REPORTAGE | Skibergsteigen
Pisten-Trubels zu gehen, hilft, vom Alltag abzuschalten und etwas für die Fitness zu tun.“ Brugger betreibt das Skibergsteigen, das im Breitensport als Skitourengehen bezeichnet wird, als Leistungsathlet. Er trainiert bis zu 20 Stunden pro Woche und kann neben Erfolgen bei Weltcuprennen und den Welt- und Europameisterschaften im Skibergsteigen den Sieg beim Zugspitz-Berglauf 2014 sowie zahlreiche Speedrekorde vorweisen. Die Grundlage hierfür legt er mit einem ausgiebigen Lauftraining im Sommer, das ihn auf ein gutes konditionelles Niveau bringt. „Ich kann allen Läufern, die sich gerne in den Bergen bewegen und nach einem perfekten Konditionstraining suchen, nur dazu raten, das Skibergsteigen einmal auszuprobieren“, empfiehlt Brugger. „Es ist eine tolle sportliche Betätigung im Winter und sehr gelenkschonend, da es im Vergleich zum Laufen mit weniger ruckartigen Bewegungen ausgeführt wird.“
STEFAN MANTLER
Wenn es innen kocht und außen friert von Anne Kirchberg
Keine Lust auf gewöhnliches Lauftraining im Schnee? Dann könnte das Skibergsteigen genau die richtige Methode sein, um im Winter ordentlich die Kondition zu halten oder möglicherweise gar zu verbessern. Und als kleine Gratiszugabe erlebt man bei dieser faszinierenden Freiluft-Sportart ganz besondere Momente in nahezu unberührter Natur.
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ich gemütlich mit dem Lift den Hang hinauf befördern zu lassen und dann elegant die Piste hinunterzuwedeln, ist die bequeme Variante. Für das Skibergsteigen muss man hingegen immer wieder den inneren Schweinehund überwinden – denn dieser Kampf mit der Natur bringt jeden an seine körperlichen Grenzen! „Skibergsteigen ist eine der brutalsten Sportarten überhaupt“, sagt Philipp Brugger, der seit sieben Jahren für die österreichische Nationalmannschaft startet. „Du bist von Anfang bis Ende am Limit, es gibt keine Erholung und Du musst mit jedem Wetter zurechtkommen.“
Grund für diese enorme Anstrengung ist der Aufstieg mit Spezialskiern durch unterschiedlichstes verschneites Gelände den Berg hinauf, gefolgt von Abfahrten durch freies, alpines Gelände – und dem nächsten Aufstieg. „Man benötigt eine gute Kondition, muss ein herausragender Skifahrer sein und braucht alpinistische Fähigkeiten“, erklärt der 23-Jährige aus Sistrans nahe Innsbruck. Ihn und viele andere Österreicher begeistert an der zweitbeliebtesten Sportart des Landes nicht nur die physische Herausforderung, sondern auch das Erlebnis inmitten der freien Natur. „Nach der Arbeit mit der Stirnlampe noch eine Tour fernab des
MEDIA DOSSIER
Brutaler Kampf mit der Natur
Der österreichische Verband ASKIMO wünscht sich, dass Skibergsteigen in Deutschland populärer wird. „Aber hierfür benötigt man einfach Zugpferde, wie in unserem Fall die Verbandsgründer Karl Posch und Dr. Konrad Meindl“, glaubt Anna Spielbüchler, ASKIMO-Generalsekretärin. „Immerhin kommen die beiden amtierenden Weltmeister Toni Palzer und Sepp Rottmoser schon mal aus Deutschland.“ Besonders bei Männern zwischen 21 und 44 Jahren erfreut sich
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RUNNING | 1/2015
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REPORTAGE | Skibergsteigen
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der Sport in Ă–sterreich grĂśĂ&#x;ter Beliebtheit, und der Verkauf von speziellen Tourenski stieg rasant von 45.000 (2010/2011) auf 54.000 (2012/2013) StĂźck an. Um noch mehr Menschen auch in Deutschland vom Skibergsteigen zu begeistern, veranstalten der Deutsche Alpenverein und ASKIMO jährlich ein Jugendcamp, das in diesem Winter Anfang Dezember 2014 in Tirol durchgefĂźhrt wurde. „Wer als Erwachsener in das Skibergsteigen hineinschnuppern
ZUR SACHE:
will, bekommt Grundkenntnisse, den richtigen Umgang mit alpinen Gefahren, Skikenntnisse und die perfekte Vorbereitung von staatlich geprĂźften BergfĂźhrern bei solchen Events beigebracht“, so SpielbĂźchler. Wie interessant dieser Sport insbesondere fĂźr Läufer sein kann, weiĂ&#x; daneben Alexander Lugger, der seit 30 Jahren aktiver Skibergsteiger ist und die Ăśsterreichische Nationalmannschaft trainiert. „Gerade fĂźr Läufer ist es ein sehr erfolgversprechendes Training,
SKI BERGSTEIGEN
Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Wettkämpfe im Skibergsteigen vom Militär ausgetragen, seit den 1920er-Jahren finden auch zivile Wettbewerbe statt. Seit 2002 fßhrt der Internationale Verband ISMF (International Skimountaineering Federation) alle zwei Jahre eine offizielle Weltmeisterschaft in verschiedenen Disziplinen wie Einzel-, Team- und Staffellauf durch, seit 2004 gibt es einen eigenen Weltcup. Unterschieden wird hierbei unter anderem zwischen Individual-Rennen mit Aufstiegen und Abfahrten im freien Gelände sowie Vertical-Rennen als reine Aufstiegspartien im Gelände oder auf der Piste. Gewonnen hat, wer als Schnellster im Ziel ist. Seit 2001 betreibt der Deutsche Alpenverein Skibergsteigen als Leistungssport, trägt den Deutschen Skitourencup aus und stellt die Nationalmannschaft auf. Der Üsterreichische Verband ASKIMO (Austrian Skimountai-
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da lange Skitouren kĂśrperlich vielfältig anstrengend sind und sich zum Aufbau einer Grundkondition hervorragend eignen“, berichtet Lugger. „Die weltbesten Skibergsteiger, wie der Spanier Killian Journet, sind Ăźbrigens gleichzeitig die weltbesten Bergläufer!“ Wer Skibergsteigen wettkampfmäĂ&#x;ig betreiben mĂśchte, braucht laut dem Experten eine sehr gute Grundkondition, skifahrerisches KĂśnnen, alpines Grundwissen und muss verschiedene Techniken des Fell-Wechselns beherrschen, die als Aufstiegshilfe unter die Ski geklebt werden. „Im Wettkampf erbringen die Sportler schier unmĂśgliche kĂśrperliche Leistungen“, erklärt Alexander Lugger und macht Interessierten Lust auf die speziellen Skitouren: „In wohl keiner anderen Wettkampf-Sportart kann man so naturnah trainieren wie beim Skibergsteigen – jedes Training ist ein Erlebnis.“
neering Organisation for Competitions) wurde 2006 von Karl Posch und Konrad Meindl gegrßndet. Zwischen 1924 bis 1948 war Skibergsteigen bereits einige Male olympische Disziplin und soll diesen Status nach der Hoffnung der Verbände 2022 wieder erlangen. Allein in Österreich betreiben Schätzungen zufolge circa zwischen 300.000 und 500.000 Menschen Skibergsteigen. Alle Anfänger mßssen zuvor unbedingt einen Lawinenkurs absolvieren. Als Ausrßstung benÜtigt man spezielle Tourenskier, die kßrzer und etwas leichter als AlpinSkier sind. Ihre Bindung ermÜglicht es, die Ferse zu heben. Fßr den Aufstieg werden spezielle Felle genutzt, die unter die Skier geklebt werden und das Rutschen verhindern. Zudem dßrfen wetterfeste Kleidung, Notfallausrßstung, ein Sicherheitsset fßr Lawinenabgänge, Landkarten, Kompass, HÜhenmesser sowie Taschenlampe nicht fehlen.
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www.kraler.bz.it
ANDREAS KĂœNK
www.askimo.at www.alpenverein.de
Der Berg ruft!
Marathon Staffel K33 Trailrun, Speedhiking Women’s run
6. Brixen Dolomiten Marathon 27.06.2015 www.brixenmarathon.com
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