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Vielfalt in Bilderbüchern: Gerne, aber bitte ohne Integrationsleistung

Nachdem seit 2015 viele geflüchtete Familien nach Deutschland kamen und die Stimmung leider irgendwann von der Willkommenskultur zu PEGIDA-Demonstrationen wechselte, haben die Buchverlage glücklicherweise sehr schnell reagiert und eine Menge von Bilder- und Kinderbüchern auf den Markt geworfen, die sich mit Ankommen, Integration und Vielfalt beschäftigen – mal mehr, mal weniger subtil. Gerade die Bilderbücher für die Kleinsten nehmen das Thema eher indirekt auf und zeigen häufig (Tier-) Protagonist*innen, die nach einigen Abenteuern in die Gemeinschaft aufgenommen werden. Da gibt es zum Beispiel einen kleinen Elefanten, der von allen wegen seines zu langen Rüssels gehänselt wird. Als er einen Prinzen aus dem Fluss rettet, erkennen alle an, was man mit so einem Rüssel leisten kann. Oder da ist Lilli, ein Mädchen mit feuerroten Haaren, die tatsächlich brennen: Alle Dorfbewohner sind von Lillis Haaren mehr als genervt, weil sie – immer aus Versehen! - Wäscheleinen oder Springseile anzündet, doch als Lilli verirrten Kindern den Weg aus dem dunklen Wald leuchtet, findet sie Freunde. Und dann gibt es da noch diesen roten Wolf, der in die Stadt der blauen Wölfe kommt – alle stehen Kopf und sind sehr misstrauisch, doch zum Glück bringt der rote Wolf den etwas griesgrämigen blauen Wölfen fröhliches Pfeifen bei und da finden ihn dann alle sehr nett. Diese Liste könnte noch sehr lang weitergeführt werden, denn das ist leider noch immer der Regelfall in Bilderbüchern: Andersartigkeit wird problematisiert und muss von den Protagonist*innen gelöst werden als könne am Ende eine Rechnung aufgehen. Vielfalt: ja – aber diejenigen, die eine Gemeinschaft vielfältig machen, sollen doch bitte schön erst einmal eine Integrationsleistung vollbringen und das Kollektiv bereichern. Erst dann ist ein vielfältiges Miteinander möglich. Das mutet erstens ein wenig merkwürdig an, wo wir in Deutschland doch in einer individualistisch geprägten Gesellschaft leben und uns der Kollektivismus, der zum Beispiel in den Herkunftsländern vieler Geflüchteter herrscht, eher irritiert bis abschreckt. Und zweitens gibt es einen viel einfacheren Weg, um eine vielfältige Gesellschaft abzubilden: indem man sie zeigt. Der erste Toilettengang, Streit im Kindergarten, die Geburt eines Geschwisterchens – dürfen das nur Mama und Papa mit Emma und Ben erleben oder durchlaufen nicht auch alle andere Familien in Deutschland diese kleinen alltäglichen Abenteuer? Familien ohne Mutter oder mit zwei Müttern, Familien ohne Vater, mit fünf Geschwistern, mit fremd klingenden Namen oder Familienmitgliedern mit Beeinträchtigungen, PatchworkFamilien: Auch die Kinder aus diesen Familien beginnen irgendwann damit aufs Töpfchen zu gehen oder haben Streit auf dem Spielplatz und sie würden sich freuen, wenn auch sie ihr Lebensumfeld in Bilderbüchern vorfinden. Denn sie haben dieselben Themen und Probleme wie du und

Verschieden sein in Deutschland: Anzahl der Geschwister 2017 Kinder ohne Geschwister 26 % Kinder mit Geschwisterkind 74 % 1 Geschwisterkind 64 % 2 Geschwisterkinder 26 % 3+ Geschwisterkinder 10% ich – wer auch immer dieses Du und Ich in diesem Fall sein soll. Es braucht vermutlich gar nicht den Wink mit dem Zaunpfahl, der uns vor Augen hält, wie großartig Vielfalt ist und dass jede*r seinen Platz in dieser Gesellschaft verdient. Je selbstverständlicher unsere vielfältige Gesellschaft ohne mit dem Zeigefinger auf Andersartigkeit zu zeigen und ohne eine Integrationsleistung zu fordern in Büchern, Filmen und Serien rezipiert wird, desto selbstverständlicher wird sie auch für uns Rezipienten. Vor allem für die Kleinsten, die in dieser Gesellschaft groß und so zu weltoffenen Erwachsenen werden können.

Julia Bousboa ist Kielerin, Mutter von drei wilden Söhnen und ständig auf der Suche nach guter Kinderliteratur – wenn sie nicht gerade im Nieselregen auf einem Fußballplatz steht.

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