DIE KURSWOCHENREIHE Es war einmal ... Das Märchen der Turmbauer Nach langen, langen Jahren machten sich die Menschen wieder einmal auf, einen hohen Turm zu bauen - einen Turm, in dem die Weisheit allen sozial-kulturellen Wissens und Handelns weitergegeben werden sollte. Die Arbeit kostete viel Mühe, und so kam es, daß man nach jeder Woche harter und auseinandersetzungsreicher Arbeit mehrere Wochen Pause benötigte, das Gewesene und Erreichte wirken zu lassen und für sich zu verarbeiten. Zu Beginn jeder Bauwoche wußte jeder, was zu tun war. Gemeinsam legte man Hand an. So entstand Woche für Woche Stockwerk für Stockwerk - wenn da nur nicht die Donnerstage gewesen wären; denn donnerstags war die Arbeit immer so weit fortgeschritten, daß die Decke eines jeden Stockwerkes gerichtet werden konnte. Und weil nun jede Decke eines Stockwerks immer wieder auch der Fußboden ist, aus dem die neuen Stockwerke entstehen, breitete sich immer wieder Uneinigkeit darüber aus, wie das neue Stockwerk auszusehen habe. Bald richtete sich der Unmut gar gegen die Planer: den einen griffen sie nicht hart genug durch, den anderen ließen sie zu wenig Freiraum, ihre eigenen Ideen zu verwirklichen. Die einen fühlten sich allein und zu wenig vorbereitet, die anderen hingegen kamen sich gegängelt vor. Die einen waren das viele Reden leid, die anderen forderten mehr Gehör. Die Planer verdrehten die Köpfe und alles, was in ihnen war. Und dann dieser Donnerstag: Die Pla-
ner dachten nach, machten immer wieder neue Pläne und verwarfen andere. Sie erstellten gar Planspiele - Spiele, in denen der Turmbau, Stockwerk für Stockwerk und Mauer für Mauer durchgespielt wurde. So tun als ob und hinterher nachdenken, wie man sich gefühlt hat! Das war den Turmbauern zu viel. So würde man nie fertig werden, immer damit beschäftigt zu sein, eine Rolle zu spielen, eine Kelle zu schwingen, ohne damit den angerührten Zement verteilen und die Fugen verschmieren zu können. Gemeinsam zog man vor die Planungsbaracke, wo gerade wieder neue Spielchen entworfen wurden. “Mehr Wärme!”, “Mehr Miteinander!”, “Mehr Kompetenzen!”, “Mehr Individualität!” skandierten die Turmbauer rhythmisch wie aus einem Munde und streckten in einheitlichen Bewegungen immer wieder die ausgerollten Transparente in die Höhe: “Veränderung”, “So nicht”, “Phantasie beim Umbau” war da zu lesen. Die Planer sahen sich gezwungen, Planspiel Planspiel sein zu lassen und sich zu einem Gespräch bereit zu erklären. In mühevoller und lebhafter Diskussion handelte man schließlich ein gegenseitiges Vier-Punkte-Programm aus, das die Erwartungen der Parteien untereinander festhielt: Die Turmbauer erwarteten von der Planungsgruppe, den Turmbauern mehr Luft zu lassen, mehr Verantwortung an sie zu delegieren, die Stockwerke weniger ausladend, aber dafür konzentrierter zu gestalten und geeignete Orte des Après-Miteinander zu finden. Dagegen erwartete die Planungsgruppe von den Turmbauern eine Verbindlichkeit
VERBAND FÜR SOZIAL-KULTURELLE ARBEIT Rundbrief 298
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der Präsenz, Toleranz in der Beschäftigung auch mit anderen als den üblichen Baumethoden, Kritik rechtzeitig und konstruktiv transparent zu machen und schließlich Selbstdisziplin bei der Einhaltung der Einsatzorte. Zudem richtete man ein zweiköpfiges Beratungsteam ein, das aus den Reihen der Turmbauer beschickt wurde. Zufrieden über dieses Agreement und mit dem besten Willen, sich beiderseitig an dieses Vier-Punkte-Programm zum Wohl aller Beteiligten und des noch nicht fertigen Turmes zu halten, machte man sich in angenehmer und positiver Stimmung von Neuem an´s Werk..... (Verfasser: Prof.Dr. Jürgens, KFH Köln, anläßlich der Fachveranstaltung am 10.10.98 in Köln)
...... Und wenn sie nicht gestorben sind, dann werkeln sie noch heute so endet die Geschicht im Märchen, und so könnte sich die Geschichte fortsetzen lassen, wenn es weitere Kurswochenreihen geben würde. Was tatsächlich geschah Der bereits eingangs beschriebene, längere Vorlauf für dieses Fortbildungsprojekt des Verbandes hatte im März 1996 endlich Erfolg gezeigt, so daß mit der Besetzung der Projektleitungs- und Verwaltungsstelle im April 1996 die Ausschreibung für die Kurswochenreihe erfolgen konnte. Das Konzept Mit 6 Kurswochen (im Zeitraum Oktober 1996 bis Juni 1998) und einer 2-wöchigen Hospitationsphase war diese Fortbildungs-