REPORTAGE | Sabrina Mockenhaupt
IM GESPRÄCH MIT …
SABRINA MOCKENHAUPT von Anne-Katrin Leich
Sabrina Mockenhaupt wird am 26.04.2015 beim 30. Jubiläum in Hamburg ihren Frühjahrsmarathon laufen. Den internen Rekord der Familie Mockenhaupt hält mit 2:24:59 Stunden bisher ihr Vater Alfred, aufgestellt auf eben jenem Pflaster. Wir haben mit „Mocki“ über ihre aktuelle Form, die Olympischen Spiele 2016 und ihre Aktivität auf Facebook gesprochen.
schwieriges gewesen, und ich konnte nicht mein ganzes Leistungsniveau abrufen. Es wäre daher vermessen, wenn ich jetzt direkt von einer Bestzeit sprechen würde. RUNNING: Der Familienrekord von Deinem Vater darf sich im Frühjahr also vorerst noch in Sicherheit wiegen … Mockenhaupt: (lacht) Jaja, den kann Papa sicherlich noch ein bisschen behalten.
Anne-Katrin Leich / RUNNING: Dein großes Frühjahrs-Highlight wird der Hamburg Marathon sein. Wie zufrieden bist Du mit Deiner bisherigen Vorbereitung? Sabrina Mockenhaupt: Für den Hamburg Marathon mache ich mir gar keine Sorgen. Mit dem Aufbau bin ich schon gut vorangekommen. In zwei Wochen lege ich noch einen Zwischenstopp in New York ein, wo ich den Halbmarathon laufen will. Hierfür arbeite ich aktuell noch am Speed, aber für Hamburg bin ich guter Dinge, dass alles so wird, wie ich es mir erhoffe.
RUNNING: Du warst verletzt nach der Europameisterschaft in Zürich. Spürst Du noch irgendwelche Nachwehen? Mockenhaupt: Ab und an merke ich schon mal wieder etwas im Fuß. Es handelte sich ja um eine Vorstufe des Ermüdungsbruchs und an dieser Stelle spürt man sowieso immer die Wetterwechsel. Das ist bei allen Ermüdungsbrüchen so, die ich bisher hatte. Doch sonst merke ich gar nichts mehr. Da hatte ich letztes Jahr das richtige Gefühl, frühzeitig aufzuhören (Anm. d. Red.: Nach ihrem sechsten Platz über die 10.000 Meter nahm Mocki außerdem am Marathon in Zürich teil, stieg allerdings frühzeitig aus dem Rennen aus). Noch einen Herbstmarathon zu laufen, hätte gar keinen Sinn gemacht.
RUNNING: Für New York hast Du demnach kein festes Zeitziel? Mockenhaupt: Nein. Ich möchte einfach ein gutes Gefühl haben und einen guten Halbmarathon laufen. In Topform will ich dann aber beim Hamburg Marathon sein. Ich weiß noch, dass ich vor zwei Jahren beim New York-Halbmarathon richtig fit war und im Vergleich vorher viel mehr Speed hatte, Boston danach war dann sportlich leider nicht gerade die Krönung (Anm. d. Red.: Mocki benötigte in New York 1:13:07 Stunden). Es ist in der Marathonvorbereitung immer schwierig, alle Komponenten zu treffen und einzubauen. Jede Marathonvorbereitung ist auch anders. Jedoch bin ich mit den langen Läufen bisher ganz zufrieden, und das ist das Wichtigste.
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RUNNING | 3/2015
FOTO: WINGS FOR LIFE WORLD RUN
RUNNING: Hältst Du eine Marathon-Bestzeit nach derzeitigen Trainingsergebnissen für realistisch? Mockenhaupt: Für Hamburg vielleicht noch nicht, aber für Ende des Jahres. Ich will mir da auch gar keinen so großen Druck machen. Zumal ich 2014 gar keinen Marathon auf die Beine gestellt habe. Das letzte Jahr ist generell ein
RUNNING: Am 03.05.2015 findet eine Woche nach dem Hamburg Marathon der Wings for Life World Run statt. Wirst Du wieder teilnehmen? Mockenhaupt: Ja, auf jeden Fall. Ich finde das gesamte Konzept einfach klasse. Alle Läufer jeder Leistungsstufe können teilnehmen und ihr persönliches Tempo laufen. Das Catcher Car, die fahrende Ziellinie, holt die Leute dann irgendwann ein. Und am Ende profitieren die Menschen, die selber nicht laufen können, am meisten davon, da die Startgelder komplett in die Rückenmarkforschung gehen. Ich finde, diesen Lauf kann man nur unterstützen. RUNNING: Welche Stadt hast Du Dir ausgesucht – München oder Darmstadt? Mockenhaupt: Ich bin in Darmstadt dabei. RUNNING: Dein Bruder hat letz-
tes Jahr in Darmstadt gewonnen, geht er auch wieder an den Start? Mockenhaupt: Er wird diesmal in Australien sein. Er durfte sich als Sieger den Ort aussuchen. Ich bin ein bisschen traurig, aber ich weiß ja, dass er genau zum gleichen Zeitpunkt startet wie ich, und das ist auch lustig. Wir laufen irgendwie trotzdem gemeinsam. RUNNING: Lauft Ihr den Hamburg Marathon ebenfalls zusammen? Mockenhaupt: Ja. Markus ist in einer richtig guten Verfassung. Er hat im Augenblick sogar mehr Speed drauf als ich. Bei ihm könnte es maximal an den langen Läufen scheitern, aber wir haben noch acht Wochen, in denen wir noch einige lange absolvieren werden. Wir sind beide gut „in Tritt“. Ich denke, er kann schon eher seine Bestzeit angreifen, die mit 2:32 Stunden auch aus Hamburg stammt. RUNNING: Du hast bereits von einem Herbstmarathon gesprochen. Wenn Dein Frühjahr samt Marathon optimal verläuft, steht der definitiv auf dem Plan? Mockenhaupt: Ja. Da will ich mich frühzeitig für Rio qualifizieren. Die Norm ist zwar noch nicht offiziell, aber in diesem Jahr liegt sie für die Weltmeisterschaft bei 2:28:45 Stunden, und ich gehe davon aus, dass sie für Olympia dann ähnlich sein wird. RUNNING: Im letzten Jahr hast Du Deinen 40. Deutschen Meistertitel errungen, viele davon bist Du auf der Bahn gelaufen. Wie lange wirst Du der Bahn noch treu bleiben? Mockenhaupt: Ach, immer mal wieder, aber eher nicht mehr so häufig wie in den letzten Jahren. Es wird schon deutlich weniger werden. RUNNING: Du bist auf Facebook sehr aktiv. Welche Rolle spielt der direkte Draht über soziale Medien zu Deinen Fans für Dich? Mockenhaupt: Man sieht es ja an den Reaktionen der Fans. Ich bin halt wie ich bin, ehrlich und direkt und das kommt glaube ich auch ganz gut rüber. Ich gebe immer ehrliche Einblicke in das, was ich mache. Natürlich gibt es immer das Risiko, zum Beispiel als ich bei der WM in Moskau ausgestiegen
bin, dass die Leute auf Dich einklopfen. Das ist dann die Kehrseite. Aber mir ist bewusst geworden, dass ich die Dinge so auch ein Stück weit besser verarbeite: Einige meckern dann, also brauche ich nicht mehr zu jammern – so ungefähr. Viele wollen wohl eher etwas lesen, das motiviert. Und wenn ich dann sage „Ich bin heute so traurig“ oder „Das Training lief nicht gut“ und dass es schlecht läuft, meinen sie, daran etwas aussetzen zu müssen. Das können sie ja ruhig, das stört mich dann in dem Sinne auch nicht. Ich denke, dass es schon für viele interessant ist, wie ein Profiathlet lebt, wie er trainiert. Meiner Meinung nach ist das der richtige Weg, um auch zu erzählen, wie hart das Training ist. Es ist nicht immer nur ein „easy run“. RUNNING: Danke für Deine Zeit! Anmerkung der Redaktion: Das Interview fand am 26.02.2015 statt. SABRINA MOCKENHAUPT geboren am 06.12.1980 Geschwister: Zwillingsbruder Markus Hobbys/Interessen: Leider habe ich für meine Hobbys nur wenig Zeit, aber das Wichtigste ist mir, meine Freundschaften zu pflegen, nach einem guten Lauf mache ich auch gerne eine kleine Shoppingtour oder gehe tanzen Lieblingsessen: Sauerbraten von „Mamita“ Lieblingsfilm: Dirty Dancing Lieblingsstadt: Köln Lieblingsjahreszeit: Frühling Ungeliebtes Schulfach: Physik Trainer: Heinz Weber („Heiner“) Liebstes Laufgebiet: St. Moritz Emotionalster Zieleinlauf: New York Marathon 2013 Ritual vor jedem Rennen: die vorletzte Nacht vor dem Wettkampf gut schlafen Bestzeiten: 10.000 Meter: 31:14,21 Minuten (2008) 10 Kilometer Straße: 31:49 Minuten (2009) Halbmarathon: 1:08:45 Stunden (2009) Marathon: 2:26:21 Stunden (2010)
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