RU_168_128-129_ Nachgerannt

Page 1

REPORTAGE | Nachgerannt

nach Laufpause mit

gerannt

Volker Schlöndorff Name: Volker Schlöndorff

Beruf: Filmregisseur

hab ich nicht gezählt. Vielleicht doppelt so viele?

Welchen Lauf-Traum möchten Sie sich auf jeden Fall noch erfüllen? Den Traum heb ich mir fürs nächste Leben auf: die Sahara und den Mitternachtssonnen-Lauf.

Ihr sportliches Idol als kleiner Knirps? Als Mensch Luis Trenker, als Ziel Turmspringer und 100 Meter Kraulen. Was wollten Sie schon immer mal erklärt bekommen? Was man gegen Krämpfe nach 36 Kilometern tun kann, wie man die verdammten Laktate verhindern kann.

Nach wie vielen Stunden sind Sie ausgeschlafen? Acht Stunden eigentlich, aber meistens bleibt es bei sieben und einer halben Stunde Siesta – irgendwo, irgendwie. Warum ist Laufen genau die richtige Sportart für Sie? Weil ich ein ungeduldiger Mensch bin und schnell zornig noch dazu:

128

RUNNING | 4/2015

Beides ist nach einer halben Stunde Laufen vergessen. Sanft wie ein Lamm komme ich nach einer Stunde nach Hause. Wie oft laufen Sie in der Woche? 15 Jahre lang mindestens dreimal. Jetzt sagt mein Trainer, ich solle lieber mehr Yoga machen, um nicht steif zu werden im Alter. Also gehorche ich und laufe nur noch ein- bis zweimal eine Stunde. Wie viele Halbmarathons/Marathons haben Sie bisher absolviert? 15 Marathons, viel mehr halbe, aber die

Ihre schönste Lauf-Erinnerung? New York Marathon: schlafen vor dem Start auf Pappkartons unter der Verrazano-Brücke auf Staten Island.

Ihre SMS an Vladimir Putin: Ich höre, Sie schwimmen jeden Morgen 1.000 Meter, vielleicht sollten Sie tauchen. Abtauchen.

Mit welcher Pose/Geste laufen Sie durchs Ziel? Beide Arme hoch und mit einem Schrei so laut die Luft noch reicht.

Was würden Sie nie essen? Currywurst. Zu welcher Tageszeit sind Sie am fittesten? Früh morgens.

ZU EN D E G EDAC H

Kilometer 32, es tut richtig weh. Wie spornen Sie sich an? Nur weiter, sagte die Hure, wir sind über den Berg.

Ich schalte den Fernseher ab, … … wenn die Apothekerzeitung eine Lektüre verspricht, die gesund macht.

Ein Laufpartner für Stunden: Welchen Dialekt darf er haben? Auf keinen Fall sächsisch. Aber meine Laufpartnerin seit mehr als 15 Jahren sächselt, sogar mehr als stark. Um der gemeinsamen Leidenschaft willen ertrage ich es.

Reden und laufen … … sollte man regelmäßig und mit Maßen. Wenn ich morgen einen Marathon laufen müsste, … … würde ich absagen: ohne drei Monate Training kann ich das nicht.

Mit wem würden Sie gerne mal einen Marathon laufen? Mit der unbekannten Blondine, die mich in Berlin am Wilden Eber überholt hat. Wann war das noch? Eine Gazelle jedenfalls. Was hätten Sie gerne nach sich benannt: Straße, Kneipe oder eine Laufstrecke? Ach nein, danke, weder noch ...

T

Meine erste E-Mail … … kommt mir vor wie vor 100 Jahren.

Mein Wohlfühltempo beim Laufen … … ist der Sechser-Schnitt, der einem erst zu langsam vorkommt, dann zu schnell. FOTOS: PRIVAT

T AU F D E N • P U N K G E B R AC H T

Für welche Sportübertragung bleiben Sie nachts wach? Formel 1, 100 Meter mit Usain Bolt und die Streif.

FOTO: PRIVAT

Volker Schlöndorff gehört nicht nur zu den bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Filmregisseuren, er ist auch ein passionierter Hobbyläufer. 15 Marathons hat Schlöndorff bereits absolviert, dazu viele halbe und weitere Rennen. Sportlich sei er schon immer gewesen, zum regelmäßigen Laufen gebracht habe ihn aber Marius Müller-Westernhagen vor 35 Jahren, erzählt der Regisseur im Interview mit RUNNING – Das Laufmagazin. Sein Langstrecken-Debüt feierte er erst mit 60 in Berlin. „Ich war viel zu schlecht vorbereitet und habe mich mehr über die Ziellinie geschleppt“, erinnert sich der 75-Jährige. Doch gepackt hatte ihn die Lauf-Leidenschaft trotzdem. Es folgten über zehn weitere Starts in Berlin, wofür er die Goldene Nadel erhielt – seine wertvollste Auszeichnung, wie Schlöndorff heute sagt. „Laufen ist die beste Art, den Tag zu beginnen“, findet der Potsdamer, dem die Verfilmung von Günter Grass‘ „Die Blechtrommel“ nicht nur internationale Anerkennung, sondern einen Oscar einbrachte. Einen echten Ruhestand kennt er nicht, sein nächstes Filmprojekt heißt „Montauk“, mit dem der Regisseur Neuland betritt. „Das ist ein Liebesfilm, dafür ist es ja nie zu spät.“ Ein weiteres Herzensprojekt von Volker Schlöndorff ist zudem der Aufbau einer Filmschule in Ruanda, für die er sich seit fünf Jahren engagiert.

fen sein soll. Aus den Minuten sind Stunden geworden. Ein Suchtverhalten, für das ich Marius nicht verantwortlich mache.

Laufen ist langweilig, … … wenn man mehrfach die gleiche Strecke laufen muss.

Ein guter Rotwein … … schmeckt am Abend nach dem Laufen am besten.

Entspannung pur ist für mich … … morgens durch den Wald oder am See entlangzulaufen. Allein oder mit Hund.

E NT WE D E R O D E R

von Claudius Lüder

Alter: 75 Jahre Wohnort: Potsdam

Mein nächstes Filmprojekt … … geht um ein Liebespaar an einem winterlichen Strand: sie gehen und reden und reden und gehen ...

Der Berlin-Marathon … … ist einfach der unterhaltsamste wegen der Menschen und den Musikern.

Die Nacht vor einem Marathon … … ist eine Herausforderung: Vor lauter Angst, nicht genug zu schlafen, kann man gar nicht schlafen. Und der Magen scheint auch nicht in Ordnung. Die Nase juckt: Erkältung? Der Wecker ist die Erlösung. Meine wertvollste Auszeichnung … … ist die goldene Marathonnadel. Zehn Jahre hintereinander wenigstens einen, also das Gegenteil von JOJOJoschka Fischer. Wenn ich auswandern müsste, … .. käm ich in Verlegenheit: Afrika, Südoder Nordamerika? Der Madison Square Garden … … ist mir von Rockkonzerten bekannter als vom Sport. Meine bevorzugte Laufstrecke … … ist die Havel vom Flensburger Löwen in Wannsee zur Glienicker Brücke in Potsdam und zurück. Die Strecke, die „Marathoni-Hübi“ entdeckt hat. Marius Müller-Westernhagen … … hat mich zum Laufen gebracht, mit dem Hinweis auf einen Astronauten, der 17 Minuten täglich morgens gelau-

Als Student: WG oder Einzelzimmer? Einzel. Im Glas: Apfelwein oder Apfelsaft? Saft. Auf dem Sofa: Hund oder Katze? Katze. Im Urlaub: Indischer Ozean oder Schwäbisches Meer? Ozean. Treppenhaus oder Fahrstuhl? Treppe – immer. Zum Frühstück: Müsli oder Bacon? Müsli. Auf Reisen: Bahn oder Flieger? Bahn. Cabrio oder Coupé? Coupé. Schaltung oder Automatik? Schalten. Nach der Sauna: Schwalldusche oder Tauchbecken? Tauchbecken. Asphalt oder Trail? Trail. Laufschuhe: aus dem Fachgeschäft oder Internet? Geschäft. Energieriegel oder Banane? Banane. Beim Training: MP3-Player oder Vogelgezwitscher? Vögel und Wind.

RUNNING | 4/2015

129


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.