Mami
Mission
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Ausgeheilt In der Serie „Mission Mami“ begleitet RUNNING – Das Laufmagazin exklusiv die erfolgreiche Amateur-Läuferin Judith Hertell durch ihre Schwangerund die frühe Phase der Mutterschaft. Andreas Schur/RUNNING: Judith, Dein Lächeln heißt, der Ermüdungsbruch im Fuß ist ausgeheilt? Judith Hertell: Ja, der Fuß ist wieder heile, dank Schonung und mithilfe von Akupunktur. Das Ganze hatte wie so oft wohl mehrere Ursachen: zum einen die veränderte Hormonlage durch das Stillen, wodurch Muskeln und Bänder elastischer werden und so die übliche Stützfunktion beim Laufen nicht mehr ganz so zuverlässig wie gewohnt übernehmen. Da ich das nicht wusste, bin ich nach der Entbindung wieder mit den Schuhen gelaufen, die ich auch vor der Schwangerschaft genutzt habe – Neutralschuhe ohne viel Schnick-Schnack. Diese hatten natürlich nicht die erforderliche Stützfunktion, die ich zu diesem Zeitpunkt offenbar gebraucht hätte. Den anderen Tipp hat mir ein befreundeter Physiotherapeut gegeben: Während der Schwangerschaft hat sich die Wirbelsäule durch den Bauch verändert – man fällt ja, je größer der Bauch wird, immer mehr ins Hohlkreuz. Dieses Hohlkreuz ist natürlich leider nach
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der Schwangerschaft nicht einfach wieder verschwunden, sondern begleitet einen noch eine ganze Weile. Zumal ja auch die Bauchmuskeln, welche die Wirbelsäule stützen könnten, diese Funktion zum Teil eingebüßt haben. Wenn man nun einfach mal bewusst ins Hohlkreuz fällt und dabei seine Füße und Beine beobachtet, merkt man, dass sich die komplette Beinstellung verändert: X-Beinstellung und die Fußinnenseiten senken sich ziemlich Richtung Boden. Ich habe also von meinem Körper erwartet, dass er sich mal schnell auf eine komplett neue Beinhaltung einstellen soll und das nach einer Geburt. Das kann ja eigentlich nur schief gehen.
RUNNING: Und wie gestaltest Du jetzt nach überstandener Verletzung Deinen Laufeinstieg? Judith Hertell: Erst mal Laufpause, stattdessen jeden Tag noch mehr Turnen für den Rücken. Meine Rektusdiastase ist verheilt, so kann ich jetzt auch wieder intensives Bauchmuskeltraining machen – juchuuu! Schwimmen, Wärme und Akupunktur. Nach fünf Wochen schnüre ich zum ersten Mal wieder die Laufschuhe. Solange
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FOTOS: ANDREA S SCH
WARM UP |
Teil. Wo8che
ich stille, etwa 18 er nach d nehme ich wieder Geburt meine Schuhe, die ich schon in der Schwangerschaft genutzt habe: ein Modell mit Dämpfung und Pronationsstütze. Was sich sonst an der Ausrüstung geändert hat: Kompressionsstrümpfe trage ich aufgrund der „Hormonlage“ konsequent bei jedem Training und natürlich ist auch jetzt ein gut sitzender SportBH wichtig Was sich am Training geändert hat: Ich laufe jetzt mit Babyjogger, also ist Teerstrecke angesagt. Waldlauf mit schlafendem Baby ist mir zu riskant wegen der Erschütterungen. Im Babyjogger ist immer Wasser dabei. Der Flüssigkeitsbedarf ist merklich erhöht und so werde ich oft schon nach einer knappen halben Stunde sehr durstig. Der Zeitpunkt des Starts wird von Ella abhängig gemacht: immer gleich nach dem Stillen. Da ist die Brust schön leer getrunken und nicht gar so schmerzempfindlich. Je näher die nächste Mahlzeit rückt, desto mehr schmerzt oder drückt der Busen beim Rennen. Die Laufhaltung: Alle paar Minuten überprüfe ich meine Haltung kritisch: Falle ich schon wieder ins Hohlkreuz? Also ganz bewusst das Becken aufrecht halten, nicht nach vorne kippen lassen und die Bauchmuskeln leicht aktivieren. Dadurch hat man übrigens auch gleich eine leichte Tendenz, den Beckenboden zu schließen, was ja auch von Vorteil ist. Durch die ständige Schieberei neigt man dazu, die Schultern hochzuziehen und bekommt so auf Dauer einen ziemlich steifen Nacken. Also immer wieder bewusst die Schultern nach unten bewegen. RUNNING: Und dann – so habe ich gehört – seid Ihr auch auf dem Crosstrainer im Doppelgespann unterwegs? Judith Hertell: Ja, aber davon erzähle ich beim nächsten Mal …
RUNNING | 6/2012