RATGEBER | Lightweight-Trainer
Mit Spaß an der Temposchraube drehen! Lightweight-Trainer im Test von Björn Weier
besonderer Moment, in neue Laufschuhe zu schlüpfen und die ersten Kilometer damit unter die Füße zu nehmen. Ein frisches, unverbrauchtes Gefühl sorgt dann für pure Motivation und macht Lust auf die bevorstehende Einheit.
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n erster Linie stellt sich der Wunsch nach weniger Gewicht an den Füßen verstärkt bei erfahreneren Läufern ein. Ein leichter Schuh macht uns zwar noch nicht automatisch besser oder schneller, aber er motiviert dazu, mit dem Tempo zu spielen und auch mal einen Gang höher zu schalten. Schließlich machen sich einige Gramm Unterschied durchaus positiv bemerkbar, denn ein schwerer Schuh wirkt wie ein Pendel, der den eigenen Laufstil unnatürlich beeinflusst.
Besonders angenehm ist es, wenn sich der neue Trainingsbegleiter leichter anfühlt als sein Vorgänger.
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Je weniger Gewicht wir mit uns führen, desto leichter fällt es, auf natürliche Art und Weise zu laufen. Viele Sportler neigen dazu, die gewohnte Trainings-
runde im gleichen Tempo zu absolvieren. Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden, aber wer schneller werden möchte, kommt damit schwer ans Ziel. Ein variantenreicheres Training mit wechselnden Geschwindigkeiten kann längerfristig zur gewünschten Zeitverbesserung führen. Und genau da können LightweightTrainer ins Spiel kommen. Es handelt sich dabei um Modelle, die für schnelleres Laufen prädestiniert sind. Vereinfacht gesagt: Sie verfügen in der Regel über weniger Dämpfung und Stützelemente, was sich natürlich beim Gewicht bemerkbar macht. Die „Leichten“ kommen mit rund 150–250 Gramm
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FOTO: ECCO · MONTAGE: KLEMENS WAHL
Es ist doch immer wieder ein ganz
ersten Schritt in Richtung „schnelleres Laufen“ einleiten möchten. Auch, wer als Geübter gerne längere Strecken leichten Fußes absolvieren will, liegt damit richtig. Etwas Vorsicht ist allerdings geboten, denn das Weniger an Dämpfung und Stabilität erfordert eine Eingewöhnungsphase, damit sich der Bewegungsapparat an die geänderten Bedingungen anpassen kann. Hier könnte eine gute Vorgehensweise sein, den Lightweight-Trainer zunächst als Zweit- oder Drittschuh in das Training mit einzubauen. Kürzere, schnellere Einheiten oder die Übungen des Lauf-ABCs bieten sich dafür an – später dürfen dann auch längere Distanzen bewältigt werden.
aus, während sich viele Komfortschuhe jenseits der 300-Gramm-Marke bewegen. Das macht sich auch in einem direkteren Laufgefühl bemerkbar. Die Grenzen zu einigen anderen Laufschuhkategorien sind hier fast fließend. Wettkampfschuhe gehen noch einen Schritt weiter und sind auf das reduziert, was unbedingt nötig ist. Dies begünstigt schnelles Laufen. Minimalschuhe hingegen setzen noch mehr auf Flexibilität, eine niedrige Bauweise und ein Laufgefühl, das dem Barfußlaufen möglichst nahe kommt. Lightweight-Trainer bieten sich beispielsweise für Sportler an, die den
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Nicht für jeden Läufer macht der Griff zu den Lightweight-Trainern allerdings Sinn. Der verminderte Schutz durch Stütze und Dämpfung kann bei schwereren Sportlern oder solchen mit Fußfehlstellungen zu Über- oder Fehlbelastungen führen. In jedem Fall empfiehlt sich hier eine fachkundige Beratung in einem Laufsportgeschäft. Wer dort grünes Licht erhält, wird mit einem Lightweight-Trainer viel Abwechslung und neuen Spaß in sein Training bringen. Wir haben stellvertretend für diese Laufschuhkategorie einmal vier Modelle unter die Lupe genommen. Mit dem Asics GEL-DS Trainer ist ein Schuh dabei, der für viele in der Szene als einer der Klassiker unter den Lightweight-Trainern gilt. Hier waren wir gespannt, wie sich die neue Variante ohne Stützelement anfühlt. Aber auch die Entwicklungen der drei anderen Modelle ist sehr interessant.
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ADIDAS Adizero Boston 3
ASICS GEL-DS Trainier 18 Neutral
Schon beim Anziehen des Adizero Boston entsteht das typisch kompakte Gefühl eines echten Lightweight-Trainers. Das weiche Obermaterial sitzt angenehm eng am Fuß, ohne Druckstellen zu erzeugen. Typisch für Adidas ist die eher schmale Passform, die sich vor allem im Vorfußbereich bemerkbar macht. Der gute Sitz, verbunden mit dem geringen Gewicht von 265 Gramm (US 8,5), macht dieses Modell zu einem echten Wettkämpfer. Auf der Stadionbahn oder auf trockenem und nassem Asphalt punktete der Adizero Boston bei unseren Testläufen mit guter Griffigkeit – hier macht sich die in Zusammenarbeit mit dem Reifenhersteller Continental entwickelte Außensohle bezahlt. Der Boston läuft sich dynamisch und die Adiprene+-Dämpfung im Vorfuß unterstützt merklich einen kraftvollen Abdruck. Im Vergleich zu vielen anderen Herstellern setzt Adidas beim Boston weiterhin auf eine Sprengung von zwölf Millimetern. Dadurch haben Anhänger der konservativeren Laufschuhbauweise die Möglichkeit, ein Lightweight-Modell mit höherer Sprengung zu wählen.
Den GEL-DS Trainer gibt es inzwischen seit 1995 und er ist ohne Frage einer der beliebtesten und meistverkauften Marathonschuhe der Welt. Mit der 18. Auflage des Lightweight-Trainers folgt Asics den aktuellen Entwicklungen auf dem Markt und dem Wunsch vieler Läufer, den Top-Seller auch ohne Pronationsstütze anzubieten. Bei der Lobby, die der Kultschuh in der Marathon-Szene hat, sicherlich ein cleverer und konsequenter Schachzug der Entwickler aus Kobe (Japan). Das Erfolgsgeheimnis des GEL-DS Trainers ist vermutlich seine Vielseitigkeit und die verdankt er seinen eher konservativen technischen Daten. Mit zehn Millimetern Sprengung ist der Schuh nicht gerade flach aufgebaut. Mit einem Gewicht von 285 Gramm (US 9,5) ist er nur geringfügig leichter als ein Kayano. Allerdings erhält dadurch eine relativ breite Zielgruppe einen Lightweight-Trainer, den sie gut und komfortabel auch über längere Strecken laufen kann. Und dass der Schuh die notwendige Dynamik und Abrollfreudigkeit mitbringt, spürt man spätestens nach den ersten Tempoeinheiten.
> Fazit: Der Adizero Boston ist ein Leichtgewicht für schnelle Einheiten und Wettkämpfe mit einem guten Maß an Dämpfung.
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> Fazit: Es gibt sicherlich leichtere, flachere und direktere LightweightTrainer als den Asics GEL-DS Trainer. Allerdings glänzt dieser überragend durch seine Vielseitigkeit.
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FOTOS: RALF GRANER
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MIZUNO Wave Aero 9
NEW BALANCE 870 V2
Eigentlich ist der Wave Aero von Mizuno kein reinrassiger Lightweight-Trainer, denn er lässt sich nicht so einfach kategorisieren. Das Leichtgewicht kann bei Trainingsläufen und im Wettkampf eingesetzt werden. Dabei läuft er sich leicht und schnell, zeigt aber trotzdem eine angenehme Stabilität und Dämpfung. Die Smoothride-Technologie unterstützt dabei die sanfte Abrollbewegung. Das neue Airmesh-Obermaterial sorgt für eine angenehme Belüftung und Kühlung. Was auf kurzen und langen Strecken überzeugt, ist die Passform – unsere Testläufer fühlten sich durchweg und bis zum Ende ihrer Einheiten wohl damit. Durch das ap+Material ist die Zwischensohle noch langlebiger und komfortabler. Auf längeren Teer-Strecken folgte bei den Testläufen keine große Ermüdung der Füße, was bei einem so leichten Schuh positiv überrascht. Auch auf nasser Straße kann der Aero problemlos zum Einsatz kommen – die karbonhaltige Außensohle haftet gut. Nur auf steinreichen Waldböden kann es passieren, dass sich mal etwas in der Wave-Platte verfängt.
Der 870 V2 ist der erste gestützte Schuh bei New Balance, der mit der leichten REVlite®Zwischensohle versehen wurde. Im Aufbau nun flacher und insgesamt mit weniger Gewicht, wird er damit für moderate Überpronierer interessant, die einen leichten Schuh für schnellere Einheiten suchen. Die Reduzierung der Sprengung auf acht Millimeter erhöht die Stabilität auf natürliche Weise. Kombiniert mit der innen liegenden Stütze (Medial Post) vermittelt der 870 damit eine gute Führung ohne störende Elemente. Mit seiner Abzorb®-Dämpfung spricht er in erster Linie Läufer an, die es in der Kontaktphase eher etwas weicher mögen. Dabei läuft sich der 870 aber nicht schwammig, sondern durchaus direkt. Bei unseren Testläufern kam der Schuh mit dieser Mischung aus Komfort und Leichtigkeit hervorragend an.
> Fazit: Beide Daumen hoch: Der Aero bereitet leichten bis mittelschweren Läufern jeder Art richtig viel Spaß.
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> Fazit: Wer einen leicht gestützten Schuh für schnellere Einheiten sucht, findet im New Balance 870 eine spannende Alternative. Durch die komfortable Dämpfung kann er auch auf langen Strecken gelaufen werden.
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