Kriegsgefangen und entflohen
25
K.u.f. Einienschiffsleutnant Wosek
Kriegsgefangen und entflohen. Erlebnisse in italienischer und französischer Gefangenschaft Nacherzählt von Erich Neugebauer F.u.F. Oberleutnant a. D. Wien und Leipzig 1918 Im Kommissionsverlag von Wilhelm Braumüller f.f. Universitäts-Verlagsbuchhandlung, Gesellschaft m.b.h. Vorwort Dieses Buch enthält die Schilderung der Erlebnisse eines österreichisch-ungarischen Seeoffiziers in italienischer und französischer Gefangenschaft. An einem Sommerabend des Jahres 1917 erzählte ein Kamerad, er habe gehört, daß vor wenigen Tagen einer unserer Flieger aus der Gefangenschaft entflohen und zurückgekehrt sei. Einige Zeit später fügte es der Zufall, daß ich diesen Flieger, den k.u.k. Linienschiffsleutnant Wosecek, kennen lernte. Ich habe dann manche Stunde, die der Dienst uns beiden frei ließ, mit ihm verbracht. Was er mir über seine Schicksale in Italien und Frankreich, über die Verhältnisse in den Gefangenenlagern unserer Feinde, über die Schwierigkeiten und Gefahren, unter deren er seine Flucht bewerkstelligte, erzählt hat, habe ich getreulich aufgezeichnet. Vieles mußte verschwiegen werden. Franzosen und Italiener stehen nicht auf dem Standpunkte, daß es das natürliche Recht jedes Kriegsfangenen ist, seine Befreiung anzustreben. Sie bestrafen strenge jeden Fluchtversuch und auch die Beihilfe, die ein Kamerad dem anderen leistet, wird empfindlich geahndet. Im übrigen erhebt die nachfolgende Schilderung Anspruch darauf, als durchaus den tatsächlichen Verhältnissen entsprechend angesehen zu werden. Es wurde nichts beschönigt, aber auch nichts schlechter gemacht, als es wirklich war. Das Buch soll ein Denkmal der Tatkraft eines österreichisch-ungarischen Offiziers sein, dessen unbesiegbarem Freiheitsdrange, dessen Beharrlichkeit und nimmermüder Ausdauer es gelang, unter Gefahren aller Art aus der Gefangenschaft zu entfliehen. Sein schönster Lohn ist, daß er wieder in dem Verbande wirken kann, dem er mit so großer Begeisterung und Liebe angehört: im k.u.k. Seefliegerkorps. Auch Linienschiffsleutnant Woseceks treuer Begleiter während vieler Flüge, Seekadett Willi von Bachich, der zugleich mit ersterem gefangengenommen wurde, ist nach mehr als zwaijähriger Kriegsgefangenschaft wieder in die Heimat zurückgekehrt. Im Standort, nach der zwölften Isonzoschlacht.