REPORTAGE | Mallorca Marathon
Der Kopf tut weh, die Beine auch von Jörg Berg & Jochen Schmitz
FOTO: PALMA DE MALLORCA MARATHON
Malle ist nur einmal im Jahr
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Es ist Anfang Oktober, die Tage werden langsam kürzer. Für die Runden in meiner Heimatstadt Dorsten wechselt das Laufequipment so langsam auf Winterbetrieb. Vorbei sind die flotten Trainingseinheiten in Shorts und kurzärmligem Shirt. Dafür kommen Handschuhe, Mütze und Stirnlampe wieder verstärkt zum Einsatz. Aber da gibt es ja noch meinen garantiert sonnigen Saisonabschluss.
Man spricht deutsch Entsprechend des Veranstaltungs-Mottos „Follow the Sun“ stehe ich seit 2006 jedes Jahr beim Mallorca Marathon am Start. Bei den morgendlichen Läufen an der Platya de Palma treffe ich auf zahlreiche Landsleute, die stolz ihre Finisher-Shirts oder die Trikots ihrer örtlichen Leichtathletik-Vereine tragen. Nicht von ungefähr kommt etwa die Hälfte der Teilnehmer des Events auf der Balearen-Insel aus Deutschland. Es ist ja auch so verlockend: In gut zwei Flugstunden entflieht man dem trüben Herbst in Richtung Sommer, Sonne, Strand. Selbst wenn ich die An- und Abreise zum Flughafen dazu rechne, brauche ich nicht länger als zu vielen heimischen Marathons. Und selbst die Flüge sind, wenn rechtzeitig gebucht wird, nicht teurer als ein Bahnticket von Dorsten nach Berlin.
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Fortsetzung folgt Jetzt hieß es mal wieder Flüge und Unterkunft buchen und über die Internetseite des Veranstalters (www.palmade mallorcamarathon.com) die Anmeldung vornehmen. Das alles funktionier-
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Nahezu keine Veränderungen Als ich am Freitag vor dem Rennen im Parc de la Mar in Palma meine Startunterlagen abhole, überrascht mich die Tatsache, dass es sowohl an der Location als auch bei der Organisation der Startnummernausgabe nahezu keine Veränderungen gibt. Alles scheint an seinem gewohnten Platz. Selbst bei dem
Wahrscheinlich ist das einer der Hauptgründe dafür, dass sich die meisten der Teilnehmer in entspannter Urlaubsatmosphäre zeigen. Lediglich bei denjenigen, die erst kurz vor dem Lauf ihren Kleiderbeutel abgeben, kommt ein wenig Hektik auf. Dann ertönt pünktlich das Auftaktsignal.
anschließenden Bummel über die Marathonmesse präsentiert sich nichts Neues; einige wenige Stände mit einem überschaubaren Angebot schonen den Geldbeutel. Der Start des Marathons und Halbmarathons ist wie in den Vorjahren um 9.00 Uhr; der ebenfalls angebotene Zehn-Kilometer-Lauf startet um 9.40 Uhr. Da es auf dem Eiland Mitte Oktober mittags schon mal 30 Grad werden können, ist diese Startzeit mit Bedacht gewählt.
Die Sache mit dem Durst Bei Sonnenschein setzt sich das Sportlerfeld auf der breiten Straße in Richtung Hafen in Gang. Als Service gibt es
Der Wettkampf-Sonntag Wer ein Quartier außerhalb von Palma bezieht, kommt mit dem kostenlosen Stadtbus (ist in der Meldegebühr enthalten) schnell zum Event-Gelände. Da die Busse stark frequentiert sind, muss man etwas mehr Zeit einplanen. Der Start- und Zielbereich liegt unverändert auf der gesperrten Hauptstraße unterhalb der Kathedrale „La Seu“. Hier hat der Veranstalter an dem bewährten Konzept festgehalten. Die Blicke auf die Bischofskirche auf der einen und das Meer auf der anderen Seite sind bei aufgehender Sonne einfach spektakulär.
Neuheit 2016 FOTOS: PALMA DE MALLORCA MARATHON · JOCHEN SCHMITZ
Bis 2014 war der Reisekonzern TUI der Organisator und Namensgeber des Mallorca Marathon. Durch seine Präsenz sowie Infrastruktur auf der Insel und die Zusammenarbeit mit der Agentur Eichels: Event GmbH aus Hannover überzeugte dieses Duo jedes Jahr mit perfekter Organisation und Durchführung. Mit dem 2013 angekündigten Ausstieg von TUI schien es zwischenzeitlich unklar, ob es nach 2014 eine Fortsetzung der etablierten Veranstaltung gibt. Sollte dies das Aus meiner regelmäßigen Inselträume bedeuten? Nein, und so freute ich mich inständig, als Anfang 2015 das Unternehmen Kumulus verkündete, dass es mit Unterstützung mehrerer Sponsoren weitergeht.
te gewohnt problemlos. Besonders staunte ich über die moderaten Startgebühren. Schließlich hegte ich den Verdacht, dass durch den Wegfall eines Großsponsors alles zumindest etwas teurer werden würde. Das Gegenteil war der Fall, die Meldegebühren lagen unter denen des Vorjahres. Darüber hinaus erhielten alle Starter über die Marathon-Distanz dieses Mal kostenlos ein schickes Finisher-Shirt. Auf einer Pressekonferenz kündigten die Organisatoren an, dass der Mallorca Marathon mit einem gewandelten Konzept aufwartet. Jetzt hatte ich mich in all den Jahren so schön an alles gewöhnt, und alles gelang doch immer so prima. Änderungen? Meine Spannung stieg.
FOTOS: PALMA DE MALLORCA MARATHON · JOCHEN SCHMITZ
Ein erfolgreiches Duo
Die Tageslizenz sowie die Versicherung vom Spanischen Athleten Verband sind in der Anmeldegebühr für den Mallorca Marathon 2016 bereits inkludiert. Des Weiteren werden die Teilnahmebedingungen mit dem Haftungsausschluss direkt beim Anmeldevorgang akzeptiert. Somit vereinfacht respektive beschleunigt sich der Vorgang der Startnummernabholung.
die an ihren großen Ballons und besonderen Shirts erkennbaren Pacemaker. Durch den gemeinsamen Start laufen die Marathonis mit den Teilnehmern des Halben zusammen. Ich begleite Miriam bei ihrem Mallorca-Debüt im Halbmarathon. Wie gewohnt, bewegt sich der Tross zunächst über den Paseo Maritimo in östliche Richtung. Nach knapp vier Kilometern erreichen wir die erste Verpflegungsstation. Neben einer kleinen Obstauswahl gibt es die bekannten 0,33-Liter-Wasserflaschen. Zwischen den einzelnen Erfrischungspunkten liegen jeweils vier Kilometer, und da mit zunehmender Dauer die Temperaturen steigen, sei empfohlen, die Flaschen nicht gleich nach dem ersten Schluck wegzuwerfen, sondern sie für weitere Trinkpausen bei sich zu behalten. Und mit dem Durst ist das hier ja so eine Sache. Ich jedenfalls kann meine besonders durstige Laufpartnerin bestens versorgen.
Schöner, aber ruhiger Als wir nach gut zehn Kilometern in die Altstadt einbiegen, wird klar, dass hier
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vermisse, sind die Musiker und Tanzgruppen, die in den Vorjahren vermehrt entlang der Strecke für ausgelassene Stimmung sorgen. Selbst am Plaza Major, sonst ein echter Hotspot, ist es vergleichsweise ruhig. Dafür sind aber die sensationellen Aussichtspunkte während der Abschnitte rund um die
IM GESPRÄCH MIT DAVID THOMPSON
Die letzten Teilnehmer des Mallorca Marathon 2015 liefen gerade durch den Finisherkanal, da stand uns David Thompson vom neuen Organisations- und Veranstaltungs-Team Kumulus schon Rede und Antwort zum Sport-Kultevent auf dem Eiland.
Jochen Schmitz/RUNNING: Auf der Homepage des Mallorca Marathon findet sich die Ausschreibung neuerdings auch in chinesischer Sprache. Soll so ein neuer Markt erreicht werden? David Thompson: Das wird sich zeigen. Auf jeden Fall ist es so, dass die Chinesen auf Mallorca angekommen sind. Es gibt Verbindungen über die Universität und über die Politik. Und da gerade ein chinesisches Seminar hier auf der Insel war, haben wir die Seite schnell übersetzen lassen, die Homepage gibt es nun in fünf Sprachen. Letztendlich waren in diesem Jahr bei den Rennen einige wenige chinesische Teilnehmer. RUNNING: Welche Länder sind Eure Hauptzielgruppen? Thompson: Ganz klar Deutschland, aber auch Skandinavien und UK, da sind wir stärker reingegangen, und in letzter Zeit stellen wir fest, dass sich zunehmend mehr Amerikaner für Mallorca und den Mallorca Marathon interessieren. Und darüber hinaus die Kanadier, für sie ist die Insel hier so etwas wie Palms Springs. Sie schätzen an Mallorca das Wetter und die guten Bedingungen für zahlreiche Ausdauersportarten. Hier kann man ja selbst in einem Fünf-Sterne-Hotel sein Fahrrad durch die Lobby schieben, das kennen die Kanadier so nicht. Damit erschließen sich nach und nach immer mehr Märkte für uns. RUNNING: Kommen wir von den Läufern zur Laufstrecke. Warum habt Ihr diese im Gegensatz zu den Vorjahren geändert? Thompson: Die Einrundenstrecke hatte hinten raus einige Schwachpunkte, die Marathonis waren da manchmal ziemlich alleine. Da haben wir uns gedacht: Palma ist so schön, die Altstadt so sehenswert und zur Mittagszeit schattenreich – warum nicht einen attraktiveren Zwei-Runden-Kurs
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anbieten und zeigen, was die Stadt zu bieten hat? Und da dieser Lauf hier ein Genießer-Marathon ist, passt das umso besser. Auch hier wollen wir natürlich für 2016 weiter verbessern – besonders in Sachen Streckenabsperrung. RUNNING: Habt Ihr mitbekommen, dass ein großes deutsches Reiseportal den Mallorca Marathon zu einem der besten spanischen Marathons wählte? Wie wichtig ist so etwas für Euch? Thompson: Wir haben das auch erst heute erfahren. Uns ist vollkommen klar, dass Online-Portale sehr wichtig sind, somit freut uns das sehr. Schauen wir mal, welchen Auswirkungen das auf die Veranstaltung 2016 hat.
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RUNNING: Erstmals wurde bei der Anmeldung ein Haftungsausschuss mit einem ärztlichen Attest abgefragt. Was hat Euch zu diesem Schritt bewogen? Thompson: Im Veranstaltungsmetier besitzen wir jahrelange Erfahrung und haben das konsequenterweise umgesetzt. Das ist einfach ein „must have“. Wir möchten die Leute sensibilisieren, die sich vielleicht nicht ganz optimal vorbereitet haben. Sie sollen noch einmal über ihren Start nachdenken. Das ist ein schöner Sport, und wir wollen alle zusammen Spaß haben und nicht die Gesundheit riskieren.
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RUNNING: Kommen wir von den Innovationen zum Altbewährten. Die Party im Mega Park gibt es weiterhin. Da seid Ihr nicht drum herumgekommen? Thompson: (lacht) Das ist ja auch ein Teil von Mallorca, und das gehört dazu. Ist doch schön, wenn die Läufer nach dem Sport in lockerer Stimmung noch zusammen sind. Ich komme jetzt gerade aus der Altstadt, da sitzen viele Finisher und feuern die Läufer an, die noch auf der Strecke sind. Diese Gemeinschaft findet sich dann im Megapark wieder – das ist toll. RUNNING: Wie lautet Dein erstes Fazit zum Event? Thompson: Wir hatten sehr, sehr viele spontane Nachmeldungen. Im nächsten Jahr knacken wir dann die Marke der 10.000 Teilnehmer, noch sind wir knapp drunter. Unser Breakfastrun und der Palma Kids Run mit 2.000 Kindern kamen sehr gut an. Das Wetter stimmte auch, und ich habe in viele entspannte, glückliche Gesichter gesehen. Natürlich ist es unser Bestreben, den Service für die Athleten weiterhin zu verbessern und die Veranstaltung weiterzuentwickeln. Für 2016 wollen wir beim Check-In, beim Layout der Eventfläche und bei der Streckenabsperrung und -animation ansetzen.
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Kathedrale geblieben. Viele zücken hier ihre Kameras oder Smartphones und halten die grandiose Kulisse im Bild fest. Kurz bevor die Teilnehmer des Halbmarathons auf die Zielgerade einbiegen, trennt sich das Aktivenfeld. Und damit trennen sich hier auch Miriam und ich.
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die Streckenführung leicht modifiziert wurde. In den Vorjahren liefen wir stets im Uhrzeigersinn durch Palma. Nun schlängeln wir uns in entgegensetzter Richtung durch die herrlich verwinkelten Gassen. Der Kurs weist ein paar mehr Kurven und einige zusätzliche leichte Steigungen auf. Was ich etwas
REPORTAGE | Mallorca Marathon Veranstalter
Noch mal von vorne Nun kommt das eigentlich Neue des Mallorca Marathon 2015. Wir begeben uns auf eine zweite, identische Runde, das heißt: wieder in Richtung Hafen bis zum ersten Wendepunkt am historischen Militärmuseum. Abgeschlossen ist endlich die Zeit, als man sich von Kilometer 21 bis zum Wendepunkt bei Kilometer 31 an Gewerbegebieten, Schnellstraßen oder Hinterhöfen von Hotelanlagen vorbeikämpfte ‒ ohne Zuschauer, ohne Stimmung, es herrschte lediglich Tristesse. Dafür konnte mich selbst der schöne Rückweg nach Palma damals nicht entschädigen. Ich finde den aktuellen Zwei-Runden-Kurs attraktiver. Nachdem die anderen 837 offiziellen Marathonfinisher und ich bis Kilometer 33 ausreichend Platz auf der Strecke erhielten, macht sich gegen Mittag die aufkommende Zahl von Touristen bemerkbar.
Zieleinlauf:
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Online-Anmeldung mit Frühbucher-Vorteil ab Dezember 2015 Sie sind nicht wegen des Rennens gekommen, sondern wollen gemütlich durch die Altstadt schlendern. Für manch einen sind die durchgeschwitzten Typen mit einer Startnummer auf der Brust sicherlich ein seltsamer Anblick. Und so kommt es zu durchaus „interessanten“ Begegnungen. Nämlich immer dann, wenn ein Läufer versucht,
Palma de Mallorca Marathon Nächster Termin: 16.10.2016 Siegerzeit Marathon Frauen 2015: 2:59:18 Stunden Siegerzeit Marathon Männer 2015: 2:43:15 Stunden Marathon-Finisher: 878 Läufer Gesamt-Finisher: ca. 8.500 Läufer Wettbewerbe: Marathon, Halbmarathon, 10 km, Breakfastrun, Kinderlauf, Staffel Marathon-Startgeld: 45,– bis 85,– Euro 70 % der Teilnehmer kommen aus dem Ausland, die meisten davon aus Deutschland. Der Frauenanteil beträgt 40 % und ist damit einer der höchsten bei Laufevents in Spanien.
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eine Gruppe von Spaziergängern zu umkurven. Mit der notwendigen Portion Gelassenheit bleiben diese Situationen entspannt, zumal der Kurs sich weniger für Bestzeiten eignet – hier wird Genießen großgeschrieben. Der unveränderte Zieleinlauf unterhalb der Kathedrale ist dann wieder alleinig den Läufern vorbehalten. Für die mitreisenden Angehörigen findet sich ebenfalls genügend Platz, damit sie die sehnsüchtig erwarteten Heroen gebührend in Empfang nehmen können.
Ende gut, alles gut Wir Finisher erhalten im Zielbereich weiterhin eine gute Versorgung. Von der Medaillenausgabe über die Getränkeversorgung bis zur Rückgabe der Kleiderbeutel gestaltet sich alles prima. Was mir allerdings fehlt, sind die Duschzelte. Aber hier findet der Veranstalter nach eigenen Angaben eine Lö-
sung. Ab 2016 werden Duschmöglichkeiten vorhanden sein. Mein Fazit: Der Mallorca Marathon ist nach wie vor ein toll organisiertes Laufevent, bei dem man bei schönem Wetter genussvoll seinen Saisonausklang feiern kann. Deshalb gilt für mich auch in diesem Jahr wieder „Follow the sun“.
SURFTIPPS ZUM THEMA www.palmademallorcamarathon.com/ www.palmademallorca.es www.mallorca.de
FOTOS/GRAFIK: PALMA DE MALLORCA MARATHON
Nicht rasen, genießen