Mami
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Mission
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Mami
Aufgeklärt In der Serie „Mission Mami“ begleitet RUNNING – Das Laufmagazin exklusiv die erfolgreiche Amateur-Läuferin Judith Hertell durch ihre Schwangerund die frühe Phase der Mutterschaft. Andreas Schur/RUNNING: Seid Ihr mit dem Rad zu unserem Termin gefahren? Mit Ella im Anhänger? Sie strahlt ja richtig vor Freude! Judith Hertell: Der kombinierte Radhänger und Babyjogger ist wirklich sein Geld wert. Von Beginn an zugelassen, weil speziell dafür ausgerichtet. Alle VorsorgeUntersuchungen bei Ella bestätigen: Ihr geht es super! Und die Kleine genießt jede einzelne Ausfahrt. Sie strahlt wirklich immer so wie jetzt, jedes Mal, wenn es losgeht.
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FOTOS: ANDREA S SCH
WARM UP |
RUNNING: Und beim Laufen wird es Ella nicht mit der Zeit zu langweilig darin? Judith Hertell: Keineswegs. Wir haben sogar den ersten Long-Jogg im Donautal als Vorbereitungslauf über 30 Kilometer für den Donautal-Marathon zusammen absolviert. Ob Du es glaubst oder nicht: Über die gesamte Zeit hat sie süß und selig geschlafen. Erst nach fünf Minuten nach Ankunft hat sie wieder die Augen aufgemacht und nach Mutters Milch verlangt. Stillen ist praktisch, das Natürlichste und das Beste für das Kind. Aber in gewisser Weise auch mit Einschränkungen für die Sportlerin verbunden – leider! RUNNING: Wie meinst Du das? Judith Hertell: Fünf Tage nach dem Lauf durch das Donautal habe ich starke Schmerzen am Fuß bekommen. Das konnte ich mir gar nicht erklären und schon gar nicht in einen ursächlichen Zusammenhang mit dem Lauf bringen, denn am Tag danach ging es mir total super. Aber irgendwie hat es sich nach Ermüdungsbruch angefühlt. Als der Schmerz nach einigen Tagen noch immer nicht verschwand, bin ich dann zum Orthopäden gegangen. Dem habe ich dann von meinem 30 Kilometer langen „Genusslauf“ mit Baby durch das Donautal erzählt. Der Arzt ist dann gleich prustend zu seinen Sprechstundenhilfen rausgerannt und konnte sich vor Lachen kaum noch einkriegen. 30 Kilometer laufen mit Genuss in Zusammenhang zu bringen, das war ihm völlig fremd! Nachdem er sich genügend ausgelacht hatte, wurde ich aufgeklärt: Die Stillhormone machen offensichtlich die Muskeln weich, sodass diese in ihrer Stützfunktion beeinträchtigt werden. Toll, hätte mir das nicht mal vorher einer sagen können?
Teil. W7 oche
etwa 12 er nach d Geburt
RUNNING: Was meinte der Orthopäde damit? Ich denke, weiche Muskeln wären gut. Judith Hertell: Wenn die Muskulatur so weich ist, dann fehlt ihr die stützende Funktion. Paula Radcliffe hatte auch einen frühen Wiedereinstieg nach ihrer Schwangerschaft gewagt und mit einem Ermüdungsbruch bezahlt. Ich nehme zumindest an, dass es ein Ermüdungsbruch sein könnte. Aber da man auf einem Röntgenbild ohnehin nichts dazu sieht und es für die anschließende Therapie keinen Nutzen hätte, machte es keinen Sinn, röntgen zu lassen. Das Ende der Stillzeit ist ja absehbar, und so werde ich es die nächsten Wochen noch weiter durchhalten, auch ohne lange Strecken zu laufen. Kürzere Strecken gehen noch immer, und mit Alternativtraining habe ich auch sehr gute Erfahrungen gemacht. Schwimmen, Radfahren – damit kann man schon seine Form relativ gut aufrechterhalten. Eine weitere Trainingsform, die ich für mich entdeckt habe: im Fitness-Studio auf dem Crosstrainer! Den Widerstand relativ hoch eingestellt für Kraftausdauer, Ella liegt dabei im Tragetuch auf meinem Rücken. Das mag sie total gern, wenn es so schön schaukelt. Auch wenn ich nicht den Donautal-Marathon wie geplant laufen werde, wird es für den Halbmarathon am selben Wochenende noch ausreichen. Auf die langen Läufe werde ich aber bis dahin verzichten. RUNNING: Und das stört Dich nicht? Judith Hertell: Schon, aber durch mein Alternativtraining bin ich sicher, bald nach der Stillzeit für einen Marathon im Herbst trainieren zu können. Jetzt jedenfalls geht es erst einmal nach Ligurien, ausspannen. RUNNING: Dann mal: Buon viaggio!
RUNNING | 5/2012