Splitdtercrist
G samt c u n s d w
r
k
der bleiche Lord auf seinem beinernen Thron seine Gedanken kreisen um Mord er traegt eine Krone aus Blei auf dem Haupt zum Hohn splidttercrist von der Erde ausgespien ein verkanntes Genie in seinen Wahnfantasien durchwatet er knietiefe Leichenmasse ein schleichendes Gift fuer die menschliche Rasse ist sein Wirken er verkehrt nur mit mordluesternen Schurken seine Spuren fuehren aus den Grueften zu den Burgen der maechtigen Herren die will er wuergen und in das Dunkel zerren splidttercrist ein Weltmann von erlesenem Geschmack um sich zu beruhigen schnueffelt er Lack er erscheint in einem purpurnen Frack und packt blutige Leichenteile in seinen Sack so ist es ueberliefert mit seinen maechtigen Kiefern knackt er Knochen wie Nuesse weder Stricke noch Schuesse bewirken bei ihm mehr als leichte Bluterguesse seine Realitaet hat Risse und Loecher er hat vergiftete Pfeile in seinem Koecher er ist heilig er hat es eilig denn es gibt noch viel zu tun dabei wuerde er lieber in der kuehlen Erde ruhen
splidttercrist er taumelt benommen durch eine Traumwelt unter einer grauen Sonne er heiratete eine grausame Nonne er haut auf die Trommel um sich Gehoer zu verschaffen er gleicht einem riesenhaften gehoernten Affen splidttercrist er wurde geformt aus Asche er kennt keinen Zorn er lebt in einem kilometerhohen Turm fern von den Massen er lernte schon frueh die Muehsal zu hassen er froent dem Muesiggang er verhoehnt Passanten durch den ueblen Klang seines Gesangs splidttercrist der Lehnherr der Leichen er wartet nur noch auf das vereinbarte Zeichen um loszureiten splidttercrist er steht in der Bluete seiner Suenden seine Haut ist umwickelt mit Binden darunter befinden sich entzuendete Wunden er verkuendet ein neues Testament der Angst seine Gruende sind nur ihm selbst bekannt splidttercrist er ist der Koenig der Loewen der Herr der Fliegen
der Geist aus der Flasche
er liegt in einem Kreis aus Asche
er wuchs auf im Haus des Grauens
splidttercrist
er ist ein Mann der Tat
sein ganzer Koerper ist umwickelt mit Draht um ihn zu schuetzen um ihn zu stuetzen er braucht Unterstuetzung
denn er wird langsam gebrechlich
splidttercrist er wird von der Polizei ganz schaebig verdaechtigt
dabei will er nur das Beste
schon spricht der Poebel veraechtlich
ueber diesen ehrbaren Herrn
er dient den Toten
er kennt keine Verbote
er kennt den geheimen Code bei seiner Geburt
war er schon seit Monaten tot splidttercrist
er wuchs auf im Haus der Schmerzen er wurde verkauft fuer ein paar lumpige Groschen
er wurde schon zweimal erstochen
und doch ist sein schwarzes Licht noch nicht erloschen er gleicht einem maechtigen Frosch mit praechtigen Flossen
er springt umher er schwingt sein Schwert geschmiedet aus Affenkrallen weil die Schatten ihn schnappen wollen
er reitet auf Ratten in die Schlacht
mit den Grottenolmen
er fackelt nicht lange
sondern fackelt alles ab splidttercrist
er hat alles satt sein Blut wird zu saurem Wein
sein Fleisch wird zu Stein
er kann es fuehlen goldene Nattern kriechen aus seinen Augenhoehlen
er wird bedeckt mit Bluetenblaettern er liegt in einer Wanne gefuellt mit kostbaren oelen
er wuchs auf im Haus der Schmerzen in der schwarzen Stadt unter einem verfaulten Mond
Verraeter betrogen ihn um den uralten Lohn aber er kennt keinen Groll
splidttercrist seine Ankunft bedeutet
einen Triumph des Geistes
wenn sich sein Rumpf gleich einer Schlange haeutet laeutet die Totenglocke er lockt seine Opfer
bevor er sie mit Fangzaehnen erbeutet
er bereut nichts
und hasst alle Leute denn sie wollen ihm uebles
ausgerissene Augaepfel verwahrt er in einem Kuebel um sie spaeter zu schaenden seine Seele musste er Kaiser Wilhelm II. verpfaenden splidttercrist seine Ankunft bedeutet
einen Triumph des Geistes
wenn sich sein Rumpf gleich einer Schlange haeutet laeutet die Totenglocke er lockt seine Opfer er bereut nichts
bevor er sie mit Fangzaehnen erbeutet und hasst alle Leute
er will die weichen Leichen streicheln splidttercrist er will sich in die Haeuser der Reichen schleichen und sich einschmeicheln er gleicht einer Blindschleiche er zieht alles in Zweifel splidttercrist er scheiterte an der mittleren Reife denn er ging nur nachts zur Schule er schlachtet lachend Huren aus purer Langeweile er gelangte in Freiheit dank einer Feile mit der er die Gitter zerschnitt er ist splidttercrist nichts kann ihn heilen denn er ist kerngesund und strotzt vor Kraft andererseits ist er auch alt und schwach es kommt darauf an wie man es betrachtet splidttercrist er verachtet die blassen Massen die ihn hassen fuer sein Wissen und seine Gerissenheit neben Graebern hoert man sein leises Wispern er steht im Bund mit den schwarzen Schwestern er hat einen schwarzen Hund er hat einen scharfen Verstand und schwebt durch den Himmel zu Harfenklang er gehoert zu einer Strassengang den splidttercrips er ist
splidttercrist
sein ganzes Leben ist ein wunderschoenes Maerchen Sohn des Suedens
er speist schon zum Fruehstueck geduenstete Seepferdchen
wanderte 18 Tage ohne zu ermueden
bekannt fuer seine schizoiden Schuebe
Held aus der Sage
er ist heilig
er ruht in einem goldenen Sarkophag
er ist stark
um ihn guetig zu stimmen opfere ihm eine weisse Ziege
mit Regenmantel und Kniestruempfen
er ist sehr klug
man intrigiert gegen ihn mit teuflischen Raenken
Trompeten und das Rauschen von Engelsschwingen fuer immer und nur er strahlt in seiner Pracht uebernaechtigt denn er war zu lange wach haft nach der Daemonenprinzessin
er verlangt nach dem schmackhaften Rauch
er ist unterwegs
hohe Beamte wollen ihn kraenken
aber hasst das Denken
splidttercrist geboren aus Luege
so ist es Brauch
aus den todbringenden Suempfen des Verderbens aufgetaucht das Volk will ihn lynchen
wie eine biblische Plage
es ist vollbracht splidttercrist
er ist vermessen
die will er freien
Schlachthoefen hoert man sein eiskaltes Schreien
mit Dingen die klingen wie tausend in den 73 Zirkeln seiner Macht schweigt die Sonne
des Hochverrats verdaechtigt vom Toeten besessen
er ist stark
in einem tiefen Schacht sucht er fieber
nichts kann unter seinem Blick gedeihen aus
splidttercrist er reitet auf einem riesenhaften schwarzen Widder Kerzen aus Leichenteilen erhellen das duestere Gebaelk seiner Seele er ist alt und daher kalt und welk splidttercrist heimlich mahlt er Zaehne in der Kaffeemuehle mit fluessigem Stickstoff kuehlt er seine Schlaefen er kann nicht schlafen der Schmerz will nicht nachlassen nach 30 Tagen Fasten will Gott ihn immer noch strafen an den Hoefen von Herzogen und Grafen ist er ein gerngesehener Gast seine besten Freunde sind zwei blutsaugende Larven die sich unter seinem Bett verstecken seine Kleidung ist uebersaeht mit verraeterischen Blutflecken er glaubt er stirbt er kann das fuehlen er betreibt ein dreckiges Gewerbe Leichenhandel die Welt befindet sich im Wandel aber egal wohin er geht ueberall folgt ihm seine Schande
splidttercrist auf ihm lastet schwere Schuld er ist sehr alt sein Fleisch ist sehr kalt er ist ein Anhaenger des Kaiser-Wilhelm-Totenkults er hat keine Geduld mit den Dummen er sehnt den Tod herbei damit die Stimmen verstummen die aus dem Nichts zu ihm sprechen splidttercrist er droht zu zerbrechen an den unerklaerlichen Widerspruechen des alltaeglichen Lebens viele wollen sein wie er aber es kann nur einen geben splidttercrist ein Mann von Ehre auf dem Weg in die Schattenwelt auf der Totenfaehre aber er findet keine Ruhe er verwirrt die Gemueter mit seiner schaendlichen Lehre in laendlicher Umgebung besitzt er umfangreiche Gueter Leichen und Mumien nennen ihn Gebieter er hat ununterbrochen
von der Kirche gejagt
splidttercristus
er versteht keinen Spass
genagelt an ein Kreuz aus Glas
er wandelt durch die Welt der Schatten
splidttercrist
der totgeborene Heroe
sein Herz verwahrt er in einer steinernen Truhe in einem geweihten Schrein auf einem Kissen aus Nerz unter den Wurzeln der toten Waelder
unter dem Gras
diniert bei Kerzenschein
graebt er nach kostbarem Erz
er ist aelter als Tag und Nacht aus dem Mark geschaendeter Leichen zieht er seine Macht er ist stark
aber beherrscht vom Todestrieb
immer modisch gekleidet damit das Volk ihn liebt kostbar gewandet splidttercrist entstanden aus Schande er befindet sich am Rande eines unendlichen Abgrunds gespickt mit Dornen seine Eingeweide liegen sicher in fuenf heiligen Urnen er ist der ehrwuerdige Richter aus dem uralten Lied der insektenaeugige Jesus mit dem grausamen Appetit splidttercrist Fuehrer der Leichenkarawane von seinem Palast weht eine blutbesudelte Fahne mit einem Rudel mordgieriger Mumien zieht er seine Bahnen er befindet sich in einem Zustand des fiebrigen Wahns
mit dem Knochenschiff gelandet
ueber 1000 Jahre lang verscharrt In einer geweihten Kammer aufgebahrt Doch jetzt ist der Schattenheiland zurueck Und saegt an deinem Leib Stueck fuer Stueck Ausgestopfte Leichen unter dem Fussboden aus Linoleum Die Gehirne jener eingelegt in Glaesern mit Petroleum Endlos ist die Liste derer, die er schmaehte Allein 200 zerschredderte er auf einer Fete Der Torso beobachtet jeden deiner Schritte Und spricht durch einen versteckten Nerv in seiner Mitte
Liebt mich, ich bin der Rumpf Mich zu lieben ist euer letzter Trumpf Liebt mich, ich bin der Rumpf Vergoettert mich wie einen verwesten Stumpf
Stueck fuer Stueck haeckselt der Widergaenger an deinem Glueck Bald schwindet dein Leben mit einem letzten Beben Dies ist das Ende des unseligen Strebens In seinem Kopf sitzt ein Splitter, mit entstelltem Gesicht spielt er die Zither Sein Tempel erscheint in leblosem Glanz Das kalte Haupt schmueckt ein Kranz Unsterblich ist der Orden, der unterirdisch existiert In Zeiten des Verfalls in den Reihen der Menschen agiert Gesandte stuermen deine Wohnung zu viert Glieder werden mit glaesernen Klingen amputiert Der Koerper schliesslich massakriert, mumifiziert Unter der Oberflaeche der Welt archiviert
splidttercrist Schutzpatron der Leichen eine Gestalt aus dem Reich der bleichen Gebeine er eint die Kraft der Seelen
um seine Feinde zu pfaehlen
von seiner geheimen Identitaet
darf er keinem erzaehlen
splidttercrist ein Veraechter des Lebens
geistiger Reinheit gilt sein ganzes Streben
ein gewissenloser Schlaechter Verfechter von Theorien selbst Schwerverbrecher
der uebelsten Sorte sprechen aengstlich ueber ihn
er empfaengt dich in seinem Thronsaal zu einem grausigen Mahl aus fahlem Fleisch unter Traenen leistet er den Fahneneid zum Dessert serviert er dir Wahngeschrei splidttercrist er reist in einer pechschwarzen Saenfte
sanft wiegt er seine Opfer in den Todes schlaf
er darf was andere nicht duerfen es ist ihm gestattet das Leichengift zu schluerfen
splidttercrist umwickelt mit schwarzer Seide er leidet unter seiner Existenz
in seinen verrotteten Eingeweiden
leben Wanzen die an ihm nagen er ist gepanzert
wie ein Insekt
und faehrt einen luxurioesen Wagen und fuehrt ein glamouroeses Leben das macht ihn sehr wuetend er haelt an und schnuppert an den Blueten der Blumen am Wegesrand er ist sehr romantisch splidttercrist am Wochenende besucht er seine Verwandten und bringt ihnen Geschenke selbst verfasste Gedichte und magische Traenke
splitdtercrist auflage: 100 diese publikation erscheint anlässlich der messe zur feier der wiederauferstehung des splittdercristen am 15.4.2011 in düsseldorf. text: eric keil, taktlo$$, prometheus raum, licht und bild: henning arend kostüm: rahel mencia-garcia photos (analog): david kühne photos (digital): rahel mencia-garcia papier: popset urban grey, 120g/m2 umschlag: photokarton altgrau, 300g/m2 schriftart: edge.ttf http://www.nrbngrtn.tumblr.com rhein-verlag 2012 birkenstraße 99 40233 düsseldorf telefon: +49 (0)211 16369605 mail: info@rhein-verlag.com http://www.rhein-verlag.com
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