay and marl soil, and prevent the 6

ground from sliding. However, from time to time, weather-beaten or poorly constructed walls can collapse, dragging down with them vines, pebbles and water conduits. The wine-grower then has a major problem to replace the indispensable rampart. A forgotten know-how When viewing the Lavaux vineyards one sees walls that are broken, cracked or crumbling, or carelessly constructed using non-local stone or cement. “Yet

it’s so simple!”, exclaims Henri Chollet, a wine-grower from the Aran-Villette vineyard, who is passionate about these old walls built in the days of his grandfather. “They’re our cultural heritage and it’s our job to preserve them! A winegrower who doesn’t want to maintain his walls shouldn’t be cultivating vines in the Lavaux region.” As with many traditions, the art of building stone walls is fast disappearing. How are traditional walls built? The stones must be local, puddingstone or


Weltkulturerbe

Für uns allein war das ein zu grosser Brocken, so haben wir eine spezialisierte Firma mit dem Wiederaufbau der Mauer beauftragt.  Jean-François Potterat in der Lage Côte de Courseboux

gebaut wie zu Grossvaters Zeiten, sind sein grosses Steckenpferd, seine Leidenschaft. «Das ist unser kulturelles Erbe, das wir bewahren müssen! Das ist Teil unseres Berufs, es gehört einfach dazu. Wer seine Mauern nicht unterhalten will, sollte nicht in einer Region wie dem Lavaux Weinbau betreiben.» Das Handwerk des Mauerbaus geht wie so vieles andere in unserer schnelllebigen Zeit vergessen. «Man muss nichts neu erfinden, sondern sich inspirieren lassen vom Savoir-faire unserer Vorfahren», findet Henri Chollet. Dass auch Laien unter kundiger Anleitung in der Lage sind, eine Steinmauer zu sanieren, beweist die Mauer an der Place d’A rmes in Cully, die uns der Winzer mit

sandstone; the mortar (not cement or concrete!) should be one-third chalk and two-thirds sand; the stones should be left partially visible; and the top of the wall should be rounded or covered with flat stones to prevent water seeping in. The small openings in the façade have a purpose: they allow water to drain. The price of tradition According to Jean-François Potterat, another wine-grower from Cully, tradition is a value worth defending. In 2015, at Côte de Courseboux, on one of his recently acquired plots, one of the walls

unverhohlenem Stolz zeigt. «Es war meine Idee, diese Mauer, die der Gemeinde Bourgen-Lavaux gehört, mit Arbeitslosen auf traditionelle Weise instand zu setzen», erzählt Chollet. Doch was heisst «traditionell»? Dass die Steinmauer nach dem historischen Pietra-Rasa-Verfahren verputzt wird, sodass die Steinköpfe sichtbar bleiben. Der Mörtel (nicht Zement oder Beton!) wird zu einem Drittel aus gebranntem Kalk und zu zwei Dritteln aus Sand gemischt. Es werden nur Steine verwendet, die aus der Region stammen: Nagelfluh, Molasse oder Sandstein. Und die Mauerkronen sind abgerundet oder, noch besser, mit Steinplatten bedeckt, damit kein Wasser ins Mauerwerk eindringt und es beschädigt. Auch die kleinen Öffnungen in den Mauern, durch die das Wasser abfliessen kann, gehören dazu. «Das ist keine Folklore», unterstreicht Henri Chollet, «die Tradition muss lebendig bleiben, sonst ist sie zu nichts nütze. Und das Ziel ist immer: guten Wein zu produzieren!»

Kostspielige Tradition Einer, der ebenfalls Wert auf gelebte Tradition legt, ist Jean-François Potterat, Selbstkelterer in Cully. Das zeigt seine museumswürdige Vertikalpresse aus Holz, die während der Lese pausenlos im Einsatz ist. 2015 ist eine von Potterats Rebmauern in der Lage Côte de Courseboux, in einer kurz zuvor gekauften Parzelle, eingestürzt. «Der Berg ist in Bewegung, das schwere Terrain drückt gegen die Mauern», erklärt Potterat und zeigt uns die neue Mauer, sechseinhalb Meter lang und drei Meter hoch. «Das war für uns allein ein zu grosser Brocken, so haben wir eine spezialisierte Firma mit dem Wiederaufbau beauftragt.» Glücklicherweise steht die Mauer unweit der Strasse – an anderen Orten muss das Material auf dem Rücken oder gar per Helikopter in unzugängliche Parzellen geschafft werden. Zu den sichtbaren 6,5 x 3 Metern (= 19,5 m2) der Mauer kommen noch ein unterirdischer Sockel aus Beton sowie eine Hinterfüllung mit Kies, trotzdem stockt

had collapsed. He explains that the slope was shifting and puttting pressure on the walls and points to a new wall 6.5 m long and 3 m high: “For us this was a huge challenge. We had to employ a specialist firm to rebuild it.” Fortunately, the wall stands near the road, but some parts could not be reached so that the building material had to be carried by the workmen or deposited by helicopter. For simple repairs, the Vaud canton provides financial aid of a lump sum of 75 francs per m2 (maximum 20,000 francs or 35% of the cost). For more substantial work, the subsidy rises to

350 francs per m2 (35% maximum). The subsidies are paid only when the state of the wall has been officially monitored prior to undertaking the work and on its completion. The work cannot be undertaken without prior consent from the canton, which can take some time. As a result of harsh criticism from the wine-growers, in the autumn of 2019 the canton not only promised 2 million francs in subsidies but also guaranteed to speed up and simplify the process. The wine-growers must carry out the work on the walls according to regulations and follow the guidelines of the Landscape 7


Corinne Buttet Obrist-Winzerin


Weltkulturerbe

Die Winzer sind angehalten, die Mauerarbeiten «nach allen Regeln der Kunst» auszuführen und sich dabei am «Guide paysage» zu orientieren. www.cil-lavaux.ch/documentation

einem der Atem, wenn man die Rechnung sieht: Fr. 25 796.05! Immerhin: Der Kanton zahlte eine Subvention von pauschal Fr. 8000.–. Bürokratischer Aufwand Um Subventionen zu erhalten, muss der Besitzer einer betroffenen Parzelle vor Beginn der Arbeiten schriftlich ein Gesuch um Beihilfe ans Waadtländer Departement für Wirtschaft und Sport richten und diverse Unterlagen einreichen: Auszug aus dem Grundbuchregister, Plan der Parzelle, Beschreibung der geplanten Arbeiten, Kostenvoranschlag… Anrecht auf Subventionen haben Winzer bei einer einfachen Renovation (neuer Verputz) und bei einer kompletten Instandsetzung vor oder nach dem Zusammenbrechen einer Mauer, nicht aber bei den üblichen Unterhaltsarbeiten. Für einfache Sanierungen sieht der Kanton einen Pauschalbetrag von Fr. 75.–/m2 vor (maximal Fr. 20 000.– oder 35% der Kosten). Bei einer kompletten Instandstellung beträgt die Subvention Fr. 350.–/m2 (maximal 35%). Die Subventionen werden nur ausbezahlt,

Manual. This illustrated manual, developed by the Intercommunal Commission of Lavaux, shows clearly what can be inserted into the Lavaux landscape and what would spoil it. The condition for survival The vineyard walls in the Lavaux region stem from a centuries-old tradition, from the land’s geological history, and from the ingenuity of man. Contrary to custom in Valais, the walls in Vaud are not built in dry stone the reason being that the Lavaux soil is heavy, made up largely of clay, and rainfall is more abun-

wenn der Zustand der Mauer vor und nach der Renovation offiziell kontrolliert wurde. Die Bauarbeiten dürfen erst in Angriff genommen werden, wenn der Kanton grünes Licht gegeben hat – was dauern kann. Nach harscher Kritik von Winzerseite hat der Kanton im Herbst 2019 nicht nur 2 Mio. Franken Subventionen gesprochen, sondern zugesichert, die Verfahren zu beschleunigen und zu vereinfachen. Die Winzer sind angehalten, die Mauerarbeiten «nach allen Regeln der Kunst» auszuführen und sich dabei am «Guide paysage» zu orientieren. Dieser reich bebilderte Leitfaden der Commission intercommunale de Lavaux (CIL) zeigt anschaulich, was in

dant there. Moreover, the prevalent stone is puddingstone which does not lend itself to be cut evenly. In Henri Chollet’s view, the walls are a condition of the existence of the Lavaux vineyards. “Up till now, we’ve had the means to maintain our walls, but now the economic environment has changed”. In fact, the wine-grower who does not make and bottle his wine but sells his produce in bulk, has been having serious problems for the last two years. He simply cannot manage to repair his walls. So, it is now high time to concern ourselves not only with the question of

die fragile Lavaux-Landschaft passt und was nicht. Nicht zur Begeisterung aller Winzer, versteht sich. Mauern als Lebensgrundlage Die Rebmauern im Lavaux sind weit mehr als nur einfache Begrenzungen, mehr als stützende Elemente. Sie sind das Resultat jahrhundertealter Tradition, der geologischen Geschichte, des Savoir-faires – und die Verkörperung des elementaren menschlichen Gestaltungswillens. Im Gegensatz zu ihren Walliser Kollegen bauen die Lavaux-Winzer kaum Trockensteinmauern. Warum? Weil die Böden im Lavaux schwerer und lehmhaltiger sind, die Niederschläge reichlicher.

our walls, but with the region as a whole! Shortage of money for vineyards and walls The crisis that has hit sales has mean that some wine-growers have not keep their walls in good repair, and the new generation does not even know how to do it, or lack the time. A mason takes 120 francs an hour. A heavy bill for someone who sells their grapes in bulk. In today’s schools of viticulture, they are taught marketing and not how to build walls. Yet the walls could be a good marketing argument. 9


Zudem eignet sich der Fels im Lavaux (mehrheitlich Nagelfluh) nicht zum Zuschneiden regelmässiger Steine. Die Rebmauern sind die Lebensgrundlage für den Lavaux-Weinbau, davon ist Henri Chollet überzeugt. «Bisher hatten wir Winzer genügend Mittel, um unsere Mauern zu pflegen, doch nun hat der ökonomische Wind gedreht», meint er. Wer seinen Wein nicht selber vinifiziert und in Flaschen abfüllt, sondern offen an den Handel verkauft, der hat seit zwei Jahren ein existentielles Problem. Und kann sich die Sanierung seiner Mauern schlicht nicht mehr leisten. Höchste Zeit also, sich ernsthaft Sorgen um die Rebmauern zu machen. Und damit um die ganze Region!

Den Winzern, die ihre ganze Produktion in Flaschen verkaufen, geht es nicht schlecht, den anderen hingegen schon.  Blaise Duboux, Selbstkelterer in Epesses

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Wir treffen Blaise Duboux, Selbstkelterer in Epesses, direkt nach einer Sitzung der Interprofession der Lavaux-Winzer, deren Präsident er ist. «Ja, die Situation ist angespannt», bestätigt er. Er, der grössten Wert auf traditionelle Mauern und nachhaltigen Weinbau legt, findet viele Vorgaben des Kantons nachvollziehbar, andere hingegen nicht. «Früher wuchsen in den Reben Obstbäume, in den Randzonen der Reben legten die Leute Gemüsegärten an, was heute nicht mehr erlaubt ist.» Stets gebe es auch Konflikte, weil kleine, nicht tragende vertikale Mauern entfernt würden, um die Bewirtschaftung zu rationalisieren. «Die Gesetze bestehen seit zwanzig Jahren, werden aber erst jetzt konsequent angewandt…» Kein Geld für Trauben, kein Geld für Mauern Die Winzer wehren sich gegen solche Zwänge und Vorschriften. Als Folge der Absatzkrise pflegen einige ihre Mauern nicht mehr. Manchen Jungen fehlt das Wissen.


Weltkulturerbe

Und die Zeit. Wer einen Maurer anstellt, zahlt schnell Fr. 120.– pro Stunde. Das ist viel. Erst recht für jemanden, der seine Ernte offen verkauft. Und in den Weinbauschulen wird Marketing unterrichtet, nicht Mauerbau. Dabei wären die Mauern durchaus ein schlagkräftiges Verkaufsargument… «Nach den mengenmässig und qualitativ sehr guten Jahrgängen 2016, 2017 und 2018 hat sich die Situation auf dem Weinmarkt grundlegend verändert», erklärt Duboux. «Die Preise sind zusammengebrochen.» Wir fragen nach bei André Linherr, Courtier en Vins. «Für den Jahrgang 2018 wurden im Lavaux Richtpreise von Fr. 4.86 pro Kilo Trauben vereinbart, das entspricht Fr. 6.40 für einen Liter Wein», bestätigt er. «Damit sind gerade die Produktionskosten knapp gedeckt. Den Winzern, die ihre ganze Produktion in Flaschen verkaufen, geht es nicht schlecht, den anderen hingegen schon.» Rund 60% der Lavauxernte werden offen abgesetzt und später via Aktionen in Supermärkten verscherbelt, schätzt Blaise Duboux.

Wenn Wein nur noch zu Tiefstpreisen veräussert werden kann, haben einheimische Produkte aus Steillagen keine Chance. Gegen importierte Billigweine schon gar nicht. Die Produktionskosten in steilen Lagen sind doppelt so hoch wie in sanften Hanglagen, bei einem Gefälle von mehr als 50% (wie im Dézaley), wo Mechanisierung unmöglich ist, betragen sie gar das Dreifache – ohne Unterhalt der Mauern. «Dass in den letzten zwanzig Jahren die Preise für Rebparzellen um rund die Hälfte eingebrochen sind, zeigt ebenfalls, wie schwierig die Situation ist», meint Duboux. Könnte da der Kanton nicht helfen? Jacques Henchoz, Stabschef der Generaldirektion für Landwirtschaft, Weinbau und Veterinärwesen, räumt ein, sich um das Lavaux zu sorgen. Aber: «Mit Pauschalbeiträgen von einem Drittel an die Sanierung oder den Wiederaufbau der Mauern unterstützt der Kanton die privaten Besitzer bereits im Rahmen des Möglichen.» Henchoz versteht die schwierige Lage der Winzer zwischen

einschränkenden Bestimmungen, finanzieller Belastung und der Anforderung, rationell zu arbeiten. «Die Nachfrage nach Wein aus Steillagen müsste viel grösser sein als das Angebot», meint er. «Die AOP-IGP-Verordnung wäre sicher eine Chance für das Lavaux.» Denn letztlich könne nur Spitzenqualität Erfolg bringen – «Offenwein aus solchen Lagen dürfte es nicht mehr geben». Zudem habe die Branche in Sachen Weinmarketing und Weintourismus noch einiges zu tun.

Production costs are twice as much on steep slopes. If the gradient is greater than 50% (as is the case in Dézaley) and mechanised devices have no access, the costs are three times as much – without counting wall maintenance costs. Blaise Duboux, a wine-producer in Epesses and president of the Lavaux Vine and Wine Community points out: “The fact

that over the course of the last 20 years the value of vineyard plots has more or less halved, demonstrates the gravity of the situation”. Can the canton help? Jacques Henchoz, director of the agriculture and viticulture department, admits to being very concerned about the situation in Lavaux. However, he adds, “by helping

with one third of the cost of repairing or rebuilding the walls, the canton is already providing considerable support for private owners.” Jacques Henchoz is aware of the wine-growers’ difficult situation, caught between restrictive directives, financial burdens and the challenges of working efficiently. He points out that the demand for wines

Konsumenten in der Verantwortung Bricht mit den Mauern das Lavaux zusammen? Die Gefahr besteht. Vielleicht ist der Lavaux-Winzer, wie von Bertrand Duboux in seinem Buch «Il faut sauver le vigneron de Lavaux» kolportiert, in der Tat eine vom Aussterben bedrohte Gattung. «Es ist ein enormes Risiko, wenn die Leute ihren Mauern nicht Sorge tragen», bestätigt Pierre Monachon, Selbstkelterer in Rivaz und Präsident der Qualitätsmarke Terravin. «Gesetze werden daran nichts ändern.» Er selbst hat

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Weltkulturerbe

seine Mauern stets selbst renoviert oder, bei grossen Mauern, dem Maurer geholfen und das Material herangeschafft, um die Kosten zu senken. Zwei Wochen pro Jahr müsse man für die Pflege der Mauern einrechnen, «dafür kann man sich das Fitnessstudio sparen.» Sein Wissen gibt er an Sohn Basile weiter, «möglicherweise wird er aber nur noch eine Woche pro Jahr Zeit haben, weil er mehr in den Verkauf investieren muss.» Pierre Monachon sagt mit Nachdruck: «Ich liebe diese Arbeit! Auch wenn sie streng ist. Das ist unser Erbe. Wenn wir unseren Kindern ein gut aufgestelltes Weingut übergeben wollen, dann müssen wir dieses kulturelle Erbe pflegen.» Ein erfolgreicher Selbstkelterer müsse heute viele Qualitäten haben, ein guter Winzer, Önologe, Verkäufer, Verwalter und… ein guter Maurer sein. Seit das Lavaux ins Weltkulturerbe aufgenommen wurde, kommen spürbar mehr Besucher. Im Sommer spazieren sie in Scharen durch die Reben. Einige lassen ihren Abfall in den Rebgärten liegen. Andere vergreifen sich an den reifen Trauben. Allen aber ist etwas gemeinsam: Sie kaufen kaum eine Flasche Wein! Für Pierre Monachon ist klar: «Wir Winzer werden langfristig nur überleben, wenn wir unseren Wein zu einem angemessenen Preis verkaufen können. Nur dann sind wir in der Lage, unsere Rebberge und unsere Mauern so zu pflegen, wie es notwendig ist, um diese grossartige Kulturlandschaft zu bewahren.» So ist es denn nicht nur an den Winzern und am Staat, die Lavaux-Mauern und damit das Unesco-Weltkulturerbe zu schützen. Auch wir Konsumentinnen und Konsumenten stehen in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass die fragilen Rebterrassen im Lavaux das bleiben, was sie sind. Wie? Ganz einfach: Indem wir Lavaux-Wein trinken – und einen anständigen Preis dafür bezahlen!

from grapes grown on steep hillsides should be significantly greater than supply. The PDO-PGI ruling is an opportunity for Lavaux. In the long run quality alone can bring success. “In a region like ours, no more bulk wine should be produced. In addition, the wine industry needs to make some real progress in marketing and wine tourism”.

Ich liebe diese Arbeit! Auch wenn sie streng ist. Das ist unser Erbe. Wenn wir unseren Kindern ein gut aufgestelltes Weingut übergeben wollen, dann müssen wir dieses kulturelle Erbe pflegen.  Pierre Monachon, Selbstkelterer in Rivaz und Präsident des Qualitätslabels Terravin

Im Lavaux findet ein Festival klassischer Musik statt... Dieses Jahr organisiert Lavaux Classic Konzerte im Rhythmus der Rebe: Nach der Episode 1 Der Rebschnitt im Monat Februar und vor der Episode 3 Die Weinlese im September bietet das traditionelle Festival im Juni die Episode 2 unter dem Titel Die Rebblüte. Lavaux Classic vom 18. bis zum 25. Juni in Cully, Pully und Rivaz. Detailliertes Programm auf www.lavauxclassic.ch

The consumer’s responsibility Is Lavaux going to collapse together with its walls? Pierre Monachon confirms that it could well do if people do not take more care of their walls. Laws will not make any difference. The Rivaz wine-grower and president of the Terravin label has always repaired his walls himself, or in the case of major reconstructions, helped the mason with

carrying the material, thus reducing his bill. At least two weeks a year are needed to keep the walls in good condition. Pierre Monachon is already handing down his know-how to his son Basile, and convinces us: “I love the work, even though it’s hard. But it’s our heritage which we must safeguard if we want to hand down an estate in good condition to our children.” 13


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Premiers Grands Crus Text: Pierre Thomas

Waadtländer Premiers Grands Crus

Zwischen Licht und Schatten 2020 wird der zehnte Jahrgang der Premiers Grands Crus abgefüllt, die Spitze der Waadtländer Weinpyramide also. Eine sehr dünne Spitze übrigens, umfasst sie doch nur 250 000 Flaschen, weniger als ein Prozent der Waadtländer Produktion. Diese Premiers Grands Crus, die einzige Bezeichnung dieser Art in der Schweiz – Genf hat seine Premiers Crus, das Wallis seine Grands Crus –, haben das Verdienst, zu existieren und im Scheinwerferlicht zu stehen. Vorausgesetzt, das Unterfangen wird erklärt, sind sie unbestreitbar ein Vorteil für das Office des Vins Vaudois (OVV). Welches sie in Zürich bewirbt, wo anfangs Februar der erste «Salon des Vins Vaudois» stattfand (der künftig jährlich organisiert werden soll), in Zusammenarbeit mit dem Label Terravin, sowie beim Swiss Wine Tasting, dessen letzte Ausgabe im vergangenen Dezember in Zürich durchgeführt wurde. Ein Budgetposten von Fr. 70 000.– ist den Premiers Grands Crus beim OVV vorbehalten. Beim Grossverteiler Manor wie bei der Hotelfachschule Lausanne – die sie regelmässig als Aperitif in ihrem Restaurant «Le Berceau des Sens» ausschenkt –, nehmen sie ihre Rolle als Botschafter des Waadtlandes wahr: das ist nicht nichts! Der Kanton, einer der Akteure der Operation,

spielt mit. Jeden Winter wird der offizielle Wein des Staatsrats aus dieser Elite ausgewählt – für 2020 ist es, zum zweiten Mal, der Château La Bâtie aus Vinzel, vinifiziert von der Cave de La Côte –, neben einem Gruyère AOP der «Fromagerie gourmande» in Montricher. Sehr schüchterne Rotweine 2012, als ihr erster Jahrgang (der 2011er) offiziell präsentiert wurde, waren es elf Weine, ausschliesslich Chasselas. Die Waadtländer Weingesetzgebung von 2009 sah nur drei Rebsorten vor: Chasselas, Gamay und Pinot noir. Bis heute ist es keinem Gamay oder Pinot noir – immerhin die traditionell in der Waadt kultivierten roten Sorten – gelungen, die vorgängige Degustation der Premiers Grands Crus zu überstehen. Erst 2013 erhielten dank der Erweiterung der Liste der autorisierten Sorten die ersten Rotweine den Ritterschlag. Bingo! Drei… Merlots, vinifiziert von Hammel (Domaines de Crochet,

The Vaud Premiers Grand Crus: The Bright and Dark Side 2020 marks the tenth year of Premier Grand Crus status, a classification that is awarded to the very top Vaud wines. However, it concerns only 250,000 bottles, less than one per cent of Vaud production. These Premiers Grands Crus, the only classification of its kind in Switzerland, are to be welcomed and deserve to be promoted.

They are undeniably an asset for the Office des Vins Vaudois (OVV). Every winter the State Council’s official wine is selected from among this elite group of wines: in 2020, Château La Bâtie, Vinzel, vinified by Cave de La Côte, was chosen for the second time, along with a Gruyère AOP, from the Fromagerie Gourmande in Montricher.

Reticent reds In 2012, when the first 2011 vintages were officially presented, they comprised only 11 wines, all of which were Chasselas. The 2009 Vaud wine legislation only provided for three grape varieties: Chasselas, Gamay and Pinot Noir. To this day, not a Gamay nor a Pinot (even though these two varieties Le Guillon 56_2020/1  15


© Bertrand Rey

© Hans-Peter Siffert

Charles Rolaz, Präsident der Kommission der Premiers Grands Crus und Direktor von Hammel. Vincent Graenicher, Selbstkelterer in Tartegnin.

Mont-sur-Rolle, Châtelard, Villeneuve, und de la George, Yvorne). Charles Rolaz, Pa­ tron des Hauses Hammel in Rolle, amtet auch als Präsident der Kommission der Premiers Grands Crus. Sie zählt elf Mitglieder, Repräsentanten der Waadtländer Weinbranche, darunter eine Minderheit von Premiers-Grands-Crus-Produzenten, sowie Repräsentanten des Kantons (mit beratender Stimme). Die zweite Arrivage von Rotweinen liegt nicht lange zurück, handelt es sich doch um die 2018er eines kleinen Guts in der Côte: ein Garanoir aus dem Tank und je ein barriquegereifter Garanoir und Gamaret vom Château Le Rosey. Nur fünf Rebsorten (Gamay, Pinot noir, Merlot, Garanoir, Gamaret) sind ermächtigt, das allerhöchste Niveau zu erlangen. Charles Rolaz wundert sich, dass in fast zehn Jahren nur so wenige Dos­siers von Waadtländer Rotweinen den Sprung geschafft haben. Vielleicht liegt der Grund darin, dass keine Assemblagen präsentiert werden dürfen – oft die ambitioniertesten Rotweine der Produzenten… Kompromisslos in Sachen Flaschenform Diese allzu enge Auswahl an Rotweinen unter den Premiers Grands Crus wird noch verstärkt durch die Tatsache, dass Hammel seine Merlots 2018 nicht als Pre-

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miers Grands Crus auf den Markt bringen wird. Warum? Das Haus aus Rolle präsentiert in der neusten Broschüre des OVV seine drei Rotweine im «Demi-Pot vaudois». Dabei handelt es sich um eine begrenzte Menge eines vergangenen Jahrgangs. Doch Hammel ist nicht bereit, auf die Bordelaiser Prestigeflaschen zu verzichten, die es für seine hochklassigen Rotweine verwendet. Die Kommission, in der Präsident Rolaz in diesem Punkt nicht durchdrang, zeigte sich unflexibel punkto Behältnis, das den Premiers Grands Crus vorgeschrieben ist: eine «Waadtländer» Flasche von 75 cl oder 70 cl Inhalt oder ein «Demi-Pot» von 70 cl, andernfalls ist die Bezeichnung Premier Grand Cru hinfällig! Das Château Le Rosey hat sich für eine blickdichte «Vaudoise» à 75 cl entschieden – und diese auf einen Schlag für das ganze Sortiment eingeführt… Das Alterungspotential aufzeigen Das ist nur eines von vielen Details in einem von Details wimmelnden Dossier. So ist etwa der Flaschenverschluss, sprich der Korkzapfen (den die Baronnie du Dézaley verlangt…), nicht vorgeschrieben, auch Diam-Korken oder Drehverschluss sind zulässig. Dagegen bemühen sich die Premiers Grands Crus aufzuzeigen, dass ihre Weine in der Zeit bestehen – am ersten Salon der Waadtländer Weine wurde eine «Master


Class» von alten Jahrgängen organisiert. Die Idee nimmt die Überzeugung des kürzlich verstorbenen englischen Philosophen Roger Scruton auf: «Um diesen Wein (einen Burgunder, Anm. d. Red.) angemessen würdigen zu können, muss man ihn mindestens fünf Jahre reifen lassen. Nach dieser Zeit findet in der Flasche eine merkwürdige Transformation statt. Die Trauben ziehen sich mehr und mehr zurück und überlassen ihren Platz zuerst dem Dorf, dann dem Rebberg und schliesslich dem Boden selbst.» («Ich trinke, also bin ich», bei Stock) Diese Fähigkeit zu altern ist der Stolperstein, der den meisten der in den letzten acht Jahren zurückgewiesenen 29 Kandidaten zum Verhängnis wurde. Wer einen Premier Grand Cru produzieren will, muss fünf aus zehn Jahrgängen präsentieren. Betrachtet man die bis Ende des vergangenen Jahres zugelassenen Weine des Jahrgangs 2018, die im Moment auf den Markt kommen, haben 26 Weine (drei davon Rotweine) Anrecht auf die Bezeichnung Premier Grand Cru. Die Menge der dafür gelesenen Trauben: fast 200 000 Liter Chasselas. Also fast unverändert seit 2011. Dazu kommt noch ein Tropfen Rotwein, 4748 Liter Merlot 2018, 4409 Liter 2019, 2700 Liter Garanoir 2018 und nur noch knapp die Hälfte 2019, ebenso wie beim Gamaret, der von 1440 auf 675 Liter gefallen ist… und das im Wissen, dass der Merlot riskiert, nicht als Premier Grand Cru kommerzialisiert zu werden. In diesem Stadium könnte man sich durchaus fragen, ob die Bezeichnung Premier Grand Cru nicht ausschliesslich für den Chasselas hätte reserviert werden sollen. Vincent Graenicher, Selbstkelte-

rer in Tartegnin, ist dieser Ansicht: «Das ist unsere Identität und unser Savoir-faire als Waadtländer Produzenten!» Der Direktor der Weingüter von Schenk in Rolle, Philippe Schenk, tendiert zur selben Meinung. Das Haus Schenk kumuliert differenzierte Erfahrungen in Sachen Chasselas. «Mit dem Château de Chatagneréaz (Anm. d. Red.: mit 7 ha Chasselas und 70 000 Flaschen auf dem Markt das grösste Premier-Grand-Cru-Weingut) und der Domaine de Autecour haben wir einen Zugang wie im Bordelais, mit Einheiten, die vollständig als Premier Grand Cru kommerzialisiert werden. Mit dem Château de Vinzel und der Domaine du Martheray hingegen bewegen wir uns eher in einer burgundischen Philosophie der Parzellen», erklärt Philippe Schenk. Und das Chablais? In Yvorne gehören weder der Clos du Rocher noch das Château Maison Blanche dazu. «Aber man könnte das ins Auge fassen», meint Philippe Schenk.

are traditionally grown in the Vaud canton) has succeeded in reaching the preliminary Premiers Grands Crus tasting. It was only in 2013, thanks to a broader list of authorised varieties, that the first reds were adopted. Three Merlots vinified by Hammel (from the Crochet estate, at Mont-sur-Rolle; Châtelard, at Villeneuve; and la George, at Yvorne). Charles Rolaz, the owner of the Rolle estate, is also the president of the Premiers Grands Crus Commission, which has 11 members made up of representatives of the Vaud wine industry, including a minority of Premiers Grands

Crus producers, and State representatives (in a solely consultative capacity). The next reds, from Château Le Rosey, a small estate in the La Côte region, appeared only recently, in 2018: a Garanoir matured in vats and a Garanoir and a Gamaret matured in barrels. The only varieties to be admitted at this highest level are Gamay, Pinot Noir, Merlot, Garanoir, Gamaret. Charles Rolaz has expressed surprise that so few red Vaud wines have passed the test over the last ten years. One explanation may be that blends, which are often the finest red wines produced, are not accepted.

Demokratisierung mittels Degustation Von Anfang an verstand sich die Waadtländer Gesetzgebung – von der man sagt, sie habe sich 2004 vom selektiveren Ansatz von CDC und nicht von der AOC inspirieren lassen – als demokratisch und verteidigte die Chancengleichheit für alle Waadtländer Terroirs. «Sie hat die Bezeichnung Premier Grand Cru jedem Weingut vorbehalten, das die Selektionskriterien erfüllt, basierend auf der Degustation», erinnert Charles Rolaz. Man muss zwar ein historisch-technisches Dossier präsentieren, das den Bereich des Weinguts unter dem Blickwinkel des Waadtländer Gesetzes rechtfertigt, aber auch

© Bertrand Rey

Premiers Grands Crus

Philippe Schenk, Direktor der Weindomänen des Hauses Schenk in Rolle.

Demonstrating ageing capacity In the last eight years, ageing capacity was a major problem encountered by most of the 29 unsuccessful candidates. To qualify as a producer of a Premier Grand Cru, five vintages over a ten-year period must be presented at the tasting. To date, based on the authorisations obtained at the end of last year by the 2018 wines currently on the market, 26 (of which 3 reds) carry the Premier Grand Cru label. The volume of grapes harvested for these wines was close to 200,000 litres of Chasselas, roughly the same as in 2011. And just a drop of red: 17


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© Bertrand Rey

Premiers Grands Crus

Pierre Bouvier, Besitzer des Château Le Rosey in Bursins.

4,748 litres of Merlot in 2018; 4,409 litres in 2019; 2,700 litres of Garanoir (half as much in 2019); and Gamaret which went from 1,440 litres in 2018 to 675 litres in 2019. Note, the Merlot was very unlikely to be marketed as a Premier Grand Cru. In view of this, and regardless of the reticence of Vaud reds, one might wonder whether the Premier Grand Cru label should not have been simply limited to Chasselas. Vincent Graenicher, the Tartegnin wine-grower agrees: “Chasselas is our identity and represents the know-how of the Vaud producers!”

die Geschichte von Flaschen aus fünf von zehn Jahrgängen. Und nichts hindert einen daran, nur eine begrenzte Menge Wein zur Prüfung vorzulegen. Die Gesetzgebung legt jede Etappe fest. Sobald das Basisdossier akzeptiert ist, wird die eingeschriebene Parzelle von Experten der Kommission geprüft (Weinbau, Inte­ grierte Produktion, Ertrag: 0,8  l/m2 2 für weisse und 0,64 l/m für rote Sorten). Die Zulassungsdegustation, die jedes Jahr stattfindet, ist massgebend. Nur dank ihr kann ein Wein seinen Rang als Premier Grand Cru behalten. Der Kandidat hat zwei Chancen: Wenn die erste Weinprobe keine Zustimmung findet, kann er eine zweite einreichen. Mit dem Risiko, einen Jahrgang zu «versieben» und aus dem erlauchten Kreis ausgeschlossen zu werden… Pierre Bouvier, der sein Gut biodynamisch bewirtsachaftet, als Letzter zum auserlesenen Trüppchen gestossen, verteidigt das System: «Es geht darum, eine höhere Qualität in den Vordergrund zu stellen. Jedes Jahr ist anders, aber wenn der Wein nicht vorzüglich ist, dann präsentieren wir ihn nicht oder produzieren ihn nicht. Mir gefällt die Idee, dass die Zugehörigkeit jährlich überprüft wird! Das macht das System glaubwürdig – es lädt nicht dazu ein, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen.» Unter Leitung von Philippe Herminjard, Sekretär der Fédération Vaudoise des Vignerons, der Qualitätsmarke Terravin sowie der Kommission der Premiers Grands Crus, beurteilen die versiertesten Degustatoren des Labels Terravin die Weine, bei der erstmaligen Zulassung wie auch bei der jährlichen Kontrolldegustation. Es ist der

Service des Kantonschemikers, der die Proben im Keller entnimmt, vor oder nach der Flaschenfüllung, ganz nach Wahl des Produzenten. Der gesamte Prozess ist genauestens orchestriert.

Philippe Schenk, the director of the Schenk estates and vineyards in Rolle, holds a similar opinion. In fact, the association Clos, Domaines et Châteaux, which brings together eleven estates that have premier Grand Cru recognition, do not bottle red wine.

Cru label for every estate that meets the selection criteria, based on the tasting. A historical and technical document must be presented to justify the boundaries of the estate, as well as a record of the five vintages over ten years. The producers are free to submit any quantity. The law provides for a timetable for each procedural step. Once the preliminary document has been accepted, the plot in question is checked by experts with regard to: viticultural aspects, integrated production, and yield (0.8 litres per m2 for whites; 0.64 litres per m2 for reds). Year after year, it is the ap-

Approval tasting assures democratic procedures From the start, Vaud law has sought to be democratic and has defended equality of opportunity for all the Vaud vineyards. Charles Rolaz reminds us that it has reserved the Premier Grand

Der Preis als Spiegel der Regionen Frédéric Deladoey von der Domaine de l’Ovaille in Yvorne gehörte zur ersten Welle der Premiers Grands Crus. Der Selbstkelterer aus Yvorne fürchtet sich vor nichts! Er ist einer von denen, die seinen prestigereichsten Wein gerne bei Wettbewerben präsentiert; letztes Jahr etwa hat er mit dem 2017er eine Goldmedaille am Concours Mondial de Bruxelles in Aigle gewonnen (so wie auch der Château de Malessert und der Clos de l’Abbaye der Gemeinde Yvorne, beide im selben Jahrgang) sowie eine Goldmedaille und einen Platz unter den Finalisten mit dem 2018er beim Grand Prix du Vin Suisse. Seine Flasche (2018) verkauft er offiziell für Fr. 31.–. Beim Swiss Wine Tasting in Zürich war das der einzige Chasselas Premier Grand Cru, der die Grenze von Fr. 30.– überschritt, gegenüber zwei zwischen Fr. 25.– und Fr. 30.– und je fünf zwischen Fr. 20.– und Fr. 25.– sowie Fr. 18.– und Fr. 20.–. Der Winzer aus Yvorne erklärt diese Ausnahme mit Mövenpick, dem Grosskunden, der seinen Wein zum Preis gewisser Dézaleys verkaufe. Deladoey bedauert, dass die Lavaux-Weine, allen voran die Dézaleys und Calamins, das Spiel der Premiers Grands Crus bisher nicht mitgespielt hätten, von ein, zwei Ausnahmen abgesehen. Doch im Lavaux hat Jean-François Neyroud-Fonjallaz den Versuch gewagt und seinen im Betonei vinifizierten Chavonchin

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klassieren lassen. Nach dem Jahrgang 2016 verzichtete er wieder darauf. Nicht, weil er nicht an die Idee der Premiers Grands Crus glauben würde, aber weil es schwierig war, seiner Kundschaft einen Preisunterschied von Fr. 10.– zum Saint-Saphorin Grand Cru Le Magistrat vom selben Terroir zu erklären. In Zürich wurden der Château de Chatagneréaz 2017 und der Domaine de Autecour 2017 für Fr. 16.50 bzw. Fr. 15.50 angeboten. Für Philippe Schenk sind die «Herausforderung und die Schwierigkeiten für einen kleinen Winzer oder eine grosse Domäne, die sich dafür entscheidet, alles als Premier Grand Cru zu verkaufen, nicht identisch.» In der Côte vergleichen die Inhaber der Premiers Grands Crus den praktizierten Preis für die Premiers Grands Crus mit der Mehrheit der anderen Weine, die für Preise von Fr. 8.– bis Fr. 12.– verkauft werden. Trotz der zusätzlichen Kosten würde sich der Einsatz lohnen… was die Zahl der Premiers Grands Crus in der Côte beweist – es ist mehr als die Hälfte. Der Premier Grand Cru, in allen Teilen des Waadtlandes als «machbar» eingestuft, hätte dank seinem aussergewöhnlichen Status die Ungleichheiten zwischen den Regionen ausradieren können. Doch das ist nicht eingetreten, die Preise staffeln sich nach dem etablierten Renommee. Trotzdem muss man konstatieren, dass drei Produktionsorte (vor 2009 renommierte AOCs), nämlich Mont-sur-Rolle, Féchy und Yvorne, je vier Premiers Grands Crus aufweisen (also die Hälfte der Chasselas). Trotz der Terroirstudie, die zu Beginn des Jahrhunderts in der Waadt durchgeführt wurde, hat niemand die

Verantwortung übernommen, die Waadtländer Rebparzellen zu kartografieren, nicht einmal im Sinn des Italieners Alessandro Masnaghetti (der seine Karten der Regionen Piemont, Valpolicella, Chianti, aber auch Pauillac und bald Napa Valley publiziert hat. www.enogea.it). Jeder ist frei, ein bisschen Premier Grand Cru zu produzieren oder sein ganzes Weingut anerkennen zu lassen. Das ist das Gegenteil von dem, was Ende des 20. Jahrhunderts im Elsass passierte, wo die Perimeter für Grands Crus mit von mehreren Besitzern kultivierten Parzellen festgelegt wurden. Eine Philosophie, die in Deutschland auch die Produzenten der Vereinigung «VDP, die Prädikatsweingüter» anwenden. Die Waadtländer Premiers Grands Crus sind im Gegensatz zu den VDP weder ein «Club» noch ein «Freundschaftsbund», was sie dazu zwingen könnte, sich aus der Vormundschaft des Staates zu lösen, um Gelder zu sammeln und beispielsweise selber für ihre Promotion zu sorgen.

proval tasting that has the final word, thus maintaining Premier Grand Cru rank and credibility. The candidate has two chances: if the first sample is not approved, he can apply again, but runs the risk of forfeiting a vintage and being expelled from the ‘inner circle’. Pierre Bouvier, a recent arrival in this exclusive circle, defends the system: “It’s a question of showcasing superior quality. Each year is different, but if a wine is not excellent, we don’t present it or don’t make it. I like the idea of distinction being put back on the table! An annual test makes the system credible

and discourages producers from resting on their laurels just because they have gained Premier Grand Cru status.” Under the supervision of Philippe Herminjard, the secretary of the Vaud Wine-growers Federation, manager of the Terravin quality label, and Premiers Grands Crus Commission secretary, the most competent Terravin label tasters are given the task of appreciating the wines both at the preliminary stages and at the annual approval tasting. And it is the Cantonal Chemist department that oversees sample taking in the wine cellar, before or after bottling, whichever

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Damoklesschwert einer künftigen Gesetzgebung Die Premiers Grands Crus ragen im Schatten eines Bildes auf wie die Dents du Midi auf einem Gemälde von Gustave Courbet, doch weiss niemand, welche Zukunft die Gesetzgebung dieser Waadtländer Spezialität vorbehält. 2019 gleicht die Waadtländer «Pyramide» bei den Weinen der sogenannten «Klasse 1» – mit einem Anteil von 0,77% Premiers Grands Crus, 78,5% Grands Crus (fünf Oechslegrade über der AOC) und 20,6% AOC – einem Rhombus, dessen dünne Spitze von weniger als 1% Pre-

miers Grands Crus (Verbot des Verschnitts) besetzt wird, die breiteste Stelle hingegen von den Grands Crus (Verschnitt von maximal 10% bei den Dorfappellationen, mit Ausnahme von Dézaley und Calamin, bei denen Verschnitt verboten ist), gefolgt von der AOC, die am Fuss der Pyramide liegen sollte. Dieser Rhombus nimmt auf dem Markt eine dreieckige Form an, dank dem Spiel von 60%: 40% (plus 10% allgemeinem Verschnitt), was es erlaubt, das «flüssige Potential» der berühmtesten regionalen AOC quasi zu verdoppeln. Wird ein neues Gesetz die Besonderheiten der Premiers Grands Crus berücksichtigen? Oder wird die dünne Spitze des Eisbergs mit einer umfassenderen, an noch zu definierende geografische Perimeter gebundenen Definition des Grand Cru ver-

the producer chooses. The whole process is most meticulously supervised. Future legislation – the sword of Damocles We do not know what future legislation might have in store for this Vaud speciality. In 2109, so-called ‘class 1’ wines, earmarked 0.77% of their harvest in Premiers Grands Crus, 78.5% in Grand Cru, and 20.6% in AOC. Thus, less than 1% is accounted for by Premiers Grands Crus (blending is forbidden), while Grands Crus (maximum 10% blended, except for pure AOC


Premiers Grands Crus

Frédéric Deladoey und sein Sohn Rémi von der Domaine de l’Ovaille in Yvorne.

© Philippe Dutoit

Premiers Grands Crus, Jahrgang 2018

schmelzen? Das Spiel bleibt offen. «Das ist ein juristisches Damoklesschwert», konstatiert Charles Rolaz, der weiss, «dass sich das System entwickeln muss und dass wir uns in Frage stellen müssen: Wir wissen noch nicht, wie wir die Vielfalt der an unsere Böden, unsere Expositionen, unsere Mikroklimazonen angepassten Rebsorten ins richtige Licht rücken sollen. Wir haben auch die richtige Botschaft, um das zu kommunizieren, noch nicht gefunden. Doch die Waadtländer Weine verfügen über einen einzigartigen Reichtum, mit Einflüssen von der Rhone, dem Burgund und dem Elsass.» Wer wird es wagen, die Büchse der Pandora zu öffnen, um das lösen, was schon seit 2009 weniger einer Pyramide als vielmehr der Quadratur des Kreises gleicht?

CHASSELAS La Côte (13 Premiers Grands Crus von 20,27 ha) Les Cottes (1,7 ha), Domaine de Serreaux-Dessus, Begnins; *Au Fosseau (0,3 ha, Vinzel), Domaine de la Capitaine, Begnins; Château La Bâtie (2 ha), Vinzel; Château de Vinzel (0,6 ha, CDC); Château Saint-Vincent (0,5 ha, CDC), Gilly; *Château de Châtagneréaz (7 ha, CDC), Mont-sur-Rolle; *Es Cordelières (3,3 ha, CDC), Vincent Graenicher, Mont-sur-Rolle; *Château de Mont (0,3 ha, CDC), Mont-sur-Rolle; *Domaine de Autecour (1,4 ha, CDC), Mont-sur-Rolle; Au Brez (0,57 ha), Kursner Vins, Féchy; *Domaine de Fischer (1 ha), Féchy; Château de Malessert (2 ha), Féchy; Domaine du Martheray (1 ha, CDC), Féchy. Lavaux (vier Premiers Grands Crus von 3,9 ha) Château de Montagny (0,5 ha, Villette), J. et M. Dizerens, Lutry; Dézaley La Gueniettaz (0,5 ha), Christophe Chappuis, Rivaz; Les Roches Plates (1,2 ha), Domaine du Burignon (Saint-Saphorin), Ville de Lausanne; *Château de Chardonne (1,7 ha , CDC). Chablais (sechs Premiers Grands Crus von 10,32 ha) *Clos du Châtelard (2 ha, Villeneuve), Hammel, Rolle; *Clos de la George (2,5 ha, Yvorne), Hammel, Rolle; Clos de L’Abbaye (1,3 ha, CDC), Commune d’Yvorne; *L’Ovaille 1584 (2 ha, Yvorne), Hammel, Rolle; *L’Ovaille (2,3 ha), Frédéric Deladoey, Yvorne; Clos Maijoz, Commune d’Aigle (0,22 ha). *kursiv die elf Weingüter, die von Anfang an dabei waren, also ab dem Jahrgang 2011. CDC: Mitglied der Vereinigung Clos, Domaines & Châteaux — www.c-d-c.ch

Grand Cru Dézaley and Calamin), make up the largest volume, followed by AOC. Would new legislation consider the specificities of Premiers Grands Crus, or might these be merged into an extended definition of Grand Cru, linked to geographical boundaries yet to be defined? We shall see.

ROTE REBSORTEN Im Jahrgang 2018 legt nur ein einziges Weingut, das Château Le Rosey (mit einer Gesamtfläche von 4,5 ha) in Bursins, drei verschiedene Rotweine vor: einen Garanoir, einen barriquegereiften Garanoir und einen in Barriques ausgebauten Gamaret. Die Broschüre des OVV zu den detaillierten Charakteristiken der Premiers Grands Crus kann heruntergeladen werden unter: www.ovv.ch/le-terroir-vaudois/premiers-grands-crus

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Rebsorten Text: Alexandre Truffer

Gut integrierte «ausländische» Rebsorten (2)

Das Bordelaiser Duo Cabernet franc und Sauvignon blanc Im zweiten Teil unserer Serie über Rebsorten, die im Waadtland ein zweites Zuhause gefunden haben, interessieren wir uns für zwei Sorten aus dem Bordelais, die in den letzten Jahrzehnten international enorme Erfolge feierten: Cabernet franc und Sauvignon blanc.

Die Versuchung, das Aufkommen der sogenannten internationalen Sorten – eine unpassende Bezeichnung für französische, zumeist aus der Gironde stammende Varietäten – mit der Klimaerwärmung in Verbindung zu bringen, ist gross. Doch José Vouillamoz, Commandeur des Vins Vaudois, zitiert ein Werk aus der Mitte des 19. Jahrhunderts: «Im Kanton Waadt wurden Malbec, Cabernet Sauvignon oder auch Merlot ab 1837 unter dem Namen Bordeaux aus Savoyen oder direkt aus der Stadt Bordeaux eingeführt.» Ein halbes Jahrhundert später präzisieren die Ampelografen Burnat und Anken, «dass die Plants de Bordeaux genannten Rebsorten im Kanton Waadt Cabernet franc, Cabernet Sauvignon und Carménère umfassen». Die

Geschichte der Rebsorten in der Waadt vor der Errichtung des Triumvirats von Chasselas, Pinot noir und Gamay bleibt noch zu schreiben, doch eines ist gewiss: Waadtländer Winzer spielten eine Pionierrolle in der Kultivierung dieser Bordelaiser Sorten auf Schweizer Boden. Zur Erinnerung: Die Cabernets tauchen erst 1862 im Wallis auf, und die ersten Merlotstöcke im Tessin wurden 1906 gepflanzt.

Cabernet franc Die Sorte Cabernet franc stammt ursprünglich aus den Pyrenäen, aus dem

Baskenland, und ist «Stammvater» einer stetig wachsenden Rebsortenfamilie. DNAAnalysen haben gezeigt, dass Cabernet franc der Vater von Merlot (Mutter: Magdeleine noire des Charentes), Carménère (Mutter: Gros Cabernet, ihrerseits eine Kreuzung zwischen Fer Servadou und Txakoli) und auch Cabernet Sauvignon (Mutter: Sauvignon blanc) ist. Die Bezeichnung «Cabernet» trifft man häufig bei der Taufe neuer Rebsorten an. So findet man mittlerweile in den Rebbergen Cabernet Dorsa, Cabernet Dorio, Cabernet Jura oder Cabernet Cortis. Gemäss neusten Statistiken sind in der Schweiz 74 Hektar mit Cabernet franc bestockt (15 davon in der Waadt) und 65 Hektar mit Cabernet Sauvignon (inklusive die fünf im Waadtland).

Cabernet Franc and Sauvignon Blanc One is tempted to attribute the arrival of so-called ‘international’ grape varieties – an inappropriate term as it refers only to French varieties mainly from Gironde – to global warming. However, José Vouillamoz, the Commandeur of Vaud wines, referring to a mid-19th-century text points out: “In the Vaud canton, Malbec, Cabernet Sauvignon and Merlot were introduced in 1837 under the name Bordeaux, coming from the Savoie region or directly from the city of

Bordeaux.” Half a century later, the ampelographers Burnat and Anken stated: “In the Vaud canton, the grape varieties called Plants de Bordeaux comprise Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon and Carmenere.” Cabernet Franc No doubt originating in the Pyrenees, Cabernet Franc is the ancestor of a very large family. DNA testing has shown that it is the father of Merlot

(with Magdeleine Noire des Charentes), of Carmenere (with Gros Cabernet, itself a cross between Fer Servadou and Txakoli) and Cabernet Sauvignon (with Sauvignon Blanc). The term Cabernet is often adopted when new grape varieties are baptised. Thus, in the vineyards, we can come across varieties such as Cabernet Dorsa, Cabernet Dorio, Cabernet Jura and Cabernet Corti. In Switzerland, recent statistics show 74 hectares of Cabernet Franc (of which Le Guillon 56_2020/1  23


Eine spätreifende Rotweinsorte, die die Sonne liebt Pierre-Alain Meylan, der fünf Hektar Reben im Chablais bearbeitet, hat seine ersten Cabernet-franc-Edelreiser vor genau zwanzig Jahren gesetzt. «Damals wollte ich diversifizieren. Mir hatten verschiedene Cabernets sehr gut gefallen, die auf den Kreidehängen des Loiretals gewachsen waren. Ich sagte mir, dass sich die Sorte gut auf dem Coteau de Verschiez akklimatisieren müsste, der aus recht ähnlichen Böden besteht.» Die erste Ernte konnte er 2003 einbringen. Dank des Hitzesommers erreichten die Trauben dieser spätreifenden Sorte eine perfekte Reife. Die Vinifikation – lange Maischegärung und zehnmonatiger Ausbau in Barriques – verwandeln diese Beeren in eine mächtige Spezialität, die den Kunden sehr gefällt. «Mehr als zwei von drei Flaschen gehen an Restaurateure, die meinen Cabernet franc mit eher kräftigem roten Fleisch kombinieren, mit Lamm oder Wild»,

präzisiert der Winzer aus Ollon. «Bei der Privatkundschaft findet er vor allem bei den Frauen Anklang. Die Männer ziehen in der Regel den geschmeidigeren Gamaret vor.» Wenn man ihn nach den Bedingungen «sine qua non» fragt, die es für die Produktion eines Qualitätscabernets braucht, erinnert Pierre-Alain Meylan daran, dass die Cabernet franc eine spätreifende Sorte ist, eine der dritten Epoche, wie man sagt. Das heisst, sie erreicht ihre Reife erst mehr als 36 Tage nach dem Chasselas. «Es ist schon mehrmals vorgekommen, dass wir mit der Weinlese fertig waren und vier, fünf Tage warten mussten, um auch noch die Cabernet franc zu ernten», gesteht der Selbstkelterer. Im Rebberg bereitet sie nicht allzu viele Sorgen. Man muss nur die Erträge mit grosser Sorgfalt regulieren. «Sobald sich die Fruchtstände ausgebildet haben, findet man Seite an Seite sehr schöne Trauben neben solchen von eher heller Farbe, die man unbedingt entfernen muss. 2019 mussten wir in drei

Durchgängen Trauben herausschneiden, um die Qualität zu erlangen, an die wir unsere Kundschaft gewöhnt haben.» Im siebten Himmel der roten Waadtländer Alain Rolaz ist zu Beginn der 1980er Jahre auf die Domaine de Chantegrive gekommen, nach einem Aufenthalt bei einem renommierten Produzenten in Châteauneuf-du-Pape. Bei Letzterem entdeckte er seine Passion für die Produktion barriquegereifter Rotweine. «Damals wuchs auf unserem Familienbetrieb vor allem Chasselas. Den kleinen Anteil Rotwein verkauften wir einem Händler. Mein Vater hatte einen sehr offenen Geist, und so begannen wir, auf dem Gut unsere eigenen Rotweine zu vinifizieren. Parallel dazu diversifizierten wir den Sortensatz und pflanzten Gamaret, Garanoir und Dornfelder. Cabernet franc kam 1998 dazu, gefolgt von einer zweiten Pflanzung im Jahr 2001.»

Damals wollte ich diversifizieren. Mir hatten verschiedene Cabernets sehr gut gefallen, die auf den Kreidehängen des Loiretals gewachsen waren. Ich sagte mir, dass sich die Sorte gut auf dem Coteau de Verschiez akklimatisieren müsste, das aus recht ähnlichen Böden besteht.

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© Hans-Peter Siffert

Pierre-Alain Meylan, Selbstkelterer in Ollon


Rebsorten

Diolinoir, Merlot und Mondeuse noire vervollständigen diese Liste, die sich ausschliesslich in der Linie Crescendo dekliniert, welche die im Holz gereiften Weine umfasst. «Die Cabernet franc ist eine kraftvolle, robuste Rebsorte, offenherzig und rassig; lange wurde sie in einer Assemblage mit Merlot vermählt. Seit mittlerweile bald zehn Jahren vinifiziere ich sie auch allein», erzählt Alain Rolaz, der das gestiegene Interesse der Kunden für reinsortige Weine bestätigt. Auch den Profis gefällt die reinsortige Version, wie der Sieg des Cabernet Franc Crescendo 2015 in der Kategorie «andere reinsortige Rotweine» in der Selektion der Waadtländer Weine 2017 zeigt. Eine schöne Auszeichnung für eine Varietät, die nicht Alain Rolaz’ erste Wahl war. «1998 wollte ich Cabernet Sauvignon pflanzen, aber mein Rebschulist hat mir davon abgeraten. Er meinte, diese Sorte würde vielleicht in aussergewöhnlichen Jahren sehr gute Resultate bringen, aber in normaleren nicht ausreifen.

© Bertrand Rey

Die Cabernet franc ist eine kraftvolle, robuste Rebsorte, offenherzig und rassig; lange wurde sie in einer Assemblage mit Merlot vermählt. Seit mittlerweile bald zehn Jahren vinifiziere ich sie auch allein. Alain Rolaz, Domaine de Chantegrive, Gilly

15 hectares in the Vaud region) and 65 hectares of Cabernet Sauvignon (of which five in the Vaud region). Pierre-Alain Meylan, who has five hectares of vines in the Chablais region, planted his first grafts 20 years ago. The first harvest was carried out in 2013 and thanks to the heat wave that year, these third maturity period grapes had reached perfect maturity. The vinification process that was chosen – long maturation and some ten months of barrel ageing – produced a powerful speciality which is much appreciated by consumers. Pierre-Alain Meylan points out that

this late variety grape reaches maturity more than 36 days later than Chasselas. Alain Rolaz arrived at Domaine de Chantegrive at the beginning of the 1980s after spending some time working with a famous producer in Châteauneufdu-Pape where, he tells us, he had discovered a passion for maturing red wines in barrels. Cabernet Franc was introduced at Chantegrive in 1998, followed by a second planting in 2001. Diolinoir, Merlot and Mondeuse Noire were later added to the range. They are found mainly in his Crescendo line of wines, all aged in wooden barrels. His Cabernet

Franc Crescendo 2015 was awarded first prize in the Other Pure Red Varieties category at Sélection des Vins Vaudois, 2017. Sauvignon Blanc An aromatic and superbly acid grape variety, Sauvignon Blanc became popular worldwide in the second half of the 20th century. It left its traditional territory in Val de Loire and Gironde to become the flagship of New Zealand wines and secured itself a choice position on all five continents. It only appeared in Switzerland at the beginning of the 25


U N S AV O I R - FA I R E R E C O N N U A U S E R V I C E D E N O S V I G N E R O N S D E P U I S 1 9 7 9

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Rebsorten

Mit fast 95% Chasselas war der Sortensatz sehr traditionell. Ich habe sofort angefangen zu diversifizieren und rote Sorten sowie zwei weisse Spezialitäten angepflanzt: Pinot gris und Sauvignon blanc.  Thierry Maurer, Domaine de Roliebot, Mont-sur-Rolle

© Bertrand Rey

Heute bedaure ich nichts. Selbst in einem komplizierten Jahr wie 2014 ist es uns gelungen, einen Qualitätswein zu produzieren. Das verlangt natürlich strikte Kontrolle der Erträge. Um nur 500 Gramm pro Quadratmeter zu produzieren, muss man alle Trauben am Stock halbieren und manchmal noch eine zweite grüne Ernte machen.» Die Vinifikation hält sich an ein ähnliches Protokoll wie bei allen Crus der Linie Crescendo: biologischer Säureabbau in Barriques und einjähriger Ausbau im Eichenholz.

Sauvignon Blanc Die Sauvignon blanc, eine sehr aromatische weisse Rebsorte mit schöner Säure, hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts den Planeten erobert. Das Kind des Sava­ gnin blanc hat seine traditionellen Gefilde im Loiretal und in der Gironde verlassen, um zum Fahnenträger in den neuseeländischen Rebbergen zu werden und sich auf allen fünf Kontinenten einen ausgewählten Platz zu erobern. In der Schweiz taucht Sauvignon blanc erst anfangs der 1990er Jahre auf. Noch heute gehört sie zu den sekundären Varietäten, belegt sie doch schweizweit nur 190 Hektar (17 davon auf Waadtländer Boden). Eine Spezialität, die bleiben wird 2002 haben Chantal und Thierry Maurer die Domaine de Roliebot übernommen,

nachdem sie zuvor zehn Jahre lang in Partnerschaft mit Thierrys Vater gearbeitet haben. Das Gut mit sieben Hektar in Montsur-Rolle gehört der Familie bereits seit vier Generationen. «Mit fast 95% Chasselas war der Sortensatz sehr traditionell», erklärt Thierry Maurer. «Ich habe sofort angefangen zu diversifizieren und rote Sorten sowie zwei weisse Spezialitäten angepflanzt: Pinot gris und Sauvignon blanc.» Überzeugt von der Qualität der ersten Schweizer Sauvignons (Genf war Pionier) und im Wunsch, eine in der Schweiz noch kaum vorhandene Spezialität anzubieten, pflanzte Thierry Maurer seine ersten Edelreiser 1993. Der aromatische Weisse, der immer ohne biologischen Säureabbau vinifiziert und mehrere Monate in zwei- oder dreijährigen Barriques ausgebaut wird, findet schnell sein Publikum. Obwohl sich dieses Nischenprodukt problemlos verkauft, erkennt Maurer auch seine

Grenzen: «Auf den reichhaltigen Böden der Region neigt die Sauvignon zu überbordender Wuchskraft. Zudem ergibt sie in heissen Jahren sehr üppige Weine.» Das demonstriert der 2018er, der eine kleine Restsüsse aufweist. «Das kann gefallen», fährt Thierry Maurer fort, «doch es entspricht weder dem, was ich suchte, als ich Sauvignon anpflanzte, noch dem lebhaften, spannungsvollen Stil, den ich meinen Weinen gerne gebe.» Die Hitzewallungen von Madame Meteo verändern die Silhouette des Sauvignon blanc von der Domaine de Roliebot, doch die Kundschaft scheint sich ebenfalls anzupassen. «Dieser Wein wird vor allem von Habitués geschätzt, die ihre Konsumgewohnheiten geändert haben. Der Sauvignon hat seine Hauptrolle als Gastronomiewein, den man zu Fisch oder Vorspeisen geniesst, verloren und ist zu einem beliebten Apérowein geworden.» 27


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Rebsorten

studie im Lavaux. Zudem konnte ich von der Erfahrung grosser Sauvignon-Spezialisten profitieren: Sie erklärten mir, dass die Thiole, die aromatischen Bestandteile, welche die Besonderheit des Sauvignon ausmachen, sehr sensibel sind und schnell von der Sonne

verbrannt werden. Kurz: Um einen guten Sauvignon zu produzieren und ganz im Gegensatz zum Chasselas muss man beim Sauvignon blanc die Trauben grün lesen und auf keinen Fall erst, wenn sie schön goldgelb sind.»

1990s. Still today, it remains a secondary variety covering no more than 190 hectares of Swiss vineyards, of which 17 hectares in the Vaud region. In 2002, Chantal and Thierry Maurer took over the Domaine de Roliebo after working for 10 years in partnership with Thierry’s father. The seven hectares of vineyards in Montsur-Rolle had belonged to the family for four generations. Inspired by the quality of the first Swiss Sauvignon wines, pioneered in the canton of Geneva, and keen to produce a variety that was relatively unknown in Switzerland, Thierry

Maurer planted his first grafts in 1993. This aromatic white variety, which never undergoes malolactic fermentation and is put in second or third passage barrels for several months, rapidly found appreciative consumers. In the last few years, Thierry Maurer’s Sauvignon has become less of a gastronomic wine and more often enjoyed at aperitif time. The Sauvignon Buxus from Domaine Bovard, Cully, is exported to London, Japan, USA and Russia. Stephan Reinhardt, from Rober Parker Wine Advocate, gave the 2017 vintage 92 points. This recognition certainly re-

warded the sound choices made in the wine-making process. Louis-Philippe Bovard adds: “There was also an element of luck. The first parcel where I grafted some Sauvignon was one of the rare spots in Lavaux where the soil is made up of gravel and pebbles mixed with sand, which is very much like the soil composition which produces the great Sauvignons of Bordeaux. I wasn’t aware of that when I did the planting!”

© Philippe Dutoit

92 Parker-Punkte «Als ich beschloss, Sauvignon im Lavaux einzuführen, wandte ich mich an Jean Hutin, der mit etwa zehn Klonen Versuche in Genf gemacht hatte», erzählt Louis-Philippe Bovard. «1993 durfte ich denjenigen auswählen, der mir am besten gefiel, um ihn auf einer Parzelle hinter dem Hôpital de Lavaux anzupflanzen. Um die Sorte besser zu verstehen, habe ich für ihr Savoir-faire berühmte Domänen besucht wie die Châteaux Malartic-Lagravière und Carbonnieux in den Graves oder Didier Dagueneau in der Loire. Im Lauf der Jahre habe ich in Saint-Saphorin, Epesses und Villette Sauvignon auf Chasselasstöcke aufgepfropft. Da jeder Rebberg recht unterschiedliche Weine ergibt, vinifiziere ich zwei verschiedene Weine: den Buxus, die Quintessenz des Sauvignon aus dem Lavaux, und den Ribex, den man als Zweitwein betrachten kann.» Der Buxus der Domaine Bovard, nach London, Japan, in die USA und mittlerweile auch nach Russland exportiert, wurde sogar «parkerisiert»: Anfang 2019 bewertete Stephan Reinhardt den Jahrgang 2017 mit 92 Punkten. Diese Auszeichnung ist der Lohn für sorgfältige Entscheidungen in Rebberg und Keller. «Natürlich war auch ein bisschen Glück dabei», räumt Louis-Philippe Bovard ein. «Die erste Parzelle, in der ich Sauvignon aufgepfropft hatte, war einer der wenigen Böden im Lavaux aus kleinen und grossen Kieselsteinen, vermischt mit Sand – ein Boden, der denen enorm ähnelt, auf denen die grossen Sauvignons von Bordeaux wachsen. Im Moment des Aufpfropfens wusste ich das nicht, das zeigte uns erst die Terroir­

Um einen guten Sauvignon zu produzieren und ganz im Gegensatz zum Chasselas muss man beim Sauvignon blanc die Trauben grün lesen und auf keinen Fall erst, wenn sie schön goldgelb sind.  Louis-Philippe Bovard, Cully

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Weinwirtschaft

Fünf Fragen an Nicolas Joss, Direktor von SWP

Die Schweizer Weine neu lancieren – aber wie? Welche Mittel stellt das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) für dieses aussergewöhnliche Programm zur Verfügung? Ende 2019 hatten wir 300 000 Franken aufgewendet, darunter 70 000 Franken vom BLW. Für das Jahr 2020 sollten wir 1 Mio. Franken aufbringen können, mit einer Co-Finanzierung von fast 40%. Nach dem im landwirtschaftlichen Umfeld üblichen Modell deckt das Bundesamt für Landwirtschaft einen Teil der Ausgaben ab, der Rest geht zu Lasten bestimmter Partner, im vorliegenden Fall sind das die Grossverteiler, die Hotellerie und die Gastronomie. Dieses spezielle Programm mit dem Namen «Schweizer Weine ohne Wenn und Aber!» soll bis im Herbst 2021 fortgesetzt werden. Es kommt zur Bundessubvention von 2,9 Mio. Franken hinzu, die der SWP für das Jahr 2020 bewilligt wurde und jedes Jahr neu ausgehandelt werden muss. Welche konkreten Aktionen darf der Konsument erwarten? Wir haben uns mit jedem Grossverteiler-Partner auf das geeignetste Mittel geeinigt. Bei Coop beispielsweise werden die Schweizer Weine in den Regalen besser gekennzeichnet, um sie vom ausländischen Angebot abzuheben und die Konsumenten in ihrer Wahl anzuleiten. Bei Denner wurde das Angebot an Schweizer Weinen vergrössert und man kann sie in den Regalen besser identifizieren. Bei Spar und Top CC wurde eine Verbindung zwischen den Schweizer Weinen und den Rezepten von

lokalen Küchenchefs (wie der Auberge de Rivaz) geknüpft. Wir organisieren auch einen Wettbewerb, dessen Sieger – Profis aus der Gastrobranche oder normale Kunden – ins Lavaux eingeladen werden. Wie wollen Sie Hotellerie und Restauration ansprechen? Wir arbeiten in Partnerschaft mit Gastrosuisse und rund 20  000 Gastrobetrieben im ganzen Land. Ab Ostern wollen wir verstärkt zu den Schweizer Weinen kommunizieren. Und mittels Promotionen die Verbindungen zwischen Händlern und dem Hotellerie- und Gastgewerbebereich stärken. Wir werden die Restaurateure animieren, Schweizer Weine auf den Karten mit Piktogrammen besser zu kennzeichnen. Und wir wollen die Restaurateure, die bereits Schweizer Weine verkaufen, in den Vordergrund stellen, mit Hilfe des Programms Swiss Wine Gourmet. Dieses führt in Zusammenarbeit mit der Schweizer Woche des Geschmacks bereits 1400 Lokale auf; 15 davon, grosse und kleine, werden seit zwei Jahren jedes Jahr für ihre besonderen Anstrengungen für die Schweizer Weine ausgezeichnet. Wir müssen populäre Lokale zurückerobern, diejenigen also, bei denen Schweizer Weine in den letzten Jahren am meisten Marktanteile eingebüsst haben. Besteht nicht die Gefahr, dass auf diese Weise nur der lokale Wein gefördert wird, in Zürich beispielsweise der Zürcher Wein, während doch zwei Drittel der Pro-

© Ueli Steingruber Fotografie

Der Waadtländer Nicolas Joss, seit Juli 2019 Direktor von Swiss Wine Promotion (SWP) in Bern, will den Verkauf von Schweizer Weinen mit einem aussergewöhnlichen, vom Bund finanzierten Programm ankurbeln.

duzenten aus der Romandie kommen und zwei Drittel der Konsumenten aus der Deutschschweiz? SWP bewirbt die Identität des Schweizer Weins, mit dem Slogan «Was uns verbindet, vereint uns». Für die Schweizer Weine überlassen wir den Konsumenten die Wahlfreiheit in der ganzen Vielfalt, die ihnen angeboten wird. Es ist an den sechs Weinregionen, aktiv zu werden. Eine Koordinationskommission, zu der die SWP-Direktion und die kantonalen Promotionsbüros gehören, fördert den Austausch zwischen den Regionen und verhindert Kollisionen beim Vermitteln der Botschaft. Ist eine Flasche Schweizer Wein genug sichtbar in den Verkaufsregalen? Im November haben wir das Logo neu lanciert, das 2014 vom berühmten Grafiker Tyler Brûlé von der Zürcher Agentur Winkreative geschaffen wurde. Alle Winzer des Landes dürfen es gemäss einer graphischen Charta gratis benutzen, auf den Drehverschlüssen, auf den Korkzapfen, den Etiketten oder Rücketiketten der Flaschen sowie auf den Kartons. Ermutigend ist, dass die Verteiler von den Produzenten bereits verlangen, das Logo auf ihren Flaschen anzubringen! Das Interview führte Pierre Thomas

Le Guillon 56_2020/1  31


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Terroirprodukte Text: Pierre-Etienne Joye Fotos: Sandra Culand

Waadtländer Honig, so begehrt wie Gold

Die letzten Jahre waren schwierig für die Honigernte in der Schweiz. Der Kanton Waadt machte da keine Ausnahme. Doch die Faszination, die die Bienen ausüben, bleibt intakt, ja, besser noch, immer mehr Leute fühlen sich zum Imker, zur Imkerin berufen. Aus kulinarischen und auch ökologischen Gründen. Doch Achtung: Bienenzüchten ist kein Honiglecken! «Hoffen wir auf eine schöne Blüte, damit wir aromatischen Honig produzieren können, der unserem Ruf gerecht wird!» Dieser Stossseufzer, ruhig, aber mit einer Spur Bitterkeit geäussert, stammt von André Pasche. Bis vor kurzem Präsident der Waadtländer Imkervereinigung (FVA), war dieser Passionierte zehn Jahre lang im Komitee des Dachverbandes tätig. Er, der stolz ist auf seinen hellen, cremigen Frühlingsblütenhonig, «den Lieblingshonig der Frauen und Kinder», kommt kurz auf das Jahr 2019 zurück, das er als katastrophal bezeichnet. Vor allem klimatisch: «Es war zu kalt, als die Blumen blühten. Die Produktion des Frühjahrshonigs hat schwer darunter gelitten und wir konnten keinen Waldhonig machen. Eine der schlechtesten Saisons in den zehn vergangenen Jahren, neben anderen sehr mittelprächtigen.» Nachwuchs-Imker Trotzdem, der Imker mit fünfzig Bienenvölkern, verteilt auf ein grosses Territorium zwischen Vinzel und Châteaux-d’Œx, will zuversichtlich bleiben. Wenn alles gut geht, ist der neue Honig im Juni bereit. «Honig bleibt ein sehr gesuchtes Produkt, und es mangelt uns zurzeit an einheimischem Honig», bemerkt André Pasche, der sich über das grosse Interesse bei Konsumenten wie Nachwuchsimkern freut. Doch hier sieht er ein Paradox: Die neuen Bienenzüchter expandieren, doch für gewisse unter ihnen ist der Honig sekundär. Ihnen geht es um den Schutz der Bienen, um die Bestäubung zu sichern, die Biodiversität zu bewahren und die Zukunft unseres Planeten zu garantie-

Wenn alles gut geht, ist der neue Honig im Juni bereit. Das bleibt ein sehr gesuchtes Produkt, und es mangelt uns zurzeit an einheimischem Honig.  André Pasche, abtretender Präsident der Waadtländer Imkervereinigung (FVA)

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Der Honig in Zahlen In der ganzen Schweiz wie im Kanton Waadt sind die Honigproduzenten vorwiegend Hobby-Handwerker, die fünf bis 15 Bienenstöcke besitzen. Der Anteil an professionellen oder halbprofessionellen Imkern ist sehr niedrig (2%). Auf nationalem Niveau betreiben rund 20 000 Personen Bienenzucht und kümmern sich mehr oder weniger um 180 000 Bienenkolonien. Der Kanton Waadt zählt 18 regionale Imkervereinigungen. Gegen 1200 Imker besitzen Bienenstöcke, die im ganzen Kanton verteilt sind. In der Hochsaison, sprich während der Honigernte, umfasst eine Kolonie im Schnitt 50 000 Bienen. Mengenmässig beträgt die Honigernte schweizweit je nach Bedingungen rund 3600 Tonnen pro Jahr, in der Waadt sind es geschätzte 25 Tonnen mit dem Label. Ein kantonaler Basisimkerkurs wird von der FVA organisiert. Diese Ausbildung erstreckt sich über zwei Jahre und wird von der Westschweizer Sektion der Bienenzüchter (SAR) anerkannt. Informationen und Anmeldungen unter www.apiculture.ch PEJ

In der Hochsaison umfasst eine Kolonie im Schnitt 50000 Bienen.

Vaud Honey – a highly prized product These last few years have been particularly challenging for beekeepers in Switzerland. The canton of Vaud has not been spared. Yet the fascination with bees has remained intact and more and more people are entering the profession, focusing either on the gastronomic or ecological aspects. However, beekeeping is no easy matter. André Pasche, the outgoing president of the Vaud Federation of Beekeepers’ Associations (FVA), who spent ten years on the organisation’s 34

committee says, not without a touch of bitterness: “Let’s hope for a beautiful flowering season, that will give us the perfumed honey to which we owe our reputation!” Enthusiastic, and proud of the clear and creamed spring-flower honey he produces – which according to him is a favourite with women and children – he goes back briefly to the year 2019 which he describes as catastrophic, especially with regard to climate: “It was too cold when the flowers came out. The

production of spring honey was very badly affected, and we couldn’t make any forest honey. It was one of the worst seasons of the last ten years – and others had been very mediocre.” Budding beekeepers Nonetheless, with his 50 colonies dispersed across a vast territory from Vinzel to Châteaux-d’Oex, André Pasche remains upbeat. If all goes well, the new honey should be out by June. “It’s a very


Terroirprodukte

Die Imkerei ist komplex und verlangt eine Lehrzeit von drei bis fünf Jahren, um das Minimum an Wissen zu erwerben, um sich korrekt um Bienenvölker kümmern zu können.  Quentin Voellinger, neuer Präsident der Waadtländer Imkervereinigung (FVA)

ren. Ein sehr lobenswertes ökologisches Gewissen, das aber ein Risiko beinhaltet, und kein geringes: den umgekehrten Effekt! Die Bienen selber könnten unter der mangelnden Erfahrung der Imkerei-Novizen leiden. Etwa unter der Ausbreitung von Krankheiten oder Parasiten wie der Varroamilbe oder der asiatischen Hornisse. Oder auch unter Mangelernährung. Sich ausbilden, um alles richtig zu machen Diesbezüglich ist der neue Präsident der FVA, Quentin Voellinger, unverblümt: «Seit einigen Jahren geht das Schreckgespenst des Bienensterbens um. Daher das wieder-

sought-after product and there is currently a shortage of local honey”. He is delighted by the enthusiasm of both consumers and budding beekeepers. However, he points out a paradox: there are certainly increasing numbers of new beekeepers but, for some of them, honey is a secondary consideration. Their objective is to keep bees to ensure pollination and preserve biodiversity with a view to saving the future of the planet. An ecological concern that is completely praiseworthy, but which risks producing the opposite effect! The inexperience of novice beekeepers could hurt the bees

erwachte Interesse für die Imkerei. Es steht mir fern, diesen Elan bremsen zu wollen, doch bisweilen muss diese neue Sensibilisierung für die Bienenzucht in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Die Leute begeistern sich, ohne zu wissen, wie viel Arbeit dahintersteckt. Viele stürzen sich in das Abenteuer, wie wenn sie ein Haustier adoptieren würden. Doch das ist überhaupt nicht der Fall», unterstreicht der Imker, der rund zwanzig Bienenstöcke in Puidoux und Montsur-Lausanne pflegt. Es ist notwendig, weiterhin Imkerkurse anzubieten. Verantwortlich für die Ausbildung im Rahmen des Verbandes ist seit drei Jahren Quentin Voellinger, der einen Punkt

unterstreicht: «Wir müssen informieren, das ist unsere Aufgabe. Vor allem darüber, wie umfassend und komplex die Imkerei ist und dass es eine Lehrzeit von drei bis fünf Jahren braucht, um das Minimum an Wissen zu erwerben, um sich korrekt um Bienenvölker kümmern zu können. Das verlangt einiges an Investitionen: vor allem an Zeit, aber auch an Geld, an Motivation. Mehr als die Hälfte aller Anfänger, die sich für die Imkerei entscheiden, geben nach zwei Jahren wieder auf», fährt der Präsident der FVA fort.

by causing the spread of diseases and parasites, such as Varroa and Asian hornets, as well as undernourishment.

often get excited about something and rush into it without realising that there’s a huge amount of work involved, rather like taking a new pet.” That is why it is essential to offer training courses. Quentin Voellinger, who has been information manager at the Federation for the last three years, insists that “information is vital and that’s our role. We need to inform people that beekeeping is a vast and complex field and to enter the profession an apprenticeship of three to five years is necessary to acquire the knowledge to look after bee colonies correctly. It also requires substantial investment

Training courses for novices Quentin Voellinger, the new FVA president, who has some 20 hives in Puidoux and Le Mont-sur-Lausanne, is very clear about this: “For some years now, we have been worried by the threat of the disappearance of bees. Hence the renewed interest in beekeeping. I wouldn’t dream of slowing down this enthusiasm, but this new awareness needs to be put into perspective. People

Das Label bewegt sich in Richtung Bio Denn schliesslich ist vom Honig die Rede. Im Kanton Waadt haben zahlreiche

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Imker Anrecht auf das Label «Miel du Pays de Vaud», das seit zwanzig Jahren registriert ist und das Produkt auszeichnet, dessen Pflichtenheft aber überarbeitet werden musste, um es an den Zeitgeist anzupassen. Dieses, bisher auf regionalem Niveau anerkannt, ist seit Juni 2019 als Garantiemarke registriert. Letztes Jahr produzierten rund siebzig Personen Honig mit Waadtländer Label. Und was ist mit Bio? In der Landwirtschaft produzieren rund 10% aller Betriebe biologisch, beim Honig sind es kaum 2%. «Das ist vor allem eine Frage der Kosten, neben den zusätzlichen Kontrollen für die Zertifizierung», erklärt Quentin Voellinger. «Wir organisieren ebenfalls einen Kurs zu diesem Thema, um zu erklären, wie man den Betrieb umstellt. Ich wette darauf, dass innerhalb von zwanzig Jahren die Anforderungen für die biologische Produktion zur Norm werden. Am Schluss ist es der Konsument, der entscheidet.»

in terms of time, money and motivation. More than half of the beginners give up after two years.” From quality label to organic In the Vaud canton, about 70 producers have been awarded the Miel du Pays de Vaud (Honey from the Vaud Region) label. What about organic honey? In agriculture in general about 10% of farms produce organic crops, in the case of honey, barely 2% of beekeeping is organic. Quentin Voellinger goes on to explain: “It’s above all a question of money, 36

Kochen mit Honig Es wäre schade, einen guten lokalen Honig, mit Label versehen und als «Miel du Pays de Vaud» ausgezeichnet, für die Küche zu verwenden. Sein Qualitätsgrad ist so hoch, dass man einen Blüten-, Frühlings-, Wald-, Sommerhonig oder einen aus den Waadtländer Bergen am besten ohne jedes Schischi geniesst. Also buchstäblich allein mit dem Löffel, auf einem leicht gebutterten Stück Brot oder als leichten Hauch auf einem frischen Ziegenkäse. Wenn Ihnen allerdings ein Rest auf dem Grund des Topfes übrigbleibt, dann kratzen Sie ihn zusammen, um den berühmten Honigschinken zuzubereiten: Man bestreicht das ausgewählte und im Wasser vorgekochte Stück Schinken mit einer Mischung aus Honig, Weisswein, Senf und Thymianblättchen. Eine Stunde lang am Drehspiess braten und das Spiel ist gewonnen. Knusprig und aromatisch nach Wunsch, unser Beinschinken! Und warum sollte man ihn nicht zu einem Glas Hydromel (Mischung aus Wasser und fermentiertem Honig) geniessen oder zu Hypokras (Rotwein, Honig, Zimt und Ingwer) schlürfen? Und beim Dessert machen wir Nägel mit Köpfen: ein Stück Nougat oder eine Tranche Gewürzbrot. Königlich und ganz unglaublich mittelalterlich! PEJ

on top of the additional certification controls. We also organise a course to explain how to convert to organic farming. I’m convinced that 20 years from now the requirements applicable to organic production will become the norm. In the end, it’s the consumer who’ll decide.” Honey in numbers In Switzerland as a whole, and likewise in the Vaud canton, honey producers are mainly artisans with five to 15 hives. Only 2% of beekeepers are professional or semi-professional. It is

estimated that at national level some 20,000 people are engaged in beekeeping, taking care of 180,000 bee colonies. There are 18 regional beekeeping associations. Approximately 1,200 beekeepers have hives spread across the entire Vaud region. In the high season, that is at the time of the honey harvest, an average colony comprises 50,000 bees. Swiss honey production is 3,600 tonnes per year. The total volume of branded honey produced in the Vaud region is estimated at 25 tonnes.


Terroirprodukte

Cathy Fournier, Anita Daout und Marie-Lucie Bonvin

Interviews

Cathy Fournier, Anita Daout und Marie-Lucie Bonvin besitzen gemeinsam einen Bienenstock in Servion. Sie haben vor fünf Jahren ihre Kräfte vereinigt, um ihre Passion für die Bienen möglichst erfolgreich ausleben zu können. Alle drei liessen sich coachen und haben Kurse besucht. Ihr Lohn: Honig. Aber nicht nur. Gemeinsame Antworten unten. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, wie haben Sie Lust bekommen, Bienen zu züchten? «Schuld» daran ist der Schweizer Film «More than Honey», der grosse Erfolge feierte. (Anm. d. Red.: Der Dokumentarfilm von Markus Imhoof kam 2012 in die Kinos. Er begleitet verschiedene Personen, die mit, für und dank den Bienen leben, und beleuchtet den Kontext ihres möglichen Aussterbens.) Das war der Auslöser. Wir hatten Lust, es ihnen gleichzutun, mit einer Philosophie des gegenseitigen Respekts zwischen Insekt und Mensch. Wir haben uns gesagt: Das machen wir! So haben wir Kurse besucht, angeboten von der FVA (Fédération vaudoise d’apiculture). Das Abenteuer hat im Frühling 2015 angefangen. Der damalige Präsident, André Pasche, hat uns unter seine Fittiche genommen, uns notwendige Ratschläge erteilt und sein Savoir-faire mit uns geteilt. Heute sind wir alle drei Mitglieder der Imkervereinigung des Jorat. Lag es auf der Hand, ein Team zu bilden? Unbedingt. Zu mehreren ist man stärker. Denn man muss den Tatsachen ins Auge schauen: Es ist anspruchsvoll, Bienenstöcke

zu pflegen (zu Anfang waren es drei, jetzt fünf). Es ist schön, wenn man sich gegenseitig helfen kann. Und mindestens eine von uns ist immer anwesend, wenn es ein Problem oder heikle Momente gibt. Beispielsweise in der Periode des Ausschwärmens im Frühling, wenn eine Gruppe von Bienen aus dem Bienenstock entwischt, um eine neue Kolonie zu gründen, während der Honigernte, bei der Kontrolle der Varroamilben oder den notwenigen Behandlungen. In jedem dieser Fälle gibt es ein Verfahren, das es zu beachten gilt. Gemeinsam sind wir stark. Das Wohlbefinden Ihrer Bienen kommt vor dem Interesse für den Honig? Das gehört zusammen. Doch der Honig gehört in erster Linie den Bienen, erst in zweiter uns. Unsere gemeinsame Philosophie heisst, der Respekt vor den Bienen steht über allem. Wir haben keine Produzentinnenoptik. Wenn es nicht genug Nahrung, also Honig gibt, dann überlassen wir das Futter den Bienen. Das unterscheidet uns ein wenig von der alten Imkergeneration, das ist eher eine Welt von Männern, die gerne sagen, man müsse die Bienen wie Nutzvieh betrachten. Wir hingegen lassen uns von der

faszinierenden Welt der Bienen leiten. Die Bienen lehren uns unheimlich viel über das Leben, die Natur. Dann schätzen Sie Ihren Honig wohl als ein Geschenk…? So ist es. Selbst weniger als 10 Kilo pro Bienenstock im letzten Jahr wegen des Wetters. Aber von annehmbarer Qualität. Unser Frühlingshonig ist von hellgelber Farbe. Er ist kompakt, recht cremig und von diskretem Charakter. Raps dominiert. Der Sommer­ honig dagegen ist deutlich kräftiger. Man riecht die Mischung der Blumen, der Waldbäume und der Pollen von den Wiesen. Es ist dieser Sommerhonig, der von Jahr zu Jahr am meisten variiert. Man spürt es: Die Bienen geben zurück, was man ihnen Gutes tut. Der Respekt ist gegenseitig… Das Gespräch führte PEJ

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Der Servagnin feiert seinen 600. Geburtstag – in blendender Form!

Sechs Jahrhunderte? Donnerwetter, er ist kein junges Häschen mehr, dieser Servagnin de Morges! Seine Geschichte ist eng verbunden mit derjenigen des Hauses Savoyen und mit Marie, dem sechsten Kind von Philipp dem Kühnen, Herzog von Burgund, und seiner Frau, Margarete von Flandern.

Marie de Bourgogne heiratete 1401 im Alter von 21 Jahren Amadeus VIII., den Grafen und späteren Herzog von Savoyen. Damals stand der grösste Teil des heutigen Kantons Waadt unter savoyischer Herrschaft, wovon die Region profitierte; es war eine Zeit der Prosperität, Landwirtschaft und Weinbau befanden sich in vollem Aufschwung. Zu Beginn des Jahres 1420 erwartete Marie ihr neuntes Kind. Nachdem sie bereits fünf ihrer acht Kinder verloren hatte und die Pest in der Region von Chambéry wütete, befürchtete sie das Schlimmste. Sie floh ins Städtchen Saint-Prex, wo sie am 7. August eine kerngesunde kleine Marguerite de Savoie zur Welt brachte. Um sich bei den Bewohnern von Saint-Prex zu bedanken, schenkte Marie ihnen im Herbst 1420 einige Stöcke ihrer Lieblingsrebsorte. Zweifellos die ersten Pinot-noir-Stöcke, die in der Schweiz angepflanzt wurden…

Anfangs drängte sich der Name Salvagnin auf Salvagnin, Servagnin oder Sauvagnin – die aus dem Burgund stammende Sorte wurde in Urkunden aus dem 15. Jahrhundert in verschiedenen Schreibweisen erwähnt. Doch mit der Zeit setzte sich in der Waadt, Von links: Raoul Cruchon, unermüdlicher Förderer des Servagnin und Präsident der 600-Jahrfeier, Félix Pernet, abtretender Präsident der Vins de Morges, und Pierre-Alain Tardy, in den 1960er Jahren Entdecker der letzten Stöcke der Burgunder Sorte in Saint-Prex.

Servagnin‘s 600th Birthday The story of Servagnin wine takes us back to the House of Savoy, and to Marie, the sixth of ten children born to Philippe le Hardi and Marguerite de Flandre. In 1401, at the age of twenty-one, Marie de Bourgogne married Amédée Vlll, who was first Count, and later Duke of Savoy. At that time, most of what today constitutes the canton of Vaud belonged to Savoy. At the beginning of 1420, Marie was pregnant with her ninth child. The Duchess of

Bourgogne was anxious: she had lost five of her eight children and the plague had reached Chambéry. She therefore took refuge in the village of Saint-Prex and there, on August 7th, a perfectly healthy little Marguerite de Savoie was born. In the autumn of 1420, as a token of gratitude, Marie de Bourgogne presented the village with some vines of her favourite grape variety. That must have been the earliest planting of Pinot Noir in Switzerland. At first it was called Salvagnin. It was mainly grown

in the Morges region, very much a minority grape as Chasselas reigned supreme. The twentieth century was almost fatal for Salvagnin. After the two World Wars, there followed a period of over productivity. Since Salvagnin was a fragile and not very productive variety it was gradually replaced by other red varieties, especially Gamay. In 1963, Pierre-Alain Tardy, a young winegrower from Saint-Prex, decided to try and recover some Salvagnin plants. His 39


Cru du pays de Vaud coteau de Reverolle

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vor allem in der Region Morges, der Name Salvagnin durch. Der Salvagnin nahm nur einen winzigen Platz ein in den Rebbergen, beherrschende Sorte blieb der Chasselas. Das 20. Jahrhundert wurde dem Salvagnin fast zum Verhängnis. Auf die beiden Weltkriege folgte eine Periode des ungebremsten Produktivismus. Der fragile und wenig produktive Salvagnin wurde zunehmend durch andere rote Sorten ersetzt, vor allem durch den robusten, ertragsreichen Gamay. 1963 setzt sich Pierre-Alain Tardy, ein junger Winzer aus Saint-Prex, in den Kopf, einige Salvagninstöcke aufzuspüren, welche die Ausreissaktionen überlebt haben. Die ersten Nachforschungen sind nicht von Erfolg gekrönt. Doch einige Jahre später erzählt ihm ein gewisser Werner Kaiser, Werkmeister in einem Bauunternehmen, er habe mit seinem Trax einen Rebberg in Saint-Prex ausgerissen, um eine Kiesgrube anzulegen. Dabei hat Werner Kaiser drei dieser Stöcke gerettet und vor seinem Hühnerhof eingepflanzt. Zwei davon starben ab, der dritte aber überlebte. Diesem Elternstamm entnimmt Pierre-Alain Tardy geduldig kleine Reiser und legt nach und nach einen bescheidenen Rebberg mit ein paar hundert Rebstöcken an. Die Alten des Dorfes, denen der Winzer die ersten Trauben präsentiert, sind sich einig: ja, das ist der berühmte Salvagnin de Saint-Prex! Schnell stösst die Sorte auf Interesse. Unter dem Einfluss einiger passionierter Profis, darunter der charismatische Raoul Cruchon, gewinnt der Salvagnin schnell an Boden.

28 000 Flaschen Servagnin Heute produzieren zwanzig Winzer jährlich rund 28 000 Flaschen dieses historischen Pinot noir, kultiviert auf etwas mehr als fünf Hektar, unterteilt in 37 Parzellen. Der Name Salvagnin, ein Waadtländer Sammelbegriff für eine Assemblage aus Pinot noir und Gamay, wurde aufgegeben zugunsten des Namens Servagnin. Die Marke, die ein rigoroses Pflichtenheft befolgt, ist geschützt durch die Vins de Morges. Raoul Cruchon, der die 600-Jahrfeier des Servagnin präsidiert, erklärt: «Um Anrecht auf die Marke Servagnin zu haben, muss der Wein ausschliesslich aus Trauben des Salvagnin de Saint Prex der Selektion Tardy bestehen und im Bereich des Produktionsortes Morges kultiviert werden. Die Erträge sind bei 50 hl/ha plafoniert. Der Traubenmost muss mindestens 82° Oechsle aufweisen. Vinifiziert wird der Servagnin obligatorisch in höchstens 600 Liter fassenden Eichenholzfässern während mindestens neun Monaten. Der Wein muss insgesamt mindestens 14 Monate lang ausgebaut werden, auf den Markt kommt er frühestens am 1. April des darauf folgenden Jahres.» Und beim Verkauf ist kein Platz für irgendwelche Mätzchen: die Form der Flasche, die Etikette und die Kapsel zur Beglaubigung sind den Produzenten vorgeschrieben!

first efforts were fruitless. A few years later, however, Werner Kaiser, the foreman of a company starting operations on a gravel pit in Saint-Prex, informed him that his bulldozer had dug up three vine stocks which he had replanted in front of his chicken house! Two of them had died, one had survived. So, from that parent strain Pierre-Alain Tardy patiently harvested small grafts and built up a small vineyard of a few hundred grapevines. When he presented his first grapes to the elders of the village, they were adamant: these were definitely the famous Salvagnin grapes of Saint-Prex!

Interest spread fast and driven by the enthusiasm of a number of wine-growers, Salvagnin gained momentum. 28,000 bottles of Servagnin Today, twenty winemakers produce approximately 28,000 bottles a year of this historic Pinot Noir, grown on 37 parcels (5 hectares). Salvagnin, the name given to a blend of Pinot and Gamay in the Vaud region, was changed to Servagnin. Raoul Cruchon, who presides over the 600th anniversary celebrations of Servagnin, explains that “in order to

Programm 20. Juni Odyssee des Servagnin in Savoyen 6. November Nacht des Servagnin auf Schloss Morges Alle Details auf www.vinsdemorges.ch

have the right to use the brand name Servagnin, the wine must be produced exclusively from the Tardy selection of Saint-Prex Salvagnin grapes and grown within the production area of Morges. The yields are limited to 50 hl/ha. The density of the grape-must must be at least 82° Oechsle. The vinification must be carried out for at least nine months in no larger than 600-litre wooden casks. The maturing process must take at least 14 months and the wine cannot be put on sale before April 1st of the following year.” 41



Die Heldensaga von Chabag Text: Alexandre Truffer

1820: Beginn einer Waadtländer Heldensaga

Chabag, vom Léman zum Liman Vor zwei Jahrhunderten begann das unglaublichste Schweizer Weinabenteuer. Auf Einladung von Alexander I., Zar aller Russen, gründeten Winzer aus dem Lavaux eine Kolonie am Ufer des Schwarzen Meeres. 120 Jahre lang wechselten sich Zeiten des Gedeihens mit Pestepidemien und geopolitischen Verwerfungen ab. Zwar verschwand Chabag als helvetische Weinkolonie 1944 von der Karte, doch ihre Folgen sind bis heute wahrnehmbar, in der Ukraine wie in der Waadt. Chasselas blanc, Chasselas hâtif, Chasselas de Provence, Chasselas rouge, Chasselas rose, Chasselas royal und Blanquette: Das sind die sechs wichtigsten Rebsorten, die im Buch «Weinbau und Vinifikation» beschrieben werden. Das kyrillisch verfasste und 1854 in Odessa publizierte Werk galt fast ein halbes Jahrhundert lang als Referenzwerk der russischen Weinregionen. Gemäss seinem Autor Karl Tardent wird die Blanquette, ein Chasselasklon, den man in der Schweiz unter dem Namen Blanchette kennt, auch Telti-kuruk genannt, ein türkischer Begriff, der «Fuchsschwanz» bedeutet. Als die Organisatoren des Mondial du Chasselas in Aigle erfuhren, dass das ukrainische Unternehmen Shabo einen Telti-kuruk Réserve produziert, wurden sie von einer gewissen Aufregung ergriffen. Sollte das Erbe derer, die vom Journalisten Olivier Grivat «die Schweizer Winzer des Zaren» genannt

wurden, mehr als ein halbes Jahrhundert im Südosten Europas überlebt haben? Dr. José Vouillamoz, Spezialist für DNA-Analysen der Rebsorten und Commandeur des Vins Vaudois, antwortet leider mit Nein. Es gebe keinerlei Verwandtschaftsbeziehungen zwischen der autochthonen Varietät Telti-kuruk und der grossen weissen Lémansorte.

Die Strecke, welche der erste Konvoi im Jahr 1822 zurückgelegt hat. (Museum Shabo, Konzept und Realisation Hugo Schaer)

Shabag – The Saga of Settlers from Vaud Two centuries ago, Alexander 1, the Emperor of All Russia, invited wine-growers from the Lavaux region to settle on the shores of the Black Sea. For 120 years, periods of prosperity and development alternated with periods of plague and geopolitical upheavals. The wine-making settlement known as Shabag disappeared in 1944, but its extraordinary story has left traces that are still visible today in the vineyards of Ukraine and the region of Vaud.

White Chasselas, Early Chasselas, Provence Chasselas, Red Chasselas, Rosé Chasselas, Royal and Blanquette Chasselas: these are the first grape varieties described in Viticulture and Wine-Making, a book by Karl Tardent, published in Russian, in Odessa in 1854, and long recognised by Russian wine producers as an authoritative guide. Chasselas prospered in Shabag for over a century.

A rural commune situated in the Odessa Oblast, in Ukraine, Aşa-abag, which means ‘lower gardens’ (as vineyards were called in those days), was founded in the sixteenth century by the Tatars. Following the 1812 Treaty of Bucharest, the Budjak region, which was part of the Ottoman Empire, came under Russian control and was renamed Bessarabia. The czar Alexander l, who had just defeated Napoleon, had maintained close ties with his former priLe Guillon 56_2020/1  43


Von links: Eine Jagdpartie mitten im russischen Winter. Vorausschauende Kolonisten vergassen nicht, ein kleines Weinfässchen mitzunehmen. Kolonisten vor einem ihrer Häuser in den 1920er Jahren.

vate tutor from Vaud, Frédéric César de Laharpe, who became one of his leading political advisors. The czar therefore granted significant privileges to the Swiss who came to settle in Shabag: religious freedom, a ten-year exemption from all forms of tax and exemption from military service (which at the time lasted for 25 years!). Above all, each family of settlers received just over 65 hectares of agricultural land. With Europe in ruins after the Napoleonic Wars, this was a tempting offer. On August 13th, 1820, the Lavaux wine-growers entrusted Louis-Vincent Tardent, a notable citi44

Vom Léman zum Liman Mehr als ein Jahrhundert lang gedieh der Chasselas jedoch in Chabag. Die Landgemeinde Acha-Abag (was «die unteren Reben» bedeutet) im Verwaltungsbezirk Oblast Odessa, in der Ukraine, wurde im 16. Jahrhundert vom Zaren gegründet. Nach dem Vertrag von Bukarest, unterschrieben im Jahr 1812, gelangte die Region Boudjak, die zum ottomanischen Kaiserreich gehörte, unter russische Kontrolle und wurde neu Bessarabien genannt. Wie so oft in jener Zeit, wurden die Verlierer vertrieben und die neu eroberten Zonen mit Bewohnern bevölkert, die dem neuen Regime besser zusagten. Zar Alexander I., der Bezwinger von Napoleon, unterhielt enge Beziehungen zum Waadtländer Frédéric César de Laharpe, der einst sein Hauslehrer gewesen war und einer seiner wichtigsten politischen Ratgeber blieb. Der Zar versprach also den Schweizern, die sich in Chabag niederlassen wollten, bedeutende Vorteile: Religionsfreiheit,

Befreiung von jeder Steuer für zehn Jahre sowie Befreiung vom Militärdienst (der damals 25 Jahre lang dauerte!). Vor allem aber sollte jede Kolonistenfamilie 60 Dessjatinen kultivierbares Land erhalten, also etwas mehr als 65 Hektar. In einem Europa, das von den napoleonischen Kriegen zerstört war, ein sehr verlockendes Angebot! Am 13. August 1820 beauftragten Winzer aus dem Lavaux Louis-Vincent Tardent, eine Persönlichkeit aus Vevey, damit, ihr Terrain für sie anzuerkennen. Der Winzer, Abenteurer und Gelehrte – der später freundschaftliche Beziehungen zu Pestalozzi wie zu Puschkin unterhalten sollte – kehrte begeistert von den Ufern des Dnister-Limans (eines Mündungsarms des Flusses Dnister) zurück.

zen of Vevey, a wine-grower, an adventurer and a scholar, with the mission of carrying out a survey of the land. He came back full of enthusiasm for that area situated around the Liman Lagoon of Dniestr (Lower Danube).

ty-three. It stipulated that every family must bring a Bible and a rifle! Swiss domestic servants, who had served satisfactorily for six years, could become full members of the colony, if they married. Finally, future settlers would include only “Swiss nationals who were recognised as being honest people and good farmers and possessed some skill that could be useful to the community”. One month later, a group of some 30 people, half of whom were children, left Vevey on a 2,500-kilometre voyage. The first few years were not easy: communication routes were impracticable and ad-

The Russian century On June 18th, 1822, six household heads signed an agreement that would govern the functioning of the future settlement. This document provided for the formation of a municipal authority and a general council made up of all members of the colony over the age of twen-

Das russische Jahrhundert Am 18. Juni 1822 unterschrieben sechs «Familienoberhäupter» in Vevey eine Konvention, welche das Funktionieren der künfti-


gen Kolonie regeln sollte. Das Dokument sah nach der Ankunft in Chabag die Gründung einer Gemeinde und eines Gemeinderats vor, zusammengesetzt aus allen Mitgliedern der Kolonie, die mehr als 23 Jahre alt waren. Jede Familie war verpflichtet, eine Bibel und einen Karabiner mitzubringen. Schweizer Hausangestellte, die sechs Jahre lang zur Zufriedenheit ihren Dienst geleistet hatten, konnten zu vollwertigen Mitgliedern der Kolonie werden, sobald sie heirateten. Als künftiger Kolonist wurde nur «jeder als ehrenwert anerkannte Schweizer akzeptiert, der ein guter Bauer ist oder der Gemeinschaft durch eine andere Kunst von Nutzen sein kann». Einen Monat später verliess ein Zug von rund dreissig Personen – die Hälfte davon Kinder – Vevey und machte sich auf die 2500 Kilometer lange Reise. Die ersten Jahre erwiesen sich als schwierig: Die Kommunikationswege funktionierten schlecht, die Verwaltung des Zaren war pedantisch, ja grotesk. Und sobald die ersten Hindernisse gemeistert waren,

sah sich die kleine Waadtländer Gemeinschaft mit der Pest konfrontiert, mitgebracht von den russischen Armeen, die während des Krieges gegen die Ottomanen 1828/29 im Dorf Quartier bezogen. Getreu ihrer Devise «Ora et labora» beteten und arbeiteten die Waadtländer Kolonisten fleissig. Laut ukrainischen Dokumenten besassen die 52 Schweizer von

Grosse, von Pfählen gestützte Rebe, die bis zu 100 Liter Wein pro Stock produzierte. (Tardent, 1854)

ministrative red tape was a burden. No sooner had the initial difficulties been overcome, the little community from Vaud was faced with the plague brought by Russian soldiers who were staying in the village at the time of the 1828-1829 Russo-Turkish war. Faithful to their motto Ora et labora, the settlers prayed and worked. According to a Ukrainian document, in 1825 the fifty-two Swiss inhabitants of Shabag owned 104,000 vines. One generation later the number rose to 200,000 and the founders’ grandchildren had as many as three million. One wine-grower, Charles, or

Karl, Tardent, made a name for himself: he created different new grape varieties and was recognised as one of the leading Russian experts in viticulture and wine-making. With the abolition of serfdom (1861) and the withdrawal of the privileges granted by Alexander I (1871), the Swiss wine-making colony became a Russian commune inhabited by Swiss people. Shabag continued to prosper for half a century despite the upheavals caused by the death throes of the tsarist empire. Some settlers left Russia in search of more welcoming lands. Some twenty Shabag settlers arrived in Sydney

in 1885, while others tried their luck on the American continent. Among these exiles, Henry Tardent was undoubtedly the most famous. Born in Ormonts in 1853, he arrived in Shabag in 1872, disembarked in Brisbane in 1887 and went on to become the director of the first state farm in Queensland. Closely connected to the first Labour prime minister, he had a considerable influence on drafting the Australian Constitution. The Romanian interlude According to the Treaty of Versailles of June 28th, 1919, Bessarabia was ceded 45


Waadtländer Gläser und Holzfuder für die Weinbereitung: die Klassiker aus dem Lavaux wurden in den Kellern Bessarabiens heimisch.

Fotos aus dem Buch «Les vignerons du Tsar» von Olivier Grivat.

Chabag im Jahr 1825 rund 104 000 Rebstöcke. Eine Generation später kultivierten sie 200 000 Reben, die Enkel der Gründer gar gegen drei Millionen Reben. Gewisse Winzer zeichneten sich besonders aus. So etwa Charles oder Karl Tardent. Dieser züchtete verschiedene neue Rebsorten und wurde als russische Autorität in Sachen Weinbau und Vinifikation anerkannt. Auch Daniel Dogny ist zu erwähnen, der Spezialist für die Bereitung von Schaumweinen, die weit über die Grenzen des russischen Zarenreiches hinaus einen guten Ruf genossen. Die Abschaffung der Leibeigenschaft (1861) und die Streichung der von Alexander I. (1871) gewährten Privilegien verwandelten die helvetische Weinkolonie in eine von Schweizern bewohnte russische Gemeinde. Ein halbes Jahrhundert lang prosperierte Chabag trotz der langen Agonie des russischen Zarenreiches. Einige Kolonisten beschlossen, Russland zu verlassen, um eine gastlichere Gegend zu finden. 1885 brachen rund zwanzig Kolonisten von Chabag nach

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Die Heldensaga von Chabag

Schweiz. Doch der Krieg war noch lange nicht vorbei. Die offiziell gefeierte Freundschaft zwischen Molotov und Ribbentrop zerbrach 1941, und Rumänien, inzwischen Alliierter der Achsenmächte, eroberte Bessarabien zurück. Im Januar 1942 verkündete die Regierung des rumänischen Königs Michael I., «die Schweizer Flüchtlinge aus Bessarabien könnten frei in ihre Häuser zurückkehren.» Ein Jahr später zählte man erneut 140 Einwohner im Dorf, das enorm unter den Kämpfen und Plünderungen gelitten hatte.

Rumänisches Zwischenspiel Der Versailler Vertrag vom 28. Juni 1919 schlug Bessarabien Rumänien zu. So wurde Chabag zu Şaba. Die helvetische Kolonie blieb zwar von den Grausamkeiten des Bürgerkriegs und vom Holodomor (der Auslöschung von mehreren Millionen von Ukrainern durch eine von der sowjetischen Regierung orchestrierten Hungersnot) verschont, doch bedeutete die Abschottung des russischen Marktes das Ende der Prosperität. 21 Jahre später drang die Rote Armee in Chabag ein. Die Schweizer erhielten eines Abends ein lapidares Telegramm des Schweizer Konsulats, mit den Worten: «Packen Sie Ihre Koffer!» Einige flohen nach Bukarest, andere folgten den deutschen Kolonisten von Bessarabien (welche nach dem deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt die Erlaubnis hatten, ins deutsche Reich zurückzukehren), die Klügsten fuhren zurück in die

Eine ukrainische Weinregion Die Waadtländer Heldensaga fand ihr Ende im August 1944, als die sowjetischen Truppen die Ufer des Dniestr zurückeroberten. Die meisten helvetischen Staatsangehörigen kehrten in die Schweiz zurück, «ärmer als ihre Vorfahren einst weggegangen waren». Jene, die ihre Koffer nicht packen konnten oder wollten, wurden mehrheitlich deportiert. Der eiserne Vorhang öffnete sich erst 1988 einen Spalt breit, als eine Gruppe ehemaliger Bewohner von Chabag zum «Ausgangskeller» zurückkehrte, wie es Olivier Grivat formulierte, der Journalist von 24 Heures, der sie begleitete. Er beendet sein Buch «Les vignerons suisses du tsar», das diesen Artikel in weiten Teilen inspiriert hat, mit den Worten: «Das neue Chabag? Es ist einzig und allein Sache der Ukrainer, es zu unterhalten oder zu rekonstruieren. Oder hier vielleicht ein Museum einzurichten in Erinnerung an die früheren Kolonisten aus der Schweiz und Deutschland und an ihre Nachkommen…» Doch das ist eine andere Geschichte, die wir Ihnen in einem anderen Artikel erzählen werden.

to Romania. Shabag became Şaba. Even though the Swiss settlement escaped the atrocities of the civil war and the Famine-Genocide (the famine orchestrated by the Soviet regime that killed millions of Ukrainians), the closure of the Russian market marked the end of prosperity. Twenty-one years later to the day, the Red Army entered Shabag. The evening before, the Swiss received a curt telegram from the Swiss consular authority: “Pack your bags!” Some left for Bucharest, others followed the German settlers from Bessarabia, who were authorised to return to the Reich after

the signing of the Nazi-Soviet Pact in 1939, while those who were most aware of the political situation went back to Switzerland. But the war was far from ended. Romania, a member of the Axis, took over Bessarabia. In January 1942, king Michael’s government declared that “the Swiss refugees from Bessarabia can return freely to their homes”. So, a year later, after enduring fighting and pillage, the village once again had a population of 140 inhabitants. The final act of the saga of the settlers from Vaud took place in August 1944 when Soviet troops returned to the

© Pascal Besnard

Sydney auf. Andere versuchten ihr Glück auf dem amerikanischen Kontinent. Der berühmteste dieser Emigranten war zweifellos Henry Tardent. 1853 in Ormonts geboren und 1872 nach Chabag gekommen, landete er 1887 in Brisbane, wo er zehn Jahre später Direktor des ersten staatlichen Bauernhofes von Queensland wurde. Er wirkte als Korres­ pondent für die Gazette de Lausanne sowie mehrere australische Zeitungen und stand dem ersten Mitglied der Labour Party, das später Premierminister wurde, nahe. Henry Tardent, der 1929 starb, hatte einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf die Verfassung der australischen Konstitution. Mehrere Strassen in Canberra und in Queensland tragen heute noch seinen Namen.

Der Tardent-Wagen in Chexbres, zur Erinnerung an die Schweizer Winzer, die Chabag gegründet haben. Das Kunstwerk wurde von Hugo Schaer realisiert.

shores of the Dniester river. Most of the Swiss left for Switzerland “poorer than their ancestors had been when they departed”, while many of those who were unable or chose not to pack their bags were deported. In 1988, when cracks appeared in the Iron Curtain, a group of former inhabitants of Shabag made the journey home, accompanied by the 24 Heures journalist Olivier Grivat. This article was largely inspired by his book, The Tsar’s Swiss Winemakers.

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Text: Eva Zwahlen Fotos: Pascal Besnard

Wieder ein Villeneuve! Glorreicher Sieger im heiss umkämpften Wettbewerb um die begehrten Platinlorbeeren von Terravin – die höchste Auszeichnung für einen Waadtländer Chasselas – ist der Villeneuve Grand Cru der Domaine des Hospices Cantonaux. Damit triumphiert zum dritten Mal in Folge ein Wein aus dem Chablais. Und erstmals eine Frau… «Nom de bleu, on a gagné?!» Mehrmals wiederholt sie diesen Satz, ungläubig, fassungslos. Sie, das ist die 31 Jahre junge Marjorie Bonvin, die sich im Moment, da «ihr» Chasselas als Sieger der zwölften Lauriers de Platine verkündet wird, mit grossen Augen an Philippe Meyer wendet. Dieser, Leiter der kantonalen Weingüter Marcelin und Hospices Cantonaux de Villeneuve, nickt. Und strahlt. Einen Tick besser «Es hat ein paar Tage gedauert, bis ich es glauben konnte», erzählt Marjorie ein paar Wochen später. Seit 2014 arbeitet die Walliserin als Kellermeisterin bei Badoux in Aigle, wo sie anfangs «nur» für die Vinifikation der Weine der Hospices Cantonaux zuständig war. Mittlerweile vinifiziert sie 48  Le Guillon 56_2020/1

auch die prestigereichen Tropfen des Clos de Chillon und zeichnet verantwortlich für das gesamte Badoux-Sortiment. Sie, die in den Reben ihres Grossvaters die Liebe zum Weinbau entdeckt und als (erst!) zweite Frau der Schweiz die Meisterprüfung als Kellermeisterin bestanden hat, brennt für ihren Beruf: «Unvorstellbar für mich, nicht in der Weinbranche zu arbeiten!» Obwohl es nach wie vor einiges braucht, um sich als junge Frau Respekt zu verschaffen. Nur zu gut erinnert sich Marjorie Bonvin an die dummen Sprüche in Bordeaux, eine Frau gehöre nicht in den Keller… «Das hat mich erst recht angespornt und mir gezeigt, dass man als Frau einen Tick besser sein muss als die Männer.» Heute geniesst sie das Vertrauen ihrer Vorgesetzten, «natürlich bespreche ich mich

mit Philippe Meyer und Daniel Dufaux, dem Direktor von Badoux, aber die beiden lassen mir freie Hand.» Philippe Meyer, gebürtiger Elsässer, in Reims zum Önologen ausgebildet und einstiger Waadtländer Kantonsönologe, vinifiziert die Weine von Marcelin, wo er auch unterrichtet. In Villeneuve ist er als Berater und Supervisor tätig. «Marjorie und ich haben vollstes Vertrauen zueinander, wir verstehen uns bestens», bestätigt er. «Nur bei den Rotweinen pflegen wir einen anderen Stil.» Nämlich? «Marjorie bevorzugt extrahierte, maskuline Weine, ich eher weiche, feminine», lacht er. Bei den Weissen hingegen sind sie sich einig: «Unserem Chasselas lassen wir viel Zeit», erzählt die Kellermeisterin. Zuerst wird der Most vier, fünf Tage lang statisch geklärt,


Weisse Platin-Lorbeeren 2019

Erneuter Triumph für Villeneuve In Anwesenheit von Staatsrat Philippe Leuba und Spitzenkoch Franck Giovannini, den Paten des Anlasses, erkor ein Gremium von rund dreissig Önologen, Sommeliers und Fachjournalisten am 21. November 2019 die Sieger der zwölften Platinlorbeeren von Terravin. Die 16 Finalistenweine des Jahrgangs 2018 (neun aus dem Lavaux, fünf aus dem Chablais und je einer aus der Côte und aus den Côtes de l’Orbe) wurden im Cupsystem verkostet. Sie waren zuvor aus 409 mit dem Goldlabel ausgezeichneten Chasselas nominiert worden. Sieger wurde wie letztes Jahr ein Villeneuve, diesmal allerdings nicht der Chasselas der ehemaligen Kooperative. Links: Die glücklichen Gewinner, Marjorie Bonvin und Philippe Meyer, mit ihrem Villeneuve Grand Cru, Chablais AOC, der Hospices Cantonaux. Mitte: Louis und Jean-Luc Blondel landeten auf dem dritten Platz. Rechts: Um ein Haar hätten sie es geschafft! Schliesslich blieb der Gemeinde Bourg-en-Lavaux, vertreten durch Daniel Lambelet, Gemeinderätin Nicole Gross, Christophe Lehmann und Gaël Cantoro, der zweite und der vierte Platz.

länger als üblich, die alkoholische Gärung verläuft bei kühlen 16 bis 18 Grad extrem langsam. Ausgebaut wird der Wein auf den Feinhefen in Holzfudern von 6300 Litern. «Wein ist ein lebendiges Produkt und es tut ihm – wie uns – nicht gut, wenn er gestresst wird. Deshalb füllen wir unsere Weine nie vor dem April ab», betont Marjorie. Gemeinde Bourg-en-Lavaux ausgebremst Der Siegerwein (6000 Flaschen à Fr. 14.30), ein lebhafter Chasselas mit Schmelz, feinem Säurenerv und einer kleinen, strukturierenden Bitternote im Finale, wächst in Villeneuve auf kiesigen Böden, insgesamt fünf Hektar. Bewirtschaftet werden die Reben von Vignerons-Tâcherons; einer davon, Adrien Gosteli, ist übrigens Marjories Mann. Als der spätere Gewinner noch im Holzfuder (Vase No. 26) lag, gefiel er Marjorie schon ausnehmend gut. «Sie sagte mir, du wirst sehen, der macht seinen Weg», erinnert sich Philippe Meyer, «und sie hatte recht!»

Nach dem Sieg blieb das Telefon kaum still, viele Neukunden wollten den Wein probieren, nicht wenige bestellten ein zweites Mal. Die beste Kundin ist und bleibt aber die Besitzerin der Reben, das Kantonsspital CHUV in Lausanne, das jeweils rund 40% der Produktion aufkauft. Nicht für die Patienten, für Bankette… Philippe Meyer hatte fast ein schlechtes Gewissen, seiner Wohngemeinde Bourg-enLavaux – die tatsächlich zwei Weine (vinifiziert von den Frères Dubois in Cully) unter die ersten vier gebracht hat – den Sieg quasi vor der Nase weggeschnappt zu haben. Doch für Marjorie wie für Philippe ist der Gewinn der Platinlorbeeren das Nonplusultra, die erstrebenswerteste Auszeichnung für einen Chasselas überhaupt. Und dann noch mit dem grossartigen Jahrgang 2018, als «es gar nicht möglich war, schlechten Wein zu machen», wie Marjorie meint, und die Konkurrenz entsprechend stark war. «Zudem ist das der erste Siegerwein, der von einer Frau vinifiziert wurde…» Sehr zufrieden sagt sie das.

1. Villeneuve Grand Cru Domaine des Hospices cantonaux, Villeneuve (Chablais AOC) 2. Calamin Grand Cru Commune de Bourg-en-Lavuax, Cully (Calamin AOC) 3. Pré-Lyre Jean-Luc Blondel, Cully (Lavaux AOC) 4. Villette Grand Cru Commune de Bourg-en-Lavaux, Cully (Lavaux AOC)

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CAVE DE LA CÔTE | société coopérative | Chemin du Saux 5 | CH-1131 Tolochenaz (VD) T +41 21 804 54 54 | F +41 21 804 54 55 | E-mail : info@cavedelacote.ch | www.cavedelacote.ch


Grand Prix du Vin Suisse 2019 Text: Alexandre Truffer

Allerhöchste Weihen für die Cave de La Côte Nachdem sie bereits alle anderen Titel gewonnen hatte, wird die Cave de La Côte beim rekordverdächtigen 13. Grand Prix du Vin Suisse glanzvolle Kellerei des Jahres. Es ist das dritte Mal, dass der Kanton Waadt diese allerhöchste Auszeichnung gewinnt – nebst einer bemerkenswerten Gesamtleistung bei den Rotweinen. Vereinigung Vinea, von 2715 (im Jahr 2010) auf heute 3259 gestiegen. Die Anteile der verliehenen Auszeichnungen haben sich dagegen nicht verändert. Mit anderen Worten: 2300 Konkurrenten sind ohne Medaille nach Hause zurückgekehrt, 3219 Weine haben beim Galaabend in Bern keine Trophäe gewonnen und gegen 500 Produzenten wären am 24. Oktober gerne an der Stelle von Julien Hoefliger und seiner Equipe gewesen. Waadtländer Chasselas triumphierten Schon 2018 war ein gutes Jahr für die Cave de La Côte, was die Resultate in den grossen Weinconcours betrifft. In unserer Frühlingsausgabe posierte der leitende Önologe Rodrigo Banto mit seinem Stellvertreter Fabien Coucet stolz mit dem Prix Vinissimo Rouge, den sie beim GPVS 2018 gewonnen

© VINEA by Olivier Maire

2019 feierte die Cave de La Côte ihren neunzigsten Geburtstag. Die Kooperative mit 300 Produzenten, die insgesamt 1800 Parzellen bewirtschaften, hat ihren runden Geburtstag auf besondere Weise gefeiert und sich Ende Oktober 2019 beim Grand Prix du Vin Suisse den heiss begehrten Titel als Kellerei des Jahres geholt. Nach der Domaine de la Ville de Morges im Jahr 2015 und den Frères Dutruy 2017, konnte auch die «alte Dame» aus Tolochenaz das Potential der grössten der Waadtländer AOCs bestätigen. Vorweg ein paar Zahlen, vor allem für diejenigen, die finden, es gebe zu viele Concours und man sehe die Medaillen vor lauter Medaillen nicht mehr. Innerhalb von zehn Jahren ist die Anzahl der eingeschriebenen Weine beim nationalen Wettbewerb, organisiert vom Weinmagazin Vinum und der

Beim Grand Prix du Vin Suisse 2019 wurden gegen 3500 Flaschen geöffnet.

Top Awards for Cave de La Côte In 2019, the Cave de La Côte cooperative that brings together 300 producers and their combined 1,800 parcels, celebrated its 90th anniversary in style. At the end of October, at the Grand Prix du Vin Suisse (GPVS), they were awarded the most coveted distinction of Cellar of the Year. In the footsteps of Domaine de la Ville de Morges in 2015 and Frères Dutruy in 2017, the Tolochenaz cooperative confirmed the potential of the largest AOC in Vaud. Some figures are

worth mentioning here, especially for people who like to complain that there are too many competitions. In the ten years since 2010, the GPVS which is organised by the VINUM magazine and the VINEA Association, saw the number of entrants rise from 2,715 wines to 3,259, while the proportion of distinctions awarded remained unchanged. That means that in 2019, 2,300 competitors left the competition without a medal, that 3,219 wines did not receive

a trophy at the gala in Bern, and that on 24th October about 500 producers would have liked to be in the place of the winner, Julien Hoefliger and his team. Two Cooperative wines, Coteau d’Aubonne Esprit Terroir 2018 and Luins Bravade Esprit Terroir 2018 beat the other 436 Chasselas contestants to win first and second prize. In addition, together with 19 other wines that were awarded both gold and silver at the competition, they obtained a national disLe Guillon 56_2020/1  51


© VINEA

Die Equipe der Cave de La Côte feiert den Gewinn des Titels «Schweizer Kellerei des Jahres 2019», von links: Gilles Cornut, Michael Widmer, Julien Hoefliger, Sylvie Camandona, Fabien Coucet und Rodrigo Banto.

hatten. Dieser Preis für den «coup de cœur» der Jury wurde dem Gamaret Inspiration 2015 verliehen, Sieger der Kategorie «reinsortige Gamarets, Garanoirs und Maras». Im Herbst konnten Julien Hoefliger und Sylvie Camandona, verantwortlich für den Verkauf, die «Weltmeister»-Trophäe beim Mondial du Chasselas 2018 entgegennehmen, und zwar für den Mont-sur-Rolle La Montoise Esprit Terroir 2017. Bei dieser Gelegenheit erklärte

der Direktor, «dieses phantastische Resultat beweist unser Savoir-faire bei diesen symbolträchtigen Weinen, die die Vielfalt der Region illustrieren.» Julien Hoefliger meinte zudem: «Dieser Mont-sur-Rolle gehört zur Linie Esprit Terroir mit sechs Chasselas, darunter der Morges Vieilles Vignes. Genau der, der den Mondial du Chasselas gewonnen hat.» Was er damals noch nicht wusste: Zwei der vier anderen Weine derselben Linie

setzten sich in der Kategorie Chasselas des Grand Prix du Vin Suisse 2019 durch. 436 weitere Chasselas, Fendants oder Gutedel hinter sich lassend, feierten der Coteau d’Aubonne Esprit Terroir 2018 und der Luins Bravade Esprit Terroir 2018 der Cave de la Côte einen wundervollen Doppelsieg. So haben sie – zusammen mit 19 anderen Weinen, die beim GPVS 2019 eine Gold- oder Silbermedaille geholt haben – der Koope-

tinction which is based on three criteria: the ratio between the number of wines presented and gold and silver medals obtained; the number of wines nominated; and the number of wines taking first to third place.

some years now by Rodrigo Banto, the talented Swiss-Chilean oenologist who has been overseeing vinification since 2003. He has the support of a dozen or so collaborators, Fabien Coucet his assistant explains: “The winemaking is headed by Rodrigo Banto, with Giles Cornut as technical director. Each cellar has a master. At Nyon, Pierre Framorando has two employees to help him. At Tolochenaz, the cellar master is Marc-Henri Demont, who has four qualified assistants and three apprentices”. These individuals are all involved in the winemaking process, from the arrival of

the harvested grapes, through fermentation and ageing, right up to the bottling. They vinify Premiers Grand Crus as well as vin du pays. The grapes come from an area of 450 hectares, that is almost a quarter of the La Côte vineyards. Cave de la Côte markets almost three million bottles of Chasselas, a variety that only represents half the grapes vinified by the cooperative. That goes to prove that, in the world of wine, quantity and quality and are not necessarily incompatible.

A collective triumph By definition, a cooperative is an association that is owned and democratically governed by its members. That implies that the triumph of Cave de La Côte is based on the talents of the cellar and vineyard workers. This quality message has been communicated for 52

www.cavedelacote.ch


Grand Prix du Vin Suisse 2019

Die Waadtländer Preisträger am GPVS 2019 Die Auflage 2019 des Grand Prix du Vin Suisse sah 3259 Weine aus 21 Weinkantonen am Start, darunter Jura, Glarus, Uri und Basel-Stadt. Mit 778 Weinen im Wettbewerb verteidigte die Waadt ihre Stellung als zweitgrösste Weinregion des Landes mit Leichtigkeit. Neben dem Titel Kellerei des Jahres und dem Sieg in der Kategorie Gamay, durften die Waadtländer Winzer siebenmal aufs Siegertreppchen steigen, in fünf von insgesamt dreizehn Kategorien des nationalen Concours. Perfekt gelang der Auftritt bei den Chasselas, vervollständigte doch der Champ-Noé der Domaine Blondel den Erfolg des Duos der Cave de la Côte. Zufrieden durften die Waadtländer auch mit dem Abschneiden bei den Gamays sein, denn der Combaz-Vy 2017 der Domaine des Afforêts wurde zweiter. Ein Doppelerfolg auch in der Kategorie «reinsortige Gamarets, Garanoirs und Maras» mit dem zweiten Platz für den Gamaret Soliste 2017 der Artisans Vignerons d’Ollon und dem dritten für den Gamaret de Novembre von Bolle et Cie. Auch bei den roten Assemblagen zeigten die Rotweine vom Lac Léman ihre Qualität, mit dem dritten Platz des Excellence 2017 von der Cave de la Rose d’Or. Und womit sollte man all diese Erfolge feiern? Natürlich mit dem Gewinner der Bronzemedaille in seiner Kategorie, dem Schaumwein La Capitaine Biodynamie 2017 der gleichnamigen Domäne. Sämtliche Resultate unter: www.grandprixduvinsuisse.ch

rative den nationalen Titel gesichert, der von drei Kriterien abhängt: dem Verhältnis zwischen präsentierten und (mit Gold oder Silber) ausgezeichneten Weinen, der Anzahl der nominierten Weine und der Anzahl der Preisträger (1., 2. oder 3. Platz). Ein kollektiver Sieg Eine Kooperative ist per definitionem eine Vereinigung mit kollektivem Besitz und demokratisch ausgeübter Entscheidungsgewalt. Der Sieg der Cave de La Côte beruht also auf den Talenten der zahlreichen Akteure der Kooperative, in den Reben wie im Keller. Verkörpert wird diese Botschaft der Qualität seit vielen Jahren durch Rodrigo Banto, den talentierten, schweizerisch-chilenischen Önologen, der die Leitung der Vinifikation der Cave im Jahr 2003 übernommen hat. Er kann sich auf ein Team von einem Dutzend Mitarbeitern verlassen, die uns sein Stellvertreter präsentiert: «Im engeren önologischen Bereich, der vom technischen Direktor Gilles Cornut abhängt, steht an der Spitze Rodrigo Banto, unterstützt von seiner rechten oder manchmal auch linken Hand, nämlich von mir», lacht Fabien Coucet. «Dann gibt es einen Verantwortlichen pro Keller. In Nyon stehen Pierre Framorando zwei Angestellte zur Seite. In Tolochenaz

kann Marc-Henri Demont auf die Unterstützung von vier qualifizierten Kellermeistern und drei Lehrlingen zählen.» Diese zwölf Personen sind verantwortlich für die Vinifikation – von der Traubenannahme bei der Ernte über die Gärung und den Ausbau bis zur Flaschenabfüllung – von rund 450 Hektar Reben, das entspricht fast einem Viertel der Fläche der gesamten La Côte. Die Cave de la Côte, die sowohl Premiers Grand Crus wie auch Landwein produziert, bringt gegen drei Mio. Flaschen Chasselas auf den Markt; nach wie vor repräsentiert diese Sorte die Hälfte aller von der Kooperative eingekellerten Trauben. Was beweist, dass in der Welt des Weins Quantität und Qualität durchaus Hand in Hand gehen können. www.cavedelacote.ch

Gamay: ein weiterer Klassiker, ein weiterer Sieg «Es ist nicht ganz richtig, wenn man beim Gamay von einer schwierigen Situation spricht», betont Charles Rolaz, Leiter des Hauses Hammel. «Es gibt zwar in der Tat mehr als genug mittelmässige Gamays. Doch wenn sowohl Winzer als auch Terroir und Qualität der Vinifikation das Ihrige dazu beitragen, dann finden diese Top-Gamays ihr Publikum.» Und es sind genau

zwei solche Top-Gamays, welche die Jury des GPVS 2019 verführt haben: Der Gamay Combaz-Vy 2017 der Domaine des Afforêts, Zweitplatzierter, wurde in Barriques ausgebaut. Zum Sieger, Les Ecots Clos de la George 2018, bemerkt Charles Rolaz: «Die Reben sind im Gobelet-System erzogen und sehr dicht gepflanzt, 12 000 Stöcke pro Hektar, und zwar auf den Terrassen des Clos de la George in Yvorne. Die relativ lange Maischegärung findet in kegelförmigen Eichenholzcuves statt. Danach wird der Wein zwölf Monate lang teilweise im Tank, teilweise in französischen Eichenbarriques ausgebaut.» Die präzise Vinifikation des Hauses Hammel in Rolle ist weit herum anerkannt, doch Charles Rolaz betont: «Dieser Wein wächst auf einem ganz besonderen Terroir. Die Terrassen des Clos de la George wurden auf den äusserst kalkreichen Moränenböden des Rhonegletschers angelegt und profitieren von einer exzellenten Ausrichtung. Unterstreichen möchte ich auch die handwerkliche Art unserer Arbeit in Rebberg und Keller. Gelesen wird natürlich von Hand, in kleinen Kistchen, um die Früchte nicht zu verletzen. Die Vinifikation macht nichts anderes, als die Qualität der Frucht und der Terroirs zu übersetzen.» www.hammel.ch 53


The Grand and Small Councils ambassadors to the other Swiss cantons and neighbouring Savoie. All these activities are organised by the Small Council made up of eight executive members. They include the Governor of the Confraternity, accompanied by two Lieutenants, one of whom bears the title of Constable (a sort of prime minister in charge of the overall organisation); a Legate, the head of the Prefects; a Chancellor, in charge of external communication; a Notary, our secretary; a Treasury Advisor, who manages the finances; and finally, a Provost who is in charge of the welcoming and thanking protocols.

© Edouard Curchod

The Confrérie de Guillon, with its membership of over 4,000 men and women, is governed by a Grand and a Small Council. The fifty-strong Grand Council has clearly defined objectives. Its members include Chantres and Clavendiers who are in charge of presenting the wines and the meals, and introducing notable personalities; Commissioners who are in charge of event timing; a Maisonneur in charge of selecting the caterers; a Columnist in charge of informing the Guillon’s wine review of our activities; Chief Heralds, who are the masters of ceremony of our banquets; a Cellar Master who is in charge of wine procurement; and Prefects who act as the Confraternity’s

Claude Piubellini, Provost

TM AOC Lavaux Lavaux // Der Vin Wein du château de Chillon Grand Cru – AOC des Schloss Chillon et assemblage trois : Gamaret, Chasselas und Assemblagededer dreicépages Rebsorten Gamaret, Garanoir und et Merlot. Merlot.

VinifiéBadoux-Vins par Badoux-Vins dans la cave de lavon forteresse, Durch in den Kellergewölben Chillon gekeltert. ce vin est à déguster à l’espace « La Verrée«Vaudoise Die Weinprobe findet im Degustationsraum La Verrée»Vaudoise » dans la salle du Châtelain. im Kastellan-Saal statt. Exklusiv im Museumsshop und et imau Bazar des Schlosses En exclusivité à la boutique bazar CHILLON.CH CHILLON.CH oder unter www.chillon.ch/Z5042 erhältlich. BADOUX-VINS.CH du château ou sur: www.chillon.ch/Z5042 BADOUX-VINS.CH

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Botschaft des Gouverneurs Jean-Claude Vaucher

Chauvinismus erwünscht! Die Schweizer und die Waadtländer Weinwirtschaft durchleben schwierige Zeiten. Über die Krise, die die Branche erfasst hat, wurde in den Medien breit berichtet. Eigentlich ist die Situation aber nicht aussergewöhnlich, denn leider wird die Weinwelt immer wieder von zyklischen Flauten betroffen. Zur Erinnerung: Unsere Confrérie wurde 1954 gegründet, während einer der schlimmsten Krisen der Waadtländer Weinwirtschaft, um den Winzern unter die Arme zu greifen. Heute ist ihre Werbekampagne mehr denn je aktuell. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind vor allem auf ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zurückzuführen. Dieses wiederum hat seinen Ursprung in grossen Ernteschwankungen, die auf die Launen von Mutter Natur zurückzuführen sind. Wir könnten daraus folgern, dass eine gute Kontrolle des Angebots mit der Einführung eines Systems, das die Produktion ausgleicht – etwa einer «Klimareserve» oder einer «Plafonierung bei der Klassierung» –, das Gleichgewicht wiederherstellen würde. Die Waadtländer Weinwirtschaft wartet weiterhin ungeduldig auf die gesetzliche Grundlage des Bundes, die für die Einführung eines solchen Instruments nötig wäre. Leider ist bei dieser Betrachtung – und das ist denn auch unsere grösste Sorge – der ständige Rückgang des Weinkonsums beunruhigend. Diese Tendenz scheint schwer umkehrbar, trotz der wachsenden Bevölkerungszahl. Der Rückgang hat sich vor allem

auf den Konsum der einheimischen Weine ausgewirkt, selbst wenn gemäss den letzten Statistiken des Bundes heute die Erosion bei den importierten Weinen grösser ist. Wie dem auch sei: der Anteil des eigenen Weins, der in der Schweiz getrunken wird, ist im Verhältnis zu den Produktionsmöglichkeiten und zur Qualität der Weine zu niedrig. Dieses Verhältnis muss unverzüglich gekehrt werden. Neue Werbekampagnen auf nationaler Ebene in Zusammenarbeit mit den Grossverteilern sind angekündigt worden. Das tönt zumindest vielversprechend. Zudem weckt auch die grüne Welle Hoffnungen, die unsere Bürgerinnen und Bürger erfasst hat. Verbunden mit der Aufwertung von authentischen, nachhaltigen Werten, dem Ruf nach lokalen Produkten und Umweltschutz müsste sie sich zugunsten unserer lokalen Weine auswirken. Wenn sich nämlich die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten gegenüber den im eigenen Land und in ihrem Kanton produzierten Weinen chauvinistischer zeigen würden, so wie es unsere Walliser Freunde bei ihnen vormachen, wäre die Krise der Weinwirtschaft nur noch eine schlechte Erinnerung. Machen wir uns gegenseitig Mut, zeigen wir uns solidarisch mit unseren Winzern. Lasst uns Chasselas denken und Waadtländer trinken! Sie als Meinungsmacher und Leser dieser Botschaft, gehen Sie mit dem guten Beispiel voran und werden Sie zu den besten Botschaftern der grossen Tropfen aus unseren Rebbergen!

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Text: Pascal Besnard, Echotier Fotos: Edouard Curchod, Phillipe Dutoit und Déclic

Unsere Herbstressats verlängerten sozusagen das Winzerfest von Vevey. Geehrt wurden die Königin und die Könige des Grossanlasses vom Sommer 2019. Ein besonders emotionaler Moment für die Confrérie du Guillon, weil sich unter den ausgezeichneten Weinbauern sowohl der Conseiller Jean-Daniel Suardet als auch der Kellermeister Antonio (Toni) Figliola einreihten. Auch im Saal waren die Vertreterinnen und Vertreter des Winzerfestes sehr präsent, mit ganzen Scharen von Angehörigen der Cent-Suisses und der Hommes du Premier Printemps, um nur diese zwei zu erwähnen. Und natürlich nahmen auch die Chantres und Clavendiers die Festthemen auf. Wer von den königlichen Ressats spricht, der denkt unweigerlich an exquisites Essen. Zuerst stand Steve Willié vom Restaurant La Bagatelle in Gstaad am Herd, dann die eindrückliche Küchenbrigade der Hotelfachschule Lausanne EHL, die unter der Leitung von Philippe Gobet stand. Vom Entenleber-Aspik zum köstlichen Swiss Alpine Lachs, vom Hummer-Pastetchen an Newburg-Sauce zum geräucherten Rehfilet an Wachholder und Buchenholz: Die anspruchsvollen Papillen der Gäste auf Schloss Chillon kamen auf ihre Kosten, umso mehr als feine Waadtländer Tropfen mit einem guten Stammbaum diese delikaten Gerichte begleiteten. Kurz: Ressats, die der Könige würdig waren!

Die fünf Könige und die Königin des Winzerfestes: Jean-Noël Favre, Jean-Daniel Berthet (1. König), Corinne Buttet, Antonio Figliola, Jean-Daniel Suardet (Conseiller der Confrérie du Guillon) sowie Jean-François Franceschini

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Freitag 25. Oktober

Compagnon majoral Natacha Litzistorf Gemeinderätin, Lausanne Compagnon juré Sylvia Berger Wein- und SchaumweinEinkäuferin, Coop Compagnon Karin Bovet Pailly Loïc Brawand Vevey Deborah Dufaux Chernex Frédéric Gilliand Combremont-le-Grand Stéphane Krebs Blonay Benjamin Morel Valeyres-sous-Rances Steeve Pasche Colombier VD Pierre-Yves Poget Agiez Pascal Rais Blonay Jean-Michel Rapin Châbles FR Nicolas Rouge Giez Aurélien Vez Givrins Emmanuel von Graffenried Brent

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1) Winzerkönigin Corinne Buttet strengt sich an: Das Ziehen am Guillon gelingt ihr perfekt 2) Der Humor von Tabellion Claude-Alain Mayor steckt an, Rektorin Nouria Hernandez lacht schallend 3), 4) und 5) Vier Winzerkönige verewigen sich im Gästebuch: Antonio Figliola, JeanDaniel Berthet, Jean-Noël Favre und Jean-François Franceschini 58

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Ressats

Samstag 26. Oktober

Compagnon d’honneur Nouria Hernandez Rektorin der Universität Lausanne Compagnon juré Jean-Daniel Berthet Winzerkönig Fête des Vignerons 2019, Epesses Corinne Buttet Winzerkönigin Fête des Vignerons 2019, Chardonne Jean-Noël Favre Winzerkönig Fête des Vignerons 2019, Aigle Antonio Figliola Winzerkönig Fête des Vignerons 2019, Chexbres Jean-François Franceschini Winzerkönig Fête des Vignerons 2019, Yvorne Compagnon Didier Ambeau Saint-Légier Jean-Marc Chollet Saint-Prex Marc Dupertuis Saint-Légier Nicolas Matthey-Doret Pully Eric Vergne Audincourt

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Freitag 1. November

Compagnon d’honneur Jacques Bourgeois Direktor Schweizerischer Bauernverband Compagnon ministérial Isabelle Joliquin Präsidentin Erste Hilfe Haut-Lac Compagnon Lionel Haas-Borer Sitten Christian Oppliger Epalinges Stéphane Paschoud Forel (Lavaux) Arnaud Pollien Romanel-sur-Lausanne Arnaud Rey Lescure Veytaux Christian Secretan Rivaz

Samstag 2. November

Conseiller Michel Gfeller Gastgeber auf Schloss Rochefort, Allaman Compagnon Laurent Auchlin Montherod Jérôme Bernard Cully Edgar Brandt Chavannes-des-Bois Jean-Daniel Carrard Yverdon-les-Bains Nicolas Croci Torti Ollon VD Patrick Huber Lutry Henric Immink Nyon Vanina Nicolier Chevroux Thierry Pont Vessy Thomas Ramseier Thun Pierre-Henri Revelly Crissier Markus Suter Schönenbuch Claude-Alain Turel Huémoz Marc Veraguth Epalinges

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Ressats

Freitag 8. November

Conseiller Alain Barraud Verwaltungsrat, Partner DHR, Saint-Saphorin (Lavaux) Compagnon d’honneur Olivier Français Ständerat (VD) Compagnon majoral Steve Willié Chef im Restaurant La Bagatelle, Gstaad Compagnon Christophe Andreae Lausanne Christian Borloz Val-d’Illiez Florian Burdet Ferreyres Gilles de Pari Cully Grégoire Galland Assens Joël Margueron Vuadens Yannick Ponnaz Lausanne Nils Rentsch Daillens Laurent Savoy Attalens

6) und 7) Für Nachwuchs ist gesorgt: Michel Gfeller (braune Robe) und Alain Barraud (rote Robe) werden in die Reihen der Conseillers der Confrérie du Guillon aufgenommen

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8) Noch harrt Ständerat Olivier Français an diesem 8. November der Wiederwahl, aber er freut sich bereits 61


Samstag 9. November

Conseiller Matteo Huber Architekt, Städteplaner, Einkellerer, Sorengo Compagnon d’honneur Marco Romano Präsident Branchenverband Schweizer Reben und Weine, Nationalrat (TI) Compagnon majoral Sophie Michaud Gigon Generalsekretärin FRC, Nationalrätin (VD) Compagnon Gaspard Couchepin Martigny Christian Dupuis Féchy Laeticia Dutoit Chavannes-sur-Moudon Dieter Eberle Meggen Francis Guillaume Vauderens Sébastien Kulling Lausanne Marc Levivier Saint-Saphorin-sur-Morges Charly Monnard Rennaz Cédric Moret Perroy Markus Rogger Luzern Gianfranco Rotta Torricella Pascal Savary Payerne Steve Schorderet Vulliens

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Vendredi 15 novembre

Compagnon juré Louis Villeneuve Maître d'Hôtel im Restaurant des Hôtel de Ville in Crissier Compagnon ministérial Roger Barindelli Winzer, Gai Compagnon Compagnon Stéphane Coendoz Martigny Stéphane Gass Mathod Olivier Jaquier Yverond-les-Bains François Lederrey Grandvaux Elena Lederrey Grandvaux Nicolas Suter Aubonne 62

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Ressats

9) Das Ziehen am Guillon? Ein Kinderspiel für den neuen Tessiner Préfet Matteo Huber. Alain Parisod weiss es zu schätzen. 10) Das Band eines Conseiller majoral für Küchenchef Steve Willié (vgl. Lüften wir den Decken, Seite 72) 11) Die Konsumen­ tenanwältin wird auf Chillon von den Konsumentenwerbern (für Waadtländer Weine) empfangen. Sophie Michaud Gigon wird Dame compagnon majoral

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12) Bundesrat Ignazio Cassis, treuer Gast an unseren Ressats, neben dem neuen Compagnon d’honneur Marco Romano. Die zwei Tessiner Préfets, der bisherige, Pierre Schulthess, und sein Nachfolger, Matteo Huber, rahmen sie ein

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Samstag 16. November

Compagnon d’honneur André Witschi Stiftungsratspräsident EHL Compagnon majoral Virginie Faivre dreifache Freeski-Weltmeisterin und Präsidentin OK Olympische Jugendspiele 2020 Compagnon ministérial Salvatore Figliola Winzer, Kellermeister der Confrérie du Guillon Compagnon Errol Barclay Ollon VD Alexandra Calcagno La Tour-de-Peilz Romano Darni Gland Sébastien Durussel Yverdon-les-Bains Khany Hamdaoui Vevey Georges Magnin Chêne-Bougeries Nicolas Passaplan Freiburg Pierre Passaplan Freiburg Stéphane Perroud Mont-sur-Rolle Jean-Marc Seydoux Lausanne Thierry Steiner Yvonand Felix Werder Esslingen

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13) Die talentierte dreifache FreeskiWeltmeisterin Virginie Faivre ist auch am Guillon meisterhaft unterwegs 14) et 15) Mario Irminger und David Lappartient freuen sich, dass sie etwas ins Gästebuch schreiben dürfen 16) Der Lausanner Stadtpräsident Grégoire Junod leistet bei der Confrérie du Guillon nicht zum ersten Mal einen Eid 64

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Ressats

Freitag 22. November

Compagnon d’honneur Mario Irminger CEO Denner AG David Lappartient Präsident der Union Cycliste Internationale Compagnon ministérial Thimothée Dromelet Jagdhorn, Bass-Schweizermeister Compagnon Pascal Dance Aran Philippe Ecoffey Lausanne Patrice Iseli Echallens Nicolas Imhof Vevey Grégoire Junod Lausanne Oscar Tosato Lausanne

Samstag 23. November 14

Compagnon d’honneur Claudine Wyssa Präsidentin der Vereinigung der Waadtländer Gemeinden Compagnon majoral Jérôme Zbinden Chef der EHL-Küchen Claude-Alain Margelisch CEO von Swissbanking Tristian Gratier Direktor von Pro Senectute Vaud Compagnon ministérial Natasha Fasquel Verantwortliche für den Keller der Confrérie du Guillon Compagnon Isabelle Amschwand-Pilloud Steffisburg Patrick Botteron Saint-Légier Stéphane David Prilly Vincent Hort Le Mont-sur-Lausanne François Küssenberger Cham Lionel Vaucher London

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Domaine de Sarraux-Dessous Photo: Régis Colombo/www.diapo.ch

W W W . B O L L E . C H OENOTHÈQUE LA LICORNE Rue Louis-de-Savoie 79, 1110 Morges - Tél. 021 801 27 74 - bolle@bolle.ch - www.bolle.ch


Propos de clavende

FEVI Blues © Edouard Curchod

Pascal Besnard, prévôt et chantre

Pire que le Baby Blues... voici le FEVI Blues... Ca me ronge depuis le 12 août... J’ai commencé comme choriste... Répétitions avec un chœur symphonique – bibi identifié et classé: basse 2... Ca veut dire tout au fond de la salle de répète, pas loin du radiateur... planqué à faire le bourdon... La planque n’a pas tenu longtemps: on m’a trouvé un autre rôle... Je suis passé de piètre choriste à pseudo docteur... Et docteur, ça voulait dire quoi? De Good Doctor au Dr Schweizer, du docteur Petiot au Dr Mengele... y’a de la marge...! Mais pas dou tout, a esspliqué Daniele Finzi Pasca, les tre dottore c’est comé danne Pinocchio... Bref, un trio de charlatans...Jérôme Aké Béda, Christophe Monney et votre serviteur... On nous a demandé de jouer «comique»... C’était pas toujours flagrant... Par exemple dans la «Taille»... Quelques centaines de figurants drapés dans des peignoirs de bain en lamé et coiffés de bonnets verts ressemblant à ceux des techniciens de la centrale nucléaire de Tchernobyl. Et les trois docteurs sur la scène supérieure sud... solennels, portant des

capes de chevaliers teutoniques...

«Non, je les sens...!»

Comme les dignitaires de l’Ordre du Temple Solaire...

Le rôle de Docteur présentait des avantages: En tant que personnages du spectacle, on avait droit à une loge, comme au théâtre...

Pour faire rire on était chaussés de godasses de clown... Pour descendre un escalier, ça pouvait aller... Mais pour monter, ça se corsait... Vous savez ce qu’on dit: homme à grands pieds... homme à grande... Mais, pour les intéressés... l’avant de la chaussure est vide... c’est décevant... J’ambitionnais d’être Cent-Suisse... Pas l’ersatz... pas Cent pour Cent... Cent-Suisse historique... avec une pique ou une hallebarde... Au recrutement, j’ai plaidé l’élégance de la barbe... On m’a répondu: t’as pas la taille minimale, tu ne mesures pas 1 mètre 80... J’ai fait valoir la circonférence...pas valable, ont-ils rétorqué... de toute façon, t’es trop vieux... Ca m’aurait tellement plu, CentSuisse... Les Cent-Suisses, tellement fiers de leurs uniformes, qu’ils les portaient en permanence... Ca a duré trois semaines... Dialogue entendu début août à Vevey: «Ah, les Cent-Suisses arrivent...» «Moi je les vois pas... tu les entends...?»

Et on se met à imaginer... un canapé Chesterfield... un miroir encadré d’ampoules électriques... un frigo plein de bouteilles de chasselas... La réalité?... Une demi-douzaine de bonshommes cougnés dans un local borgne d’une dizaine de mètres carrés... et pas une goutte de chasselas! Le niveau de confort? Moins bien qu’un vestiaire de foot de ligue inférieure... Equivalent à celui d’un parloir de prison provinciale en Ouzbékistan... Au bout de quelques jours on avait été surclassés au niveau du vestiaire de foot... en termes olfactifs, j’entends... Le renouvellement de l’air était lié aux fuites d’eau... Lors des gros orages la loge était inondée... ce qui présentait l’avantage de coller la poussière au sol... Il fallait d’abord écoper... puis notre costumière séchait au foehn nos costumes détrempés durant toute la nuit... Mais finalement, vivre de l’intérieur la Fête des Vignerons 2019... c’était... fabuleux! Le Guillon 56_2020/1 67


1er Grand Cru

97.2/100

Coffret unique

6 millésimes 1er grand cru www.chatagnereaz.ch

Membre de l’Association Clos, Domaines & Châteaux LA NOBLESSE DES VINS SUISSES


Text: Claude Piubellini, Prévôt Fotos: Edouard Curchod

Guillonneur in Savoyen

Ein sommerliches Feuerwerk Aperitif-Gespräche auf der Terrasse Préfet Bernard Vioud heisst die Gäste willkommen Das immer heikle Ziehen am Guillon

Die Teilnehmer am Savoyer Cotterd waren drei Tage vor der herbstlichen Tagundnachtgleiche, also noch im Sommer, eingeladen. Sie versammelten sich im zauberhaften und gastfreundlichen Hotel-Restaurant La Verniaz in der Gemeinde Neuvecelle, einen Steinwurf von der banalen Gemeinde Evian entfernt. Der erste Test bestand darin, den Ort zu finden, denn die Arbeiten an der Zufahrt zu Evian verwirrten die Schweizer GPS und schickten die Fahrzeuge auf unwegsame Bergsträsschen oder immer wieder zurück auf die wegen der Baustelle in einer Richtung gesperrte Strasse. Aber hatte man die grüne, von Savoyer Luft getränkte Oase schliesslich erreicht, präsentierte sie sich von der besten Seite: Prächtiges Wetter, ein tiefblauer Himmel und eine wunderschöne Terrasse. Die von einem Qatarer-Fonds einer Hotelier-Familie abgekaufte Anlage wird von einem dynamischen Direktor geleitet, dem ein talentierter Küchenchef zur Seite steht. Durstig machten sich einige Conseillers, die etwas zu früh eingetroffen waren, hinter die erste Flasche Mont-sur-Rolle, die der Gastgeber dieses

Abends, der Conseiller Thierry Maurer, vorsorglich bereitgestellt hatte. Ein nach Waadtländer Wein lechzender Cotterd Nach und nach trafen die fünfzig Gäste ein, die sich für diesen gastronomischen und bacchantischen Anlass angemeldet hatten. Unter den Eingeladenen stiess man auf Josiane Lei, Stadtpräsidentin von Evian und Dame Compagnon Majoral unserer Confrérie, sowie andere regionale Persönlichkeiten. Und zur festgesetzten Zeit eröffnete der Préfet Bernard Vioux die Festlichkeiten dieses siebten Savoyer Cotterd mit einer Pünktlichkeit und einer Gutmütigkeit, die jedem Gemeindepräsidenten bei uns gut anstehen würden. Zum Aperitif wurde der bekannte La Côte AOC Mont-sur-Rolle 2018 vom Weingut Roliebot ausgeschenkt. Er war in der Folge einer der fünf Chasselas, die es beim Jean-Louis-Wettbewerb zu erkennen galt. Ein kleines Fass, das mitgeführt wurde, erlaubte es den Teilnehmenden, sich im schwierigen – aber immer auch für Heiterkeit sorgenden – Ziehen am Guillon zu üben. Le Guillon 56_2020/1 69


QUALITÉ, ÉMOTIONS & PLAISIR

ARTISANS VIGNERONS D'Y VORNE SOCIÉTÉ COOPERATIVE

AVY.CH


Guillonneur in Savoyen

Links: Compagnon Bernard Fumex (künftiger Gewinner) während der Degustation Conseiller Sandy Beetschen schenkt für den Jean-Louis aus

Der Conseiller und Winzer Thierry Maurer, Amphitryon des Abends

Nach diesen unterhaltsamen Momenten hiess es an den Tischen im nahe gelegenen prächtigen Saal Platz nehmen. Der Jean-Louis sorgte für Kopfzerbrechen Den Auftakt machte auch an diesem Abend der Degustationswettbewerb mit fünf Weinen aus den fünf Waadtländer Weinbauregionen. Gekostet und kommentiert vom stellvertretenden Légat Michel Gfeller und unserem Conseiller Thierry Maurer wurden sie anschliessend in unterschiedlicher Reihenfolge und aus Krügen ausgeschenkt. Der Auftrag bestand darin, die richtige Reihenfolge wiederherzustellen. Neben dem bereits erwähnten Mont-sur-Rolle waren ein Clos des Moines 2018 für das Dézaley, ein Saint-Saphorin La Redoute 2018 aus dem Haus Obrist für Lavaux, ein Yvorne Près-Roc 2018 für die Region Chablais und ein Chasselas Cave de la Combe der Familie Marendaz für den Waadtländer Norden im Rennen. Als es daranging, den Wettbewerbs-Talon auszufüllen, wankten die Gewissheiten bedenklich und manch einer kopierte die falschen Resultate des Nachbarn, weil die ausgeschenkten Weine von ausgezeichneter Qualität und damit schwer zu unterscheiden waren. Bei der Prüfung der Bulletins stellte sich heraus, dass nur zwei Personen die rich-

tige Reihenfolge ausgemacht hatten. Bernard Fumex kam so in den Genuss von zwei Plätzen für ein Ressat auf Schloss Chillon, die von der Confrérie du Guillon gestiftet wurden, und Sylvie Niklaus, die Assistentin der Confrérie, hat das gleiche Geschenk vom Savoyer Cotterd erhalten. Ein sternewürdiges Essen Die Mahlzeit war ein richtiges Fest, sowohl für die Augen wie auch den Gaumen, verband sie doch französische Gastronomie mit den besten Tropfen aus den Waadtländer Weinbergen. Thierry Maurer präsentierte stolz die Produkte von seinem Gut. Der Name des Guts Roliebot (man sagt Roille-Bot) stammt von einer lokalen Sage, die rapportiert, dass die Herren in der Gegend, verärgert über das Quaken der Kröten in der Nachbarschaft, ihr Leute schickten, um mit Stecken auf die Moorböden zu schlagen und so den Lärm zu stoppen (roiller = schlagen und bot = Kröte in Waadtländer Dialekt). Auf dem Menu standen Gänseleber, Adlerfisch und Wachteln, gefolgt von Käse und Nachspeise. Nur schon die Erinnerung daran lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen! Begleitet wurde alles von köstlichen Weinen in der folgenden Reihenfolge: Pinot Gris Grand Cru 2018, Chasselas 2017 Lauriers d’Or Terravin, Enjôleur Gamay 2018

(Gewinner in der Kategorie Gamay bei der Selektion der Waadtländer Weine), Chasselas 2015, Silbermedaille beim Mondial du Chasselas 2016, und schliesslich ein Pinot Gris 2017, Spätlese. Alle diese Weine offerierte unser Conseiller und Winzer grosszügig, und die anwesenden Kenner waren sich ihres Glücks bewusst! Ein sanft ausklingender Abend Nach diesem genüsslichen Mahl ergriff unser widerstandsfähiger Préfet das Wort, um für diesen prächtigen Abend zu danken. Er übergab dann an den Schreibenden für das offizielle Grusswort der Confrérie und das ausführliche Lob für den freundlichen Empfang und die Qualität von Speise und Trank. Damit war auch der Moment für den Aufbruch jener gekommen, die sich unvorsichtigerweise auferlegt hatten, mit dem Auto nach Hause zurückzukehren. Die Vorsichtigeren profitierten lieber von den Unterkünften vor Ort und genehmigten sich noch eine letzte Flasche… vor dem Weg ins Bett! So wurde die Saison der Cotterds 2019 unserer Confrérie mit Bravour beschlossen. Kein Zweifel, dass der Savoyer Cotterd inzwischen zu den unumgänglichen gehört.

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Text: Claude-Alain Mayor, Tabellion Fotos: Edouard Curchod

Steve Willié, Küchenchef im La Bagatelle in Gstaad

Strassburg – Gstaad einfach Der gebürtige Strassburger Steve Willié ist etwas zufällig in den gastronomischen Topf gefallen. Seine ganze Ausbildung hat er in der Elsässer Hauptstadt durchlaufen. Genau genommen in der Hotelfachschule, wo er mit einer Berufsmaturität als Koch abschloss. Von da an war seine berufliche Laufbahn so gradlinig wie aufsteigend.

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Lüften wir den Deckel

Nach einigen Praktikumsstellen in bekannten Gaststätten (Château d’Isenbourg in Rouffach und Schloss Gütsch in Luzern) und dem Abverdienen des obligatorischen Militärdienstes in Deutschland entschloss sich Steve Willié 1994 für eine Festanstellung in Gstaad. Wie die Au-pair-Mädchen nach dem Tunnel in Chexbres entschied er sich, die Rückfahrkarte wegzuwerfen. Zuvor hatte er einmal im Olden gearbeitet, bei Jacques Bovier, dem Bruder von Edgard, aber dieses Mal hatte er ein Auge auf das Grand Chalet und sein Restaurant La Bagatelle geworfen, das er seither nicht mehr verlassen hat. Langsam aber sicher stieg er die Karriereleiter hinauf und wurde im 2001 Küchenchef. Im 2008 bot sich die Gelegenheit, zusammen mit seinem Freund Pedro Ferreira das Gasthaus zu übernehmen. Die zwei Direktoren teilen sich seither die Verantwortung: Pedro ist für den Service und den Keller zuständig, Steve kontrolliert die Küche. La Bagatelle ist aber keineswegs ein bescheidener Betrieb: Das Restaurant hat sowohl im Guide Bleu Suisse wie auch im

Michelin und im Gault & Millau seit 1989 seinen Platz (gegenwärtig 16 Punkte). Und der Küchenchef will seinen Ruf und damit die gastronomische Referenz selbstverständlich halten. Um diesen Auftrag zu erfüllen, stützt er sich auf einfache und starke Werte: Eine klassische, von der Tradition inspirierte Küche, aber in weiten Teilen modernisiert, weniger schwer aufliegend und die feinen Produkte respektierend. Letztere will er um keinen Preis einer ausgeklügelten Zubereitung opfern. Seine Vorliebe gehört denn auch ganzen Fleischstücken und Fischen, die mit einer passenden Sauce ergänzt und die von möglichst wenigen Beilagen begleitet werden. Es ist sein Glück, dass Gstaad bezüglich Versorgung eine echte Fundgrube ist. Entsprechend ist das gastronomische Angebot des Ferienorts weit herum bekannt. Die Gäste der von der Confrérie du Guillon organisierten Ressats sind sich dessen sehr wohl bewusst, kamen sie doch schon in den Genuss der Küche von Robert Speth des Chésery und von Franz Faeh vom Gstaad Palace.

Steve Willié und Pedro Ferreira, Direktoren des Restaurants La Bagatelle. Steve wacht über die Küche, Pedro über den Service und den Keller. Le Guillon 56_2020/1 73


Steve Willié, der beste Hotelkoch im 2011 (Bilanz), hat im Gegensatz zu einer Vielzahl seiner Kollegen weder die asiatischen noch die nahöstlichen Küchen oder die transatlantischen Öfen kennengelernt. Anstatt die exotischen Erfahrungen zu kumulieren hat er es vorgezogen, in einem intimeren, heimeligen und fast familiären Rahmen Kontinuität walten zu lassen. Die internationale Komponente tragen hier die Gäste bei, von denen viele treue Kunden und einige sogar Freunde geworden sind. Er erwähnt beispielsweise Novak Djokovic, die Freundlichkeit in Person, und Johnny Halliday, der sich im La Bagatelle bis zu fünfmal in der Woche niederliess. Anekdoten weiss der Küchenchef einige zu erzählen. Er denkt beispielsweise an einen Kunden, der nur ganz grosse Weine bestellte und davon oft nur ganz wenig kostete, dem man aber erklären musste, dass es sich beim Château

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Cheval Blanc… um einen Rotwein handelt. Oder an einen andern, der sich in Bermudas an den Tisch setzte, um einen Kartoffelsalat mit einer grillierten Wurst zu bestellen, begleitet von einer Flasche Pétrus! Der Gang durch die Küchen auf Schloss Chillon, als furchterregend bekannt, stellte ihn vor keine merklichen Probleme. Er befand die Einrichtung als passend und freute sich über die supereffizienten Fanchettes. «Ich würde jedes Wochenende hier kochen», meint der Küchenchef verschmitzt. Besonders gefallen hat ihm die gute Stimmung an den Ressats und es berührte ihn sehr, dass genau so wie es in den Gründungstexten der Confrérie steht, der Wein die Menschen eint und zu ihnen spricht. Da darf man sicher sagen, dass wir Steve Willié sehr wohl in nicht allzu ferner Zukunft wieder auf Schloss Chillon antreffen könnten.


Lüften wir den Deckel

Alpiner Swiss Lachs an Yuzu- und Grüner-Zitronen-Sauce

Für 4 Personen als Vorspeise Zutaten

400 g Filet-Herzstück eines Swiss Lachs (Lostallo GR) Je 1 gelbe und eine orange Karotte 1 Lauch 2,5 dl Vollrahm, reduziert 0,5 dl Yuzu-Saft Saft und Zeste einer grünen Zitrone

• Gemüse in feine Streifen schneiden und leicht anschwitzen. • Den Lachs 5 Minuten im Dampfgarer kochen, leicht salzen. • Dem aufgewärmten Rahm ein wenig Saft von Yuzu und grüner Zitrone beifügen. • Probieren, wenn nötig nachwürzen und vor dem Servieren gut emulgieren. • Die Teller mit den Gemüsestreifen belegen, ein Stück Lachs darauflegen und mit dem Yuzu- und Grüne-Zitronen-Rahm begiessen. Den Teller mit der Zeste der grünen Zitrone verzieren.

La Bagatelle hat im 2017 die Auszeichung Beste Karte mit Schweizer Weinen erhalten, die von Vinum und dem Schweizer Sommerlierverband verliehen wird. Steve Willié ist schon seit langem ein eifriger Botschafter für die Waadtländer Weine. Ganz besonders schätzt er die Weissen mit Charakter. Um das Lachsmedaillon an Yuzu zu begleiten, hat er einen kräftigen, fetten und perfekt dem Terroir entsprechenden Dézaley ausgewählt, einen Chemin de Fer 2016 von Luc Massy in Epesses, der übrigens Conseiller der Confrérie du Guillon ist. Der reichhaltige Wein harmoniert mit der cremigen Sauce und setzt einen Kontrapunkt zur Lebhaftigkeit der Zitrusfrüchte.

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CAVES BLAVIGNAC

Le vin par passion depuis 1978

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Nyon Boutique dans le CC Migros Porte de Nyon Chemin de la Fontaine 5 1260 Nyon

Toutes les informations sur www.blavignac.ch


Text: Michel Logoz, Chancelier honoraire Fotos: Edouard Curchod

Würdigung

Albert Munier, grosszügig, grossherzig ! Der am 3. März 2020 verstorbene Albert Munier hat sich in seinem ganzen Leben von einem Ideal leiten lassen, das sich auf den schollennahen gesunden Menschenverstand abstützte sowie die Weisheit des Winzers und seine treue Verbundenheit mit seinem Dorf Tategnin, das er umtaufte in «Le Pays du Bon Vin». Zu den Bestandteilen seiner DNA gilt es einen immer positiven Geist, das Solide, das Konkrete, einen grossen Löffel natürliche Freundlichkeit, einige Prisen Schalk und Gerissenheit sowie ein immer gleiches Strahlen hinzuzufügen, und schon haben sie das Porträt dieser Persönlichkeit. Der Todesanzeige von Albert Munier ist sein Erb-Wert zu entnehmen. Sie bezeugt das Wunder seiner Nachkommen: Vier Kinder, neunzehn Enkel, acht Urgrosskinder. Und um seine Vaterschaft in den Jahrhunderten der Jahrhunderte zu ehren, macht das biblische Gleichnis Sinn: «Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt, der bringt viele Frucht.» Wort des Glaubens eines Winzers, eines Gemeindepräsidenten, eines Abgeordneten, eines Präfekten, eines Mannes, der an sein Schicksal glaubte und der seiner Herde Ruhm und Wohlstand vorhersagte, wenn sie ihm loyal und verlässlich blieb in der Anwendung seines Glaubensbekenntnisses.

Bei allen seinen Auftritten an unseren Ressats auf Schloss Chillon haben die Gesichter unserer Gäste geleuchtet. Zum Superstar geworden hatten seine Gutmütigkeit und seine legendäre und ansteckende Gemütlichkeit das Vermögen, die Atmosphäre zu entflammen. Mit Geschichten, die sich am Alltag inspirierten, wie jene des säumigen Schuldners, der seinen Gläubigern schrieb: «Ich bin nicht in der Lage, alle meine Rechnungen zu bezahlen, deshalb habe ich beschlossen, das Los entscheiden zu lassen. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass ihre Nummer nicht gewonnen hat!» Albert, du hast deinen Platz unter den Helden im bacchantischen Olymp, an der Seite von Silen, den du am Winzerfest im Jahr 1999 hingebungsvoll verkörpert hast.

Albert Munier in der Silen-Rolle am Winzerfest 1999, zusammen mit der damaligen Bundespräsidentin Ruth Dreyfuss

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Nous sommes heureux

de vous accueillir dans notre cave pour une visite ou une dégustation.

Les vins du Vieux Coteau

sont maintenant aussi disponibles à la Cave de la Crausaz !

H orair e s d’ o u v e rtur e

Lundi à vendredi : 7h à 12h - 13h à 18h Samedi : 8h à 12h - 14h à 17h

CAVE DE LA CRAUSAZ – BETTEMS FRÈRES SA Chemin de la Crausaz 3 – 1173 Féchy

Tél. 021 808 53 54 – www.cavedelacrausaz.ch


Porträt zweier Conseillers

Der 1971 in Lausanne geborene Alain Barraud suchte früh die Unabhängigkeit: Mit drei Jahren verliess er die Wohnung der Eltern und liess seine Mutter wissen, er werde nicht zurückkommen und gehe zur Grossmutter, weil die nicht immer Nein sage! Seinen Übernamen Dagobert erhielt er ebenfalls schon früh, weil er seine Unterhose verkehrt anzog. Dieser Name blieb ihm, bis ich ihn zum Bourgeois d’Ouchy machte. Er gehört auch den Piraten von Ouchy an. Nach einem kaufmännischen Diplom und parallel zur Fourier-Ausbildung in der Armee startete er seine berufliche Karriere in verschiedenen Unternehmen. In eines dieser Unternehmen, Bioley Isolations, kehrte er später als Chef zurück. Zudem ist er Mitglied, Präsident oder

Vizepräsident in so vielen Komitees, dass es umgehend durstig macht. Dem Weinsinnigen fehlt eigentlich nur der Jean-Louis… Barraud! Seit 2012 kümmert sich Alain nicht mehr nur um sein Unternehmen, sondern auch um die Promotion der Weine der Gebrüder Dubois und der Räumlichkeiten des Weinguts Château de Glérolles. Da hatte unser Robenbruder Daniel-Henry Rey die Hände im Spiel. Alain Barraud wohnt mit seiner Frau Corinne und ihren drei Kindern denn auch auf Schloss Glérolles, oberhalb der Räumlichkeiten, in denen 1954 unsere Confrérie aus der Taufe gehoben wurde. Und jetzt, wo wir von unten gesprochen haben, müssen Sie wissen, dass er die obere Bar eingerich-

© Edouard Curchod

Alain Barraud, ein Weinsinniger!

tet hat. Und dem Anwalt der oberen Bar von Glérolles steht der Leitspruch «Wer ohne Fass siegt, triumphiert ohne trinken» gut an. Fabien Loi Zedda, Conseiller

© Déclic

Michel Gfeller, Gastgeber auf Rochefort Michel Gfeller wurde am 2. Februar 1980 geboren. Er erwarb sich bei seiner Wanderung im Berner Jura fast die Charakteristiken eines Mike Horn. Bis er vier Jahre alt war, lebte er im Vallée de la Sagne, dann besuchte er in La Ferrière die Primar- und Sekundarschule, in Aarberg machte er die Ausbildung zum Landwirt, folgten Paktikas in Belp und Kappelen, die Landwirtschaftliche Schule in Cernier und schliesslich kehrte er als Metallbauer nach La Ferrière zurück. La Ferrière, das sind 50 Nuancen in grau. Was Michel Gfeller nicht daran hinderte, eine Schreinerei zu eröffnen, zu heiraten und die Kinder Jimmy und Luca auf die Welt zu stellen. Dann folgte er seiner besseren Hälfte nach Lamboing, wo sich wegen dem Nebel selbst die Spatzen zu Fuss bewegen. Das wurde auch Michel Gfeller zu viel. Er liess sich scheiden und arbeitete in einer Sägerei

und darauf in einem Renovations-Unternehmen. Schliesslich traf er seine jetzige Ehefrau und wechselte für zwei Jahre in den Verkauf von industriellen Diamanten. Und dann lüftete sich auch der Nebel. Michel Gfeller entdeckte Allaman und richtete sich im Schloss Rochefort ein, wo die Familie seit 2016 den Weintourismus entwickelt. Gastfreundlicher Empfang wird da grossgeschrieben. Das Glück vollständig machte die Geburt des Sohns Pablo. Vielleicht wird er ja die Anlage einmal übernehmen. In den Reben, am Empfang und am Gästetisch macht er seine Sache gut. Aber wird er auch die Bar beherrschen? Wie dem sei, das Schloss ist ein kleines Paradies! Luc del Rizzo, Héraut

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Die Kolumne von Michel Logoz

Impressum – Le Guillon 56_2020/1 Herausgeberin: Revue Le Guillon GmbH Ch. de la Côte-à-Deux-Sous 6 1052 Le Mont-sur-Lausanne, Schweiz

Wir müssen erkennbar werden! Im Kielwasser der grünen Welle hat Swiss Wine die Offensive für die Vermarktung einheimischer Weine lanciert. Hoffen wir, dass der Aufruf, Produkte aus unseren Regionen zu kaufen und zu konsumieren, im ganzen Land Unterstützung findet. Im Wallis fand die Initiative bereits Gehör und die Marke Wallis steht für Qualitätsweine, die dreizehn Kriterien erfüllen, darunter biogische Anbaumethoden und eine Produktion, die das Kulturerbe respektiert. In unserem Kanton Waadt nichts dergleichen! Dabei stellt man rasch fest, dass die grosse Mehrheit unserer Etiketten nicht einmal auf die Waadtländer Herkunft verweist. Kein Wunder, dass man sie in den Regalen der Grossverteiler nicht sofort identifizierten kann. Zwar ist das Aufführen des Kantons auch bei uns erlaubt, aber nach wie vor stösst man weit häufiger auf die Namen unserer sechs offiziellen Weinbauregionen. Wie also sollen Hans Müller oder Helen Meier unsere Waadtländer Weine im helvetischen Durcheinander ausmachen? Immerhin, die Hoffnung stirbt zuletzt, dass in einer nahen Zukunft der Wechsel von den AOC-Weinen zu der europäischen Klassifizierung AOP/IGP dem Konsumenten Angaben garantiert, die klar und deutlich über die Produktionsbedingungen und die Herkunft der Weine Auskunft gibt. In dieser Erwartung fahren wir fort, die Ortsbezeichnungen (z.B. Epesses, Saint-Saphorin, Luins, Vinzel, Yvorne) innerhalb der regionalen Grenzen (La Côte, Lavaux, Chablais, Côtes de l’Orbe, Bonvillars und Vully) zu versenken. Und es stimmt natürlich, dass so respektable Getränke wie Coca Cola Zero uns in Richtung Aigle 0% führen… Ausserdem machen uns die Suchtforscher darauf aufmerksam, dass im Kanton Waadt der Cannabisverkauf laufend steigt. Ganz im Gegensatz zum Konsum von Waadtländer Chasselas, dessen Kurve sinkend ist. Wann also kommt die Degustation des berühmten «Best Mix Cannabis-Waadtländer Chasselas», die uns die Geheimnisse dieser neuen Verbindung verrät? Das XXI. Jahrhundert wird unwiderruflich grün sein! 80  Le Guillon 56_2020/1

Abonnemente revue@guillon.ch www.revueleguillon.ch ISSNN 1423-7393 Geschäftsführung Dr. Jean-François Anken (Präsident), Luc Del Rizzo, Daniel H. Rey Partner Confrérie du Guillon, Office des Vins Vaudois, Qualitätslabel Terravin, Fédération des caves viticoles vaudoises, Waadtländer Sektion der Schweizerischen Vereinigung der selbsteinkellernden Weinbauern, Service de l'agriculture et de la viticulture (SAVI), Service de la promotion de l'économie et de l'innovation (SPEI) Verantwortlicher Redakteur Pascal Besnard Mitarbeiter dieser Ausgabe Luc del Rizzo, Pierre-Etienne Joye, Michel Logoz, Fabien Loi Zedda, Claude-Alain Mayor, Claude Piubellini, Pierre Thomas, Alexandre Truffer, Jean-Claude Vaucher, Eva Zwahlen Übersetzung Evelyn Kobelt, Eva Zwahlen, Loyse Pahud, IP Communication in English Grafik und Layout stl design, Estelle Hofer Piguet Fotografen Sandra Culand, Edouard Curchod, Déclic, Philippe Dutoit, Bertrand Rey, Hans-Peter Siffert Fotolitho l'atelier prémédia Sàrl Druck PCL Presses Centrales SA Anzeigenleitung Advantage SA, Isabelle Berney regie@advantagesa.ch +41 21 800 44 37

Le Guillon, die Revue des Waadtländer Weins erscheint zweimal jährlich in den Sprachen Französisch und Deutsch, mit englischen Zusammenfassungen.


La Côte Vully Chablais Lavaux Calamin Dézaley Bonvillars Côtes de l’Orbe Offene Waadtländer Weinkeller

Verantwortungsvoll geniessen

myvaud.ch

30.– 31. Mai 2020


L’Oenothèque du Petit Versailles est ouverte Du mardi au vendredi 10h00 – 12h30 15h00 – 18h30 Le samedi 10h00 – 16h00

Venez déguster Lavaux tout entier dans votre verre !

Les Frères Dubois SA – Ch. de Versailles 1 – 1096 Cully – 021 799 22 22 – www.lfd.ch

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Des vins élevés dans le respect de leurs terroirs et caractères.


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