Laufen in Krisengebieten

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REPORTAGE | Krisengebiete

Pass bloß auf … von Jochen Schmitz

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FOTO: RALF GRANER

iesen gut gemeinten Hinweise hören Marathonis regelmäßig, wenn sie sich der Herausforderung über 42,195 Kilometer stellen. Wenn das Rennen dann im Ausland an so sehnsuchtsträchtigen Orten wie New York oder London stattfindet, wird der Aussage noch vehement Nachdruck verliehen – zu gegenwärtig scheinen die Gefahren im fernen Großstadtdschungel. Begibt sich der Sportler zur Ausübung seines liebsten Hobbys in potenzielle Krisengebiete, so wandelt sich der freundschaftliche Ratschlag in eine ernsthafte Warnung. Die ist oftmals aber gar nicht berechtig, da es an Informationen und Aufklärung zu vermeintlich unsicheren Laufzielen mangelt.

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RUNNING – Das Laufmagazin hat sich im vergangenen Frühjahr in das Fadenkreuz der Geschichte rund um das Tote Meer begeben und sich beim Jerusalem Marathon in Israel sowie beim Dead Sea Ultra Marathon in Jordanien mit Teilnehmern darüber unterhalten, wie sie die Situation vor Ort empfanden. Abgesehen von subjektiven Empfindungen, ist es stets ratsam, vor Fernreisen beim Auswärtigen Amt Auskünfte zum jeweiligen Land einzuholen.

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REPORTAGE | Krisengebiete

Dead Sea Ultra Marathon 2015

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Anreise und Unterkunft 2015 war seit vielen Jahren erstmals kein deutscher Laufreiseanbieter beim Dead Sea Ultra Marathon vor Ort. Das wird sich in Zukunft hoffentlich ändern. Wer individuell einen Trip zum Kult-Ultra in Jordanien plant, der ist mit den Direktflügen von Royal Jordanian (beispielsweise ab Berlin) gut bedient. Airlines wie Lufthansa oder Air France fliegen auch nach Amman, allerdings meist mit einem Zwischenstopp. Im Zielgelände der Veranstaltung am Toten Meer finden sich zahlreiche Hotelanlagen, wie beispielsweise von Hilton oder Holiday Inn. Empfohlen sei Läufern weiterhin das Mövenpick Resort & Spa Dead Sea. Die meisten ausländischen Starter kommen hier unter, da sie die Lage am Wasser, das Spa sowie den geräumigen Fitness-Raum schätzen. Wer sich hier direkt nach dem Finish noch mit Startnummer und Medaille zum Frühstücksbuffet begibt, erntet keine abfälligen Blicke, sondern Anerkennung.

RUNNING: Hast Du Dich im Vorfeld über die Sicherheitslage im Land informiert? Pauline: Nein, die politische Situation hat mir keine Sorgen bereitet, deshalb habe ich mich nicht weiter informiert. Name: Pauline Mariecarol Herkunft: Frankreich Gelaufene Distanz (in Jordanien): Halbmarathon Finisherzeit in Jordanien: 2:04:35 Stunden Bisher absolvierte Marathons: 3 Halbmarathons, 1 Marathon

Jochen Schmitz/RUNNING: Wie bist Du auf die Idee gekommen, in Jordanien zu laufen? Pauline Mariecarol: Vor drei Monaten habe ich mich einfach aus Interesse entschieden, hier zu starten.

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RUNNING: Was haben Bekannte und Verwandte zu dem Vorhaben gesagt? Pauline: Sie wissen schon seit Langem, dass ich total verrückt bin und Einwände sinnlos sind. RUNNING: Wie bist Du angereist? Pauline: Ich bin privat mit einigen Freunden ganz normal von Paris mit dem Flugzeug hierhergekommen, keine organisierte Laufreise also. RUNNING: War das Einreiseprozedere umständlich oder besorgniserregend?

FOTOS: JOCHEN SCHMITZ

FOTO: JOCHEN SCHMITZ

www.runjordan.com www.visitjordan.com

Pauline: Nein, Du kaufst Dir einfach ein Visum am Flughafen für 40 Jordanische Dinar, und das ist es dann auch schon.

den tiefstgelegenen See der Erde zu. Die Aussicht ist dabei wunderschön. Die ganze Straße war für uns Läufer gesperrt.

RUNNING: Hast Du Dich im Land sicher gefühlt? Pauline: Ja.

RUNNING: Kannst Du die Veranstaltung weiterempfehlen? Pauline: Definitiv ja. Schade ist nur, dass so wenige Zuschauer am Streckenrand stehen.

RUNNING: Wie fandest Du die Sicherheitslage beim Lauf? Pauline: Dort war viel Security und Ambulance. Ich finde das aber gut, es ist ja auch für die Läufer von Vorteil, die eventuell zu wenige trainiert haben oder sich unwohl fühlen, die bekommen dann schnell Hilfe im Ernstfall. RUNNING: Wie hast Du den Marathon von der sportlichen Seite her wahrgenommen? Pauline: Das Event ist für mich einzigartig. Du läufst die ganze Zeit bergab auf

RUNNING: Wirst Du wiederkommen? Pauline: Ganz bestimmt. RUNNING: Was steht nach dem Finish jetzt zur Erholung an? Pauline: Schau Dich um, ab ins Tote Meer und dann in eines der Spas hier in einem der Hotels. Vielleicht fahren wir noch nach Petra in die Felsenstadt, dort soll es übrigens auch einen Lauf geben.

Der Dead Sea Ultra Marathon Die Berghänge geben ihre bronzene Farbe langsam dem Auge des Betrachters preis. Nach und nach gewinnt die Sonne am Himmel überhand und wird später erbarmungslos auf die Läufer niederbrennen. Schafe, Esel, Palmen und Einheimische mit Wasserpfeife säumen die stets bergab führende Strecke zum Ziel am Toten Meer. Das ist der Dead Sea Ultra Marathon. Im Feld der Ultras über 50 Kilometer finden sich stets zahlreiche Ausländer, insgesamt sind bei dem langen Kanten in diesem Jahr 150 Mutige an den Start gegangen. Die Halbdistanz gönnten sich circa 500 Aktive. Der Rest der insgesamt 7.000 Sportler tummelte sich beim Zehn-Kilometer-Rennen, das mehr ein Happening der ansässigen Bevölkerung ist als ein Wettkampf. 2016 findet das Event voraussichtlich am 08.04.2016 statt.

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Jerusalem Marathon 2015

Susanne: Ich habe mich für eine organisierte Laufreise entschieden und bin mit der Gruppe gereist.

Name: Susanne Scheffler Herkunft: Deutschland, Erding Jahrgang: 1981 Gelaufene Distanz (in Jerusalem): Marathon Finisherzeit in Jerusalem: 4:04:12 Stunden Bisher absolvierte Marathons: 55 x Marathon und länger

Jochen Schmitz/RUNNING: Wie bist Du auf die Idee gekommen, in Jerusalem zu laufen? Susanne Scheffler: Ich habe mich das erste Mal einer organisierten Laufreise angeschlossen, und in diesem Fall sollte es natürlich auch ein Reiseziel sein, wo ich sonst alleine nicht hingefahren wäre. Die Kombination aus dem Marathon in Jerusalem, gemeinsamen Läufen während der Reise und dem anschließenden Programm fand ich so interessant.

Der Jerusalem Marathon Seit fünf Jahren gibt es nun den Jerusalem Marathon, und das Event erfreut sich insbesondere durch seine Unterdistanzen an wachsender Beliebtheit. Mit verantwortlich an dem Erfolg der Veranstaltung ist im großem Maße der laufbegeisterte Bürgermeister der heiligen Stadt Nir Barkat. 2011 gab es am Marathon-Wochenende einen Bombenanschlag in der Nähe des Startgeländes, der aber dem Lauf nicht nachweislich zugeschrieben werden konnte.

RUNNING: Hast Du Dich im Vorfeld über die Sicherheitslage im Land informiert? Susanne: Ja, im Internet. Und ich habe vor der Buchung mit Nils Krekenbaum als Organisator und Mitläufer telefoniert, um letzte Bedenken auszuräumen.

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FOTO: JOCHEN SCHMITZ

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FOTOS: JOCHEN SCHMITZ · INGO KUTSCHE

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RUNNING: Was haben Bekannte und Verwandte zu dem Vorhaben gesagt? Susanne: Die Reaktionen hätten unterschiedlicher nicht sein können. Oft kam voller Zuspruch von Bekannten, welche selber schon einmal in Israel waren oder Entsetzen. Es gab recht viele, die der Meinung waren, dass Israel das letzte Land wäre, wo sie hinfahren würden und sie konnten meine Entscheidung nicht nachvollziehen. RUNNING: Wie bist Du angereist?

RUNNING: War das Einreiseprozedere umständlich oder besorgniserregend? Susanne: Überhaupt nicht. Ich war vorsorglich drei Stunden vorher schon am Flughafen, und es war absolut entspannt. Ich habe mit mehr Aufwand, Befragungen und Sicherheitskontrollen bei der Einreise gerechnet als bei anderen Ländern. Dies war jedoch, zumindest bei meinem Flug, nicht der Fall. Lediglich bei der Ausreise wurden stichprobenweise einige Reisende, in diesem Fall sogar ich, intensiver befragt. Davon hatte ich jedoch vorher bereits gehört und gelesen und war darauf eingestellt, dass die Befragungen auch sehr in den persönlichen Bereich gehen können. RUNNING: Hast Du Dich im Land sicher gefühlt? Susanne: Ja. RUNNING: Wie fandest Du die Sicherheitslage beim Lauf? Susanne: Aus meiner Sicht war diese nicht anders als bei jedem anderen großen Stadtmarathon auch. Natürlich gab es Sicherheitskräfte beziehungsweise Polizei, die an Kreuzungen standen, aber die gibt es bei uns ja auch. Nur dass bei uns die Waffen vielleicht ein bisschen unauffälliger mitgeführt werden. RUNNING: Hat Dich das während des Rennens gestört? Susanne: Nein, ich habe mich die ganze Zeit sicher und nicht bedroht gefühlt. Allerdings habe ich persönlich beim Laufen auch nicht mehr über die Sicherheitslage nachgedacht oder nach Anzeichen gesucht, die mich verunsichern könnten. RUNNING: Wie hast Du den Marathon von der sportlichen Seite her wahrgenommen? Susanne: Die gesamte Veranstaltung war super organisiert, und die Pastaparty am Abend vorher einmalig. Wir hatten perfektes Frühlingslaufwetter,

die Strecke war anspruchsvoll und abwechslungsreich, und während des Rennens gab es alle paar Kilometer Wasser. Ich persönlich hätte mir zwar zwischendurch auch mal Tee oder Cola gewünscht, aber es war okay. Die Strecke führt an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei, das Auf und Ab ermöglicht oft einen tollen Ausblick und das kurze Stück durch die Altstadt mit Jaffa- und Zion-Gate ist wohl auch eins der vielen Highlights. Ich habe während des Laufes vieles wiedererkannt, was wir am Tag davor schon besichtigt haben. RUNNING: Kannst Du die Veranstaltung weiterempfehlen? Susanne: Ja, auf jeden Fall! Der Marathon in Jerusalem ist ein schöner Grund, um Israel zu besuchen. Tja, und wenn man schon einmal dort ist … RUNNING: Wirst Du wiederkommen? Susanne: Das eher nicht. Aber nicht, weil es nicht toll war, sondern weil es noch zu viele andere spannende Länder und Läufe gibt, wo ich jetzt noch hin möchte. RUNNING: Was steht nach dem Finish zur Erholung an? Susanne: Dadurch, dass der Start schon so früh ist, bleibt noch der gesamte Nachmittag, um auf eigene Faust Jerusalem und die Altstadt zu erkunden. Außerdem haben wir eine sehr abwechslungsreiche und interessante Rundreise mit einem Besuch der Felsenfestung Masada, dem obligatorischen Bad im Toten Meer, Bethlehem mit dem Morgenlauf zu den Hirtenfeldern, Nazareth, Bootsfahrt auf dem See Genezareth, Fahrt zu den Golanhöhen und dem Banias-Schutzgebiet, zwei Übernachtungen in einem Kibbuz, Spaziergang und Besichtigung der Kreuzfahrerfestung in Akko, Haifa und Tel Aviv mit Bad im Mittelmeer und zwischendurch kurze Stopps, wie beispielsweise am Jordan, um die Stelle zu sehen, an der Jesus getauft worden sein soll, vor uns. Und die anstehenden täglichen gemeinsamen Läufe führen mich hoffentlich in Ecken, in die ich sonst nie kommen würde.

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