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Väterkram: Elterngefühle
from Kinderkram 222
by Rönne Verlag
Elterngefühle
Wie geht es Ihnen heute? Ich weiß, diese Frage ist gewöhnlich eher als rhetorische Floskel gemeint, die eine Antwort nicht nur nicht wirklich erwartet, sondern von ihr womöglich überfordert ist, aber hier ist sie ausnahmsweise mal ernstgemeint. Also wie geht es Ihnen? Immer noch von Corona genervt und angespannt, weil die Ferien nicht mal ansatzweise dazu genutzt wurden, für Schulen und Kitas sinnvolle Konzepte zu entwickeln? Freunde von uns starten gerade mit Erstklässlern ins neue Schuljahr. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie sehr mich das stressen würde. Vor einigen Jahren als meine großen Kinder noch in Süddeutschland in die Kita gegangen sind, wurde dort einmal Halloween gefeiert, indem die Kinderschar mit Laternen auf dem zugegeben großen Außengelände im Kreis liefen, während die Eltern hinter einem Absperrband zugucken durften. Was ich so höre, lässt mich vermuten, dass es vielfach so ähnlich abgelaufen ist. Gar kein Bock einfach. Das Gefühl habe ich in letzter Zeit ziemlich häufig. Und während ich mich mehr oder weniger lustlos durch die Bedürfnisse meiner Kinder und die Alltagsanforderungen schlage, fällt mir einmal mehr auf, wie wenig die Emotionen, Bedürfnisse und Ressourcen von Eltern in unserer Gesellschaft Beachtung finden. Dass mich der Umgang mit Coronaeltern unfassbar aufregt, hatte ich Ihnen ja zuletzt geschrieben. Und was ist jetzt? Abstand halten, Masken auf, Daumen drücken. Geniestreich. Gut, man hätte die vergangenen Monate auch dafür nutzen können, Schule umfangreich zu digitalisieren, Lerninhalte aufzuzeichnen und ins Internet zu verlegen, Tests und Prüfungen am Rechner zu ermöglichen, Lehrpersonal fortzubilden und eine Million Endgeräte auszugeben. Aber was weiß ich schon. Nichts machen und zwei Tage vor Schulbeginn die Eltern zu „informieren“ war sicher auch total hilfreich. Wie gesagt: Gar kein Bock. Zum Beispiel auch nicht darauf, den Kindern etwas zu essen zu machen, wenn vor fünf Minuten gerade Mittagessen war, aber da waren ja echte Tomatenstücke drin, iiiiih, also GurkeTomateApfelBrotWürstchen sofort, zackzack. Und schon gar nicht auf Vorlesen, wenn mal wieder ewig lange Gehampel im Bad stattfindet, weil ja regelmäßig so getan werden muss, als würden man diesen Raum zum ersten Mal in seinem Leben betreten und hätte noch nie eine Zahnbürste gesehen. Manchmal lasse ich es dann einfach: Nein, kein Essen jetzt. Ich möchte nicht mehr lesen. Und wenn mich meine Kinder morgens um 5 Uhr aus dem Bett jagen, bin ich den ganzen Tag grantelig. Das ist nicht nur in Ordnung, sondern auch gut so. Ich bin weder eine Maschine noch Familiendienstleister. Wenn man mich anschreit, mach ich dicht, wenn man mich überfordert, stelle ich meine Tätigkeiten ein und wenn man mich nicht schlafen lässt, werde ich mürrisch. Auch zum Verarscht werden brauche ich meine Kinder nicht, das kann ich mit mittlerweile 40 Jahren echt super alleine. Die Konsequenzen, die ich daraus ziehe, werden interessanterweise immer wieder mit Strafen verwechselt. Weil meine Kinder nicht aufessen, kriegen sie später auch nichts mehr. Weil sie sich beim Abendprogramm nicht benehmen, wird anschließend nicht mehr vorgelesen. Und weil sie mich wegen Sachen anpampen, die sie selbst hätten erledigen müssen, gibt’s keinen gemeinsamen Fernsehabend. Diese Einschätzung ist allerdings falsch. Weder bestrafe ich meine Kinder damit, noch denke ich mir dabei irgendwelche Konsequenzen aus, die eigentlich nicht wirklich existieren. Kein Nachtisch für Kinder, die nicht aufessen, ist ja kein Naturgesetz, sondern auch eine erzieherische Maßnahme. Bei mir ist das inzwischen großflächig Selbstfürsorge. Manchmal will oder kann ich nicht. Dann geht es nicht um Strafe (denn dann dreht es sich ja wieder um die Kinder), sondern um mich. Für Mäkelzwerge koche ich nicht. Mit fiesen Monstermöpsen mache ich mir keinen „schönen Abend“. Und mit Kopfschmerzen lese ich nicht. Irgendwann ist Schluss – bis zum nächsten Mal.
Nils Pickert ist vierfacher Vater, Journalist und Feminist. Jeden Monat lässt er uns an seiner Gedankenwelt teilhaben.
Kieler Institut für Gymnastik und Tanz
Vorbildung für das Ballett
Tänzerische Früherziehung ab 3 J. Kreativer Kindertanz ab 5 J. • Ballett ab 6 J.
Und noch mehr:
Hip Kids ab 8 J. • Jazztanz ab 10 J. • Hip Hop ab 12 J. Steptanz ab 13 J. • Modern Dance ab 15 J.
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