Griass 'di KF, Buchloe und Umgebung Herbst 2016

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Herbst 2016

DAS MAGAZIN FÜR KAUFBEUREN, BUCHLOE UND UMGEBUNG

ARTISTICA ANAM CARA Faszination Gaukler und Akrobaten BLASIUSKIRCHE Kleinod mit blutrünstigen Bildern HIRTENMUSEUM Fesselnde Erinnerung an ein hartes Leben Titelfoto: Michael Dörfler


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Ihr Griaß di’-Team

Vorwort | Inhaltsverzeichnis | Impressum

Griaß di’ – das Magazin 146 Kilometer mit dem Rad entlang der Wertach – da kann man allerhand erleben. Nicht nur eine Landscha und einen Fluss, die an Abwechslung, Spaß und Abenteuer ihresgleichen suchen. Sondern auch viele Menschen und Orte, die mit Geschichte und Geschichten locken. In Ebenhofen finden wir das „Baschtlehaus“, in dem Heinrich Maul den Allgäuer Gemeindehirten und ihrem harten Leben ein Denkmal gesetzt hat. Etwas abseits der Route stoßen wir im Günztal auf Kinder, die von engagierten Jägern in die Geheimnisse von Wald und Wild eingeweiht werden.

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In Dösingen treffen wir traditions- und brauchtumsverbundene Menschen, die sich im König-Ludwig-Verein zusammengefunden haben. Und in Kaufbeuren schließlich radeln wir zu Füßen der Blasiuskirche, die für ihre blutrünstigen Bilder berüchtigt ist, aber so viel mehr zu bieten hat, wie uns Anton Heider und Klaus Müller zeigen. Und vielleicht erleben wir dort auch die Gauklertruppe Artistica Anam Cara, die aus einem Spleen heraus entstanden und mi lerweile aus Kaufbeuren nicht mehr wegzudenken ist. Ich wünsche Ihnen ganz viel Spaß bei der Begegnung mit all den Menschen und Orten, die im neuen Griaß di’ verewigt sind.

Ihre Daniela Hollro er

Andrea Peterschütz

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Inhaltsverzeichnis Faszination Gaukler und Akrobaten ............................................. 4

Nadine Sirch

Kinder auf der Pirsch: Waldtage im Günztal ................................. 8 Kirchliches Kleinod mit blutrünstigen Bildern ............................ 12 46 Kilometer für einen vielseitigen Fluss .................................... 16 Brauchtumspflege im Namen des Königs .................................. 20 Griassdi.de – die Online-Pla form .............................................. 24 Fesselnde Erinnerung an ein hartes Leben ................................. 26

Erhältlich in allen AZ ServiceCentern. Marika Metz

IMPRESSUM Herausgeber: Allgäuer Zeitungsverlag GmbH Josef-Landes-Str. 38 87600 Kaufbeuren www.griassdi.de Geschä sführer: Markus Brehm Titelfoto: Michael Dörfler Redaktion und Koordination: Daniela Hollro er (verantwortlich) Telefon 0 82 43.9 93 08 99 daniela.hollro er@gmx.de

Anzeigen: Hans-Jürgen Fischer (verantwortlich) Telefon 0 83 41.80 96-20, fischerh@azv.de Gestaltung / Satzarbeit: Composizione Katrin Rampp Gerberstraße 18a, 87435 Kempten info@composizione.de www.composizione.de Druck: Eberl Print GmbH 87509 Immenstadt Auflage: 17.200 Stück

Verteilung: Verteilung mit Allgäuer Zeitung Kaufbeuren/Buchloe 15.182 Stück (ohne Einzelverkauf und ohne Postbezieher) und Zusatzverteilung von 2.000 Stück in Arztpraxen, Touristeninformationen, Gastronomiebetrieben, Hotels, Tankstellen, Bäckereien, Einzelhandels- und Lebensmi elgeschä en, Kliniken, Banken und Freizeiteinrichtungen. Verbreitungsgebiet: Kaufbeuren, Buchloe und Umgebung: Pforzen, Rieden, Zellerberg, Irsee, Eggenthal, Baisweil, Lauchdorf, Germaringen, Friesenried, Kaltental, Blonhofen, Aufkirch, Helmishofen, Frankenhofen, Dösingen, Westendorf, Gutenberg, Oberostendorf, Unterostendorf, Mauerste en, Linden, Thalhofen, Stö wang, Frankenried, Osterzell, Lamerdingen, Jengen, Waal.


Eigentlich stammt Christian Scheidl aus einer „ganz normalen Familie“. Warum er und seine Brüder sich dann auf Nagelbrettern legten, Feuer spuckten und barfuß durch Scherben marschierten, kann der Kaufbeurer selbst nicht genau erklären. Sicher ist nur, dass aus diesem „Spleen“ ein Verein entstand, der mit seinen Auftritten und Shows seit mehr als 15 Jahren große und kleine Zuschauer begeistert und fasziniert: Artistica Anam Cara. Zunächst zeigten die Scheidl-Brüder ihren ungewöhnlichen Zeitvertreib nur beim Lagerleben der Pfarrei St. Ulrich. Doch schon bald lösten sie sich davon. Um auch außerhalb des Tänzelfestes auftreten zu können, gründeten Christian Scheidl und sechs Mitstreiter im Jahr 2000 einen eigenen Verein, dessen Name aus dem Gälischen übersetzt „Seelenfreund“ heißt.


Faszination Gaukler und Akrobaten

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Das allerdings fand Scheidl erst zwei Jahre später heraus. Zunächst hatte der Name einfach nur „gut geklungen“, lacht er. Auch sein Künstlername ist dem guten Klang geschuldet: „Maso“ für seine masochistische Ader als Fakir klang komisch, deshalb wurde daraus eben „Sadi“. Schon im zweiten Jahr seines Bestehens hatte der Gauklertrupp ein eigenes Lager „nahe dem Klowagen“, zeigte Feuerspucken, Scherbenlaufen, Jonglage und „ein bisschen Akrobatik“. Die Auftritte, an denen auch sein jüngerer Bruder beteiligt war, packte Sadi jeweils in Geschichten um Drachen und böse Fakire. Damit stahl das gute Dutzend junger Akteure bereits 2003 in Gundelfingen einem sechsfachen Fakir-Weltmeister die Show. Dabei hatten sich die Gaukler alles selbst beigebracht. Einen Akrobatik-Kurs belegten sie erst viel später – und stellten erstaunt fest, dass die anhand von Fotos nachgebildeten Menschenpyramiden mit ein bisschen Technik um einiges leichter fallen. Seitdem holen sie sich regelmäßig einen Trainer aus München. Um beim Tänzelfest auch am Wochenmarkt der Kinder mitmachen zu können, nahm die Truppe ab 2002 kleinere Kinder auf. Inzwischen gibt es zwei Gruppen „Gauklinis“ zwischen acht und zwölf Jahren, zwei „Gaukler“-Gruppen zwischen zwölf und 16 Jahren und eine Artistengruppe ab 16 Jahren, die alle jeweils eineinhalb Stunden pro Woche trainieren. Der Zulauf war und ist dabei so groß, dass Eltern ihre Kinder teilweise schon vor der Geburt für eine spätere Mitgliedschaft anmeldeten. Seit 2015 müssen die Kinder sich selbst für das laufende Jahr bewerben und ihre Anmeldung jährlich erneuern.

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Faszination Gaukler und Akrobaten

„Ich wollte unbedingt dazu, nachdem ich im Kindergarten einen Auftritt gesehen hatte“, erklärt die 13-jährige Jule Fritsch ihre Bewerbung. Denn: „Es kommt cool rüber und macht Spaß“, sagt sie. Auch Bastian Kaiser findet es „einfach faszinierend, was man gemeinsam mit anderen erreichen kann“. Der 15-Jährige leitet mittlerweile eine Gauklini-Gruppe und übt mit den Kindern Jonglage und Akrobatik. Einstudiert werden einzelne Akrobatik-Bausteine, aus denen später verschiedene Shows entstehen.

„Es kommt cool rüber und macht Spaß“

Egal was er oder sie kann, jeder darf mitmachen und findet eine passende Aufgabe, erläutert Sadi das Motto der Truppe. Nur engagiert müssen die Mitglieder sein und regelmäßig das Training besuchen. Für die ganz Unermüdlichen gibt es eine zusätzliche Showtisten-Gruppe, die selbstständig trainiert und ein eigenes Programm entwickelt hat. Insgesamt sind etwa 100 Menschen bei Artistica Anam Cara aktiv. 2001 trat die Truppe erstmals in der Kaufbeurer Partnerstadt Szombathely auf, von 2004 bis 2009 war sie jeweils eine Woche lang zu Gast beim Mittelaltermarkt im Europapark Rust. Ebenfalls 2004 gab es erstmals einen Auftritt bei „AufbruchUmbruch“, 2007 fand das erste von mittlerweile vier Varieteteretes bzw. Eis-, Parkund Feueriteteretes statt, bei denen Artistica Anam Cara ein jeweils dreistündiges Programm bestritt. Inzwischen sind es etwa 100 Auftritte pro Jahr, die die Truppe absolviert – von Mittelaltermärkten und

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Faszination Gaukler und Akrobaten

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Stadtfesten über Schul- und Kindergartenbesuche bis hin zu Geburtstags- und Hochzeitsfeiern. Sadi freut sich, dass die Truppe dabei sehr jung geblieben ist und „weitgehend erwachsenenfrei“ auskommt. So können Jugendliche ab 14 Jahren schon Gruppenleiter werden und müssen spätestens ab 18 Jahren eine Zusatzaufgabe übernehmen: Im Lager mitarbeiten, die zahlreichen Utensilien verwalten, Auftritte organisieren. Schließlich ist es auch Ziel der Truppe, dass die jungen Mitglieder soziale Fertigkeiten wie Verantwortung übernehmen, Vertrauen, Gemeinschaftssinn und Rücksicht lernen. Nicht umsonst wurde Artistica Anam Cara 2010 mit dem Jugendkulturpreis der Stadt Kaufbeuren ausgezeichnet. Durch die Mithilfe der anderen hat sich Sadis frühere 40-Stunden-Woche für die Gauklertruppe auf zehn Stunden reduziert. Der treibende Motor ist er jedoch geblieben: Sadi hat immer wieder neue Ideen und Visionen, entwickelte Artistica Anam Cara von reinen Fakiren und Jongleuren bis hin zu Akrobaten, Feuerartisten und Varieté-Künstlern.

Text: Daniela Hollrotter, Bilder: Michaela Hopp, ilumy design

Nur eines macht Sadi heute nicht mehr: Sich Nägel in die Nase schlagen. Als dieser selbst erlernte Trick 2005 einmal schief ging, versprach er dem behandelnden Arzt, es bleiben zu lassen …

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„Schaut mal, da ist was!“ Aufgeregt deutet der Zweitklässler nach vorne. Tatsächlich: Hinter dem Busch im Ebersbacher Wald lugt ein Reh hervor. Ein paar Sekunden halten alle gut 20 Kinder den Atem an, dann merken sie: „Das rührt sich ja gar nicht“. Doch obwohl es sich nur um ein täuschend echtes Präparat handelt, sind die Kleinen begeistert vom Anblick des Wildtiers. Schließlich haben es die drei Jäger der Hegegemeinschaft Günztal extra für sie aufgestellt, um ihnen beim Kinderprojekt „Waldtage“ Wild und Wald anschaulich näher zu bringen. Um kurz nach neun Uhr sind die Obergünzburger Schüler von Kleinreichholz aus Richtung Gfällmühle losmarschiert. Den Wanderweg entlang ging es zu einem Wildacker am Waldrand. Die Jäger haben dort Kräuter, Klee und zahlreiche Blumensorten angesät, um ein Paradies für Rehe zu schaffen. Denn die sind im Gegensatz zu Kühen und Hirschen echte „Naschkatzen“, erklärt Werner Schneider den Kleinen. Anstatt wie Kühe und Hirsche zu grasen und dabei wahllos fast alles abzurupfen, zupfen sie sich hier ein Kräuterchen, dort ein Kleeblatt und nebenan noch die Knospe von einem Strauch.


Kinder auf der Pirsch: Waldtage im Günztal

Mehrere Wildacker haben die Waidmänner allein in diesem Revier geschaffen. Schneider freut sich dabei, dass die Landwirte dafür so bereitwillig Flächen bereitgestellt haben. Warum Wildacker für Rehe, aber auch für die selten gewordenen Hasen in der heutigen Kulturlandschaft so wichtig sind, erklärt Schneider den Kindern einprägsam: „Ihr könntet ja auch nichts essen, wenn Mist oben auf dem Teller liegt“ sagt er und erzählt, dass nach dem Mähen der „normalen“ Wiesen meist gleich gedüngt wird. Überhaupt sind die Abfallprodukte der Tiere für die Kinder höchst interessant. Sie erfahren, dass der reinliche Dachs sich ein eigenes Klo gräbt, den Dachsabort, und der angeberische Fuchs seine Hinterlassenschaften gerne deutlich sichtbar ablegt – zum Beispiel auf Baumstämmen. Da sind die kleinen Kötel der Rehe doch viel unauffälliger. Ein paar Meter weiter gibt es auf der Aussichtskanzel große Augen: Durch das Fernglas können die Kinder echte Rehe beim Äsen beobachten. Diese sind zwar relativ weit weg auf der angrenzenden Wiese. Doch das Fernglas zeigt sie zum Greifen nah.

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Kinder auf der Pirsch: Waldtage im Günztal

Durch den Wald geht es zu einem Futterplatz mit den aufgestellten Präparaten. Die Kinder haben keine Schwierigkeiten alle zu finden: Fuchs, Marder, Dachs und Hase, aber auch Eichelhäher, Specht und Kleiber. Anfassen dürfen sie die teuren Stücke zwar nicht. Doch dafür liegen später am „Wildmobil“ gegerbte Felle von Reh, Dachs, Biber, Marder, Fuchs, Hirsch und Wildschwein bereit, um von Kinderhänden intensiv erkundet zu werden. Zuvor allerdings gilt es, das Winterfutter der Rehe zu begutachten. „Das sieht aus wie Müsli“ stellen die Kinder rasch fest. Allerdings riecht die Mischung aus Getreide, Klee und Apfeltrester leicht säuerlich. Außerdem lernten die Buben und Mädchen anhand der Jahresringe an Baumstümpfen das Alter der Bäume zu bestimmen. Entlang des Wanderwegs entdecken die Kinder etliche der rund 30 Nistkästen, die die Jäger aufgehängt haben. Sie werden jeweils vor Beginn der Brutsaison gereinigt und hergerichtet, damit die nächste Generation von Meise & Co dort aufwachsen kann. Die Zäune, erfahren die Schüler, sind zum Schutz vor Rehen um Aufforstungen gezogen worden. Denn je exotischer eine Baumart ist, desto verlockender finden die Wildtiere sie zum Abwetzen des Basts am Geweih und zum Naschen, erklärt Schneider. Allerdings können die Zäune zu Todesfallen werden, wenn sie später nicht mehr entfernt werden, sondern einwachsen, zeigt der Jäger. Am Wildmobil warten nicht nur die Felle, sondern auch heiße Wiener auf die Schüler. Revierinhaber Peter Schindele kümmert sich um die Verpflegung, die jeweils von den Metzgereien und Bäckereien aus der Umgebung teilgesponsert wird. So gestärkt stellen die Kleinen noch allerhand Fragen an die Waidmänner. Zum Beispiel, warum die Rehe im Winter gefüttert werden. „Damit sie nicht vor lauter Hunger die jungen Bäume verbeißen und dann stärker gejagt werden müssen“, erläutern die Jäger. Darauf eine Sechsjährige: „Ihr seid’s ja so lieb – und ich hab immer gedacht, ihr schießt nur“. Spätestens wenn solche Sätze fallen, wissen Werner Schneider und seine Kollegen Michael Schindele, Florian Weinbrenner und Peter Schindele, dass sich die zwei aufwendigen Tage mit Kindern im Wald gelohnt haben. Heuer erhielten sie zudem noch tatkräftige Unterstützung von den Kleinen: Sie bastelten „Kitz-Retter“ (realistische Vogelscheuchen) aus raschelnden Plastiktüten. Diese werden am Tag vor dem Mähen in den Wiesen aufgestellt, damit die Rehgeiß ihre Kitze


Kinder auf der Pirsch: Waldtage im Günztal

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aus dem hohen Gras holt und anderswo unterbringt. Denn sonst können die Jungtiere, die sich bei Gefahr einfach auf den Boden ducken und nicht vom Fleck rühren, leicht ins Mähwerk geraten.

Text: Daniela Hollrotter, Bilder: Werner Schneider

Außerdem hatten die Jäger beim Absuchen der oft riesigen Wiesen in den folgenden Wochen „so viele Helfer wie noch nie“, freute sich Schneider: Gut 20 Freiwillige waren auf den Waldtag hin gekommen, um gemeinsam mit den Jägern durch das hohe Gras zu laufen. Dabei entdeckten sie insgesamt acht Kitze und retteten sie so vor dem Mähtod. Einzig der präparierte Kleiber hat die diesjährigen Waldtage von Revierpächter Peter Schindele nicht überstanden: Er war anscheinend so lebensecht, dass ihn entweder ein Greifvogel oder ein konkurrierender Artgenosse so zurichtete, dass die Jäger am Ende nur noch die Hälfte des Präparats in Händen hielten… www.jagd-marktoberdorf.de

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Sie haben Generationen von Kindern das Fürchten gelehrt: 66 Bilder, die Leben und Leiden der Apostel und verschiedener Heiliger zeigen – inklusive ihrer Folterung in blutigen Details. Zu finden sind die Bilder unbekannten Ursprungs in der kleinen Kaufbeurer Kirche St. Blasius neben dem gleichnamigen Wehrturm. Doch das Gotteshaus aus dem 15. Jahrhundert hat weitaus mehr zu bieten als nur die „Comics des Mittelalters“, wie die Stadtführer Anton Heider und Klaus Müller die Bilder nennen. 1319 wird erstmals eine Blasiuskirche urkundlich erwähnt, erzählt Müller, vermutlich handelte es sich dabei um ein Holzkirchlein neben der Stadtmauer. Sicher ist, dass zur Kirche ein Friedhof gehörte – dort, wo nun das Mesmerhaus steht. Gut ein Jahrhundert später, zur Blütezeit Kaufbeurens, entstand das jetzige Gotteshaus, heute eine der am besten erhaltenen Wehrkirchen in ganz Bayern, so Müller. Um die damals teuren Steine zu sparen, baute man sie an der Westseite direkt an die Stadtmauer, sodass vom Wehrgang aus der Gottesdienst durch kleine Fenster mitverfolgt werden konnte. Zunächst entstand der kleine spätgotische Chor, für den sogar das Gelände ein Stück aufgeschüttet wurde, zeigt Müller anhand von Stützmauern. Anno 1436, so vermeldet eine Tafel am Kircheneingang „ward volpracht dieser kor“. Knapp


Kirchliches Kleinod mit blutrünstigen Bildern

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50 Jahre später stand auch das kleine, fast quadratische Langhaus als „Hallenkirche“ mit gleich hohen Mittel- und Seitenschiffen. Im Kreuzrippengewölbe zieren die Wappen von Kirchenpflegern, Wohltätern und Adligen die Schlusssteine. Auch das Maßwerk an den neun spitzbogigen Fenstern wurde jeweils unterschiedlich gestaltet. Das ist Heider einst beim Fensterputzen aufgefallen: „Die Baumeister haben damals ihre Phantasie gezeigt“, schmunzelt der langjährige Kirchenpfleger von St. Blasius. Er kennt auch die aus vergoldeter Pappe angebrachte 8 neben den geschnitzten Ziffern 1, 5 und 1 am Altar. Ursprünglich sollte dieser wohl 1517 fertig gestellt werden. Allerdings hat es Jörg Lederer, berühmter Zunftmeister der Kaufbeurer Bildhauer, wohl nicht rechtzeitig geschafft und die bereits angeschnitzte 7 einfach überdeckt. Dafür band der Künstler drei Bischofsfiguren aus einem früheren Altar – Ulrich, Blasius und Erasmus mit Eisenpfriemen unter den Fingernägeln – perfekt in sein Werk ein. Von Lederer selbst stammen die vier kleinen Evangelisten zwischen den Bischöfen und die Schreinwächter neben dem Altar: Johannes der Täufer und Anna Selbdritt mit ihrem Enkel Jesu. Damit man die beiden auch bei geöffneten Altarflügeln sehen kann, verwendete Lederer etwa 30 Zentimeter lange Scharniere. Eine geniale Technik, denn dadurch rücken die beiden Figuren bei geöffneten Altarflügeln nach innen und sind im Gegensatz zu normalen Flügelaltären immer noch sichtbar, meint Heider. Weil St. Blasius eine Prozessionskirche ist, wurde auch die Rückseite des Altars gestaltet.

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Kirchliches Kleinod mit blutrünstigen Bildern

Das Vortragekruzifix links im Chor stammt vermutlich aus St. Martin und wurde um 1350 geschaffen. Der an einem Astkreuz befestigte Korpus ist innen hohl, wie man durch die Seitenwunde gut sehen kann. Durch diese Wunde wurden oft kleine Zettel mit Wünschen gesteckt, berichtet Müller. Die Wunde ist allerdings nichts im Vergleich zu den Bildern, die heute noch Kinder und Jugendliche faszinieren. Weil im 15. Jahrhundert nur etwa zehn Prozent der Menschen lesen und schreiben konnten, wollte man ihnen die Heiligen Märtyrer und ihr Leben auf diese Weise näher bringen, erklärt Heider. So entstand auf der Südseite das große Gemälde, auf dem die Aussendung der Apostel zu sehen ist. Daneben und darunter zeigen zwölf Bilder ihr Ende: Die Kreuzigungen von Petrus, Andreas und Philippus, die Steinigung von Matthias und die blutige Häutung von Bartholomäus. Darunter befinden sich – erstaunlicherweise nicht in Latein, sondern in Neuhochdeutsch – die Erklärungen dazu. Im Westen erzählen je zehn Bilder die Geschichte der drei Heiligen Ulrich, Erasmus und Antonius samt der diversen Folterungen des Erasmus, dem unter anderem die Eingeweide aus dem Bauch gezogen werden. Im Norden schließlich zeigen 20 Bilder die Lebens- und Leidensgeschichte von St. Blasius inklusive der Enthauptung der sieben Frauen. Die Bilder sind nicht nur wegen ihrer Blutrünstigkeit einzigartig. Üblicherweise werden in Kirchen auch keine Zyklen, sondern nur einzelne Heiligenbilder gezeigt, so Müller. Außerdem kann man an ihnen die Entwicklung der Malerei in den etwa 30 Jahren, in


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denen sie entstanden sind, nachvollziehen: Auf der Nordseite ist der Hintergrund noch einfarbig, im Osten werden bereits Himmel und einzelne Bäume gezeigt und im Süden schließlich sind die Bilder perspektivisch mit einem detaillierten Hintergrund, zeigt Müller.

Text und Bilder: Daniela Hollrotter

Unter den Bildern ist jeweils ein einfaches Gestühl in der ansonsten banklosen Kirche angebracht. Dieses sollte älteren und kranken Menschen helfen, die damals oft mehrstündigen Gottesdienste im Stehen durchzuhalten, erklärt Müller. Die Arme konnten aufgelegt, die Sitzklappen als „Stehstütze“ schräg nach oben ausgerichtet werden. Wurde das Holz vor lauter Müdigkeit losgelassen, krachte es mit ohrenbetäubendem Lärm hinunter, erklärt Müller. Deshalb heißt es auch heute noch: „Halt die Klappe“.

Die Kirche St. Blasius ist an Palmsonntag, zu den Blasiuskonzerten und an den vier Wochenenden vor Weihnachten für Rorate-Messen geöffnet. Außerdem ist sie ihm Rahmen von Stadtführungen zu besichtigen. Sehenswert sind auch das Reliquienaltärchen, die weiteren Figuren, Wandfresken und der Bildteppich mit St. Blasius und den Tieren. Klaus Müller und Anton Heider (v. li.)

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Die Wertach hat viele Gesichter: Mal sprudelnder Gebirgsbach, mal von Menschenhand gezähmter Fluss für die Energiegewinnung, mal breiter See als Paradies für Wasservögel und Wassersportler. Knapp 146 Kilometer lang – von seiner Entstehung bei Oberjoch bis zur Mündung bei Gersthofen – haben wir den zweitlängsten Fluss des Allgäus begleitet. Auf einer Radtour, die durch vier Landkreise und eine Vielzahl von Landschaften führt. Gut 1.000 Meter hoch in den Allgäuer Alpen fließen der Kaltenbrunnenbach und der Eggbach zusammen zur Wertach. Um den Geburtsort „unseres“ Flüsschens zu sehen, müssen wir den mit schwungvollem blauen W auf grünem Grund ausgeschilderten Radfernweg „Wertach erleben“ zwischen Ober- und Unterjoch kurz verlassen. Danach geht es wieder parallel zur B 310 durch Wiesen und Wälder. Erst ab dem Kurort Wertach verlassen wir die gut befahrene Straße, um entlang des idyllischen Grüntensees und der Wertach Nesselwang zu erreichen. Nun ist es erstmal vorbei mit bergab. Wir radeln zwischen hohen Wiesen und Wäldern, queren ein kleines Bächlein und werden freundlich von einer Eselherde begrüßt, bevor es zwölf Prozent bergauf nach Maria Rain geht. Mühsam schieben wir unsere Räder bis zur Wallfahrtskirche, den empfohlenen Abstecher zum ehemaligen Kohlebergwerk sparen wir uns.


146 Kilometer für einen vielseitigen Fluss

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Nun wird es ohnehin anstrengend: Wir überqueren die A7 und radeln über Stich nach Bachtel und von dort durch Wald und Wiesen nach Wildberg. Dieser Abschnitt der Tour ist zwar herrlich abgelegen, allerdings geht es ständig bergab und bergauf. Dazu kommen drohende Gewitterwolken, die uns bis Görisried begleiten. Von der Wertach sehen wir nichts mehr, der Radweg verläuft ein ganzes Stück entfernt von „unserem“ Flüsschen, der hier in einem engen Tobel sprudelt. Auf einem schmalen Sträßchen geht es an der Alpe „Beichelstein“ vorbei durchs Grüne. Erst kurz vor Oberthingau, das wir links liegen lassen, führt die Strecke wieder auf einer stärker befahrenen Straße. Bald erreichen wir Eschenau und damit wieder unsere Wertach. Nun verläuft der Radweg fast bis Leuterschach direkt neben dem Fluss Über Fechsen gelangen wir immer den Bahngleisen entlang bis ins schöne Marktoberdorf, wo wir einen kurzen Abstecher zur Eisdiele machen. Erst in Ebenhofen verlassen wir die Bahn und begeben uns wieder zur Wertach auf den gekiesten und eingegrünten Radweg neben dem hier fröhlich plätschernden Flüsschen, der sich bald nach Biessenhofen zum Bachtelsee mit seinen vielen Schwänen und Enten erweitert.

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146 Kilometer für einen vielseitigen Fluss

Wir kreuzen die Wertach am Wehr, wo es herrlich nach Fisch riecht und gelangen über den Bärensee nach Kaufbeuren. An der Crescentia-Brücke heißt es aufgepasst: Hier geht es nach unten zur Wertach bis zur Neugablonzer Brücke und dann neben der Buronstraße entlang. Erst kurz vor der Kläranlage gelangen wir wieder zum Fluss und bleiben bis zur Flohwiese in Pforzen fast durchgehend dicht neben ihm. Auf Höhe Leinau grüßt uns der Biber von einer Infotafel, am Fitnessplatz in Pforzen informieren wir uns über die Wertach selbst. Durch Wiesen und Felder radeln wir im Sonnenschein nach Schlingen. Begleitet vom Pfeifen der Mäusebussarde biegen wir nach rechts wieder zur Wertach ab, am Kraftwerk Frankenhofen bewundern wir die Fischtreppe. Vorbei am „Balanceakt zum 48. Breitengrad“ erreichen wir den Bingstetter und später der Irsingener See, an dem uns Tafeln des Fischereivereins Bad Wörishofen Fische, Vögel und Schlangen näher bringen. Nun hören wir schon die A 96, die wir kurz darauf unterqueren. An der Unterquerung der Kreisstraße findet der Spaß vorläufig ein Ende: Ein paar Zentimeter Schlick bringen die Griaß-di’-Redakteurin zu Fall und lassen sie ein paar Meter durch den Matsch schliddern. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert, aber Jacke, Hose, Kamera und das Eisbär-Maskottchen sind zentimeterdick mit Schlick bedeckt. Entsprechend belustigt grüßt uns in Türkheim der Heilige Nikolaus.


146 Kilometer für einen vielseitigen Fluss

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Rechts die Wertach, links zunächst Häuser und dann wieder die allgegenwärtigen Weiden, radeln wir nach Ettringen und weiter bis Höhe Hiltenfingen. Nun überqueren wir die Wertach und biegen gleich wieder links an einer kleinen Kapelle auf den bekiesten Weg ein. Nach einem kurzen Stück geht es über einen kleinen eisernen Steg und entlang eines Sportplatzes weiter. Auf Höhe Schwabmünchen umrunden wir in einem großen Bogen den Maibaum, bevor wir auf der anderen Seite der Hauptstraße wieder auf den Kiesweg neben der Wertach einbiegen. Jetzt verlassen wir unser Flüsschen nur noch kurz in Großaitingen, ansonsten bleiben wir dicht neben ihm, queren ihn immer wieder über idyllische Holzbrücken mit Dach oder radeln mit herrlichem Blick auf einem kleinen Damm.

Text und Bilder: Daniela Hollrotter

Kurz vor Inningen weicht der Kiesweg einer etwas welligen und holprigen Teerstraße, danach geht es wieder auf Kies durch den Wertachauwald. Auch in Augsburg selbst bleiben wir stets dicht am Fluss und bekommen so nur an wenigen Stellen den Verkehr in der Stadt mit. Unser Ziel ist dann so unauffällig, dass wir es fast übersehen: Nur das kleine grüne Schild direkt neben dem Radweg zeigt uns, dass hier Wertach und Lech zusammenfließen und wir nach gut 145 Kilometern im Sattel unser Ziel erreicht haben.

Wir haben den Fernradweg „Wertach erleben“ auf zwei Etappen zurückgelegt: Einmal im Rundkurs Biessenhofen-Oberjoch und zurück; dieser Teil ist recht anstrengend und nur bedingt für Kinder geeignet. Beim zweiten Mal sind wir von Biessenhofen nach Augsburg geradelt und mit der Bahn zurückgefahren; diese Etappe ist deutlich länger, verläuft aber eben bis leicht bergab und einfach.

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Brauchtum und Tradition liegen Karlheinz Rüffer am Herzen: Er will Bewährtes bewahren und weitergeben. Deshalb setzt sich der KönigLudwig-Verein Dösingen, den Rüffer seit 2010 führt, unter anderem für die Wiederbelebung der bayerischen Wirtshauskultur ein. Einen wirtschaftlichen oder politischen Zweck verfolgt der Verein nicht. Doch auf den namensgebenden König angesprochen, antwortet Rüffer frei nach dem Schriftsteller, Regisseur und Schauspieler Georg Lohmeier: „Wir brauchen zwar keinen König, aber schön wäre es schon“ Lohmeier wünschte sich schon 1974 die Rückkehr Bayerns zur Monarchie. Er gründete den Bund bayerischer Patrioten und initiierte die König-Ludwig-Vereine. Etwa 35 davon gibt es noch, darunter den in Dösingen, der am 11. Oktober


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1980 ins Leben gerufen wurde. „Im gesamten Allgäu gibt es nur noch vier KönigLudwig-Vereine“, meint Rüffer. Alle anderen haben sich mittlerweile aufgelöst. Der Verein im 800-Seelen-Dorf Dösingen vereint immerhin noch 137 Mitglieder, die aus dem Ort selbst und der Umgebung, aber auch aus Marktoberdorf, Buchloe und sogar Amsterdam stammen. Ein „harter Kern“ von 15 bis 20 Vereinsmitgliedern trifft sich jeden ersten Freitag im Monat zum Stammtisch mit Brotzeit, um sich auszutauschen. Seitdem das einzige Gasthaus im Ort geschlossen hat, finden die Treffen privat statt. Ein passender öffentlicher Raum wäre wichtig, meint Rüffer, doch bislang habe sich noch nichts gefunden. Dem Vorsitzenden macht die Überalterung der Mitglieder Sorgen. Er glaubt, dass sich in einem öffentlichen Raum wieder mehr und auch jüngere Menschen für die Brauchtumspflege interessieren ließen. So gab es bis vor ein paar Jahren noch einen wöchentlichen Stammtisch des Vereins. Er ist ebenso verschwunden wie der sonntägliche Stammtisch nach der Kirche – für Rüffer ein „Verlust von gelebter Kultur“ in Bayern. Er setzt sich mit seinem Verein dafür ein, dass Brauchtum erhalten bleibt. So organisiert der König-Ludwig-Verein alle fünf bis sechs Jahre das Aufstellen eines neuen Maibaums in Dösingen und veranstaltet jeweils am 1. Mai eine Feldmesse für die lebenden und verstorbenen Mitglieder. Der Verein restaurierte ein großes Feldkreuz und ließ zusammen mit dem Burschenverein Dösingen eine zweite Glocke für die örtliche Kapelle mitten auf dem Dorfplatz gießen. Außerdem veranstaltet er regelmäßig eine Wallfahrt zu „Maria im Stock“ im Fuchstal. Die Mitglieder unternehmen Fahrten zu den Königsschlössern oder nach München in die Michaeliskirche, wo der Sarg des Königs aufbewahrt wird. Sie besuchen gemeinsam Ausstellungen, nehmen an Führungen teil oder fahren zur Musical-Aufführung nach Füssen.

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Brauchtumspflege im Namen des Königs

Der Heimatminister lädt den Verein in den Kaisersaal der Residenz ein, wenn der Heimat-Bayern-Preis verliehen wird, die Königstreuen Augsburg und die Brauerei Riegele laden in die Biermanufaktur zur Verleihung der Riegele-Bierkette für Bayerische Verdienste. Auch zur Verleihung des Heimatpreises Schwaben durch Staatsminister Dr. Markus Söder werden die Dösinger in den Viermetzhof nach Augsburg geladen. In Tracht nehmen sie an der Gedenkmesse für König Ludwig II. in Berg bei Starnberg teil, die jedes Jahr am 1. Sonntag nach dessen Todestag gefeiert wird. Aber auch seine königliche Hoheit Luitpold Prinz von Bayern, Urenkel des letzten bayerischen Königs Ludwig III., holt den Verein regelmäßig auf Schloss Kaltenberg – jüngst zur 500-JahrFeier des Reinheitsgebots, erzählt Rüffer. Natürlich sind die Dösinger – obwohl der Ort „erst“ seit 1802 zum Königreich Bayern gehört – jedes Jahr beim Bayerischen Patriotentreffen zu finden. Bereits zwei Mal richtete der Verein das Treffen selbst aus: 1986 zur Fahnenweihe das achte und im September 2008, Rüffer war damals 2. Vorsitzender, das 30. Patriotentreffen – mit jeweils mehr als 30 anderen Vereinen aus ganz Bayern. 2015 hatte der Verein zudem das Fernsehen zu Gast: Christoph Süß von „quer“ befragte die Mitglieder zur damaligen Situation der Flüchtlinge am Münchner Hauptbahnhof zur Oktoberfest-Zeit.


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Text: Daniela Hollrotter, Bilder: König-Ludwig-Verein, Daniela Hollrotter

Das Patriotentreffen findet immer wieder auch in Gammelsdorf statt. An diesem Ort bewahrte 1313 eine Schlacht Bayern vor der der österreichischen Fremdherrschaft, erzählt Rüffer. Am dortigen Denkmal hatte auch Georg Lohmeier wiederholt Reden gehalten. An dessen Beerdigung im Januar 2015 nahmen die Dösinger ebenfalls teil.

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Schmierereien in Kaufbeuren Für die Vandalen aus dem Kaufbeurer Jordanpark hat die Stadt jetzt endlich eine Belohnung ausgesetzt. Hoffentlich finden sie denjenigen, der das gemacht hat. So eine Schweinerei, dass sie immer alles in der Stadt vollschmieren müs-

sen. Ich find’s schrecklich, wie manche heutzutage mit öffentlichem Eigentum umgehen. Wir wollen doch alle, dass unsere Stadt schön ist! Zum Glück konnte die Sauerei entfernt werden.

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Endlich geht mal was schneller als gedacht ... Wer hätte gedacht, dass eine öffentliche Baumaßnahme mal schneller geht, als vorher erwartet. Die Kaufbeurer Fußgängerzone ist ein leuchtendes Beispiel für bürger- (und touristen-)

freundliches Bauen! Die FuZo soll zwischen Kemptener Tor und Kaiser-Max-Straße noch heuer fertig werden, obwohl die Baustelle für zwei Jahre angesetzt war! Ich freu mich schon drauf.


Die Burons und ihr Joker Die neue Spielzeit hat für den ESV Kaufbeuren gegen den EHC Freiburg mit einem Sieg begonnen. Ob das am neu gewonnenen Teamgeist liegt? Die Mannschaft war nämlich vor Saisonbeginn bei einer Führung mit dem Nachtwächter durch die Gassen der Altstadt Kaufbeurens unterwegs. Eine schöne Sache. So können alle

in der Mannschaft die Stadt besser kennenlernen. Und vielleicht war die Aktion ja eine sogenannte Team-Building-Maßnahme, wie man es neudeutsch heutzutage so schön sagt. Wie auch immer. Ich wünsche dem ESVK eine erfolgreiche Saison und den ein oder anderen Joker, den sie ziehen können.

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Das Leben ist hart. Bei Wind und Wetter stapft der Gemeindehirte durchs Dorf und treibt die Herde vor sich her, die bei jedem Bauern um einige Tiere anwächst. Den ganzen Tag über ist er den Elementen ausgesetzt, am Abend schnitzt er Löffel, Gabeln und Holzschuhe oder fertigt Körbe, um seinen kargen Lohn aufzubessern. In armen Dörfern, die kein Hirtenhaus haben, isst und schläft der Hirte reihum bei den Bauern, wird geduldet, aber nicht geliebt. Etwa sechs Jahrhunderte lang fristeten die Hirten der kollektiven Weidewirtschaft ihr Dasein am Rande der Gesellschaft. Vor sieben Jahren hat ihnen Heinrich Maul mit dem Hirtenmuseum in Ebenhofen ein Denkmal gesetzt. Die oft zitierte Hirtenromantik gab es in Wirklichkeit nicht, sagt Maul. Das Hirtenhorn diente nur zum Aus- und Eintreiben des Viehs, das Hüten der Tiere war harte Arbeit. Die Gemeinschaftsweide, Allmende genannt, durfte zwar nur von den angestellten Viehhütern, nicht aber von den einzelnen Bauern beweidet werden. Doch grenzten daran saftige Wiesen und Äcker, von denen die Vierbeiner tunlichst ferngehalten werden mussten. Zum Schutz vor Regen und Kälte dienten nur Hut und ein Umhang, manchmal lediglich aus zusammengebundenem Stroh. Meistens gingen die Hirten barfuß.


Die Viehhüter hatten kaum Rechte, zählten zu den „Unehrlichen“, im Sinne von Ehrbarkeit und mussten oft Dienst als Dorfarbeiter oder Totengräber versehen. Weil kaum einer von ihnen schreiben und lesen konnte, wurden sie leicht übervorteilt. Dabei waren sie alles andere als dumm: Durch ihre Arbeit im Freien kannten sie sich mit dem Wetter aus wie kaum ein anderer. Auch lernten sie, Krankheiten und Verletzungen bei ihren Tieren mit Kräutern zu heilen. Deshalb wurden sie manchmal zu kranken Menschen in deren Häuser gerufen. Ein Betre-

ten der Bauernwohnung war ihnen ansonsten verwehrt, sie wurden mit Argwohn betrachtet. Eine Aussicht auf Heirat oder gar Kinder hatten die Hirten nicht. Nur in Ausnahmefällen und wenn eine Gemeinde oder Fürst für die Nachkommen bürgte, erhielt einer von ihnen die Ehe-Erlaubnis. Ansonsten hatten sie sich vom anderen Geschlecht tunlichst fernzuhalten: Ließ sich ein Mädchen oder eine Magd mit einem Hirten ein oder bekam sogar ein Kind, verstieß man sie, so Maul Die Situation der Hirten im Allgäu verbesserte sich erst, als sich die Hirtenbruderschaften gründeten. So haben sich die Hirten aus Ebenhofen und etwa 50

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Fesselnde Erinnerung an ein hartes Leben

Dörfern aus der weiteren Umgebung 1719 zur Bruderschaft des „Schwarzen Skapuliers“ in Ebenhofen zusammengeschlossen – aus dem Bedürfnis nach sozialer Gemeinschaft, in der man sich Hilfe und Schutz gab, heraus. Aber auch, weil man sich dadurch mehr Rechte gegenüber den Bauern erhoffte. Von den geringen Beiträgen wurden alte und kranke Hirten unterstützt, der erste Festgottesdienst der Bruderschaft fand 1762 in der Kapelle im Jungholz statt. Genauere Angaben zur Bruderschaft stammen aus den Aufzeichnungen von Pfarrer Lohbrunner über den „Ursprung der Wallfahrt im Jungholz“ vom 16. September 1719.

„Hirtenleben zwischen Idylle und Wirklichkeit“

Sichtbares Zeichen der Bruderschaft waren die sieben Hirtenstäbe mit ihren Mäntelchen, zu Ehren der sieben Schmerzen der Muttergottes, aber auch die kunstvoll gestaltete Hirtenlade, in der das Geld und das Bruderschaftsbuch aufbewahrt wurden. Die beiden Schlüssel dazu besaßen der Vorsitzende, der oft Lesen und Schreiben konnte, und der Bruderschaftspfleger, meist der Pfarrer, den die Hirten so als Verbündete gewannen. Die Lade aus dem Jahr 1771 ist als Leihgabe im Heimatmuseum zu sehen.

Das komplette Dachgeschoss dort ist den Hirten gewidmet. Stoffbanner und große Tafeln erklären Eid und Gelübde, Alltag und Bruderschaft der Viehhüter, über der Treppe ist ein „Schlafgemach“ mit Strohmatte zu sehen. Sinnvoll ist jedoch zunächst eine kurze Führung mit Heinrich Maul, der sich jahrzehntelang mit dem Leben der Hirten beschäftigt hat. Er wühlte in Gemeinde-, Stadt- und Staatsarchiven und schrieb am Ende sogar ein Buch: „Hirtenleben zwischen Idylle und Wirklichkeit“. Maul sammelte zudem mehr als 30 Jahre lang in Biessenhofen und Umgebung alte Gegenstände, die er der Nachwelt überliefern wollte – und initiierte so das Heimatmuseum. Mit dem „Baschtlehaus“ aus dem 17. Jahrhundert – benannt nach dem einstigen Besitzer Sebastian Ried – fand es im Jahr 2000 mitten im Ort die passende Bleibe. In unzähligen ehrenamtlich geleisteten Stunden richteten Maul und seine über 100 Mitstreiter das Haus her. Jeder half mit dem, was er hat und kann, freut


Fesselnde Erinnerung an ein hartes Leben

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sich Markus Breitenbach, der voriges Jahr den Vorsitz des 1999 gegründeten Förderverein Baschtlehaus von Maul übernommen hat. Das Museum selbst hat zwar nur jeden 1. Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Doch der Verein organisiert etliche Veranstaltungen und Aktionstage wie das „Brautfuderfest“, bei dem eine Hochzeit um 1880 originalgetreu nachgestellt wurde, oder das „Brandlöschen im Mittelalter“. In der Tenne mit dem neu errichteten Anbau gaben sich kürzlich zum zweiten Mal die Mundartdichterin Waltraud Mair und die Gruppe „Funkahex“ die Ehre. Für die Kinder gibt es einen eigenen Führer und ein Museumsrätsel, außerdem richtet der Verein ständig wechselnde Sonderausstellungen ein, die alle Themen rund um das Leben und die geschichtlichen Ereignisse im Dorf abdecken: So etwa Knechte und Mägde, das Kriegsende, die Gülleausbringung oder die Auswanderer, deren Spuren Maul und Breitenbach bis nach Amerika folgten.

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Text: Daniela Hollrotter, Bilder: Daniela Hollrotter, Markus Breitenbach

Bis Anfang Oktober wurden die rund 80 Feldkreuze und Marterl in der Gemeinde Biessenhofen sowie historische Bilder von Lale Aufsberg über das Leben und Arbeiten im Allgäu in den 1920er-Jahren gezeigt. Jetzt steht das einstige Wasserschloss in Ebenhofen – von der Errichtung bis zu seiner Zertrümmerung – im Mittelpunkt. Denn dort nächtigte im Winter 1515 Kaiser Maximilian mit einem Tross von 200 Menschen und vertilgte die Wintervorräte der Gemeinde, so Maul, der zu Beginn des Jahres zu diesem Thema vor gut 200 Zuhörern einen seiner Vorträge hielt.




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