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Durch besseres Beobachten mehr sehen
Wenn Sie sich nur die technischen Aspekte wie Legeleistung und Eiqualität, Wachstum oder Futter- und Wasserverbrauch ansehen, laufen Sie Gefahr, wichtige Signale zu übersehen und nicht auf dem Laufenden zu sein. Diese Signale bekommen Sie von den Hühnern, ihrem Erscheinungsbild, ihrem Verhalten, dem Kot und den Eiern. Sorgen Sie dafür, dass Sie sofort die ersten Signale der Tiere in Ihrem Stall wahrnehmen.
Setzen Sie alle Sinnesorgane ein. Noch bevor Sie den Stall betreten, hören Sie schon an den Lauten der Tiere, ob etwas Besonderes vorliegt. Bleiben Sie also kurz vor der Tür stehen und gehen Sie nicht sofort in den Stall. Nach dem Eintreten nehmen Sie wahr, wie das Stallklima ist, und Sie riechen, ob mit dem Kot oder der Lüftung etwas nicht stimmt. Mit den Augen und Ohren nehmen Sie wahr, wie aktiv die Tiere sind und ob sie mehr, weniger oder anders auf Ihr Kommen reagieren als üblich. Setzen Sie auch Ihre Sinnesorgane ein, um Wärme und Kälte im Stall festzustellen. Jede Abweichung verdient Aufmerksamkeit.
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Betriebsblindheit
Erst wenn Sie wissen, was normal ist, erkennen Sie Abweichungen. Was normal ist, lernen Sie, wenn Sie viel und möglichst objektiv beobachten. Seien Sie sich jedoch der Gefahr der Betriebsblindheit bewusst. Unter Betriebsblindheit leidet man, wenn man die Situation im eigenen Betrieb als die Norm betrachtet. Gute Mittel gegen Betriebsblindheit sind kritische Gespräche mit Kollegen und Beratern. Nehmen Sie kritische Bemerkungen auch wirklich ernst.
In einer schönen Herde wie dieser möchte man Abweichungen so schnell wie möglich feststellen, um Probleme zu vermeiden.
Signale wahrnehmen
Während der Reinigung, dem Einsammeln von Bodeneiern und dem Streuen von Getreidkörnern nehmen wir schon sehr viel von einer Herde wahr. Machen Sie jedoch auch einen Kontrollrundgang, bei dem Sie keine anderen Tätigkeiten verrichten. Sie können dann Signale besser und bewusster wahrnehmen, weil Sie Ihre vollle Aufmerksamkeit auf die Tiere und deren Umgebung richten. Kombinieren Sie einen Kontrollrundgang also nicht mit etwas anderem wie Reinigung, Einsammeln von Bodeneiern oder Streuen von Getreidekörnern.
Andere Tätigkeiten, aber auch Stimmungen wie schlechte Laune lenken ab. Gleichzeitig stören Sie das Verhalten der Tiere, wodurch relevante Signale verloren gehen können. Außerdem reagieren die Hühner weniger auf Ihre Anwesenheit, wenn Sie öfter in den Stall kommen, ohne spezielle Handlungen zu verrichten. Ein Kontrollrundgang ist ein Rundgang durch den ganzen Stall. Sorgen Sie dafür, dass alle Tiere Ihre Aufmerksamkeit bekommen. Sehen Sie also überall nach: vorne, hinten, in der Mitte, unten, oben.
Von der Herde zum Huhn Ihr Kontrollrundgang beginnt mit der Betrachtung der gesamten Herde. Wie verteilt sie sich im Raum? Wie nutzt sie die verschiedenen Bereiche im Stall? Vermeiden die Tiere bestimmte Stellen, z. B. weil das Klima dort unangenehmer ist (Zugluft, Kälte)? Versuchen Sie, sich die Unterschiede zwischen den Tieren anzusehen. Ist die Herde einheitlich? Worin unterscheiden sich die Tiere? Ist die Aufmerksamkeit, die Körperkondition oder irgendetwas anders als sonst? Abweichende Tiere hebt man hoch, um sie genauer anzusehen. Haben Sie eine Anomalie festgestellt, dann überprüfen Sie, ob es sich um einen Einzelfall handelt oder ob es ein Signal für ein größeres, zugrunde liegendes Problem ist. Heben Sie auch willkürlich einige Tiere hoch, um sie zu beurteilen. Nicht alle Anomalien fallen sofort ins Auge. Dinge, die einem im Detail auffallen, kann man nur in ihrem Kontext richtig beurteilen. Man schaut also auch vom Huhn zur Herde. Manchmal muss man einen Schritt zurück gehen, um etwas besser sehen zu können.
Dieses Tier ist nicht gesund und daher eine Quelle des Ärgers. Entfernen Sie dieses Tier aus der Herde.
Stellen Sie einen Stuhl in den Stall und bleiben Sie zu bestimmten Zeiten auch ein paar Minuten still sitzen, um die Tiere zu beobachten. Erst dann zeigen die Tiere eventuell abweichendes Verhalten.
Achten Sie bei der Futterkette gut darauf, dass alle Tiere fressen und es keine Hennen gibt, die ständig hin und her laufen. Alle Hennen müssen fressen können.