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Titelstory | Blut spenden

Titelstory | Blut spenden

über eine höhere Anzahl junger roter Blutkörperchen als Untrainierte, weil beim Fußauftritt auf den Boden vermehrt alte Zellen zerstört werden (Läuferhämolyse).

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Einfluss des Eisens Da für die einsetzende, verstärkte Blutbildung nach der Spende Eisen benötigt wird, ist die Zeit für den Blutverlustausgleich abhängig vom Füllstand der Eisenspeicher. Sind diese voll, ersetzt der Organismus das entnommene Blut relativ schnell. Der Autor nahm im Selbstversuch zwei Tage vor und eine Woche lang nach der Blutspende täglich zur fleischhaltigen Kost eine Eisentablette (zweiwertiges Eisen) ein. Die ursprüngliche Leistungsfähigkeit wird dann nach acht bis maximal 14 Tagen wieder erreicht.

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Weiße Blutkörperchen

Dürfen sich Sportler angesprochen fühlen? von Dr. Dieter Kleinmann

Allerorten begegnen uns Aufrufe zum Blutspenden. Doch gerade im Ausdauersport werden Leistungseinbußen befürchtet und in den ersten Tagen danach auch beobachtet. Manche Laien rechnen durch den Verlust von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) zusätzlich mit einer erhöhten Infektanfälligkeit. Re-

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levant für den Leistungsabfall ist aber zunächst die Abnahme der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die für den Sauerstofftransport in die Muskulatur zuständig sind. Nach der Entnahme von einer Konserve Blut sinkt der Hämoglobinwert (Menge des Sauerstoff transportierenden Eiweißes in den roten Blutkörperchen) um 0,7–0,8, nach zwei Kon-

serven um 1,6–1,8 Gramm pro Deziliter. Den akuten Blutverlust kompensiert der Körper zunächst durch eine Engstellung der Gefäße und die Mobilisierung der venösen Reserve, sodass das notwendige Herzschlagvolumen gesichert ist. Außerdem regt der akute Blutverlust die Blutbildung (Erythropoese) im Knochenmark an.

RUNNING | 11-12/2010

Rote Blutkörperchen Bis zur Ausschwemmung neuer roter Blutkörperchen aus dem Knochenmark verstreichen etwa sechs bis acht Tage. Die jungen roten Blutkörperchen sind auf Grund besserer Fließeigenschaften flexibler, geben den transportierten Sauerstoff leichter an das Gewebe ab und besitzen eine stärkere Pufferkapazität. Langstreckenläufer verfügen

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Bei einem akuten Blutverlust, wie er bei einer Blutspende vorliegt, steigt in den ersten Stunden die Anzahl der Blutplättchen (Thrombozyten) und die der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) an. Letztere teilweise bis auf über 10.000 Stück pro Mikroliter (ein millionstel Liter). Die Granulozyten (eine bestimmte Form der weißen Blutkörperchen) besitzen zudem eine Migrationsfähigkeit, das bedeutet, sie können aus dem geschlossenen Knochenmarksraum in das Gefäßsystem gelangen, beziehungsweise von dort an die Oberfläche von Schleimhäuten und zum Entzündungsgewebe. Bei relativ langsamer Blutströmung befinden sich die spezifisch leichteren, weißen Blutkörperchen vorwiegend in Gefäßwandnähe. Die schwereren Erythrozyten kommen eher im mittigen Axialstrom des Blutgefäßes vor. Das begünstigt die Abwanderung der weißen Blutkörperchen aus dem strömenden Blut. Diese bewegen sich dann durch die innerste Zellschicht der Gefäßwand.

Lebenszeit der Zellen Die Entwicklungszeit angefangen bei den Ausgangszellen im Knochenmark

(Myeloblasten) bis zum reifen Granulozyten beträgt acht bis zwölf Tage. Nur ein Dreißigstel der gesamten Granulozyten-Zellmasse findet sich im zirkulierenden Blut. Die mittlere Verweildauer der weißen Blutkörperchen im peripheren Blut umfasst sechs bis acht Stunden. Im Gegensatz zu den roten Blutkörperchen mit einer Beständigkeit von etwa 120 Tagen haben die weißen keine bestimmte Überlebenszeit. Sie hängt von verschiedenen Faktoren ab: zunächst einmal vom Austritt aus dem peripheren Blut, der sofort oder in einem Zeitraum von etwa 24–30 Stunden erfolgen kann (dabei handelt es sich um den in einem Selbstversuch festgestellten Zelluntergang). Eine Rückkehr von einmal aus dem peripheren Blut ins Gewebe gewanderten Granulozyten findet in der Regel nicht statt. Als Speicher weißer Blutkörperchen gelten Lunge, Leber und Milz.

Open Window nach Ausdauerbelastungen Aus diesem Verhalten der Blutkörperchen ist leicht abzulesen, dass der Blutverlust bei der Blutspende relativ schnell wieder ausgeglichen wird. Es besteht keine Infektanfälligkeit, die auf den Verlust von Leukozyten bei der Spende zurückzuführen ist. Diese Beobachtung unterscheidet sich also von derjenigen nach hohen Ausdauerbelastungen. Bei mehrstündiger Belastung steigt vor allem die Anzahl an neutrophilen Granulozyten an (der häufigsten Form weißer Blutkörperchen) parallel zur Kortisolkonzentration (der Konzentration der Steroidhormone). Wie bei sportlichen Aktivitäten von weniger als zwei Stunden kommt es nach Belastungsende zu einem schnellen Abfall der für die Immunabwehr wichtigen Lymphozyten (Teilgruppe der weißen Blutkörperchen), zu denen auch die natürlichen Killerzellen gehören, sogar noch unter den Ausgangswert. Diese Phase der reduzierten Zellzahl, die auch mit einer verminderten Zellfunktion einhergeht, bezeichnet man auch als Open Window, das für die Infektionsanfälligkeit von Sportlern nach erschöpfender Belastung verantwortlich gemacht wird.

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