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KARTE: VERANSTALTER

REPORTAGE | Honolulu Marathon

Adventmarathon unter Palmen

Vielbesuchtes Paradies

Für alle offen

Oahu, die drittgrößte Insel des vulkanischen Archipels, hat touristisch viel zu bieten. Hier leben drei Viertel der 1,2 Millionen Einwohner des 50. USBundesstaats, davon allein 400.000 in Honolulu. Waikiki Beach bietet Badeurlaub mit Weltstadt-Atmosphäre und entsprechenden Shopping-Möglichkeiten. Honolulu bedeutet „geschützte Bucht“ und ist ein vielbesuchtes Paradies für Surfer und Schnorchler. Wer mehr Ruhe liebt, fährt an die malerischen Strände der Ost- und Nordküste mit schöner Aussicht auf die vorgelagerten Mokolua-Inseln.

Einen Hinweis darauf gibt schon der Text der Ausschreibung: „All runners will be permitted to finish regardless of their time.“ Das ist wörtlich zu nehmen, das Ziel schließt, wenn der letzte Läufer angekommen ist. 19.102 Finisher werden an diesem 11. Dezember registriert. Der letzte überquert nach 14:13:12 Stunden die Ziellinie. Drei Minuten zuvor kommt die blinde elfjährige Japanerin Wakana Ueda an, die von ihrer Mutter begleitet wird. Ein Alterslimit gibt es nicht. Zahlreiche Kinder sind auf der Strecke, meist mit großem Ernst bei der Sache. Es gibt gar eine Altersklassenwertung 15–19, Schnellster ist der 15jährige Hayako Seki mit 3:00:02 Stunden als 58. im Gesamtfeld. Auch das schnellste Mädchen, Kana Harada, ist mit 3:24:11 Stunden flott unterwegs und platziert sich im Damenfeld als 26. Am oberen Ende der Alterspyramide sind die Altersklassen W80 und M85 mit je sechs Finishern ebenfalls gut besetzt.

FOTOS: ULI SAUER

Eine Laufreise zum Traditionsmarathon in Honolulu von Uli Sauer

Honolulu, 5.00 Uhr früh, vor Sonnenaufgang – daheim in Deutschland wird am 11.12.2011 die dritte Kerze auf dem Adventskranz angezündet, in Hawaii schauen 20.000 Menschen gen Himmel, unter ihnen auch 100 deutsche Läufer. Mit einem prächtigen Feuerwerk startet traditionsgemäß der 39. Honolulu Marathon. Nach einer Tagesflugreise mit elf Stunden Zeitverschiebung hatte tropisch feuchtwarmes Klima die Weltreisenden in Sachen Marathon empfangen. Der Dezember ist der regenreichste Monat in Hawaii, doch bei Durchschnittstemperaturen um 25 Grad Celsius sind die täglichen kurzen Schauer eher eine willkommene Erfrischung.

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Eine Akklimatisierung von einer Woche, wie sie beispielsweise das Programm des Reiseveranstalters Interair GmbH vorsieht, hilft bei der Anpassung (weitere Anbieter sind in Deutschland unter anderem Grosse-Cossmann und Ali Schneider Marathonreisen). Herbert Steffny, ehemaliger Weltklasse-Läufer, heute Buchautor und Kommentator, begleitet seit fast zwei Jahrzehnten deutsche Laufgruppen zum Honolulu Marathon. Mit täglichen, lockeren Trainingsläufen und Gymnastikeinheiten leitet er die Vorbereitung auf den Marathon-Sonntag, gibt in einem Vortrag Tipps zum Laufen bei Tropenklima und zeigt bei einem Busausflug den Streckenverlauf. ◗ Akklimatisierungslauf im Vorfeld des Marathons

RUNNING | 2/2012

RUNNING | 2/2012

Geschichtsträchtiges Rahmenprogramm Zum touristischen Pflichtprogramm gehört auch der Besuch des U-BootStützpunkts Pearl Harbor, berühmt geworden durch den japanischen Luftangriff am 07.12.1941, bei dem über 2.000 US-Soldaten zu Tode kamen. Die Marathon-Reisenden erleben am Mittwoch vor dem Lauf, dem 70. Jahrestag der Bombardierung, die Erstauflage einer großen Gedenk-Parade auf der Strandpromenade. Zur Begeisterung der Zuschauer zeigt sich der Umzug wenig militärisch und mehr als polynesischer Karneval. Ungeachtet der Kriegsgeschichte sind die Japaner heute hochwillkommen auf Hawaii und stellen mehr als die Hälfte der 20.000 Marathonstarter. Sie bestimmen das Bild dieses Rennens und sorgen dafür, dass dieser Marathon einer der ungewöhnlichsten seiner Art ist.

Mit Spaß dabei Das 42,195-Kilometer-Rennen auf Honolulu ist einer der größten „japanischen“ Marathons und vermittelt einen Eindruck, welches Verständnis man im Land der aufgehenden Sonne vom Laufen hat. Es geht darum, anzukommen, Spaß zu haben oder auch in besonderer Weise heroisch aufzutreten. Wenn bunte, einfallsreiche, ungewöhnliche Kostüme getragen werden, dann meist von Japanern. Da sieht man Darth Vader, historische Krieger, Hula-Tänzerinnen, diverse Tier-Kostüme, Anzugträger mit Laptoptasche oder elektronische High5Zähler. Andere laufen barfuß, auf Stelzen oder kasteien sich mit Holzsandalen.

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REPORTAGE | Honolulu Marathon

◗ Gute Stimmung beim Team aus Deutschland

Mit Rückenwind ins Ziel Die ungefähre durchschnittliche Finisher-Zeit liegt bei 5:45 Stunden. Wer nach sechs Stunden im Ziel ist, hat noch mehr als 8.000 Läufer hinter sich. Im hinteren Feld wird aus dem Wettkampf ein Wandertag, Tausende bewegen sich schon vom Start weg im Gehtempo und gönnen sich unterwegs auch mal eine Pause an der Imbissbude oder im Schnellrestaurant. Dennoch ist der Honolulu Marathon ein perfekt organisiertes Rennen, das schnelle Zeiten möglich macht. Das Streckenprofil gibt sich wellig, aber nicht übermäßig anspruchsvoll. Von Honolulu City geht es flach am Waikiki Beach entlang, nach zehn Kilometern ist ein leichter Anstieg von 40 Höhenmetern bei der Umrundung des Diamond-Head-Kraters zu bewältigen, den man auf dem Rückweg, dann bei Kilometer 40, schon deutlicher spürt. Dazwischen verläuft der Kurs am Meer entlang der Sonne entgegen, bis nach Kilometer 26 der Wendepunkt erreicht ist und der Passatwind den Teilnehmer zurück zum Ziel im schönen Kapiolani Park schiebt.

◗ Herbert Steffny (links unten) begleitet seit Jahren Reisegruppen zum Honolulu Marathon

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◗ Verdienter Lohn im Ziel

Gespickt mit Spitzenathleten Das Wetter meint es diesmal gut mit den Sportlern. Es bleibt bedeckt und trocken, die Temperaturen sind mit 22 Grad Celsius erträglich. Die Luftfeuchtigkeit lässt jedoch keine Zeiten auf Top-Niveau zu. Das Elitefeld ist mit Spitzenathleten besetzt, in erster Linie aus Kenia. Benjamin Kiptoo und Nicholas Manza haben 2:06-Zeiten vorzuweisen, Patrick Ivuti siegte 2007 in Chicago und bereits zweimal, 2008 und 2009, in Honolulu. Ivuti ist es dann auch, der sich einen Zweikampf mit Titelverteidiger Nicholas Chelimo liefert, nachdem beide nach 35 Kilometern die Spitzengruppe demontierten. Chelimo hat nach 2:14:55 Stunden den längeren Atem und entscheidet den Bergabsprint vom Diamond Head ins Ziel mit drei Sekunden Vorsprung für sich.

Ergebnisse und Fazit Das Damen-Rennen sieht einen äthiopischen Doppelsieg. Die 25-jährige Woynishet Girma kommt mit 2:31:41 Stunden zum ersten bedeutenden Erfolg ihrer Laufbahn. Zwölf Sekunden bleiben ihr vor der im Schlussspurt stark aufkommenden Misiker Mekonnindemissie, die die Russin Valentina Galimova noch knapp abfängt. Schnellster Deutscher im Feld ist Bruno Hornstein aus Wilhelmsfeld als 110. mit 3:09:54 Stunden. Mit einer schnelleren zweiten Hälfte beweist er eine perfekte Renneinteilung. Marianne Preuß von der BSG Springorum Bochum kann als beste deutsche Läuferin mit starken 3:31:57 Stunden die W55 gewinnen. Bleibt das Fazit: Kosmopolitische Stadt, unvergleichliche tropische Natur und ein außergewöhnliches Lauf-Erlebnis: Honolulu und Hawaii erweisen sich als Top-Destination auf der MarathonWeltkarte.


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