RATGEBER | Kompressionsstrümpfe
Kompressionsstrümpfe im Test von Björn Weier
Wenn im Laufsport über die Trends der letzten Jahre gesprochen wird, ist das Thema Kompression ganz vorne mit dabei. Ob Laufhose, Socke oder Shirt – alles gibt es mittlerweile auch in der Variante, die Leistungssteigerung und eine verbesserte Regeneration verspricht. Es ist noch gar nicht so lange her, da geriet der Läufer, der beispielsweise die neuen Wunderstrümpfe das erste Mal am Fuß hatte, in ein regelrechtes Gefühlschaos. Gedanken wie „Hoffentlich sieht mich keiner!“ wechselten sich mit der Frage ab, was denn an der mutmaßlichen Wirkung tatsächlich dran sei.
Freiwillig
unter Druck M
ittlerweile geniert sich kaum noch jemand, mit den bunten Strümpfen seine Trainingsrunde zu drehen. Schließlich lässt sich über Geschmack bekanntlich nicht streiten und zudem gehört der Kompressions-Look inzwischen zum gängigen Läuferbild. Aber was hat es damit genau auf sich und wie behält man die Übersicht über die große Schar an Produkten? Um die Funktionsweise der Kompression nachvollziehen zu können, hilft ein Blick auf unseren Körper.
CEP
Aus der Medizin kommend
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Grundsätzlich verfügen wir über zwei verschiedene Blutleitungssysteme, die gemeinsam einen Kreislauf bilden. Das eine System versorgt unseren Körper, also beispielsweise Muskeln und Organe, über die Arterien mit sauerstoffreichem Blut. Das andere leitet sauerstoffarmes – man könnte auch sagen das „verbrauchte“ – Blut über die Venen zum Herzen zurück. Die Anwendung der Kompression kommt ursprünglich aus der Medizin. Dort wird sie verwendet, um die Venen durch Druck zu unterstützen und so den Blutrückfluss zu optimieren. Der medizinische Kompressions-
strumpf, der auf diese Weise zur Vermeidung von Thrombosen eingesetzt wird, ist sicher hinlänglich bekannt. Die entscheidende Frage ist, inwiefern durch den richtigen Druck positive Effekte im Sport erzielt werden können.
Im Sport genutzt Die Hersteller von Kompressionstextilien sehen in der Verbesserung des Rückflusses ein Mittel, um die Regeneration schon während der körperlichen Anstrengung zu erleichtern. Sie argumentieren aber nicht nur mit dem schnelleren Abtransport des verbrauchten Blutes, sondern auch mit der verbesserten Versorgung der Muskeln über die Arterien. Diese reagieren ebenfalls auf Druckunterschiede, indem sie sich weiten. Eine größere Blutmenge bedeutet dann automatisch mehr Sauerstoff, eine optimiertere Versorgung der Muskulatur und damit eine höhere Leistungsfähigkeit. Dabei spielen der richtige Grad an Kompression und der Textilaufbau eine wesentliche Rolle. Der Druck der Funktionsmaterialien variiert daher je nach Körperregion, man spricht von gradienter Kompression. Im Fall der Strümpfe nimmt er beispielsweise zum Herzen hin ab.
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Wissenschaftlich überprüft Aktuelle Untersuchungen belegen den positiven Effekt bei Sportlern und weisen vor allem eine bessere Regenerationsfähigkeit nach. Gerade bei der Frage nach der Leistungssteigerung gibt es aber auch Analysen, die hier auf keine eindeutigen Ergebnisse kommen. Wie so oft im Leben, macht der Versuch schlau. In einem Punkt sind sich alle Studien einig – eine gar schädigende Wirkung auf unseren Körper wurde nirgendwo festgestellt. Wir haben daher die Theorie einmal Theorie sein lassen und sechs Kompressionsstrümpfe einem Praxistest unterzogen.
Zum Test Zu erwähnen ist, dass wir im Vorfeld der Kompressionstechnologie aus eigenen Erfahrungen heraus positiv gegenüberstanden. Vor allem das Gefühl schwerer Beine nach einer harten Einheit
hält sich mit den entsprechenden Strümpfen für uns spürbar in Grenzen. Auch der stabilisierende Effekt auf Muskeln und Gelenke wirkt sich positiv aus. Die geringere Vibration vermittelt in der Bewegung subjektiv ein angenehm sportliches Laufgefühl. Tatsächlich schwierig war und ist es aber, eine konkrete Leistungssteigerung während der körperlichen Betätigung wirklich zu greifen oder gar zu messen. Hier gingen die Meinungen am weitesten auseinander – darin unterschieden wir uns von den Analysten also nicht. Umso mehr interessierten uns die Unterschiede der einzelnen Produkte.
Für unterschiedliche Zielgruppen Spannend war zu beobachten, wie differenziert die Herangehensweise der einzelnen Hersteller ist. Vor allem der Kompressionsgrad variiert nach unseren Einschätzungen sehr stark, weshalb wir dies auch in einer gesonderten Bewertung
berücksichtigt haben. Einige Hersteller, wie CEP oder O-motion, bauen bewusst auf unterschiedlich starken Druck und damit, je nach Zielgruppe, auf unterschiedlich starke Unterstützung. Danach ist die maximale Kompression in erster Linie auf ambitionierte Sportler ausgerichtet. Produkte mit weniger Druck richten sich dagegen eher an den Hobbyläufer oder legen den Fokus gezielt auf eine verbesserte Regeneration.
Bleibt zu sagen Unser Gesamteindruck der getesteten Produkte war sehr gut. Insofern können wir jeden Läufer ermuntern, sich einmal mit dem Thema zu befassen und es selbst auszuprobieren. Und auch, wenn sich bei der Kompressionswirkung im Sport die Geister scheiden mögen, eines können wir nach unzähligen Laufkilometern in unseren Testprodukten auf jeden Fall behaupten: Lange, bunte Strümpfe an Sportlerbeinen rufen längst keine Verwunderung mehr hervor.
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Bauerfeind Compression Sock Training Wird die Marke Bauerfeind bisher vermutlich vor allem durch ihre medizinischen Hilfsmittel wahrgenommen, könnte sich das zumindest in Läuferkreisen bald ändern. Die neue Compression Sock Training richtet sich gezielt an Sportler und ihr Debüt hat uns positiv überrascht. Mit der Taping-Zone, einem stabilisierenden Element im Spann- und Sprunggelenksbereich, wurde das Sporttaping nachempfunden. Zusammen mit diversen Komfortzonen an der Ferse oder im Zehenbereich wird der Fuß damit fest umschlossen und fühlbar stabilisiert. Eine muskelaktivierende Zone an der Wade erhöht die Kompression gezielt, um Vibrationen zu reduzieren. „Alles sitzt ein-
fach an der richtigen Stelle“, war der Kommentar eines Testläufers. Die hervorragende Passform wird durch einen sehr unaufdringlichen Druckverlauf ergänzt, der nach unseren Eindrücken der Wirkung nicht hinderlich ist.
Fazit: Die Bauerfeind Compression Sock Training liefert ein überzeugendes Debüt mit interessantem Preis-Leistungs-Verhältnis. Kompressionsgrad: mittel Preis: 39,00 Euro
CEP Night Running Compression Socks Wenn die Tage kürzer werden, gewinnt Sicherheit beim Laufen noch mehr an Bedeutung. CEP trägt diesem Aspekt nun Rechnung und bringt mit auffälliger Neon-Farbe und zusätzlichen Reflektoren Licht ins Dunkel. Die Night-Run-Serie orientiert sich ansonsten an den bewährten CEP-Kompressionsstrümpfen mit der Medi-compression-Technologie. Mit der anatomischen Passform sitzen sie gut und vermitteln beim Laufen einen festen, aber angenehmen Druckverlauf. Ein positives Feedback gab es in unseren Tests auch zum Achillessehnen-Protektor. Läufer, die in diesem Bereich anfällig sind, verspürten hier einen merklichen
Schutz, der zusätzliche Sicherheit vermittelte.
Fazit: CEP gehört mit seinen Kompressionsstrümpfen nicht ohne Grund zu den bekanntesten Herstellern am Markt. Mit der Night-Run-Serie wird das hochwertige Produkt um sinnvolle Features für die dunkle Jahreszeit ergänzt. Kompressionsgrad: hoch Preis: 49,90 Euro
Compressport Full Socks (3D.Dots)
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tur merklich gestützt, ohne dass zu starker Druck ausgeübt wird.
Fazit: Noppen unter den Laufsocken sind vielleicht nicht jedermanns Sache. Wer sich davon aber nicht abhalten lässt, wird mit einem spannenden Laufgefühl belohnt. Dazu winkt ein hochwertig verarbeiteter Kompressionsstrumpf mit guter Passform.
FOTOS: SILAS STEIN / RALF GRANER
Auffälligstes Merkmal der Full Socks von Compressport sind die Noppen, die im gesamten Fußbereich zu finden sind. Diese 3D.Dots sollen ein Verrutschen verhindern, einen Massageeffekt erzielen und gleichzeitig die Luftzirkulation unterstützen. Was sich etwas gewöhnungsbedürftig anhört, fühlt sich beim Laufen überraschend gut an. Besonders bei leichten Problemen an der Ferse oder Achillessehne wirken die Dots als wohltuende Akupressurpunkte. Der Halt im Schuh ist gut und auch bei erhöhter Schweißbildung bleibt das Tragegefühl angenehm. Mit dem hohen Kompressionsgrad der Full Socks wird die Muskula-
Kompressionsgrad: hoch Preis: 45,00 Euro
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O-motion Professional Sport Socks Schon beim Überziehen der Professional Sport Socks lässt sich ein hoher Kompressionsgrad erahnen. Das Hineinschlüpfen ist nicht ganz leicht, aber mit der hilfreichen Anleitung des Herstellers löst sich dieses Problem schnell. Für die Mühe entschädigt wird das Läuferbein mit einer überragenden Passform. O-motion orientiert sich bei der Größenbestimmung mit dem Wadenumfang, der Beinlänge und dem Knöchelmaß gleich an drei Werten. Diese exakte Anpassung und das verwendete Rundstrickverfahren machen sich bezahlt. Ein angenehmer Sitz, keine störenden Nähte und ein fester Druckverlauf sorgen für ein sehr gutes Trage-
gefühl. Die Protektoren an Zehen, Rist und Ferse muten beim ersten Anziehen relativ wuchtig an und können das Tragen von engeren Laufschuhen etwas erschweren. Nach wenigen Schritten erweisen sie sich aber als äußerst bequemes Highlight. Fazit: Die Professional Sport Socks machen ihrem Namen alle Ehre und sind auch für extremere Laufeinheiten eine gute Wahl. Unser Tipp für ambitionierte Sportler. Kompressionsgrad: hoch Preis: 49,90 Euro
Skins Essentials Compression Calf Tights Wer auf die eigene Lieblingslaufsocke nicht verzichten möchte, kann durch Beinlinge dennoch in den Genuss der Kompression gelangen. Skins bietet mit seinen Compression Calf Tights eine interessante Alternative zum kompletten Kompressionsstrumpf. Mit dem Einsatz von Kettenwirkware, die aus vielen verschiedenen Garnen besteht (Warp Knit), ist das Material sehr elastisch und fühlt sich auf der Haut äußerst geschmeidig an. Das Überziehen ist problemlos und unangenehme Druckstellen haben wir auch bei langer Tragedauer nicht ausgemacht. Die unterschiedlichen Kompressionsstufen der Dynamic Gradient
Compression üben einen sanften Druck aus, dessen Stärke im Vergleich zu anderen Testprodukten eher etwas geringer ausfällt. Fazit: Die Skins Compression Calf Tights sind eine praktische Lösung für Sportler, die ihrer bewährten Laufsocke treu bleiben möchten oder Triathleten, die gerne barfuß im Schuh laufen. Durch die guten Trageeigenschaften können sie während und nach dem Sport getragen werden. Kompressionsgrad: mittel Preis: 45,00 Euro
Zoot CompressRx Ultra Sock Dem Triathlon-Spezialisten Zoot gelingt mit der CompressRx Ultra Sock ein guter Spagat zwischen hervorragendem Tragekomfort und angenehmer Kompressionswirkung. Dabei ist der Kompressionsgrad der CRxTechnologie bewusst etwas zurückgenommen, um das Laufgefühl in den Vordergrund zu rücken. So ist der Einstieg mühelos und der Fuß wird sanft aber fest umfasst. Deutlich spürbar ist dabei ein zusätzlicher Stabilitätseffekt im Knöchelbereich. Muskelspezifische Kompressionszonen (ZoneRx) und Verstärkungen an Ferse und Fußsohle sorgen für ein gutes Tragegefühl. Besonders hervorzuheben ist der kaum merkbare
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Bundabschluss am Wadenmuskel. Ein Einschneiden oder Abschnüren ist auch nach längerem Tragen nicht zu verzeichnen. Fazit: Mit dem Zoot Ultra CompressRx Sock kommen Läufer auf ihre Kosten, die von den Vorteilen der Kompression profitieren möchten und viel Wert auf einen bequemen Sitz legen. Auch nach dem Sport kann sie uneingeschränkt zu regenerativen Zwecken weitergetragen werden. Kompressionsgrad: mittel Preis: 49,90 Euro
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