Graffiti obwalde

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Graffiti

Obwalden


Eine farbige Jugendkultur: Graffiti in Obwalden Graffiti und das ländliche Obwalden – das ist eine Kombination, die irgendwie nicht passen will. Graffiti würde man eher in städtischen Agglomerationen vermuten, nicht aber am Sarnersee. Dennoch hat sich hier seit Anfang der Neuzigerjahre eine kleine, aber sehr aktive und über die Kantonsgrenzen hinaus bekannte Graffitiszene entwickelt, der sich die schweizweit einzigartige Möglichkeit bietet, ihrem Können auf legalem Wege in gut fünfzehn Autobahnunterführungen sowie an vielen anderen Wänden freien Lauf zu lassen. Die Unterführungen gehören mehrheitlich dem Kanton Obwalden und wurden auf Anfrage zweier Sprüher (im Graffitijargon „Writer“ genannt) in den frühen 1990ern zum legalen Besprayen freigegeben. Diese idealen Voraussetzungen hatten sich

bald in der ganzen Schweiz herumgesprochen, so dass hier auch schon Graffitigrössen aus anderen Kantonen, ja gar aus dem Ausland ihre Spuren hinterlassen haben. Umgekehrt haben Obwaldner Wrter hier ihre ganz eigenen Stile entwickelt und sich später in anderen Kantonen betätigt. Die Möglichkeit zur leglen Ausübung ihres Hobbys erlaubt es den Sprayern, an ihren Techniken zu feilen und diese zu perfektionieren, was sich in einer erstaunlichen Vielzahl verschiedener Stile niederschlägt. In Obwalden ist oder war mehr oder weniger jeder bisher bekannte Graffitistil präsent: Von simplen, eher grafisch angelegten Buchstaben – es werden meist die selbst gewählten Pseudonyme, häufig bestehend aus vier Buchstaben,


gesprüht – über kompliziert verbogene Lettern mit vielerlei Pfeilen (sogenannte „Wildstyles“) oder dreidimensionale Buchstabenkombinationen bis hin zu witzigen Figuren findet man in den Obwaldner Unterführungen alles. Dies ist insofern erstaunlich, als dass es stets nur eine kleine Anzahl Aktiver ist, die für die Gestaltung der Wände verantwortlich zeichnen. Einige Sprühkünstler verdienen mit ihrem Hobby mittlerweile sogar Geld, indem sie Aufträge sprayen oder Workshops abhalten. Gerade in einer Zeit, in der man viel Negatives über die Jugend hört, ist es umso erfreulicher, dass sich Jugendli-

che auf legaler Basis kreativ entfalten und damit ein wenig Geld dazuverdienen können. Die Graffitiszene ist eine Szene mit vielen Regeln; sie zeichnet sich zum Beispiel durch eine strenge Hierarchie aus. Anfänger haben es nicht leicht, in dieser Szene Anschluss zu finden und müssen sich zuerst beweisen, bevor sie in bestimmten Unterführungen sprühen dürfen. Viele erfahrene Sprayer nehmen aber die jüngeren zum Sprühen mit, malen ihnen Skizzen in ihre Blackbooks (Skizzenbücher) und geben ihnen Tipps und Verbesserungsvorschläge. Die Entwicklung eines individuellen, unverkennbaren Stils hat dabei oberste Priorität, andernfalls wird man des „Bitings“ bezichtigt, des Kopierens von Werken anderer Writer. Daneben ist aber auch das Beherrschen des Handwerks wichtig, was viele Jahre Übung erfordert und schon manchen dazu bewogen hat, dieses



nicht ganz billige Hobby schliesslich an den Nagel zu hängen, weil sich bei der Sprühtechnik keine wesentlichen Fortschritte einstellten. Insofern sind es tatsächlich nur wenige Exponenten, die sich dem Graffiti über einen längeren Zeitraum widmen. Diese verewigen sich dann vornehmlich in der sogenannten „Hall of Fame“ im unterirdischen Velokreisel bei der Autobahnausfahrt Sarnen Süd, wo nur die besten Werke zu sehen sind. Sprayer, die über einen längeren Zeitraum aktiv sind, machen erstaunliche Stil- und Technikentwicklungen durch. Sie werden in der Regel immer besser. Damit hängt ein weiterer wichtiger Aspekt der Graffitiszene zusammen: der Respekt gegenüber anderen Sprühern und deren Pieces (Bilder), insbesondere bei speziell gut gelungenen. Diese werden in der Regel für

einen längeren Zeitraum nicht übermalt. Andernfalls kann es zu Reibereien führen, so zum Beispiel, wenn ein noch nicht so geübter Sprüher das Werk eines gestandenen Graffitimalers übersprayt. Writer der gleichen Generation pflegen hingegen meist einen relativ unkomplizierten Umgang mit dem Übermalen von Bildern von Kollegen. Oft ist das kein Problem, insbesondere dann nicht, wenn vorgängig gefragt wird, ob ein bestimmtes Bild übersprayt werden darf. Überhaupt haben die meisten etablierten Writer untereinander ein freundschaftliches Verhältnis. Ebenso weiss man die Verdienste älterer Sprayer zu schätzen und respektiert sie, denn vieles hat man von ihnen gelernt. So gibt es noch immer mehrere Bilder aus der Mitte der 1990er, die bis jetzt nicht übermalt wurden – auch in dieser Hin-


sicht ist Obwalden sicherlich schweizweit einzigartig. Zum Schluss, da es bei Graffiti eigentlich um das Promoten des eigenen Namens in einem ganz eigenen Style geht, sollen die Namen der wichtigsten Obwaldner Sprüher genannt werden. Die Aufzählung erhebt keinen Anspruch Vollständigkeit. Besonders wichtig in der ersten Generation Anfang der 1990er-Jahre waren Suez, Pesa, Pumukl und Mae, die auf die folgenden Sprüher einen grossen Einfluss ausübten. In der zweiten Hälfte der 1990er folgten Leon, Epos (Pace), Batrock, Epic, Rake (Toro), Jersy, Gaze (Merda), Pain, Hawk, Nams, Deys, Dane und Dase one, wenig später Erow (heute Rips1) und Dul-X. Sprüher aus anderen Kantonen, die immer wieder in Obwaldner Unterführungen präsent sind oder waren, sind Rayo, Pain 8, Yema, Crazy, Spide, Zora, Water, Kina, Resa, Shark, Mate, Nome (Nimm 2), Toast, Pose, Queenkong und viele andere.



1995





1996



„Graffiti war die Droge meiner Jugend. Stundenlanges Zeichnen in Blackbooks vor, nach und auch während der Schule sowie das Umsetzen der Sketches mit Freunden in der Hall of Fame füllte fast meine ganze Freizeit aus. Mit ihren über 4000 Quadratmetern legal zu bemalender Fläche waren die vierzehn Autobahnunterführungen des Kantons Obwalden in den frühen 1990er-Jahren unsere Spielwiese. Einem fortschrittlichen Chef des Tiefbauamts ist es zu verdanken, dass die Obwaldner Graffiti-Szene weit über die Kantonsgrenzen, ja sogar über die Schweiz hinaus, bekannt war und noch immer ist.“ «Pesa»





1997





cters alles andere wie Chara „Graffiti sind Letters, ger, einen Zugabe. Es ist schwieri und Farben sind nur lizierten malen als einen komp simplen Schriftzug zu allem hwierigkeit liegt vor Wildstyle. Die Hauptsc zusamren de an m de t stabe mi darin, dass jeder Buch t vor den habe grossen Respek menpassen muss. Ich die all die s Kantons Obwalden, Verantwortlichen de Haushaben und somit den Flächen freigegeben ben. d Unkosten erspart ha besitzern viel Ärger un zent der spekt den neunzig Pro Ebenfalls gilt mein Re d uns Kunst respektieren un Passanten, die unsere loben.“ immer wieder dafür «Rayo»



1998





aldr Obw en e d l l rkna omm am U rs hätte k ande t a h t e Sch d er aszini s ganz an nd uns alle dierten f t s f e u e ss all ffnet fältig grun digen r zuti imme te ist, da beln bewa in h o c s i n rg a m am w e ich „Was ffitigesch – mit Mistg uns von de peraturen en für ein a g e r m i , n e e G d n u T , b e z rn ,a r ht et us ner Glück die r Min le Vorauss . Baue d – versuc e r n d e u o n n n kö fen iben tima es einfach icht?“ rherru vertre gerade op rum n dem hat ar a w hinte änden zu W t t „ h nich w otto n. Zu elleic ir Beton ersee sind egung. Vi ndliche M nzupacke me, die w h a e w t c e s g l Alpna Jugendbe uch das ju was ander ielle Prob etztlich ha e l t t a v n i er te ee nd ns kreat hat u , die Ding rlaubt, po lenden. U , auf dem f t m bestim e gegeben Naivität e ch auszub z gesucht er noch au g m e lat nfa Coura sere frisch en, ei inen Spielp ist heute im n n ö n k “ . uns u antreffen endrang e tat davon htbar t » ul n on sic a s t e T e t n t R r a ä e s K h «Suez en sitiv . Da d o e t p h n c r r n unse en ko en quer du usleb sich a gen Wänd li unzäh



1999





2000





Wie alles begaNn... Es ist schon viele Jahre her. Wann es genau war, kann ich nicht sagen, es könnte 1993 oder 1994 gewesen sein. Egal, das Datum an sich ist nicht interessant. Was viel wichtiger ist und woran ich mich genau erinnere, ist die Tatsache, dass sich an jenem Tag die Geschichte der Obwaldner Graffitikultur entscheidend verändert hat. Was war passiert? Pesa und ich sitzen gespannt in einem geheizten Warteraum mit weissen Wän-

den, nicht weit vom Sarner Dorfplatz im Gebäude des kantonalen Tiefbauamts. Wir haben um vierzehn Uhr einen Termin mit Herrn Brunner. Pünktlich öffnet sich die Tür und Mirjam, die Sekretärin (eine ehemalige Schulkollegin), begleitet uns in sein Büro. Herr Brunner ist ein kleiner Mann um die Sechzig. Er strahlt eine gewisse Autorität aus, so wie man das von Staatsangestellten erwartet. „Vill Glick“, sagt Mirjam und nickt uns zu. „Und was hättid iär zwäi jungä Mannä gärn gha?“ Wenn die Antwort auf diese Frage so einfach gewesen wäre! Was Pesa in diesem Moment gedacht hat, weiss ich nicht, aber es könnte etwa in die gleiche Richtung gegangen sein wie meine Gdanken: Graffiti schoss schon


seit geraumer Zeit durch unsere Venen. Es war nicht bloss ein Hobby, sondern eine Lebenseinstellung, Selbstverwirklichungsdrang. In Nachtund Nbelaktionen waren Bilder entstanden, aber nicht mit der ersehnten Befriedigung, sondern mit dem frustrierenden Nachgeschmack, dass nicht wirklich das entstanden war, was einem im künstlerischen Geist vorgeschwebt war. Für Pesa und mich war Graffiti nicht synonym mit illegaler Aktivität, sondern Letzteres war eher übles Mittel zum Zweck (ja, ich bin mir bewusst, dass diese Meinung nicht von allen Graffistos vertreten wird, aber darüber zu diskutieren würde ein eigenes Buch füllen…). Genau aus diesem Grunde – dieser inneren Sehnsucht – haben wir uns schliesslich durchgerungen, uns mit einer Anfrage ungewohnter Art möglicherweise komplett lächerlich zu machen: „Herr Brunner, wir wären über-

glücklich, wenn der Kanton uns blitzblanke, schimmernde Betonwände zur Verfügung stellen könnte, damit wir auf dem kühlen Grau unseren Ideen Ausdruck verleihen könnten.“ So oder ähnlich war unsere Antwort auf seine Frage. Nach einer kurzen Pause und einigen intensiven Blickwechseln reagierte Herr Brunner mit einer weiteren Frage (wir beide hätten eher erwartet, eine unmittelbare Abfuhr zu bekommen, gefolgt von einem müden Lächeln): „Ja, was mechid iär de genai?“ In jugendlichem Übermut und wie aus der Pistole geschossen antworteten wir beide im Kanon: „Graffiti“ – was in Obwaldner Erwachsenenkreisen normalerweise einem Schimpfwort gleichkam. Wieder Stille und Blicke. Diesmal schienen seine Augen aber eine gewisse Wärme auszustrahlen. „Ah, so isch das. Ich ha diä farbigä Bilder gärn. Hamr sogar uberläit, ä sonäs Bild i miim Biro


la machä z’la.“ Das war nicht das Einzige, was wir an diesem Tag besprochen haben. Die Diskussion dauerte bestimmt dreissig Minuten. Herr Brunner wollte wie viele Leute wissen, was denn diese Zeichen bedeuten würden. Für Pesa und mich schien es, als hätten wir den Jackpot geknackt. Nicht nur hatten wir bei Herrn Brunner ein offenes Ohr gefunden, sondern auch die Erlaubnis erhalten, alle Autobahnunterführungen zwischen Alpnachstad und Sarnen West besprayen zu dürfen. Graffiti oder was auch immer, Hauptsache bunt! Die ganze Bestätigung wurde sehr routiniert auf offiziellem Kantonsbriefpapier aufgesetzt und mit amtlicher Signatur und Stempel abgesegnet. Eine Kopie für uns und schnell noch ein Fax zur Kantonspolizei, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.

Et voilà! „So, wie isches gluffä?“ fragte Mirjam. Unsere Körperhaltung (Brust raus, Kinn nach oben) und das breite Grinsen waren Antwort genug. SUEZ



2001













„Graffiti ist für mich die Möglichkeit, etwas völlig Eigenes zu schaffen, das meiner ganz persönlichen Vorstellung von Ästhetik entspricht. In den besten Jahren in Obwalden empfand ich den Wetteifer unter den einzelnen Sprayern als äusserst stark. Dies ermöglichte es vielen, sich rasch, aber auch qualitativ zu entfalten und weiter voranzuschreiten. Ich finde es immer wieder amüsant festzustellen, dass die anfangs von der Gesellschaft verpönte und kontroverse Graffiti-Kunst heutzutage von ihr selbst zu Werbezwecken aufgegriffen wird. Und da schliesse ich mich gerne an: «Der Lohn für all die Mühe scheint verhältnismässig klein, hat aber einen riesigen Seltenheitswert. Man lebt sich wirklich aus. Man blüht auf. Man entwickelt sich, schafft etwas Eigenes und das geilste ist, dass man sich immer wieder selbst feiern kann. Eine Mission ohne Ende, denn der Weg ist das Ziel.»“ s Ziel.» [Akte One; CD Booklet …«Overkill»] «Hawk»



2002



2003




„Bei mir steht beim Graffiti klar die Ästhetik im Vordergrund, die Suche nach neuen Formen, die Entwicklung eines individuellen und kreativen Stils. Graffiti ist für mich eine Kunstform, auch wenn das manche in unserer Gesellschaft nicht so sehen. Doch gerade auch die Kontroversen, die eine solche Kunst im öffentlichen Raum auslöst, sind für mich immer interessant. In dieser Hinsicht war das Sprayen insbesondere in der Jugendzeit wohl eine bewusste Konfrontation mit den spiessigen Wertvorstellungen unserer gutbürgerlichen Gesellschaft, der Vorstellung, wie der öffentliche Raum aussehen sollte: clean, grau und eintönig. Farbe in den Alltag zu bringen, die Umsetzung eigener Ideen vom Kopf oder vom Skizzenbuch auf die Wand, und nicht zuletzt eine gute Zeit mit meinen Freunden beim Sprayen zu verbringen, das ist für mich Graffiti.“. «Dase one»


2004





2005





2006









Graffiti eine moderne Kunstform? Die in diesem Buch dokumentierte Art von Graffiti ist in New York Ende der 1960er-Jahre entstanden und hat seitdem eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht. Verschiedenste Stile sind entstanden, die Sprühtechniken wurden – teilweise erst ermöglicht durch verbesserte Spraydosen – verfeinert. Auch in Obwalden sind diese Veränderungen feststellbar: So hatten bis auf wenige Ausnahmen alle Bilder der 1990er fest gezogene Linien (Outlines), häufig mit Highlights, einer weiteren Linie innerhalb der Outline, versehen. Die Bilder waren dadurch scharf konturiert. Charakters (Figuren) hingegen wurden vielfach ohne festgezogene Linien

gemalt, Schattierungen wurden „gefadet“ (überblendet). Heute ist es für viele Writer üblich, ihre Namenszüge ähnlich wie Charakters zu malen, also ohne eigentliche harte Outline, die am Schluss, nachdem die Buchstaben ausgefüllt sind, gezogen wird. Dies führt zu einer veränderten Ästhetik der Bilder, sie wirken dynamischer und plastischer. In einem gewissen Sinn wirken sie so mehr bildlich und weniger schriftlich. Die Raumdimension scheint ebenfalls wichtiger geworden zu sein: 3D-Bilder sind heute keine Seltenheit mehr und für ihre Anfertigung werden Techniken verwendet, die in den 1990ern verpönt gewesen waren. Abdeckungen werden für scharfe Kanten zu Hilfe gezogen, teilweise haben sich auch Schablonen etabliert oder man greift gar zu Pinsel, Roller und Farbe. Alles in allem fällt die heute grössere Vielfalt an Styles und Techniken auf. Die Experimentierfreude ist sichtlich grösser geworden, das Regelkorsett, das für eine Subkultur wie Graffiti typisch ist, hat sich gelockert. Damit hat sich Graffiti der


herkömmlichen Kunst angenähert, für die heute gerade charakteristisch ist, dass sie weder Regeln zu befolgen hat (wie etwa die Malerei vor dem 19. Jahrhundert), noch etwas abbildet. Sie pflegt daher dem verdutzten Museumsbesucher nicht selten ein „Das kann ich auch!“ zu entlocken. Das einzelne Kunstwerk bestimmt sich heute nicht mehr etwa durch den Bezug zur Natur (obwohl es natürlich weiterhin Landschaftsmalerei gibt), sondern es grenzt sich ab von dem, was vorher in der Kunst produziert wurde. Ein Kunstwerk muss neu sein, das heisst immer auch: Anders als das, was bisher war. Da kann es nicht erstaunen, wenn im modernen Kunstbetrieb gesellschaft-

liche Tabus gebrochen werden, beispielsweise als in den 1980ern plötzlich Pornografie in der Kunst auftauchte (etwa bei Jeff Koons). Auch Graffiti lässt sich in diesen Trend einordnen, aber der vielleicht grösste Unterschied zu anderen Kunstformen dürfte sein, dass gewöhnlich nicht immer etwas anderes dargestellt wird, sondern der immer gleiche Name. Gerade dies zwingt jedoch den Sprayer, immer neue Formen der Darstellung des immer gleichen Sujets zu suchen, was aber immer im Rahmen seines über Jahre entwickelten und möglichst unverkennbaren Styles geschehen muss. Auch hier wurden und werden Tabus gebrochen, indem andere Hilfsmittel als Spraydosen zu Hilfe gezogen


werden. Writer machen im Laufe ihrer Karriere erstaunliche Stilentwicklungen durch, radikale Stilbrüche aber sind sehr selten bis gar nicht möglich, weil letztlich in einem sprichwörtlichen Sinne die ureigene Handschrift nicht plötzlich gegen eine andere ausgetauscht werden kann. Das Beherrschen des Handwerks entwickelt sich dabei mit dem Style, wobei handwerkliche Fehler, etwa Drips (ungewolltes Verlaufen von gesprayten Linien), vom Könner künstlerisch eingesetzt werden können, während der Anfänger genau dies tunlichst zu vermeiden sucht.



2007






„Schon die ersten Pieces in OW von Suez, Pars, Pesa und anderen Anfang der 1990er-Jahre haben mich fasziniert und später inspiriert. Durch die vielen freigegebenen Flächen im Kanton konnten wir unsere Techniken und Styles in einem geschützten Rahmen ausprobieren und weiterentwickeln. So ist in den letzten fünfzehn Jahren eine riesige Anzahl Kunstwerke entstanden, von Writern aus ganz Europa. Dies ist sicher einzigartig für unseren kleinen Kanton.“ «Noel»






2008




„Graffiti ist für mich in erster Linie die Liebe zu Buchstaben und ihren Formen, die sich im Entwickeln eines ganz individuellen Stils äussert. Ich habe seit 1996 mit wenigen Ausnahmen immer nur die gleichen vier Buchstaben gesprayt, bin immer noch fasziniert von ihnen und liebe es, mit diesen an sich banalen Konturen zu experimentieren. Obwalden hat mir dazu immer perfekte Rahmenbedingungen geliefert, wo ich meine Leidenschaft ausleben konnte und es weiterhin tun werde.“ «Dul-X»












2009



„Aus einer Faszination wurde Leidenschaft. Ich war schon immer fasziniert von den vielen Bildern in Obwalden und irgendwann stand ich selber an der Wand.“ «Rips1»











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