Pointe de la Grande Vigie Anse Bertrand
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Pointe d‘Antique
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Petit-Canal
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TITELSTORY | Guadarun
Morne-à-l‘Eau
LA DESIRADE
Le Moule
KAR
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Ilet à Fajou
einstündige Überfahrt nach La Désirade beginnt. Von weitem erinnert die Form des elf Kilometer langen Eilands an den Rumpf eines umgekippten Schiffes. Am Plage Beauséjour, direkt neben dem Hauptort Grande-Anse, wird bei einbrechender Dunkelheit das erste Camp aufgebaut. Dazu erhält jeder Läufer sein persönliches „Zwei-Minuten-Zelt“, das durch ein spezielles Spannsystem tatsächlich in der genannten Zeit einwandfrei steht. Voilà – so endet der 07.04.2012 bei 25 Grad am Strand unter Palmen und einem herrlichen Vollmond. Was für eine Kulisse, welch ein Kontrast!
Wo aus Schlammzombies Menschen werden
Christoph Kolumbus entdeckte La Désirade auf seiner zweiten Expedition im Jahre 1493 nach einer langen und entbehrungsreichen Überfahrt. Aus diesem Grunde nannte er sie auch „La Deseada“ – die Ersehnte. Ruhe und Einfachheit zeichnen diesen tafelförmigen Kalksteinfelsen mit aus, der auf einem vulkanischen Sockel ruht. Mit 27 Kilometern ist die ersehnte erste Etappe nicht nur knackiger Auftakt, sondern zugleich ein komplettes Inselsightseeing. Wir starten mit zehn welligen Kilometern über die D 207, die einzige Straße auf Désirade, bis zu
Der Guadarun 2012 von Stefan Schlett · Fotos: Wieland Vosseler
Pointe des Colibris
Sainte-Rose POINTE-A-PITRE Sainte-Anne
Pointe-Noire
Saint-François Pointe des Châteaux Iles de la Petite-Terre
Le Gosier
Pointe à Lézard
Goyave
Bouillante
Atlantik
Grand-sans-Toucher (1.354 m) Soufrière (1.467 m)
Vieux-Habitants
Basse-Terre
Beauséjour
Les Abymes
Lamentin Baie Mahault
CapesterreBelle-Eau
Saint-Claude Gourbeyre
MARIE-GALANTE Saint-Louis
Trois-Rivières
Pointe du Vieux-Fort
LES SAINTES
Grand-Bourg
Capesterre-deMarie-Galante
Terre-de-Bas
den Ruinen der alten Leprastation, die 1728 errichtet wurde und 200 Jahre in Betrieb war. Ab 1763 wurden auch Straftäter auf die Insel verbannt. Gleich darauf wird an der Ostspitze von La Désirade der Leuchtturm am Pointe Doublé passiert. Ein spontaner Beobachtungshalt beschert dem neugierigen Reporter die spannende Begegnung mit einem fast einen halben Meter großen und gar nicht scheuen Riesenleguan. Ernüchterung bringt der steile Aufstieg auf das 273 Meter hoch gelegene Kalkplateau Grande Montagne in der Mittagshitze, das auf Schotterpisten, vorbei an mehreren Windkraftwerken, bis zu einer Wallfahrtskapelle überquert wird. Nach steilem Abstieg ergänzen dann anspruchsvolle Küsten-Trails die komplette Umrundung von La Désirade. 90 Fährminuten weiter südlich erwartet uns die Zuckerrohrinsel Marie-Galante,
Schon seit 13 Jahren gibt es einen wunderschönen, kleinen und familiären, bei uns so gut wie unbekannten Abenteuerlauf durch das Inselarchipel von Guadeloupe, das zusammen mit Martinique, Saint-Barthélemy und Saint-Martin zu den Französischen Antillen gehört. Diese wiederum sind Teil der Kleinen Antillen, einem 1.000 Kilometer langen Inselbogen, der von Anguilla im Norden bis nach Trinidad im Süden reicht und die Ostgrenze der Karibik bildet.
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ie Hauptinsel des französischen Überseedepartements hat die Form eines Schmetterlings, wobei jeder Flügel, durch ein Mangrovengebiet getrennt, ein eigenes, landschaftlich völlig unterschiedliches Eiland darstellt: das flachere Grand-Terre mit der Hauptstadt Pointe-à-Pitre und das von tropischem Regenwald beherrschte Basse-Terre mit dem 1.467 Meter hohen aktiven Vulkan La Soufrière, dem höchsten Berg der Kleinen Antillen. Zu Guadeloupe gehören noch vier bewohnte Satelliteninseln, die als Dependancen bezeichnet werden: Die ehemalige Sträflingsinsel La Désirade, die flache Zuckerrohrinsel Marie-Galante, sowie die bretonisch besiedelten
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Les Saintes mit Terre-de-Haut und Terre-de-Bas. Und schon hat man die äußerst delikaten Zutaten für den Guadarun: sechs Etappen auf sechs Inseln, mit völlig unterschiedlichem Landschaftscharakter – insgesamt 135 exotische Laufkilometer durch bizarre Tropenlandschaften mit Traumstränden, Bergen, Dschungelpfaden, einsamen Buchten und Regenwald. Der erste Tag des Guadarun beginnt für mich bei Regen und fünf Grad in aller Herrgottsfrühe am nasskalten Frankfurter Flughafen. Wenige Stunden später treffen sich über 60 Laufenthusiasten aus sechs Ländern am Pariser Flughafen Orly, zum sieben-
stündigen Flug nach Pointe-à-Pitre. Dort werden wir von „Miss Dauphine“ empfangen, einer guadeloupischen Schönheitskönigin, die nicht nur zum Repräsentieren angetreten ist. Aude Belenus, wie die hoch gewachsene, aparte, kaffeebraune Grazie mit bürgerlichem Namen heißt, soll uns die gesamte Tour als Helferin begleiten. Das gehört zum Konzept von Lucien Datil, dem einheimischen Erfinder des Laufevents, der fast seinen ganzen Familienclan im Helferstab rekrutiert hat und selbst sämtliche Etappen mitläuft. Lucien bugsiert Teilnehmer und Gepäck sogleich in bequeme Reisebusse für den Transfer quer über die Insel zum Fährhafen St. Francois, wo die
RUNNING | 5/2012
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TITELSTORY | Guadarun
cke die vielfältige Vegetation des Eilands widerspiegelt. Steppen- und Weideland, Dornenbüsche, herrliche Single-Trails durch saftige, feuchte Wälder und entlang der zerklüfteten Küste mit ihren rasiermesserscharfen Kalksteinformationen sind eine wahre Delikatesse. Eine knallharte Herausforderung für die zwei Gruppen der Association
die mit 158 Quadratkilometern größte der Satelliteninseln des Archipels Guadeloupe. Kolumbus gab ihr den Namen seines Flagschiffs „Santa Maria Galanda“. Im frühen 18. Jahrhundert befanden sich hier an die 100 Zuckerfabriken. Heute ist Grande Anse im Hauptort Grand-Bourg die letzte Fabrik, die sich halten konnte. Außerdem sind
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Dunes d’Espoir, einem im Jahre 1999 gegründeten Verein mit rund 100 Mitgliedern. Ziel der Vereinigung ist es, behinderte Jugendliche auf der Joëlette, einem 2.700,– Euro teuren und geländegängigen Gefährt, über die größten und anspruchsvollsten Laufstrecken der Welt zu bringen. Eine Knochenarbeit, für die mindestens drei und maximal acht Personen notwendig sind.
lich, recht französisch in seiner Erscheinung und von vorwiegend mediterraner Ausstrahlung. Vulkanische Hügel und tiefe Buchten prägen die Landschaft. Ein anderthalb Kilometer langer Fußmarsch bringt die Truppe nach Pont-Pierre, ein wunderschöner, von Riffen geschützter Strand mit feinem, braunem Sand. Die wie ein Hufeisen geformte Bucht wird uns zwei Tage lang als Camp dienen.
Weiter geht’s – eine Stunde westlich von Marie-Galante liegt das Archipel Les Saintes mit acht kleinen Inselchen. Die beiden einzigen bewohnten Inseln beherbergen insgesamt 3.000 Menschen und sind Schauplatz der folgenden Etappen. Und ja, auch sie wurden von Kolumbus entdeckt, der ihnen den Namen „Los Santos“ nach dem Feiertag Allerheiligen gab. Die Ankunft an der berühmten tiefblauen Bucht von Terre-de-Haut ist atemberaubend. Das Leben hier gestaltet sich beschau-
Morgens um 6.00 Uhr geht es mit der Fähre über die drei Kilometer breite Passe du Sud nach Terre-de-Bas, wo in einem lauschigen Restaurant erst mal ein gepflegtes Frühstück serviert wird. Dieses bildet die Grundlage für 15 heiße und trockene Kilometer, die mit zwei steilen Bergen garniert sind. Natürlich erst nach angemessener Verdauungszeit. Acht Kilometern einspurige Betonpiste, die die beiden einzigen Ortschaften dieser ruhigen und friedlichen, von Nachfahren afrikanischer
Sklaven bewohnten Insel verbindet, folgt ein knackiger und anspruchsvoller Trail durchs Unterholz. Dazwischen eröffnen sich immer wieder beeindruckende Ausblicke auf den zerklüfteten Inselarchipel von Les Saintes. Nach getaner Arbeit wird ein Mittagessen in drei Gängen serviert und am frühen Nachmittag sind wir wieder zum Relaxen zurück an unserem Traumstrand. Die vierte Etappe hat einen historischen Begleitgeschmack. Auf den Tag genau vor 230 Jahren kam es auf dem Kanal zwischen Les Saintes und der Nachbarinsel Dominica zum „Trafalgar der Antillen“. Unter dem Kommando von Admiral Rodney standen die Engländer der von Admiral Comte de Grasse geführten französischen Marine gegenüber. Die Schlacht endete für die Franzosen mit dem Verlust ihrer gesamten Flotte. Verlustfrei verläuft der 15-Kilometer-Lauf, bei dem keine Ecke und kein Berg von Terre-de-Haut ausgespart
noch drei Destillerien in Betrieb. Der hier produzierte Rum gehört zu den erlesensten Tropfen weltweit. Der reizvolle Strand Plage de la Feuillère bei Capesterre im Südosten der fast kreisrunden Insel mit ihren 14.000 Einwohnern ist für eine Nacht unser Quartier. Früh am nächsten Morgen ist Aufbruch zum Halbmarathon, dessen Stre-
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TITELSTORY | Guadarun 24. Februar 2013
Land Rover Malta Marathon
werden. Auf Trails zum Morne Morel (136 Meter), auf Asphalt zum Fort Napoleon (120 Meter), im Slalom durch Touristenhorden im Hafen, auf fast senkrechten Betonpisten zum Le Chameau (309 Meter, höchster Berg der Insel) und durch tiefe Sandpassagen über den rauen Strand von Grande Anse. Sportlerisches Multitasking! Dabei immer wieder malerische Ausblicke auf die Bucht, in der gerade ein mondäner Fünfmaster ankert. Nur eine halbe Stunde mit dem Boot ist es bis zum „Festland“ von Guade-
einer Berghütte. Für einige Teilnehmer ist damit das Limit erreicht, ein halbes Dutzend muss das Rennen vorzeitig beenden. Was für ein Glück, dass der Zieleinlauf im Jardin d’Eau (Wassergarten) stattfindet, wo aus den Schlammzombies wieder Menschen werden. Denn sonst wäre der anschließende Umzug ins Drei-Sterne-Hotel Golf Village problematisch geworden … Das kalkhaltige Inselplateau von Grande-Terre verlangt mit dem finalen und längsten Abschnitt über 33 Kilometer noch einmal Standvermögen. Die faszinierende Küstenlandschaft mit weißen Sandstränden, türkisfarbenen Lagunen und unzähligen, zackigen Trails ist purer Laufgenuss. Mit einer feierli-
chen Siegerehrung am Abend findet dann das einwöchige Insel-Hopping seinen würdigen Abschluss. Die ersten drei Plätze machen die Einheimischen unter sich aus, der Sieger Fred Lengai (Gesamtzeit 12:49:26 Stunden) kommt aus Marie-Galante. Schnellste Frau ist die Französin Laetitia Pibis auf dem sechsten Gesamtplatz in 15:28:40 Stunden. Fazit: Ein faszinierender Insellauf mit herzlicher und sehr familiärer Organisation. Die Vielfalt der Inseln und ständig wechselndes Terrain stellen eine besondere Herausforderung dar. Auf Schritt und Tritt begegnen einem die Zeugen der turbulenten Vergangenheit des Archipels. Das nächste Inselabenteuer findet vom 30.03. bis 07.04.2013 statt.
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loupe, wo auf Basse-Terre, dem linken „Schmetterlingsflügel“ die Königsetappe ausgetragen wird. Spielplatz sind die mit Feuchtwald bedeckten Flanken des Vulkans Piton de la Soufrière, auf einer Wendepunktstrecke mit 24 Kilometern und jeweils 1.100 Metern im Auf- und Abstieg. Nach sechs Kilometern Anlauf durch offenes Gelände nimmt uns dunkler, feuchter und schlammiger Bergdschungel auf. Dauerregen verwandelt die steilen und von dickem Wurzelwerk durchzogenen Pfade in Schlammrutschbahnen. Durch knietiefen Morast und dichte Nebelschwaden arbeiten wir uns auf allen Vieren hoch bis zum Wendepunkt an
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