Interview mit Jana Sussmann | RUNNING - Das Laufmagazin Nr. 162

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WARM UP | Aus der Szene

Saison abgehakt und bin monatelang nicht gelaufen. Im Nachhinein tat mir das aber ganz gut. Es war kein Motivationsloch, sondern ich habe akzeptiert, dass mein Körper einfach mal nicht laufen will. Dann habe ich mal gelebt, wie es Leistungssportler eigentlich nicht machen. Das heißt nicht, dass ich immer feiern war, sondern ich habe Schwedisch gelernt, habe im Sommer viel im Park gesessen, mich mit Freunden getroffen. Das fiel in die Zeit, als ich nach Hamburg gezogen bin, so konnte ich die Stadt richtig erkunden. Schmitz: Dann bist Du aber auch noch verletzt gewesen. Sussmann: Ja, ich hatte ein Knochenödem. Das habe ich wohl etwas verschleppt, die Entzündung am Sitzbein habe ich schon etwas länger gemerkt. Dann war ich damit bei sieben Physiotherapeuten, die konnten mir aber nicht richtig helfen. Also habe ich wieder eine Laufpause gemacht. Jetzt ist es weg, und alles ist wieder gut.

IM GESPRÄCH MIT …

JA N A S U S S M A N N

Schmitz: Vorhin hast Du es bereits anklingen lassen. Ein Vereins- und Städtewechsel liegt hinter Dir. Sussmann: Ich bin von der LG Nordheide und dem Trainer André Prüsmann vor etwa anderthalb Jahren zu Beate Conrad nach Hamburg gegangen und starte jetzt für das Laufteam Haspa Marathon Hamburg e. V.

von Jochen Schmitz Jana Sussmann galt als die deutsche Hoffnung über den 3.000-Meter-Hindernislauf. Das Talent war ziemlich schnell – ziemlich erfolgreich. Dann kam die Karriere vorübergehend ins Stocken. Nun hat die 23-jährige Hamburgerin wieder Fahrt aufgenommen. Näheres dazu erfahren Sie auf diesen Seiten, auf denen es auch um Muffins, die Tagesschau sowie um einen unaufmerksamen Fragesteller geht.

Schmitz: Hättest Du das vor zehn Jahren für möglich gehalten? Sussmann: Nee, überhaupt nicht. Schmitz: Wie bist Du damals zum Laufsport gekommen?

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Sussmann: Na ja, als Kind schaut man halt so, welcher Sport einem liegt. Ich habe eine Zwillingsschwester. Zusammen haben wir viel ausprobiert, so haben wie eine ganze Weile Kunstturnen gemacht, da waren wir aber noch ziemlich klein. Dann kam Judo an die Reihe. Und dann fing es ungefähr mit neun Jahren an, dass wir im Nachbardorf mal zum Leichtathletikverein gegangen sind. Schmitz: Welcher Verein war das? Sussmann: Der MTV Laßrönne, der zur LG Nordheide gehört. Da war ich so lange, bis ich dann nach Hamburg gewechselt bin.

Schmitz: Du warst dann ziemlich schnell erfolgreich. 2011 hast Du bei der U23Europameisterschaft die Silbermedaille errungen und bist Deutsche Meisterin geworden. Dann wurde es etwas ruhiger um Dich, was war los? Sussmann: So richtig weiß ich das noch immer nicht, vielleicht war es die Summe aus vielen Kleinigkeiten. Ich konnte keine Leistung bringen, war aber offensichtlich nicht krank, hatte mit der Atmung Probleme. Vielleicht war es auch vom Kopf her, weil ich gar nicht so weit von der Olympia-Norm für London entfernt war. Obwohl ich den Druck eigentlich gar nicht so empfand. Dann habe ich die

RUNNING | 4/2014

FOTO: NIKE

Jochen Schmitz: Unser Interview findet im Rahmen des Titel-Shootings für diese Ausgabe von RUNNING – Das Laufmagazin statt. Ist das für Dich noch etwas Besonderes? Jana Sussmann: Ja, ich habe das zwar schon mal für ein anderes Magazin gemacht, aber natürlich ist das etwas Besonderes, schließlich ist das Cover mit mir dann an jedem Kiosk zu sehen.

Schmitz: Mir ist mal zu Ohren gekommen, dass Du Dich bei Deinem Besuch bei den Olympischen Spielen in London mit einem Cappuccino und Muffin trösten musstest, da Du nur als Zuschauerin dabei warst. Sussmann: Das war, als ich mir in London den Vorlauf von Gesa Krause und Antje Möldner anschaute. Das war schlimmer anzusehen, als ich dachte, ich hatte einen dicken Kloß im Hals. Anschließend musste ich erst mal kurz alleine sein und habe mir für ein Vermögen einen Cappuccino und einen Muffin geholt – dann war das wieder okay. Schmitz: Ich frage, weil es mich interessiert, wie sonst so Deine Ernährung aussieht und ob Du von einem Ernährungswissenschaftler beraten wirst.

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Sussmann: Generell ernähre ich mich sehr gesund und ausgewogen. Allerdings habe ich immer ein Tageshighlight, das ist der besagte Cappuccino mit einem Stückchen Kuchen. Da will ich nicht drauf verzichten. Na klar gehe ich mal zu McDonald’s, gerade nach einem Wettkampf schmeckt das ja besonders gut. Einen strikten Ernährungsplan gibt es bei mir nicht. Bei Fragen haben wir einen Ernährungsberater, den ich kontaktieren kann. Schmitz: Du bist jetzt gerade aus der Uni gekommen. Was studierst Du? Sussmann: Nach meiner abgeschlossenen Lehre als Bankkauffrau studiere ich jetzt im zweiten Semester Medien und Information an der HAW in Hamburg. Das ist richtig cool, das macht mir Spaß. Schmitz: Was passiert, wenn Du den Bachelor in der Tasche hast? Sussmann: Ich würde gerne in den Journalismus, würde gerne schreiben. Mein Traum war schon immer, Tagesschausprecherin zu werden. Schmitz: Wie bekommst Du Uni und Sport unter einen Hut? Sussmann: Das geht eigentlich ganz gut, zwar schaffe ich es unter der Woche nicht, zweimal täglich zu trainieren, aber das hole ich dann am Wochenende nach. Wenn ich früh Uni habe, dann trainiere ich nachmittags, und wenn es später in die Uni geht, dann trainiere ich halt schon morgens. Meine Trainerin ist ja hier vor Ort und wir sind beide sehr flexibel, genau wie meine Trainingspartnerin Andrea Diethers. Schmitz: Machst Du nebenbei einen Ausgleichssport oder ist das nicht drin? Sussmann: Ich fahre mit Begeisterung Rennrad. Schmitz: Zurück zum Spitzensport – was sind Deine nächsten Ziele? Sussmann: Mein letzter 3.000-MeterHindernislauf ist so lange her, da freue ich mich einfach auf das nächste Rennen. Ich will bald an meine Bestleistung heranlaufen, dann sehe ich weiter. Schmitz: Wo wir gerade beim Thema Hindernisläufe sind. Was hältst Du von

Events wie dem StrongmanRun oder BraveheartBattle? Sussmann: Das ist auf keinen Fall mit dem Hindernislauf im klassischen Sinne zu vergleichen. Die Strecken sind viel länger. Ich finde das toll, wenn andere daran teilnehmen, aber für mich ist das nix, schon alleine das kalte Wasser. Schmitz: Sind lange Strecken generell nichts für Dich? Ich schiele in Richtung Marathon. Sussmann: Nein, derzeit definitiv nicht, auch später leistungsorientiert sicher nicht. Höchstens bei den Staffeln beim Hamburg Marathon. Da bin ich übrigens letztes Jahr mit meiner Zwillingsschwester und den Sujews-Zwillingen zusammen gestartet. Außerdem kann man beim Marathon nur ein bis zwei Wettkämpfe im Jahr laufen. Schmitz: Wie viele Wettkämpfe absolvierst Du denn so im Jahr? Sussmann: Uh, da habe ich noch nie drüber nachgedacht. Mit allem drum und dran bestimmt 20. Schmitz: Jetzt am Samstag spielt hier der HSV gegen die Bayern. Wer gewinnt? Sussmann: Der HSV, damit er nicht absteigt. Dann ist die Grundstimmung meiner Freunde besser (lacht). Sussmann: Jochen, ich wollte Dir doch noch erzählen, wie ich zum Laufen gekommen bin, das hast Du jetzt vergessen. Schmitz: Na, dann nur zu. Sussmann: Bei dem Leichtathletikverein im Nachbardorf haben wir zunächst alles gemacht: laufen, springen, werfen. Die Trainerin hat dann gesehen, dass wir relativ gut laufen. Und dann sind wir mit ungefähr zwölf Jahren zu André Prüsmann gekommen. Früher war meine Schwester immer schneller als ich. Als wir dann so 14, 15 Jahre alt waren, hat sich das geändert, dann habe ich die Wettkämpfe gewonnen. Meine Schwester ist dann nur noch so zum Spaß gelaufen, und bei mir wurde es dann ernst. Schmitz: Jana, danke für den Nachtrag.

Anmerkung der Redaktion: das Interview wurde am 30.04.2014 aufgezeichnet.

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