REPORTAGE | Gozo Trail 2015
Go for Gozo! G OZ O T R A I L 2 0 1 5
ür die meisten Teilnehmer beginnt der Eco Gozo 55k Ultratrail am 02.05.2015 mit einer kurzweiligen Überfahrt von Malta nach Gozo. Vom Fährhafen M´garr sind es dann nur noch zwei Kilometer bis zum Start. Weil Gozo eine überschaubare Größe hat, wird sie von den Einheimischen mit einem Augenzwinkern auch „10Minute-Island“ genannt. Die 30.000 Bewohner leben zum größten Teil in der Hauptstadt Rabat, dem Zentrum der Insel. Kleine Siedlungen und Dörfer, große landwirtschaftliche Flächen, viel Natur mit Feigenkakteen, Obstbäumen, wilde Blumenwiesen und Felsen prägen den landschaftlichen Charakter der Insel. Zahlreiche Badebuchten sowie Küstentrails und kleine Hügel eröffnen immer wieder weite Ausblicke. „Die perfekte Kulisse für ein Trail-Running-Event!“, dachten sich die Veranstalter von Hellfire Events Nathan und Deirdre Farrugia, Antonello Gauci und Streckenchef Ruben Degiorgio. Alle im Organisationsteam sind erfahrene Wettkampfsportler. Egal, ob als Ironman-, UTMBoder Marathon-de-Sables-Finisher. Jeder von ihnen weiß, worauf es im Wettkampf ankommt. Laufbegeisterte aus unterschiedlichen Ländern zusammenzubringen, ist für das Team der schöns-
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Text: Carmel Hild & Til Schneemann · Fotos: Ralf Graner Knapp 200 Kilometer von Siziliens Südküste entfernt liegt die Insel Gozo. Liebevoll wird sie auch die kleine Schwester Maltas genannt. Wer der Hektik Maltas entfliehen möchte, nimmt die 30 Minuten Fährfahrt gerne auf sich. Mit der Ggantija-Tempelanlage aus der Steinzeit, den beinahe 360 Kirchen verteilt auf 70 Quadratkilometer und dem Azure Window sind Gozos Sehenswürdigkeiten sehr vielfältig. Die beeindruckende Küstenlandschaft lernt man am besten auf der Strecke des Gozo 55k Ultra Trail kennen. Diese herausfordernde Inselumrundung belohnt jede Anstrengung mit abwechslungsreichen Pfaden und überwältigenden Aussichten.
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te Erfolg. Unter anderem sind Sportler aus China, Italien, Deutschland, Österreich, der Schweiz, Spanien, Frankreich und Zypern in dem Starterfeld von knapp 180 Teilnehmern vertreten. Die familiäre Stimmung steckt schnell an, denn viele inselansässige Teilnehmer kennen sich aus Vereinen, Laufgruppen oder von anderen regionalen Sportveranstaltungen. Auswärtige Aktive werden herzlich aufgenommen. Am Wettkampftag geht es zuerst auf die 55-Kilometer-Strecke (1.400 Höhenmeter). Zwei Stunden später starten die 21Kilometer-Läufer (800 Höhenmeter) im
Carlos Mantero (5:29:26 Stunden) und Nadia Portelli (7:10:28 Stunden) beherrschten die Strecke am besten und trugen den Sieg davon. 124
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Immer das Meer im Blick. Die 55-Kilometer-Distanz des Gozo Trail führt einmal um die Insel. Dafür gibt es einen UTMB-Punkt. Wer kürzere Strecken bevorzugt, wählt die 21-Kilometer-Variante.
nahegelegenen Marsalforn. Dem Höhenprofil nach kann der Wettkampf leicht unterschätzt werden. Der circa 85-prozentige (davon teilweise anspruchsvolle) Trail-Anteil qualifiziert die Veranstaltung zu einem waschechten Trail-Event. Die Strecke variiert von Pfaden und Schotterwegen über spielerische Küstentracks bis hin zu gelegentlichen Kletterpassagen. Für eine willkommene Erfrischung sorgt die ein
oder andere Wellendusche beim Kraxeln über das Küstengestein. Auch kurze, steile Anstiege müssen gemeistert werden. Bei der härtesten „Bergwertung“ kurz nach der Ramla Bay treiben zahlreiche Zuschauer die Athleten die Erhebung hinauf. Es wäre jedoch schade, im Wettkampfeifer den Blick für die Umgebung zu verlieren, denn entlang des Kurses sind zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu fin-
den, wie die Festung des Johanniterordens Fort Chambray oder die malerische Xlendi-Bucht. Zwei Highlights sind das Azure Window (ein Felsentor im Meer) und die über 350 Jahre alten Salinen (Meersalzkammern). Ganz gleich ob 21 oder 55 Kilometer, im Ziel angekommen sind alle Strapazen des Tages vergessen, und das Abenteuer und die fantastischen Eindrücke bleiben noch lange in Erinnerung.