RUNNING - Das Laufmagazin | Mission Mami Teil 6

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WARM UP |

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ärgerlich! Hatte ich doch in der ganzen Schwangerschaft kein Bauchmuskeltraining genau aus diesem Grund gemacht! Aber wenn der Bauch von 60 auf 110 Zentimeter gedehnt werden muss und die Bauchmuskeln vor der Schwangerschaft gut trainiert waren, dann gibt es das eben. Und wenn das Kindchen mit nur fünf Presswehen zur Welt kommt, kann man sich ungefähr vorstellen, was bei der geringen Anzahl für Kräfte wirken.

Geduld und immer wieder Geduld von Andreas Schur In der Serie „Mission Mami“ begleitet RUNNING – Das Laufmagazin exklusiv die erfolgreiche Amateur-Läuferin Judith Hertell durch ihre Schwangerund die frühe Phase der Mutterschaft. Andreas Schur/RUNNING: Hallo Judith und Ella! Schön, endlich die eigentliche Protagonistin dieser Serie kennenzulernen. Wie geht es Euch? Judith Hertell: Hallo! Die kleine Ella wächst fleißig und hebt schon seit längerer Zeit ihr Köpfchen allein. Damit heißt es Bahn frei für die ersten Ausfahrten mit dem Radanhänger in liegender Position. Die Geburt selbst verlief problemlos und war schneller beendet als ein Marathon. RUNNING: Das heißt, Du bist schon wieder voll im Training? Judith Hertell: Ganz so leicht ging es dann leider doch nicht! Die Gynäkologin diagnostizierte: Rektusdiastase, mindestens vier Zentimeter. Das heißt, der Spalt zwischen den geraden Bauchmuskeln ist doppelt so breit wie nach einer Schwangerschaft üblich. Wie

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RUNNING: Demnach konntest Du die ersten Wochen noch nicht laufen? Judith Hertell: Genau, aber immerhin haben mein Mann und ich den Grundsatz gefasst, dass Ella jeden Tag an die frische Luft soll. Das heißt, es ging gleich los mit Spaziergängen, am ersten Tag bei eisigen minus 15 Grad machte sich der Wintersack, den ich mir zu meinem Babyjogger geleistet habe, bezahlt. Ella hatte es im Wagen kuschelig warm und ich fühlte mich bei klirrender Kälte und Sonnenschein wie im siebten Himmel! An Sport war in dieser Zeit nicht zu denken. Aber der tägliche Spaziergang war auch anstrengend genug. Nach zwei Wochen hat mir die Hebamme einige Übungen gezeigt, die zur Rückbildung der Rektusdiastase beitragen sollten. Vom Ehrgeiz gepackt, habe ich diese Übungen mehrmals täglich durchgeführt, sodass ich drei Wochen nach der Geburt zumindest schon wieder für eine halbe Stunde schwimmen durfte. RUNNING: Und wie war das dann beim „ersten“ Schwimmen? Judith Hertell: Es zeigte sich gleich: Die Koordination, das Körpergefühl, Rumpfstabilität – alles noch nicht vorhanden. Selbst die Arm-Bein-Koordination, die beim Schwimmen da sein sollte, fehlte. Nach einer halben Stunde krampfhaftem Versuch, mit den anderen aus der Schwimmgruppe mitzuhalten, gab ich völlig erschöpft auf. Ich ging zum „Ausbaden“ auf die andere Bahn. Brustschwimmen im Senio-

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rentempo. Und 6 selbst Teil che o W . 6 hier machetwa r e d nach te ich durch den BeinGeburt schlag die schmerzhafte Bekanntschaft mit den völlig ausgeleierten queren Beckenbodenmuskeln. Das ist auch der Muskel, der mich am nächsten Tag noch in Form von Muskelkater an meinen Ausflug erinnerte. Aber da war es wieder: dieses unbeschreibliche Gefühl der endlosen Erschöpfung nach dem Sport, diese tiefe Zufriedenheit, seinen Körper an die Grenze gebracht zu haben. Ich bin wieder da!

RUNNING: Wann folgte der erste Laufversuch? Judith Hertell: Nach etwa vier Wochen zeigte mir die Hebamme Beckenbodenübungen, zusätzlich absolvierte ich erste Einheiten auf meinem Stepper – anfangs zehn, nach einer Woche bereits 40 Minuten. Auch das stärkt den Beckenboden. Nach fünf Wochen endlich grünes Licht für die erste Laufeinheit. Am nächsten Morgen schnürte ich nach dem Stillen die Laufschuhe, packte Ella in den Baby-Jogger und los. Wir haben uns ein Kombi-Gerät geleistet: Kinderwagen, Babyjogger und Radanhänger in einem. Da ist ein vollgefederter, spezieller Babysitz drin, mit dem man schon von Anfang an Fahrrad fahren und joggen darf. Der Spaß dauerte allerdings keine zehn Minuten bis der Beckenboden erschöpft aufgab und seine Signale sendete. Ich spazierte noch eine halbe Stunde durch die Gegend und musste mir eingestehen, dass ich wohl noch etwas Geduld haben muss. Mann, bin ich genervt! Nachtrag: Geduld und Alternativtraining haben sich gelohnt: Mit nur wenigen Laufeinheiten finishte Judith neun Wochen nach der Geburt den Freiburg Halbmarathon in 1:36:22 Stunden als 38ste von über 1.700 Frauen. Glückwunsch!

RUNNING | 4/2012


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